Banken - Den digitalen Wandel gestalten - Wie Retailbanken die Optionen der "Digitalen Welt" nutzen - Deloitte
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Lünendonk®-Branchendossier Banken – Den digitalen Wandel gestalten Wie Retailbanken die Optionen der „Digitalen Welt“ nutzen Lünendonk®-Studie, überreicht durch
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Inhaltsverzeichnis VORWORT....................................................................................................................................................................................4 LÜNENDONK Wo Banken bei der Digitalisierung stehen............................................................................................................................................5 Rund um den Banksektor digitalisiert sich alles..................................................................................................................................9 Blickpunkt Digitalisierung: RegulatorischeAnforderungen............................................................................................................11 Blickpunkt Produkte und Services: FinTecsund digitale Plattformen......................................................................................... 15 Instrumente erfolgreicher Digitalisierungsstrategien...................................................................................................................... 19 Banken-IT – Transformation vom „Survival of the Fittest” zum „Most Adaptive”.................................................................. 22 Fazit und Ausblick...................................................................................................................................................................................... 26 DELOITTE Bankenbranche im Umbruch...................................................................................................................................................................27 Der Finanzsektor wird digital................................................................................................................................................................... 31 UNTERNEHMENSPROFILE Deloitte.......................................................................................................................................................................................................... 34 Lünendonk.................................................................................................................................................................................................... 35 3
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Vorwort Dies gilt für Privathaushalte ebenso wie für den Wirt- schaftssektor sowie die öffentliche Verwaltung. So hinkt Deutschland als führende Wirtschaftsnation bei digi- talen Services hinterher. Auch im E-Government-Index der Vereinten Nationen, der die Nutzung von Bürger- services misst, rutschte Deutschland zuletzt von Platz 17 auf Rang 21 ab. In diesem Zusammenhang fällt auch der schleppende Ausbau der Internet-Infrastruktur so- Mario Zillmann, Leiter Professional Services, wie der Funknetze. Moderne Geschäftsmodelle werden Lünendonk GmbH dadurch behindert und es besteht für den Standort Deutschland die Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Dies spiegelt auch die Situation im Bankensektor wieder. Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wieso drängen Umfeld und Umstände jetzt zum Digi- Digitalisierung treibt die Verwandlung ganzer Bran- tal Banking? Warum ist Digital Banking unausweichlich chen massiv voran. Informationen über Produkte und – oder wie man heute sagt: alternativlos? Was gibt es Services, über Prozesse oder über das Verhalten von für Banken zu tun? Damit beschäftigen wir uns im Ihnen Kunden und Unternehmen werden in elektronischer vorliegenden Branchendossier primär am Beispiel der Form verbreitet und zwischen Wirtschaftsparteien aus- Retailbanken. getauscht. Manchmal sind sogar die Produkte und Ser- vices selbst digital. Das Branchendossier ist mit fachlicher Unterstützung von BearingPoint, Deloitte und NTT DATA entstanden. Digital Banking wird vielfach auf die Themen Internet Gemeinsam werfen die Autoren einen Blick auf den und Mobile-Banking reduziert. Oft drängt sich der Ein- Status quo der digitalen Transformation im Banksektor druck auf, dass damit primär die Ausgestaltung der und zeigen Handlungsfelder auf. Im zweiten Teil gehen Kommunikations- und Vertriebswege hin zum Kunden die fachlichen Partner in Fachbeiträgen und Interviews gemeint sind. Eine schicke Webseite, eine coole App auf Strategien für eine erfolgreiche digitale Transforma- für ein jugendliches Bankenpublikum und schon ist die tion sowie auf Digitalisierungstrends im Banksektor ein. Digitalisierung vollzogen? Dem ist nicht so! Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Die Mächtigkeit des digitalen Strukturwandels und seine Implikationen werden gerne unterschätzt. Hinzu Herzliche Grüße kommt, dass Banken hier generell gegenüber anderen Branchen zurückliegen. Die Adaption von neuen Technologien dauert in Deutschland auch im Banking-Sektor teilweise etwas Mario Zillmann länger. Leiter Professional Services 4
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Wo Banken bei der Digitalisierung stehen DIGITALISIERUNG? EINE DEFINITION setzungskonzepten. Allerdings sind die meisten Banken Digitalisierung im Banking bedeutet, Geschäfts- und bei solchen Digitalisierungsprojekten nicht schnell genug IT-Prozesse mithilfe relevanter Daten und geeigneter und haben Probleme, mehrere digitalisierte Geschäfts- IT-Systeme über alle Kundenkanäle hinweg zu unter- prozesse miteinander zu verknüpfen. Für eine ganz- stützen und zu automatisieren. heitliche Digitalisierung ist dies jedoch entscheidend. Es genügt auch nicht, einzelne Prozesse zu digitalisieren Das aus Sicht von Lünendonk Entscheidende dieser Um- und damit von manuellen Eingriffen zu befreien oder in schreibung ist die ganzheitliche Sicht auf Frontoffice- Teilbereiche digitale Geschäftsmodelle einzuführen. Auf und Backoffice-Prozesse, die digitalisiert und durch die intelligente Vernetzung von Geschäftsprozessen und gängig miteinander verbunden werden müssen. Dabei mehreren Unternehmenseinheiten kommt es an. sind es im Grunde genommen bekannte Themen, um die es geht: das papierlose Büro und das Straight-through- BANKEN HINKEN DIGITALISIERUNG HINTERHER Processing sind bereits seit Jahren ein Ziel von Banken. Viele traditionelle Banken haben aber noch keine klare Digitalisierungsstrategie und sehen Digitalisierung Ebenso sind die Filialen der Zukunft sowie elektronische „lediglich“ in der Neugestaltung ihrer Kommunikations- Vertriebswege längst Inhalt von Strategie- und Um kanäle zum Interessenten und Kunden. Die Anpassung Banken haben sehr unterschiedlichen digitalen Reifegrad Deutsche Bank 252 Commerzbank 232 Square 181 Hamburger Sparkasse 179 Targobank 148 ING DiBa 143 Deutsche Postbank 141 Mercedes-Benz Bank 128 DZ Bank 104 Sparkasse Köln Bonn 96 Kreissparkasse Köln 95 DKB 92 Volkswagen Bank 85 Sparda-Bank Baden Württemberg 84 Frankfurter Sparkasse 72 Sparda-Bank Südwest 70 Santander 46 BMW Bank 27 Sehr gut: >280 Gut: >210-280 Befriedigend: >140-210 Grundlagen: >70-140 Gefährdet: 0-70 Abbildung 1: Viele der großen Geldinstitute haben bei der Bewertung ihrer Digitalisierungsstrategien nicht gut abgeschnitten. Quelle: Neuland 2014 5
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S an das digitale Zeitalter erfolgte bisher überwiegend am Betroffen sind demnach sämtliche internen und Frontend innerhalb einzelner Bereiche, wie im Online exter nen Unternehmensbereiche wie etwa Produkt banking für Privatkunden mit nützlichen, webbasierten entwicklung, Vertrieb, Service, Qualitätsmanagement, Diensten, dem Einsatz biometrischer Erkennungssoft- Bankadministration und -steuerung, Legal und Com ware oder Mobile Apps. pliance sowie Personal oder Marketing. Auch die IT verändert sich gerade massiv, insbesondere die Art BANKEN SIND AUF VERNETZUNG UND AUFLÖSUNG ihrer Leistungserbringung und ihre Zusammenarbeit VON SILOS DRINGENDER DENN JE ANGEWIESEN mit Fachabteilungen. Handlungsdruck resultiert aus den anhaltend hohen Regulierungsanforderungen an Banken sowie aus dis- WAS BETRIFFT DIE DIGITALISIERUNG IN BANKEN? ruptiven Wettbewerbseinflüssen, beispielsweise von Der Banksektor wird im Verlauf seiner Digitalisierung onlinebasierten Geschäftsmodellen und einer Niedrig mit technologischen Entwicklungen und Innovationen zinspolitik. Aber gerade die Regulatorik erhöht die konfrontiert, die sowohl die IT als solche als auch die Datenmengen massiv. Durch Stresstests türmen sich im- Organisation von Banken betreffen: Sie ermöglichen mer größere Datenberge in den Banken auf, die sinnvoll Effizienzsteigerungen der IT-Prozesse und führen zu gespeichert und analysiert werden müssen. Gleichzeitig Produktivitätsverbesserungen und Kostensenkungen fordern Kontrollinstanzen wie EZB und Bankenaufsichts- im Bankbetrieb. Gleichzeitig bieten Technologien die behörden regelmäßig Performance-Kennzahlen ein, die Möglichkeit, innovative Bankprodukte und Services zu von den Geldinstituten mehr oder weniger aufwendig entwickeln, um sich damit am Markt zu positionieren. generiert werden müssen. WAS WIRD SICH VERÄNDERN? Diesen Herausforderungen begegnen erfolgreiche EINE KURZE ANTWORT VORAB Banken mit dem Versuch einer Reduzierung ihrer Kom- Die Chancen, aber auch die Gefahren der Digitalisierung plexität innerhalb ihrer Organisationsstrukturen sowie führen für viele Bankmanager zu Unsicherheiten. Dabei einer Optimierung ihres Management-Reportings. Für stellen sich ihnen stets dieselben Fragen: beide Ziele ist es notwendig, Transparenz in Form eines einheitlichen Blicks auf sämtliche Geschäftseinheiten Wie mächtig wird die Veränderung sein? einer Bank (Kreditwesen, Wertpapiere, Zahlungs Welche Produkte und welche Kundensegmente verkehr etc.) herzustellen und somit die bekannte Silo werden am meisten betroffen werden? betrachtung abzulösen. Wichtige Kriterien eines zeit Wie schnell wird es gehen? gemäßem Management-Reportings und zukunftsfähiger Wie reagiert der Markt? Organisationsstrukturen sind ein Datenaustausch in Gibt es neue Konkurrenten? Echtzeit sowie die konsequente Vernetzung sämtlicher Wie beeinflussen sie mein Geschäft? Geschäftsaktivitäten einer Bank. Welchen Technologien sind für mich wichtig? Bisweilen werden solche Optimierungs- und An pas Viele dieser Fragen können Banken für sich schon ein- sungsprojekte häufig nur in den Banksilos umgesetzt mal beantworten. Das gesamte Geschäft, Frontoffice und eben nicht bankübergreifend ausgerollt. So gera- und Backoffice, wird betroffen sein. Alle Produkte ten immer mehr Banken in die Wettbewerbsfalle und und alle Kundensegmente, zuerst das Retail-Banking, verpassen die Chancen der digitalen Transformation. später auch das Commercial-Banking werden sich Entsprechend muss eine Digitalisierungsstrategie, die massiv verändern. eine Bank erfolgreich und nachhaltig in das digitale Zeitalter führen soll, die komplette digitale Transforma- tion des jeweiligen Bankenbetriebsmodells betrachten. 6
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S IT-Beratungen berichten über hohe Nachfrage nach Digitalisierungsprojekten aus Banken Automobilindustrie 56 36 8 Telekommunikation, IT 47 35 15 3 Maschinenbau 34 47 16 3 Handel 42 37 20 1 Banken 40 38 19 3 Energie 33 45 18 4 Verkehr, Logistik 32 45 20 3 Versicherungen 34 40 21 5 Konsumgüterindustrie 23 43 30 4 Elektrotechnik 30 34 32 4 0% 20% 40% 60% 80% 100% sehr stark stark neutral eher nicht gar nicht Abbildung 2: Frage: Welche Branchen sind in den kommenden zwei Jahren besonders stark von der Digitalisierung betroffen? Skala von –2 = „gar nicht“ bis +2 = sehr stark“, n = 67; Quelle: Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland“ Es wird schnell gehen! Denn die Märkte im Internet zu trennen. So hat die Bank bereits seit Jahren mit der zeitalter bewegen sich rasant vorwärts. Einige Banken comdirect eine Tochtergesellschaft erfolgreich etabliert. sind dabei agiler in der Adaption digitaler Technologien und ihrer Transformation als andere Banken. Der Digi- BANKEN TREIBEN DIGITALEN WANDEL VORAN tal Readiness Index vom Beratungsunternehmen Neu- Andere Großbanken hinken dagegen hinterher. Dies land hat die Digitalisierungsstrategien mehrerer Banken hängt sehr stark mit ihrem individuellen Reifegrad beim untersucht. Ergebnis: Keine der untersuchten Banken digitalen Wandel zusammen. So haben einige Banken hat laut der Analyse der digitalen Geschäftsmodelle bereits sehr agile und flexible Geschäfts- und IT-Prozesse, einen „sehr guten“ Indexwert. durch die sich neue Produkte, Services und Abläufe schneller und effizienter einführen lassen als in Banken, Nur zwei Banken (Deutsche Bank und Commerzbank) die über eher starre und veraltete Prozesse verfügen. kommen auf das Bewertungsniveau „gut“. Die meisten Ein weiteres Kriterium für den Digitalisierungsgrad sind der untersuchten Banken sind jedoch immer noch da- die Investitionen von Banken in Digitalisierungsprojekte. bei, ihre Strategien auf den digitalen Wandel auszu- richten. Dazu gehören beispielsweise die organisato Lünendonk hat die führenden IT-Beratungs- und System rische Neuausrichtungen sowie die Modernisierung der integrationsunternehmen in Deutschland gefragt, wel- IT-Prozesse, damit diese agil und flexibel die Business che Branchen in den kommenden Jahren aus ihrer Sicht prozesse unterstützen können. besonders stark von der Digitalisierung betroffen sein werden. Mehr als drei Viertel der befragten führenden Zu einer erfolgreichen digitalen Transformation gehört IT-Dienstleister gehen davon aus, dass acht Kunden- es beispielsweise, wie im Fall der Commerzbank, tradi branchen sehr stark bis stark in den kommenden zwei tionelles Bankgeschäft vom modernen Onlinebanking Jahren von der Digitalisierung betroffen sein werden. 7
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Die größte digitale Transformation steht dabei der ANGRIFF AUF DAS BANKENMODELL Auto mobilindustrie bevor. 92 Prozent der befragten Der Banksektor wird derzeit durch eine Vielzahl von IT-Dienstleister erwarten signifikante Umwälzungen disruptiven Geschäftsmodellen und neuen Wettbe- in dieser Branche. Ebenfalls eine sehr hohe Nachfrage werbsgruppen angegriffen. Diese neuen Wettbewerber nach Digitalisierungsprojekten berichten die IT-Dienst- kommen nicht nur aus dem Financial-Services-Bereich, leister zwar aus dem Banksektor. Aber nur 78 Prozent sondern teilweise aus ganz anderen Bereichen, in der befragten IT-Beratungen sehen sehr starke bis starke denen sie bereits einen Kundenstamm mit anderen Digitalisierungsimpulse bei Banken. Geschäftsmodellen aufgebaut haben. Beispiele sind Ebay und PayPal, Amazon, Apple, Google oder Alibaba. Der Banking-Sektor ist traditionell die wichtigste Kundenbranche der in Deutschland tätigen IT-Dienst- Die Internetkonzerne haben maßgebliche Technologien leister. Etwa 20 Prozent ihrer Umsätze erzielen die IT- für kundenorientierte Services wie Mobile Apps oder Beratungs- und IT-Serviceunternehmen durchschnitt Data Analytics schon weit vorangetrieben. Und mit die- lich mit Banken. Bisher fand Digitalisierung in Banken sen Technologien brechen sie mit Macht in das ange- sehr stark auf Ebene der Bankprozesse wie Zahlungs stammte Geschäft der etablierten Kreditinstitute ein. verkehr oder Wertpapierhandel statt, da diese im weitesten Sinne IT-Services und daher stark digitalisiert Diese technologischen Trends betreffen nun das Back- sind. Diese Ebene der Digitalisierung betrifft daher das office der Banken (zum Beispiel Technologien zur Backoffice. Geht es dagegen um moderne frontend Bewältigung und Analyse der anfallenden Massen bezogene Themen wie Omnichannel- Banking, stehen daten), die Kommunikations- und Vertriebskanäle die meisten Banken noch am Anfang ihrer Möglichkeiten. (Onlinebanking und Mobile-Banking) oder alternative Zahlungs methoden. Für die Banken bedeuten diese Digitalisierungspotenziale sehen die Banken daher in Entwick lungen eine tiefgreifende Umgestaltung vom mehreren Handlungsfeldern. So geht es derzeit vorran- Frontoffice bis zum Backoffice. Zu diesen Entwicklun- ging darum, die Performance der Geschäftsprozesse zu gen gehören: verbessern und diese auf neue digitale Technologien und Strategien hin auszurichten und zu flexibilisieren. Die nunmehr seit mehreren Jahren unerfreuliche Ebenso haben Digitalisierungsprojekte das Ziel, neue, Ertragslage für Banken mit Niedrigstzinsen infolge bereits umgesetzte digitale Geschäftsmodelle in die der Banken- und der Staatsfinanzenkrise, Backend-IT-Prozesse zu integrieren, damit eine ganz- eine verschärfte Regulierung im europäischen Maß- heitliche Kundeninteraktion erfolgen kann. Ferner geht stab mit hohen Lasten und Restriktionen für Banken, es derzeit bei Digitalisierungsprojekten darum, die Ge- neue Anforderungen an die Gesamtbanksteuerung, samtbank neu auszurichten und auf neue Wettbewer- um aufsichtsrechtliche Regulierungsvorgaben umzu- ber und disruptive Einflüsse einzustellen. setzen und vollständige Transparenz herzustellen, die Veränderung der Kunden und ihrer Ansprüche Diese Projekte können auch durchaus weiterhin in den an Finanzdienstleistungen und Finanzdienstleister, Banksilos stattfinden, die je nach Geldinstitut unter- alte und neue Konkurrenten für traditionelle Banken schiedlich groß sind. Zu beachten ist dabei aber, die (von Direktbanken bis zu Internetgiganten mit Banksilos unbedingt sukzessive miteinander zu ver Financial-Services-affinen Diensten), netzen, um einen einheitlichen Blick auf den Kunden neue, disruptiv wirkende Technologien und immer sowieauf steuerungsrelevante Kennzahlen zu haben. neue Internettechnologien, die zur Marktreife gelangen Dieser ganzheitliche Ansatz dient dazu, den Kunden noch – oder von FinTecs in den Markt gedrückt werden. besser zu verstehen und Transparenz über die Gesamt- bank zu haben. 8
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Rund um den Banksektor digitalisiert sich alles KUNDEN UND KUNDENVERHALTEN Erfahrungen und -Empfehlungen. Das macht sie auch Schnelligkeit, Transparenz und Bequemlichkeit informierter und kritischer. auch bei Bankgeschäften Der Weg zur Bankfiliale für die Erledigung von Finanz- Steigende Ansprüche an das Produkt- geschäften wird immer seltener eingeschlagen. Statio und Serviceangebot der Bank näre Niederlassungen mit fixen Öffnungszeiten sind Die Qualität des Supports beeinflusst nachhaltig die vielen Kunden nicht mehr so wichtig; der Wunsch nach Zufriedenheit der Kunden und damit die Kundenbindung. Interaktion, egal wann, wo und damit gerne auch mobil, Die „Kostenloskultur“ des Internets beeinträchtigt jedoch steigt. In Deutschland werden mittlerweile rund 60 Pro- den Erfolg vieler digitaler Geschäftsmodelle, weil viele zent aller privaten Bankgeschäfte per Internet erledigt. Kunden eine geringe Preisbereitschaft haben. Ebenso Rund 35 Prozent der Bankkunden wickeln Bankgeschäfte wie Medien und Verlagen wird es Banken daher schwer über Smartphones und Tablets ab. Damit hat sich die fallen, adäquate Preise für Onlinedienstleistungen durch- Nutzung mobiler Endgeräte für Bankgeschäfte seit 2012 zusetzen. Ein verständliches und individu alisierbares mehr als verdoppelt. Produkt- und Serviceangebot wird vom Kunden den- noch vorausgesetzt. Der Kunde erwartet individualisierte Viele Kunden, quer durch alle Altersschichten, bevor- Unterstützung rund um die Uhr für alle angebotenen zugen für einfache Transaktionen zunehmend digitale Kommunikationskanäle. Ohne ein ausgefeiltes CRM- Kanäle. Und über komplexere Produkte informieren sie System werden Banken diese Ansprüche nicht erfüllen sich online, bevor sie für den Abschluss doch noch die können. Große Consumerbanken reagieren darauf. Bankfiliale aufsuchen. Die zunehmende Transparenz der Kosten und der Be- CRM im Banking: Beispiel Citigroup standteile von Finanzdienstleistungen ermöglicht es Die amerikanische Citigroup hat mit dem milliar Kunden, Angebote direkt zu vergleichen. Bei Basis denschweren IT-Projekt „Rainbow“ eine einheit produkten werden der Preis sowie der einfache und liche, globale IT-Plattform für das gesamte Retail- schnelle Abschluss als das wichtigste Kaufkriterium Banking-Geschäft erstellt. Die kundenorientierte, genannt. Die enge Beziehung zu der eigenen Haus- intelligente IT speichert kanalübergreifend alle bank schwindet; Angebote mehrerer Finanzdienstleister Informationen über den Kunden, egal welche werden gleichzeitig in Anspruch genommen. Citi-Produkte er nutzt oder wo und wie er mit der Bank in Kontakt tritt. Darüber hinaus stellt sie Das Internet ermöglicht es, sich von jedem Ort und die Daten allen Kundenberatern und Mitarbeitern zu jeder Zeit über Finanzprodukte zu informieren und mit Kundenkontakt – orts- und kanalunabhängig Finanzgeschäfte zu erledigen. Da gleichzeitig die mobi- – über ein einheitliches CRM-System zur Ver len Technologien immer benutzerfreundlicher werden, fügung. Über die gesamte Wertschöpfungskette steigt die Zahl der mobilen Bankkunden ebenso wie der wird auch das Feedback der Kunden, online und Anspruch der Bankkunden, über multimediale Kanäle offline, regelmäßig erfasst und im zukünftigen Bankgeschäfte zu erledigen. Dabei nutzt diese Ziel- Kundenkontakt berücksichtigt. gruppe vielfältige Quellen und insbesondere „Peer“- 9
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Online-Vertriebswege gewinnen stark an Bedeutung 3,1 Interaktion mit Kundenbetreuern 3,3 Bankfilialen 2,8 Interaktion mit Kunden über Terminals 2,5 Online-Banking/ Vertrieb und Service für Bankprodukte 3,6 Mobile Apps über mobile Plattformen 2,6 2,6 Call-Center Interaktion mit Call-Center-Mitarbeitern 2,2 Einbindung externer Mitarbeiter in 2,2 Externer Vertrieb die Vertriebsprozesse (Strukturvertrieb, 2,0 Vermögensberater, etc.) Bankfilialen werden mit Kooperationspartnern 2,1 Shop-in-Shop betrieben (Coffee Shops, Warenhäuser, etc.) 1,5 Bankfilialen werden von Franchise- 1,7 Franchise nehmern betrieben 1,2 1 2 3 4 2020 Aktuell Abbildung 3: Von Lünendonk befragte Bankmanager erwarten, dass sie ihre Produkte und Services zukünftig sehr stark über mobile Kanäle vermarkten. Dabei kommt es auf eine reibungslose Vernetzung der unterschiedlichen Kanäle an. Skala von 1 = „gar keine Bedeutung“ bis 4 = „sehr hohe Bedeutung“, n = 109; Quelle: Lünendonk-Studie „Zukunft der Banken 2020“ Hohe Erwartungen der Kunden an die weile über mobile Endgeräte. Über die mobilen Kanäle Erreichbarkeit ihrer Bank werden aber bisher kaum rentable Produkte und Dienste Die Erwartungen der Kunden an das Kommunikations- verkauft. Daher müssen traditionelle Banken ihre digi und Vertriebskanalangebot von Banken steigen stetig, talen und mobilen Vermarktungskanäle be nutzer differenzieren sich zugleich aber auch. Dies bestätigt freundlicher gestalten und effizienter in ihre beste eine Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von hende Infrastruktur integrieren. Vertriebs- und Kommunikationskanälen der Banken. Onlinebanking und Mobile Apps haben in der Ein- Im Zuge der neuen technologischen Möglichkeiten schätzung von über 100 Bankexperten bis 2020 den verändern sich die Kundenerwartungen an eine Bank höchsten Bedeutungszuwachs. Ein eindeutiger Befund, und es erhöhen sich ihre Erwartungen hinsichtlich der aber ohne Überraschung (siehe Abbildung 3). Servicequalität, Multi-Kanalfähigkeit und Leistungs geschwindigkeit. Die Reifung der neuen Kommunika- Die Kundeninteraktionen über digitale Kanäle ver tionskanäle lässt signifikante Beiträge zum Vertriebs schaffen den Banken bisher allerdings wenig wirk- ergebnis erhoffen. Eine Analyse von BearingPoint zeigt, lich neue Einnahmequellen. Kunden kontrollieren ihre dass der Anteil des Produktabsatzes über verschiedene Konto stände, überprüfen ihre Zahlungsanweisungen mediale Kommunikationskanäle auf 35 Prozent im Jahr oder geben neue Transaktionen in Auftrag – vieles da- 2016 steigen wird (2011: 10 Prozent). von geschieht online und ein großer Teil davon mittler- 10
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Blickpunkt Digitalisierung: Regulatorische Anforderungen Einen nicht unerheblichen Anteil an der schwierigen europäische Zentralbank mit ihrer Doppelfunktion von Ist-Situation der Banken hat die striktere (europäische) Aufsicht und geldpolitischen Funktionen einhält, müssen Bankenregulierung. Nach der Finanzmarktkrise wurden Banken umsetzen und gleichzeitig eine wirkungsvolle schärfere Vorschriften hinsichtlich des Eigenkapitals, der Gesamtbanksteuerung installieren. Hinzukommt, dass Risikotragfähigkeit, der Liquidität sowie der Einlagen die strengen regulatorischen Vorschriften auch für die sicherung erlassen. Die Regulierungsdichte hat erheb- IT-Systeme und Kundendaten der Bank gelten. lich zugenommen und Dimensionen angenommen, welche die Banken vor erhebliche organisatorische Banken müssen den Überblick bewahren, welche ge- Schwierigkeiten bei der Umsetzung stellen. setzlichen Vorgaben für ein bestimmtes Produkt oder in einem bestimmten Prozessschritt zu berücksichtigen Es gibt heute eine Vielzahl von zusätzlichen Regulierun- sind, um alle gesetzlichen Vorgaben im Unternehmen gen, sodass im Grunde genommen Details der Strate- einzuhalten. Die Umsetzung regulatorischer Anforde- gie, der Prozesse und der Beratung in einer Bank vorge- rungen bindet personelle Ressourcen und erfordert schrieben sind. Zum Beispiel: erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur und eine Neuausrichtung des Management-Reportings. Vorschriften zur Ausgestaltung und zum Inhalt von Prospekten Das große Problem der meisten Banken ist es in diesem Regelungen zur Dokumentation von Beratungs Zusammenhang, die Vielzahl an Stresstests und die gesprächen und dem Inhalt von Standardverträgen geforderteKosteneffizienz im Kontext der Eigenkapital- Vorgaben zu Schulung und Registrierung von Bank- quoten transparent abzubilden. mitarbeitern Pflichten zur Einstufung von Kunden und deren REGULIERUNG BEDEUTET AUFWAND Finanzwissen Alleine die Maßnahmen rund um die Europäische Banken Dokumentationen zu Bewertungen von Sicherheiten union belasten nach Schätzungen die deutsche Kredit Vorgaben zur Berechnung von Risiken mit vorge- wirtschaft bis 2025 mit etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr. schriebenen Risikomodellen für das Kredit- und Investmentgeschäft, für plötzliche Zinsänderungen, An einer Studie in Zusammenarbeit mit dem Bundes- für Image- oder IT-Probleme verband deutscher Banken und dem Bundesverband Pflichten zur Entwicklung von Stressszenarien und Öffentlicher Banken Deutschlands zu „Auswirkungen Vorschriften, wie Vorstand und Aufsichtsrat Strate regulatorischer Anforderungen“ haben 20 Banken teil- gien erstellen und überarbeiten müssen genommen, die etwa 60 Prozent der Bilanzsumme aller deutschen Finanzinstitute repräsentieren. Einige der Zudem haben Banken innerhalb ihrer internen Struk Ergebnisse: turen Compliance-Richtlinien einzuhalten, damit einzelneGeschäfts bereiche mit unterschiedlichen Die direkten Kosten, die aus der Regulierung Ziel setzungen keine Informationen zum Nachteil der entstehen, werden von den Studienteilnehmern im Kundenaustauschen. Dieses berühmten „Chinese Walls“, Zeitraum von 2010 bis 2015 auf etwa 2 Milliarden die organisatorisch gesehen allerdings nicht einmal die Euro jährlich geschätzt. 11
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Die indirekten Kosten einer verbesserten Eigen Zwei Maßnahmen, die den Berichtsaufwand von kapital- und Liquiditätsausstattung betragen etwa Banken weiterhin besonders erhöhen werden, seien 7 Milliarden Euro jährlich. Auf Basis der vorgelegten herausgegriffen: Angaben der Institute bewegen sich die Gesamt- kosten der Regulierung, die von den Kreditinstituten SREP – Supervisory Review and Evaluation Process aufgebracht werden müssen, in der Größenordnung ab 2016 von insgesamt 9 Milliarden Euro jährlich. Am 7. Juli 2014 hat die European Banking Authority (EBA) Beeinträchtigung der Geschäftspotenziale von Banken: den Entwurf einer Leitlinie zum aufsichtsrecht lichen Neue Regularien dämpfen die Wachstumspotenziale Überprüfungs- und Überwachungsprozess (SREP, Super- verschiedener Bankgeschäfte, insbesondere im visory Review and Evaluation Process) veröffentlicht. Firmenkundengeschäft, im Privatkundengeschäft, im Kapitalmarktgeschäft sowie im Handel für Kunden. Die Leitlinie soll ab 2016 angewendet werden. Der SREP-Ansatz schließt die Beurteilung der Schlüssel DER AUFWAND STEIGT IN ZUKUNFT WEITER indikatoren, des Geschäftsmodells, der Governance und Das Ende der zusätzlichen Regularien ist noch nicht der Kapital- und Liquiditätsrisiken ein. erreicht. Auf europäischer Ebene werden zur Schaffung einer europäischen Bankenunion weitere Regelungen Die Richtlinie basiert auf vier wesentlichen Elementen, eingeführt. Regularien wie das „CRD-IV-Paket 1“ (Capital anhand derer das jeweilige Institut bewertet wird: Requirements Directive/Kapitaladäquanzrichtlinie), die Einlagensicherungsrichtlinie 2 und die Sanierungs- und Analyse des Geschäftsmodells Abwicklungsrichtlinie 3 gelten für alle EU-Länder. Für die Bewertung der internen Governance sowie des Banken im Euroraum gibt es zusätzlich seit November unternehmensweiten Kontrollsystems 2014 den Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Bewertung von Risiken für das Kapital sowie seine Supervisory Mechanism, SSM) und Anfang 2016 wird Adäquatheit der Einheitliche Abwicklungsmechanismus (Single Reso- Bewertung von Risiken für die Liquidität und das lution Mechanism, SRM) greifen. Funding Das SREP-Modell Kategorisierung von Instituten Überwachung von Key Indicators Internal Governance Geschäftsmodell- Kapitalrisiken und Liquiditäts- und und unternehmens- analyse Angemessenheit Refinanzierungs- weites internes der Kapitalauslastung risiken Kontrollsystem SREP-Gesamtbewertung Aufsichtliche Maßnahmen „early internention measures“ Abbildung 4: Laut Entwurf der Europäischen Bankenaufsicht sollen Banken künftig Schlüsselindikatoren wie Geschäftsmodell, Governance sowie Kapital- und Liquiditätsrisiken überwachen und an die Bankenaufsicht berichten. Quelle: Deloitte 12
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Der Entwurf wird den Überprüfungs- und Über Weiter steigender administrativer Aufwand für Banken wachungsprozess fundamental ändern, was auch die ist also auch in Zukunft zu erwarten. Um ein Schlaglicht von den Banken anzuwendenden Methoden für die auf den Umfang dieses Aufwands zu werfen: Seit der Ermittlungder Risikotragfähigkeit sowie der Liquiditäts Einführung der deklaratorischen Regelungen im Jahr risiken einschließt. 2014 in der Eurozone müssen alle etwa 8.000 betrof fenen EU-Banken pro Quartal bis zu 700.000 Daten Ziel von SREP ist es, dass Geldinstitute basierend auf punkte in unterschiedlichen Berichtsformaten, aber einer ihrem Einfluss auf das Finanzsystem einer von vier einheitlichen digitalen Aufbereitung (XBRL) liefern. Und Kategorien zugeordnet werden. Die nationale Banken dies betrifft nur die aufsichtsrechtliche Berichterstattung; aufsicht wird jedes der vier Elemente analysieren und zusammen mit der statistischen Berichterstattung geht ein Einzelscore vergeben, anschließend werden alle es wesentlich darüber hinaus. Einzelscores zu einem Gesamtscore zusammengefasst. Dieses Scoringsystem ermöglicht es Banken, sich unterein ander hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit ihrer „Wir investieren 1 Mrd. €, um unsere Systeme und Geschäfts modelle zu vergleichen und mögliche auf- Kontrollen bis 2015 zu verstärken und an regula- sichtsrechtliche Maßnahmen einzuleiten. torische Veränderungen anzupassen. Wir haben bereits 2013 unsere Compliance- Abteilung um Richtlinie #239 für effektive Risikodatensammlung rund 200 Mitarbeiter verstärkt. 2014 soll noch- und Berichterstattung mals eine vergleichbare Zahl an Mit arbeitern Eine wesentliche regulatorische Anforderung ist die hinzukommen.“ Umsetzung der Richtlinien des Basel Committee on Deutsche Bank AG, Banking Supervision (BCBS) #239 für effektive Risiko- Jahres-Pressekonferenz 2014 datensammlung und Berichterstattung. Diese muss bis Januar 2016 für international systemrelevante Institute erfolgen; für national systemrelevante Institute wird die DIGITALISIERUNG – DIE CHANCE ZUR BESSEREN Umsetzung empfohlen. Die Vorschriften des BCBS #239 ERFÜLLUNG VON REGULIERUNGSANFORDERUNGEN? werden umfassende Anpassungen an den IT-Systemen Die Umsetzung regulatorischer Bestimmungen fordert und den Prozessen bewirken und entsprechend lange die IT der Banken. Hier schließt sich der Kreis zwischen Umsetzungszeiten erfordern. Insbesondere auf quali Regulierung und Digitalisierung. Denn ein adäquates tativ hochwertige Datenhaushalte legt die Aufsicht und hochleistungsfähiges Berichtswesen ist nur mit großen Wert. einerqualitativ guten Datenbasis und hochleistungs fähigen Analytics-Systemen möglich. Bei der Betrach- Die statistischen Gremien des Europäischen Systemsder tung der Ansprüche, die von den Regulatoren gestellt Zentralbanken (ESZB) untersuchen weitere Möglich werden, ist es derzeit fraglich, ob ohne eine vollständige keiten, um die Verfügbarkeit benötigter, möglichst Digitalisierung des Berichtswesens die Anforderungen granularer Daten zu erhöhen. Eine dieser Initia tiven an Banken in Zukunft überhaupt erfüllt werden können. analysiert die Machbarkeit eines von allen Meldepflich- An dieser Stelle müssen die meisten Banken dringend tigen im Euroraum anzuwendenden einheitlichen statis ihre Reportingprozesse verbessern. tischen Berichtsrahmens (European Reporting Frame- work, ERF) (Rundschreiben Nr. 11/2015). 13
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Deutlich wird diese Problematik am Beispiel der Risiko- und standardisierbare Tätigkeiten. Folglich steht ihnen datenaggregation und der Risikoberichterstattung: nicht ausreichend Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten wie die Kommentierung und Ableitung sowie Nachver- Die Datenbasis: Ein automatischer Abgleich der folgung von Maßnahmen zur Verfügung. Risikodaten mit anderen Daten in Echtzeit, vor allem mit Rechnungslegungsdaten, muss möglich sein. Die Laut Analysen von Lünendonk werden immer noch Bank muss kritische Risikodaten in Krisenzeiten zeit- mehr als die Hälfte der Ressourcen im Management- nah erstellen und analysieren können. Daten müssen Reporting auf den Prozess der Berichtbereitstellung ad hoc, flexibel und skalierbar generiert werden. verwendet. Zu diesem Prozess gehören die folgenden Dazu ist eine weitestgehend automatisierte Berech- Teilprozesse: nung und Aggregation aller Kennzahlen notwendig. Die Risikoberichterstattung: Ihre Genauigkeit kann Konsolidierung, nur durch eine End-to-End-Betrachtung vom Datenbeschaffung, Vorsystem bis zum Report sichergestellt werden. Plausibilisierung und Abstimmung sowie Dataflow-Charts sollen den Datenfluss über Systeme Berichterstellung. und manuelle Schnittstellen hinweg nachvollziehbar und transparent machen. Die Frequenz der Risiko Als Zielwert sollten im Banksektor maximal ein Drittel berichte muss risikoadäquat und die Berichter der Ressourcen auf Tätigkeiten zur Erststellung eines stellung muss schnell möglich sein. Berichts entfallen. Dieser Zielwert kann technologisch durch Automatisierungstechnologien und eine weitere Das gesamte Berichtswesen in vielen Geldinstituten muss Standardisierung, beispielsweise durch vordefinierte folglich einer Neustrukturierung unterzogen werden. Die Berichte, verhältnismäßig schnell erreicht werden. Dynamik im Umfeld der Banken erfordert ein Berichts Diese Optimierungsmaßnahmen sind längst überfällig wesen, das sehr agil in der Lage ist, kurzfristige Anfragen und hätten bereits vor Jahren erfolgen müssen. Doch an das Reporting umzusetzen, und zwar ohne hohen es passiert in vielen Banken zu wenig beziehungsweise Aufwand für die Erstellung von Berichten. Projekte ziehen sich über lange Zeiträume. Banken müssen ihre Reportingprozesse stärker Ein großes Problem in vielen Banken stellen noch automatisieren und standardisieren immer heterogene Anwendungsstrukturen, dezen Was lässt sich aus all dem schlussfolgern? Digitali trale Zuständigkeiten für Stammdaten und komplexe sierung kann auch die Chance bieten, externe Pflicht- Geschäfts- und IT-Prozesse dar. Eine stärkere Verzah- berichte und interne Reportings zu automatisieren, um nung des Berichtswesens der Fachbereiche ist daher ein sie überhaupt in Zukunft noch bewältigen zu können. zentraler Faktor auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Unternehmenssteuerung. Diese Maßnahmen sind auch dringend notwendig, denn noch immer verwenden Reportingabteilungen in Banken sind aber noch auf einer anderen Ebene von der Banken zu viel Zeit und zu viele Ressourcen auf einfache Digitalisierung stark betroffen. 14
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Blickpunkt Produkte und Services: FinTecsund digitale Plattformen WETTBEWERBER AUS NEAR- UND NONBANKING Aber auch bei anderen Bankservices wie Spar- und Depo Im Grunde benötigt man für den erfolgreichen Start siten einlagen, kanalübergreifenden Beratungs- und eines Bankgeschäfts – neben einer Banklizenz im Falle Wert papierhandelsdiensten sowie einfachen Finanzie- einer Vollbank oder einer E-Money-Lizenz für elektro rungslösungen sind einige FinTecs sehr gut aufgestellt. nische Geldgeschäfte – nur einige entscheidende Zutaten: Banking-Know-how auf mindestens einem Internetgiganten wie Amazon, Ebay oder Google mit Gebiet (zum Beispiel Kredit- oder Einlagengeschäft), ihren Millionen Kunden sind dabei, auch Finanzdienst Abwicklungskapazität und einen guten Zugang zu aus- leistungen anzubieten – mit großen Aussichten auf reichend vielen Kunden. Erfolg – und zum Teil mit Banklizenzen. Ebay tut dies mit dem Bezahldienst PayPal bereits seit Jahren enorm Autobanken haben das bereits vor Jahren vorgemacht: erfolgreich. So hat PayPal in Deutschland bereits einen Die Kunden hatten sie; das Banken-Know-how und Marktanteil von knapp 20 Prozent beim Online-Payment. die Kapazität haben sie dazuaddiert. Heute sind es die Aber auch kleinere, spezialisierte und schnell wach Technologieunternehmen, die einen guten Zugang zu sende Internetfirmen wie Klarna oder Square sagen der Kunden haben und den Nerv der Zeit treffen. Bankenwelt den Kampf an. In Teilen der Finanzindustrie werden web- und datenbasierte Finanzprodukte und Diese neuen Wettbewerber erfinden das Bankgeschäft -dienste von den sogenannten FinTecs angeboten. nicht neu. Aber sie drängen bevorzugt in ausgewählte Bereiche des Bankenmarkts. Ihr Vorteil liegt in ihrer Un- Bankenverantwortliche nehmen diese Bedrohung durch abhängigkeit vom klassischen Bankgeschäft und der branchenfremde Wettbewerber zunehmend ernster Möglichkeit, bei der Produktentwicklung keine beste- und suchen nun etwas hektisch nach Möglichkeiten der henden Strukturen beachten zu müssen. So haben es Kooperation oder Übernahme. einige Start-ups geschafft, digitale Banklösungen zu entwickeln, die exakt auf die Anforderungen der Kun- FINTECS: TRENDIGE NISCHENANBIETER MIT BISS den bei der Nutzung von E-Commerce und Mobile- Das Kunstwort FinTec setzt sich zusammen aus Banking zugeschnitten sind. Dabei kommt ihnen zugute, „Financial Services“ und „Technologies“: Unternehmen, dass die meisten Geldinstitute absolut kein Rezept fin- die durch moderne, meist internetbasierte Techno den, sich im mittlerweile riesigen E-Commerce-Markt logien den Kundennutzen bei Finanzdienstleistungen zu positionieren. So sind bisher alle Bemühungen der und finanznahen Dienstleistungen optimieren. Banken, eigene Bezahlplatt formen für den Online FinTecs verbinden technologische Entwicklungen handel aufzubauen, gescheitert. mit den Wünschen netzaffiner Konsumenten nach attrak tiven Produkten, Diensten und Prozessen. Banken haben den E-Commerce-Trend und die Bedürf- Dabei wollen diese neuen Wettbewerber oft nicht nisse der Onlinezielgruppe verschlafen und reagieren nun eine Vollbank für die Kunden ersetzen, sondern sie zu spät auf die neuen Wettbewerber. Sogenannte Fin- pickensich lukra tive einzelne Bereiche heraus, in Tecs haben sich in der Zwischenzeit zu ernsthaften Wett denensie einen Vorteil haben. bewerbern der Banken bei Bezahlsystemen entwickelt. 15
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Agile FinTecs revolutionieren den Banksektor Angriffsziel/Kategorie Produkt/Service Anbieterbeispiel Finanz-Ökosystem Digitale Ökosysteme Google Zahlungsverkehr Abrechnungssysteme Klarna Cashonline, Payments Square Mobile Payment Paypal Payment-Dienste, Banking, Anlageberatung sofortüberweisung Zahlungssysteme B2B Payleven Zahlungssysteme, Girokonten B2B2P Traxpay Finanzplanung Big Data Rating Kreditech Privates Finanzmanagement Contovista Kredite Crowdfunding, Investing, Kredite/p2p Lufax Kredite KMU-Unternehmenskredite Prosper Kreditgeschäft bzw. Projektfinanzierung Lending Club Crowdfunding.com Finanzierung Factoring Pagido Forderungsversteigerung Debitos Kapitalanlage Institutionelle Kapitalanlage Quanl.com Vermögensverwaltung Vermögensverwaltung/Brokerage Vaamoo.de Brokerage Brokerage eToro Hilfsfunktionen Authentifizierung Nymi Legitimierung Idnow Abbildung 5: FinTecs sind häufig Start-ups, die über eine hohe Agilität und Innovationskraft verfügen. Einige von ihnen haben es in kurzer Zeit geschafft, sich in einzelnen Geschäftsfeldern des Banksektors zu behaupten. Quelle: Lünendonk FinTec-Unternehmen (FinTecs) ergänzen oder ersetzen die Möglichkeiten und Potenziale der Digitali sierung die Angebote von Banken oder sie sind intermediär zwi- täglich von Neuem auf. schen dem Kunden und der Bank. Sie treten entweder selbst als Anbieter oder Vermittler von solchen Dienstleis- WICHTIG FÜR DIE GELDINSTITUTE! tungen gegenüber dem Kunden auf oder sind Bestand- PAYMENT-LÖSUNGEN: ANGRIFF AUF EINE teil der Wertschöpfungskette von Finanzdienstleistern. BASISFUNKTION DER BANKEN Ein bevorzugter Angriffspunkt der neuen Wettbewerber FinTecs finden sich in der gesamten Bandbreite, von sind Zahlungssysteme, die auf lange Sicht eine hohe An- Start-ups bis hin zu etablierten internationalen Groß- zahl von Kunden versprechen. Die Zahlungsfunktion ist konzernen. Die Lage beginnt also unübersichtlich zu eine der wichtigsten Aufgaben von Geldinstituten; vor werden. Die Vielzahl der FinTecs ist mittlerweile un- allem deshalb, weil Banken über diese Funktion nahe überschaubar; bereits 2013 zählte die Unternehmens- zu täglich mit ihren Kunden in Verbindung stehen. Und beratung McKinsey mehr als 12.000 Start-ups in diesem nachdem die Filiale von normalen Bankkunden immer Bereich. Aufzählungen von Beispielen sind zur Unvoll- weniger frequentiert wird, ist der Zahlungsverkehr über ständigkeit verdammt – und schnelllebig, da viele Jung- Überweisungen, Lastschriften oder Daueraufträge eine unternehmen wieder vom Markt verschwinden. zentrale Verbindung zwischen Kunde und Bank. Das Störpotenzial dieser FinTecs für das Geschäft tradi Genau diese Verbindung wird von den neuen Konkur- tioneller Banken ist allerdings sehr hoch und zeigt ihnen renten angegriffen. Damit drängen sich die Angreifer 16
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S insbesondere im Onlinebereich zwischen Bank und dabei nicht einmal die Eingabe einer PIN verlangt. Statt Kunden. Die Banken sind bisher im riesigen Markt eines Smartphones können auch NFC-fähige Maestro- der Onlinetransaktionen bei E-Commerce-Geschäften oder V-Pay-Debitkarten verwendet werden. außen vor. ABER: DIE BANKEN BEGINNEN, PAYMENTS ZU Alternative Finanztransaktionsdienste VERTEIDIGEN sind bereits fest etabliert Wenn einem Kunden die komplette Wertschöpfungs- Für den Handel sind bereits alternative Finanztrans- kette von der Angebotspräsentation bis zu den Bezahl aktionsdienste und Bezahlfunktionen für Käufer und optionen aus einer Hand komfortabel angeboten wird, Konsumenten (P2P, P2C, PayPal, Click-and-Buy, sofort- ist der Bezahlvorgang nur noch ein letzter Schritt. überweisung etc.) im Internet entstanden. Sie trennen Je automatisierter und bequemer die einzelnen Pro- tendenziell die Bank von ihren bisherigen Nutzern und zessschritte auf einer Plattform konzipiert sind, desto ermöglichen die direkte Kommunikation und Trans weniger wird der Konsument einsehen, dass er für die- aktionen zwischen Kunden und Produzenten/Händlern. sen letzten Schritt eine Bank benötigt. Das ist auch ein Ihr eigentlicher Vorteil besteht aber darin, dass sie eine Grund dafür, dass sich nun endlich Teile der Deutschen sehr hohe Integrationsfähigkeit in die Shopsysteme der Kreditwirtschaft auf ein Programm für ein gemeinsames Onlinehändler ermöglichen. Onlinezahlungssystem verständigt haben und weitere E-Payment-Lösungen für Endkunden einrichten – oder Internetgiganten mit großen Communitys haben bestehende Speziallösungen kaufen. ein Auge auf Payments geworfen Der Markt für Bezahlsysteme bietet Markteintritts So haben zum einen die deutschen Kreditinstitute chancen. Mit Apples Zahlungssystem Pay können (Banken, Sparkassen und Volksbanken) gemeinsam eine Apple-Kunden künftig mit ihrem iPhone an der Kasse Gesellschaft für die Abwicklung mobiler Bezahlungen zahlen; statt Unterschrift oder Geheimnummer genügt gegründet (unter der griffigen Firmenbezeichnung: ein Fingerabdruck als Sicherheit. Damit besitzt der Gesell schaft für Internet- und mobile Bezahlungen Tech-Konzern die Beziehung zum Kunden; die Bank mbH). Das zu entwickelnde Verfahren paydirekt als arbeitet dann nur noch als Abwickler im Hintergrund. gemeinsame Plattform soll bereits Ende 2015 einsatz- Das schwedische FinTec Klarna macht bereits einen Um- bereit sein. Bei einigen Geldinstituten laufen bereits ers- satz von 200 Millionen Euro und hat 2013 das deutsche te Testtransaktionen. Es wird spannend zu beobachten FinTec sofortüberweisung übernommen. sein, wie schnell sich die einzelnen Banken auf indivi duelle Verträge mit dem Handel einigen können, um Die Zahlungsfunktion ist auch für den Handel das Projekt durchzusetzen. attraktiv Aber auch der Handel in Deutschland sieht in Zahlungs Banken – in der Phase 3 der Gefährdung durch verkehrslösungen ein begehrenswertes Kunden Branchenwandel bindungs instrument – und zieht mit smarten tech- Diese Situationsbeschreibung der Bankenbranche lässt nischen Lösungen Kundenverkehr von Banken und sich mit den typischen Entwicklungsstufen einer Indus- Sparkassen ab: Bei Aldi Nord kann ab Mitte 2015 in trie in Verbindung bringen, die mit der Digitalisierung allen rund 2.400 Filialen in Deutschland kontaktlos mit konfrontiert ist: Unabhängig von der Frage, ob erste dem Smartphone bezahlt werden. Voraussetzung ist ein Konsumentenbedürfnisse oder früh im Markt ange- Near- Field-Communication-fähiges Mobiltelefon, auf botene Internettechnologien den digitalen Wandel dem eine Wallet-App mit integrierter virtueller Maestro- in Gang gesetzt haben, lässt sich ein typisches Muster oder V-Pay-Debitkarte installiert wurde. Wird beim Ein- eines digitalen Strukturwandels skizzieren. kauf der Betrag von 25 Euro nicht überschritten, wird 17
B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Banken stehen unter disruptiven Einflüssen Phase 1: Phase 2: Phase 3: Phase 4: Phase 5: Inventionen Innovationen Gefährdung Verdrängung Marktbereinigung Aktion Der technologische Branchenfremde Internet Traditionelle Geschäfts- Die Marktanteile für Es kommt zu markt Fortschritt erzeugt neue unternehmen sowie techno modelle geraten dadurch Etablierte sinken; neue bereinigenden internetbasierte Konsum-, logiegetriebene Start-Ups unter Druck; Umsätze Akteure können ihre Konsolidierungen; Mediennutzungs- und und Nischenanbieter erhöhen und Gewinne sind Position ausbauen; einige Unternehmen Kommunikationsbedürf- die Wettbewerbsintensität ruckläufig. der Verdrängungswett verschwinden vom nisse bei den Konsu- mit ihren digitalen Geschäfts- bewerb nimmt zu. Markt. menten. modellen, Produkten und komplementären Diensten. Reaktion Die Konsumenten adap- Moderne IT ersetzt etablierte Etablierte Erlösquellen Anpassungsprozesse Neue, vor allem tieren die neuen Techno- langjährige (analoge) Prozesse traditioneller Unter und kostenintensive brachenfremde Ak- logien und integrieren sie sowie menschliche Erfah- nehmen können unzu Reformen werden bei teure sind im Markt in ihren Alltag. rungen durch intelligente reichend durch andere den Etablierten einge- etabliert und erzielen Softwarelösungen mit Hilfe Geschäftsbereiche kom- leitet. erste Gewinne. moderner Datenanalyse und pensiert werden. intelligenter Algorithmen. Abbildung 6: Muster eines digitalen Strukturwandels: Banken befinden sich nach dem Markteintritt von Konkurrenten in der Gefährdungsphase. Quelle: Deutsche Bank Research, FinTec – Die digitale (R)evolution im Finanzsektor 2014 Es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass sich die Banken dass die FinTecs in vielen neuen Geschäftsfeldern den als eine traditionelle Branche derzeit in der Phase 3 be- klassischen Banken um Jahre voraus sind. Jedoch be- finden und jetzt einschneidende Veränderungen ihrer hindern sich die Banken auch gegenseitig, indem einige Struktur in die Wege leiten müssen. Denn über Nacht Großbanken parallel an eigenen Bezahlplattformen ar- werden sie nicht digital. beiten. Durch dieses uneinheitliche Vorgehen wird keine kritische Masse entstehen, die aber für die Durchsetzung BANKEN MÜSSEN ENDLICH STANDARDS SETZEN neuer digitaler Plattformen unbedingt benötigt wird. Marktuntersuchungen empfehlen Banken daher eine Reihe von Optimierungen und Investitionen in ihre Zu- Ganz allgemein mangelt es den Banken noch an Inno kunft: Banken müssen eine neue Balance anstreben, vationskultur, also der Fähigkeit, losgelöst von traditio- ihre Betriebskosten zu senken und dennoch die regula- nellen Prozessen und Geschäftsmodellen neue digitale torischen Bestimmungen zu erfüllen. Lösungen zu entwickeln. Auf der technischen Ebene haben viele Banken Probleme, beispielsweise Banking- Viele Banken haben wenig Spielraum für Investitionen; Apps in den gesamten Bankprozess end-to-end zu aber ein Investment in die jeweilige IT-Architektur und integrieren. An diesen beiden Stellen sind Bankmanager -Anwendung ist notwendig, um die Kosten auf lange allerdings gefordert, schnell zu reagieren und ihre Geld- Sicht zu senken. Die Banken brauchen mittelfristig drin- institute ins digitale Zeitalter zu führen. gend neue Ertragsperspektiven, die sie sich über eine flexible und dynamische Entwicklung von Produkten INSTANT PAYMENTS ROLLT AUF DIE BANKEN ZU schaffen müssen. Und genau dafür brauchen sie die Die nächste Mammutaufgabe steht dem Banksektor entsprechenden digitalen Plattformen für den Vertrieb längst bevor. Unter Federführung der Euro päischen und die Backoffice-Prozesse. Zentralbank (EZB) und des Euro Retail Payments Board (ERPB) sollen Instant Payments Geldtransfers in Obwohl der Banksektor gemeinschaftlich an einem Stan- Sekundenschnelle ermöglichen. Die Grundidee dahinter dard bei Bezahlsystemen arbeitet, fehlt es ihm dabei an ist, Verkäufern wie etwa Onlinehändlern sofort Zugriff Durchschlagskraft und vor allem an Zeit. Es zeigt sich, auf das transferierte Geld zu gewähren. 18
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