Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...

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Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Monatszeitschrift der
                                                                       Düsseldorfer Jonges
                                                                       01 • 2021 • 87. Jahrgang

Plattbodenschiff auf Heimatkurs • Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor • Wenn Trump geht
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
DIE GROSSE JUBILÄUMSSCHRIFT
   ZU 125 JAHREN FORTUNA DÜSSELDORF
   125 Jahre Düsseldorfer Turn- und Sportverein               In dieser zweibändigen Jubiläumsschrift findet
   Fortuna 1895. Eine bewegende Historie voller               sich jeder wieder, der mit der Fortuna seine ganz
   Tradition, auf die jeder Fortune stolz sein kann!          persönlichen Erlebnisse verbindet. So werden
   Die Fortuna hat großartige Erfolge gefeiert,               auf knapp eintausend Seiten die Höhen und
   außergewöhnliche Sportler und Persönlichkeiten             Tiefen der bewegenden Geschichte beleuchtet.
   hervorgebracht und viele Menschen bewegt.

                                                         MIT DEM
                                                         TV 1895
                                                         FLINGERN

                                                                                                                              1971 → Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker als Erstem Sekretär des Zentralkomitees der SED/DDR
                                                         FING                                                                                                                                                                                  ↘    Hier soll, wenn eine geeignete Vorlage rechtzeitig anlandet, ein alter Stadtplan von Flingern
                                                                                                                                                                                                                                                    stehen.

                                                         ALLES AN

                                                                                                                              1972 → Erste Verleihung des Heine–Preis der Stadt Düsseldorf
                                                                                                                                                                                                                                          Eine raue und unwirtliche Gegend                      weise Dorfstraße, es gab viele Gassen, wenige
                                                                                                                                                                                                                                          namens Flingern                                       Straßen, die meisten Wege waren unbefestigt und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                elektrische Straßenbeleuchtung war ebenfalls
                                                                                                                                                                                                                                          Hinweise auf ein sehr ursprüngliches und uner-        nicht gegeben.
                                                                                                                                                                                                                                          schlossenes Terrain geben bis heute die Straßen-           Doch der Weg zum hochverdichteten Arbeiter-
                                                                                                                                                                                                                                          namen, wie Hoffeld-, Acker-, Flur- und Bruchstraße    wohnviertel Flingern war vorgezeichnet. Denn
                                                                                                                                                                                                                                          oder der Flinger Broich. Der zweite Namensteil        sukzessive hatten sich an der Peripherie Flingerns
                                                                                                                                                                                                                                          dieser Gewannung verweist auf ein ehemaliges          Unternehmen mit großer Arbeiterschaft und
                                                                                                                                                                                                                                          Sumpf- und Moorlandgebiet, da es sich um ein          eigenen Bahngleisen angesiedelt: die Elektrizitäts-
                                                                                                                                                                                                                                          Überflutungsgebiet handelte.                           und anschließend die Gaswerke am Höher Weg,
                                                                                                                                                                                                                                               Schon zu Kurfürst Jan Wellems Zeiten war der     Henkel an der Gerresheimer Straße, die Lokomo-
                                                                                                                                                                                                                                          Flinger Steinweg (ausgehend von der heutigen          tiven-Fabrik Hohenzollern-Werke in der Nachbar-
                                                                                                                                                                                                                                          Schadowstraße) als gepflasterte Straße in Rich-        schaft der heutigen Metro und Haniel-Lueg an der
                                                                                                                                                                                                                                          tung Osten entstanden. Daneben gab es mit dem         „Grafenberger Chaussee“.
                                                                                                                                                                                                                                          Hellweg eine weitere wichtige Verbindungsstraße,           Die Birkenstraße gab es noch nicht, sodass die
                                                                                                                                                                                                                                          die bis nach Gerresheim führte.                       Flurstraße, im Teil, das von der Hoffeldstraße aus-
                                                                                                                                                                                                                                               Allerdings konnte von Urbanisierung über         geht, gerade einmal mit drei Häusern bebaut war,
                                                                                                                                                                                                                                          Jahrhunderte keine Rede sein. Noch 1830 hatte         und von dort einen scharfen Schwenk in Richtung
                                                                                                                                                                                                                                          Flingern gerade einmal 630 Einwohner – heute          Südwest machte, über die heutige Dorotheen-
                                                                                                                                                                                                                                          sind es ca. 37.000.                                   zur Behrenstraße. Die Lichtstraße war ebenso
                                                                                                                                                                                                                                               1895 existierte bereits die Bahnlinie vom        unbebaut und diente lediglich als schlichte Ver-
                                                                                                                                                                                                                                          Hauptbahnhof nach Wuppertal, die wie eine             bindungsachse zwischen der „Grafenberger Chaus-
                                                                                                                                                                                                                                          Schneise quer durch das Stadtviertel wirkte. Infra-   see“ und der Hoffeldstraße. Der Name der Straße
                                                                                                                                                                                                                                          strukturell war zu dieser Zeit alles noch in den      war immerhin zukunftsorientiert – denn er galt als
                                                                                                                                                                                                                                          Anfängen. Die Lindenstraße hieß bezeichnender-        Hinweis auf das in der Nähe befindliche E-Werk.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ein Stadtteil – zwei Fußballvereine                  Die erste Fusion

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Beide Vereine spielten weiter „wild“ und bis heute      Allzu lange existierten die beiden Flingeraner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           liegen nur sehr wenige Spielergebnisse aus dieser       Fußballvereine nicht nebeneinander, sondern

                                                         04     1895 –1913                                                                 05
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Frühzeit vor. Irgendwann im Jahr 1911 trat der Spiel-   fusionierten und traten ab der Saison 1913/1914 im
                                                                                                                                                                                                                                                    Mit dem TV 1895 Flingern fing alles an                                  verein 08 Flingern beim FC Düren zu einem „Pokal-       offiziellen Ligabetrieb des Westdeutschen Spielver-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           spiel“ an, das nach 3:1 Halbzeitstand mit 3:2 für       bandes als „Düsseldorfer FK Fortuna 1911“ an. Wann

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           den Spielverein endete. Um welchen Pokal es sich        diese Fusion genau stattgefunden hat, lässt sich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           handelte, kann im Nachhinein nicht geklärt werden,      nach derzeitigem Wissensstand auch nicht mehr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           aufgrund des Gegners muss man aber von einem            ermitteln. Man kann aber zumindest den Zeitraum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           mindestens regionalen Wettbewerb ausgehen.              auf Mitte / Ende 1912 und Mitte des Jahres 1913 ein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Immerhin hat der durchaus lesenswerte Spiel-       grenzen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           bericht von damals alle Zeiten überdauert:                   Wesentlicher Hintergedanke der Fusion war
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                „Mit Ersatz für die beiden Verteidiger war der     das intensive Bestreben beider Vereine, dem „wil-

IDEALE GESCHENKIDEE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Spielverein nach Düren gefahren; die Siegesaus-         den Fußball“ den Rücken zu kehren und sich dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           sichten waren aber recht gering. Die beiden Ersatz-     Verband anzuschließen, um in einer offiziellen Liga
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           leute passten sich der Mannschaft gut an. Bereits       antreten zu können. Man wollte sich offensichtlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           nach zwei Minuten konnte der Mittelstürmer Düs-         dem Wettbewerb in der Stadt stellen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           seldorfs den ersten Erfolg für seine Farben buchen,          Der FK Alemania hatte sich bereits bei seiner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           dem bald ein weiteres Tor des Halbrechten und           Gründung in seiner Vereinssatzung zu „Wettspielen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           auch nach kurzer Zeit das dritte durch den Halb-        und Versammlungen“ verpflichtet. In der „Wilden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           linken folgte. Nun kam auch Düren mehr auf und          Liga“ fanden sich aufgrund der mittlerweile
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           errang mit Hilfe des Windes durch einen weiten          erreichten Spielstärke beider Clubs längst keine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Schuss seinen ersten Erfolg. Bei diesem Resultat        adäquaten Gegner mehr. Die angestrebte Auf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           blieb es bis zur Halbzeit. Nach dem Wechsel dreht       nahme gestaltete sich jedoch schwierig. Denn der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           sich der Wind, so dass Düren ihn wiederum im            Westdeutsche Spielverband (WSV) hatte sich über-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Rücken hatte. Das Spiel blieb bis zum Schluss ziem-     wiegend aus Clubs, die dem bürgerlichen Umfeld
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           lich ausgeglichen, nur Düren erzielte durch seinen      entsprangen, gegründet. Entsprechend groß waren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Halbrechten noch einen zweiten Erfolg. Kommen-          die Vorbehalte gegen so genannte „Kleine-Leute-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           den Mittwoch (Buß- und Bettag) spielt der Spiel-        Vereine“, besonders dann, wenn sie auch noch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           verein hier gegen den Gelsenkirchener Turnklub.“        aus Arbeitervierteln stammten und auch noch von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weiterhin nachgewiesen wurden Begegnun-            Ausländern geführt wurden, wie dies bei der „Ale-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           gen des Spielvereins gegen den FC Wacker 08             mania“ durch den Holländer Matthias Bakkers der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Düsseldorf am 19. November 1911 (5:2) und genau         Fall war.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           eine Woche später ein 3:0-Erfolg über den Werste-
                                                                                  ↘   Mannschaftsfoto des „D.F.C. Fortuna 1911“. Eindeutig zu identifizieren sind                                                                                                                                                           ner Sportverein. Denselben Gegner fertigte der FK
                                                                                      Peter Bakkers 2.v.l. und sein Bruder Heinz 3.v.l. .                                                                                                                                                                                  Alemania am 28. Januar 1912 mit 8:2 ab.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             „Unsere Meistermannschaft im Jahre 1913“.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ↘

                                                                             16       1895 –1913                                                                                                                                                                                                     17                                Mit dem TV 1895 Flingern fing alles an

   • Bestehend aus 2 Bänden (1895 – 1971 auf 496 Seiten & 1971 – 2020 auf 512 Seiten)
   • Format DIN A4
   • Gewicht insgesamt ca. 5 kg
   • Limitierte Auflage von 3.000 Explaren
   • Bände in hochwertigen Leineneinband gebunden und im Schuber

   Preis: 69,95 € zzgl. Versandkosten
   Artikelnummer: 5451443

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Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Auf

                                                                                        Foto: M. Luigs
                                                                                                           Liebe Heimatfreunde,
                                                                                                           ab 2021 beträgt der jährliche Mit-
                                                                                                           gliedsbeitrag auf Beschluss der

         ein
                                                                                                           Mitgliederversammlung 65 Euro.
                                                                                                           Die Heimatfreunde, die nicht am
                                                                                                           Lastschriftverfahren teilnehmen,
                                                                                                           berücksichtigen dies bitte bei zu-
                                                                                                           künftigen Daueraufträgen und

         Wort
                                                                                                           Überweisungen im Januar 2021.
                                                                                                           Vielen Dank.
                                                                                                           Der Vorstand

Leeve Jonges,                                                                                            Inhalt
die neue Borussia-Düsseldorf-Straße, die wir Jonges mit angeregt haben,                                  Kompliment für die Düsseldorfer..................... 4
ist keiner Person zugeordnet.Vergleichbar mit der Fortuna Straße in Flin-                                Das Plattbodenschiff soll heimkehren............. 6
gern, wird hier ein Verein geehrt. Die Landeshauptstadt drückt damit eine                                Ein treuer Freund vom »tor«........................... 7
Wertschätzung aus. Diejenigen, die diese Art der öffentlichen Wertschätzung                              Gedenken an Deportierte................................. 8
beschlossen haben, wissen: Namensgebungen von Straßen und Plätzen sind                                   Heinrich Heines Geburtstag............................. 8
nie Momentaufnahmen. In aller Regel stehen sie auf Dauer im Geschichts-                                  Jonges stellen ihre Stadt vor........................... 9
buch einer Stadt.                                                                                        Gastkommentar: Andreas Ehlert.................... 10
         Dies ist das Maß. Die Frage lautet stets: Steckt hinter dem Stra-                               Ich bin ein Jong: Felix Droste......................... 10
ßennamen jemand oder etwas, was diese Ehrung verdient? Und das auf                                       Kaffee mit dem Baas: Klaus Göbels............... 11
Dauer? Die politischen Gremien haben diese Frage geschlossen mit „Ja“                                    Däm Jong sinn Weit: Isabella Geldmacher.... 12
beantwortet. Sie sagen: Dieser Verein hat die Ehrung verdient. Sie sagen
                                                                                                         Porträt: Markus Luigs..................................... 13
es nach strenger Prüfung und nicht aus einer Laune heraus. Es kann nicht
                                                                                                         Der Golzheimer Friedhof................................ 14
vordergründig um Siege oder Titel gehen. Borussia ist tatsächlich mehr als
ein Verein, der in Deutschland und auch international durch den Erfolg an
                                                                                                         Notebook von den Jonges.............................. 14
der Platte von sich reden macht.                                                                         Jonges-Unternehmen: Tobias Snitzelaar....... 15
                                                                                                         Wenn Trump geht............................................ 16
         Dieser Verein ist einzigartig.                                                                  Buchtipp: Stadtgeschichte kurz gefasst........ 17
                                                                                                         Auf Reisen: TG Medde d’r zwesche................ 18
Meisterschaften hin, Titel her: Er hat sich eine Idee bewahrt. Dass wir Jonges                           Buchtipp: Düsseldorf und die 50er-Jahre..... 19
zu diesem Verein gefunden haben und mit ihm kooperieren, liegt an einer                                  Landesverdienstorden für Prof. Häussinger.20
Idee-Identität. Auch wir wollen etwas tun für diese Stadt. Für die Jungen wie                            Dank von AlleMann......................................... 20
die Älteren, für die sozial Schwachen oder Flüchtlinge aus anderen Ländern.                              Nachrichtenticker........................................... 21
          Diese Namensgebung ist nicht allein eine aktuelle Wertschätzung, son-                          Veranstaltungen............................................. 22
dern ist Verpflichtung für alle, die künftig an der Spitze dieses Vereins stehen. Ich                    Geburtstage.................................................... 23
bin ganz sicher, dass Borussia diese Verpflichtung auch morgen leben wird.                               Verstorbene.................................................... 23
          Allen Jonges und ihren Familien wünsche ich im Namen des Vor-
                                                                                                         Neuaufnahmen............................................... 23
standes ein durch Corona beeinflusstes ruhiges und besinnliches Weih-
                                                                                                         Impressum..................................................... 23
nachtsfest. Befolgt bitte die Corona-Regeln und -Verordnungen, denn damit
schützt Ihr Eure Mitmenschen und Euch selbst.

Für 2021 wünsche ich uns, dass wir die Pandemie gesund überstehen und                                                                                                               Monatszeitschrift der
                                                                                                                                                                                    Düsseldorfer Jonges

wir uns spätestens im 2. Quartal auf unseren Dienstagabenden im Henkelsaal
                                                                                                                                                                                    01 • 2021 • 87. Jahrgang

                                                                                                          Plattbodenschiff auf Heimatkurs • Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor • Der Fischerbrunnen

wiedersehen.

Euer Baas

                                                                                                                                                                                                               Titelfoto:
                                                                                                                                                                                                               Stadt Düsseldorf,
                                                                                                                                                                                                               Uwe
Wolfgang Rolshoven                                                                                                                                                                                             Schaffmeister
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Die Stadt mit anderen Augen gesehen -
Perspektiven an der Schwelle zum neuen Jahr

                                         KOMPLIMENT
                                            FÜR
Die Perspektive verändert sich, wenn sich       Mode-, Grün-, Business- oder Sportstadt,       tiven mehrerer Autoren bewahren vor der
Abstände vergrößern oder verkleinern.           Klein-Paris oder Little-Tokyo dann noch        Annahme, das Dorf an der Düssel habe sich
Schon Heinrich Heine hat das gewusst, als       Bestand? Blättern klischeehafte Plusfakto-     zu einer Stadt von Weltrang entwickelt. Das
er seine Vaterstadt aus der Ferne betrachtete   ren wie tolerant, dynamisch, vielfältig oder   Buch gibt beispielsweise zu bedenken, dass
und pries. Der Hund Möppi betrachtete           liebenswert vielleicht ab? Sind wir unter      viele Außereuropäer schon Probleme mit
die Stadt eher von unten. Grundsätzlich, so     Berücksichtigung der Tatsache, dass jeder      dem „ü“ haben. Asiaten kennen den Um-
hat der Vierbeiner seinem Herrchen Adolf        fünfte Düsseldorfer ausländische Wurzeln       laut nicht.
Uzarski für einen Roman diktiert, seien die     hat, (noch) eine Stadt für alle?                        Die 90 Jahre alte Schriftstellerin
Düsseldorfer hundefreundlich. Das freilich               Oder erleben wir – wie manche         Ingrid Bachér kommt zu Wort. Sie hat
ist lange her. Der Satiriker Uzarski, 1919      Kritiker meinen - vor lauter Inszenierungs-    mal in Düsseldorf gelebt und die Stadt
ein Mitbegründer der Künstlervereinigung        eifer zu Gunsten des Konsums eine Ver-         nicht gerade als leidenschaftlich erlebt:
„Junges Rheinland“, liegt seit 50 Jahren auf    ödung des Schauplatzes Leben, verbunden        „Das Gesamte ist entweder zu groß oder
dem Nordfriedhof.Wo Möppi abgeblieben           mit dem Rückzug ins Private?                   zu klein. Auf jeden Fall, es bleibt mir nicht
ist, weiß heute niemand mehr.                            Mit anderen Augen auf unsere          im Gedächtnis.“ Jedenfalls hat sie nicht das
          An der Schwelle eines neuen Jah-      Stadt sehen. Dazu hat Prof. Helmut Brall-      entdeckt, was staunend eine Sprachstuden-
res ist Besinnung angesagt. Wie wir unsere      Tuchel (ein Düsseldorfer Jong) sorgsam         tin aus dem armenischen Jerewan findet:
Stadt wahrnehmen, spüren wir, lesen oder        Fakten und Sichtweisen zusammenge-             „In Düsseldorf fliegen immer neue Ideen
hören wir tagesaktuell. Doch wie werden         tragen. Herausgekommen ist ein Buch,           durch die Luft.“
wir von außen wahrgenommen – gesehen            in dem sogar die Hundeperspektive Platz                 Junge Leute aus vieler Herren
mit anderen Augen? Haben die Superlati-         gefunden hat. Dieses Buch ist alles andere     Länder stehen im Fokus, wenn es um die

                                                           FR
ve als internationale Metropole, als Kunst-,    als Tünche. Ganz unterschiedliche Perspek-     Wissensregion Düsseldorf geht. Elf Pro-

                                                                         EUN
                                                                                               DLICH UN
T I T E L GE S C H I C H T E                                        04                                                      das tor 01 | 2021
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
L L E  D
                                            :

                                                                    ÜSSE
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  zent aller an der Heine-Uni Studieren-        Chilenin hatte immerhin gehört, dass am         Internationalität ist
  den kommen aus dem Ausland. An der            Rhein immer Junggesellenabschiede gefei-        kein Naturereignis.
  Kunstakademie ist jeder zweite ein Aus-       ert würden. Dass der Euro-Song-Contest          Bildungsinstitute,
  länder (aus 50 Staaten). Und wer sich an      2011 in Düsseldorf auffallend viele Studie-     auch Unternehmen
  der Musikhochschule umsieht, gewinnt          rende aus Aserbaidschan anlocken würde,         formulieren Ansprü-
  den Eindruck, sie sei fest in asiatischer     damit hatte niemand gerechnet. In Baku          che an die Stadt, die
  Hand. Mit ihren 11.000 Studierenden           fand dieser Wettbewerb 2012 statt. Die di-      den Rahmen liefern
  erlaubt auch die Hochschule Düssel-           gitale Welt macht internationale Werbung        muss. In diesem Zu-
  dorf ein internationales Miteinander.         auch für Hochschulstandorte leicht.             sammenhang lässt
                                                          Düsseldorf gewinnt, wenn man          die Literatur- und
                                                mal da ist. In einer von Dr. Susanne Tuchel     Kulturwissenschaftlerin Prof. Michiko
        Eine Online-Umfrage                     initiierten Online-Umfrage unter Sprach-        Mae in ihrer Beschreibung der japanischen
                                                studenten kommt die Stadt sehr gut weg.         Community in Düsseldorf aufhorchen. Sie
  Warum ist Düsseldorf für sie attraktiv?       85 % finden sie schön, die Hälfte empfin-       lässt einerseits keinen Zweifel an der Stabi-
  Viele Teilnehmer einer Online-Umfrage         det die Stadt als lebendig und grün. Jeder      lität der Beziehungen zwischen Düsseldorf
  unter Sprachstudenten aus China, Indien,      dritte bescheinigt ihr Weltoffenheit. Auf die   und der japanischen Insel aufkommen, doch
  der Türkei, Syrien oder sogar Japan sagten,   Frage, wie sie die Düsseldorfer empfänden,      andererseits bemüht sie das Bild einer lan-
  sie hätten vorher nie etwas von Düsseldorf    kreuzten 69 % das Attribut „freundlich“         gen Ehe, die dringend einer Auffrischung
  gehört. Eine Türkin kam am Rhein in der       und 53 % hilfsbereit an. 45 % notieren Auf-     bedarf. Ein Befund, der wohl mit dem
  Annahme an, hier lebten ausschließlich        geschlossenheit und 41 % Toleranz. Rassis-      Wachstum chinesischer Niederlassungen zu
  reiche Menschen in teurer Kleidung. Eine      tische Übergriffe hat niemand erlebt.           tun hat.                     Autor: Ludolf Schulte

                                                            R E I
                                                            T

       L F S B E
ND H I
  das tor 01 | 2021                                                 05                                                    T I T ELGES CH I CH TE
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Schiff in Schiff: Alles machbar
                              Wo findet das Plattbodenschiff aus Kaiserswerth seinen Hafen?
Zugegeben: Die Frage, ob man ein 17 Meter langes                                 fer. Er hat den Namen „Mainz“, ist 83 Meter lang, die
Holzschiff per Post verschicken kann, klingt ziemlich                            alte Technik funktioniert. Für solche Schnäppchen hatte
dämlich. Und die Frage, ob man ein solches Schiff in                             Dr. Annette Fimpeler, die agile Leiterin des Düsseldorfer
einen alten Rheindampfer einbauen kann, klingt auch                              Schifffahrtsmuseums, hat schon immer eine gute Nase.
nicht viel schlauer. Und doch kommen beide Fragen                                Kaum war die Annonce der Mannheimer auf dem
der Lebenswirklichkeit verdammt nahe. Mag gut sein,                              Markt, stand Fimpeler schon vor der Tür.
dass Düsseldorf in den nächsten Jahren um eine Attrak-
tion am Rhein reicher sein wird.
          Das 17 Meter-Schiff gibt es wirklich. Es ist vor
                                                                                       Kommt ein alter Raddampfer?
elf Jahren in der Höhe von Kaiserswerth aus
dem Rheinschlamm gezogen und gebor-                                                           Aus dem ersten Interesse ist inzwischen ein
gen worden. Die Wissenschaft überschlug                                                       vierseitiges „Prüfungspapier“ geworden,
sich damals.Von einem Sensationsfund war                                                      das Lohe dem Kulturausschuss vorgelegt
seinerzeit die Rede. Ein Transport-Platten-                                                   hat. Die kühn erscheinende Idee: Düssel-
boot, um 1700 gebaut – kein Rheinanlieger                                                     dorf übernimmt den alten Raddampfer zum
kann diesen Fund derzeit toppen. Schon ist                                                    Nulltarif, bringt ihn auf Vordermann und
er Thema einer Doktorarbeit.                                                                  baut im Schiffsinneren das historische Plat-
          Ähnlich der Frauenkirche in                                                         tenboot wieder auf. Ship in Ship:Technisch
Dresden, haben Restauratoren das Schiff                                                       wohl kein Problem.
inzwischen in 1000 (nummerierte) Teile                                                               Der Freundeskreis des Schifffahrtmu-
zerlegt. Darunter auch solche, die in eine                                                    seums findet Gefallen an der Idee, zumal
Aktentasche passen. Geleistet wurde die                                                       der alte Dampfer mal in Düsseldorf behei-
Arbeit in einem international anerkann-                                                       matet war. Der Bau ist 1929 von der dama-
ten Restaurierungszentrum auf Schloss                                                         ligen Dampfschifffahrtsgesellschaft in Auf-
Gottorf in Schleswig-Holstein: eine ers-                                                      trag gegeben worden. Für ein paar Jahre lag
te Adresse. Und nicht die Preiswerteste.                                                      der Dampfer als Hotelschiff im Düsseldorfer
                                                             Plattbodenschiff:                Hafen.
                                                                                 Wer von der Politik etwas haben will, muss Zückerchen
         Zurückgeschickt in Kisten                            Zurückgesendet
                                                              in Einzelteilen    mitbringen. Zwar verhehlen die Initiatoren nicht, dass
                                                                                 das ganze Unternehmen ein paar Millionen Euro kosten
Die Restauratoren haben ein halbes Schiff inzwischen                             wird, doch dagegen werden Gewinne gerechnet: Düs-
nach Düsseldorf geschickt – in Kisten: Gefriergetrock-                           seldorf werde um eine Attraktion reicher, sagen die Be-
nete Hölzer, zum Teil mit einem schlichten Föhn be-                              fürworter. Zudem soll das „Schiff-im-Schiff-Konzept“
arbeitet und konserviert. Das 50 Prozent-Schiff lagert                           eine Dependance des Museums werden: mit Experi-
im Restaurierungszentrum an der Erkrather Straße.                                mentierfeldern auch für Kinder. Dazu stehe ausreichend
Wie lange noch? Niemand weiß das. Kulturdezernent                                große Flächen für ein Restaurant oder auch Tanzver-
Hans-Georg Lohe jedenfalls spricht fürs erste von ei-                            gnügen bereit. Die kommerzielle Nutzung würde die
nem Kraftakt.                                                                    Folgekosten von 50.000 Euro pro Jahr ausgleichen,
         Damit muss sich nun der neue Stadtrat rum-                              meint Lohe.
schlagen. Die Frage, wohin mit dem Schiff, ist bis heute                         Am Ende seines Papiers verspricht die Verwaltung, sie
nämlich unbeantwortet. Als tragfähig hat sich in den                             werde sich jetzt um Drittmittel bemühen. Das wird sie
vergangenen Jahren kein einziger Vorschlag erwiesen.                             am Ende nicht ohne den Freundeskreis-Chef Ernst La-
Ein idealer Liegeplatz wurde nicht gefunden. Über-                               mers hinkriegen. Wenn´s ums Kötten geht, ist er vor-
legungen, einen Museumsneubau nahe dem Fundort                                   nean.
Kaiserswerth zu schaffen, wurden als zu kostspielig ver-                                  Ums Image ging es auch den Kaiserswerthern.
worfen.                                                                          Sie hätten das alte Transportboot fürs Renommee ih-
         Mit dem Erbe ihrer Väter und Mütter müssen                              res Stadtteils wohl gerne gehabt. Da schüttet Fimpeler
sich die neuen Ratsmitglieder nun befassen. Mit einer                            gleich ein weiteres Zückerchen in den Kaffee. Schon hat
Idee, die im Internet ihre Wurzel hat. Dort suchte das                           sie nämlich ein wichtiges Einverständnis eingeholt. Die
wegen seiner Experimentiermöglichkeiten von Besu-                                Wasserbehörden können sich demnach einen dauerhaf-
chern gefeierte und beliebte Technoseum in Mannheim                              ten Liegeplatz des Raddampfers in Höhe der Schulstra-
einen Abnehmer für einen alten Doppeldecksalondamp-                              ße durchaus vorstellen...                  Autor: Ludolf Schulte
                                                                                                                               Fotos: privat

P L ATTBO D E N S C H I F F                                     06                                                             das tor 01 | 2021
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Das „tor“ unterm Baum
             Diese Ausgabe des Jonges-Magazins „das tor“ wird un-          Der bekommt als Jonges-Mitglied das Magazin regelmä-
             mittelbar nach ihrem Erscheinen konfisziert – jeden-          ßig frei Haus. Streit um eine Zeitschrift? Die Redaktion
             falls in Hamm bei Familie Andree. Grund: Das Heft             freut´s.
             soll, schön eingebunden, als Geschenk unter dem Weih-                   Jetzt hat der Baas Kontakt mit der Familie
             nachtsbaum liegen.                                            aufgenommen. Ergebnis: Die Andrees schenken dem
                       Ausgedacht hat sich das Sandra Andree.Von ihr       Senior nicht nur ein Abo, sondern gleich auch die Mit-
             kam vor Tagen eine Mail im Jonges-Haus an. Höflich            gliedschaft im Verein. All das weiß Pollok natürlich noch
             erkundigte sie sich, ob sie wohl - als weihnachtliche         nicht. Und das soll bis zum Weihnachtstag auch so blei-
             Überraschung – ein tor-Abo für ihren Vater Udo Pollok         ben...
             abschließen könne. Der sei allerdings kein Vereinsmit-                  Wahrscheinlich erfährt er auch erst Heilig-
             glied...                                                      abend, dass auch ein fast schon ideelles, unbezahlbares
                       Ja doch, wie denn? Kein Problem.Wenn über-          Geschenk auf ihn und seine Frau Gisela wartet. Alle fünf
             haupt, dann war der 78 Jahre alte Pollok selbst das Pro-      Andrees gehen nämlich freiwillig und sicherheitshalber
             blem. Wenn der zu Besuch sei, so sagt die Mutter von          zeitig in häusliche Quarantäne, um virusfrei zu sein und
             drei Kindern mit Augenzwinkern, schnappe sich der Se-         die Eltern nicht zu gefährden...
             nior regelmäßig die Vereinszeitschrift vom Tisch. Er fin-               Mit großem Respekt und viel Sympathie
             de das „tor“ als interessierter Düsseldorfer einfach gut.     wünscht die tor-Redaktion drei Generationen unbe-
             Das findet allerdings auch sein Schwiegersohn Christian.      schwerte Weihnachten.                               Autor: ls

                                                                                            Gemeinsam führen wir Ihre

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                                                                                            zum Erfolg!
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                                                                                                                         i.kabutz@stella-publishing.de
                                                                                                                         www.stella-publishing.de
                                                                                                                         Post: Kaiser-Wilhelm-Ring 36
                                                                                                                         40545 Düsseldorf

                     Immer da. Immer nah.

das tor 01 | 2021                                                     07                                                   VEREI N S G ES CH EH EN
                                                                 Unbenannt-10 8                                                                    11.12.20 13:51
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Gedenken an Deportierte
Vom Güterbahnhof ging es ins Ghetto nach Riga

Am 11. Dezember 1941, vor 79 Jahren, fuhr am Düssel-     uns ins Ghetto getrieben.“ Nur 98 Menschen die-
dorfer Güterbahnhof ein Zug mit 1.007 jüdischen Män-     ses Transports überlebten das Ghetto in Riga und die
nern, Frauen und Kindern aus linksrheinischen Städten    anschließenden Verschleppungen in weitere Konzen-
und Gemeinden nach Riga. Es war bereits die dritte       trationslager. „Wir gedenken den verschleppten und
Deportation aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in-      ermordeten Menschen. Aufgrund der aktuellen Coro-
nerhalb weniger Wochen. Unter den Deportierten be-       na-Situation und den damit verbundenen Einschrän-
fand sich auch der damals erst vierzehnjährige Werner    kungen können wir heute leider nicht persönlich in
Rübsteck aus Mönchengladbach: „Auf dem Schlacht-         der Hochschule Düsseldorf sein, wo sich der Erinne-
hof in Düsseldorf hat es bei mir ‚klick‘ gemacht“, er-   rungsort an den einstigen Schlachthof befindet,“ sagte
innerte er sich Jahrzehnte später in einem Interview.    Jongesbaas Wolfgang Rolshoven.                 Autor: en
„Ich hatte geahnt, wo es hingeht. Und dann hat man

                      „Ihr lieben Leut‘, Ihr müßt
                      nicht jammern und flennen...“
                      Heinrich Heines Geburtstag in Corona-Zeiten
                      Im Jahr 1797 wird er am 13. Dezember auf der Bol-           Lediglich drei Programmpunkte
                      ker Straße geboren: Heinrich Heine, einer der wich-         waren noch möglich:
                      tigsten Dichter der Romantik und gleichzeitig deren
                      Überwinder. Die Umstände in der Welt sind zu die-           •E
                                                                                    in Rallyefragebogen, mit dem die Teilnehmer ohne
                      ser Zeit turbulent, denn es ist auch das sechste Jahr der    Stadtführer einen Rundweg begehen konnten.
                      Republik nach dem französischen Revolutionskalen-
                      der. Napoleon rückt immer weiter in Richtung Wien           • Von 17 bis 19 Uhr wurde das Ohme Jupp zum
                      vor, der Rhein wird zu Frankreichs Ostgrenze und              Fernsehstudio. Online über den freien YouTube Ka-
                      die letzte Invasion von England findet statt (bei der         nal von DüsseldorfLebt gab es Vorträge oder Lesungen
                      sich die Invasoren allerdings am erbeuteten Alkohol           zu Heinrich Heine, unter anderen von Dieter Jäger.
                      kampfunfähig trinken). In diese Zeit also fällt die Ge-
                      burt des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt Düssel-         •E
                                                                                    s gab einen Heine und Düsseldorf QuizAbend
                      dorf, dem Dichter, mit dem übergroßen Herzen und             (angelehnt an das OB-Kandidaten-Quiz), zu dem
                      der scharfen Zunge.                                          alle Düsseldorfer eingeladen waren und sich daran
                               Auch 2020 kommt bekanntlich alles anders,           online beteiligen konnten.
                      als erwartet. Die Corona-Pandemie beherrscht die
                      Lage und lähmt das städtische Kulturleben. Doch so          Viel zu viele Düsseldorfer sind derzeit leider völlig
                      ganz wollen sich das einige Düsseldorfer nicht gefal-       unverschuldet in finanziellen Schwierigkeiten. Des-
                      len lassen und so formiert sich momentan ein Zu-            wegen waren alle Teilnahmen an den Programm-
                      sammenschluss derer, die Heine trotz allem auch in          punkten kostenlos. Keiner der Helfer oder Organisa-
                      diesem Jahr ehren wollen. Federführend vertreten in         toren erwartete Geld.
                      dieser unverzagten Allianz sind die Geschichtswerk-                 „Das sind eben Zeiten, in denen man sich fle-
                      statt, Düsseldorfer Jonges und die Düsseldorf Lebt          xibel aufstellen muss. Wir Düsseldorfer sind Rhein-
                      GmbH, die bereits das Kandidaten-Quiz vor der               länder, wir können das ja bekanntlich ganz gut, des-
                      Kommunalwahl ins Leben rief.                                halb werden wir uns auch hier nicht einfach alles
                               „Corona darf nicht das gesamte Kulturleben         vermiesen lassen und jammern, sondern versuchen
                      zerstören und wir wollen zeigen, dass es auch unter den     das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten zu ma-
                      schwierigen Umständen möglich ist, Heine an seinem          chen,“ sagt Wolfgang Rolshoven, Baas der Düssel-
                      Geburtstag in der bestmöglichen Form zu würdigen“           dorfer Jonges.                      Autor: Carsten Friedrich
                      sagt Carsten Friedrich, Inhaber von Düsseldorf Lebt.

ERI NNE R U N G                                                    08                                                        das tor 01 | 2021
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Neubürger erkunden ihre Stadt
Jonges stellten neuen Mitbürgern aus Syrien, Afghanistan, dem Irak,
Albanien und Armenien ihre Stadt vor

„Hier stehen wir auf den Grundmauern des alten
kurfürstlichen Schlosses, von dem nur dieser ein-
drucksvolle Schlossturm erhalten geblieben ist.“
Gespannt lauscht eine bunt zusammengewürfelte
Gruppe dem Stadtführer an einem schönen Sonntag-
nachmittag. Die „Düsseldorfer Jonges und Freunde
am Welcome Point 03 Bilk“ hatten zu einem Stadt-
rundgang durch Düsseldorfs Altstadt eingeladen. Lo-
thar Kümpel und Otto Schnell, beide ehrenamtlich
aktiv in dieser Gruppe und Mitglieder der Tischge-
meinschaft (TG) „Pastor Jääsch“ nahmen teil, eben-
so Susanne Milanesi, gleichfalls in der Gruppe aktiv,                                                                                                       Neubürgergruppe
denn inzwischen gehören auch engagierte Frauen                 Syrien, Afghanistan, dem Irak, Albanien und Armeni-                                        und Jonges auf dem
zur Gruppe.                                                    en zu uns gekommen sind, waren der Einladung zum                                           Marktplatz vor den
        Christoph Nachtigäller, Sprecher der Grup-             Stadtrundgang gefolgt.                                                                  Jan-Wellem-Denkmal
pe und ebenfalls Mitglied der TG Pastor Jääsch, hatte                  Bei der Stadtführung mit historischen, kulturel-
die Veranstaltung mit Lothar Kümpels Unterstützung             len und politischen Aspekten ging es zum Schlossturm,
vorbereitet. Eloquenter Stadtführer war Walter Schu-           zur Lambertuskirche, zum Jan-Wellem-Reiterdenkmal,
hen von der „Düsseldorf lebt GmbH“, er ist Mitglied            zum von Bert Gerresheim gestalteten Denkmal des
der Jonges in der TG „Us d’r Lamäng“. Unter dem                Hoppeditz und weiter zum ältesten Brauhaus-Restau-
Eindruck der vielen vor Krieg und Verfolgung nach              rant Düsseldorfs „Zum Schiffchen“ von 1628. Als „Zu-
Düsseldorf geflüchteten Menschen hatten sich einige            gabe“ zum Stadtrundgang erhielt die Gruppe spontan
engagierte Tischfreunde der Tischgemeinschaft „Pas-            Zugang zur Skulpturen-Ausstellung mit Arbeiten von
tor Jääsch“ im Herbst 2015 entschlossen zu helfen:             Bert Gerresheim im Stadtmuseum.
Wir wollten diesen Menschen-Familien und Einzel-                       Eine Stadtführung mit vielfältigen Eindrü-
personen-das Ankommen und die Integration in ei-               cken und reichlichen Informationen über Düssel-
ner neuen Welt und in unserer Gesellschaft erleich-            dorfer Kultur, Geschichte und Politik ging mit ei-
tern und sie dabei unterstützen. Das Programm der              nem herzlichen Dank an Walter Schuhen zu Ende.
Gruppe steht unter dem Motto „Begegnungen –Ge-                 Sowohl unsere Neubürger als auch die Einheimi-
spräche –Begleitung und Unterstützung“. Das Kern-              schen hatten viel Neues über unsere gemeinsame
angebot sind die wöchentlichen Mittwochstreffen,               Heimatstadt erfahren. Zum Nachlesen, Nachschau-
bei denen Informationen ausgetauscht, aktuelle The-            en und zur Erinnerung an diesen gemeinschaftlich
men besprochen und dabei beiläufig deutsche Spra-              in guter Stimmung verbrachten Sonntagnachmittag
che geübt wird. Daneben sind gemeinsame Unter-                 gab es als kleine Überraschung für alle das Büchlein
nehmungen und Exkursionen Teil des Programms.                  „Düsseldorf, der Bildband für die Hosentasche“.
15 Frauen und Männer, die in den letzten Jahren aus                                                         Autor/Foto: Christoph Nachtigäller,
                                                                                                            TG Pastor Jääsch

                                „Ich möchte mich sicher fühlen.
                                                                                                           19 9 4
                                Vor allem Zuhause.“                                M ITG L
                                                                                             IE D S E IT

                                                                                                               HÖREN
                                                                                                             VERSTEHEN
                                                                                                              HANDELN

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                                                                                                           W W W. H O E R G E R A E T E - A U M A N N . D E

das tor 01 | 2021                                                      09                                                                                     N EU B Ü R G ER
Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
Gastkommentar                           Düsseldorfer Jonges -
                                                                                                   da bin ich dabei!
Die Pandemie
als Chance
— was für ein Jahr! Ein Jahr voller Herausforderungen.
Ein Jahr, das Vertrautes, Bewährtes an ganz vielen Stel-
len in Frage stellt. Ein Jahr, das uns ständig zu Improvi-
sationen zwingt. Verursacht durch eine Pandemie, die wir
uns alle so bislang nicht hätten vorstellen können. Ob beruflich
                                                                                                            »
oder privat, kaum ein Bereich, in dem „Corona“ unser Leben nicht grundlegend verän-
dert hätte. Und – so ehrlich müssen wir miteinander sein –, das Virus, es wird uns noch            Ich bin ein
lange begleiten. Mit Auswirkungen, die wir noch lange schmerzhaft verspüren werden:
auf unsere Wirtschaft, auf die Finanzen des Staates, auf unser Leben.                               Jong, weil
         Aus Sicht des Handwerks ergibt sich bislang ein gemischtes Bild. Eine ganze
Reihe unserer Gewerke war und ist bis heute von den von der Politik verhängten Maß-
nahmen betroffen: Friseure und Kosmetiker, die zeitweise ihre Ladenlokale zu schließen
                                                                                                   die Jonges
gezwungen waren. Fleischer, Bäcker, Konditoren, die zum Gut Teil von Catering oder
Café-Betrieb leben. Oder auch Tischler und Elektrotechniker, die im Gaststätten-, Ho-
                                                                                                      gut und
tel- oder Messebau tätig sind.
         Dennoch kommt das Handwerk bisher besser durch die Corona-Krise als andere
                                                                                                   wichtig für
Wirtschaftsbereiche. Ja, es erweist sich in der Krise als ein Stabilisator. Woran liegt das? –
Es liegt vor allem daran, dass die zum Großteil kleinbetrieblichen Strukturen des Hand-            Düsseldorf
werks sich gerade als Vorteil erweisen. Dass die Entscheidungswege kurz sind. Dass die
ungewöhnliche Breite der Qualifikation des Handwerksunternehmers hier zum Tragen                       sind.
kommt. Schließlich ist er häufig alles in einem: Unternehmer, Handwerker mit theoreti-
schem Wissen und praktischer Erfahrung, Kaufmännischer Direktor, Technologie-Beauf-
trager, Marketing-Chef und Personalveranwortlicher – all das in einer Person! Aus eben
                                                                                                            «
dieser Qualifikation erwächst die Flexibilität, die dem Handwerk bislang zu Gute gekom-
men ist. Dazu kommt eine große Bereitschaft, sich an die wechselnden Gegebenheiten
jeweils neu anzupassen.
         Neben Flexibilität brauchen wir zugleich aber auch Berechenbarkeit, Planbar-
keit. Was wir nicht brauchen können, ist ,Rumgewackel´. Ist eine ,Stop-and-go-Politik´.
Mit einem ständigen Hin und Her zwischen Lockdown hier und Lockerung dort. Wir
dürfen nicht vor Angst erstarren. Dürfen nicht immer nur reagieren. „Auch aus den Stei-
nen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“, lautet ein Altmeis-
ter Goethe zugeschriebenes Wort. Meint in unserem Falle: Die Chancen der Pandemie
nutzen! Nicht länger daraufsetzen, vorhandene Strukturen zu bewahren. Lieber jetzt Din-
ge anpacken, die schon lange überfällig sind: z.B. den Unternehmen größere Freiräume
einräumen. Damit sie leichter und ohne großen bürokratischen Aufwand neue Geschäfts-
modelle entwickeln und neue Arbeitsplätze schaffen können.
         Was jetzt nötiger ist denn je, ist Kreativität, ist Unternehmergeist, ist die Bereit-
schaft zum Aufbruch. Sind Menschen, die bereit sind, Etabliertes, darunter gewiss manch
Überholtes, in Frage zu stellen. Menschen, die sich zunächst mit Realismus und Pragma-
tismus die jeweilige Situation genau anschauen. Die sich dann klarmachen, was geht und
was nicht. Und die zu guter Letzt bereit und fähig sind,Verantwortung zu übernehmen.
So, wie ich das vom Handwerk kenne. So, wie ich das von den Jonges kenne. Die im Üb-
rigen auch in dieser Krise – trotz der äußerst widrigen Umstände – wieder einmal ein-
drucksvoll bewiesen haben, wie groß ihr Beitrag ist, wenn es darum geht, ehrenamtliches                 Felix Droste
soziales Miteinander und persönliche Nähe in unserer Stadt sicherzustellen.
                                                                                                        einer von uns
 A ndreas Ehlert                                                                                  seit 04.01.2000
 Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf

G A S TKOM M E N TA R                                                10
Auf einen Kaffee mit dem Baas

Was gut ist und
was schlecht
Das Düsseldorfer Gesundheitsamt steht vor dem 100. Geburtstag

Im nächsten Jahr wird das Städtische Ge-        ternationalisiert. Die vielen Sonntagsreden
sundheitsamt 100 Jahre alt. Mag gut sein,       sollen auf Alltagsgültigkeit abgeklopft wer-
dass die von vielen Menschen immer noch         den und letztlich die Politik in die Lage
als statisch, bürokratisch und zu amtlich       versetzen, Reformansätze mitzutragen.
empfundene Behörde den Geburtstag nut-                   Die Liste der Zuständigkeiten, die
zen wird, um ihr Image aufzupolieren. So        Göbels und seine 220 Mitarbeiter haben, ist                                              Klaus Göbels
furchtbar weit hat sich eben noch nicht         lang. Zur öffentlichen Gesundheit gehören
rumgesprochen, dass zumindest das Düs-          neben der allgemeinen Gesundheitsförde-                  viele Krankenhäuser gibt. Dies sei Landessa-
seldorfer Amt um viel Bürgernähe bemüht         rung aktuell die „Durchführung des Infek-                che, sagt der Internist. Er erkennt sehr gut,
ist. In einer Amtsstube, in der Mitarbeiter     tionsschutzgesetzes“ (Stichwort Corona),                 wenn er in eine heiße Kartoffel beißen soll.
mit Ärmelschonern Akten schleppen, wäre         die Hygieneüberwachung in Schulen, Ki-                   Immerhin soviel: Beim Ausfall des (gehack-
Amtsleiter Klaus Göbels wohl der falsche        tas oder Altenheimen, die Umweltmedizin,                 ten) Rechners der Uni sei man froh gewesen,
Mann. Der promovierte Internist und In-         der sozialpsychiatrische Dienst oder auch                rasch auf andere Kliniken zurückgreifen zu
fektiologe hat in der freien Medizinwirt-       die Überprüfung vor Zulassung zum Heil-                  können. Zu dem Nachbarschaftsprojekt mit
schaft viel erlebt: In der Charité Berlin       praktikerberuf.                                          den Niederlanden gehört allerdings auch die
ebenso wie in der hiesigen Uniklinik. Den                Nicht dazu gehört die Frage, ob es              Frage, warum Holland eher auf größere Kli-
Kontakt zu frei niedergelassenen Ärzten         in der Landeshauptstadt genug oder gar zu                nikeinheiten setzt.               Autor/Foto:
                                                                                                                                           Ludolf Schulte
hat der 50jährige daheim. Seine Frau prak-
tiziert in Ratingen.
          Für Göbels, mit Corona seit Mona-
ten hinlänglich ausgelastet, ist der Schreib-      BRORS Gold- & Silberwaren Handels- & Auktionshaus GmbH

                                                  GOLD ANKAUF
tisch nicht die Erfüllung schlechthin. Er
ist auch als Notarzt unterwegs. Für einen
Amtsträger bemerkenswert offen und im
Vertrauen auf Diskretion diskutierte er
in der Reihe „Auf einen Kaffe mit dem              Aktueller Kurs unter 0211 - 371900
Baas“ mit Wolfgang Rolshoven auch über                                                                                              Wir kaufen:
                                                                                                                          Gold · Silber · Platin
Schwächen der Gesundheitssystems. Ein                                                                                             Goldschmuck
Revoluzzer ist dieser Amtsleiter (er ist ein                                                                                 Designerschmuck
Düsseldorfer Jong) nicht. Er setzt eher auf                                                                      Zahngold (auch mit Zähnen)
                                                                                                                         Altgold in jeder Form
die Fähigkeit zur Einsicht. So wie Düssel-                                                                             (
                                                                                                                 Uhren (Rolex,  Breitling usw.)
dorfs Feuerwehrchef David von der Lieth.                                                                                      Brillantschmuck
Auch der will Reformen, ohne in die Fan-                                                                          lose Brillanten · Diamanten
                                                                                                                          Industriegold/Silber
fare zu blasen. Die beiden Herren sind in                                                                                               Münzen
punkto Notarzt und Rettungswesen in der                                                                                              Tafelsilber
Sache verbunden.
                                                  GERN AUCH                                                               FAMILIEN
                                                  HAUSBESUCHE                               B R O R S UNTERNEHMEN
          Wo kommen sie denn her, die bes-
seren Einsichten? Die Dänen sind Vorbild,
auch die Niederländer. Über ein gemeinsa-                                                          1 9 8 2
mes Projekt will Göbels ausloten, „was bei
denen besser läuft als bei uns und umge-           Ö f f n u n g s ze i t e n :                   Fürstenwall 214 (Eckein 40215
                                                                                                                            Cor neliusstraße)
                                                                                                                                  Düsseldorf
                                                                                            0211 - 371900
kehrt“. Das Studium von „public health“            M o - Fr : 0 9 : 3 0 - 1 8 : 0 0 U h r
                                                   Sa:        09:30 - 14:00 Uhr                                    www.brors-schmuck.de
in England hat ihn zum Denken über
Grenzen herausgefordert, sozusagen in-

das tor 01 | 2021                                                          11                                                   KAFFE EG ES PR ÄCH
Es begann mit einem Tabu                                                                              Däm Jong sinn Weit
Isabella Geldmacher (34) lebt schon 17 Jahren mit ihrem Jong

Dann beginnen wir doch mal gleich da-
mit, wie sie sich kennenlernten: Das Mäd-
chen von der Luegallee und der Junge
aus dem Zooviertel gingen beide auf das
Görres-Gymnasium. Das allein war es aber
noch nicht. Freunde hatten sie irgend-
wann zum Tabuspielen eingeladen. Bevor
hier Unwissende auf falsche Gedanken
kommen: Es handelt sich dabei um ein
Kartenspiel, bei dem man einen Begriff
erraten muss, ohne vorher beim Erfragen
bestimmte Wörter zu benutzen. „Wir bei-
de wurden Spielpartner und haben die an-
deren gemeinsam voll abgezogen!“
        Schon an dem Abend habe es
zwischen ihnen geknistert, bestätigt ihr
Mann, Dominik Geldmacher (37, TG
Nepomuk) diese Geschichte. Er ist der                                                                    Isabella Geldmacher
Programmierer mit Mathehirn, sie die
kunstaffine Psychologin. Schon mit acht       wie sie sagt. Das Studium der Pädago-        angenehm sei ihr das dann trotzdem. Im
ging sie auf die Ballettschule und später     gik, der Psychologie und der Betriebs-       Übrigen habe sie nie etwas anderes als ei-
sang sie noch beim sehr renommierten          wirtschaft wies bereits in die berufliche    nen Job mit Nähe zu Menschen gewollt.
Chor des Görres-Gymnasium mit, der            Richtung Personalentwicklung. Isabella
auch jährlich beim „Düsseldorf Festi-         Geldmacher begann damit bei einem Lo-
val“ auftritt. Ihre Lieblingsfächer damals:   gistikunternehmen in Mannheim, beriet
                                                                                                  Klimt und Historie
Kunst, Deutsch und Italienisch. Nicht         und trainierte in Sachen IT-Systeme und
allein deshalb verbrachte sie ein halbes      moderierte Workshops. „Ist schon nicht       Nach der Geburt des kleinen Jonathan
Jahr in Rom und infizierte auch ihren         so einfach, sich mit 25 als Frau vor 30      legte sie eine berufliche Pause ein. Die El-
Mann mit der Liebe zu Italien. „Die sind      Männer, die teils erheblich älter sind, zu   ternpause gibt natürlich mehr Raum für
da einfach leichter drauf. Zudem wollte       stellen und zu dozieren.“ Wobei ihr das      Hobbys: Da wäre zunächst mal das Mit-
ich sowieso möglichst bald ins Ausland.“      gewinnende Lächeln und ihre nicht ge-        wirken beim Improvisationstheater. Au-
                                              spielte Offenheit sicher geholfen haben.     ßerdem liest Isabella Geldmacher gerne,
                                              Ihre Verhaltensprämisse gerade in soge-      besonders Historienromane. Sie liebt den
       Nah an Menschen                        nannten Problemfällen ist: Zwietracht        Maler Klimt und sie mag backen … Denn
                                              schnell aufdecken und zu beseitigen ver-     für das Kochen ist Dominik zuständig. Am
Zum Studieren ist sie dann ihrem Domi-        suchen. „Wenn mir einer nur was vor-         besten natürlich italienische Küche.
nik nach Marburg „hinterhergezogen“,          spielt, kriege ich das schnell raus.“ Un-                                  Autor: Wolfgang Frings
                                                                                                                         Foto: privat

                                                                                                      Sachverständigeninstitut
                                                                                                      Norbert Hüsson
  Bestattungsvorsorge                                                                                 Ö. b. u. v. Sachverständiger für das
                                                                                                      Maler- u. Lackiererhandwerk,
  Damit können Sie schon zu Lebzeiten alle Details für Ihre                                           Schwerpunkt Korrosionsschutz,
  Bestattung regeln. Sie haben Sicherheit, dass alles wie                                             Betonsanierung, WDVS
  gewünscht umgesetzt wird und die Menschen, die Ihnen
  wichtig sind, werden entlastet – ein beruhigendes Gefühl!                                           Auf der Reide 30
                                                                                                      40468 Düsseldorf
  Wir informieren Sie gern ausführlich.
                                                                                                      Tel.: 02 11/42 43 01
            www.bestattungshaus-frankenheim.de                                                        Fax: 02 11/41 90 00
  Düsseldorf (0211) 948 48 48      Mettmann (02104) 28 60 50                                          Info@huesson.com

DÄM JON G S IN N W E IT                                          12                                                          das tor 01 | 2021
Diese Augen taugen
nicht für Werbefilme
Ein Fotograf, der die Stadt Düsseldorf abtastet und ihr Aroma aufspürt

                                                                         Markus Luigs
                                                                       • Markus Luigs (48) wurde in Solingen geboren. Er ist
                                                                         verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 30 Jahren lebt
                                                                         er in Düsseldorf. Seit 2001 arbeitet er als selbständiger
                                                                         Fotograf und Designer.
                                                                       • An der Hochschule Düsseldorf hat er ein Studium
                                                                         für Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten
                                                                         Konzept und Fotografie absolviert.
                                                                         Einer seiner Lehrer: Prof. Wilfried Korfmacher
                                                                         (ein Düsseldorfer Jong)
                                                                       • Ausgestellt hat er im Gewächshaus Düsseldorf, bei
                                                                         Conzen, auf Schloss Brühl, Stilwerk, im Kunstpalast,
                                                                         Stadtmuseum, bei den Kunstpunkten.
                                                                       • Sein Atelier hat er im Haus Lichtstraße 39 in Flingern.
                                                                       • 2020 traf er den Baas und ist ein Düsseldorfer Jong
                                                                         geworden.

Wer den Mann mit der Schiebermütze zu         stein wegführend fest. Felix Klein, Profes-    dass Luigs den Stadtteil Garath liebge-
Fuß auf einer seiner regelmäßigen Stadt-      sor für visuelle Kommunikation in Köln,        wonnen hat. Freilich nicht allein, son-
erkundungen in Düsseldorf begleitet,          meint, dieser Fotograf taste die Stadt Düs-    dern geführt von der dort geborenen Ar-
muss mit allem rechnen. Auch damit, dass      seldorf ab. Also noch mal hinsehen.            chitektin Anna Wollenberg. Vor etlichen
er nach 200 Metern anhält, die Strecke                 Schnell ist klar: Für einen Image-    Jahren hat sie den Jonges-Förderpreis für
zurückgeht und sich an ihr erneut ver-        Film taugen die Augen von Luigs nicht.         Architektur bekommen. Beide zusam-
sucht. Irgendwas ist ihm beim ersten Mal      Er macht aus der Stadt, in der er seit 30      men haben den oft verkannten Stadtteil
offenbar aufgefallen. Aufgespürtes hält er    Jahren lebt, ein Feuilleton. Abgelichtet       im Süden der Landeshauptstadt 2019 ins
stets mit seiner Kamera fest.                 wird sogar eine (nicht mehr existieren-        Stadtmuseum geholt. Konzipiert wurden
         Der Mann mit der Schiebermüt-        de) Wurstbude am Höher Weg zu seinem           Teile des Garath-Porträts bei einem Ita-
ze, eins von 15 Exemplaren aus seinem         Gedicht.                                       liener. Seine Lebensfreude rekrutiert Lu-
Textilarchiv, heißt Markus Schmitz von                 Perlen, die der Designer Luigs        igs nämlich zweimal pro Woche mit Spa-
Geburt an. Der Name Luigs hat ihm je-         ironisch meint, sind allesamt unschein-        ghetti nach Hurenart. Im Italienischen
doch entschieden besser gefallen. Sei-        bar. Seine bildlichen Dokumentationen          klingt das ein bisschen feiner. Spaghet-
ne Frau hat ihm diesen Namen bei der          haben eher den Charakter einer „Stadt          ti alla puttanesca. Scharf ist das Nudelge-
Hochzeit geschenkt. Unter Luigs ist der       hinter der Stadt“. Der Schmutz, das Ver-       richt in beiden Sprachen.
47 Jahre alte selbstständige Fotograf und     fallene, die unverwechselbare Kehrseite:                Die „Perlen“ enthalten bewusst
Designer aus Flingern sehr bekannt ge-        Sie offenbaren Schönheit. Eine, die den        keine Gesichter. Überwiegend sind es
worden. Durch Ausstellungen und auch          Betrachter festhält. Alles, was Luigs zeigt,   Objekte, die das Foto ausmachen. Das
durch ein Buch, das er „Düsseldorfer Per-     gibt es oder gab es wirklich. Zum Beispiel     freilich wird sich bald ändern. In Vor-
len“ genannt hat. Der Titel löst Verwir-      ein gekacheltes Pissoir am Bordell hinter      bereitung ist ein neues Buch, eins über
rung aus: Perlen – wo denn bitte? Und         dem Bahndamm. Die Bildzeilen benen-            Oberbilk. Auch mit diesem Buch will Lu-
Düsseldorf – auch nicht erkennbar. Wie        nen den Ort, um den Ungläubigen zu be-         igs Augen öffnen. Diesmal mit Hilfe von
ärgerlich.                                    gegnen.                                        Menschen, die in diesem Stadtteil fest
         „Luigs spürt das Aroma der Stadt              Weil Schönheit immer im Auge          verwurzelt sind.
                                                                                                                          Autor: Ludolf Schulte
auf“, stellt der Feuilletonist Philipp Hol-   des Betrachters liegt, verwundert es nicht,                                 Foto: Luigs

das tor 01 | 2021                                                 13                                                            PO RTR ÄT
Brücke könnte verbinden
Der Golzheimer Friedhof wird durch vier Fahrspuren getrennt

Die Einschränkungen während der Coro-          den der Jonges-Treff On The Beach eine
na-Pandemie dauern länger. Im Frühjahr         willkommene Abwechslung. Herzlichen
waren viele von uns noch optimistisch,         Dank dafür den Initiatoren!
dass das Leben im Herbst wieder seinen         Was wir in der Tischgemeinschaft „medde        der Düssel zu retten. Bei dem Rettungs-
normalen Gang gehen könnte. Weit ge-           d’rzwesche“ für das Frühjahr geplant hat-      versuch ist der Junge allerdings ertrunken.
fehlt! Aber wer glaubte, das Virus wür-        ten, konnte dann endlich Anfang Oktober                 Wir kamen dann an die vierspuri-
de auch viele unserer Beziehungen zer-         umgesetzt werden: Schon lange stand eine       ge Klever Straße plus Parkstreifen, die den
stören, konnte das Gegenteil erleben: Die      Führung über den Golzheimer Friedhof           Golzheimer Friedhof in zwei Teile zer-
Tischfreunde in den Tischgemeinschaften        in unserem Veranstaltungskalender. Die         schneidet. Ein paar wenige wollen sich seit
rückten näher zusammen und fanden vie-         Gruppe von 20 Personen wurde von Dr.           längerem mit dieser unerträglichen Situa-
le Wege, um den Kontakt zueinander wei-        Dieter Sawalies, erster Vorsitzender des       tion allerdings nicht abfinden: Und so ent-
ter zu pflegen: Es verging kein Tag, an dem    Vereins „Der Golzheimer Friedhof soll le-      stand die Idee, mit einer Brücke die Klever
keine Telefongespräche stattfanden oder        ben“, über dieses wunderschöne Kleinod         Straße zu überqueren. Erste Skizzen des
eine E-Mail oder SMS verschickt wurde;         in unserer Stadt geführt. Sie ist nicht bloß   ehemaligen Vorsitzenden der deutschen
ja, es wurden sogar wöchentliche Video-        ein alter Friedhof, sondern vielmehr ein       Architektenkammer, Jochen Boskamp, da-
Stammtische eingerichtet. Natürlich wa-        Ort mit Grabstätten von stadtbekannten         für gibt es bereits, der politische Wille zur
ren für etliche von uns an Sommeraben-         Namen wie Maximilian Friedrich Weyhe,          Umsetzung und die Finanzierung dieses
                                               Wilhelm von Schadow, Karl Immermann,           Projektes fehlen jedoch – noch.
                                               Pastor Jäsch (Friedrich Gerst) und vielen               Wir von der Tischgemeinschaft
                                               anderen. An einzelnen Gräbern blieb Dr.        „medde d’rzwesche“ sind beeindruckt von
                                               Sawalies stehen und erzählte erst einmal       diesem geschichtsträchtigen Ort in unserer
                                               eine Geschichte, wodurch eine vergange-        Stadt und können eine Führung nur emp-
                                               ne Zeit wieder lebendig wurde.                 fehlen. Ebenso möchten wir für die Un-
                                                        Ein neuer Gedenkstein weckte          terstützung des Vereins: „Der Golzheimer
                                               die Aufmerksamkeit: Er erinnert an den         Friedhof soll leben“ werben – durch eine
                                               „Kleinen Wilhelm“. Heinrich Heine ver-         Mitgliedschaft oder eine Patenschaft für
                                               merkt in seinen Erinnerungen, dass er an       eine Grabstätte oder auch für eine Spende
                                               dem Tod des Knaben schuld gewesen sei,         zugunsten von Projekten wie einer Fuß-
                                               weil er den kleinen Wilhelm, einen Nach-       gängerbrücke über die Klever Straße.
                                               barsjungen, bedrängt habe, eine Katze aus                         Autor: Jörg Jerzembeck-Kuhlmann,
                                                                                                                 Tischbaas der TG medde d’r zwesche
                                                                                                                 Fotos. privat

             Notebook für die
             KGS Christophorus-Schule
             Jongesbaas Wolfgang Rolshoven überreichte der Lei-
             terin der KGS Christophorus-Schule ein Hewlett
             Packard Notebook, komplett mit LED-Maus, Trafo-
             Ladegerät und der Microsoft Windows 10 Professional
             Version. Die Schule versucht das Distanzlernen auf di-
             gitalem Weg mit ihren Schülerinnen und Schülern zu
             meistern. Die Jonges leisten damit einen kleinen Bei-
             trag zum digitalen Lernen.                    Autor: en
                                                            Foto: privat

V E RE I NSG E S C H E H E N                                               14                                                 das tor 01 | 2021
Zwischen Faszination und Sorge
Tobias Snitzelaar (34) war früh vom Netz gefangen

Schon als Fünftklässler in Düsseldorf-Rath war er
sich sicher: Was mit Computern sollte es mal sein.
Und so trat er schon nach der mittleren Reife das
                                                                          Damit Carolin
Praktikum bei einer IT-Firma an, der sich eine Aus-                       schlafen kann
bildung zum Fachinformatiker anschloss. Mit 18
gründete Snitzelaar eine eigene Firma. „Nur war           Snitzelaar stört Ignoranz und, wie egoistisch und
mir schnell klar, dass ich nicht den ganzen Tag an        rücksichtslos manche Zeitgenossen sind. Z.B. wenn
Bildschirm und Tastatur verbringen wollte, sondern        sie Kreuzungen zustellen oder auch wie viele mit
Menschen unmittelbar aufsuchen und beraten woll-          dem Handy andere über den Haufen rennen bzw.
te, die für sich oder ihr Unternehmen ein passendes       fahren. Außerdem ärgert ihn, dass die in der letzten
Intranet brauchen.“                                       Zeit erfolgreichen Fortunen seiner geliebten DEG
         Seitdem ist Tobias Snitzelaar sowas wie ein      mehr Zuschauer abspenstig machen als früher. Tobi-              Tobias Snitzelaar
„Übersetzer“ zwischen Kunde und IT-ler. Das heißt,        as mag dagegen Reisen, Sushi, Inlinehockey, Thriller,
er versucht dem Laien verständlich zu machen, was         Action- und Horrorfilme. Seine Frau, die Ärztin Ca-
der Internetaffine z.B. mit Switch meint. Und, was        rolin Peeters, mache dabei oft die Augen zu. Damit
ist das? „Das ist eine Mehrfachsteckdose für Com-         die – z.B. erschöpft vom Schichtdienst im Kranken-
puter.“ Er kann ihm ein passendes System schnei-          haus nachts überhaupt die Augen zu machen kann,
dern, das weder über- noch unterdimensioniert ist.        hat sie ihm für diese Zeit das Handy untersagt. „Ich
Das erspart in Zusammenarbeit mit Bauträgern und          habe da etwas installiert, dass ich im Notfall und leise
Handwerkern dem Kunden unnötige Kosten. Snit-             nur bestimmte Anrufe oder mails erhalte.“ Wenn ei-
zelaar mag auch die Arbeit als Datenschutzbeauftrag-      ner das kann, dann natürlich er! Als IT-Unternehmer
ter. Aber das darf er nur, wenn er an der gleichen        muss er eben immer erreichbar sein.
Stelle nicht auch IT-Verantwortlicher ist.                                                       Autor: Wolfgang Frings
                                                                                                 Foto: privat

         Technik endet manchmal
          an der Stahlbetonmauer
Mittlerweile ist er neben der Selbständigkeit für sei-
ne IT&T GmbH auch bei der Caritas angestellt,
die allein im Düsseldorfer Stadtgebiet 100 Standor-
te betreibt, d.h. 700 Computer und 700 Smartpho-
nes oder Tablets zu einem System zusammenschalten
muss.Tobias Snitzelaar leitet acht Mitarbeiter. Derzeit
baut die Caritas sieben neue Altenheime. Zudem or-
ganisiert und betreut Tobias Snitzelaar das Netz im
ISS-Dome und damit auch der DEG.
Dass er zusätzlich ehrenamtlich für die IT-Gruppe
seiner Jonges arbeitet liegt nahe. Wenn man ihn fragt,
was er denn von den rapide zunehmende „Blindflü-
                                                                                          höne Welt,
                                                                        Nirjends op die sc
gen“ von Handysüchtigen auf Straße, Radweg und                                                  so jefällt...
Bürgersteig hält oder gar von der die Totalüberwa-                         mich dat Brot noch
                                                                                                         Kruste drop,
chung durch öffentliche Gesichtsüberwachung in                                      ...mit ner krossen          m Hinkel-Jupp!
China, spürt man, dass seine Faszination am Digita-                                          hier beim Jong, de
len nicht die berechtigte Sorge verdrängt.
         „Ich kann nicht alles regeln. Wenn da ei-                           Hohe Straße 31 | Tel.: 0211 86 20 34 12
ner verzweifelt ist, weil in Wohnung oder Büro das                           Mittelstraße 25 | Tel.: 0211 86 20 34 21
WhattsApp nicht klappt, dann frage ich den zuerst,
ob da etwa Mauern aus Stahlbeton stören.“ Falls der                                      /BaeckereiHinkel
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