Aufsuchende Altersarbeit im Schoren-Quartier in Basel - Age ...
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Aufsuchende Altersarbeit im Schoren-Quartier in Basel Projektporträt und Leitfaden zum Aufbau einer entsprechenden Stelle
KONTAKT INHALT
ZUSAMMENFASSUNG
Pionierarbeit mit Herz im Schoren Basel............................................................ 3
Geschäftsstelle PROJEKTPORTRÄT
Fundus Basel
Nicole Tschäppät, Stellenleiterin Das Umfeld...................................................................................................... 4
Soziokulturelle Animatorin FH Luzern
Hammerstrasse 160 • 4057 Basel Die Zielgruppen................................................................................................ 5
Tel. 077 488 37 56
hallo@fundus-basel.ch • www.fundus-basel.ch Der Verein FUNDUS BASEL............................................................................... 6
Das Angebot.................................................................................................... 8
FALLBEISPIEL
Herr Moser..................................................................................................... 12
LEITFADEN ZUM AUFBAU EINER ENTSPRECHENDEN STELLE
IMPRESSUM 1. Vorbereitung............................................................................................ 14
2. Aufbauphase............................................................................................ 15
Herausgeberin: Age-Stiftung 3. Anforderungsprofil an die Stellenleitung.................................................... 16
Verfasst durch: Nicole Tschäppät und Philipp Bürge
Fotos: Kathrin Schulthess, schulthess-foto.ch 4. Infrastruktur............................................................................................. 17
(Porträts Titelseite, Seite 3, Porträt Seite 7,
Seiten 8–11 und 14 sowie Seiten 16–23) 5. Partnernetzwerk....................................................................................... 18
Philipp Bürge (Seiten 4, 5, 7 und 12)
Adobe Stock, pololia (Porträt Seite 5) 6. Arbeit mit schwer erreichbaren Senioren und Seniorinnen.......................... 19
Gestaltung/Layout: Hülle & Fülle, Liebefeld,
huelleundfuelle.ch 7. Kommunikation........................................................................................ 20
Publiziert: Dezember 2021
8. Finanzierung............................................................................................ 21
Dieser Bericht dokumentiert ein Förderprojekt
der Age-Stiftung – weitere Informationen dazu 9. Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit............................................................... 22
finden Sie unter www.age-stiftung.ch.
Der Bericht ist integraler Bestandteil der Förderung. 10. Wissenstransfer........................................................................................ 23
Projekt-ID: 766 (I-2020-016)
HÜLLE & FÜLLE
ATELIER FÜR INHALT UND GESTALT
2ZUSAMMENFASSUNG
Pionierarbeit mit Herz im Schoren Basel
PHILIPP BÜRGE. Mit der Einführung der aufsuchenden Altersarbeit leistet der Verein Im ersten Teil des vorliegenden Berichtes wird der Verein Fundus Basel porträ-
Fundus Basel seit zwei Jahren wichtige Pionierarbeit. Ist die Methode der aufsu- tiert. Hier wird aufgezeigt, in welchem geografischen Umfeld er sich bewegt und
chenden Arbeit in den Bereichen der Jugend-, Sucht- oder Gassenarbeit schon seit an welche Menschen er sich richtet. Das Projektporträt gibt Einblick in die Ent
Jahren etabliert, fristete sie bislang im Bereich des Alters noch ein Schattendasein. stehung, die Arbeitsweise und die Dienstleistungen des Vereins. Die Angebots-
palette ist breit gefächert, und es ist beeindruckend, wie die beschränkten Res-
Die soziokulturelle Animatorin, Nicole Tschäppät, ist das Gesicht des Vereins sourcen gebündelt werden, um einen möglichst grossen Effekt zu erzielen. Das
Fundus Basel und ist im Basler Schoren-Quartier unterwegs – mit dem Velo, Netzwerk der beteiligten Partnerorganisationen spielt dabei eine zentrale Rolle.
einem Anhänger, Infomaterial und einer sympathischen, offenen Art, auf fremde
Menschen zuzugehen. Ihre Aktionen sind pragmatisch und unorthodox; deren Was das vielfältige Angebot und das persönliche Engagement der Stellenleiterin
Wirkung für die Betroffenen jedoch sehr unmittelbar. bei den Betroffenen bewirken können, und wo die niederschwelligen Massnah-
men ansetzen, wird im kurzen Fallbeispiel von Herrn Moser als orange hinterleg-
Den Fokus legt sie bei ihrer Mission auf Menschen im vierten Lebensalter. Da- tes Intermezzo in der Mitte des Berichtes nachvollziehbar gemacht (Seiten12–13).
bei geht es vor allem um einsame, vulnerable und sogenannte «unerreichte»
Menschen. Diese leben zurückgezogen, allein und nicht selten in Armut und mit Fundus ist also ein junges Projekt im Kleinbasler Hirzbrunnen-Quartier, das einen
Migrationshintergrund. Menschen also, die durch die sprichwörtlichen Maschen gesellschaftlichen Grundbedarf abzudecken scheint. Umso bedauerlicher ist es,
des sozialen Netzes gefallen und in ihrer Hilflosigkeit gefangen sind. dass seine Existenz immer wieder von Neuem grundlegend infrage gestellt ist, bis
die Finanzierung für das nächste Betriebsjahr gesichert ist. Auch die gewünschte
Es ist äusserst leicht, mit Nicole Tschäppät ins Gespräch zu kommen, und bald Ausweitung der Tätigkeiten ins Matthäus-Quartier konnte bislang aufgrund
schon spürt man nebst ihrer Leidenschaft für die Sache ihren grossen Erfahrungs- fehlender Finanzierung noch nicht erfolgen.
schatz, der hinter den Geschichten steckt. Sie könnte wahrlich ein Buch schrei-
ben, hat sich aber im vorliegenden Bericht auf einen kurzen Leitfaden beschränkt Apropos «Projekt»: Nicole Tschäppät verwendet lieber den Begriff «Initiative»,
(grün hinterlegter zweiter Teil). Dieser will eine Einstiegshilfe für Menschen sein, wenn von Fundus Basel die Rede ist, da er ihr zutreffender scheint. Schliesslich ist
die sich an ein ähnliches Projekt wagen und erahnen möchten, was dabei auf sie Fundus kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern eine Institution mit langfristigem
zukommen könnte, was die Gelingensfaktoren sind, und wo die Stolpersteine Fortbestand, die bereits heute ein festes Element der Quartierarbeit im Schoren
liegen. ist. Darauf legt sie zu Recht Wert.
3PROJEKTPORTRÄT
Das Umfeld
«Die Aufwertung
der Quartiere und
damit die Gentrifizierung
schreitet in vielen
Quartieren schnell
voran.»
Die Baustrukturen im Hirzbrunnen-Quartier sind vielfältig und kontrastreich.
Im Kanton Basel-Stadt wohnen 201156 Personen, ver- der grösste Stadtteil von Basel und verfügt über den Viele Quartierbewohnende leben bereits seit etlichen
teilt auf die drei Gemeinden Basel (178 120 Einwoh- höchsten Grünflächenanteil aller Kleinbasler Quar- Jahren hier. Zurzeit findet ein Generationenwechsel
nende), Riehen (21 788 Einwohnende) und Bettingen tiere. Die Einwohnerdichte ist mit 9301 Einwohnen- statt, weshalb die hohe Zahl an Seniorinnen und Se-
(1248 Einwohnende). Damit ist Basel die drittgrösste den pro Quadratkilometer im Verhältnis zu anderen nioren langsam etwas zurückgeht.
Stadt der Schweiz. Quartieren jedoch sehr tief. Mit einem hohen Anteil
Die Stadt selber ist in 19 Quartiere aufgeteilt, wovon an Einfamilienhäusern und Genossenschaftswoh- DREI WOHNBEZIRKE
sich acht in Kleinbasel und elf in Grossbasel befin- nungen und einem geringen Anteil an kleinen Woh- Das Quartier Hirzbrunnen ist in drei Wohnbezirke
den. Grossbasel liegt auf der linken Seite des Rheins. nungen unterscheidet es sich wesentlich von den unterteilt: Im südlichen Teil des Quartiers liegt Klein
Durch das Münster auf dem Münsterhügel und den anderen Kleinbasler Quartieren. riehen-Süd mit etwas mehr als 3400 Einwohnen-
Marktplatz mit dem Rathaus ist es das eigentliche den. Bezeichnend für diesen Teil des Hirzbrunnens
Zentrum von Basel. Kleinbasel liegt auf der rechten sind die vielen Genossenschaftswohnungen und
Rheinseite. Es galt lange als Stadtteil der «einfachen die Nähe zum Rhein. In der Mitte liegt Kleinrie-
Leute» und gilt noch heute mehrheitlich als Arbei- hen-Nord mit rund 2550 Einwohnenden und dem
ter- und Einwandererviertel mit einem weit höheren Claraspital. Zwischen den vielen Genossenschafts-
Ausländeranteil als Grossbasel. Die Aufwertung der Reiheneinfamilienhäu sern befinden sich ein paar
Quartiere und damit die Gentrifizierung schreitet in grosse Eigenheime mit Umschwung. Das Claraspital
K LEIN BA SEL
vielen Quartieren jedoch schnell voran. im Zentrum dieses Teils gibt dem Gebiet mit seinem
Hirzbrunnen
grossen öffentlichen Garten etwas Majestätisches
DAS QUARTIER HIRZBRUNNEN und trägt zur hohen Wohnqualität bei.
in
Fundus Basel war bisher vorwiegend im Kleinbas- Rhe Nördlich, durch eine Tramlinie vom Rest abgetrennt,
ler Quartier Hirzbrunnen, genauer im Wohngebiet liegt das Eglisee-Quartier mit 2760 Einwohnenden,
Schoren, tätig, weil der Verein seinen Ursprung im G ROSSBA SEL welches von der Bevölkerung umgangssprachlich
abgeschlossenen Projekt «Quartierarbeit Schoren/ «Schoren» genannt wird.
Hirzbrunnen» hat. Da das Quartier einen der höchs-
ten Altersanteile der Stadt aufweist, ist der Standort SCHOREN
auch strategisch sinnvoll. Hier stehen viele grosse Mehrfamilienhäuser zwi-
Das Quartier Hirzbrunnen liegt am Stadtrand, im schen ein paar Genossenschaftssiedlungen, Über-
Osten von Basel, zwischen den Bahngeleisen der bauungen mit Eigentumseinfamilienhäusern und
Deutschen Bahn, dem Naherholungsgebiet Lange dem Gartenbad Eglisee. Durch die Umnutzung eines
Erlen und der Grenze zur Gemeinde Riehen. Es ist Büroareals der Novartis AG entstand zwischen 2014
4Die Zielgruppen
und 2019 mitten im Wohngebiet Schoren neuer
Wohnraum für rund 800 Personen, in Form von
Eigentumswohnungen, Einfamilienhäusern und Miet
wohnungen. Dadurch änderte sich die Bevölkerungs-
zusammensetzung wesentlich.
BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR
DES SCHORENQUARTIERS
Ursprünglich wohnten im Schoren vorwiegend
Schweizer Familien der unteren und mittleren Mittel
schicht. Im Laufe der Zeit bezogen in den Mehr
familienhäusern immer mehr Familien mit Migra
tionshintergrund den günstigen Wohnraum, während
die verbleibenden Schweizerinnen und Schweizer
das Pensionsalter erreichten. Mit der Quartierent-
wicklung entstand Wohnraum im mittleren bis obe-
ren Preissegment, bildungsnahe Schweizer Familien
oder Expats zogen zu, und die soziale Durchmischung
veränderte sich.
Viele Menschen im vierten Lebensalter fallen durch die Maschen des sozialen Netzes.
Opfer der Gentrifizierung
Als Folge davon werden nun aber zwei Hochhäu-
VIERTES LEBENSALTER
ser totalsaniert, und rund 400 Personen verlieren
ihre Wohnung. Davon sind besonders Familien mit Die primäre Zielgruppe sind Seniorinnen und Senio- «Die eingeschränkte
Migrationshintergrund und viele Seniorinnen und
Senioren betroffen, die bereits seit dem Erstbezug
ren im vierten Lebensalter, die noch zuhause leben.
Das vierte Lebensalter lässt sich nicht durch eine
Mobilität macht
vor 60 Jahren dort wohnen und gut in die Nachbar-
schaft eingebunden sind.
spezifische Altersgrenze vom dritten unterscheiden.
Vielmehr ist der Zustand der Person entscheidend:
es schwierig, Freund
Menschen im vierten Lebensalter sind physisch, psy- schaften ausserhalb des
chisch und/oder kognitiv eingeschränkt, leben aber
trotzdem vielfach noch in den eigenen vier Wänden. Quartiers zu pflegen.»
Viele leben in Armut, mit chronischen Krankheiten,
Altersstruktur
mit Demenz oder mit einer psychischen Erkrankung.
Menschen mit Migrationshintergrund finden zudem
Anteil der Altersgruppe 65 + oft aufgrund sprachlicher oder kultureller Hürden und sie auf sich allein gestellt sind. Wegen ihren
kaum Anschluss. Einschränkungen können sie nicht mehr auf das
reichhaltige Angebot an Kursen, Beratungen und
VEREINSAMT UND «UNSICHTBAR» kulturellen Aktivitäten zurückgreifen, welches die
Die Mehrheit der Seniorinnen und Senioren im vierten Stadt Basel jüngeren Seniorinnen und Senioren
Lebensalter sind Frauen, die durch den Tod ihres Part- bietet. Sie sind vom gesellschaftlichen Leben ausge-
ners alleinstehend geworden sind. Einige haben keine schlossen, und sich Hilfe zu organisieren, wird eine
Kinder, andere haben den Kontakt zu den Kindern unüberwindbare Herausforderung. Da sie durch ihre
verloren; die Kinder leben zu weit weg, um Betreu- Einschränkungen viel weniger im öffentlichen Raum
ungsaufgaben übernehmen zu können, oder sie sind unterwegs sind und viel mehr Zeit alleine zuhause
mit dieser anspruchsvollen Aufgabe überfordert. Die verbringen, werden sie unsichtbar und schwer er-
eingeschränkte Mobilität macht es zudem schwierig, reichbar; niemand weiss, wo sie sich «verbergen».
Freundschaften ausserhalb des Quartiers zu pflegen,
und die kognitiven Einschränkungen verunmög- JÜNGERE SENIORINNEN UND SENIOREN
lichen oft eine ausgeglichene Beziehung zu den Die sekundäre Zielgruppe besteht aus Menschen im
Nachbarinnen und Nachbarn. Weiter sind die meis- dritten Lebensalter (über 65 Jahren), die nach wie
23,6 % 18,2 % ten Seniorinnen und Senioren im vierten Lebensalter vor aktiv, vital und mobil sind. Auch sie dürfen bei
kaum in der Lage, neue Medien zu nutzen und finden Bedarf von all den Angeboten profitieren. Quartier-
Hirzbrunnen restliche Wohnviertel
Stadt Basel Informationen im Internet deshalb nicht. bewohnende jeden Alters, die ihre Nachbarinnen
All diese Faktoren führen dazu, dass es den Men- und Nachbarn im vierten Lebensalter betreuen, kön-
schen der Fundus-Zielgruppe an Information fehlt nen die Angebote zu ihrer Entlastung nutzen.
5Der Verein FUNDUS BASEL
MOBILE ALTERSARBEIT IM QUARTIER gegründet. Er hat zum Ziel, die schwer erreichbaren, ein Fundus Basel auch Anwendung bei den älteren
Ein Netzwerk aus Institutionen aus den Bereichen Al- vulnerablen Seniorinnen und Senioren zu erreichen Menschen. Für die Vermittlung von Hilfestellungen
ter, Migration und Armut beschäftigt sich in Zusam- und sich in besonderem Masse um die «unsichtba- greift sie auf Freiwillige aus dem Quartier, auf eine
menarbeit mit der Stellenleiterin seit 2017 mit der ren» alten Menschen zu kümmern. Um dieses Ziel zu Übersetzerin und auf professionelle Fachpersonen
Thematik «unsichtbare» alte Menschen. Mit der zu- erreichen, ist die Stellenleiterin und soziokulturelle aus den verschiedenen Institutionen zurück.
nehmenden Zahl an Einpersonenhaushalten wächst Animatorin Nicole Tschäppät im Quartier unterwegs.
diese Personengruppe stetig. Vereinsamung, häufige EINZUGSGEBIET
Spitaleintritte, Verwahrlosung, Verbeiständung und Aufsuchende Arbeit Laut Statuten ist Fundus Basel ein in der Stadt Ba-
schlussendlich verfrühte, kostspielige Altersheimein- Durch Gespräche auf der Strasse, in Einkaufsläden sel aktiver Verein; durch sein Netzwerk aus Basler
tritte sind Konsequenzen davon. oder an Tramhaltestellen kommt Nicole Tschäppät – Altersinstitutionen ist er hier fest verwurzelt. Aufsu-
Den Netzwerkorganisationen ist bewusst, dass sie direkt oder indirekt – mit alten Menschen in Kontakt, chend ist Fundus Basel allerdings zurzeit ausschliess-
einen Grossteil der Seniorinnen und Senioren im die zurückgezogen leben. Arbeitsansätze, wie sie bei lich im Wohngebiet Schoren tätig. Die Stellenleiterin
vierten Lebensalter mit ihrer täglichen Arbeit nicht der mobilen, aufsuchenden Arbeit in den Bereichen hat hier vor der Vereinsgründung ein Projekt geleitet,
erreichen und diese folglich oft unterversorgt sind. Kinder, Jugendliche, Armutsbetroffene oder Sucht- aus dem heraus die Altersarbeit entstand. Der vor-
Deshalb wurde im Jahr 2019 der Verein Fundus Basel erkrankte selbstverständlich sind, finden beim Ver- läufige Fokus auf den Schoren ist vor allem den be-
schränkten Ressourcen geschuldet.
Die Konzentration auf den Schoren ist sinnvoll, weil
der Altersanteil hier besonders hoch ist, und weil
bereits Kontakte zu vielen Quartierbewohnenden
Zeittafel 2017–2022 aller Altersstufen bestehen. Einer der regelmässig
«bespielten» Standorte liegt jedoch so, dass auch
Bisherige Meilensteine Personen aus anderen Teilen des Quartiers erreicht
Sommer 2017 Erstes Netzwerktreffen werden. Zudem entstehen durch Mundpropaganda
seit 2018 dreimal jährliche Netzwerktreffen und Veranstaltungen Kontakte zu Seniorinnen und
Herbst 2018 Erste öffentliche Veranstaltungsreihe «Selbständig im Senioren aus anderen Quartieren.
Alter» im Schoren/Hirzbrunnen
Sommer 2019 Konzeptarbeit für Fundus Basel NETZWERK
ab September 2019 Anstrengungen zur finanziellen Sicherung Das Netzwerk besteht zurzeit aus 35 Organisatio-
für die Betriebsjahre 2020–2021 nen, die sich um gesundheitliche, soziale, finanziel-
November 2019 Vereinsgründung le, rechtliche und wohnrelevante Aspekte kümmern
Februar 2020 Finanzierung Betriebsjahr 2020 gesichert (Stand: November 2021, siehe auch Seite 24). Sie
März 2020 Anstellung der Stellenleiterin Nicole Tschäppät (30 %) sind davon überzeugt, dass ein Teil ihrer Arbeit nur
Juli 2020 – Finanzierung Betriebsjahr 2021 gesichert mithilfe der mobilen Altersarbeit möglich ist. Die
– Erhöhung der Stellenprozente der Stellenleitung auf 60 % Fachpersonen sehen einen hohen Nutzen im Aus-
August 2020 Start der aufsuchenden Arbeit tausch innerhalb des Netzwerks und in der aufsu-
Januar 2021 Mehrsprachige Broschüre «Organisationen stellen sich vor», chenden Arbeit; sie stehen überzeugt hinter dem
gefördert durch die Age-Stiftung Verein. Laufend stossen neue Organisationen dazu;
Februar 2021 – Anstellung einer Übersetzerin unter www.fundus-basel.ch/netzwerk sind alle aktu-
– Stellungnahme zur neuen Altersvision des Gesundheits- ellen Partnerorganisationen aufgeführt.
departements Basel-Stadt, mitunterzeichnet von diversen
Organisationen ORGANISATION
März 2021 Bürobezug Um keine Organisation aus dem Netzwerk auszu-
August 2021 Sicherung der Finanzen für das Betriebsjahr 2022 schliessen, ist die Zugehörigkeit explizit an keine fi-
Dezember 2021 Schoren/Hirzbrunnen-Quartier: Adventskalender nanzielle Leistung oder Vereinsmitgliedschaft gebun-
«Bewegter Advent» den. Teil des Netzwerks sind die Organisationen allein
durch ihre Teilnahme an den Treffen; die gute Zusam-
Planung 2022 menarbeit ist den Fundus-Verantwortlichen wichtiger,
seit Frühling 2021 Anstrengungen zur finanziellen Sicherung als möglichst viele Mitgliederbeiträge zu generieren.
für die Betriebsjahre 2022–2025 Diese machen einen verschwindend kleinen Teil der
Januar 2022 Start monatliches informelles Netzwerk-Mittagessen Finanzierung aus. Eine aktive Mitglieder-Akquirierung
ab Januar 2022 Monatlicher Begegnungsort «Kafichranz Frieda & Franz» stand also lange Zeit nicht im Vordergrund.
im Matthäus-Quartier Dennoch ist Fundus Basel ein wachsendes Gefäss:
Frühling 2022 Erste Durchführung der Veranstaltungsreihe Um den Verein finanziell zu unterstützen, wollten im
«Selbständig im Alter» im Matthäus-Quartier Lauf der Zeit immer mehr Seniorinnen und Senioren
Mitglied werden. Gleichzeitig erkannten der Vor-
6Kurzporträt Stellenleiterin Nicole Tschäppät
Nicole Tschäppät ist soziokulturelle Ani- das Projekt «Quartierarbeit Schoren/Hirz-
matorin FH, Initiantin und Stellenleiterin brunnen», welches die Quartierentwick-
des Fundus Basel – Verein für soziokul- lung im Schoren begleitete. Aus diesem
turelle Altersarbeit. Nach fast 15 Jahren Projekt ging 2019 der Verein Fundus
Berufserfahrung an verschiedenen Stel- Basel hervor.
len im sozialen Bereich ist sie seit 2013
in der Quartierarbeit tätig und hat ihr In ihrer Freizeit engagiert sich Nicole
berufsbegleitendes Studium zur Sozio- Tschäppät im Verein Matthäusmarkt,
kulturellen Animatorin FH Anfang 2017 liest und gärtnert gerne, beschäftigt sich
abgeschlossen. mit politischen Themen und setzt sich
für den Direktverkauf von Gemüse und
Nach zwei Jahren in einem Quartiertreff- Früchten ein, indem sie Bauern Lebens-
punkt und dem berufsbegleitenden Prak- mittel abkauft und sie in ihrem privaten
tikum im Stadtteilsekretariat Kleinbasel Netzwerk weitergibt.
leitete sie von 2016 bis 2019 erfolgreich
stand und die Stellenleiterin im Prozess der Sicherung Im April 2020 wurden zusätzlich zehn Firmen für
der langfristigen Finanzierung, welchen positiven einen Gönnerbeitrag angefragt. Fünf Firmen lehnten
Einfluss Organisationen als verbindliche Mitglieder ab, von fünf weiteren kam nie eine Rückmeldung.
haben können. Durch ihre Mitgliedschaft bekennen Trotz der äusserst schwierigen Aussichten gaben der
sie ihre Verbindung mit Fundus Basel öffentlich und Vorstand und die Stellenleiterin nicht auf. Das Durch-
bestärken seine Arbeit. Deshalb entschloss sich der haltevermögen zahlte sich im Juli 2020 aus, als wei-
Vorstand im Frühling 2021, doch Privatpersonen und tere Stiftungen ihre Mitfinanzierung zusagten. So
Organisationen als Mitglieder aufzunehmen. konnten die Stelle auf 60% erhöht und der Vertrag
bis Ende 2021 verlängert werden.
Der Vorstand
Der Vereinsvorstand setzt sich aus zwei Seniorinnen Betrieb bis Ende 2021 gesichert
und zwei Fachpersonen aus dem Netzwerk der Al- Dank grosser Anstrengungen und Durchhaltewillen
tersinstitutionen zusammen. In die Gründung waren sind die ersten zwei Betriebsjahre also finanziell
vier Vorstandsmitglieder involviert. Inzwischen ist ein gesichert. Fundus Basel wird in den Jahren 2020
Gründungsmitglied altershalber zurückgetreten, und und 2021 von acht Stiftungen, dem Gesundheits
ein neues Vorstandsmitglied ist dazugestossen. Es ist departement und einer Firma getragen. Vier Stiftun-
geplant, an der Mitgliederversammlung 2022 zwei gen beteiligen sich an den allgemeinen Betriebsaus-
weitere Vorstandsmitglieder aufzunehmen. gaben, wie Löhne und Infrastruktur. Vier Stiftungen,
das Gesundheitsdepartement und die Gönnerfirma
TRÄGERSCHAFT UND FINANZIERUNG übernehmen die Kosten kleiner Teilprojekte, wie
Im September 2019, unmittelbar nach der Fertigstel- dem «Kafichranz Frieda und Franz», der Veranstal-
lung des Fundus-Konzeptes, reichte Nicole Tschäp- tungsreihe «Selbständig im Alter», dem «Bewegten
pät die Finanzierungsgesuche bei verschiedenen Advent» und die Arbeit der Übersetzerin (vgl. Kapitel
Stiftungen und beim Gesundheitsdepartement des Angebot, Seiten 8–10). Die Age-Stiftung ist in den
Kantons Basel-Stadt ein. Letzteres zeigte sich be- Jahren 2020 und 2021 eine bedeutende Finanzie-
reit, drei Teilprojekte für zwei Jahre mit insgesamt rungspartnerin des Vereins.
10 000 Franken zu unterstützen. Von den 15 ange-
fragten Stiftungen sagten im Verlauf der nächsten elf Unsicherheit als stete Begleiterin
Monate fünf Stiftungen zu. Durch die späten Rück- Für die Weiterführung der aufsuchenden Alters- für die weiteren Betriebsjahre. Die Finanzierung ihrer
meldungen erhielt die Stellenleiterin ihren Arbeits- arbeit ab 2022 steht die Stellenleiterin bereits seit 60%-Stelle für das Betriebsjahr 2022 ist seit Novem-
vertrag erst Ende Februar 2020. Noch erlaubte die Frühling 2021 im Kontakt mit dem Gesundheitsde- ber 2021 gesichert. Ob die Arbeit, wie seit Langem
finanzielle Situation nur ein Stellenpensum von 30 % partement und Politikerinnen und Politikern. Zudem geplant, endlich auch im Matthäus-Quartier umge-
für den Zeitraum März bis Dezember 2020. ist sie erneut auf der Suche nach Stiftungsgeldern setzt werden kann, ist leider noch fraglich.
7Das Angebot
Sich informieren und andere Menschen aus dem Quartier treffen – soziale Teilhabe bei einer der öffentlichen Fundus-Veranstaltungen.
AUFSUCHENDE ARBEIT BEZIEHUNGSARBEIT angesprochen und diskutiert und die gewünschten
Rund einen Drittel ihres Arbeitspensums setzt die Die umfassende Beratung von vulnerablen Senio- Massnahmen eruiert werden. Zudem erspart der
Stellenleiterin für die aufsuchende Arbeit im Quartier rinnen und Senioren funktioniert nur, wenn ein Ver- Hausbesuch der vulnerablen Person den oft unüber-
ein. Diese startete im August 2020. An strategisch trauensverhältnis aufgebaut ist. Deshalb investiert windbaren Weg zur Fachstelle.
sinnvollen, hoch frequentierten Standorten ist sie die Stellenleiterin viel Zeit in die Beziehungsarbeit,
mit einem Prospektständer, der auf einem Fahrrad- sei dies bei der aufsuchenden Arbeit, per Telefon, TRIAGE
anhänger montiert ist, anzutreffen und kommt mit durch persönliche, handgeschriebene Postkarten Neben dem eigentlichen Erreichen vulnerabler Men-
Seniorinnen und Senioren in Kontakt. Diese fassen oder bei Hausbesuchen. Immer wieder sucht sie den schen hat ihre Zuweisung an die entsprechenden
unterschiedlich schnell Vertrauen und erzählen der Kontakt zu Personen, bei welchen sie Unterstüt- Organisationen einen sehr hohen Stellenwert. Fundus
Stellenleiterin allmählich von ihren Lebensumstän- zungsbedarf vermutet, und signalisiert die Bereit- Basel hat nicht die Aufgabe, Unterstützung zu leis-
den, Sorgen und Ängsten. Im Gespräch werden schaft, zu helfen. ten, die andere Organisationen anbieten, sondern
nach Möglichkeit erste Hilfsangebote besprochen die Seniorinnen und Senioren zu finden und direkt
oder Termine für einen Hausbesuch oder ein Telefon HAUSBESUCHE UND BERATUNG an das passende Angebot zu vermitteln. Damit blei-
gespräch vereinbart. Das eigene Zuhause ist der ideale Ort, um Dinge zu ben die Ressourcen für weitere, neue Klientinnen
Die aufsuchende Arbeit ist zugleich eine gute Mög- besprechen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht und Klienten frei.
lichkeit, auch Seniorinnen und Senioren ohne akutes sind. Deshalb bieten Hausbesuche den idealen Rah-
Anliegen über bestehende Angebote zu informieren. men, die Lebensumstände einer Person umfassend TERMIN-VEREINBARUNG
Sie nehmen das Infomaterial mit, das für sie von In- zu klären. Der Zustand der Wohnung oder wie sich UND -BEGLEITUNG
teresse ist, und im persönlichen Gespräch werden eine Betroffene in ihrer Wohnung bewegt, geben da- Vor allem kognitiv eingeschränkte Personen, aber auch
Fragen geklärt. bei genauso Auskunft wie das Gespräch selbst. Im Seniorinnen und Senioren mit verminderten Energie-
Gespräch können in Ruhe alle Aspekte des Lebens ressourcen sind ausserstande, Termine mit Fachstellen
8selber zu vereinbaren. In solchen Fällen übernimmt Fällen bringen die psychischen, physischen oder ko- Senectute beider Basel, Stiftung Hopp-la, Tagesbe-
die Stellenleiterin diese Aufgabe und ist auf Wunsch gnitiven Einschränkungen der Betroffenen Verhalten treuung Egliseeholz, Sternenhof und Quartierarbeit
auch beim Erstgespräch mit der O rganisation dabei. mit sich, die für Freiwillige zu herausfordernd sind Schoren/Hirzbrunnen). Im Herbst 2018 fand darauf-
und die Kompetenzen von Fachleuten erfordern. hin die erste Durchführung der Reihe statt. Die drei
KOORDINATION MIT ORGANISATIONEN Veranstaltungen im Quartier wurden von vielen Se-
Die Lebensumstände der vulnerablen Seniorinnen NETZWERKARBEIT niorinnen und Senioren sehr geschätzt, weshalb das
und Senioren bedürfen vielfach Dienstleistungen Die Netzwerkarbeit ist nicht nur das Fundament, Netzwerk Ende Jahr beschloss, sie mit neuen The-
mehrerer Organisationen gleichzeitig. Um diese gut sondern auch das Triebwerk des Vereins. Die gute men im Herbst 2019 zu wiederholen. Seither sind sie
zu koordinieren und abzusprechen, tritt die Stellen- Zusammenarbeit mit den Fachleuten ermöglicht die fester Bestandteil im Fundus-Jahresprogramm und
leiterin mit der Erlaubnis der Betroffenen mit den schnelle Triage der Seniorinnen und Senioren zum behandeln jedes Jahr drei neue Themen. Die Veran-
involvierten Fachpersonen in direkten Austausch. richtigen Unterstützungsangebot, und der fachliche staltungen finden immer im Herbst statt. Im Frühling
Austausch aller Organisationen macht den gemein- werden sie vorbereitet und die Themen zusammen-
ARBEIT MIT ÜBERSETZERIN samen Handlungsbedarf sichtbar. getragen; jeweils im Dezember werden die Anlässe
Um allen Betroffenen gerecht zu werden, ist die Das Netzwerk trifft sich dreimal jährlich zum Aus- retrospektiv ausgewertet, um für das nächste Jahr
Arbeit mit Dolmetschenden unverzichtbar. Im Hirz- tausch. Dadurch sind die Fachpersonen besser über Anpassungen abzuleiten.
brunnen wohnen vor allem Migrantinnen und Mi- die Angebote, Herausforderungen und neusten Ent- Die Veranstaltungen sind immer dreiteilig aufgebaut.
granten aus Italien, Spanien, Portugal, der Türkei wicklungen der Organisationen informiert. Die Tref- Im ersten Teil halten ein bis zwei Fachpersonen einen
und dem Kosovo. Mit Menschen aus Italien, Spanien fen ermöglichen aber auch neue Kooperationen, und Vortrag, der durch eine Frage- und Diskussionsrunde
und Portugal kann sich die Stellenleiterin dank ihrer die Fachleute arbeiten vermehrt Hand in Hand, was abgeschlossen wird. Im zweiten Teil können sich die
Fremdsprachenkenntnisse verständigen. Die meisten den Seniorinnen und Senioren zugutekommt. Seniorinnen und Senioren auf einem kleinen, über-
Personen aus dem Kosovo scheinen das Rentenalter schaubaren «Markt» über Angebote informieren und
noch nicht erreicht zu haben. ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN mit Fachpersonen ins Gespräch kommen. Natürlich
Für die vielen türkischsprachigen Senioren und Se- passen die anwesenden Organisationen zum jeweili-
niorinnen hat Fundus Basel im Februar 2021 eine Veranstaltungsreihe «Selbständig im Alter» gen Thema. Der dritte Teil ist geprägt von Geselligkeit
Übersetzerin angestellt, die bei Hausbesuchen und Die öffentliche Veranstaltungsreihe «Selbständig und Gemeinschaft. Bei kostenlosen Getränken und
bei der aufsuchenden Arbeit dabei ist und Betroffene im Alter» war die erste Massnahme des Netzwerks, Kuchen kommen die Seniorinnen und Senioren mit
zu den Organisationen begleitet. Sie hat Erfahrung in um die Zielgruppe besser zu erreichen. Nach den anderen Personen aus dem Quartier ins Gespräch
der Arbeit mit alten Menschen. Ihre Aufgabe besteht ersten zwei Netzwerktreffen im Jahr 2017 erarbei- und können niederschwellig und unverbindlich mit
ausschliesslich in der Übersetzung des Gesprächs tete eine Projektgruppe aus Netzwerk-Fachperso- Fachleuten in Kontakt treten. «Selbständig im Alter»
zwischen der hilfesuchenden Person und der Stellen- nen das Konzept dazu (Stiftung Basler Wirrgarten, bildet somit ein gutes Gefäss für die Informationsver-
leiterin oder den Mitarbeitenden der Organisationen. Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt, Pro mittlung und die soziale Teilhabe zugleich.
Nur selten entstehen Situationen, in denen kulturelle
Unterschiede zum Tragen kommen, und sie zwischen
den Kulturen vermitteln muss.
Da Fundus Basel Senioren und Seniorinnen generell
als eigenständige Personen respektiert, greift die Stel-
lenleiterin nur auf die Übersetzungsdienste der Ange-
hörigen zurück, wenn es von den Betroffenen explizit
gewünscht wird. Bei Töchtern und Söhnen besteht
nämlich die Gefahr, dass sie nicht nur übersetzen, was
die Eltern ausdrücken, sondern dass sie auch eigene
Anliegen als die Anliegen ihrer Eltern formulieren. Hin-
zu kommt, dass die Betroffenen nicht alle Sorgen vor
ihren Kindern ausbreiten wollen. Eine unabhängige
Übersetzerin trägt diesem Umstand Rechnung.
NACHBARSCHAFTSHILFE
Wo möglich vermittelt Fundus Basel Nachbarschafts-
hilfe von Personen, die dem Verein bekannt sind. Da-
mit die Kontakte langfristig funktionieren, achtet die
Stellenleiterin darauf, nur Personen miteinander in
Kontakt zu bringen, die menschlich gut zueinander
passen. Durch die diversen Einschränkungen der Se-
niorinnen und Senioren ist eine Vermittlung von Frei-
willigen jedoch eher selten möglich. In den meisten
9Kafichranz Frieda und Franz statt. Während drei Wochen führen 19 Organisatio- pe haben die vulnerablen Senioren und Seniorinnen
Der «Kafichranz Frieda und Franz» wurde im 2018 nen täglich kurze, gemeinsame Bewegungssequen- und ihre Anliegen bisher von Politik und Verwaltung
an den Veranstaltungen «Selbständig im Alter» von zen (Tanz, Stafetten usw.) für Kinder und Senioren leider wenig Aufmerksamkeit erhalten. Um dies zu
den Seniorinnen und Senioren gewünscht. Diese und Seniorinnen durch. Der Spass und der Austausch ändern, nimmt die Stellenleiterin an diversen Work-
schätzten den Austausch beim gemeinsamen Kaffee der Generationen stehen dabei im Zentrum. shops und Veranstaltungen teil, vermittelt Interview-
und Kuchen so sehr, dass sie sich dieses Angebot Die Stiftung Hopp-la setzt sich für generationen- personen aus ihrer Zielgruppe und steht selbst für
regelmässiger wünschten. Seit 2019 findet der Ka- verbindende Bewegungs- und Gesundheitsförde- Interviews aller Art zur Verfügung.
fichranz deshalb in all jenen Monaten statt, in wel- rung ein und initiierte ursprünglich den «Bewegten
chen keine «Selbständig im Alter»-Veranstaltungen Advent» in einem Grossbasler Stadtpark. Nicole Partizipation
geplant sind. Tschäppät steht seit 2016 mit der Stiftung in Kon- Um die Partizipation von schwer erreichbaren Senio-
Er bietet den Seniorinnen und Senioren nicht nur eine takt und hatte mit ihr bereits vor der Fundus-Zeit ein ren und Seniorinnen trotz ihrer Einschränkungen zu
niederschwellige Möglichkeit der sozialen Teilhabe Bewegungsangebot im Schoren lanciert. Nun orga- ermöglichen, hat die Stellenleiterin auch ein offenes
und der Kontaktaufnahme mit neuen Personen aus nisiert sie hier im Auftrag der Stiftung den ersten Ohr für bauliche Anliegen im öffentlichen Raum und
dem Quartier, sondern bildet für die Stellenleiterin «Bewegten Advent». leitet diese an das Stadtteilsekretariat Kleinbasel
einen weiteren Ort für die Beziehungsarbeit. Da auch weiter. Dieses wirkt als Bindeglied zwischen der
hier die Kosten für Getränke und Kuchen vom Fundus WEITERE TÄTIGKEITEN Bevölkerung und der Verwaltung und setzt sich für
Basel übernommen werden, können Personen mit lebenswerte Quartiere ein. Die Zusammenarbeit er-
geringen finanziellen Mitteln ebenfalls teilnehmen. Politische Arbeit möglichte im Schoren bereits die Implementierung
Da Soziale Arbeit immer auch politische Arbeit ist, eines neuen Fussgängerstreifens, einer Sitzbank an
Bewegter Advent setzt sich die Stellenleiterin mit dem Vorstand auf der Busstation und besserer Beleuchtung an einer
Im Dezember 2021 findet auf dem Schorenplatz politischer Ebene für die Anliegen ihrer Zielgruppe Tramhaltestelle, was die Mobilität der Senioren und
erstmals der Adventsanlass «Bewegter Advent» ein. Durch die verminderte Sichtbarkeit der Zielgrup- Seniorinnen erleichtert.
Selbständig im Alter Selbständig im Alter
65 plus – Ein intensiver Lebensabschnitt 65 plus – Ein intensiver Lebensabschnitt
mit neuen Fragen mit neuen Fragen
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Veranstalter:
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anstaltung wie Verein Fundus ergreifen.
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Die Kommunikationsmittel der jeweiligen Veranstaltungen gleichen sich von Jahr zu Jahr – unverwechselbar und wiedererkennbar.
10Durchschnittliches Mengengerüst Altersdurchschnitt
pro Woche der Klientinnen und Klienten
Aufsuchende Arbeit im Quartier: Schweizerinnen und Schweizer:
20 Personen 85 Jahre
davon etwa 10 italienisch- oder türkischsprachig
Menschen mit Migrationshintergrund:
Triage zu Organisationen:
< 75 Jahre
5 Personen
2 Hausbesuche
für längere Beratungsgespräche
1 Beratung
Kooperative Beratung mit Organisationen
11FALLBEISPIEL
Herr Moser
Inoffizielles «Wahrzeichen» des Schoren-Quartiers: Die Männerpuppe auf dem Balkon einer Mietwohnung ist immer saisonal gekleidet.
Angebotsvermittlung
(Name geändert)
Im Sommer 2019 war Herr Moser mit dem Rolla Um neben der Mahlzeit auch gleichzeitig etwas
tor auf dem Weg zum Einkaufen unterwegs, als sozialen Kontakt pflegen zu können, entschied
er Nicole Tschäppät während ihrer aufsuchenden Kurz darauf kontaktierte Herr Moser die Stellen sich Herr Moser für den Mittagstisch der Tages
Arbeit begegnete. Im Gespräch erzählte sie ihm leiterin, weil er sich Sorgen um seine Ernährung betreuung Egliseeholz. Noch während des Be
von der bevorstehenden Veranstaltung «Selbstän machte. Da seine Frau für die Mahlzeiten zustän suchs nahm Nicole Tschäppät mit der Verant
dig im Alter» und lud ihn dazu ein. dig gewesen war, hatte er nie gelernt zu kochen. wortlichen der Tagesbetreuung Kontakt auf und
Die Angefragte recherchierte deshalb auf seinen arrangierte den ersten Termin.
Wegen seiner stark eingeschränkten Mobilität holte Wunsch hin Essensangebote und unterbreitete
der Fahrdienst der Tagesbetreuung Egliseeholz, Ster ihm diese bei einem Hausbesuch. Bis Weihnachten 2020 nahm Herr Moser dreimal
nenhof ihn und seine Frau zuhause ab und brachte wöchentlich am Mittagstisch teil, dann war ihm
die beiden mit anderen Teilnehmenden an den Ver der Zutritt wegen neuer Covid-19-Massnahmen
anstaltungsort und danach wieder nach Hause. plötzlich verwehrt. Nicht nur er nahm sofort Kon
Von da an nahmen Herr und Frau Moser an allen takt mit der Stellenleiterin auf, auch die Verant
Veranstaltungen teil, bis Frau Moser zuhause wortliche der Tagesbetreuung meldete sich sofort.
zusammenbrach und in der Folge ins Pflegeheim Gemeinsam beschlossen sie, dass Herr Moser sein
umziehen musste.
Beratung
12Nachbarschaftshilfe
Beziehungspflege
Terminvereinbarung
Mittagessen bis auf Weiteres nach Hause geliefert
bekommen sollte. Nicole Tschäppät kontaktierte
deshalb Personen aus dem Quartier, die den Liefer
dienst wöchentlich dreimal übernehmen würden. lichen und erinnerte Herrn Moser an jene Aspekte,
Einige Monate später fiel Herr Moser hin und die er im Gespräch erwähnen wollte. Seine kog
Im April 2021 wurde Nicole Tschäppät von einem musste mit einem Oberschenkelhalsbruch ins nitiven Fähigkeiten hatten sich inzwischen massiv
Mitarbeiter des Gesundheitsdepartements kontak Krankenhaus eingeliefert werden. Zu aller Erstau verschlechtert.
tiert. Für einen Workshop zum Thema «Gesunde nen erholte er sich gut davon und konnte noch
Ernährung für schwer erreichbare Senioren und mals nach Hause zurückkehren. Nun lebt Herr Moser im Alters- und Pflegeheim
Seniorinnen» war er auf der Suche nach betroffe und schätzt es sehr, wenn ihn die Stellenleiterin
nen Senioren und Seniorinnen. Die Stellenleiterin Doch bald realisierte er, dass seine Kräfte und ab und zu anruft, da er selber nicht mehr imstan
vermittelte daraufhin Herrn Moser sowie vier wei seine psychische Verfassung nicht mehr ausreich de ist, jemanden anzurufen. Für ihn bleibt Nicole
tere Teilnehmende und übernahm den Fahrdienst. ten, um alleine zuhause leben zu können. Nicole Tschäppät eine wichtige Bezugsperson.
Tschäppät nahm deshalb auf seinen Wunsch hin
Kontakt mit der Abteilung Langzeitpflege auf und
vereinbarte das Abklärungsgespräch, welches für
den Eintritt ins Pflegeheim Voraussetzung ist. Sie
begleitete ihn zum Termin mit der Verantwort
Hilfestellung
Begleitung
13LEITFADEN ZUM AUFBAU EINER ENTSPRECHENDEN STELLE – 1. VORBEREITUNG
Das Angebot sollte einen Bedarf abdecken
Erkenntnisse und Empfehlungen
– Eine sorgfältige, umfassende Analyse zeigt
konkreten Handlungsbedarf auf und verhin-
dert den erfolglosen Einsatz von Ressourcen.
– Unterstützung der Initiative oder der Arbeit:
Die Zusammenarbeit mit Fachleuten und
Organisationen, die die Initiative stützen,
vereinfacht den Start. Die Arbeit steht damit
von Anfang an auf einem tragfähigen Funda-
ment.
– Schritt um Schritt Erfahrungen sammeln: Es
braucht zu Beginn kein grosses Konzept, son- Dank fundierter Vorbereitung sind die Treffen heute fester Bestandteil der Quartier-Agenda.
dern erste Erfahrungen, durch welche sich die
Arbeit evaluieren und weiterentwickeln lässt.
Erste Veranstaltungsreihe setze sich in die Situation der Zielgruppe, stellte
Da es die Stärke der soziokulturellen Animation viele Fragen und hörte Senioren, Seniorinnen
ist, neue Methoden zu entwerfen und anzuwen- und Fachleuten gut zu. Dadurch hatte sie sich
den, nahm sich Nicole Tschäppät der Anliegen bis im Sommer 2019 genügend Wissen erarbei-
der Fachpersonen an. Eine Projektgruppe aus tet, um ehrenamtlich ein Konzept zu schreiben
Drei unabhängige Anfragen Fachleuten des Netzwerks erarbeitete unter der und die benötigten Gelder zu generieren. Sie
Die Vorbereitungsphase des Vereins und der Ge- Moderation der heutigen Stellenleiterin das erste, wollte die soziokulturelle Altersarbeit nicht nur
schäftsstelle Fundus Basel begann ungeplant sehr einfache Konzept für die Veranstaltungsrei- weiterführen, sondern vor allem ausbauen und
im Jahr 2017, als die heutige Stellenleiterin von he «Selbständig im Alter». Mit den Veranstaltun- die Praxis der aufsuchenden sozialen Arbeit
drei Organisationen kontaktiert und zur Situati- gen im Quartier konnten plötzlich erste vulne- auch für alte Menschen anwenden.
on von schwer erreichbaren Senioren und Senio- rable Senioren und Seniorinnen niederschwellig
rinnen in ihrem Quartier befragt wurde. Durch erreicht und informiert werden. Die Vermutung,
die voneinander unabhängigen Anfragen dreier dass diese Menschen im Quartier existieren und
Fachpersonen wurde Nicole Tschäppät auf das sie mit passenden Methoden auch erreicht wer- Empfohlene Literatur
Problem der schwer erreichbaren Senioren und den könnten, hatte sich bestätigt. Dieser Erfolg
Seniorinnen aufmerksam und erkannte einen ermutigte alle Beteiligten, weiterzumachen. Weiterführende Informationen gibt der Rat
Handlungsbedarf. Sie selber war damals bereits geber «Soziokulturelle Animation: Professionel-
in ihrer Funktion als Quartierarbeiterin im Scho- Erfolgversprechendes Hand-in-Hand les Handeln zur Förderung von Zivilgesellschaft,
ren-Quartier unterwegs. Noch dachte niemand daran, dass daraus der Partizipation und Kohäsion» von Bernhard Wan-
Verein Fundus Basel entstehen würde. Je länger deler (Hochschule Luzern HSLU, Soziale Arbeit).
Bedarf eruiert desto mehr zeigte sich aber, dass das Netzwerk ISBN 978-3-906413-77-8, Preis: Fr. 39.–
Um der Sache auf den Grund zu gehen, lud sie in Zusammenarbeit mit der heutigen Stellen-
viele Organisationen aus dem Altersbereich zu leiterin für das Erreichen von schwer erreich-
einem Treffen ein und diskutierte mit ihnen die baren, vulnerablen Senioren und Seniorinnen Bernard Wan
deler (Hrsg
.)
Herausforderungen im Zusammenhang mit vul- erfolgversprechende Arbeit leisten könnte. Die
Mit Beiträgen
von Barbara
Emmenegge
Gabi Hanga r, Martin Hafen
rtner, Annet ,
te Hug, Grego
Reto Stähe r Husi, Heinz
li, Heinz Wetts Moser,
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Willener
nerablen Senioren und Seniorinnen. Die statisti- Bottom-up-Zusammenarbeit der soziokulturel- So zio ku ltu rel
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schen Zahlen sowie die Erfahrung aller teilneh- len Animation und der Bereiche der Altersarbeit Professionelles
Förderung
Handeln zur
von Zivilgesell
Partizipation schaft,
menden Fachpersonen belegten, dass ein Teil stellte für alle einen Gewinn dar, den niemand
und Kohäsion
der Senioren und Seniorinnen nicht von ihren mehr missen wollte.
Angeboten profitieren konnte, weil die Betref-
fenden keine Kenntnis darüber hatten und über Eigeninitiative, die sich lohnte
die herkömmlichen Informationswege nicht er- Durch die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk
reicht wurden. Es herrschte Einigkeit über die motiviert, setzte sich die Stellenleiterin intensiv interac
Hochschu
Soziale A
t
le Luzern
rbeit
Notwendigkeit neuer Arbeitsansätze. mit der Thematik «Alte Menschen» auseinander.
Sie besuchte Tagungen und Veranstaltungen, las
Studien und Bücher, beobachtete sorgfältig, ver-
14LEITFADEN ZUM AUFBAU EINER ENTSPRECHENDEN STELLE – 2. AUFBAUPHASE
Aufbau nur dank viel Eigenleistung möglich
gefangene Arbeit damit fortsetzen? Aus der Geldern ist ein langwieriger, mühsamer Prozess.
anfänglich eher scherzhaften Idee, man könnte Es erfordert viel Zeit und Ausdauer, sich mit dem
Erkenntnisse und Empfehlungen ja einen Verein gründen, wurde ein ernster Ge- Stiftungswesen vertraut zu machen und die Stif-
danke. Zwei weitere Frauen waren bald von der tungen zu finden, die für eine Finanzierung in-
– Gründungs- und Vorstandsmitglieder müssen spontanen Idee überzeugt und bereit, ihre Zeit frage kommen.
in erster Linie gut zusammenarbeiten können. und ihr Wissen einzubringen. Und obwohl aus
dem ursprünglich verspro chenen Unterstüt- Lohnkosten als grösster Budgetposten
– Hilfreich ist, wenn die Gründungsmitglieder zungsbeitrag letztlich nichts wurde, gründeten Die Budgetplanung ist nicht von der Personal-
unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen, die sie im November 2019 den Verein Fundus Basel. planung zu trennen. Da die Altersarbeit für die
für die Vereinsarbeit relevant sind. Stellenleiterin zur Herzensangelegenheit gewor-
Statutenerarbeitung und Neuformierung den war, erklärte sie sich bereit, ihr Arbeitspen-
– Erfinden Sie das Rad nicht neu! Alle nötigen Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Grün- sum den vorhandenen Finanzen entsprechend
Unterlagen gibt es bereits als Vorlagen, die dungsmitglieder vereinfachten die Vereinsgrün- anzupassen. Die ersten Monate war sie in einem
angepasst werden können. dung. Astrid Heinzer ist bereits Präsidentin eines 30%-Pensum angestellt, bevor zusätz liche
anderen Vereins und kennt sich deshalb mit Gelder eine Erhöhung auf 60 Stellenprozente
– Der Aufbau und die Arbeit an sich sind ein Vereinsstrukturen und -pflichten aus, Manuela ermöglichten. Um auch türkischsprachige Senio-
steter (Lern-) Prozess. Lassen Sie sich nie Buchmeier berät beruflich Spitex- Betriebe bei ren und Seniorinnen erreichen zu können, wur-
durch Schwierigkeiten vom Weitermachen der Gründung und hat viel Wissen zu betrieb- de im Februar 2021 mit einem Pensum von drei
abhalten! lichen Fragen. Chantal Candrian und Flurina Wochenstunden eine Dolmetscherin angestellt.
Manz arbeiten beide in Organisationen im Al- Seit September 2021 entlastet eine Buchhalte-
tersbereich und können deshalb wesentlich zu rin die Stellenleiterin durch einen monatlichen
inhaltlichen Themen beitragen. Die Diskussionen zweistündigen Einsatz.
rund um die Erarbeitung des Vereinszwecks, der
Statuten und des Reglements stärkten den Zu- Bürostandort
Von der Idee bis zur Vereinsgründung sammenhalt des Vorstands und der Stellenlei- Durch die aufsuchende Arbeit fand der Bezie-
Im Sommer 2019 sass Nicole Tschäppät nach terin. Kurzzeitig war auch ein Anwalt involviert, hungsaufbau zu den Senioren und Seniorinnen
einer Seniorenveranstaltung mit der frisch der bei den rechtlichen Aspekten Hilfe leistete. und die Arbeit mit ihnen unabhängig eines Bü-
pensionierten Sozialarbeiterin aus dem Quar- ros statt; die Bürosuche hatte nicht erste Priori-
tier, Astrid Heinzer, und der Gerontologin aus Zeitintensives Fundraising tät. Die vorhandenen Finanzen sollten zunächst
dem Netzwerk, Flurina Manz, beisammen. Ein Parallel zur Vereinsgründung schickte Nicole für Personalkosten eingesetzt werden. Deshalb
Herr hatte ihnen kurz zuvor von der Möglich- Tschäppät das Konzept zusammen mit ent- arbeitete die Stellenleiterin das erste Jahr im
keit eines grosszügigen Unterstützungsbeitrags sprechenden Fördergesuchen an verschiedene Homeoffice an ihrem privaten Computer. Erst
erzählt, der die drei Frauen nun träumen liess. Stiftungen. Erst mit einer gesicherten Finanzie- als genügend finanzielle Mittel zur Verfügung
Was, wenn sie den Unterstützungsbeitrag an- rung würde es möglich sein, sie als Stellenlei- standen, wurden geeignete Räumlichkeiten ge-
nehmen würden, und wie sollten sie die an- terin anzustellen. Die Suche nach den nötigen sucht. Das bescheidene Mietangebot im Hirz-
brunnen bot nichts Geeignetes, weshalb im
März 2021 ein Büro im Matthäus-Quartier be-
zogen wurde. Da der Verein seine Arbeit auf das
Matthäus-Quartier ausweiten möchte, ist dieser
Der Fundus-Vereinsvorstand im Oktober 2021
Standort für den Ausbau der Altersarbeit sehr
(von oben links nach unten rechts):
gut gelegen.
Astrid Heinzer, Präsidium, Sozialarbeiterin FH,
Gemeinde-Sozialdienste und Pro Infirmis,
seit 2011 selbstständig mit Treuhandschaften
für Seniorinnen und Senioren und Menschen Hilfreiche Links
mit Behinderung
Flurina Manz, Sozialarbeiterin FH, Geronto- Statuten des Vereins Fundus Basel:
login MAS; Leiterin Beratungsstelle im ATRIUM, www.fundus-basel.ch/ueber-uns
Stiftung Basler Wirrgarten
Chantal Candrian, CAS Marketing, Kommuni Fachstelle für Vereine:
kation und Event Management; Leitung Marke- www.vitaminb.ch
ting & Fachberatung, Home Instead
Manuela Buchmeier, Pflegefachfrau HF,
Bilder: zVg
selbstständig seit 2018, Inhaberin der
Firma help4spitex
15LEITFADEN ZUM AUFBAU EINER ENTSPRECHENDEN STELLE – 3. ANFORDERUNGSPROFIL AN DIE STELLENLEITUNG
Überzeugungskraft und eine «dicke Haut»
Erkenntnisse und Empfehlungen
– Ausdauer und Mut: Wer aufsuchend arbeitet,
exponiert sich und braucht Kommunikations-
talent.
– Fachliches Rüstzeug: Ausbildung als sozio-
kulturelle Animatorin und Erfahrung in der
Projektleitung.
– Interdisziplinäres Team: Kollektives Wissen
führt zum besten Ergebnis.
Die Fähigkeit, vor Menschen hinzustehen, ist erfolgversprechender Faktor für eine Stellenleiterin.
Neuland aufsuchende Altersarbeit ob man wirklich zur richtigen Zeit am richtigen rin FH ist sie als Leiterin von (Pionier-)Projekten
In der Beurteilung der Bachelorarbeit der Stel- Ort sei. gut ausgerüstet. Hinzu kommt, dass sie als Mit-
lenleiterin steht, dass sie mit ihrer Arbeit viel Mut Die aufsuchende Arbeit braucht auch viel Ro- arbeiterin des Stadtteilsekretariats Kleinbasel
bewiesen habe. Derselbe Mut hat sie wohl dazu bustheit, um bei (fast) jedem Wetter draussen bereits ein Pionierprojekt aufgebaut und geleitet
bewogen, sich für die aufsuchende Altersarbeit zu stehen und das Material von einem Ort zum hat und sich dort viel Praxiswissen über den Ver-
zu engagieren. Denn, obwohl Fundus durch das anderen zu bringen. Und es braucht die Klarheit, waltungsapparat und die politischen Strukturen
Netzwerk und die motivierten Vorstandsfrauen um ein sich im Kreis drehendes Gespräch zu- aneignen konnte.
gut aufgestellt war, braucht es einen grossen gunsten anderer Personen beenden zu können.
Durchhaltewillen, bis die Anliegen für die Men- Hand in Hand mit der Sozialarbeit
schen im vierten Lebensalter die verdiente Auf- Kommunikatives Fingerspitzengefühl In der täglichen Arbeit ist die Zusammenarbeit
merksamkeit in politischen Gremien erhalten, Die dritte wichtige Fähigkeit sind gute kommu- der Soziokulturellen Animation mit der Sozial-
und sich die Arbeit in der Gesellschaft etabliert. nikative Fertigkeiten. Der Gesprächsaufbau mit arbeit wertvoll. Erstere ist stark im Erkennen
Seniorinnen und Senioren, mit Fachpersonen von Handlungsbedarf, dem Erarbeiten innovati-
Risikobereitschaft, zu scheitern und Persönlichkeiten der Politik oder der Ver- ver Lösungen und dem Projektaufbau. Für die
Mut braucht auch der anhaltende Einsatz für die waltung erfordert viel Spontanität, Einfühlungs- Einzelfallhilfe und zu den Fragen der Sozial
langfristige Finanzierung. Die Kontaktaufnahme vermögen und Verhandlungsgeschick. Nach- versicherungen ist sie jedoch viel weniger gut
mit Persönlichkeiten kostet die Stellenleiterin vollziehbare Argumente helfen, Personen von ausgebildet als Sozialarbeitende. Die Stellen-
immer wieder Überwindung, und ihre Anliegen neuen Ideen zu überzeugen. leiterin kann sich deshalb gut vorstellen, eine
bei Personen zu deponieren, die gar nicht da- Bei der Netzwerkarbeit muss die Stellenleiterin zweite Stelle mit einer Fachperson der Sozial-
nach gefragt haben, ist oft unangenehm. neue Organisationen schnell ins Netzwerk ein- arbeit zu besetzen.
Nicht zuletzt braucht auch die aufsuchende binden und die Kommunikation zwischen den
Arbeit an sich Mut; nämlich, um sich zu expo Fachpersonen fördern. Prozesse konsensorien-
nieren, neue Methoden auszuprobieren und da- tiert zu moderieren und Veranstaltungen mit der
mit vielleicht sogar zu scheitern. Personen ohne Projektgruppe zu organisieren, gehören eben- Empfohlene Literatur
Bezug zu vulnerablen Senioren und Seniorin- falls zu den wesentlichen Fähigkeiten.
nen können den Sinn der aufsuchenden Arbeit Erstgespräche in der sozialen Einzelfallhilfe
manchmal nicht erkennen und belächeln ihren Fachliches Rüstzeug von Harro Dietrich Kähler,
Einsatz; da hilft eine dicke Haut und eine ge- Die Stellenleiterin wurde bereits mehrfach von ISBN 978-3-7841-1950-2
wisse Portion Hartnäckigkeit. Personen kontaktiert, die ebenfalls Pionierpro-
jekte aufbauen wollen. Der Aufbau fällt ihnen Soziale Arbeit im öffentlichen Raum
Durchhaltevermögen jedoch oftmals schwer, weil sie das nötige Fach- von Werner Thole, Peter Cloos, Friedrich
Eine weitere wesentliche Voraussetzung ist ein und Methodenwissen nicht besitzen. In diesen Ortmann & Volkhardt Strutwolf (Hrsg.)
starkes Durchhaltevermögen. Nicht nur im her- Gesprächen wird der Stellenleiterin wiederholt ISBN 3-531-14240-2
ausfordernden Aufbauprozess, sondern auch bei bewusst, wie wertvoll ihr Studium in soziokultu-
der aufsuchenden Arbeit. Es gibt Tage, an denen reller Animation und ihre Erfahrung im Projekt-
nicht viel passiert, und man sich die Frage stellt, management sind. Als soziokulturelle Animato-
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