Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse

Die Seite wird erstellt Nikolai-Stefan Bayer
 
WEITER LESEN
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Bulletin N° 55 | Oktober 2020

     VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA

Beruf und Privatleben besser vereinen
   70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Inhalt

    Früh übt sich, wer Tunnelbauerin oder Tunnelbauer werden will (Seite 14)

    Editorial                                                                   3
    ASTRA-Entsorgungskonzept                                                    4
    Infra-Event Untertagbau                                                     6
    Grundbildung                                                                9
    Vereinbarkeit                                                              10
    Polierprüfungen                                                            12
    Hochschulkurs Untertagbau                                                  14
    SBB-Bauvolumen                                                             17
    SwissSkills Connect                                                        18
    Mobilfunktechnologie                                                       20
    Bauingenieurswesen                                                         22
    Infra-Tagungen                                                             25
    CAS                                                                        26
    Infra-Event Strassen- und Tiefbau                                          29
    Neuigkeiten                                                                30
    Veranstaltungen und Impressum                                              31

2   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Editorial

                                      Mundschutz gegen
                                      Corona-Mehrkosten

    Auch wenn die Schweiz die medizinischen Auswir-      Sprechen. Zum Glück. Denn über das Coronavi-
    kungen des Coronavirus zumindest im Moment ei-       rus und Baustellen gibt es einiges zu sagen und zu
    nigermassen unter Kontrolle zu haben scheint, so     diskutieren.
    bleiben die wirtschaftlichen Folgen auf jeden Fall
    einschneidend. Im Bauhauptgewerbe sind die Um-       Zum Beispiel über die Entschädigung von Mehrkos-
    sätze des zweiten Quartals gemäss SBV dieses         ten in Folge der Umsetzung der unterschiedlichen
    Jahr acht Prozent tiefer als im Vorjahr.             verordneten Corona-Massnahmen. Gewisse Bau-
                                                         herren weigern sich partout, über die Entschädi-
    Die Unsicherheit in der Bauwirtschaft ist im Mo-     gung von Mehrkosten zu sprechen. Die juristische
    ment gross. Reichen die Schutzmassnahmen, um         Sachlage – anders als mancher Bauherr glauben
    einen weiteren Lockdown zu verhindern? Was sind      machen möchte – ist alles andere als eindeutig.
    die betrieblichen Folgen, wenn das Personal in       Glücklicherweise zeigen andere Bauherren mehr
    grösserer Zahl in Quarantäne muss? Halten die öf-    Sensibilität und Verantwortung und sind bereit, mit
    fentlichen Bauherren ihre Investitionsversprechen?   ihren Lieferanten über faire Lösungen zu reden.

    Die Schweizer Bauunternehmen hatten rasch re-        In der Vergangenheit konnte man sich in der Bau-
    agiert und umgehend die verlangten Massnahmen        branche recht gut gemeinsam auf Regeln und Ver-
    zum Schutz vor der Verbreitung des Virus umge-       fahren einigen, mit denen alle Seiten leben und über-
    setzt. Dazu gehört in Situationen, wo die Abstände   leben können. Es ist wichtig, dass man dies auch
    nicht eingehalten werden können, auch das Tra-       für den Fall dieser und möglicherweise kommender
    gen von Atemschutzmasken. Das Tragen dieser ist      Pandemien schafft. Also: Hände waschen, Maske
    nicht besonders angenehm. Doch offensichtlich        anziehen und zusammen gute Lösungen finden!
    gewöhnt man sich rasch daran. Das Stück Stoff
    vor dem Mund senkt das Risiko einer Ansteckung       Matthias Forster
    und hindert im Normalfall nicht am Atmen oder        Geschäftsführer

3   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
ASTRA-Entsorgungskonzept

                         Das ASTRA schafft Klarheit
                        bei der Umsetzung der VVEA

             Anfangs Juli hat das ASTRA Unterlagen zur Umsetzung der VVEA bei
        Nationalstrassenprojekten publiziert. Das Bundesamt trägt damit viel zur Klärung
                   der Situation beim Einsatz von Entsorgungskonzepten bei.

        Phasen Neubau-/                     Phasen                Bearbeitungstiefe Entsorgungskonzept
         Ausbauprojekte               Erhaltungsprojekte
                                                                 Standardprojekte           Grossprojekte

                                                                     Grobes                  Grobes MBK* /
                                                              Entsorgungskonzept          Entsorgungskonzept
         Generelles Projekt                 Globales
                                                              Stufe Materialgruppen       Stufe Materialgruppen
              (GP)                   Erhaltungskonzept (EK)
                                                              Mengengerüst mit Hilfe     Mengengerüst spezfisch
                                                                   Schätzhilfen             ermittelt +/−30%

                                                                      Grobes                 Grobes MBK* /
                                                               Entsorgungskonzept         Entsorgungskonzept
        Ausführungsprojekt              Massnahmenkonzept     Stufe Materialfraktionen   Stufe Materialfraktionen
               (AP)                           (MK)            Mengengerüst spezifisch    Mengengerüst spezfisch
                                                                 ermittelt +/−20%           ermittelt +/−20%

                                                                    Detailliertes          Detailliertes MBK*/
            Detailprojekt               Massnahmenprojekt      Entsorgungskonzept         Entsorgungskonzept
               (DP)                           (MP)            Stufe Entsorgung VVEA      Stufe Entsorgung VVEA
                                                              Mengengerüst spezifisch    Mengengerüst spezifisch
                                                                 ermittelt +/−10%           ermittelt +/−10%

    * Materialbewirtschaftungskonzept                                                                 Quelle: ASTRA

4   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
ASTRA-Entsorgungskonzept

    Das ASTRA zeigt in seiner Dokumentation, wie bei       Die Bezeichnungen der Projektphasen vom ASTRA
    seinen Projekten die Entsorgungskonzepte gemäss        weichen bekanntermassen vom SIA-Phasenmodell
    VVEA auszusehen haben. Es werden Vorgaben              ab. Eine Herausforderung dürfte im Umstand be-
    zum Aufbau, Umfang, zur Bearbeitungstiefe sowie        stehen, dass beim ASTRA zwischen Projekten zur
    zu den Darstellungsarten im Entsorgungskonzept         Netzvollendung und Unterhaltsprojekten unterschie-
    gemacht und wie bei Nationalstrassenprojekten die      den wird. Der Zugang zu den projekt- und phasen-
    VVEA und die zugehörigen Vollzugshilfemodule des       spezifischen Aufgaben wird so erschwert. Auch die
    BAFU anzuwenden sind.                                  Unterscheidung nach Gross- und Standardprojek-
                                                           ten mit dem Grenzwert von 100’000 Kubikmetern
    Damit konkretisiert das ASTRA die Vorgaben der         Bodenaushub, Ausbruch oder Bauschutt dürfte
    VVEA. Insbesondere die einzelnen Teile des VVEA-       nicht einfach sein. Die abgebildete Darstellung hilft
    Moduls Bauabfälle werden detailliert erläutert. Eine   hier sicher weiter.
    Umsetzung, die von den Vollzugshilfen des BAFU
    abweicht, ist für das ASTRA sinnvoll. Schliess-        Wichtige Vorarbeit des ASTRA
    lich sind die Projekte des ASTRA in weiten Teilen      Die Dokumentation Entsorgungskonzept des ASTRA
    einzigartig. Die Rahmenbedingungen und Anfor-          ist ein wichtiger erster Meilenstein bei der Umset-
    derungen des Entsorgungskonzeptes zeigen dies          zung der VVEA. Anpassungsbedarf besteht aus
    deutlich.                                              Sicht der Unternehmen bei wenigen, unter Umstän-
                                                           den aber wichtigen Punkten. So fehlen etwa Hin-
    Verantwortungen der Projektbeteiligten                 weise beispielsweise auf den NPK 117 (Abbrüche
    Eine grosse Stärke der Dokumentation des ASTRA         und Demontagen) oder den NPK 216 (Altlasten,
    ist die klare Zuweisung der Aufgaben an die ein-       belastete Standorte und Entsorgung). Diese Stan-
    zelnen Projektbeteiligten in den unterschiedlichen     dards unterstützen beim Erstellen einer praxisnahen
    Projektphasen. Begrüssenswert ist vor allem der        und sinnvollen Ausschreibung genauso wie bei der
    Anspruch, wichtigste Grundsteine für eine regel-       Auswertung der Angebote. Widersprüchlich sind
    konforme und effiziente Entsorgung bereits in frü-     die Vorgaben, wer die Fahrtenscheine zu unter-
    hen Projektphasen zu legen. Das Entsorgungskon-        zeichnen hat. Eine klare und regelkonforme Lösung
    zept des ASTRA kann als praktikabler Leitfaden         wäre wünschenswert. Im Baualltag bietet sich die
    betrachtet werden.                                     Bauleitung oder die Fachbauleitung Umwelt an.

        Das Entsorgungskonzept des ASTRA wird vorgestellt am Infra-Event Strassen-
        und Tiefbau vom 20. November 2020 in Oberentfelden (siehe Seite 29). Unter fol-
        gendem QR-Code können Sie das Entsorgungskonzept des ASTRA downloaden.

5   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Infra-Event Untertagbau

                                Mehr Kooperation
                           bei Untertagbauern gefragt

     Der diesjährige Infra-Event Untertagbau in Sursee war der erste grosse Anlass von
    Infra Suisse seit Beginn der Corona-Krise. Trotz Verschiebung der Veranstaltung von
     März auf Anfang Juli blieben die Themen unverändert und reichten von Kooperation
                  über Standardisierung bis Rechtsfragen im Untertagbau.

6   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Infra-Event Untertagbau

    Aufgrund von Corona waren nur 80 Teilnehmerin-        der Auftraggeber zu Partnern. Die weiteren Vorteile:
    nen und Teilnehmer zu dem Anlass am 1. Juli im        Es gibt kaum Nachträge und ein Projekt kann
    Konferenzsaal des Campus Sursee zugelassen, um        schneller realisiert werden. Ausserdem konnte er in
    sich über aktuelle Themen im Untertagbau auszu-       Österreich Erfahrungen sammeln mit dem Allianz-
    tauschen. Aufgrund des Schutzkonzeptes musste         modell. Partnerschaft und Projektoptimierung stan-
    Infra Suisse vielen Interessierten absagen.           den auch hier im Zentrum. Mit diesem Verfahren
                                                          komme man ebenfalls schneller zu Lösungen – bei
    Der Kooperationsgedanke stand an der Veranstal-       allen Kinderkrankheiten, die natürlich immer auftre-
    tung verstärkt im Fokus. Andreas Reber, Geschäfts-    ten, wenn man etwas Neues ausprobiert. Rebers
    führer der Marti Tunnel AG, berichtete von seinen     Urteil lautete: Es gibt nicht das eine richtige Modell
    Erfahrungen mit unterschiedlichen Kooperations-       der Zusammenarbeit. Entscheidend für die Wahl
    modellen. Hinter diesen stünde im besten Fall stets   sei die Projektart und -grösse. Insgesamt sei die
    der Gedanke, so Reber, «gemeinsam Projekte zu         Zusammenarbeit offener und ehrlicher bei diesen
    optimieren». Dies, sofern möglich, von Anfang an,     neuen Formen der Kooperation.
    da niemand an Streit Freude hätte, erklärte Reber
    weiter. Neue Zusammenarbeitsmodelle könnten Lö-       Wer genehmigt Nacht- und Sonntagsarbeit?
    sungen bieten für bisherige Probleme. Damit würde     Corina Müller, Ressortleiterin Arbeitnehmerschutz
    man sich auch vom herkömmlichen Gewalttren-           beim SECO, und Thierry Vauthey, Chef des Rechts-
    nungsmodell verabschieden.                            diensts beim ASTRA, thematisierten die Nacht- und
                                                          Sonntagsarbeit. Müller gab «Einblicke in die Black-
    Bessere Lösungen mit neuen Modellen                   box», wie sie formulierte. Das SECO würde immer
    Er berichtete von einem Projekt für die norwegische   wieder mit der Frage konfrontiert, warum es Ge-
    Staatsbahn, das als Dialogverfahren angelegt war.     suche ablehne. Nicht genehmigte Gesuche stellten
    Dieses Vorhaben wurde gemeinsam Stück für             Unternehmen selbstverständlich vor Herausforde-
    Stück während der Bereinigungsphase optimiert.        rungen, wenn die Bauprogramme des Bauherrn
    Mit dem einen Ziel: Jeweils die beste Lösung zu       Nacht- oder Sonntagsarbeit erfordern. Der Gesund-
    finden. Vertragsverhandlungen erübrigten sich so,     heitsschutz stehe gemäss Arbeitsgesetz im Mittel-
    denn man «sitzt am Tisch und entwickelt das Projekt   punkt, so Müller.
    gemeinsam». So würden die Bauunternehmung und

7   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Infra-Event Untertagbau

    Laut Müller erreichen das SECO immer wieder               entschieden und hänge von den entsprechenden
    Gesuche, für die es gar nicht zuständig sei. Vorü-        Bedürfnissen ab. Das Ziel sei klar: Bauen soll ein-
    bergehende Nacht- und Sonntagsarbeit sei Sache            facher werden. «Wir versprechen uns davon we-
    der Kantone, nicht des SECO. Dieses bewilligt aus-        niger Änderungen», so Sautter. Auch die Kommu-
    schliesslich dauernde und regelmässig wiederkeh-          nikationsmöglichkeiten würden erweitert. Statt 20
    rende Nacht- und Sonntagsarbeit. Grundvoraus-             Bundesordnern reiche jetzt ein iPad. Es sei bedeu-
    setzung dafür ist die Unentbehrlichkeit der Arbeiten.     tend einfacher geworden, die Bevölkerung zu infor-
    Dazu hat Infra Suisse ein Factsheet erstellt (siehe       mieren und «mit Visualisierungen von Projekten zu
    News). Den Untertagbauern gab sie mit auf den             überzeugen, dass wir gute Lösungen haben». Sein
    Weg: Auf vollständige Unterlagen und Angaben bei          Fazit: BIM werde zunehmen und für die SBB zum
    Gesuchen zu achten. Das sei keine Selbstverstän-          Standard.
    digkeit und verlangsame ansonsten das Genehmi-
    gungsverfahren.                                           CRB-Standards für digitales Bauen
                                                              Den vielleicht anspruchsvollsten Vortrag hielten Mi-
    Momentan werden die Vorgaben zur Nacht- und               chael Bohren, Marcel Chour und Stefan Reiser von
    Sonntagsarbeit revidiert. Sie sollen demnächst in         der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationa-
    die Vernehmlassung gehen. Erleichterungen sind zu         lisierung CRB, die ihre Grundlagen für Modellba-
    erwarten für Arbeiten an Nationalstrassen, stark be-      sierte Ausschreibungen vorstellten. BIM verändere
    fahrenen Strassen, Tunneln oder Galerien. Vauthey         die Arbeitswelt stark. BIM sei selbstverständlich
    erklärte, dass die Sicherheit immer Priorität habe        alles andere als Selbstzweck, sondern ein Treiber
    und dass das ASTRA in der Nacht- und Sonntags-            für mehr Effizienz. Wenn die Bundesbetriebe oder
    arbeit auch nicht den Heilsweg sähe. «Man bewäl-          bundesnahen Betriebe BIM ab 2025 für Infrastruk-
    tigt Verspätungen nicht mit Nachtarbeit.»                 turen anwenden müssen, brauche es einheitliche
                                                              Standards. Da habe man noch einen weiten Weg
    Nachhaltigkeit nachweisen                                 vor sich und es gäbe noch «einige Herausforderun-
    Marco Fetz, Leiter Einkauf Bauprojekte bei der            gen» zu bewältigen. Allein die Anzahl der Unterposi-
    SBB, betonte, dass es die Bundesbahnen mit nach-          tionen überschreite die Millionengrenze. Der Tenor
    haltiger Beschaffung ernst meinen. Er warb für den        des CRB-Teams: Man sei noch nicht da, wo man
    Standard EcoVadis. Das Label verschaffe den Un-           sein wolle, aber da, wo man sein könne.
    ternehmen aus seiner Sicht deutliche Wettbewerbs-
    vorteile, fördere das Image und ziehe Nachwuchs           Von Neuem aus der Rechtsprechung rund um den
    an. Der Mehrwert für Unternehmen würde überwie-           Infrastrukturbau berichtete Dr. Roland Hürlimann.
    gen, zeigte sich Fetz überzeugt. Soziale und öko-         Auch wenn für den Untertagbau weniger Gerichts-
    logische Aspekte rückten bei der SBB vermehrt in          urteile existierten, wie er ausführte, gäbe es trotz-
    den Fokus und würden immer weiter bei Ausschrei-          dem viele Entscheide, die auch den Untertagbau
    bungen integriert. Dieser Trend sei laut Fetz nicht       betreffen. Als Beispiel führte er die Rechtspre-
    mehr zu stoppen. «Die SBB will entsprechende              chung an zu merkantilem Minderwert, Bestellän-
    Vergabekriterien entwickeln, weiss aber noch nicht,       derungen nach SIA-Norm 118 und Bauablaufstö-
    wie», gestand Fetz. Er rief die Infrastrukturbauer auf,   rungen. Hürlimann machte mehrere allgemeine
    gemeinsam Nachhaltigkeitskriterien zu entwickeln.         Tendenzen aus: Alle Baubeteiligten stünden immer
                                                              stärker unter Druck, Bauprozesse würden zuneh-
    SBB ist bei BIM auf gutem Weg                             mend komplexer, der Formalismus nähme zu und
    Anhand des Brüttenertunnels zeigte Josef Saut-            neue Gesetze seien in der Pipeline (BöB, VöB,
    ter, Projektleiter bei der SBB, dass Digitalisierung      IVöB, SIA-Normen).
    für die SBB keine leere Worthülse ist, sondern im
    Planungsalltag angekommen. Die Teilnehmerin-
    nen und Teilnehmer konnten mittels Inside-Reali-
    ty ganz konkret erleben, was Building Information            Alle Präsentationen des Infra-Events
    Modelling (BIM) bei einem Grossprojekt wie dem               Untertagbau 2020:
    Brüttenertunnel bedeutet. Wie die SBB BIM nut-               infra-suisse.ch/archiv
    ze, erklärte Sautter, werde von Projekt zu Projekt

8   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Grundbildung

                                402 Verkehrswegbauer
                               schliessen ihre Lehre ab

      Aufgrund von Corona verlief für die Verkehrswegbauer das Qualifikationsverfahren
          dieses Jahr anders als gewohnt. Trotzdem können sich 402 Lernende der
           Berufsfachschule Verkehrswegbauer über ihren Lehrabschluss freuen.

    Insgesamt haben dieses Jahr 340 Lernende ihre                Dem Coronavirus fiel auch die Feier für die Absol-
    dreijährige und 62 Lernende ihre zweijährige Aus-            ventinnen und Absolventen mit der Schlussnote 5,4
    bildung im Verkehrswegbau erfolgreich abge-                  oder höher zum Opfer. So gut abgeschlossen ha-
    schlossen. Das Verfahren dafür verlief aufgrund              ben dieses Jahr 84 Personen ihre drei- und 5 Per-
    von Corona anders als sonst. So fanden für alle              sonen ihre zweijährige Ausbildung. Die Bestnote er-
    Berufe keine schriftlichen und mündlichen Prüfun-            zielte Carmen Zimmermann von der Hagedorn AG.
    gen statt. Bei den Strassenbauern musste zudem
    ganz auf die praktische Prüfung verzichtet werden.           Infra Suisse gratuliert allen Absolventinnen und Ab-
    Eine Durchführung unter den Schutzbestimmungen               solventen ganz herzlich.
    wäre aufgrund der hohen Anzahl an Kandidatinnen
    und Kandidaten nicht praktikabel gewesen. Für die
    Gesamtnote zählten diesmal die Erfahrungsnoten
    in Allgemeinbildung und Berufskunde und die Note
    der praktischen Prüfung. Bei den Strassenbauern                 Weitere Informationen:
    floss statt einer praktischen Note die Bewertung                verkehrswegbauer.ch
    durch den Lehrbetrieb ein.

                  Industrie- und             Gleisbau        Strassenbau        Grundbau        Pflästern
                Unterlagsbodenbau        35 EFZ / 10 EBA   280 EFZ / 44 EBA   15 EFZ / 5 EBA     2 EFZ
                  8 EFZ / 3 EBA

9   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
Vereinbarkeit

                                              Arbeit, die Platz
                                             für Privates lässt

     Zusammen mit der Fachstelle UND startet Infra Suisse für ihre Mitglieder das Projekt
        «Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben». Die Erkenntnisse daraus sollen der
                          gesamten Branche zur Verfügung stehen.

     Seit Jahren sinkt die durchschnittliche wöchentli-    Vorteil zu nutzen und sich als mitarbeiterfreundlich
     che Arbeitszeit der Schweizerinnen und Schweizer      zu positionieren. Auch im Infrastrukturbau. Denn
     und Teilzeitstellen nehmen zu. Beides verdeutlicht,   wenn es zunehmend schwieriger wird, Vollzeitstel-
     wie sich die Bedürfnisse der Angestellten verän-      len zu besetzen, kann gezieltes Nachwuchs- bzw.
     dert haben. Während dieser Wandel von einzelnen       Karrieremanagement den Firmen helfen, leichter
     Arbeitgebern als Bedrohung wahrgenommen wird,         neue Mitarbeitende zu gewinnen oder vorhandene
     verstehen ihn andere als Chance, um sie zu ihrem      zu halten.

10   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Vereinbarkeit

                                                                         Förderung der
                                                                         Attraktivität als Arbeitgeber

                       Reduktion der                                                       Steigerung der
                     Personalkosten                                                        Gesundheit, Motivation
                                                                                           und Produktivität

                            Sicherung der
                                                                                     Verbesserung der
                         Corporate Social
                                                                                     Innovationskraft
                           Responsibility

     Nutzen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben                                       Quelle: Fachstelle UND

     Die Produktionsprozesse in der Branche, die An-                 1.		 Ausfüllen eines Online-Fragebogens durch
     forderungen der Bauherrschaften bezüglich Schlüs-                    den Betrieb und Abgabe wesentlicher Grund-
     selpersonen oder auch traditionelle Wertvorstellun-                  lagen (Personalpolitik, Personalreglement etc.)
     gen stellen Bauunternehmen, welche die Vereinbar-
     keit von Beruf und Privatleben verbessern wollen, vor           2.		 Interview Fachstelle UND mit HR-Leitung/
     besondere Herausforderungen. Wie diese gemeis-                       CEO zur Klärung und Vertiefung der Antworten
     tert werden können, soll im Rahmen des Projekts er-
     mittelt werden. Infra Suisse wird die Erkenntnisse aus          3.		 Aufbereiten und Präsentieren der Ergebnisse
     dem Projekt allen Mitgliedern zugänglich machen.                     durch die Fachstelle UND beim Betrieb

     Kultur, die Vereinbarkeit ermöglicht                            4.		 Erstellen eines einfachen Massnahmenplans
     Die Fachstelle UND berät dafür im Rahmen des ge-                     durch den Betrieb, unterstützt von der Fach-
     meinsamen Projekts mit Infra Suisse 13 Verbands-                     stelle UND
     mitglieder. Diese hatten sich auf einen Aufruf hin
     gemeldet. Ausgangspunkt stellt die Analyse der                  5.		 Umsetzen der Massnahmen durch den Betrieb
     mitmachenden Firmen dar. Daraus werden mögli-
     che Massnahmen abgeleitet, die die Vereinbarkeit                6.		 Gemeinsame Evaluation durch Betrieb und
     von Beruf und Familie/Privatleben verbessern sol-                    Fachstelle UND über die Wirkung der Mass-
     len. Wo besteht in der Unternehmung Handlungs-                       nahmen
     potential und -bedarf?
                                                                     Als Abschluss folgt im Frühling 2021 ein zweiter
     Damit aber Erwerbsarbeit und Privatleben in einer               Workshop mit allen beteiligten Firmen, der am
     Firma besser und individueller vereinbart werden                Ende des Projekts dem Erfahrungsaustausch al-
     können, braucht es die entsprechende Unterneh-                  ler Beteiligten dienen soll. Firmen, die das möch-
     mens- und Führungskultur. Dazu gehört auch eine                 ten und ein bestimmtes Niveau erreichen, können
     aktive Kommunikation innerhalb der Firma. Ange-                 sich von der Fachstelle mit dem «Prädikat UND»
     stellte müssen aktiv auf das Thema angesprochen                 zertifizieren lassen.
     werden.

     Das Projekt startet im November mit einem Work-                 Weitere Informationen:
     shop. Dann folgen die Arbeiten in den Betrieben,                infra-suisse.ch/vereinbarkeit
     die sich in sechs Schritte gliedern:

11   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Polierprüfungen

                                       So viele Kandidaten
                                          wie noch nie

        Am 14. und 15. September 2020 fand im Campus Sursee die eidgenössische
     Berufsprüfung für Strassenbau- und Grundbau-Poliere statt. Bei den Strassenbauern
                 traten 88 Kandidaten zur Prüfung an, so viele wie noch nie.

     Die Modulabschlussprüfungen der Polierschule am      Bei der Berufsprüfung Grundbau-Polier waren 9
     Campus Sursee konnten aufgrund der Corona-           von 12 Kandidaten erfolgreich. Frauen waren unter
     Pandemie erst viel später durchgeführt werden        den Teilnehmenden dieses Jahr keine vertreten.
     als geplant. Nur wer diese besteht, ist zur eidge-   Die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten ist bei
     nössischen Prüfung zugelassen. Diese konnte wie      der Berufsprüfung der Strassenbau-Poliere in den
     geplant stattfinden. Fachexperten aus Bauunterneh-   letzten Jahren stark gestiegen. Dazu dürfte der Um-
     mungen prüfen während insgesamt 5 Stunden, ob        stand beitragen, dass der Bund die Ausbildung nur
     die Kandidaten über die verlangten Kompetenzen       denjenigen subventioniert, die zu einer eidgenössi-
     verfügen. Gemäss einer Umfrage von Infra Suisse      schen Berufsprüfung antreten.
     bekunden die Bauunternehmen bei den Vorarbei-
     tern und Polieren die grössten Schwierigkeiten,      Infra Suisse gratuliert den erfolgreichen Absolven-
     geeignetes Personal zu finden. Zur Berufsprüfung     ten zu ihrer Leistung und wünscht ihnen für ihre be-
     Strassenbau-Polier/in waren 88 Personen angetre-     rufliche Zukunft im Infrastrukturbau alles Gute.
     ten. 61 haben die Prüfung erfolgreich bestanden.

12   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Polierprüfungen

     Den eidg. Fachausweis Strassenbau-Polier erhalten:
     Ambauen Josef (SPAG Schnyder, Plüss AG), Arnold Urs (Implenia Schweiz AG), Baumgartner Christian
     (Birchmeier Bau AG), Beutler Dominik (Aeschlimann AG), Beyeler Jarno (Gebrüder Jetzer AG), Bill Dario
     (Marti AG Bern), Blumenthal Livio (MettlerPrader AG), Bolliger Cedric (KIBAG Bauleistungen AG),
     Brechbühl Fabian (Fuhrer + Dubach AG), Büeler Phlipp (Walo Bertschinger AG), Bujar Krieziu (Schmid
     Bauunternehmung AG), Ehrbar Mario (Hagedorn AG), Fankhauser Daniel (Marti AG Bern), Frank Reto
     (Gebrüder Frank AG), Freitag Tobias (Liechti AG Tief- und Gartenbau), Frommelt Alex (Foser AG), Grund-
     bacher Dario (Gränicher AG), Hachen Iwan (Marti AG Bern), Hossfeld Tobias (KIBAG Bauleistungen AG),
     Hungerbühler Dominik (STRABAG AG), Jud Dimitri (Eberhard Bau AG), Junker Roman (Implenia Schweiz
     AG), Kanberi Seyyid (Aeschlimann AG), Koch Timo (Koch AG Strassen- und Tiefbau Kies & Beton), Ko-
     cher Marco (Grund- und Tiefbau AG Solothurn), Kohler Samuel (Cellere Bau AG), Krucker Alain (STRA-
     BAG AG), Lang Bruno (Aarvia Bau AG), Laubi Raphael (Tozzo AG), Lerch Micha (Vanoli AG), Liesch
     Riccardo (A. Käppeli‘s Söhne AG), Luternauer Pascal (KIBAG Bauleistungen AG), Lüthi Robin (Reichmuth
     Bauunternehmung AG), Matter Sebastian (flexBelag bau ag Zürich), Nussbaum Christoph (Hans Weibel
     AG), Oliveira Miguel (Walo Bertschinger AG), Pajic Momcilo (Vonplon Strassenbau AG), Pfister Marcel
     (Fribag Tief- und Strassenbau AG), Plüss Stefan (E. Schär AG), Pulver Nicolas (Marti AG Bern), Rösti
     Fabio (Marti AG Bern), Sägesser Niklaus (Künti AG), Sägesser Tobias (H. Wellauer AG), Schlegel Simon
     (Keller Frei AG), Schmid Sandro (Marti AG Bern, Filiale Frutigen), Schneebeli Adrian (Rico Ponato AG),
     Schneider Florin (KIBAG Bauleistungen AG), Schubiger Andreas (Pozzi AG), Schwab Marc (Marti AG
     Bern), Sielaff Ronny (Stettler AG), Sorg Severin (Righi AG), Stipic Mihael (Walo Bertschinger AG), Su-
     ter Iwan (Schelbert AG), Suter Adrian (Hagedorn AG), Suter Silvan (KIBAG Bauleistungen AG), Trüssel
     Andreas (Sustra AG), Winter Michael (Birchmeier Bau AG), Wipf Simon (Implenia Schweiz AG), Wittwer
     Patrik (Kästli Bau AG), Zürcher Josua (Stutz AG), Zweifel Joël (KIBAG Bauleistungen AG)

     Den eidg. Fachausweis Grundbau-Polier erhalten:
     Baumann Simon (Gasser Felstechnik AG), Lora Robin (Frutiger AG), Lüthy Patrick (Stutz AG), Mäder
     Roman (Stutz AG), Meier Pascal (Ghelma AG Spezialtiefbau), Meli Sandro (Ribbert AG), Reber Sven
     (Gasser Felstechnik AG), Rusterholz Samys (JMS Risi AG), Winterberger Urs (Ghelma AG Spezialtiefbau)

        Die eidgenössische Berufsprüfung für Strassenbau-Poliere findet jedes Jahr statt, das nächste Mal am
        20./21. September 2021. Die eidgenössische Berufsprüfung für Grundbau-Poliere findet aufgrund der
        geringeren Teilnehmerzahlen jeweils alle zwei Jahre statt. Die Anmeldung ist möglich ab März 2021
        unter: infra-suisse.ch/polier

13   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020                                                    Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau

                                          Wer will
                                    Tunnelbauer werden?

           Infra Suisse engagiert sich vielfältig für den Nachwuchs. Der Hochschulkurs
          Untertagbau stellt dabei eine besondere Erfolgsgeschichte dar. Mit diesem soll
          der Ingenieursnachwuchs für den Tunnelbau begeistert werden, etwa mit dem
                                    Besuch des Gubristtunnels.

14   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau

     Der Ingenieursnachwuchs lernt beim Hochschul-        Besuch angeknüpft. Die Teilnehmenden näherten
     kurs Untertagbau aus erster Hand. Zahlreiche Bau-    sich so anhand realistischer Szenarien den Aufga-
     praktiker verschiedener Firmen geben dazu ihr Wis-   ben im Tunnelbau an. Dazu standen verschiedene
     sen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter.    Themen auf dem Programm von Baustellenplanung
     Auch diesmal gewannen so 37 zukünftige Ingenieu-     bis Berechnungen.
     rinnen und Ingenieure einen sehr guten Einblick in
     die Welt des Tunnelbaus – darunter 13 Frauen.        Die Studierenden konnten so direkt erfahren, was
                                                          die Arbeit von Bauingenieuren im Tunnelbau aus-
     Der Nachwuchs konnte während der viertägigen         macht. Zur besseren Veranschaulichung wurde
     Veranstaltung nicht nur die Herausforderungen des    auch im Sandhaufen der Übungshallen auf dem
     Tunnelbaus kennenlernen, sondern sich auch über      Campus der Tunnelbau geübt. Die Studierenden
     die beruflichen Möglichkeiten in diesem Gebiet       beschäftigten sich in Arbeitsgruppen mit verschie-
     informieren. Die Veranstaltung verfolgt das Ziel,    denen Themen: von Kalottenausbruch, Sohlgewöl-
     Nachwuchskräfte für den Tunnelbau zu begeistern.     be und WELK, Zwischendecke bis Schalung und
     Bekanntlich sind Ingenieure auch bei den Tunnel-     Innengewölbe. Anhand ihrer Beispiele mussten die
     bauern sehr gesucht.                                 Studierenden über die Vor- und Nachteile unter-
                                                          schiedlicher Ausführungsmethoden für ihr Projekt
     Besuch des Gubristtunnels                            entscheiden und den Arbeitszyklus, Material- und
     Statt im Hörsaal Theorie zu büffeln, stand bereits   Mitarbeitereinsatz planen und berechnen. Dafür galt
     am zweiten Tag die Praxis im Vordergrund: mit der    es ganz realitätsnah verschiedene Vorgaben wie
     Besichtigung der Baustelle Gubristtunnel. Das war    Zeit und Platz zu berücksichtigen. Aber Hilfe war
     eine eindrückliche und für einzelne auch erste Er-   nah. «Dabei wurden wir von Fachleuten aus Bau-
     fahrung mit einer Baustelle dieser Grösse. Im wei-   unternehmen angeleitet, die uns gesagt haben, auf
     teren Verlauf der Kurstage auf dem Campus Sursee     was wir speziell achten sollen», sagte Julia Huber,
     wurde bei den Themen und Aufgaben an diesen          ETH-Studentin im dritten Semester.

15   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau

     Infra Suisse bietet den Hochschulkurs jedes Jahr       Nachwuchs ja sozusagen in Form ihrer Mitarbeiter
     in der letzten Woche der Semesterferien an. Er         – und dieser konnte wiederum erste Kontakte zu
     richtet sich an interessierte Studierende von ETH      künftigen Arbeitnehmern knüpfen, z.B. für künftige
     und Fachhochschulen der gesamten Schweiz. Der          Praktikumsstellen.
     Nachwuchs stammte diesmal von acht Hochschu-
     len der Deutschschweiz und der Romandie. Die           Den Nachwuchs fördern
     Veranstaltung versucht, die Brücke von der Theo-       Bernd Raderbauer von der Marti Tunnel AG enga-
     rie der Ausbildung zur späteren Praxis zu schlagen.    giert sich seit rund 10 Jahren beim Hochschulkurs
     Durch die Vielzahl an Fachleuten verschiedener         als Gruppenbetreuer. Er ist Diplom-Ingenieur und
     Bauunternehmungen gelingt dies seit Jahren sehr        Mitglied der Geschäftsleitung. Die Teilnehmenden
     gut, sei es als Gruppenbetreuer oder Übungs-           lobte er: «Es ist beeindruckend, wieviel die Studie-
     leiter. Die Berufspraktiker zeigen sich dabei nicht    renden in so kurzer Zeit erreichen können. Den Stu-
     nur als ideale Wissensvermittler, sondern auch als     dierenden gab er aber auch mit auf den Weg: «Es
     beste Botschafter für den Tunnelbau. Durch die be-     ist immer wichtig, Themen ganzheitlich zu betrach-
     schränkte Platzzahl war wieder eine individuelle Be-   ten und zu Ende zu denken.» Beim Tunnelbau kann
     treuung möglich. Entsprechend positiv fallen auch      das sonst enorme Aufwendungen verursachen. Er
     die Urteile der Teilnehmenden aus.                     schätzt den Kontakt zum Nachwuchs. «Es macht
                                                            Freude mit den jungen Leuten zu arbeiten und de-
     Eine coole Erfahrung                                   ren Motivation, Spass und Neugierde am Tunnelbau
     «Ich habe die Veranstaltung genutzt, um heraus-        zu erleben, ein Metier, das sie noch nicht kennen,
     finden, welche Vertiefungsrichtung ich im Master       sowie ihre Freude am Lernen.» Für ihn steht fest:
     machen will und was Untertagbau ist», sagte Nick       «Die Jugend ist die Zukunft. Es ist unsere Aufgabe,
     Bienz, ETH-Student im dritten Semester. «Es han-       den Nachwuchs zu fördern.» Der Erfolg gibt ihm
     delt sich um Stoff, den wir erst im vierten Semester   dabei recht. Die Firma Marti konnte schon mehrere
     durchgehen. Mir hat die Veranstaltung sehr viel ge-    Teilnehmende vergangener Kurse einstellen. Sie hat-
     bracht. Ich habe einen umfassenden Einblick in die     ten sich zuerst bei ihm für ein Praktikum gemeldet.
     Arbeit im Tunnelbau und von Unternehmungen be-         Nach diesem und nach dem Studium winkte die
     kommen. Highlight war für mich der Tunnelbesuch.       Festanstellung.
     Ich habe die Gruppenarbeit und den lockeren Um-
     gang mit Studierenden und Dozenten genossen.»          Lob für die Studierenden
                                                            Es war eine intensive Zeit. «Es hat Spass ge-
     Auch Julia Huber fand: «Es ist eine coole Erfahrung    macht, es ist eine gute Woche gewesen», urteilte
     gewesen. Wir haben sehr viel gelernt an den ers-       Christoph Ruchti vom Bildungszentrum Bau des
     ten beiden Tagen: Fachbegriffe, die wir noch nicht     Campus Sursee. Die Eintrittsprüfung zum Tunnel-
     im Studium gehabt hatten und haben es dann auf         bau haben alle Teilnehmenden des Kurses bestan-
     der Baustelle direkt sehen können. Der Kurs sei        den, erklärte Stefan Müller, der Leiter des Kurses.
     ein guter Ausgleich zum Studium.» «Es war eine         Dafür erhielten sie am Ende ein Diplom. «Tunnelbau
     super Zeit», hiess es auch aus Gruppe 3 bei der        ist ein Abenteuer. Man weiss nie, was einem am an-
     Abschlusspräsentation.                                 deren Tag erwartet», motivierte Müller am Schluss
                                                            der Veranstaltung. «Es hat viel Motivierendes wie
     Vielen Studierenden wurde klar: In der Praxis          den Wow-Effekt beim Durchschlag.» Er lobte die
     braucht es mehr, als die Ausbildung lehrt. In den      Teilnehmenden: Eine sehr motivierte Gruppe sei es
     Übungen ging es deshalb ebenfalls um Kompeten-         gewesen. «Wir zählen auf sie.» Auf dass sich viele
     zen wie Teamfähigkeit und Teamwork. Dafür stand        der Studierenden nach ihrem Studium für den Tun-
     die Zusammenarbeit in Gruppen im Fokus, um             nelbau entscheiden.
     Probleme gemeinsam zu lösen. Julia Huber meinte
     denn auch: «Mir ist während der Tage aufgefallen,
     wie wichtig Teamarbeit und Kommunikation sind.»          Weitere Informationen:
     Das konnte man auch gleich beim Netzwerken               infra-suisse.ch/hochschulen
     üben. Die Unternehmen präsentierten sich dem

16   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
SBB-Bauvolumen

                                         Ausgaben bei SBB
                                        sollen wieder steigen

              Die SBB hat Zahlen zu ihren Bauvolumen vorgelegt. Aufgrund von
        Budgetkorrekturen fallen die Ausgaben 2020 und 2021 tiefer aus als ursprünglich
                  erwartet. Die Ausgaben dürften in Zukunft wieder steigen.

     Laut Zahlen der SBB vom September werden die                  Investitionsbedarf nicht mehr gleich hoch ist wie in
     Bauvolumen 2020 und 2021 tiefer liegen als ge-                den Vorjahren. Nachdem der Zahlungsrahmen für
     plant. Demnach fällt das Volumen durch die von der            die Finanzierung der Bahninfrastruktur 2021–2024
     SBB vorgenommene Depriorisierung im Jahr 2020                 im Parlament wie geplant verabschiedet wurde,
     um 12,7 Prozent und im Jahr 2021 um 8 Prozent tie-            bleibt das Investitionsvolumen für Substanzerhalt
     fer aus als ursprünglich kalkuliert. Bis 2024 gehen           und Unterhalt in den kommenden Jahren unverän-
     die SBB aber wieder von steigenden Bauvolumen                 dert hoch. Hinzu kommen die zahlreichen Ausbau-
     aus. Ausnahme bildet das Tessin, wo aufgrund                  projekte im Rahmen der Ausbauschritte 2025 und
     der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels der                2035, die teilweise bereits am Laufen sind.
     Entwicklung Bauvolumen pro Region 2020-2024.
     (Stand September 2020).
     Entwicklung SBB-Bauvolumen nach Regionen 2020–2024

      900’000’000

      800’000’000

      700’000’000

      600’000’000                                                                              Jahr        Total Bauvolumen
                                                                                                           (LV und SOFI*)
      500’000’000
                                                                                               2020       1’948’806’728
      400’000’000
                                                                                               2021       2’130’866’516
      300’000’000
                                                                                               2022       2’021’908’967
      200’000’000

                                                                                               2023       2’502’181’731
      100’000’000

                0
                                                                                               2024       2’292’622’193

                            2020              2021    2022             2023            2024

                        Mitte                   Ost          Süd              West

     **sonderfinanzierte
       sonderfinanzierte Projekte
                         Projekte / Angaben in CHF                             Quelle: SBB Infrastruktur / Stand: 9. September 2020
      Projektstand vom 9. September 2020.

                                                                                                           SBB • Infrastruktur • September 2020   3

17   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
SwissSkills Connect

                                    Jugendliche online für
                                   Strassenbau begeistern

      Auch wenn den Strassenbauern dieses Jahr ohne SwissSkills ein wichtiger Ort zum
      Präsentieren fehlte, bot das Ersatzformat der SwissSkills eine Alternative: eine neue
           Plattform mit Live-Chats für Schülerinnen und Schüler auf Berufssuche.

     Corona-bedingt konnten die Strassenbauer dieses        Wenn die interessierten Schülerinnen und Schü-
     Jahr ihr Können nicht an ihrer Meisterschaft bei den   ler schon keinen Einblick in die Berufswelt an den
     SwissSkills unter Beweis stellen. Damit fehlte ihnen   SwissSkills bekommen können, sollen sie doch
     auch eine wichtige Bühne, um ihren Beruf im rech-      aus erster Hand sehen und hören, worum es bei
     ten Licht zu präsentieren.                             den Berufen geht. Digitales Schnuppern, sozusa-
                                                            gen. Zum Einsatz kamen dafür junge Berufsleute.
     Als Alternative boten die SwissSkills eine On-         Denn wer könnte besser von den Berufen erzählen
     line-Plattform samt Video-Chats. Das Motto dabei:      als sie.

18   Infra Suisse Bulletin N° 55
SwissSkills Connect

     Auch zwei Strassenbauer dabei                         Strassenbauer EFZ dieses Jahr mit der Note 5,8
     Zu diesem Zweck standen auch zwei junge Stras-        abgeschlossen und Eric ist kein geringerer als einer
     senbauer bereit: Marco Hobi (Koch AG Appenzell)       der amtierenden Strassenbau-Meister der Schweiz
     aus der Deutschschweiz und Eric Estevez (Torti Frè-   (jetzt sogar noch etwas länger bis zur nächsten
     res SA) aus der Romandie. Ihre Aufgabe, die sie mit   Meisterschaft). Marco war schon immer Baustel-
     Bravour gemeistert haben, bestand darin: Schüle-      len-Fan. Für ihn ist Strassenbauer «ein extremer
     rinnen und Schüler, die vor der Berufswahl stehen,    Traumberuf». «Gezahlt sind wir extrem gut». Er be-
     über ihre Arbeit als Strassenbauer zu informieren.    tonte: «Man kann auch schon am ersten Tag viel
                                                           machen, man muss nicht zuschauen, sondern kann
     Die beiden jungen Berufstalente standen den Mo-       grad anpacken.» Das Highlight am Beruf ist für ihn
     deratorinnen und Schülerinnen und Schülern Rede       die Vielseitigkeit: jeden Tag etwas anderes erleben
     und Antwort in Form von zwei Live-Chats von je 15     und machen sowie die wechselnden Orte und Men-
     Minuten. Dafür gingen viele Fragen ein. Die Chats     schen. Ausserdem gibt es im Beruf gute Chancen,
     stehen auch nachträglich noch bereit und geben        sich weiterzuentwickeln, etwa zum Vorarbeiter oder
     Interessierten einen guten Einblick in den Beruf.     Polier.
     Noch mehr Infos bieten die Profile der beiden. Bei
     den Chats ging es weniger um Fachwissen, son-         Herzlichen Dank den beiden fürs Mitmachen und
     dern um den Arbeitsalltag und die Berufserfahrun-     ihren Einsatz!
     gen der beiden jungen Strassenbauer.

     Strassenbauer als Traumberuf                             Weitere Informationen:
     Dabei präsentierten sich die beiden als beste Bot-       connect.swiss-skills.ch
     schafter für ihren Beruf. Marco hat seine Lehre

                   play                                               play

        Eric Estevez, 22                                      Marco Hobi, 19
        Strassenbauer EFZ                                     Strassenbauer EFZ
        «J’aime travailler en équipe.»                        «Wir bauen an unserer Zukunft, diese liegt in
                                                              unseren Händen und ich als Strassenbauer
                                                              schaffe die Grundlage dafür!»

         QR-Code scannen und
         Live-Chat und Profil
         anschauen:

19   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Mobilfunktechnologie

                                  Die Bedeutung von 5G
                                 für den Infrastrukturbau

      Die neue Mobilfunktechnologie 5G ist für die Baubranche von grosser Bedeutung.
     So stellt 5G nicht nur einen leistungsfähigen Mobilfunk in der ganzen Schweiz sicher,
                sondern legt auch die Basis für eine umfassende BIM-Nutzung.
                        Im Juli wurde die Plattform CHANCE5G lanciert.

20   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Mobilfunktechnologie

     Der Mobilfunk entwickelt sich ständig weiter. 5G            BIM-Informationen von überallher sicherzustellen –
     wird in absehbarer Zeit den heutigen 4G-Standard            auch in Randregionen. Dadurch wird die mobile,
     ersetzen und neue Anwendungsmöglichkeiten er-               dezentrale Zusammenarbeit vereinfacht und effi-
     öffnen. Der neue Standard ist ein technologischer           zienter. Auch die Fernsteuerung von Fahrzeugen
     Meilenstein: 5G verwendet ähnliche Frequenzbän-             wird dank 5G ermöglicht.
     der wie frühere Mobilfunktechnologien und WLAN,          - Verfügbarkeit: Die heutigen Mobilfunknetze stos-
     kann diese aber effizienter nutzen. Die neuen Sen-          sen an ihre Grenzen, verdoppelt sich doch die
     deanlagen ermöglichen eine höhere Kapazität, wo-            mobil übertragene Datenmenge alle 18 Monate.
     mit sie bis zu 100-mal mehr Geräte pro Antenne              5G stellt sicher, dass die Mobilfunknetze die stei-
     erreichen. Zudem bietet 5G eine bis zu 100-fach             genden Anforderungen auch in Zukunft zuverläs-
     grössere Bandbreite (höhere Geschwindigkeit)                sig erfüllen. Damit ist ein leistungsfähiger Mobil-
     und eine bis zu 50-fach kürzere Reaktionszeit (La-          funk in der ganzen Schweiz sichergestellt und
     tenz). Heutige Anwendungen lassen sich dadurch              Datenstaus werden verhindert.
     stabiler und effizienter nutzen. Gleichzeitig werden     - Sicherheit: Lückenlose und sichere Kommuni-
     dank den verbesserten Leistungseigenschaften                kationsnetzwerke leisten einen Beitrag für die Si-
     neue Möglichkeiten eröffnet. Kurz: 5G ist für eine          cherheit auf den Baustellen. Zudem wird dank der
     wettbewerbsfähige Schweiz entscheidend und leis-            neuesten Technologie die Datensicherheit weiter
     tet einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung          erhöht.
     des Landes.
                                                              Chancen für die Baubranche
     Digitalisierungsschub unausweichlich                     5G führt nicht nur zu Vorteilen in bereits bekannten
     Auch vor dem Schweizer Infrastrukturbau macht            Anwendungsfeldern, sondern wird diese in Zukunft
     die fortschreitende Digitalisierung nicht Halt, insbe-   auch voranbringen und sogar neue Anwendungsfel-
     sondere auch auf den Baustellen. Die Ausführungs-        der schaffen. So wird dank Augmented- oder Virtu-
     planung, die Baustellenlogistik und der Einsatz der      al-Reality das Zurechtfinden auf der Baustelle oder
     Maschinen vor Ort werden zunehmend digital er-           im Modell erleichtert. Mit automatisierten Prozessen
     folgen. Baupläne werden in Zukunft vermehrt digi-        kann der Aufwand deutlich verringert werden, etwa
     tal und dreidimensional auf Tablets in Echtzeit ge-      bei der Dokumentation von Leistungsfortschritt,
     nutzt. Dies ermöglicht zukünftig ein einfacheres und     Ausmassermittlung oder Rechnungsstellung. Es
     schnelleres Arbeiten. Intelligente Baumaschinen          werden mehr Informationen und diese in besserer
     oder Drohnen werden Tätigkeiten auf der Baustel-         Qualität verfügbar sein.
     le unterstützen. Zentral dabei: Building Information
     Modelling (BIM) wird Standard. Bundesbetriebe            5G ist somit für die Innovationsfähigkeit und für die
     und bundesnahe Betriebe sollen ab 2025 für ihre          Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten
     Infrastruktur-Beschaffungen BIM als Standard vor-        Baubranche entscheidend. Eine gesteigerte Wett-
     geben. Auch die Arbeitnehmer profitieren, denn           bewerbsfähigkeit sichert Arbeitsplätze. Neue Tech-
     mobiles Arbeiten wird in allen Bereichen der Bran-       nologien schaffen zudem neue Tätigkeitsfelder und
     che zunehmen.                                            fördern entsprechende Neuanstellungen. Die Digi-
                                                              talisierung ermöglicht auch Erleichterungen am
     Neue Anforderungen bedingen 5G-Infrastruktur             Arbeitsplatz, die gerade in einer Branche mit stets
     Diese zunehmende Digitalisierung in der Baubran-         hohen Anforderungen wünschenswert sind und die
     che und somit der Austausch von sehr grossen Da-         Attraktivität der Berufe steigern. Diese Entwicklung
     tenmengen zwischen unterschiedlichen Anspruchs-          ist nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Ar-
     gruppen und Orten stellt neue Anforderungen an           beitgeber eine Chance, kämpft doch auch der Infra-
     den Schweizer Mobilfunk. Mit 5G kann die erfolg-         strukturbau verstärkt um qualifiziertes Personal.
     reiche Digitalisierung der Baubranche sicherge-
     stellt werden:

     - Geschwindigkeit: 5G ermöglicht, die Geschwin-             Weitere Informationen:
       digkeit für den Austausch von Daten zu erhöhen            chance5G.ch
       und so das Teilen und Abrufen von datenintensiven

21   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen

                                «Luzerner Bauingenieure
                                   sind sehr gefragt»

             Die Hochschule Luzern bietet als einzige Hochschule der Schweiz die
         Studienrichtung Verkehr und Wasser an. Professor Kenel erklärt die Wichtigkeit
                     dieser Richtung für Studierende und die Bauwirtschaft.

     Ob mit oder ohne Regenbogen – Idylle pur: der hochmoderne Campus in Horw

     Wieso sollten sich Interessierte für das Bauin-             zu vertiefen und haben drei verschiedene Studien-
     genieurstudium oder eine Weiterbildung in dem               richtungen entwickelt, die die Studierenden ab dem
     Bereich an der Hochschule Luzern (HSLU) ent-                zweiten Semester besuchen: Verkehr und Wasser
     scheiden?                                                   sowie Konstruktion und Tragwerk und Gebäudehül-
                                                                 le. Verkehr und Wasser grenzt sich thematisch von
     Schweizweit ist die Bauingenieurausbildung an Fach-         den beiden anderen, eher klassischeren ab.
     hochschulen generalistisch orientiert und bietet
     gegen Ende des Studiums einige wenige Vertie-               Zu unseren Weiterbildungen: Im Berufsleben wer-
     fungsmöglichkeiten. Wir hingegen haben uns 2017             den Absolvierende feststellen, dass Kompetenzen
     entschieden, die Bauingenieurausbildung fachlich            gefragt sind, die das Studium nicht vollständig

22   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen

     abdecken konnte. Und genau hier setzt die Weiter-        Ausführung und Überwachung sowie Vertragswesen
     bildung ein und bietet Angebote an, um diese Wis-        und Sicherheit, damit Projekte im Grund- und Spe-
     senslücken zu schliessen. Das Angebot reicht von         zialtiefbau erfolgreicher abgewickelt werden können.
     Kursen im Umfang weniger Tage bis natürlich zu           Auch weil in der Schweiz immer häufiger in dichten
     mehreren Wochen mit konzentrierten Einsätzen.            Siedlungsgebieten und auf ungünstigem Baugrund
                                                              oder an Hanglagen gebaut wird, ist dieses Wissen
     Welchen Stellenwert nehmen der Infrastruktur-            sehr bedeutend.
     bau und Tiefbau an Ihrer Hochschule ein?
                                                              Wie profitieren Unternehmen?
     Diese Bereiche des Bauwesens benötigen in der Zu-
     kunft hohe Investitionen und somit auch Fachkräfte.      Bei uns lernen die Studierenden die «gebaute Um-
     Die HSLU, mit dem Fachbereich Technik & Archi-           welt», einen zentralen Pfeiler der Schweizer Wirt-
     tektur, bietet als einzige Schweizer Fachhochschule      schaft, für zukünftige Herausforderungen zu erhalten
     die spezifische Studienrichtung Verkehr und Was-         und baulich weiterzuentwickeln. Die Bauingenieu-
     ser an. Diese ermöglicht eine fachlich vertiefte Ba-     rinnen oder Bauingenieure der HSLU sind nicht
     chelorausbildung im Bereich Tiefbau.                     nur technisch qualifiziert, sondern beeinflussen die
                                                              Wettbewerbsfähigkeit und den nachhaltigen Erfolg
     Wie kam es zu Ihrer neuen Studienrichtung Ver-           ihres zukünftigen Arbeitgebers. Sie gestalten die
     kehr und Wasser?                                         Zukunft mit. Sie sind auf dem Arbeitsmarkt derzeit
                                                              sehr gefragt. Sie denken ökonomisch und vernetzt,
     Wir haben im Jahr 2016 die zukünftigen Arbeitgeber       sind gleichzeitig kreativ und suchen gerne neue Lö-
     unserer Absolvierenden im Konkordatsgebiet der           sungsansätze.
     HSLU interviewt. Dabei wurde bei den Abschluss-
     kompetenzen mehrheitlich der Wunsch nach einer
     fachlich vertieften Ausbildung im Bereich Verkehrs-
     planung, Wasserbau und Schutz vor Naturgefahren
     geäussert. Bei der Curriculumsüberarbeitung ha-
     ben wir den «Bestellungen» in fachlicher Hinsicht
     Rechnung getragen.

     Wo stehen Sie mit der Studienrichtung?

     Die Studienrichtung gibt es seit dem Herbstsemes-
     ter 2017, das heisst, in diesem Sommer wurden die
     ersten Bauingenieure des neuen Curriculums di-
     plomiert und in die Berufspraxis entlassen. Meiner
     Ansicht nach haben die Absolvierenden dieser Stu-
     dienrichtung hervorragende Zukunftsaussichten. In-
     teressierte sollten die freien Plätze nutzen.               Zur Person:
                                                                 Prof. Dr. Albin Kenel ist Studiengangsleiter
     Das CAS Grund- und Spezialtiefbau startet die-              Bachelor Bauingenieurswesen und Insti-
     sen Oktober in seine sechste Durchführung. Was              tutsleiter am Institut für Bauingenieurwesen
     ist das Erfolgsrezept?                                      IBI der Hochschule Luzern in Horw. Kenel
                                                                 ist diplomierter Bauingenieur HTL/ETH und
     In Partnerschaft mit Infra Suisse wurde dieses CAS          Doktor der ETH Zürich. Seine Schwerpunk-
     vor Jahren lanciert, da der Verband mit seiner grossen      te sind das Trag- und Verformungsverhalten
     Nähe zur Wirtschaft erkannt hat, dass hier Wis-             von Stahlbetonbauten sowie die Material-
     senslücken bestehen. Ein Studium kann leider un-            eigenschaften bestehender Betonbauten.
     möglich alles abdecken. Dieses CAS vermittelt das           Infra Suisse ist Träger des CAS Grund- und
     nötige methodische und technische Know-how in               Spezialtiefbau an der Hochschule Luzern.
     den Bereichen Baugrund und Tragwerkskonzepte,

23   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen

     Professor Albin Kenel

     Beziehen Sie Firmen in die Ausbildung mit ein?         Parallel dazu ist der neue Bachelor-Studiengang
                                                            «Digital Construction» gestartet, in welchem beide
     Der Einbezug der Bauwirtschaft ist in der Master-      Aspekte eine zentrale Rolle spielen.
     ausbildung zentral. Viele in der Bauwirtschaft fest-
     gestellte Probleme werden durch unsere Dozie-          Was ist Ihre Prognose: Wie entwickelt sich das
     renden in Forschungs-Fragestellungen übersetzt.        Bauengineering in Zukunft weiter und was er-
     Diese können in angewandten Forschungsprojek-          hoffen Sie sich?
     ten durch Masterstudierende bearbeitet werden.
     Die Bauwirtschaft profitiert im doppelten Sinne:       Die baulichen Herausforderungen werden noch
     Einerseits erhält sie fundierte Problemlösungsvor-     komplexer und interdisziplinärer, bei gleichzeitig
     schläge aus den Forschungsprojekten und ander-         zunehmendem Termin- und Kostendruck. Die Pla-
     seits werden dadurch die Masterstudierenden top        nungs- und Projektierungswerkzeuge verschieben
     ausgebildet. Die Bachelorstudierenden führen nach      sich noch mehr in den digitalen Bereich unter Ein-
     Möglichkeit Experimente oder Grossversuche in          bezug aller Akteure (Auftraggeber, Planer, Bau-
     unseren gut ausgestatteten Laborräumen durch.          firmen). Die spannende Aufgabe wird sein, die
     Zudem sind die Firmen auch interessiert, den Stu-      Absolvierenden für die neuen digitalen Heraus-
     dierenden Fragestellungen aus der Praxis für Pro-      forderungen zu befähigen und gleichzeitig die fun-
     jektarbeiten zur Verfügung zu stellen.                 dierte, naturwissenschaftliche Grundausbildung
                                                            sicherzustellen. Für die Zukunft wünsche ich mir,
     Wie spielen aktuelle Trends wie Digitalisierung        dass das Berufsbild und die Reputation des Bau-
     und Nachhaltigkeit in die Ausbildungen herein?         ingenieurs wieder vermehrt im positiven Sinne und
     Da sind Sie bestimmt besonders gefordert.              als technischer Verwalter der gebauten Umwelt
                                                            wahrgenommen wird.
     Nach der ersten kompletten Durchführung des
     2017 eingeführten Curriculums führen wir aktuell
     eine Überprüfung des Curriculums unter genau die-         Weitere Informationen:
     sen beiden Aspekten durch. Anschliessend werden           hslu.ch/bauingenieurwesen
     wir die Anpassungen – wo notwendig – vorbereiten.

24   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Infra-Tagungen

                      Infra-Tagung und Journée Infra
                           finden erst 2022 statt

       Infra Suisse plant die beiden grössten Anlässe für Infrastrukturbauer der Schweiz
                 wieder für 2022. Das hat der Vorstand aufgrund der aktuellen
                                     Situation entschieden.

     Die Infra-Tagung vom 21. Januar 2021 und die Jour-    Der Vorstand von Infra Suisse bedauert den Ent-
     née Infra vom 2. Februar 2021 finden aufgrund der     scheid ausserordentlich. Die nächste Infra-Tagung
     Corona-Pandemie nicht statt. Infra Suisse hat meh-    ist am Donnerstag, 20. Januar 2022 geplant. Die
     rere Varianten geprüft und keine davon als sinnvoll   nächste Journée Infra findet am Dienstag, 1. Februar
     und durchführbar erachtet.                            2022 statt.

     Infra-Tagung und Journée Infra sind die grössten
     Branchenveranstaltungen des Schweizer Infra-             Weitere Informationen:
     strukturbaus. Gesundheitsschutz und Netzwerkge-          infra-suisse.ch/veranstaltungen
     danke beider Veranstaltungen sind unter den aktu-
     ellen Umständen nicht vereinbar. Auch kann nicht
     davon ausgegangen werden, dass sich die Situa-
     tion bis im Januar 2021 massgeblich entspannt.

25   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS

                    Mit dem CAS Karriere im Grund-
                          und Tiefbau machen

        Das CAS Grund- und Spezialtiefbau hat sich etabliert und startet im Oktober zum
        sechsten Mal. Im September nahmen die Absolventen des aktuellen Durchgangs
                                  ihre Diplome entgegen.

     Der CAS-Studiengang Grund- und Spezialtiefbau       schon mit der Ausbildung beginnen. Das CAS wur-
     an der Hochschule Luzern besteht seit 2015. Mitte   de aus der Taufe gehoben, um Fachleute auszubil-
     September konnten bereits die Absolventen des       den, die die immer komplexer werdenden Arbeiten
     fünften Jahrgangs ihre Diplome in den Händen hal-   im Grund- und Spezialtiefbau erfolgreich planen und
     ten, bevor die nächsten Studierenden im Oktober     ausführen können.

26   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS

     Die Teilnehmenden kommen dafür aus der ganzen          Verständnis für die anderen Parteien, also Unter-
     Deutschschweiz, teils auch aus der Romandie oder       nehmer und Geologen, verbessert, damit ich ihre
     dem Tessin. Pro Durchgang können bis zu 20 Per-        Sicht einnehmen kann.» Dafür stehe auch der Aus-
     sonen teilnehmen. Unter den Studierenden finden        tausch mit den Studienkolleginnen und -kollegen im
     sich bisher die unterschiedlichsten Berufe: vom        Mittelpunkt. «Von diesem konnte man sehr profitie-
     Ingenieur, Techniker, Baumeister, Kalkulator, über     ren», so Baumberger weiter. Die Mischung der Teil-
     Bauführer, Geologen, Geotechniker bis hin zu be-       nehmenden stimmte dafür beim aktuellen Jahrgang.
     rufsverwandten Baufachleuten aus dem Grund- und        Die Studierenden kamen aus den unterschiedlichen
     Spezialtiefbau, wie Studiengangsleiter Markus Zie-     Bereichen, so dass es zu «sehr befruchtenden, le-
     roff erklärt. Die Geologen fallen dabei besonders      bendigen Diskussionen» kam, so Dozent Daniel
     auf. Diesen gehe es um ein «fundiertes technisches     Bucher von der Implenia AG. «Es sei jeweils eine
     Verständnis», so Zieroff, sowie um den fachlichen      schöne Herausforderung, den Stoff an die Leute zu
     Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus         bringen.» Sein Dozenten-Kollege Fritz Neiger von
     der Planung und Ausführung.                            der Marti AG pflichtet ihm bei. Für beide mache der
                                                            Austausch einen grossen Anreiz aus, um beim CAS
     Über den Tellerrand hinaus                             zu unterrichten. Dabei lernen sie selbst immer wie-
     Was wünscht er sich für das CAS? «Mehr Bauher-         der dazu.
     ren», sagt er. «Diese könnten nicht nur selbst vom
     Kurs profitieren, sondern auch das CAS mit ihrer       Eine Win-win-Situation
     Sicht der Dinge bereichern.» Denn der Austausch,       René Schmidli, Vorstand bei Infra Suisse, erinnert
     betonen die meisten befragten Dozenten und Ab-         während seiner Rede an der Abschlussfeier an die
     solventen, bleibt zentral für den Erfolg. Selbstver-   Anfänge. Das CAS wurde trotz anfänglicher Wi-
     ständlich vermittelt der Studiengang das obligatori-   derstände initiiert, wie er betont. Infra Suisse ist
     sche breite und fundierte Fachwissen, andererseits     seit Anfang an Trägerin des Lehrgangs. «Die Zu-
     schafft er aber vor allem ein grösseres Verständnis    sammenarbeit mit Infra Suisse hat sich ausgezahlt.
     für alle am Bau Beteiligten, und zwar über den eige-   Es ist eine Win-win-Situation», findet Isabelle Kalt
     nen Tellerrand hinaus. Der frisch diplomierte Rolf     Scholl, Weiterbildungsleiterin am Institut für Bau-
     Baumberger bestätigt dies: «Im Kurs hat sich das       ingenieurwesen der Hochschule, zu dem auch der

27   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS

     CAS-Lehrgang gehört. «Die Wirtschaft ist froh,           antreffe. Er selbst habe bereits 30 Jahre im Spe-
     neue qualifizierte Fachfrauen und Fachmänner zu          zialtiefbau gearbeitet und schon die unmöglichsten
     haben.» Rechne man den Vorlauf für das CAS übri-         Dinge erlebt.
     gens mit ein, gehe man bald ins verflixte siebte Jahr,
     merkt Kalt Scholl noch an.                               Die Abschlussarbeiten beschäftigen sich in diesem
                                                              Jahr mit unterschiedlichen Bauprojekten oder beant-
     Aber kein Grund zur Sorge. «Denn das CAS-Pro-            worteten übergeordnete Fragen zu klimakompatib-
     gramm ist einzigartig in der Schweiz und im be-          lem Bauen, Böschungsstabilisierung oder Bauablauf-
     nachbarten deutschsprachigen Raum», versichert           störungen. Der Preis für die beste Abschlussarbeit
     Zieroff. Absolvierende können nach der Ausbildung        ging diesmal an Marco Baum. Er hat ein Baugruben-
     Probleme des Grund- und Tiefbaus ganzheitlich            konzept für ein Mehrfamilienhaus in Nesslau vorge-
     denken, kennen das Normen- und Vertragswesen             legt und damit eine Bestnote erzielt.
     und verfügen über organisatorische und planerische
     Kompetenzen. Auch auf ein verbessertes Verständ-         Erwartungen voll erfüllt
     nis von Risiken zielt das CAS ab. Diese Kenntnisse       Die Teilnehmenden loben den Kurs. Renato Hauser
     sind auf dem Arbeitsmarkt äusserst gefragt. Zum          spricht von «einer sehr spannenden und breitge-
     Programm gehören als fixe Bestandteile auch Ex-          fächerten Thematik». Das CAS habe seine Erwar-
     kursionen, um Wissen und Praxis gut zu verbinden.        tungen voll erfüllt. André Mathis, selbst gerade erst
     Während der aktuellen Durchführung stand das             diplomiert, hat sogar bereits einen Karriereschritt
     Erneuerungsprojekt A2 Luzern–Hergiswil auf dem           machen können hin zur Bauführung im Spezialtief-
     Plan sowie der Besuch des Lötschberg–Basistun-           bau. Er lobt den «hohen Praxisanteil». Für ihn steht
     nels wie schon mit allen bisherigen Absolventinnen       fest: «Man kann sehr viel vom Austausch während
     und Absolventen.                                         der Ausbildung profitieren.» Und sicher auch über
                                                              die Ausbildung hinaus. Gute Kontakte zu den Mit-
     Wer persönliche Karriereziele im Grund- und Spe-         studierenden und Profis aus der Praxis sind dafür ja
     zialtiefbau verfolgt, schafft mit dem CAS eine sehr      jetzt vorhanden.
     gute Grundlage. Dazu tragen während des Stu-
     diums eine Vielzahl ausgewiesener Fachpersonen
     aus der Praxis bei. Diese haben «mit Begeisterung
     Wissen an Frau und Mann gebracht», wie Schmidli             Weitere Informationen:
     erklärt. Dieses Praxiswissen sei darum wichtig, so          infra-suisse.ch/cas
     Schmidli weiter, weil man jeden Tag etwas anderes

28   Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Sie können auch lesen