Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
Berliner

                                 MITGLIEDERZEITSCHRIFT
                                 ÄRZTEKAMMER BERLIN
                                 AUSGABE 04 / 2022
Ärzt:innen

Junge Ärzt:innen
Klares Votum für ein
menschliches Gesundheitssystem
Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
BERLINER ÄRZT:INNEN
 EDITORIAL                                                                                    AUSGABE 04 / 2022 

                               Liebe Kolleginnen
                               und Kollegen,
                               nicht die Medizin muss neu gedacht werden, sondern das System, in dem wir
                               arbeiten. Mit Eid und Ethos treten wir Ärzt:innen tagtäglich dafür ein, dass die
Dr. med. Yüksel König          Gesundheit und das Wohlergehen unserer Patient:innen das oberste Gebot
ist Fachärztin für Viszeral-   unseres ärztlichen Handelns sind.
chirurgie und Mitglied des
Vorstandes der Ärztekammer
                               Welchem Gebot aber folgt das Gesundheitssystem? Anstatt dass die Medizin be-
Berlin.
Foto: privat                   stimmt, wie die Versorgung für unsere Patient:innen optimal aussieht, werden
                               wir mehr und mehr zu Handlanger:innen einer politisch getriebenen Kommerziali­
                               sierung degradiert. Die Politik sollte nicht erst umdenken, wenn unsere intrinsische
                               Motivation aufgebraucht und das System kaputtgespart ist. Die Krisenbewältigung
                               angesichts der Pandemie zeigt eindrücklich, dass es vor allem Ärzt:innen, Pflege-
                               kräfte und Medizinische Fachangestellte (MFA) sind, die aufgrund der dramatischen
                               Belastungen über ihre Grenzen hinauswachsen, um die Versorgung der Patient:in-
                               nen aufrechtzuerhalten. Vielleicht sollte endlich auch die Politik unser Gelöbnis
                               ernst nehmen. Wir versichern dort, dass wir auf unsere eigene Gesundheit, unser
                               Wohlergehen und unsere Fähigkeiten achten, um auf höchstem Niveau für unsere
                               Patient:innen da sein zu können.

                               Wie aber sieht die Realität aus? Personal gilt als der Kostenfaktor, an dem gespart
                               werden kann. Alles, was sich nicht rechnet, fällt uns auf die Füße. Die extreme
                               Arbeitsverdichtung wird jeden Tag aufs Neue von denjenigen aufgefangen, die
                               noch durchhalten. Zu alldem kommt der bürokratische Rechtfertigungsdruck,
                               der uns den letzten Rest der Begeisterung für unsere ärztliche Berufung kostet.
                               Nicht nur Pflegekräfte fliehen aus ihrem Beruf, sondern auch der ärztliche Nach-
                               wuchs ist längst ins Grübeln geraten.

                               Wenn wir junge Ärzt:innen fragen, was sie im Beruf brauchen, sprechen sie an,
                               was gute Medizin ausmacht. So wünschen wir uns alle Zeit, nicht nur für unsere
                               Patient: innen, sondern auch für das fachliche Gespräch, den Austausch im Team,
                               Anleitung und Begleitung, Rückkoppelung und ein Miteinander, sodass alle ihr
                               Bestes geben können. Davon sind wir weit entfernt. Ein System, das auf Kosten
                               derjenigen funktioniert, die sich für die Patient: innen einsetzen, ist keines, auf
                               das wir auch in Zukunft bauen können und wollen.

                               „Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den
                               Dienst der Menschlichkeit zu stellen.“ Welche Tragweite dieser erste Satz unseres
                               Genfer Gelöbnisses hat, zeigt sich in diesen Tagen angesichts der vielfältigen Hilfe-
                               leistungen für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten müssen und alles ver-
                               loren haben. Unsere innere ärztliche Überzeugung ist kein Luxus, den die Politik
                               einsparen kann. Sie ist essenziell – nicht nur für unser Gesundheitswesen, son-
                               dern für unsere Gesellschaft!

                               Ihre

                                                                                                                       3
Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
Inhalt
    EDITORIAL                                                 AUS DER KAMMER

Begrüßung von Yüksel König                               3   Ärztliche Fortbildungen                          28
                                                             Veranstaltungskalender
                                                             der Ärztekammer Berlin
    KURZ NOTIERT
                                                             Wir trauern um unsere im Jahr 2021               31
Aktuelles / Nachrichten                                  6   verstorbenen Kolleginnen und Kollegen

    AUS DER KAMMER                                            POLITIK & PRAXIS

Optimierung der Weiterbildung                          18    CIRS ambulant                                    35
Bericht von der Delegiertenversammlung                       Abgelaufener FSME-Impfstoff
am 16. Februar 2022
Von Ole Eggert                                               Personalien                                      36
                                                             Zum 85. Geburtstag von Eveline Schulz
Weiterbildung im Umbruch                               20
Bericht vom Treffen der Assistentensprecherinnen
und Assistentensprecher am 21. Februar 2022                   KULTUR & GESCHICHTE
Von Ole Eggert
                                                             Rezension                                         36
Weiterbildung                                          22    Erinnern ist Leben: Memoiren eines Neurochirurgen
Bestandene Facharztprüfungen
Januar und Februar 2022                                      Wochenendnotdienst                               37
                                                             Von Joachim Richter
Veranstaltungen der Weiterbildung                      24
                                                             Freitagabend.                                    38
Medizinische Fachangestellte                           26    Tischgespräche von Eva Mirasol
Informationen zur Ausbildung
und Weiterqualifizierung
                                                             Impressum                                        39

 Die fotografische Begleitung des Titelthemas
 Das Schwerpunktthema wurde diesmal von der OST-
 KREUZ-Fotografin Jordis Antonia Schlösser fotografisch
 gestaltet. Dafür hat sie die junge Ärztin Alexa Wloch in
 ihrem privaten und beruflichen Alltag begleitet.

 Titelbild
 Späte Mittagspause: Alexa Wloch ist Ärztin in Weiter-
 bildung zur Fachärztin für Herzchirurgie am Deutschen
 Herzzentrum Berlin.

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
BERLINER ÄRZT:INNEN
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IM FOKUS

Junge Ärzt:innen: Klares Votum                   10
für ein menschliches Gesundheitssystem
Was erwarten junge Ärzt:innen 100 Tage nach der
Regierungsbildung im Bund und im Land Berlin
von der Gesundheitspolitik? So vielfältig ihre
Wünsche sind, in einem sind sich alle einig: Das
Gesundheitssystem muss menschlicher werden.
Doch geben das die Koalitionsverträge her?

Von Angela Misslbeck

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
KURZ NOTIERT

Medizinische Informatik                                                            Ukraine: Unsere
                                                                                   Unterstützung ist gefragt
Themen für Masterarbeiten gesucht
                                                                                   Umfassende Informationen und Links
Das Fernstudieninstitut der Berliner Hochschule für Technik                        zu allen Aspekten der Hilfe für die Men-
(BHT) sucht geeignete Masterarbeitsthemen für die berufs-                          schen in und aus der Ukraine finden Sie
begleitend Studierenden der Medizinischen Informatik (Ärzt:in-                     auf unserer Website unter:
nen und Informatiker:innen). Vorstellbar sind Themen aus                           → www.aekb.de/aktuelles/ukraine-hilfe
den Bereichen Datenbanken, Web-Engineering, Bildverarbei-
tung, Medizinische Dokumentation, Datenschutz und Daten-
sicherheit, Statistik/Maschinelles Lernen usw.

Medizinische Einrichtungen wie Praxen, Krankenhäuser oder        Doppelte Auszeichnung
Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die passende The-
men zur Verfügung und Interesse an einer Zusammenarbeit          Evangelisches Krankenhaus Hubertus
haben, können sich gern bei Gabriele Gessler melden:             gewinnt den Climate Champions Award
E gessler@bht-berlin.de

T 030 45 04 60 15
                                                                 2021 in zwei Kategorien
                                                                 Das internationale Umweltschutz-Netzwerk Health Care With­
Nähere Informationen zum Studiengang finden Interessierte        out Harm (HCWH) hat das Evangelische Krankenhaus Huber-
unter → www.bht-berlin.de/m-mzi-o. ∕                             tus gleich doppelt für sein Klimaschutz-Engagement aus-
                                                                 gezeichnet. Die Zehlendorfer Klinik kann sich erstmals über
                                                                 die Goldmedaille „Greenhouse Gas Reduction 2021“ im Be-
                                                                 reich Energie und bereits zum zweiten Mal in Folge über die
Deutschlandweite Online-Befragung                                Silbermedaille „Climate Leadership 2021“ freuen. Damit ist
                                                                 sie die einzige deutsche Klinik mit zwei Auszeichnungen.
Extremistische Einstellungen von
Patient:innen und deren Angehörigen                              Die Jury betonte ausdrücklich das Durchhaltevermögen und
                                                                 das gleichbleibend starke Engagement der Klinik für den
in der psychiatrischen und/oder psycho-                          Klimaschutz und die Reduzierung ihres CO2-Fußabdruckes
therapeutischen Behandlung                                       gerade während der schwierigen Pandemie-Zeiten. „Mit die-
Im Projekt „Aktivierung von Angehörigen von Heilberufen          ser Auszeichnung sind wir jetzt auch offiziell Teil einer glo-
für das Thema Extremismusprävention durch Qualifizierung         balen Gemeinschaft von Umweltschützern und gemeinsam
und Vernetzung“ möchte das Universitätsklinikum Ulm Be-          bestrebt, den Wandel zur klimafreundlichen Gesundheits-
handlungserfahrungen bezüglich Patient:innen mit extremis-       versorgung voranzutreiben: für unser aller Gesundheit, die
tischer Einstellung und deren Angehörigen erfassen, um eine      Umwelt und den Planeten, auf dem wir leben“, freut sich
E-Learning-Fortbildung für den Umgang mit extremistischen        Geschäftsführer Dr. med. Matthias Albrecht.
Einstellungen von Patient:innen zu entwickeln.
                                                                 Das Evangelische Krankenhaus Hubertus setzt sich bereits
Teilnehmen können – unabhängig von der eigenen bisherigen        seit vielen Jahren intensiv für eine deutliche Reduzierung des
Erfahrung – alle Assistenz-/Fachärzt:innen im Bereich Psy-       CO2-Fußabdruckes ein und trägt beispielsweise seit 2001 das
chiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin       Siegel „Energie sparendes Krankenhaus“. Seit 2010 erfolgen
und Psychotherapie, jeweils aus dem Kinder- und Jugend-          die Bewässerung der Gartenanlagen und das Speisen des
                    lichen- sowie Erwachsenenbereich.            Feuerlöschsystems zu einem großen Teil über Regenwasser.
                    Die anonyme Online-Befragung dauert          Eine große Würdigung gab es zudem vom Bund für Umwelt
                    zwischen 5 und 30 Minuten und kann bis       und Naturschutz Deutschland (BUND), der die sechs Hektar
                    Juli 2022 über den nebenstehenden QR-        große Grünanlage rund um die Klinik als „Naturnahe Park-
                    Code oder unter → ww2.unipark.de/            anlage“ ausgezeichnet hat, da die Naturnähe auch das Wohl-
                    uc/BefragungExtremismus/ abgerufen           befinden der Patient:innen unterstützt. Auf dem Gelände
                    werden.                                      gibt es außerdem eine Wiese für Bienenstöcke und jeden
                                                                 Dienstag zelebrieren Mitarbeitende über Instagram den
Bei Fragen ist Dr. Thea Rau gern erreichbar:                     #greenstag, um auf die unterschiedlichen Umweltprojekte
E thea.rau@uniklinik-ulm.de oder T 0731 50 06 17 24 ∕            aufmerksam zu machen. ∕

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
BERLINER ÄRZT:INNEN
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Digitaler Antrittsbesuch
Ein modernes Gesundheitswesen stellt den Menschen in den Mittelpunkt
                                                        Präsident PD Dr. med. Peter Bobbert sowie Vizepräsident
                                                        Dr. med. Matthias Blöchle und der Geschäftsführer der Ärzte-
                                                        kammer Berlin, Michael Hahn, Ende Februar 2022 getroffen.

                                                        Coronabedingt musste der Austausch digital stattfinden, was
                                                        der konstruktiven und zugewandten Atmosphäre aber keinen
                                                        Abbruch getan hat. Vielmehr wurde sehr offen über ausge-
                                                        wählte wichtige Themen der aktuellen Amtsperiode gespro-
                                                        chen. Im Mittelpunkt standen beispielsweise die Entwicklung
                                                        von Hitzeaktionsplänen im Kampf gegen die Auswirkungen
                                                        des Klimawandels sowie die konsequentere Umsetzung von
                                                        Schuleingangsuntersuchungen. Letztere waren während
                                                        der COVID-19-Pandemie vielfach ausgefallen.
Screenshot: Michael Hahn
                                                        Zusammenfassend war der Grundtenor des Gesprächs: Ein
Zu einem ersten Austausch mit der neuen Regierenden     modernes Gesundheitswesen muss immer den Menschen
Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben sich der   in den Mittelpunkt stellen! ∕

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KURZ NOTIERT

Leitungswechsel und neue Strukturen                                                      Forum 2030

                          Aus Berliner Krankenhäusern                                      Jetzt anmelden!
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                          gemeldet:                                                        Klima- und Gesundheitsschutz dis-
                          Informationen über Veränderungen bei Leitungspositionen          kutieren und Veränderungsprozesse
                          und Abteilungsstruk­turen in Ihrem Haus senden Sie bitte an:
                           E redaktion@aekb.de
                                                                                           gestalten“ findet am 12. und 13. Mai
                                                                                           2022 erstmals das „Forum 2030“ der
                                                                                           Ärztekammer Berlin statt. Ziel der
 Paulinenkrankenhaus Westend                Sankt Gertrauden-Krankenhaus                   Veranstaltung ist es, im direkten
                                                                                           Austausch Transformationspfade
 Dr. med. Jan Knierim ist seit dem          Dr. med. René Pschowski ist seit               zu entwickeln, um der Klimakrise
 1. Januar 2022 ist neuer Chefarzt und      dem 1. Januar 2022 ist neuer Chef-             aktiv etwas entgegenzusetzen.
 ärztlicher Direktor am Paulinenkran-       arzt für die Abteilung Innere Medizin –
 kenhaus in Westend. Knierim wird           onkolo­gische Gastroenterologie am             Beteiligen Sie sich – gestalten Sie
 Nachfolger von PD Dr. med.Manfred          Sankt Gertrauden-Krankenhaus.                  unsere Zukunft aktiv mit!
 Hummel, der in den Ruhestand geht.         Pschowski war bereits seit Anfang
 Zuletzt war Knierim als Oberarzt und       2020 Leitender Oberarzt Innere Me-             Termine:
 Leiter der kardiochirurgischen Ambu-       dizin – Gastroenterologie und dabei            Do., 12.05.2022 von 14 bis 20 Uhr
 anzen der Klinik für Herz-, Thorax- und    maßgeblich für die Neuaufstellung              anschließend Get-together
 Gefäßchirurgie am Deutschen Herz-          der Abteilung, die Weiterentwicklung           Fr., 13.05.2022 von 9 bis 15 Uhr
 zentrum Berlin tätig. Davor war der ge-    des Fachbereichs und die Etablierung
 bürtige Rendsburger ärztlicher Leiter      des Schwerpunkts onkologische                  Veranstaltungsort:
 der Poliklinik Ernst von Bergmann in       Gastroenterologie verantwortlich.              Ärztekammer Berlin
 Potsdam. Knierim hat von 1994 bis          Er hat in Berlin und in Trondheim              Friedrichstraße 16, 10969 Berlin
 2001 Humanmedizin in Würzburg und          Humanmedizin studiert. Bis 2017 war
 Berlin studiert. 2001 folgten dann         er als Facharzt für Innere Medizin mit         Teilnahmeentgelt: 75 €
 Staatsexamen und Promotion. Das            den Schwerpunkten Hepatologie und              Fortbildungspunkte: 17
 Paulinenkrankenhaus ist eine renom-        Gastroenterologie an der Charité und
 mierte Spezialklinik für die herz-,        danach bis 2019 als Oberarzt am Vi-            Informationen und Anmeldung:
 thorax- und gefäßmedizinische Nach-        vantes Klinikum Spandau tätig. ∕               → www.aekb.de/
 sorge. ∕                                                                                  fortbildungskongresse

                     Berliner Ärzt:innen                               Arzt SUCHT Hilfe –            problematischem Subs-
                     können Sie auch auf                               Suchtproblematik              tanzkonsum professionell
                     unserer Website lesen:                                                          und kollegial. Suchen Sie
                     → www.aekb.de/                                    bei Ärztinnen und             Hilfe, Beratung, Unter-
                     mitgliederzeitschrift                             Ärzten                        stützung?
                                                                                                     Nutzen Sie die Möglich-
                                                                       Suchen Sie Hilfe,             keit, um mit uns in Kontakt
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                                                                       Unterstützung?                gramm@aekb.de

                                                                       Das Interventionspro-         Weitere Informationen
                                                                       gramm der Ärztekammer         finden Sie auf der Web-
                                                                       Berlin berät und begleitet    site → www.aekb.de/
                                                                       Ärztinnen und Ärzte mit       suchtintervention

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                         AUSGABE 04 / 2022 

               Stellen Sie auf digitale Beitragsveranlagung um und erhalten Sie
                    künftig die Veranlagungserklärungen und Beitragsbescheide
                       der Ärztekammer Berlin nur noch im Mitgliederportal.

                               Kammerbeitrag
                                   online veranlagen
                                  und Zeit sparen
                             → Online-Formular ausfüllen,
                            → Nachweise hochladen,
                           → SEPA-Mandat erteilen,
                          → absenden!
               Weitere Informationen zum Mitgliederportal, zum Anmeldeprozessund
          zum Schutz Ihrer Daten erhalten Sie unter → www.aekb.de/mitgliederportal.

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Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
IM FOKUS

            Junge Ärzt:innen:
            Klares Votum für
            ein menschliches
            Gesundheitssystem
Was erwarten junge Ärzt:innen 100 Tage nach der
Regierungsbildung im Bund und im Land Berlin von
der Gesundheitspolitik? So vielfältig ihre Wünsche
sind, in einem sind sich alle einig: Das Gesundheits-
system muss menschlicher werden – sowohl für das
Personal als auch für die Patient:innen. Doch geben
das die Koalitionsverträge her?

                                    Text: Angela Misslbeck
                                    Fotos: Jordis Antonia
                                    Schlösser, OSTKREUZ /
                                    Ärztekammer Berlin

                                    Alexa Wloch hat 2019 ihr Medizinstudium
                                    abgeschlossen und ist nun als Ärztin in Wei-
                                    terbildung zur Fachärztin für Herzchirurgie
                                    am Deutschen Herzzentrum Berlin tätig.

10
BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                                               AUSGABE 04 / 2022 

Marie Schuster1, 29, wollte schon als Kind Ärztin werden.         und für die anderen steigt die Arbeitsbelastung weiter …
Vor vier Tagen hat sie ihre Weiterbildung in der Chirurgie        Wie kommt man da wieder raus? „Mehr Geld in die Hand neh-
eines Berliner Krankenhauses begonnen. Heute ist sie die          men, mehr Stellen schaffen, bessere, auch digitale Strukturen
einzige Ärztin auf der Station. Sie müsste ihre Visiten erle-     schaffen – dann steigen Effizienz, Nachhaltigkeit und Qua-
digen und darf natürlich auch die Dokumentation ihrer Tä-         lität“, sagt Schuster. Mit dieser Meinung steht sie bei Weitem
tigkeiten nicht vergessen. Dabei weiß sie noch nicht einmal,      nicht allein da.
wo die wichtigsten Arbeitsmaterialien zu finden sind, kennt
kaum die Räume und schon gar nicht alle Namen der Pflege-         Zwei Drittel vermissen Zeit für Patient:innen
kräfte, die versuchen, sie zu unterstützen.                       In einer repräsentativen Umfrage hat der Hartmannbund2
                                                                  im vergangenen Jahr ein Stimmungsbild unter 1.258 Ärzt:in-
„Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht“, sagt die junge       nen in Weiterbildung eingeholt. Über 47 Prozent der Teil-
Ärztin. Zu ihrem Leidwesen ist das nicht nur an diesem Tag        nehmenden gaben an, den ökonomischen Druck bei der
so. Vielmehr wird es zum Normalzustand im Klinikalltag in         täglichen Arbeit zu spüren. Mehr als 60 Prozent erklärten,
Deutschland. Das halten viele nicht lange aus. Nach einem         sie hätten nur „manchmal bis nie“ zufriedenstellend viel
Jahr ist die Berufsanfängerin die dienstälteste Ärztin auf der    Zeit für ihre Patient:innen. Dabei arbeiten über 70 Prozent
Station und muss ihrerseits neue Kolleg:innen einarbeiten.        der Ärzt:innen in Weiterbildung wöchentlich mindestens
Zeit ist dafür nicht wirklich vorgesehen. Die Personaldecke       45 Stunden. Bei knapp der Hälfte werden Überstunden
ist immer noch auf Kante genäht. Die 29-Jährige hat sich da-      nicht dokumentiert.
ran gewöhnt, an einem Tag sowohl im OP als auch in der Not-
aufnahme auszuhelfen und zwischendurch auf Station zu             Die hohe Arbeitsbelastung hat zur Folge, dass mehr als ein
arbeiten. „Effektiv ist das nicht – weder für die Versorgung      Drittel (36 Prozent) der jungen Ärzt:innen über einen Berufs-
noch für die Weiterbildung“, sagt sie. Fortbildungen quetscht     wechsel nachdenken. Über die Hälfte (56 Prozent) wünscht
sie zwischen Feierabend und Wochenende, und das Privat-           sich eine Teilzeitstelle. Außerdem auf der Wunschliste: die
leben bleibt immer wieder ganz auf der Strecke.                   Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Entlastung von
                                                                  nicht-ärztlichen Tätigkeiten, die Einhaltung der Arbeitszeit-
Dabei kennt die Ärztin in Weiterbildung auch einen ganz an-       gesetze, weniger Profitorientierung im Behandlungskontext
deren Klinikalltag. Denn nach ihrem Medizinstudium in Graz        und strukturierte Weiterbildungskonzepte. „Nicht nur, dass
hat Marie Schuster zunächst in Österreich ein Jahr lang den       wir jungen Ärztinnen und Ärzte aufgrund des Personalman-
sogenannten Common Trunk absolviert. „In dieser Zeit war          gels über die Belastungsgrenze hinaus eingesetzt werden,
ich nicht systemtragend, sondern eine zusätzliche Arbeits-        auch unsere Weiterbildung wird vernachlässigt. Dies kann
kraft“, sagt sie. Sie wurde zwar direkt in Dienste eingeteilt,    sich langfristig negativ auf die Versorgungsqualität auswir-
aber immer mit einem Oberarzt gemeinsam. Geschätzt hat            ken“, warnte Dr. Theodor Uden, Sprecher des Assistenzärzte-
sie auch die klaren Regularien: Als Assistenzärztin durfte sie    Ausschusses im Hartmannbund bei der Vorstellung der
keine Patient:innen entlassen, ohne Rücksprache mit dem           Umfrage-Ergebnisse.
Oberarzt zu halten. Ihre Weiterbildung hatte klare Strukturen.
                                                                  „Es scheint nie genug Personal da zu sein“
Marie Schuster meint nicht, dass in Österreich alles besser       Den Arbeitsdruck spüren auch schon Medizinstudierende.
ist als in Deutschland, aber sie meint, dass sich in Deutsch-     „Ernüchternd ist die hohe Arbeitsbelastung. Es scheint nie
land einiges am Klinikalltag und der Weiterbildung verbes-        genug Zeit und genug Personal da zu sein“, berichtet der Ber-
sern ließe. Fünf Stunden Patient:innenversorgung, eine            liner Medizinstudent Jakob Haase, 24, nach zwei Famulaturen.
Stunde Puffer und zwei Stunden Zeit für die Vor- und Nach-        „Ich bin bereit zu einem hohen Arbeitseinsatz und erkenne
bereitung – ihre Idealvorstellung eines Acht-Stunden-Tages        den realen Fachkräftemangel an. Aber jeder Mensch hat ein
in der Weiterbildung teilen viele. Muss sie ein Traum bleiben?    gewisses Maß. Wenn er das dauerhaft überschreitet, wird
Sollte sie nicht, meint Schuster. „Eine nachhaltigere Personal-   es gefährlich – auch für andere.“ Ein attraktiver Arbeitgeber
politik ist nicht nur für Ärztinnen und Ärzte gut, sondern auch   bietet nach Haases Vorstellungen Mechanismen zum Freizeit-
für die Patient:innensicherheit“, sagt sie mit drei Jahren Ab-    ausgleich an, hält Höchstarbeitszeiten nach dem Arbeits-
stand zu ihren Anfängen in Berlin.                                zeitgesetz strikt ein, besetzt Stationen mit ausreichend
                                                                  Personal, bietet flexible Kinderbetreuung an, pflegt aber
Inzwischen hat sie die Fachrichtung und die Klinik gewechselt     auch eine offene Fehlerkultur.
und betrachtet ihren Arbeitsalltag seit einem halben Jahr
als junge Mutter aus der Distanz der Elternzeit. Es scheint
ein Teufelskreis: Die Arbeitsbelastung ist hoch, die Menschen     1	
                                                                    Name von der Redaktion geändert
werden unzufrieden, verlassen den Beruf oder wechseln ihn,        2	
                                                                    → www.hartmannbund.de → Berufspolitik → Umfragen

                                                                                                                            11
IM FOKUS

Haases Vorstellungen decken sich mit denen der sogenannten         schließlich das nötige Quorum von 50.000 Unterschriften
Generation Z – also der 18- bis 30-Jährigen. Ihr Motto: Hoher      erreicht hat. Seit Anfang Februar liegt sie dem Petitions-
Arbeitseinsatz ja, aber unter guten Arbeitsbedingungen. Zu         ausschuss des Bundestags vor.
den guten Bedingungen zählen laut der Studie „Generation
Thinking“3 des Psychologen Rüdiger Maas vom Institut für Ge-       „Eine Krankenhausbehandlung darf nicht den Gewinnbestre-
nerationenforschung: gute Arbeitsatmosphäre, sichere An-           bungen von Krankenhausbetreibern oder Klinikkonzernen
stellung, Work-Life-Separation, klare Strukturen, feste Arbeits-   dienen, sondern muss eine individuelle medizinische, be-
zeiten, Privatsphäre am Arbeitsplatz, Nähe des Arbeitsplatzes      darfsgerechte Versorgung von Patient:innen sicherstellen.
zu Familie und Freund:innen, schnelle und authentische Kom-        Wir fordern daher die Abschaffung des DRG-Systems und
munikation und ein transparentes Unternehmen.                      den Übergang zu einem gemeinwohlorientierten Finanzie-
                                                                   rungsmodell für die Krankenhäuser“, lautet die Kernforde-
Einen Vorteil hat die Generation Z gegenüber früheren Ge-          rung der Petition. Teil der Kampagne sind auch Gespräche
nerationen: Sie sind wenige. Kliniken, die Nachwuchs gewin-        mit Politiker:innen, Social Media-Aktivitäten und ein Podcast.
nen wollen, tun daher gut daran, ihre Wünsche zu berück-           Am 12. Mai 2022, dem Tag der Pflege, wollen die Bunten Kittel
sichtigen. Denn längst suchen sich die Bewerber:innen auf          die Demonstration von Walk of Care5 unterstützen.
eine Stelle im Gesundheitswesen die Einrichtung aus – und
nicht umgekehrt. Doch welchen Spielraum haben die Kran-            Dass sich hinter dem Hashtag #menschvorprofit Angehörige
kenhäuser für bessere Arbeitsbedingungen?                          verschiedener Berufsgruppen versammeln, ist Lukas Breunig
                                                                   wichtig. „Versorgung und Berufspolitik müssen interdiszi-
Wenn Familienfreundlichkeit eine Priorität der Führungskräfte      plinär sein“, sagt Breunig. Der Kostendruck treffe alle glei-
ist, „dann klappt es“, meint Jakob Haase. Interessenten für        chermaßen. „Auf uns kommt bald eine sehr dramatische
die Gesundheitsberufe könnte man zudem über mehr Frei-             Situation in der Pflege zu. Schon jetzt wirkt sich jeder Aus-
willigendienste oder ein soziales Pflichtjahr gewinnen. Dem        fall in diesem Bereich extrem aus“, beobachtet der junge Arzt.
Ärzt:innenmangel ließe sich begegnen, wenn mehr Medizin-           Er verweist darauf, dass Pflegekräfte nach durchschnittlich
studienplätze geschaffen würden. Und noch etwas fällt dem          sieben Jahren aus dem Beruf gehen würden, „weil sie es nicht
angehenden Arzt auf: „Es gibt offenbar die Möglichkeit, im         mehr ertragen“. Da werde viel Potenzial verschenkt. Doch
Gesundheitswesen Profite zu erwirtschaften. Dieser Profit          statt die Bedingungen so zu gestalten, dass die gelernten
wird aus der Versorgung entnommen. Aber Gesundheits-               Kräfte bleiben, suche man Pflegekräfte aus anderen Län-
versorgung darf kein Objekt privater Spekulation sein. Sie         dern, die bereit sind, unter schlechteren Bedingungen zu
ist Daseinsvorsorge“, erklärt Haase.                               arbeiten. Das könne nicht die Lösung sein, meint Breunig.

„Eine Klinikbehandlung darf nicht                                  Neben der Abschaffung des DRG-Systems hält der 32-Jährige
Gewinnbestrebungen dienen“                                         auch eine besser strukturierte Versorgung für nötig. Wesent-
Diese Meinung vertritt auch Lukas Breunig, 32. „Alles ist da­      lich sinnvoller als der Wettbewerb von Krankenhäusern um
rauf ausgerichtet, dass das Gesundheitssystem als Wirt-            lukrative Eingriffe ist aus seiner Sicht eine sinnvolle Koope-
schaftszweig reibungslos funktioniert. Ein Gesundheits-            ration und Aufgabenteilung zwischen großen und kleinen
system, in dem ich gern arbeiten würde, ist patientenzen-          Häusern. Außerdem gelte es, die ambulante und stationäre
triert und bedarfsorientiert. Gesundheitsversorgung ist            Versorgung zusammenzuführen und das Gesundheitssystem
Daseinsvorsorge – so wie Feuerwehr und Polizei. Es wäre            insgesamt vom Patient:innenbedarf ausgehend neu zu struk-
absurd, sich vorzustellen, dass dort Profite erwirtschaftet        turieren – eine vernünftige Digitalisierung eingeschlossen.
werden sollen“, sagt der angehende Internist, der gerade           Breunig ist sich sicher, dass so Effizienzreserven im System
sein letztes Weiterbildungsjahr bei einem freigemeinnützi-         frei werden.
gen Krankenhausträger in Berlin absolviert.
                                                                   „Das Gesundheitswesen muss sich am Patient:innen-
Breunig ist Gründungsmitglied der Kampagne „Bunte Kittel“4,        bedarf ausrichten“
in der sich Ärzt:innen, Pflegekräfte, Therapeut:innen und          Davon ist auch Clara Matthiessen überzeugt. Die 35-jährige
Angehörige weiterer Gesundheitsfachberufe in Kliniken zu-          Ärztin in Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin
sammengeschlossen haben. Ihr Hashtag: #menschvorprofit.
Ihre Forderung: „Keine Profite mit Krankenhäusern. Das DRG-
System muss weg.“ Im vergangenen Jahr haben die Mit-
                                                                   3	
                                                                     → www.generation-thinking.de
glieder immer donnerstags mit bunten Kitteln und Stickern          4	
                                                                     → www.bunte-kittel.de
in ihren Häusern für ihr Anliegen mobil gemacht. Die Forde-        5	
                                                                     → digitalwalkofcare.org/walk-of-care-startseite/presseinformation
rungen sind in eine Petition gemündet, die im Januar 2022            und Berliner Ärzte 01/2021

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BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                                                 AUSGABE 04 / 2022 

hat in Kopenhagen studiert und dort das dänische Gesund-           äußert sich Johannes Keller, 34 Jahre, zweifacher Vater und
heitssystem kennengelernt. Aus familiären Gründen kam sie          angehender Allgemeinmediziner. Ihm sei bewusst, dass viele
nach Berlin. „Ich habe es beruflich schon bereut, zurück nach      Verbesserungen, die er sich für seinen Berufsalltag wünscht,
Deutschland gekommen zu sein“, sagt Matthiessen. Was ist           wahnsinnig teuer sind. „Was noch realisierbar erscheint, ist
anders in Dänemark? „Da ist mehr Zeit. Statt 18 kommen nur         eine vernünftige Digitalisierung“, sagt Keller. Es sei bitter, in
acht bis zehn Patienten gleichzeitig auf einen Arzt oder eine      welchem Tempo das geschehe.
Ärztin. Die Arbeitszeiten sind kürzer, und um 15.30 Uhr ist
pünktlich Feierabend. Wenn du länger bleibst, wirst du ge-         Keller wünscht sich aber auch, dass er als Arzt sein Handeln
fragt warum. Die Weiterbildung ist stärker strukturiert. Es        nicht an wirtschaftlichen Zwängen orientieren muss. „Für
gibt zum Beispiel eine verpflichtende Evaluation nach jeder        mich ist es emotional leichter, konkrete Vorgaben zu bekom-
Reanimation und wöchentliche Paper-Runden, sogenannte              men, was finanziert wird und was nicht“, sagt er mit einem
Journal Clubs – verbunden mit einem kollegialen Mittag-            Seitenblick auf den englischen National Health Service (NHS).
essen. Die Wertschätzung zwischen den Berufen ist anders.          Auch dieses System sei nicht perfekt. Aber selbst den Rot-
Die staatlichen Investitionen sind viel besser. Das ganze Sys-     stift anzusetzen und zu entscheiden, welche Patientin oder
tem ist stärker strukturiert und zentralisiert, die Digitalisie-   welcher Patient keine Physiotherapie bekommt, weil das
rung fortgeschritten und arbeitsentlastend …“                      Budget das nicht mehr hergibt, falle ihm extrem schwer.

Auch Clara Matthiessen würde eine Abschaffung des DRG-             Deshalb will Keller im ambulanten System auch lieber ange-
Systems begrüßen. Ihre Mindestforderung lautet aber, Divi-         stellt als niedergelassen arbeiten. Dabei ist ihm ein gutes
denden im Gesundheitswesen zu verbieten. „Dass Geld aus            Arbeitsklima essenziell wichtig. Er wünscht sich „eine Praxis
der Krankenversorgung an Aktionäre abfließt, ist meines Er-        ohne Sprech- und Gedankenverbote“ mit einer offenen Feh-
achtens höchst unmoralisch. Das Gesundheitswesen muss              lerkultur, in der Familienplanung zudem kein Fremdwort ist.
sich am Bedarf der Patienten ausrichten, nicht an betriebs-        Kellers Partnerin Ulrike Kallies ist ebenfalls in der Weiter-
wirtschaftlichen Kennziffern.“ Die Politik sei gefordert ein-      bildung Allgemeinmedizin. Für beide ist es selbstverständ-
zugestehen, dass die Privatisierung und Einführung des DRG-        lich, die Erziehungsarbeit zu teilen und sich mit der Kinder-
Systems ein Fehler war. „Es ist nicht günstiger geworden und       betreuung abzuwechseln – nicht aber für die Arbeitgeber Kel-
man hat völlig falsche Anreize geschaffen“, erklärt Matthiessen    lers. „Wenige zeigten besonders viel Verständnis, wenn ich –
und ergänzt, diese Auffassung sei „kein linkes Thema: Das          als Mann – drei Tage wegen kranken Kindern fehle.“
ist in der Mitte der Gesellschaft nicht erwünscht.“
                                                                   „Es gibt auch Nischen mit passenden Bedingungen“
Als Sprecherin des Bündnis Junge Ärzte (BJÄ)6 überblickt           Immerhin: Seit beide in Arztpraxen arbeiten und nicht mehr
Matthiessen immerhin das Meinungsbild von Teilen der jungen        im Krankenhaus, ist die Organisation der Kinderbetreuung
Ärzt:innenschaft. In dem Bündnis sind die Assistent:innen-         leichter geworden. „Wir müssen nicht mehr mit Nacht- und
Vertreter:innen von 27 Fachverbänden zusammengeschlos-             Wochenenddiensten jonglieren“, sagt Kallies, die ihre Wei-
sen. Ihr Ziel: „Die Patientenversorgung nach modernen und          terbildung seit einem halben Jahr in Teilzeit in einer kleinen
ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedin-           Hausarztpraxis absolviert. Sie weiß, dass sie Glück mit diesen
gungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten.“ Dazu ge-        familienfreundlichen Bedingungen hat. Die sollten aus ihrer
hört auch, die Medizin und Gesundheitsversorgung klima-            Sicht viel selbstverständlicher werden. Persönlich schätzt
gerecht aufzustellen. Diese Forderung aus einem BJÄ-Posi-          Kallies sich vor allem glücklich, dass sie dort arbeiten kann,
tionspapier aus dem vergangenen Jahr hat inzwischen Ein-           wo sie sich wohlfühlt. „Ich habe eine Nische gefunden, in der
gang in die Beschlüsse des Deutschen Ärztetags gefunden.           ich das Gefühl habe, etwas Sinnvolles unter passenden Be-
                                                                   dingungen zu tun.“ Das ist aus ihrer Sicht in einer Arztpraxis
Ginge es nach Matthiessen, würde hierzulande lieber in dieser      leichter als in einem Krankenhaus. „Es kommt da­rauf an, wel-
als in der nächsten Legislaturperiode das DRG-System ab-           che Schwerpunkte Praxisinhaber setzen“, erklärt Kallies.
geschafft und die Bürgerversicherung eingeführt werden.            Manche müssten Geräte, Kredite oder Ähnliches abbezahlen
Auch das scheint unter jungen Ärzt:innen keine Minderheiten-       und wollen das Bestmögliche aus der Praxis herausholen.
meinung zu sein. Das zeigen nicht zuletzt die hohen Stimmen-       Aber es gebe auch Praxisinhaber:innen mit der Einstellung,
anteile für die Grünen bei den jungen Wähler:innen im Bund         dass man neben dem Beruf auch noch leben können müsse.
und besonders in Berlin.                                           „Ich spüre den sonst allgegenwärtigen Zeitdruck in meiner
                                                                   jetzigen Stelle nicht.“
„Das Tempo der Digitalisierung ist bitter“
Enttäuscht, dass Bündnis 90/Die Grünen und SPD die Bür-
gerversicherung der Koalition mit der FDP geopfert haben,          6	
                                                                     → www.buendnisjungeaerzte.org/publikationenpresse/

                                                                                                                                13
IM FOKUS

#MenschlichesGesundheitswesen
„Die Patient:innen müssen bei allen
diag­nostischen, therapeutischen und
technischen Möglichkeiten wieder
mehr im Vordergrund stehen. Dafür
setzen wir uns alle ein.“
Alexa Wloch

Alexa Wloch ist seit rund zwei Jahren am Deutschen Herzzentrum Berlin tätig. Aktuell arbeitet sie dort auf der Intensiv-
pflegestation 2 (IPS 2) mit 18 Betten sowie modernsten Überwachungs- und Therapiegeräten für die Versorgung der
Patient:innen. Auch ihr sind eine gute Arbeitsatmosphäre, die Möglichkeit, patientenzentriert zu arbeiten, vernünftige
digitale Strukturen und die Entlastung von nicht-ärztlichen Tätigkeiten wichtig.

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BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                                                              AUSGABE 04 / 2022 

Das Behandlungsteam der IPS 2 ist interdisziplinär aufgestellt, sodass sich Alexa Wloch im Arbeitsalltag mit ärztlichen, pflegerischen, physio-
therapeutischen und psychosomatisch tätigen Kolleg:innen, wie beispielsweise mit Pfleger Kai Wachholz, austauschen kann.

                                                                                                                                                  15
IM FOKUS

Kallies Hoffnungen, dass nicht nur sie, sondern auch ihre       Pflege für nötig halten. Viele verweisen darauf, dass der
Kolleg:innen unter solchen Bedingungen arbeiten können,         Generationenwechsel in dieser Hinsicht bislang nicht die in
sind nach der Bundestagswahl jedoch allmählich zerbröselt.      ihn gesetzten Hoffnungen auf familienfreundlichere Bedin-
Sie sei traurig, dass die Bürgerversicherung vom Tisch ist,     gungen erfüllt habe. „Starre Strukturen fördern Menschen,
aber gespannt, was noch kommt. „Man hört von der Bundes-        die sich an starre Strukturen anpassen“, erklärt eine:r der
regierung seit Beginn der Ampelkoalition gesundheitspoli-       Gesprächspartner:innen.
tisch nichts außer Corona.“
                                                                Einiges aus dem Koalitionsvertrag kommt den Wünschen
Krieg und Pandemie dämpfen Hoffnungen auf Struktur-             und Vorstellungen junger Ärzt:innen mehr entgegen. „Die
verbesserungen                                                  Approbationsordnung wird mehr auf Digitalisierung, Ambu-
Es ist klar, dass die Corona-Pandemie viele Ressourcen in der   lantisierung, Spezialisierung, Individualisierung und berufs-
Gesundheitspolitik bindet. Dennoch hätte sie zugleich eine      gruppenübergreifende Kooperation ausgerichtet“, heißt es
sehr gute Gelegenheit für die Politik geboten, den Stellen-     zum Beispiel. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen soll
wert von Gesundheit auch finanziell zu untermauern. Doch        beschleunigt werden. Angekündigt wurden unter anderem
unter den Vorzeichen des Krieges in der Ukraine haben sich      auch ein Bürokratieabbaupaket sowie der Ausbau des öf-
die finanzpolitischen Prioritäten augenblicklich gewendet.      fentlichen Gesundheitsdienstes, die Weiterentwicklung der
Nicht nur deshalb sind die Hoffnungen aller Gesprächspart-      Prävention und die Aufhebung der Budgetierung im haus-
ner:innen auf entscheidende Änderungen an den Rahmen-           ärztlichen Bereich.
bedingungen in dieser Legislaturperiode deutlich gedämpft.
Dafür sorgte in Teilen schon der Koalitionsvertrag von SPD,     Gleichermaßen vielversprechend wie ambitioniert erscheint
Bündnis 90/Die Grünen und FDP.                                  die angestrebte gemeinsame Bedarfsplanung für die ambu-
                                                                lante und stationäre Versorgung sowie der Ausbau multi­
Junge Ärzt:innen vermissen im Regierungsprogramm der            professioneller, integrierter Gesundheits- und Notfallzentren
Ampel nicht nur die Bürgerversicherung, sondern auch klare      für die wohnortnahe, bedarfsgerechte, ambulante und kurz-
Aussagen zur Krankenhausfinanzierung. Der angekündigte          stationäre Versorgung. Beide Projekte sind echte Struktur-
Bund-Länder-Pakt weckt bei vielen Erinnerungen an die           änderungen, die ganz im Sinne der jungen Ärzt:innen sind,
ergebnislosen Bund-Länder-Beratungen zur Krankenhaus-           mit denen „Berliner Ärzt:inen“ gesprochen hat.
finanzierung der vergangenen Legislaturperiode. Eine Regie-
rungskommission soll Leitplanken für eine neue Kranken-         Koalitionsverträge in Bund und Berlin: Abwarten, was
hausplanung und Empfehlungen für die Krankenhausfinan-          kommt
zierung erarbeiten. Im Koalitionsvertrag wird angekündigt,      Die Idee der integrierten Gesundheitszentren findet sich auch
dass sie kurzfristig eingesetzt wird. Doch in den ersten 100    im Berliner Koalitionsvertrag wieder. Und sie genießt hohe
Tagen ist das nicht geschehen.                                  Priorität in der Hauptstadtpolitik. Denn die Eröffnung des
                                                                Gesundheitszentrums Neukölln7 Ende Februar war Teil des
Die Ausführungen des Koalitionsvertrages zur Finanzierung       100-Tage-Programms der neuen rot-grün-roten Landesregie-
versprechen auch nicht die von jungen Ärzt:innen vielfach       rung – die freilich nicht sehr viel dazu tun musste. Denn die
geforderte Abschaffung des DRG-Systems. Vielmehr soll das       Vorarbeiten für das Zentrum, das eine biopsychosoziale Ver-
bisherige System um ein nach Versorgungsstufen differen-        sorgung der Menschen in Nordneukölln bietet, haben Ärzt:in-
ziertes System erlösunabhängiger Vorhaltepauschalen er-         nen, Pflegekräfte, Sozialarbeiter:innen und Menschen aus
gänzt werden. Eine ebenfalls angekündigte gesonderte Ver-       weiteren Berufen geleistet. Ihr ehrenamtliches Engagement
gütung der Weiterbildung ist zudem an diese Finanzierungs-      wusste Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Bündnis 90/Die
reform geknüpft, die dann im Bund-Länder-Pakt beschlossen       Grünen) zu würdigen. Zugleich hat die Landesregierung in
werden soll.                                                    ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, dass sie das Zentrum
                                                                und ein ähnliches Modell einer Kombi-Praxis mit Sozialarbeit
Auch das Versprechen, dass die Arbeitsbedingungen in der        in Lichtenberg zum Modell für ein Landesprogramm für Inte-
Pflege spürbar verbessert werden sollen, lesen viele mit        grierte Gesundheitszentren machen möchte. Gote berichtete
Freude und Zweifeln zugleich. Denn an dem Personalbe-           bereits Ende Februar über entsprechende Anfragen aus wei-
messungsinstrument „PPR 2.0“ gibt es durchaus Kritik.           teren Bezirken.
Immerhin soll in der Pflege auch ein Anspruch auf fami-
lienfreundliche Arbeitszeiten für Menschen mit betreu-
ungspflichtigen Kindern geschaffen werden. Das ist aus
Sicht vieler junger Ärzt:innen ein begrüßenswerter Schritt,
wenngleich sie einen solchen Anspruch nicht nur für die         7	
                                                                  → www.geko-berlin.de

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BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                                                              AUSGABE 04 / 2022 

Was die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärztin-                    Unternehmen öffentlicher Trägerschaft zurückzuverwandeln.
nen sowie Ärzten und Krankenhäusern betrifft, unterschei-                   Mit dem Haushaltsentwurf für die Jahre 2022 und 2023 hat
det sich der Berliner Koalitionsvertrag wenig vom Programm                  der Senat im März beschlossen, bis zu 260 Millionen Euro für
der Bundesregierung. Regelhafte sektorenübergreifende                       eine Aufstockung des Eigenkapitals von Vivantes zur Verfü-
Versorgungsangebote werden ebenso wie eine gemeinsame                       gung zu stellen. Der Entwurf muss jedoch erst noch vom Ab-
Versorgungsplanung angestrebt. Das Landesgremium nach                       geordnetenhaus bestätigt werden.
§ 90a SGB V könnte in diesem Zusammenhang mehr Bedeu-
tung erhalten. Konkrete Vorhaben beschreibt die Landes-                     Und was halten junge Ärzt:innen in Berlin von den Plänen
regierung allerdings nicht.                                                 der Bundes- und der Landesregierung? Die Stimmung ist ein-
                                                                            hellig optimistisch und viele trauen dem neuen Regierungs-
Auch die Krankenhausfinanzierung des Landes bleibt im                       personal mehr zu als dem vorangegangenen. Der Tenor: Klingt
Koalitionsvertrag von Rot-Grün-Rot sehr im Vagen. Eine kon-                 alles nicht schlecht, aber abzuwarten bleibt, was wirklich
krete Summe für die Investitionsförderung suchen Interes-                   kommt. ∕
sierte vergeblich. Angekündigt wird lediglich eine Anhebung
des Gesamtfördervolumens für alle Plan-Krankenhäuser. Ein
„Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ soll dabei auch Inves-
titionen in Klimaschutz umfassen. „Die Koalition prüft dazu
die Nutzung weiterer Finanzierungsinstrumente“, heißt es
lapidar zur Finanzierung.

Das klare Bekenntnis zur öffentlichen Trägerschaft des Landes
bei Vivantes und der Charité – Universitätsmedizin Berlin                   Angela Misslbeck
dürften junge Ärzt:innen begrüßen, ebenso wie die Über-                     Fachjournalistin für Gesundheitspolitik
legung, Vivantes von einer gemeinnützigen GmbH in ein                       Foto: privat

Alexa Wloch achtet darauf, dass ihr neben der Weiterbildung auch Zeit für Privates bleibt. So schafft sie sich durch sportliche Aktivitäten wie zum
Beispiel Segeln oder Rennradfahren vor oder nach der Arbeit einen Ausgleich zum oftmals stressigen Klinikalltag.

                                                                                                                                                17
IM FOKUS
 AUS DER KAMMER

Optimierung der Weiterbildung
Bericht von der Delegiertenversammlung am 16. Februar 2022
An einem außergewöhnlich stürmischen Abend konnten sich einige Delegierte erst
verspätet zur hybriden Delegiertenversammlung zuschalten. Ein Orkan hatte man-
cherorts zu einem Stromausfall geführt. Die Beschlussfähigkeit wurde dennoch
schnell erreicht und es folgte trotz wütender Naturkräfte ein produktives Arbeitstref-
fen zur Frage, wie man die Weiterbildung der Ärztekammer Berlin weiter ausgestal-
ten und optimieren kann.

Nachdem der Präsident PD Dr. med. Peter Bobbert (Marburger        Gemeinsam für eine bessere Weiterbildung
Bund) die Delegierten zur ersten Sitzung des Jahres begrüßt       Mit der Anmerkung, dass die Weiterbildung in einigen Klini-
hatte, informierte er über eine Änderung der Tagesordnung.        ken der Stadt nicht gut laufen würde, nahm der Präsident
So wurde der Tagesordnungspunkt (TOP) zur „Entscheidung           das Schwerpunktthema vorweg. Dies sei nur ein Grund, wes-
über eine Neuordnung der Zuständigkeit für die Zusatzbe-          halb man sich dafür entschieden habe, das Thema Weiter-
zeichnungen Akupunktur und Spezielle Schmerztherapie vom          bildung im Jahr 2022 prioritär zu behandeln. Weiterhin gelte,
Weiterbildungsausschuss IV zum Weiterbildungsausschuss II“        dass man in dem Bereich besser werden müsse. Es sei ihm
an den Gemeinsamen Weiterbildungsausschuss überwiesen.            wichtig, dass dies nicht als Kritik an den Handelnden ver-
                                                                  standen werde. Vielmehr würde er sowohl im Haupt- als
Unter den Mitteilungen des Vorstandes berichtete Bobbert,         auch im Ehrenamt großes Engagement sehen. Jedoch müsse
dass es in der kommenden Woche ein Treffen mit der Regieren-      der Rahmen für die Weiterbildung neu gesetzt werden. Klar
den Bürgermeisterin geben werde (siehe Seite 7). Die erste        sei, dass die Weiterbildung das wesentliche Tätigkeitsfeld der
rund einstündige Zusammenkunft, an der neben dem Prä-             Ärztekammer Berlin sein und auch bleiben müsse. Bob-
sidenten und dem Vizepräsidenten auch der Geschäfts-              bert betonte, es sei ihm wichtig, dass die Kammer nah beim
führer der Ärztekammer Berlin teilnehmen werde, solle             Menschen sei. Dazu gehöre es, in den Weiterbildungsstätten
dazu genutzt werden, wichtige Themen wie die Schul-               Präsenz zu zeigen. Der Vorstand wolle vor Ort sein. Die Kam-
eingangsuntersuchungen, die Klimaneutralität im Gesund-           mer müsse nahbar sein – für die Weiterzubildenden und die
heitswesen oder die dringende Notwendigkeit von Hitze-            Weiterbildungsbefugten.
aktionsplänen anzusprechen.
                                                                  Für dieses Ziel müsse man nun an Geschwindigkeit zulegen.
Anschließend wies der Präsident darauf hin, dass das nächste      Die Veränderungen anzupacken, sei eine Kernaufgabe des
Treffen der Assistentensprecher:innen am 21. Februar (siehe       Jahres 2022. Man brauche jetzt Mut und die Bereitschaft, die
Seite 20) erstmals unter Beteiligung von Vertreter:innen aller    notwendigen Änderungen anzugehen und umzusetzen. Vorab
Listen stattfinden werde. Es folgte der Hinweis auf die nächste   müsse man eine kritische Analyse unternehmen: So sei das,
Delegiertenversammlung am 11. Mai 2022, die seit Langem           was vor zehn Jahren gut war, jetzt nicht in jedem Falle noch
wieder in Präsenz im Langenbeck-Virchow-Haus geplant sei.         optimal. Man werde heute die ersten Schritte beschließen,
                                                                  um Veränderungen einzuleiten. Weitere würden in der nächs-
                                                                  ten Delegiertenversammlung folgen. Abschließend lobte er
                                                                  die Vorsitzenden der Weiterbildungsausschüsse für ihre klaren

„Weiterbildung ist das                                            und offenen Worte. Durch diese sei es möglich gewesen, Kom-
                                                                  promisse zu finden.

Kernthema unserer                                                 Nach diesen einleitenden Worten zum Schwerpunktthema

Kammer. Hier müssen
                                                                  der Delegiertenversammlung ließ der Präsident die Delegier-
                                                                  ten 16 Abgeordnete für den diesjährigen Deutschen Ärzte-

wir besser werden.“
                                                                  tag (DÄT) in Bremen vom 24. bis 27. Mai 2022 wählen. Die
                                                                  Hauptversammlung der Bundesärztekammer sei erneut als
                                                                  hybride Veranstaltung geplant. Eine Vorbesprechung der Ab-
PD Dr. med. Peter Bobbert                                         geordneten zum DÄT gebe es unmittelbar vor der nächsten

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BERLINER ÄRZT:INNEN
                                                                                               AUSGABE 04 / 2022 

Delegiertenversammlung im Mai. Die Einladung würde ab             und die Schaffung einer abgestimmten Organisation zwi-
sofort aus Gründen des Klimaschutzes den Abgeordneten             schen Haupt- und Ehrenamt, um eine Entscheidungsfindung
ausschließlich per E-Mail zugehen.                                für das Ehrenamt effektiv vorzubereiten, wurden als Nächs-
                                                                  tes diskutiert.
Anschließend wandten sich die Delegierten voll und ganz
der Weiterbildung zu und stiegen in die Diskussion zur Druck-     Bobbert berichtete den Delegierten, dass bereits jetzt auf-
sache mit Vorschlägen für eine schnelle und transparente          grund ihrer Vollständigkeit ein Drittel der Anträge deutlich
Bearbeitung von Anträgen auf Anerkennung einer Weiter-            schneller bearbeitet werden könnten. Zur Beschleunigung
bildungsqualifikation und Zulassung zur Prüfung für Fach-         von Entscheidungen über Anträge, die vollständig eingereicht
arzt- und Zusatzweiterbildungen ein. Prof. Dr. med. Wulf          worden sind, solle ein „Fast-Track-Verfahren“ eingerichtet
Pankow (FrAktion Gesundheit) betonte eingangs, aus seiner         werden. Hierzu sollen ein vorsitzendes Mitglied und ein wei-
Sicht sei die wichtigste Frage, welches Ziel man sich setzen      teres von ihm bestimmtes Mitglied des jeweiligen Weiterbil-
würde. Zudem müsse man erkennen, welche Defizite bei der          dungsausschusses die Aufgabe haben, entsprechende An-
Prüfungszulassung bestehen. Weiterhin müsse der Zeitraum          träge jederzeit zu bewilligen. So könnten vollständige Anträge
vom Eingang des Antrags bis zur Zulassung systematisch            schnell positiv beschieden werden. Diese und weitere Maß-
erfasst werden.                                                   nahmen zur Verbesserung und Optimierung der Prozesse wur-
                                                                  den von den Delegierten mehrheitlich beschlossen.
Bobbert fragte die Delegierten, ob die Zielsetzung von zwei
Monaten zwischen der Einreichung der vollständigen Unter-
lagen bis zum Prüfungstermin zu straff angesetzt sei. Dr. med.
Klaus Thierse (Marburger Bund) sagte, man könne es – außer        „Es ist an der Zeit, sich
                                                                  für die Bearbeitung der
bei den Nebenfächern – aus seiner Sicht in diesem Zeitraum
schaffen. Prof. Dr. med. Jörg Weimann (Marburger Bund) er-

                                                                  Anträge zur Prüfungs­
gänzte, es sei an der Zeit, sich ein ambitioniertes Ziel zu
setzen. Da man die angestrebte Beschleunigung jedoch even-

                                                                  zulassung ein ambitio-
tuell nicht gleich umsetzen könne, plädierte er zunächst für
eine Zielsetzung von drei Monaten. Dr. med. Klaus-Peter Spies

                                                                  niertes Ziel zu setzen.“
(Allianz Berliner Ärzte – MEDI-Berlin) sprach sich für die For-
mulierung „maximal drei Monate“ aus. Damit würde man
zeigen, dass man darunter bleiben wolle.
                                                                  Prof. Dr. med. Jörg Weimann
Nachdem keine Wortmeldungen mehr angezeigt wurden,
schloss der Präsident die Diskussion mit der Aussage, lieber
scheitere er an einem zu hoch gesteckten Ziel ganz knapp,         Ringen um Parität
als dass man unter den Möglichkeiten bliebe. Es folgte eine       Unter dem letzten TOP sollte ein Papier zur Parität zunächst
erste Abstimmung zur Zielmarke einer Bearbeitung von zwei         diskutiert und anschließend zur Beschlussfassung gestellt
Monaten zwischen der Einreichung der vollständigen Unter-         werden. Die Willensbekundung sah vor, die Ausschüsse und
lagen bis zum Prüfungstermin. Sie wurde mehrheitlich von          Arbeitskreise der Ärztekammer Berlin zukünftig paritätisch
der Delegiertenversammlung beschlossen.                           zu besetzen. Idealerweise sollten sich dabei die Kriterien für
                                                                  die Besetzung an der Vielfalt der Mitgliederstruktur der Kam-
Anschließend wurden die Punkte thematisiert, die zu diesem        mer orientieren.
Ziel beitragen sollen. Zunächst wurde über eine Evaluation
diskutiert. Um die Prozesse stetig und fortlaufend evaluieren     Es entwickelte sich eine kontroverse Debatte zu dem zuvor
zu können, müssten durchgehend Daten erhoben werden.              bereits vom Vorstand beschlossenen sowie listenübergrei-
Hierzu bedürfte es der Schaffung von Voraussetzungen, um          fend konsentierten Papier. So plädierte Dr. med. Wolfgang
die Daten standardmäßig und möglichst aufwandsarm zu              Kreischer (Hausärzte in Berlin) dafür, das Wort „Spiegel-
erheben. Nach kurzer Diskussion wurde mehrheitlich für eine       bildlichkeit“ hinsichtlich der Besetzung der Gremien in das
Evaluation gestimmt.                                              Papier aufzunehmen.

Maßnahmen, um weiterzubildende Kammermitglieder bei               Prof. Dr. med. Matthias David (Marburger Bund) brachte den
der Abgabe von richtigen und vollständigen Anträgen zu un-        Vorschlag ein, ein Datum zu wählen, bis zu dem die Parität
terstützen, die Einrichtung flexibler sowie straffer Arbeits-     in den Gremien umzusetzen sei. Konkret nannte er den 8. März
prozesse für das Ehrenamt in den Weiterbildungsausschüssen        2023 als Stichtag. Hierauf folgte eine lebhafte Diskussion, in

                                                                                                                            19
AUS DER KAMMER

deren Verlauf Martina Jaklin, Leiterin der Abteilung Berufs-          Gleichwohl sei er sehr hoffnungsvoll, dass ein Beschluss auf
und Satzungsrecht, die Delegierten darüber informierte,               der nächsten Delegiertenversammlung gelingen werde.
dass die Wahl eines Datums aus rechtlicher Sicht proble-
matisch sei. Immerhin wären die Mitglieder der Gremien                Die nächste Delegiertenversammlung findet am Mittwoch,
gewählt und müssten bei Festsetzung eines Datums inner-               den 11. Mai 2022 statt. ∕
halb der noch nicht beendeten Wahlperiode geschlossen
zurücktreten, um den Weg für Neuwahlen zu ebnen.

Der Präsident ließ daraufhin über den Vorschlag, ein Datum
zu setzen, abstimmen. Weit mehrheitlich sprachen sich die
Delegierten dagegen aus. Da damit jedoch der Diskussions-
bedarf zur Parität sichtlich nicht gestillt war, ließ der Präsident
über eine Vertagung der Diskussion abstimmen. Dieser
                                                                      Ole Eggert
Vorschlag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Ab-                   Pressesprecher
schließend äußerte der Präsident sein großes Bedauern                 Stabsstelle Presse / Gesundheitspolitik
darüber, dass das Papier keine Mehrheit gefunden habe.                Foto: privat

Weiterbildung im Umbruch
Bericht vom Treffen der Assistentensprecherinnen
und Assistentensprecher am 21. Februar 2022
Das Interesse am Treffen war abermals groß, die Zahl der Teilnehmenden hoch. Laut
einer Umfrage des Marburger Bundes, die während des Treffens zitiert wurde, wün-
schen sich junge Ärztinnen und Ärzte mehr Strukturierung in der Weiterbildung.
Weiterbildungsinhalte werden nicht ausreichend vermittelt. Es gab aber auch Positi-
ves zu berichten. So wurde unter anderem begrüßt, dass immer mehr der zur Wei-
terbildung erbrachten Leistungen digital erfasst werden können. Neben dem eLog-
buch bringt die neue Weiterbildungsordnung weitere Neuerungen mit sich, von
denen manche während des Treffens thematisiert wurden.

Mit ihrer Begrüßung zum virtuellen Treffen der Assistenten-           (Allianz Berliner Ärzte – MEDI Berlin), Dr. med. Klaus Thierse
sprecher:innen erläuterte Dr. med. Antje Koch, Leiterin der           (Marburger Bund), Dr. med. Thomas Werner (Marburger Bund),
Abteilung Weiterbildung / Ärztliche Berufsausübung der                Dr. med. Susanne von der Heydt (Marburger Bund), Dr. med.
Ärztekammer Berlin, eingangs die Ziele des Treffens. PD               Katharina Thiede (FrAktion Gesundheit) und Dr. med. Klaus-
Dr. med. Peter Bobbert (Marburger Bund), Präsident der                Peter Spies (Allianz Berliner Ärzte – MEDI Berlin) die Zusam-
Ärztekammer Berlin, ergänzte, dies sei ein Ort, um Fragen             menkunft.
rund um die Weiterbildung zu klären, Probleme zu thema­
tisieren, und Anregungen einzubringen. Das Format sei für             Zu Beginn berichtete ein Teilnehmender, dass aufgrund der
die Ärztekammer Berlin eine wesentliche Säule für eine gute           wenigen elektiven Operationen in den vergangenen Monaten
Weiterbildung.                                                        die Weiterbildung in den chirurgischen Fächern sehr lücken-
                                                                      haft gewesen sei. So hätten nicht nur die herausfordernden
Erstmals nahmen vonseiten des Ehrenamtes auch Listen-                 und schwierigen Operationen drastisch abgenommen, auch
sprecher:innen am Treffen teil. Neben dem Präsidenten                 standardisierte Verfahren wie Materialentfernungen seien
verfolgten der Vizepräsident, Dr. med. Matthias Blöchle               kaum möglich gewesen.

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