Berufsbildung Zug 2018 - Rückblick 15 Jahre Regierungsrat Matthias Michel Integration Flüchtlingsprogramm INVOL auf Erfolgskurs SwissSkills 10 ...
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Berufsbildung Zug 2018 Rückblick 15 Jahre Regierungsrat Matthias Michel Integration Flüchtlingsprogramm INVOL auf Erfolgskurs SwissSkills 10 junge Zuger Berufsleute kämpfen ums WM-Ticket
Inhaltsverzeichnis 13 5 Chefwort «Das hat mich emotional berührt» 9 Berufswahl Berufsschau: Klein, aber fein! 13 Integration «Die Schweiz ist meine zweite Heimat» 17 Brückenangebote Über drei Säulen in die Berufsbildung 21 International Memphis, Zug, Mumbai ... 24 bildxzug «Diese Ausbildung ist ein Bedürfnis» 21 27 Berufsmaturität Ganz auf Erfolg programmiert 31 Way up plus «Selber etwas tun statt nur zuhören» 35 Digitalisierung «Schulen können sich nicht entziehen» 39 Höhere Fachschule Studentin und Unternehmerin in einem 43 Weiterbildung Warme Pasta für unsere Nachfahren 37
Berufsbildung Zug 3 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Auch dieses Jahr haben wieder über 1100 junge Berufs- leute ihre Ausbildung in 110 verschiedenen Berufen er- folgreich abgeschlossen und sich für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Ihnen stehen unzählige Wege offen. Sei es als ausgebildete Fachkraft ins Erwerbsleben einzustei- gen, sei es sich weiterzubilden und sich auf den nächs- ten Karriereschritt vorzubereiten. Unser Berufsbildungssystem bietet viele Möglichkeiten, um sich das nötige Rüstzeug für die Berufswelt anzueig- nen. Will ich die Lehre schwerpunktmässig auf Englisch absolvieren? Möchte ich später studieren und besuche während der Lehre die Berufsmaturitätsschule? Oder kann ich mich noch nicht für einen Beruf entscheiden und lege ein Zwischenjahr ein? Die Fragen sind so viel- fältig wie die Möglichkeiten. Oft ist es deshalb schwierig, sich für den «richtigen» Beruf zu entscheiden. Die Zu- ger Berufsschauen, die alternierend in den Gemeinden stattfinden, und die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi in Luzern, bieten eine gute Gelegenheit, Einblick in verschiedene Berufsfelder zu erhalten. Dank der Durch- lässigkeit unseres Bildungssystems bleiben keine Türen verschlossen. Und auch Erwachsenen bleibt der Zugang zu staatlich anerkannten Berufsabschlüssen nicht ver- wehrt. Auf vier verschiedenen Wegen kann der Berufsab- schluss nachgeholt werden. Unsere Publikation bildet eine Auswahl der Berufsbil- dungspalette ab. Die porträtierten Personen geben Ih- nen Einblick in die gelebte Berufsbildung. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und bedanke mich an dieser Stelle bei allen, die sich für die Ausbildung unse- res Nachwuchses einsetzen und ihn auf dem Weg in die Berufswelt unterstützen! Beat Schuler Leiter Amt für Berufsbildung Kanton Zug
Berufsbildung Zug 5 Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel im Gespräch mit Alex Piazza, Chefredaktor des Magazins «Berufsbildung Zug». Chefwort «Das hat mich emotional berührt» Welchen Veränderungen und Anforderungen ist die Berufslehre unterworfen? Der Zuger Volkswirtschafts- direktor Matthias Michel, der nach 15 Jahren als Regierungsrat Ende 2018 zurücktritt, nimmt im Interview mit «Berufsbildung Zug» Stellung. Text Alex Piazza Matthias Michel, auch die Schweizer Berufsbil- national. Der erste Schritt war die Einführung des Früh- Bild Livia Müller dung ist von zwei Megatrends beeinflusst: von englisch in der Volksschule. Bei meinem ersten Besuch der Globalisierung und der Digitalisierung. Wo als Volkswirtschaftsdirektor beim Amt für Berufsbildung steht der Kanton Zug diesbezüglich? erzählte mir dessen Leiter Beat Schuler von der Idee, in Wir haben für den ganzen Metropolitanraum Zürich (acht gewissen Berufen einzelne Ausbildungsteile in Englisch Kantone, 150 Gemeinden) das Projekt «Digitalisierung in anzubieten. Ich war sogleich Feuer und Flamme. Genau den Berufsfachschulen» lanciert, dies dank der Initiative das Richtige für den Kanton Zug, wo Englisch in vielen und fachlichen Unterstützung des Informatik-Departe- Unternehmen die Geschäftssprache ist. Wir können den ments der Hochschule Luzern. An unseren Berufsfach- Jungen die Möglichkeit geben, in diesen Unternehmen schulen spürt man den Willen, mit der Zeit zu gehen eine Lehre zu machen. Gleichzeitig gewinnen wir neue und die Jugendlichen adäquat auf das Berufsleben vor- Unternehmen für die Berufslehre. Für solche Win-win- zubereiten. Dazu gehört nicht nur, dass die Lernenden Situationen engagiere ich mich gerne. künftig ihr eigenes Tablet in den Unterricht mitbringen. Der Unterricht selber wird viel interaktiver. Unser Kauf- Auch die Integration der Gesundheits- und Pfle- männisches Bildungszentrum (KBZ) ist hier führend. geberufe in die nationale Berufsbildung war eine besondere Herausforderung. Und die Globalisierung? Das stimmt. Früher hatte jedes grössere Spital eine ei- Auch da sind wir Pioniere. Stichwort Berufsbildung Inter- gene Schule. Dann beschloss der Bund, diese Schulen in
BAUEN MIT KNOW-HOW WIR BILDEN LEHRLINGE AUS UNSERE VIELSEITIGKEIT UND DIE GROSSE FLEXIBILITÄT MACHEN UNS ZU EINEM INTERESSANTEN BERUFSBILDUNGSBETRIEB. STRASSENBAUER / IN BAUMASCHINEN - STRASSENTRANSPORT- EFZ UND EBA MECHANIKER / IN EFZ FACHMANN / - FRAU EFZ Strassenbauer/innen befassen sich Baumaschinenmechaniker/innen warten Strassentransportfachleute transpor- mit verschiedenen Arbeiten von Fun- und reparieren Maschinen, Fahrzeuge tieren verschiedene Güter für den dationsaushub über die Kanalisation, und Geräte, die im Tief- und Strassenbau Tief- und Strassenbau. Sie kennen die Werkleitungen, kleine Betonarbeiten eingesetzt werden. Sie führen Service- Transportvorschriften und wissen wie bis zum Einbau der Fundation. An- arbeiten aus, bauen Maschinen um und sie mit der Ware umgehen müssen. schliessend wird eingemessen, ab- fertigen Ersatzteile an. Weiter führen sie Wartungs- und Un- gesteckt, Abschlüsse-Pflästerungen terhaltsarbeiten am Fahrzeug aus. versetzt, die Planie erstellt und zum Schluss wird der Strassenbelag von Hand oder maschinell eingebaut. SCHNUPPERLEHRLINGE SIND BEI UNS HERZLICH WILLKOMMEN Senden Sie uns Ihre vollständige schriftliche Bewerbung und wir nehmen mit Ihnen Kontakt auf. FÜR ALLE VON UNS ANGEBOTENEN AUSBILDUNGEN BIETEN WIR NACH DEM LEHRABSCHLUSS SEHR INTERESSANTE UND SPANNENDE WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN AN. BÜWE Tiefbau AG . Blegi 9 . CH-6343 Rotkreuz . Tel. +41 41 785 70 10 . info@buewe.ch . www.buewe.ch . facebook.com/buewezg
Berufsbildung Zug 7 Neuling in der Arbeitswelt: Joshua Barilli (15), angehender Stras- senbauer EFZ, hier mit seinem Chef Alexander Eigensatz von der Rotkreuzer Büwe Tiefbau AG. (Bild Taylor Rohner) 1160 neue Berufslernende Im Kanton Zug haben in den ersten die öffentliche Hand zu überführen. Mit dem schnellen Augustwochen rund 1160 Jugendliche ihre Wechsel fürchteten wir um den Nachwuchs in den Pfle- geberufen. Wir haben reagiert und unser Gewerblich- Berufslehre begonnen, das sind gleich industrielles Bildungszentrum (GIBZ) mit einer erfolgrei- viele wie im Vorjahr. Bei den 2-jährigen chen Gesundheitsschule ergänzt, die auch ergänzende Attestlehren wurde die Vorjahreszahl um Bildung für Erwachsene anbietet. 11,8 Prozent übertroffen. Über ein Drittel der Lernenden pendelt aus angrenzenden Auch Lernende mit besonderen Bedürfnissen wa- Kantonen in den Kanton Zug. Von den ren Ihnen ein Anliegen. Unter Ihnen wurden die Attestausbildung, das Case Management Berufs- insgesamt 774 Jugendlichen, die diesen bildung und die Vorlehre für Flüchtlinge einge- Sommer im Kanton Zug ihre obligatorische führt. Zufrieden? Schulzeit beendeten, haben sich 517 für Ja. Gerade bei der Attestausbildung möchte ich dem eine berufliche Grundbildung entschie- Zuger Gewerbeverband ein Kränzlein winden. Er hat den. Das entspricht einem Anteil von fast diese Ausbildung bei seinen Mitgliedern von Anfang an 67 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam die erfolgreich beworben. Schön ist, dass viele Attestlernen- de nachher gleich die verkürzte EFZ-Lehre anhängen. Schulenderhebung, die das BIZ Zug jähr- Unsere Berufsbildung ist sehr integrierend, deshalb ist lich mit Unterstützung der Lehrpersonen auch die Vorlehre für Flüchtlinge ein Vorzeigebeispiel. bei den Jugendlichen durchführt. Bei den jungen Frauen belegen Kauffrau, Fachfrau Nun treten Sie per Ende 2018 von Ihrem Amt Gesundheit und Detailhandelsfachfrau die zurück. Welches war Ihr schönstes Erlebnis als Spitzenplätze, bei den jungen Männern Berufsbildungsdirektor? Sehr erfreut bin ich über die Entwicklung des neuen Kaufmann, Elektroinstallateur und Informa- Departements Informatik in Rotkreuz. Jährliche Höhe- tiker. Wie letztes Jahr haben sich rund 10 punkte waren auch die Diplomfeiern, wo die Freude der Prozent der neuen Lernenden entschieden, Absolventinnen und Absolventen und ihrer Angehörigen während der Lehre die Berufsmaturität zu förmlich spürbar wurde. Wichtig sind aber auch ver- erlangen. steckte Erlebnisse. So erlebte ich kürzlich am GIBZ eine Präsentation von Projektarbeiten: Die grosse Kreativität der Lernenden und deren Drang, das frisch erworbene Wissen praktisch umzusetzen, haben mich emotional berührt.
Berufsbildung Zug 9 Fabian Stocker, Berufsbildner bei den Zugerland Verkehrsbe- trieben, erklärt Siebtklässler Blendi Zhubaj (13) aus Cham die Funktionsweise des von Lernenden gebauten Elektromobils. Berufswahl Berufsschau: Klein aber fein! Wie finden Jugendliche den geeigneten Lehrberuf? Sie unterhalten sich mit Angehörigen und stöbern im Inter- net. Noch besser: Sie erleben die Berufe 1:1. So wie an der «Berufsschau am Nachmittag», die einmal jährlich in verschiedenen Zuger Gemeinden stattfindet. Text Daniel Schwab Die Idee zur «Berufsschau am Nachmittag» entstand sie vom Kantonalen Gewerbeverband, der Zuger Wirt- Bild Daniel Schwab 2010, als das Gewerblich-industrielle Bildungszentrum schaftskammer sowie dem Amt für Berufsberatung und Zug (GIBZ) sein 180-jähriges Bestehen feierte und in Be- dem Amt für Berufsbildung des Kantons Zug. rufsboxen auf die Attraktivität der gewerblich-industriel- len Berufe aufmerksam machte. Der Kanton führte diese Lockere, wertvolle Gespräche Idee in Form einer Berufsschau weiter. Seit sieben Jah- Schauplatz Hünenberg: Neben der gastgebenden Ge- ren machen Zuger Firmen Jugendlichen ab der 5. Klasse meinde nehmen auch Cham und Risch teil. Gegen 600 während eines halben Tages ihre Berufe schmackhaft Jugendliche ziehen durch die Stände der 33 Firmen. Un- und zeigen ihnen im lockeren Gespräch auf, worauf es in ter den Ausstellern findet man auch immer die Zuger- der Lehre und später in der Arbeitswelt ankommt. Was land Verkehrsbetriebe (ZVB). «Die Suche nach passen- die Jugendlichen hier ebenfalls erfahren: Dass man mit den Lernenden ist schwieriger geworden», sagt Fabian einer Berufslehre ausgezeichnete Perspektiven hat und Stocker, Berufsbildungsverantwortlicher der Automobil- eine steile Karriere machen kann. Pro Jahr finden – auf berufe. Deshalb seien diese Events für die ausbildenden den ganzen Kanton verteilt – vier solche Berufsschau- Betriebe sehr wertvoll. Hier treffe man auf viele interes- en statt, an denen sich jeweils drei bis vier Gemeinden sierte Jugendliche. Schnuppertermine vereinbare er an beteiligen, wobei der Ausstellungsort jedes Jahr alter- der Berufsschau aber keine. «Die Jugendlichen sollen niert. Organisiert werden die Anlässe von den jeweiligen das Erlebte zu Hause verarbeiten und sich dann bei mir Gewerbevereinen und Schulen. Unterstützung erhalten melden, wenn sie bei uns schnuppern wollen.» Dieses
Berufsbildung Zug 11 Die Zebi bietet Oberstufenschülerinnen und -schülern – hier am Stand der Landschaftsgärtner – die Möglichkeit, einzelne Berufe selber auszuprobieren. (Bild Daniel Schwab) Zebi in Kürze Vorgehen habe sich bewährt, sagt Stocker. Am ZVB- Bald wird wieder gehämmert, vermessen, Stand verweilte an diesem Tag auch Blendi Zhubaj (13) gezeichnet, ausprobiert und getüftelt: Vom aus Cham. Der Siebtklässler, dessen Berufswahlprozess eben erst begonnen hat, weiss schon genau, wohin sein 8. bis 11. November (jeweils von 9 bis 17 Weg führen soll. «Mich fasziniert alles, was mit Autos zu Uhr) ist die Messe Luzern der pulsierende tun hat», sagt er und setzt sich ins schnittige Elektro- Treffpunkt für 14 000 Jugendliche in der mobil, das die aktuellen ZVB-Lernenden innerhalb einer Berufswahl sowie für 10 000 Weiterbil- Arbeitswoche gebaut haben und das nun als beliebtes dungsinteressierte. Die Zentralschweizer Fotosujet dient. Bildungsmesse Zebi bietet Berufs- und Eltern lernen Bildungssystem kennen Branchenverbänden, aber auch Institu- Parallel zu den Berufsschauen findet jeweils am Abend tionen der Weiterbildung eine optimale gleichenorts eine Infoveranstaltung für die Eltern statt. Plattform, um mit bildungsinteressierten «Im Kanton Zug leben immer mehr ausländische Staats- Jugendlichen und Erwachsenen in Kontakt angehörige, die davon ausgehen, dass eine gute Aus- zu treten. Auf 11 000 m2 Ausstellungsfläche bildung eine gymnasiale Maturität voraussetzt», sagt stellen Unternehmen und Berufsverbände Cornelia Bänninger vom Amt für Berufsbildung. «Ihnen wollen wir an diesem Abend unser Bildungssystem nä- 140 verschiedene Berufe vor. Von der Zebi herbringen und den Berufswahlprozess ihrer Kinder er- profitieren nicht nur Jugendliche. Auch läutern.» In einer Podiumsdiskussion berichten zudem Erwachsene, die auf der Karriereleiter eine direkt Beteiligte von ihren Erfahrungen mit der Lehre. Stufe höher klettern oder sich umschulen Zum Schluss haben die Anwesenden im Netzwerkapé- lassen wollen, kommen dank den über ro die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. 600 Weiterbildungsangeboten voll auf ihre Die Elternveranstaltungen wie auch die Berufsschauen erfreuen sich übrigens grosser Beliebtheit, bei den Fir- Rechnung. Ein umfassendes und attrakti- men und immer mehr auch bei Berufsverbänden. Doch ves Rahmenprogramm rundet das Messe- Wachstumsambitionen hegen die Organisatoren keine. angebot ab und bietet den Besuchern die Man will auch nicht der grossen Zebi (siehe Kastentext) Möglichkeit, einzelne Themen rund um die Konkurrenz machen. «Wir wollen den Rahmen bewusst Bildung zu vertiefen. Der Eintritt ist kosten- klein halten», sagt Yvonne Kraft, die im Gewerbeverband los. Kanton Zug für das Berufsmarketing zuständig ist. Auch die Familiarität dürfe auf keinen Fall verloren gehen. «Man kennt sich hier», so Kraft weiter. Dadurch herrsche eine ungezwungene, gesprächsfördernde Atmosphäre.
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Berufsbildung Zug 13 Auf der Baustelle fühlt er sich pudelwohl: Adam Moussa hat nach der Integrationsvorlehre soeben die Ausbildung zum Baupraktiker EBA bei der Gebr. Hodel AG begonnen. Integration «Die Schweiz ist meine zweite Heimat» Mit der Integrationsvorlehre (INVOL) bietet der Kanton Zug integrationswilligen Flüchtlingen die Chance auf ein unabhängiges Leben. Dass dies funktionieren kann, beweist das Beispiel von Adam Moussa, der nun eine Lehre zum Baupraktiker absolviert. Text Daniel Schwab Ob aus Afghanistan, Syrien oder Eritrea: Viele Flüchtlin- teuerliche und gefährliche Reise. Via Rom gelangte er Bild Daniel Schwab ge haben eine wahre Odyssee hinter sich. So auch Adam schliesslich in die Schweiz. Moussa (35). Vor vier Jahren zog er aus dem diktatorisch regierten Tschad nach Libyen, wo er eine Ausbildung INVOL als Lehrvorbereitung zum Dolmetscher bei der UNO machte. Da er aus po- Zunächst arbeitete Adam als Dolmetscher in der Durch- litischen Gründen nicht in seine Heimat zurückkehren gangsstation Steinhausen. Dort lernte er eine Frau konnte, machte er sich auf nach Tunesien und verbrach- aus Syrien kennen. Heute sind die beiden verheiratet, te drei Jahre in einem Flüchtlingslager, ehe dieses von wohnen in Baar und haben ein kleines Kind. Die spo- Einheimischen abgebrannt wurde. Simonetta Sommaru- radischen Dolmetscher-Einsätze stellten ihn aber nicht ga nahm damals einen Augenschein vor Ort und ver- zufrieden. Er wollte einen richtigen Job, um nicht länger sprach den Bewohnern, dass sie bis morgen Verpflegung von der Sozialhilfe abhängig zu sein. Beim Integrations- und ein Dach über dem Kopf bekommen. Was dort kaum Brückenangebot (IBA) besserte er während eines Jahres jemand für möglich hielt: Die Schweizer Justizministe- sein Deutsch auf, erweiterte seine Allgemeinbildung und rin hielt Wort, und bereits am nächsten Tag wurden die lernte Bewerbungen zu schreiben. Kurz darauf wurde Flüchtlinge mit dem Notwendigsten versorgt. «Von da er zu einem fünftägigen Schnupperpraktikum bei der an war mir klar, dass die Schweiz ein gutes Land sein Gebrüder Hodel AG aus Baar eingeladen, wo er nicht muss», sagt Adam rückblickend. Wenig später fuhr er nur hervorragende Arbeit leistete, sondern auch grosses mit dem Boot übers Mittelmeer nach Italien. Eine aben- Interesse an Beruf und Firma zeigte. Bereits am vier-
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Berufsbildung Zug 15 Profitierte von INVOL: Chime Zulu aus Cham startete soeben ihre Lehre zur Hauswirtschaftspraktikerin EBA beim Ausbildungsverbund Hauswirtschaft in der Klinik Zugersee. (Bild Sandra Buchenberger) INVOL in Kürze Die Integrationsvorlehre (INVOL) will die Erwerbsintegration von anerkannten ten Tag bot der Lehrlingsverantwortliche Ivan Rust dem Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Flüchtling eine Lehrstelle als Baupraktiker EBA an. An- Personen nachhaltig verbessern. Der Bun- gestachelt durch diese frohe Botschaft besuchte Adam desrat beabsichtigt damit, das Potenzial als Lehrvorbereitung sogleich die vom Kanton lancierte dieser Arbeitskräfte besser auszuschöpfen Integrationsvorlehre (INVOL). Drei Tage pro Woche ar- und ihre Sozialhilfeabhängigkeit zu senken. beitete er fortan bei Hodel auf der Baustelle und wäh- Die Kantone wurden eingeladen, ihr eige- rend zwei Tagen besuchte er den Schulunterricht, wo der Fokus auf Deutsch als Zweitsprache, Allgemeinbildung, nes Konzept für die Umsetzung der INVOL Mathematik, Arbeitsmethodik und Informatik sowie zu präsentieren. Das vom Kanton Zug berufsbezogenen Aspekten lag. Ausserdem habe er in eingereichte Konzept wurde vom Staats- diesem Jahr gelernt, das persönliche Zeitmanagement in sekretariat für Migration (SEM) bewilligt den Griff zu bekommen, erzählt Adam. Am Ende stand und startete letzten Sommer. Und so eine praktische Prüfung im Lehrbetrieb, die er mit Bra- funktionierts: Die INVOL dauert ein Jahr. vour meisterte. Sie umfasst zwei Schultage und drei Tage Lehrbuchmässige Integration Praktikum im Lehrbetrieb. Die Schultage Soeben hat Adam Moussa die 2-jährige Attestlehre zum werden durch das Amt für Brückenangebo- Baupraktiker begonnen. Neben der Freude spürt er auch te gemeinsam mit dem Gewerblich-indus- eine grosse Dankbarkeit. Gegenüber dem Kanton und triellen Bildungszentrum (GIBZ) durchge- auch gegenüber der Firma, die ihm diese Chance er- führt. Am Ende des Lehrjahres findet eine möglicht haben. Nach dem Lehrabschluss in zwei Jahren will er keinesfalls auf den Lorbeeren ausruhen. Er werde praktische Prüfung im Lehrbetrieb statt sich auf jeden Fall fachlich weiterentwickeln, um seine und die Absolventen erhalten einen Kurs- Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiter zu erhöhen. Man ausweis. Ziel ist, dass die Teilnehmenden siehts ihm an: Adam fühlt sich wohl. «Ich habe in der im Anschluss an die INVOL eine berufliche Schweiz meine zweite Heimat gefunden», sagt er. Seit Grundbildung mit EBA oder EFZ im gleichen kurzem engagiert er sich im Vorstand des Vereins «FRW Lehrbetrieb absolvieren können. Interkultureller Dialog», der den Austausch und das Zu- sammenleben mit Menschen verschiedener Kulturen fördert. Kurz: Adam Moussa lässt sich nicht integrieren. Er integriert sich selber – und andere.
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Berufsbildung Zug 17 Bernhard Bächinger in der Holz-Werkstatt, wo die Jugendli- chen teils erstaunliche Fertigkeiten und eine grosse Motiva- tion an den Tag legen. Brückenangebote Über drei Säulen in die Berufsbildung Seit 21 Jahren unterstützt der «Einstieg in die Berufs- welt» Jugendliche und junge Erwachsene, die noch keine abgeschlossene Grundbildung vorweisen können. Leiter Bernhard Bächinger erklärt die Arbeitsweise im Programm. Text Daniel Schwab Bernhard Bächinger, wer nutzt den «Einstieg in matik, Englisch und Allgemeinbildung repetieren und Bild Daniel Schwab die Berufswelt»? vertiefen. An den übrigen Tagen arbeiten sie. Wer in der Unser Angebot richtet sich an Jugendliche oder junge Holz-Werkstatt oder im gestalterischen Atelier eingeteilt Erwachsene, die entweder nach der Schule oder nach ist, erlernt handwerkliche Fertigkeiten und verarbeitet den kantonalen Brückenangeboten keine Anschlusslö- interne wie externe Aufträge. Die Gruppe Natur ist in sung gefunden oder aber ihre Lehrstelle verloren haben. kleineren Umweltprojekten engagiert, dies vor allem im Wir sind ein sehr niederschwelliges Angebot. Wir geben Auftrag der Abteilung Natur und Landschaft des Kan- allen eine Chance, sofern sie im Kanton Zug wohnhaft tons. sind und über genügend mündliche Deutschkenntnisse verfügen. Wir erwarten von den Jugendlichen im Gegen- Und wie läuft das Coaching ab? zug aber, dass sie motiviert sind, an ihrer beruflichen Das Coaching findet meist in Kleingruppen in unseren Zukunft zu arbeiten. Schulräumen statt. Die Jugendlichen aktualisieren ihre Bewerbungsunterlagen, schreiben Bewerbungsbriefe, Was machen Sie mit diesen Personen? üben Vorstellungsgespräche oder telefonieren. Immer Wenn sie zu uns kommen, arbeiten wir nach dem 3-Säu- unter Aufsicht ihres Berufscoaches. Es gibt aber auch len-Prinzip Arbeit – Bildung – Coaching. Am Montag und Einzelgespräche mit den Jugendlichen. Bei Bedarf sind Mittwoch besuchen sie jeweils den Schulunterricht, wo auch mal die Eltern oder Vertreter involvierter Fachstel- sie ihre Kenntnisse in den Fächern Deutsch, Mathe- len mit dabei.
Berufsbildung Zug 19 Andelo Brezovic (16) aus Zug und Andrijana Milojevic (17) aus Baar profitieren ebenfalls vom Einstieg in die Berufswelt. (Bild Taylor Rohner) Was bezwecken Sie mit Ihrer Arbeit? Wir wollen den Jugendlichen einerseits die Unterstüt- zung für das Finden einer Lehrstelle vermitteln, ande- rerseits die Softskills wie Zuverlässigkeit, Pünktlich- Einstieg in die Berufswelt keit, Sozialverhalten oder präzises Arbeiten. Immer mit dem Ziel im Hinterkopf, dass sie eine Lehrstelle finden. Wenn dieses Ziel erreicht ist, streben wir nach einer Das Programm «Einstieg in die Berufswelt» Zwischenlösung. Damit wollen wir verhindern, dass ein (EiB) richtet sich an Jugendliche und junge Jugendlicher, der den Lehrvertrag in der Tasche hat, gedanklich abhängt. Eine Anschlusslösung kann zum Erwachsene aus dem Kanton Zug, die keine Beispiel ein Schnupperpraktikum im Lehrbetrieb oder abgeschlossene berufliche Grundbildung auch ein Sprachaufenthalt sein. Wer nichts hat, bleibt vorweisen können. Das EiB wird von der Ar- bis Sommer bei uns. beitslosenversicherung finanziert und seit 14 Jahren von der Firma «Bächinger Bildung Wie viele Jugendliche finden durch Ihre Betreu- & Beratung» im Auftrag des Vereins für Ar- ung einen Ausbildungsplatz? Im vergangenen Sommer konnten wir 57 Prozent der beitsmarktmassnahmen durchgeführt. Seit Jugendlichen in eine EFZ-Ausbildung vermitteln, 16 Pro- dem Start im Jahr 1997 haben über 900 zent in eine EBA-Ausbildung. Gesamtschweizerisch lie- junge Menschen vom Programm profitiert. gen diese Zahlen bei 40 respektive 10 Prozent. Das zeigt Mittlerweile sind über die Hälfte der Teil- doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind. nehmenden Lehrabbrechende. Die Erfolgs- quote des EiB kann sich sehen lassen: In Was machen Sie denn besser als andere? Wir haben sehr klare Strukturen. Mit Hilfe einer Cloud- den letzten fünf Jahren haben zwischen 70 Lösung tauschen wir intern Infos aus. Wenn die Lehr- und 88 Prozent der Teilnehmenden eine be- person also am Morgen den Unterricht startet, weiss sie rufliche Lösung gefunden, die meisten eine genau, was gestern Nachmittag in der Gruppe Natur ge- EFZ- oder EBA-Lehre, einige ein Praktikum, laufen ist. Weiter haben die Jugendlichen einen geregel- vereinzelte auch eine Arbeitsstelle. Hin und ten Tagesablauf mit fixen Schul- und Arbeitszeiten. Das wieder kommt es aber auch zu Abbrüchen hilft ihnen, sich der Arbeitswelt anzunähern. Grossen Wert legen wir zudem auf die persönliche Beziehung. (bei mangelnder Motivation seitens des Viele Jugendliche sind bei ihrem Eintritt distanziert, ja Teilnehmenden) oder zu Ausschlüssen sogar misstrauisch, haben sie doch in ihrem bisherigen (bei mehrfachem Nichteinhalten der Leben einige Enttäuschungen erlebt. Wenn sie sich aber Regeln). mal eingelebt haben, kommen sie in der Regel gern zu uns. Hin und wieder treffen wir nach Jahren ehemalige Programmteilnehmende, die sich für die gute Zeit und die wertvolle Unterstützung bedanken. Da richte ich ein grosses Kompliment an mein Team. Niemand macht hier einen 08.15-Job, alle sind mit Herzblut bei der Sache.
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Berufsbildung Zug 21 Yasmeen Lewis (19) – halb Amerikanerin, halb Schweizerin – hat bei bildxzug soeben die KV-Lehre International mit Erfolg abgeschlossen. International Memphis, Zug, Mumbai … Die ersten Lernenden von Berufsbildung International haben soeben ihre Lehre abgeschlossen. So auch Kauf- frau Yasmeen Lewis. Die 19-jährige schweiz-amerikani- sche Doppelbürgerin blickt auf drei spannende Ausbil- dungsjahre zurück. Text Daniel Schwab Ihr Vater ist Amerikaner, ihre Mutter Schweizerin. Die Kanton Zug, motivierte Jugendliche noch besser auf die Bild Daniel Schwab ersten sieben Lebensjahre verbrachte Yasmeen Lewis zunehmend internationalisierte Berufswelt vorzuberei- mit ihrer Familie in der Grossstadt Memphis, dann zo- ten. Das überzeugte Yasmeen und so zögerte sie keine gen sie ins beschauliche Knonau. «Um die Schweizer Sekunde. Verwandten und die Kultur besser kennenzulernen, aber auch weil die schulischen und beruflichen Perspektiven Vier verschiedene Praxiseinsätze hier besser sind», erklärt die 19-Jährige den Schritt über In den ersten beiden Lehrjahren arbeitete Yasmeen drei den grossen Teich. Ein Vorteil der besonderen Familien- Tage pro Woche im Betrieb und ging zwei Tage zur Schu- situation: Yasmeen ist zweisprachig aufgewachsen. Zu le. Im dritten Lehrjahr beschränkte sich der Schulanteil Hause am Mittagstisch werde meist Englisch gespro- auf einen Wochentag. Insgesamt arbeitete sie in vier chen, mit ihrer kleinen Schwester rede sie ein «Misch- Praktikumsfirmen. Bei einem Vermögensverwalter küm- masch» und Deutsch vor allem dann, wenn sie mit ihrer merte sie sich um den Telefondienst, empfing Kunden Mutter allein sei. Kurz bevor Yasmeen vor drei Jahren bei und plante Mitarbeiterausflüge. In der zweiten Firma, bildxzug ihre Ausbildung zur Kauffrau EFZ startete, wur- die mit Zahnmedizinprodukten handelt und in Serbien de sie von ihrer Berufsbildnerin auf das Pilotprojekt «Be- produziert, machte sie erste Erfahrungen im Offert- und rufsbildung International» (BBI) aufmerksam gemacht, Bestellwesen und führte die Buchhaltung. Ganz anders wonach ein grosser Teil der Ausbildung in englischer im dritten Unternehmen, wo sie in der Talent-Akqui- Sprache stattfindet. Mit dem Angebot beabsichtigt der sition tätig war, Leute per Telefon, mittels Video oder
Berufsbildung Zug 23 Profitiert von den Diensten des BildungsNetzes Zug (links Ge- schäftsleiter Rémy Müller): Oliver Kocev aus Baar, angehender Automobil-Assistent bei Amag Zug. (Bild Marcel Arnold) BildungsNetz Zug Ein weiterer Lehrbetriebsverbund ist das Kompetenzzentrum BildungsNetz Zug, das vom «Verbund Zuger Bildungsnetzwerk» getragen wird. Dem BildungsNetz Zug sind im persönlichen Kontakt zu Interviews einlud, Verträge rund 140 Unternehmen aus dem Kanton erstellte und Messen vorbereitete. Ihren letzten Praxis- Zug angeschlossen. Es hat zum Ziel, einsatz leistete sie in einem kleinen Zuger Pharma- schulisch schwächere Jugendliche bei der Unternehmen mit Hauptsitz in Mumbai. Ein spezielles Erreichung eines Berufsabschlusses auf Erlebnis. «Die Telefonate mit dem Headquarter oder mit indischen Kunden waren manchmal recht schwierig, Stufe Grundbildung zu unterstützen. Beim aber auch lustig», erinnert sie sich an den speziellen Lehrbetriebsverbund werden die Jugendli- indischen Akzent. Am Ende durfte Yasmeen sogar eine chen zu Beginn der Lehre in einem Einfüh- neu eingestiegene Lernende von bildxzug mitbetreuen. rungsseminar intensiv auf das Berufsleben «Das war hilfreich, weil man sich selber wieder mal die vorbereitet. Während der Lehrzeit werden Frage stellt, warum etwas so und nicht anders gemacht sie von einem Coach begleitet. Bei den alle wird», erklärt sie. zwei Wochen stattfindenden Treffen erhal- Via BM zum Studienticket ten sie die Gelegenheit, Hausaufgaben zu Diesen Sommer schloss Yasmeen Lewis die Lehre zur machen, sich auf Prüfungen vorzubereiten Kauffrau EFZ mit Supplement mit Erfolg ab. Dank der und sich mit anderen Teilnehmenden aus- betrieblichen Abwechslung durfte sie in dieser Zeit eine zutauschen. Auch die Verbundfirmen pro- riesige Palette an Tätigkeiten ausüben. Und überall fand fitieren: Das BildungsNetz Zug übernimmt die Korrespondenz vorwiegend in Englisch statt. Wie erwartet bekundete sie damit wenig Schwierigkeiten. als Lehrbetrieb die Hauptverantwortung für Dennoch musste sie sich gelegentlich anstrengen. «Zum die Lernenden und ist Ansprechperson für Beispiel, wenn es darum ging, mir ein gewisses Fach- die Berufsfachschulen und die überbetrieb- vokabular anzueignen.» Der nächste Schritt besteht für lichen Kurse. Zudem kümmert es sich um Yasmeen nun darin, die Berufsmaturität im Vollzeitmo- die Lohn- und Personaladministration. dell zu erlangen. Mit dem Hintergedanken, eine noch bessere Basis für ihre Zukunft zu legen. Auch im Hinblick auf ein späteres Studium Richtung Projekt- oder Event- Management. Oder auf ein Engagement im Ausland. Gute Aussichten – nicht zuletzt dank BBI.
24 Berufsbildung Zug Nachwuchsförderer mit Leidenschaft: Beat Gauderon, seit 15 Jahren Leiter von bildxzug, liebt die Arbeit mit den Berufs- lernenden. bildxzug «Diese Ausbildung ist ein Bedürfnis» Mit der vor 20 Jahren ins Leben gerufenen «Lehre im Verbund» gehört der Kanton Zug zu den Trendsettern in der Schweizer Berufsbildung. Beat Gauderon, Leiter von bildxzug, blickt mit grosser Genugtuung auf die erfolg- reiche Entwicklung zurück. Text Alex Piazza Beat Gauderon, worin besteht die Hauptaufgabe Wie steht es um den Zuspruch seitens der Ver- Bild Livia Müller von bildxzug? bundfirmen? Grundsätzlich geht es uns um die Stärkung der Berufs- Diesbezüglich können wir mehr als zufrieden sein. In bildung. Viele Menschen haben immer noch die absurde den drei Projektjahren von Berufsbildung International Vorstellung, dass man nur mit einer gymnasialen Maturi- konnten wir über 15 neue Firmen in den Verbund auf- tät beruflich Karriere machen kann. Konkret bieten wir in nehmen. Aktuell sind es allein im KV-Bereich rund 30 drei Bereichen – Kaufleute, Informatiker, Mediamatiker Firmen. Das zeigt mir, dass das Angebot für die Firmen – eine Ausbildung im Verbund an. Zusätzlich haben wir grundsätzlich attraktiv ist. Es besteht ein Bedürfnis, im verschiedene neue Projekte aufgegleist. Zuerst «Way up Verbund auszubilden statt im Alleingang. plus», die verkürzte Lehre in den Bereichen Informatik und KV für Personen mit gymnasialer Maturität, das Warum ist das so? «KV Business English plus» oder das Impulsprogramm Weil Firmen, die bis anhin noch nicht ausgebildet ha- «Faszination Technik», das wir zusammen mit der Zuger ben, mit unserem Berufsbildungssystem teilweise über- Wirtschaftskammer realisierten. Jüngstes Kind ist die fordert wären. Die Kooperation zwischen Lehrbetrieb, «Berufsbildung International». Dieses Projekt, das wir Berufsfachschule und überbetrieblichen Kurszentren vor drei Jahren für angehende Kaufleute und Informati- scheint auf den ersten Blick kompliziert und aufwändig. ker in Angriff nahmen, sieht vor, dass ein Grossteil der Ich stelle oft fest, dass viele Firmen durchaus ausbilden Ausbildung in Englisch stattfindet. möchten, aber auf Unterstützung angewiesen sind.
Berufsbildung Zug 25 Anna Rudat (18) steht zurzeit im zweiten Lehrjahr ihrer KV-Ausbildung auf dem Sekretariat von bildxzug. (Bild Alex Piazza) Was hat ein Unternehmen davon, wenn es Teil Ihres Verbundsystems ist? Der Hauptvorteil ist sicher, dass es sich in der Ausbil- dung auf die Vermittlung seiner Kernkompetenz kon- zentrieren kann. Wir nehmen ihm die administrativen Belange ab, kümmern uns um Versicherungsangelegen- heiten oder die Lohnzahlung. Weiter betreuen wir die Lernenden, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Und wir übernehmen vorgängig die Selektion der Lernenden, was für die Firmen in der Regel eine grosse Herausfor- derung bedeutet. Wo sehen Sie die kommenden Herausforderun- 20 Jahre bildxzug gen für bildxzug? Zurzeit beschäftigen wir uns intern mit dem Projekt Qualitätsmanagement. Hier geht es darum, die Quali- Als Folge des markanten Lehrstellenman- fikation unserer Mitarbeitenden weiter zu erhöhen, um gels in den 90er-Jahren stellte der Bund die den Anforderungen in der Berufsbildung gerecht zu wer- den. Im kaufmännischen Bereich streben wir nach einer Mittel zur Finanzierung innovativer Projekte Weiterentwicklung im Bereich «Supply-Chain-Manage- zur Verfügung. Das Amt für Berufsbildung ment». Wir haben von internationalen Handelsfirmen des Kantons Zug entwickelte die Idee, gehört, dass ihnen Logistik-Fachleute fehlen, die auf Unternehmen zusammenzuführen, die Auftragsabwicklung und Frachtverschiebung inklusive gemeinsam Lernende ausbilden. So wurde Zollformalitäten spezialisiert sind. Hier wollen wir nun 1998 der «Zuger Berufsbildungs-Verbund ein entsprechendes Konzept ausarbeiten, das vernetz- tes Denken innerhalb kaufmännischer Prozesse fördert. ZBV» gegründet. Im August 1999 startete Im Moment stelle ich mir zudem die Frage, wie wir den die Lehre im Verbund mit 5 Informatik- und Beruf Mediamatiker weiterentwickeln können. Denn in 28 KV-Lernenden. Meilensteine in der Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung würde 20-jährigen Vereinsgeschichte waren die ich – etwas provokativ – sagen: Der Mediamatiker wird Einführung von «KV Business English plus» früher oder später das KV ablösen. im Jahr 2008 sowie dessen Weiterentwick- Sie leiten bildxzug nun schon seit 15 Jahren. Ist lung in Form von «Berufsbildung Internati- Ihnen nie langweilig geworden? onal» (BBI) 2015. Aktuell betreut bildxzug Nein, überhaupt nicht. Die Arbeit mit den Jugendlichen mit seinen 12 Angestellten 142 Lernende, hat mir immer riesig Spass gemacht. Es gab auch immer davon 30 im Bereich BBI. Bisher konnten wieder neue spannende Projekte, für die ich mich mit über 500 Lernende zu qualifizierten Berufs- Herzblut engagiert habe. Ein Höhepunkt war sicher der leuten geführt werden. Übrigens: Am Besuch von Bundesrat Joseph Deiss im Jahr 2005, als er sich ein Bild machen wollte von unserer Verbundlösung. 4. Oktober feiert bildxzug sein 20-jähriges Ich kann sagen, meine Arbeit ist ungemein abwechs- Bestehen mit einer offiziellen Jubiläums- lungsreich. In diesem Zusammenhang möchte ich auch feier und veröffentlicht die Publikation ein Lob an mein Team und an die Vorstandscrew aus- «bildxzug Lehre im Verbund – ein Erfolgs- sprechen, die alle sehr offen sind für Innovationen. Ein modell», die auf der Geschäftsstelle gegen Dank geht zudem an den Kanton – konkret an AfB-Leiter einen Unkostenbeitrag bezogen werden Beat Schuler – für die sehr konstruktive Zusammenar- beit, aber auch an Volkswirtschaftsdirektor Matthias kann. Michel. Ich kann mich nicht erinnern, dass je eine inno- vative Idee abgeschmettert wurde.
Berufsbildung Zug 27 Thomas Ammann (18) aus Oberägeri absolviert bei Siemens in Zug die Ausbildung zum Elektroniker EFZ inklusive Berufs- maturität. Berufsmaturität Ganz auf Erfolg programmiert Haushaltgeräte, Steuerungen für die Gebäudeautoma- tion oder Flugzeugkomponenten. Die Produktepalette des Elektronikers ist breit. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Lernenden. Thomas Ammann er- füllt sie problemlos. Wir haben ihn bei Siemens besucht. Text Alex Piazza Thomas Ammann liebt die Technik. Und noch mehr die Weg über eine Berufslehre, der Götti den akademischen. Bild Taylor Rohner Herausforderung. Der 18-Jährige macht bei Siemens Auch Thomas liebäugelte in der Primarschule mit dem in Zug die Lehre zum Elektroniker. Die grundlegenden Gymnasium, und mit seinen Noten hätte er den Sprung Fertigkeiten wie Löten, Verdrahten, Berechnen oder auch prüfungsfrei geschafft. Doch an einem Schnupper- Messen erwarb er in den ersten beiden Lehrjahren im tag an der Kanti merkte er, dass das nicht das Richti- betriebseigenen Ausbildungszentrum. Seit kurzem steht ge für ihn ist. «Man geht morgens rein, abends wieder der Oberägerer im dritten Lehrjahr, in dem die Lernen- raus und dazwischen bekommt man jede Menge theo- den raus in den Betrieb gehen. Zurzeit ist er in der Ab- retisches Wissen eingeflösst», so sein Eindruck. Beim teilung Fire and Safety und arbeitet bei der Entwicklung Schnuppern als Elektroniker bei Siemens gefiel es ihm von Brandmeldern mit. Eine spannende und vielseitige wesentlich besser. Nicht nur wegen der praktischen Ar- Arbeit im Hard- und Softwarebereich. Auf diesen Wech- beit. «Die Materie war sehr anspruchsvoll, genau das sel in die Produktivabteilung hat sich Thomas Ammann brauchte ich», erklärt Thomas. Die hohen Anforderun- lange gefreut: «Man stellt etwas Handfestes her und leis- gen bestätigt auch Martin Häusler, Ausbildungsverant- tet damit einen Beitrag zur Zufriedenheit des Kunden.» wortlicher für die technischen Lernenden bei Siemens in Zug: «Der Elektroniker muss ein abstraktes wie auch Berufslehre statt Gymnasium analytisches Denkvermögen mitbringen. Zudem sollte Thomas’ Berufswahl verwundert kaum. Sein Vater und er ein Tüftler und Experimentierer sein.» Was Thomas sein Götti sind Elektroingenieure. Der Vater wählte den ebenfalls festgestellt hat: «Man muss eine gewisse Ei-
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Berufsbildung Zug 29 Nico Zoller aus Zug absolviert bei der Bossard AG die Grundbil- dung zum Kaufmann EFZ mit BM in der Richtung Wirtschaft und Dienstleistungen, Typ Wirtschaft. (Bild Livia Müller) Ticket zur Fachhochschule Die Berufsmaturität (BM) ergänzt die praxisorientierte berufliche Grundbildung mit einer erweiterten Allgemeinbildung. Sie ermöglicht den prüfungsfreien Zutritt an eine Fachhochschule. Auch ein Studium geninitiative entwickeln und mal selber etwas im Inter- an der Uni oder ETH ist möglich, wenn die net nachschauen, statt darauf zu warten, dass man die Ergänzungsprüfung – genannt Passerelle Informationen bekommt.» – bestanden wird. Lernende absolvieren Über die BM an die Fachhochschule die BM im Normalfall parallel zur Lehre. Die berufliche Grundbildung zum Elektroniker dauert Dabei gehen sie rund einen Tag pro Woche vier Jahre und schliesst mit dem eidgenössischen Fä- zusätzlich zur Schule. Die Ausrichtung der higkeitszeugnis (EFZ) ab. Um sich für seine Zukunft alle lehrbegleitenden BM richtet sich nach der Optionen offen zu halten, erlangt Thomas Ammann wäh- Wahl der Berufslehre. Es gibt die folgenden rend der Lehre die technisch ausgerichtete Berufsmatu- Ausrichtungen: Technik, Architektur, Life rität (BM). Damit ist er kein Einzelfall. Bei Siemens liegt die BM-Quote unter den Elektronikern zurzeit bei rund Sciences – Wirtschaft und Dienstleistun- 50 Prozent. Schweizweit gibt es keinen anderen Beruf gen, Typ Wirtschaft und Typ Dienstleistung mit einer ähnlich hohen Quote. Martin Häusler kennt – Gestaltung und Kunst – Gesundheit und den Grund: «Auf dem Arbeitsmarkt sind Elektroniker Soziales – Natur, Landschaft und Lebens- mit einer entsprechenden Weiterbildung sehr gefragt.» mittel. Die BM kann auch nach der Lehre Mit anderen Worten: Die Lernenden geniessen eine berufsbegleitend (zwei Jahre) oder in einem hervorragende Grundausbildung, kommen dann aber nicht um eine Weiterbildung herum. Die Möglichkeiten einjährigen Vollzeitlehrgang erworben wer- dazu sind vielfältig. Vom Automatikfachmann über den den. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit Industriemeister im Maschinen- und Apparatebau bis der schulbegleitenden BM-Ausbildung, wie zum Dipl. Techniker HF Informatik ist alles möglich. Auch sie an der Wirtschaftsmittelschule (WMS) ein Fachhochschulstudium. Thomas Ammann kann sich angeboten wird. Das bedeutet für die gut vorstellen, nach der Lehre, die er im Sommer 2020 Lernenden drei Jahre Schule und ein Jahr abschliesst, an einer Fachhochschule zu studieren. Also weiter mit der kopflastigen Arbeit. Den idealen Ausgleich Praktikum im Betrieb. holt er sich im Fitnesscenter, das er viermal pro Woche besucht, und am Wochenende beim Segeln.
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Berufsbildung Zug 31 Auf dem Weg zur Zeichnerin EFZ Ingenieurbau: Izabella Kvacskay (24) ist nach ihrer gymnasialen Vergangenheit glücklich in der Berufsbildung angekommen. Way up plus «Selber etwas tun statt nur zuhören» Maturandinnen und Maturanden müssen nicht zwingend studieren. Der Weg in die Berufsbildung steht ihnen je- derzeit offen. Izabella Kvacskay (24) fand dank «Way up plus» ihre Berufung und steht nun kurz vor ihrem Lehr- abschluss als Zeichnerin EFZ. Text Daniel Schwab Das Gymnasium inklusive Uni-Studium ist für viele Leu- erlaubte, eine berufliche Grundbildung verkürzt in zwei Bild Daniel Schwab te immer noch der Königsweg in Sachen Bildung und statt in vier Jahren zu absolvieren. die beste Basis für eine berufliche Karriere. Das dachte auch Izabella Kvacskay. Heute absolviert die 24-Jäh- Fachliche Defizite aufholen rige eine Lehre zur Zeichnerin EFZ. Weshalb dieser Letzten Sommer startete Izabella bei der Geozug In- Gesinnungswandel? Nach der 3. Sek wechselte Izabella genieure AG in Baar die Lehre zur Zeichnerin EFZ mit ins Gymnasium und begann dann – mit der Maturität Fachrichtung Ingenieurbau. Schulisch läuft erwartungs- in der Tasche – ein Mathematik-Studium. Nach einem gemäss alles rund. «Die Hauptschwierigkeit liegt für Iza- halben Jahr die bittere Erkenntnis: «Das hatte ich mir bella im Fachlichen, ist sie doch gezwungen, den ganzen ganz anders vorgestellt.» Statt sich mit der Anwendung Stoff, für den andere Lernende vier Jahre Zeit haben, in von Formeln zu beschäftigen, musste sie diese her- zwei Jahren reinzuquetschen», sagt der Ausbildungsver- leiten und beweisen. Das war ihr zu trocken. Zweiter antwortliche Martin Schwendimann. Ihr Nebenstift aus Anlauf: Biologie-Studium. Die Thematik faszinierte sie dem vierten Lehrjahr sei bedeutend weiter, erkennt sie zwar, doch allmählich machte sich eine sinkende Lern- selber. Die Defizite aufzuholen, hat sie sich deshalb zur motivation bemerkbar. Nach einem Jahr zog Izabella grossen Aufgabe gemacht. Entgegen kommt ihr dabei, den Schlussstrich und überlegte sich: Warum nicht auf dass sie weniger Zeit in der Berufsfachschule verbringt, Berufsbildung umsatteln? Ein wichtiges Pro-Argument da die Allgemeinbildung wegfällt und sie in Mathematik lieferte ihr dabei das Angebot «Way up plus», das es ihr und Physik lediglich die Prüfungen schreiben muss.
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Berufsbildung Zug 33 Gute Erfahrungen mit Way up plus: Patrick Steiner aus Baar hat diesen Sommer seine Informatiker-Lehre bei Roche Diagnostics International AG in Rotkreuz abgeschlossen. (Bild Taylor Rohner) Selbständig zeichnen Obwohl Izabella fachlich noch nicht dort ist, wo sie ger- Way up plus ne wäre, bereitet ihr der Betriebsalltag grosse Freude. Umso mehr, als sie in letzter Zeit schon recht selbstän- dig Unterflurcontainer zeichnen konnte, die eine sau- Wer eine gymnasiale Maturität erworben bere, unterirdische Entsorgung verschiedenster Abfälle hat, braucht nicht zwingend zu studieren. ermöglichen. Die Arbeit ist vielseitig. Wenn Izabella den geplanten Standort kennt, fordert sie beim Grund- Auch der Wechsel in die Berufsbildung ist buchamt erst einmal die entsprechenden Baupläne ein. heute problemlos möglich. Das Angebot Schliesslich muss sie wissen, wo genau die Werkleitun- «Way up plus» ermöglicht Maturandinnen gen verlaufen. Auch auf die Entwässerung und den Bau- und Maturanden in Zug eine verkürzte grubenabschluss muss sie ein besonderes Augenmerk Grundbildung in den Berufen Kaufmann/- legen. Dann wird am Computer gezeichnet. Zum Schluss frau, Informatiker/in, Polymechaniker/in, gehts dann raus auf die Baustelle um festzustellen, ob das Geplante auch tatsächlich funktioniert. «Wenn du Elektroniker/in, Konstrukteur/in, Automa- siehst, dass deine Zeichnungen 1:1 umgesetzt werden, tiker/in sowie Zeichner/in in den Fachrich- ist das schon ein gutes Gefühl», erzählt Izabella mit tungen Ingenieurbau oder Architektur. Die Stolz. praxisorientierten Lehrgänge dauern in der Regel zwei Jahre und führen zum eidge- Klar strukturiert nössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ). Eine Was Izabella Kvacskay an der Berufsbildung schätzt, sind auch die klar vorgegebenen Arbeitszeiten. Obwohl Ausnahme bildet die kaufmännische Lehre, es anfänglich eine grosse Umstellung gewesen sei, täg- die wahlweise auch in 1,5 Jahren absolviert lich achteinhalb Stunden zu arbeiten. Mittlerweile ist werden kann. Die Lernenden werden vom Halbzeit in ihrer Lehre. Den bisherigen Zickzackkurs in allgemeinbildenden Unterricht befreit und ihrer Laufbahn bereut Izabella nicht. «Klar wäre es ein- müssen in diesen Bereichen auch keine facher gewesen, gerade durchzumarschieren, doch jede Prüfung ablegen. «Way up plus» ist nicht Erfahrung hat mich letztlich weitergebracht», weiss die angehende Zeichnerin. Abgesehen davon falle ihr die nur eine gute Möglichkeit, in die Berufswelt Ausbildung in der Berufswelt heute sicher leichter, als einzusteigen, sondern auch die ideale Basis das mit 16 Jahren der Fall gewesen wäre. Im kommen- für ein späteres Studium an einer Fach- den Sommer wird Izabella das eidgenössische Fähig- hochschule. keitszeugnis (EFZ) erhalten. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. Sicher möchte sie zunächst mal Berufserfahrung sammeln. Und die Zeit wird zeigen, ob sie sich nochmals zu einem Studium durchringen kann. Für beide Wege hat sie dann die besten Voraussetzun- gen.
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Berufsbildung Zug 35 Rektor Hansjörg Truttmann freut sich über die fortschreitende Digitalisierung. Auch weil sie ihm am KBZ zusätzliche Raum- reserven beschert. Digitalisierung «Schulen können sich nicht entziehen» Die fortschreitende Digitalisierung verändert viele Be- rufsbilder. So auch das KV und den Detailhandel. Hans- jörg Truttmann, Rektor des Kaufmännischen Bildungs- zentrums Zug (KBZ), erzählt, inwiefern sich dies auf die Berufsbildung und auf das Lernen auswirkt. Text Daniel Schwab Hansjörg Truttmann, warum treiben Sie die Digi- gut besucht und ermöglichen den Lehrpersonen, danach Bild Daniel Schwab talisierung am KBZ so forsch voran? innerhalb der Fachschaften gemeinsam Settings zu ent- Die digitale Welt durchdringt unser Leben und damit wickeln. auch das Lernen der Jugendlichen. Ich betrachte die Di- gitalisierung insgesamt als Chance und gleichzeitig als Wie zeigt sich die Digitalisierung am KBZ kon- Auftrag. Deshalb begannen wir bereits vor sechs Jahren, kret? in Pilotklassen die digitalen Möglichkeiten fürs Lernen Seit dem letzten Schuljahr gilt in allen Klassen das Prin- nutzbar zu machen. Das KBZ hat diesbezüglich in der zip «Bring your own Device», kurz BYOD. Das heisst, Schweiz bei den kaufmännischen Berufsfachschulen dass alle Lernenden ihren eigenen Laptop in den Unter- eine gewisse Vorreiterrolle. richt mitbringen. Das hat unter anderem zur Folge, dass wir einen Teil unserer IT-Schulzimmer abbauen können. Was waren die grössten Herausforderungen? Im Unterricht wird vermehrt mit den Laptops gearbeitet, Eine Herausforderung bestand darin, die Lehrpersonen indem die Lernenden Unterrichtsinhalte und Lernauf- zu sensibilisieren und sie sukzessive weiterzubilden – träge am Bildschirm statt in Lehrmitteln bearbeiten und sei es fachdidaktisch, sei es im Einsatz konkreter Tools. «Lernprodukte» gestalten. Wir organisierten schon früh schulinterne Fortbildungen, aktuell die sogenannten E-Snacks, wo wir über Mittag Wo und in welcher Form setzen die Lernenden spezifische Themen aufgreifen. Diese Anlässe sind sehr ihren Laptop ein?
Mit einem Gesundheitsberuf können wir mit Herzblut einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen. Attraktive Gesundheitsberufe – eine sinnvolle Wahl Sicherer Arbeitsplatz mit Zukunft Arbeit für und mit Menschen Ausbildung auf verschiedenen Niveaus Vielfältige Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten praxisnahe Ausbildung xund.ch xund.ch
Berufsbildung Zug 37 Kämpft in Bern um den SM-Titel: Rahel Weber hat soeben ihre Lehre zur Bäckerin-Konditorin-Confiseurin EFZ bei der Confiserie von Rotz in Cham abgeschlossen. (Bild Taylor Rohner) Der Laptop leistet heute in fast allen Fächern wertvolle Dienste. Die Lernenden bekommen Aufgaben gestellt, an denen sie selbständig oder in der Gruppe arbeiten können. Dabei haben sie Zugang zu Musterlösungen, können sich also unmittelbar orientieren, ob sie etwas verstanden haben und auf dem erforderlichen Stand sind. So werden die Lernenden stärker aktiviert und können selbständiger sowie individualisierter arbeiten. SwissSkills 2018 Ausserdem haben wir vor einigen Jahren die Lernplatt- form Moodle eingeführt, die eine unkomplizierte Kom- munikation zwischen den Lernenden und der Lehrper- Vom 12. bis 16. September finden an der son ermöglicht. Bernexpo die Schweizer Berufsmeister- Wer bezahlt eigentlich den Laptop? schaften (SwissSkills) statt. Über 1100 Für die Kosten kommen grundsätzlich die Lernenden junge Athletinnen und Athleten kämpfen in oder vereinzelt deren Ausbildungsbetriebe auf. Im Ge- 75 Berufen um den Schweizermeistertitel. gensatz zu anderen Kantonen, wo BYOD zu einem Poli- Darunter auch 10 junge Berufsleute aus tikum geworden ist, war das im Kanton Zug bisher nicht dem Kanton Zug. Die Gewinner haben die der Fall. Speziell in der Berufsbildung der Kaufleute und Möglichkeit, ein Jahr später an den Berufs- im Detailhandel sieht man die Notwendigkeit dieser Wei- terentwicklung ein. Laptops sind ja heute auch durch- Weltmeisterschaften im russischen Kasan aus erschwinglich. Im Gymnasium musste ich in den teilzunehmen. Die Besucher der SwissSkills 70er-Jahren einen Taschenrechner für rund 300 Fran- können nicht nur den besten Berufsleuten ken kaufen. Teuerungsbereinigt erhält man dafür heute der Schweiz über die Schultern schauen. einen Laptop. Dank der Microsoft-Schullizenz können Sie haben auch die Möglichkeit, sich in wir den Lernenden kostenlos das Softwarepaket Office Live-Demonstrationen über 130 Berufe aus 365 inklusive Cloud-Speicher anbieten. Dadurch sind sie zusätzlich entlastet. Handwerk, Industrie und Dienstleistung informieren zu lassen. Am Samstagabend, Weshalb tun sich viele Schulen schwer mit der 15. September, findet in der nahegelege- Digitalisierung? nen Eishockey-Arena die Siegerehrung mit Das Problem ist nicht die Technik. Das Problem ist auch entsprechendem Rahmenprogramm statt. nicht die Affinität der Lernenden oder Lehrpersonen zur Am Sonntag, 16. September, werden dann digitalen Kommunikation. Die Lernenden leben in einer digitalen Welt und sind aus der Oberstufe gut vorberei- dem Publikum unter dem Motto «Best of tet. Auch unter den Lehrpersonen befinden sich immer SwissSkills» nochmals die Highlights der mehr Digital Natives. Die grosse Herausforderung ist die vergangenen Wettkampftage präsentiert. didaktische Umsetzung. Wie bereitet man motivieren- Die Organisatoren der Schweizer Berufs- de digitale Lernsettings auf? Es ist für Schulen nicht meisterschaften rechnen an den fünf Tagen einfach, diesen Prozess in Gang zu bringen. Dennoch mit über 150 000 Besuchern. können sie sich dem nicht entziehen, will man die Chan- cen für das Lernen nutzen und die Lernenden auf ihre Aufgaben in Beruf und Gesellschaft und auf ihre künftige Aus- und Weiterbildung vorbereiten.
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