Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH

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Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
Betreutes Wohnen
                   in der Schweiz
                   Grundlagen eines Modells

Prof. Dr. Lorenz Imhof
Prof. Dr. Romy Mahrer Imhof
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
IMPRESSUM

               Auftraggeber      CURAVIVA Schweiz, senesuisse, Pro Senectute Schweiz, Spitex Schweiz
    Projektverantwortlicher      Dr. Markus Leser
              Schlussbericht     Prof. Dr. Lorenz Imhof, Prof. Dr. Romy Mahrer Imhof
             Kontaktadresse
   Nursing Science & Care GmbH, Obertor 8, 8400 Winterthur,
		 lorenz.imhof@ns-c.ch, www.ns-c.ch, Tel. 052 213 65 65
        Gestaltung, Grafiken sqn grafik, Uetikon am See, Simone Kuhn, www.sqn.ch
                    Lektorat Dore Wilken, dwilken@gmx.de
                       Fotos CURAVIVA Schweiz, istockphoto, Adobe Stock

 Zitation des Berichts Imhof L., Mahrer-Imhof R. (2020). Betreutes Wohnen in der Schweiz:
		 Grundlagen eines Modells.

		 Mitglieder der Projektgruppe
Christina Affentranger Weber Leiterin Fachbereich Menschen mit Behinderung, CURAVIVA Schweiz, Bern
       Prof. Dr. Lorenz Imhof Nursing Science & Care GmbH, Winterthur
                Sonya Kuchen Leiterin Fachstellen, Pro Senectute Schweiz, Zürich
             Dr. Markus Leser Leiter Fachbereich Alter, CURAVIVA Schweiz, Bern
     Ursula Ledermann Bulti Leiterin Bildung, Spitex Schweiz, Bern
              Christian Streit Geschäftsführer, senesuisse, Bern

		 Interviewte ExpertInnen
   Christina Brunnschweiler CEO Verein Spitex Zürich Limmat, Zürich
     Prof. Dr. Carlo Knöpfel Dozent, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und
		 Stadtentwicklung, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Muttenz
        Maja Nagel Dettling Organisationsberaterin, Mitglied Stiftungsrat Paul Schiller Stiftung, Stäfa
               Heike Schulz Direktorin der Bethesda Alterszentren AG, Küsnacht
       Dr. Matthias Wächter Hochschule Luzern, Co-Leiter Forschungsprogramm Öffentliches
		 Gesundheitsmanagement, Luzern

			 Juni 2020
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
INHALT

    IMPRESSUM                                                             3

    ZUSAMMENFASSUNG                                                       5
    Klientenprofile Menschen im Alter                                     6
    Klientenprofile Menschen mit Behinderung                              8

1   AUSGANGSLAGE                                                         10
    1.1 Fragestellungen                                                   11
    1.2 Methodisches Vorgehen                                             11

2   LITERATURREVIEW                                                      14
    2.1   Barrierefreie Wohnung                                          15
    2.2   Die Unterstützungsangebote                                     15
    2.3   Nutzerinnen und Nutzer des Betreuten Wohnens                   17
    2.4   Ziele der Bewohnenden und Erwartungen an das Betreute Wohnen   18
    2.5   Limitierung des Betreuten Wohnens                              18
    2.6   Zusammenfassung                                                18

3   THESEN ZUM BETREUTEN WOHNEN                                          20
    3.1   Population                                                     20
    3.2   Zweck und Ziele des Betreuten Wohnens                          21
    3.3   Unterstützungsleistungen                                       22
    3.4   Strukturen                                                     23
    3.5   Qualität                                                       23

4   EIN KLIENTEN-ZENTRIERTES MODELL
    VON BETREUTEM WOHNEN                                                 24
    4.1 Vulnerabilität und Self-Care-Fähigkeit                           24
    4.2 Unterstützungshandlungen zwischen Entlastung und Prävention      26

5   BETREUTES WOHNEN: EIN MODELL MIT VIER STUFEN                         28
    5.1 Die vier Stufen                                                  29
    5.2 Qualitätskriterien                                               32

6   REFERENZEN                                                           34

7   ANHANG: DELPHI-THESEN                                                38

                                      
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ZUSAMMENFASSUNG

W
          ird der Alltag im Alter beschwerlich oder          Auf der Stufe D wird lediglich Entlastung im Haushalt
          droht die Gestaltung der Alltagroutine gar         angeboten.
          zu scheitern, bieten ambulante (Spitex) und
stationäre Angebote (Heime) ihre Unterstützung an.           Auf Stufe C wird der Erhalt und die Förderung eige-
In den letzten Jahren wird zunehmend auch Betreutes          ner Fähigkeiten ins Zentrum gestellt. Eine Fachperson
Wohnen, als dritte Form der Langzeitpflege, genannt.         steht als Ansprechpartner zur Verfügung.
Doch der Begriff des Betreuten Wohnens, blieb unklar.
Gesetzliche Regelungen fehlen, grosse regionale Unter-       Auf Stufe B werden alle Aspekte pflegerisch-betreue-
schiede im Angebotsumfang und in der Trägerschaft            rischer Aufgaben übernommen. Vorhandene Ressour-
von Institutionen behindern die Diskussion.                  cen der Person und ihrer Angehörigen sowie relevante
                                                             Gesundheitsfaktoren und -risiken werden systematisch
CURAVIVA, senesuisse, Pro Senectute Schweiz und              erfasst. Dafür stehen Fachpersonen rund um die Uhr
die Spitex Schweiz haben deshalb in einem gemein-            zur Verfügung.
samen Projekt den Begriff des «Betreuten Wohnens»
untersucht. Erkenntnisse aus der Fachliteratur wur-          Betreutes Wohnen auf der Stufe A ermöglicht das Ver-
den zusammengefasst, Interviews mit Expertinnen und          bleiben in der Wohnung bis zum Lebensende.
Experten geführt und eine Umfrage bei Personen der
Langzeitpflege und der Politik in einer Arbeitsgruppe        Das Unterstützungsteam wird durch spezialisierte
ausgewertet.                                                 Fachpersonen für Palliativpflege, für Demenz, für psy-
                                                             chische Krankheiten oder Suchterkrankung ergänzt.
Über das Wohnangebot im Betreuten Wohnen ist man             Auf den Stufen A und B wird der Effekt auf die Selbst-
sich einig. Es umfasst vorwiegend barrierefreie 1-, 2-       pflege-Fähigkeiten und die Lebensqualität der Bewoh-
und 2 ½-Zimmer mit eigener Küche, Bad/WC. Neu wird           nerinnen und Bewohner systematisch evaluiert. In al-
pflegerisch-betreuerische Unterstützung im Betreuten         len Stufen gilt als Qualitätskriterium inwieweit Würde,
Wohnen in vier Stufen definiert.                             das Gefühl der Selbstständigkeit und Autonomie im
                                                             Betreuten Wohnen erhalten werden können.

                                                         
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
beispielhaften Klientenprofilen

           ZUSAMMENFASSUNG                                                                               D Unterstützung, Sicherheit und
Die Merkmale des betreuten Wohnens A-D
                                                                                                              Entlastung im Haushalt
Stufengerechte Angebote für die verschiedenen Betreuungsbedürfnisse anhand von vier                           Entlastung bei Alltagsaufgaben
           Klientenprofile Menschen im Alter
beispielhaften
           WirdKlientenprofilen
                der Alltag im Alter beschwerlich oder droht die Gestaltung der Alltagsroutine                 Teilnahme am gesellschaftliche
                                                                           Peter Müller, 77
                                                                 kämpft
           gar zu scheitern, kann das Betreute Wohnen Unterstützung     mit Knieproblemen
                                                                    bieten                                    Notrufknopf (24-Stunden-Errei

                                         D Unterstützung, Sicherheit und Autonomie                       C Unterstützung, Sicherheit und
                                                                                                              sowie zusätzlich zur vorherige
                                          Entlastung im Haushalt                                 Georg Rivier, 84
                                Peter Müller, Entlastung
                                              77         bei
                                                          Alltagsaufgaben                                     Therapien
                                                                                                 Sehkraft lässt nach,     und Prävention
                                kämpft mit Knieproblemen                                                      Diätangebote
                                                                                                 Ehefrau benötigt  Unterstützung
                                          Teilnahme am gesellschaftlichen       Leben
                                                                   Georg Rivier, 84
          Peter Müller, 77                                                                            Ansprechperson bei persönlich
       kämpft mit Knieproblemen           Notrufknopf (24-Stunden-Erreichbarkeit)
                                                                  Sehkraft lässt nach,
          Typischer Klient für Betreutes Wohnen auf Stufe D Ehefrau Typische   Klienten für Betreutes Wohnen auf Stufe C
                                                                    benötigt Unterstützung
           Herr Müller ist 77 Jahre alt. Seit dem Tod seiner Frau          Herr und Frau Rivier leben seit 35 Jahren in ihrem eige-
           vor zwei Jahren wohnt er alleine in der 3 ½-Zimmer-             nen Haus in der Nähe von Neuenburg. Frau Rivier, 78

                                         C
             wohnung im dritten Stock einer Genossenschaftsüber-
                                                Unterstützung,
             bauung. Herr Müller erhielt regelmässig     Besuch vonSicherheit
                                                                               Jahre alt, leidet seit zwei Jahren an einer Herzschwä-
                                                                               che.und
                                                                                     Sie Autonomie       B
                                                                                         ist auf Unterstützung der    Spitex angewiesen.
                                                                                                                   Unterstützung,     Sicherheit und
                                                sowie   zusätzlich
             seiner Tochter, die im Nachbardorf wohnte. Da er kein  zur   vorherigen       Stufe:
                                                                               Herr Rivier, 84 Jahre alt, macht die Einkäufe und hilft
                                                                                                                    sowie zusätzlich zur vorherige
             Auto besitzt, war sie ihm bei Einkäufen behilflich und            seiner Ehefrau im Alltag. Jede Woche unterrichtet er
                                                Therapien und Prävention
             unterstützte ihn bei Behördengängen. Zweimal pro                  als ehemaliger Lehrer ehrenamtlich   regelmässige   Kontrollen
                                                                                                                          fremdsprachige
                                                Diätangebote
             Monat nahm er an einem Jassabend mit Kollegen von                 Kinder. Er ist bei guter Gesundheit,   nur seine Sehfähig- einer Fach
             Georg Rivier, 84                   Ansprechperson bei persönlichen               Anliegen              24-Stunden-Präsenz
             früher lässt
            Sehkraft teil.nach,
                           Herr Müller lebt schon seit 45 Jahren im        Isabella  Agustoni,
                                                                               keit hat           68
                                                                                         sich altersbedingt   verschlechtert. Herr Rivier
             selben  Ort,  hat  sich
     Ehefrau benötigt Unterstützung  immer um die Belange  des Dorfes    leidet  an
                                                                               fühltMultiple
                                                                                     sich     Sklerose
                                                                                           beim    Autofahren vor allem abends unsicher.
             gekümmert und kennt daher viele im Dorf persönlich.               Er möchte deshalb seinen Führerschein abgeben. Das
             Bei schlechtem Wetter plagt ihn der Schmerz im rech-              Haus von Familie Rivier ist abgelegen und nur mit

                                         B
             ten Knie. «Das kommt von 30 Jahren Arbeit auf dem                 dem Auto erreichbar. Das Ehepaar diskutierte bereits
             Bau»,sagt er. Vor zwei Monaten Unterstützung,
             Wohnen um. Als Grund nennt Herr
                                                                   Sicherheit
                                                 zog er ins Betreute               und Pflege
                                                                               verschiedene
                                                                                                         A
                                                                                                 Lösungen, wie den Fahrdienst mehr zu
                                                                                                                   Unterstützung, Sicherheit und
                                                sowie zusätzlich zur vorherigen Stufe:die Lebensmittel liefern zu lassen. Sie
                                                    Müller  das Trep-          nutzen   und   sich
             pensteigen, das mit seinem schmerzenden Knie be-                  sind aber unsicher, ob der grosse sowie      zusätzlich
                                                                                                                    Garten weiterhin   zur vorherige
                                                                                                                                     von
             schwerlicher wurde. Dann zog seine regelmässige
                                                   Tochter auch Kontrollen
                                                                noch           ihnen gepflegt werden kann. Beide fürchten, Kontakte
             nach Zürich. «Mir wurde klar, dass 24-Stunden-Präsenz
                                                    ich die 3 ½-Zim- einer     zu Fachperson
                                                                                   verlieren, wenn sie ihre Freunde Spezialisierte Angebote
                                                                                                                          nicht mehr  mit     bei Dem
          Isabella  Agustoni,  68
             merwohnung aufgeben muss. Die Wohnung war ja auch                 dem                                  Palliativpflege,
                                                                                                                      Rivier vermutetpsych. Leiden, S
        leidet an Multiple Sklerose                                            HeidiAuto
                                                                                      Keller,besuchen
                                                                                               88       können. Frau                  zu-
             zu gross für mich alleine.» Er schätzt es, dass er jetzt        andem,  dasserkrankt
                                                                                 Demenz    die Herzschwäche sie in Zukunft noch mehr
             in einer 2-Zimmerwohnung im dritten Stock mit Lift                im Alltag einschränken könnte. Herr und Frau Rivier
             wohnt. Vom Angebot, sich bei der Wohnungsreinigung                entschieden deshalb, den Vertrag für eine Wohnung im
             alle zwei Wochen unterstützen zu lassen, macht Herr               Betreuten Wohnen zu unterschreiben und das Haus zu

                                         A
             Müller gerne Gebrauch. Die Wohnung liegt im Dorf-
                                                Unterstützung,    Sicherheit
                                                               Über
             kern. «Ich treffe mich jetzt häufiger zum Mittagessen
                                                                               verkaufen. Die neue Wohnung hat eine gute Anbindung
                                                                      alle Stufen  und   Pflege
                                                                                      gibt   es eine Qualitätssicherung durch regelmässige Eva
                                                                               an den öffentlichen Verkehr und bietet alle Unterstüt-
                                                sowie          B und
                                                        zusätzlich  zurA vorherigen
                                                                          eine Abklärung   Stufe:des Betreuungsbedarfs durch eine Fachperson.
             mit anderen pensionierten Kollegen.     Nächsten  Monat           zungsleistungen      an, die das Ehepaar Rivier heute be-
             gibt’s auch hier im Haus einen Jassabend. Sollte ich in           nötigt. Frau Rivier meint zum Entscheid: «Da keines
                                                Spezialisierte Angebote bei
             Zukunft mehr Probleme mit meinem Knie haben, or-
                                                                                    Demenz, Diabetes,
                                                                               unserer Kinder das Haus übernehmen wird, ist dies die
              Heidi Keller,
             ganisiert  das88Betreute Wohnen fürPalliativpflege,  psych. Leiden,
                                                    mich zusätzliche                   Sucht auch aus finanzieller Sicht. Mein Mann
                                                                               beste Lösung,
            an Demenz   erkrankt
             Unterstützung. Man wird ja nicht jünger», sagt Herr               kann zudem seine ehrenamtliche Tätigkeit auch ohne
             Müller mit einem Lächeln.                                         Auto weiterhin ausüben.»

Über alle Stufen gibt es eine Qualitätssicherung durch regelmässige Evaluation sowie in den Stufen C,
B und A eine Abklärung des Betreuungsbedarfs durch eine Fachperson.

                                                                       
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
Teilnahme am gesellschaftlichen      Leben
                                                                            Georg Rivier,   84                       Ansprechperson bei persönliche
            Peter Müller, 77                                               Sehkraft lässt nach,
        kämpft mit Knieproblemen                   Notrufknopf (24-Stunden-Erreichbarkeit)
                                                                     Ehefrau benötigt Unterstützung

               ZUSAMMENFASSUNG                C Unterstützung, Sicherheit und Autonomie                          B Unterstützung, Sicherheit und P
                                                   sowie zusätzlich zur vorherigen Stufe:                            sowie zusätzlich zur vorherigen
                                                   Therapien und Prävention                                          regelmässige Kontrollen
                                                   Diätangebote                                                      24-Stunden-Präsenz einer Fachp
            Georg Rivier, 84                       Ansprechperson bei persönlichen    Anliegen
                                                                        Isabella Agustoni, 68
            Sehkraft lässt nach,                                           leidet an Multiple Sklerose
      Ehefrau benötigt Unterstützung

                                              B Unterstützung, Sicherheit und Pflege                              A Unterstützung, Sicherheit und P
                                                   sowie zusätzlich zur vorherigen Stufe:
                                                                                                                     sowie zusätzlich zur vorherigen
                                                   regelmässige
                                       Isabella Agustoni, 68       Kontrollen                            Heidi Keller, 88
                                                   24-Stunden-Präsenz     einer   Fachperson                          Spezialisierte
                                                                                                                                Angebote bei Dem
                                       leidet an Multiple Sklerose                                       an Demenz erkrankt
          Isabella Agustoni, 68                                                  Heidi Keller, 88                 Palliativpflege, psych. Leiden, Su
         leidet an Multiple Sklerose                                            an Demenz erkrankt
               Typische Klientin für Betreutes Wohnen auf Stufe B                  Typische Klientin für Betreutes Wohnen auf Stufe A
               Frau Agustoni ist heute 68 Jahre alt. Sie erkrankte vor            Frau Keller, 88 Jahre alt, lebte gemeinsam mit ihrem
               15 Jahren an Multiple Sklerose, eine Nervenkrankheit,              Ehemann während sechs Jahren im Betreuten Wohnen.
              die ihre Bewegungsmöglichkeiten stark einschränkt.               Vor zwei Jahren ist er verstorben. Sie hatten immer gu-

                                              A
              Im Laufe der Zeit war sie zunehmend auf Pflege   Über    alle
                                              Unterstützung, Sicherheitten
                                                                  durch     Stufen
                                                                                und gibt
                                                                                   Kontakt
                                                               B und A einegegenseitig
              die Spitex und Unterstützung im Haushalt angewiesen.
                                                                                          eszu
                                                                                      Pflege  eine
                                                                                Abklärungimdes
                                                                                                   Qualitätssicherung
                                                                                                Nachbarn.                 durch
                                                                                                           «Da hilft man sich
                                                                                                  Betreuungsbedarfs
                                                                                               Alltag»,
                                                                                                                                 regelmässige
                                                                                                                              auch
                                                                                                        beschreibt sie dasdurch
                                                                                                                                    mal       Eval
                                                                                                                                 eine Fachperson.
                                                                                                                           gute Verhält-
                                              sowie
              Vor vier Jahren entschied sie sich       zusätzlich
                                                 für einen  Umzug zurins vorherigen
                                                                               nis. SeitStufe:
                                                                                        sechs Monaten bereiten ihr das Gedächtnis und
              Betreute Wohnen, weil sie manchmal nachts Hilfe be-              Alltagshandlungen, wie Kochen, Gespräche zu führen,
                                              Spezialisierte    Angebote
              nötigte und in ihrer Gemeinde damals die Spitex keine
                                                                             bei Demenz, Diabetes,
                                                                               oder das Bedienen des Fernsehers zunehmend Mühe.
            Heidi                             Palliativpflege,     psych.
                  Keller, 88 in der Nacht garantieren konnte. Heute
              Unterstützung                                               Leiden,
                                                                               Die Sucht
                                                                                    Tochter hörte von ihrer Mutter auch schon neben-
           an Demenz
              benötigterkrankt
                         Frau Agustoni Hilfe beim Aufstehen, beim              bei, dass sie in der Nacht gestürzt sei. Die Fachperson
              sich Waschen und Kleiden und beim Gehen. Wieder-                 berichtet, dass sie trotz Aufforderung und grossem
              kehrende Schübe der Krankheit machen immer wieder                Freizeitangebot die Wohnung kaum noch verlässt. Oft
              eine Unterstützung beim Essen nötig, erzeugen Prob-              verbringt sie den Tag alleine in ihrer Wohnung, wirkt
Über alle Stufen
              lemegibt
                    mit es
                         deneine  Qualitätssicherung
                               Ausscheidungen           durchdie
                                               und verlangen    regelmässige
                                                                    An-          Evaluationverwirrt
                                                                               zunehmend       sowie und
                                                                                                      in den   Stufen
                                                                                                           findet      C, ihre Woh-
                                                                                                                  wiederholt
B und A eine Abklärung des Betreuungsbedarfs durch eine Fachperson.
              passung   der Medikamente.  Tagsüber   benötigt sie einen        nung   nicht mehr.  Eine Pflegefachperson   des 24-Stun-
              Rollstuhl. Auf die Frage, warum sie vor vier Jahren              den-Teams plant gemeinsam mit Frau Keller und ihrer
              nicht in ein Pflegeheim umgezogen sei, antwortet Frau            Tochter die notwendigen Unterstützungsmassnahmen.
              Agustoni: «In meinem Alter? Betreutes Wohnen bietet              Die Tochter befürchtet, dass die Sicherheit ihrer Mutter
              hier viel. Ist die Krankheit stabil, läuft alles gut. Ich        im Betreuten Wohnen wegen der raschen Veränderung
              kann an vielen Anlässen hier im Hause teilnehmen.                der Gesundheitssituation, nicht mehr garantiert ist. Die
              Wenn die Krankheit wieder aufflammt, bin ich auf Pfle-           Pflegefachperson kann sie beruhigen. Das Team kann
              ge auch in der Nacht angewiesen. Die wird mir hier ga-           mit der Situation umgehen. Betreutes Wohnen verfügt
              rantiert.» Die 24-Stunden-Präsenz einer Pflegefachper-           über spezialisierte Pflegefachpersonen für die Pflege
              son und die Möglichkeit, ihre Wohnung ohne grossen               von Menschen mit Demenz. Häufige Kontrollbesuche,
              Aufwand dem Krankheitsverlauf anzupassen, erlauben               auch nachts, die Begleitung im Haus, ins Restaurant
              ihr das notwendige Training, um ihr Leben so selbstän-           und zu Freizeitanlässen werden geplant. Basierend auf
              dig wie möglich zu gestalten. «Deshalb fühle ich mich            der pflegerischen Beurteilung schlägt die Fachperson
              hier sicher und geniesse mein Leben soweit das eben              vor, diagnostische und therapeutische Massnahmen
              geht.» So trifft sie sich heute mit ihrer Nachbarin zu           mit dem Hausarzt zu besprechen. Diese Planung er-
              einem Vortrag über Reisen in Lateinamerika. Einer von            laubt gleichzeitig ein hohes Mass an Sicherheit und
              vielen sozialen Anlässen im Haus, die sie wenn immer             an Lebensqualität. Für die Tochter entspricht das dem
              möglich gerne nutzt.                                             Wunsch der Mutter: «Bereits bei der Wahl des Betreu-
                                                                               ten Wohnens haben meine Eltern diese Institution ge-
                                                                               wählt, weil sie einen erneuten Umzug im hohen Alter
                                                                               oder die Einweisung in ein Spital am Lebensende ver-
                                                                               meiden wollten.»

                                                                            
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
deshalb einen Rollstuhl. Bis vor drei Jahren wohnte Herr He
                                                                                             wohnung in der Nähe seines Arbeitsorts. Er schätzte den ku
                                                                                             Tätigkeit als Vermögensberater in einer Bank, den er auch m
                                                                                             bewältigen konnte. Als er zum Teamleiter befördert wurde,
                                                                          Paul Hefti, 34     gekommen, ins Betreute Wohnen zu ziehen. Die geräumige
                                                                          gehbehindert       bereitet ihm Freude. Hier kann er sich ungehindert mit dem
                                                                                             nicht ständig befürchten, irgendwo anzustossen. Besonders
                                                                                             Über die beiden Damen, die er liebevoll «meine Putzfeen» n
ZUSAMMENFASSUNG                                                                              Woche seine Wohnung reinigen. Und über die grosse Ausw
                                                                                             Restaurant, die er sich in die Wohnung liefern lässt, wenn e
                                                                                             «Mit meiner Zöliakie war Take-Away-Essen bisher eine reine
                                                                                             auf die Inhaltsangaben verlassen – und es schmeckt fast so
Klientenprofile Menschen mit Behinderung                                                      im Jahr verreist Herr Hefti mit seinen Freunden. Dann nutzt
Klientenprofile Menschen mit Behinderung                                                     taxi, um samt Koffer zum Flughafen zu gelangen. «Ich habe
Wird der Alltag für Menschen mit Behinderungen beschwerlich oder droht die Gestaltung der    selber tun und organisieren kann. Jetzt will ich meine Zeit a
Wird   der Alltag
Alltagsroutine     fürscheitern,
               gar zu   Menschen    mit
                                 kann dasBehinderungen
                                          Betreute Wohnenbeschwerlich
                                                          Unterstützungoder
                                                                       bietendroht die Gestaltung
                                                                                             cherweise alles nur einen Telefonanruf entfernt. Sollte ich in
der Alltagsroutine gar zu scheitern, kann das Betreute Wohnen Unterstützung bieten benötigen, wird das noch wichtiger.»

                                 Herr Hefti – ein typischer Klient für Betreutes Wohnen auf Stufe                  D
                         Herr Hefti ist 34 Jahre alt. Seitdem er vor elf Jahren unglücklich mit dem Snowboard in Eliane Bucher & Max Rothenberger – ein typisches K
                         der Halfpipe stürzte, kann er seine Beine nur noch eingeschränkt bewegen, zudem                 Eliane  Bucher,28,  und28Max Rothenberger, 30, haben sich wä
                         bereiten ihm feinmotorische Bewegungen der rechten Hand Mühe. Im Alltag nutzt er kennengelernt.  Elaine     Bucher,
                                                                                                                                           Eines Tages fing Herr Rothenberger an, der h
                         deshalb einen Rollstuhl. Bis vor drei Jahren wohnte Herr Hefti in einer kleinen 2-Zimmer-        Max
                                                                                                                         im       Rothenberger,
                                                                                                                             Restaurant                30 Blumen vorbeizubringen
                                                                                                                                          seines Lehrbetriebs
                         wohnung in der Nähe seines Arbeitsorts. Er schätzte den kurzen Arbeitsweg zu seiner praktische Ausbildung im Gartenbau. «Blumen schenkt er m
                          Paul Hefti, 34                                                                                  Down-Syndrom,
                         Tätigkeit als Vermögensberater in einer Bank, den er auch mit dem Rollstuhl problemlos          liebe ich ihn genauso sehr wie damals», lacht Frau Bucher. D
                          gehbehindert
                         bewältigen    konnte. Als er zum Teamleiter befördert wurde, war für ihn der Zeitpunkt wohnten   Diabetes
                                                                                                                                    früher in zwei unterschiedlichen Institutionen für
     Paul Hefti, 34      gekommen, ins Betreute Wohnen zu ziehen. Die geräumigeElaine      Wohnung     mit28
                                                                                                 Bucher,   grossem BalkonBald war aber klar, dass sie ihr Leben zusammen verbringen
     gehbehindert        bereitet ihm Freude. Hier kann er sich ungehindert mit dem    MaxRollstuhl
                                                                                             Rothenberger,
                                                                                                      bewegen30 und muss
Typischer Klient für Betreutes       Wohnen auf Stufe D                            Typisches
                         nicht ständig befürchten, irgendwo anzustossen. BesondersDown-Syndrom,
                                                                                                   Klientenpaar auf      beideStufe
                                                                                                                                sehr an,C um trotz Down-Syndrom all das zu lernen, wa
                                                                                            froh ist er über zwei Dinge:Leben in den eigenen vier Wänden können und wissen mus
                                                                                               Diabetes
Herr Hefti ist 34 Jahre alt.
                         ÜberSeitdem
                                die beidener  vor elf
                                            Damen,   die Jahren    un-
                                                         er liebevoll              Eliane
                                                                      «meine Putzfeen»        Bucher,28,
                                                                                          nennt                und
                                                                                                  und die einmal       Max
                                                                                                                  in der es dannRothenberger,
                                                                                                                                   soweit: Die beiden30,   haben
                                                                                                                                                       zogen zusammen ins Betreute W
                         Woche seine
glücklich mit dem Snowboard          in Wohnung    reinigen. stürzte,
                                         der Halfpipe          Und über die grossesich
                                                                                    Auswahl    an Speisenihrer
                                                                                          während          im hauseigenen
                                                                                                                  Ausbildung
                                                                                                                         kommt jemand kennengelernt.
                                                                                                                                           vorbei, um ihnen Eines
                                                                                                                                                            beim Bezahlen der Rechnu
                         Restaurant, die er sich in die Wohnung liefern lässt, wenn er nicht selber kochen mag. Wocheneinkaufs oder bei schwierigen Haushaltsarbeiten w
kann er seine Beine nur«Mitnochmeinereingeschränkt        bewegen, bisher eine
                                        Zöliakie war Take-Away-Essen               Tages
                                                                                     reine fing    Herr
                                                                                            Lotterie. NunRothenberger
                                                                                                           kann ich mich       an, der hübschen Service-
                                                                                                                         helfen. Herr Rothenberger wird zudem beim Überwachen s
                         auf die Inhaltsangaben
zudem bereiten ihm feinmotorische                  verlassen – undder
                                               Bewegungen            es schmeckt lernenden
                                                                                   fast so gut wie im
                                                                                                    bei Mama.»   Zweimal
                                                                                                         Restaurant      der Woche Lehrbetriebs
                                                                                                                           seines      beim Rasieren undBlumen
                                                                                                                                                          Schneiden seiner Finger- und
                         im Jahr verreist Herr Hefti mit seinen Freunden. Dann nutzt er das hauseigene Rollstuhl-        geschieht   meistens  am Freitag. So kann ich am Wochenend
rechten Hand Mühe. Im Alltag nutzt er deshalb einen                                vorbeizubringen. Er selber machte dort eine                       praktische
                         taxi, um samt Koffer zum Flughafen zu gelangen. «Ich habe mir bewiesen, dass ich vieles          Mann ausgehen», schmunzelt Frau Bucher. Vor dem Ausgan
Rollstuhl. Bis vor drei Jahren
                         selber tunwohnte       Herr Hefti
                                      und organisieren           in ei-
                                                        kann. Jetzt  will ich meineAusbildung
                                                                                    Zeit anders nutzen.im Hier
                                                                                                            Gartenbau.
                                                                                                               ist glückli-    «Blumen schenkt er mir
                                                                                                                         Physiotherapie an. Während Frau Bucher in der Therapie ist
                         cherweise alles
ner kleinen 2-Zimmerwohnung                nur einen
                                       in der    Nähe Telefonanruf
                                                         seines Ar- entfernt. Sollte ich inheute
                                                                                   auch      Zukunft noch.
                                                                                                      mehr Betreuung
                                                                                                              Deshalb        liebe
                                                                                                                         jeweils  mit ich   ihn genauso
                                                                                                                                      drei Nachbarn           sehr im Café im Erdges
                                                                                                                                                     einen Espresso
                         benötigen, wird das noch wichtiger.»                                                            zum traditionellen Sonntagsgrill mitbringt. Herr Rothenberg
beitsorts. Er schätzte den kurzen Arbeitsweg zu seiner                                wie damals», lacht Frau Bucher. Die beiden jungen
                                                                                                                           ihre neuen Freiheiten und hoffen, künftig noch eigenständig
Tätigkeit als Vermögensberater in einer Bank, den er                                  Leute wohnten früher in nicht         zweimehr
                                                                                                                                   unterschiedlichen
                                                                                                                                      weiterwissen, könnenInsti-
                                                                                                                                                             wir uns jederzeit telefonis
auch mit dem Rollstuhl problemlos bewältigen konnte.                                  tutionen für Menschen mit               Behinderung.
                                                                                                                           Dort  finden wir für all Bald
                                                                                                                                                   unserewar  aber
                                                                                                                                                         Fragen die richtigen Antworte
Als er zum Teamleiter befördert wurde, war für ihn der
Zeitpunkt gekommen, ins
                                                                                                                        C
                                                                                      klar, dass sie ihr Leben zusammen verbringen wollen.
                              Eliane Bucher & Max Rothenberger – ein typisches Klientenpaar auf Stufe
                              Eliane Bucher,28, und Max Rothenberger, 30, haben Sie
                                   Betreute     Wohnen       zu   ziehen.                  strengten
                                                                                      sich während    ihrersich    beide sehr an, um trotz Down-Syn-
                                                                                                            Ausbildung
Die geräumige Wohnung mit grossem Balkon bereitet
                              kennengelernt.   Eines Tages  fing Herr  Rothenberger    drom all das zu lernen, was man für ein selbständiges
                                                                                     an, der hübschen     Servicelernenden
ihm Freude. Hier kannimerRestaurant           seines Lehrbetriebs Blumen vorbeizubringen. Er selber machte dort eine
                                     sich ungehindert          mit dem                Leben in den eigenen vier Wänden können und wissen
                              praktische Ausbildung im Gartenbau. «Blumen schenkt er mir auch heute noch. Deshalb
Rollstuhl bewegen undliebe       muss      nicht    ständig     befürch-              muss.DieVor
                                    ich ihn genauso sehr wie damals», lacht Frau Bucher.               einem
                                                                                                  beiden  jungenhalben
                                                                                                                  Leute     Jahr war es dann soweit: Die
                              wohnten    früher in zwei
ten, irgendwo anzustossen. Besonders froh ist er über   unterschiedlichen  Institutionen für Menschen      mit Behinderung.
                                                                                      beiden zogen zusammen ins Betreute Wohnen. Einmal
    Elaine Bucher, 28         Bald war aber klar, dass sie ihr Leben zusammen verbringen wollen. Sie strengten sich
zwei    Dinge: Über
  Max Rothenberger,   30 die beiden Damen, die er liebevoll                           pro Woche kommt jemand vorbei, um ihnen beim Be-
                              beide sehr an, um trotz Down-Syndrom all das zu lernen, was man für ein selbständiges
     Down-Syndrom,
«meine     Putzfeen»
         Diabetes        nennt   und   die   einmal     in  der   Woche
                              Leben in den eigenen vier Wänden können und wissen      zahlen
                                                                                         muss. Vordereinem
                                                                                                        Rechnungen,
                                                                                                             halben Jahr warbeim Planen des Wochenein-
                              es dann  soweit:  Die
seine Wohnung reinigen. Und über die grosse Auswahl beiden zogen   zusammen   ins Betreute  Wohnen.     Einmal  pro Woche
                                                                                      kaufs oder bei schwierigen Haushaltsarbeiten wie dem
                              kommt jemand vorbei, um ihnen beim Bezahlen der Rechnungen, beim Planen des
an Speisen im hauseigenen             Restaurant,       die  er   sich  in
                              Wocheneinkaufs oder bei schwierigen Haushaltsarbeiten   Fensterputzen          zu helfen.
                                                                                            wie dem Fensterputzen      zu    Herr Rothenberger wird zu-
die Wohnung liefern lässt, wenn er nicht selber kochen
                              helfen. Herr  Rothenberger   wird zudem   beim          dem beim Überwachen seines Diabetes und einmal in
                                                                              Überwachen    seines   Diabetes  und  einmal in
                              der Woche beim Rasieren und Schneiden seiner Finger- und Zehennägel unterstützt. «Das
mag. «Mit meiner Zöliakie war Take-Away-Essen bisher                                  der Woche beim Rasieren und Schneiden seiner Finger-
                              geschieht meistens am Freitag. So kann ich am Wochenende mit einem noch schöneren
eine reine Lotterie. NunMann    kann ausgehen», schmunzelt Frau Bucher. Vor dem und
                                        ich   mich    auf  die   Inhalts-             AusgangZehennägel
                                                                                                 steht samstagsunterstützt.
                                                                                                                  aber die        «Das geschieht meistens
                              Physiotherapie   an. Während
angaben verlassen – und es schmeckt fast so gut wie bei      Frau  Bucher in der Therapie  ist, trinkt Herr Rothenberger
                                                                                      am Freitag. So kann ich am Wochenende mit einem
                              jeweils mit drei Nachbarn einen Espresso im Café im Erdgeschoss und bespricht, wer was
Mama.» Zweimal im Jahr            verreist   Herr    Hefti   mit   seinen             noch schöneren
                              zum traditionellen Sonntagsgrill mitbringt. Herr Rothenberger       und Frau BucherMann      ausgehen», schmunzelt Frau
                                                                                                                     geniessen
Freunden. Dann nutzt er          das
                              ihre     hauseigene
                                   neuen                Rollstuhltaxi,
                                           Freiheiten und                             Bucher. zu
                                                          hoffen, künftig noch eigenständiger       Vor   dem«Wenn
                                                                                                     werden.    Ausgangwir steht samstags aber die Phy-
                              nicht mehr weiterwissen, können wir uns jederzeit telefonisch bei der Zentrale melden.
um samt Koffer zum Flughafen               zu gelangen. «Ich habe                     siotherapie an. Während Frau Bucher in der Therapie
                              Dort finden wir für all unsere Fragen die richtigen Antworten.»
mir bewiesen, dass ich vieles selber tun und organisie-                               ist, trinkt Herr Rothenberger jeweils mit drei Nachbarn
ren kann. Jetzt will ich meine Zeit anders nutzen. Hier                               einen Espresso im Café im Erdgeschoss und bespricht,
ist glücklicherweise alles nur einen Telefonanruf ent-                                wer was zum traditionellen Sonntagsgrill mitbringt.
fernt. Sollte ich in Zukunft mehr Betreuung benötigen,                                Herr Rothenberger und Frau Bucher geniessen ihre
wird das noch wichtiger.»                                                             neuen Freiheiten und hoffen, künftig noch eigenstän-
                                                                                      diger zu werden. «Wenn wir nicht mehr weiterwissen,
                                                                                      können wir uns jederzeit telefonisch bei der Zentrale
                                                                                      melden. Dort finden wir für all unsere Fragen die rich-
                                                                                      tigen Antworten.»

                                                                                
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
einen Schlaganfall erlitt, mussten sich ihre Eltern schweren H
                                                                                                                                 Pflegeheim zu ziehen. Für Frau Foppa kam es nie in Frage mi
                                                                                                   Ingrid Foppa, 48              ist etwas für alte Leute!», erklärte sie. Ihr war es aber wichtig
                                                                                                 kognitiv beeinträchtigt         bleiben, damit sie sich gegenseitig regelmässig besuchen kön
                                                                                                                                 Betreuten Wohnen ist ideal gelegen und entspricht ihren Be
                                                                                                                                 Frau Foppa beim Aufstehen, bei der Morgentoilette und beim
                                                                                                                                 sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit in einer geschützten We
    ZUSAMMENFASSUNG                                                                                                              der Holzabteilung gefällt ihr. Das Haushalten macht ihr da me
                                                                                                                                 sie es sehr, dass sie auf externe Hilfe zählen kann. Auch beim
                                                                                                                                 wechseln wird sie begleitet und unterstützt. Wenn sie aben
                                                                                                                                 sie sich oft eine ihrer Lieblingsserien an – manchmal mit ihre
                                                                                                                                 Stock, mit der sie auch fast immer zu Abend isst. Bei schönem
                                                                                                                                 Foppa oft in den Garten, wo sie den Hühnern und Kaninchen
                                                                                                                                 vermisst sie ihre Eltern, und manchmal hat sie auch Angst, vo
                                                                                                                                 gewittert oder wenn sich ein epileptischer Anfall ankündigt.
                                                                                                                                 jemand im Hause ist und zu ihr kommt, sobald sie auf den ro
                                                                                                                                 lenk drückt.

                                  Frau Foppa – eine typische Klientin für Betreutes Wohnen auf Stufe                       B     Herr Berger – ein typischer Klient für Betreutes W
                                                                                                                                 Für Markus Berger, 53 Jahre alt, ist das Betreute Wohnen ein
                             Ingrid Foppa,48, lebte bis vor Kurzem auf dem Bauernhof ihrer Eltern ganz in der Nähe
                                                                                                                                 Leben war geprägt von vielen Höhen und Tiefen. Eine mehr
                             des Dorfzentrums. Als sie eine junge Frau war, bauten ihre Eltern für sie das Stöckli um,
                                                                                                                                 serkrankung hat ihre Spuren in Körper und Gehirn hinterlass
                             so dass sie trotz ihrer kognitiven Beeinträchtigung ihr eigenes Reich hatte. Ihre Mutter
                                                                                                                                 alleine, oft aber auch in Institutionen. «Beides war schwierig
                             war immer für sie da, und auch ihr Vater hatte stets ein wachsames Auge auf sie. Seine               Markus Berger, 53
                                                                                                                                 vergesse ich mich. Das passiert im Betreuten Wohnen nicht.
                             Gesundheit
                           Ingrid Foppa, 48machte   ihm  aber  die letzten Jahre  immer mehr   zu  schaffen.  Als ihre Mutter      lebt seit     30mirJahren
                                                                                                                                 ertragen,   dass      Tag undmit
                                                                                                                                                                Nachteiner
                                                                                                                                                                       andere komische Käuze au
                             einen Schlaganfall erlitt, mussten sich ihre Eltern schweren Herzens entscheiden, in ein
                           kognitiv    beeinträchtigt                                                                            meine   Ruhe und meine Ordnung, und das ist gut so.» Herr B
                                                                                                                                  Abhängigkeitserkrankung
                             Pflegeheim zu ziehen. Für Frau Foppa kam es nie in Frage mitzugehen. «Das Pflegeheim
     Ingrid Foppa, 48        ist etwas für alte Leute!», erklärte sie. Ihr war es aber wichtig,Markus      Berger,
                                                                                                  in der Nähe      53 Eltern zu Unterstützung bei der Haushaltsführung und der körperliche
                                                                                                               ihrer
   kognitiv beeinträchtigt                                                                 lebt seit 30  Jahren  mit einer im medizinische Pflege. Er ist froh, dass immer jemand vom 24-
    Typische Klientin fürbleiben,      damit sie
                               Betreutes          sich gegenseitig
                                               Wohnen                regelmässig
                                                              auf Stufe      B besuchenTypischer
                                                                                            können. Ihr neues
                                                                                                           Klient Zuhause
                                                                                             Abhängigkeitserkrankung für Betreutes         Wohnen
                                                                                                                                 seine Atemnot    wiederauf     Stufe
                                                                                                                                                           einmal  arg istAund er mit dem Sauerst
                             Betreuten Wohnen ist ideal gelegen und entspricht ihren Bedürfnissen. Morgens wird
    Ingrid Foppa,48, lebte      bis  vor   Kurzem       auf   dem     Bauern-             Für    Markus       Berger,     53     mt. Er alt,
                                                                                                                               Jahre     verbringt
                                                                                                                                              ist  viel Zeit
                                                                                                                                                   das       mit MalenWoh-
                                                                                                                                                          Betreute        oder beim Schreiben von
                             Frau Foppa beim Aufstehen, bei der Morgentoilette und beim Frühstück begleitet, bevor
                                                                                                                                 findet er, wenn er sich in den Park vor dem Haus setzt und d
    hof ihrer Eltern ganzsiein   sichder    Nähe
                                      auf den  Weg zudes    Dorfzentrums.
                                                        ihrer Arbeit in einer geschütztennen      einemacht.
                                                                                            Werkstatt     neueDieErfahrung.
                                                                                                                     Arbeit in      Sein
                                                                                                                                 stellte er –Leben     warÜberzeugungsarbeit
                                                                                                                                              nach etwas      geprägt von durch eine Betre
                             der Holzabteilung gefällt ihr. Das Haushalten macht ihr da mehr Mühe. Deshalb schätzt
    Als sie eine junge Frau war, bauten ihre Eltern für sie                               vielen Höhen und Tiefen.zurEine                   mehrumals
                                                                                                                                     Verfügung,        die30-jährige
                                                                                                                                                           Herbstkonzerte  Ab-
                                                                                                                                                                             im Haus optisch zu um
                             sie es sehr, dass sie auf externe Hilfe zählen kann. Auch beim Duschen und beim Kleider-
                                                                                                                                 kleine Vernissage statt, an der Herr Berger teilnahm. Oft blei
    das Stöckli um, so dass         siewird
                             wechseln     trotz   ihrer kognitiven
                                              sie begleitet und unterstützt.Be-Wenn sie abends
                                                                                          hängigkeitserkrankung
                                                                                                   nach Hause kommt, guckthat ihre Spuren in Körper und
                                                                                                                                 gerne ein einsamer Wolf. Aber mein Hirn spielt mir Streiche
                             sie sich oft Reich
    einträchtigung ihr eigenes            eine ihrerhatte.
                                                     Lieblingsserien
                                                               Ihre an    – manchmal mitGehirn
                                                                        Mutter             ihrer neuen    Freundin vom 2.Früher lebte er bisweilen alleine,
                                                                                                      hinterlassen.              Deshalb ist es gut, dass immer wieder jemand zu mir kommt
                             Stock, mit der sie auch fast immer zu Abend isst. Bei schönem Wetter setzt sich Frau
    war immer für sie da,         und     auch     ihr   Vater    hatte    stets          oft   aber    auch     in              uche ermöglichen
                                                                                                                     Institutionen.         «Beidesbeiwar Bedarf  angemessene Interventionen.
                                                                                                                                                                schwierig.
                             Foppa oft in den Garten, wo sie den Hühnern und Kaninchen zuschaut. Manchmal
                                                                                                                                 Betreute Wohnen auch die psychiatrische Gesundheitsverso
    ein wachsames Augevermisst auf sie.     Seine
                                       sie ihre       Gesundheit
                                                Eltern, und manchmalmach-                 Wenn
                                                                          hat sie auch Angst,        ichwenn
                                                                                              vor allem     alleine    bin, vergesse
                                                                                                                es nachts                    ich mich.
                                                                                                                                 alle Medikamente     in der Das    passiert
                                                                                                                                                             Arztpraxis   oder in der Apotheke im
                             gewittert oder wenn sich ein epileptischer Anfall ankündigt. Sie weiss aber, dass immer
    te ihm aber die letzten Jahre immer mehr zu schaffen.                                 im Betreuten Wohnen nicht.                    Hier
                                                                                                                                 don muss       muss
                                                                                                                                             er den  Wegich    es nicht er-
                                                                                                                                                          zur städtischen   Abgabestelle nicht me
                             jemand im Hause ist und zu ihr kommt, sobald sie auf den roten Knopf an ihrem Handge-
    Als ihre Mutter einen       Schlaganfall
                             lenk  drückt.          erlitt, mussten sich                  tragen, dass mir Tag und immer         Nachtbeschwerlicher
                                                                                                                                           andere komische für ihn wurde.
                                                                                                                                                                      Käuze
     ihre Eltern schweren Herzens entscheiden, in ein Pfle-                                  auf die Pelle rücken. Ich habe meine Ruhe und mei-
     geheim zu ziehen. Für Frau Foppa kam es nie in Frage
                                            ist  etwas     für  alte  Leute!»,
                                                                                                                           A
                                                                                             ne Ordnung, und das ist gut so.» Herr Berger benötigt
                             Herr Berger – ein typischer Klient für Betreutes Wohnen auf Stufe
     mitzugehen. «Das Pflegeheim                                                             neben Unterstützung bei der Haushaltsführung und
                             Für Markus Berger, 53 Jahre alt, ist das Betreute Wohnen eine neue Erfahrung. Sein
     erklärte sie. Ihr war es    aber
                             Leben   war wichtig,
                                           geprägt vonin    derHöhen
                                                         vielen   Nähe   undihrer            deralskörperlichen
                                                                              Tiefen. Eine mehr                          Hygiene auch tägliche medizinische
                                                                                                     30-jährige Abhängigkeit-
     Eltern zu bleiben, damitserkrankung
                                    sie sich hat ihre Spuren in Körper
                                                  gegenseitig              und Gehirn hinterlassen.
                                                                    regelmäs-                Pflege.Früher
                                                                                                       Er istlebte   er bisweilen
                                                                                                                 froh,   dass immer jemand vom 24-Stunden-
                             alleine, oft aber auch in Institutionen. «Beides war schwierig. Wenn ich alleine bin,
     sig besuchen können.vergesse
                                Ihr neues
                                        ich mich. Das passiert im Betreuten Wohnen nicht. Hier muss ich es nichtseine Atemnot wieder einmal arg ist
                                                Zuhause        im   Betreuten                Team     da   ist,  wenn
                             ertragen,
     Wohnen ist ideal gelegen und        dassentspricht
                                               mir Tag und Nacht
                                                              ihren andere    komische Käuzeund
                                                                        Bedürf-                auf die
                                                                                                    er Pelle
                                                                                                       mit rücken.     Ich habe
                                                                                                              dem Sauerstoff       nicht alleine zurechtkommt.
                             meine Ruhe und meine Ordnung, und das ist gut so.» Herr Berger benötigt neben
     nissen. Morgens wird Frau Foppa beim Aufstehen, bei                                     Er verbringt viel Zeit mit Malen oder beim Schreiben
     Markus Berger, 53       Unterstützung bei der Haushaltsführung und der körperlichen Hygiene auch tägliche
     der30Morgentoilette
lebt seit  Jahren mit einer und   beim Frühstück
                             medizinische    Pflege. Er istbegleitet,       bevor
                                                            froh, dass immer    jemand vomvon       Gedichten.
                                                                                              24-Stunden-Team          Inspiration
                                                                                                                   da ist, wenn      findet er, wenn er sich in
                             seine  Atemnot    wieder   einmal
     sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit in einer geschütz-
  Abhängigkeitserkrankung                                       arg ist und  er mit dem   Sauerstoff  nicht  alleine zurechtkom-
                                                                                             den Park vor dem Haus setzt und dem Treiben zusieht.
                             mt. Er verbringt viel Zeit mit Malen oder beim Schreiben von Gedichten. Inspiration
     ten Werkstatt macht.findet Dieer,Arbeit       in   der    Holzabteilung
                                        wenn er sich in den Park vor dem Haus setzt und      Kürzlich
                                                                                                dem Treiben stellte
                                                                                                               zusieht.er   – nach etwas Überzeugungsarbeit
                                                                                                                         Kürzlich
     gefällt ihr. Das Haushalten macht ihr da mehr Mühe.
                             stellte er –  nach  etwas  Überzeugungsarbeit       durch eine  durch eine Betreuungsperson – einige Bilder zur Ver-
                                                                                            Betreuungsperson      – einige  Bilder
                             zur Verfügung, um die Herbstkonzerte im Haus optisch zu umrahmen. Es fand sogar eine
     Deshalb schätzt sie es      sehr, dass sie auf externe Hilfe                            fügung, um die Herbstkonzerte im Haus optisch zu um-
                             kleine Vernissage statt, an der Herr Berger teilnahm. Oft bleibt er aber für sich. «Ich bin
     zählen kann. Auch beim           Duschen         und     beim    Kleider-
                             gerne ein einsamer Wolf. Aber mein Hirn spielt mir Streiche     rahmen.       Es mal
                                                                                                 – mal mehr,    fand     sogar eine kleine Vernissage statt, an
                                                                                                                     weniger.
                             Deshalb   ist es gut, dass  immer
     wechseln wird sie begleitet und unterstützt. Wenn sie       wieder   jemand   zu mir kommt.»   Regelmässige     Kontrollbes-
                                                                                             der Herr Berger teilnahm. Oft bleibt er aber für sich.
                             uche ermöglichen bei Bedarf angemessene Interventionen. Daneben gewährleistet das
     abends nach Hause kommt,            guckt     sie  sich   oft  eine    ihrer            «Ich bin gerne ein einsamer Wolf. Aber mein Hirn
                             Betreute Wohnen auch die psychiatrische Gesundheitsversorgung. Herr Berger bezieht
     Lieblingsserien an – alle
                             manchmal
                                  Medikamente  mitin ihrer    neuenoder
                                                      der Arztpraxis     Freun-
                                                                             in der Apothekespielt
                                                                                              im Haus. mir
                                                                                                         AuchStreiche       – mal mehr, mal weniger. Deshalb
                                                                                                                für sein Metha-
                             don  muss   er  den  Weg  zur
     din vom 2. Stock, mit der sie auch fast immer zu Abend städtischen   Abgabestelle  nicht mehr   auf sich  nehmen,    der
                                                                                             ist es gut, dass immer wieder jemand zu mir kommt.»
                             immer beschwerlicher für ihn wurde.
     isst. Bei schönem Wetter setzt sich Frau Foppa oft in                                   Regelmässige Kontrollbesuche ermöglichen bei Bedarf
     den Garten, wo sie den Hühnern und Kaninchen zu-                                        angemessene Interventionen. Daneben gewährleistet
     schaut. Manchmal vermisst sie ihre Eltern, und manch-                                   das Betreute Wohnen auch die psychiatrische Gesund-
     mal hat sie auch Angst, vor allem wenn es nachts gewit-                                 heitsversorgung. Herr Berger bezieht alle Medikamente
     tert oder wenn sich ein epileptischer Anfall ankündigt.                                 in der Arztpraxis oder in der Apotheke im Haus. Auch
     Sie weiss aber, dass immer jemand im Hause ist und                                      für sein Methadon muss er den Weg zur städtischen
     zu ihr kommt, sobald sie auf den roten Knopf an ihrem                                   Abgabestelle nicht mehr auf sich nehmen, der immer
     Handgelenk drückt.                                                                      beschwerlicher für ihn wurde.

                                                                                       
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
1
                                         AUSGANGSLAGE

M
          it der Pensionierung beginnt aus sozialpoliti-          ab, sie sind zunehmend auf Unterstützung im Alltag
          scher Sicht das Alter. Heute gehören 18.2 % der         angewiesen 4. Diese Gruppe ist seit 2010 um 61 390 Per-
          Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz                sonen auf 5.1 % der Bevölkerung angestiegen1.
zu dieser Altersgruppe 65+, rund 220 671 mehr als noch
im Jahr 2010 1. Die Gruppe der älteren Menschen über              Das vierte Lebensalter, mit einer Zunahme der Fragili-
65 Jahre ist nicht homogen. Unterteilt wird sie in zwei           sierung, wird wegen der benötigten Ressourcen für die
Abschnitte: Personen im dritten Lebensalter meist zwi-            Unterstützung im Alltag als Belastung für die Sozial-
schen 65–80 Jahren und im vierten Lebensalter über                werke angesehen 5. Begriffe wie «Überalterung» markie-
80 Jahre 2,3.                                                     ren die veränderte Diskussion über das Alter und über
                                                                  die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber jenen,
Personen im dritten Lebensalter werden als aktive und             die auf Unterstützung angewiesen sind. Die betreueri-
leistungsfähige Seniorinnen und Senioren gesehen.                 schen Unterstützungsleistungen werden dabei häufig
Sie werden als neue zahlungsfähige Kunden in einem                der Selbstsorge und der Selbstverantwortlichkeit zu-
wachsenden «Altersmarkt» umworben. Anders ist die                 gewiesen. Der gesellschaftliche Auftrag zur Sorge wird
Sicht auf das vierte Lebensalter, in welchem vier von             privatisiert 6.
fünf Menschen eine Zunahme der Vulnerabilität und
gleichzeitig eine Fragilisierung erleben, d. h., ihre Mög-        Gemäss Bundesverfassung Artikel 112c sind die Kan-
lichkeiten, auf Veränderungen zu reagieren, nehmen                tone verpflichtet, für die Hilfe und Pflege von Betagten

                                                             
Betreutes Wohnen in der Schweiz - Grundlagen eines Modells - Nursing Science & Care GmbH
1     AUSGANGSLAGE

und Menschen mit Behinderung zu Hause zu sorgen 7.              Die Debatte um Betreutes Wohnen ist zudem geprägt
Traditionell geschieht dies im ambulanten Bereich               durch die Verwendung immer neuer, ungenügend er-
durch die Spitex und die Pro Senectute und im statio-           klärter Begriffe wie Wohnen mit Services, Wohnen mit
nären Bereich durch die Alters-, Pflege- und Behinder-          Dienstleistungen, Wohnen plus. Zuweilen kann nicht
tenheime. Im Jahr 2017 nutzten 295 054 Personen am-             verhindert werden, dass in Diskussionen Äpfel mit Bir-
bulante Pflegeleistungen der Spitex, 122 317 Personen           nen verglichen werden. Auch im Zusammenhang mit
erhielten hauswirtschaftliche oder sozialbetreuerische          der Ausgestaltung von Finanzierungsmodellen wird
Hilfe 8 und 153 046 Personen erhielten Unterstützung            deshalb eine Definition von Betreutem Wohnen drin-
als Bewohnende einer stationären Pflegeeinrichtung 9.           gend benötigt15.
In den letzten Jahren markierte die Umwandlung von
Altersheimen in Pflegeheime einen Rückzug der öffent-           Das vorliegende Projekt setzte hier an. Es untersucht,
lichen Hand aus der Verantwortung für die Betreuung.            was hinter dem Begriff des «Betreuten Wohnens» als
Niederschwellige Wohn- und Betreuungsmöglichkei-                integrierter Teil einer umfassenden Langzeitversorgung
ten fielen weg und die Organisation von Betreuung und           älterer Menschen steht. Es stellt die Ziele und den
Hilfe wurde reprivatisiert.                                     Fokus Betreuten Wohnens aus der Sicht der Klientin-
                                                                nen und Klienten dar und benennt ausserdem Struk-
Gleichzeitig hat sich die Diskussion um neue Wohn-              turen, Inhalte und Beurteilungskriterien, die als Merk-
formen wie das Betreute Wohnen intensiviert; eine               male für das Betreute Wohnen in Zukunft wichtig
Wohnform, die zuweilen auch als moderner Ersatz für             sind. CURAVIVA Schweiz, senesuisse, Pro Senectute
die wegfallenden Altersheime interpretiert wird11. Das          Schweiz und Spitex Schweiz initiierten dieses Projekt,
Betreute Wohnen wird daher als intermediäre Form                um folgende Fragestellungen zu bearbeiten.
zwischen dem klassischen Heimbereich und der ambu-
lanten Spitex bezeichnet12. Damit wird dem Betreuten
Wohnen ein Auftrag nach pflegerischen und betreue-              1.1   Fragestellungen
rischen Unterstützungsleistungen zugewiesen13,14. Be-           –     Welche Modelle und Konzepte zum Betreuten
treutes Wohnen ist damit Teil der Langzeitpflege.                     Wohnen werden in der Literatur verwendet?
                                                                –     Welches sind die strukturellen, inhaltlichen
Aufgrund fehlender Definition ebenso wie fehlender                    und fachlichen Voraussetzungen, die als Mini-
gesetzlicher Regelungen in der Schweiz liegen keine                   malstandards eingehalten werden müssen,
genauen Zahlen zum Betreuten Wohnen vor. Schätzun-                    damit von Betreutem Wohnen gesprochen
gen zufolge bieten in der Schweiz rund 843 Einrich-                   werden kann?
tungen Alterswohnungen für zirka 16 000 Menschen
an12. In der Realität dürften es aber bedeutend mehr
sein. Basierend auf Angaben aus zehn Kantonen wird              1.2   Methodisches Vorgehen
geschätzt, dass für 6.3 % der Personen über 80 Jahre ein        Zur Beantwortung der Fragen wurden drei Prozesse
Platz im Betreuten Wohnen zur Verfügung steht.                  kombiniert: erstens eine Literaturrecherche zu Model-
                                                                len und Konzepten des Betreuten Wohnens; zweitens
Die Diskussion zum Betreuten Wohnen wird oft aus                Delphi-Befragungen zu Qualität und Standards von Be-
der Perspektive von Organisationen und den Tätig-               treutem Wohnen und drittens die Synthesediskussion
keitsfeldern der involvierten Berufsgruppen geführt.            in einer Arbeitsgruppe, unterstützt durch Expertenmei-
Dabei werden unterschiedliche theoretische Konzepte             nungen (Interviews).
verwendet, die eng mit politischen und finanziellen
Fragestellungen verbunden sind und bestehende Zu-
sammenarbeitsformen in der Praxis repräsentieren.

                                                           
1     AUSGANGSLAGE

1)      Die Literaturreview synthetisierte 32 Artikel          2)     Fünf Expertinnen und Experten aus Heimen und
zum Thema Betreutes Wohnen. Wissenschaftliche Ar-              Spitex, Hochschulen und Interessengruppen wurden
tikel bis hin zu politischen Berichten und Statements          interviewt. Zur Vorbereitung eines Workshops wurden
bildeten die Grundlage dieser Synthese. Die Aussagen           Grundsätze, basierend auf der Literaturreview und den
wurden analysiert und kategorisiert bezüglich Defini-          Expertenmeinungen, formuliert.
tion und Modell von Betreutem Wohnen, Charakteris-                    An einem Workshop in Bern im Mai 2018, an
tiken der Bewohnenden, Leistungen und deren Verfüg-            dem 26 Personen teilnahmen, wurden diese präsen-
barkeit, Anforderungen an den Wohnraum, finanzielle            tiert und als Grundlage für einen Delphi-Prozess a mit
Regelungen und rechtliche Aspekte.                             zwei Runden zur Diskussion gestellt. Die Personen
        Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus zwei De-             stammten aus den folgenden Bereichen (Mehrfach-
legierten von CURAVIVA und je einer Delegierten                nennungen möglich): Betreutes Wohnen (n=1), Heime
oder einem Delegierten von senesuisse, Pro Senectute           (n=7), Spitex (n=3), Betreuung (n=5), Behörden (n=2),
Schweiz und Spitex Schweiz, diskutierte erste konzep-          Verbände (9) und Andere (4). In Gruppendiskussionen
tionelle Überlegungen basierend auf dieser Literaturre-        wurden 13 Thesen entwickelt, welche Kernaussagen zu
view.                                                          den Zielen von Betreutem Wohnen, den notwendigen
                                                               Strukturen, den Unterstützungsprozessen und der Aus-

                                                               a    Die Delphi-Methode ist ein mehrstufiges Befragungsverfahren
                                                                    mit Rückkoppelung, um Gruppenmeinungen zu erfassen16,17.
                                                                    Sie nutzt eine wiederholte Befragung von Expertinnen und Experten
                                                                    aus verschiedenen Fachbereichen, um vorhandene Meinungen zu
                                                                    verdichten und breit unterstützte Aussagen zum Thema zu erhalten.

                                                          
1     AUSGANGSLAGE

richtung auf bestimmte Klientengruppen enthielten. In
einem Ratingprozess beurteilten die Anwesenden die
Bedeutung dieser Aussagen für die Entwicklung eines
Models des «Betreuten Wohnens». Das Rating bestätig-
te neun Thesen mit einer Zustimmung von mehr als
70 %. Diese Thesen wurden der Arbeitsgruppe zur wei-
teren Diskussion mitgegeben.
       Die Arbeitsgruppe formulierte weitere 16 The-
sen zur Präzisierung der Aussagen. Diese wurden an
die 26 Teilnehmenden des Workshops und an zusätz-
liche Personen aus dem Heimbereich (+ 1), dem Betreu-
ten Wohnen (+ 2) und der Spitex (+ 1) verschickt. Mit
einer Responserate von 53 % wurden 13 der 16 Thesen
unterstützt und schriftlich kommentiert. Nach dieser
zweiten Delphi-Runde konnten 22 Thesen mit einer
Zustimmungsrate von mehr als 70 % der teilnehmen-
den Personen für die weitere Entwicklung des Models
verwendet werden (Anhang Delphi-Thesen zu Betreu-
tem Wohnen).

3)     Erkenntnisse aus der Literatur und die Thesen
der Delphi-Runden wurden in der Arbeitsgruppe wei-
ter diskutiert, um verwendete Begriffe zu klären und
damit eine gemeinsame Sprache zu finden.
       An mehreren Sitzungen synthetisierte die Ar-
beitsgruppe die vorhandenen Unterlagen, Literaturre-
view, Experteninterviews und die Thesen der Delphi-
Runde zu einem verbindlichen Rahmen für die weitere
Modellentwicklung.
       Das Modell wurde in einer abschliessenden Ver-
nehmlassung der Arbeitsgruppenmitglieder beurteilt.

                                                        
2
                                    LITERATURREVIEW

E
    in Blick zur Situation in der Schweiz zeigt, dass         Tagesstrukturen, Kurzzeitaufenthalte in Pflegeheimen)
    lediglich in sieben Kantonen (VD, VS, LU, TG,             schätzt, dass durchschnittlich rund 60 % der Institutio-
    AI, AR, BS) gesetzliche Regelungen für Betreutes          nen des Betreuten Wohnens für ältere Menschen durch
Wohnen bestehen, diese in zwei Kantonen (GR, JU) aus-         eine gemeinnützige Trägerschaft betrieben werden, mit
gearbeitet, aber noch nicht in Kraft sind und in einem        einem hohen Anteil von 93 % in Basel-Stadt und 100 %
weiteren Kanton (AG) ausgearbeitet werden. Die West-          im Kanton Zug12. Wie viele Institutionen durch die
schweiz hat deutlich mehr Regelungen, die in Kraft            Spitex betrieben werden, wird in der Statistik nicht
sind18. Gesamtzahlen zum Angebot in der Schweiz               ausgewiesen. Nach Expertenmeinung ist dies z. B. im
existieren nicht. Daten aus zehn Kantonen zeigen gros-        Kanton Genf bei einem grossen Teil der Institutionen
se regionale Unterschiede im Angebot von Betreutem            der Fall. Von Pflegeheimen betrieben werden 15 % der
Wohnen. So stehen Alterswohnungen für 13 % der über           betreuten Wohnungen. Der Kanton Graubünden zeigt
80-Jährigen im Kanton Basel-Stadt, für 6 % im Kanton          dabei mit 78 % den höchsten Wert. 14 % werden durch
Neuenburg, aber für nur rund 2 % in den Kantonen Gla-         die Gemeinden betrieben, wobei im Kanton Uri 50 %
rus und Jura zur Verfügung12.                                 aller Betreutes-Wohnen-Plätze durch die Gemeinden
                                                              betrieben werden. Rund 11 % der Institutionen wer-
Auch bei der Trägerschaft von Betreutem Wohnen sind           den durch eine privatrechtliche Trägerschaft betrieben,
regionale Unterschiede zu beobachten. Die OBSAN-              wobei der Kanton Genf den höchsten Anteil von 35 %
Studie zu intermediären Strukturen (Betreutes Wohnen,         zeigt12.

                                                         
2     LITERATURREVIEW

Wenn die Institutionen für Betreutes Wohnen ange-                2.2 Die Unterstützungsangebote
schaut werden, so fällt auf, dass 25 % der Alterswoh-            Die Diskussion in der Schweiz, ob und welche Unter-
nungen neben einer barrierefreien Wohnsituation kei-             stützungsangebote gemacht werden sollen, damit von
ne zusätzlichen Leistungen anbieten12. Auf der anderen           Betreutem Wohnen gesprochen werden kann, zeigt
Seite des Spektrums stehen 50 % der Institutionen,               grosse Parallelen zu den Diskussionen in anderen Län-
die mit acht oder mehr verschiedenen Leistungen die              dern. In den USA war bereits in den 90er Jahren des
Bewohnenden unterstützen. Trotz unterschiedlicher                letzten Jahrhunderts ein Boom des Betreuten Wohnens
Begriffe wie «Wohnen mit Service», «begleitetes Woh-             (assisted living) zu beobachten. Dieser entfachte eine
nen», «Alterswohnungen» oder «intermediäre Struktu-              heftige Diskussion, welche Eigenschaften erfüllt sein
ren» werden zwei Elemente immer als Bestandteil für              müssen, um als Betreutes Wohnen anerkannt zu wer-
Betreutes Wohnen beschrieben:                                    den23,24.
1)    die barrierefreie Wohnung und
2)    ein vorhandenes Unterstützungs- und                        Wird angenommen, dass Betreutes Wohnen ein Ange-
      Pflegeangebot18.                                           bot der Langzeitpflege sein soll, unterscheiden sich Al-
                                                                 terswohnungen ohne Unterstützungsleistungen deut-
                                                                 lich von Anbietern, welche barrierefreies Wohnen und
2.1    Barrierefreie Wohnung                                     Unterstützungsleistungen kombinieren. Diese Unter-
Betreutes Wohnen ist an spezifische Bedingungen be-              scheidung genügt aber nicht, da es auch bei letzteren
treffend die Gestaltung des Wohnraums und der Um-                selbst Unterschiede gibt.
gebung gebunden. Dazu gehören eine eigene Küche
und ein Bad/WC, welche zur privaten Wohneinheit                  In den Diskussionen werden die Unterstützungsleis-
gehören. Angeboten werden vorwiegend 1-, 2- und                  tungen in Leistungen der Pflege und jene der Betreuung
2 ½-Zimmer-Wohnungen19. Die Wohnung muss bar-                    unterteilt25,26. Diese durch das Finanzierungssystem
rierearm oder barrierefrei sein. Vereinzelt werden ent-          verursachte Trennung produziert nicht nur einen un-
sprechende Normen genannt, wie etwa die SIA-Norm                 klaren Begriff «Betreuung», sondern auch eine praxis-
500, die Fachstelle hindernisfreie Architektur oder die          fremde Definition der Pflege27.
PROCAP-Empfehlungen20. Das Angebot schliesst Ge-
meinschaftsräume oder Gemeinschaftsgärten mit ein,               So wird Pflegebedürftigkeit auf die Tätigkeiten in Zu-
welche soziale Teilhabe ermöglichen. Vereinzelt wird             sammenhang mit Essen, Aufstehen, An- und Auszie-
auf die Bedeutung einer guten Wohnumgebung, der                  hen, zur Toilette gehen sowie Baden/Duschen reduziert.
Nachbarschaftskontakte, Einkaufsmöglichkeiten, An-               Die Bewertung ist relevant z. B. für die Gewährung der
bindung an den öffentlichen Verkehr, Verkehrssicher-             Hilflosenentschädigung oder für Statistiken der natio-
heit, öffentliche Sicherheit oder Ruhe im Quartier hin-          nalen Gesundheitsbefragung. Der Bundesrat selbst hält
gewiesen21.                                                      aber fest, dass

Damit entsprechen die Anforderungen an den Wohn-                     «… Pflege eine umfassende vielschichtige und
raum nicht spezifischen, nur für ältere Menschen                     mehrdimensionale Tätigkeit ist, die darauf abzielt,
wichtigen Kriterien. Vielmehr erfüllen sie auch die An-              Patienten und Patientinnen, deren Autonomie in ih-
forderungen, die das Wohnen für junge Menschen mit                   ren alltäglichen Lebensverrichtungen eingeschränkt
Beeinträchtigungen oder für Familien mit Kindern ver-                ist, darin zu unterstützen, dass sie ihr Alltagsleben
einfachen. Daher wird postuliert, dass gutes Wohnen                  wieder aufnehmen, weiterführen, angepasst fort-
mehr sein sollte als Barrierefreiheit. Es schliesst sinn-            setzen oder neu aufbauen können»28.
hafte Alltagsaktivitäten, soziale Kontakte und das Vor-
handensein finanzieller Mittel ein22.

                                                            
2      LITERATURREVIEW

Diese Definition wird sinngemäss auch in der Diskussi-           2.2.2 Leistungen zur Entlastung
on um eine Transformation der Versorgungsstrukturen              Die zweite Gruppe an Unterstützungsleistungen be-
aufgegriffen29. Die Pflege auf KVG-Leistungen zu redu-           trifft die Entlastung der Bewohnerinnen und Bewoh-
zieren, widerspricht dieser Definition des Bundesrats.           ner und der Angehörigen in Alltagsaktivitäten. Einzel-
Da der Begriff der Betreuung immer wieder als Sam-               ne Aktivitäten werden ganz oder teilweise abgegeben,
melbegriff für sogenannt «nichtpflegerische» Leistun-            weil sie für die Bewohner und Bewohnerinnen selbst
gen dient30, bleibt der damit verbundene Begriff der Be-         oder deren Angehörige zu anstrengend sind. Am häu-
treuung ebenfalls unklar.                                        figsten handelt es sich um drei Tätigkeiten im Bereich
                                                                 der Haushilfe: die Wäsche waschen (50 % der Institu-
Die Unterstützungsleistungen lassen sich inhaltlich in           tionen), die Reinigung der Wohnung (51 % der Institu-
vier Kategorien einteilen. Es handelt sich um 1) Leis-           tionen) und Leistungen der Gastronomie, Einkaufen,
tungen zur Erhöhung der Sicherheit in Notsituationen,            Mahlzeitendienst oder die Mahlzeit im vor Ort vorhan-
2) Leistungen zur Entlastung der Betroffenen und der             denen Restaurant (64 % der Institutionen).
Angehörigen, 3) Leistungen der pflegerischen Grund-
versorgung (Pflege/Betreuung, Tagesstrukturen), 4) Leis-         2.2.3 Leistungen der Pflege und Betreuung
tungen im Bereich Aktivitäten und Veranstaltungen.               In der dritten Kategorie, Leistungen einer pflegerischen
                                                                 Grundversorgung mit Pflege und Betreuung, zeigen
2.2.1 Leistungen zur Sicherheit                                  sich grosse Unterschiede in Umfang und Qualität. In
Sicherheit ist eines der zentralen Anliegen, das sowohl          den meisten kantonalen Reglementen wird Pflege/Be-
in den kantonalen Reglementen als auch in den Publi-             treuung explizit als mögliche Leistung erwähnt. In 23
kationen genannt wird. Bei Leistungen der Sicherheit             Kantonen und in 58 % der Institutionen werden diese
wird von einer potentiellen Gefährdung ausgegangen.              Leistungen angeboten12.
Dazu gehört in dieser Altersgruppe sicherlich der                Es existieren Vorschriften, wenn die Spitex oder Heime
Sturz, angesichts der rund 80 000 Stürze älterer Per-            diese Aufgaben in Alterswohnungen übernehmen. So
sonen, bei denen jedes Jahr rund 1200 Menschen ums               brauchen im Kanton Thurgau jene Heime, die in Alters-
Leben kommen31.                                                  wohnungen Pflege- und Betreuungsaufgaben überneh-
                                                                 men, eine Spitex-Bewilligung und im Kanton St. Gallen
Die meist genannte Unterstützungsleistung bezieht                ist eine Kooperation mit der Spitex oder einem Pflege-
sich auf die Sicherheit, jemanden alarmieren zu kön-             heim Vorschrift.
nen. Elektronische Notrufsysteme werden heute in al-
len Kantonen und in 70 % der Institutionen genutzt12.            Die Beschreibung der Unterstützungsleistungen in der
Im Jahr 2013 hatten 2 % der 75–79-Jährigen und 9 %               Kategorie Pflege/Betreuung bleibt meistens auf die Be-
der über 80-Jährigen ein Notrufsystem21. Geschätzt               griffe beschränkt und wird nicht weiter ausgeführt.
wird, dass heute rund 50 000 solcher Geräte im Einsatz           In der internationalen Literatur finden sich gesetz-
sind32. Die Personen, die auf den Notruf reagieren, vari-        liche Grundlagen, welche Unterstützungsleistungen
ieren je nach Anbindung des Betreuten-Wohn-Angebo-               Betreutes Wohnen in speziellen Situationen z. B. zur
tes. Es kommt zum Weiterleiten an eine externe Stelle            Alltagsgestaltung im Zusammenhang mit Demenz, zur
oder Notdienstzentrale, zur Spitex oder zu anwesenden            Palliativpflege, zum Umgang mit Depression oder bei
Pflegefachpersonen, wenn das Betreute Wohnen einem               schwerer Herzinsuffizienz anzubieten hat 23,33. Diese
Heim angegliedert ist. Die Notrufsysteme werden in               spezialisierten Unterstützungsangebote, die einen Um-
51 % der Institutionen auf Wunsch der Bewohnenden                zug in eine stationäre Pflegeinstitution verhindern sol-
durch Kontrollbesuche und aktives Überprüfen eines               len, gehören in der Schweiz nur in einem beschränkten
Lebenszeichens ergänzt.                                          Mass zum Angebot. Pflege und Betreuung werden nicht
                                                                 definiert und nur in einzelnen Fällen, wie etwa im Kan-

                                                            
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