Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH

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Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
März 2020    Ausgabe 58

              Aus dem Vergessen
              gerückt                                                                          Seit 2017 gibt es im Lohsepark einen Gedenkort für mehr als
                                                                                               8000 in der Zeit des Nationalsozialismus Deportierte. Künftig
                                                                                               kommt eine Ausstellung hinzu, in der ihre Geschichte erzählt wird

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Mitglieder der Hamburger Rom und Cinti Union in der Ausstellung „In den Tod geschickt“ (Foto: Miguel Ferraz)

Es ist ein Ort mitten in der HafenCity, mitten im                  wichtiger Ort“, sagt der Vorsitzende der Hamburger             des denk.mals Hannoverscher Bahnhof gefeiert. Bis
Leben: Spaziergänger schlendern durch den Loh-                     Rom und Cinti Union, Rudolf Julius Kawczynski. Der             2023 entsteht hier ein Dokumentationszentrum, das
separk, ein Geschäftsmann läuft eilig in Richtung                  Weg führt von dem ehemaligen Bahnsteig in einer                den Deportierten nach dem Namen nun auch ihre
U-Bahnstation HafenCity Universität, Kinder to-                    langsam ansteigenden steinernen Fuge in den Park               Geschichten zurückgeben wird. „Wir rücken in der
ben auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Genau hier                  hinein, gleichsam eine lange Narbe, die in die Textur          Ausstellung die Menschen, die von hier abtranspor-
mussten vor gut 75 Jahren jedoch viele endgültig                   der Nachbarschaft geschlagen wurde. Zugleich ver-              tiert wurden, in den Mittelpunkt. Ihre Geschichten
Abschied von ihrem alten Leben nehmen: Am Han-                     knüpft der Entwurf von VOGT Landschaftsarchi-                  sind es, die berühren und die hier erlebbar werden“,
noverschen Bahnhof, der sich damals auf dem Ge-                    tekten (Zürich) den Gedenkort durch Querungen und              so Dr. Oliver von Wrochem, der als Leiter der KZ-Ge-
biet befand, wurden 1940 bis 1945 mehr als 8000                    Sichtachsen mit dem Leben rundherum. Ob im Vor-                denkstätte Neuengamme auch für die Entwicklung
Juden, Sinti und Roma in Züge gepfercht, um die                    beigehen oder im bewussten Kommen und Innehal-                 des neuen Museums in der HafenCity zuständig ist
Reise zu Gettos und Konzentrationslagern anzutre-                  ten – hier erhalten Menschen von heute Zugang zu               (siehe S. 3). Dr. Linde Apel und Dr. Frank Bajohr von
ten, darunter auch Babys, Kleinkinder und Bettlä-                  diesem menschenverachtenden rassistischen Kapi-                der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
gerige. Die wenigsten von ihnen überlebten.                        tel der Hamburgischen und deutschen Geschichte.                sowie weitere Historikerinnen und Historiker erfor-
  Seit 2017 erinnert das denk.mal Hannoverscher                                                                                   schen seit 2004 die Hintergründe der Deportatio-
Bahnhof entlang der historischen Bahnsteigreste                    Spatenstich Dokumentationszentrum                              nen vom Hannoverschen Bahnhof.
an die Deportierten. Auf 20 Gedenktafeln sind ihre
Namen zu lesen. „Mittlerweile ist es für uns eine Art              Am Ende der zentralen Sichtachse der Fuge, nahe
Friedhof unserer Angehörigen geworden, die mit                     des früheren Bahnhofsvorplatzes am Nordwestrand
diesen Namenstafeln symbolisch hierher zurück-                     des Lohseparks, wurde jetzt am 17. Februar der ers-
gekehrt sind. Für uns Nachfahren ist das ein ganz                  te Spatenstich für den abschließenden Bestandteil                                Fortsetzung auf Seite 2 →

Kunstknotenpunkt                                                                                               Nicht von der Stange

Auf Entdeckungstour zu                                                                                         Einzelhandel
Galerien und Ateliers                                                                                          mit persönlicher
                                                                                                               Handschrift
Seite 5– 7                                                                                                     Seite 8– 9

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Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
2 | denk.mal Hannoverscher Bahnhof                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Editorial | 3

                                                                                                                                                                                                                                      „Die Geschichten wirken bis                                                                                                 Editorial

                                                                                                                                                                                                                                      heute nach“
                                                                                                                                                                                                                                      Der Historiker Dr. Oliver von Wrochem (51) ist Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
                                                                                                                                                                                                                                      und befasst sich seit Jahren mit der Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  „Wie wollt ihr euch erinnern?“ Diese Frage,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  die Jugendliche 2011 in einem Workshop
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  zum Gedenken für die Opfer der national-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  sozialistischen Deportationen in Hamburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  stellten, ist heute aktueller denn je. Das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ­Dokumentationszentrum, das das denk.mal
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Hannoverscher Bahnhof im Quartier Am
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Lohsepark komplettiert, wird ab 2023 um-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   fassenden Raum und vielfältige Ansätze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   für Antworten geben. Hier entsteht ein gut
↑                                                                                                                                                                                                                                     ↑                                                                                                                            sichtbarer, zentraler Ort des Gedenkens und
Das Gebäudeensemble, in dem das Dokumentationszentrum im Erdgeschoss eingebunden wird (Entwurf: Wandel Lorch) spielt mit Sichtbeton und verschieden ausgestalteten Klinkerfassaden.                                                   Dr. Oliver von Wrochem (Foto: Miguel Ferraz)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   der Auseinandersetzung mit den NS-Verfol-
Die einzelnen Gebäudeteile – das Dokumentationszentrum mit dem Eingang an der zentralen Eckposition, Büros darüber und daneben und das Hotel zur Rechten – sind in der Fassade deutlich ablesbar
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   gungen in der Mitte Hamburgs. Die Hafen­
                                                                                                                                                                                                                                      Was wird die Besucher im künftigen Dokumenta-                    Nachbarn, Täter und Profiteure. Wir stellen dar,            City Hamburg GmbH (HCH) und ihre Tochter
Ein Teil der 2009 konzipierten Ausstellung „In den                City Hamburg GmbH (HCH) begann ein langfristiger tekturbüros Wandel Lorch (Saarbrücken/Frankfurt)                                                                   tionszentrum erwarten?                                           dass die Erfahrungen der Beteiligten bis heute in           Billebogen Entwicklungsgesellschaft (BBEG)
Tod geschickt“, die bereits im Kunsthaus Hamburg                  Dialog und Planungsprozess mit den Verbänden der gebaut, das bereits für das Ökumenische Forum in                                                                   Unsere Ausstellung wird den Fokus auf den gesam-                 Gesellschaften und in Familien nachwirken. Dafür            nehmen aus dem Entwicklungsprozess wert-
der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist seit Herbst             Hinterbliebenen und Überlebenden zur physischen der HafenCity und die Neue Synagoge in München                                                                      ten norddeutschen Raum legen und auch die Ereig-                 haben wir mit den Kindern und Enkeln sowohl von             volle Erfahrungen für die weiteren Erinne-
2013 in einem Info-Pavillon im Lohsepark zu sehen.                und inhaltlichen Ausgestaltung des denk.mals Han- verantwortlich zeichnete. Die Müller-Spreer-Gruppe BSW/ABH23/00153/2019                                           nisse in den Zielländern der Deportationen darstel-              Verfolgten als auch von Tätern intensiv gespro-             rungsorte im Billebogen und auf dem Gras-
Der Vermittlungsansatz des Dokumentationszent-                    noverscher Bahnhof. Von dieser           Erfahrung werden
                                                                                                      Genehmigungsplanung                WANDELerwarb      als Bauherrin von
                                                                                                                                                  LORCH GMBH                           einem
                                                                                                                                                                                Visu. Ansicht       PrivateigentümerPlancode
                                                                                                                                                                                              Lohsepark                               len: Von wo kamen die Menschen? Wohin fuhren                     chen. Die Geschichten werden den Besuchern                  brook mit. Für die künftige Entwicklung der
                                                                                               Neubau Hotel und Bürogebäude Am Lohsepark KAISERSTRASSE 39    TEL. 069-9074807-0
rums trägt der Tatsache Rechnung, dass es immer                   die HCH und ihre Tochtergesellschaften Hamburg Hafencity
                                                                                                                            langfristig          zusätzlich
                                                                                                                                         60329 FRANKFURT
                                                                                                                                                               das     Nebengrundstück
                                                                                                                                                             FAX. 069-9074807-1 MM                    und beauftrag-
                                                                                                                                                                                                            23.07.2019 1515_4_VIS_1   sie, nachdem sie den Hannoverschen Bahnhof                       zeigen: Das, was damals geschah, ist auch jetzt Teil        ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm,
weniger lebende Zeitzeugen gibt und diese in abseh-               profitieren, denn auch im Billebogen und im Gras- te Wandel Lorch für den gesamten Gebäudekom-                                                                      verlassen hatten? Viele Deportierte wurden sofort,               unserer Kultur. Ausgrenzung ist auch heute ein gro-         die mit Ausnahme der Gedenkstätte für die
barer Zeit ganz fehlen werden. Stattdessen müssen                 brook stellt sich die Frage, wie Erinnerungskultur in plex an der Ecke Am Lohsepark/Steinschanze mit                                                                andere einige Wochen oder Monate nach Ankunft                    ßes Problem! Wir wollen die Menschen aufrütteln             Kinder vom Bullenhuser Damm und einer Kita
sorgfältig aufbereitete Biografien die Ansprache an               die Stadtentwicklung integriert wird. Dort befin- der Planung. Neben dem Dokumentationszentrum,                                                                     ermordet. Oft folgte aber auch ein langer Weg                    und sie wegbringen von einer Haltung, die besagt:           weitgehend leer steht, starten wir 2020 nach
die nachfolgenden Generationen leisten.                                                                                                                                                                                               durch zahlreiche Lager. Unser Ausstellungsteam                   „Was geht mich das an?“                                     ­einer technischen und denkmalpflegerischen
                                                                                                                                                                                                                                      hat in den vergangenen Jahren intensiv geforscht                                                                              Bestandsaufnahme einen Ideenfindungs-
Ein langer Weg                                                                                                                                                                                                                        und möchte hier den gesamten Verfolgungsweg                      Wie macht man die Geschichten besonders für                  prozess. Die BBEG entwickelt im Dialog mit
                                                                                                                                                                                                                                      anhand von Einzelpersonen darstellen. Wir ha-                    junge Leute lebendig?                                        verschiedenen Akteuren ein langfristig trag-
„Das Dokumentationszentrum hat eine große Be-                                                                                                                                                                                         ben Archive und Nachlässe gesichtet, Interviews                  Das Dokumentationszentrum soll ein Ort des                   fähiges Instandsetzungs- und Nutzungs-
deutung für die Erinnerungskultur in Deutsch-                                                                                                                                                                                         mit Deportierten sowie deren Kindern und Enkeln                  Lernens werden. Wir haben daher neben der Aus-               konzept, das die sensible Geschichte res-
land und wird zugleich einen zentralen Baustein                                                                                                                                                                                       geführt. Es ging uns darum, uns den Menschen so                  stellung eine sogenannte Lernwerkstatt und ein               pektiert. Das Lagerhaus G als Erinnerungsort
in dem neu entstehenden Erinnerungskonzept                                                                                                                                                                                            gut wie möglich zu nähern und ihnen eine Stimme                  Zukunftslabor integriert, in denen Interessierte             an das Schicksal von NS-Zwangsarbeiter/
unserer Stadt bilden. Wir sind dankbar, dass wir                                                                                                                                                                                      zu geben. Vor diesem Hintergrund zeigen wir in der               die Themen vertiefen und eigene Fragen entwi-                -innen sowie weitere Lagerhäuser wurden
den Gedenk­  ort und das Dokumentationszent-                                                                                                                                                                                          Ausstellung das Schicksal von mehr als 8000 Ju-                  ckeln können. Für die Ausstellung haben wir bereits          in den Wettbewerblichen Dialog der HCH
rum zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern                                                                                                                                                                                        den, Sinti und Roma, die von hier deportiert wurden.             Projekte gestartet, die Jugendliche aus Hamburg              zur städtebaulichen und freiraumplaneri-
der Verfolgtenverbände entwickeln konnten und                                                                                                                                                                                         Auch das Schicksal von rund 1000 überwiegend                     sowie Ländern, in die die Deportierten verschleppt           schen Funktionsplanung für den Grasbrook
diese bis heute die Einrichtung begleiten“, sag-                                                                                                                                                                                      politischen Gegnern, die im „Bewährungsbatail-                   wurden, zusammenbringen. Dabei ist auch eine                 einbezogen. Die Wettbewerbsergebnisse
te Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Dr.                                                                                                                                                                                        lon 999“ in gefährliche Kriegseinsätze geschickt                 Inklusionsgruppe, die die Verfolgung aus ihrer               des Grasbrookverfahrens stellen wir An-
Carsten Brosda, anlässlich des Spatenstichs. Die                                                                                                                                                                                      wurden, stellen wir dar. Weiterhin werden die Rolle              Sicht kommentiert. In der Ausstellung werden wir             fang April vor. Die Konzeptarbeit für das
Freie und Hansestadt blickte an diesem Tag ihrer-                                                                                                                                                                                     der Verantwortlichen und Profiteure sowie die                    mit allen Sinnen arbeiten. Höraufnahmen, Gra-                Lagerhaus G steht unterdessen noch vor
seits auf einen langen Weg zurück. Erst Ende der                                                                                                                                                                                      Einordnung der Deportationen vom Hannoverschen                   phic Novels und Videos ergänzen das Konzept. Ein             dem Beginn. Kunst und Kultur machen die
1990er Jahre begann eine intensive Auseinan-                                                                                                                                                                                          Bahnhof in den Gesamtkontext der politischen und                 interaktiver Medientisch und Grafiken werden die             HafenCity unterdessen insgesamt zu ei-
dersetzung mit einem Ort und seiner Geschichte.                   ↑                                                                                                                                                                   rassistischen Verfolgung im Nationalsozialismus                  Deportationswege Einzelner nachzeichnen. Hin-                nem Ort vielfältiger Diskurse. Fragen nach
                                                                  Einweihung des Gedenkorts im Mai 2017 (Foto: Miguel Ferraz)                                                                                                                                                                                                                                       Selbstbildern und Fremdbildern, nach indi-
Die Verbänden der ehemals Verfolgten forderten                                                                                                                                                                                        eine wichtige Rolle spielen.                                     zu kommen künstlerische Annäherungen an das
dies mit Nachdruck. 2008 wurde die Entwicklung                    den sich weitere historische Orte wie die Schule am                   das die HCH mit einem 200-jährigen Dauernut-                                                                                                                   historische Geschehen. Eine wichtige Ergänzung               vidueller Freiheit und kollektiven Bezügen,
einer Gedenkstätte offiziell beschlossen. Unter                   Bullenhuser Damm als Tatort eines SS-Verbre-                          zungsrecht hier verankert hat, werden darüber und                                             Welche Bedeutung hat die Erinnerung für unsere                   ist auch unsere im Februar erweiterte Website zum            nach Vergangenheit und Zukunft werden
Federführung der Kulturbehörde und der Hafen-                     chens an 20 jüdischen Kindern und mindestens 28                       daneben rund 6000 Quadratmeter Büronutzung,                                                   heutige Zeit?                                                    Hannoverschen Bahnhof.                                       hier aufgeworfen. Eine wachsende Zahl von
                                                                  Erwachsenen sowie das Lagerhaus G als Lager für                       ein Hotel mit 125 Zimmern sowie Gastronomie re-                                               Wir stellen in der Ausstellung bewusst die Frage:                                                                             Ausstellungs- und Produktionsorten liefert
Spatenstich für das Dokumentationszentrum im Februar 2020:        Zwangsarbeiter im zukünftigen Stadtteil Grasbrook                     alisiert. Das Dokumentationszentrum hebt sich mit                                             Wie ist die Gesellschaft mit Verfolgung und De-                                                                               hierzu Beiträge und belebt die K­ reativszene
Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsfüh-      (siehe S. 4).                                                         einem weißen Klinkerband, in welches der Schrift-                                             portationen umgegangen? Denn es gab natürlich                    hannoverscher-bahnhof.hamburg.de                             Hamburgs. Sie profitiert ebenso wie der
rung der HafenCity Hamburg GmbH; Bauherr Harm Müller-
Spreer, Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien;                                                                              zug „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ eingeprägt                                                                                                                                                                             Einzelhandel von den für publikumsbezoge-
Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenk-       Ein besonderes Gebäude                                                ist, von den übrigen Gebäudeteilen ab. „Wir rech-                                                                                                                                                                           ne Nutzungen gezielt ausgebauten Erdge-
stätten und Lernorte (Foto: Thomas Hampel)
                                                                                                                                        nen damit, dass das Dokumentationszentrum sehr                                                                                                                                                                              schossflächen in der HafenCity, aber auch
↓
                                                                  Für das Dokumentationszentrum ging die HCH den                        viel Zulauf haben wird, da es sowohl für Touristen                                                                                                                                                                          von strategischen Förderstrukturen wie
                                                                  ungewöhnlichen Weg, in Abstimmung mit den Be-                         als auch für Schulklassen sehr gut erreichbar liegt.                                                                                                                                                                        dem Verein „Kunst und Kultur in der Hafen-
                                                                  hörden für das Gebäude vorab einen Architektur-                       Deutschlandweit steigt das Interesse an Gedenk-                                                                                                                                                                             City“. Unterdessen verdichtet sich auch bei
                                                                  wettbewerb durchzuführen und das Grundstück                           stätten für die Opfer des NS-Regimes und es ist                                                                                                                                                                             den gewerblichen Nutzungen der Trend zum
                                                                  zusammen mit dem Entwurf auszuschreiben. „So                          ein wichtiges Statement, dies an einem so zentral                                                                                                                                                                           Besonderen und Unverwechselbaren. Einzel-
                                                                  konnten die bauliche Qualität und alle Anforde-                       gelegenen Ort zu fördern“, sagt Dr. Oliver von Wro-                                                                                                                                                                         händler in der HafenCity profilieren sich mit
                                                                  rungen, die wir für die Freie und Hansestadt sowie                    chem. So wird das Dokumentationszentrum selbst                                                                                                                                                                              nachhaltigen, individuellen und sehr persön-
                                                                  für die Interessenverbände an das Dokumenta­                          in drei Jahren das Leben rundherum stärken und die                                                                                                                                                                          lichen Konzepten. In Zukunft werden diese
                                                                  tionszentrum stellen, gesichert werden“, berichtet                    Erinnerung an die Deportierten vom Hannoverschen                                                                                                                                                                            auch durch die Publikumsfrequenz im südli-
                                                                  der zuständige Projektmanager Jürgen Desler. Eine                     Bahnhof fest im Mittelpunkt der Stadt verankern.                                                                                                                                                                            chen Überseequartier gestärkt. Über all das
                                                                  besondere Vereinbarung stellt sicher, dass das Erd-                                                                                                                                                                                                                                               und viele weitere Themen berichten wir auf
                                                                  geschoss mit rund 1000 Quadratmetern Bruttoge-                        Info-Pavillon denk.mal Hannoverscher Bahnhof                                                                                                                                                                                den kommenden Seiten.
                                                                  schossfläche dauerhaft in der Verfügung der Freien                    April bis Oktober, Mi–So, täglich von 12–18 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Viel Spaß bei der Lektüre wünscht
                                                                  und Hansestadt Hamburg bleibt, selbst wenn ein-                       Nördlicher Lohsepark, Eintritt frei
                                                                  mal ein neues Gebäude errichtet werden müsste.
                                                                                                                                                                                                                                      ↑
                                                                  Doch nicht nur das Dokumentationszentrum wird                         November bis März, Besuch nach vorheriger                                                     Mit der unscheinbaren Plakette rechts an der Wand des Hamburger Hauptbahnhofs erinnerte die deutsch-jüdische Gesellschaft
                                                                  nun nach dem ausgewählten Entwurf des Archi-                          Anmeldung möglich: 040 4281315 00                                                             Hamburg 1993 erstmals an zentraler Stelle an die Deportationen (Foto: Miguel Ferraz)

HafenCity | News 58 | März 2020                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       März 2020 | News 58 | HafenCity
Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
4 | Meldungen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Reportage | 5

      Erinnerung an getöte Kinder
      und Zwangsarbeiter

                                                                                                                                                                                  ↑
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      ↑
      Im Rosengarten der Schule am Bullenhuser Damm wird an die ermordeten Kinder erinnert (Foto: Miguel Ferraz)

      Am 20. April gedenken Menschen aus aller Welt
      der Opfer der NS-Morde, die sich vor 75 Jahren
                                                                        setzung, denkmalgerechte und würdige Nutzung
                                                                        des Schulgebäudes startet die BBEG 2020 einen
                                                                                                                                Bestandsaufnahme gestartet. Das Lagerhaus G
                                                                                                                                wird erhalten und in die Konzeption des neuen
                                                                                                                                                                                  Hinter der Farbe
                                                                                                                                                                                  Ob Galerien oder Ateliers: In der HafenCity ist eine lebendige Kulturszene entstanden
      an der Schule am Bullenhuser Damm in Rothen-                      Ideenfindungsprozess im Dialog mit zahlreichen          Stadtteils integriert.
      burgsort ereigneten. In der Nacht vom 20. auf den                 Akteuren (Stadtteil, Politik, Kultur und viele mehr).
      21. April 1945 tötete die SS im Keller der Schule 20                Im künftigen Stadtteil Grasbrook, der von der                                                           Der Raum ist lichtdurchflutet mit großen Fenster-                                                                                  torpark/Am Dalmannkai mehrere Galerien in den
      jüdische Kinder, an denen zuvor medizinische Ex-                  HCH auf der Südseite der Elbe in den kommenden          20. 04. 2020, 18 Uhr Gedenkfeier für die „Kin-    fronten, seine rauen Wände und Böden verströmen                                                                                    Alltag zwischen Einkaufen, Schule und Baustellen-
      perimente verübt worden waren, sowie mindes-                      Jahren entwickelt wird, befindet sich ein weiterer      der vom Bullenhuser Damm“ in der Turnhalle der    Authentizität und Geradlinigkeit. Intensiv leuchten                                                                                verkehr ein. Nisvican Roloff-Ok eröffnete hier 2013
      tens 28 erwachsene Gefangene. Heute beherbergt                    Ort, der die Leidensgeschichte von NS-Opfern be-        Schule (Zugang vom Hof), Bullenhuser Damm 92,     die abstrakt-expressiven Bilder und Objekte, die                                                                                   „Nissis Kunstkantine“. „Ich integriere Kultur, Gast-
      das denkmalgeschützte Gebäude eine Gedenk-                        zeugt. 1944 wurden im Lagerhaus G am Saaleha-           20539 Hamburg, Eintritt frei                      Romullo Azaro und Andreea Zecheru für die Grup-                                                                                    ronomie und Events, damit die Kunst nahbar wird“,
      stätte der „Vereinigung Kinder vom Bullenhuser                    fen nacheinander ca. 1500 jüdische Zwangsarbei-                                                           penausstellung „Behind the Color“ installieren. „Wir                                                                               sagt die Galeristin, die seit 30 Jahren in der Bran-
      Damm“ und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme                          terinnen sowie rund 2000 Zwangsarbeiter aus dem         Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder    betreiben zwei Galerien, die abstrakte Kunst und                                                                                   che arbeitet. Alle vier Wochen wechselt sie die Aus-
      sowie eine Kindertagesstätte, sonst ist es unge-                  Konzentrationslager Neuengamme untergebracht.           vom Bullenhuser Damm                              Pop-Art miteinander mischen“, erklärt Andreea Ze-                                                                                  stellung. Den Mittagstisch nehmen ihre Gäste mit
      nutzt. Das 1908 bis 1910 vom Architekten Albert                   Bei einem Bombenangriff im Oktober 1944 wurden          Steidl Verlag 2016, ISBN 978-3-86930-837-1        cheru. „Azaro Art Spaces“ und „Z Contemporary“                                                                                     Blick auf die jeweils aktuellen Werke ein. Zweimal im
      Erbe entworfene, denkmalgeschützte Gebäude ge-                    viele von ihnen getötet. Im Gebäude sind Spuren der                                                       sind seit September 2019 angetreten, um das An-                                                                                    Monat kombiniert „Nissi“ ein Drei-Gänge-Menü mit
      hört seit 2018 der Billebogen Entwicklungsgesell-                 NS-Häftlinge erhalten geblieben. Derzeit erinnern       kinder-vom-bullenhuser-damm.de                    gebot an Kultur in der HafenCity durch Talente aus                                                                                 Konzerten, Lesungen oder Theateraufführungen.
      schaft mbH (BBEG), einer Tochter der HafenCity                    Gedenktafeln und ein Wandgemälde an diese Zeit.         kz-gedenkstaette-neuengamme.de                    aller Welt zu bereichern. Jede Bewerbung werde                                                                                     Die Kulinarik nutzt sie gezielt, um Berührungsängs-
      Hamburg GmbH (HCH). Für die künftige Instand-                     Jetzt wird eine sorgfältige historische und bauliche                                                      geprüft, fügt Azaro hinzu. Der gebürtige Brasilianer                                                                               te abzubauen. „In Zukunft möchte ich beispielswei-
                                                                                                                                                                                  hat, wie Zecheru, selbst einen künstlerischen Hinter-                                                                              se zur Ausstellung gern die Lieblingsgerichte der
                                                                                                                                                                                  grund und kennt die Sorgen und Nöte der Kreativen                                                                                  Künstler präsentieren“, verrät sie.
                                                                                                                                                                                  aus eigener Erfahrung. „Wir schaffen hier bewusst                                                                                    In ihrer 60. Ausstellung sollen in der Kunstkantine
      Intensiv begrünte Fassaden und Dächer:
                                                                                                                                                                                  einen Raum, den Besucher ohne Hemmschwelle be-                    ↑                                                                die großformatigen Pop-Art-Gemälde von Laris-

                                                                        Nachhaltiger Kreislauf
                                                                                                                                                                                                                                                    Jan Helbig und Matthias Kulcke arbeiten im Atelier „Denktraum“
      das Bauvorhaben Moringa                                                                                                                                                     treten können“, betont er. An dem Standort nahe am                                                                                 sa Kerner, der Tochter der Sängerin Nena, zu sehen
                                                                                                                                                                                                                                                    (Foto: Bina Engel)
      (Visualisierung: kadawittfeldarchitektur)
                                                                                                                                                                                  Spiegel-Gebäude und den Deichtorhallen kommen                                                                                      sein. „Die Kunstrichtungen, die ich hier zeige, sind
      ↓
                                                                                                                                                                                  täglich viele Menschen vorbei. Die fünf Meter hohen               beit an ihren Gemälden zuschaut – das Atelier war                sehr unterschiedlich“, betont Nissi jedoch. „Die Viel-
                                                                                                                                                                                  Erdgeschossräume und die großen Schaufenster                      früher eine Gewerbefläche. In der Speicherstadt                  falt von Kunst zu zeigen, das ist das Anliegen.“
nga                                                                     Das Bauvorhaben „Moringa“ setzt auf recyclefähige Materialien und                                         machen die Galerie einladend und gut sichtbar.                    muss man dagegen sorgfältig die Aufgänge studie-
                                                                        konsequente Begrünung. Auch soziale Nachhaltigkeit wird integriert                                                                                                          ren, um zu Orten wie der Produzentengalerie „Denk-
                                                                                                                                                                                  Luftiger Prozess                                                  traum“ zu gelangen: In einem „Kreativspeicher“ am
                                                                        Moringa, das ist eigentlich ein Baum aus der         auch im Alltag wird die nachhaltige Qualität er-                                                                       Sandtorkai arbeiten der Porträtmaler und Perfor-
                                                                        Himalaya-Region, dessen viele gesunde Eigen-         lebbar. Nach der Funktionsplanung für das Quar-      Ob private Galerien, öffentliche Institutionen,                   mance-Künstler Jan Helbig sowie der Architekt,
                                                                        schaften bis hin zu der Fähigkeit, verschmutztes     tier Elbbrücken von Hosoya Schaefer und einem        Werkstätten oder Ateliers: Wer sich ein wenig Zeit                Bühnenbildner und Musiker Matthias Kulcke. „Für
                                                                        Trinkwasser zu reinigen, ihn zu einem Symbol für     Architekturentwurf von kadawittfeld­architektur      nimmt, kann in der HafenCity inzwischen Dutzen-                   uns ist der künstlerische Dialog sehr wichtig“, sagt
                                                                        Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit gemacht          (Aachen) gruppieren sich drei Gebäudeteile um        de höchst unterschiedlicher Kunstorte entdecken.                  Helbig. „Wir beeinflussen uns gegenseitig und ver-
                                                                        haben. Nach diesem Vorbild will ein neuer Bau-       einen grünen Innenhof. Die gleichfalls intensive     Manche von ihnen gastieren auf Zeit, andere lassen                stehen Kunst als offenen, luftigen Prozess.“
                                                                        herr in der HafenCity Deutschlands anspruchs-        Begrünung der Fassaden und Dächer soll min-          sich dauerhaft nieder. Einige verfügen über großzü-                 Auf rund 500 Quadratmetern Fläche, die sie ge-
                                                                        vollstes Gebäudeensemble in Anlehnung an             destens den gleichen Umfang wie die bebaute          gige Flächen, andere nur über wenige Quadratmeter.                meinsam mit den anderen Mitgliedern des Vereins
                                                                        das Cradle-2-Cradle-Prinzip realisieren. Das         Grundstücksfläche erhalten. So reduzieren sich       Sie alle aber eint der Pioniergeist, die neuen Innen-             M28Hoch2 im 2. Obergeschoss des Speichers nut-
                                                                        Prinzip basiert auf geschlossenen Kreisläufen,       nicht nur Schadstoffe, sondern das Gebäude           stadtquartiere mit Angeboten jenseits des üblichen                zen, organisieren Helbig und Kulcke zudem Ausstel-
                                                                        die keine Abfälle erzeugen und wertvolle Roh-        produziert sogar Sauerstoff und baut gegen           Konsums zu bereichern. Am Kaiserkai, wo in riesigen               lungen und betreiben als Doppeldozenten eine Mal-
                                                                        stoffe erhalten. Anfang des Jahres erhielt die       Hitzeinseleffekte vor. Im Inneren des dreizehn-      Lettern der Name der neuen Galerie „Kiss Bang Art“                und Zeichenschule für Kinder und Erwachsene. Auf
                                                                        Landmarken AG dafür die Anhandgabe für ein           stöckigen Wohnturms soll nachbarschaftlicher         im Straßenraum prangt, wollen Denise und Stefan                   einer kleinen Bühne im Atelier finden Diskussionen
                                                                        rund 4700 Quadratmeter großes Grundstück im          Gemeinsinn großgeschrieben werden. Von den           Bez Stipendien an junge Künstler vergeben. In den                 oder die improvisierte, performative „sofortmusik“
                                                                        Quartier E­ lbbrücken. Der Großteil der Konstruk-    Wohnungen für Familien, Paare, junge Leute und       Elbarkaden eröffnet in den kommenden Monaten                      statt. „Hier führen wir den künstlerischen Dialog mit
                                                                        tionen ist nach dem Moringa-Konzept trennbar,        Senioren sind ein Drittel gefördert. Alleinlebende   der wegen eines Wasserschadens 2017 geschlos-                     Stimmen und Instrumenten aller Art fort“, sagen sie.
                                                                        rückbaubar und recyclebar. Bei den Materialien       finden hier gemeinschaftliche Wohnformen und         sene designxport wieder: Das Forum der Hamburger
                                                                        wird streng darauf geachtet, problematische          andere Angebote. Ergänzend bietet „Moringa“          Designwirtschaft, das sich in prominenter Lage in                 Kunstknotenpunkte
                                                                        oder giftige Stoffe zu vermeiden. So können vie-     einen Co-Working-Space, eine Kita, Veranstal-        den Elbarkaden am Magdeburger Hafen befindet,
                                                                        le Bestandteile später wieder in den Kreislauf der   tungs- und Ausstellungsflächen sowie Fitness,        wird künftig von der Hamburg Kreativ Gesellschaft                 Kulturelle Angebote finden sich überall in der Hafen-
                                                                        Natur eingefügt oder sinnvoll wiederverwertet        Gastronomie und Einzelhandel in den Erdge-           bespielt und vernetzt.                                            City und verteilen sich bisher von der Elbphilharmo-             ↑
                                                                                                                             schossen.                                                                                                                                                                               Die Galeristin Nisvican Roloff-Ok betreibt seit 2013 „Nissis
                                                                        werden. Auf diese Weise wird der CO2-Fußab-                                                                 Auch Kunstproduktion ist zunehmend in der­                      nie im Westen bis zum Kreativ- und Sportquartier
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Kunstkantine“ (Foto: Bina Engel)
                                    20                                  druck auch in der Rückbauphase reduziert. Aber                                                            HafenCity und ihrer Nachbarschaft zu finden. Am                   Oberhafen im Nordosten. Dabei gibt es immer wie-
                                                                                                                                                                                  Kaiserkai stolpert man regelrecht darüber, wenn                   der Knotenpunkte. Am Rande des Überseequartiers
                                                                                                                                                                                  man Lilia Nour durch das Schaufenster bei der Ar-                 etwa blenden sich rund um die Kreuzung Am Sand-                                        Fortsetzung auf Seite 6 →

      HafenCity | News 58 | März 2020                                                                                                                                                                                                                                                                                              März 2020 | News 58 | HafenCity
Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
6 | Kunst und Kultur                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Interview | 7

                                                                                                                                                                                     „Mich reizt das Riesenpotenzial“
                                                                                                                                                                                     Ellen Blumenstein über ihre Arbeit als Kuratorin für die HafenCity

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Galerien und Ateliers
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Eine Auswahl:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Azaro Art Space
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Brooktorkai 20, azaro-artspaces.com

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  BDA-Galerie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Shanghaiallee 6, bda-hamburg.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Deichtorhallen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Deichtorstr. 1–2, deichtorhallen.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Denktraum, Kreativspeicher M28
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am Sandtorkai 27/28, denktraum.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Designxport
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Hongkongstr. 8, designxport.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  FY I AM Famous Galerie der Künstler
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Großer Grasbrook 9, f-you-galerie.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Galerie Hafenliebe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Am Dalmannkai 4, galerie-hafenliebe.de

↑                                                                                                                                                                                    ↑                                                                                                                                            Imagine the City
Verknüpfung von Musik und Kunst: Carolin Balas Pavisic in ihrer Galerie „raum“ (Foto: Bina Engel)                                                                                    Seit 2017 arbeitet Ellen Blumenstein (43) als freie Kuratorin für die HafenCity (Foto: Bina Engel)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Shanghaiallee 21, kunstundkulturhafencity.de

Jedes Jahr gibt es eine Inklusionsausstellung mit                   Schnittstelle von Kultur und Stadtentwicklung (vgl.                                                              Wie sieht Ihre Aufgabe als Kuratorin für die Hafen-                   Was ist für die Zusammenarbeit mit den Künstlern                       Kiss Bang Art Studios
Werken von Künstlerinnen und Künstlern mit Behin-                   S. 7 u. 10). Eine Stadt werde erst durch ihre unvor-                                                             City aus?                                                             in der HafenCity wichtig?                                              Am Kaiserkai 30, kissbangart.com
derungen. Der Erlös kommt dem „Atelier Freistil“ zu-                hergesehenen Nutzungen lebendig, meint Blumen-                                                                   Wir machen Kultur für den Stadtteil, ursprünglich                     Neben der künstlerischen Qualität braucht es vor
gute, das der Angehörigenverein „Leben mit Behin-                   stein. Unterdessen wird die Kunst seit Langem sys-                                                               von der HafenCity Hamburg GmbH initiiert und in-                      allem Lust, sich auf den Ort einzulassen. Ohne die                     Kreativareal Oberhafen
derung“ in Kooperation mit der Elbe-Werkstätten                     tematisch in die Entwicklung der neuen Quartiere                                                                 zwischen von dem Verein „Kunst und Kultur in der                      Auseinandersetzung mit den lokalen Gegebenhei-                         hafencity.com
GmbH betreibt. „Ich fühle mich in meiner Galerie                    eingebunden. 2005 begann die HafenCity Hamburg                                                                   HafenCity“ getragen.                                                  ten geht es nicht.
sehr wohl“, so Nissis Fazit. Die HafenCity sei wie ein              GmbH zunächst eine Förderkooperation mit der                                                                                                                                                                                                                  Lilia Nour
Dorf: „Die Leute kennen sich und halten zusammen.“                  Hamburgischen Kulturstiftung und der Körber-Stif-                                                                Also Kunst im öffentlichen Raum?                                      Sie haben vor Kurzem neue Räume in der Shang-                          Am Kaiserkai 29, lilia-nour.de
  Eine kleine Kunstmeile bildet auch die Shanghai-                  tung, die bis 2012 zahlreichen künstlerischen Pro-                                                               Das klingt zwar sehr ähnlich, trifft es aber nicht. Wir               haiallee bezogen. Kann man dort einfach so vor-
allee in der zentralen HafenCity. In der Hauptachse                 jekten den Weg bereitete. Inzwischen ist der Verein                                                              begreifen uns als strategisches Instrument, um da-                    beischauen?                                                            Nissis Kunstkantine
und den Seitenstraßen nahe dem Lohsepark haben                      „Kunst und Kultur in der HafenCity“ mit der ge-                                                                  bei zu helfen, dass die HafenCity kulturell lebendig                  Kommen Sie am liebsten zu unserer Reihe „Tisch-                        Am Dalmannkai 6, nissis-kunstkantine.de
sich zahlreiche Schau- und Produktionsräume an-                     zielten Förderung und Unterstützung von Kunst im                                                                 wird. Dafür überlegen wir uns Projekte, laden Künst-                  gespräche“! Dort machen wir transparent und zu-
gesiedelt. Zum Beispiel die gelernte Fotografin, De-                Stadtteil betraut (vgl. S. 10). Die für öffentliche Nut-                                                         ler und mögliche Partner ein, um emotionale Bezüge                    gänglich, wie wir arbeiten und mit wem wir etwas                       raum
signerin und Kuratorin Carolin Balas Pavisic, die seit              zungen konzipierten Erdgeschosse und die gezielte                                                                zu schaffen, die hier teilweise noch fehlen.                          gemeinsam entwickeln. Wir sitzen am Tisch, berich-                     Shanghaiallee 18, raum-hamburg.com
2017 im Off-Space „raum“ Künste aller Art mitei-                    Förderung von kulturellen Projekten in den Grund-                                                                                                                                      ten über den Stand eines Projekts und diskutieren
nander verknüpft. „Die HafenCity ist absolut auf-                   stücksausschreibungen tragen ebenfalls intensiv                                                                  Was sind das für Projekte?                                            die hierfür relevanten Fragen. Zuletzt haben wir mit                   StadtLandKunst Forum für Kulturwelten
strebend“, meint sie. Entsprechend möchte Balas                     zur heutigen Blüte der Kunst bei. Auch in Zukunft                                                                Als Nächstes entwirft der Hamburger Künstler                          Rechtsanwälten, Kuratoren, Spiele-Entwicklern und                      Am Sandtorpark 12, stadtlandkunst-hamburg.de
Pavisic Künstler aus verschiedenen Bereichen för-                   kommen in der HafenCity auf diese Weise zahlrei-                                                                 ­Gerrit Frohne-Brinkmann das Panorama einer fik-                      Künstlern über das geplante Projekt „Playful Com-
dern – ohne Einschränkungen. Für die Ausstellung                    che neue Kunstorte mit klassischen Ausstellungs-                                                                  tiven urzeitlichen Unterwasserlandschaft. Die Uto-                   mons“ gesprochen, das in der HafenCity Nutzungs-                       The Art Hub (Galerie-Sharing-Space im
„Melo“ etwa trug der Pianist Tom Gatza einen Chip                   und Produktionsflächen ebenso wie mit innovativen                                                                 pie einer Lebensgemeinschaft ohne den Menschen                       möglichkeiten des öffentlichen Raums, unter ande-                      Quartier Oberhafen in Gründung)
an der Hand, den der Künstler Fabian Dehi entwi-                    digitalen Konzepten hinzu.                                                                                        – dafür mit Pflanzen, Schwämmen, Würmern, Kopf-                      rem unterstützt von neuen digitalen Tools, schaffen                    Stockmeyerstraße 41, Halle 412
ckelt hatte. Gatzas Bewegungen beim Klavierspiel                                                                                                                                      füßlern und Schnecken als Protagonisten – wird mit                   soll.
wurden aufgezeichnet und in digitale Zeichnungen                                                                                                                                      Airbrush-Technik auf Kulissenwände aufgebracht,                                                                                             Z Contemporary
übersetzt. Auch die Tänzerin Miriam Afani trug De-                                                                                                                                    die sich passenderweise in einer Tiefgarage befin-                   Was wünschen Sie sich für die Zukunft?                                 Brooktorkai 20, z-contemporary.com
his Sensorik. „Diese Versuchsanordnung aus Musik,                                                                                                                                     den. Im August setzen sich Hamburger und interna-                    In den kommenden drei Jahren wollen wir eine zu-
Bewegung und deren Übersetzung in Bildlichkeit er-                                                                             ↑                                                      tionale Künstlern mit dem Schlagwort von Hamburg                     kunftsfähige Struktur und Finanzierung schaffen                                                          Stand: Februar 2020
                                                                    Die BDA-Galerie verfügt über ein Auditorium für 80 Gäste   Galeristen und Künstler zugleich: Romullo Azaro und
gab eine wunderschöne 3D-Projektion aus Punkten,                    (Foto: Bina Engel)                                                                                                als „Tor zur Welt“ auseinander. Zwischen Baumwall                    und so viele Projekte realisieren, dass wir über Ham-
                                                                                                                               Andreea Zecheru (Foto: Bina Engel)
die man live beim Konzert in der Entstehung miter-                  ↓                                                                                                                 und Elbbrücken wird ein Parcours mit sechs Projek-                   burg hinaus sichtbar werden.
leben konnte“, sagt Balas Pavisic.                                                                                                                                                    ten entstehen, die um Selbstbilder und Fremdbilder
                                                                                                                                                                                      kreisen und neue Deutungen der Tor-Metapher bei-
„Imagine the City“                                                                                                                                                                    steuern. Mit einem anderen Projekt wollen wir die
                                                                                                                                                                                      Domachse bespielen, die sich vom Jungfernstieg
Wenig Meter weiter macht der Bund Deutscher Ar-                                                                                                                                       bis zur Elbe in Nord-Süd-Richtung zieht.
chitekten und Architektinnen, BDA Hamburg, mit
Ausstellungen und Veranstaltungen auf sich auf-                                                                                                                                      Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?
merksam. „Wir begreifen den Raum als ein großes                                                                                                                                      Hier kann ich Pionierarbeit mit einem Riesenpoten-
Fenster zur Stadt“, sagt der Vorsitzende Daniel Kinz.                                                                                                                                zial machen. Und mich hat schon immer das Ver-
Wird die BDA-Galerie für Diskussionsveranstaltun-                                                                                                                                    hältnis von Kultur, Stadtentwicklung und Zivilge-
gen genutzt, finden bis zu 80 Besucher auf einer                                                                                                                                     sellschaft interessiert. Wir brauchen neue Formen,
großen Sitztreppe, die bis zu einer Empore führt,                                                                                                                                    Kultur in der Gesellschaft zu verankern, gerade wenn
Platz. Hier kommt ein offenes kommunikatives                                                                                                                                         das Ökonomische immer mehr dominiert. Es geht um
Raumkonzept zur Geltung, das ringsum die Erdge-                                                                                                                                      Angebote für Menschen, die nicht ins Museum ge-
schosse an der Shanghaiallee und in der Nachbar-                                                                                                                                     hen, um Brücken zwischen Hoch- und Populärkultur.
schaft prägt. Für den BDA Hamburg war es wichtig,
einen solchen „sichtbaren Ort in der Stadt zu ha-                                                                                                                                    Wie finanziert sich Ihre Arbeit?
ben“, berichtet Kinz. Eingeladen sind alle: „Die Tür ist                                                                                                                             Der Verein erhält ein Grundbudget von 675.000 Euro
zu den üblichen Tageszeiten immer offen.“                                                                                                                                            über drei Jahre von der HafenCity Hamburg GmbH.
  Als jüngsten Neuzugang verzeichnete die Shang-                                                                                                                                     Bislang haben wir außerdem schon über 500.000
haiallee die Büro- und Veranstaltungsräume der                                                                                                                                       Euro akquiriert. Ich verbringe deshalb leider auch
HafenCity-Kuratorin Ellen Blumenstein. Seit No-                                                                                                                                      viel Zeit mit Netzwerken und Finanzmittelakquise.
vember 2019 entwickeln sie und ihr Team von                                                                                                                                                                                                                ↑
                                                                                                                                                                                                                                                           Lilia Nour kann man bei ihrer Arbeit am Kaiserkai zuschauen (Foto: Miguel Ferraz)
dort aus das Programm „Imagine the City“ an der

HafenCity | News 58 | März 2020                                                                                                                                                                                                                                                                                                                März 2020 | News 58 | HafenCity
Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
8 | Einzelhandel                                                                                                                                                                                                                                                                                Reportage | 9

Überzeugend anders
                                                                                                                                                                                                                                                                 Handwerk ist das Punzieren – so heißt das kunst-
                                                                                                                                                                                                                                                                 volle Prägen des Leders mit Schriftzügen und Mo-
                                                                                                                                                                                                                                                                 tiven. Nellers Kunden wissen, dass sie keine Ware
                                                                                                                                                                                                                                                                 von der Stange kaufen, und sind bereit, dafür einen
                                                                                                                                                                                                                                                                 höheren Preis zu zahlen – auch für das hochwertige
                                                                                                                                                                                                                                                                 und ohne chemische Stoffe gegerbte Leder. Neller
                                                                                                                                                                                                                                                                 schätzt die HafenCity als Standort, sagt aber auch:
Ob handgemachte Naturkosmetik, kunstvoll verzierte Lederwaren oder maritime Bücher: In der HafenCity setzt der Einzelhandel auf
                                                                                                                                                                                                                                                                 „Ohne Facebook wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“
besondere Konzepte – nachhaltig, individuell und aus persönlicher Überzeugung                                                                                                                                                                                    Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland, der
                                                                                                                                                                                                                                                                 Schweiz und Österreich.

                                                                                                                                                                                                                                                                 Bücher zum Eintauchen

                                                                                                                                                                                                                                                                 Eine treue Schar von Stammkunden weit über Ham-
                                                                                                                                                                                                                                                                 burg hinaus hat auch die nur wenige Meter entfern-
                                                                                                                                                                                                                                                                 te Buchhandlung „Hafenfuchs“. Ob Meerestiere, Se-
                                                                                                                                                                                                                                                                 geln, Marinehistorie oder maritime Literatur – das
                                                                                                                                                                                                                                                                 Sortiment hat einen klaren Schwerpunkt. Maike
                                                                                                                                                                                                                                                                 Fuchs kann dafür auf ihre „lebenslange Berufser-
                                                                                                                                                                                                                                                                 fahrung“ verweisen. Ihre Eltern gründeten kurz vor
                                                                                                                                                                                                                                                                 ihrer Geburt vor 44 Jahren die Buchhandlung mit
                                                                                                                                                                                                                                                                 der speziellen Ausrichtung. Anfang 2018 bezog
                                                                                                                                                                                                                                                                 Fuchs neue Räumlichkeiten in der Shanghaiallee,
                                                                                                                                                                                                                                                                 wo liebevoll arrangierte Büchertische und Regale
                                                                                                                                                                                                                                                                 zum Eintauchen einladen. Bei Fans und Sammlern
                                                                                                                                                                                                                                                                 ebenfalls hoch im Kurs: historische Fotografien von
                                                                                                                                                                                                                                                                 Hamburg, ausgesuchte handgefertigte Flaschen-
                                                                                                                                                                                                                                                                 schiffe und Schiffsmodelle. „Trotz aller Spezialisie-
                                                                                                                                                                                                                                                                 rung verstehen wir uns auch als Stadtteilbuchhand-
                                                                                                                                                                                                                                                                 lung, in der sich jedes Buch bestellen lässt“, betont
                                                                                                                                                                                                                                                                 Fuchs jedoch.

                                                                                                                                                                                                                                                                 Manufakturwerk

                                                                                                                                                                                                                                                                 Ebenfalls in der Shanghaiallee setzt Axel Kmo-
                                                                                                                                                                                                                                                                 nitzek mit Fischer & Cie auf individuelle Uhren für
                                                                                                                                                                                                                                                                 Unternehmen und Endkunden, die er als Einzelstü-
                                                                                                                                                                                                                                                                 cke oder Kleinserie anfertigt. Ein Familienwappen,
                                                                                                                                                                                                                                                                 eine besondere Jahreszahl und andere Embleme
                                                                                                                                                                                                                                                                 können hier auf Wunsch eingearbeitet und zum
                                                                                                                                                                                                                                                                 stetigen Begleiter im Alltag werden. Kmonitzeks
                                                                                                                                                                                                                                                                 Begeisterung für hochwertige handgefertigte Pro-
                                                                                                                                                                                                                                                                 dukte beschränkt sich aber nicht auf diese beson-
                                                                                                                                                                                                                                                                 deren Schmuckstücke. Gemeinsam mit Professor
                                                                                                                                                                                                                                                                 Ebbo Tücking, Gründer der Maßschneiderei Cove,
                                                                                                                                                                                                                                                                 zeichnet der 38-jährige Unternehmer auch für das
                                                                                                                                                                                                                                                                 Manufakturwerk verantwortlich, das im Quartier
                                                                                                                                                                                                                                                                 Baakenhafen entsteht. „Wir schaffen eine deutsch-
↑                                                                                                                                                                                                                                                          ↑     landweit einzigartige Präsentationsmöglichkeit für
Geschäfte, Gastronomien und andere öffentliche Nutzungen beleben die Straßenzüge (Foto: Miguel Ferraz)                                                                                         Auf den Büchertischen bei „Hafenfuchs“ findet sich alles, was
                                                                                                                                                                                                            das maritime Herz begehrt (Foto: Miguel Ferraz)      die Anbieter von handgefertigten Produkten. Auf
                                                                                                                                                                                                                                                                 insgesamt 2400 Quadratmetern sollen hier künftig
Sie duften verführerisch nach Lavendel, Zitronen-                auch Tausende Besucher und Beschäftigte anzieht.                                                                                                                                                Manufakturen in innerstädtischer Lage Fertigungs-
gras oder Minze, bestehen ausschließlich aus na-                 In der Grundstücksvergabe wird zudem die Einrich-                                                                                                                                               schritte ihrer Produkte präsentieren und verkaufen
türlichen Inhaltsstoffen und kommen ohne Plastik-                tung von ansprechenden und vielfältig nutzbaren                                                                                                                                                 können – zum Teil dauerhaft, zum Teil temporär“, so
verpackung aus. Die Rede ist von handgemachten                   Ladenlokalen begünstigt: Für „publikumsbezogene                                                                                                                                                 Kmonitzek. Geplant sind Ausstellungen und Veran-
Seifen, die die Kundinnen und Kunden im Kosmetik-                Nutzungen“ sind in den Erdgeschossen der Hafen-                                                                                                                                                 staltungen mit wechselnden Schwerpunkten – von
studio Hauthafen im nördlichen Überseequartier er-               City in der Regel fünf Meter hohe Räume vorge-                                                                                                                                                  maßgeschneiderten Anzügen und rahmengenähten
wartet. Hier verfolgt die promovierte Biochemikerin              sehen. Teilweise helfen auch nach oben begrenzte                                                                                                                                                Schuhen über besondere Spirituosen bis hin zu aus-
und Kosmetologin Dr. Anna Thevarajah seit Januar                 Mieten, hier neuartige Konzepte auszuprobieren.                                                                                                                                                 gefallenen technischen Gadgets. Generell beob-
2020 ein ganzheitliches Konzept aus medizinischer                Nicht alle davon halten sich auf Dauer und immer                                                                                                                                                achtet er, dass zwar immer mehr online eingekauft
Behandlung, Naturprodukten und nachhaltigem                      wieder herrscht Fluktuation. Dennoch gibt es ge-                                                                                                                                                werde, dass gerade für hochwertige Produkte aber
Handel. Die Rezepte für ihre Pflegeprodukte aus                  wisse Rezepte für den Erfolg. „Die Händler setzen                                                                                                                                               eigene Gesetze gelten. „Diese möchten die Konsu-
Shea-Butter, Kokos- oder Traubenkernöl entwickelt                vermehrt auf eine Kombination aus stationärem                                                                                                                                                   menten vor Ort erleben. Im stationären Handel geht
die 36-Jährige selbst. „Die Cremes sind nicht weiß,              und Onlinehandel“, beobachtet Dr. Anke Ruckes, die                                                                                                                                              der Trend zu besonderen Markenerlebnissen“, ist er
beinhalten nicht die üblichen Duftstoffe und haben               bei der der HafenCity Hamburg GmbH für Gewer-                                                                                                                                                   überzeugt. Die Gewerbetreibenden in der HafenCity
auch nicht die gewohnte Konsistenz“, erklärt sie. Für            beentwicklung in den Erdgeschosszonen zuständig                                                                                                                                                 sind in dieser Hinsicht bereits gut aufgestellt.
viele Kunden sei das überraschend, meist jedoch                  ist. Erfolgreich seien oftmals auch „Unternehmer-
überzeuge sie die Qualität. Wichtig ist Thevarajah               persönlichkeiten, die mit Leib und Seele für ihr Pro-                                                                                                                                           hauthafen.de
neben dem konsequenten Verzicht auf Chemie, dass                 dukt stehen“ und durch Mund-zu-Mund-Propagan-
die pflanzlichen Zutaten nicht aus riesigen Mono-                da und in den sozialen Netzwerken weiterempfohlen                                                                                                                                               sirledermichel.com
kulturen, sondern von kleinen und unabhängigen                   werden, so Dr. Ruckes.
Produzenten kommen. Aloe Vera zum Beispiel will                                                                                                                                                                                                                  hafenfuchs.de
sie künftig direkt aus dem Heimatort ihrer Eltern in             Sir Leder Michel
Sri Lanka beziehen. Für ihre Kunden bietet sie auch                                                                                                                                                                                                              fischerundcie.com
Workshops zur Kosmetikherstellung an.                            All dies trifft auch auf Michael Neller zu, der als Le-
                                                                 derkünstler vor zwei Jahren mit seinem Atelier in
Keine Massenware                                                 die Kobestraße zog. Unter dem Namen „Sir Leder
                                                                 Michel“ fertigt er hochwertige Lederhosen, Jacken,
Der Hauthafen ist ein Beispiel für die Einzelhan-                Taschen, Gürtel, Armbänder, Zylinder und Porte-                                                                                                                                                 05. 04. Verkaufsoffener Sonntag
dels- und Dienstleistungskonzepte, die sich zu-                  monnaies gerne auch nach den individuellen Wün-                                                                                                                                                 Von 13 bis 18 Uhr sind die Geschäfte am Sonntag
nehmend in der HafenCity ansiedeln. Sie setzen                   schen seiner Kunden. In dicht bestückten Auslagen                                                                                                                                               in der HafenCity und der gesamten erweiterten
nicht auf Massenware, sondern auf hochwertige                    und am eigenen Leib präsentiert der 46-Jährige                                                                                                                                                  Innenstadt geöffnet. Das Motto lautet „Jazz.City.“
Produkte und ein ausgewähltes Sortiment in den                   seine Kreationen. Hier Totenköpfe und mächtige
verschiedensten Bereichen vom Outdoor-Bedarf                     Gürtelschnallen, dort Etuis mit Blumenmustern und
bis hin zur Inneneinrichtung. Angelockt werden die               Taschen mit kunstvoll umflochtenen Rändern: Der
experimentierfreudigen Gewerbetreibenden durch                   Showroom gleicht einer Wunderkammer, in der Sir
den Ruf der HafenCity als junger, innovativer und                Leder Michel komplett aufgeht – seine Privaträu-
                                                                                                                           ↑                                                                                                                                ↑
hochwertiger Stadtteil, der mit seiner intensiven                me befinden sich auf der Galerie direkt oberhalb          Ganzheitliche Pflegeprodukte gibt es beim „Hauthafen“ von        In einer Seitenstraße nahe des Lohseparks arbeitet Michael Neller
Nutzungsmischung neben den Bewohnern täglich                     der Laden- und Werkstatträume. Sein besonderes            Anna Thevarajah auf dem Überseeboulevard (Foto: Miguel Ferraz)   in seiner Ledermanufaktur „Sir Leder Michel“ (Foto: Miguel Ferraz)

HafenCity | News 58 | März 2020                                                                                                                                                                                                                                             März 2020 | News 58 | HafenCity
Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
10 | Porträt                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Meldungen | 11

                                                                                                                                                                                   „Ein tolles Beispiel für Gemeinwesen“
                                                                                                                                                                                   Besonderes Bauvorhaben im Baakenhafen feiert Richtfest

                                                                                                                                                                                   Das Richtfest der Allgemeinen Deutschen Schiffs-
                                                                                                                                                                                   zimmerer-Genossenschaft, der Baugenossenschaft
                                                                                                                                                                                   Hamburger Wohnen sowie der gemeinnützigen Or-
                                                                                                                                                                                   ganisation Hamburg Leuchtfeuer brachte im De-
                                                                                                                                                                                   zember 2019 eine freudige Überraschung. Ham-
                                                                                                                                                                                   burgs Finanzsenator Dr. Andreas Dressel eröffnete
                                                                                                                                                                                   in seinem Grußwort, dass das Vorhaben „Festland“
                                                                                                                                                                                   von Hamburg Leuchtfeuer über den Quartiersfonds
                                                                                                                                                                                   von Finanzbehörde und Bezirken mit 250.000 Euro
                                                                                                                                                                                   gefördert werde. Bei „Festland“ werden chronisch
                                                                                                                                                                                   kranke Menschen ein Zuhause finden. Insgesamt
                                                                                                                                                                                   entstehen auf dem Baufeld 149 Mietwohnungen,
                                                                                                                                                                                   davon ein Drittel gefördert. Hamburger Wohnen
                                                                                                                                                                                   ­realisiert zudem 14 Wohnungen für die Baugemein-
                                                                                                                                                                                    schaft Kammerkombinat, die sich mit kulturellen
                                                                                                                                                                                    Angeboten in das Quartier einbringen will.
                                                                                                                                                                                       „Viele haben mitgeholfen, dieses Vorhaben mög-
                                                                                                                                                                                    lich zu machen, und sie alle können stolz sein auf das
                                                                                                                                                                                    Erreichte. Das ist ein tolles Beispiel für das Gemein-
                                                                                                                                                                                    wesen in unserer Stadt“, betonte Senator Dressel.
                                                                                                                                                                                    Die beiden Genossenschaften als weitere Bauher-
                                                                                                                                                                                    ren, aber auch die HafenCity Hamburg GmbH als
                                                                                                                                                                                    Gestalterin der Grundstücksvergaben und -preise
↑                                                                                                                                                                                   haben maßgeblich geholfen, das Projekt „Festland“               ↑
Eva Hubert und Prof. Dr. Uwe M. Schneede vom Vorstand des Vereins „Kunst und Kultur in der HafenCity“ (Foto: Bina Engel)                                                                                                                            Richtfest im Baakenhafen: Thonas Speeth, Schiffszimmerer-Genossenschaft; Sönke Selk, Genossenschaft Hamburger Wohnen; Ulf
                                                                                                                                                                                    möglich zu machen. Die Fertigstellung des Gebäu-
                                                                                                                                                                                                                                                    Bodenhagen, Hamburg Leuchtfeuer; Dr. Andreas Dressel, Finanzsenator Freie und Hansestadt Hamburg; Hardy Heymann, Hamburger

Im Vorbeigehen
                                                                                                                                                                                    des ist für Sommer 2020 geplant.                                Wohnen; Matthias Saß, Schiffszimmerer-Genossenschaft (Foto: Thomas Hampel)

Seit Januar 2020 fördert ein neuer Verein „Kunst und Kultur in der HafenCity“ an überraschenden Orten und mit einem vielfältigen
                                                                                                                                                                                   Kinderreiche HafenCity
                                                                                                                                                                                   Familienanteil weit über dem Durchschnitt – Angebote für ältere Kinder gefragt
Bezug zur Nachbarschaft

Noch lächelt das Gesicht. Offenbar bringen die                     tatkräftig unterstützte, folgt diesen Prinzipien. Im    er ganz leuchtender Gastgeber in die Bienenkirche“,
Menschen in der HafenCity gerade gute Laune mit.                   August 2019 installierte der chinesisch-kanadische      beobachtete „Monopol“. „Kultur wirkt identitäts-
Doch der sieben Meter hohe Smiley aus Neonröhren,                  Künstler Terence Koh mit der „Bee Chapel Hafen-         stiftend und gesellschaftsbindend“, erläutert Prof.
der als temporäres Kunstwerk auf der Kibbelsteg-                   City“ einen utopischen Garten auf einer Grünfläche      Schneede. An einem neuen Ort wie der HafenCity
brücke am Nordrand der HafenCity installiert ist,                  am Rande des Magdeburger Hafens. In der Kuppel          sei dieses Angebot besonders wichtig und müsse
kann auch traurig, zornig oder überrascht gucken,                  eines kleinen honiggelben Raums lebte ein Bienen-       gezielt geschaffen werden, ergänzt Eva Hubert: „An
je nach kollektiver Gefühlslage der Passanten. Sei-                volk, hinzu kamen ein Kräuter- und Blumengarten         diesem Prozess wollen wir aktiv und fördernd mit-
ne Gesichtsausdrücke werden von Sicherheitska-                     sowie ein umgebautes Bootshäuschen. „Eine Art           wirken.“
meras im Stadtteil erfasst und – anonymisiert und                  Kraftort, der im Alltag für viele Menschen schwer         Dafür dient das Budget von 675.000 Euro, wel-
ohne Datenspeicherung – durch einen Algorith-                      zu finden ist“, urteilte das Kunstmagazin „Mono-        ches die HafenCity Hamburg GmbH für die Trä-
mus in die wechselnden Emotionen übersetzt. 2019                   pol“. Koh selbst wohnte neben seiner begehbaren         gerschaft des Kulturprogramms über drei Jahre
wurde die Installation „Public Face“ der Künstler                  Installation und inszenierte seinen Aufenthalt als      bereitstellt, als solide Basis. Mit diesem Grundbud-
Julius von B  ­ ismarck, Benjamin Maus und Richard                 Performance und Selbsterfahrung. Das Kunstpro-          get und weiteren Drittmitteln werden bis Ende 2022
Wilhelmer zum weithin sichtbaren Zeichen des
­                                                                  jekt lockte gezielt Besucher an – Fachpublikum, Fa-     mindestens sechs Projekte von Ellen Blumenstein
­Kulturprogramms, mit dem die HafenCity-Kuratorin                  milien, Touristen, Imker –, aber viele entdeckten die   und ihrem Team realisiert. Blumenstein gilt als eine
 Ellen Blumenstein neue Akzente setzt (vgl. Interview              Bienenkapelle eher zufällig. „Schon ein paar Tage       international erfahrene und bestens vernetzte Ku-
 S. 7). Nach einer zweieinhalbjährigen Pilotphase ist              nach der Eröffnung hat Terence Koh Stammbesu-           ratorin, die zuvor für die documenta X in Kassel, das
 seit Januar 2020 nun der Verein „Kunst und Kul-                   cher. Ein paar seiner Gäste begrüßt er mit Umar-        MoMA PS1 in New York und das Berliner KW Insti-
 tur in der HafenCity e. V.“ verantwortlicher Träger               mung, andere neugierige Vorbeispazierer dirigiert       tute for Contemporary Art arbeitete. Der Verein
 von Blumensteins Programm „Imagine the City“. Er                                                                          steht ihr seinerseits mit langjährigen Erfahrungen
 übernahm die Beauftragung der Kuratorin von der                                                                           und guten Kontakten in der Kulturwelt zur Seite: Eva
 HafenCity Hamburg GmbH und darüber hinaus in­                                                                             Hubert leitete fast zwei Jahrzehnte die Hamburger
 frastrukturelle Aufgaben. Der Smiley auf der Brücke                                                                       Filmförderung, Prof. Dr. Uwe M. Schneede war 15
 markierte nur den Anfang für ein neues aktives Ein-                                                                       Jahre Direktor der Hamburger Kunsthalle.
 bringen von Kunst im Stadtraum der HafenCity.
    „Wir wollen Kunst, die für die Öffentlichkeit sicht-                                                                   Urzeit in der Tiefgarage
 bar und begehbar ist“, sagt die Vorstandsvorsitzen-
 de des Vereins Eva Hubert. Um neue Galerien, Mu-                                                                          Arbeiten, die sich auf den urbanen Kontext der­         ↑
                                                                                                                                                                                   Die Freiräume der HafenCity haben sich zu beliebten Familientreffpunkten entwickelt, wie hier bei dem zehnjährigen Jubiläumsfest für den Nachbarschaftsverein Netzwerk HafenCity
 seen oder Theater gehe es nicht, denn von diesen                                                                          HafenCity beziehen und das Leben in der Stadt
                                                                                                                                                                                   (Foto: Thomas Hampel)
 gibt es schon eine große Vielfalt (vgl. S. 5–7). Auch                                                                     subtil reflektieren – mit dieser Handschrift prägen
 austauschbare oder beziehungslos wirkende Kunst                                                                           Ellen Blumenstein und der Verein auch die künftigen     Der Anteil von Familien in der HafenCity kletterte               samt wurden rund 3000 Wohnungen fertiggestellt.                   wie die Anlage der HafenCity als „Stadt der kurzen
 im Öffentlichen Raum – sogenannte „Drop Sculptu-                                                                          Projekte. So wird ab dem 17. April ein Abschnitt der    nach der letzten Zählung des Statistikamts Nord,                 Öffentlich geförderte Wohnungen (seit 2011) sowie                 Wege“ tragen zu der Beliebtheit auch bei berufstä-
 res“ – möchte Hubert vermeiden. „Unser Ziel ist viel-                                                                     Stellplätze unter dem Hotel „Pierdrei“ und der „Astor   das Ende 2019 die Zahlen für 2018 veröffentlichte,               Baugenossenschaften und -gemeinschaften, die                      gigen Eltern bei.
 mehr, ortsspezifische Interventionen im Stadtbild zu                                                                      Film Lounge“ im nördlichen Überseequartier über-        erneut von 23,8 dieses Mal auf 24, 2 Prozent. Gleich-            oftmals familienorientiert bauen, haben daran einen                 Eine Herausforderung bleibt es, auch Familien mit
 schaffen, die die Augen öffnen und Menschen zum                                                                           raschend inszeniert. Wer dort nichts ahnend sein        zeitig sanken der Anteil der Wohnungen, in denen                 wachsenden Anteil. Die HafenCity ist zudem zentral                älteren Kindern dauerhaft an den Stadtteil zu bin-
 Nachdenken anregen“, ergänzt Vorstandsmitglied                                                                            Auto parkt, entdeckt die gewohnte Stadtumgebung         nur eine Person gemeldet war, von 40,5 auf 37,6 Pro-             gelegen und hervorragend an den ÖPNV angebun-                     den. Einen wichtigen Beitrag leistet hier der weiter-
 Prof. Dr. Uwe M. Schneede. „Auf diese Weise werden                                                                        in völlig neuen Farben und mit ungewohnten Bildern      zent und der Anteil der Generation 65+ von 9,2 auf               den. Auch die soziale Infrastruktur wurde besonders               führende Schulcampus am Lohsepark, der gemein-
 innerhalb der vorhandenen städtebaulichen Struk-                                                                          aufgeladen – ganz im Sinne des Vereins „Kunst und       3,5 Prozent trotz der Barrierefreiheit des Stadtteils.           für junge Familien zeitgerecht ausgebaut: Seit mehr               sam mit der zweiten Grundschule ab dem Schuljahr
 tur kulturelle und künstlerische Orte geschaffen, die                                                                     Kultur in der HafenCity“.                               Die HafenCity zählt damit zu den kinderreichsten                 als zehn Jahren gibt es mit der Katharinenschu-                   2021/22 zunächst in einem temporären Bau für zwei
 man ohne eine Hemmschwelle erleben kann.“ Kunst                                                                                                                                   und jüngsten Stadtvierteln in der Freien und Hanse-              le eine Grundschule, eine weitere folgt im Quartier               Züge eröffnet werden soll. Mittelfristig wird der
 im Vorbeigehen gewissermaßen.                                                                                                                                                     stadt. Zum Vergleich: Der Hamburger Durchschnitt                 Baakenhafen mit Baubeginn im April 2020. Bislang                  Campus mit einer Kombination aus Gymnasium und
                                                                                                                           kunstundkulturinderhafencity.de                         lag 2018 bei 17,8 Prozent Haushalten mit Kindern,                verfügt die HafenCity zudem über sechs Kitas in-                  Stadtteilschule achtzügig für ca. 1500 Schüler aus-
Ein Kraftort                                                                                                                                                                       54, 5 Prozent Single-Haushalten und 7,9 Prozent 65+.             klusive einer temporären, die mehrheitlich für Kinder             gebaut. Als Treffpunkt für Jugendliche bieten sich
                                                                                                                                                                                     Woran liegt es, dass sich der Anteil von Haushal-              aus der Flüchtlingsunterkunft geschaffen wurde.                   künftig die drei Gemeinschaftshäuser am Gras-
                                                                                                                           ←
Auch das zweite große Projekt der Reihe „Imagine                                                                           Terence Koh in seiner „Bienenkapelle“ im August 2019
                                                                                                                                                                                   ten mit Kindern in der HafenCity in den vergange-                Mindestens fünf weitere Kitas sind in Planung. Auch               brook-, Lohse- und Baakenpark an, von denen die
the City“, bei dem der Verein die Kuratorin bereits                                                                        (Foto: Thomas Hampel)                                   nen zehn Jahren mehr als verdoppelt hat? Insge-                  attraktive Spielplätze, Parks und Promenaden so-                  ersten beiden ebenfalls 2020 in Bau gehen sollen.

HafenCity | News 58 | März 2020                                                                                                                                                                                                                                                                                                     März 2020 | News 58 | HafenCity
Aus dem Vergessen gerückt - epub @ SUB HH
Orte und Veranstaltungen | 12

Überseequartier interaktiv
Ein neuer Showroom macht das künftige kommerzielle Herz der HafenCity erlebbar

                                                              Mit dem gleichzeitigen Bau von 14 Gebäuden wächst        Germany bei Unibail-Rodamco-Westfield. Mit dem
                                                              das südliche Überseequartier in der zentralen Hafen-     südlichen Überseequartier verbinden Einzelhändler
                                                              City langsam aus der Erde. Ende Januar eröffne-          in den klassischen Hamburger Citylagen, aber auch
                                                              te der Bauherr Unibail-Rodamco-Westfield einen           Anwohner manche Sorgen – sei es mit Blick auf die
                                                              neuen Showroom zu dem Vorhaben, das ab Herbst            wachsende Konkurrenz im Einzelhandel oder auf die
                                                              2022 Einzelhandel und Gastronomie, Entertain-            möglichen Verkehrsbelastungen. „Das Quartier wird
                                                              ment, Büro, drei Hotels, ein Kreuzfahrtterminal und      mit seiner intensiven urbanen Nutzungsmischung
                                                              650 Wohnungen verbinden wird. Im siebten Stock           die Hamburger Innenstadt einschließlich der Hafen-
                                                              des Sumatrakontors, in unmittelbarer Nähe der bei-       City insgesamt stärken“, ist Hünerbein hingegen
                                                              den imposanten Baugruben nahe der Elbe, erwar-           überzeugt. Durch die direkte U-Bahn-Anbindung
                                                              tet die Gäste ein großes interaktives Modell, das        mit der Station Überseequartier der U4 ist in je-
                                                              im Detail sämtliche Gebäude zeigt. Per Knopfdruck        dem Fall eine hervorragende Verknüpfung mit dem
                                                              lassen sich die Ebenen auseinanderschieben und           ÖPNV gesichert. Neben PKW-Stellplätzen entste-
                                                              die Vielfalt von Nutzungen, Wegebeziehungen und          hen auch 3400 Fahrradparkplätze.
                                                              architektonischen Details studieren. Zudem kann
                                                              man mit einer Datenbrille das „Westfield Hamburg         Showroom „Westfield Hamburg Überseequartier“
                                                              Überseequartier“, wie es offiziell heißt, auf drei un-   Sumatrakontor, Am Sandtorpark 11, 7. Etage
                                                              terschiedlichen Virtual-Reality-Touren erkunden.         Mo bis Fr 9–17 Uhr, außer an Feiertagen, zudem
                                                                „Wir möchten eine dauerhafte Plattform bieten,         nach Vereinbarung per E-Mail:
                                                              um mit Besuchern, Nachbarn und potenziellen Ge-          nachbarschaft@ueberseequartier.de
                                                              schäftspartnern ins Gespräch zu kommen. Ziel ist,        Eintritt frei
↑
Dirk Hünerbein von Unibail-Rodamco-Westfield mit dem
                                                              das Vorhaben greifbarer und transparenter zu ma-
Modell des südlichen Überseequartiers (Foto: Thomas Hampel)   chen “, sagt Dirk Hünerbein, Director of Development     www.ueberseequartier.de

Wo war das?                                                                                             122 Tage Grasbrook
Wer die HafenCity in ihrer Entwicklung verfolgt hat oder heute alte Bilder betrachtet,                  Genau 122 Tage liegen zwischen dem Abend, als die Öffentlich-
stellt sich rasch diese Frage. Wo genau verlief der Zollzaun, der das Gebiet damals ab-                 keit erste Einblicke in die städtebaulichen und landschaftsplane-
trennte? Was befand sich anstelle der heutigen Gebäude? Im Rahmen der Langen Nacht                      rischen Entwürfe für den künftigen Stadtteil Grasbrook bekam,
der Museen bietet das HafenCity InfoCenter Touren auf den Spuren der ersten Rundgän-                    und der abschließenden Präsentation. Am 02. April stellen die
ge vor 20 Jahren. Ratespaß à la „Dalli Klick“, Vorträge zu neuen Entwicklungsgebieten wie               sechs im Wettbewerb verbliebenen Büros ihre finalen Pläne vor.
dem Grasbrook und eine neu konzipierte Ausstellung runden das Angebot ab.                               Die Juryentscheidung folgt einen Tag später.

25. 04., 18–2 Uhr Lange Nacht der Museen
Tickets und Programminformationen:                                                                      02. 04., 17–21 Uhr
www.langenachtdermuseen-hamburg.de                                                                      Hamburg Cruisecenter HafenCity, Chicagokai
                                                                                                        Öffentliche Schlusspräsentation der Entwürfe im
HafenCity InfoCenter Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 20457 Hamburg                                        Wettbewerblichen Dialog Grasbrook. Eintritt frei
Öffnungszeiten: Di bis So 10–18 Uhr
Informationen und Anmeldungen für Führungen:
www.hafencity.com.

Termine
                                                                                                                                      Schwimmbad auf dem Dach, Blick über Wien:
                                                                                                                                      die Wohnanlage Alterlaa (Foto: Zara Pfeifer)
                                                                                                                                                                                ↓

06. 03. – 02. 05. Theaterschiff
Seit 45 Jahren dient ein 1912 erbauter Dampfer in Hamburg als Theaterschiff.
Für zwei Monate macht die schwimmende Bühne im Traditionsschiffhafen in der
westlichen HafenCity fest.
www.theaterschiff.de

20. 04. Schiffstaufe
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) tauft im Traditions-
schiffhafen ihren neuesten Seenotretter. Die HAMBURG ist das vierte Schiff dieses
Namens in der Geschichte der Flotte. Rund 20.000 Hamburger unterstützen die DGzRS
mit regelmäßigen Spenden. Das neue Schiff kommt an der westlichsten Rettungsstation
Deutschlands in Borkum zum Einsatz.
www.seenotretter.de

08. – 10. 05. Hafengeburtstag
Jedes Jahr im Mai feiern mehr als eine Million Menschen in Hamburg das weltweit größte
Hafenfest. Zu den zahlreichen Schauplätzen entlang der Elbe gehört auch die HafenCity.
Am 09. und 10. Mai machen erstmals zwei Kreuzfahrtschiffe an dem neuen HafenCity
Terminal am Baakenhöft fest.
www.hamburg-tourismus.de

Bis 29. 05. Großstadtutopie
Die BDA-Galerie in der Shanghaiallee präsentiert die Wiener Wohnanlage Alterlaa aus
den 1970er Jahren in einer Fotoausstellung von Zara Pfeifer: „Du. Meine Konkrete Utopie.
Erbe Großwohnsiedlungen“.
bda-hamburg.de

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newsletter@hafencity.com                     Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer,
                                             Gunnar Herbst, Anika Lütjen,                  58. Ausgabe, Hamburg, März 2020
                                             Henrike Thomsen                               © 2020 All rights reserved
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