Berliner Ärzt:innen - Wachsendes Wissen Welche Rolle spielt(e) die Wissenschaft für Berliner Ärzt:innen in der Corona-Zeit?
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Berliner MITGLIEDERZEITSCHRIFT ÄRZTEKAMMER BERLIN AUSGABE 06 / 2022 Ärzt:innen Wachsendes Wissen Welche Rolle spielt(e) die Wissenschaft für Berliner Ärzt:innen in der Corona-Zeit?
BERLINER ÄRZT:INNEN EDITORIAL AUSGABE 06 / 2022 Liebe Kolleg:innen, der zunehmende Bedarf an wissenschaftlicher Begründung in der Medizin ist nicht neu: Seit die evidenzbasierte Medizin etabliert wurde und es Leitlinien gibt, sind Dr. med. Heike Kunert wir Ärzt:innen angehalten, uns ständig auf den aktuellen Stand zu bringen und ist Fachärztin für Physikalische unser Tun und Lassen zu begründen. Neu ist aber, dass unsere Patient:innen dies und Rehabilitative Medizin und zunehmend von uns einfordern und die gesetzten Themenfelder und ihre Reflexion Vorstandsmitglied der Ärzte- oft massiv medial beeinflusst sind. kammer Berlin. Foto: André Wagenzik In der (hausärztlichen) Niederlassung sind die Patient:innengespräche seit dem Frühjahr 2020 geprägt von vielen Fragen zu den Themen Corona, Infektiosität, Schutzmöglichkeiten, Impfung ja oder nein, wirtschaftliche Folgen, Existenzängste, Streit in Familien und Freundeskreisen, Tränen, Hoffnungslosigkeit, Depression, aber auch von Wünschen für die Gegenwart und Zukunft. Dabei informieren sich die Patient:innen sehr ausführlich über die verschiedens- ten Kanäle, oft ohne wissenschaftlichen Hintergrund, wie TV-Sendungen, Internet- foren oder Chatgruppen und das, ohne kompetent interpretieren zu können. Im Arztgespräch erwarten sie dann Aufklärung und Einordnung. Zugespitzt könnte man auch formulieren: Während die Patient:innen für sich das Recht in Anspruch nehmen, sich überall, gelegentlich unreflektiert und oft mit geringem Anspruch an wissenschaftliche Kompetenz zu informieren, wird von uns Ärzt:innen erwartet, diese Informationen unabhängig und fundiert in handlungsleitendes Wissen zu „verwandeln“, um die Patient:innen bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Das erfordert nicht nur ständig aktualisiertes Wissen in medizinischen Fragen, in Rechtsvorschriften, zu aktuell gültigen Coronavorschriften, sondern auch mehr Aufmerksamkeit, Empathie und Toleranz sowie kommunikative Kompetenz. Ärzt:innen geraten hier immer häufiger in den Begründungszwang für ihr Tun und Lassen und müssen sich teilweise sehr intensiv mit den Themen beschäftigen, um manche „populärwissenschaftlich“ angelesene Meinung oder das Laienwissen mit ihren Patient:innen zu korrigieren, einzuordnen und Gefahren abzuwenden. Um diesem Anspruch der Patient:inn en begegnen zu können, sind wir Ärzt:innen aufgefordert, uns in unserer Freizeit zu diesen Fragestellungen fortzubilden. Dabei können wir glücklicherweise die sehr umfangreichen Fort- und Weiterbildungs- angebote, Newsletter und Fachartikel der Ärztekammer Berlin und der Kassen- ärztlichen Vereinigung Berlin sowie von zahlreichen privaten Bildungsinstitutionen und von der Privatwirtschaft nutzen. Doch dabei wird klar, dass unsere Zeit und Aufnahmekapazität an ihre Grenzen stößt und wir uns zwangsweise auch in diesem Bereich wieder spezialisieren müssen. Neben dem ohnehin engen Fokus auf das Thema Corona haben wir aber einen ganzheitlichen Wissensanspruch! Es wird immer schwieriger, eigene Fortbildungsinteressen zu verfolgen, weil uns von der medialen Umwelt die Themen „vorgegeben“ werden und wir bei der Wissensan- eignung oft nur „reagieren“ können. Ihre 3
Inhalt EDITORIAL POLITIK & PRAXIS Begrüßung von Heike Kunert 3 Im ärztlichen Ruhestand weltweit aktiv 29 Senior Experten Service sucht Nachwuchs aus dem Gesundheitswesen KURZ NOTIERT Von Bettina Hartmann, Yüksel König und Klaus Gellert Aktuelles / Nachrichten 6 Ärztliche Verantwortung für eine Welt in 30 Frieden: 40 Jahre IPPNW AUS DER KAMMER Von Ute Watermann und Barbara Hövener Ärztliche Fortbildungen 20 CIRS ambulant 32 Veranstaltungskalender Hydromorphon-Ampullen verwechselt der Ärztekammer Berlin Personalien 33 Weiterbildung 23 Zum Gedenken an Gert Baumann Veranstaltungen der Weiterbildung Zum Gedenken an Sepp Graessner Bestandene Facharztprüfungen 24 März und April 2022 KULTUR & GESCHICHTE Medizinische Fachangestellte 26 Freitagabend. 35 Informationen zur Ausbildung Tischgespräche von Eva Mirasol und Weiterqualifizierung Sehr, sehr zufriedenstellend 28 Impressum 36 Bericht von der Vertreterversammlung der Berliner Ärzteversorgung am 7. April 2022 Von Ole Eggert Titelbild Ein Flur im Gesundheitsamt Pankow: Bei Ausbruchs- geschehen entscheiden die lokalen Behörden auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse über geeignete Maß- nahmen und setzen diese um. Foto: Maurice Weiss, OSTKREUZ / Ärztekammer Berlin 4
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 IM FOKUS Wachsendes Wissen 10 SARS-CoV-2 war ein Neuling. Selbst Virolog:innen kannten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 bestenfalls die nahen Verwandten des Coronavirus mehr oder weniger gut. Ärzt:innen verschiedenster Fachgebiete wurden aber sofort mit Fragen zu dem neuen Virus bestürmt. Von tagesaktuellen Berichten zu lebenden Leitlinien: Welche Rolle spielt(e) die Wissenschaft für Berliner Ärzt:innen in der Corona- Zeit? Von Adelheid Müller-Lissner 5
KURZ NOTIERT Optimierung gewünscht Praxen gesucht Zusammenarbeit zwischen Allgemein- Bedarfe frühzeitig erkennen und und Zahnmedizin Antragstellung erleichtern „Und mit wem kommunizieren Sie da? Direkt mit dem Arzt Im Forschungsprojekt „PReHa45“ der Charité sollen im Rah- oder mit der Sprechstundenhilfe?“ – „Gar nicht.“ – Dieses men eines sogenannten Ü45-Checks Präventions- und Reha- Zitat aus einer Gruppendiskussion, aber auch aktuelle bilitationsbedarfe in der hausärztlichen Versorgung anhand Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass zwischen eines überschaubaren Screening-Instruments frühzeitiger Allgemein- und Zahnmedizin wenig Zusammenarbeit statt- erkannt werden. findet, obwohl vielfältige Zusammenhänge und Wechsel- wirkungen zwischen Parodontalerkrankungen und syste- Berliner Hausarztpraxen werden gebeten, das Projekt zu un- mischen Erkrankungen bekannt sind. terstützen und an der Studie teilzunehmen. Dafür müssen 45- bis 59-jährige Patient:innen einen 2-seitigen Fragebogen Forschende der Selbstständigen Abteilung für Allgemein- ausfüllen. Besteht ein Bedarf, soll den Hausarztpraxen die medizin und der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodon- Antragstellung für Präventions- und Reha-Leistungen der tologie der Universität Leipzig möchten – neben der aktu- Deutschen Rentenversicherung erleichtert werden, indem ellen Ausgestaltung der Zusammenarbeit – mehr über Ver- der ärztliche Befundbericht stark vereinfacht wird. besserungsmöglichkeiten der Zusammenarbeit herausfinden. Das Forschungsprojekt wird von der Abteilung Rehabilitations- Sie als Expert:innen werden gebeten, eine entsprechende forschung an der Charité durchgeführt und von der Deutschen Studie durch die Beantwortung eines anonymen Online- Rentenversicherung Berlin-Brandenburg gefördert. Teilneh- Fragebogens zu unterstützen. mende Praxen erhalten eine angemessene Aufwandsent- schädigung. Nähere Informationen er- Über folgenden Link: → https://umfrage.uni-leipzig.de/ halten Interessierte unter index.php/574494 können Sie an der Online-Befragung E preha45@charite.de oder per teilnehmen. Das Ausfüllen des Fragebogens wird nur rund T 030 450 51 71 07 sowie unter 15 Minuten dauern. ∕ → http://bit.ly/preha. ∕ Symposium Damit aus Forschung Gesundheit wird Wie wird aus grundlagenwissenschaftlichem Erkenntnisgewinn auf Kooperation ausgelegte Handlungsweise aller Beteiligten medizinischer Fortschritt? Neue Forschungsergebnisse im unerlässlich. Kurz: Klinik und Forschung müssen enger zusam- Sinne der Patient:innen schnell und zielgerichtet in innovative menrücken, am besten standortübergreifend. So kann der Therapien zu überführen, ist die zentrale Herausforderung Wissenstransfer in alle Richtungen erfolgen – schließlich ist der Translationalen Medizin für Seltene Erkrankungen. Schließ- Translation keine Einbahnstraße, erst recht nicht bei Seltenen lich kann gelungene Translation für die Betroffenen Hoffnung Erkrankungen. Doch wie gestaltet man die dazu notwendige auf eine gesündere Zukunft bedeuten. integrierte Versorgungs- und Forschungsstruktur und die dafür notwendigen Allianzen? Daher geht es beim 6. Rare Disease Symposium darum, wie Translation trotz verdichteter Arbeitsprozesse, ökonomischer Das 6. Rare Disease Symposium wird von der Eva Luise und Orientierung sowie erst im Aufbau befindlicher IT-Standards Horst Köhler Stiftung ausgerichtet und findet vom 13. bis und -Strukturen besser gelingen kann? Welche Rahmenbe- 14. Juni 2022 im STORZ Besucher- und Informationszentrum, dingungen müssen gegeben sein, damit die wenigen zur Ver- Scharnhorststraße 3 in 10115 Berlin statt. Die Teilnahme ist fügung stehenden Ressourcen nicht für die Translation ver- kostenfrei. loren gehen? Informationen zum Programm und zur Anmeldung: Damit aus Forschung Gesundheit wird, sind eine gemeinsame → www.elhks.de/translationale-medizin-fuer-seltene- Zielstellung, übergreifend genutzte Infrastrukturen und eine erkrankungen-vom-schlagwort-zur-wirklichkeit/ ∕ 6
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 Ausbildungsmesse Endspurt Die Ärztekammer Berlin vor Ort Startklar für die eAU zum 1. Juli ? Haben Sie schon Am 15. und 16. Juni 2022 präsentieren auf der Ausbildungs- messe "vocatium Berlin 2022" in der Arena in Treptow rund Ihren elektronischen Arztausweis? 140 Ausbildungsbetriebe, Fach- und Hochschulen sowie Ins- Ab dem 1. Juli 2022 müssen niedergelassene Vertragsärzt:in- titutionen ihre Ausbildungs- und Studienangebote. nen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen elektronisch an die Krankenkassen übermitteln (sogenannte eAU). Neben Mit dem Ziel der Fachkräftesicherung im Beruf Medizinische:r dem Anschluss an die Telematikinfrastruktur benötigen Sie Fachangestellte:r (MFA) wird auch die Ärztekammer Berlin hierfür einen elektronischen Arztausweis (eA) sowie einen mit einem Stand vor Ort sein. Dort können sich Schüler:innen KIM-Dienst. über die Ausbildung zur oder zum Medizinischen Fachange- stellten informieren und zudem mit einer erfahrenen Medi- Mit dem eA wird die eAU rechtsgültig unterschrieben, ihre zinischen Fachangestellten ins Gespräch kommen. Übermittlung an die zuständige Krankenkasse erfolgt dann über KIM. Sofern Sie als Vertragsärzt:in noch keinen eA oder Die vocatium Berlin findet zweimal jährlich statt. Die Ter- KIM-Dienst haben, empfehlen wir Ihnen dringend, beides mine für das Jahr 2022 stehen bereits fest und können, ne- nunmehr zu beantragen. ben weiteren Informationen rund um die Messe, unter → www.vocatium.de eingesehen werden. ∕ Weitere Informationen finden Sie auf → www.aekb.de. ∕ Anzeige 7
KURZ NOTIERT Leitungswechsel und neue Strukturen Aus Berliner Krankenhäusern wurden uns folgende Änderungen gemeldet: Informationen über Veränderungen bei Leitungspositionen und Abteilungsstrukturen in Ihrem Haus senden Sie bitte an: E redaktion@aekb.de Vivantes Klinikum Kaulsdorf Jüdisches Krankenhaus Berlin Vivantes Klinikum Kaulsdorf Dr. med. Katrin Knoll ist seit dem Dr. med. Robin Kleinwächter hat am PD Dr. med. habil. Christian Göpel 1. März 2022 neue Chefärztin der Kli- 1. April 2022 als neuer Chefarzt die Lei- leitet seit dem 1. April 2022 die Klinik nik für Innere Medizin – Geriatrie am tung der Klinik für Anästhesiologie und für Gynäkologie und Geburtsmedizin Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Sie war operative Intensivmedizin am Jüdi- am Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Zu- bereits seit 2018 als Chefärztin der Ge- schen Krankenhaus Berlin übernom- vor und seit 2015 war er Chefarzt des riatrie im Vivantes Humboldt-Klinikum men. Kleinwächter ist Facharzt für An- Kontinenz- und Beckenbodenzentrums tätig. Zuvor und seit 2014 arbeitete ästhesiologie mit den Zusatzbezeich- am Vivantes Humboldt-Klinikum. Nach Knoll als leitende Oberärztin im Klini- nungen „Notfallmedizin“, „Spezielle seinem Studium in Halle an der Saale kum Ernst von Bergmann in Potsdam. anästhesiologische Intensivmedizin“ begann er seine medizinische Laufbahn Zu Ihren Schwerpunkten gehört neben sowie „Ärztliches Qualitätsmanage- an der Klinik und Poliklinik für Geburts- der Geriatrie, zu der sie sich im Evange- ment“. Nach seiner Weiterbildung zum hilfe, Martin-Luther-Universität Halle- lischen Geriatriezentrum (EGZB) weiter- Facharzt an der Charité – Universitäts- Wittenberg. Seit 2002 arbeitete Göpel bildete, die Nephrologie, die internis- medizin Berlin, war er dort ab 2013 als als Oberarzt und Leiter des Bereichs tische Intensivmedizin und Notfall- so- Oberarzt in verschiedenen Bereichen Urogynäkologie und Beckenboden- wie die Gerinnungsmedizin. Sie hat an tätig. Zuletzt verantwortete er als an- chirurgie. Er baute eine wissenschaft- der FU Berlin sowie der Westfälischen ästhesiologischer Oberarzt den Be- liche Arbeitsgruppe mit dem Schwer- Wilhelms-Universität Münster studiert reich Traumatologie/Orthopädie und punkt der Bindegewebsforschung bei und 2004 an der Charité – Universitäts- die Schockraumversorgung am Cam- Beckenbodeninsuffizienz auf, publi- medizin Berlin promoviert. ∕ pus Virchow-Klinikum. ∕ zierte und habilitierte dazu. ∕ Anzeige 8
IM FOKUS Wachsendes Wissen Von tagesaktuellen Berichten zu lebenden Leit linien: Welche Rolle spielt(e) die Wissenschaft für Berliner Ärzt:innen in der Corona-Zeit? Text: Dr. Adelheid Müller-Lissner Nach Ausbruch der Corona- virus-Pandemie war schnell klar, dass Impfungen der vielverspre- chendste Weg aus dieser sind. So schnell wie noch nie zuvor wur- den passende Impfstoffe ent- wickelt. Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt haben ge- meinsam mit modernsten Tech- nologien und staatlicher sowie überstaatlicher Förderung daran gearbeitet. In der EU wurde be- reits im Dezember 2020 in einem beschleunigten Verfahren der erste Impfstoff gegen die von SARS-CoV-2 ausgelöste Krank- heit COVID-19 zugelassen. Bis Mitte Mai 2022 wurden in Deutschland laut Bundesregie- rung mehr als 170 Millionen Impf- dosen in Praxen und Impfzentren verabreicht. Foto: Sebastian Wells / OSTKREUZ 10
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 SARS-CoV-2 war ein Neuling. Selbst Virolog:innen kannten zu auf dem aktuellen Stand zu sein, um entsprechend raten Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 bestenfalls die nahen und beraten zu können.“1 Verwandten des Coronavirus mehr oder weniger gut. Ärzt:in- nen verschiedenster Fachgebiete, die in dieser anstrengen- Die Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie bedeutsam und den Zeit Tag für Tag ihre Arbeit machten, wurden aber sofort auch herausfordernd diese ärztliche Aufgabe ist. Viele Men- mit Fragen zu dem neuen Virus bestürmt. Nach und nach schen, die sich unversehens zu Expert:innen für ein neu auf- sahen sie sich auch mit Patient:innen konfrontiert, die ent- getretenes Virus entwickelten, erwarben ihr beachtliches weder viel echtes Wissen über das Virus gesammelt hatten Wissen zwar in rasantem Tempo, aber ohne Vorphysikum, oder aber irrigen Meinungen über die COVID-19-Pandemie Physikum und Staatsexamen in Humanmedizin. Und damit, aufsaßen. Die Herausforderung bestand und besteht für alle ohne jemals eine Vorlesung in Infektiologie oder Virologie Mediziner:innen darin, sich selbst fortzubilden, auf die Fragen besucht zu haben – anders als die Ärzt:innen, die sie in einer ihrer Patient:innen Antworten zu finden und Informationen Haus- oder Facharztpraxis beziehungsweise in einem Kran- jeder Art laienverständlich einzuordnen. kenhaus behandelten. Aber um die Fakten zum Coronavirus auf einer soliden Basis für ihre Patient:innen einordnen und Bieten Infektionen mit Erkältungscoronaviren einen Schutz gewichten zu können, mussten auch sie sich das entsprechen- gegen COVID-19? Was bringt es, wenn ich meine sozialen Kon- de Wissen erst einmal selbst aneignen. takte auf eine „Bubble“ mit ein bis zwei anderen Haushalten beschränke? Warum wäre es wünschenswert, per Nasen- Wo sich zunächst neues Wissen gewinnen ließ spray gegen SARS-CoV-2 impfen zu können? Was um Himmels Wie und wo haben sich Ärzt:innen ab Anfang März 2020 in- willen ist der „Pandemische Imperativ“ und wie oft sollte man formiert? Der in Schöneberg niedergelassene Kinderarzt sich boostern lassen? Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), hat zusammen mit ein paar Kolleg:in- Fragen über Fragen. „Wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, nen noch vor Beginn des ersten Lockdowns an einer Fortbil- bleibt dumm“: Den Slogan der guten alten „Sendung mit der dungsveranstaltung an der Charité – Universitätsmedizin Maus“ hätten sich auch die Informationssendungen, Tages- Berlin teilgenommen. Ein Ereignis, das dem Pädiater unver- zeitungsartikel und Podcasts zu eigen machen können, die gesslich bleibt: „Der Hörsaal war bis auf den letzten Platz sich seit März 2020 unermüdlich dem neuartigen Virus SARS- besetzt. Wir haben dem Virologen Christian Drosten an den CoV-2 widmeten. Viele wollten der Bedrohung von Anfang Lippen gehangen, und er hat in der einen Vorlesung fast alles an durch Wissen begegnen. Nicht umsonst machte im Herbst Grundlegende geäußert.“ Mediziner:innen zahlreicher Fach- 2020 der Spruch, dass inzwischen 80 Millionen Virolog:innen richtungen bekamen auf diese Weise schnell und aus erster in Deutschland leben, die Runde. Hand einen Überblick über SARS (Schweres Akutes Respira- torisches Syndrom) und MERS (Middle East Respiratory Syn- „Die Stellung von uns Ärzt:innen hat sich mit der Entwicklung drome), über Erkältungscoronaviren und über aktuelle Zah- des Internets in den vergangenen zwanzig Jahren massiv ver- len und Entwicklungen aus China. „Wenn man gut zugehört ändert, zumindest was die Information über Krankheitsbilder hat, war das tatsächlich der Schlüssel für die gesamte Pan- und Behandlungsmöglichkeiten angeht“, sagt der Neuro- demie. Wir sind heute noch froh, dass wir an dieser Fortbil- chirurg Julian Veelken, der bei der Ärztekammer Berlin für dung teilgenommen haben“, berichtet Maske. die FrAktion Gesundheit aktiv ist. Denn grundsätzlich sei so gut wie jede Information über Versorgungsfragen im Netz Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, wie lange man mit die- verfügbar – allerdings oft unredigiert und ungeordnet. „Die sem neuen Virus zu tun haben würde, wie es sich verändern Ärztin hat deshalb heute immer weniger die Rolle der reinen würde, ob und wie schnell man Behandlungsoptionen und Informationsvermittlerin, sondern die der ordnenden Hand, Impfungen bekommen würde. „Das Virus hat uns vielfach die gewichtet und einordnet – und vor Scharlatanerie warnt.“ überrascht“, resümiert Maske zwei Jahre später. „Als Päd- iater haben wir ja viel mit Infektiologie zu tun, wir hatten Dass durch die Neuen Medien die Verfügbarkeit von Infor- Erfahrungen mit anderen Coronaviren, aber dieses verhält mationen zu Gesundheits- und Medizinthemen rasant zu- sich doch anders.“ nehmen, galt selbstverständlich schon in den Jahren vor der Corona-Pandemie. In seiner Stellungnahme „Wissen- Maske informierte sich nach eigener Aussage während der schaftlichkeit als konstitutionelles Element des Arztberufes“ Pandemie fortlaufend „durch einen Mix aus allem“: über die hat der Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK) bereits 2019 aus dieser Tatsache eine klare Forderung abgeleitet: „Für 1 www.bundesaerztekammer.de → Richtlinien → Empfehlungen / → Ärzte folgt daraus eine erhöhte Verantwortung und auch Stellungnahmen → Wissenschaftlichkeit als konstitutionelles Element Verpflichtung, selbst zügig, zeitsparend und barrierefrei des Arztberufes 11
IM FOKUS Zunächst ging es vor allem darum, Infektionsketten zu unterbrechen, Ausbrüche ein zudämmen und Personen mit erhöhtem Risiko für einen schwe- ren Verlauf zu schützen. Dazu wurden nicht nur im Gesund- heitsamt Pankow zahlreiche Freiwillige zur Kontaktpersonen- ermittlung ausgebildet. Foto: Maurice Weiss, OSTKREUZ / Ärztekammer Berlin Seiten des Robert Koch-Instituts (RKI), den Podcast „Das sowie -Psychotherapeut:innen überlastet. „Und weitere Coronavirus Update“ von NDR Info mit Prof. Dr. med. Chris- Sorgen werden noch kommen, das geht nicht einfach weg“, tian Drosten und seiner Frankfurter Kollegin Prof. Dr. med. sagt Maske. Als positiven Effekt der Pandemie betrachtet er Sandra Ciesek, mit einem Blick auf die Strategien anderer es aber, dass das Wohlergehen von Kindern inzwischen in Länder, die Lektüre von Preprints und Studien und nicht zu- der Gesellschaft etwas mehr Aufmerksamkeit finde. „Die letzt über die Leitlinie seiner Fachgesellschaft. Schule wurde als Sozialraum erkannt.“ Weil schnell klar wurde, dass Kinder kaum von schweren „Es ist nicht schwarz-weiß“ Verläufen betroffen sind, fühlten sich Maske und seine Kol- Der Charité-Virologe Christian Drosten hatte in seinem leg:innen in einer komfortablen Situation: „Wir konnten die Podcast bereits kurz vor Weihnachten 2020 betont: „Ich will Eltern beruhigen.“ Recht schnell stellte sich dann aber für alles andere als ein Prediger für Schulschließungen sein.“ Er aufmerksame Kinderärzt:innen, für Eltern, Erzieher:innen warb auch hier für ein Denken in Wahrscheinlichkeiten und und Lehrer:innen heraus, dass die Pandemie für die Heran- er wehrte sich (nicht nur) bei dieser Gelegenheit vehement wachsenden gesundheitliche Folgen haben würde, die nicht gegen das gängige Schwarz-Weiß-Denken. Zu Beginn des in das Fachgebiet Infektiologie fallen: Übergewicht durch Jahres 2021 schlug Drosten dann das Wort „Treiber“ als „Un- Bewegungsmangel, Essstörungen, problematischer Medien- wort des Jahres“ vor. „Kinder sind keine Treiber der Pande- konsum und weitere psychische Probleme. Es gab also durch- mie, umgekehrt aber auch nicht bedeutungslos.“ Man müsse aus gewichtige Argumente dafür, die Schulen und Kitas nach abwägen, betonte der Virologe immer wieder, müsse beides den Erfahrungen des ersten Lockdowns möglichst offenzu- in die Waagschalen werfen, die Risiken des Infektionsgesche- halten. „Wir haben sehr frühzeitig gewarnt, dass wir immer hens und die gesunde Entwicklung der Kinder: „Das Risiko mehr psychiatrische Probleme sehen“, erinnert sich Maske. ist da, ihm gegenüber steht ein hoher Wert.“ „Lange Zeit hat man sich allerdings nicht mit uns beraten, aus unserer Sicht gab es da einige politische Katastrophen.“ Dann wurde zunehmend auch sozialwissenschaftliche und Zwar sei das Schließen der Schulen zu Beginn der Pandemie psychologische Expertise einbezogen, die eigentlich seit Ru- nötig gewesen. „Aber es wäre wichtig gewesen, die Sicht dolf Virchows Diktum von der Medizin als „sozialer Wissen- der Kinder- und Jugendärzte einzubeziehen und einen wis- schaft“ als Grundbestandteil medizinischer Wissenschaft- senschaftlichen Blick auf das Thema zu werfen. Dass das nicht lichkeit gelten sollte. In einem Positionspapier zur Lage früh genug geschehen ist, muss die Politik wiedergutmachen.“ der Heranwachsenden in der Pandemie fasste eine inter- Noch immer sind die Kinder- und Jugend-Psychiater:innen disziplinäre Arbeitsgruppe der Nationalen Akademie der 12
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 Stimmt der vorgegebene Min- destabstand? Ende März 2020 genießen die Menschen trotz Kontaktsperre die frische Luft. Viele nehmen die ungewohnte Situation mit Humor. Foto: Sebastian Wells / OSTKREUZ Wissenschaften Leopoldina im Sommer 2021 Erkenntnisse Aufklärung über die Impfungen ist für sie die Risikoabschät- und Forderungen zusammen.2 zung und Einordnung der jeweils geltenden Maßnahmen eine wichtige Aufgabe der Hausärzt:innen. „Den großen Über- So galt es immer wieder abzuwägen zwischen gesundheit- blick zu haben, ist für Laien schwer.“ lichen Risiken und gesellschaftlichen Werten – und das in dem Bewusstsein, einstweilen nur über unsicheres Wissen zu ver- Zunächst, im Frühjahr 2020, sei es darum gegangen, den Pa- fügen: Leopoldina-Mitglied Drosten musste seine Aufforde- tient:innen die Panik zu nehmen, ihnen epidemiologische rung zu differenziertem Denken dann am 5. Januar 2021 auch Fakten zu erklären. „Da hat man gemerkt, wie sehr die Pa- auf das Thema „Impfen“ ausdehnen. Ob die Impfungen, die tienten einem vertrauen.“ Wenn sie sich denn überhaupt zu nun neu auf dem Markt waren, gegen eine Infektion und gegen ihr trauten. „Viele der älteren und multimorbiden Patienten eine Weitergabe des Virus sicher schützen, wurde er gefragt. hatten Angst, in die Praxis zu kommen. Eine Patientin stand, Ob sie eine sterile Immunität wie bei Masern, Mumps und als sie endlich kam, gekrümmt am Tresen, wir haben sie mit Gelbfieber verleihen? Drosten wagte es, eine Vermutung zu einer perforierten Sigmadivertikulitis direkt ins Krankenhaus äußern. „Ich glaube, dass man als Geimpfter trotz Infektion eingewiesen.“ Nach drei bis vier Wochen sei dann auch in die Umgebung nicht ansteckt.“ Aber erneut mahnte er zur der Praxis der Alltag nahezu wieder eingekehrt. Vorsicht: „Es ist nicht schwarz-weiß.“ Inzwischen, eineinhalb Jahre später, wissen wir schon mehr. Um Grautöne geht es Woher haben sie und ihre Kolleginnen damals Informationen noch immer. über das neue Virus, über Tests und Behandlungsmöglich- keiten bezogen? Franziska Drephal versucht, sich zurückzu- Die Grautöne, die Nuancierung, das Denken in Wahrschein- erinnern. Auf jeden Fall musste sie sich als Niedergelassene lichkeiten, aber auch die Veränderlichkeit des Wissensstan- in Eigeninitiative um valide Informationen bemühen. „Am des: Davon zu sprechen und das laienverständlich zu erklä- Anfang waren wir ja alle unsicher, wir haben jeden Tag auf ren, war und ist während der Pandemie auch die Aufgabe dem Weg zur Arbeit Drostens Podcast gehört, wir haben die der behandelnden Ärzt:innen. An erster Stelle sind hier die Seiten des RKI gründlich studiert, die Verordnungen des Hausärztinnen und Hausärzte gefragt. Die Allgemeinme dizinerin Dr. med. Franziska Drephal führte ihre Praxis in Treptow zu Beginn der Pandemie als Einzelpraxis mit zwei 2 www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/ → angestellten Kolleginnen, inzwischen ist es eine Gemein- kinder-und-jugendliche-in-der-coronavirus-pandemie-psycho schaftspraxis, in die ihr Mann eingestiegen ist. Neben der soziale-und-edukative-herausforderungen-und-chancen-2021/ 13
IM FOKUS Das Aufklärungsmerkblatt sowie der Anamnese- und Ein- willigungsbogen wurden vom Deutschen Grünen Kreuz e. V. in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut, Berlin, erstellt. Die Dokumente liegen auch in leichter Sprache und zahlreichen Übersetzungen vor. Sie werden laufend aktualisiert. Foto: Annette Hauschild, OST- KREUZ / Ärztekammer Berlin Landes Berlin nachgelesen.“ Auch die Informationen der Kas- Streitgespräche inszenierte Diskussionsrunden zur besten senärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärzt- Sendezeit trugen da zusätzlich zur Verunsicherung bei. lichen Vereinigung (KV) Berlin seien sehr hilfreich gewesen. „Ich fühlte mich von ihnen so gut informiert wie lange nicht.“ Angriffe auf forschende Mediziner:innen Nach den hektischen ersten Tagen im März 2020, als vor allem „All dieser Dreck, der in Talkshows geschmissen wird“: Den Eltern um eine Krankschreibung baten, weil sie nicht wuss- Stoßseufzer des Virologen Christian Drosten im NDR-Podcast ten, wie sie die Kinderbetreuung angesichts der Schulschlie- vom 16. März 2021 konnten Allgemeinmediziner:innen wie ßungen sonst hinbekommen sollten, sei auch immer wie- Drephal sicher gut nachempfinden. Immer wieder wünschte der genug Ruhe gewesen, um Informationen zu sammeln. sich der Spezialist für Coronaviren „Ruhe bei der Beurteilung“, „längere Beobachtungszeiträume“, etwa für einen Vergleich Erfreulicher Trubel trat dann ein, als die Impfungen kamen. der Virusvarianten, er kritisierte Entscheidungen, die „mit In ihrem Kiez leben viele ältere Patient:innen, insgesamt ein der heißen Nadel“ gestrickt wurden und hoffte auf Entschei- „impfwilliges Publikum“, wie Drephal betont. Sie musste nicht der:innen mit einem „kühlen Kopf“. „Ich wünsche mir so sehr, viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch sie brauchte ganz prak- dass über all diese Dinge nicht nur gestritten wird“. tische Informationen. Noch an Heiligabend 2020 habe sie sich die Angaben zur BionTech-Impfung aus Großbritannien aus Stattdessen sahen sich Wissenschaftler:innen, die sich in den dem Internet heruntergeladen, um dann gleich am 27. Dezem- Medien zum Thema „Corona“ äußerten, schlimmen Angrif- ber mit dem mobilen Impfteam in einem Altenheim zu imp- fen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Unter dem Titel fen, erinnert sich die engagierte Hausärztin. „Es war eine „Scientists under Attack“ veröffentlichte die Zeitschrift Aufbruchstimmung: Wir waren wie erlöst, als die Impfung „Nature“ im Oktober 2021 die Ergebnisse einer Befragung innerhalb so kurzer Zeit kam, ein Glücksfall.“ von 321 Expert:innen, die mit den Medien über die Pandemie gesprochen hatten, darunter auch Wissenschaftler:innen aus Als problematisch empfand es die Allgemeinmedizinerin bis- Deutschland3. 47 Teilnehmende berichteten über Morddro- weilen, dass viele Patient:innen sich durch Medienberichte hungen. Anlass dafür waren besonders oft ihre Äußerungen sehr gut informiert fühlten – „scheinbar besser als wir“. Dass diese Informationen einer Einordnung bedurften und dafür wiederum ein medizinischer Background notwendig sei, sei ihnen bisweilen nur schwer klarzumachen gewesen. Als 3 → https://www.nature.com/articles/d41586-021-02741-x 14
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 Seit dem Start der Impfkampagne ist die Aufklärung der Patient:innen ein wichtiger Teil der Impfleistung in den Berliner Praxen. Die Ärzt:innen sind verpflichtet, die zu imp- fende Person vorab über Vorteile und auch mögliche Risiken zu informieren. Zunächst mussten sie sich jedoch selbst informieren. Hinweise zu den zugelassenen Impfstoffen, zur Bestellung und Lieferung der Vakzine, zum Impfmanagement, zur Aufklä- rung und Beratung der Patient:innen sowie zur Erstellung von Impfzertifikaten oder auch, wie und an wen Praxen Nebenwirkungen mel- den müssen, stellt beispielsweise die Kassen- ärztliche Vereinigung Berlin seit Beginn der Kampagne zur Verfügung. Fotos: Heinrich Holtgreve (oben und Mitte), Annette Hauschild (unten), OSTKREUZ / Ärztekammer Berlin 15
IM FOKUS Dr. Adelheid Müller-Lissner im Gespräch mit dem Präsidenten der Ärztekammer Berlin, PD Dr. med. Peter Bobbert „Als Kammer sind wir auch Garant der Wissenschaft“ AML Herr Dr. Bobbert, welche Auf- von Entscheidungsträger:innen ange- Auch der Klimawandel ist ein Gesund- gabe hatte und hat die Ärzte- fragt. heitsthema mit starkem Wissenschafts- kammer Berlin während der Pande- bezug. Ein Thema, das Ihnen persönlich mie bei der Vermittlung von Wissen? Zugleich sehe ich unsere Aufgabe darin, sehr am Herzen liegt. Droht es, durch unsere ärztliche Expertise für alle Bür- andere aktuelle Themen verdrängt zu PB Wissen und Wissensvermittlung ger:innen bereitzustellen. Wir sind ja werden? sind der Kern unserer medizini- auch die Stimme der Ärzt:innenschaft schen Profession. Wir haben in den ver- an die Gesellschaft. Das ist eine ganz Diese Sorge tragen wir. Wir müssen aber gangenen ein bis zwei Jahren allerdings wesentliche Rolle. Wir müssen eine als Gesellschaft und auch in der Berufs- eine gesellschaftliche Situation erlebt, Sprache finden, um unser ärztliches politik ganz schnell lernen, angesichts in der eine solche Wissensvermittlung Wissen für alle Bürger:innen verständ- einer neuen Krise die anderen nicht zu schwerer zu organisieren war. Gerade lich weiterzutragen. vergessen und uns in unserem Handeln in einer solchen Situation müssen wir und Denken nicht einzuengen. Wir müs- als Kammer einen Rahmen bieten, um Unter „Querdenker:innen“ und Impf- sen lernen, Krisen parallel zu bearbei- den wissenschaftlichen Diskurs, die Ver- gegner:innen melden sich auch immer ten. Hier müssen wir sehr breit denken mittlung und die Auseinandersetzung wieder Mediziner:innen zu Wort. Wie und wahrnehmen, dass die Probleme zu ermöglichen. geht die Ärztekammer Berlin mit sol- oftmals miteinander zusammenhängen. chen Mitgliedern um? Bei der Wissensvermittlung an die Berli- Die COVID-19-Pandemie wird uns ja noch ner Ärzt:innen flankieren wir die Ange- Als Standesvertretung haben wir eine eine Weile begleiten, zugleich haben wir bote der Berufsverbände und wissen- Aufsichtsfunktion, wir müssen darauf hier in Berlin die große Aufgabe zu stem- schaftlichen Fachgesellschaften und schauen, dass die Berufsordnung ein- men, eine große Zahl von Kriegsgeflüch- zertifizieren Fortbildungsveranstaltun- gehalten wird und jedes Mitglied seinen teten aus der Ukraine medizinisch zu gen, wir verlinken aber auch tagesaktu- ärztlichen Pflichten nachkommt. Es sind versorgen. Und gleichzeitig stehen wir elle Diskussionsveranstaltungen, zum glücklicherweise nur Einzelfälle, in de- vor großen Herausforderungen durch Beispiel aus der Charité, und machen nen Ärzt:innen wissenschaftlichen Stan- den menschengemachten Klimawandel, sie so unseren Mitgliedern bekannt. Wir dards nicht Genüge getan haben oder denen wir begegnen müssen. Unsere müssen zudem als Kammer dafür sor- ihnen sogar aktiv entgegengetreten Aufgabe besteht also darin, auch die gen, dass sich wissenschaftlich tätige sind. Die große Mehrheit der Ärzt:innen Probleme im Blick zu behalten, die ge- Mitglieder nicht eingeschüchtert, be- hat bei der Bekämpfung der Corona- rade medial weniger prominent sind. drängt oder angegriffen fühlen. Wir stel- Pandemie Außerordentliches geleistet. len uns damit sowohl hinter als auch vor Wie sehen Sie beim Thema Klima- unsere Mitglieder. Den Einzelfällen sind wir sehr streng wandel die Aufgaben der Kammer? nachgegangen und haben entspre- Wie sehen Sie die Aufgabe gegenüber chend unserer Möglichkeiten berufs- Wir haben den Klimawandel in den der Politik und der Gesellschaft? rechtliche Maßnahmen eingeleitet. vergangenen zwei, drei Jahren als ärzt- Sollten Vergehen eine solche Schwere liches und berufspolitisches Thema Als Kammer sind wir auch die Stimme haben, dass durch sie Patient:innen ge- etabliert. Jetzt bedarf es der Mitarbeit der Wissenschaft und müssen sie in die fährdet werden, etwa durch das unbe- der Kammer, um den politischen Dis- Politik hineintragen. Es geht darum, gründete Abraten von Corona-Schutz- kurs mitzugestalten und um in Berlin das Wissen zu bündeln und in die po- impfungen, leiten wir die Fälle an das politische Entscheidungen herbeizu- litischen Instanzen hineinzugeben, in Landesamt für Gesundheit und Soziales führen, mit dem doppelten Ziel, eine denen Entscheidungen fallen. Wir ver- (LAGeSo) mit der Bitte weiter, die Ap- Gesundheitsstadt Berlin 2030 zu schaf- suchen, unsere ärztliche Expertise in probation zu überprüfen. Hier gibt es fen, die klimaneutral und gleichzeitig Entscheidungen einfließen zu lassen. klare Standards und Regeln. Es handelt auch resilient ist. Wir müssen aufzeigen, Dafür suchen wir stets die Kommuni- sich, wie gesagt, nur um Einzelfälle, doch was Hitzewellen gerade für vulnera kation, werden umgekehrt aber auch die können großen Schaden anrichten. ble Gruppen bedeuten, wir werden 16
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 an Hitzeschutzplänen für die Stadt stehen in der Verantwortung, wissen- Berlin mitarbeiten und das Thema schaftliche Erkenntnisse weiterzuge- immer wieder in den Medien vertre- ben. Anfeindungen von Wissenschaft- ten. Auch in der Aus-, Weiter- und ler:innen, die in dieser Stadt ärztlich Fortbildung muss es eine wichtige tätig sind, können wir nicht dulden. Rolle spielen. Die Ärztekammer Berlin versteht sich ganz allgemein als Garant der Wis- PD Dr. med. Peter Bobbert senschaft und als ihr Sprachrohr. Wir Foto: André Wagenzik zum Impfen oder zur Herkunft des Virus, aber auch darü- und Christian Drosten bestand die größte Überraschung der ber, dass keine Evidenz zur Wirksamkeit des Arzneimittels vergangenen beiden Jahre nach eigenen Angaben beispiels- Ivermectin gegen COVID-19 bestehe. Die Linguistin Prof. Dr. weise darin, wie schnell SARS-CoV-2 sich verändert – ent- Konstanze Marx von der Universität Greifswald, die zum gegen der bisherigen Lehrbuchmeinung über Coronaviren. Thema „Wissenschaft und Öffentlichkeit“ forscht, forderte nach der Veröffentlichung des „Nature“-Artikels beim Science Auch die Fragen der Patient:innen zu den Impfungen ver- Media Center ein „Klima der Wissenschaftsfreundlichkeit“, langten den Ärzt:innen in der Praxis ab, sich kontinuierlich das Forscher:innen ermutige, die Öffentlichkeit weiterhin weiter schlauzumachen. Deutlich wurde das, als im März 2021 an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen. seltene Fälle von zunächst rätselhaften Sinusvenenthrombo- sen nach der Gabe des Impfstoffs Vaxzevria (AstraZeneca) Werden forschende Mediziner:innen angegriffen, können bekannt wurden, darunter sogar Todesfälle. Zur besten Sen- auch deren Kammern dazu beitragen, sie zu schützen. „Wir dezeit wurden die Fernsehzuschauer:innen noch am Tag des müssen als Ärztekammer dafür sorgen, dass sich wissen- Bekanntwerdens mit dem Mechanismus der Heparin-indu- schaftlich tätige Mitglieder nicht eingeschüchtert, bedrängt zierten Thrombozytopenie (HIT) mit Antikörperbildung gegen oder angegriffen fühlen“, bekräftigt der Präsident der Ärzte Plättchenfaktor 4 (PF4) konfrontiert. Dabei wurden Abläufe kammer Berlin PD Dr. med. Peter Bobbert im Interview (siehe geschildert, die den wenigsten Ärzt:innen spontan im De- oben). tail vertraut gewesen sein dürften, nach denen sie aber sofort gefragt wurden. Sie mussten nun nicht nur diese neue sel- Zur Flexibilität gezwungen tene Impfkomplikation auf dem Schirm haben, sie mussten Nur so kann das Wissen wachsen – und das hat es in den ver- zudem ihren Patient:innen erklären, warum der Impfstoff gangenen beiden Jahren erkennbar getan. Inzwischen finden von AstraZeneca, anders als zuvor empfohlen, nur noch an sich auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissen- Menschen über 60 Jahre verimpft werden sollte. Zahlreiche schaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) andere Fragen zu den Impfungen konnten evidenzbasiert eine Fülle von Leitlinien und Handlungsempfehlungen zahl- nicht zeitnah beantwortet werden. „Unser jetziges Wissen reicher Fachgesellschaften. „Die wissenschaftlichen Erkennt- über die Wirkung der Impfung stammt aus einem kurzen nisse zum SARS-CoV-2-Virus nehmen rasant zu“, heißt es in Zeitraum“, stellte Drosten im April 2021 nüchtern fest. der überarbeiteten Fassung der Leitlinie der Deutschen Ge- sellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) vom Februar dieses Dass sich immer neue Fragen auftaten, dass sogar einige Jahres. Da das Infektionsgeschehen so dynamisch ist, sei Mediziner:innen den neuartigen Vakzinen zunächst skeptisch von den hausärztlichen Praxen „ein hohes Maß an Aktivität und Flexibilität“ zu fordern. Im ausführlichen Kapitel zur phar- makologischen Therapie wird deutlich, dass es das Virus 4 www.degam.de → Leitlinien → Portal für Ärzte → DEGAM-Leitlinie → → selbst ist, das zur Flexibilität zwingt: Bei neuen Virusvarianten SARS-CoV-2/ Covid-19-Informationen & Praxishilfen für niederge- müsse „geprüft werden, ob eine Wirksamkeit anzunehmen lassene Hausärztinnen und Hausärzte (Version 22, abgerufen am ist“, ist dort zu lesen4. Für die Virolog:innen Sandra Ciesek 16. Mai 2022) 17
IM FOKUS Am 18. November 2020 protes- tieren Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen der Regie- rung, vor allem gegen das neue Infektionsschutzgesetz. Zahlrei- che Plakate zeigen bekannte Wis- senschaftler:innen, Politiker:in- nen und Journalist:innen in Sträflingskleidung und die Auf- schrift “Schuldig”. Gegen betei- ligte Ärzt:innen kündigte Bundes- ärztekammerpräsident Dr. med. Klaus Reinhardt berufsrechtliche Schritte an. Foto: Sebastian Wells / OSTKREUZ gegenüber standen, ist unter diesen Umständen nachvoll- Impfkommission (STIKO) geradezu drängten, die Impfung ziehbar. Wenn hingegen kleine Gruppierungen wie die „World mit der für diese Altersgruppe inzwischen zugelassenen Vak- Doctors Alliance“ über soziale Medien sehr selbstbewusst zine von BionTech/Pfizer doch endlich auch für Heranwach- Falschinformationen verbreiten oder Corona-Schutzimpfun- sende zu empfehlen. „Die Empfehlungen sprechen aber aus gen, wie beispielsweise auf der Schweizer Website mit dem gutem Grund nicht Politiker aus, sondern Mediziner“, stellt anspruchsvollen Namen „Aletheia“, als „strafrechtlich rele- Pädiater Jakob Maske klar. „Wir Kinderärzte haben der vanter Feldversuch“ bezeichnet werden und impfende STIKO den Rücken gestärkt. Und wir hatten viel Arbeit Ärzt:innen Drohschreiben erhalten, dann ist diese Skepsis damit, den Eltern die Verunsicherung zu nehmen.“ Es eindeutig überschritten5. (Zu den PLURV-Prinzipien der Des- schwingt Empörung mit, wenn er sich daran erinnert, wie information siehe Kasten.) die fachliche Instanz, die traditionell für die Impfempfeh- lungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene maßgeb- Die STIKO als Stütze lich ist, hier vonseiten der Politik als zu träge kritisiert Dass die überwiegende Mehrheit der Ärzt:innen dem Impfen wurde. „Das ist ja nach wie vor die fachliche, wissen- positiv gegenübersteht, zeigt zum Beispiel die krankenhaus- schaftlich-ärztliche Institution, die zur richtigen Zeit die basierte Online-Befragung (KROCO) des RKI: Im Herbst 2021 richtigen Entscheidungen getroffen hat.“ waren nur zwei Prozent der befragten rund 2.500 Klinikärzt:in- nen ungeimpft, eine große Gruppe war bereits geboostert6. Er und seine Kolleg:innen werden sich selbst weiter auf dem Eine Studie, die direkt vor der Corona-Pandemie in franzö- Laufenden halten: etwa über Daten zur Wirksamkeit auf Omi sischen Krankenhäusern durchgeführt und im Sommer 2021 kron oder auf andere Varianten angepasste Impfstoffe, über in der Zeitschrift „Vaccine“ veröffentlicht wurde, zeigt zudem: Daten zu ersten Lebendvakzinen, über Daten zur Dauer der Mediziner:innen, die sich intensiv zu Immunisierungen fort- Immunität oder über wissenschaftliche Erkenntnisse zu Long gebildet hatten, gehören zu den größten Befürworter:innen COVID. des Impfens7. Sollte man, oder sollte man lieber (noch) nicht? Große Ver- 5 https://aletheia-scimed.ch/ → unsicherung gab es beispielsweise im Sommer 2021 bei 6 → www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/ den Eltern von Kindern im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Projekte_RKI/Kroco-Report100122.pdf?__blob=publicationFile Vor allem als Politiker:innen die Expert:innen der Ständigen 7 → www.journals.elsevier.com/vaccine 18
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 Sich schlaumachen, das neue Wissen für sich selbst und für die Patient:innen einordnen: Das ist eine ärztliche Aufgabe, die bleiben wird, auch nach der COVID-19-Pandemie. „Me- dizin ist eine Handlungswissenschaft, die sich in der Praxis auf eine kollektiv geteilte wissenschaftliche Basis stützt, deren Grundlagen im Medizinstudium gelegt werden und die im Lauf der späteren Berufstätigkeit aufgrund empirischer Erfah- rung und neuen Wissens überprüft, erweitert und vermittelt werden müssen“, fasst der Vorstand der Bundesärztekammer in der anfangs erwähnten Stellungnahme zur Wissenschaft- lichkeit der Medizin treffend fest. Da ist es gut, dass es auch Dr. Adelheid Müller-Lissner Spaß machen kann, stets aufs Neue zu fragen: „Wieso, wes- Freie Wissenschaftsjournalistin halb, warum?“ ∕ Foto: privat Kennen Sie das PLURV-Prinzip? Einen problematischen Umgang mit wissenschaftlichen nicht in Betracht zieht, kommt etwa zu falschen Schlüssen Fakten und Erkenntnissen gibt es nicht erst, seit das Virus hinsichtlich der Gefährlichkeit des Virus. Beliebt sind auch SARS-CoV-2 die Welt heimsucht. Auch Klimaforscher:innen Ad-hominem-Argumente: XY ist (angeblich) von der Phar- müssen seit Jahren dagegen ankämpfen. Sie waren die maindustrie „gekauft“, folglich können seine Argumente Ersten, die das Prinzip mit dem deutschen Akronym PLURV8 nicht stimmen. Schwammige und unklare Begriffe sorgen diskutierten. In der COVID-19-Pandemie erlebten die fünf zusätzlich für Verwirrung. Als Beispiel nannte Drosten im Techniken des Leugnens und Verdrehens eine Blütezeit. Podcast den Begriff „Dauerwelle“, der in den Friseursalon Die Anfangsbuchstaben stehen für: Pseudoexpert:innen, gehöre und in der Infektionsepidemiologie unbekannt sei. Logikfehler, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei Auch Totschlagargumente fallen in diese Kategorie: Etwa und Verschwörungsmythen. die Forderung, man müsse ja nur die Altersheime schützen, damit Hochrisikopatient:innen sicher seien – obwohl dort Pseudoexpert:innen haben oftmals einen Doktor- oder tatsächlich nur die Minderheit der Hochbetagten lebt. Professorentitel, forschen indes aber nicht auf dem be- treffenden Gebiet. Auch abseitigste Meinungen dieser ver- Unerfüllbare Erwartungen an die Wissenschaftler:innen meintlichen Fachleute werden jedoch im Sinne einer fal- zeigen sich etwa in der Forderung nach höheren Beweis- schen Ausgewogenheit bisweilen in den Medien aufgebläht. standards oder präziseren Zahlen, nach hundertprozentig So leugnete der emeritierte Mikrobiologieprofessor der sicheren Tests oder völlig nebenwirkungsfreien Impfungen. Universität Mainz, Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi, wieder- holt die Gefahren, die mit der Corona-Pandemie verbun- Rosinenpickerei betreibt, wer mit Kasuistik oder Anekdo- den sind. Die staatlichen Maßnahmen zu deren Eindäm- tischem „argumentiert“ oder selektiv zitiert. mung bezeichnete er als „grotesk, überbordend und direkt gefährlich“. Nach seiner Meinung treten bei 99 Prozent der Verschwörungsmythen arbeiten mit der Technik des Infizierten lediglich leichte oder gar keine Symptome auf. Generalverdachts. Zufälligkeiten werden zu Gesetzmäßig- Nur bei weniger als einem Prozent komme es zum Ausbruch keiten uminterpretiert. einer Krankheit. Auch der Arzt und ehemalige SPD-Bundes- tagsabgeordnete Dr. med. Wolfgang Wodarg konnte vor allem zu Beginn der Pandemie öffentlichkeitswirksam von Panikmache sprechen. Als Lungenarzt, Internist und ehe- 8 Infografik: maliger Leiter eines Gesundheitsamts wirkte er auf viele → www.klimafakten.de/meldung/p-l-u-r-v-dies-sind-die- Menschen überzeugend. haeufigsten-desinformations-tricks-von-wissenschafts- leugnern Logikfehler entstehen auf verschiedenen Ebenen und sind Hintergründe: oft schwer durchschaubar. Wer das Präventionsparadox → skepticalscience.com/PLURV-Taxonomie-und-Definitionen.shtml 19
AUS DER KAMMER ÄRZTLICHE FORTBILDUNGEN Veranstaltungen Die Ankündigungen auf den folgenden Seiten geben einen haben, können im Fortbildungskalender unter: → veran- Überblick über die ärztlichen Fortbildungsveranstaltun- staltung.aekb.de/kalender anhand von Terminen, Fach- gen, die in der nächsten Zeit von der Ärztekammer Berlin gebieten oder auch mit freien Suchbegriffen recherchiert (ÄKB) durchgeführt werden oder in Kooperation mit ihr werden. Damit bietet der Kalender in Abhängigkeit von stattfinden. Einen vollständigen Überblick zu unseren Kur- der gewählten Suchstrategie sowohl einen umfassenden sen und Veranstaltungen erhalten Sie auf unserer Website Überblick über sämtliche Fortbildungsveranstaltungen unter: → www.aekb.de/fortbildungsveranstaltungen. in Berlin als auch eine an den individuellen Interessen- Alle weiteren Fortbildungsveranstaltungen, die von der schwerpunkten orientierte Veranstaltungsauswahl weit ÄKB zertifiziert wurden und Fortbildungspunkte erhalten im Voraus. Termine Thema/Referierende Ort Kontakt/Teilnahmeentgelt Punkte 01.03.2022–28.02.2023 Online-Fortbildung: Lernplattform der Anke Fischer und 2 STEMI Einfach erkennen Ärztekammer Berlin Cameron Hadan (Organisation) in Kooperation mit dem Friedrichstraße 16 T 030 408 06 - 12 18 / - 12 09 Berlin-Brandenburger 10969 Berlin E stemi@aekb.de Herzinfarktregister e. V. Teilnahmeentgelt: 30 € Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de (Teilnehmende aus Berlin, Ober- havel und Havelland wenden sich vor der Buchung bitte an ihre ärzt- lichen Stützpunktleiter:innen.) Präsenz-Termine: Qualifikation Tabakentwöhnung Ärztekammer Berlin Manja Nehrkorn, MPH (Inhalte) beantragt 20.–22.10.2022 nach dem Curriculum Ärztlich Fort- und Weiter- T 030 408 06 - 12 11 jeweils 9–17 Uhr und begleitetet Tabakentwöhnung bildungszentrum E m.nehrkorn@aekb.de 03.12.2022 von 9–16 Uhr inkl. Tabakentwöhnung mit struk- Friedrichstraße 16 Dörte Bünning (Organisation) E-Learning: turiertem Gruppenprogramm 10969 Berlin T 030 408 06 - 12 06 22.10.–20.11.2022 (4,5 Stunden) der Bundesärztekammer (03/2019) E d.buenning@aekb.de Teilnahmeentgelt: 140 € Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de 10.12.2022 Impfungen in der Praxis Hybridveranstaltung Dr. med. Antje Auler (Inhalte) beantragt Kaiserin-Friedrich- T 030 408 06 - 14 04 Haus E a.auler@aekb.de Robert-Koch-Platz 7 Anica Simon (Organisation) 10115 Berlin und T 030 408 06 - 12 08 live Online-Seminar E a.simon@aekb.de Teilnahmeentgelt: 140 € Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de Veranstaltungszyklus Weiterbildungskurs Module III–VI: Anke Fischer und beantragt 2022/2023 Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin Ärztekammer Berlin Cameron Hadan (Organisation) Friedrichstraße 16 T 030 408 06 - 12 15 10969 Berlin E fb-aag@aekb.de Modul I–IV: ausgebucht Modul V: 09.–18.01.2023 Die Ärztekammer Berlin Teilnahmeentgelt: Modul VI: 18.–27.01.2023 behält sich vor, die Ver- 30 € anstaltungen je nach Anmeldung: Pandemiesituation in → anmeldung-fb.aekb.de ein Online-Format um- zuwandeln. 20
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 06 / 2022 Grundkurs im Strahlenschutz und Transfusionsverantwortlicher / Spezialkurs im Strahlenschutz bei Transfusionsbeauftragter / Leiter Blutdepot der Röntgendiagnostik nach den Vorgaben der Bundesärztekammer in Kooperation zum Erwerb der Fachkunde im Strahlenschutz nach Strahlen- mit dem DRK-Blutspendedienst Nord-Ost und dem Institut für schutzverordnung Transfusionsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin Einrichtungen der Krankenversorgung, die Blutprodukte anwen- Die Lehrinhalte entsprechen der Richtlinie „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz bei dem Betrieb von Röntgenein- den, haben gemäß § 15 des Transfusionsgesetzes ein System der richtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“. Die Kurse wurden Qualitätssicherung für die Anwendung von Blutprodukten nach gemäß § 51 der Strahlenschutzverordnung vom Landesamt für dem Stand der medizinischen Wissenschaft und Technik einzu- Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit richten. In der Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestand- Berlin anerkannt. teilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämo- therapie) werden dazu verschiedene Qualifikationen und Aufgaben der Blutprodukte anwendenden Personen definiert, darunter trans- Grundkurs im Strahlenschutz fusionsverantwortliche und transfusionsbeauftragte Ärzt:innen. Bitte beachten: Vor Beginn des Grundkurses müssen Sie be- reits den 8-stündigen Kenntniskurs absolviert haben. Die Teil- nahme am Grundkurs ist Voraussetzung für die Teilnahme an Diese Fortbildungsmaßnahme richtet sich gemäß der Richtlinie den Spezialkursen. Hämotherapie an Fachärzt:innen und setzt die Lernziele in Form eines Blended-Learning-Konzeptes mit einem vorbereitenden Termin: 27.–29.06.2022 E-Learning-Anteil von drei Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und Teilnahmeentgelt: 280 € zwei Präsenztagen mit insgesamt dreizehn Unterrichtseinheiten um. Für das E-Learning sowie für die Lernerfolgskontrolle werden eine Spezialkurs im Strahlenschutz bei der Untersuchung mit Internetverbindung und die aktuelle Version eines gängigen Web- Röntgenstrahlen (außer CT, DVT und interventionelle Radiologie) browsers (z. B. Mozilla Firefox, Internet Explorer, Chrome, Safari) Termin: 30.06.–01.07.2022 mit einem Plug-in für PDF-Dateien und aktiviertem JavaScript Teilnahmeentgelt: 260 € benötigt. Die Datenschutzerklärung ist einsehbar unter: Veranstaltungsort: Ärztekammer Berlin → https://elearning.aekb.de Frie drichstraße 16, 10969 Be rlin Informationen: T 030 408 06 - 12 16 E-Learning: 06.09.–05.10.2022 (ca. 3 Stunden) E fb-strahlenschutz@aekb.de Präsenz-Termine: Do., 06.10.2022 von 13:00–18:10 Uhr Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de Fr., 07.10.2022 von 09:00–15:30 Uhr Abschlusstest: 08.10.–06.11.2022 (Lernerfolgskontrolle) Aktualisierungskurs zum Erhalt der Fachkunde im Strahlenschutz bei der Röntgendiagnostik Veranstaltungsort: Tegeler Seeterrassen Wilke straße 1 Termin: Sa., 29.10.2022 13507 Be rlin Teilnahmeentgelt: 165 € Teilnahmeentgelt: 250 € Veranstaltungsort: Ärztekammer Berlin Fortbildungspunkte: 16 Punkte Frie drichstraße 16, 10969 Be rlin Informationen: Katharina Wentrup, Ärztin (Inhalte) Fortbildungspunkte: 16 Punkte T 030 408 06 - 14 05 Informationen: T 030 408 06 - 12 16 Regina Drendel (Organisation) E fb-strahlenschutz@aekb.de T 030 408 06 - 14 01 Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de Aus Fehlern lernen – CIRS für Einsteigerinnen und Einsteiger Critical Incident Reporting Systeme (CIRS) dienen der Patientensicherheit, da Krankenhäuser mit ihrer Hilfe aus Beinahe-Schäden, die bei der Versorgung von Patient:innen auftreten, systematisch lernen. Um ein internes CIRS kompetent zu betreuen, benötigen die verant- wortlichen Mitarbeitenden Kenntnisse und Fertigkeiten, die in diesem eintägigen Seminar vermittelt werden. Präsenz-Termin: Fr., 23.09.2022 Veranstaltungsort: Ärztekammer Berlin, Teilnahmeentgelt: 100 € (für Mitarbeitende in einem Friedrichstraße 16, 10969 Berlin Mitgliedskrankenhaus des Netzwerks Informationen: T 030 408 06 - 12 03 E a.hellert@aekb.de CIRS-Berlin ermäßigt: 70 €) Anmeldung: → anmeldung-fb.aekb.de Fortbildungspunkte: 10 Punkte für ärztliche Fortbildung 7 Punkte für beruflich Pflegende 21
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