Plattbodenschiff auf Heimatkurs Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor Wenn Trump geht - Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 2021 ...
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Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges 01 • 2021 • 87. Jahrgang Plattbodenschiff auf Heimatkurs • Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor • Wenn Trump geht
DIE GROSSE JUBILÄUMSSCHRIFT ZU 125 JAHREN FORTUNA DÜSSELDORF 125 Jahre Düsseldorfer Turn- und Sportverein In dieser zweibändigen Jubiläumsschrift findet Fortuna 1895. Eine bewegende Historie voller sich jeder wieder, der mit der Fortuna seine ganz Tradition, auf die jeder Fortune stolz sein kann! persönlichen Erlebnisse verbindet. So werden Die Fortuna hat großartige Erfolge gefeiert, auf knapp eintausend Seiten die Höhen und außergewöhnliche Sportler und Persönlichkeiten Tiefen der bewegenden Geschichte beleuchtet. hervorgebracht und viele Menschen bewegt. MIT DEM TV 1895 FLINGERN 1971 → Ablösung Walter Ulbrichts durch Erich Honecker als Erstem Sekretär des Zentralkomitees der SED/DDR FING ↘ Hier soll, wenn eine geeignete Vorlage rechtzeitig anlandet, ein alter Stadtplan von Flingern stehen. ALLES AN 1972 → Erste Verleihung des Heine–Preis der Stadt Düsseldorf Eine raue und unwirtliche Gegend weise Dorfstraße, es gab viele Gassen, wenige namens Flingern Straßen, die meisten Wege waren unbefestigt und elektrische Straßenbeleuchtung war ebenfalls Hinweise auf ein sehr ursprüngliches und uner- nicht gegeben. schlossenes Terrain geben bis heute die Straßen- Doch der Weg zum hochverdichteten Arbeiter- namen, wie Hoffeld-, Acker-, Flur- und Bruchstraße wohnviertel Flingern war vorgezeichnet. Denn oder der Flinger Broich. Der zweite Namensteil sukzessive hatten sich an der Peripherie Flingerns dieser Gewannung verweist auf ein ehemaliges Unternehmen mit großer Arbeiterschaft und Sumpf- und Moorlandgebiet, da es sich um ein eigenen Bahngleisen angesiedelt: die Elektrizitäts- Überflutungsgebiet handelte. und anschließend die Gaswerke am Höher Weg, Schon zu Kurfürst Jan Wellems Zeiten war der Henkel an der Gerresheimer Straße, die Lokomo- Flinger Steinweg (ausgehend von der heutigen tiven-Fabrik Hohenzollern-Werke in der Nachbar- Schadowstraße) als gepflasterte Straße in Rich- schaft der heutigen Metro und Haniel-Lueg an der tung Osten entstanden. Daneben gab es mit dem „Grafenberger Chaussee“. Hellweg eine weitere wichtige Verbindungsstraße, Die Birkenstraße gab es noch nicht, sodass die die bis nach Gerresheim führte. Flurstraße, im Teil, das von der Hoffeldstraße aus- Allerdings konnte von Urbanisierung über geht, gerade einmal mit drei Häusern bebaut war, Jahrhunderte keine Rede sein. Noch 1830 hatte und von dort einen scharfen Schwenk in Richtung Flingern gerade einmal 630 Einwohner – heute Südwest machte, über die heutige Dorotheen- sind es ca. 37.000. zur Behrenstraße. Die Lichtstraße war ebenso 1895 existierte bereits die Bahnlinie vom unbebaut und diente lediglich als schlichte Ver- Hauptbahnhof nach Wuppertal, die wie eine bindungsachse zwischen der „Grafenberger Chaus- Schneise quer durch das Stadtviertel wirkte. Infra- see“ und der Hoffeldstraße. Der Name der Straße strukturell war zu dieser Zeit alles noch in den war immerhin zukunftsorientiert – denn er galt als Anfängen. Die Lindenstraße hieß bezeichnender- Hinweis auf das in der Nähe befindliche E-Werk. Ein Stadtteil – zwei Fußballvereine Die erste Fusion Beide Vereine spielten weiter „wild“ und bis heute Allzu lange existierten die beiden Flingeraner liegen nur sehr wenige Spielergebnisse aus dieser Fußballvereine nicht nebeneinander, sondern 04 1895 –1913 05 Frühzeit vor. Irgendwann im Jahr 1911 trat der Spiel- fusionierten und traten ab der Saison 1913/1914 im Mit dem TV 1895 Flingern fing alles an verein 08 Flingern beim FC Düren zu einem „Pokal- offiziellen Ligabetrieb des Westdeutschen Spielver- spiel“ an, das nach 3:1 Halbzeitstand mit 3:2 für bandes als „Düsseldorfer FK Fortuna 1911“ an. Wann NEU IM RP-SHOP – den Spielverein endete. Um welchen Pokal es sich diese Fusion genau stattgefunden hat, lässt sich handelte, kann im Nachhinein nicht geklärt werden, nach derzeitigem Wissensstand auch nicht mehr aufgrund des Gegners muss man aber von einem ermitteln. Man kann aber zumindest den Zeitraum mindestens regionalen Wettbewerb ausgehen. auf Mitte / Ende 1912 und Mitte des Jahres 1913 ein- Immerhin hat der durchaus lesenswerte Spiel- grenzen. bericht von damals alle Zeiten überdauert: Wesentlicher Hintergedanke der Fusion war „Mit Ersatz für die beiden Verteidiger war der das intensive Bestreben beider Vereine, dem „wil- IDEALE GESCHENKIDEE Spielverein nach Düren gefahren; die Siegesaus- den Fußball“ den Rücken zu kehren und sich dem sichten waren aber recht gering. Die beiden Ersatz- Verband anzuschließen, um in einer offiziellen Liga leute passten sich der Mannschaft gut an. Bereits antreten zu können. Man wollte sich offensichtlich nach zwei Minuten konnte der Mittelstürmer Düs- dem Wettbewerb in der Stadt stellen. seldorfs den ersten Erfolg für seine Farben buchen, Der FK Alemania hatte sich bereits bei seiner dem bald ein weiteres Tor des Halbrechten und Gründung in seiner Vereinssatzung zu „Wettspielen auch nach kurzer Zeit das dritte durch den Halb- und Versammlungen“ verpflichtet. In der „Wilden linken folgte. Nun kam auch Düren mehr auf und Liga“ fanden sich aufgrund der mittlerweile errang mit Hilfe des Windes durch einen weiten erreichten Spielstärke beider Clubs längst keine Schuss seinen ersten Erfolg. Bei diesem Resultat adäquaten Gegner mehr. Die angestrebte Auf- blieb es bis zur Halbzeit. Nach dem Wechsel dreht nahme gestaltete sich jedoch schwierig. Denn der sich der Wind, so dass Düren ihn wiederum im Westdeutsche Spielverband (WSV) hatte sich über- Rücken hatte. Das Spiel blieb bis zum Schluss ziem- wiegend aus Clubs, die dem bürgerlichen Umfeld lich ausgeglichen, nur Düren erzielte durch seinen entsprangen, gegründet. Entsprechend groß waren Halbrechten noch einen zweiten Erfolg. Kommen- die Vorbehalte gegen so genannte „Kleine-Leute- den Mittwoch (Buß- und Bettag) spielt der Spiel- Vereine“, besonders dann, wenn sie auch noch verein hier gegen den Gelsenkirchener Turnklub.“ aus Arbeitervierteln stammten und auch noch von Weiterhin nachgewiesen wurden Begegnun- Ausländern geführt wurden, wie dies bei der „Ale- gen des Spielvereins gegen den FC Wacker 08 mania“ durch den Holländer Matthias Bakkers der Düsseldorf am 19. November 1911 (5:2) und genau Fall war. eine Woche später ein 3:0-Erfolg über den Werste- ↘ Mannschaftsfoto des „D.F.C. Fortuna 1911“. Eindeutig zu identifizieren sind ner Sportverein. Denselben Gegner fertigte der FK Peter Bakkers 2.v.l. und sein Bruder Heinz 3.v.l. . Alemania am 28. Januar 1912 mit 8:2 ab. „Unsere Meistermannschaft im Jahre 1913“. ↘ 16 1895 –1913 17 Mit dem TV 1895 Flingern fing alles an • Bestehend aus 2 Bänden (1895 – 1971 auf 496 Seiten & 1971 – 2020 auf 512 Seiten) • Format DIN A4 • Gewicht insgesamt ca. 5 kg • Limitierte Auflage von 3.000 Explaren • Bände in hochwertigen Leineneinband gebunden und im Schuber Preis: 69,95 € zzgl. Versandkosten Artikelnummer: 5451443 Jetzt bestellen unter: rp-shop.de/chronik2020 Bestell-Hotline: 0211 505-2255 (Mo–Fr von 8–16 Uhr)
Auf Foto: M. Luigs Liebe Heimatfreunde, ab 2021 beträgt der jährliche Mit- gliedsbeitrag auf Beschluss der ein Mitgliederversammlung 65 Euro. Die Heimatfreunde, die nicht am Lastschriftverfahren teilnehmen, berücksichtigen dies bitte bei zu- künftigen Daueraufträgen und Wort Überweisungen im Januar 2021. Vielen Dank. Der Vorstand Leeve Jonges, Inhalt die neue Borussia-Düsseldorf-Straße, die wir Jonges mit angeregt haben, Kompliment für die Düsseldorfer..................... 4 ist keiner Person zugeordnet.Vergleichbar mit der Fortuna Straße in Flin- Das Plattbodenschiff soll heimkehren............. 6 gern, wird hier ein Verein geehrt. Die Landeshauptstadt drückt damit eine Ein treuer Freund vom »tor«........................... 7 Wertschätzung aus. Diejenigen, die diese Art der öffentlichen Wertschätzung Gedenken an Deportierte................................. 8 beschlossen haben, wissen: Namensgebungen von Straßen und Plätzen sind Heinrich Heines Geburtstag............................. 8 nie Momentaufnahmen. In aller Regel stehen sie auf Dauer im Geschichts- Jonges stellen ihre Stadt vor........................... 9 buch einer Stadt. Gastkommentar: Andreas Ehlert.................... 10 Dies ist das Maß. Die Frage lautet stets: Steckt hinter dem Stra- Ich bin ein Jong: Felix Droste......................... 10 ßennamen jemand oder etwas, was diese Ehrung verdient? Und das auf Kaffee mit dem Baas: Klaus Göbels............... 11 Dauer? Die politischen Gremien haben diese Frage geschlossen mit „Ja“ Däm Jong sinn Weit: Isabella Geldmacher.... 12 beantwortet. Sie sagen: Dieser Verein hat die Ehrung verdient. Sie sagen Porträt: Markus Luigs..................................... 13 es nach strenger Prüfung und nicht aus einer Laune heraus. Es kann nicht Der Golzheimer Friedhof................................ 14 vordergründig um Siege oder Titel gehen. Borussia ist tatsächlich mehr als ein Verein, der in Deutschland und auch international durch den Erfolg an Notebook von den Jonges.............................. 14 der Platte von sich reden macht. Jonges-Unternehmen: Tobias Snitzelaar....... 15 Wenn Trump geht............................................ 16 Dieser Verein ist einzigartig. Buchtipp: Stadtgeschichte kurz gefasst........ 17 Auf Reisen: TG Medde d’r zwesche................ 18 Meisterschaften hin, Titel her: Er hat sich eine Idee bewahrt. Dass wir Jonges Buchtipp: Düsseldorf und die 50er-Jahre..... 19 zu diesem Verein gefunden haben und mit ihm kooperieren, liegt an einer Landesverdienstorden für Prof. Häussinger.20 Idee-Identität. Auch wir wollen etwas tun für diese Stadt. Für die Jungen wie Dank von AlleMann......................................... 20 die Älteren, für die sozial Schwachen oder Flüchtlinge aus anderen Ländern. Nachrichtenticker........................................... 21 Diese Namensgebung ist nicht allein eine aktuelle Wertschätzung, son- Veranstaltungen............................................. 22 dern ist Verpflichtung für alle, die künftig an der Spitze dieses Vereins stehen. Ich Geburtstage.................................................... 23 bin ganz sicher, dass Borussia diese Verpflichtung auch morgen leben wird. Verstorbene.................................................... 23 Allen Jonges und ihren Familien wünsche ich im Namen des Vor- Neuaufnahmen............................................... 23 standes ein durch Corona beeinflusstes ruhiges und besinnliches Weih- Impressum..................................................... 23 nachtsfest. Befolgt bitte die Corona-Regeln und -Verordnungen, denn damit schützt Ihr Eure Mitmenschen und Euch selbst. Für 2021 wünsche ich uns, dass wir die Pandemie gesund überstehen und Monatszeitschrift der Düsseldorfer Jonges wir uns spätestens im 2. Quartal auf unseren Dienstagabenden im Henkelsaal 01 • 2021 • 87. Jahrgang Plattbodenschiff auf Heimatkurs • Jonges stellen Neubürgern ihre Stadt vor • Der Fischerbrunnen wiedersehen. Euer Baas Titelfoto: Stadt Düsseldorf, Uwe Wolfgang Rolshoven Schaffmeister
Die Stadt mit anderen Augen gesehen - Perspektiven an der Schwelle zum neuen Jahr KOMPLIMENT FÜR Die Perspektive verändert sich, wenn sich Mode-, Grün-, Business- oder Sportstadt, tiven mehrerer Autoren bewahren vor der Abstände vergrößern oder verkleinern. Klein-Paris oder Little-Tokyo dann noch Annahme, das Dorf an der Düssel habe sich Schon Heinrich Heine hat das gewusst, als Bestand? Blättern klischeehafte Plusfakto- zu einer Stadt von Weltrang entwickelt. Das er seine Vaterstadt aus der Ferne betrachtete ren wie tolerant, dynamisch, vielfältig oder Buch gibt beispielsweise zu bedenken, dass und pries. Der Hund Möppi betrachtete liebenswert vielleicht ab? Sind wir unter viele Außereuropäer schon Probleme mit die Stadt eher von unten. Grundsätzlich, so Berücksichtigung der Tatsache, dass jeder dem „ü“ haben. Asiaten kennen den Um- hat der Vierbeiner seinem Herrchen Adolf fünfte Düsseldorfer ausländische Wurzeln laut nicht. Uzarski für einen Roman diktiert, seien die hat, (noch) eine Stadt für alle? Die 90 Jahre alte Schriftstellerin Düsseldorfer hundefreundlich. Das freilich Oder erleben wir – wie manche Ingrid Bachér kommt zu Wort. Sie hat ist lange her. Der Satiriker Uzarski, 1919 Kritiker meinen - vor lauter Inszenierungs- mal in Düsseldorf gelebt und die Stadt ein Mitbegründer der Künstlervereinigung eifer zu Gunsten des Konsums eine Ver- nicht gerade als leidenschaftlich erlebt: „Junges Rheinland“, liegt seit 50 Jahren auf ödung des Schauplatzes Leben, verbunden „Das Gesamte ist entweder zu groß oder dem Nordfriedhof.Wo Möppi abgeblieben mit dem Rückzug ins Private? zu klein. Auf jeden Fall, es bleibt mir nicht ist, weiß heute niemand mehr. Mit anderen Augen auf unsere im Gedächtnis.“ Jedenfalls hat sie nicht das An der Schwelle eines neuen Jah- Stadt sehen. Dazu hat Prof. Helmut Brall- entdeckt, was staunend eine Sprachstuden- res ist Besinnung angesagt. Wie wir unsere Tuchel (ein Düsseldorfer Jong) sorgsam tin aus dem armenischen Jerewan findet: Stadt wahrnehmen, spüren wir, lesen oder Fakten und Sichtweisen zusammenge- „In Düsseldorf fliegen immer neue Ideen hören wir tagesaktuell. Doch wie werden tragen. Herausgekommen ist ein Buch, durch die Luft.“ wir von außen wahrgenommen – gesehen in dem sogar die Hundeperspektive Platz Junge Leute aus vieler Herren mit anderen Augen? Haben die Superlati- gefunden hat. Dieses Buch ist alles andere Länder stehen im Fokus, wenn es um die FR ve als internationale Metropole, als Kunst-, als Tünche. Ganz unterschiedliche Perspek- Wissensregion Düsseldorf geht. Elf Pro- EUN DLICH UN T I T E L GE S C H I C H T E 04 das tor 01 | 2021
L L E D : ÜSSE R A LD O F E R zent aller an der Heine-Uni Studieren- Chilenin hatte immerhin gehört, dass am Internationalität ist den kommen aus dem Ausland. An der Rhein immer Junggesellenabschiede gefei- kein Naturereignis. Kunstakademie ist jeder zweite ein Aus- ert würden. Dass der Euro-Song-Contest Bildungsinstitute, länder (aus 50 Staaten). Und wer sich an 2011 in Düsseldorf auffallend viele Studie- auch Unternehmen der Musikhochschule umsieht, gewinnt rende aus Aserbaidschan anlocken würde, formulieren Ansprü- den Eindruck, sie sei fest in asiatischer damit hatte niemand gerechnet. In Baku che an die Stadt, die Hand. Mit ihren 11.000 Studierenden fand dieser Wettbewerb 2012 statt. Die di- den Rahmen liefern erlaubt auch die Hochschule Düssel- gitale Welt macht internationale Werbung muss. In diesem Zu- dorf ein internationales Miteinander. auch für Hochschulstandorte leicht. sammenhang lässt Düsseldorf gewinnt, wenn man die Literatur- und mal da ist. In einer von Dr. Susanne Tuchel Kulturwissenschaftlerin Prof. Michiko Eine Online-Umfrage initiierten Online-Umfrage unter Sprach- Mae in ihrer Beschreibung der japanischen studenten kommt die Stadt sehr gut weg. Community in Düsseldorf aufhorchen. Sie Warum ist Düsseldorf für sie attraktiv? 85 % finden sie schön, die Hälfte empfin- lässt einerseits keinen Zweifel an der Stabi- Viele Teilnehmer einer Online-Umfrage det die Stadt als lebendig und grün. Jeder lität der Beziehungen zwischen Düsseldorf unter Sprachstudenten aus China, Indien, dritte bescheinigt ihr Weltoffenheit. Auf die und der japanischen Insel aufkommen, doch der Türkei, Syrien oder sogar Japan sagten, Frage, wie sie die Düsseldorfer empfänden, andererseits bemüht sie das Bild einer lan- sie hätten vorher nie etwas von Düsseldorf kreuzten 69 % das Attribut „freundlich“ gen Ehe, die dringend einer Auffrischung gehört. Eine Türkin kam am Rhein in der und 53 % hilfsbereit an. 45 % notieren Auf- bedarf. Ein Befund, der wohl mit dem Annahme an, hier lebten ausschließlich geschlossenheit und 41 % Toleranz. Rassis- Wachstum chinesischer Niederlassungen zu reiche Menschen in teurer Kleidung. Eine tische Übergriffe hat niemand erlebt. tun hat. Autor: Ludolf Schulte R E I T L F S B E ND H I das tor 01 | 2021 05 T I T ELGES CH I CH TE
Schiff in Schiff: Alles machbar Wo findet das Plattbodenschiff aus Kaiserswerth seinen Hafen? Zugegeben: Die Frage, ob man ein 17 Meter langes fer. Er hat den Namen „Mainz“, ist 83 Meter lang, die Holzschiff per Post verschicken kann, klingt ziemlich alte Technik funktioniert. Für solche Schnäppchen hatte dämlich. Und die Frage, ob man ein solches Schiff in Dr. Annette Fimpeler, die agile Leiterin des Düsseldorfer einen alten Rheindampfer einbauen kann, klingt auch Schifffahrtsmuseums, hat schon immer eine gute Nase. nicht viel schlauer. Und doch kommen beide Fragen Kaum war die Annonce der Mannheimer auf dem der Lebenswirklichkeit verdammt nahe. Mag gut sein, Markt, stand Fimpeler schon vor der Tür. dass Düsseldorf in den nächsten Jahren um eine Attrak- tion am Rhein reicher sein wird. Das 17 Meter-Schiff gibt es wirklich. Es ist vor Kommt ein alter Raddampfer? elf Jahren in der Höhe von Kaiserswerth aus dem Rheinschlamm gezogen und gebor- Aus dem ersten Interesse ist inzwischen ein gen worden. Die Wissenschaft überschlug vierseitiges „Prüfungspapier“ geworden, sich damals.Von einem Sensationsfund war das Lohe dem Kulturausschuss vorgelegt seinerzeit die Rede. Ein Transport-Platten- hat. Die kühn erscheinende Idee: Düssel- boot, um 1700 gebaut – kein Rheinanlieger dorf übernimmt den alten Raddampfer zum kann diesen Fund derzeit toppen. Schon ist Nulltarif, bringt ihn auf Vordermann und er Thema einer Doktorarbeit. baut im Schiffsinneren das historische Plat- Ähnlich der Frauenkirche in tenboot wieder auf. Ship in Ship:Technisch Dresden, haben Restauratoren das Schiff wohl kein Problem. inzwischen in 1000 (nummerierte) Teile Der Freundeskreis des Schifffahrtmu- zerlegt. Darunter auch solche, die in eine seums findet Gefallen an der Idee, zumal Aktentasche passen. Geleistet wurde die der alte Dampfer mal in Düsseldorf behei- Arbeit in einem international anerkann- matet war. Der Bau ist 1929 von der dama- ten Restaurierungszentrum auf Schloss ligen Dampfschifffahrtsgesellschaft in Auf- Gottorf in Schleswig-Holstein: eine ers- trag gegeben worden. Für ein paar Jahre lag te Adresse. Und nicht die Preiswerteste. der Dampfer als Hotelschiff im Düsseldorfer Plattbodenschiff: Hafen. Wer von der Politik etwas haben will, muss Zückerchen Zurückgeschickt in Kisten Zurückgesendet in Einzelteilen mitbringen. Zwar verhehlen die Initiatoren nicht, dass das ganze Unternehmen ein paar Millionen Euro kosten Die Restauratoren haben ein halbes Schiff inzwischen wird, doch dagegen werden Gewinne gerechnet: Düs- nach Düsseldorf geschickt – in Kisten: Gefriergetrock- seldorf werde um eine Attraktion reicher, sagen die Be- nete Hölzer, zum Teil mit einem schlichten Föhn be- fürworter. Zudem soll das „Schiff-im-Schiff-Konzept“ arbeitet und konserviert. Das 50 Prozent-Schiff lagert eine Dependance des Museums werden: mit Experi- im Restaurierungszentrum an der Erkrather Straße. mentierfeldern auch für Kinder. Dazu stehe ausreichend Wie lange noch? Niemand weiß das. Kulturdezernent große Flächen für ein Restaurant oder auch Tanzver- Hans-Georg Lohe jedenfalls spricht fürs erste von ei- gnügen bereit. Die kommerzielle Nutzung würde die nem Kraftakt. Folgekosten von 50.000 Euro pro Jahr ausgleichen, Damit muss sich nun der neue Stadtrat rum- meint Lohe. schlagen. Die Frage, wohin mit dem Schiff, ist bis heute Am Ende seines Papiers verspricht die Verwaltung, sie nämlich unbeantwortet. Als tragfähig hat sich in den werde sich jetzt um Drittmittel bemühen. Das wird sie vergangenen Jahren kein einziger Vorschlag erwiesen. am Ende nicht ohne den Freundeskreis-Chef Ernst La- Ein idealer Liegeplatz wurde nicht gefunden. Über- mers hinkriegen. Wenn´s ums Kötten geht, ist er vor- legungen, einen Museumsneubau nahe dem Fundort nean. Kaiserswerth zu schaffen, wurden als zu kostspielig ver- Ums Image ging es auch den Kaiserswerthern. worfen. Sie hätten das alte Transportboot fürs Renommee ih- Mit dem Erbe ihrer Väter und Mütter müssen res Stadtteils wohl gerne gehabt. Da schüttet Fimpeler sich die neuen Ratsmitglieder nun befassen. Mit einer gleich ein weiteres Zückerchen in den Kaffee. Schon hat Idee, die im Internet ihre Wurzel hat. Dort suchte das sie nämlich ein wichtiges Einverständnis eingeholt. Die wegen seiner Experimentiermöglichkeiten von Besu- Wasserbehörden können sich demnach einen dauerhaf- chern gefeierte und beliebte Technoseum in Mannheim ten Liegeplatz des Raddampfers in Höhe der Schulstra- einen Abnehmer für einen alten Doppeldecksalondamp- ße durchaus vorstellen... Autor: Ludolf Schulte Fotos: privat P L ATTBO D E N S C H I F F 06 das tor 01 | 2021
Das „tor“ unterm Baum Diese Ausgabe des Jonges-Magazins „das tor“ wird un- Der bekommt als Jonges-Mitglied das Magazin regelmä- mittelbar nach ihrem Erscheinen konfisziert – jeden- ßig frei Haus. Streit um eine Zeitschrift? Die Redaktion falls in Hamm bei Familie Andree. Grund: Das Heft freut´s. soll, schön eingebunden, als Geschenk unter dem Weih- Jetzt hat der Baas Kontakt mit der Familie nachtsbaum liegen. aufgenommen. Ergebnis: Die Andrees schenken dem Ausgedacht hat sich das Sandra Andree.Von ihr Senior nicht nur ein Abo, sondern gleich auch die Mit- kam vor Tagen eine Mail im Jonges-Haus an. Höflich gliedschaft im Verein. All das weiß Pollok natürlich noch erkundigte sie sich, ob sie wohl - als weihnachtliche nicht. Und das soll bis zum Weihnachtstag auch so blei- Überraschung – ein tor-Abo für ihren Vater Udo Pollok ben... abschließen könne. Der sei allerdings kein Vereinsmit- Wahrscheinlich erfährt er auch erst Heilig- glied... abend, dass auch ein fast schon ideelles, unbezahlbares Ja doch, wie denn? Kein Problem.Wenn über- Geschenk auf ihn und seine Frau Gisela wartet. Alle fünf haupt, dann war der 78 Jahre alte Pollok selbst das Pro- Andrees gehen nämlich freiwillig und sicherheitshalber blem. Wenn der zu Besuch sei, so sagt die Mutter von zeitig in häusliche Quarantäne, um virusfrei zu sein und drei Kindern mit Augenzwinkern, schnappe sich der Se- die Eltern nicht zu gefährden... nior regelmäßig die Vereinszeitschrift vom Tisch. Er fin- Mit großem Respekt und viel Sympathie de das „tor“ als interessierter Düsseldorfer einfach gut. wünscht die tor-Redaktion drei Generationen unbe- Das findet allerdings auch sein Schwiegersohn Christian. schwerte Weihnachten. Autor: ls Gemeinsam führen wir Ihre SCHÜTZ DAS, Marke zum Erfolg! Kanzleien Medical HighTech Gebäudetechnologie Immobilien WAS DIR Online | Offline | PR | Live Kontakten Sie mich. WICHTIG IST. Gern verabreden wir eine kostenlose Erstberatung. Und machen die Werte und Stärken Ihrer Marke erlebbar. Analytisch. Als gute Zuhörer. Mit Empathie und Vertrauen. Das Leben passiert. Wir versichern es. Dipl. Soz. Wiss. INGO KABUTZ Experte für Marken- beratung und digitale Kommunikation Mobil +49.160.94958968 © stella 2021 i.kabutz@stella-publishing.de www.stella-publishing.de Post: Kaiser-Wilhelm-Ring 36 40545 Düsseldorf Immer da. Immer nah. das tor 01 | 2021 07 VEREI N S G ES CH EH EN Unbenannt-10 8 11.12.20 13:51
Gedenken an Deportierte Vom Güterbahnhof ging es ins Ghetto nach Riga Am 11. Dezember 1941, vor 79 Jahren, fuhr am Düssel- uns ins Ghetto getrieben.“ Nur 98 Menschen die- dorfer Güterbahnhof ein Zug mit 1.007 jüdischen Män- ses Transports überlebten das Ghetto in Riga und die nern, Frauen und Kindern aus linksrheinischen Städten anschließenden Verschleppungen in weitere Konzen- und Gemeinden nach Riga. Es war bereits die dritte trationslager. „Wir gedenken den verschleppten und Deportation aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in- ermordeten Menschen. Aufgrund der aktuellen Coro- nerhalb weniger Wochen. Unter den Deportierten be- na-Situation und den damit verbundenen Einschrän- fand sich auch der damals erst vierzehnjährige Werner kungen können wir heute leider nicht persönlich in Rübsteck aus Mönchengladbach: „Auf dem Schlacht- der Hochschule Düsseldorf sein, wo sich der Erinne- hof in Düsseldorf hat es bei mir ‚klick‘ gemacht“, er- rungsort an den einstigen Schlachthof befindet,“ sagte innerte er sich Jahrzehnte später in einem Interview. Jongesbaas Wolfgang Rolshoven. Autor: en „Ich hatte geahnt, wo es hingeht. Und dann hat man „Ihr lieben Leut‘, Ihr müßt nicht jammern und flennen...“ Heinrich Heines Geburtstag in Corona-Zeiten Im Jahr 1797 wird er am 13. Dezember auf der Bol- Lediglich drei Programmpunkte ker Straße geboren: Heinrich Heine, einer der wich- waren noch möglich: tigsten Dichter der Romantik und gleichzeitig deren Überwinder. Die Umstände in der Welt sind zu die- •E in Rallyefragebogen, mit dem die Teilnehmer ohne ser Zeit turbulent, denn es ist auch das sechste Jahr der Stadtführer einen Rundweg begehen konnten. Republik nach dem französischen Revolutionskalen- der. Napoleon rückt immer weiter in Richtung Wien • Von 17 bis 19 Uhr wurde das Ohme Jupp zum vor, der Rhein wird zu Frankreichs Ostgrenze und Fernsehstudio. Online über den freien YouTube Ka- die letzte Invasion von England findet statt (bei der nal von DüsseldorfLebt gab es Vorträge oder Lesungen sich die Invasoren allerdings am erbeuteten Alkohol zu Heinrich Heine, unter anderen von Dieter Jäger. kampfunfähig trinken). In diese Zeit also fällt die Ge- burt des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt Düssel- •E s gab einen Heine und Düsseldorf QuizAbend dorf, dem Dichter, mit dem übergroßen Herzen und (angelehnt an das OB-Kandidaten-Quiz), zu dem der scharfen Zunge. alle Düsseldorfer eingeladen waren und sich daran Auch 2020 kommt bekanntlich alles anders, online beteiligen konnten. als erwartet. Die Corona-Pandemie beherrscht die Lage und lähmt das städtische Kulturleben. Doch so Viel zu viele Düsseldorfer sind derzeit leider völlig ganz wollen sich das einige Düsseldorfer nicht gefal- unverschuldet in finanziellen Schwierigkeiten. Des- len lassen und so formiert sich momentan ein Zu- wegen waren alle Teilnahmen an den Programm- sammenschluss derer, die Heine trotz allem auch in punkten kostenlos. Keiner der Helfer oder Organisa- diesem Jahr ehren wollen. Federführend vertreten in toren erwartete Geld. dieser unverzagten Allianz sind die Geschichtswerk- „Das sind eben Zeiten, in denen man sich fle- statt, Düsseldorfer Jonges und die Düsseldorf Lebt xibel aufstellen muss. Wir Düsseldorfer sind Rhein- GmbH, die bereits das Kandidaten-Quiz vor der länder, wir können das ja bekanntlich ganz gut, des- Kommunalwahl ins Leben rief. halb werden wir uns auch hier nicht einfach alles „Corona darf nicht das gesamte Kulturleben vermiesen lassen und jammern, sondern versuchen zerstören und wir wollen zeigen, dass es auch unter den das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten zu ma- schwierigen Umständen möglich ist, Heine an seinem chen,“ sagt Wolfgang Rolshoven, Baas der Düssel- Geburtstag in der bestmöglichen Form zu würdigen“ dorfer Jonges. Autor: Carsten Friedrich sagt Carsten Friedrich, Inhaber von Düsseldorf Lebt. ERI NNE R U N G 08 das tor 01 | 2021
Neubürger erkunden ihre Stadt Jonges stellten neuen Mitbürgern aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Albanien und Armenien ihre Stadt vor „Hier stehen wir auf den Grundmauern des alten kurfürstlichen Schlosses, von dem nur dieser ein- drucksvolle Schlossturm erhalten geblieben ist.“ Gespannt lauscht eine bunt zusammengewürfelte Gruppe dem Stadtführer an einem schönen Sonntag- nachmittag. Die „Düsseldorfer Jonges und Freunde am Welcome Point 03 Bilk“ hatten zu einem Stadt- rundgang durch Düsseldorfs Altstadt eingeladen. Lo- thar Kümpel und Otto Schnell, beide ehrenamtlich aktiv in dieser Gruppe und Mitglieder der Tischge- meinschaft (TG) „Pastor Jääsch“ nahmen teil, eben- so Susanne Milanesi, gleichfalls in der Gruppe aktiv, Neubürgergruppe denn inzwischen gehören auch engagierte Frauen Syrien, Afghanistan, dem Irak, Albanien und Armeni- und Jonges auf dem zur Gruppe. en zu uns gekommen sind, waren der Einladung zum Marktplatz vor den Christoph Nachtigäller, Sprecher der Grup- Stadtrundgang gefolgt. Jan-Wellem-Denkmal pe und ebenfalls Mitglied der TG Pastor Jääsch, hatte Bei der Stadtführung mit historischen, kulturel- die Veranstaltung mit Lothar Kümpels Unterstützung len und politischen Aspekten ging es zum Schlossturm, vorbereitet. Eloquenter Stadtführer war Walter Schu- zur Lambertuskirche, zum Jan-Wellem-Reiterdenkmal, hen von der „Düsseldorf lebt GmbH“, er ist Mitglied zum von Bert Gerresheim gestalteten Denkmal des der Jonges in der TG „Us d’r Lamäng“. Unter dem Hoppeditz und weiter zum ältesten Brauhaus-Restau- Eindruck der vielen vor Krieg und Verfolgung nach rant Düsseldorfs „Zum Schiffchen“ von 1628. Als „Zu- Düsseldorf geflüchteten Menschen hatten sich einige gabe“ zum Stadtrundgang erhielt die Gruppe spontan engagierte Tischfreunde der Tischgemeinschaft „Pas- Zugang zur Skulpturen-Ausstellung mit Arbeiten von tor Jääsch“ im Herbst 2015 entschlossen zu helfen: Bert Gerresheim im Stadtmuseum. Wir wollten diesen Menschen-Familien und Einzel- Eine Stadtführung mit vielfältigen Eindrü- personen-das Ankommen und die Integration in ei- cken und reichlichen Informationen über Düssel- ner neuen Welt und in unserer Gesellschaft erleich- dorfer Kultur, Geschichte und Politik ging mit ei- tern und sie dabei unterstützen. Das Programm der nem herzlichen Dank an Walter Schuhen zu Ende. Gruppe steht unter dem Motto „Begegnungen –Ge- Sowohl unsere Neubürger als auch die Einheimi- spräche –Begleitung und Unterstützung“. Das Kern- schen hatten viel Neues über unsere gemeinsame angebot sind die wöchentlichen Mittwochstreffen, Heimatstadt erfahren. Zum Nachlesen, Nachschau- bei denen Informationen ausgetauscht, aktuelle The- en und zur Erinnerung an diesen gemeinschaftlich men besprochen und dabei beiläufig deutsche Spra- in guter Stimmung verbrachten Sonntagnachmittag che geübt wird. Daneben sind gemeinsame Unter- gab es als kleine Überraschung für alle das Büchlein nehmungen und Exkursionen Teil des Programms. „Düsseldorf, der Bildband für die Hosentasche“. 15 Frauen und Männer, die in den letzten Jahren aus Autor/Foto: Christoph Nachtigäller, TG Pastor Jääsch „Ich möchte mich sicher fühlen. 19 9 4 Vor allem Zuhause.“ M ITG L IE D S E IT HÖREN VERSTEHEN HANDELN GÖLZNER – RICHTIG GESICHERT – Mehr auf www.goelzner.de oder unter 0211/86 66 10 T E L . : 0 2 11 / 1 7 3 4 5 0 INFO@HOERGERAETE-AUMANN.DE W W W. H O E R G E R A E T E - A U M A N N . D E das tor 01 | 2021 09 N EU B Ü R G ER
Gastkommentar Düsseldorfer Jonges - da bin ich dabei! Die Pandemie als Chance — was für ein Jahr! Ein Jahr voller Herausforderungen. Ein Jahr, das Vertrautes, Bewährtes an ganz vielen Stel- len in Frage stellt. Ein Jahr, das uns ständig zu Improvi- sationen zwingt. Verursacht durch eine Pandemie, die wir uns alle so bislang nicht hätten vorstellen können. Ob beruflich » oder privat, kaum ein Bereich, in dem „Corona“ unser Leben nicht grundlegend verän- dert hätte. Und – so ehrlich müssen wir miteinander sein –, das Virus, es wird uns noch Ich bin ein lange begleiten. Mit Auswirkungen, die wir noch lange schmerzhaft verspüren werden: auf unsere Wirtschaft, auf die Finanzen des Staates, auf unser Leben. Jong, weil Aus Sicht des Handwerks ergibt sich bislang ein gemischtes Bild. Eine ganze Reihe unserer Gewerke war und ist bis heute von den von der Politik verhängten Maß- nahmen betroffen: Friseure und Kosmetiker, die zeitweise ihre Ladenlokale zu schließen die Jonges gezwungen waren. Fleischer, Bäcker, Konditoren, die zum Gut Teil von Catering oder Café-Betrieb leben. Oder auch Tischler und Elektrotechniker, die im Gaststätten-, Ho- gut und tel- oder Messebau tätig sind. Dennoch kommt das Handwerk bisher besser durch die Corona-Krise als andere wichtig für Wirtschaftsbereiche. Ja, es erweist sich in der Krise als ein Stabilisator. Woran liegt das? – Es liegt vor allem daran, dass die zum Großteil kleinbetrieblichen Strukturen des Hand- Düsseldorf werks sich gerade als Vorteil erweisen. Dass die Entscheidungswege kurz sind. Dass die ungewöhnliche Breite der Qualifikation des Handwerksunternehmers hier zum Tragen sind. kommt. Schließlich ist er häufig alles in einem: Unternehmer, Handwerker mit theoreti- schem Wissen und praktischer Erfahrung, Kaufmännischer Direktor, Technologie-Beauf- trager, Marketing-Chef und Personalveranwortlicher – all das in einer Person! Aus eben « dieser Qualifikation erwächst die Flexibilität, die dem Handwerk bislang zu Gute gekom- men ist. Dazu kommt eine große Bereitschaft, sich an die wechselnden Gegebenheiten jeweils neu anzupassen. Neben Flexibilität brauchen wir zugleich aber auch Berechenbarkeit, Planbar- keit. Was wir nicht brauchen können, ist ,Rumgewackel´. Ist eine ,Stop-and-go-Politik´. Mit einem ständigen Hin und Her zwischen Lockdown hier und Lockerung dort. Wir dürfen nicht vor Angst erstarren. Dürfen nicht immer nur reagieren. „Auch aus den Stei- nen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“, lautet ein Altmeis- ter Goethe zugeschriebenes Wort. Meint in unserem Falle: Die Chancen der Pandemie nutzen! Nicht länger daraufsetzen, vorhandene Strukturen zu bewahren. Lieber jetzt Din- ge anpacken, die schon lange überfällig sind: z.B. den Unternehmen größere Freiräume einräumen. Damit sie leichter und ohne großen bürokratischen Aufwand neue Geschäfts- modelle entwickeln und neue Arbeitsplätze schaffen können. Was jetzt nötiger ist denn je, ist Kreativität, ist Unternehmergeist, ist die Bereit- schaft zum Aufbruch. Sind Menschen, die bereit sind, Etabliertes, darunter gewiss manch Überholtes, in Frage zu stellen. Menschen, die sich zunächst mit Realismus und Pragma- tismus die jeweilige Situation genau anschauen. Die sich dann klarmachen, was geht und was nicht. Und die zu guter Letzt bereit und fähig sind,Verantwortung zu übernehmen. So, wie ich das vom Handwerk kenne. So, wie ich das von den Jonges kenne. Die im Üb- rigen auch in dieser Krise – trotz der äußerst widrigen Umstände – wieder einmal ein- drucksvoll bewiesen haben, wie groß ihr Beitrag ist, wenn es darum geht, ehrenamtliches Felix Droste soziales Miteinander und persönliche Nähe in unserer Stadt sicherzustellen. einer von uns A ndreas Ehlert seit 04.01.2000 Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf G A S TKOM M E N TA R 10
Auf einen Kaffee mit dem Baas Was gut ist und was schlecht Das Düsseldorfer Gesundheitsamt steht vor dem 100. Geburtstag Im nächsten Jahr wird das Städtische Ge- ternationalisiert. Die vielen Sonntagsreden sundheitsamt 100 Jahre alt. Mag gut sein, sollen auf Alltagsgültigkeit abgeklopft wer- dass die von vielen Menschen immer noch den und letztlich die Politik in die Lage als statisch, bürokratisch und zu amtlich versetzen, Reformansätze mitzutragen. empfundene Behörde den Geburtstag nut- Die Liste der Zuständigkeiten, die zen wird, um ihr Image aufzupolieren. So Göbels und seine 220 Mitarbeiter haben, ist Klaus Göbels furchtbar weit hat sich eben noch nicht lang. Zur öffentlichen Gesundheit gehören rumgesprochen, dass zumindest das Düs- neben der allgemeinen Gesundheitsförde- viele Krankenhäuser gibt. Dies sei Landessa- seldorfer Amt um viel Bürgernähe bemüht rung aktuell die „Durchführung des Infek- che, sagt der Internist. Er erkennt sehr gut, ist. In einer Amtsstube, in der Mitarbeiter tionsschutzgesetzes“ (Stichwort Corona), wenn er in eine heiße Kartoffel beißen soll. mit Ärmelschonern Akten schleppen, wäre die Hygieneüberwachung in Schulen, Ki- Immerhin soviel: Beim Ausfall des (gehack- Amtsleiter Klaus Göbels wohl der falsche tas oder Altenheimen, die Umweltmedizin, ten) Rechners der Uni sei man froh gewesen, Mann. Der promovierte Internist und In- der sozialpsychiatrische Dienst oder auch rasch auf andere Kliniken zurückgreifen zu fektiologe hat in der freien Medizinwirt- die Überprüfung vor Zulassung zum Heil- können. Zu dem Nachbarschaftsprojekt mit schaft viel erlebt: In der Charité Berlin praktikerberuf. den Niederlanden gehört allerdings auch die ebenso wie in der hiesigen Uniklinik. Den Nicht dazu gehört die Frage, ob es Frage, warum Holland eher auf größere Kli- Kontakt zu frei niedergelassenen Ärzten in der Landeshauptstadt genug oder gar zu nikeinheiten setzt. Autor/Foto: Ludolf Schulte hat der 50jährige daheim. Seine Frau prak- tiziert in Ratingen. Für Göbels, mit Corona seit Mona- ten hinlänglich ausgelastet, ist der Schreib- BRORS Gold- & Silberwaren Handels- & Auktionshaus GmbH GOLD ANKAUF tisch nicht die Erfüllung schlechthin. Er ist auch als Notarzt unterwegs. Für einen Amtsträger bemerkenswert offen und im Vertrauen auf Diskretion diskutierte er in der Reihe „Auf einen Kaffe mit dem Aktueller Kurs unter 0211 - 371900 Baas“ mit Wolfgang Rolshoven auch über Wir kaufen: Gold · Silber · Platin Schwächen der Gesundheitssystems. Ein Goldschmuck Revoluzzer ist dieser Amtsleiter (er ist ein Designerschmuck Düsseldorfer Jong) nicht. Er setzt eher auf Zahngold (auch mit Zähnen) Altgold in jeder Form die Fähigkeit zur Einsicht. So wie Düssel- ( Uhren (Rolex, Breitling usw.) dorfs Feuerwehrchef David von der Lieth. Brillantschmuck Auch der will Reformen, ohne in die Fan- lose Brillanten · Diamanten Industriegold/Silber fare zu blasen. Die beiden Herren sind in Münzen punkto Notarzt und Rettungswesen in der Tafelsilber Sache verbunden. GERN AUCH FAMILIEN HAUSBESUCHE B R O R S UNTERNEHMEN Wo kommen sie denn her, die bes- seren Einsichten? Die Dänen sind Vorbild, auch die Niederländer. Über ein gemeinsa- 1 9 8 2 mes Projekt will Göbels ausloten, „was bei denen besser läuft als bei uns und umge- Ö f f n u n g s ze i t e n : Fürstenwall 214 (Eckein 40215 Cor neliusstraße) Düsseldorf 0211 - 371900 kehrt“. Das Studium von „public health“ M o - Fr : 0 9 : 3 0 - 1 8 : 0 0 U h r Sa: 09:30 - 14:00 Uhr www.brors-schmuck.de in England hat ihn zum Denken über Grenzen herausgefordert, sozusagen in- das tor 01 | 2021 11 KAFFE EG ES PR ÄCH
Es begann mit einem Tabu Däm Jong sinn Weit Isabella Geldmacher (34) lebt schon 17 Jahren mit ihrem Jong Dann beginnen wir doch mal gleich da- mit, wie sie sich kennenlernten: Das Mäd- chen von der Luegallee und der Junge aus dem Zooviertel gingen beide auf das Görres-Gymnasium. Das allein war es aber noch nicht. Freunde hatten sie irgend- wann zum Tabuspielen eingeladen. Bevor hier Unwissende auf falsche Gedanken kommen: Es handelt sich dabei um ein Kartenspiel, bei dem man einen Begriff erraten muss, ohne vorher beim Erfragen bestimmte Wörter zu benutzen. „Wir bei- de wurden Spielpartner und haben die an- deren gemeinsam voll abgezogen!“ Schon an dem Abend habe es zwischen ihnen geknistert, bestätigt ihr Mann, Dominik Geldmacher (37, TG Nepomuk) diese Geschichte. Er ist der Isabella Geldmacher Programmierer mit Mathehirn, sie die kunstaffine Psychologin. Schon mit acht wie sie sagt. Das Studium der Pädago- angenehm sei ihr das dann trotzdem. Im ging sie auf die Ballettschule und später gik, der Psychologie und der Betriebs- Übrigen habe sie nie etwas anderes als ei- sang sie noch beim sehr renommierten wirtschaft wies bereits in die berufliche nen Job mit Nähe zu Menschen gewollt. Chor des Görres-Gymnasium mit, der Richtung Personalentwicklung. Isabella auch jährlich beim „Düsseldorf Festi- Geldmacher begann damit bei einem Lo- val“ auftritt. Ihre Lieblingsfächer damals: gistikunternehmen in Mannheim, beriet Klimt und Historie Kunst, Deutsch und Italienisch. Nicht und trainierte in Sachen IT-Systeme und allein deshalb verbrachte sie ein halbes moderierte Workshops. „Ist schon nicht Nach der Geburt des kleinen Jonathan Jahr in Rom und infizierte auch ihren so einfach, sich mit 25 als Frau vor 30 legte sie eine berufliche Pause ein. Die El- Mann mit der Liebe zu Italien. „Die sind Männer, die teils erheblich älter sind, zu ternpause gibt natürlich mehr Raum für da einfach leichter drauf. Zudem wollte stellen und zu dozieren.“ Wobei ihr das Hobbys: Da wäre zunächst mal das Mit- ich sowieso möglichst bald ins Ausland.“ gewinnende Lächeln und ihre nicht ge- wirken beim Improvisationstheater. Au- spielte Offenheit sicher geholfen haben. ßerdem liest Isabella Geldmacher gerne, Ihre Verhaltensprämisse gerade in soge- besonders Historienromane. Sie liebt den Nah an Menschen nannten Problemfällen ist: Zwietracht Maler Klimt und sie mag backen … Denn schnell aufdecken und zu beseitigen ver- für das Kochen ist Dominik zuständig. Am Zum Studieren ist sie dann ihrem Domi- suchen. „Wenn mir einer nur was vor- besten natürlich italienische Küche. nik nach Marburg „hinterhergezogen“, spielt, kriege ich das schnell raus.“ Un- Autor: Wolfgang Frings Foto: privat Sachverständigeninstitut Norbert Hüsson Bestattungsvorsorge Ö. b. u. v. Sachverständiger für das Maler- u. Lackiererhandwerk, Damit können Sie schon zu Lebzeiten alle Details für Ihre Schwerpunkt Korrosionsschutz, Bestattung regeln. Sie haben Sicherheit, dass alles wie Betonsanierung, WDVS gewünscht umgesetzt wird und die Menschen, die Ihnen wichtig sind, werden entlastet – ein beruhigendes Gefühl! Auf der Reide 30 40468 Düsseldorf Wir informieren Sie gern ausführlich. Tel.: 02 11/42 43 01 www.bestattungshaus-frankenheim.de Fax: 02 11/41 90 00 Düsseldorf (0211) 948 48 48 Mettmann (02104) 28 60 50 Info@huesson.com DÄM JON G S IN N W E IT 12 das tor 01 | 2021
Diese Augen taugen nicht für Werbefilme Ein Fotograf, der die Stadt Düsseldorf abtastet und ihr Aroma aufspürt Markus Luigs • Markus Luigs (48) wurde in Solingen geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 30 Jahren lebt er in Düsseldorf. Seit 2001 arbeitet er als selbständiger Fotograf und Designer. • An der Hochschule Düsseldorf hat er ein Studium für Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Konzept und Fotografie absolviert. Einer seiner Lehrer: Prof. Wilfried Korfmacher (ein Düsseldorfer Jong) • Ausgestellt hat er im Gewächshaus Düsseldorf, bei Conzen, auf Schloss Brühl, Stilwerk, im Kunstpalast, Stadtmuseum, bei den Kunstpunkten. • Sein Atelier hat er im Haus Lichtstraße 39 in Flingern. • 2020 traf er den Baas und ist ein Düsseldorfer Jong geworden. Wer den Mann mit der Schiebermütze zu stein wegführend fest. Felix Klein, Profes- dass Luigs den Stadtteil Garath liebge- Fuß auf einer seiner regelmäßigen Stadt- sor für visuelle Kommunikation in Köln, wonnen hat. Freilich nicht allein, son- erkundungen in Düsseldorf begleitet, meint, dieser Fotograf taste die Stadt Düs- dern geführt von der dort geborenen Ar- muss mit allem rechnen. Auch damit, dass seldorf ab. Also noch mal hinsehen. chitektin Anna Wollenberg. Vor etlichen er nach 200 Metern anhält, die Strecke Schnell ist klar: Für einen Image- Jahren hat sie den Jonges-Förderpreis für zurückgeht und sich an ihr erneut ver- Film taugen die Augen von Luigs nicht. Architektur bekommen. Beide zusam- sucht. Irgendwas ist ihm beim ersten Mal Er macht aus der Stadt, in der er seit 30 men haben den oft verkannten Stadtteil offenbar aufgefallen. Aufgespürtes hält er Jahren lebt, ein Feuilleton. Abgelichtet im Süden der Landeshauptstadt 2019 ins stets mit seiner Kamera fest. wird sogar eine (nicht mehr existieren- Stadtmuseum geholt. Konzipiert wurden Der Mann mit der Schiebermüt- de) Wurstbude am Höher Weg zu seinem Teile des Garath-Porträts bei einem Ita- ze, eins von 15 Exemplaren aus seinem Gedicht. liener. Seine Lebensfreude rekrutiert Lu- Textilarchiv, heißt Markus Schmitz von Perlen, die der Designer Luigs igs nämlich zweimal pro Woche mit Spa- Geburt an. Der Name Luigs hat ihm je- ironisch meint, sind allesamt unschein- ghetti nach Hurenart. Im Italienischen doch entschieden besser gefallen. Sei- bar. Seine bildlichen Dokumentationen klingt das ein bisschen feiner. Spaghet- ne Frau hat ihm diesen Namen bei der haben eher den Charakter einer „Stadt ti alla puttanesca. Scharf ist das Nudelge- Hochzeit geschenkt. Unter Luigs ist der hinter der Stadt“. Der Schmutz, das Ver- richt in beiden Sprachen. 47 Jahre alte selbstständige Fotograf und fallene, die unverwechselbare Kehrseite: Die „Perlen“ enthalten bewusst Designer aus Flingern sehr bekannt ge- Sie offenbaren Schönheit. Eine, die den keine Gesichter. Überwiegend sind es worden. Durch Ausstellungen und auch Betrachter festhält. Alles, was Luigs zeigt, Objekte, die das Foto ausmachen. Das durch ein Buch, das er „Düsseldorfer Per- gibt es oder gab es wirklich. Zum Beispiel freilich wird sich bald ändern. In Vor- len“ genannt hat. Der Titel löst Verwir- ein gekacheltes Pissoir am Bordell hinter bereitung ist ein neues Buch, eins über rung aus: Perlen – wo denn bitte? Und dem Bahndamm. Die Bildzeilen benen- Oberbilk. Auch mit diesem Buch will Lu- Düsseldorf – auch nicht erkennbar. Wie nen den Ort, um den Ungläubigen zu be- igs Augen öffnen. Diesmal mit Hilfe von ärgerlich. gegnen. Menschen, die in diesem Stadtteil fest „Luigs spürt das Aroma der Stadt Weil Schönheit immer im Auge verwurzelt sind. Autor: Ludolf Schulte auf“, stellt der Feuilletonist Philipp Hol- des Betrachters liegt, verwundert es nicht, Foto: Luigs das tor 01 | 2021 13 PO RTR ÄT
Brücke könnte verbinden Der Golzheimer Friedhof wird durch vier Fahrspuren getrennt Die Einschränkungen während der Coro- den der Jonges-Treff On The Beach eine na-Pandemie dauern länger. Im Frühjahr willkommene Abwechslung. Herzlichen waren viele von uns noch optimistisch, Dank dafür den Initiatoren! dass das Leben im Herbst wieder seinen Was wir in der Tischgemeinschaft „medde der Düssel zu retten. Bei dem Rettungs- normalen Gang gehen könnte. Weit ge- d’rzwesche“ für das Frühjahr geplant hat- versuch ist der Junge allerdings ertrunken. fehlt! Aber wer glaubte, das Virus wür- ten, konnte dann endlich Anfang Oktober Wir kamen dann an die vierspuri- de auch viele unserer Beziehungen zer- umgesetzt werden: Schon lange stand eine ge Klever Straße plus Parkstreifen, die den stören, konnte das Gegenteil erleben: Die Führung über den Golzheimer Friedhof Golzheimer Friedhof in zwei Teile zer- Tischfreunde in den Tischgemeinschaften in unserem Veranstaltungskalender. Die schneidet. Ein paar wenige wollen sich seit rückten näher zusammen und fanden vie- Gruppe von 20 Personen wurde von Dr. längerem mit dieser unerträglichen Situa- le Wege, um den Kontakt zueinander wei- Dieter Sawalies, erster Vorsitzender des tion allerdings nicht abfinden: Und so ent- ter zu pflegen: Es verging kein Tag, an dem Vereins „Der Golzheimer Friedhof soll le- stand die Idee, mit einer Brücke die Klever keine Telefongespräche stattfanden oder ben“, über dieses wunderschöne Kleinod Straße zu überqueren. Erste Skizzen des eine E-Mail oder SMS verschickt wurde; in unserer Stadt geführt. Sie ist nicht bloß ehemaligen Vorsitzenden der deutschen ja, es wurden sogar wöchentliche Video- ein alter Friedhof, sondern vielmehr ein Architektenkammer, Jochen Boskamp, da- Stammtische eingerichtet. Natürlich wa- Ort mit Grabstätten von stadtbekannten für gibt es bereits, der politische Wille zur ren für etliche von uns an Sommeraben- Namen wie Maximilian Friedrich Weyhe, Umsetzung und die Finanzierung dieses Wilhelm von Schadow, Karl Immermann, Projektes fehlen jedoch – noch. Pastor Jäsch (Friedrich Gerst) und vielen Wir von der Tischgemeinschaft anderen. An einzelnen Gräbern blieb Dr. „medde d’rzwesche“ sind beeindruckt von Sawalies stehen und erzählte erst einmal diesem geschichtsträchtigen Ort in unserer eine Geschichte, wodurch eine vergange- Stadt und können eine Führung nur emp- ne Zeit wieder lebendig wurde. fehlen. Ebenso möchten wir für die Un- Ein neuer Gedenkstein weckte terstützung des Vereins: „Der Golzheimer die Aufmerksamkeit: Er erinnert an den Friedhof soll leben“ werben – durch eine „Kleinen Wilhelm“. Heinrich Heine ver- Mitgliedschaft oder eine Patenschaft für merkt in seinen Erinnerungen, dass er an eine Grabstätte oder auch für eine Spende dem Tod des Knaben schuld gewesen sei, zugunsten von Projekten wie einer Fuß- weil er den kleinen Wilhelm, einen Nach- gängerbrücke über die Klever Straße. barsjungen, bedrängt habe, eine Katze aus Autor: Jörg Jerzembeck-Kuhlmann, Tischbaas der TG medde d’r zwesche Fotos. privat Notebook für die KGS Christophorus-Schule Jongesbaas Wolfgang Rolshoven überreichte der Lei- terin der KGS Christophorus-Schule ein Hewlett Packard Notebook, komplett mit LED-Maus, Trafo- Ladegerät und der Microsoft Windows 10 Professional Version. Die Schule versucht das Distanzlernen auf di- gitalem Weg mit ihren Schülerinnen und Schülern zu meistern. Die Jonges leisten damit einen kleinen Bei- trag zum digitalen Lernen. Autor: en Foto: privat V E RE I NSG E S C H E H E N 14 das tor 01 | 2021
Zwischen Faszination und Sorge Tobias Snitzelaar (34) war früh vom Netz gefangen Schon als Fünftklässler in Düsseldorf-Rath war er sich sicher: Was mit Computern sollte es mal sein. Und so trat er schon nach der mittleren Reife das Damit Carolin Praktikum bei einer IT-Firma an, der sich eine Aus- schlafen kann bildung zum Fachinformatiker anschloss. Mit 18 gründete Snitzelaar eine eigene Firma. „Nur war Snitzelaar stört Ignoranz und, wie egoistisch und mir schnell klar, dass ich nicht den ganzen Tag an rücksichtslos manche Zeitgenossen sind. Z.B. wenn Bildschirm und Tastatur verbringen wollte, sondern sie Kreuzungen zustellen oder auch wie viele mit Menschen unmittelbar aufsuchen und beraten woll- dem Handy andere über den Haufen rennen bzw. te, die für sich oder ihr Unternehmen ein passendes fahren. Außerdem ärgert ihn, dass die in der letzten Intranet brauchen.“ Zeit erfolgreichen Fortunen seiner geliebten DEG Seitdem ist Tobias Snitzelaar sowas wie ein mehr Zuschauer abspenstig machen als früher. Tobi- Tobias Snitzelaar „Übersetzer“ zwischen Kunde und IT-ler. Das heißt, as mag dagegen Reisen, Sushi, Inlinehockey, Thriller, er versucht dem Laien verständlich zu machen, was Action- und Horrorfilme. Seine Frau, die Ärztin Ca- der Internetaffine z.B. mit Switch meint. Und, was rolin Peeters, mache dabei oft die Augen zu. Damit ist das? „Das ist eine Mehrfachsteckdose für Com- die – z.B. erschöpft vom Schichtdienst im Kranken- puter.“ Er kann ihm ein passendes System schnei- haus nachts überhaupt die Augen zu machen kann, dern, das weder über- noch unterdimensioniert ist. hat sie ihm für diese Zeit das Handy untersagt. „Ich Das erspart in Zusammenarbeit mit Bauträgern und habe da etwas installiert, dass ich im Notfall und leise Handwerkern dem Kunden unnötige Kosten. Snit- nur bestimmte Anrufe oder mails erhalte.“ Wenn ei- zelaar mag auch die Arbeit als Datenschutzbeauftrag- ner das kann, dann natürlich er! Als IT-Unternehmer ter. Aber das darf er nur, wenn er an der gleichen muss er eben immer erreichbar sein. Stelle nicht auch IT-Verantwortlicher ist. Autor: Wolfgang Frings Foto: privat Technik endet manchmal an der Stahlbetonmauer Mittlerweile ist er neben der Selbständigkeit für sei- ne IT&T GmbH auch bei der Caritas angestellt, die allein im Düsseldorfer Stadtgebiet 100 Standor- te betreibt, d.h. 700 Computer und 700 Smartpho- nes oder Tablets zu einem System zusammenschalten muss.Tobias Snitzelaar leitet acht Mitarbeiter. Derzeit baut die Caritas sieben neue Altenheime. Zudem or- ganisiert und betreut Tobias Snitzelaar das Netz im ISS-Dome und damit auch der DEG. Dass er zusätzlich ehrenamtlich für die IT-Gruppe seiner Jonges arbeitet liegt nahe. Wenn man ihn fragt, was er denn von den rapide zunehmende „Blindflü- höne Welt, Nirjends op die sc gen“ von Handysüchtigen auf Straße, Radweg und so jefällt... Bürgersteig hält oder gar von der die Totalüberwa- mich dat Brot noch Kruste drop, chung durch öffentliche Gesichtsüberwachung in ...mit ner krossen m Hinkel-Jupp! China, spürt man, dass seine Faszination am Digita- hier beim Jong, de len nicht die berechtigte Sorge verdrängt. „Ich kann nicht alles regeln. Wenn da ei- Hohe Straße 31 | Tel.: 0211 86 20 34 12 ner verzweifelt ist, weil in Wohnung oder Büro das Mittelstraße 25 | Tel.: 0211 86 20 34 21 WhattsApp nicht klappt, dann frage ich den zuerst, ob da etwa Mauern aus Stahlbeton stören.“ Falls der /BaeckereiHinkel auf eine schnelle Lösung drängt? „Umziehen!“ sei da www.baeckerei-hinkel.de der sicherste und schnellste Tipp. das tor 01 | 2021 15 UN T ERN EHMEN VO N J O N G ES
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