CORONA: EINE UNI IM BASISBETRIEB - LEHRZEITEN IN LEERZEITEN HELFEN STATT HAMSTERN ERÖNUNG OHNE APPLAUS - OVGU
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Magazin für Beschäftigte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Sommersemester 2020 Corona: Eine Uni im Basisbetrieb Lehrzeiten in Leerzeiten Helfen statt Hamstern Eröffnung ohne Applaus
04 Im Gespräch: 34 „ Sie sind live in 10 „Es ging deutlich mehr, 34 3, 2, 1 … “ als wir uns vorgestellt 36 Wie war´s? hatten!“ 37 Corona in Zahlen 08 Corona-Chronologie 10 Lehrzeiten in Leerzeiten 12 Wie ist es Ihnen 38 Mein Arbeitsplatz & ich 19 38 Editorial ergangen? 14 Erkenntnisse 40 Spagat zwischen Ausbil- dung und Familie Liebe Leserinnen, liebe Leser, in Krisenzeiten 41 Wo steht‘s? wie das geht, wusste ja niemand so 19 myspot genau, als die OVGU im März dieses Jahres das erste Mal in ihrer Geschich- te auf „Basisbetrieb“ heruntergefahren wurde. Nötige Verwaltungsprozesse lie- fen zwar noch, aber Fakultätsgebäude waren in Teilen verriegelt, Hörsaalstühle blieben wochenlang hochgeklappt, über 100.000 Mensaessen wurden nicht ge- 20 „Ich bin davon über- 42 Online zur kocht, frühlingsblühende Campuswiesen blieben menschenleer. Doch hinter den 25 zeugt, dass wir einen 43 Corona-Sommerfigur Kulissen dieses äußerlichen Stillstands kam an der OVGU Einiges in Bewegung: gangbaren Weg finden 43 Eine BigBand Wir fanden ziemlich schnell über Bild- schirme zueinander, Meetings und Vor- werden!“ aus Solisten lesungen wurden vorzugsweise an den Küchentisch verlagert, Kinder-Unis- und 24 Not macht erfinderisch 44 Darauf freuen wir uns! Studieninfotags-Premieren fanden digi- 25 Helfen statt Hamstern! tal weltweit ihr Publikum. Es entstanden aus Nöten gute Ideen, aus Problemen neue Netzwerke, aus Einschränkungen nie probierte Möglichkeiten und aus Unsicherheiten gemeinsam getragene Entscheidungen. In dieser Sonderaus- 28 Guerike hilft! 46 Mensa für zu Hause – 32 46 gabe des uni:reports wollen wir einige dieser Wandlungsgeschichten erzählen, für Sie Erinnerungen an eine besondere 30 Wie ist es Ihnen Käseschnitzel mit Zeit der Universität Magdeburg festhal- ergangen? Tomatensoße und Nudeln ten und zeigen, wie die Coronakrise die OVGU - nicht zuletzt im buchstäblichen 32 Eröffnung ohne Applaus Impressum Sinne - bewegt hat. 47 Sägen, schrauben und Das Redaktionsteam des uni:report schwitzen für einen wünscht Ihnen dabei eine unterhaltsa- me Lektüre und: Bleiben Sie gesund! schönen Campus KATHARINA VORWERK
[ Im Gespräch ] „Es ging deutlich mehr, als wir uns vorgestellt hatten!“ Es war das erste Mal seit ihrer Gründung, dass die Uni Magdeburg auf einen Ba- sisbetrieb zurückgefahren wurde, dass Gebäude und Campus fast menschenleer waren, Mensa und Unibibliothek verschlossen bzw. nur eingeschränkt geöffnet hatten. Doch wie ist die Uni mit ihren Angehörigen durch das ungewöhnliche Sommersemester gekommen, was hat sich verändert, und: was bleibt? Katha- rina Vorwerk hat den Rektor, Prof. Jens Strackeljan, nach seiner persönlichen Sicht auf die Herausforderungen, aber auch nach den Chancen, die sich aus der Coronakrise für die OVGU ergeben, gefragt. 4 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 5
reich in den Neurowissenschaften wur- sungen teilhaben, da hat dieses Som- Dabei sind die Aufwendungen durch de nur noch schriftlich begutachtet. Das mersemester uns einen unglaublichen die Digitalisierung der Lehre immens. ist schade, weil es eigentlich wunder- Schub bereitet. Da schmerzt unser Anteil von gut zwei bar möglich gewesen wäre, den Spirit Millionen Euro schon erheblich. Ich dieses jungen Teams rüberzubringen, Thema Dienstreisen. Wir merkten: Man habe aber die Hoffnung, dass diese Ent- das gelingt durch gedrucktes Papier muss nicht immer den Ort oder gar Kon- scheidung, die ja erst eine Zahlung ab eher nicht. Alles in allem werden wir tinent wechseln, um etwas zu bespre- 2022 vorsieht, von einer neuen Landes- wohl 2020, was die Drittmittel angeht, chen. Ja, da hat sicher auch mental ein regierung überdacht wird, wenn man einen Rückgang erleben. Wandel stattgefunden. Aber erstaunli- sieht, welch großen Beitrag wir in der cherweise empfinde ich diese neue Art Nach-Corona-Zeit zur Wiederbelebung Sie sprachen oft über Ihre Sorgen, die der Video-Kommunikation gar nicht so des Landes geleistet haben. internationalen Studierenden betref- sehr bei Dienstreisen als hilfreich, son- fend. Was hat sie da am meisten be- dern auch innerhalb der Uni. Es ist viel Apropos Nach-Corona-Zeit: Was treibt schäftigt? Tatsächlich die Frage, wie wir normaler geworden, mal kurz das Bau- Sie um, wenn sie an die kommenden für diejenigen, deren Traum es war, in dezernat dazu zu schalten, statt wie bis- Wochen denken? Ich mache mir vor Deutschland zu studieren, trotz Coro- her umständlich Termine zu suchen. Das allem Gedanken, wie wir künftig mehr na die Möglichkeiten schaffen können. wäre sicher auch früher schon möglich strategisch in Richtung Zukunftsfähig- Wir haben, zum Beispiel, gesagt: Wenn gewesen, aber es war nicht eingeübt. keit agieren. Die Uni Magdeburg ist Teil eine Zulassung wegen eines fehlenden eines globalisierten Wissenschaftssys- Visums nicht wahrgenommen werden Wir sitzen hier im leeren Hörsaal 1, tems, wir müssen herausfinden, was kann, dann verschieben wir halt den wann wird der Präsenzbetrieb wie- das konkret für uns bedeutet. Für einen Studienbeginn. Wir haben Studieren- der losgehen? Ich bin nicht sicher, ob offenen Diskurs darüber brauchen wir de, die nie hier waren, immatrikuliert. wir tatsächlich ab Herbst schon wieder aber das zurück, was uns ausmacht: Ein Vorgang, den ich mir vor zwei Jah- ein normales Semester haben werden, ein lebendiger Ort für Veranstaltun- Corona – was so freundlich klingt, hat Die Umstellung auf ein digitales Se- Hochschulen konnten wir unter den vor- ren überhaupt nicht hätte vorstellen allein in diesen Hörsaal passen 500 gen, Ideen und Diskussionen zu sein. unseren Alltag schlagartig verändert. mester erfolgte schnell. Gab es Ent- herrschenden Bedingungen schlichtweg können. Das wird sicher auch nicht der Studierende. Wenn die Abstandsrege- Aber auch ganz konkrete Entscheidun- Wie empfanden Sie die vergangenen scheidungen, um die im Rektorat nicht leben. Das muss auch wieder ein Regelfall werden, aber wir haben gese- lungen noch Bestand haben, wird das gen stehen an: Wie wollen wir unseren Monate? Wir alle waren plötzlich in gerungen wurde? Ja, das Aufrechter- bisschen aufgebaut werden. hen: Es geht deutlich mehr, als wir uns schwierig. Wichtig wäre, uns schnell Akademischen Festakt gestalten, wie einer Situation, für die wir auf keinen halten des Basisbetriebs, zum Beispiel. in der Vergangenheit vorgestellt haben. Klarheit zu verschaffen darüber, welches die Immatrikulationswoche? Trotz vieler vertrauten Erfahrungsschatz zurück- Aber der Status war wichtig, um die Der Pandemieplan forderte die Bildung Studienformat wir dann anbieten und Ungewissheiten der nächsten Monate greifen konnten. Die täglich zu treffen- Arbeit an Forschungsprojekten nicht eines Krisenstabs. Wie lief die Zusam- Mitten in der Krise hat die Uni den bewerben in den nächsten Wochen. stehen wir als OVGU vor der schwieri- den Entscheidungen, mit denen man unterbrechen zu müssen. Wir mussten menarbeit? Das Spektrum der Mitglie- Nothilfefonds „GUERICKE hilft!“ ins Le- gen Aufgabe, gemeinsam für die Zukunft konfrontiert wurde, waren Neuland. abwägen, jedes Risiko zu vermeiden der war unglaublich breit und mit Prof. ben gerufen. Hat Sie die große Resonanz Wir sitzen also vor großen Herausforde- wichtige Entscheidungen zu treffen. Gerade zu Beginn der Pandemie war oder eine gewisse Öffnung zuzulassen. Kaasch hatten wir glücklicherweise ei- überrascht? Zunächst einmal sehr ge- rungen. Anstatt vom Land Unterstützung unser Alltag mit mehr Überlegung, Darüber gab es durchaus unterschied- nen Mikrobiologen und Mediziner dabei, freut! Wir hatten 50.000 Euro als Spen- zu bekommen, müssen die Hochschulen Prof. Strackeljan, vielen Dank mehr Abwägung verbunden und letzt- liche Auffassungen. das war sehr hilfreich für uns in der Ein- denziel definiert und waren uns nicht einen Corona-Konsolidierungsbeitrag für das Gespräch! lich auch anstrengender. schätzung vieler Fragen von der Arbeits- sicher, ob das nicht viel zu hoch gegrif- von 6 Millionen Euro leisten. Ich halte Wie würden Sie die Zusammenarbeit sicherheit bis zur Prüfungsorganisation. fen ist. Der Erfolg zeigte dann, dass wir diese Entscheidung für falsch, aber wir Was hatte sich denn konkret im Alltag mit den Fakultäten beschreiben? Die ein Gefühl dafür haben, wie diese Uni haben uns dem nicht entziehen können. des Uni-Rektors verändert? Mein Ar- Fakultäten sind autonom, der Rektor Viele sind nun aus dem Homeoffice zu- tickt und wir haben auch gesehen, dass beitstag ist geprägt durch unzählige ist eher ein Primus inter Pares. In Kri- rück. Wie werden wir künftig mit dem wir etwas in dieser Größenordnung Termine und Gespräche mit Mitarbei- sen braucht es aber auch schnelle Ent- mobilen Arbeiten umgehen? Corona hat brauchen. Die weit über 1000 Anfragen tenden, Kolleginnen und Kollegen, den scheidungen der Leitung. Ich bin damit sicher Etliches beschleunigt. Wir haben von Studierenden zeigten ja, wie groß Ministerien, in Gremien auf Landes- und sehr dosiert umgegangen, aber solche die Vereinbarungen für mobile Arbeit die Not war und sicher in Teilen noch ist. Bundesebene – all das gab es plötzlich Durchgriffe hat es gegeben. Es gab aber vollständig neugestaltet und wir wer- nicht mehr. Auch ein Großteil der tägli- mit den Dekanen einen regelmäßigen den deutlich flexiblere Möglichkeiten Wenn wir wagen, eine Zwischenbilanz chen 100 bis 150 E-Mails fielen weg. Mit Austausch und so haben wir uns auch mobiler Arbeit bieten. Ich glaube, ohne zu ziehen: Hat Corona die Uni Magde- den Videokonferenzen stellte ich fest, die Legitimation geholt. Corona hätten wir uns dieses Thema burg verändert? Ja, vor allem in der dass es unglaublich anstrengend ist, in den letzten zwei Monaten nicht so Lehre. Wir haben jetzt praktisch durch- zehn Stunden am Tag online präsent zu In den letzten Monaten liefen auch die ernsthaft vorgenommen. gehend digitale Varianten und ich kann sein. Und ich war mehr zuhause, denn Verhandlungen mit dem Land über mir zukünftig Hybridmodelle vorstellen, die vielen Abendveranstaltungen fielen die Zielvereinbarungen und das neue Welche Folgen hatte Corona für For- durch die wir künftig Studierende aus weg. Familie Strackeljan hat jetzt einen Hochschulgesetz. Waren diese Gesprä- schungsprojekte? Wir sind mit einem dem Ausland viel einfacher einbinden neugestalteten Garten, der dreizehn Jah- che durch Corona belastet? Sie waren extrem wichtigen Sonderforschungs- können. Viele internationale Master- re brachlag. Unsere Abiturientin konnte spürbar von Corona geprägt, nicht zu- bereich gerade noch durch die Bewilli- programme sind ja so aufgebaut, dass öfter um väterlichen Rat fragen und wir letzt durch die zeitliche Verschiebung. gung gekommen. Trotz Abstandhaltens die Studierenden ein bis zwei Semester sind als Familie zusammengerückt. Das Die Verhandlungen waren ja ohnehin gab es eine klassische Begutachtung in Magdeburg verbringen. Jetzt können ist der Teil, den ich trotz äußerer Unsi- nicht einfach, aber ein vertrauensvol- der Deutschen Forschungsgemein- sie auch schon im ersten Semester an cherheiten, extrem genossen habe. les „Miteinander“ von Ministerien und schaft. Bei dem Sonderforschungsbe- ihrer Heimat-Uni an unseren Vorle- 6 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 7
Corona- 01 - 0 20206 Chronologie 8 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 9
Lehrzeiten in Leerzeiten VON INA GÖTZE gerade zwischenmenschliche Aspekte sind entscheident“, gibt er zu bedenken. Umso wichtiger sei es, diesen Austausch auch digital zu ermöglichen. Studie- rende können ihn zum Beispiel über Social Distancing, Kontakte meiden: Die Welt machte während den Messenger Wire oder den Microb- der Corona-Pandemie eine Pause – für die Lehre an der Uni logging-Dienst Twitter kontaktieren; war das jedoch keine Option. Es mussten Lösungen her, Al- „persönliche“ Termine über calendly ternativen zu üblichen Lehrveranstaltungen im vollen Hörsaal. mit ihm vereinbaren. Eine Software, Eine Herausforderung für alle Beteiligten. Wie sich die Lehre die alles abdeckt, hat der Nachwuchs- aus der Not heraus neu und digital entdecken lässt, zeigen die wissenschaftler aber auch nicht: „Man Erfahrungen von Kristin Hecht und Dan Verständig. muss überlegen, was man eigentlich erreichen will. Einen Nagel will ich ja auch nicht mit einer Bohrmaschine in die Wand schlagen“, trifft Dan Verstän- dig den besagten Nagel auf den Kopf. Aus eigenen und Fehlern anderer kön- ne man aber sehr schnell lernen – zum Beispiel, die Lehrveranstaltungen nicht eins zu eins in Videomeetings übertra- gen zu wollen: „Da gibt es viele didak- tische Fallstricke. Digitale Lehre ohne die Vielfalt von synchronen und asyn- chronen Formaten umzusetzen, halte ich für schwierig“, erklärt er. Für die Ringvorlesung „Autonomie im digitalen Zeitalter?!“ hat Dan Verständig darum mit Studierenden begleitend zur Veran- staltung einen Podcast produziert, der auch nach der Zoom-Vorlesung zur Ver- fügung steht. Die Herausforderung „digitale Lehre“ habe die Uni gut gemeistert, findet er. „Mit Covid-19 haben wir gesehen, wie wir diesen Schwierigkeiten mit digitalen Technologien begegnen können. Jetzt müssen wir uns darüber austauschen, wie es nach der Krise weitergeht“, so Verständig. „Digitale Lehr- und Lern- Praxisnahe Vorlesungen lassen sich Die Struktur des Semesters aufrecht zu Dass Studierende und Lehrende zeitlich Der Erziehungswissenschaftler Junior- mit digitalen Tools experimentiert. Die settings sollten nicht nur als Backup für nicht in die Online-Lehre übertragen?! erhalten, war ihr besonders wichtig. und räumlich flexibel sind, sieht Kristin professor Dan Verständig erforscht, gesamte Lehre zu digitalisieren, hält Krisen dienen, sondern sich vor allem Dr. Kristin Hecht von der Fakultät für Vorlesungen hat sie darum zu den ur- Hecht als großen Vorteil der Online-Leh- wie digitale Medien unser Lernen be- er dennoch nicht für sinnvoll: „Lehre auch an den Anforderungen des lebens- Verfahrens- und Systemtechnik be- sprünglich geplanten Zeiten gehalten re – vor allem aufgezeichnete Videos einflussen. Für seine Lehrveranstaltun- ist immer auch eine soziale Beziehung langen Lernens messen lassen.“ weist das Gegenteil. „In der Vorlesung – nur eben über Zoom. Experimente im seien eine gute Ergänzung. So kann sie gen hat er schon vor der Corona-Krise zwischen Lehrenden und Lernenden, ‚Air Pollution Control‘ bitte ich die Labor wurden über YouTube gestreamt ihr Material wiederholt verwenden und Studierenden, abzuschätzen, wie viel oder Erklärvideos auf der Plattform be- den Studierenden vor den Prüfungen Kilogramm Luft sie pro Tag einatmen. reitgestellt. „Ich nutze auch PowerPoint, noch einmal zur Verfügung stellen. Auch Ich habe sie gebeten, vorbereitet mit um einfache Figuren und Animationen die Feedback-Kultur sei viel lebendiger: einer Plastiktüte, einem Messbecher zu entwerfen und diese dann in ein Vi- „Unter den Videos gibt es viele Likes und und einer Uhr teilzunehmen“, erklärt deo umzuwandeln. Dazu brauche ich Kommentare – vielleicht ist die Hemm- die junge Wissenschaftlerin. „Über die kein kompliziertes Werkzeug.“ Ihr erstes schwelle online niedriger“, erzählt sie Der Koordinator der AG E-Learning, Dr. Mathias Magdow- Breakout-Gruppen in Zoom haben die Video ist in einem zweitägigen Semi- begeistert. Dass Dr. Hecht der Umstieg ski, hat einen guten Einblick in die Online-Lehre der Uni. Studierenden in Kleingruppen nach nar für Lernvideos im ZWW entstanden. auf digitale Lehre so gut gelungen ist, In einem Podcast sprach er mit Pressesprecherin Katharina Antworten gesucht. Am Ende haben „Vorher hatte ich mir das viel kompli- liegt sicher auch an ihrer Einstellung: Vorwerk über die digitale Lehre während der Corona-Krise. wir gemeinsam die verschiedenen Lö- zierter vorgestellt“, erinnert sich die ge- „Ich sehe die Lehre eigentlich nur als ein www.ovgu.de/folge7 sungen verglichen. Das funktioniert bürtige US-Amerikanerin. Ansporn für das eigene Lernen“, fasst sie auch mit 40 Studierenden.“ ihre Lehrphilosophie zusammen. 10 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 11
[ Wie ist es Ihnen ergangen? ] Angela Matthies, Stefan Hoerner, Dezernentin Personalwesen Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Besonders beeindruckt hat mich, wie sehr ich mich Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik in dieser turbulenten Zeit auf meine MitarbeiterIn- Es ist schön, dass wir uns in der Lehre sehr unterstüt- nen im Dezernat und KollegenInnen anderer Abtei- zen und viel mehr und sehr angenehm zusammen- lungen, die man in der Krise sehr gut kennengelernt arbeiten. Ich hoffe, dass wir uns das, zumindest zum hat, verlassen konnte. Teil, auch nach der Pandemie bewahren werden. Christian Kühn, Besitzer der Kaffeebar in der FIN Auch wenn die Corona-Krise für mich definitiv teuer war, möchte ich mir die Er- innerungen an die Pandemie dennoch bewahren. Ich genieße das Leben viel be- wusster und rege mich nicht mehr über Kleinigkeiten auf – das sind Nerven, die man nie wiederbekommt, wie meine Frau immer sagt. Umso mehr freue ich mich darüber, dass wieder Leben einkehrt und ich meine Gäste im Sommer mit Frozen Felix Dieckmann, Sandra Meyer, Cappuccino, Frappés und Iced Latte verwöhnen kann – die man übrigens nun ohne Gründungsmanager im TUGZ Sachgebietsleiterin Allgemeine Technik Mindestumsatz mit Karte zahlen kann. Eine weitere positive Errungenschaft durch Ich sehe keine Krise, sondern einen Wendepunkt. im Baudezernat die Corona-Krise. In San Diego konnte ich beobachten, wie sich Un- Homeoffice hat super funktioniert. Zusammen mit ternehmen an die Krise anpassen und weiterentwi- Homeschooling ist es aber eine echte Herausfor- ckeln. Das hat mich als Coach des TUGZ besonders derung. Man muss zwischendurch einige Male tief beeindruckt und wird mich nachhaltig prägen. durchatmen, um nicht als nervliches Wrack zu enden. 12 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 13
Erkenntnisse in Krisenzeiten VON LISA BAASKE 3. Emotionales Erleben Eltern erlebten die Situation unterschiedlich. Belastung, Angst aber auch Begeis- Herausforderung Homeschooling? terung beim Homeschooling zeigt sich in allen Ausprägungen. Nicht alle Eltern waren gestresst. STUDIE VON PROF. DR. RAPHAELA PORSCH Ob sich Eltern gestresst fühlten, hing von der Unterstützung der Schule, der Kom- „Die Corona-Krise verlangte von allen Menschen viel ab, viele mussten von zuhau- petenzeinschätzung der Eltern sowie der Situation zuhause (Anzahl der schul- se aus arbeiten, Schulen werden geschlossen. Eltern standen plötzlich vor völlig pflichtigen Kinder und der Arbeitssituation) ab. War die Unterstützung der Schule neuen Herausforderungen. In meiner bundesweiten Studie habe ich untersucht, wie gut und hatten die Eltern das Gefühl, den Kindern auch selbst etwas beibringen Eltern mit der Herausforderung Homeschooling umgehen, welche Art von Unter- zu können, war die Belastung deutlich niedriger – und das unabhängig von der stützung sie von den Grundschulen ihrer Kinder erhalten und ob sie sich durch die häuslichen Situation. Situation belastet fühlen oder Angst um die schulischen Leistungen ihrer Kinder haben. Ziel der Studie war es, Einflüsse auf das individuelle Erleben, insbesonde- Eltern, die meinten, dass sie selbst hohe Kompetenzen in den Fächern Deutsch, re Beanspruchung und Angst aber auch Begeisterung bei der Lernbegleitung von Mathematik und Sachunterricht/-kunde besitzen, machte Homeschooling auch Müttern und Vätern zu ermitteln.“ Spaß, unabhängig davon, welches Angebot die Schulen dazu machten. Prof. Dr. Raphaela Porsch ist Professorin für Erziehungswis- senschaft mit dem Schwerpunkt Wer hat mitgemacht? Weniger Angst in dieser Situation empfanden vor allem Eltern mit einem hohen Allgemeine Didaktik am Institut Bildungshintergrund. für Bildung, Beruf und Medien im Bereich Erziehungswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Wie kommen wir durch die Krise? Magdeburg. Ihre Forschungsschwer- punkte sind Schul- und Unterrichts- forschung, Allgemeine Didaktik, 0% 100% entspricht STUDIE VON EMILY BAUSKE (MSC.) Lehrerbildung, Professionsforschung und Fremdsprachenforschung. 3995 Eltern „Die Corona-Krise war und ist eine Ausnahmesituation, die einmalige Einblicke KONTAKT E-Mail: raphaela.porsch@ovgu.de Vom 25. März bis 25. April 2020 haben Eltern aus dem gesamten Bundesgebiet teil- in das Erleben und Verhalten von Menschen in Krisensituationen bietet. Die Er- Telefon: +49 251 323-7210 genommen. Es ist bisher die größte Befragung im deutschsprachigen Raum, die sich gebnisse meiner Studie sollen zeigen, welche Herangehensweisen am effektivsten auf Erleben von Homeschooling durch Eltern bezieht. Ihr Durchschnittsalter liegt bei dafür sorgen, dass die Bevölkerung die einschneidenden Maßnahmen der Bun- 40 Jahren. Im Mittel haben sie zwei Kinder. des- und Landesregierungen kurzfristig akzeptiert und unterstützt: Ist dies eher durch das Hervorheben von persönlichen Gesundheitsaspekten oder durch das Ergebnisse Kontakt Verstärken normativer Botschaften, also klaren Verhaltensaufforderungen, mög- lich? Langfristig könnten die Ergebnisse auch auf künftige Krisen, wie die Klima- Emily Bauske ist seit April 2017 krise, angewendet werden.“ 1. Häufigkeit 584 keinen wissenschaftliche Mitarbeiterin Befragte Kontakt zu einmal pro Woche und Dozentin in der Abteilung Wer hat mitgemacht? Lehrkräften Sozial- und Persönlichkeitspsy- häufig chologie. Sie studierte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Psychologie mit dem Schwerpunkt Umweltpsy- 1928 chologie. Nach dem Abschluss 0% 100% Befragte 2015 war sie in Projekten zu den 1414 Personen Themen „Energieeffiziente Stadt“, „Nachhaltige Außerhausgastro- nomie“ und „Umweltbewusstsein Zwischen dem 22.03. und 11.05. haben bundesweit 1.414 Frauen (71%) und Män- 1483 in Deutschland von 1996 bis 2018“ ner (28%), im Alter von 16 bis 87 Jahren (Durchschnittsalter: 33 Jahre) mitgemacht. Befragte tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Verhaltensrelevanz Ergebnisse 2. Unterstützung von Meinungsaussagen. KONTAKT 1. Ich fühle mich durch die Corona-Krise ... 22,5 % 63,4 % 14,1 % E-Mail: emily.bauske@ovgu.de Telefon: +49 391 67-41963 … genervt. … bedroht. Insgesamt fühlten sich 900 der Befragten „schlecht“ von der Schule ihres Kindes … eingeschränkt. bzw. ihrer Kinder unterstützt; 562 fühlten sich „sehr gut“ unterstützt . Der Rest hat keine Angaben gemacht. 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 14 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 15
35% 2. Welche Maßnahmen und Anweisungen haben welche Akzeptanz? 70% der Befragten akzeptierten die vorgeschlagenen Eindämmungsmaßnahmen 30% und setzten 75% der Verhaltensempfehlungen um. Akzeptanz und das Umsetzen hängen dabei zusammen, d.h. jemand, der mehr Maßnahmen akzeptiert, wird auch mehr Handlungsempfehlungen umsetzen und umgekehrt. 25% Gesundheits- 20% 71 % einstellung Akzeptanz weiblich von Maßnahmen 28 % männlich 15% Konformitäts- neigung Umsetzen von Verhaltensempfehlungen 10% 1% 5% diverse 0% unter 30 unter 40 unter 55 ab 55 3. Wie beeinflussen die Einstellung zur eigenen Gesundheit und das soziale Pflicht- gefühl die Akzeptanz von Maßnahmen und das Umsetzen der Verhaltensempfehlung? 60% der Teilnehmenden sind unter 40 Jahre Die nicht-repräsentative Umfrage ergab, dass die Bevölkerung sowohl durch Hinwei- se auf die individuelle Gesundheit als auch auf den Gemeinsinn zum angepassten Teilnehmende aus Sachsen-Anhalt Verhalten motivieren könnte. Da die Effekte unabhängig voneinander wirken, lohnt Teilnehmende mit Abitur oder Fachhochschulreife es sich, sowohl an die Gesundheitseinstellung als auch an die gesellschaftliche Ver- Erwerbstätige Teilnehmende pflichtung zu appellieren. 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Ergebnisse Macht die Kontaktsperre unglücklich? 1. Subjektive Gesundheit STUDIE VON PROF. DR. HEIKE OHLBRECHT Die Umfrage zeigt, dass sich die Einschätzung des subjektiven Gesundheitszustan- des seit der Corona-Pandemie verschlechtert hat. Der Anteil derjenigen, die ihren „Der reduzierte Kontakt zu Freunden und Familie, aber auch die Arbeit im Home- Gesundheitszustand als gut bzw. sehr gut einschätzt, nimmt im Verlauf der Covid19- office und die Betreuung von Kindern haben unseren Alltag erheblich verändert Pandemie um 10 % ab. und nicht zuletzt unser Wohlbefinden beeinflusst. Mit der Online-Befragung habe ich untersucht, wie sich die Zeit der Kontaktsperre in der Folge der Corona-Pan- demie auf die Gesundheit und die Alltagsbewältigung auswirkt. Ziel ist es, Risiko- lagen und besondere Bedarfe zu identifizieren und mehr über die Konsequenzen 5,3 % des social distancing zu erfahren. Die Forschungsergebnisse können dazu dienen, für die Zukunft zu lernen und besser auf Krisen dieser Art vorbereitet zu sein. Belastungen Als zentrale Ergebnisse können wir feststellen: Die Corona-Pandemie hat negative Prof. Dr. Heike Ohlbrecht ist 19,6 % 35 % Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Auswirkungen auf die subjektive Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Die Kon- Soziologie/Mikrosoziologie. Ihre taktsperre führt zu Belastungen. Ebenso sind Gefühle von Angst und Einsamkeit stark/sehr stark Forschungsschwerpunkte sind: wesentlich stärker ausgeprägt als vor der Pandemie.“ Wandel der Arbeitswelt und mäßig Auswirkungen auf die Gesundheit; Soziale Ungleichheit, soziale Wer hat mitgemacht? wenig Desintegration und Gesundheit; qualitative Gesundheitsforschung. gar nicht Kontakt 40,1 % E-Mail: heike.ohlbrecht@ovgu.de, Telefon: +49 391 67-56536 2009 2797 Personen, die nach Bereinigung teilnehmende 2. Belastungen der Daten in die Auswertung Personen einbezogen werden können Die allgemeinen Belastungen werden in der Zeit der Kontaktsperre als hoch emp- funden. Bei den Frauen ist der Anteil derjenigen, die unter einer starken bis sehr Die nichtrepräsentative Online-Befragung fand vom vom 14.04. bis 03.05.2020 statt. starken Belastung leiden, im Vergleich zu den Männern um 9 % höher. 16 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 17
Im Vergleich zur Situation vor der Pandemie nehmen Stress- und Erschöpfungssymp- tome ab, wohingegen Einsamkeit, Angst (das Gefühl von Angst verdoppelt sich) so- wie Existenzsorgen zunehmen. Insbesondere das Gefühl von Sicherheit ist bedroht. # myspot AUFGESCHRIEBEN VON INA GÖTZE Weniger Stress Der Anteil derjenigen, die manchmal bis sehr oft Stress empfinden, ist während der Pandemie um 15,5% gesunken. Weniger Erschöpfung Der Anteil derjenigen, die manchmal und (sehr) oft erschöpft sind, ist während der Pandemie um 12,1% gesunken. Mehr Einsamkeit Der Anteil derjenigen, die sich oft oder sehr oft einsam fühlen, hat sich verdoppelt. Geringes Sicherheitsgefühl Der Anteil derjenigen, die sich während der Pandemie sicher fühlen, ist um 25,6% gesunken. 3. Lebenszufriedenheit Auch die allgemeine Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden ist im Zuge der Coro- na-Pandemie gesunken. Vor der Pandemie bestätigen 81,2%, zufrieden bzw. sehr zufrieden mit ihrem Leben zu sein, wohingegen die allgemeine Lebenszufriedenheit während der Pandemie um 21,6% auf 59,6% sank. Auf die Frage, wie oft das Gefühl von Glück bei Ihnen vor bzw. nach Ausbruch der Pandemie auftrat, sehen wir nun eine Verdopplung derjenigen, die sich nie/selten glücklich fühlen (15,4 %, 38 % fühlen sich manchmal und 46,6 % oft/sehr oft glücklich). 100 Lebenszufriedenheit (sehr) unzufrieden 80 mäßig (sehr) zufrieden 60 „Ich bin seit 2009 an der Uni und gehe seitdem täglich mit meinem Team in die Mensa. Das ist für mich immer eine Ab- 40 wechslung vom vielen Sitzen am Rechner: Man kommt mal raus, kriegt – wenn man Glück hat – ein paar Sonnenstrahlen ab und bewegt sich zumindest ein paar Schritte. Das macht 20 den Kopf frei. Ich komme damit auch besser durch den Tag und muss – da meine Kinder in der Schule ebenfalls ein warmes Essen bekommen – abends nicht kochen. Außerdem kann man 0 mal ohne extra Termin dienstliche Fragen klären. Natürlich Vor der Pandemie Während der Pandemie reden wir auch über private Dinge, was durchaus für Lacher sorgt und das kollegiale Untereinander fördert. Ohne den Mensabesuch fehlt einfach was. Das ist mir besonders in der 4. Verschwörungserzählungen Corona-Zeit aufgefallen, als die Mensa geschlossen war. Daher bin ich sehr froh, dass sie wieder geöffnet hat. Dann finden Durch die Pandemie nahmen Verschwörungstheorien, die die Corona-Pandemie als auch wieder die Aktionswochen statt, in denen für eine Woche zumeist globale Verschwörung interpretieren zu. So gehen bspw. 22,1% der Befrag- typische Gerichte aus einem anderen Land auf den Tisch ten davon aus, dass der Bevölkerung wichtige Informationen über das Corona-Virus kommen. Die finde ich besonders toll. Auch das Mensa-Cafè vorenthalten werden. 19,6% Teilnehmer*innen vertrauen auf alternative Informations- gefällt mir sehr. Die Neugestaltung ist wirklich gelungen und quellen, wenn sie sich über Corona informieren. wenn die Zeit reicht, gibt es nach dem Essen einen Espresso.“ 18 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 19
„Ich bin davon überzeugt, dass wir einen gangbaren Weg finden werden!“ Prof. Achim Kaasch vom Medizinercampus in der Leipziger Straße war als Mikro- biologe in den letzten Wochen und Monaten ein gefragter Experte, auch außerhalb der Uni. Katharina Vorwerk hat mit dem Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene über die vergangenen und noch kommenden Herausforderungen, aber auch ganz persönliche Corona- Erfahrungen, gesprochen. Prof. Kaasch, es liegen spannende, aber Schülern. Wir müssen auf diese Fragen hungsweise auch gleichzeitig zu beob- auch aufregende Monate hinter Ihnen. einfach selber Antworten finden, weil achten, ist natürlich sehr interessant. Hat der Wissenschaftler Achim Kaasch es sie noch nicht gibt. Für einen Wissenschaftler ist diese Krise neue Pandemie-Erkenntnisse gewin- also – bei allem Leid und enormen nen können? Wir haben eine ganz neue Wie sind Ihre persönlichen Erfahrun- gesellschaftlichen Problemen – auch Forschungsaktivität im Institut entwi- gen mit Epidemien? Näher beschäftigt spannend und herausfordernd. ckelt. So testen wir zum Beispiel per- habe ich mich mit dem Ebola-Ausbruch sönliche Schutzausrüstung und Steri- in Westafrika. Ich wäre gern selbst vor Aber auf Ihnen als gefragter Experte lisations- und Desinfektionsverfahren. Ort gewesen, allerdings hat meine Fa- drückte auch eine ganz schöne Last. Wir züchten auch für eine verbesserte milie gesagt: „Geht nicht!“ Ich habe Hatten Sie schlaflose Nächte? Also, ich Diagnostik Viren an und versuchen he- das Geschehen dann in meinen Vorle- habe ganz gut geschlafen, das war kein rauszufinden, wie lange sie übertra- sungen aktuell begleitet und mit den Problem! Die Schwierigkeit lag eher gen werden können; Wissen, das für Studierenden ausgewertet. In der Krise darin, alle Beteiligten zu überzeugen, das Verständnis der Virusausbreitung werden klassischerweise Bruchstellen dass wir sowohl auf dem Campus, aber wichtig ist. In Zusammenarbeit mit deutlich. Das kann jetzt das persönli- auch in der gesamten Stadt keine Zeit Professor Benner von der Fakultät für che Umfeld betreffen, die Arbeitsstelle, verlieren durften. Das war in der An- Mathematik gehen wir der Frage nach, die Gesellschaft insgesamt. Auf ganz fangszeit nicht ganz einfach, zumal ich wie oft man PCR-Untersuchungen bei vielen Ebenen tauchen Bruchlinien auf. ja auch erst seit November hier bin Personen ohne Symptome machen Beispielsweise Schule: Plötzlich sind und nicht auf ein schnell aktivierbares muss, um einen Ausbruch zu verhin- alle Schüler zuhause, die Belastung Netzwerk zurückgreifen kann. Ab Ende dern bei Personal in Krankenhäusern für Familien ändert sich völlig. Das auf Februar habe ich dann wenig Anderes oder in Pflegeheimen, bei Lehrern oder der einen Seite vorherzusagen, bezie- mehr gemacht als Pandemieplanung. 20 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 21
Es war schon sehr arbeitsreich, aber line eingerichtet und am Anfang auch angepackt. Aber wir sind im Vergleich menarbeit mit anderen Fakultäten. Ich denke ich, eine Mischform aus digitaler Ausbruch wurde etwas zu spät erkannt, auf der anderen Seite letztendlich auch aktiv China-Rückkehrer kontaktiert. zu anderen Unikliniken ein ziemlich wäre ohne Corona wahrscheinlich nie und Präsenzlehre geben. Ich beobachte so dass sich eine stattliche Anzahl an erfolgreich, weil sich belastbare Ar- Daneben gab es Beratungsbedarf auf kleiner Bereich. darauf gekommen, Prof. van Wachem gelegentlich die Studierenden bei uns Personen infizieren konnte. Bisher hat beitsstrukturen entwickelten. Magde- den unterschiedlichsten Ebenen. Unter In der Anfangsphase lag da schon aus der Verfahrenstechnik anzufragen, vor dem Haus, da gibt es wenig bis er sich auf eine gesellschaftliche Grup- burg war bis dahin auch glimpflich da- anderem auch beim Ausbruch in der enormer Druck auf uns und das gan- ob jemand einen Prüfstand für Schutz- keinen Abstand. Die Gefahr ist einfach pe beschränkt, so dass ein kompletter vongekommen, weil die Winterferien Flüchtlingsunterkunft in Halberstadt, ze Institut war am Rödeln. Wir haben masken aufbauen könnte (Siehe S. 24 nicht mehr so präsent. Es ist natürlich Lockdown der Stadt nicht notwendig so früh waren, also vor dem Karneval. wo wir die Diagnostik mitgemacht ha- einen Schichtdienst eingeführt und set- Anm.d.Red.). Ich wäre vermutlich nicht auch so, dass die Gefahr für die meis- war. Das Risiko für weitere Ausbrüche Die Kontaktnachverfolgung hat bis dato ben. Dort haben wir auch Abstriche in zen mehr Personal am Wochenende ein. mit Prof. Benner aus der Mathematik ten Studierenden nicht so groß ist. Vie- ist immer da. Insbesondere wenn die in der Stadt im Großen und Ganzen Schutzanzügen gemacht. Dazu die An- Die Belastung ist für alle hoch und zum per Mail in Kontakt gekommen, den ich le der Verläufe sind symptomarm, das Regeln zu locker gehandhabt werden. sehr gut geklappt. Das ist letztendlich rufe bis in den späten Abend und am Teil gehen die Mitarbeiter wirklich auf dann nach Lösungsansätzen zur Test- haben wir mit unseren eigenen Unter- Spannend wird es nach der Urlaubszeit auch der Verdienst der Gesundheits- Wochenende: „Wir haben einen Pati- dem Zahnfleisch. Sind dann noch Kin- problematik befragt habe. Er schrieb, suchungen bestätigt. Trotzdem möchte und dann im Herbst, wenn auch noch ämter und des Landesamtes für Ver- enten mit Verdacht auf CoViD-19, was der zuhause, die nicht betreut werden, er habe seine Post-Docs für genau die- ich nicht, dass die Uni das Zentrum andere respiratorische Viren auf den braucherschutz, die zwar im Bundes- sollen wir tun?“ Dann ging es noch um kann das manchmal schon eine giftige ses Problem interessieren können und eines Ausbruchs wird. Daher wäre zu Plan treten. Da wird vermutlich der ein vergleich schlecht ausgerüstet sind, Ablaufplanungen in den Kliniken, das Mischung sein. Alles in Allem haben das ob wir mal eine Videokonferenz zusam- überlegen, ob wir nicht einfach ein oder andere Ausbruch auf uns zukom- aber die Probleme sehr ernst genom- war ein extrem komplexes Business. die Institutsmitarbeiterinnen und Mit- men machen wollten. Ich finde es su- Test-Center in der Uni aufbauen sollten, men. Wichtig ist, diese früh genug zu men haben. Alles zusammen hat einfach einen ex- arbeiter aber sehr gut gemeistert. Jetzt per, dass solche Aktivitäten entstehen. um Stichproben zu nehmen. Einfach erkennen. Insgesamt sind wir jetzt bes- tremen Raum eingenommen. Ich mache geht es darum, uns bestmöglich auf die Das sind Chancen und Querverbindun- um zu gucken, ist da was? Das würde ser aufgestellt als noch vor Monaten. Wie sah denn ein ganz normaler Ar- das natürlich nicht alleine. Professor kommenden Monate vorzubereiten. gen, die muss man nutzen und ganz mehr Sicherheit bei der Aufnahme des Daher bin ich überzeugt, dass wir einen beitstag aus, waren Sie auch im Home- Geginat, der Leiter der Krankenhaus- unkonventionell angehen. Lehrbetriebs bedeuten. gangbaren Weg finden werden. office? Nein, Homeoffice ging gar hygiene, hat viele Aufgaben übernom- Führten diese Herausforderungen zu nicht. Zunächst haben wir die Dia- men und unsere Oberärztin, Frau Dr. ungewöhnlichen Kooperationen an Sehen Sie im Oktober wieder Studie- Wie beurteilen Sie die Lage der jüngs- Prof. Kaasch, vielen Dank gnostik im Institut aufgebaut und die Färber, ist zuständig für die PCR- und der Uni? Ein wirklicher Mehrwert für rende auf den drei Uni-Campussen? In ten Ausbrüche in einigen Stadtteilen, für das Gespräch! Änderungen im Klinikbetrieb beglei- auch die Serologie-Diagnostik. Letzt- mein Fachgebiet an der Uni Magde- der Medizin läuft ja schon einiges an rechnen Sie mit einer zweiten Welle, tet. Wir haben früh eine Telefon-Hot- endlich hat das gesamte Institut mit burg ist die unkomplizierte Zusam- studentischer Lehre wieder. Es wird, einem weiteren Lockdown? Der aktuelle 22 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 23
Not macht schlags, d.h. bei welchem Druck das Ventil „durchschlägt“, also ungewollt öffnet und den Luftstrom passieren lässt. Helfen statt Hamstern! VON LISA BAASKE erfinderisch Die Ergebnisse haben gezeigt, dass eine zweimalige Dampfsterilisation bei 121°C VON LISA BAASKE das Ausatemventil um ca. 30 Prozent Egal, ob es um das Überleben lokaler Geschäfte, um das Werben für die Blutspende oder um schwächt. Das Ventil hält zwar immer schützende Gesichtsschilde ging: eine Sache verband die Herausforderungen der letzten Wochen: noch einem normalen Atemzug stand, Nur gemeinsam kommen wir durch die Corona-Krise! Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zeigt aber, dass das Maskenmaterial Universität Magdeburg haben die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschnitte auch „Als zu Beginn der Corona-Krise die internationalen Lieferketten zusammengebro- durch die Dampfsterilisation entschei- als eine Chance gesehen, selbst aktiv zu werden oder waren, wie die Uni-Blutbank, umso mehr chen sind und die Nachfrage nach Atemschutzmasken explodiert ist, konnte nie- dend nachlässt. auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. „Hilfe und helfen“ war das Motto. mand so richtig voraussehen, wo die Reise hingeht“, erzählt Patrick Zerban, Hygie- „Aufgrund der Daten von Dr. Schlin- neingenieur vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene kert haben wir uns an ein Prüflabor in der Universitätsmedizin. Um am Corona-Virus erkrankte Patientinnen und Patienten Dresden gewandt, das außerdem den jedoch ohne Risiko versorgen zu können, wurde eine große Menge an Schutzmasken Abscheidegrad des Filtermediums un- benötigt. Was also tun? serer wiederaufbereiteten FFP3-Masken gemessen hat. Die Ergebnisse aus Dres- Theoretisch gibt es verschiedene Aufbe- Messung ermöglichen würde“, erklärt den zeigten, dass diese wiederaufberei- reitungsverfahren, um benutzte Masken Ingenieur Schlinkert. Also wurde die- teten Masken nach einmaliger Dampf- wiederzuverwenden, zum Beispiel durch se entworfen und in einem 3D-Drucker sterilisation bei 121°C nicht mehr die Erhitzen oder die sogenannte Plasma- hergestellt. Schutzstufe erfüllen und auf FFP2-Ni- sterilisation bei welcher die Sterilisation In dem Versuchsstand verglichen veau herabgestuft werden müssen. durch Hochfrequenz- oder Mikrowellen- die Ingenieure schließlich die Ventile Grundsätzlich bieten auch FFP2-Masken induzierte Plasmaentladungen erfolgt. sowohl von neuen als auch von rege- einen Schutz vor dem Virus und werden Praktisch ist es jedoch so, dass keines nerierten Atemschutzmasken. Zeitauf- vom RKI für eine Versorgung von SARS- dieser Verfahren erprobt ist und nie- wändig war vor allem die Konstruktion COV2 positiven Patienten empfohlen. mand kann sagen, ob die Masken nach und Herstellung des Adapters. „Ein am Für eine Exposition mit einer hohen der Aufbereitung immer noch ausrei- Markt verfügbares Teil für diese Art von Virusdosis sind die FFP3-Masken aber chend Schutz bieten. Die wiederaufbe- Messungen war uns nicht bekannt und sicherer, weshalb das Universitätsklini- reiteten Schutzmasken mussten also auf letztlich hat sich der von uns konstru- kum festgelegt hat, dass für den Schutz den Prüfstand; ihre Funktionsfähigkeit ierte Adapter als sehr hilfreich erwie- der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in getestet werden. „Wir wollten nur Wie- sen“, fügt der Verfahrenstechniker an. den COVID19 Behandlungsbereichen nur deraufbereiten, wenn wir nachgewiesen Nach der erfolgreichen Herstellung des FFP3-Masken verwendet werden. Des- haben, dass die Masken nach der Auf- Adapters konnten die Messungen losge- halb wäre eine solche Wiederaufberei- bereitung auch wieder die Schutzstufe tung für uns nur im äußersten Notfall als erfüllen und bis dahin gab es noch kei- praktikabel anzusehen“, fasst der Hygie- ne verlässlichen Daten“, erzählt Patrick neingenieur zusammen. Bisher musste Zerban. Deswegen wendete er sich, das Universitätsklinikum nicht auf eine zusammen mit Prof. Dr. Achim Kaasch Wiederaufbereitung der Schutzmas- und Prof. Dr. Gernot Geginat vom Insti- ken zurückgreifen, die Liefersituation tut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universitäts- medizin, an die Fakultät für Verfahrens- hat sich deutlich entspannt. „Damals herrschte jedoch eine große Unsicher- heit und wir konnten, mit der Unterstüt- YourLocal und Systemtechnik. Am Lehrstuhl für zung durch Dr. Schlinkert, schnell eine Mechanische Verfahrenstechnik wurde Vorprüfung der aufbereiteten Masken Der umweltfreundliche digitale kurzerhand mit der Unterstützung von durchführen und haben gesehen, dass Marktplatz für Magdeburg Engagierte Magdeburgerinnen und umweltschonendes Transportmittel. Der Dr.-Ing. Andreas Schlinkert und Prof. Dr. die Masken sich bei der Aufbereitung Magdeburger hatten darum die Idee, Online-Marktplatz ist als nachhaltiges Berend van Wachem ein Versuchsstand verändern, das war in der damaligen Die Corona-Krise stellte und stellt sowohl einen digitalen Marktplatz aufzubauen, Projekt gedacht. Auch nach der Krise, zur Funktionstestung des in die Schutz- Situation äußerst wichtig für uns. Aktu- den lokalen Einzelhandel als auch die um solidarisch den Nöten der Magde- wenn Geschäfte und Veranstaltungen masken integrierten Ventils aufgebaut. ell arbeiten wir daran einen Prüfstand gastronomischen Einrichtungen vor gro- burger Geschäfte entgegenzuwirken. In wieder normal laufen, wollen die Be- Ziel war es, Informationen zur Funkti- für nicht medizinischen Mund-Nasen- ße Herausforderungen. Teilweise kamen der aktuellen Version von „YourLocal“ treiber damit eine Alternative zu den on des Ventils der Atemschutzmasken hen. „Gemessen wurde der sogenannte schutz aufzubauen, um zum Beispiel die Geschäfte komplett zum Erliegen, da kann man mit den jeweiligen Anbietern etablierten, großen Plattformen anbie- nach erfolgter Dampfsterilisation zu ge- Volumenstrom über das Ventil bei klar die Funktionalität von selbst gefertigten die herkömmlichen Verkaufswege wie in Kontakt treten und Bestellungen bei ten. „Der lokale Einzelhandel, besonders winnen. Die Funktionsfähigkeit dieses definierten Vordrücken. Dadurch woll- im Vergleich von industriell gefertigten der Einkauf im Ladengeschäft für län- ihnen aufgeben. Tom Assmann vom In- die inhabergeführten Geschäfte, sind der Ventils ist nämlich ein Baustein zu einer ten wir Informationen über die Funk- Schutzmasken zu bewerten. Dafür ha- gere Zeit gar nicht oder nur sehr einge- stitut für Logistik und Materialflusstech- Garant für Qualität und Vielfalt in Mag- Bewertung der möglichen Wiederein- tion des Ventils bekommen“, erklärt ben wir jetzt gemeinsam eine Anschub- schränkt möglich waren. Lohn- und Fix- nik hat dabei die Aufgabe der Logistik deburg. Sie bereichern das Stadtbild bei setzbarkeit der Masken. „Wir brauchten Dr. Schlinkert. Geprüft wurde also, wie finanzierung für die notwendige techni- kosten liefen aber weiter. Entsprechend übernommen. „YourLocal“ setzt bei der uns und müssen über Corona hinaus un- eine geeignete Einspannvorrichtung sich das Ventil öffnet und schließt sowie sche Ausrüstung beantragt“, freut sich waren und sind viele Gewerbetreibende Auslieferung der heiß begehrten Waren terstützt werden“, so Tom Assmann. für das Ventil, die eine zerstörungsfreie die Druckabhängigkeit des Ventildurch- Patrick Zerban. in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. nämlich auch auf das Lastenfahrrad als 24 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 25
Maker vs. Virus: Blutspenden in Zeiten von Corona? FaceShields aus dem 3D-Drucker Das geht! Tony Winkler vom Institut für Ferti- Koordinations- und Leistungswillen: tiative des Studierendenrates, wurden Eine Blutkonserve ist maximal 42 Tage von der Uni-Blutbank. In Deutschland gungstechnik und Qualitätssicherung Dort wurden die gedruckten Bauteile in der Uni außerdem einige Räume zur haltbar, weswegen es schnell zu Ver- spenden durchschnittlich nur ca. 3 bis 4 ist zuständig für das FabLab der Uni gesammelt und dann lokal an die je- Verfügung gestellt, wo die gedruckten sorgungsengpässen kommen kann. Prozent der Bevölkerung ihr Blut. „Sehr und arbeitet unter anderem mit 3D- weiligen Empfänger verteilt. Die „Ma- Bauteile von Studierenden gesammelt Darum war es für die Uni-Blutbank dankbar bin ich deswegen allen Spen- Druckern. In Zeiten von Corona nutz- cherburg“ in Magdeburg hat ein sol- und schließlich zusammengebaut wur- auch in Zeiten der Corona-Krise wichtig, derinnen und Spendern, die in dieser te er diese für das Projekt „Maker ches Hub aufgemacht und schließlich den. Die fertigen FaceShields wurden dass ausreichend Blut und Plasma ge- für uns alle schwierigen Zeit, den Weg vs. Virus“. In der deutschlandweiten Tony Winkler kontaktiert und gefragt, unter anderem an Arztpraxen, Kliniken, spendet wird. Üblicherweise werden im zu uns finden. Dazu kommt, dass die Aktion ging es darum, Menschen aus ob er mithelfen möchte. Er hat sofort den Rettungsdienst, Heime und weite- Monat ungefähr 800 Blutspenden ent- von uns zusätzlich eingeführten Maß- der Makerszene mit Personen und Orga- zugesagt. Seit Anfang April wurden im re Einrichtungen verteilt. „Die Visiere gegengenommen. Allein im März ha- nahmen zum Schutz vor Infektionen nisationen zusammenzubringen, die FabLab FaceShields hergestellt. Das Ge- sind als zusätzlicher Schutz vor einer ben jedoch insgesamt rund 1200 Men- die Blutspende nicht vereinfachen. dringend Gesichtsvisiere brauchen. sichtsvisier besteht aus vier Teilen, so Tröpfcheninfektion zu sehen, nicht als schen Blut gespendet. Die Bereitschaft Beschränkte Zugangsmöglichkeiten, Viele Makerspaces, wie das FabLab, Winkler: „Aus einem gedruckten Halter Ersatz für Atemschutzmasken“, erklärt zu helfen, war sehr groß. „Üblicher- Eingangskontrollen und die Notwen- waren nämlich in der Lage, Teile für die am Kopf, einer gedruckten Verstärkung der Fertigungstechniker. Und fügt stell- weise kommen jeden Monat zwischen digkeit, einen Mundschutz zu tragen, sogenannten FaceShields, zum Beispiel für das Visier unten, einer Visierschei- vertretend für alle Hilfsprojekte in Co- 70 und 100 Neuspender zu uns ins werden akzeptiert, um anderen helfen mit 3D-Druckern, zu produzieren. Diese be und einem Gummiband zur Befes- rona-Zeiten hinzu: „Wenn man in der Institut. Also Spenderinnen und Spen- und Blut spenden zu können. Ich finde wurden dann entweder kostenfrei oder tigung. Es entstanden je nach Aus- Krisensituation die Möglichkeiten hat, der, die vorher noch nicht bei uns ge- das sehr beeindruckend.“ zum Selbstkostenpreis abgegeben. lastung der 3D-Drucker durch meine einen kleinen Beitrag zu leisten, dann spendet oder sogar noch niemals Blut Organisiert wurde das ganze Projekt Nutzer bis zu 30 Halterungen am Tag. sollte man das auch tun.“ gespendet haben. Im März kamen 250 über deutschlandweite Hubs; das sind Das Material habe ich von dem Studie- Neuspender! Viele wollten helfen und Zusammenschlüsse von Makern mit rendenrat der OVGU erhalten.“ Auf Ini- das ist großartig“, erzählt Silke Schulze 26 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 27
VON JANINA MARKGRAF Um sich das Studium finanzieren zu Die Uni Magdeburg hat aus diesem geraten sind, einen einmaligen Zu- dern zusammen, die direkt an die Stu- können, gehören bei vielen Studieren- Grund, in Zusammenarbeit mit der schuss in Höhe von 450 Euro. dierenden in einer Notlage übergeben den ein oder sogar gleich mehrere Ne- Gesellschaft der Freunde und Förde- wurden – und die Spendenaktion geht benjobs dazu. Da durch die Corona-Kri- rer der Otto-von-Guericke-Universität Egal ob, Studierende, Mitarbeitende noch weiter. Bis dato konnten 182 Stu- se der Betrieb in fast allen Geschäften Magdeburg e.V, einen Nothilfefonds ins oder Unternehmen, online konnte je- dierende von der Aktion profitieren und oder Firmen auf ein Minimum reduziert Leben gerufen: Über „GUERICKE hilft!“ der spenden, der ein paar Euro übrig ein stückweit finanzielle Sicherheit zu- wurde; gerieten viele Studierende in erhalten Studierende, die durch die Co- hatte. Insgesamt kamen bisher 83.000 rückgewinnen. eine finanzielle Notlage. rona-Krise in einen finanziellen Engpass Euro (Stand 15.07.2020) von 535 Spen- 28 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 29
[ Wie ist es Ihnen ergangen? ] Dr. Stefan Kupfer, Dr. Jörg Wadzack, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kanzler Fakultät für Wirtschaftswissenschaft Besonders positiv empfinde ich die „neue“ Mög- Ich denke, die Gesellschaft ist wieder ein Stück zu- lichkeit des Arbeitens über einen virtuellen Desktop. sammengerückt. Es muss nicht mehr alles sofort Das System ist so gut und schnell, dass man gar passieren und perfekt sein. Es gibt auch mehr Ver- nicht merkt, dass man auf einem anderen Rechner ständnis für Familien mit Kindern und dafür, dass arbeitet, der Kilometer entfernt steht. die Kleinen ein gutes Gespür dafür haben, wann sie in die Videokonferenz platzen. Kristin Hecht, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik Wir arbeiten viel mit Substanzen, die unter gewissen Umständen gefährlich werden können. Viele Vorgänge müssen daher von einer Person beobachtet werden. Als die Mitarbeiter rasch nach Hause geschickt wurden, mussten wir unsere Planung für die Labore schnell überarbeiten. Ein bisschen Sorgen hat uns bereitet, dass wir mit unserem Projekt für den DFG Sonderforschungsbereich Transregio 63 mitten in einer Dr. Gregor Zimmermann, Anne-Katrin Behnert, kritischen Messphase steckten. Glücklicherweise ist die Anlage schon voll automati- Leiter URZ Mitarbeiterin im International Office siert. Wären wir allerdings in den Notbetrieb gegangen und die Stromversorgung an Die Erwartungshaltung uns gegenüber war groß. Die digitalen Angebote und verschiedenen Tools der Universität wäre eingestellt worden, hätten wir unsere Arbeiten völlig einstellen In kürzester Zeit haben sich die Lehrenden auf das haben mich echt überrascht. Ich habe, wenn es müssen. Darum war ich sehr froh, dass es dazu nicht gekommen ist. zentrale Elearning-Portal Moodle, die Video-Platt- die Zeit zuließ, an einigen Webinaren teilgenom- form Mediasite und die kurzfristig bereitgestellte men. Den Austausch über Zoom werde ich definitiv Video-Konferenzlösung zoom „gestürzt“. Personell beibehalten. und technisch war das eine echte Herausforderung. 30 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 uni:report Campus-Magazin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg August 2020 31
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