Berliner Ärzt:innen - Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
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Berliner MITGLIEDERZEITSCHRIFT ÄRZTEKAMMER BERLIN AUSGABE 04 / 2022 Ärzt:innen Junge Ärzt:innen Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem
BERLINER ÄRZT:INNEN EDITORIAL AUSGABE 04 / 2022 Liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht die Medizin muss neu gedacht werden, sondern das System, in dem wir arbeiten. Mit Eid und Ethos treten wir Ärzt:innen tagtäglich dafür ein, dass die Dr. med. Yüksel König Gesundheit und das Wohlergehen unserer Patient:innen das oberste Gebot ist Fachärztin für Viszeral- unseres ärztlichen Handelns sind. chirurgie und Mitglied des Vorstandes der Ärztekammer Welchem Gebot aber folgt das Gesundheitssystem? Anstatt dass die Medizin be- Berlin. Foto: privat stimmt, wie die Versorgung für unsere Patient:innen optimal aussieht, werden wir mehr und mehr zu Handlanger:innen einer politisch getriebenen Kommerziali sierung degradiert. Die Politik sollte nicht erst umdenken, wenn unsere intrinsische Motivation aufgebraucht und das System kaputtgespart ist. Die Krisenbewältigung angesichts der Pandemie zeigt eindrücklich, dass es vor allem Ärzt:innen, Pflege- kräfte und Medizinische Fachangestellte (MFA) sind, die aufgrund der dramatischen Belastungen über ihre Grenzen hinauswachsen, um die Versorgung der Patient:in- nen aufrechtzuerhalten. Vielleicht sollte endlich auch die Politik unser Gelöbnis ernst nehmen. Wir versichern dort, dass wir auf unsere eigene Gesundheit, unser Wohlergehen und unsere Fähigkeiten achten, um auf höchstem Niveau für unsere Patient:innen da sein zu können. Wie aber sieht die Realität aus? Personal gilt als der Kostenfaktor, an dem gespart werden kann. Alles, was sich nicht rechnet, fällt uns auf die Füße. Die extreme Arbeitsverdichtung wird jeden Tag aufs Neue von denjenigen aufgefangen, die noch durchhalten. Zu alldem kommt der bürokratische Rechtfertigungsdruck, der uns den letzten Rest der Begeisterung für unsere ärztliche Berufung kostet. Nicht nur Pflegekräfte fliehen aus ihrem Beruf, sondern auch der ärztliche Nach- wuchs ist längst ins Grübeln geraten. Wenn wir junge Ärzt:innen fragen, was sie im Beruf brauchen, sprechen sie an, was gute Medizin ausmacht. So wünschen wir uns alle Zeit, nicht nur für unsere Patient: innen, sondern auch für das fachliche Gespräch, den Austausch im Team, Anleitung und Begleitung, Rückkoppelung und ein Miteinander, sodass alle ihr Bestes geben können. Davon sind wir weit entfernt. Ein System, das auf Kosten derjenigen funktioniert, die sich für die Patient: innen einsetzen, ist keines, auf das wir auch in Zukunft bauen können und wollen. „Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.“ Welche Tragweite dieser erste Satz unseres Genfer Gelöbnisses hat, zeigt sich in diesen Tagen angesichts der vielfältigen Hilfe- leistungen für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten müssen und alles ver- loren haben. Unsere innere ärztliche Überzeugung ist kein Luxus, den die Politik einsparen kann. Sie ist essenziell – nicht nur für unser Gesundheitswesen, son- dern für unsere Gesellschaft! Ihre 3
Inhalt EDITORIAL AUS DER KAMMER Begrüßung von Yüksel König 3 Ärztliche Fortbildungen 28 Veranstaltungskalender der Ärztekammer Berlin KURZ NOTIERT Wir trauern um unsere im Jahr 2021 31 Aktuelles / Nachrichten 6 verstorbenen Kolleginnen und Kollegen AUS DER KAMMER POLITIK & PRAXIS Optimierung der Weiterbildung 18 CIRS ambulant 35 Bericht von der Delegiertenversammlung Abgelaufener FSME-Impfstoff am 16. Februar 2022 Von Ole Eggert Personalien 36 Zum 85. Geburtstag von Eveline Schulz Weiterbildung im Umbruch 20 Bericht vom Treffen der Assistentensprecherinnen und Assistentensprecher am 21. Februar 2022 KULTUR & GESCHICHTE Von Ole Eggert Rezension 36 Weiterbildung 22 Erinnern ist Leben: Memoiren eines Neurochirurgen Bestandene Facharztprüfungen Januar und Februar 2022 Wochenendnotdienst 37 Von Joachim Richter Veranstaltungen der Weiterbildung 24 Freitagabend. 38 Medizinische Fachangestellte 26 Tischgespräche von Eva Mirasol Informationen zur Ausbildung und Weiterqualifizierung Impressum 39 Die fotografische Begleitung des Titelthemas Das Schwerpunktthema wurde diesmal von der OST- KREUZ-Fotografin Jordis Antonia Schlösser fotografisch gestaltet. Dafür hat sie die junge Ärztin Alexa Wloch in ihrem privaten und beruflichen Alltag begleitet. Titelbild Späte Mittagspause: Alexa Wloch ist Ärztin in Weiter- bildung zur Fachärztin für Herzchirurgie am Deutschen Herzzentrum Berlin. 4
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 IM FOKUS Junge Ärzt:innen: Klares Votum 10 für ein menschliches Gesundheitssystem Was erwarten junge Ärzt:innen 100 Tage nach der Regierungsbildung im Bund und im Land Berlin von der Gesundheitspolitik? So vielfältig ihre Wünsche sind, in einem sind sich alle einig: Das Gesundheitssystem muss menschlicher werden. Doch geben das die Koalitionsverträge her? Von Angela Misslbeck 5
KURZ NOTIERT Medizinische Informatik Ukraine: Unsere Unterstützung ist gefragt Themen für Masterarbeiten gesucht Umfassende Informationen und Links Das Fernstudieninstitut der Berliner Hochschule für Technik zu allen Aspekten der Hilfe für die Men- (BHT) sucht geeignete Masterarbeitsthemen für die berufs- schen in und aus der Ukraine finden Sie begleitend Studierenden der Medizinischen Informatik (Ärzt:in- auf unserer Website unter: nen und Informatiker:innen). Vorstellbar sind Themen aus → www.aekb.de/aktuelles/ukraine-hilfe den Bereichen Datenbanken, Web-Engineering, Bildverarbei- tung, Medizinische Dokumentation, Datenschutz und Daten- sicherheit, Statistik/Maschinelles Lernen usw. Medizinische Einrichtungen wie Praxen, Krankenhäuser oder Doppelte Auszeichnung Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die passende The- men zur Verfügung und Interesse an einer Zusammenarbeit Evangelisches Krankenhaus Hubertus haben, können sich gern bei Gabriele Gessler melden: gewinnt den Climate Champions Award E gessler@bht-berlin.de T 030 45 04 60 15 2021 in zwei Kategorien Das internationale Umweltschutz-Netzwerk Health Care With Nähere Informationen zum Studiengang finden Interessierte out Harm (HCWH) hat das Evangelische Krankenhaus Huber- unter → www.bht-berlin.de/m-mzi-o. ∕ tus gleich doppelt für sein Klimaschutz-Engagement aus- gezeichnet. Die Zehlendorfer Klinik kann sich erstmals über die Goldmedaille „Greenhouse Gas Reduction 2021“ im Be- reich Energie und bereits zum zweiten Mal in Folge über die Deutschlandweite Online-Befragung Silbermedaille „Climate Leadership 2021“ freuen. Damit ist sie die einzige deutsche Klinik mit zwei Auszeichnungen. Extremistische Einstellungen von Patient:innen und deren Angehörigen Die Jury betonte ausdrücklich das Durchhaltevermögen und das gleichbleibend starke Engagement der Klinik für den in der psychiatrischen und/oder psycho- Klimaschutz und die Reduzierung ihres CO2-Fußabdruckes therapeutischen Behandlung gerade während der schwierigen Pandemie-Zeiten. „Mit die- Im Projekt „Aktivierung von Angehörigen von Heilberufen ser Auszeichnung sind wir jetzt auch offiziell Teil einer glo- für das Thema Extremismusprävention durch Qualifizierung balen Gemeinschaft von Umweltschützern und gemeinsam und Vernetzung“ möchte das Universitätsklinikum Ulm Be- bestrebt, den Wandel zur klimafreundlichen Gesundheits- handlungserfahrungen bezüglich Patient:innen mit extremis- versorgung voranzutreiben: für unser aller Gesundheit, die tischer Einstellung und deren Angehörigen erfassen, um eine Umwelt und den Planeten, auf dem wir leben“, freut sich E-Learning-Fortbildung für den Umgang mit extremistischen Geschäftsführer Dr. med. Matthias Albrecht. Einstellungen von Patient:innen zu entwickeln. Das Evangelische Krankenhaus Hubertus setzt sich bereits Teilnehmen können – unabhängig von der eigenen bisherigen seit vielen Jahren intensiv für eine deutliche Reduzierung des Erfahrung – alle Assistenz-/Fachärzt:innen im Bereich Psy- CO2-Fußabdruckes ein und trägt beispielsweise seit 2001 das chiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin Siegel „Energie sparendes Krankenhaus“. Seit 2010 erfolgen und Psychotherapie, jeweils aus dem Kinder- und Jugend- die Bewässerung der Gartenanlagen und das Speisen des lichen- sowie Erwachsenenbereich. Feuerlöschsystems zu einem großen Teil über Regenwasser. Die anonyme Online-Befragung dauert Eine große Würdigung gab es zudem vom Bund für Umwelt zwischen 5 und 30 Minuten und kann bis und Naturschutz Deutschland (BUND), der die sechs Hektar Juli 2022 über den nebenstehenden QR- große Grünanlage rund um die Klinik als „Naturnahe Park- Code oder unter → ww2.unipark.de/ anlage“ ausgezeichnet hat, da die Naturnähe auch das Wohl- uc/BefragungExtremismus/ abgerufen befinden der Patient:innen unterstützt. Auf dem Gelände werden. gibt es außerdem eine Wiese für Bienenstöcke und jeden Dienstag zelebrieren Mitarbeitende über Instagram den Bei Fragen ist Dr. Thea Rau gern erreichbar: #greenstag, um auf die unterschiedlichen Umweltprojekte E thea.rau@uniklinik-ulm.de oder T 0731 50 06 17 24 ∕ aufmerksam zu machen. ∕ 6
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Digitaler Antrittsbesuch Ein modernes Gesundheitswesen stellt den Menschen in den Mittelpunkt Präsident PD Dr. med. Peter Bobbert sowie Vizepräsident Dr. med. Matthias Blöchle und der Geschäftsführer der Ärzte- kammer Berlin, Michael Hahn, Ende Februar 2022 getroffen. Coronabedingt musste der Austausch digital stattfinden, was der konstruktiven und zugewandten Atmosphäre aber keinen Abbruch getan hat. Vielmehr wurde sehr offen über ausge- wählte wichtige Themen der aktuellen Amtsperiode gespro- chen. Im Mittelpunkt standen beispielsweise die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels sowie die konsequentere Umsetzung von Schuleingangsuntersuchungen. Letztere waren während der COVID-19-Pandemie vielfach ausgefallen. Screenshot: Michael Hahn Zusammenfassend war der Grundtenor des Gesprächs: Ein Zu einem ersten Austausch mit der neuen Regierenden modernes Gesundheitswesen muss immer den Menschen Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben sich der in den Mittelpunkt stellen! ∕ Anzeigen 7
KURZ NOTIERT Leitungswechsel und neue Strukturen Forum 2030 Aus Berliner Krankenhäusern Jetzt anmelden! wurden uns folgende Änderungen Unter dem Motto „Gemeinsam gemeldet: Klima- und Gesundheitsschutz dis- Informationen über Veränderungen bei Leitungspositionen kutieren und Veränderungsprozesse und Abteilungsstrukturen in Ihrem Haus senden Sie bitte an: E redaktion@aekb.de gestalten“ findet am 12. und 13. Mai 2022 erstmals das „Forum 2030“ der Ärztekammer Berlin statt. Ziel der Paulinenkrankenhaus Westend Sankt Gertrauden-Krankenhaus Veranstaltung ist es, im direkten Austausch Transformationspfade Dr. med. Jan Knierim ist seit dem Dr. med. René Pschowski ist seit zu entwickeln, um der Klimakrise 1. Januar 2022 ist neuer Chefarzt und dem 1. Januar 2022 ist neuer Chef- aktiv etwas entgegenzusetzen. ärztlicher Direktor am Paulinenkran- arzt für die Abteilung Innere Medizin – kenhaus in Westend. Knierim wird onkologische Gastroenterologie am Beteiligen Sie sich – gestalten Sie Nachfolger von PD Dr. med.Manfred Sankt Gertrauden-Krankenhaus. unsere Zukunft aktiv mit! Hummel, der in den Ruhestand geht. Pschowski war bereits seit Anfang Zuletzt war Knierim als Oberarzt und 2020 Leitender Oberarzt Innere Me- Termine: Leiter der kardiochirurgischen Ambu- dizin – Gastroenterologie und dabei Do., 12.05.2022 von 14 bis 20 Uhr anzen der Klinik für Herz-, Thorax- und maßgeblich für die Neuaufstellung anschließend Get-together Gefäßchirurgie am Deutschen Herz- der Abteilung, die Weiterentwicklung Fr., 13.05.2022 von 9 bis 15 Uhr zentrum Berlin tätig. Davor war der ge- des Fachbereichs und die Etablierung bürtige Rendsburger ärztlicher Leiter des Schwerpunkts onkologische Veranstaltungsort: der Poliklinik Ernst von Bergmann in Gastroenterologie verantwortlich. Ärztekammer Berlin Potsdam. Knierim hat von 1994 bis Er hat in Berlin und in Trondheim Friedrichstraße 16, 10969 Berlin 2001 Humanmedizin in Würzburg und Humanmedizin studiert. Bis 2017 war Berlin studiert. 2001 folgten dann er als Facharzt für Innere Medizin mit Teilnahmeentgelt: 75 € Staatsexamen und Promotion. Das den Schwerpunkten Hepatologie und Fortbildungspunkte: 17 Paulinenkrankenhaus ist eine renom- Gastroenterologie an der Charité und mierte Spezialklinik für die herz-, danach bis 2019 als Oberarzt am Vi- Informationen und Anmeldung: thorax- und gefäßmedizinische Nach- vantes Klinikum Spandau tätig. ∕ → www.aekb.de/ sorge. ∕ fortbildungskongresse Berliner Ärzt:innen Arzt SUCHT Hilfe – problematischem Subs- können Sie auch auf Suchtproblematik tanzkonsum professionell unserer Website lesen: und kollegial. Suchen Sie → www.aekb.de/ bei Ärztinnen und Hilfe, Beratung, Unter- mitgliederzeitschrift Ärzten stützung? Nutzen Sie die Möglich- Suchen Sie Hilfe, keit, um mit uns in Kontakt zu kommen: Anzeige Beratung, E kontakt-suchtpro- Unterstützung? gramm@aekb.de Das Interventionspro- Weitere Informationen gramm der Ärztekammer finden Sie auf der Web- Berlin berät und begleitet site → www.aekb.de/ Ärztinnen und Ärzte mit suchtintervention 8
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Stellen Sie auf digitale Beitragsveranlagung um und erhalten Sie künftig die Veranlagungserklärungen und Beitragsbescheide der Ärztekammer Berlin nur noch im Mitgliederportal. Kammerbeitrag online veranlagen und Zeit sparen → Online-Formular ausfüllen, → Nachweise hochladen, → SEPA-Mandat erteilen, → absenden! Weitere Informationen zum Mitgliederportal, zum Anmeldeprozessund zum Schutz Ihrer Daten erhalten Sie unter → www.aekb.de/mitgliederportal. Anzeige 9
IM FOKUS Junge Ärzt:innen: Klares Votum für ein menschliches Gesundheitssystem Was erwarten junge Ärzt:innen 100 Tage nach der Regierungsbildung im Bund und im Land Berlin von der Gesundheitspolitik? So vielfältig ihre Wünsche sind, in einem sind sich alle einig: Das Gesundheits- system muss menschlicher werden – sowohl für das Personal als auch für die Patient:innen. Doch geben das die Koalitionsverträge her? Text: Angela Misslbeck Fotos: Jordis Antonia Schlösser, OSTKREUZ / Ärztekammer Berlin Alexa Wloch hat 2019 ihr Medizinstudium abgeschlossen und ist nun als Ärztin in Wei- terbildung zur Fachärztin für Herzchirurgie am Deutschen Herzzentrum Berlin tätig. 10
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Marie Schuster1, 29, wollte schon als Kind Ärztin werden. und für die anderen steigt die Arbeitsbelastung weiter … Vor vier Tagen hat sie ihre Weiterbildung in der Chirurgie Wie kommt man da wieder raus? „Mehr Geld in die Hand neh- eines Berliner Krankenhauses begonnen. Heute ist sie die men, mehr Stellen schaffen, bessere, auch digitale Strukturen einzige Ärztin auf der Station. Sie müsste ihre Visiten erle- schaffen – dann steigen Effizienz, Nachhaltigkeit und Qua- digen und darf natürlich auch die Dokumentation ihrer Tä- lität“, sagt Schuster. Mit dieser Meinung steht sie bei Weitem tigkeiten nicht vergessen. Dabei weiß sie noch nicht einmal, nicht allein da. wo die wichtigsten Arbeitsmaterialien zu finden sind, kennt kaum die Räume und schon gar nicht alle Namen der Pflege- Zwei Drittel vermissen Zeit für Patient:innen kräfte, die versuchen, sie zu unterstützen. In einer repräsentativen Umfrage hat der Hartmannbund2 im vergangenen Jahr ein Stimmungsbild unter 1.258 Ärzt:in- „Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht“, sagt die junge nen in Weiterbildung eingeholt. Über 47 Prozent der Teil- Ärztin. Zu ihrem Leidwesen ist das nicht nur an diesem Tag nehmenden gaben an, den ökonomischen Druck bei der so. Vielmehr wird es zum Normalzustand im Klinikalltag in täglichen Arbeit zu spüren. Mehr als 60 Prozent erklärten, Deutschland. Das halten viele nicht lange aus. Nach einem sie hätten nur „manchmal bis nie“ zufriedenstellend viel Jahr ist die Berufsanfängerin die dienstälteste Ärztin auf der Zeit für ihre Patient:innen. Dabei arbeiten über 70 Prozent Station und muss ihrerseits neue Kolleg:innen einarbeiten. der Ärzt:innen in Weiterbildung wöchentlich mindestens Zeit ist dafür nicht wirklich vorgesehen. Die Personaldecke 45 Stunden. Bei knapp der Hälfte werden Überstunden ist immer noch auf Kante genäht. Die 29-Jährige hat sich da- nicht dokumentiert. ran gewöhnt, an einem Tag sowohl im OP als auch in der Not- aufnahme auszuhelfen und zwischendurch auf Station zu Die hohe Arbeitsbelastung hat zur Folge, dass mehr als ein arbeiten. „Effektiv ist das nicht – weder für die Versorgung Drittel (36 Prozent) der jungen Ärzt:innen über einen Berufs- noch für die Weiterbildung“, sagt sie. Fortbildungen quetscht wechsel nachdenken. Über die Hälfte (56 Prozent) wünscht sie zwischen Feierabend und Wochenende, und das Privat- sich eine Teilzeitstelle. Außerdem auf der Wunschliste: die leben bleibt immer wieder ganz auf der Strecke. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Entlastung von nicht-ärztlichen Tätigkeiten, die Einhaltung der Arbeitszeit- Dabei kennt die Ärztin in Weiterbildung auch einen ganz an- gesetze, weniger Profitorientierung im Behandlungskontext deren Klinikalltag. Denn nach ihrem Medizinstudium in Graz und strukturierte Weiterbildungskonzepte. „Nicht nur, dass hat Marie Schuster zunächst in Österreich ein Jahr lang den wir jungen Ärztinnen und Ärzte aufgrund des Personalman- sogenannten Common Trunk absolviert. „In dieser Zeit war gels über die Belastungsgrenze hinaus eingesetzt werden, ich nicht systemtragend, sondern eine zusätzliche Arbeits- auch unsere Weiterbildung wird vernachlässigt. Dies kann kraft“, sagt sie. Sie wurde zwar direkt in Dienste eingeteilt, sich langfristig negativ auf die Versorgungsqualität auswir- aber immer mit einem Oberarzt gemeinsam. Geschätzt hat ken“, warnte Dr. Theodor Uden, Sprecher des Assistenzärzte- sie auch die klaren Regularien: Als Assistenzärztin durfte sie Ausschusses im Hartmannbund bei der Vorstellung der keine Patient:innen entlassen, ohne Rücksprache mit dem Umfrage-Ergebnisse. Oberarzt zu halten. Ihre Weiterbildung hatte klare Strukturen. „Es scheint nie genug Personal da zu sein“ Marie Schuster meint nicht, dass in Österreich alles besser Den Arbeitsdruck spüren auch schon Medizinstudierende. ist als in Deutschland, aber sie meint, dass sich in Deutsch- „Ernüchternd ist die hohe Arbeitsbelastung. Es scheint nie land einiges am Klinikalltag und der Weiterbildung verbes- genug Zeit und genug Personal da zu sein“, berichtet der Ber- sern ließe. Fünf Stunden Patient:innenversorgung, eine liner Medizinstudent Jakob Haase, 24, nach zwei Famulaturen. Stunde Puffer und zwei Stunden Zeit für die Vor- und Nach- „Ich bin bereit zu einem hohen Arbeitseinsatz und erkenne bereitung – ihre Idealvorstellung eines Acht-Stunden-Tages den realen Fachkräftemangel an. Aber jeder Mensch hat ein in der Weiterbildung teilen viele. Muss sie ein Traum bleiben? gewisses Maß. Wenn er das dauerhaft überschreitet, wird Sollte sie nicht, meint Schuster. „Eine nachhaltigere Personal- es gefährlich – auch für andere.“ Ein attraktiver Arbeitgeber politik ist nicht nur für Ärztinnen und Ärzte gut, sondern auch bietet nach Haases Vorstellungen Mechanismen zum Freizeit- für die Patient:innensicherheit“, sagt sie mit drei Jahren Ab- ausgleich an, hält Höchstarbeitszeiten nach dem Arbeits- stand zu ihren Anfängen in Berlin. zeitgesetz strikt ein, besetzt Stationen mit ausreichend Personal, bietet flexible Kinderbetreuung an, pflegt aber Inzwischen hat sie die Fachrichtung und die Klinik gewechselt auch eine offene Fehlerkultur. und betrachtet ihren Arbeitsalltag seit einem halben Jahr als junge Mutter aus der Distanz der Elternzeit. Es scheint ein Teufelskreis: Die Arbeitsbelastung ist hoch, die Menschen 1 Name von der Redaktion geändert werden unzufrieden, verlassen den Beruf oder wechseln ihn, 2 → www.hartmannbund.de → Berufspolitik → Umfragen 11
IM FOKUS Haases Vorstellungen decken sich mit denen der sogenannten schließlich das nötige Quorum von 50.000 Unterschriften Generation Z – also der 18- bis 30-Jährigen. Ihr Motto: Hoher erreicht hat. Seit Anfang Februar liegt sie dem Petitions- Arbeitseinsatz ja, aber unter guten Arbeitsbedingungen. Zu ausschuss des Bundestags vor. den guten Bedingungen zählen laut der Studie „Generation Thinking“3 des Psychologen Rüdiger Maas vom Institut für Ge- „Eine Krankenhausbehandlung darf nicht den Gewinnbestre- nerationenforschung: gute Arbeitsatmosphäre, sichere An- bungen von Krankenhausbetreibern oder Klinikkonzernen stellung, Work-Life-Separation, klare Strukturen, feste Arbeits- dienen, sondern muss eine individuelle medizinische, be- zeiten, Privatsphäre am Arbeitsplatz, Nähe des Arbeitsplatzes darfsgerechte Versorgung von Patient:innen sicherstellen. zu Familie und Freund:innen, schnelle und authentische Kom- Wir fordern daher die Abschaffung des DRG-Systems und munikation und ein transparentes Unternehmen. den Übergang zu einem gemeinwohlorientierten Finanzie- rungsmodell für die Krankenhäuser“, lautet die Kernforde- Einen Vorteil hat die Generation Z gegenüber früheren Ge- rung der Petition. Teil der Kampagne sind auch Gespräche nerationen: Sie sind wenige. Kliniken, die Nachwuchs gewin- mit Politiker:innen, Social Media-Aktivitäten und ein Podcast. nen wollen, tun daher gut daran, ihre Wünsche zu berück- Am 12. Mai 2022, dem Tag der Pflege, wollen die Bunten Kittel sichtigen. Denn längst suchen sich die Bewerber:innen auf die Demonstration von Walk of Care5 unterstützen. eine Stelle im Gesundheitswesen die Einrichtung aus – und nicht umgekehrt. Doch welchen Spielraum haben die Kran- Dass sich hinter dem Hashtag #menschvorprofit Angehörige kenhäuser für bessere Arbeitsbedingungen? verschiedener Berufsgruppen versammeln, ist Lukas Breunig wichtig. „Versorgung und Berufspolitik müssen interdiszi- Wenn Familienfreundlichkeit eine Priorität der Führungskräfte plinär sein“, sagt Breunig. Der Kostendruck treffe alle glei- ist, „dann klappt es“, meint Jakob Haase. Interessenten für chermaßen. „Auf uns kommt bald eine sehr dramatische die Gesundheitsberufe könnte man zudem über mehr Frei- Situation in der Pflege zu. Schon jetzt wirkt sich jeder Aus- willigendienste oder ein soziales Pflichtjahr gewinnen. Dem fall in diesem Bereich extrem aus“, beobachtet der junge Arzt. Ärzt:innenmangel ließe sich begegnen, wenn mehr Medizin- Er verweist darauf, dass Pflegekräfte nach durchschnittlich studienplätze geschaffen würden. Und noch etwas fällt dem sieben Jahren aus dem Beruf gehen würden, „weil sie es nicht angehenden Arzt auf: „Es gibt offenbar die Möglichkeit, im mehr ertragen“. Da werde viel Potenzial verschenkt. Doch Gesundheitswesen Profite zu erwirtschaften. Dieser Profit statt die Bedingungen so zu gestalten, dass die gelernten wird aus der Versorgung entnommen. Aber Gesundheits- Kräfte bleiben, suche man Pflegekräfte aus anderen Län- versorgung darf kein Objekt privater Spekulation sein. Sie dern, die bereit sind, unter schlechteren Bedingungen zu ist Daseinsvorsorge“, erklärt Haase. arbeiten. Das könne nicht die Lösung sein, meint Breunig. „Eine Klinikbehandlung darf nicht Neben der Abschaffung des DRG-Systems hält der 32-Jährige Gewinnbestrebungen dienen“ auch eine besser strukturierte Versorgung für nötig. Wesent- Diese Meinung vertritt auch Lukas Breunig, 32. „Alles ist da lich sinnvoller als der Wettbewerb von Krankenhäusern um rauf ausgerichtet, dass das Gesundheitssystem als Wirt- lukrative Eingriffe ist aus seiner Sicht eine sinnvolle Koope- schaftszweig reibungslos funktioniert. Ein Gesundheits- ration und Aufgabenteilung zwischen großen und kleinen system, in dem ich gern arbeiten würde, ist patientenzen- Häusern. Außerdem gelte es, die ambulante und stationäre triert und bedarfsorientiert. Gesundheitsversorgung ist Versorgung zusammenzuführen und das Gesundheitssystem Daseinsvorsorge – so wie Feuerwehr und Polizei. Es wäre insgesamt vom Patient:innenbedarf ausgehend neu zu struk- absurd, sich vorzustellen, dass dort Profite erwirtschaftet turieren – eine vernünftige Digitalisierung eingeschlossen. werden sollen“, sagt der angehende Internist, der gerade Breunig ist sich sicher, dass so Effizienzreserven im System sein letztes Weiterbildungsjahr bei einem freigemeinnützi- frei werden. gen Krankenhausträger in Berlin absolviert. „Das Gesundheitswesen muss sich am Patient:innen- Breunig ist Gründungsmitglied der Kampagne „Bunte Kittel“4, bedarf ausrichten“ in der sich Ärzt:innen, Pflegekräfte, Therapeut:innen und Davon ist auch Clara Matthiessen überzeugt. Die 35-jährige Angehörige weiterer Gesundheitsfachberufe in Kliniken zu- Ärztin in Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin sammengeschlossen haben. Ihr Hashtag: #menschvorprofit. Ihre Forderung: „Keine Profite mit Krankenhäusern. Das DRG- System muss weg.“ Im vergangenen Jahr haben die Mit- 3 → www.generation-thinking.de glieder immer donnerstags mit bunten Kitteln und Stickern 4 → www.bunte-kittel.de in ihren Häusern für ihr Anliegen mobil gemacht. Die Forde- 5 → digitalwalkofcare.org/walk-of-care-startseite/presseinformation rungen sind in eine Petition gemündet, die im Januar 2022 und Berliner Ärzte 01/2021 12
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 hat in Kopenhagen studiert und dort das dänische Gesund- äußert sich Johannes Keller, 34 Jahre, zweifacher Vater und heitssystem kennengelernt. Aus familiären Gründen kam sie angehender Allgemeinmediziner. Ihm sei bewusst, dass viele nach Berlin. „Ich habe es beruflich schon bereut, zurück nach Verbesserungen, die er sich für seinen Berufsalltag wünscht, Deutschland gekommen zu sein“, sagt Matthiessen. Was ist wahnsinnig teuer sind. „Was noch realisierbar erscheint, ist anders in Dänemark? „Da ist mehr Zeit. Statt 18 kommen nur eine vernünftige Digitalisierung“, sagt Keller. Es sei bitter, in acht bis zehn Patienten gleichzeitig auf einen Arzt oder eine welchem Tempo das geschehe. Ärztin. Die Arbeitszeiten sind kürzer, und um 15.30 Uhr ist pünktlich Feierabend. Wenn du länger bleibst, wirst du ge- Keller wünscht sich aber auch, dass er als Arzt sein Handeln fragt warum. Die Weiterbildung ist stärker strukturiert. Es nicht an wirtschaftlichen Zwängen orientieren muss. „Für gibt zum Beispiel eine verpflichtende Evaluation nach jeder mich ist es emotional leichter, konkrete Vorgaben zu bekom- Reanimation und wöchentliche Paper-Runden, sogenannte men, was finanziert wird und was nicht“, sagt er mit einem Journal Clubs – verbunden mit einem kollegialen Mittag- Seitenblick auf den englischen National Health Service (NHS). essen. Die Wertschätzung zwischen den Berufen ist anders. Auch dieses System sei nicht perfekt. Aber selbst den Rot- Die staatlichen Investitionen sind viel besser. Das ganze Sys- stift anzusetzen und zu entscheiden, welche Patientin oder tem ist stärker strukturiert und zentralisiert, die Digitalisie- welcher Patient keine Physiotherapie bekommt, weil das rung fortgeschritten und arbeitsentlastend …“ Budget das nicht mehr hergibt, falle ihm extrem schwer. Auch Clara Matthiessen würde eine Abschaffung des DRG- Deshalb will Keller im ambulanten System auch lieber ange- Systems begrüßen. Ihre Mindestforderung lautet aber, Divi- stellt als niedergelassen arbeiten. Dabei ist ihm ein gutes denden im Gesundheitswesen zu verbieten. „Dass Geld aus Arbeitsklima essenziell wichtig. Er wünscht sich „eine Praxis der Krankenversorgung an Aktionäre abfließt, ist meines Er- ohne Sprech- und Gedankenverbote“ mit einer offenen Feh- achtens höchst unmoralisch. Das Gesundheitswesen muss lerkultur, in der Familienplanung zudem kein Fremdwort ist. sich am Bedarf der Patienten ausrichten, nicht an betriebs- Kellers Partnerin Ulrike Kallies ist ebenfalls in der Weiter- wirtschaftlichen Kennziffern.“ Die Politik sei gefordert ein- bildung Allgemeinmedizin. Für beide ist es selbstverständ- zugestehen, dass die Privatisierung und Einführung des DRG- lich, die Erziehungsarbeit zu teilen und sich mit der Kinder- Systems ein Fehler war. „Es ist nicht günstiger geworden und betreuung abzuwechseln – nicht aber für die Arbeitgeber Kel- man hat völlig falsche Anreize geschaffen“, erklärt Matthiessen lers. „Wenige zeigten besonders viel Verständnis, wenn ich – und ergänzt, diese Auffassung sei „kein linkes Thema: Das als Mann – drei Tage wegen kranken Kindern fehle.“ ist in der Mitte der Gesellschaft nicht erwünscht.“ „Es gibt auch Nischen mit passenden Bedingungen“ Als Sprecherin des Bündnis Junge Ärzte (BJÄ)6 überblickt Immerhin: Seit beide in Arztpraxen arbeiten und nicht mehr Matthiessen immerhin das Meinungsbild von Teilen der jungen im Krankenhaus, ist die Organisation der Kinderbetreuung Ärzt:innenschaft. In dem Bündnis sind die Assistent:innen- leichter geworden. „Wir müssen nicht mehr mit Nacht- und Vertreter:innen von 27 Fachverbänden zusammengeschlos- Wochenenddiensten jonglieren“, sagt Kallies, die ihre Wei- sen. Ihr Ziel: „Die Patientenversorgung nach modernen und terbildung seit einem halben Jahr in Teilzeit in einer kleinen ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedin- Hausarztpraxis absolviert. Sie weiß, dass sie Glück mit diesen gungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten.“ Dazu ge- familienfreundlichen Bedingungen hat. Die sollten aus ihrer hört auch, die Medizin und Gesundheitsversorgung klima- Sicht viel selbstverständlicher werden. Persönlich schätzt gerecht aufzustellen. Diese Forderung aus einem BJÄ-Posi- Kallies sich vor allem glücklich, dass sie dort arbeiten kann, tionspapier aus dem vergangenen Jahr hat inzwischen Ein- wo sie sich wohlfühlt. „Ich habe eine Nische gefunden, in der gang in die Beschlüsse des Deutschen Ärztetags gefunden. ich das Gefühl habe, etwas Sinnvolles unter passenden Be- dingungen zu tun.“ Das ist aus ihrer Sicht in einer Arztpraxis Ginge es nach Matthiessen, würde hierzulande lieber in dieser leichter als in einem Krankenhaus. „Es kommt darauf an, wel- als in der nächsten Legislaturperiode das DRG-System ab- che Schwerpunkte Praxisinhaber setzen“, erklärt Kallies. geschafft und die Bürgerversicherung eingeführt werden. Manche müssten Geräte, Kredite oder Ähnliches abbezahlen Auch das scheint unter jungen Ärzt:innen keine Minderheiten- und wollen das Bestmögliche aus der Praxis herausholen. meinung zu sein. Das zeigen nicht zuletzt die hohen Stimmen- Aber es gebe auch Praxisinhaber:innen mit der Einstellung, anteile für die Grünen bei den jungen Wähler:innen im Bund dass man neben dem Beruf auch noch leben können müsse. und besonders in Berlin. „Ich spüre den sonst allgegenwärtigen Zeitdruck in meiner jetzigen Stelle nicht.“ „Das Tempo der Digitalisierung ist bitter“ Enttäuscht, dass Bündnis 90/Die Grünen und SPD die Bür- gerversicherung der Koalition mit der FDP geopfert haben, 6 → www.buendnisjungeaerzte.org/publikationenpresse/ 13
IM FOKUS #MenschlichesGesundheitswesen „Die Patient:innen müssen bei allen diagnostischen, therapeutischen und technischen Möglichkeiten wieder mehr im Vordergrund stehen. Dafür setzen wir uns alle ein.“ Alexa Wloch Alexa Wloch ist seit rund zwei Jahren am Deutschen Herzzentrum Berlin tätig. Aktuell arbeitet sie dort auf der Intensiv- pflegestation 2 (IPS 2) mit 18 Betten sowie modernsten Überwachungs- und Therapiegeräten für die Versorgung der Patient:innen. Auch ihr sind eine gute Arbeitsatmosphäre, die Möglichkeit, patientenzentriert zu arbeiten, vernünftige digitale Strukturen und die Entlastung von nicht-ärztlichen Tätigkeiten wichtig. 14
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Das Behandlungsteam der IPS 2 ist interdisziplinär aufgestellt, sodass sich Alexa Wloch im Arbeitsalltag mit ärztlichen, pflegerischen, physio- therapeutischen und psychosomatisch tätigen Kolleg:innen, wie beispielsweise mit Pfleger Kai Wachholz, austauschen kann. 15
IM FOKUS Kallies Hoffnungen, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Pflege für nötig halten. Viele verweisen darauf, dass der Kolleg:innen unter solchen Bedingungen arbeiten können, Generationenwechsel in dieser Hinsicht bislang nicht die in sind nach der Bundestagswahl jedoch allmählich zerbröselt. ihn gesetzten Hoffnungen auf familienfreundlichere Bedin- Sie sei traurig, dass die Bürgerversicherung vom Tisch ist, gungen erfüllt habe. „Starre Strukturen fördern Menschen, aber gespannt, was noch kommt. „Man hört von der Bundes- die sich an starre Strukturen anpassen“, erklärt eine:r der regierung seit Beginn der Ampelkoalition gesundheitspoli- Gesprächspartner:innen. tisch nichts außer Corona.“ Einiges aus dem Koalitionsvertrag kommt den Wünschen Krieg und Pandemie dämpfen Hoffnungen auf Struktur- und Vorstellungen junger Ärzt:innen mehr entgegen. „Die verbesserungen Approbationsordnung wird mehr auf Digitalisierung, Ambu- Es ist klar, dass die Corona-Pandemie viele Ressourcen in der lantisierung, Spezialisierung, Individualisierung und berufs- Gesundheitspolitik bindet. Dennoch hätte sie zugleich eine gruppenübergreifende Kooperation ausgerichtet“, heißt es sehr gute Gelegenheit für die Politik geboten, den Stellen- zum Beispiel. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen soll wert von Gesundheit auch finanziell zu untermauern. Doch beschleunigt werden. Angekündigt wurden unter anderem unter den Vorzeichen des Krieges in der Ukraine haben sich auch ein Bürokratieabbaupaket sowie der Ausbau des öf- die finanzpolitischen Prioritäten augenblicklich gewendet. fentlichen Gesundheitsdienstes, die Weiterentwicklung der Nicht nur deshalb sind die Hoffnungen aller Gesprächspart- Prävention und die Aufhebung der Budgetierung im haus- ner:innen auf entscheidende Änderungen an den Rahmen- ärztlichen Bereich. bedingungen in dieser Legislaturperiode deutlich gedämpft. Dafür sorgte in Teilen schon der Koalitionsvertrag von SPD, Gleichermaßen vielversprechend wie ambitioniert erscheint Bündnis 90/Die Grünen und FDP. die angestrebte gemeinsame Bedarfsplanung für die ambu- lante und stationäre Versorgung sowie der Ausbau multi Junge Ärzt:innen vermissen im Regierungsprogramm der professioneller, integrierter Gesundheits- und Notfallzentren Ampel nicht nur die Bürgerversicherung, sondern auch klare für die wohnortnahe, bedarfsgerechte, ambulante und kurz- Aussagen zur Krankenhausfinanzierung. Der angekündigte stationäre Versorgung. Beide Projekte sind echte Struktur- Bund-Länder-Pakt weckt bei vielen Erinnerungen an die änderungen, die ganz im Sinne der jungen Ärzt:innen sind, ergebnislosen Bund-Länder-Beratungen zur Krankenhaus- mit denen „Berliner Ärzt:inen“ gesprochen hat. finanzierung der vergangenen Legislaturperiode. Eine Regie- rungskommission soll Leitplanken für eine neue Kranken- Koalitionsverträge in Bund und Berlin: Abwarten, was hausplanung und Empfehlungen für die Krankenhausfinan- kommt zierung erarbeiten. Im Koalitionsvertrag wird angekündigt, Die Idee der integrierten Gesundheitszentren findet sich auch dass sie kurzfristig eingesetzt wird. Doch in den ersten 100 im Berliner Koalitionsvertrag wieder. Und sie genießt hohe Tagen ist das nicht geschehen. Priorität in der Hauptstadtpolitik. Denn die Eröffnung des Gesundheitszentrums Neukölln7 Ende Februar war Teil des Die Ausführungen des Koalitionsvertrages zur Finanzierung 100-Tage-Programms der neuen rot-grün-roten Landesregie- versprechen auch nicht die von jungen Ärzt:innen vielfach rung – die freilich nicht sehr viel dazu tun musste. Denn die geforderte Abschaffung des DRG-Systems. Vielmehr soll das Vorarbeiten für das Zentrum, das eine biopsychosoziale Ver- bisherige System um ein nach Versorgungsstufen differen- sorgung der Menschen in Nordneukölln bietet, haben Ärzt:in- ziertes System erlösunabhängiger Vorhaltepauschalen er- nen, Pflegekräfte, Sozialarbeiter:innen und Menschen aus gänzt werden. Eine ebenfalls angekündigte gesonderte Ver- weiteren Berufen geleistet. Ihr ehrenamtliches Engagement gütung der Weiterbildung ist zudem an diese Finanzierungs- wusste Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Bündnis 90/Die reform geknüpft, die dann im Bund-Länder-Pakt beschlossen Grünen) zu würdigen. Zugleich hat die Landesregierung in werden soll. ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, dass sie das Zentrum und ein ähnliches Modell einer Kombi-Praxis mit Sozialarbeit Auch das Versprechen, dass die Arbeitsbedingungen in der in Lichtenberg zum Modell für ein Landesprogramm für Inte- Pflege spürbar verbessert werden sollen, lesen viele mit grierte Gesundheitszentren machen möchte. Gote berichtete Freude und Zweifeln zugleich. Denn an dem Personalbe- bereits Ende Februar über entsprechende Anfragen aus wei- messungsinstrument „PPR 2.0“ gibt es durchaus Kritik. teren Bezirken. Immerhin soll in der Pflege auch ein Anspruch auf fami- lienfreundliche Arbeitszeiten für Menschen mit betreu- ungspflichtigen Kindern geschaffen werden. Das ist aus Sicht vieler junger Ärzt:innen ein begrüßenswerter Schritt, wenngleich sie einen solchen Anspruch nicht nur für die 7 → www.geko-berlin.de 16
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Was die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärztin- Unternehmen öffentlicher Trägerschaft zurückzuverwandeln. nen sowie Ärzten und Krankenhäusern betrifft, unterschei- Mit dem Haushaltsentwurf für die Jahre 2022 und 2023 hat det sich der Berliner Koalitionsvertrag wenig vom Programm der Senat im März beschlossen, bis zu 260 Millionen Euro für der Bundesregierung. Regelhafte sektorenübergreifende eine Aufstockung des Eigenkapitals von Vivantes zur Verfü- Versorgungsangebote werden ebenso wie eine gemeinsame gung zu stellen. Der Entwurf muss jedoch erst noch vom Ab- Versorgungsplanung angestrebt. Das Landesgremium nach geordnetenhaus bestätigt werden. § 90a SGB V könnte in diesem Zusammenhang mehr Bedeu- tung erhalten. Konkrete Vorhaben beschreibt die Landes- Und was halten junge Ärzt:innen in Berlin von den Plänen regierung allerdings nicht. der Bundes- und der Landesregierung? Die Stimmung ist ein- hellig optimistisch und viele trauen dem neuen Regierungs- Auch die Krankenhausfinanzierung des Landes bleibt im personal mehr zu als dem vorangegangenen. Der Tenor: Klingt Koalitionsvertrag von Rot-Grün-Rot sehr im Vagen. Eine kon- alles nicht schlecht, aber abzuwarten bleibt, was wirklich krete Summe für die Investitionsförderung suchen Interes- kommt. ∕ sierte vergeblich. Angekündigt wird lediglich eine Anhebung des Gesamtfördervolumens für alle Plan-Krankenhäuser. Ein „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ soll dabei auch Inves- titionen in Klimaschutz umfassen. „Die Koalition prüft dazu die Nutzung weiterer Finanzierungsinstrumente“, heißt es lapidar zur Finanzierung. Das klare Bekenntnis zur öffentlichen Trägerschaft des Landes bei Vivantes und der Charité – Universitätsmedizin Berlin Angela Misslbeck dürften junge Ärzt:innen begrüßen, ebenso wie die Über- Fachjournalistin für Gesundheitspolitik legung, Vivantes von einer gemeinnützigen GmbH in ein Foto: privat Alexa Wloch achtet darauf, dass ihr neben der Weiterbildung auch Zeit für Privates bleibt. So schafft sie sich durch sportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Segeln oder Rennradfahren vor oder nach der Arbeit einen Ausgleich zum oftmals stressigen Klinikalltag. 17
IM FOKUS AUS DER KAMMER Optimierung der Weiterbildung Bericht von der Delegiertenversammlung am 16. Februar 2022 An einem außergewöhnlich stürmischen Abend konnten sich einige Delegierte erst verspätet zur hybriden Delegiertenversammlung zuschalten. Ein Orkan hatte man- cherorts zu einem Stromausfall geführt. Die Beschlussfähigkeit wurde dennoch schnell erreicht und es folgte trotz wütender Naturkräfte ein produktives Arbeitstref- fen zur Frage, wie man die Weiterbildung der Ärztekammer Berlin weiter ausgestal- ten und optimieren kann. Nachdem der Präsident PD Dr. med. Peter Bobbert (Marburger Gemeinsam für eine bessere Weiterbildung Bund) die Delegierten zur ersten Sitzung des Jahres begrüßt Mit der Anmerkung, dass die Weiterbildung in einigen Klini- hatte, informierte er über eine Änderung der Tagesordnung. ken der Stadt nicht gut laufen würde, nahm der Präsident So wurde der Tagesordnungspunkt (TOP) zur „Entscheidung das Schwerpunktthema vorweg. Dies sei nur ein Grund, wes- über eine Neuordnung der Zuständigkeit für die Zusatzbe- halb man sich dafür entschieden habe, das Thema Weiter- zeichnungen Akupunktur und Spezielle Schmerztherapie vom bildung im Jahr 2022 prioritär zu behandeln. Weiterhin gelte, Weiterbildungsausschuss IV zum Weiterbildungsausschuss II“ dass man in dem Bereich besser werden müsse. Es sei ihm an den Gemeinsamen Weiterbildungsausschuss überwiesen. wichtig, dass dies nicht als Kritik an den Handelnden ver- standen werde. Vielmehr würde er sowohl im Haupt- als Unter den Mitteilungen des Vorstandes berichtete Bobbert, auch im Ehrenamt großes Engagement sehen. Jedoch müsse dass es in der kommenden Woche ein Treffen mit der Regieren- der Rahmen für die Weiterbildung neu gesetzt werden. Klar den Bürgermeisterin geben werde (siehe Seite 7). Die erste sei, dass die Weiterbildung das wesentliche Tätigkeitsfeld der rund einstündige Zusammenkunft, an der neben dem Prä- Ärztekammer Berlin sein und auch bleiben müsse. Bob- sidenten und dem Vizepräsidenten auch der Geschäfts- bert betonte, es sei ihm wichtig, dass die Kammer nah beim führer der Ärztekammer Berlin teilnehmen werde, solle Menschen sei. Dazu gehöre es, in den Weiterbildungsstätten dazu genutzt werden, wichtige Themen wie die Schul- Präsenz zu zeigen. Der Vorstand wolle vor Ort sein. Die Kam- eingangsuntersuchungen, die Klimaneutralität im Gesund- mer müsse nahbar sein – für die Weiterzubildenden und die heitswesen oder die dringende Notwendigkeit von Hitze- Weiterbildungsbefugten. aktionsplänen anzusprechen. Für dieses Ziel müsse man nun an Geschwindigkeit zulegen. Anschließend wies der Präsident darauf hin, dass das nächste Die Veränderungen anzupacken, sei eine Kernaufgabe des Treffen der Assistentensprecher:innen am 21. Februar (siehe Jahres 2022. Man brauche jetzt Mut und die Bereitschaft, die Seite 20) erstmals unter Beteiligung von Vertreter:innen aller notwendigen Änderungen anzugehen und umzusetzen. Vorab Listen stattfinden werde. Es folgte der Hinweis auf die nächste müsse man eine kritische Analyse unternehmen: So sei das, Delegiertenversammlung am 11. Mai 2022, die seit Langem was vor zehn Jahren gut war, jetzt nicht in jedem Falle noch wieder in Präsenz im Langenbeck-Virchow-Haus geplant sei. optimal. Man werde heute die ersten Schritte beschließen, um Veränderungen einzuleiten. Weitere würden in der nächs- ten Delegiertenversammlung folgen. Abschließend lobte er die Vorsitzenden der Weiterbildungsausschüsse für ihre klaren „Weiterbildung ist das und offenen Worte. Durch diese sei es möglich gewesen, Kom- promisse zu finden. Kernthema unserer Nach diesen einleitenden Worten zum Schwerpunktthema Kammer. Hier müssen der Delegiertenversammlung ließ der Präsident die Delegier- ten 16 Abgeordnete für den diesjährigen Deutschen Ärzte- wir besser werden.“ tag (DÄT) in Bremen vom 24. bis 27. Mai 2022 wählen. Die Hauptversammlung der Bundesärztekammer sei erneut als hybride Veranstaltung geplant. Eine Vorbesprechung der Ab- PD Dr. med. Peter Bobbert geordneten zum DÄT gebe es unmittelbar vor der nächsten 18
BERLINER ÄRZT:INNEN AUSGABE 04 / 2022 Delegiertenversammlung im Mai. Die Einladung würde ab und die Schaffung einer abgestimmten Organisation zwi- sofort aus Gründen des Klimaschutzes den Abgeordneten schen Haupt- und Ehrenamt, um eine Entscheidungsfindung ausschließlich per E-Mail zugehen. für das Ehrenamt effektiv vorzubereiten, wurden als Nächs- tes diskutiert. Anschließend wandten sich die Delegierten voll und ganz der Weiterbildung zu und stiegen in die Diskussion zur Druck- Bobbert berichtete den Delegierten, dass bereits jetzt auf- sache mit Vorschlägen für eine schnelle und transparente grund ihrer Vollständigkeit ein Drittel der Anträge deutlich Bearbeitung von Anträgen auf Anerkennung einer Weiter- schneller bearbeitet werden könnten. Zur Beschleunigung bildungsqualifikation und Zulassung zur Prüfung für Fach- von Entscheidungen über Anträge, die vollständig eingereicht arzt- und Zusatzweiterbildungen ein. Prof. Dr. med. Wulf worden sind, solle ein „Fast-Track-Verfahren“ eingerichtet Pankow (FrAktion Gesundheit) betonte eingangs, aus seiner werden. Hierzu sollen ein vorsitzendes Mitglied und ein wei- Sicht sei die wichtigste Frage, welches Ziel man sich setzen teres von ihm bestimmtes Mitglied des jeweiligen Weiterbil- würde. Zudem müsse man erkennen, welche Defizite bei der dungsausschusses die Aufgabe haben, entsprechende An- Prüfungszulassung bestehen. Weiterhin müsse der Zeitraum träge jederzeit zu bewilligen. So könnten vollständige Anträge vom Eingang des Antrags bis zur Zulassung systematisch schnell positiv beschieden werden. Diese und weitere Maß- erfasst werden. nahmen zur Verbesserung und Optimierung der Prozesse wur- den von den Delegierten mehrheitlich beschlossen. Bobbert fragte die Delegierten, ob die Zielsetzung von zwei Monaten zwischen der Einreichung der vollständigen Unter- lagen bis zum Prüfungstermin zu straff angesetzt sei. Dr. med. Klaus Thierse (Marburger Bund) sagte, man könne es – außer „Es ist an der Zeit, sich für die Bearbeitung der bei den Nebenfächern – aus seiner Sicht in diesem Zeitraum schaffen. Prof. Dr. med. Jörg Weimann (Marburger Bund) er- Anträge zur Prüfungs gänzte, es sei an der Zeit, sich ein ambitioniertes Ziel zu setzen. Da man die angestrebte Beschleunigung jedoch even- zulassung ein ambitio- tuell nicht gleich umsetzen könne, plädierte er zunächst für eine Zielsetzung von drei Monaten. Dr. med. Klaus-Peter Spies niertes Ziel zu setzen.“ (Allianz Berliner Ärzte – MEDI-Berlin) sprach sich für die For- mulierung „maximal drei Monate“ aus. Damit würde man zeigen, dass man darunter bleiben wolle. Prof. Dr. med. Jörg Weimann Nachdem keine Wortmeldungen mehr angezeigt wurden, schloss der Präsident die Diskussion mit der Aussage, lieber scheitere er an einem zu hoch gesteckten Ziel ganz knapp, Ringen um Parität als dass man unter den Möglichkeiten bliebe. Es folgte eine Unter dem letzten TOP sollte ein Papier zur Parität zunächst erste Abstimmung zur Zielmarke einer Bearbeitung von zwei diskutiert und anschließend zur Beschlussfassung gestellt Monaten zwischen der Einreichung der vollständigen Unter- werden. Die Willensbekundung sah vor, die Ausschüsse und lagen bis zum Prüfungstermin. Sie wurde mehrheitlich von Arbeitskreise der Ärztekammer Berlin zukünftig paritätisch der Delegiertenversammlung beschlossen. zu besetzen. Idealerweise sollten sich dabei die Kriterien für die Besetzung an der Vielfalt der Mitgliederstruktur der Kam- Anschließend wurden die Punkte thematisiert, die zu diesem mer orientieren. Ziel beitragen sollen. Zunächst wurde über eine Evaluation diskutiert. Um die Prozesse stetig und fortlaufend evaluieren Es entwickelte sich eine kontroverse Debatte zu dem zuvor zu können, müssten durchgehend Daten erhoben werden. bereits vom Vorstand beschlossenen sowie listenübergrei- Hierzu bedürfte es der Schaffung von Voraussetzungen, um fend konsentierten Papier. So plädierte Dr. med. Wolfgang die Daten standardmäßig und möglichst aufwandsarm zu Kreischer (Hausärzte in Berlin) dafür, das Wort „Spiegel- erheben. Nach kurzer Diskussion wurde mehrheitlich für eine bildlichkeit“ hinsichtlich der Besetzung der Gremien in das Evaluation gestimmt. Papier aufzunehmen. Maßnahmen, um weiterzubildende Kammermitglieder bei Prof. Dr. med. Matthias David (Marburger Bund) brachte den der Abgabe von richtigen und vollständigen Anträgen zu un- Vorschlag ein, ein Datum zu wählen, bis zu dem die Parität terstützen, die Einrichtung flexibler sowie straffer Arbeits- in den Gremien umzusetzen sei. Konkret nannte er den 8. März prozesse für das Ehrenamt in den Weiterbildungsausschüssen 2023 als Stichtag. Hierauf folgte eine lebhafte Diskussion, in 19
AUS DER KAMMER deren Verlauf Martina Jaklin, Leiterin der Abteilung Berufs- Gleichwohl sei er sehr hoffnungsvoll, dass ein Beschluss auf und Satzungsrecht, die Delegierten darüber informierte, der nächsten Delegiertenversammlung gelingen werde. dass die Wahl eines Datums aus rechtlicher Sicht proble- matisch sei. Immerhin wären die Mitglieder der Gremien Die nächste Delegiertenversammlung findet am Mittwoch, gewählt und müssten bei Festsetzung eines Datums inner- den 11. Mai 2022 statt. ∕ halb der noch nicht beendeten Wahlperiode geschlossen zurücktreten, um den Weg für Neuwahlen zu ebnen. Der Präsident ließ daraufhin über den Vorschlag, ein Datum zu setzen, abstimmen. Weit mehrheitlich sprachen sich die Delegierten dagegen aus. Da damit jedoch der Diskussions- bedarf zur Parität sichtlich nicht gestillt war, ließ der Präsident über eine Vertagung der Diskussion abstimmen. Dieser Ole Eggert Vorschlag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Ab- Pressesprecher schließend äußerte der Präsident sein großes Bedauern Stabsstelle Presse / Gesundheitspolitik darüber, dass das Papier keine Mehrheit gefunden habe. Foto: privat Weiterbildung im Umbruch Bericht vom Treffen der Assistentensprecherinnen und Assistentensprecher am 21. Februar 2022 Das Interesse am Treffen war abermals groß, die Zahl der Teilnehmenden hoch. Laut einer Umfrage des Marburger Bundes, die während des Treffens zitiert wurde, wün- schen sich junge Ärztinnen und Ärzte mehr Strukturierung in der Weiterbildung. Weiterbildungsinhalte werden nicht ausreichend vermittelt. Es gab aber auch Positi- ves zu berichten. So wurde unter anderem begrüßt, dass immer mehr der zur Wei- terbildung erbrachten Leistungen digital erfasst werden können. Neben dem eLog- buch bringt die neue Weiterbildungsordnung weitere Neuerungen mit sich, von denen manche während des Treffens thematisiert wurden. Mit ihrer Begrüßung zum virtuellen Treffen der Assistenten- (Allianz Berliner Ärzte – MEDI Berlin), Dr. med. Klaus Thierse sprecher:innen erläuterte Dr. med. Antje Koch, Leiterin der (Marburger Bund), Dr. med. Thomas Werner (Marburger Bund), Abteilung Weiterbildung / Ärztliche Berufsausübung der Dr. med. Susanne von der Heydt (Marburger Bund), Dr. med. Ärztekammer Berlin, eingangs die Ziele des Treffens. PD Katharina Thiede (FrAktion Gesundheit) und Dr. med. Klaus- Dr. med. Peter Bobbert (Marburger Bund), Präsident der Peter Spies (Allianz Berliner Ärzte – MEDI Berlin) die Zusam- Ärztekammer Berlin, ergänzte, dies sei ein Ort, um Fragen menkunft. rund um die Weiterbildung zu klären, Probleme zu thema tisieren, und Anregungen einzubringen. Das Format sei für Zu Beginn berichtete ein Teilnehmender, dass aufgrund der die Ärztekammer Berlin eine wesentliche Säule für eine gute wenigen elektiven Operationen in den vergangenen Monaten Weiterbildung. die Weiterbildung in den chirurgischen Fächern sehr lücken- haft gewesen sei. So hätten nicht nur die herausfordernden Erstmals nahmen vonseiten des Ehrenamtes auch Listen- und schwierigen Operationen drastisch abgenommen, auch sprecher:innen am Treffen teil. Neben dem Präsidenten standardisierte Verfahren wie Materialentfernungen seien verfolgten der Vizepräsident, Dr. med. Matthias Blöchle kaum möglich gewesen. 20
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