Beruf und Privatleben besser vereinen - VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere - Infra Suisse
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Bulletin N° 55 | Oktober 2020 VVEA: Entsorgungskonzept des ASTRA Beruf und Privatleben besser vereinen 70 neue Strassen- und Grundbau-Poliere
Inhalt Früh übt sich, wer Tunnelbauerin oder Tunnelbauer werden will (Seite 14) Editorial 3 ASTRA-Entsorgungskonzept 4 Infra-Event Untertagbau 6 Grundbildung 9 Vereinbarkeit 10 Polierprüfungen 12 Hochschulkurs Untertagbau 14 SBB-Bauvolumen 17 SwissSkills Connect 18 Mobilfunktechnologie 20 Bauingenieurswesen 22 Infra-Tagungen 25 CAS 26 Infra-Event Strassen- und Tiefbau 29 Neuigkeiten 30 Veranstaltungen und Impressum 31 2 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Editorial Mundschutz gegen Corona-Mehrkosten Auch wenn die Schweiz die medizinischen Auswir- Sprechen. Zum Glück. Denn über das Coronavi- kungen des Coronavirus zumindest im Moment ei- rus und Baustellen gibt es einiges zu sagen und zu nigermassen unter Kontrolle zu haben scheint, so diskutieren. bleiben die wirtschaftlichen Folgen auf jeden Fall einschneidend. Im Bauhauptgewerbe sind die Um- Zum Beispiel über die Entschädigung von Mehrkos- sätze des zweiten Quartals gemäss SBV dieses ten in Folge der Umsetzung der unterschiedlichen Jahr acht Prozent tiefer als im Vorjahr. verordneten Corona-Massnahmen. Gewisse Bau- herren weigern sich partout, über die Entschädi- Die Unsicherheit in der Bauwirtschaft ist im Mo- gung von Mehrkosten zu sprechen. Die juristische ment gross. Reichen die Schutzmassnahmen, um Sachlage – anders als mancher Bauherr glauben einen weiteren Lockdown zu verhindern? Was sind machen möchte – ist alles andere als eindeutig. die betrieblichen Folgen, wenn das Personal in Glücklicherweise zeigen andere Bauherren mehr grösserer Zahl in Quarantäne muss? Halten die öf- Sensibilität und Verantwortung und sind bereit, mit fentlichen Bauherren ihre Investitionsversprechen? ihren Lieferanten über faire Lösungen zu reden. Die Schweizer Bauunternehmen hatten rasch re- In der Vergangenheit konnte man sich in der Bau- agiert und umgehend die verlangten Massnahmen branche recht gut gemeinsam auf Regeln und Ver- zum Schutz vor der Verbreitung des Virus umge- fahren einigen, mit denen alle Seiten leben und über- setzt. Dazu gehört in Situationen, wo die Abstände leben können. Es ist wichtig, dass man dies auch nicht eingehalten werden können, auch das Tra- für den Fall dieser und möglicherweise kommender gen von Atemschutzmasken. Das Tragen dieser ist Pandemien schafft. Also: Hände waschen, Maske nicht besonders angenehm. Doch offensichtlich anziehen und zusammen gute Lösungen finden! gewöhnt man sich rasch daran. Das Stück Stoff vor dem Mund senkt das Risiko einer Ansteckung Matthias Forster und hindert im Normalfall nicht am Atmen oder Geschäftsführer 3 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
ASTRA-Entsorgungskonzept Das ASTRA schafft Klarheit bei der Umsetzung der VVEA Anfangs Juli hat das ASTRA Unterlagen zur Umsetzung der VVEA bei Nationalstrassenprojekten publiziert. Das Bundesamt trägt damit viel zur Klärung der Situation beim Einsatz von Entsorgungskonzepten bei. Phasen Neubau-/ Phasen Bearbeitungstiefe Entsorgungskonzept Ausbauprojekte Erhaltungsprojekte Standardprojekte Grossprojekte Grobes Grobes MBK* / Entsorgungskonzept Entsorgungskonzept Generelles Projekt Globales Stufe Materialgruppen Stufe Materialgruppen (GP) Erhaltungskonzept (EK) Mengengerüst mit Hilfe Mengengerüst spezfisch Schätzhilfen ermittelt +/−30% Grobes Grobes MBK* / Entsorgungskonzept Entsorgungskonzept Ausführungsprojekt Massnahmenkonzept Stufe Materialfraktionen Stufe Materialfraktionen (AP) (MK) Mengengerüst spezifisch Mengengerüst spezfisch ermittelt +/−20% ermittelt +/−20% Detailliertes Detailliertes MBK*/ Detailprojekt Massnahmenprojekt Entsorgungskonzept Entsorgungskonzept (DP) (MP) Stufe Entsorgung VVEA Stufe Entsorgung VVEA Mengengerüst spezifisch Mengengerüst spezifisch ermittelt +/−10% ermittelt +/−10% * Materialbewirtschaftungskonzept Quelle: ASTRA 4 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
ASTRA-Entsorgungskonzept Das ASTRA zeigt in seiner Dokumentation, wie bei Die Bezeichnungen der Projektphasen vom ASTRA seinen Projekten die Entsorgungskonzepte gemäss weichen bekanntermassen vom SIA-Phasenmodell VVEA auszusehen haben. Es werden Vorgaben ab. Eine Herausforderung dürfte im Umstand be- zum Aufbau, Umfang, zur Bearbeitungstiefe sowie stehen, dass beim ASTRA zwischen Projekten zur zu den Darstellungsarten im Entsorgungskonzept Netzvollendung und Unterhaltsprojekten unterschie- gemacht und wie bei Nationalstrassenprojekten die den wird. Der Zugang zu den projekt- und phasen- VVEA und die zugehörigen Vollzugshilfemodule des spezifischen Aufgaben wird so erschwert. Auch die BAFU anzuwenden sind. Unterscheidung nach Gross- und Standardprojek- ten mit dem Grenzwert von 100’000 Kubikmetern Damit konkretisiert das ASTRA die Vorgaben der Bodenaushub, Ausbruch oder Bauschutt dürfte VVEA. Insbesondere die einzelnen Teile des VVEA- nicht einfach sein. Die abgebildete Darstellung hilft Moduls Bauabfälle werden detailliert erläutert. Eine hier sicher weiter. Umsetzung, die von den Vollzugshilfen des BAFU abweicht, ist für das ASTRA sinnvoll. Schliess- Wichtige Vorarbeit des ASTRA lich sind die Projekte des ASTRA in weiten Teilen Die Dokumentation Entsorgungskonzept des ASTRA einzigartig. Die Rahmenbedingungen und Anfor- ist ein wichtiger erster Meilenstein bei der Umset- derungen des Entsorgungskonzeptes zeigen dies zung der VVEA. Anpassungsbedarf besteht aus deutlich. Sicht der Unternehmen bei wenigen, unter Umstän- den aber wichtigen Punkten. So fehlen etwa Hin- Verantwortungen der Projektbeteiligten weise beispielsweise auf den NPK 117 (Abbrüche Eine grosse Stärke der Dokumentation des ASTRA und Demontagen) oder den NPK 216 (Altlasten, ist die klare Zuweisung der Aufgaben an die ein- belastete Standorte und Entsorgung). Diese Stan- zelnen Projektbeteiligten in den unterschiedlichen dards unterstützen beim Erstellen einer praxisnahen Projektphasen. Begrüssenswert ist vor allem der und sinnvollen Ausschreibung genauso wie bei der Anspruch, wichtigste Grundsteine für eine regel- Auswertung der Angebote. Widersprüchlich sind konforme und effiziente Entsorgung bereits in frü- die Vorgaben, wer die Fahrtenscheine zu unter- hen Projektphasen zu legen. Das Entsorgungskon- zeichnen hat. Eine klare und regelkonforme Lösung zept des ASTRA kann als praktikabler Leitfaden wäre wünschenswert. Im Baualltag bietet sich die betrachtet werden. Bauleitung oder die Fachbauleitung Umwelt an. Das Entsorgungskonzept des ASTRA wird vorgestellt am Infra-Event Strassen- und Tiefbau vom 20. November 2020 in Oberentfelden (siehe Seite 29). Unter fol- gendem QR-Code können Sie das Entsorgungskonzept des ASTRA downloaden. 5 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Infra-Event Untertagbau Mehr Kooperation bei Untertagbauern gefragt Der diesjährige Infra-Event Untertagbau in Sursee war der erste grosse Anlass von Infra Suisse seit Beginn der Corona-Krise. Trotz Verschiebung der Veranstaltung von März auf Anfang Juli blieben die Themen unverändert und reichten von Kooperation über Standardisierung bis Rechtsfragen im Untertagbau. 6 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Infra-Event Untertagbau Aufgrund von Corona waren nur 80 Teilnehmerin- der Auftraggeber zu Partnern. Die weiteren Vorteile: nen und Teilnehmer zu dem Anlass am 1. Juli im Es gibt kaum Nachträge und ein Projekt kann Konferenzsaal des Campus Sursee zugelassen, um schneller realisiert werden. Ausserdem konnte er in sich über aktuelle Themen im Untertagbau auszu- Österreich Erfahrungen sammeln mit dem Allianz- tauschen. Aufgrund des Schutzkonzeptes musste modell. Partnerschaft und Projektoptimierung stan- Infra Suisse vielen Interessierten absagen. den auch hier im Zentrum. Mit diesem Verfahren komme man ebenfalls schneller zu Lösungen – bei Der Kooperationsgedanke stand an der Veranstal- allen Kinderkrankheiten, die natürlich immer auftre- tung verstärkt im Fokus. Andreas Reber, Geschäfts- ten, wenn man etwas Neues ausprobiert. Rebers führer der Marti Tunnel AG, berichtete von seinen Urteil lautete: Es gibt nicht das eine richtige Modell Erfahrungen mit unterschiedlichen Kooperations- der Zusammenarbeit. Entscheidend für die Wahl modellen. Hinter diesen stünde im besten Fall stets sei die Projektart und -grösse. Insgesamt sei die der Gedanke, so Reber, «gemeinsam Projekte zu Zusammenarbeit offener und ehrlicher bei diesen optimieren». Dies, sofern möglich, von Anfang an, neuen Formen der Kooperation. da niemand an Streit Freude hätte, erklärte Reber weiter. Neue Zusammenarbeitsmodelle könnten Lö- Wer genehmigt Nacht- und Sonntagsarbeit? sungen bieten für bisherige Probleme. Damit würde Corina Müller, Ressortleiterin Arbeitnehmerschutz man sich auch vom herkömmlichen Gewalttren- beim SECO, und Thierry Vauthey, Chef des Rechts- nungsmodell verabschieden. diensts beim ASTRA, thematisierten die Nacht- und Sonntagsarbeit. Müller gab «Einblicke in die Black- Bessere Lösungen mit neuen Modellen box», wie sie formulierte. Das SECO würde immer Er berichtete von einem Projekt für die norwegische wieder mit der Frage konfrontiert, warum es Ge- Staatsbahn, das als Dialogverfahren angelegt war. suche ablehne. Nicht genehmigte Gesuche stellten Dieses Vorhaben wurde gemeinsam Stück für Unternehmen selbstverständlich vor Herausforde- Stück während der Bereinigungsphase optimiert. rungen, wenn die Bauprogramme des Bauherrn Mit dem einen Ziel: Jeweils die beste Lösung zu Nacht- oder Sonntagsarbeit erfordern. Der Gesund- finden. Vertragsverhandlungen erübrigten sich so, heitsschutz stehe gemäss Arbeitsgesetz im Mittel- denn man «sitzt am Tisch und entwickelt das Projekt punkt, so Müller. gemeinsam». So würden die Bauunternehmung und 7 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Infra-Event Untertagbau Laut Müller erreichen das SECO immer wieder entschieden und hänge von den entsprechenden Gesuche, für die es gar nicht zuständig sei. Vorü- Bedürfnissen ab. Das Ziel sei klar: Bauen soll ein- bergehende Nacht- und Sonntagsarbeit sei Sache facher werden. «Wir versprechen uns davon we- der Kantone, nicht des SECO. Dieses bewilligt aus- niger Änderungen», so Sautter. Auch die Kommu- schliesslich dauernde und regelmässig wiederkeh- nikationsmöglichkeiten würden erweitert. Statt 20 rende Nacht- und Sonntagsarbeit. Grundvoraus- Bundesordnern reiche jetzt ein iPad. Es sei bedeu- setzung dafür ist die Unentbehrlichkeit der Arbeiten. tend einfacher geworden, die Bevölkerung zu infor- Dazu hat Infra Suisse ein Factsheet erstellt (siehe mieren und «mit Visualisierungen von Projekten zu News). Den Untertagbauern gab sie mit auf den überzeugen, dass wir gute Lösungen haben». Sein Weg: Auf vollständige Unterlagen und Angaben bei Fazit: BIM werde zunehmen und für die SBB zum Gesuchen zu achten. Das sei keine Selbstverstän- Standard. digkeit und verlangsame ansonsten das Genehmi- gungsverfahren. CRB-Standards für digitales Bauen Den vielleicht anspruchsvollsten Vortrag hielten Mi- Momentan werden die Vorgaben zur Nacht- und chael Bohren, Marcel Chour und Stefan Reiser von Sonntagsarbeit revidiert. Sie sollen demnächst in der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationa- die Vernehmlassung gehen. Erleichterungen sind zu lisierung CRB, die ihre Grundlagen für Modellba- erwarten für Arbeiten an Nationalstrassen, stark be- sierte Ausschreibungen vorstellten. BIM verändere fahrenen Strassen, Tunneln oder Galerien. Vauthey die Arbeitswelt stark. BIM sei selbstverständlich erklärte, dass die Sicherheit immer Priorität habe alles andere als Selbstzweck, sondern ein Treiber und dass das ASTRA in der Nacht- und Sonntags- für mehr Effizienz. Wenn die Bundesbetriebe oder arbeit auch nicht den Heilsweg sähe. «Man bewäl- bundesnahen Betriebe BIM ab 2025 für Infrastruk- tigt Verspätungen nicht mit Nachtarbeit.» turen anwenden müssen, brauche es einheitliche Standards. Da habe man noch einen weiten Weg Nachhaltigkeit nachweisen vor sich und es gäbe noch «einige Herausforderun- Marco Fetz, Leiter Einkauf Bauprojekte bei der gen» zu bewältigen. Allein die Anzahl der Unterposi- SBB, betonte, dass es die Bundesbahnen mit nach- tionen überschreite die Millionengrenze. Der Tenor haltiger Beschaffung ernst meinen. Er warb für den des CRB-Teams: Man sei noch nicht da, wo man Standard EcoVadis. Das Label verschaffe den Un- sein wolle, aber da, wo man sein könne. ternehmen aus seiner Sicht deutliche Wettbewerbs- vorteile, fördere das Image und ziehe Nachwuchs Von Neuem aus der Rechtsprechung rund um den an. Der Mehrwert für Unternehmen würde überwie- Infrastrukturbau berichtete Dr. Roland Hürlimann. gen, zeigte sich Fetz überzeugt. Soziale und öko- Auch wenn für den Untertagbau weniger Gerichts- logische Aspekte rückten bei der SBB vermehrt in urteile existierten, wie er ausführte, gäbe es trotz- den Fokus und würden immer weiter bei Ausschrei- dem viele Entscheide, die auch den Untertagbau bungen integriert. Dieser Trend sei laut Fetz nicht betreffen. Als Beispiel führte er die Rechtspre- mehr zu stoppen. «Die SBB will entsprechende chung an zu merkantilem Minderwert, Bestellän- Vergabekriterien entwickeln, weiss aber noch nicht, derungen nach SIA-Norm 118 und Bauablaufstö- wie», gestand Fetz. Er rief die Infrastrukturbauer auf, rungen. Hürlimann machte mehrere allgemeine gemeinsam Nachhaltigkeitskriterien zu entwickeln. Tendenzen aus: Alle Baubeteiligten stünden immer stärker unter Druck, Bauprozesse würden zuneh- SBB ist bei BIM auf gutem Weg mend komplexer, der Formalismus nähme zu und Anhand des Brüttenertunnels zeigte Josef Saut- neue Gesetze seien in der Pipeline (BöB, VöB, ter, Projektleiter bei der SBB, dass Digitalisierung IVöB, SIA-Normen). für die SBB keine leere Worthülse ist, sondern im Planungsalltag angekommen. Die Teilnehmerin- nen und Teilnehmer konnten mittels Inside-Reali- ty ganz konkret erleben, was Building Information Alle Präsentationen des Infra-Events Modelling (BIM) bei einem Grossprojekt wie dem Untertagbau 2020: Brüttenertunnel bedeutet. Wie die SBB BIM nut- infra-suisse.ch/archiv ze, erklärte Sautter, werde von Projekt zu Projekt 8 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Grundbildung 402 Verkehrswegbauer schliessen ihre Lehre ab Aufgrund von Corona verlief für die Verkehrswegbauer das Qualifikationsverfahren dieses Jahr anders als gewohnt. Trotzdem können sich 402 Lernende der Berufsfachschule Verkehrswegbauer über ihren Lehrabschluss freuen. Insgesamt haben dieses Jahr 340 Lernende ihre Dem Coronavirus fiel auch die Feier für die Absol- dreijährige und 62 Lernende ihre zweijährige Aus- ventinnen und Absolventen mit der Schlussnote 5,4 bildung im Verkehrswegbau erfolgreich abge- oder höher zum Opfer. So gut abgeschlossen ha- schlossen. Das Verfahren dafür verlief aufgrund ben dieses Jahr 84 Personen ihre drei- und 5 Per- von Corona anders als sonst. So fanden für alle sonen ihre zweijährige Ausbildung. Die Bestnote er- Berufe keine schriftlichen und mündlichen Prüfun- zielte Carmen Zimmermann von der Hagedorn AG. gen statt. Bei den Strassenbauern musste zudem ganz auf die praktische Prüfung verzichtet werden. Infra Suisse gratuliert allen Absolventinnen und Ab- Eine Durchführung unter den Schutzbestimmungen solventen ganz herzlich. wäre aufgrund der hohen Anzahl an Kandidatinnen und Kandidaten nicht praktikabel gewesen. Für die Gesamtnote zählten diesmal die Erfahrungsnoten in Allgemeinbildung und Berufskunde und die Note der praktischen Prüfung. Bei den Strassenbauern Weitere Informationen: floss statt einer praktischen Note die Bewertung verkehrswegbauer.ch durch den Lehrbetrieb ein. Industrie- und Gleisbau Strassenbau Grundbau Pflästern Unterlagsbodenbau 35 EFZ / 10 EBA 280 EFZ / 44 EBA 15 EFZ / 5 EBA 2 EFZ 8 EFZ / 3 EBA 9 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Vereinbarkeit Arbeit, die Platz für Privates lässt Zusammen mit der Fachstelle UND startet Infra Suisse für ihre Mitglieder das Projekt «Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben». Die Erkenntnisse daraus sollen der gesamten Branche zur Verfügung stehen. Seit Jahren sinkt die durchschnittliche wöchentli- Vorteil zu nutzen und sich als mitarbeiterfreundlich che Arbeitszeit der Schweizerinnen und Schweizer zu positionieren. Auch im Infrastrukturbau. Denn und Teilzeitstellen nehmen zu. Beides verdeutlicht, wenn es zunehmend schwieriger wird, Vollzeitstel- wie sich die Bedürfnisse der Angestellten verän- len zu besetzen, kann gezieltes Nachwuchs- bzw. dert haben. Während dieser Wandel von einzelnen Karrieremanagement den Firmen helfen, leichter Arbeitgebern als Bedrohung wahrgenommen wird, neue Mitarbeitende zu gewinnen oder vorhandene verstehen ihn andere als Chance, um sie zu ihrem zu halten. 10 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Vereinbarkeit Förderung der Attraktivität als Arbeitgeber Reduktion der Steigerung der Personalkosten Gesundheit, Motivation und Produktivität Sicherung der Verbesserung der Corporate Social Innovationskraft Responsibility Nutzen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Quelle: Fachstelle UND Die Produktionsprozesse in der Branche, die An- 1. Ausfüllen eines Online-Fragebogens durch forderungen der Bauherrschaften bezüglich Schlüs- den Betrieb und Abgabe wesentlicher Grund- selpersonen oder auch traditionelle Wertvorstellun- lagen (Personalpolitik, Personalreglement etc.) gen stellen Bauunternehmen, welche die Vereinbar- keit von Beruf und Privatleben verbessern wollen, vor 2. Interview Fachstelle UND mit HR-Leitung/ besondere Herausforderungen. Wie diese gemeis- CEO zur Klärung und Vertiefung der Antworten tert werden können, soll im Rahmen des Projekts er- mittelt werden. Infra Suisse wird die Erkenntnisse aus 3. Aufbereiten und Präsentieren der Ergebnisse dem Projekt allen Mitgliedern zugänglich machen. durch die Fachstelle UND beim Betrieb Kultur, die Vereinbarkeit ermöglicht 4. Erstellen eines einfachen Massnahmenplans Die Fachstelle UND berät dafür im Rahmen des ge- durch den Betrieb, unterstützt von der Fach- meinsamen Projekts mit Infra Suisse 13 Verbands- stelle UND mitglieder. Diese hatten sich auf einen Aufruf hin gemeldet. Ausgangspunkt stellt die Analyse der 5. Umsetzen der Massnahmen durch den Betrieb mitmachenden Firmen dar. Daraus werden mögli- che Massnahmen abgeleitet, die die Vereinbarkeit 6. Gemeinsame Evaluation durch Betrieb und von Beruf und Familie/Privatleben verbessern sol- Fachstelle UND über die Wirkung der Mass- len. Wo besteht in der Unternehmung Handlungs- nahmen potential und -bedarf? Als Abschluss folgt im Frühling 2021 ein zweiter Damit aber Erwerbsarbeit und Privatleben in einer Workshop mit allen beteiligten Firmen, der am Firma besser und individueller vereinbart werden Ende des Projekts dem Erfahrungsaustausch al- können, braucht es die entsprechende Unterneh- ler Beteiligten dienen soll. Firmen, die das möch- mens- und Führungskultur. Dazu gehört auch eine ten und ein bestimmtes Niveau erreichen, können aktive Kommunikation innerhalb der Firma. Ange- sich von der Fachstelle mit dem «Prädikat UND» stellte müssen aktiv auf das Thema angesprochen zertifizieren lassen. werden. Das Projekt startet im November mit einem Work- Weitere Informationen: shop. Dann folgen die Arbeiten in den Betrieben, infra-suisse.ch/vereinbarkeit die sich in sechs Schritte gliedern: 11 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Polierprüfungen So viele Kandidaten wie noch nie Am 14. und 15. September 2020 fand im Campus Sursee die eidgenössische Berufsprüfung für Strassenbau- und Grundbau-Poliere statt. Bei den Strassenbauern traten 88 Kandidaten zur Prüfung an, so viele wie noch nie. Die Modulabschlussprüfungen der Polierschule am Bei der Berufsprüfung Grundbau-Polier waren 9 Campus Sursee konnten aufgrund der Corona- von 12 Kandidaten erfolgreich. Frauen waren unter Pandemie erst viel später durchgeführt werden den Teilnehmenden dieses Jahr keine vertreten. als geplant. Nur wer diese besteht, ist zur eidge- Die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten ist bei nössischen Prüfung zugelassen. Diese konnte wie der Berufsprüfung der Strassenbau-Poliere in den geplant stattfinden. Fachexperten aus Bauunterneh- letzten Jahren stark gestiegen. Dazu dürfte der Um- mungen prüfen während insgesamt 5 Stunden, ob stand beitragen, dass der Bund die Ausbildung nur die Kandidaten über die verlangten Kompetenzen denjenigen subventioniert, die zu einer eidgenössi- verfügen. Gemäss einer Umfrage von Infra Suisse schen Berufsprüfung antreten. bekunden die Bauunternehmen bei den Vorarbei- tern und Polieren die grössten Schwierigkeiten, Infra Suisse gratuliert den erfolgreichen Absolven- geeignetes Personal zu finden. Zur Berufsprüfung ten zu ihrer Leistung und wünscht ihnen für ihre be- Strassenbau-Polier/in waren 88 Personen angetre- rufliche Zukunft im Infrastrukturbau alles Gute. ten. 61 haben die Prüfung erfolgreich bestanden. 12 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Polierprüfungen Den eidg. Fachausweis Strassenbau-Polier erhalten: Ambauen Josef (SPAG Schnyder, Plüss AG), Arnold Urs (Implenia Schweiz AG), Baumgartner Christian (Birchmeier Bau AG), Beutler Dominik (Aeschlimann AG), Beyeler Jarno (Gebrüder Jetzer AG), Bill Dario (Marti AG Bern), Blumenthal Livio (MettlerPrader AG), Bolliger Cedric (KIBAG Bauleistungen AG), Brechbühl Fabian (Fuhrer + Dubach AG), Büeler Phlipp (Walo Bertschinger AG), Bujar Krieziu (Schmid Bauunternehmung AG), Ehrbar Mario (Hagedorn AG), Fankhauser Daniel (Marti AG Bern), Frank Reto (Gebrüder Frank AG), Freitag Tobias (Liechti AG Tief- und Gartenbau), Frommelt Alex (Foser AG), Grund- bacher Dario (Gränicher AG), Hachen Iwan (Marti AG Bern), Hossfeld Tobias (KIBAG Bauleistungen AG), Hungerbühler Dominik (STRABAG AG), Jud Dimitri (Eberhard Bau AG), Junker Roman (Implenia Schweiz AG), Kanberi Seyyid (Aeschlimann AG), Koch Timo (Koch AG Strassen- und Tiefbau Kies & Beton), Ko- cher Marco (Grund- und Tiefbau AG Solothurn), Kohler Samuel (Cellere Bau AG), Krucker Alain (STRA- BAG AG), Lang Bruno (Aarvia Bau AG), Laubi Raphael (Tozzo AG), Lerch Micha (Vanoli AG), Liesch Riccardo (A. Käppeli‘s Söhne AG), Luternauer Pascal (KIBAG Bauleistungen AG), Lüthi Robin (Reichmuth Bauunternehmung AG), Matter Sebastian (flexBelag bau ag Zürich), Nussbaum Christoph (Hans Weibel AG), Oliveira Miguel (Walo Bertschinger AG), Pajic Momcilo (Vonplon Strassenbau AG), Pfister Marcel (Fribag Tief- und Strassenbau AG), Plüss Stefan (E. Schär AG), Pulver Nicolas (Marti AG Bern), Rösti Fabio (Marti AG Bern), Sägesser Niklaus (Künti AG), Sägesser Tobias (H. Wellauer AG), Schlegel Simon (Keller Frei AG), Schmid Sandro (Marti AG Bern, Filiale Frutigen), Schneebeli Adrian (Rico Ponato AG), Schneider Florin (KIBAG Bauleistungen AG), Schubiger Andreas (Pozzi AG), Schwab Marc (Marti AG Bern), Sielaff Ronny (Stettler AG), Sorg Severin (Righi AG), Stipic Mihael (Walo Bertschinger AG), Su- ter Iwan (Schelbert AG), Suter Adrian (Hagedorn AG), Suter Silvan (KIBAG Bauleistungen AG), Trüssel Andreas (Sustra AG), Winter Michael (Birchmeier Bau AG), Wipf Simon (Implenia Schweiz AG), Wittwer Patrik (Kästli Bau AG), Zürcher Josua (Stutz AG), Zweifel Joël (KIBAG Bauleistungen AG) Den eidg. Fachausweis Grundbau-Polier erhalten: Baumann Simon (Gasser Felstechnik AG), Lora Robin (Frutiger AG), Lüthy Patrick (Stutz AG), Mäder Roman (Stutz AG), Meier Pascal (Ghelma AG Spezialtiefbau), Meli Sandro (Ribbert AG), Reber Sven (Gasser Felstechnik AG), Rusterholz Samys (JMS Risi AG), Winterberger Urs (Ghelma AG Spezialtiefbau) Die eidgenössische Berufsprüfung für Strassenbau-Poliere findet jedes Jahr statt, das nächste Mal am 20./21. September 2021. Die eidgenössische Berufsprüfung für Grundbau-Poliere findet aufgrund der geringeren Teilnehmerzahlen jeweils alle zwei Jahre statt. Die Anmeldung ist möglich ab März 2021 unter: infra-suisse.ch/polier 13 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020 Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau Wer will Tunnelbauer werden? Infra Suisse engagiert sich vielfältig für den Nachwuchs. Der Hochschulkurs Untertagbau stellt dabei eine besondere Erfolgsgeschichte dar. Mit diesem soll der Ingenieursnachwuchs für den Tunnelbau begeistert werden, etwa mit dem Besuch des Gubristtunnels. 14 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau Der Ingenieursnachwuchs lernt beim Hochschul- Besuch angeknüpft. Die Teilnehmenden näherten kurs Untertagbau aus erster Hand. Zahlreiche Bau- sich so anhand realistischer Szenarien den Aufga- praktiker verschiedener Firmen geben dazu ihr Wis- ben im Tunnelbau an. Dazu standen verschiedene sen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter. Themen auf dem Programm von Baustellenplanung Auch diesmal gewannen so 37 zukünftige Ingenieu- bis Berechnungen. rinnen und Ingenieure einen sehr guten Einblick in die Welt des Tunnelbaus – darunter 13 Frauen. Die Studierenden konnten so direkt erfahren, was die Arbeit von Bauingenieuren im Tunnelbau aus- Der Nachwuchs konnte während der viertägigen macht. Zur besseren Veranschaulichung wurde Veranstaltung nicht nur die Herausforderungen des auch im Sandhaufen der Übungshallen auf dem Tunnelbaus kennenlernen, sondern sich auch über Campus der Tunnelbau geübt. Die Studierenden die beruflichen Möglichkeiten in diesem Gebiet beschäftigten sich in Arbeitsgruppen mit verschie- informieren. Die Veranstaltung verfolgt das Ziel, denen Themen: von Kalottenausbruch, Sohlgewöl- Nachwuchskräfte für den Tunnelbau zu begeistern. be und WELK, Zwischendecke bis Schalung und Bekanntlich sind Ingenieure auch bei den Tunnel- Innengewölbe. Anhand ihrer Beispiele mussten die bauern sehr gesucht. Studierenden über die Vor- und Nachteile unter- schiedlicher Ausführungsmethoden für ihr Projekt Besuch des Gubristtunnels entscheiden und den Arbeitszyklus, Material- und Statt im Hörsaal Theorie zu büffeln, stand bereits Mitarbeitereinsatz planen und berechnen. Dafür galt am zweiten Tag die Praxis im Vordergrund: mit der es ganz realitätsnah verschiedene Vorgaben wie Besichtigung der Baustelle Gubristtunnel. Das war Zeit und Platz zu berücksichtigen. Aber Hilfe war eine eindrückliche und für einzelne auch erste Er- nah. «Dabei wurden wir von Fachleuten aus Bau- fahrung mit einer Baustelle dieser Grösse. Im wei- unternehmen angeleitet, die uns gesagt haben, auf teren Verlauf der Kurstage auf dem Campus Sursee was wir speziell achten sollen», sagte Julia Huber, wurde bei den Themen und Aufgaben an diesen ETH-Studentin im dritten Semester. 15 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Hochschulkurs Untertagbau Infra Suisse bietet den Hochschulkurs jedes Jahr Nachwuchs ja sozusagen in Form ihrer Mitarbeiter in der letzten Woche der Semesterferien an. Er – und dieser konnte wiederum erste Kontakte zu richtet sich an interessierte Studierende von ETH künftigen Arbeitnehmern knüpfen, z.B. für künftige und Fachhochschulen der gesamten Schweiz. Der Praktikumsstellen. Nachwuchs stammte diesmal von acht Hochschu- len der Deutschschweiz und der Romandie. Die Den Nachwuchs fördern Veranstaltung versucht, die Brücke von der Theo- Bernd Raderbauer von der Marti Tunnel AG enga- rie der Ausbildung zur späteren Praxis zu schlagen. giert sich seit rund 10 Jahren beim Hochschulkurs Durch die Vielzahl an Fachleuten verschiedener als Gruppenbetreuer. Er ist Diplom-Ingenieur und Bauunternehmungen gelingt dies seit Jahren sehr Mitglied der Geschäftsleitung. Die Teilnehmenden gut, sei es als Gruppenbetreuer oder Übungs- lobte er: «Es ist beeindruckend, wieviel die Studie- leiter. Die Berufspraktiker zeigen sich dabei nicht renden in so kurzer Zeit erreichen können. Den Stu- nur als ideale Wissensvermittler, sondern auch als dierenden gab er aber auch mit auf den Weg: «Es beste Botschafter für den Tunnelbau. Durch die be- ist immer wichtig, Themen ganzheitlich zu betrach- schränkte Platzzahl war wieder eine individuelle Be- ten und zu Ende zu denken.» Beim Tunnelbau kann treuung möglich. Entsprechend positiv fallen auch das sonst enorme Aufwendungen verursachen. Er die Urteile der Teilnehmenden aus. schätzt den Kontakt zum Nachwuchs. «Es macht Freude mit den jungen Leuten zu arbeiten und de- Eine coole Erfahrung ren Motivation, Spass und Neugierde am Tunnelbau «Ich habe die Veranstaltung genutzt, um heraus- zu erleben, ein Metier, das sie noch nicht kennen, finden, welche Vertiefungsrichtung ich im Master sowie ihre Freude am Lernen.» Für ihn steht fest: machen will und was Untertagbau ist», sagte Nick «Die Jugend ist die Zukunft. Es ist unsere Aufgabe, Bienz, ETH-Student im dritten Semester. «Es han- den Nachwuchs zu fördern.» Der Erfolg gibt ihm delt sich um Stoff, den wir erst im vierten Semester dabei recht. Die Firma Marti konnte schon mehrere durchgehen. Mir hat die Veranstaltung sehr viel ge- Teilnehmende vergangener Kurse einstellen. Sie hat- bracht. Ich habe einen umfassenden Einblick in die ten sich zuerst bei ihm für ein Praktikum gemeldet. Arbeit im Tunnelbau und von Unternehmungen be- Nach diesem und nach dem Studium winkte die kommen. Highlight war für mich der Tunnelbesuch. Festanstellung. Ich habe die Gruppenarbeit und den lockeren Um- gang mit Studierenden und Dozenten genossen.» Lob für die Studierenden Es war eine intensive Zeit. «Es hat Spass ge- Auch Julia Huber fand: «Es ist eine coole Erfahrung macht, es ist eine gute Woche gewesen», urteilte gewesen. Wir haben sehr viel gelernt an den ers- Christoph Ruchti vom Bildungszentrum Bau des ten beiden Tagen: Fachbegriffe, die wir noch nicht Campus Sursee. Die Eintrittsprüfung zum Tunnel- im Studium gehabt hatten und haben es dann auf bau haben alle Teilnehmenden des Kurses bestan- der Baustelle direkt sehen können. Der Kurs sei den, erklärte Stefan Müller, der Leiter des Kurses. ein guter Ausgleich zum Studium.» «Es war eine Dafür erhielten sie am Ende ein Diplom. «Tunnelbau super Zeit», hiess es auch aus Gruppe 3 bei der ist ein Abenteuer. Man weiss nie, was einem am an- Abschlusspräsentation. deren Tag erwartet», motivierte Müller am Schluss der Veranstaltung. «Es hat viel Motivierendes wie Vielen Studierenden wurde klar: In der Praxis den Wow-Effekt beim Durchschlag.» Er lobte die braucht es mehr, als die Ausbildung lehrt. In den Teilnehmenden: Eine sehr motivierte Gruppe sei es Übungen ging es deshalb ebenfalls um Kompeten- gewesen. «Wir zählen auf sie.» Auf dass sich viele zen wie Teamfähigkeit und Teamwork. Dafür stand der Studierenden nach ihrem Studium für den Tun- die Zusammenarbeit in Gruppen im Fokus, um nelbau entscheiden. Probleme gemeinsam zu lösen. Julia Huber meinte denn auch: «Mir ist während der Tage aufgefallen, wie wichtig Teamarbeit und Kommunikation sind.» Weitere Informationen: Das konnte man auch gleich beim Netzwerken infra-suisse.ch/hochschulen üben. Die Unternehmen präsentierten sich dem 16 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
SBB-Bauvolumen Ausgaben bei SBB sollen wieder steigen Die SBB hat Zahlen zu ihren Bauvolumen vorgelegt. Aufgrund von Budgetkorrekturen fallen die Ausgaben 2020 und 2021 tiefer aus als ursprünglich erwartet. Die Ausgaben dürften in Zukunft wieder steigen. Laut Zahlen der SBB vom September werden die Investitionsbedarf nicht mehr gleich hoch ist wie in Bauvolumen 2020 und 2021 tiefer liegen als ge- den Vorjahren. Nachdem der Zahlungsrahmen für plant. Demnach fällt das Volumen durch die von der die Finanzierung der Bahninfrastruktur 2021–2024 SBB vorgenommene Depriorisierung im Jahr 2020 im Parlament wie geplant verabschiedet wurde, um 12,7 Prozent und im Jahr 2021 um 8 Prozent tie- bleibt das Investitionsvolumen für Substanzerhalt fer aus als ursprünglich kalkuliert. Bis 2024 gehen und Unterhalt in den kommenden Jahren unverän- die SBB aber wieder von steigenden Bauvolumen dert hoch. Hinzu kommen die zahlreichen Ausbau- aus. Ausnahme bildet das Tessin, wo aufgrund projekte im Rahmen der Ausbauschritte 2025 und der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels der 2035, die teilweise bereits am Laufen sind. Entwicklung Bauvolumen pro Region 2020-2024. (Stand September 2020). Entwicklung SBB-Bauvolumen nach Regionen 2020–2024 900’000’000 800’000’000 700’000’000 600’000’000 Jahr Total Bauvolumen (LV und SOFI*) 500’000’000 2020 1’948’806’728 400’000’000 2021 2’130’866’516 300’000’000 2022 2’021’908’967 200’000’000 2023 2’502’181’731 100’000’000 0 2024 2’292’622’193 2020 2021 2022 2023 2024 Mitte Ost Süd West **sonderfinanzierte sonderfinanzierte Projekte Projekte / Angaben in CHF Quelle: SBB Infrastruktur / Stand: 9. September 2020 Projektstand vom 9. September 2020. SBB • Infrastruktur • September 2020 3 17 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
SwissSkills Connect Jugendliche online für Strassenbau begeistern Auch wenn den Strassenbauern dieses Jahr ohne SwissSkills ein wichtiger Ort zum Präsentieren fehlte, bot das Ersatzformat der SwissSkills eine Alternative: eine neue Plattform mit Live-Chats für Schülerinnen und Schüler auf Berufssuche. Corona-bedingt konnten die Strassenbauer dieses Wenn die interessierten Schülerinnen und Schü- Jahr ihr Können nicht an ihrer Meisterschaft bei den ler schon keinen Einblick in die Berufswelt an den SwissSkills unter Beweis stellen. Damit fehlte ihnen SwissSkills bekommen können, sollen sie doch auch eine wichtige Bühne, um ihren Beruf im rech- aus erster Hand sehen und hören, worum es bei ten Licht zu präsentieren. den Berufen geht. Digitales Schnuppern, sozusa- gen. Zum Einsatz kamen dafür junge Berufsleute. Als Alternative boten die SwissSkills eine On- Denn wer könnte besser von den Berufen erzählen line-Plattform samt Video-Chats. Das Motto dabei: als sie. 18 Infra Suisse Bulletin N° 55
SwissSkills Connect Auch zwei Strassenbauer dabei Strassenbauer EFZ dieses Jahr mit der Note 5,8 Zu diesem Zweck standen auch zwei junge Stras- abgeschlossen und Eric ist kein geringerer als einer senbauer bereit: Marco Hobi (Koch AG Appenzell) der amtierenden Strassenbau-Meister der Schweiz aus der Deutschschweiz und Eric Estevez (Torti Frè- (jetzt sogar noch etwas länger bis zur nächsten res SA) aus der Romandie. Ihre Aufgabe, die sie mit Meisterschaft). Marco war schon immer Baustel- Bravour gemeistert haben, bestand darin: Schüle- len-Fan. Für ihn ist Strassenbauer «ein extremer rinnen und Schüler, die vor der Berufswahl stehen, Traumberuf». «Gezahlt sind wir extrem gut». Er be- über ihre Arbeit als Strassenbauer zu informieren. tonte: «Man kann auch schon am ersten Tag viel machen, man muss nicht zuschauen, sondern kann Die beiden jungen Berufstalente standen den Mo- grad anpacken.» Das Highlight am Beruf ist für ihn deratorinnen und Schülerinnen und Schülern Rede die Vielseitigkeit: jeden Tag etwas anderes erleben und Antwort in Form von zwei Live-Chats von je 15 und machen sowie die wechselnden Orte und Men- Minuten. Dafür gingen viele Fragen ein. Die Chats schen. Ausserdem gibt es im Beruf gute Chancen, stehen auch nachträglich noch bereit und geben sich weiterzuentwickeln, etwa zum Vorarbeiter oder Interessierten einen guten Einblick in den Beruf. Polier. Noch mehr Infos bieten die Profile der beiden. Bei den Chats ging es weniger um Fachwissen, son- Herzlichen Dank den beiden fürs Mitmachen und dern um den Arbeitsalltag und die Berufserfahrun- ihren Einsatz! gen der beiden jungen Strassenbauer. Strassenbauer als Traumberuf Weitere Informationen: Dabei präsentierten sich die beiden als beste Bot- connect.swiss-skills.ch schafter für ihren Beruf. Marco hat seine Lehre play play Eric Estevez, 22 Marco Hobi, 19 Strassenbauer EFZ Strassenbauer EFZ «J’aime travailler en équipe.» «Wir bauen an unserer Zukunft, diese liegt in unseren Händen und ich als Strassenbauer schaffe die Grundlage dafür!» QR-Code scannen und Live-Chat und Profil anschauen: 19 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Mobilfunktechnologie Die Bedeutung von 5G für den Infrastrukturbau Die neue Mobilfunktechnologie 5G ist für die Baubranche von grosser Bedeutung. So stellt 5G nicht nur einen leistungsfähigen Mobilfunk in der ganzen Schweiz sicher, sondern legt auch die Basis für eine umfassende BIM-Nutzung. Im Juli wurde die Plattform CHANCE5G lanciert. 20 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Mobilfunktechnologie Der Mobilfunk entwickelt sich ständig weiter. 5G BIM-Informationen von überallher sicherzustellen – wird in absehbarer Zeit den heutigen 4G-Standard auch in Randregionen. Dadurch wird die mobile, ersetzen und neue Anwendungsmöglichkeiten er- dezentrale Zusammenarbeit vereinfacht und effi- öffnen. Der neue Standard ist ein technologischer zienter. Auch die Fernsteuerung von Fahrzeugen Meilenstein: 5G verwendet ähnliche Frequenzbän- wird dank 5G ermöglicht. der wie frühere Mobilfunktechnologien und WLAN, - Verfügbarkeit: Die heutigen Mobilfunknetze stos- kann diese aber effizienter nutzen. Die neuen Sen- sen an ihre Grenzen, verdoppelt sich doch die deanlagen ermöglichen eine höhere Kapazität, wo- mobil übertragene Datenmenge alle 18 Monate. mit sie bis zu 100-mal mehr Geräte pro Antenne 5G stellt sicher, dass die Mobilfunknetze die stei- erreichen. Zudem bietet 5G eine bis zu 100-fach genden Anforderungen auch in Zukunft zuverläs- grössere Bandbreite (höhere Geschwindigkeit) sig erfüllen. Damit ist ein leistungsfähiger Mobil- und eine bis zu 50-fach kürzere Reaktionszeit (La- funk in der ganzen Schweiz sichergestellt und tenz). Heutige Anwendungen lassen sich dadurch Datenstaus werden verhindert. stabiler und effizienter nutzen. Gleichzeitig werden - Sicherheit: Lückenlose und sichere Kommuni- dank den verbesserten Leistungseigenschaften kationsnetzwerke leisten einen Beitrag für die Si- neue Möglichkeiten eröffnet. Kurz: 5G ist für eine cherheit auf den Baustellen. Zudem wird dank der wettbewerbsfähige Schweiz entscheidend und leis- neuesten Technologie die Datensicherheit weiter tet einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung erhöht. des Landes. Chancen für die Baubranche Digitalisierungsschub unausweichlich 5G führt nicht nur zu Vorteilen in bereits bekannten Auch vor dem Schweizer Infrastrukturbau macht Anwendungsfeldern, sondern wird diese in Zukunft die fortschreitende Digitalisierung nicht Halt, insbe- auch voranbringen und sogar neue Anwendungsfel- sondere auch auf den Baustellen. Die Ausführungs- der schaffen. So wird dank Augmented- oder Virtu- planung, die Baustellenlogistik und der Einsatz der al-Reality das Zurechtfinden auf der Baustelle oder Maschinen vor Ort werden zunehmend digital er- im Modell erleichtert. Mit automatisierten Prozessen folgen. Baupläne werden in Zukunft vermehrt digi- kann der Aufwand deutlich verringert werden, etwa tal und dreidimensional auf Tablets in Echtzeit ge- bei der Dokumentation von Leistungsfortschritt, nutzt. Dies ermöglicht zukünftig ein einfacheres und Ausmassermittlung oder Rechnungsstellung. Es schnelleres Arbeiten. Intelligente Baumaschinen werden mehr Informationen und diese in besserer oder Drohnen werden Tätigkeiten auf der Baustel- Qualität verfügbar sein. le unterstützen. Zentral dabei: Building Information Modelling (BIM) wird Standard. Bundesbetriebe 5G ist somit für die Innovationsfähigkeit und für die und bundesnahe Betriebe sollen ab 2025 für ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Infrastruktur-Beschaffungen BIM als Standard vor- Baubranche entscheidend. Eine gesteigerte Wett- geben. Auch die Arbeitnehmer profitieren, denn bewerbsfähigkeit sichert Arbeitsplätze. Neue Tech- mobiles Arbeiten wird in allen Bereichen der Bran- nologien schaffen zudem neue Tätigkeitsfelder und che zunehmen. fördern entsprechende Neuanstellungen. Die Digi- talisierung ermöglicht auch Erleichterungen am Neue Anforderungen bedingen 5G-Infrastruktur Arbeitsplatz, die gerade in einer Branche mit stets Diese zunehmende Digitalisierung in der Baubran- hohen Anforderungen wünschenswert sind und die che und somit der Austausch von sehr grossen Da- Attraktivität der Berufe steigern. Diese Entwicklung tenmengen zwischen unterschiedlichen Anspruchs- ist nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Ar- gruppen und Orten stellt neue Anforderungen an beitgeber eine Chance, kämpft doch auch der Infra- den Schweizer Mobilfunk. Mit 5G kann die erfolg- strukturbau verstärkt um qualifiziertes Personal. reiche Digitalisierung der Baubranche sicherge- stellt werden: - Geschwindigkeit: 5G ermöglicht, die Geschwin- Weitere Informationen: digkeit für den Austausch von Daten zu erhöhen chance5G.ch und so das Teilen und Abrufen von datenintensiven 21 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen «Luzerner Bauingenieure sind sehr gefragt» Die Hochschule Luzern bietet als einzige Hochschule der Schweiz die Studienrichtung Verkehr und Wasser an. Professor Kenel erklärt die Wichtigkeit dieser Richtung für Studierende und die Bauwirtschaft. Ob mit oder ohne Regenbogen – Idylle pur: der hochmoderne Campus in Horw Wieso sollten sich Interessierte für das Bauin- zu vertiefen und haben drei verschiedene Studien- genieurstudium oder eine Weiterbildung in dem richtungen entwickelt, die die Studierenden ab dem Bereich an der Hochschule Luzern (HSLU) ent- zweiten Semester besuchen: Verkehr und Wasser scheiden? sowie Konstruktion und Tragwerk und Gebäudehül- le. Verkehr und Wasser grenzt sich thematisch von Schweizweit ist die Bauingenieurausbildung an Fach- den beiden anderen, eher klassischeren ab. hochschulen generalistisch orientiert und bietet gegen Ende des Studiums einige wenige Vertie- Zu unseren Weiterbildungen: Im Berufsleben wer- fungsmöglichkeiten. Wir hingegen haben uns 2017 den Absolvierende feststellen, dass Kompetenzen entschieden, die Bauingenieurausbildung fachlich gefragt sind, die das Studium nicht vollständig 22 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen abdecken konnte. Und genau hier setzt die Weiter- Ausführung und Überwachung sowie Vertragswesen bildung ein und bietet Angebote an, um diese Wis- und Sicherheit, damit Projekte im Grund- und Spe- senslücken zu schliessen. Das Angebot reicht von zialtiefbau erfolgreicher abgewickelt werden können. Kursen im Umfang weniger Tage bis natürlich zu Auch weil in der Schweiz immer häufiger in dichten mehreren Wochen mit konzentrierten Einsätzen. Siedlungsgebieten und auf ungünstigem Baugrund oder an Hanglagen gebaut wird, ist dieses Wissen Welchen Stellenwert nehmen der Infrastruktur- sehr bedeutend. bau und Tiefbau an Ihrer Hochschule ein? Wie profitieren Unternehmen? Diese Bereiche des Bauwesens benötigen in der Zu- kunft hohe Investitionen und somit auch Fachkräfte. Bei uns lernen die Studierenden die «gebaute Um- Die HSLU, mit dem Fachbereich Technik & Archi- welt», einen zentralen Pfeiler der Schweizer Wirt- tektur, bietet als einzige Schweizer Fachhochschule schaft, für zukünftige Herausforderungen zu erhalten die spezifische Studienrichtung Verkehr und Was- und baulich weiterzuentwickeln. Die Bauingenieu- ser an. Diese ermöglicht eine fachlich vertiefte Ba- rinnen oder Bauingenieure der HSLU sind nicht chelorausbildung im Bereich Tiefbau. nur technisch qualifiziert, sondern beeinflussen die Wettbewerbsfähigkeit und den nachhaltigen Erfolg Wie kam es zu Ihrer neuen Studienrichtung Ver- ihres zukünftigen Arbeitgebers. Sie gestalten die kehr und Wasser? Zukunft mit. Sie sind auf dem Arbeitsmarkt derzeit sehr gefragt. Sie denken ökonomisch und vernetzt, Wir haben im Jahr 2016 die zukünftigen Arbeitgeber sind gleichzeitig kreativ und suchen gerne neue Lö- unserer Absolvierenden im Konkordatsgebiet der sungsansätze. HSLU interviewt. Dabei wurde bei den Abschluss- kompetenzen mehrheitlich der Wunsch nach einer fachlich vertieften Ausbildung im Bereich Verkehrs- planung, Wasserbau und Schutz vor Naturgefahren geäussert. Bei der Curriculumsüberarbeitung ha- ben wir den «Bestellungen» in fachlicher Hinsicht Rechnung getragen. Wo stehen Sie mit der Studienrichtung? Die Studienrichtung gibt es seit dem Herbstsemes- ter 2017, das heisst, in diesem Sommer wurden die ersten Bauingenieure des neuen Curriculums di- plomiert und in die Berufspraxis entlassen. Meiner Ansicht nach haben die Absolvierenden dieser Stu- dienrichtung hervorragende Zukunftsaussichten. In- teressierte sollten die freien Plätze nutzen. Zur Person: Prof. Dr. Albin Kenel ist Studiengangsleiter Das CAS Grund- und Spezialtiefbau startet die- Bachelor Bauingenieurswesen und Insti- sen Oktober in seine sechste Durchführung. Was tutsleiter am Institut für Bauingenieurwesen ist das Erfolgsrezept? IBI der Hochschule Luzern in Horw. Kenel ist diplomierter Bauingenieur HTL/ETH und In Partnerschaft mit Infra Suisse wurde dieses CAS Doktor der ETH Zürich. Seine Schwerpunk- vor Jahren lanciert, da der Verband mit seiner grossen te sind das Trag- und Verformungsverhalten Nähe zur Wirtschaft erkannt hat, dass hier Wis- von Stahlbetonbauten sowie die Material- senslücken bestehen. Ein Studium kann leider un- eigenschaften bestehender Betonbauten. möglich alles abdecken. Dieses CAS vermittelt das Infra Suisse ist Träger des CAS Grund- und nötige methodische und technische Know-how in Spezialtiefbau an der Hochschule Luzern. den Bereichen Baugrund und Tragwerkskonzepte, 23 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Bauingenieurswesen Professor Albin Kenel Beziehen Sie Firmen in die Ausbildung mit ein? Parallel dazu ist der neue Bachelor-Studiengang «Digital Construction» gestartet, in welchem beide Der Einbezug der Bauwirtschaft ist in der Master- Aspekte eine zentrale Rolle spielen. ausbildung zentral. Viele in der Bauwirtschaft fest- gestellte Probleme werden durch unsere Dozie- Was ist Ihre Prognose: Wie entwickelt sich das renden in Forschungs-Fragestellungen übersetzt. Bauengineering in Zukunft weiter und was er- Diese können in angewandten Forschungsprojek- hoffen Sie sich? ten durch Masterstudierende bearbeitet werden. Die Bauwirtschaft profitiert im doppelten Sinne: Die baulichen Herausforderungen werden noch Einerseits erhält sie fundierte Problemlösungsvor- komplexer und interdisziplinärer, bei gleichzeitig schläge aus den Forschungsprojekten und ander- zunehmendem Termin- und Kostendruck. Die Pla- seits werden dadurch die Masterstudierenden top nungs- und Projektierungswerkzeuge verschieben ausgebildet. Die Bachelorstudierenden führen nach sich noch mehr in den digitalen Bereich unter Ein- Möglichkeit Experimente oder Grossversuche in bezug aller Akteure (Auftraggeber, Planer, Bau- unseren gut ausgestatteten Laborräumen durch. firmen). Die spannende Aufgabe wird sein, die Zudem sind die Firmen auch interessiert, den Stu- Absolvierenden für die neuen digitalen Heraus- dierenden Fragestellungen aus der Praxis für Pro- forderungen zu befähigen und gleichzeitig die fun- jektarbeiten zur Verfügung zu stellen. dierte, naturwissenschaftliche Grundausbildung sicherzustellen. Für die Zukunft wünsche ich mir, Wie spielen aktuelle Trends wie Digitalisierung dass das Berufsbild und die Reputation des Bau- und Nachhaltigkeit in die Ausbildungen herein? ingenieurs wieder vermehrt im positiven Sinne und Da sind Sie bestimmt besonders gefordert. als technischer Verwalter der gebauten Umwelt wahrgenommen wird. Nach der ersten kompletten Durchführung des 2017 eingeführten Curriculums führen wir aktuell eine Überprüfung des Curriculums unter genau die- Weitere Informationen: sen beiden Aspekten durch. Anschliessend werden hslu.ch/bauingenieurwesen wir die Anpassungen – wo notwendig – vorbereiten. 24 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
Infra-Tagungen Infra-Tagung und Journée Infra finden erst 2022 statt Infra Suisse plant die beiden grössten Anlässe für Infrastrukturbauer der Schweiz wieder für 2022. Das hat der Vorstand aufgrund der aktuellen Situation entschieden. Die Infra-Tagung vom 21. Januar 2021 und die Jour- Der Vorstand von Infra Suisse bedauert den Ent- née Infra vom 2. Februar 2021 finden aufgrund der scheid ausserordentlich. Die nächste Infra-Tagung Corona-Pandemie nicht statt. Infra Suisse hat meh- ist am Donnerstag, 20. Januar 2022 geplant. Die rere Varianten geprüft und keine davon als sinnvoll nächste Journée Infra findet am Dienstag, 1. Februar und durchführbar erachtet. 2022 statt. Infra-Tagung und Journée Infra sind die grössten Branchenveranstaltungen des Schweizer Infra- Weitere Informationen: strukturbaus. Gesundheitsschutz und Netzwerkge- infra-suisse.ch/veranstaltungen danke beider Veranstaltungen sind unter den aktu- ellen Umständen nicht vereinbar. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Situa- tion bis im Januar 2021 massgeblich entspannt. 25 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS Mit dem CAS Karriere im Grund- und Tiefbau machen Das CAS Grund- und Spezialtiefbau hat sich etabliert und startet im Oktober zum sechsten Mal. Im September nahmen die Absolventen des aktuellen Durchgangs ihre Diplome entgegen. Der CAS-Studiengang Grund- und Spezialtiefbau schon mit der Ausbildung beginnen. Das CAS wur- an der Hochschule Luzern besteht seit 2015. Mitte de aus der Taufe gehoben, um Fachleute auszubil- September konnten bereits die Absolventen des den, die die immer komplexer werdenden Arbeiten fünften Jahrgangs ihre Diplome in den Händen hal- im Grund- und Spezialtiefbau erfolgreich planen und ten, bevor die nächsten Studierenden im Oktober ausführen können. 26 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS Die Teilnehmenden kommen dafür aus der ganzen Verständnis für die anderen Parteien, also Unter- Deutschschweiz, teils auch aus der Romandie oder nehmer und Geologen, verbessert, damit ich ihre dem Tessin. Pro Durchgang können bis zu 20 Per- Sicht einnehmen kann.» Dafür stehe auch der Aus- sonen teilnehmen. Unter den Studierenden finden tausch mit den Studienkolleginnen und -kollegen im sich bisher die unterschiedlichsten Berufe: vom Mittelpunkt. «Von diesem konnte man sehr profitie- Ingenieur, Techniker, Baumeister, Kalkulator, über ren», so Baumberger weiter. Die Mischung der Teil- Bauführer, Geologen, Geotechniker bis hin zu be- nehmenden stimmte dafür beim aktuellen Jahrgang. rufsverwandten Baufachleuten aus dem Grund- und Die Studierenden kamen aus den unterschiedlichen Spezialtiefbau, wie Studiengangsleiter Markus Zie- Bereichen, so dass es zu «sehr befruchtenden, le- roff erklärt. Die Geologen fallen dabei besonders bendigen Diskussionen» kam, so Dozent Daniel auf. Diesen gehe es um ein «fundiertes technisches Bucher von der Implenia AG. «Es sei jeweils eine Verständnis», so Zieroff, sowie um den fachlichen schöne Herausforderung, den Stoff an die Leute zu Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus bringen.» Sein Dozenten-Kollege Fritz Neiger von der Planung und Ausführung. der Marti AG pflichtet ihm bei. Für beide mache der Austausch einen grossen Anreiz aus, um beim CAS Über den Tellerrand hinaus zu unterrichten. Dabei lernen sie selbst immer wie- Was wünscht er sich für das CAS? «Mehr Bauher- der dazu. ren», sagt er. «Diese könnten nicht nur selbst vom Kurs profitieren, sondern auch das CAS mit ihrer Eine Win-win-Situation Sicht der Dinge bereichern.» Denn der Austausch, René Schmidli, Vorstand bei Infra Suisse, erinnert betonen die meisten befragten Dozenten und Ab- während seiner Rede an der Abschlussfeier an die solventen, bleibt zentral für den Erfolg. Selbstver- Anfänge. Das CAS wurde trotz anfänglicher Wi- ständlich vermittelt der Studiengang das obligatori- derstände initiiert, wie er betont. Infra Suisse ist sche breite und fundierte Fachwissen, andererseits seit Anfang an Trägerin des Lehrgangs. «Die Zu- schafft er aber vor allem ein grösseres Verständnis sammenarbeit mit Infra Suisse hat sich ausgezahlt. für alle am Bau Beteiligten, und zwar über den eige- Es ist eine Win-win-Situation», findet Isabelle Kalt nen Tellerrand hinaus. Der frisch diplomierte Rolf Scholl, Weiterbildungsleiterin am Institut für Bau- Baumberger bestätigt dies: «Im Kurs hat sich das ingenieurwesen der Hochschule, zu dem auch der 27 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
CAS CAS-Lehrgang gehört. «Die Wirtschaft ist froh, antreffe. Er selbst habe bereits 30 Jahre im Spe- neue qualifizierte Fachfrauen und Fachmänner zu zialtiefbau gearbeitet und schon die unmöglichsten haben.» Rechne man den Vorlauf für das CAS übri- Dinge erlebt. gens mit ein, gehe man bald ins verflixte siebte Jahr, merkt Kalt Scholl noch an. Die Abschlussarbeiten beschäftigen sich in diesem Jahr mit unterschiedlichen Bauprojekten oder beant- Aber kein Grund zur Sorge. «Denn das CAS-Pro- worteten übergeordnete Fragen zu klimakompatib- gramm ist einzigartig in der Schweiz und im be- lem Bauen, Böschungsstabilisierung oder Bauablauf- nachbarten deutschsprachigen Raum», versichert störungen. Der Preis für die beste Abschlussarbeit Zieroff. Absolvierende können nach der Ausbildung ging diesmal an Marco Baum. Er hat ein Baugruben- Probleme des Grund- und Tiefbaus ganzheitlich konzept für ein Mehrfamilienhaus in Nesslau vorge- denken, kennen das Normen- und Vertragswesen legt und damit eine Bestnote erzielt. und verfügen über organisatorische und planerische Kompetenzen. Auch auf ein verbessertes Verständ- Erwartungen voll erfüllt nis von Risiken zielt das CAS ab. Diese Kenntnisse Die Teilnehmenden loben den Kurs. Renato Hauser sind auf dem Arbeitsmarkt äusserst gefragt. Zum spricht von «einer sehr spannenden und breitge- Programm gehören als fixe Bestandteile auch Ex- fächerten Thematik». Das CAS habe seine Erwar- kursionen, um Wissen und Praxis gut zu verbinden. tungen voll erfüllt. André Mathis, selbst gerade erst Während der aktuellen Durchführung stand das diplomiert, hat sogar bereits einen Karriereschritt Erneuerungsprojekt A2 Luzern–Hergiswil auf dem machen können hin zur Bauführung im Spezialtief- Plan sowie der Besuch des Lötschberg–Basistun- bau. Er lobt den «hohen Praxisanteil». Für ihn steht nels wie schon mit allen bisherigen Absolventinnen fest: «Man kann sehr viel vom Austausch während und Absolventen. der Ausbildung profitieren.» Und sicher auch über die Ausbildung hinaus. Gute Kontakte zu den Mit- Wer persönliche Karriereziele im Grund- und Spe- studierenden und Profis aus der Praxis sind dafür ja zialtiefbau verfolgt, schafft mit dem CAS eine sehr jetzt vorhanden. gute Grundlage. Dazu tragen während des Stu- diums eine Vielzahl ausgewiesener Fachpersonen aus der Praxis bei. Diese haben «mit Begeisterung Wissen an Frau und Mann gebracht», wie Schmidli Weitere Informationen: erklärt. Dieses Praxiswissen sei darum wichtig, so infra-suisse.ch/cas Schmidli weiter, weil man jeden Tag etwas anderes 28 Infra Suisse Bulletin N° 55 | Oktober 2020
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