BERUFSBILDUNGSMAGAZIN - OBWALDNER - Gewerbeverband Obwalden
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OBWALDNER BERUFSBILDUNGSMAGAZIN EIN GLÜCKLICHER WECHSEL Was, wenn der Lehrbetrieb plötzlich Konkurs anmeldet? Rabea Hüppi erzählt. SEITE 7 KREATIVITÄT LEISTUNGSDRUCK Dank seiner Erfindung ist Der Kinder- und Jugend- Dominik Gasser heute psychologe Allan Guggenbühl selbstständig. im Interview. SEITE 19 SEITE 40 Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 1
Liebe Leserin, lieber Leser Das diesjährige Obwaldner Berufsbildungsmagazin steht unter dem Leitthema «Flexibilität». Wenn wir mit Veränderungen und Anpassun- gen konfrontiert werden, hören wir oft: «Du musst einfach flexibel sein!» Nun ist Flexibilität nicht so zu verstehen, dass wir uns von kurzfristigen Tendenzen leiten lassen sollen, sondern Beweglichkeit und Anpassungs- fähigkeit ist angebracht und auch nötig, wenn es sich um wichtige und wegweisende Entwicklungen handelt, die wenn immer möglich auch längerfristig Bestand haben werden. Die Entwicklung der Berufsbildung richtet sich in der Schweiz stark nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Diesem Erfolgsrezept ist es zu ver- danken, dass Jugendliche, die den Weg der Berufsbildung wählen, sehr schnell mit dem Arbeitsmarkt in Kontakt kommen und den Marktbedürf- nissen und -anforderungen entsprechend ausgebildet werden. Dass die Berufsbildung ständig (nach Berufsbildungsgesetz mind. alle fünf Impressum Jahre) den Entwicklungen des Arbeitsmarktes angepasst werden muss, Agentur Nunyola GmbH ist für alle in der Berufsbildung tätigen Personen eine grosse Herausfor- Bahnhofstrasse 3 derung. Allen voran sind die Berufsverbände in hohem Masse gefordert, 6060 Sarnen ihre Verantwortung bezüglich des Definierens der Ausbildungsinhalte wahrzunehmen und das Nötige vom Wünschenswerten abzugrenzen. Herausgeber Denn die Vorgaben der Ausbildungsinhalte haben einen direkten Einfluss Gewerbeverband Obwalden auf die betriebliche Ausbildung, den Unterricht in den Berufsfachschulen Sarnen und die Zentren der überbetrieblichen Kurse. Es ist wichtig, die Balan- gewerbeverband-ow.ch ce zwischen einem sich sehr dynamisch und schnell entwickelnden Ar- beitsmarkt und der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bildung zu finden. Amt für Berufsbildung des Kantons Obwalden In der neuen Ausgabe des Obwaldner Berufsbildungsmagazins kommen Sarnen Berufsbildnerinnen und Berufsbildner, Lehrpersonen und Bildungsfach- beruf.ow.ch leute zu Wort, die sich täglich im Spannungsfeld zwischen den Anfor- derungen des Arbeitsmarktes und den pädagogischen Ansprüchen be- Redaktionsleiterin wegen und daher eine grosse Flexibilität und Professionalität an den Tag Anja Glover legen müssen. Es wird aufgezeigt, wie Lernende aufgrund äusserer Rah- menbedingungen in ihrer Ausbildung flexibel sein müssen. Wir lesen von Gestalterin Unternehmern und Fachleuten, die in ihrem Beruf innovativ und flexibel Zeliya Schär auf sich verändernde Marktsituationen reagieren müssen, und wir wer- den mit der Aussage von Allan Guggenbühl, Kinder- und Jugendpsycho- Korrektorin loge, konfrontiert, der sagt: «Erfolgreich werden jene sein, die gelernt ha- Julia Schwegler-Wieland ben, flexibel zu denken und zu handeln.» Sie dürfen sich also auf eine korrigiert.ch spannende Lektüre freuen, die den Begriff «Flexibilität» aus verschiede- nen Blickwinkeln ausleuchtet. Druck Abächerli Media AG, Sarnen Ich danke dem Gewerbeverband Obwalden und dem Amt für Berufsbil- dung für die Veröffentlichung dieses spannenden Magazins. Ich wün- Auflage sche Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, eine anregende Lektüre. 19 000 Exemplare Christian Schäli Bildungs- und Kulturdirektor 2
INHALTSVERZEICHNIS SEITE 14 SEITE 19 SEITE 28 FLEXIBILITÄT 4 Flexibilität und Eigeninitiative 7 Wenn der Körper Flexibilität verlangt 12 Über Umwege zur Primarlehrerin 14 INNERE STIMME 19 Innovativ und selbstständig 19 Flexibilität in Geist und Körper 24 Der junge Tüftler 28 INTERVIEW 32 Sandra Portmann: Integration in den Beruf 32 Allan Guggenbühl: Zwischen Leistungsdruck und Selbstfindung 40 RUND UM DIE BERUFSBILDUNG 43 DIE ZEHN AM MEISTEN GEWÄHLTEN BERUFE 44 DIE ROLLE DER UNTERNEHMEN 46 NÜTZLICHE SEITEN IM WWW 49 Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 3
FLEXI B I LITÄT Viele Wege führen ins Arbeitsleben Die (Berufs-)Welt ist ständig im Wandel, deshalb ist es sowohl für Unternehmen als auch für Ar- beitnehmende wichtig, flexibel und anpassungs- fähig zu sein und dies auch zu bleiben. Im Laufe der Zeit wird es nicht nur neue Berufsbildungen und Weiterbildungen geben, auch die Anforde- rungen werden anders. «F lexibili Die «Flexibilisierung» der Arbeit vollzieht sich auf f ür Neue mehreren Ebenen. Die gesamte Gesellschaft als G eistig fl auch die einzelnen Unternehmen und Individuen tig, anso werden von diesem Wandel beeinflusst. Es gilt, sich untersch auf die neuartigen Nachfragen der sich wandeln- er, den Wirtschaft einzustellen. Gleichzeitig müssen To ny Ro hr aber auch die Interessen der Arbeitgebenden und der Arbeitnehmenden befriedigt werden. Die sich verändernde Welt bietet einerseits viel Gestaltungs- freiheiten, wenn es um den eigenen Lebensentwurf geht, steigert aber die Anforderungen in Bezug auf Eigenverantwortung und Anpassungsfähigkeit. Wenn wir von Flexibilität in der Arbeitswelt reden, dann ist damit die räumliche, finanzielle, zeitliche, aber auch funktionale Flexibilität gemeint. Flexibi- lität braucht es aber auch, wenn nicht alles so läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Ein Unfall oder eine Krankheit können beispielsweise alle Pläne auf den Kopf stellen. eit «Die A rb r n ve Wenn sich die Gesellschaft verändert, dann verän- mü s s e Kö dert sich auch die Jugend. Auch bei unseren jüngs- un s eren al ten oder künftigen Arbeitnehmenden ist Flexibilität einfach m das Stichwort. In der Arbeitswelt gibt es Umwege, r, Se ite M ike B uche Sackgassen oder aber auch Abkürzungen. Sie ge- staltet sich wie ein grosses Labyrinth. Letzten Endes führen viele Wege ins Arbeitsleben. 4
«We r C h a n i n de r A r der Z ce h aben beitswe eit g w ill lt e i n t i at i v e z e e h e n u n , mu s s m e ige n d E ig i Joha .» en in t nna U n te i- nähr r e r, S e ite 7 « Ic ic h h m a n e au s c h e n et w ge W m s te ille e i n e a s , d s ic l lt n m as a k a h n i h ät t e u c h e i g e - u fe c h , n l t h wen her- Do mi ass ät t ne nik en e s Ga sse . » v er- r, S i tee 19 sein m ic h , offen zu utet f ü r ist . ität bede e n , w o es nötig n z up a c k hr w ich- e s u nd a ic h au c h s e ein fi n d e g nicht flexibel s h d e n L ehr ver tra ätte ic onsten h hrieben .» , Se ite 24 « Ic h w ün dern un sche mir, da d Jugen s s d ie i n de m d El s ie s ic h l ic h e n e i n e n te r n d e n K i n rechten a ng s t f r R a h me - Ü b er n a ei u nd n b ie te w i c ke l n h m it n , können me von Veran der altersge- .» t w or t u alles . Wir S a n d ra ng ent- ist nicht Po rt m a au f nn, Se lernen , ite 32 r m e h r t nd h ör e n u ör p e r z u n .» u m ac he l nichts z 12 Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 5
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FLEXIBILITÄT FLEXIBILITÄT UND EIGENINITIATIVE Rabea Hüppi (18) verlor ihre Lehrstelle vom ei- sind Herzensfotografinnen, das gibt uns so eine nen Tag auf den anderen. Ihr Arbeitgeber ging gewisse Power.» Die positive Stimmung im Be- in Konkurs. Zusammen mit zahlreichen ande- trieb spürt man sofort. ren war Rabea plötzlich auf sich selber gestellt. Dank viel Eigeninitiative konnte sie schnell «Niemand kommt arbeiten, weil er muss. Als Fo- eine Lösung finden und ist heute glücklicher tografin arbeitest du als Leidenschaft. Du musst denn je. viel geben und kriegst die glücklichen Kunden- gesichter als Gegenleistung», so Johanna. «Meine Vorgesetzte rief mich eines Morgens an. Sie teilte mir mit, dass ich nicht mehr zur Arbeit erscheinen müsse, das Unternehmen habe Kon- kurs angemeldet», erzählt Rabea Hüppi aus Lun- gern. Heute kann sie mit einem Lächeln von der Situation erzählen. Ihr damaliger Arbeitgeber Fo- to Ecker hatte Insolvenz angemeldet. Damit wur- den nicht nur die beiden Läden an der Pilatus- strasse in Luzern geschlossen, Rabea verlor über Nacht auch ihren Ausbildungsplatz. «Niemand hatte davon gewusst, obwohl wir natürlich im täglichen Geschäft spürten, dass sich die Nach- frage der Kundschaft veränderte», so Rabea. Ei- ner der Mitgründe könne sein, dass der Zug der Digitalisierung am Unternehmen vorbeigerast sei. Dieser Meinung ist auch ihre aktuelle Aus- bildnerin Johanna Unternährer. Die 28-Jährige sitzt neben Rabea und nickt. Die Jungunternehmerin Johanna ist mit ihrer Fotografiefirma sehr erfolgreich unterwegs. «Ich konzentriere mich auf den Endkonsumenten- bereich. Wir machen Fotoshootings für eine Kundschaft aus verschiedensten Branchen», er- klärt sie. Sie selbst hat das KV gemacht und einen Kurs als Visagistin als Weiterbildung. «Im Jahr 2011 wurde mein Hobby dann zum Beruf, und ich habe mich selbstständig gemacht.» Im Jahr 2015 gründete sie ihre Agentur. Mittlerweile hat sie zwei Mitarbeitende und eine Lernende, Ra- bea. «Ich mag es, im Frauenteam zu arbeiten. Wir Rabea Hüppi (18) und Johanna Unternährer (28). Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 7
Rabea hatte Johanna bereits zu Beginn ihrer Ein Neuanfang in Obwalden Lehrstellensuche kontaktiert. «Damals antworte- In ihrem neuen Betrieb fühlt sich Rabea gänz- te ich ihr, dass ich selbst keine ausgebildete Fo- lich wohl. «Hier kann ich flexibel und frei tätig tografin sei und daher auch keine Lernende en- sein, wir duzen uns alle, und durch meinen Ein- gagieren könne», so Johanna schulterzuckend. satz bei verschiedenen Shootings lerne ich viel», Rabea liess aber nicht locker und rief ein paar so Rabea, die weiss, dass eine solche Stelle nicht Monate später, unmittelbar nach ihrer Freistel- selbstverständlich ist. lung, nochmals an. Auch das Berufsbildungsamt war froh um das Beim zweiten Mal hat es geklappt Engagement der beiden Frauen. Es besichtigte Heute ist Rabea in ihrem zweiten Lehrjahr zur den Betrieb, um sich die Situation anzusehen. Fotofachfrau Beratung und Verkauf (Fachrich- Letztlich reichten die acht Jahre Berufserfahrung tung Fotografie). Sie wollte schon immer in der von Johanna, um eine Lernende auszubilden. Fotografie arbeiten. Dass ihr dieser Wunsch nun trotz Zwischenfall in Erfüllung geht, hat sie un- Mit der Zeit gehen ter anderem Johanna zu verdanken. «Ich bin so Sowohl Johanna als auch Rabea wissen: «Wer froh, besser hätte es nicht passen können», grinst in der Arbeitswelt eine Chance haben will, muss sie. mit der Zeit gehen und Eigeninitiative zeigen», so Johanna. Zwei Voraussetzungen, die beide mit- Rabea ist sehr selbstbewusst und war darauf fo- bringen. Während Rabea viel von ihren Arbeits- kussiert, ihre Ausbildung nahtlos weiterführen kolleginnen lernt, lernt auch Johanna, was den zu können. Von den zahlreichen Lernenden, die Ausbildenden neu beigebracht wird. «Es ist auch plötzlich eine neue Stelle in einer Branche su- ein wenig eine Win-win-Situation, eigentlich chen mussten, in der die Ausbildungsplätze oh- können wir alle nur voneinander profitieren. Alte nehin schon rar sind, ist sie eine der wenigen, Arbeitsmodelle waren oftmals zu hierarchisch. In die es geschafft haben. «Meine halbe Klasse war der heutigen Welt braucht es Offenheit, du musst arbeitslos. Eigentlich gab es nur die Möglichkeit, dich mit der Firma identifizieren können. Es sind nach Zürich oder Bern zu gehen», so Rabea. So alles Quereinsteigerinnen bei mir, keine kam aus weit kam es aber nicht, da sie Johanna von ihrer der Branche, aber jede weiss, was sie will.» Situation erzählte und sie letztlich davon über- zeugen konnte, sie unter Vertrag zu nehmen. «Sie Und das in einer Branche, die als unsicher gilt in hat ganz schön hartnäckig auf mich eingeredet, der Zukunft. «Unser Beruf wird bestehen bleiben, und das hat mich beeindruckt», sagt Johanna. da mache ich mir keine Sorgen. Der Wunsch nach guten Fotos ist da. Wir müssen einfach mit der Zeit gehen, und das tun wir.» In der Firma Janmaat gibt es für die Lehrtochter Rabea Hüppi Platz für Kreativität. 8
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FLEXIBILITÄT WENN DER KÖRPER FLEXIBILITÄT VERLANGT Pläne zu haben, sei gut, aber manchmal ha- mer ein grosses Hobby von mir.» Die erfolgreiche be das Leben seinen eigenen Plan, meint Mi- Eingliederung in die Berufswelt ist Bestandteil ke Bucher. Der 31-Jährige musste nach einem der Rehabilitationsklinik, das Thema wurde sehr schweren Unfall zuerst einmal lernen, wieder früh angesprochen. Der Beruf als Mechaniker mit seinem Körper umzugehen und zu ak- wurde aber aufgrund der strengen physischen zeptieren, dass ein anderer Weg ebenfalls der Aktivität gleich zu Beginn ausgeschlossen. In richtige sein kann. Heute arbeitet Mike bei Frage kamen Goldschmied, Uhrenmacher, Kon- der Firma maxon und kann trotz körperlicher strukteur oder das KV. «Da ich mich aber weder Beeinträchtigung seinem Beruf mit Freude im Büro sehe noch gerne feinmotorisch arbeite, nachgehen. kam für mich nur der Konstrukteur in Frage.» In der Stiftung Brändi in Luzern konnte Mike dann Mike Bucher flitzt mit seinem Rollstuhl geschickt drei Monate lang eine Abklärung als Konstrukteur durch die Gänge der Firma maxon AG in Sach- machen und durfte im Anschluss daran, dank seln und grüsst die vorbeigehenden Arbeiter/in- Beziehungen, eine Schnupperlehre bei maxon nen. Er öffnet die Tür zum Sitzungszimmer, absolvieren. Die Firma habe daraufhin eigens lässt den Vortritt, macht eine kurze Drehung um für ihn eine Lehrstelle als Konstrukteur kreiert, sich selbst und ist bereit für das Interview. Das erklärt Mike stolz. Alles schien perfekt, die Lehre Berufsleben begann bei Mike nach der obliga- würde vier Jahre dauern, der Betrieb war nicht torischen Schulzeit mit einer Lehre als Lastwa- weit von seinem Zuhause entfernt. Aber das Le- genmechaniker. Doch bereits im zweiten Monat ben entschied wieder anders. verunfallte der damals 16-Jährige auf dem Weg zur Arbeit mit dem Roller. Er fuhr mit 60 km/h Mike stützt sich an die Lehne des Rollstuhls und in einen Baum hinein und wurde mit zwei Li- setzt sich etwas anders hin, dann erzählt er wei- tern Blut in der Lunge und zahlreichen Fraktu- ter. «Ich fuhr mit einem Gokart in eine Wand und ren in die Klinik eingeliefert. Die ersten paar Ta- holte mir damit zahlreiche Frakturen an Beinen ge schwebte der Sachsler in Lebensgefahr und und Füssen.» Die Lehre konnte er deshalb erst wurde in das künstliche Koma verlegt. Seither ist ein Jahr später beenden. «Begonnen habe ich sie Mike Paraplegiker. «Der Unfall war ein Schock für in einem 100 %-Pensum und beendet mit einem die ganze Familie. Erstmal ging es darum, wieder 60 %-Pensum. Danach durfte ich bei der Firma zurück ins Leben zu finden und dann auch ins in einem 50 %-Pensum weiterarbeiten.» In der Berufsleben», erklärt Mike. Beides hat er erfolg- restlichen Zeit wollte er eine Weiterbildung als reich geschafft. Heute entwirft er als Konstruk- Maschinentechniker an der Höheren Fachschule teur Verpackungen für Kleinmotoren. in Luzern absolvieren. Aber wieder meldete sich der Körper. «Alles zusammen war einfach zu viel, Eine neue Richtung und so kam es, dass ich mir vier Wochen Feri- Der Sachsler wollte nach dem Unfall weiterhin en nahm und dabei keine einzige Nacht durch- Mechaniker werden. «Das würde ich auch heu- schlafen konnte. Ich hatte ein Burnout.» te noch gerne machen. ‹Basteln› war schon im- 12
Ausgebrannt chen», so Mike. Er setzt sich nochmals anders «Viele Menschen bemerken gar nicht, wenn sie hin, streckt seine Arme und faltet die Hände in ein Burnout haben, das beginnt ganz langsam. sich zusammen. Dann erklärt er, dass der Leis- Und trotzdem gibt es meistens ganz viele An- tungsdruck gross sei, der grösste Druck aber von zeichen, die man halt einfach nicht ignorieren einem selbst komme. Das Wichtigste sei, dass darf.» Mike musste mehrere Male von seinem man sich Ziele setze, die man erreichen könne. Körper zur Entschleunigung gezwungen wer- den, bis er lernte, dass man seine Gegebenheiten «Ich bin heute glücklich. Ich habe gelernt, auf respektieren und zu sich und seinem Körper Sor- meinen Körper zu hören. Dank dieser Einstellung ge tragen muss. bin ich eigentlich fast immer motiviert, versuche alles von der positiven Seite zu sehen, freue mich Heute weiss er es besser. «Die Arbeit ist nicht al- über kleine Erfolge und bin auch froh, wenn ich les. Wir müssen vermehrt lernen, auf unseren einfach mal Zeit mit der Familie und Freunden Körper zu hören und einfach mal nichts zu ma- verbringen kann», so Mike. Mike Bucher (31) arbeitet seit seiner Lehre beim Sachsler Antriebsspezialisten maxon AG. Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 13
FLEXIBILITÄT ÜBER UMWEGE ZUR PRIMARLEHRERIN Es gibt Kinder, die wissen ganz genau, was «Ich habe dort Haushalt und Gartenbau gelernt, sie später einmal werden wollen. So ging es ich hatte keine Ahnung von ihren Krankheits- den Brüdern von Annemarie Schnider. Sie bildern. Ich habe dabei aber viel gelernt.» Anne- selbst aber liess sich Zeit, gönnte sich Einbli- marie lernte unter anderem, dass sie nicht auf ei- cke in verschiedene Berufe, um letztlich ihren nem Hof arbeiten wollte, und meldete sich darauf- Traumberuf zu finden. Heute ist sie am richti- hin für die Handelsschule in Willisau an. «Meine gen Ort angekommen und erklärt, warum Um- Mutter spürte, dass ich meinen Beruf noch nicht wege in der beruflichen Laufbahn gut sind. gefunden hatte, und unterstützte mich darin, ei- ne weiterführende Schule zu besuchen. Ich ha- Das Schulzimmer ist der Jahreszeit entsprechend be alle Fächer geliebt ausser die Kernfächer. Das bunt dekoriert. Es ist ein sonniger Tag, das brei- waren Rechtskunde und Buchhaltung. Es war te Lächeln von Annemarie erinnert an eine an- eine tolle Zeit für mich, ich wohnte dort in einer genehme Zeit in der Primarschule zurück. An- Familie und schloss diese Ausbildung am Ende nemarie wohnt zusammen mit ihrer Partnerin sehr gut ab. Wahrscheinlich wären viele einfach und ihrem gemeinsamen Sohn in Sachseln. Dort auf diesem Weg geblieben.» geht die 46-Jährige ihrem Traumberuf nach: Sie unterrichtet die dritte Primarstufe. Dass dies ihr Das Interesse für Menschen Lieblingsberuf ist, musste Annemarie aber zuerst Aber Annemarie suchte weiter, denn nach ab- herausfinden. geschlossener Ausbildung konnte sie keine Stelle finden, die zu ihr passte. «Mich interessierte we- «Ich war sehr jung, als ich aus der Schule kam, der die Bank noch die Versicherung. Ich nahm und hatte keine Ahnung, was ich beruflich ma- dann eine Praktikumsstelle in einem Hotel an. chen wollte.» Ihre vier Brüder hingegen hätten Diese Zeit war sehr schwierig. Ich war 20 Jahre ganz klare Vorstellungen von ihrem künftigen alt, merkte, dass ich mich für Menschen interes- Arbeitsleben gehabt. «Wir hatten einen Hof zu siere, aber nicht für diese Art Anliegen. Ich fand Hause, und meine Mutter bildete als ausgebildete es uninteressant, sicherzustellen, dass die Kund- Bäuerin mit Meisterprüfung Haushaltslehrtöch- schaft mit ihren Zimmern zufrieden war. Hinge- ter aus. Also entschied ich mich einfach auch gen liess es mir keine Ruhe, mitanzusehen, wie für diesen Beruf und absolvierte ein bäuerliches der Vorgesetzte mit vor allem ausländischen Ar- Haushaltslehrjahr.» beitnehmenden umging.» Die damals 20-jährige Annemarie verschaffte sich einen Termin beim Auf dem Bauernhof Arbeitsgericht und stiess dabei an ihre Grenze. Der Hof, auf welchem Annemarie während dieser Sie kündete. Zeit arbeitete, gehörte zu einer psychiatrischen Klinik, und einige der Patienten und Patientin- nen, die noch in Behandlung waren, arbeiteten auf dem Hof mit. Annemarie lacht und erklärt: 14
Annemarie Schnider (46) hat ihren Traumberuf gefunden: Sie ist heute Primarlehrerin in Sachseln. Tapetenwechsel Ein Leben lang flexibel Es zog sie in die Welt hinaus, sie machte einen Annemarie ist sich sicher, dass das Elternhaus Land-Jugendaustausch, lebte auf verschiedenen in der Entscheidungsfindung eine zentrale Rol- Höfen in Dänemark. «Das war eine sehr tolle Zeit, le spielt. «Eltern sollten ihre Kinder unterstützen, aber danach war die Leere wieder da. Wie wei- ausprobieren lassen und nicht verlangen, dass ter?» Annemarie besuchte die Berufsberatung. sie in der Branche bleiben, die sie sich mit 16 Nach einem langen Gespräch lagen dann zwei Jahren angesehen haben. Man kann in jedem Berufe auf dem Tisch. Die Sozialarbeit oder der Alter seine Meinung nochmals ändern. Wir sind Lehrerinnenberuf. Annemarie lächelt breit: «In eines der wenigen Länder, in denen das möglich diesem Moment ergab für mich plötzlich alles ist.» Nebst den Eltern spielte die Berufsberatung, Sinn, ich wusste noch am selben Tag, welcher aber auch die Bereitschaft von Annemarie, flexi- Tätigkeit ich in Zukunft nachgehen würde», sagt bel zu sein, eine wichtige Rolle. «Genau, manch- Annemarie, die nun zufrieden in ihrem Schul- mal muss man auch Opfer erbringen, um seine zimmer sitzt. Träume zu realisieren. Vielleicht löst man die Wohnung auf und zieht wieder eine Weile nach «Wenn ich heute zurückschaue, dann sehe ich, Hause, um eine Weiterbildung zu absolvieren.» dass ich schon immer gerne mit anderen Men- schen gearbeitet habe.» Den richtigen Beruf zu «Es geht darum, den Mut zu haben, neue Wege zu finden, sei eine riesige Erleichterung gewesen, finden. Flexibilität braucht es immer im (Berufs-) und trotzdem bereut sie die Umwege nicht. «Man Leben. Man muss immer wieder entscheiden.» braucht Geduld und muss sich eingestehen, dass Das versucht Annemarie auch ihren Schüler/in- man vielleicht mit 16 oder 18 noch nicht weiss, nen mitzugeben. «In meinem Unterricht geht es was man will. Man kann es ja auch gar nicht wis- vor allem um den Menschen. Die kommenden sen. Ich sehe das heute auch bei einigen ehema- Generationen werden sich ein Leben lang bilden ligen Schüler/innen. Man muss nur darauf ver- und flexibel sein müssen. Da ist es wichtig, Ler- trauen: Wenn man es mal gefunden hat, weiss nen von Anfang an als etwas Positives zu erfah- man es.» ren.» Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 15
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KREATIVITÄT INNOVATIV UND SELBSTSTÄNDIG Dominik Gasser hat den Beruf Schreiner ge- ersten Brille ist viel Zeit vergangen. Nach nur we- lernt und sich irgendwann selber eine Bril- nigen Monaten hatte er sich dazu entschieden, le gemacht. Dass er damit eine Marktlücke selbstständig zu werden und in seiner eigenen entdeckt hatte, war ihm zu diesem Zeitpunkt Firma Brillen herzustellen. Seither hat er sich noch nicht bewusst. Heute kann der 29-Jäh- zum Spezialisten in der Branche gearbeitet und rige vom Brillenmachen leben und sich selber kann heute seine Brillen einiges geschickter und dabei treu bleiben. schneller herstellen als noch vor ein paar Jahren. «Seit einem Jahr habe ich eine CNC-computer- Im Keller seines Wohnhauses in Lungern befin- gesteuerte Fräsmaschine. Um sie zu gebrauchen, det sich die Werkstatt von Dominik Gasser. Auf musste ich mich total neu einarbeiten», so Do- den Tischen liegen Holzspäne und einige Plä- minik. Trotz CNC würden viele Arbeitsschritte ne. Dominik sieht zufrieden aus, er trägt seine nach wie vor von Hand erledigt. Die Maschine selbstgemachte Brille auf der Nase, wischt einige gebe ihm aber mehr Flexibilität, was die Formen Holzspäne von Stuhl und Tisch und beginnt zu und Massanfertigungen anbelange. erzählen. «Ich habe schon immer gerne mit Holz gearbeitet», erzählt er. Wer ihn besuche, mer- Als der Sarner Optiker eine Sonnenbrillenausstel- ke schnell, dass er viele Möbel selber hergestellt lung machte, durfte Dominik mehrere neue Mo- habe. «Nach meiner Schreinerlehre arbeitete ich delle ausstellen. «In dieser Woche wurden viele 3,5 Jahre als Schreiner. Als ich dann eine Brille Brillen gekauft, ich bekam sehr gutes Feedback brauchte, sah ich, dass es einige Holzbrillen auf und konnte die Brillen und deren Formen den dem Markt gab, und dachte mir, das kann ich Kundenbedürfnissen entsprechend anpassen.» auch selber machen.» Dominik bat daraufhin Dank den Zeitungsberichten kommt es auch mal den Sarner Optiker Optik Ott, sie einglasen zu vor, dass jemand zum Optiker geht und sagt, er lassen. Dieser erfreute sich so sehr an dem Mo- wolle unbedingt eine Brille von Dominik Gasser. dell, dass er Dominik Gasser, der damals gerade Was aber ist das Erfolgsrezept des jungen Brillen- mal 23 Jahre alt war, anbot, gleich 36 Stück da- machers? von zu kaufen. Lungern statt Paris Obwohl Dominik ein Angebot eines Pariser De- «Ich habe schon immer gerne mit signers erhalten hat und laut diesem aus mar- Holz gearbeitet.» ketingtechnischen Gründen seinen Namen zu Dominique hätte abändern sollen, wollte Domi- Aus dem Innersten der Schweiz nik von Anfang an vor allem eins: Er selber blei- Dominik ist in Lungern aufgewachsen und hat ben. «Nur so konnte ich auch erfolgreich werden auch immer dort gewohnt. «Es ist schön hier, mit meiner Idee. Ich mache etwas, das ich aus und ich kann allen meinen Hobbys wie Fischen, meinem eigenen Willen auch hergestellt hätte, Skifahren oder Biken nachgehen.» Seit seiner wenn es sich nicht hätte verkaufen lassen.» Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 19
Dominik Gasser (29) in seiner Werkstatt in Lungern. Den Bezug zu seiner Heimat Lungern findet man plin, um dranzubleiben, wolle aber auch noch auch in seinen Produkten. So besteht der kleine seine anderen Projekte verfolgen. Punkt auf dem Logo aus Wurzelholz aus dem Lungernsee. «Das Holz hole ich mir im Winter, «Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man sich wenn der See tiefer ist, selber. So muss ich im auch selbstständig machen kann, ohne ein Stu- Sommer nicht tauchen», lacht der Brillenmacher. dium gemacht zu haben.» Den Schritt zur Selbst- Zudem verwendet er für eine Modellreihe die ständigkeit habe er noch keinen Tag bereut. Und Fischhaut der Fische einer Kaviarzucht in Fruti- wer weiss, vielleicht darf jemand das Handwerk gen. «So wird der Fisch so fest wie möglich ver- des Obwaldners ja bald lernen. wertet, das ist nachhaltig und passt mir deshalb.» Seinen eigenen Beruf erschaffen Seit sechs Jahren stellt Dominik nun Brillen her und sieht sich auch in Zukunft in diesem Be- ruf. Inzwischen beliefert er 28 Optiker in der Deutschschweiz. Um die Menge alleine herstellen zu können, arbeite er viel, erklärt Dominik. «Der Beruf hat mich quasi selber gefunden.» Nicht nur das Holz, mit dem Dominik arbeitet, müsse flexi- bel sein, sondern auch er selber. «Die Bedürfnisse der Kunden verändern sich, die Natur verändert sich, eigentlich ist alles stets im Wandel.» Den Beruf Holzbrillenmacher konnte und kann man auch heute noch nicht in dieser Form lernen, er hat ihn sich selber beigebracht. Dominik sagt, er mache seine Arbeit gut, habe genügend Diszi- Dominik Gasser hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. 20
Mit einem Gesundheitsberuf können wir mit Herzblut einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen. Attraktive Gesundheitsberufe – eine sinnvolle Wahl Sicherer Arbeitsplatz mit Zukunft Arbeit für und mit Menschen Ausbildung auf verschiedenen Niveaus Vielfältige Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten praxisnahe Ausbildung xund.ch xund.ch Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 21
Technik ist dein Ding Teamarbeiten machen dir Spass Du bringst handwerkliches Geschick mit Job mit Zukunft werde Elektriker Gasser Elektro AG, Alpnach, www.gasserag-elektro.ch TREUHAND- IMMOBILIEN- KAUFLEUTE KAUFLEUTE VERWALTEN VERKAUFEN MILLIONEN TRAUMHÄUSER Stimmt das? MIT QUIZ- ERB Finde heraus, was Treuhand- und Immobilien-Kaufleute WETTBEW in ihrem Berufsalltag machen. hello-career.ch 22
Stiftung Zukunft Alter • Wohnen und Betreuung • Ausbildung mit Perspektiven Deine Zukunft beginnt! Willst du einen Beruf mit spannenden Perspektiven erlernen und dabei auch deine sozialen Fähigkeiten im abwechslungsreichen Berufsalltag leben? Dann freuen wir uns auf deine Bewerbung! In der Residenz Am Schärme und im Hotel Kurhaus am Sarnersee werden zurzeit 24 Lernende in verschiedenen Berufen ausgebildet. Unsere Mitarbeitenden setzen sich gerne für interessierte und motivierte Lernende ein. Wir bieten folgende Lehrstellen an: In der Residenz Am Schärme: Im Hotel Kurhaus am Sarnersee: Fachfrau/-mann Gesundheit EFZ Hotelfachfrau/-mann EFZ Fachfrau/-mann Hauswirtschaft EFZ Restaurationsfachfrau/-mann EFZ Fachfrau/-mann Betriebsunterhalt EFZ Kauffrau/-mann EFZ Koch/Köchin EFZ Residenz Am Schärme 6060 Sarnen Tel. 041 666 10 01 personalwesen@schaerme.ch www.schaerme.ch Hotel Kurhaus am Sarnersee 6062 Wilen Tel. 041 666 74 66 personalwesen@kurhaus.info www.kurhaus.info Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 23
MUT ZUM NEUANFANG FLEXIBILITÄT IN GEIST UND KÖRPER Tony Rohrer ist 54 Jahre alt und hat vor Kur- setzungen für eine Umschulung als Mechanik- zem nochmals eine neue Lehre begonnen. praktiker EBA mitbrachte. Wegen körperlicher Beschwerden war es ihm nicht mehr möglich, seinen aktuellen Beruf Im darauffolgenden Frühling fand ein Arbeits- auszuführen. Der Schritt zur Umschulung hat versuch durch die IV in der mechanischen Ferti- Rohrer viel Mut und Flexibilität gekostet und gung der Leister Technologies AG statt, mit dem sich aber bisher gänzlich gelohnt. Ziel, Rohrers Belastbarkeit und Einsatzfähigkeit im Arbeitsmarkt zu erproben. Im Anschluss dar- Tony Rohrer absolvierte nach der obligatorischen an habe die Leiterin des Ausbildungswesens der Schulzeit eine Lehre als Zimmermann und ar- Firma Leister, Erika Windlin, das Gespräch mit beitete danach lange Zeit auf diesem Beruf. Auf- Rohrer gesucht, um ihn über die Lehre als Pro- grund von Spätfolgen nach Unfällen wurde die duktionsmechaniker EFZ zu informieren. «Ich physische Belastung zu gross. Hinzu kam, dass hatte sehr grossen Respekt bezüglich der Berufs- er das Interesse verspürte, mit anderen Mate- schule, hatte ich doch seit meiner Lehrzeit als rialien und Maschinen zu arbeiten. Eine neue Zimmermann im Jahr 1984 nie mehr die Schul- Richtung einzuschlagen, war aber nicht ganz bank gedrückt», erklärt der 54-Jährige. Die Firma so einfach: «In meinem Alter habe ich auf dem Leister bot ihm die Lehrstelle an. Um die Zeit bis Arbeitsmarkt keine grosse Auswahl, und meine zum Beginn der Lehre zu überbrücken, halfen körperlichen Einschränkungen erschwerten die ihm die IV und das RAV. «Das Unterschreiben des Suche nach einer Lösung für meine berufliche Lehrvertrags war ein sehr emotionaler Moment Zukunft zusätzlich.» für mich, ich war überglücklich», schmunzelt Rohrer. Welcher Beruf passt? «Nach einer weiteren Operation und dem Wis- sen, dass es so an meinem bisherigen Arbeits- «Das Unterschreiben des Lehr- platz nicht weitergehen kann, meldete ich mich vertrags war ein sehr emotionaler bei der IV-Stelle in Obwalden.» Dort sei er zu ei- nem Gespräch eingeladen worden, und es wur- Moment für mich, ich war über- de ihm aufgezeigt, wie er sich am besten auf die glücklich.» vorgeschlagenen Stellen bewerben soll. Rohrer bewarb sich als Speditionsmitarbeiter und Haus- Mut zur Umschulung wart im Gebäudeunterhalt. «Das Resultat war er- Das Beispiel von Tony Rohrer zeigt, dass Fle- nüchternd, ich bekam nur Absagen, also meldete xibilität auch gefragt ist, wenn man bereits seit ich mich mit dem Wunsch nach einem Berufs- vielen Jahren im Berufsleben tätig ist. Um eine berater wieder bei der IV-Stelle in Obwalden.» Im Umschulung in Angriff nehmen zu können, war November des Jahres 2015 konnte er dann die Rohrer auf Unterstützung in seinem Umfeld an- berufliche Abklärung in Horw machen. Dabei gewiesen: «Nebst der IV und der Firma Leister konnte man erkennen, dass Rohrer gute Voraus- war vor allem die Unterstützung meiner Fami- 24
Mit 54 Jahren zurück in die Lehre. Tony Rohrer hat die für ihn richtige Entscheidung getroffen. lie für mich zentral.» Bei seiner neuen Arbeits- «Ich habe gelernt, mit den Schmerzen, die mich stelle geniesst Rohrer flexibles Arbeiten. Bei der täglich oft stundenlang plagen, zu leben und da- Firma Leister habe jeder Mitarbeitende gleitende mit umzugehen. So wechsle ich beispielsweise Arbeitszeiten. «Das ist für die Work-Life-Balance meine Körperhaltung oft beim Arbeiten und ar- sehr gut. So kann ich meine Freizeit flexibel ge- beite sitzend und nicht stehend. stalten. Bezüglich des Arbeitsplatzes können wir leider nicht so flexibel sein. Wir in der Mechanik Im Gegensatz zu früher kann ich die Arbeiten an arbeiten zusammen mit anderen Arbeitenden an meinem Arbeitsplatz bei Leister selber einteilen. verschiedenen Maschinen, sodass es leider nicht Ich habe nicht den enormen Druck, dass mehre- möglich ist, ergonomische Massnahmen für ei- re Kunden und Kundinnen hinter mir stehen und nen einzelnen Mitarbeitenden pro Maschine sofort bedient werden wollen. Dadurch kann ich einzurichten.» meine Schmerzen heute auch besser annehmen und kämpfe nicht mehr gegen sie.» Obwohl Rohrer nach wie vor körperliche Schmer- zen hat, fällt ihm das Arbeiten heute viel leichter. Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 25
Flexibel in jedem Alter Stets weiterbilden «Flexibilität bedeutet für mich, offen zu sein für «Ich gebe jungen Menschen mit auf den Weg, Neues und anzupacken, wo es nötig ist. Geistig dass sie neue Herausforderungen annehmen flexibel sein finde ich auch sehr wichtig, ansons- sollen und sich stetig weiterbilden auf ihrem Be- ten hätte ich den Lehrvertrag nicht unterschrie- rufsweg. Es ist wichtig, den Mut zu haben, vom ben.» Die Eigeninitiative sei entscheidend. «Nur gelernten Beruf abzuweichen und andere Ar- fordern und nichts Neues annehmen wollen, das beiten auszuführen respektive zu lernen», so funktioniert nicht in der heutigen Arbeitswelt. Rohrer. Er bereut die Umschulung keineswegs, Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg», so ein Berufswechsel habe mehrere Vorteile. So se- Rohrer. Nebst der Eigeninitiative braucht es aber he man die Zusammenhänge besser und habe auch auf Betriebsseite eine gewisse Flexibilität. ein breiteres Wissen. Das Verständnis für einen Rohrer sagt, dass es unabdingbar sei, dass der anderen Bereich und andere Arbeiten sei grös- Arbeitgeber die Anregungen und Wünsche der ser. Er würde sich heute nach wie vor für seinen Arbeitnehmer ernst nimmt und darauf eingeht. «Bubentraum» entscheiden und den Beruf des «Wir haben in der Firma Leister eine Suva-Bera- Zimmermanns lernen, sich aber nach der Leh- terin, die uns in Sachen Arbeitsergonomie be- re schulisch weiterbilden, um später mehr Mög- treut. So ist es auch meistens möglich, die nöti- lichkeiten zu haben. «So ist es sicher einfacher, gen Massnahmen umzusetzen.» sich bei körperlichen Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt anzupassen.» «Flexibilität bedeutet für mich, Rohrer kann sich vorstellen, auch in Zukunft offen zu sein für Neues und an- wieder seinem Körper zuliebe einen anderen zupacken, wo es nötig ist. Geistig Weg einzuschlagen. «Ich bin noch etwa zehn Jahre in der Arbeitswelt, somit muss ich damit flexibel sein finde ich auch sehr rechnen, dass ich mich nicht auf dem bereits wichtig, ansonsten hätte ich den Gelernten ausruhen kann. Ich bin der Meinung, dass Flexibilität eine innere Haltung ist. Manch- Lehrvertrag nicht unterschrieben.» mal zwingt jedoch einen das Leben auch dazu, flexibel zu sein.» Tony Rohrer beginnt mit über 50 Jahren nochmals eine Lehre. 26
Schnuppern? Ich bin bei Leister. Und Du? • Anlagen- und Apparatebauer/in • Kaufmann/Kauffrau • Elektroniker/in • Produktionsmechaniker/in • Logistiker/in • Polymechaniker/in • Konstrukteur/in Beim Schnuppern lernst Du spannende Berufe in einem inter- nationalen Unternehmen kennen. Unser cooles Team freut sich, Dich mit viel Engagement auf Deinem Weg zu begleiten. Leister im Social-Web Melde Dich bei: E-Mail: erika.windlin@leister.com Tel. direkt: 041 662 74 92 www.leister.com /career/willkommen-bei-leister/lehrberufe We know how. Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 27
KREATIVITÄT DER JUNGE TÜFTLER Eigentlich wollte Stefan Bachmann aus Kägis- ker werden. Und hatte diesen Berufswunsch bis wil immer Automobil-Mechatroniker EFZ wer- vor Kurzem auch nicht in Frage gestellt. «Ich ha- den. Während seiner Nachmittage im Tüftel- be mich immer für Autos interessiert, die haben park in Alpnach Dorf lernte er aber eine ganz mich einfach immer fasziniert. Aber gleichzeitig andere Seite von sich kennen. Das Roboter- fand ich auch das Thema Elektronik spannend», bauen macht ihm nicht nur Spass, er ist auch so Stefan. richtig gut darin und hat zahlreiche Ideen für die Zukunft. Erkenntnis beim Schnuppern Sein Hobby war es, ferngesteuerte Autos zu Es ist nicht einfach, sich bereits im jungen Alter basteln. Um seinem Berufswunsch zu folgen, entscheiden zu müssen, was man später einmal entschied er sich dazu, beim Beruf des Auto- werden möchte. Einige haben aber ganz klare mobil-Mechatronikers EFZ reinzuschnuppern. Vorstellungen von ihrem künftigen Ich. So war «Während des Schnupperns merkte ich, dass mir das auch bei Stefan Bachmann der Fall. Der heu- der Beruf doch nicht so gut gefiel. Die Art des Ar- te 16-Jährige wollte schon immer Automechani- beitens sagte mir nicht so zu», so Stefan. Im Tüftelpark Pilatus werden die erfinderischen, handwerklichen und gestalterischen Talente der Kinder und Jugendlichen gefördert. 28
Stefan Bachmann (16) verbringt viel Zeit im Tüftelpark in Alpnach Dorf und bastelt hier an seinen Ideen. Nicht selten wollen Kinder in die Fussstapfen ih- Zeit hatte, dorthin. Das war mehrmals pro Wo- rer Eltern treten. Bei Stefan sei das nicht unbe- che der Fall», erklärt Stefan und fügt an, dass der dingt der Fall gewesen, sein Vater sei zwar hand- Tüftelpark für alle empfehlenswert sei, die sich werklich affin, Stefan habe sich aber selber für für einen handwerklichen Beruf interessieren. den Beruf des Automobil-Mechatronikers EFZ Er selbst sei durch seine Klassenlehrerin auf das entschieden. Nach der Schnuppererfahrung be- Angebot aufmerksam geworden. gann Stefan irgendwann damit, nicht nur Autos, sondern auch Roboter zu bauen. Das neue Hobby gab ihm Anlass, sich auch noch- mals Gedanken zur Berufswahl zu machen. «Ich habe dann im Internet nochmals recherchiert «Der Tüftelpark hat mir geholfen, für die Berufswahl und kam auf drei Berufe: Au- meine Stärken und Vorlieben zu tomatiker, Informatiker und Elektroniker.» In den finden.» Sommerferien durfte er bei der maxon AG einige Tage als Elektroniker schnuppern. Nach nur we- nigen Stunden habe er gemerkt, dass er seinen Basteln im Tüftelpark Beruf gefunden habe. Seinen ersten Roboter baute der Kägiswiler im Rahmen eines Wettbewerbs im Tüftelpark. Die- Flexibel denken ser Roboter wurde aber leider nie fertig. «Ich «Der Tüftelpark hat mir geholfen, meine Stärken hatte zu wenig Zeit, und kurz bevor ich ihn hät- und Vorlieben zu finden. Es ist wichtig, dass man te abgeben müssen, versagte die Elektronik», so verschiedene Sachen ausprobiert, bei der Wahl Stefan. «Im Tüftelpark wurde ich stark von Sä- flexibel bleibt und sich nicht auf etwas fixiert, das mi, Michel und Paul unterstützt. Ich konnte dort vielleicht gar nicht so gut passt, wie man gedacht sehr viel lernen. Also ging ich, wann immer ich hat», so Stefan. Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 29
Der junge Bastler beginnt nun nach den Som- merferien seine Lehre bei der maxon AG in Sachseln und stellt sich gerne dieser neuen Her- ausforderung. «Ich freue mich auf die Lehre. Am meisten freue ich mich aber darauf, nur noch zwei Tage pro Woche in der Schule zu sein und endlich mehr handwerklich arbeiten zu können», sagt Stefan, der noch ganz viele Bastelideen im Kopf hat. Wer weiss, vielleicht lassen sich diese bald auch schon in der Arbeitswelt in die Realität umset- zen. Und obwohl er so gerne Roboter baut, sagt er: «Die Roboter sollten nicht alles übernehmen. Wenn jemand gerne seine Arbeit macht, soll- te man sie ihm nicht wegnehmen. Aber es gibt auch viele Arbeiten, die keiner gerne macht, und da wäre es schon praktisch, einen Roboter zu ha- ben», sagt Stefan schmunzelnd. Dann schaut er auf und fügt an: «Beispielsweise so ein Zimmer- Aufräumroboter, das wäre doch eine super Erfin- dung.» Stefan hat ganz viele Ideen im Kopf, und einige davon hat er auch schon erfolgreich umgesetzt. Über den Tüftelpark Im Tüftelpark Pilatus werden die erfinderischen, handwerklichen und gestalterischen Talente der Kinder und Jugendlichen gefördert. In der eigenen Werkstatt können sie unter fachkundiger Anlei- tung und Aufsicht experimentieren, entwickeln, 3D-drucken, schleifen, schrauben, bohren, löten – alles, was das Herz begehrt. Der Tüftelpark Pilatus ist jeden Mittwochnachmittag und Samstag (ausgenommen Schulferien) ge- öffnet. www.tueftelpark-pilatus.ch tüftelPark Pilatus Industriestrasse 23 6055 Alpnach Dorf 041 520 74 99 30
So beschreiben Tina, Jan, Julie und Andreas ihr Umfeld bei Sika. Die Lernenden arbeiten an unterschiedlichen Sika-Standorten und sprechen darum auch aus unterschiedlichen Perspek- tiven. Was aber alle gemerkt haben: Sie sind im richtigen Lehrbetrieb gelandet und arbeiten gerne bei Sika! Genauso wie ihre weltweit über 19 500 Arbeitskolleginnen und -kollegen. Wenn in Bau oder Industrie etwas Bleibendes entsteht mit unseren Lösungen zum Kleben, Dichten, Dämpfen, Verstärken und Schützen, ist also immer auch ein bisschen etwas von Tina, Jan, Julie oder Andreas mit drin. Ab August 2020 bieten wir in Sarnen folgende Lehrstellen an: • ANLAGENFÜHRER/IN EFZ • AUTOMATIKER/IN EFZ • KAUFMANN/FRAU EFZ • KUNSTSTOFFTECHNOLOGE/-IN EFZ • LOGISTIKER/IN (LAGER) EFZ • POLYMECHANIKER/IN EFZ Building Trust Everyday Durchstarten mit dem Sika Spirit • Vertrauen ist für uns das Wichtigste. Wir Die Sika ist eine grossartige Arbeitgeberin – vertrauen auf deine Fähigkeiten und er- besonders auch für junge Durchstarter. Erfahre möglichen dir viele Gestaltungsräume. das in den Videos von vielen Sika-Lernenden • Engagierte Berufs- und Praxisbildner, die über ihre Lehrberufe auf für eine familiäre Atmosphäre sorgen, www.sika.ch/lehrstellen machen das Arbeiten bei Sika speziell – viele bei uns nennen dies den Sika-Spirit. Deine Bewerbung erreicht uns schnell und sicher • Wir geben alles, damit dich deine Grund- online auf www.sika.com/stellenmarkt bildung langfristig bei Sika weiterbringt. SIKA MANUFACTURING AG / SIKA SUPPLY CENTER AG Industriestrasse 26 6060 Sarnen / www.sika.ch/lehrstellen Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 31
INTERVIEW INTEGRATION IN DEN BERUF Ein zweites Angebot (fachkundige individuelle Begleitung) richtet sich an Lernende während einer 2-jährigen Grundbildung, deren erfolgrei- cher Abschluss gefährdet ist. Wann und warum wurde das Case Manage- ment in der Berufsbildung entwickelt? Das Case Management Berufsbildung wurde vom Bund 2007 als eine Massnahme lanciert, damit 95 % aller Jugendlichen einen Abschluss auf Sekundarstufe II (Abschluss einer Berufsleh- re oder Mittelschule) erlangen. War der Übergang von der obligatorischen Schulzeit zu einer Lehrstelle früher weniger Sandra Portmann weiss, wie wichtig die Be- problematisch für Jugendliche? Und falls ja: reitschaft für Flexibilität im Berufsleben ist. Was ist heute anders? Als Berufsintegrationsberaterin hat sie Erfah- Vermutlich ja, aus mehreren Gründen: Die An- rung, wie Jugendliche auf dem Weg zur Lehr- forderungen in der Berufsbildung haben in den stelle unterstützt werden können. letzten Jahren zugenommen. Die gesellschaftli- che Entwicklung zeigt eine stärkere Individuali- Frau Portmann, was genau ist das Case Ma- sierung als noch vor Jahren. Verbindende Wer- nagement in der Berufsbildung? te und ein Orientierungsrahmen fallen oftmals Das Case Management Berufsbildung Obwal- weg. den ist ein Angebot des Kantons Obwalden. Es hat zum Ziel, Jugendliche mit Schwierigkeiten in Welches sind denn die Hauptprobleme von Ju- mehreren Lebensbereichen zu einem Abschluss gendlichen, wenn es um die Berufswahl geht? auf Sekundarstufe II hinzuführen. Das Angebot Den allermeisten Jugendlichen gelingen die Be- startet frühestens am Ende des 8. Schuljahres rufswahl und die berufliche Grundbildung gut. und endet in der Regel mit dem Abschluss einer Es ist für Kinder aber im Vergleich zu vor 20 Jah- beruflichen Grundbildung. Das Case Manage- ren deutlich schwieriger, in ihrem Alltag Einbli- ment Berufsbildung Obwalden CMBB OW wird cke in den Berufsalltag zu erhalten, denn es gibt nach einem strukturierten Verfahren umgesetzt. kaum mehr Firmen, denen sie auf ihrem Schul- Es gilt, Jugendlichen gemeinsam mit allen Be- weg begegnen. Hinzu kommt, dass es für viele teiligten «Hilfe zur Selbsthilfe» zu bieten. Nach Kinder nicht erschliessbar ist, was die Tätigkeit dem Motto «so wenig wie möglich – so viel wie am Computer beinhaltet. nötig». 32
Wir beobachten, dass digitale Medien auf viele denen Partnern an der Nahtstelle II und bearbeite Jugendliche sehr faszinierend wirken und ein Anträge zum «Nachteilsausgleich auf der Sekun- steter Begleiter in der Freizeit sind. Dadurch ver- darstufe II». ringert sich die Zeit für selbstständige Aktivitä- ten. So verbinden sich mangelnde Vorbilder und Betreuen Sie auch Lehrabbrechende? wenig Eigenerfahrung mit oftmals wenig Kennt- Unsere Angebote richten sich an junge Men- nissen der Jugendlichen über ihre eigenen Inte- schen, die als Ziel einen Abschluss auf der Sekun- ressen und Stärken. Zudem nehme ich wahr, dass darstufe II (Lehre oder weiterführende Schule) die Zeit der Berufswahl und Lehrstellensuche für anvisieren. Im CMBB muss eine Mehrfachpro- viele Jugendliche (und ihre Familien) eine Belas- blematik ausgewiesen werden. Selbstverständlich tung darstellt. Die Erwartungen von verschiede- begleiten wir Jugendliche und junge Erwachse- nen Seiten sind hoch. ne mit Mehrfachproblematiken bei drohenden oder bei erfolgten Lehrvertragsauflösungen. Nach der obligatorischen Schulzeit haben seit Jahren beinahe alle Jugendlichen eine An- Wie gelangt man an eine Berufsintegrations- schlusslösung. beraterin? Durch die Schule oder durch direk- te Anmeldung? Wie sieht die Tätigkeit als Berufsintegrations- Die Anmeldung kann die oder der Jugendliche beraterin aus? selber einreichen, oder es erfolgt eine Anmel- In meiner täglichen Arbeit nimmt die Umsetzung dung über eine Person aus ihrem Umfeld (Lehr- der beiden Angebote Case Management Berufs- person, Berufsbildner/in, Eltern, Verwandte, bildung Obwalden (CMBB OW) und Fachkundi- Fachperson einer Institution). ge individuelle Begleitung (FiB OW) – einen be- achtlichen Stellenwert ein: In diesem Rahmen Begleiten Sie in erster Linie Jugendliche, oder bearbeite ich Anfragen von Jugendlichen, Eltern, kann man auch als erwachsene Person das Berufsbildnern, Fachpersonen. Oft kann der Ein- Gespräch mit Ihnen suchen? stieg in die Berufswelt nicht gelingen, weil sich Bei der Anmeldung richten wir uns an junge Schwierigkeiten in mehreren Lebenslagen zei- Menschen bis 20 Jahre. Eine Begleitung ist bis gen. In dieser Tätigkeit versuche ich, gemeinsam ca. 25 Jahre möglich. mit den Beteiligten einen passenden nächsten Schritt zu entwickeln, damit ein erfolgreicher Mit welchen Stellen arbeitet die Berufsinteg- Abschluss einer Ausbildung auf Sekundarstufe II rationsberaterin zusammen (Schule, Betrie- gelingt. be …)? Als Case Managerin ist es zentral für das Gelin- In diesem Rahmen führe ich mit den Beteiligten gen, dass ich mit allen in einem «Fall» involvierten Gespräche (Einzel- oder Rundtischgespräche), Beteiligten zusammenarbeiten kann: Mit den El- koordiniere, informiere, tausche mich mit Fach- tern, mit Lehrpersonen des Zyklus 3, mit Berufs- personen aus. bildnern der Lehrbetriebe, mit den Lehrpersonen der Berufsfachschule und der überbetrieblichen Wenn sich bei einem Jugendlichen zeigt, dass Kurse, mit Fachpersonen der Sozialdienste, der für das Gelingen eine Bezugsperson nötig ist, Psychiatrien, mit Ärzten, der Invalidenversiche- kann ich als Case Managerin dem Jugendlichen rung, dem RAV und der Berufsberatung. Dieses eine Begleitperson zur Seite stellen. Im Kanton in Obwalden sehr gut funktionierende Netzwerk Obwalden unterstützen rund 15 Personen als ist ein Schlüsselfaktor für das Gelingen einer be- IB-Begleitpersonen mit grossem Engagement ruflichen Grundbildung unter herausfordernden und mit viel Erfolg solche Jugendliche auf ihrem Bedingungen. Weg, eine Lehre erfolgreich zu absolvieren. Da- rüber hinaus erarbeite ich Projekte mit verschie- Berufsbildungsmagazin Obwalden September 2019 33
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