Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI

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Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI
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FORUM FÜR STADTENTWICKLUNG
UND REGIONALPLANUNG

INNENSTADT
TABAKQUARTIER
FERNBUSTERMINAL
BLUMENTHAL                   74. Jahrgang
                                   JUNI
                                       20
Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI
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Die Aufbaugemeinschaft Bremen e.V.,
Bremens erste Bürgerinitiative

Das Sprachrohr Bremer Bürger für die Entwicklung
unserer Stadt.

Das aktiv Forum engagierter Bremer Bürger.

Wir fördern die städtebauliche Entwicklung im Verbund
mit Umwelt, Natur und Denkmalschutz der Stadt Bremen und
der Nachbargemeinden.

Wir geben neue Denkanstöße.
                                                                                          der aufbau

Wir skizzieren neue Bauprojekte.                       der aufbau
                                                       FORUM FÜR STADTENTWICKLUNG
                                                       UND REGIONALPLANUNG

Wir zeigen städtebauliche Alternativen auf.            INNENSTADT
                                                       TABAKQUARTIER
                                                       DOMSHEIDE
                                                       FERNBUSTERMINAL              74. Jahrgang

Wir stellen aktuelle Bauprojekte vor.                                                     JUNI
                                                                                              20

Wir verbinden Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Wir sind eine gemeinnützig anerkannte Vereinigung.

Weil Bremen eine starke unabhängige
städtebauliche Interessenvertretung braucht.
                                        www.aufbaugemeinschaft.de
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EDITORIAL                                                                                          INHALT
04 // Optimismus trotz Corona-Krise                                                                    03
JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG
05 // Jahreshauptversammlung der Aufbaugemeinschaft
WETTBEWERBE
06 // Bremer Denkmalpflegepreis
09 // Überseestadt erhält Immobilienmanager Award 2020
INNENSTADT
10 // Positionspapier der Aufbaugemeinschaft zur weiteren Entwicklung der Innenstadt
12 // Bausteine zur weiteren Entwicklung der Innenstadt
14 // Fertigstellung des Johann Jacobs Hauses im Balgequartier
                                                                                       14 // Johann Jacobs Haus im Balgequartier
NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
16 // Bremens Innenstadt soll autoärmer werden
18 // Von Bremen hinaus in die Welt: Verbesserte Anbindung für den Fernbusterminal     24 // Tabakquartier Woltmershausen
20 // Umgestaltung der Domsheide kommt voran
AIRPORSTADT
21 // Neue Perspektiven für die Airportstadt
22 // Entwicklungszentrum ECOMAT eröffnet
WOHNEN
23 // Veränderte Perspektiven am Stadtquartier Zum Alten Speicher in Vegesack
24 // Upgrade für Woltmershausen: Die Entwicklung des Tabakquartiers schreitet voran
26 // Weserhöfe: Auf dem ehemaligen Mondelez-Gelände entsteht ein neues Quartier
27 // Quartierszentrum in Walle: Das Torhaus 1 kann gebaut werden
SPARKASSE
28 // Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen
       an der Uni im Herbst

NEUSTADTSGÜTERBAHNHOF
30 // Der Neustadtsgüterbahnhof wird neu entwickelt
BAUSTAATSRÄTIN
31 // Gabriele Nießen ist seit Anfang Februar neue Baustaatsrätin
WOLLKÄMMEREI
32 // Bremer Wollkämmerei: Vom Industriegelände zum Standort für Kultur,
       Gewerbe und Bildung

IMPRESSUM                                                                              32 // Bremer Wollkämmerei

34 // Impressum & Bildnachweise
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EDITORIAL
04

LEICHTER OPTIMISMUS TROTZ CORONA-KRISE
             Liebe Freunde und Förderer,
             liebe Mitglieder unserer Aufbaugemeinschaft,
             seit Monaten hat uns das Corona-Virus trotz einiger Lockerungen der Beschränkungen
             fest im Griff und sorgt nach wie vor für große Verunsicherung. Niemand kann aktuell
             zuverlässige Prognosen über den Fortgang der Pandemie in den kommenden Wochen
             und Monaten machen. Die Krise wird unsere Stadt wie nie zuvor verändern. Und
             dennoch bleiben wir optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht. Das betrifft
             nicht nur das Zentrum, wo zuletzt mehrere wichtige Projekte angeschoben oder
             fertiggestellt wurden, sondern gilt auch für zahlreiche andere Orte in der Stadt.

             In der Obernstraße steht mittlerweile das neue Johann Jacobs Haus. Als ers-
             ter Baustein zur Umgestaltung des Balge Quartiers zwischen Obernstraße
             und Langenstraße soll hier ein Stück Bremer Kaffeegeschichte neu be-
             lebt werden. Parallel dazu bieten der Verkauf des Parkhauses Mitte an die
             Zech Group sowie der Umbau des Lloydhofes neue Perspektiven.

             Eine ähnliche Dynamik findet sich auch in den angrenzenden Stadtteilen:
             Eine große Bedeutung für die weitere Entwicklung von Bremen hat insbeson-
             dere das neue Tabakquartier in Woltmershausen. Auf dem Areal der früheren
             Tabakfabrik Brinkmann entsteht dort ein neues Quartier mit modernen Bürolofts
             mit rund 1.700 neuen Wohnungen und vieles mehr. Im ersten Bauabschnitt sind
             jetzt Büroflächen von insgesamt rund 10.000 Quadratmeter im Westflügel der
             ehemaligen Fabrik fertiggestellt worden. Das Zusammenspiel von denkmalge-
             schützter Industriearchitektur und modernsten technischen Möglichkeiten mit
             Glasfaseranschlüssen ermöglicht dabei attraktive Büroflächen mit hohem Mehrwert.

             Ebenso spannend ist die Entwicklung auf dem Gelände der Bremer Wollkämmerei
             in Blumenthal. Bereits jetzt sind 17 Unternehmen mit rund 240 Arbeitsplätzen
             vor Ort angesiedelt. In den kommenden Jahren wird außerdem ein neuer Campus
             für fünf Berufsschulen entstehen. Die enge Nachbarschaft von Wirtschaft und
             Bildungseinrichtungen soll kurze Wege für Azubis der angrenzenden Unternehmen
             ermöglichen. Die vor Ort ansässigen Unternehmen sollen im Gegenzug davon
             profitieren, dass sie leichter geeignete Fachkräfte rekrutieren können.

             Weitere wichtige städtebauliche Projekte in Bremen sind die „WeserHöfe“ auf
             dem ehemaligen Mondelez-Gelände oder das Stadtquartier Zum Alten Speicher in
             Vegesack. Parallel dazu möchten wir Ihnen aber auch die Planungen zur Umgestaltung
             der Domsheide sowie zum Bau des neuen Fernbus-Terminals näher vorstellen.

             Ich freue mich, dass wir auch in diesem Jahr über so viele zukunftsweisende Projekte be-
             richten können und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Und bleiben Sie gesund!

             Ihr Uwe A. Nullmeyer
             Vorsitzender der Aufbaugemeinschaft Bremen e. V.
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                                                                                  JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG
                                                                                                      05

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG 2019:
AUFBAUGEMEINSCHAFT TRIFFT SICH IM
SCHÜTTING
Die Aufbaugemeinschaft hat die vier Themen Innenstadtentwicklung, Wohnungsbau,
Verkehrsinfrastruktur und Gewerbeflächenentwicklung im Fokus.
Einmal im Jahr trifft sich
die Aufbaugemeinschaft zur
Jahreshauptversammlung, um gemein-
sam die Themen zu besprechen, die sie in
den kommenden zwölf Monaten weiter
vorantreiben will. Regelmäßig findet
die Versammlung an ganz besonderen
Orten statt: Als würdevollen Rahmen
für die 74. Jahreshauptversammlung
am 24. Oktober 2019 hatte der
Vorstandsvorsitzende Uwe Nullmeyer
den Schütting ausgewählt.
Der prachtvolle Renaissance-Bau
war zwischen 1537 und 1538 durch
den Antwerpener Baumeister Johann
den Buschener errichtet worden
und diente anstelle eines abgebro-
chenen Vorgängerbaus zunächst als
Gilde- und Kosthaus der Kaufleute.
Seit 1849 fungiert das Gebäude als
Sitz der Handelskammer Bremen.
Seit 1899 steht die berühmte platt-
deutsche Inschrift am Hauptportal            neue Herausforderungen gewesen              positive Entwicklung Bremens einsetze.
„buten un binnen, wagen und win-             und habe in seiner Amtszeit als             Schwerpunkte des Positionspapiers
nen“, die bis heute als Wahlspruch           Vorsitzender von 2000 bis 2002              sind im Wesentlichen die Bereiche
der Bremer Kaufleute fungiert.               viele Impulse für eine nachhaltige          Innenstadtentwicklung, Wohnungsbau,
Zu Beginn der Hauptversammlung               Entwicklung Bremens gegeben.                Verkehrsinfrastruktur und
erinnerten die Mitglieder zunächst an                                                    Gewerbeflächenentwicklung. Sämtliche
den viel zu früh verstorbenen ehemali-       Im Mittelpunkt des Berichtsjahres           Themen wurden bislang in verschiede-
gen Vorsitzenden Simon Reimer. Uwe           standen die Wahlen zur Bremischen           nen Foren mit den Parteien diskutiert
Nullmeyer würdigte den Menschen              Bürgerschaft 2019. Uwe Nullmeyer            (an anderer Stelle dieser Ausgabe wird
und Unternehmer als herausragende            erwähnte in diesem Zusammenhang             noch detaillierter auf die verschiede-
Persönlichkeit: Simon Reimer habe sich       das umfassende Positionspapier              nen Schwerpunkte eingegangen).
mit großem Engagement und großer             für die Jahre 2019 bis 2022, das die        Abschließend erfolgte der Bericht
Leidenschaft für Bremen als wachsende        Aufbaugemeinschaft an die Politik           des Schatzmeisters, der von den
Stadt eingesetzt. Die städtebauliche, ver-   vorgelegt hat (siehe Beitrag Seite 12).     Mitgliedern zustimmend zur Kenntnis
kehrliche und gewerbliche Entwicklung        Darin habe sie deutlich gemacht, dass       genommen wurde. Die Entlastung des
seien ihm eine Herzensangelegenheit          sie sich als Sprachrohr der Bremer          Vorstandes erfolgte einstimmig.
gewesen. Ebenso sei er stets offen für       Bürger verstehe und sich für eine weitere
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WETTBEWERBE
06

BREMER DENKMALPFLEGEPREIS 2019:
AUSZEICHNUNG MIT BLICK
AUF DIE GESCHICHTE.
BEIM BREMER DENKMALPFLEGEPREIS 2019 WURDEN
AUSZEICHNUNGEN IN VIER KATEGORIEN VERGEBEN.
                                                                                       Gemeinsam mit Kulturstaatsrätin
                                                                                       Carmen Emingholz und dem
                                                                                       Landeskonservator Prof. Dr. Georg
                                                                                       Skalecki hatte Uwe A. Nullmeyer
                                                                                       anschließend die ehrenvolle Aufgabe,
                                                                                       die Preisträger mit Urkunden
                                                                                       und Plaketten auszuzeichnen:

                                                                                       In der Kategorie I – Architekten und
                                                                                       Ingenieurbüros – erhielt das Bremer
                                                                                       Architekturbüro Feldschnieders + Kister
                                                                                       PartGmbH die Auszeichnung für die
Alle Preisträger und die Architekten Feldschnieders und Kister mit Uwe A. Nullmeyer.   geleisteten Sanierungsarbeiten des Aus-
                                                                                       und Fortbildungszentrums Block D. Das
In feierlichem Rahmen wurde am              und Nordsee-Zeitung. Er steht unter der    seit 1973 denkmalgeschützte Gebäude
24. Oktober 2019 in der Oberen              Schirmherrschaft des Kultursenators,       wurde zwischen 1952 und 1954 im Stil des
Rathaushalle zum vierten Mal der Bremer     Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte.    Nachkriegsfunktionalismus nach Plänen
Denkmalpflegepreis verliehen. In vier                                                  von Hans Krajewski vom Hochbauamt
Kategorien wurden das Architekturbüro       Im Rahmen der Eröffnung wür-               Bremen erbaut und ist bis heute in
Feldschnieders + Kister PartGmbH,           digte Uwe A. Nullmeyer von der             authentischem Zustand erhalten. Das
die Werkstatt Kossann & Melching            Aufbaugemeinschaft die Veranstaltung       Architekturbüro Feldschnieders + Kister
restaurieren, das Gartenbauamt der          als großartigen Tag für die Bremer         PartGmbH wählte bei der energetischen
Seestadt Bremerhaven sowie das Ehepaar      Denkmalpflege und den Denkmalschutz.       Ertüchtigung des Gebäudes und der
Erika und Rolf Diehl ausgezeichnet.         In seiner Rede zeigte er sich beein-       Umsetzung des Brandschutzes einen
                                            druckt von der großen Resonanz mit
Mit dem alle drei Jahre vergebenen          über 40 Einreichungen aus Bremen
Bremer Denkmalpflegepreis werden weit       und Bremerhaven: „Das zeigt, welch
überdurchschnittliches Engagement           großes Interesse der Denkmalpflege
und besondere Leistungen zur Erhaltung      in unseren beiden Städten von vielen
und Pflege von Baudenkmälern in             Seiten entgegengebracht wird“, so
Bremen und Bremerhaven gewürdigt.           Uwe Nullmeyer. „Denkmalpflege und
Vergeben wird der Preis von der             Denkmalschutz erhalten damit im
Aufbaugemeinschaft Bremen und               Land Bremen eine noch größere und
dem Landesamt für Denkmalpflege, in         nachhaltigere Geltung, was sich auf
Kooperation der Architektenkammer,          das Stadtbild, die Wirtschaft und die
der Handelskammer Bremen – IHK              Besucher unserer Städte, aber vor allem
für Bremen und Bremerhaven und der          auch auf die Bürgerinnen und Bürger
Handwerkskammer Bremen gemeinsam            und ihre Lebensqualität auswirkt.“
mit den Medienpartnern Weser-Kurier                                                    Block D des Aus- und Fortbildungszentrums.
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                                                                                                    WETTBEWERBE
                                                                                                             07
behutsamen Weg, um so den besonderen      durch Unwissenheit, was die Zerbrech­      werden einem breiten Publikum die
Anforderungen der Besucher gerecht        lichkeit der Figuren anbetrifft.           Denkmäler und die Denkmalpflege über
zu werden, aber auch, um wichtige                                                    unterschiedliche Medien vermittelt.
Details wie das Rundtreppenhaus mit       Die Auszeichnung mit einem Preisgeld
seinen filigranen Sprossenfenstern,       in Höhe von 3.000 Euro in der Kategorie
                                                                                     Fünf Anerkennungen in
originalen Bodenbelägen und               IV – ehrenamtlich Tätige (Vereine,
Wandmalereien zu erhalten.                Einrichtungen und Einzelpersonen) –        vier Kategorien
                                          ging an das Ehepaar Erika und Rolf Diehl   Zusätzlich wurden fünf Anerkennungen
In der Kategorie II – Handwerksbetriebe   für ihr fortwährendes Engagement in        in vier Kategorien ausgesprochen: Für
– ging der Denkmalpflegepreis an          der Denkmalvermittlung und Erklärung       die erfolgreiche Sanierung des Südturms
die Werkstatt Kossann & Melching          des Aalto-Hochhauses. Das 65 Meter         der Kulturkirche St. Stephani erhielten
restaurieren für die Sicherung und        hohe Wohnhochhaus im Stadtteil Vahr        das Architekturbüro Angelis + Partner
Konsolidierung der Holzkassettendecken    wurde in den Jahren 1959 bis 1962 nach     in der Kategorie I – Architekten – sowie
in der Villa Wolde (1896). Die            Plänen des finnischen Architekten Alvar    das Unternehmen für Steinrestaurierung
Decken des Hauses waren durch             Aalto errichtet. Inzwischen dürften        C. Ellenberger Bau GmbH in der
einen Wasserschaden stark beschä-         schon einige tausend Menschen die          Kategorie II – Handwerksbetriebe – eine
digt und mussten teilweise entfernt       Wohnung des Ehepaares besichtigt und       besondere Anerkennung. Neben der
werden. Die erhaltungsfähigen             dabei bemerkt haben, dass die Wohnung      Schadenskartierung waren zahlreiche
Abschnitte wurden aufgearbeitet           aufgrund ihrer Konzeption deutlich         weitere Untersuchungen notwendig,
und so ersetzt, dass die ergänzten        größer wirkt als sie tatsächlich ist.      darunter Georadaruntersuchungen
Elemente nicht zu erkennen sind.                                                     und Materialuntersuchungen. Bei
                                          Mit dem Sonderpreis in Höhe von            der Turmsanierung beschäftigte man
In der Kategorie III – Bauherren – war    2.500 Euro, gestiftet von Weser-Kurier     sich mit der Fragestellung, welche
das Gartenbauamt der Seestadt             und Nordsee-Zeitung, wurden Wikipedia      historische Schicht mit welcher wie
Bremerhaven erfolgreich. Mit dem          und OpenStreetMap für ihre Vermittlung     verbunden ist. Das gesteckte Ziel,
Bremer Denkmalpflegepreis ausgezeich-     der Denkmalpflege Bremen über              substanzerhaltend zu arbeiten, dabei alle
net wurden die Anstrengungen, Thieles     unterschiedliche Medien an ein breites     Zeitschichten und die Materialvielfalt
Garten in Bremerhaven zu erhalten.        Publikum geehrt. Das Landesamt für         des Glockenturmes zu erhalten,
Das ungewöhnliche Gartendenkmal           Denkmalpflege baut seit 2004 ein Online-   wurde von Angelis + Partner trotz aller
wurde ab 1923 von den Brüdern Gustav      Informationssystem auf, um für den         Schwierigkeiten konsequent verfolgt.
und Georg Thiele geschaffen und           Wert und den Erhalt Bremer Denkmäler
integriert unter anderem natura-          zu werben. Diese Bemühungen werden         Eine zweite besondere Anerkennung in
listische Skulpturen aus Beton, die       seit Jahren intensiv von der „Bremer       der Kategorie II – Handwerksbetriebe
in eine romantische Gartenszenerie        Wikipedia Community“ mit dem Projekt       – ging an die Restauratorin Laura
eingebettet sind. Das Engagement des      „BremenpediA“ unterstützt. Durch           Blumenberg für ihre handwerklich her-
Gartenbauamtes ging in diesem Fall weit   die Gemeinschaftsleistung mehrerer         vorragende ausgeführte Rekonstruktion
über das normale Maß der Betreuung        ehrenamtlich Tätiger in dieser Bremer      der aus Holz und Gips bestehenden
hinaus. Vor Ort kämpft man gegen          Wikipedia-Gruppe im Verbund mit            Decken im Ämternebengebäude
Vandalismus oder Beschädigungen           dem Landesamt für Denkmalpflege            des Hauptbahnhofs. Während
                                                                                     der Kernsanierung des Gebäudes
                                                                                     tauchten überraschend unter drei
                                                                                     abgehängten Decken drei originale
                                                                                     Deckenbemalungen von 1892 auf und
                                                                                     es kamen Holz- und Gipselementen
                                                                                     zum Vorschein. Die hinzugezogene
                                                                                     Restauratorin konnte die Bauherren
                                                                                     von dem Wert dieser Decken über-
                                                                                     zeugen, so dass man sich entschied,
                                                                                     alle Deckenfelder restaurieren zu
                                                                                     lassen und sichtbar zu zeigen.

                                                                                     Über eine besondere Anerkennung in
                                                                                     der Kategorie III – Bauherren – durfte
Aalto Hochhaus: Führung durch den Bau des finnischen Architekten.                    sich das Ehepaar Alfred Schumm und
Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI
der aufbau

WETTBEWERBE
08
Angelika Wunsch freuen. Die Jury            80.000 Euro ein und ermöglichte damit       funden: Der Europarat hat die Idee im
würdigte damit das Engagement des           die Sanierung dieses Wahrzeichens.          Rahmen der European Heritage Strategy
Ehepaares, das in mühevoller Kleinarbeit                                                für das 21. Jahrhundert aufgenommen.
erfolgreich die Fassade ihres Altbremer     Dr. Andrea Pufke, die                       Ein schöner Erfolg, der die hohe
Hauses, Keplerstraße 13, in den bau-        Landeskonservatorin des Rheinlandes         Qualität der Veranstaltung belegt.
zeitlichen Zustand zurückführte. Die        und Vorsitzende der siebenköpfigen Jury,
Eigentümer recherchierten selbst            meinte anlässlich der Verleihung, dass      Der Jury gehörten an: Dr. Andrea Pufke,
nach dem ursprünglichen Aussehen            zahlreiche hochwertige Bewerbungen          Juryvorsitzende, Landeskonservatorin,
ihres Hauses und fanden in einer            gesichtet werden mussten und dass die       Amt für Denkmalpflege im Rheinland;
privaten Postkartensammlung eine alte       prämierten Arbeiten das breite Spektrum     Kornelia Hattermann, Weser-Kurier;
Ansicht ihres Hauses und beschlossen        der Denkmalpflege bestens abdeckten.        Jan Heitkötter, Handwerkskammer
diese wiederherzustellen. Die Familie       Die Auswahl reichte dabei von der           Bremen; Oliver Platz, Präsident
übernahm die Abnahme der elastischen        Architektur der 1950er-Jahre über           der Architektenkammer Bremen;
Altbeschichtung an der Fassade, so dass     moderne Architektur, gründerzeitliche       Uwe A. Nullmeyer, 1. Vorsitzender
die floralen Jugendstilstuckelemente wie-   Bauten bis hin zu einer Kirche aus dem      der Aufbaugemeinschaft Bremen
der in ihrer Detailtreue sichtbar wurden.   Mittelalter und einer Parkanlage. Und       e.V.; Prof. Dr. Iris Reuther,
                                            auch über Bremen und Deutschland hin-       Senatsbaudirektorin; Prof. Dr. Georg
In der Kategorie IV – Vereine, ehren-       aus hat der Bremer Denkmalpflegepreis       Skalecki, Landeskonservator, Landesamt
amtlich tätige Personen – erhielt der       zwischenzeitlich Anerkennung ge-            für Denkmalpflege Bremen.
Bürgerverein Horn-Lehe e.V. eine
besondere Anerkennung im Rahmen
des Bremer Denkmalpflegepreises
2019. Der Verein setzt sich seit vielen
Jahren für den Erhalt der Horner Mühle
ein, einer 1848 erbauten Holländer
Windmühle. Nach einer Instandsetzung
der Flügelklappen war entdeckt worden,
dass die Flügelwelle und die Windrose
durch Aktivitäten des bunten Nagekäfers
geschädigt waren. Hinzu kam außerdem,
dass bei Ultraschalluntersuchungen
an den Stahlruten der Flügel, sehr
bedenkliche Risse festgestellt wurden.
Mit herausragendem Engagement
warb der Verein unter den ehemaligen
und aktuellen Vorsitzenden Gerdes
und Hautau die benötigten Mittel von        Spannung – kurz vor der Preisverleihung.

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Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI
der aufbau

                                                                                                   WETTBEWERBE
                                                                                                            09

AUSGEZEICHNET: ÜBERSEESTADT
BREMEN ERHÄLT DEN
IMMOBILIENMANAGER AWARD 2020
DIE STADT BREMEN ERHÄLT DEN RENOMMIERTEN
BRANCHENPREIS IN DER KATEGORIE STADTENTWICKLUNG.
                                                                                    Moderatorin Annett Möller und Dr. Markus
Die „Überseestadt“ zählt zu den          das das enorme Potenzial des alten         Wiedenmann vom Sponsor Art-Invest Real
größten städtebaulichen Projekten        Hafengeländes erkannt und gehoben          Estate gratulierten Andreas Heyer, Vorsitzender
in Europa. Ende Februar wurde die        hat. Ein so erfolgreiches wie mu-          der Geschäftsführung der WFB
Stadt Bremen für das Projekt mit         tiges Großprojekt, das mit seinem          Wirtschaftsförderung Bremen GmbH,
dem renommierten Branchenpreis           Nutzungsmix in den Medien bereits als      Staatsrätin Gabriele Nießen von der Senatorin
„Immobilienmanager Award“ in der         ‚Wunder an der Weser‘ tituliert wurde.“    für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität,
Kategorie Stadtentwicklung ausge-                                                   Stadtentwicklung und Wohnungsbau, und
zeichnet. Der Preis gehört zu den        Staatsrat Sven Wiebe von der Senatorin     Staatsrat Sven Wiebe von der Senatorin für
wichtigsten Auszeichnungen in der        für Arbeit, Wirtschaft und Europa,         Arbeit, Wirtschaft und Europa (v.l.n.r.).
Branche. Jahr für Jahr würdigt der       Staatsrätin Gabriele Nießen von der
Immobilienmanager Verlag damit           Senatorin für Klimaschutz, Umwelt,
die besten Immobilienprojekte aus        Mobilität, Stadtentwicklung und            wie der Gewoba bezahlbaren Wohnraum
Deutschland, Österreich und der          Wohnungsbau sowie Andreas Heyer,           in der Überseestadt zu etablieren
Schweiz. In diesem Jahr entschied sich   Vorsitzender der Geschäftsführung          und eine soziale Durchmischung zu
die Jury für die Stadt Bremen und die    der WFB Wirtschaftsförderung               gewährleisten. Damit ist der Stadtteil
Gesamtentwicklung der Überseestadt       GmbH, nahmen den Preis bei der             auch in dieser Hinsicht ein wichtiger
seit dem Jahr 2000, als der Bremer       Galaveranstaltung im Dock.One              Eckpfeiler für die Bremer Entwicklung.“
Senat und die Bremische Bürgerschaft     in Köln entgegen: „Wir freuen uns
die Entwicklungskonzeption               riesig über diese Auszeichnung für die     Zu Beginn der Vermarktung waren
zur Umstrukturierung der                 Überseestadt Bremen und bedanken           300 Unternehmen mit rund 6.000
Alten Hafenreviere in Bremen             uns bei allen, die an der Entwicklung      Mitarbeitern in der Überseestadt
beschlossen hatten.                      beteiligt sind“, so Staatsrat Sven Wiebe   ansässig. Mittlerweile sind es 1.190
                                         im Rahmen der Verleihung. Und              Unternehmen mit rund 18.900
Der 2003 verabschiedete Masterplan für   weiter: „Das Konzept der Überseestadt      Beschäftigten. „Auch bei den
die Überseestadt sieht vor, das Gebiet   unterscheidet sich von vergleichbaren      Bürgerinnen und Bürgern kommt
im Bremer Westen für städtisches         Vorhaben, da die Stadt gleichermaßen       das Gebiet gut an“, so Andreas
Leben und Gewerbe zurückzugewin-         auf den Erhalt der Hafenwirtschaft         Heyer, Geschäftsführer der WFB
nen und einen ganz neuen Ortsteil        und die Neuentwicklung der freien          Wirtschaftsförderung Bremen GmbH,
zu entwickeln. Neben innovativen         Flächen gesetzt hat. Die überregionale     die das Projekt im Auftrag der Senatorin
Büro- und Geschäftsflächen sind dabei    Anerkennung, die wir nun durch             für Wirtschaft, Arbeit und Europa
im Laufe der Jahre auch zahlreiche       den Immobilienmanager Award                vorantreibt. Und wohnten 2011 noch 288
Wohnhäuser und Freizeitorte entstan-     erfahren, ist eine schöne Bestätigung      Personen in der Überseestadt, so sind es
den, darunter der beliebte Überseepark   für unseren planerischen Ansatz.“          heute knapp 2.370 – Tendenz steigend.
mit seinem Skatepark, der drei Hektar                                               „Die Überseestadt hat sich dynamischer
große Strandpark Waller Sand oder        Baustaatsrätin Gabriele Nießen ergänzte:   entwickelt, als wir erwartet hatten“, so
die maritime Meile am Europahafen,       „Auch die Immobilienwirtschaft zeigt       Heyer. Nun lege die Stadt angesichts
dessen Kajen zu Promenaden aus-          große Zustimmung für das Konzept. Wir      des hohen Entwicklungstempos einen
gebaut wurden: „Für die Jury ist die     verzeichnen in der Überseestadt weiter-    besonderen Schwerpunkt auf die wei-
Überseestadt Bremen ein absolut her-     hin eine rege Bautätigkeit. Zudem ist es   tere Gestaltung des Verkehrs sowie den
ausragendes Stadtentwicklungsprojekt,    gelungen, gemeinsam mit Bauträgern         Ausbau der öffentlichen Nahversorgung.
Der aufbau INNENSTADT TABAKQUARTIER FERNBUSTERMINAL BLUMENTHAL JUNI
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INNENSTADT
10

QUO VADIS? POSITIONSPAPIER DER
AUFBAUGEMEINSCHAFT ZUR WEITEREN
ENTWICKLUNG DER INNENSTADT.
DIE AUFBAUGEMEINSCHAFT HAT EIN POSITIONSPAPIER VORGESTELLT,
DAS UNTER ANDEREM AUCH DIE WEITERE ENTWICKLUNG DER INNENSTADT UMFASST.

                                                                                    eine Welt des Handelns im Zeitalter der
                                                                                    Digitalisierung planen. Die Ergebnisse
                                                                                    dieser gemeinsamen Planungen
                                                                                    müssen dann Gegenstand einer zwischen
                                                                                    beiden Seiten abgestimmten regel-
                                                                                    mäßigen Öffentlichkeitsarbeit sein.

                                                                                    Die notwendige Zusammenarbeit
                                                                                    zwischen Senat und Investorenseite
                                                                                    erfordert die Entwicklung einer
                                                                                    Arbeitsstruktur auf der öffentli-
                                                                                    chen Seite, die die Schnittfelder
                                                                                    zwischen privater und öffentlicher
                                                                                    Projektentwicklung effektiv bearbeiten
                                                                                    kann. Notwendig ist außerdem eine
                                                                                    Konzeptentwicklung des Senats für den
                                                                                    Ersatz verlorengehender Stellplätze
                                                                                    im Parkhaus-Mitte in der Innenstadt.
                                                                                    Insbesondere sollten Standorte unterhalb
                                                                                    der Wallanlagen unter Wahrung ihrer
                                                                                    Bedeutung als Kulturdenkmal geprüft
                                                                                    werden. Analog zum „Sofortprogramm
                                                                                    Innenstadt und Nebenzentren“ aus
                                                                                    dem Jahr 1998, mit dem der Senat
Die Umgestaltung und notwendige           Für die kommende Legislaturperiode        gezielt attraktivitätssteigernde Projekte
Aufwertung des zentralen Einkaufs­        hält die Aufbaugemeinschaft des-          umgesetzt hat, sollte ab 2020 außerdem
bereiches der Bremer Innenstadt           halb verschiedene Maßnahmen für           ein gemeinsam mit der Handelskammer
kommt deutlich voran, wie die Vielzahl    erforderlich. In einem ersten Schritt     entwickeltes, die privaten Investi­
aktueller immobilienwirtschaftlicher      müssen Senat und Investorenseite          tionen flankierendes städtisches
Projekte eindrucksvoll belegt. Dies ist   zunächst durch eine gemeinsame            Infrastrukturprogramm verfügbar sein.
auch nötig, denn die überregionale        öffentliche Erklärung einen realis-
Strahlkraft der Bremer Innenstadt hat     tischen Zeithorizont für den Beginn
in den vergangenen Jahren abgenom-        baulicher Maßnahmen in der Innenstadt     Konkrete Projekte
men; unter anderem auch deswegen,         festlegen. In der Zwischenzeit sollten    Für eine attraktivere Bremer City
weil der gesamt-bremische Anteil der      beide Seiten für den Planungsraum         kommt es zudem aus Sicht der
Einzelhandelsflächen in der Innenstadt    wechselseitig abgestimmte Projekte zur    Aufbaugemeinschaft darauf an, dass
als Folge des Scheiterns eines größeren   Realisierung eines zukunftsgerichteten    der Senat sich intensiver als bisher den
Einkaufcenters deutlich zu gering ist.    Investitions- und Nutzungskonzeptes für   folgenden Herausforderungen stellt:
der aufbau

                                                                                                                             INNENSTADT
                                                                                                                                     11
­ Die traditionellen Einkaufsachsen
—                                          Parkhaus Mitte                                           Zulaufachsen, an eine Überarbeitung
wie Sögestraße und Obernstraße müssen      Die Aufbaugemeinschaft begrüßt                           des ÖPNV-Verkehrs in der Innenstadt
belebt werden, wobei die Verlagerung       den Verkauf des Parkhauses Mitte                         (Straßenbahnverlegung aus der
der Straßenbahn in die Martinistraße       an die Zech Group und fordert alle                       Obernstraße, Umbau der Martinistraße)
ein entscheidender Schritt ist. Für die    Beteiligten auf, ein in die Zukunft                      sowie an eine neue City-Logistik.
Obernstraße muss parallel hierzu ein       gerichtetes Nutzungskonzept
attraktives Nutzungskonzept für den        zu entwickeln. Dieses sollte den
Straßenraum entwickelt werden.             Komponenten Handel, Dienstleistung,
                                                                                                    Wohnen in der Innenstadt
                                           Gastronomie, Freizeitgestaltung und                      Seit den letzten Jahren besteht ein
— Wichtige private Investitionsprojekte    Wohnen evtl. auch Veranstaltungen                        verstärktes Interesse am Wohnen
(Jacobs-Projekte, Lloydhof, Bremer-        und Kultur Rechnung tragen. Wichtig                      in den Innenstädten. Das trifft auch
Caree, Sparkassen-Immobilie,               ist der Aufbaugemeinschaft in                            für Bremen zu. Zu einer attraktiven,
Kontorhaus am Wall) sind durch den         dem Zusammenhang, dass bereits                           lebendigen City gehört außer dem
Senat öffentlich zu unterstützen.          jetzt seitens der Stadtgemeinde                          Einkaufen, Arbeiten, Freizeitvergnügen
                                           Bremen genügend Mittel für die                           und dem Tourismus auch das Wohnen.
— Die Ansiedlung möglichst inha-           Infrastrukturmaßnahmen im                                Zur Schaffung von mehr Wohnraum
bergeführter Fachgeschäfte in den          Doppelhaushalt 2020/2021 berücksichtigt                  sollte neben der Planung von Neubauten
Zonen außerhalb der Sögestraße und         werden. Konkret denken wir an Mittel für                 auch die Umnutzung von Büro- und
der Obernstraße ist zu fördern.            Ersatzparkplätze, an neue verkehrliche                   Geschäftshäusern ermöglicht werden.

— Die Erdgeschossflächen der Banken
am Domshof und am Schüsselkorb
sollten für Einzelhandel, Gastronomie
und kulturelle Nutzungen geöffnet
werden. Neue Gastronomie-Angebote
                                                             ANZEIGE
sollten unter Einbeziehung der
Markthalle im Rahmen eines „Domshof-
Genuss-Quartiers“ gefördert werden.

— Zwischen Domshof, Museumsstraße,
der geplanten neuen Passage im
Kontorhaus am Wall und der Straße am
Wall sollte ein attraktiver Laufweg ent-
stehen. Hierzu muss die Museumsstraße
neugestaltet und attraktiver werden. In
diesem Zusammenhang bietet sich ins-
besondere das Commerzbank-Gebäude
mit seinem - bisher kaum bekannten -
Japanischen Garten im Innenhof und sei-
nen Fronten zum Schüsselkorb hervor-
ragend für eine Innenstadtnutzung an.

— Die Ansiedlung zusätzlicher
wissenschaftlicher und kultureller
Einrichtungen in der Innenstadt
sollte gefördert werden.                                                                  PARKEN À LA CARD!
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— Der Liefer- und Abholverkehr
                                                                                          • prepaid-Karte – einfach aufladen
der Innenstadt sollte durch weitere                                                       • easy-Karte – bezahlen auf Rechnung
Vernetzung der Einzelakteure im                                                           • Keine Vertragsbindung, keine Grundgebühr
Rahmen der GVZ Citylogistik-                                                              Einfach näher dran parken.
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zu berücksichtigen sind.

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der aufbau

INNENSTADT
12

Die Lloydhöfe sollen nach Plänen von Sauerbruch Hutton Architekten zum „Lebendigen Haus“ umgewandelt werden.

AUFBRUCH FÜR DIE CITY: BAUSTEINE ZUR
WEITEREN ENTWICKLUNG DER INNENSTADT.
Jahre lang ist wenig passiert in der        werden. Für einen reibungsfreien Ablauf   nen Jahrhunderts zu einer modernen
City. Doch aktuell gibt es eine Vielzahl    enthält der Kaufvertrag außerdem          Metropole des 21. Jahrhunderts wird
aktueller immobilienwirtschaftlicher        verbindliche Fristen zur Errichtung des   Bremens Rolle als Oberzentrum im
Projekte, die eine deutliche Belebung       Gesamtprojektes und entsprechende         Nordwesten und immer stärkeren
des zentralen Einkaufsbereiches der         Strafzahlungen bei Nichteinhaltung.       Touristenmagneten weiter stärken.“
Bremer Innenstadt versprechen. Dazu
zählt neben dem Lloydhof und dem            „Der Verkauf ist ein Meilenstein für      Direkter Profiteur der beschriebenen
Bremer-Caree auch das Balgequartier         die weitere Entwicklung der Bremer        Entwicklung ist der Lloydhof, in dem
zwischen Obernstraße und Langenstraße.      Innenstadt“, bewertete der ehemalige      aktuell noch die Umweltbehörde ansäs-
                                            Bausenator Dr. Joachim Lohse den          sig ist. Der 40 Jahre alte Komplex am
Wichtigster Baustein für die weitere        Verkaufsbeschluss. „Damit ist jetzt       Ansgarikirchhof soll durch den süddeut-
Entwicklung ist zunächst das Parkhaus       die echte Chance vorhanden, Bremen        schen Projektentwickler Denkmalneu
Mitte. Am 30. April 2019 hatte der          nachhaltig und urban mit hoher            zum „Lebendigen Haus“ umwandelt
Senat dem Verkauf des Gebäudes an           Aufenthaltsqualität für die Zukunft       werden. Vorgesehen ist ein Mix aus
die Gustav Zech Stiftung zugestimmt.        aufzustellen.“ Auch der ehemalige         Wohnen, Arbeiten, Gastronomie,
Nach dem Abbruch des Parkhauses mit         Wirtschaftssenator Martin Günthner        Sport und Hotel. Hauptmieter wird die
seinen rund 1.000 Stellplätzen sollen       bewertete den Senatsbeschluss po-         Wirtschaftsförderung Bremen (WFB)
am Standort 21.000 Quadratmeter             sitiv: „Der Verkauf des Parkhauses        sein, die im Lloydhof vier Büroetagen
Bruttogeschossfläche für Einzelhandel,      Mitte ist ein herausragend wichtiger      mit rund 5.800 Quadratmetern belegen
Büro und Wohnen neu entstehen. Für          Impuls für die weitere wirtschaft-        wird und dafür im Gegenzug ihren
die Entwicklung eines städtebaulichen       liche Entwicklung der Innenstadt          Sitz im Kontorhaus am Markt auf-
Konzepts soll dabei ein architektonisches   und ein echtes Aufbruchssignal. Die       gibt. Grundlage für die Planung sind
Werkstattverfahren mit mindestens           Weiterentwicklung der City von einer      Entwürfe des renommierten Berliner
sechs Planungsbüros durchgeführt            klassischen Innenstadt des vergange-      Büros Sauerbruch Hutton Architekten.
der aufbau

                                                                                                        INNENSTADT
                                                                                                                13
Die Planer sehen vor, den bestehenden    das Modeunternehmen H&M. Die                Komplettiert wird die positive
Komplex durch einen zweigeschossigen     restliche Fläche, das zum Lloydhof hin      Entwicklung durch die erfolgte
Dachaufbau zu ergänzen, der sich         orientierte „Ansgari-Haus“, das zuletzt     Eröffnung des Johann Jacobs Hauses, das
allerdings nur schemenhaft hinter        umfangreich modernisiert wurde und          städtebaulich gleichzeitig den Auftakt
einer Membran aus fein-perforier-        außerdem eine neue Fassade erhalten         für das neu geplante Balgequartier
tem Kupferblech abzeichnen soll.         hat, ging im Herbst 2019 in den Besitz      zwischen Obernstraße und Langenstraße
Hinter dieser neuen Hülle soll auch      der Investmentfirma La Française            bilden soll (siehe dazu den Beitrag auf
eine Dachterrasse mit Gastronomie        Real Estate Partners International          Seite 14). Die Aufbaugemeinschaft be-
entstehen, die für die Öffentlichkeit    über. Fast zeitgleich hat die Kölner        grüßt die verschiedenen Entwicklungen
einen neuen Blick über die Dächer        Damenmodekette Appelrath-Cüpper             und fordert alle Beteiligten auf,
der Innenstadt ermöglichen soll.         ihr Geschäft in dem Gebäude eröffnet.       ein in die Zukunft gerichtetes
                                                                                     Nutzungskonzept für die Innenstadt
Ebenfalls von dem neuen                  Wenige Monate zuvor war außerdem            zu entwickeln. Dieses sollte den
Einkaufszentrum profitieren würde das    bereits die International Workspace         Komponenten Handel, Dienstleistung,
direkt an den Lloydhof angrenzende       Group (IWG) mit ihrer Amsterdamer           Gastronomie, Freizeitgestaltung
Bremer Carrée. Der Komplex war 2017 an   Tochtergesellschaft Spaces ins Ansgari-     und Wohnen sowie eventuell auch
den Hamburger Projektentwickler Quest    Haus eingezogen. Der Coworking-             Veranstaltungen und Kultur Rechnung
Investment und den Geschäftshaus-       Anbieter bietet über fünf Etagen verteilt   tragen. Wichtig sind außerdem neue
Fonds von Warburg-HIH Invest             moderne und flexibel anzumietende           verkehrliche Zulaufachsen, eine
verkauft worden. Der Fonds besitzt       Arbeitsplätze sowie Konferenzräume          Überarbeitung des ÖPNV-Verkehrs in
6.700 Quadratmeter, die fast vollstän-   an. Zu dem flexiblen Bürokonzept mit        der Innenstadt sowie die Umsetzung
dig vermietet sind, unter anderem        modernen Designermöbeln gehört              einer neuen City-Logistik.
an die Drogeriekette Rossmann und        außerdem ein Café mit eigenem Barista.

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der aufbau

INNENSTADT
14

BALGEQUARTIER: MIT DEM
JOHANN JACOBS HAUS KEHRT BREMER
KAFFEEGESCHICHTE ZURÜCK.
Nach rund zweijähriger Bauzeit            Ein Ort mit reichlich Bremer Geschichte:   wichtigsten Kaffeehersteller welt-
wird jetzt das Johann Jacobs Haus         1903 war Johann Jacobs mit seinem          weit. Nach Zerstörungen im Zweiten
in der Obernstraße eröffnet. Der          „Specialgeschäft in Caffee, Thee, Cacao,   Weltkrieg wurde das Stammhaus nach
nach Plänen von Felgendreher Olfs         Chocoladen, Biscuit“ in die Obernstraße    1948 neu aufgebaut, um die Geschäfte
Köchling Architekten umgesetzte           gezogen. Nach und nach entwickelte         von Bremen aus weiterführen zu können.
Backsteinbau bildet den Auftakt für das   sich das Unternehmen in der Folgezeit
neu geplante Balgequartier zwischen       zum bekanntesten Kaffeeröster in           Rund 60 Jahre später folgt jetzt eine
Obernstraße und Langenstraße.             der Region und später zu einem der         weitere Zäsur: Nach dem Abbruch des
                                                                                     Altbaus hat der Investor und Urgroßneffe
                                                                                     des Unternehmensgründers Christian
                                                                                     Jacobs eine völlig neue Vision für den
                                                                                     Standort umgesetzt: Das nach Plänen des
                                                                                     Berliner Architekturbüros Felgendreher
                                                                                     Olfs Köchling realisierte Johann Jacobs
                                                                                     Haus macht auf sechs Ebenen ein
                                                                                     Stück Bremer Kaffeegeschichte wieder
                                                                                     erlebbar und schafft in städtebaulicher
                                                                                     Hinsicht gleichzeitig den Auftakt für
                                                                                     das von Jacobs geplante Balgequartier
                                                                                     und die damit geplante neue Verbindung
                                                                                     von Obernstraße und Langenstraße
                                                                                     bis hin zu Schlachte und Weser.

                                                                                     Um der historischen und städtebauli-
                                                                                     chen Bedeutung des Standorts gerecht
                                                                                     zu werden, haben die Architekten den
                                                                                     Neubau als zeitgemäße Interpretation
                                                                                     eines hanseatischen Lagerhauses konzi-
                                                                                     piert: „Eine besondere Rolle spielt dabei
                                                                                     die besondere Lage des Grundstücks
                                                                                     zwischen der im Weser-Renaissance-Stil
                                                                                     errichteten Stadtwaage aus dem 16.
                                                                                     Jahrhundert und dem 1932 eröffne-
                                                                                     ten, ebenfalls unter Denkmalschutz
                                                                                     stehenden Karstadt-Gebäude“, erklärt
                                                                                     Architekt Christian Felgendreher. „Mit
                                                                                     einer differenzierten Volumenstaffelung
                                                                                     vermittelt der selbstbewusste
                                                                                     Neubau zwischen den Traufkanten
                                                                                     der denkmalgeschützten Gebäude.
                                                                                     Die Verwendung eines für Bremen
                                                                                     typischen erdfarbenen Klinkers mit
                                                                                     sandfarbener Verfugung stellt Bezüge
der aufbau

                                                                                                           INNENSTADT
                                                                                                                   15
zu den prägenden Backsteinbauten der         der Innenstadt belebt und außerdem
Umgebung her und schafft zugleich            neue Laufwege zur Langenstraße schafft.
einen subtilen Kontrast zu den direkt
angrenzenden Nachbargebäuden.“               In den kommenden Monaten soll die
                                             Entwicklung des Balgequartiers weiter
Betont modern sind die drei großen           voranschreiten: In der Stadtwaage,
Fensterachsen, die auf sämtlichen            die bislang von der Deutschen
Ebenen einen maximalen Lichteinfall          Kammerphilharmonie genutzt
ermöglichen und auf den ersten Blick         wurde, zieht wohl ein Restaurant
die Wertigkeit des Projektes belegen.        ein, das benachbarte Essighaus soll
Eine besondere und für die heutige Zeit      weitgehend abgebrochen und mit
seltene Qualität stellen außerdem die luf-   historisch rekonstruierter Fassade und
tigen Geschosshöhen dar, die ein Stück       modernen Büroräumen neu errichtet
weit auch an den großzügigen Charakter       werden. Als dritten Baustein für das
der Vorkriegsbauten erinnern lassen.         neue Balgequartier plant Christian
Als wichtiges Fassadendetail wurden          Jacobs außerdem die Umgestaltung des
zusätzlich 13 Sandsteinfiguren in die        Kontorhauses, das künftig ebenerdig
Fassade integriert: „Sechs davon stam-       nutzbar sein wird. Im Zusammenspiel
men noch vom Vorgängerbau, sieben            soll schließlich ein „Handlauf zur Weser“
weitere wurden durch den Worpsweder          entstehen, der eine entscheidende
Bildhauer Bernd Altenstein neu gestal-       Rolle für die Quartiersentwicklung der
tet“, berichtet Christian Felgendreher.      Bremer Innenstadt spielen und einen
„Dargestellt wird der gesamte Exportweg      Brückenschlag von der Obernstraße bis
der Rohstoffe Kaffee, Tee und Kakao –        hin zur Schlachte ermöglichen soll.
von der Plantage bis zum Verkauf.“

Hinter der hochwertig gestalteten
Fassade ist auf einer Fläche von
insgesamt 1.400 Quadratmetern ein
neuer Treffpunkt für Kaffeeliebhaber
entstanden: Das Erdgeschoss und die
Hälfte des 1. Untergeschosses stehen
dem Mieter als „Espresso House“ offen,
direkt angrenzend bietet der Schweizer
Chocolatier Läderach seine Spezialitäten
an. Auf den beiden obersten Ebenen
schließen sich die Räume der Jacobs-
Akademie mit hauseigener Rösterei an,
die Seminare für private Kaffeeliebhaber
sowie professionelle Barista-Kurse für
Gastronomen anbietet. Komplettiert
wird das Angebot durch das holzvertä-
felte „Walther-Jacobs-Zimmer“, eine
Loggia mit Blick auf das Balgequartier,
eine Dachterrasse unterm freien Himmel
und das hofseitige Jacobs Kaffee, wo
es zukünftig wieder den hauseige-
nen Röstkaffee zu kaufen gibt. Ein
wichtiger Bestandteil des Projekts ist
außerdem der neu gestaltete, über eine
Treppe von der Oberstraße aus direkt
erreichbare und mit Schirmen, Tischen
und Stühlen möblierte Innenhof zur
Stadtwaage, der eine bislang tote Ecke       Perspektive Jacobs Hof                      Loggia zum Balgequartier
der aufbau

NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
16

AUFS FAHRRAD GESETZT: BREMENS
INNENSTADT SOLL AUTOÄRMER WERDEN.
NACH DEM VORBILD VON STÄDTEN WIE KOPENHAGEN SOLL BREMENS INNENSTADT
IN DEN KOMMENDEN JAHREN AUTOÄRMER GESTALTET WERDEN. DAS BEDEUTET CHANCEN
UND RISIKEN ZUGLEICH.

                                                                  Netz von Fahrradstraßen: Maike Schaefer und
                                                                  Michael Glotz-Richter erläutern die Planung

Wer über autoarme Innenstädte             rangiert mit gut 30 Prozent Radpendlern      sich Verkehrssenatorin Maike Schaefer
nachdenkt, der kommt insbesondere an      noch deutlich hinter Kopenhagen.             sicher. „Mit der Fahrradroute Wallring
der dänischen Hauptstadt Kopenhagen                                                    wird der Radverkehr besser in die
nicht vorbei. Bereits 2007 hatte die      Der Erfolg hat sich herumgesprochen:         Innenstadt geführt. Das wird bestehende
dortige Stadtverwaltung entschieden,      Mittlerweile finden sich immer öfter         Konflikte reduzieren und den zentralen
rund 25 Millionen Euro zur Verbesserung   auch Vertreter deutscher Kommunen in         Umsteigepunkt Domsheide perspek-
von Radwegen und zur Schaffung von        Kopenhagen ein, um sich vor Ort ein Bild     tivisch vom Radverkehr entlasten.“
Fahrradbrücken auszugeben, um so          von der Verkehrssituation zu machen.
mit deutlich weniger Autoverkehr          Darunter waren in den vergangenen            Parallel dazu will der Senat die
die Lebensqualität in der Stadt zu        Monaten mehrfach auch Besucher               Innenstadt in mehreren Stufen bis
erhöhen und eine spürbare Senkung         aus Bremen. Schließlich plant man            zum Jahr 2030 „autofrei“, zumindest
der CO2-Emissionen zu erreichen.          mittlerweile auch in der Hansestadt,         aber deutlich autoärmer gestalten. Das
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:      den Autoverkehr in den kommenden             Vorhaben ist zentraler Bestandteil der
Mittlerweile pendelt rund die Hälfte      Jahren deutlich zu reduzieren. Die ersten    rot-grün-roten Koalitionsvereinbarung.
der Menschen mit dem Fahrrad zur          Bausteine dazu sind die bereits erfolgte     Es zielt vor allem auf eine Reduktion des
Arbeit oder zur Ausbildung, auf der       Umsetzung des Fahrradmodellquartiers         Kraftfahrzeugverkehrs, insbesondere
anderen Seite sind nur noch 14 Prozent    in der Alten Neustadt sowie die jetzt        des Durchgangsverkehrs. Als wichtige
der Einwohner täglich mit dem Auto        begonnene Planung für den Ausbau             Bausteine dazu sind die Umgestaltung
unterwegs. Deutschlandweit liegt die      der Fahrradroute, die als Ring über die      der Domsheide und die Schaffung zu-
Quote an Radfahrern demgegenüber          Wallanlagen um die Innenstadt herum          sätzlicher Fahrradstellplätze vorgesehen,
lediglich bei neun Prozent. Und selbst    führen soll: „Der Radverkehr ist ein wich-   darüber hinaus wird der Rückbau weite-
die deutsche Fahrradhauptstadt Münster    tiger Faktor für die Verkehrswende“, ist     rer Parkhäuser untersucht. Einzelhandel
der aufbau

                                                                              NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
                                                                                                      17
und Lieferanten wurden in diesem
Zusammenhang aufgefordert, gemein-
sam „innovative Konzepte für eine
emissionsfreie Logistik“ zu entwickeln.

Das von der Politik vorgestellte Konzept
zur Reduktion des Autoverkehrs
in der Innenstadt bietet Chancen
und Risiken zugleich. Zu den direkt
Betroffenen zählen auch die vor Ort
ansässigen Einzelhändler, die vor
dem Hintergrund der gegenwärtig
schwierigen Lage der Branche spürbare
Umsatzeinbußen befürchten. Im Januar
hat die Handelskammer deshalb ein
Positionspapier vorgelegt, das der Politik
konkrete Handlungsfelder aufzeigt, um
hierdurch einen wichtigen Schritt zur
Zukunftsfähigkeit der City zu machen.        Vorher / nachher:
Das Konzept einer komplett „autof-           Querung
reien“ Innenstadt sieht die Kammer           Langemarckstraße-
aber kritisch: „Die Ausweitung einer         Neustadtswall
autofreien Innenstadt von Bahnhof bis
Westerstraße halten wir für absolut          unsere Forderung, die Straßenbahn            Verschärft werde die Problematik
verfehlt“, so Hauptgeschäftsführer           aus der Obernstraße/Hutfilterstraße zu       durch die sukzessive Ansiedlung von
Matthias Fonger. „Das würde die              nehmen. Nicht nur die Einkaufsstraßen,       großflächigem Einzelhandel außerhalb
Innenstadt schwächen und weniger             sondern auch der Marktplatz mit dem          der Innenstadt in den vergangenen
attraktiv machen, und es würde am Ende       Rathaus und Roland würden so eine            Jahren: „Waterfront, Weserpark oder der
ganz viele Kunden und auch andere            ungeahnte neue Aufenthaltsqualität für       Ochtum Park mit seinem Factory-Outlet
Nutzer der Innenstadt abschrecken.“          die Besucher aus nah und fern erhalten.“     Center haben immer wieder Kaufkraft
                                                                                          aus der Innenstadt abgezogen“, analy-
Die Aufbaugemeinschaft unterstützt           Ähnlich wie die Handelskammer sieht          siert Stefan Storch. „Die Folge daraus ist
die Anregungen und Forderungen               die Aufbaugemeinschaft andererseits die      eine geringere Zentralität für Bremen.
der Handelskammer und spricht sich           Notwendigkeit, dass in der Innenstadt        Mittlerweile sind wir deshalb viel stärker
gleichfalls für eine Erhöhung der            auch weiterhin ausreichend Parkraum          als früher darauf angewiesen, dass wir
Aufenthaltsqualität in der City aus. Für     vorhanden sein muss: „Der Handel ist         auch auf das weitere Umland ausstrah-
eine attraktive und damit lebendige          nicht prinzipiell gegen eine autoärmere      len, dass also auch Kunden aus Emden,
Bremer City kommt es nach ihrer Sicht        Innenstadt, ganz im Gegenteil“, betont       Wilhelmshaven, Cuxhaven, Vechta
darauf an, vor allem auch jungen             Stefan Storch, Schatzmeister der             oder Cloppenburg zu uns kommen. Das
Menschen Angebote zu machen, in die          Aufbaugemeinschaft und gleichzeitig          Problem ist aber doch, dass es für diese
Innenstadt zu kommen. Das betrifft           auch Vizepräsident vom Handelsverband        Zielgruppe noch keinen wirklich at-
unter anderem eine Erhöhung des              Nordwest HNW. „Aber wir halten es für        traktiven Öffentlichen Nahverkehr gibt.
Einkaufserlebnisses, ein verstärktes         fahrlässig und gefährlich, wenn jetzt ein-   Diese Menschen sind es gewohnt, mobil
gastronomisches Angebot sowie ein            fach Tatsachen geschaffen werden, ohne       zu sein. Und wenn das hier in Bremen
vielfältiges Kulturprogramm: „Der ur-        dass vorher über Alternativangebote          nicht mehr geht, dann werden sie eben
bane Raum muss neu bespielt werden“,         nachgedacht worden ist. Das gilt insbe-      woanders hinfahren. Deshalb fordern
betont Uwe A. Nullmeyer, Vorsitzender        sondere auch für die Parkhäuser: Denn        wir ganz klar, dass erst ein Ersatzangebot
der Aufbaugemeinschaft. „Wichtig ist         sollte es tatsächlich so weit kommen,        da sein muss, bevor der Bestand an
auch, das Wohnen in der Innenstadt           dass neben dem Parkhaus-Mitte auch           Parkplätzen abgebaut wird. Und hier
attraktiver zu machen, nachdem mit           das Parkhaus Katharinenstraße und            sind wir jederzeit offen, gemeinsam mit
unserer Begleitung in einer Studie die       das Parkhaus Violenstraße mittelfristig      der Politik Konzepte zu erarbeiten!“
planerischen Voraussetzungen dafür           verschwinden, dann braucht es andere
geschaffen sind. Als unverzichtbar           Lösungen, damit die Kunden nach wie
betrachten wir außerdem nach wie vor         vor in die Innenstadt kommen können.“
der aufbau

NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
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VON BREMEN AUS HINAUS IN DIE WELT:
VERBESSERTE ANBINDUNG
FÜR DEN FERNBUSTERMINAL.
HINTER DEM ÜBERSEEMUSEUM ENTSTEHT EIN LEISTUNGSFÄHIGES
FERNBUSTERMINAL. DIREKT ANGRENZEND SIND AUSSERDEM EIN PARKHAUS
UND EIN ELFGESCHOSSIGER HOTELBAU GEPLANT.
Die gute Nachricht: Der Fernbusmarkt       Um die Situation deutlich zu verbes-     sind ein Dach zum Schutz gegen Regen
hat sich nach der Liberalisierung rasant   sern und endlich einen wirklichen        und Schnee, Fahrrad-Stellplätze sowie
entwickelt und bietet mittlerweile einen   Busbahnhof zu schaffen, soll in den      eine elektronische Anzeigetafel für die
wichtigen Baustein für die geplante        kommenden Jahren auf heute un-           Fahrgast-Information geplant. Und
Verkehrswende. Das Problem aus             tergenutzten Flächen am Fruchthof        direkt neben dem Terminal sollen für
Bremer Sicht: Der vorhandene Zentrale      in fußläufiger Entfernung zum            eine optimierte Anbindung außerdem
Omnibusbahnhof am Hauptbahnhof ist         Hauptbahnhof ein leistungsfähiges,       ein elfgeschossiges Hotel mit 120
durch den Regionalbusverkehr kom-          modernes Fernbusterminal entstehen:      Zimmern sowie ein neues Parkhaus mit
plett ausgelastet, die Fernbusse halten    „Das neue Fernbus-Terminal an der        500 Stellplätzen errichtet werden.“
deshalb aktuell am Breitenweg. Leider      Bürgermeister-Smidt-Straße wird nicht
ist die Anbindung dort aber ebenso         nur beheizte Warteräume und behin-       Für Planung, Bau und Finanzierung
wie die Ein- und Ausstiegssituation        dertengerechte Toiletten, sondern auch   des Fernbus-Terminals inklusive Dach
sehr unbefriedigend. Und auch der          eine Verkaufsmöglichkeit für Tickets     ist die Stadt Bremen verantwortlich:
angrenzende Hugo-Schauinsland-             sowie einen Kiosk haben“, beschreibt     „Vorgesehen sind insgesamt elf
Platz kann den gestiegenen                 Stadtplaner Wilhelm Petry vom            Haltebuchten, neun davon sollen über-
Anforderungen nicht gerecht werden.        Bauressort das Vorhaben. „Zusätzlich     dacht sein“, berichtet Wilhelm Petry.
der aufbau

                                                                            NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
                                                                                                    19
Das Hotel, das Parkhaus sowie der im        und ihre Bewohner dar. Zudem bietet die     Der Abriss der vorhandenen Schuppen
Erdgeschoss des Parkhauses vorgesehene      Nähe zum Überseemuseum sowie zum            auf dem Areal ist mittlerweile er-
Service-Bereich für den Busbahnhof          Fruchthof eine besondere stadträumliche     folgt, aktuell laufen die Arbeiten zur
werden durch das Bremer Unternehmen         aber auch architektonische Qualität.“       Erschließung des Hotelgrundstücks,
Buhlmann Immobilien GmbH umge-                                                          so dass in den kommenden Monaten
setzt. Das Hotel soll dabei neben sieben    Besonderes Augenmerk legten die Planer      mit dem Bau gestartet werden kann.
Hotelebenen auch drei Büroetagen            auf die Gestaltung des eigentlichen         Bis zur endgültigen Fertigstellung des
und ein Technikgeschoss beherbergen.        Fernbusterminals, der als qualitäts-        Projektes wird es allerdings noch eine
Sämtliche Gebäude bzw. Baukörper            voller Stadtplatz und als Pendant zum       ganze Weile dauern: „Aktuell gehen
werden nach Plänen des Dresdener            Bahnhofsvorplatz vorgesehen ist: „Das       wir davon aus, dass das Hotel 2022
Büros Knerer und Lang errichtet und         Fernbusterminal versteht sich daher eher    eröffnet“, blickt Wilhelm Petry voraus.
sind das Ergebnis eines gemeinsamen         als eine leichte und lichtdurchlässige      „Erst danach kann dann auch mit der
Wettbewerbs der Stadt Bremen und            Konstruktion, welche die Benutzer des       Umsetzung des Terminals begonnen
der Buhlmann Immobilien GmbH.               Platzes vor Wind und Wetter schützt“, so    werden. Wenn alles nach Plan läuft, dann
                                            die Planer. „Es soll weniger als schweres   könnten also Anfang 2023 die ersten
Die Planung der Architekten geht aus        autarkes Bauwerk in Erscheinung treten,     Fernbusse hier halten.“ Willkommener
von der sehr heterogenen Stadtstruktur      sondern vielmehr als eine schützende        Nebeneffekt dabei: „Schon jetzt können
in der Umgebung des Plangebiets:            parasolartige Überdachung des darunter      wir feststellen, dass das Projekt die po-
„Ziel der städtebaulichen Setzung           befindlichen Stadtraumes verstanden         sitive Entwicklung des Quartiers weiter
ist deshalb die Realisierung eines          werden.“ Gemeinsam mit Hotel und            anstößt“, so Wilhelm Petry. „Mittlerweile
homogenen und zugleich spannungs-           Parkhaus wird so nach Einschätzung der      haben sowohl an der Friedrich-
vollen Gebäudekomplexes, welcher            Wettbewerbsjury ein charaktervolles         Rauers-Straße als auch an der Ecke zur
einerseits die klassische Stadtreparatur    Ensemble entstehen, das sowohl am           Bürgermeister Schmidt-Straße neue
fördert, andererseits aber auch ein         Tag, aber auch nachts einladend wirkt:      Hotels eröffnet. Und wir rechnen fest
innovatives Zeichen für eine zukünftige     „Das Motiv der überhöhten Arkade            damit, dass der neue Fernbusbahnhof
Stadtentwicklung setzten muss“, so die      korrespondiert mit den Dimensionen          noch weitere Impulse schaffen wird.“
Architekten. „Besonders die Einheit aus     des Daches“, so die weitere Begründung
Hotel, Parkhaus und Fernbusterminal         der Jury. „Damit wirkt der fußläufig
im Kontext mit dem Hauptbahnhof             nutzbare Raum von Terminal, Hotel
bildet ein Ort des Ankommens, aber          und Servicebereich großzügig und
auch des Abschiedes und stellt somit        ermöglicht eine gute Orientierung
eine bleibende Visitenkarte für die Stadt   für alle Nutzersituationen.“
der aufbau

NACHHALTIGKEIT UND VERKEHR
20

UMGESTALTUNG DER DOMSHEIDE
2022 SOLL DER ZENTRALE UMSTEIGEPUNKT
DOMSHEIDE BARRIEREFREI
UMGESTALTET WERDEN. AKTUELL WERDEN
ZWEI ENTWURFSVARIANTEN WEITER
AUSGEARBEITET. AUFBAUGEMEINSCHAFT
BREMEN LEHNT DIES AB.

Die Domsheide gehört zu den wichtigsten Verkehrsknoten­
punkten in Bremen. Tag für Tag steigen hier rund
13.000 Fahrgäste zwischen insgesamt sieben Bus- und
Straßenbahnlinien um. Hinzu kommen jede Menge Fußgänger
und Radfahrer; in Teilbereichen und zu bestimmten Uhrzeiten
sind außerdem noch Pkw und Lieferverkehr für die Geschäfte
in der Fußgängerzone unterwegs. Entsprechend unüber-
sichtlich und mitunter auch gefährlich ist es vor Ort. 2022
soll der Platz deshalb umgestaltet werden. Wichtigste Ziele    Variante 1
dabei: Das Ein-, Aus- und Umsteigen soll auch für Menschen
mit Beeinträchtigungen einfacher werden. Parallel dazu
soll der Stadtraum unter besonderer Berücksichtigung der
Belange des Fuß- und Radverkehrs aufgewertet werden.

Zwischenzeitlich standen 14 verschiedene Planungsvarianten
zur Diskussion. Zwei davon sind mittlerweile in die engere
Wahl gekommen und werden aktuell weiter konkretisiert.
Beide Entwürfe unterschieden sich im Wesentlichen in der
Anordnung der Haltestellen. Ansonsten aber berücksichtigen
beide Varianten einen barrierefreien Ausbau der Haltestellen
und Zuwegungen und sehen vor, dass zukünftig die Busse
mit auf dem Fahrweg der Straßenbahn fahren und an gemein-
samen Haltestellen halten. Beide Entwürfe berücksichtigen
außerdem der Wunsch, den Lärm und die Erschütterungen in
den angrenzenden Gebäuden der Domsheide zu reduzieren.

Aktuell werden die beiden Varianten in verkehrsplanerischer
und städtebaulicher Hinsicht weiter ausgearbeitet, um
anschließend eine Entscheidung für eine der beiden Varianten
treffen zu können. Erforderlich dazu sind unter anderem        Variante 2
auch Verkehrssimulationen und vertiefende Planungen
zur Gestaltung, Beleuchtung, Erschütterung und Lärm.
                                                               hochfrequentierten Platz. Auch aus städtebaulicher Sicht
Die Aufbaugemeinschaft lehnt die geplante Verlegung            ist dies keine gute Lösung. Insbesondere wird hierdurch
der Haltestellen von Straßenbahnen und Bussen vor dem          der Platz vor der „Glocke“ zu stark eingeengt. Von einem
Konzerthaus „Glocke“ bei der Domsheide entschieden ab.         städtischen Aufenthaltsraum wäre damit keine Rede mehr.
Eine solche Lösung führt nicht zu den gewünschten und          Die Haltestellen der Linien 4, 6, 8, und 25 sollten in
auch notwendigen Verbesserungen des ÖPNV an diesem             der Balgebrückstraße daher beibehalten werden.
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