Beim Leben retten zählt jede Sekunde - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer ...
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ak-report.at
Nr. 6/Dezember 2020
51. Jahrgang
Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
Seiten 4-6
Beim Leben retten
zählt jede Sekunde
Wolfgang Hießböck fliegt den Rettungshubschrauber des ÖAMTC.
Wer bezahlt die GUT ZU WISSEN
Kosten der Krise? Wieviele Überstunden bleiben unbezahlt?
D ie oberösterreichischen Beschäftigten arbeiten viel und lange.
Wenn es notwendig ist, machen sie auch Überstunden. Wie
viele dieser Überstunden werden von den Chefs nicht bezahlt?
der zehn Jahre brauchen, um von
a) 2,6 Millionen b) 4,9 Millionen c) 6,4 Millionen
den Schulden herunterzukommen“.
Neue Steuern schloss er aus. Um so Die Auflösung finden Sie auf Seite 14.
die 50 Milliarden abzubauen, müsste
er also pro Jahr mehr als fünf Mil-
liarden Euro zusätzlich aus dem
Staatshaushalt für Schuldenabbau
aufwenden. Das ginge nur mit einer
KURZ & BÜNDIG
drastischen Einschränkung der Staat-
Dr. Walter Sturm stätigkeit und würde den Sozialstaat Online-Bibliothek für gehen möchte: Mit Spenden
an lokale Vereine oder örtliche
stellvertretender Chefredakteur und die wirtschaftliche Erholung auf
die kalte Jahreszeit
Jahrzehnte hinaus schädigen. Feuerwehren kann man nichts
Was also tun? Selbst führende Wie könnte man die kalte Jah- falsch machen. Informationen
Ökonomen, wie Jens Südekum, Be- reszeit besser nutzen, als mit ei- zum richtigen Spenden finden
Die Regierung will rater des deutschen Finanzministers, nem guten Buch? Mit dem neu- Sie unter ak-report.at.
warnen davor, über die Rückzahlung esten Krimi, dem aktuellsten
die Kosten der Pan- der Krisenkosten auch nur nachzu- Sachbuch oder einem roman-
denken. Die Schulden, die die Re- tischen Weihnachtsmärchen. Lautes Spielzeug:
demie in wenigen gierungen jetzt machen, seien nicht Die digitale Bibliothek der
Gefahr für Kinderohren
tragisch. Die meisten Bürger/-innen AK Oberösterreich bietet eine
Jahren abbauen. hätten völlig falsche Vorstellungen große Auswahl an Lesestoff. Das Quietschende Autos und spre-
davon. Sie nähmen an, dass man Beste daran? Für AK-Mitglieder chende Kuscheltiere sind nur
Das würde aber die sie irgendwann zurückzahlen muss. ist die Online-Bibliothek kos- der Anfang: Es gibt zahlloses
„Staaten zahlen aber ihre Schulden tenlos und rund um die Uhr Kinderspielzeug, das Geräusche
Krise verlängern. fast nie zurück“, so Südekum. Sie verfügbar. Nach einer kurzen macht, die zu laut für Kinderoh-
funktionieren eben ganz anders als und einfachen Registrierung ren sind. Diese können dadurch
private Haushalte. kann der Lesespaß beginnen. dauerhaft geschädigt werden.
Regierungen können sich derzeit Alle Infos dazu finden sie unter Der AK-Konsumentenschutz
F inanzminister Gernot Blümel hat
zur Bewältigung der Pandemie für
zu null Zinsen verschulden und sol-
len das auch weiterhin tun, um zu
ak-report.at. hat verschiedene Spielzeuge ge-
testet. Der traurige Spitzenreiter,
heuer und nächstes Jahr 50 Milliar- investieren und Konjunkturpakete Weihnachtszeit ist eine Rockstar Gitarre, ist fast so
den Euro eingeplant. Dass es richtig zu schnüren. Durch mehr Wachstum laut wie ein Presslufthammer
Spendenzeit
und notwendig ist, jetzt Schulden und höhere Steuereinnahmen zahlen aus einem Meter Entfernung.
zu machen, um „koste es was es sich die Zinsen quasi von allein. Die Die Österreicher/-innen sind Infos zu den Testergebnissen
wolle“ die Krise zu bekämpfen, steht Schulden selbst kann die Europäi- besonders zur Weihnachtszeit finden Sie auf ak-report.at.
außer Streit. Fraglich ist allerdings sche Zentralbank über Staatsanlei- sehr spendabel. Doch wie muss
die Verteilung der eingesetzten Mit- hen finanzieren und die Zinsen dafür ich spenden, damit das Geld
tel: Während die Regierung bein- auch Jahrzehnte lang niedrig halten. auch wirklich da ankommt, wo Vorsicht bei
hart die dringend nötige Erhöhung Durch Wirtschaftswachstum werden es gebraucht wird? Dafür gibt
Online-Shops
des Arbeitslosengeldes verweigert, sie immer unbedeutender. es ein Spendengütesiegel, mit
bekommen Unternehmen in aktu- Neue Steuern braucht es dennoch dem Organisationen beweisen, Gerade heuer kaufen viele
ellen Lockdown teils Mehrfach-Ent und zwar auf Millionenvermögen und dass Sie das Geld so verwalten, ihre Weihnachtsgeschenke im
schädigungen, die ihre Gewinne ge- -erbschaften, sonst wird die Kluft wie es auch im Spendenzweck Internet. Der AK-Konsumenten-
genüber dem Vorjahr sogar drastisch zwischen Arm und Reich, die in der beschrieben wird. Sollten Or- schutz warnt vor Fake-Shops,
erhöhen. Nicht zu Unrecht befürch- Corona-Krise weiter gewachsen ist, ganisationen kein Spenden- die die bezahlte Ware nie lie-
ten viele Arbeitnehmer/-innen , dass noch tiefer. siegel haben, heißt das nicht fern. Worauf man beim On-
am Ende sie die Rechnung dafür be- automatisch, dass sie schlecht line-Shopping achten muss,
zahlen müssen. sind, trotzdem sollte man die haben unsere Experten/-innen
Blümel selbst hat diese Sorge ge- gleichen Anforderungen stel- in einem kurzen Video zusam-
schürt, indem er erklärte, man werde len. Wer auf Nummer sicher mengefasst: ak-report.at.
nicht wie nach der Finanzkrise „wie- walter.sturm@akooe.at
Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich
Nr. 6, Dezember 2020, 51. (75.) Jahrgang. Erscheint sechsmal im Jahr.
Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter
und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz
Telefon: 050/6906-2180, E-Mail: redaktion@akooe.at
Redaktion: Dominik Bittendorfer (CvD), Rainer Brunhofer, Isabell Falkner (CR), Gabriele Fehringer
PEFC zertifiziert (CvD), Nina Gruber, Ines Hafner, Martina Macher, Ulrike Mayr, Andreas Nöhmayer (Bild),
Dieses Produkt stammt Michael Petermair, Hans Promberger, Norbert Ramp, Maria Schamberger, Walter Sturm (stv. CR),
aus nachhaltig gedruckt nach der Richtlinie Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout)
bewirtschafteten Wäldern „Druckerzeugnisse“ des öster
und kontrollierten Quellen reichischen Umweltzeichens,
Fotos: Ünal Uzunkaya, Erwin Wimmer. Auflage: 547.000
www.pefc.at Gutenberg-Werbering GmbH, UW-Nr. 844 Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html
2 report Die nächste Ausgabe erscheint am 27. Jänner 2021.
Die nötige Rückkehr des
Lange wurde uns einge
redet, die Wirtschaft funk-
tioniere am besten, wenn
Staates in die Wirtschaft
sich der Staat raushält. Die
Corona-Krise zeigt aber,
dass nur ein handlungs
fähiger Staat in der Lage
ist, Krisen zu bewältigen.
E ntfesselt die Wirtschaft! Mehr
privat, weniger Staat! Seit vielen
Jahren versuchen Unternehmerver-
treter/-innen und ihnen naheste-
hende Parteien mit Schlachtrufen
wie diesen, den Staat aus der Wirt-
schaft hinauszudrängen.
Schon der große Finanzkrach
2008, den Banken mit Spekula-
tion und Gier verursacht hatten,
hat klar gezeigt, dass eine Selbst-
regulierung der Wirtschaft nicht
funktioniert. Nur die Staaten, die
weltweit Milliarden in die Banken
gepumpt und regulierend einge-
griffen haben, waren in der Lage,
wirksam die Krise zu bekämpfen, Großer Protest gegen die drohende Schließung des Steyrer MAN-Werks. Jetzt ist entschlossenes staatliches Handeln nötig.
die entfesselte Marktkräfte herbei-
geführt hatten. Nur so konnte der Jetzt rächt sich allerdings der von gieriger Profitmaximierung die Einkommen der Beschäftigten
völlige Zusammenbruch der Wirt- Verzicht auf eine aktive Wirt- und verfehlter oder unterlassener nachhaltig gesichert werden kön-
schaft verhindert werden. schafts- und Industriepolitik in Wirtschaftspolitik. nen, fehlen gänzlich.
Die Erkenntnis währte nur kurz. den vergangenen Jahren. Der Ver- Es ist höchste Zeit, diese Feh-
Nicht zuletzt unter dem Druck der kauf wichtiger Staatsbeteiligungen Versäumnisse in der ler zu korrigieren. Wir brauchen
hohen Kosten der Finanzkrise und war ein Fehler, durch den Chan- dringend eine Industriepolitik, bei
Industriepolitk korrigieren
gesenkter Steuern für Konzerne cen für eine Lenkung der gesamt- der sich Arbeitnehmer/-innen, Be-
und Reiche reduzierten viele Staa- wirtschaftlichen und industriellen Dass sich etwa die Fahrzeugin- triebe, die Politik und Experten/-in-
ten bald wieder ihre Ausgaben. Entwicklung Österreichs leicht- dustrie in einem tiefgreifenden nen an einen Tisch setzen und ein
Privatisierungen von Gesundheits- fertig verspielt wurden. So hat der Strukturwandel befindet, ist lange tragfähiges Konzept für die indus-
einrichtungen und der Abbau von massive Personalabbau bei Unter- bekannt. In Österreich sind in trielle Zukunft in Österreich ent-
Intensivbetten verursachten in der nehmen wie den Casinos Austria diesem Bereich 50.000 Arbeitneh- wickeln. Oberösterreich als starkes
aktuellen Pandemie etwa in Italien oder dem Flugzeugkomponenten- mer/-innen – darunter 18.000 in Industriebundesland muss dabei
und Frankreich katastrophale Zu- bauer FACC mit jeweils mehr als Oberösterreich – direkt und zehn- besonders im Fokus stehen.
stände in den Spitälern. In Öster- 650 Betroffenen nur am Rande tausende weitere in Zulieferbetrie-
reich konnte das weitgehend ver- mit der Corona-Krise zu tun. Auch ben beschäftigt. Konzepte, wie der Öffentliche Beteiligungen
hindert werden – trotz gegenteili- die beabsichtigte Schließung des Umbau – auch angesichts notwen-
an der Industrie forcieren
ger Empfehlungen marktradikaler MAN-Werks in Steyr mit mehr als diger Klimaziele – politisch aktiv
Ökonomen/-innen und sogar des 2.300 Beschäftigten ist eine Folge gestaltet und Arbeitsplätze sowie Bund und Länder müssen sich
Rechnungshofes. wieder strategisch an wichtigen
Unternehmen beteiligen – auch
In Gesundheit, Pflege und über die Sperrminorität hinaus.
Ziel dieser Beteiligungen muss es
Klimaschutz investieren
sein, Betriebsschließungen oder
In der aktuellen Wirtschaftskrise » Wie schon die die Verlagerung in Billiglohnlän-
wird erneut klar, dass nur ein star- der zu verhindern. Ein mögliches
ker Staat in der Lage ist, die Krise zu inanzkrise ab 2008
F Instrument für Oberösterreich
meistern. Ohne staatlich geförderte wäre ein Beteiligungsfonds, den
Kurzarbeit und Milliardenstützun- zeigt uns auch die das Land alleine errichtet oder der
gen für strauchelnde Unternehmen auch Beiteiligungskapital von (re-
wäre die Krise noch viel tiefer. Wer, aktuelle Corona-Krise, gionalen) Banken, Versicherungen
wenn nicht der Staat, soll jetzt mit oder interessierten Kapitalanlegern
Investitionen die dramatisch ge- Dr. Johann Kalliauer dass eine aktive Rolle aufnimmt. Staatliche Förderungen
sunkene Nachfrage ankurbeln. Zu AK-Präsident für größere Unternehmen soll es
tun gibt es genug: Vom Ausbau des des Staates in der Wirt- nur dann geben, wenn diese eine
Gesundheits- und Pflegesystems rechtlich verbindliche Arbeits-
bis zum ökologischen Umbau von schaft unverzichtbar ist. Jetzt braucht es platzgarantie abgeben.
Verkehr und Industrie. walter.sturm@akooe.at
dringend öffentliche Zukunftsinvestitio-
nen zur Sicherung der Arbeitsplätze. « report 3
Notruf, Krankenwagen und Rettungshubschrau In der Rettungskette zäh Menschenleben retten ist ihre Leidenschaft: Marlene Klein ist ehrenamtliche Rettungssanitäterin beim Arbeiter-Samariter-Bund. 4 report
ber:
hlt jede Sekunde
Wir alle hoffen, dass wir sie nie brauchen. Trotzdem Um Ansteckungen zu vermeiden, Dann kommt der Hubschrauber
kennen wir sie auswendig – die Notrufnummern dürfen Krankentransporte nicht zum Einsatz. Das Team der Flugret-
mehr zusammengelegt werden. tung – bestehend aus Pilot, Notarzt
der Blaulichtorganisationen. Der AK-Report hat „Jetzt dauert alles ein bisschen län- und einem speziell ausgebildeten
sich genauer angeschaut, was eigentlich passiert, ger, aber die Gesundheit der Pati- Flugrettungssanitäter – bekommt
wenn man im Notfall die richtige Nummer wählt. entinnen und Patienten und des aus der Notrufzentrale die Einsatz-
Rettungspersonals steht an erster meldung. Damit der Pilot weiß,
Stelle“, sagt Marlene Klein. wo es hingeht, bekommt er die
M it den Worten „Notruf – wie
kann ich Ihnen helfen?“, mel-
det sich Klaus Kaiserseder, Leiter
Das Funkgerät ist dabei ständi-
ger Begleiter. Es liefert die ersten
Infos darüber, was passiert ist und
Der kürzeste Weg ist
Koordinaten automatisch auf das
Navigationsgerät des Hubschrau-
bers geschickt.
oft durch die Luft
der Rettungsleitstelle des Roten wo es passiert ist. Es wird immer versucht, so nah
Kreuzes in Linz, bei hilfesuchen- „Wichtig ist, dass man sich im Wenn es besonders schnell ge- wie möglich am Einsatzort zu lan-
den Anrufern/-innern. Jedes Jahr Team zu hundert Prozent aufeinan- hen muss, der Einsatzort schwer er- den. So kann die Zeit bis zum Ein-
wählen mehr als zwei Millionen der verlassen kann“, sagt Rettungs- reichbar ist oder die Patienten/-in- treffen der Rettungskräfte weiter
Menschen die Nummer 144. Wäh- sanitäterin Marlene Klein. Auf der nen in ein weiter entferntes Kran- verkürzt werden. Die Patienten/-in-
rend die sogenannten Calltaker,
also jene, die Anrufe entgegenneh-
men, abfragen, wo sich der Notfall
ereignet hat und was genau pas-
Fahrt zum Einsatzort bekommt die
Rettungsmannschaft ständig neue
kenhaus gebracht werden müssen,
reicht ein Rettungsauto nicht aus. Weiter auf Seite 6
»
siert ist, werden im Hintergrund
bereits die Disponenten/-innen
aktiv. Wichtig ist, rasch zu klären,
welches Transportmittel beim Ein-
satz gebraucht wird. Das nächstge-
legene Fahrzeug kann so schnellst-
möglich hingeschickt werden.
Rettungsteam laufend in
Kontakt mit der Zentrale
„Die Leute, die anrufen, sind un-
sere wichtigste Informationsquelle,
quasi unsere Augen und Ohren
am Einsatzort“, erklärt Klaus Kai-
serseder. Deshalb ist es wichtig,
dass die Anrufer/-innen nicht auf-
legen, solange die Calltaker noch
Fragen haben. Die Rettungskräfte
© OÖRK/Affenzeller
geben auch übers Telefon Anwei-
sungen zu Erste-Hilfe-Maßnah-
men, während sich die Einsatz-
kräfte schon auf den Weg machen. Klaus Kaiserseder arbeitet seit 24 Jahren in der Rot-Kreuz-Leitstelle Linz-Mühlviertel. Sein Tipp: Im Ernstfall Ruhe bewahren.
Das Rote Kreuz arbeitet eng mit
dem Arbeiter-Samariter-Bund Informationen aus der Zentrale, so
(ASB) zusammen. Notrufe gelan- kann sie sich gut darauf einstellen,
gen beim ASB entweder über die was sie gleich erwartet. Die Arbeit
Leitstelle des Roten Kreuzes oder der Teams, bestehend aus zwei bis » Die Anrufer haben eine wichtige
über die eigene Nummer 2124 in drei Sanitätern/-innen, ist seit eini-
die Einsatzzentrale. Wird ein Not- gen Monaten noch anspruchsvoller Aufgabe: Sie sind unsere Augen und
fall gemeldet, ist am ganzen Stand- geworden. In der Corona-Pande-
ort in Linz ein Alarm zu hören. Das mie wurden noch strengerer Hy- Ohren am Einsatzort. «
heißt für Einsätzkräfte: Jemand gienevorgaben eingeführt. Es gibt
braucht Hilfe. So schnell wie mög- nun auch spezielle Fahrzeuge, in Klaus Kaiserseder, Leiter der Rot-Kreuz-Leitstelle Linz-Mühlviertel
lich machen sie sich auf den Weg denen ausschließlich Covid-Pati-
zu ihrem Rettungsauto. enten/-innen transportiert werden.
report 5
der Flugrettung die Bergung eines
Landwirtes geblieben, der im Jahr
2002 vom Hochwasser überrascht
wurde und schließlich vom Dach
seines Traktors gerettet werden
musste.
Hotline 1450, die
Corona-Nummer
Zu den Nummern, die wir alle
auswendig kennen, zählt seit Kur-
zem auch die Gesundheitsbera-
Das Flugrettungsteam des Christophorus 10 ist bereits auf dem Weg zum nächsten Einsatz. tung 1450 – besser bekannt als
Corona-Hotline. Seit März des
Vorjahres gibt hier medizinisches
Fachpersonal Auskunft über Ge-
Wir fliegen von Sonnenaufgang
sundheitsfragen aller Art. „Es ist
wichtig, dass Expertinnen und
Experten die Hotline bedienen“,
bis Sonnenuntergang.
erklärt Gerlinde Carruthers, Mit-
arbeiterin der telefonischen Ge-
sundheitsberatung. Sie sind in der
Lage, Zusammenhänge zwischen
Wolfgang Hießböck, Stützpunktleiter des ÖAMTC-Helikopters Christophorus 10 Symptomen und Erkrankungen zu
erkennen und können zuverlässig
Hilfe leisten. Seit Monaten drehen
sich die meisten Anfragen aber nur
nen werden noch vor Ort erstver- für das Flugrettungsteam zurück mehr um ein Thema: Corona.
sorgt, dann bringt sie der Chris- zum Stützpunkt am Flughafen in
tophorus 10, der Helikopter des Hörsching. „Unsere Schicht dau- Nicht nur Notfälle
ÖAMTC, in das geeignete Kran- ert immer von Sonnenaufgang
werden gemeldet
kenhaus. Angeflogen wird also bis Sonnenuntergang“, berichtet
nicht zwingend das nächstgelegene Stützpunktleiter und Pilot Wolf- Langweilig wird es entlang der
Spital, sondern das mit der nötigen gang Hießböck. Im Sommer wird Rettungskette nie. Auch die eine
also länger geflogen als in den Win- oder andere kuriose Erfahrung
termonaten. Und falls ein Einsatz bleibt hier nicht aus. Die Notruf-
doch einmal bis in die Nacht hin- nummern 144 und 2124 wurden
» Die Profis der Gesundheits- ein dauert, ist der Christopherus 10 schon dafür verwendet, um sich
noch zusätzlich mit Nachtsichtge- nach den nächsten Terminen für
Hotline können aus der Ferne räten für die Crew ausgestattet. Erste-Hilfe-Kurse zu erkundigen.
Auch Scherzanrufe von übermüti-
schnell und zuverlässig helfen. « Wind und Wetter als gen Kindern kommen gelegentlich
vor. Die Profis können hier aber
große Herausforderungen
Gerlinde Carruthers, telefonische Gesundheitsberatung schnell den Ernstfall von Schaber-
So einen Hubschrauber zu flie- nack unterscheiden. Auch unter
gen ist kein Kinderspiel. Eine be- der Nummer 1450 rufen schon mal
medizinischen Ausstattung, die Pa- sondere Herausforderung ist das Personen mit Problemen an, die
tienten/-innen jetzt brauchen. Wetter. Bei einem unvorhergese- wenig mit Gesundheit zu tun ha-
Die meisten Krankenhäuser ver- henen Wetterumschwung – be- ben. Bei Fragen zu Kurzarbeit und
fügen über einen Dachlandeplatz, sonders bei Bergrettungseinsätzen Urlaubsstornos bei Reisewarnun-
wo bereits ein Abholteam bereit – braucht es vor allem Können und gen können die Experten/-innen
steht, das die Patienten/-innen Routine, um den Helikopter wie- dort keine Auskunft geben. Aber
aufnimmt und die Behandlung der sicher von A nach B zu bringen. dafür gibt es ja zum Glück die Ar-
fortsetzt. Wenn nicht gleich der Jeder Einsatz ist anders. Beson- beiterkammer.
nächste Einsatz ansteht, geht es ders in Erinnerung ist dem Team gabriele.fehringer@akooe.at
6 report
Aggression bitte
Beschäftigte geben im Job
täglich ihr Bestes. Werden
sie dann von Kunden, Kli-
draußen lassen
enten oder Patienten be-
schimpft, bedroht oder gar
attackiert, ist das eigent-
lich unfassbar. Aber leider Sophie
Hötzinger, MSc
für viele bittere Realität.
AK-Expertin
W enn eine Handelsangestellte
von der friedlichen Jahreszeit
liest, kriegt sie einen Lachkrampf.“
Schlimm für
Sabine Eiblmaier, Betriebsratsvor- Betroffene
sitzende von Interspar Österreich,
bringt es auf den Punkt. Viele Ar- Gewalt und Aggressionen
beitnehmerinnen und Arbeitneh- gehören in manchen Branchen
mer leiden im Job unter der Unzu- immer mehr zum Berufsrisiko.
friedenheit und den Aggressionen Wir sprachen mit der AK-Ex-
mancher Mitmenschen. Und das pertin für Arbeitsbedingun-
nicht nur zur Weihnachtszeit. Auch gen, Sophie Hötzinger, über
die Corona-Krise hat die Situation dieses heikle Thema.
vor allem für die Beschäftigten im AK-Report: Gewalt ist ja viel
Lebensmittelhandel noch verschärft. mehr als tätliche Angriffe. Was
„Wir mussten im ersten Lockdown fällt alles darunter?
im März sogar Security-Mitarbeiter Hötzinger: Sehr häufig sind
in unseren Geschäften einsetzen, Beschimpfungen und Bedrohun-
weil die Stimmung teilweise so gen oder besonders fordernde
emotionsgeladen war. Wir wollten Gut geschult und aktiv gegen Gewalt am Arbeitsplatz: Interspar-Mitarbeiterin Bettina und aggressive Verhaltenswei-
unsere Leute gut beschützt wissen“, Auzinger mit Betriebsrätin Sabine Eiblmaier (rechts) in der Filiale in Braunau. sen. Oft werden Betroffene auch
berichtet Sabine Eiblmaier. massiv unter Druck gesetzt. All
bei uns im Innviertel, gibt es zum Die Beschäftigten gehören gut vor das kann schlimme Folgen ha-
Beleidigt, beschimpft Glück wenig Gewaltvorfälle. Man Gewalt geschützt. ben, auch gesundheitliche.
kennt und respektiert einander. AK-Report: Was können Be-
und oft sogar bedroht
Das Problem ist größer, je näher Richtungsweisend für troffene tun, wenn sie in der Ar-
Gewalt am Arbeitsplatz war lei- man den Großstädten kommt, wo beit Gewalt erleben?
viele Arbeitgeber
der auch vor Corona bereits ein die Menschen anonymer leben.“ Hötzinger: Solche Vorfälle
großes Thema. Und zwar quer Die Folgen von Gewalt am Ar- Daher gibt es im Konzern unbedingt sofort der Führungs-
durch alle Dienstleistungsbran- beitsplatz sind verheerend. Für die Schulungen zu Selbstschutz und kraft melden und auch gleich
chen. Gewalt bedeutet nicht nur betroffenen Beschäftigten, ganze Deeskalation für die Beschäftigten den Betriebsrat informieren,
körperliche Gewalt, sondern auch Teams und das gesamte Unterneh- sowie Lehrgänge zum Umgang wenn es einen in der Firma gibt.
verbale und psychische Attacken. men: sinkende Motivation, Angst, mit Aggressivität für alle Füh- AK-Report: Wer ist eigent-
Beleidigungen und Beschimp- Depressionen, gesundheitliche rungskräfte. Während der gesam- lich dafür verantwortlich, dass
fungen, Drohungen, unangenehme Probleme, Krankenstände. ten Öffnungszeiten ist immer eine Beschäftigte geschützt sind?
Anspielungen – die Palette an Bei Interspar ist man sich dessen geschulte Führungskraft in jeder Hötzinger: Immer der Ar-
schlimmen Erlebnissen ist bei den voll bewusst. Die regelmäßigen Be- Filiale. Derart gut vorbereitet lässt beitgeber. Er muss im Rahmen
Betroffenen leider breit. richte aus der Praxis von Betriebs- sich die heikle Weihnachtszeit mit seiner Fürsorgepflicht dafür sor-
Manches davon ist auch Bettina rätin Sabine Eiblmaier lassen die hoher Kompetenz und einiger Ge- gen, dass seine Beschäftigten
Auzinger schon passiert. Sie arbei- Konzernleitung nicht kalt. Ganz lassenheit meistern. vor Übergriffen jeglicher Art ge-
tet seit 25 Jahren im Interspar Brau- im Gegenteil. Alle sind sich einig: ulrike.mayr@akooe.at schützt sind. Kommt es zu Vor-
nau, und sie liebt ihre Arbeit. Bis fällen, muss er handeln.
auf die „unguten Erlebnisse“ mit AK-Report: Was können Un-
Erschreckende Zahlen
aggressiven Kunden/-innen. „Am ternehmen tun, um ihre Mitar-
meisten kränkt es mich, wenn wir beiterinnen und Mitarbeiter vor
für etwas beschimpft werden, wo- Gewalt zu schützen?
für wir wirklich nichts können.
Wenn zum Beispiel ein Produkt
ausgeht, wie es beim Toilettenpa-
D ie Arbeiterkammer hat zum
Thema Gewalt am Arbeits-
platz geforscht. Die Ergebnisse
den. Sogar ein Viertel berichtet
von unangenehmen Anspielun-
gen und Verspottung. Beson-
Hötzinger: Da gibt es eini-
ges. Oft sind es ganz einfache
Dinge, wie ausreichende Rück-
pier im Frühjahr der Fall war. Das sind alarmierend: Sieben Pro- ders häufig betroffen sind junge zugsbereiche, gute Beleuchtung
setzt mir dann schon zu“, erzählt zent der österreichischen Arbeit- Menschen und Beschäftigte mit oder Schulungen für den richti-
Bettina Auzinger. nehmer/-innen haben körperli- Migrationshintergrund. Die AK gen Umgang mit Aggressionen.
Dabei sind solche Vorfälle im In- che Gewalt in der Arbeit erlebt, fordert die Arbeitgeber auf, ihre
terspar Braunau noch relativ selten
im Vergleich zu anderen Filialen.
16 Prozent müssen regelmäßig
verbale Gewalt – wie Beleidigun-
gesetzliche Fürsorgepflicht ernst
zu nehmen und die Beschäftig-
Fragen?
Betriebsrätin Sabine Eiblmaier: gen und Bedrohungen – erdul- ten zu schützen. 050 / 6906-1
„In ländlichen Regionen, wie hier
report 7
Sie hoffen trotz der
schwierigen Umstände auf
einen schönen Sommer-
Urlaub in Corona-Zeiten
urlaub und wollen schon
sollten Sie bedenken, dass damit
jetzt buchen? Hier die der Vertrag im Ausland geschlos-
wichtigsten Tipps der AK. sen wird und ausländisches Recht
gilt. Viele Beherbergungsbetriebe
bieten ihre Unterkünfte mit einer
G eplatzte Traumreisen, ab-
gesagte Flüge, schleppende
Rückzahlungen: Für viele Konsu-
kostenlosen Stornomöglichkeit an.
Die Preise für solche Zimmer sind
ebenfalls meist etwas höher. Wer
mentinnen und Konsumenten war auf Nummer sicher gehen möchte,
der Urlaub 2020 ein Debakel. Da sollte auch hier den Mehraufwand
ist es trotz hoher Infektionszah- nicht scheuen. Und vor allem auch
len und unüberschaubarer Reise- keine höheren Vorauszahlungen
warnungen verständlich, dass die leisten als unbedingt nötig.
Hoffnung auf eine bessere Saison
2021 lebt. Die AK Oberösterreich Verbesserungen bei
hat Tipps für die richtige Buchung
© AdobeStock
Gesetzen notwendig
in Zeiten der Pandemie.
Mehr Planbarkeit und Sicherheit
Pauschalreisen bieten Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht klappt es ja im nächsten Sommer mit dem für die Konsumenten/-innen wären
Traumurlaub. Garantien gibt es allerdings keine. jedenfalls wünschenswert. Denn
den besten Schutz
Lösungen für die aktuellen Prob-
Gleich vorneweg: Garantien, der Gewährleistung gemindert Servicegebühren. Die Tickets sind leme hat es bisher nicht gegeben,
dass eine Reise stattfindet oder ein werden. Bei österreichischen und derzeit oft unfassbar günstig, doch eher Chaos und widersprüchliche
Flieger abhebt, gibt es nie und der- deutschen Reiseveranstaltern sind kommt es immer wieder zu Flug- Informationen. Den – übrigens
zeit schon gar nicht. Eher auf der Sie auch im Falle einer Insol- streichungen. Rückzahlungen auch auf EU-Ebene befürworteten
sicheren Seite sind Sie jedenfalls, venz besser geschützt. Ein oder Umbuchungen sind – AK-Vorschlag für eine Gutschein-
wenn Sie eine Pauschalreise eines Vorteil ist außerdem, dann meist mühsam. Ti- lösung mit Staatshaftung in der
inländischen Anbieters bei einem dass es individuelle Be- ckets, die kostenlos Reisebranche hat die Bundesregie-
heimischen Reisebüro buchen. ratung und Ansprech- umbuchbar oder rung leider ignoriert. Dabei würde
Kann eine Pauschalreise nicht personen gibt, falls es zu stornierbar sind, diese Lösung auch für insolvenz-
durchgeführt werden, können Sie Problemen kommt. kosten meist ein biss- gefährdete Unternehmen Vorteile
kostenlos stornieren. Das gilt auch, Wer individuell reisen chen mehr. Der Aufpreis bringen.
wenn wesentliche Änderungen möchte, sollte den Flug direkt kann sich aber gerade in Zei- Noch mehr Tipps zur Buchung
vorgenommen werden. Wird die bei der Fluglinie buchen. Bu- ten wie diesen lohnen. Ihres Traumurlaubs und viele wei-
Reise mangelhaft durchgeführt, chungsplattformen bieten oft we- Wenn Sie individuell eine Un- tere Infos zum Thema Reisen fin-
etwa wenn Programmpunkte ent- nig Unterstützung und Beratung, terkunft im Ausland buchen (etwa den Sie auf ak-report.at.
fallen, kann der Preis im Rahmen verrechnen aber trotzdem hohe über die Internetseite des Hotels), ak-report@akooe.at
AC H T U N G , B I S S I G ! Albtraum auf hoher See:
Benimmregeln für die Kreuzfahrt mit Nachspiel
virtuelle Weihnachtsfeier W
eiße Strände, Palmen, türkis- bedrohlichen Nachrichten über
farbenes Wasser und Son- das Corona-Virus. Immer mehr
nenuntergänge auf hoher See: Eine Häfen ließen keine italienischen
D ie Einladung für die Betriebsweihnachtsfeier könnte heuer so
aussehen: „Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wegen der Pande-
mie entfällt die traditionelle Weihnachtsfeier im Festsaal des Gast-
Kreuzfahrt in karibischen Gefilden
hätte für einen Konsumenten aus
dem Raum Wels zum Traumur-
Schiffe mehr einlaufen. Letztend-
lich konnte die Hälfte der geplan-
ten Häfen nicht angefahren wer-
hauses Birnstingl. Wir laden euch stattdessen sehr herzlich ein zu laub seines Lebens werden sol- den, die Kreuzfahrt wurde vorzei-
einer virtuellen Weihnachtsfeier am Donnerstag, 17. Dezember 2020. len. Doch die Corona-Pandemie tig abgebrochen.
Bitte um 18.30 Uhr Computer einschalten. Festliche Kleidung er- machte ihm einen Strich durch die Die Reederei bot dem Mann
wünscht. Sekt und Brötchen sind selbst bereitzustellen.“ Damit das Rechnung. Mit Hilfe der Arbeiter- einen Gutschein an, doch dieser
Ganze ohne Pannen über die Bühne geht, hier zwei Benimmtipps: kammer Oberösterreich bekam der hatte verständlicherweise genug
Beim Zuprosten nicht gegen den Monitor stoßen, das Glas oder der Mann die gesamten Reisekosten vom Thema Kreuzfahrt. Er wollte
Bildschirm könnten Schaden nehmen. Ganz wichtig für Männer: in Höhe von mehr als 5.000 Euro sein Geld zurück und wandte sich
Tragen Sie eine Hose! Sonst könnte es Ihnen ergehen wie dem rumä- zurück. an die Arbeiterkammer. Nach einer
nischen Sportminister, bei dem ein unvermuteter Kameraschwenk Anfang März stach das italie- Intervention des AK-Konsumen-
bei einer Video-Schaltung enthüllte, dass er zwar ein frisch gebügel- nische Kreuzfahrtschiff mit dem tenschutzes erklärte sich der Reise-
tes Hemd, aber untenrum nur Boxershorts trug. ak-report@akooe.at Oberösterreicher an Bord in See. veranstalter schließlich bereit, die
Schon bald verdichteten sich die gesamten Reisekosten zu erstatten.
8 report
Vom Staplerfahrer zum
engagierten Behindertenbetreuer
Bis zum Ende der Linz terkopf, die in dieser Phase reali-
siert werden können“, sagt Gabri-
Textil-Spinnerei hielt Nihat
ele Wagner. Nihat Aris Interesse
Ari die Maschinen am war schnell geklärt: „Ich wollte
Laufen, in seinem neuen mit Menschen arbeiten.“ Nach ei-
Job kümmert er sich um ner Schnupperwoche bei der Cari-
tas-Einrichtung für Menschen mit
Menschen mit Behinderung.
Behinderung in St. Elisabeth ent-
schied er sich für eine Ausbildung
A ls vor drei Jahren die Spinne-
rei der Linz Textil GmbH wirt-
schaftlich ins Schleudern geriet,
zum Fachsozialbetreuer für Behin-
dertenbegleitung, die er dort im
Juni abschloss. Er wurde sofort in
wurden zahlreiche Mitarbeiter ge- ein Dienstverhältnis übernommen.
kündigt. Nihat Ari war einer von
ihnen. „Das war schon ein schwe- Nach 20 Jahren endlich
rer Schlag“, erinnert sich der Lin-
den Traumjob gefunden
zer. Fast 20 Jahre lang hatte er dort
Maschinen bedient und montiert Anstatt Paletten zu stapeln, arbeitet Nihat Ari jetzt mit behinderten Menschen. „Bei unseren Kunden kommt
oder als Staplerfahrer tonnenweise alles direkt vom Herzen“, freut
Paletten transportiert. mein eigenes Geld verdienen.“ Das erlernen. Betreut wurde er dabei sich der 42-Jährige. Wenn er mit
Als 13-Jährigen hatte ihn seine tat er unter anderem als Verkäu- unter anderem von Mag.a Gabriele seinen „Kunden“ in der hauseige-
Mutter aus der Türkei nach Linz fer und Küchenhilfe bei einer Fast Wagner vom Verein zur Förde- nen Werkstatt Stifte in Schachteln
geholt, wo sie als Reinigungskraft Food-Kette, ehe er 1999 bei der rung von Arbeit und Beschäftigung sortiert oder mit ihnen am Bau-
und Küchenhilfe arbeitete. Ein Linz Textil zu arbeiten begann. (FAB). „Wir helfen den Betroffenen ernhof Essen für die Tiere vorbe-
schwieriger Start für Nihat Ari: zu erkennen, was sie wollen. Wir be- reitet, wisse er, dass er die richtige
„Ich konnte kein Deutsch, es war FAB legt erfolgreich raten, geben Tipps für Ausbildun- Entscheidung getroffen habe. Auch
eine völlig andere Kultur und gen und legen Schienen“, sagt Gab- wenn sein Bekanntenkreis anfäng-
Schienen in die Zukunft
meine ganzen Freunde blieben in riele Wagner. Das sei beim „dschun- lich skeptisch war. „Sie waren sich
der Türkei zurück.“ Er absolvierte Sein Glück nach dem Be- gelhaften Ausbildungsmarkt“ auch nicht sicher, ob ich das aushalten
die Hauptschule zwar mit Erfolg, triebsende: Mit Landeshilfe rich- dringend notwendig. Wesentlich würde. Aber beruflich habe ich
doch einen Lehrplatz suchte er tete das Unternehmen eine Out- sei das Erkennen von Interessen endlich gefunden, was ich wollte“,
zwei Jahre lang vergeblich. „Dann placement-Stiftung ein, die es er- und Begabungen. „Nicht selten sagt Nihat Ari.
sagte ich mir: Es reicht, ich muss möglichte, einen neuen Beruf zu haben Betroffene Ideen im Hin- hans.promberger@akooe.at
wir sind
für sie da!
Speziell in schwierigen Zeiten ist eine kompetente
Unterstützung beim Zugang zum Arbeitsmarkt
besonders wichtig.
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umfassenden dienstleistungen rund um:
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Arbeitsplatznahe Qualifizierung, ÜBA
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einstiegsmöglichkeiten erhalten sie auf unserer webseite: w w w. f a b . a t
report 9
Sie arbeiten, damit wir Strom, Klopapier und
Die wahren Leistungsträ
rer, die Jungs von der Müllabfuhr,
die Netztechniker oder die Mitar-
beiter in den Kraftwerken, die da-
für sorgen, dass wir alle mit Strom
versorgt werden. „Nicht auszuden-
ken, was passiert, wenn im Kran-
kenhaus das Licht ausgeht. Dann
sind Menschenleben in Gefahr, im
Extremfall endet das in einer Ka-
tastrophe. Darum müssen die Tur-
binen immer Laufen“, sagt Alois
Hofer, Betriebsrat bei der Verbund
Hydro Power GmbH. Er vertritt
die rund 100 Beschäftigten in den
Kraftwerken an der Oberen Donau,
Im dm-Verteilzentrum in Enns arbeiten Betriebsrätin Andreea Tanase und ihre Kol-
leginnen auf Hochdruck, damit in allen Filialen jederzeit Klopapier vorrätig ist.
Dominik Gessert
In der aktuellen Krise zeigt sich mehr denn je, wer und dafür sorgen mussten, dass die Betriebsrat bei der Firma Hipp
die wahren Leistungsträger in Oberösterreich sind: die Bestände in den Filialen perma-
nent nachgefüllt wurden“, berichtet Babys ist die Krise egal,
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Betrieben.
dm-Betriebsrätin Andreea Tanase. sie brauchen immer etwas
Sie halten seit Monaten unser Land und die Wirtschaft zu essen. Darum haben wir
am Laufen. Dafür verdienen sie mehr Wertschätzung. Frauen stemmen diese voll durchgearbeitet. Mit
Masken, bei 45 Grad Hitze
schwere Krise
und hoher Luftfeuchtigkeit.
A lle haben zusammengeholfen,
sogar die Leute aus den Büros
haben im Lager mitangepackt.
Rund 85 Prozent der 700 Be-
schäftigten im Verteilzentrum
im Ennser Stadtteil Kristein sind
Schweres Heben und Tra-
gen, die volle Härte. Unsere
Leute erbringen seit Mona-
Auch an den Samstagen haben sie Frauen. Auch im Handel, in der ten Höchstleistungen – für
gearbeitert, massig Überstunden Kranken- und Altenpflege, in der die Babys, für die Firma und
geschoben. Und das alles nur, da- Reinigung und in den Kindergär- für die ganze Gesellschaft.
mit das Klopapier nicht ausging? ten sind die Belegschaften mehr-
Nein, nicht nur deswegen haben heitlich weiblich. Laut einer aktu-
die Beschäftigten im dm-Verteil- ellen Auswertung des Österreichi- also Aschach, Ottensheim-Wilhe-
zentrum in Enns-Kristein in der schen Arbeitsklima Index werden ring, Abwinden-Asten und Wall-
ersten, heißen Phase der Coro- zwei Drittel der systemrelevanten see-Mitterkirchen. Selbst, wenn das
na-Krise Höchstleistungen er- Berufe von Frauen ausgeübt. ganze Land heruntergefahren wird,
bracht. „Im März haben viele Men- Das soll natürlich nicht darüber müssen die Kraftwerke weiterlau-
schen Vorräte angelegt und zum hinwegtäuschen, dass auch berufs- fen. Damit das immer gewährleis-
Beispiel Klopapier gehamstert. Wir tätige Männer unsere Gesellschaft tet bleibt, wurde die Belegschaft
hatten dadurch extrem viel Arbeit, und unser Land am Laufen halten: geteilt: Eine Hälfte ist im Betrieb,
weil wir ständig beliefert wurden die Polizisten, die Straßenbahnfah- die andere Hälfte daheim. Diese
10 reportBabybrei haben:
ger in unserem Land
Einteilung wird wochenweise ge- ein noch höherer Überschuss pro
wechselt, um im Falle eines positiv Kopf erzielt. Und auch aus den für
getesteten Mitarbeiters immer eine 2019 bereits vorliegenden Jahresab-
Reservemannschaft parat zu haben. schlüssen lässt sich ablesen, dass die
Immer im Einsatz sind zumindest Betriebe bis kurz vor Ausbruch der
ein Schlosser und ein Elektriker, Krise ordentlich Kapital aus ihren
um im äußersten Fall das Kraft- Beschäftigten geschlagen haben.
werk im Notbetrieb betreiben zu
können. Babys haben auch
im Lockdown Hunger
Halbe Mannschaft
Prächtig läuft es auch bei der Dr. Johann Kalliauer
schaukelt ganzen Betrieb
Firma Hipp in Gmunden, weil AK-Präsident
Die Beschäftigten, die gerade im Lockdown die Nachfrage nach
im Dienst sind, haben extremen
Arbeitsdruck, weil sie mit halber
Mannschaft den ganzen Betrieb
Alois Hofer
Betriebsrat beim Verbund
Baby- und Kindernahrung steigt –
wahrscheinlich, weil die Beschäf-
tigten im Home-Office keine Zeit
E rst bekamen sie Applaus, jetzt
ist es wieder still geworden
um die Heldinnen und H elden
schaukeln und täglich Überstun- Wenn die Stromversor- zum Kochen haben. der Krise. Wir sprachen mit
den machen müssen. Das klingt gung der Krankenhäuser Um den gestiegenen Bedarf zu AK-Präsident Dr. Johann Kalli
anstrengend, ist es wegen der ho- ausfallen würde, wäre die decken, arbeiten die Beschäftigten auer über fehlenden Respekt
hen körperlichen Belastungen Gesundheitsversorgung der in diesem systemrelevanten Betrieb und mangelnde Wertschätzung.
auch. „Aber unsere Leute haben Menschen gefährdet oder trotz (oder eben wegen der) Krise Werden die Leistungen der Be-
angesichts der außergewöhnli- nicht mehr gewährleistet. auf Hochtouren – und das trotz schäftigten honoriert?
chen Umstände Verständnis für Das würde im Extremfall großer Unsicherheit und Angst vor Nein. Die letzten Monate haben
die hohe Belastung. Sie überneh- in einer Katastrophe enden. einer Ansteckung. Um Letzteres zu zwar eindrucksvoll gezeigt, dass
men Verantwortung und halten Darum müssen die Turbinen vermeiden, wurden in der Firma auf die Beschäftigten Verlass ist.
gemeinsam das Werkl am Laufen“, ständig laufen. Dafür sorgen die ohnehin schon hohen Hygie Ohne sie würden viele Unterneh-
berichtet Betriebsrat Alois Hofer, die Beschäftigten in unseren nestandards nochmals erhöht: men diese Krise nicht überstehen.
der mit dem Verbund-Manage- Kraftwerken. Schichten wurden verschoben, Und was machen manche Unter-
ment im Frühjahr eine außerge- damit weniger Beschäftigte zusam- nehmen? Sie nutzen die Kurzar-
wöhnliche Corona-Arbeitszeitver- menkommen. Abstandsregeln und beit, um Lohnkosten zu sparen,
einbarung ausgehandelt hat: Diese – ja, die Zahl mit den neun Nullen! Maskenpflicht wurden eingeführt, und ergreifen dann die erstbeste
sieht vor, dass in der jeweiligen – Arbeitsstunden erbracht. Davon und die Sitzplätze in der Kantine Gelegenheit, sich von einem Teil
Arbeitswoche 56,5 Stunden geleis- waren fast 25 Millionen Überstun- wurden drastisch reduziert. der Belegschaft zu trennen.
tet werden und die Beschäftigten, den und davon wurden wiederum Was erwarten Sie sich von den
die zuhause sind, täglich von 6:00 mehr als sechs Millionen Stunden Überstunden geschoben Unternehmen?
bis 8:30 Uhr abrufbereit sind. Da- nicht bezahlt und nicht in Zeit aus- Für ihre Loyalität, ihren Einsatz
ohne zu jammern
mit ergibt sich im Durchschnitt geglichen. Dadurch wurden den und ihren Mut, auch in der Pan-
der beiden Wochen die normale Beschäftigten, die mehr an Leis- Wenn Kollegen/-innen krank ge- demie ihren Mann und ihre Frau
Arbeitszeit. Vorsorglich wurde die tung erbracht haben als vertraglich worden sind, sind die anderen ein- zu stehen, verdienen die Beschäf-
Vereinbarung schon frühzeitig bis vereinbart, anstatt sie dafür anstän- gesprungen, haben Überstunden tigten mehr Wertschätzung, fi-
31. März 2021 verlängert. dig zu entlohnen, fast 162 Millio- geschoben, „ohne zu jammern“, be- nanzielle Anerkennung und faire
nen Euro gestohlen. tont Betriebsrat Dominik Gessert Behandlung im Betrieb.
Arbeitnehmer sind fleißig, Das ist umso ärgerlicher, als die und sagt: „Die Beschäftigten haben Und was fordern Sie von der
Unternehmen prächtig an ihren diese Krise gestemmt.“ Politik und den Sozialpartnern?
flexibel und produktiv
produktiven Mitarbeitern/-innen Auch über die erschwerten Ar- Die Politik muss die Konjunk-
Apropos Arbeitszeit: Nicht nur verdienen: Die Wertschöpfung beitsbedingungen haben sie sich tur ankurbeln, die Wirtschaft in
in diesem verrückten Jahr 2020 pro Kopf in mittleren und großen nicht beklagt. Das Arbeiten mit Schwung bringen. Und sie muss
arbeiten die oberösterreichischen Unternehmen lag 2018 bei rund Maske bei Temperaturen um die den geforderten Corona-Tausen-
Beschäftigten viel und lange. Auch 83.000 Euro. Zieht man davon die 45 Grad und hoher Luftfeuchtig- der endlich auszahlen. Außerdem
sonst sind sie bekannt dafür, flei- Personalkosten ab, bleiben den Un- keit, schweres Heben und Tragen ist es höchste Zeit, die Mindest-
ßig, flexibel, mobil, innovativ und ternehmen jährlich immer noch – die körperlichen Belastungen wa- löhne in allen Branchen auf 1.700
produktiv zu sein – um nur einige knapp 23.000 Euro pro Mitarbei- ren noch höher als sonst. Und so- Euro und das Arbeitslosengeld auf
ihrer besten Eigenschaften zu nen- ter/-in. Nimmt man Non-Profit- mit auch die enormen Leistungen zumindest 70 Prozent des Letzt-
nen. Im vergangenen Jahr haben sie Unternehmen, wie Wohnbauträger der Beschäftigten. bezugs zu erhöhen.
insgesamt mehr als eine Milliarde oder Pflegeheime dazu, wird sogar dominik.bittendorfer@akooe.at
report 11AK half nach Kündigung
Manche Arbeitsverhältnisse
enden unerfreulich. Ver-
sucht sich ein Unterneh-
men auf Kosten des Ge-
scheid,“ weiß Stefan Peischl aus
kündigten Geld zu sparen, seiner langjährigen Praxis als
muss die AK einschreiten. AK-Rechtsberater.
AK erkämpfte 2019 fast
R obert Groiß war mehr als 25
Jahre für einen großen Han-
delskonzern als Regionsleiter für
118 Millionen Euro
Die Expertinnen und Experten
den Erfolg mehrerer Filialen ver- der Arbeiterkammer Oberöster-
antwortlich. Ein anspruchsvoller reich informieren, beraten und ge-
Job, gut bezahlt mit einem Fir- hen, wenn nötig, auch vor Gericht.
menauto auch zur Privatnutzung Die meisten der mehr als 325.000
als Zugabe. Anfragen im vergangenen Jahr be-
Nach der Kündigung durch trafen das Arbeits- und Sozialrecht.
den Arbeitgeber wurde der Bad Rund 18.000 Rechtsakte wurden
Schallerbacher vom Dienst frei- aufgenommen, in fast 8.900 Fällen
gestellt. Das Dienstauto kaufte ging die AK für ihre Mitglieder vor
Robert Groiß dem Unternehmen Gericht.
ab. Um sicher zu gehen, ließ er die Insgesamt konnte die
Endabrechnung in der AK Bezirks- AK Oberösterreich
stelle Grieskirchen überprüfen. Dank der AK bekam Robert Groiß einiges an Geld nachbezahlt. 2019 für ihre Mitglie-
der fast 118 Millionen
Tausende Euros für AK- nichts zur Sache. Nach Interven- schreiten der Arbeiter- Euro erkämpfen. Davon
tion der Arbeiterkammer bezahlte kammer brachte Herrn entfielen 11,7 Millionen Euro
Mitglied hereingebracht
das Unternehmen schließlich den Groiß die restliche Prämie auf Arbeitsrechtsangelegenhei-
„Das war eine gute Idee von errechneten Betrag. ein, das waren rund 5.500 Euro zu- ten. Dabei scheut die AK auch
Herrn Groiß,“ sagt AK-Rechtsbera- Stefan Peischl bemerkte außer- sätzlich. Zum Abschluss mussten nicht davor zurück, wegen kleiner
ter Stefan Peischl, der sich des Fal- dem, dass Herrn Groiß zu wenig auch noch rund 3.100 Euro an of- Beträge zu intervenieren oder zu
les annahm. Er fand heraus, dass Abfertigung bezahlt worden war. fenen Diäten und Urlaubsentschä- klagen: Der niedrigste Betrag, den
dem Gekündigten während der Eine weitere Intervention der AK digung mittels Klage eingebracht die AK für einen Arbeitnehmer
sechs Monate dauernden Dienst- Grieskirchen brachte eine entspre- werden. hereinbrachte, betrug zwölf Euro,
freistellung ein Geldanspruch für chende Nachzahlung. „Das Beispiel von Herrn Groiß der höchste mehr als 120.000 Euro.
die nicht mehr mögliche Privat- In der Zwischenzeit war eine zeigt, dass es sich in vielen Fäl- Diesen Einsatz wissen die AK-Mit-
nutzung des Firmenwagens ent- vertraglich vereinbarte Erfolgs- len auszahlt, sich alles von uns glieder zu schätzen: 93 Prozent
standen war. prämie fällig geworden. Der Han- nachrechnen zu lassen. Viele Be- sind – laut Umfrage – mit der AK
Dass Robert Groiß dieses Auto delskonzern zahlte diese zunächst schäftigte wissen gar nicht über sehr zufrieden oder zufrieden.
mittlerweile gekauft hatte, tat dabei nur zum Teil. Das neuerliche Ein- ihre möglichen Ansprüche Be- rainer.brunhofer@akooe.at
Probleme Junge Arbeitslose – ein
im Job? brennendes Problem
S eit mehr als einem Jahrzehnt
malen die Vertreter/-innen der
Wirtschaft schwarz: Unserer Wirt-
Lehrstelle. Besorgniserregend ist,
dass heuer sechsmal so viele junge
Menschen bereits länger als ein
schaft gehen die Fachkräfte aus. Es halbes Jahr arbeitslos sind als im
gibt zu wenige junge Menschen, Oktober des vergangenen Jahres.
die für die Berufsausbildung zur AK-Präsident Dr. Johann Kalli-
Verfügung stehen. Österreich muss auer warnt: „Das Angebot an Aus-
deshalb immer mehr Arbeitskräfte bildungsplätzen muss verdoppelt,
aus dem Ausland holen. Doch die Produktionsschulen müssen
plötzlich ist alles anders: Rekordar- rasch erweitert und qualitativ auf-
beitslosigkeit in der 2. Republik. gerüstet werden. Zusätzlich gilt
Yasmo: Poetry Slam, Hip Hop, Rap Vor allem Jugendliche sind die es, die Kapazitäten für die schu-
Leidtragenden der häufiger wer- lische Ausbildung auszuweiten.
denden Wirtschaftskrisen. Ein Nicht-Handeln der Politik ist
Allein in Oberösterreich waren unverantwortlich und wird uns
im Oktober 2020 fast 9.000 junge gesellschaftlich und wirtschaft-
fragdieak.at Menschen arbeitslos, in Schulung lich sehr teuer kommen und noch
oder auf der Suche nach einer lange negativ nachwirken.“
12 reportSchwieriger Start in ein neues
© AdobeStock
Schuljahr mit vielen Fragezeichen
S chon zu Beginn des neuen
Schuljahres regierte bei Eltern
und Kindern die Unsicherheit: Wie
warten, hat die AK Oberösterreich
im November in Kooperation mit
der OÖ. Krone eine Umfrage un-
Prozent beklagen,
dass die Schulen
keinerlei neue
lange kann der Normalunterricht ter Eltern schulpflichtiger Kinder Förderangebote
beibehalten werden? Müssen die gemacht. geschaffen haben.
Kinder im Klassenzimmer Masken Somit bleibt die
tragen? Wird wieder auf Schichtbe- Förderung der Kinder Förderung der Lernen im Corona-Modus: Kinder brauchen derzeit mehr
trieb oder gar auf Home-Schooling Kinder den Eltern Unterstützung, bekommen diese aber in der Schule nicht.
bleibt an Eltern hängen
umgestellt? Brauchen die Kinder überlassen.
jetzt mehr Unterstützung? Wie Fast zwei Drittel der Eltern sa- Fast 60 Prozent empfinden die braucht und bestehende Förde-
können die Eltern Schule, Familie gen, dass ihre Kinder jetzt mehr Vereinbarkeit von Kinderbetreu- rungen ausgebaut werden müssen,
und Beruf unter einen Hut bekom- Unterstützung beim Lernen brau- ung und Arbeit als Belastung. damit kein Kind „zurückgelassen“
men, wenn die Schulen wieder ge- chen. Die bekommen sie aber nicht Immerhin sagen drei Viertel, dass wird: 95 Prozent fordern mehr in-
schlossen sind? von den Schulen: Sechs von zehn ihnen der Arbeitgeber entgegen- dividuelle Förderung in der Schule,
Um zu erfahren, wie es den Fa- Elternteilen geben an, dass die kommt, wenn sie Zeit für ihre acht von zehn wünschen sich mehr
milien beim Schulbeginn ergangen Schulen ihre Kinder nicht beim schulpflichtigen Kinder brauchen. Nachmittagsbetreuung, neun von
ist und was sie sich von den Schu- Aufholen des im Lockdown ver- Nahezu einig sind sich die zehn erwarten sich einen Ausbau
len und der Bildungspolitik er- passten Lernstoffs unterstützen. 85 Eltern, dass es neue Angebote der digitalen Infrastruktur.
Steyrer Christkind (23) bereitet
sich schon auf die Pension vor
Anna Springer aus Dietach Masterstudium („Digital Health
Care“) an der Fachhochschule St.
bei Steyr schlüpft in der
Pölten macht. Die 23-Jährige, die in
Weihnachtszeit in die Rolle Dietach bei Steyr wohnt, hat sogar
des Christkinds. In spätes- ein Christkind-Casting absolvie-
tens vier Jahren muss sie ren müssen. „Da wird tatsächlich
getestet, ob man sich für diese Auf-
damit allerdings aufhören.
gabe eignet. Letztendlich haben sie
mich ausgewählt.“
H aben Sie schon einmal das
Christkind gesehen? So richtig
von Angesicht zu Angesicht? Nein?
Grün, silber, weiß: Kostüm
in den Steyrer Farben
Dann müssen sie jetzt, in der Ad-
ventzeit, unbedingt nach Steyr Beruf, Weiterbildung, Hobbys
kommen. Es ist gut möglich, dass es wie Reiten, Wandern, Snowboar-
ihnen auf dem historischen Stadt- den und dann noch das Christkind
platz, beim Postamt Christkindl spielen: Wird ihr das nicht alles zu
oder auch im Weihnachtsmuseum viel? „Auf gar keinen Fall. Ich muss
mit seinem Korb − gut gefüllt mit immer etwas zu tun haben, brau-
Zuckerl − über den Weg läuft. che viel Action“, sagt Anna Sprin-
Kostüm und Perücke sitzen perfekt: Die 23-jährige Anna Springer spielt in der ger, deren Christkind-Kostüm in
Radiologietechnikerin Weihnachtszeit das Steyrer Christkind. grün, silber und weiß gehalten ist,
den Farben der Steyrer Fahne. Und
in der Nuklearmedizin
wie viele Leute Fotos mit mir ma- Es sind ja ganz viele Leute in weih- auf ihrer Haube ist das traditio-
Das Steyrer Christkind ist 23 chen wollen. Für eine Wegstrecke, nachtlicher Stimmung.“ nelle Y zu sehen, das den Zusam-
Jahre jung und heißt Anna Sprin- die zu Fuß normalerweise fünf Mi- Welche Anforderungen muss menfluss von Enns und Steyr sym-
ger. Seit vergangenem Jahr sorgt nuten dauert, brauche ich fast eine man eigentlich erfüllen, um in die bolisieren soll. Wie lange sie noch
die Radiologietechnikerin, die in Stunde. Weil ich immer wieder alle Rolle des Christkinds schlüpfen zu vorhat, ihre weihnachtliche Rolle
Linz im Krankenhaus der Barm- paar Meter stehen bleiben muss“, dürfen? „Ich muss das schon von zu spielen? „Es gibt bei uns eine
herzigen Schwestern in der Abtei- erzählt Anna Springer. ganzem Herzen machen, authen- interne Regel, dass man als Christ-
lung Nuklearmedizin arbeitet, für Blöde Sprüche musste sie sich tisch sein und viel lächeln − aber kind mit 27 in Pension gehen soll.
strahlende Augen − nicht nur bei bisher noch nie anhören. „Ich be- nicht gekünstelt“, so Anna Sprin- Daran werde ich mich halten.“
den Kindern. „Es ist unglaublich, komme nur positive Reaktionen. ger, die neben ihrem Beruf ein michael.petermair@akooe.at
report 13Neustart: Aus dem Beim Betreten der Werkstätte
grüßen keine grimmigen Verbre-
chervisagen, sondern freundlich la-
„Häfn“ zurück ins Leben
chende Gesichter. Christian Schürz
verrät sein Erfolgsrezept: „Klare
Strukturen und gegenseitiger Re-
spekt. Wir wissen nichts über die
Verurteilungen, für uns steht der
Der Weg zurück in ein Mensch im Vordergrund.“ Was er
geregeltes Leben ist für für seinen Job braucht? „Mit bei-
den Füßen im Leben stehen und
Haftentlassene mühsam. geübt sein im Probleme lösen.“
Mitarbeiter des Vereins Und Einfühlungsvermögen. Denn
„Neustart“ helfen ihnen „Neustart“-Klienten haben häufig
wieder auf die Beine. heftigste Schicksale erlitten. „Sie
sind oft gar nicht gewohnt, gelobt
zu werden. Dabei wirkt positives
A lles begann mit einem schwe-
ren Motorradunfall. Johannes
G. erlitt schwerste Verletzungen
Feedback extrem auf das Selbst-
wertgefühl“, sagt Werkstättenleiter
Christian Schürz.
und lag tagelang im Koma. Die
Folgen waren dramatisch: Eine Der Lebenslauf sagt zu
70-prozentige körperliche Beein-
wenig über den Menschen
trächtigung, der gelernte Tischler
verlor seinen Job und den Halt im Eines ärgert ihn besonders.
Leben. „Ich habe mich völlig gehen „Wenn sich unsere Klienten um ei-
lassen“, sagt Johannes G. Er geriet nen neuen Job bewerben, wird von
an falsche Freunde und die Spirale den Personalisten oft gar nicht der
begann sich zu drehen: Drogen, Mensch angeschaut, sondern nur
Geldnot, Ladendiebstähle, Einbrü- Der Haftentlassene Johannes G. (links) mit Werkstättenleiter Christian Schürz. der Lebenslauf. So haben die ehe-
che und schließlich Verhaftung. maligen Häftlinge keine Chance
kehr ins Berufsleben vor. Diese timistisch in die Zukunft. Mitver- auf ein persönliches Gespräch“, sagt
Comeback ins Leben Möglichkeit, mit Bewährungshel- antwortlich für seine erfolgreiche der Werkstattleiter. „Niemandem
fern den Weg zurück zu beschrei- Rückkehr ins Leben ist Christian ist gedient, Menschen nach Verbü-
mit Bewährungshilfe
ten, hat Johannes G. sofort ange- Schürz. Er leitet die Werkstätte von ßen ihrer Haftstrafe auf die Straße
Sein Comeback ins Leben feierte nommen. „Ich hatte völlig verges- „Neustart“. Mit zwei Kollegen/-in- zu setzen. Der Rückfall ist oft die
er zwölf Monate später mithilfe des sen, wie befriedigend es sein kann, nen betreut Christian Schürz zur logische Folge“, fügt er hinzu. Um
Vereins „Neustart“. Der Verein be- etwas Sinnvolles zu tun“, sagt der Zeit 16 Personen. Gemeinsam ar- das zu verhindern, sind ein Job und
reitet Haftentlassene mit Sozial- 38-jährige Marchtrenker. Mittler- beiten sie private Aufträge ab – ob soziale Absicherung wichtige Vor-
arbeit, Wohnungs- und Beschäfti- weile hat er eine eigene Wohnung, Ausmalen, Entrümpeln, Garten- aussetzungen.
gungsmöglichkeiten auf die Rück- eine neue Freundin und blickt op- oder Tischlereiarbeiten. hans.promberger@akooe.at
AU F G E Z E I C H N E T von Karl Berger DA S S T E C K T DA H I N T E R
Standortgarantie? Leider wertlos!
V erträge sind zu erfüllen – so lautet ein alter Rechtsgrundsatz.
Für einen Weltkonzern wie Volkswagen, zu dem der Lkw-Her-
steller MAN gehört, gilt das nur bedingt. MAN Steyr glaubte sich
durch eine Bestands- und Arbeitsplatzgarantie bis 2030 abgesichert.
Doch VW fand rasch ein Schlupfloch: Besondere wirtschaftliche
Erwägungen lassen die Kündigung des Vertrags zu. Außerdem
„müssen“ 1,8 Milliarden Euro eingespart werden, denn die Aktio-
näre/-innen dürfen nicht zu kurz kommen. Was liegt da näher als
den profitablen Standort Steyr, dessen Facharbeiterangebot immer
hoch gelobt wurde, zu schließen? Merke: Verträge werden nur ein-
gehalten, wenn es einem Weltkonzern so gefällt.
Auflösung von Seite 2 „Gut zu wissen“
Antwort c) ist richtig. Von den knapp 43 Millionen Überstunden, die im vergan-
genen Jahr in Oberösterreich geleistet wurden, blieben mehr als 6,4 Millionen
unbezahlt. Sie wurden weder in Geld noch in Zeit abgegolten. Damit wurden
den betroffenen Beschäftigten mehr als 170 Millionen Euro vorenthalten.
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