Bewertung der Wirkung relevanter LE Maßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität - Thomas Holzer, Thomas ...
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                        Bewertung der Wirkung relevanter LE Maßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität Thomas Holzer, Thomas ZunaKratky & Georg Bieringer
Endbericht zu den Projekten Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 auf Heuschrecken als Indikatoren für biologische Vielfalt und Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 auf Tagfalter als Indikatoren für biologische Vielfalt an das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus Titelbilder: artenreiche Wiese bei Gießhübl/NÖ, Warzenbeißer, SaumfleckPerlmuttfalter Anschriften der Verfasser: Mag. Dr. Georg Bieringer, Technisches Büro für Biologie, Umlauffgasse 29/4, 2544 Leobersdorf, georg.bieringer@aon.at Dipl.Ing. Thomas Holzer, Technisches Büro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, Hornerstraße 51, 2000 Stockerau, holzerthomas@aon.at Dipl.Ing. Thomas ZunaKratky, Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, Lange Gasse 58/20, 1080 Wien, office@zunakratky.at November 2019
Inhaltsverzeichnis
A) Einleitung und Methodik                                                         4
 1. Aufgabenstellung                                                               4
 2. Untersuchte Maßnahmen und Auflagen                                             4
 3. Untersuchungsansatz                                                            5
 4. Stichprobenwahl                                                                7
 5. Erhebungsmethodik                                                              8
 6. Datengrundlage                                                                 9
 7. Datenanalyse                                                                  10
B) Ergebnisse                                                                     12
 1. Allgemeine Ergebnisse der Evaluierung                                         12
   1.1 Abdeckung naturschutzfachlich besonders bedeutender Arten im MFA 2016      12
   1.2 Wirksamkeit der Maßnahmen                                                  12
   1.3 Bedeutung der Naturschutzmaßnahme                                          15
   1.4 Bedeutung des Extensivgrünlandes und der Brachen                           17
   1.5 Flächenverluste der Naturschutzmaßnahme beim Programmwechsel               19
   1.6 Prämienhöhe auf GrünlandNaturschutzschlägen und BiodiversitätsRelevanz   19
   1.7 Gründe für die geringe Maßnahmenwirksamkeit im Grünland                    20
 2. Ergebnisse der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen                            24
   2.1 UBB – LSEErhaltung                                                        24
   2.2 UBB – DIVAcker                                                            24
    2.2.1 Einflüsse auf die Artenzahl von Brachen                                 24
    2.2.2 Nutzung des Aufwuchses auf Brachen                                      26
   2.3 UBB – DIVGrünland                                                         27
    2.3.1 Wirkung von DIVGrünland                                                27
    2.3.2 Einfluss des Mahdregimes auf die Biodiversität                          27
    2.3.3 Verhältnis von DIV zu WF                                                28
   2.4 BIO                                                                        28
   2.5 Alpung und Behirtung                                                       29
   2.6 Bewirtschaftung von Bergmähwiesen                                          30
   2.7 Ökologische Vorrangflächen                                                 31
   2.8 Blühkulturen                                                               31
   2.9 Sonstige Maßnahmen                                                         32
 3. Ergebnisse der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP                      33
   3.1 Allgemeine Ergebnisse                                                      33
   3.2 Detailergebnisse zur Naturschutzmaßnahme                                   38
C) Kurzdiskussion                                                                 40
D) Schlussfolgerungen                                                             41
 1. Allgemeine Schlussfolgerungen der Evaluierung                                 41
 2. Schlussfolgerungen der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen                    42
 3. Schlussfolgerungen der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP              43
E) Empfehlungen                                                                   45
 1. Allgemeine Empfehlungen der Evaluierung                                       45
 2. Empfehlungen der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen                          46
 3. Empfehlungen der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP                    48
Danksagung                                                                        50
Literatur                                                                         51
Anhang                                                                            52A) Einleitung und Methodik
         1. Aufgabenstellung                                tensterben“ bekanntgewordene Entwicklung
                                                            (Hallmann et al. 2017, SánchezBayo & Wyck
         Das österreichische Programm für ländliche         huy 2019) und ihre Folgen notwendig, den In
         Entwicklung (LEProgramm) muss unter ande         sekten auch im Bereich der ländlichen
         rem bezüglich der Erreichung des Ziels, biolo     Entwicklung mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
         gische Vielfalt zu erhalten, wieder herzustellen   Drittens erlauben Insekten schlaggenaue Aus
         und zu verbessern, begleitend bewertet wer        sagen und bilden dadurch eine wichtige Ergän
                                                            zung zu den Vögeln, die bisher stets die
                                                            dominierende Indikatorgruppe für Programm
                                                            evaluierungen waren, aber auf einer anderen
                                                            räumlichen Ebene agieren.
                                                            Gegenstand unserer Evaluierungsstudie war
                                                            daher die Bewertung der Wirkung der aus
                                                            drücklich als biodiversitätsfördernd gekenn
                                                            zeichneten      Maßnahmen         des     aktuellen
                                                            LEProgramms auf Heuschrecken und Tagfal
                                                            ter als Indikatoren für biologische Vielfalt.
                                                            2. Untersuchte Maßnahmen
Durch biodiversitätsfördernde Maßnahmen sollen die
Bestände gefährdeter und europaweit geschützter Arten 
                                                            und Auflagen
wie hier der Schwarze Apollo  gesichert werden.            Evaluierungsgegenstand waren gemäß Vorga
                                                            be des BMLFUW die folgenden Maßnahmen
         den. Im Rahmen dieser Bewertung wurde sei         bzw. darin enthaltenen Auflagen und Bedin
         tens des Bundesministeriums für Land und          gungen (ggf. mit den in diesem Bericht ver
         Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft       wendeten Abkürzungen):
         (BMLFUW) entschieden, dass Heuschrecken             Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde
         und Tagfalter als Indikatoren für Biodiversität    Bewirtschaftung (UBB), Maßnahme 10.1.1, von
         verwendet werden sollen. Weiters wurde fest       der wir die Bestandteile „Erhaltung und ver
         gelegt, dass Aussagen zu Wirkung und Effizi       träglicher Umgang mit Landschaftselementen“
         enz dieser Maßnahmen mit Felderhebungen            (LSEErhaltung) im Ackerland und im Grün
         (bzw. Ergänzung und Interpretation von vor        land, die Anlage von Biodiversitätsflächen im
         handenen Daten) belegt werden müssen.              Ackerland (DIVAcker) und die Anlage von
         Dieser Ansatz war insofern innovativ, als in der   Biodiversitätsflächen im Grünland (DIVGrün
         Evaluierung der Programme für ländliche Ent       land) sowie die Option Blühkulturen sowie Heil
         wicklung seit 1995 bisher noch nie in vergleich   und Gewürzpflanzen auf Ackerflächen (BHG)
         barem Umfang gezielt erhobene Daten                untersuchten. Bei den Landschaftselementen
         wirbelloser Tiere eingesetzt wurden. Zugleich      unterschieden wir in gehölzdominierte (LSE
         entsprachen diese Vorgaben einer rationalen        Hecke) und nicht gehölzdominierte (LSE Rain).
         Herangehensweise: Erstens stellen Wirbellose        Bewirtschaftung von Bergmähwiesen, Maß
         nicht weniger als 74 % der gesamten Biodiver      nahme 10.1.14, wo wir aufgrund der Vorgaben
         sität Österreichs (Sauberer et al. 2008), wobei    des BMLFUW den Fokus auf die Bergmähder
         alleine 64 % auf die Insekten entfallen. Zwei     legten.
         tens machen es die in den Medien als „Insek
    4 Alpung und Behirtung, Maßnahme 10.1.15,           fruchtanbau (Maßnahme 10.16), Begrünung
konnten wir nur im Hinblick auf Abdeckung na       von Ackerflächen – System Immergrün (Maß
turschutzfachlicher bedeutender Flächen und         nahme 10.1.17), Pflanzenschutzmittelverzicht
Eignung der Auflagen berücksichtigen. Ein Ver      Wein und Hopfen (Maßnahme 10.1.11) und Si
gleich mit nicht der Förderung unterliegenden       lageverzicht (Maßnahme 10.1.12) war nur eine
Almen war hingegen nicht möglich, weil nahezu       Diskussion der Relevanz für die Indikatororga
alle österreichischen Almen in der Förderung        nismen Gegenstand des Auftrages. Die Maß
sind.                                               nahme Silageverzicht bezogen wir hinsichtlich
                                                    der Abdeckung naturschutzfachlich bedeuten
 Naturschutz, Maßnahme 10.1.19, wobei wir
                                                    der Flächen und der Eignung der Auflagen in
die Bestandteile Erhaltung und Entwicklung na
                                                    unsere Analysen ein, aufgrund der Ergebnisse
turschutzfachlich wertvoller Flächen (WF) und
                                                    jedoch nicht in den Vergleich von Maßnah
die auslaufende Förderung 20jähriger Stillle
                                                    menschlägen und Schlägen ohne Maßnahme.
gungen im Ackerland (K20) untersucht haben.
Den     Ergebnisorientierten    Naturschutzplan
(ENP) haben wir – soweit aufgrund der gerin        3. Untersuchungsansatz
gen Maßnahmenfläche möglich – mit einbezo          Wir stimmten die zwei getrennt beauftragten
gen.                                                Evaluierungsstudien zu den Heuschrecken und
 Ökologische/biologische Wirtschaftsweise,         Tagfaltern so eng aufeinander ab, dass nun de
                                                    facto eine Studie an zwei Indikatorgruppen vor
                                                                                                        Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
Maßnahme 11.2.1, deren Wirkung wir v. a. im
Vergleich mit konventionell, aber ansonsten         liegt. Dies ermöglichte es uns, bei der Stich
ähnlich bewirtschafteten Schlägen untersuch        probenwahl und bei den verschiedenen
ten. Für diesen Teil der Untersuchungen wird        Analysen weitreichende Synergien zu nutzen.
die Maßnahme mit BIO bezeichnet. Darüber            Unsere Studie gliedert sich in zwei Projektteile:
hinaus gingen Landschaftselemente sowie             Im Projektteil I untersuchten wir anhand vor
Blühkulturen, Heil und Gewürzpflanzen von          handener Daten die Auswirkungen des aktuel
Biobetrieben in die Evaluierung von LSEErhal      len LEProgramms und seiner – zwischen den
tung und BHG ein.                                   einzelnen Bundesländern bzw. landwirtschaftli
 Die Natura 2000Landwirtschaft (Maßnahme          chen Produktionsgebieten divergierenden –
12.1.1) ist österreichweit auf so geringer Fläche   Umsetzung auf die Nutzung von Schlägen, die
(51,1 ha im MFA 2016) umgesetzt, dass sie in        Vorkommen seltener, gefährdeter oder für die
unserer Evaluierung nicht untersucht werden         Kulturlandschaft besonders charakteristischer
konnte.                                             Heuschrecken und Tagfalterarten beherber
                                                    gen. Die naturschutzfachlich bedeutenden
 Von den Ökologischen Vorrangflächen wur          Heuschrecken und Tagfalterarten wurden an
den brachliegende Flächen (OVFBrache) und          hand objektiver Kriterien (z. B. Rote ListeSta
Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen            tus, FFHAnhänge, Häufigkeit in Österreich)
(OVFLeguminosen) untersucht, nicht aber die        ausgewählt. Als Indikatoren verwendeten wir
für unsere Indikatorgruppen nicht relevanten        bei beiden Tiergruppen nur Arten mit Vorkom
Flächen mit Zwischenfruchtanbau und die nur         mensschwerpunkt in (potenziellen) landwirt
auf sehr kleiner Fläche umgesetzten Flächen         schaftlichen    Nutzflächen.    Diese    beiden
mit Niederwald im Kurzumtrieb (272 ha im MFA        Artengruppen bezeichnen wir in Folge als
2016).                                              „Spitzenarten“ (Abb. 1a). Bei den Heuschre
Für Verzicht auf Fungizide und Wachstumsre         cken wählten wir daneben eine zweite Gruppe
gulatoren bei Getreide (Maßnahme 10.1.13),          von Arten mit weiterer Verbreitung in der Kul
Begrünung von Ackerflächen – Zwischen              turlandschaft aus, die es uns ermöglichte, eine
                                                                                                                                                               5fördernde Maßnah
                                                                                        men. Dies erlaubte
                                                                                        insbesondere    bes
                                                                                        sere Vergleiche zwi
                                                                                        schen    Bundeslän
                                                                                        dern (Abb. 1b).
                                                                                         Im Projektteil II ana
                                                                                         lysierten wir auf der
                                                                                         Basis von Felderhe
                                                                                         bungen im Jahr 2018
                                                                                         die Wirkungen der
                                                                                         Maßnahmen         (und
                                                                                         Auflagen) auf die In
      Abb. 1a: Verteilung der Fundpunkte der HeuschreckenSpitzenarten. Die Karte        dikatorgruppen. Da
      gibt auf Grundlage einer sehr vollständigen österreichweiten Kartierung die        die Studie erst zwei
      tatsächlichen Vorkommensschwerpunkte gut wieder und zeigt, dass die                einhalb Jahre nach
      Spitzenarten oft räumlich sehr konzentriert vorkommen.
                                                                                         Programmstart      be
                                                                                         auftragt wurde, war
                                                                                         ein experimentelles
                                                                                         Versuchsdesign
                                                                                         nach dem Muster
                                                                                         BeforeAfterControl
                                                                                         Impact nicht umsetz
                                                                                         bar. Wir entschieden
                                                                                         uns daher für den
                                                                                         Vergleich einer aus
                                                                                         reichenden Zahl von
                                                                                         Schlägen mit Maß
                                                                                         nahmen (= Maßnah
                                                                                         menschlägen)       auf
                                                                                         der einen Seite und
                                                                                         Schlägen          ohne
      Abb. 1b: Verteilung der Fundpunkte der HeuschreckenKulturlandarten. Das Ziel      Maßnahmen (= Re
      war, eine über die Bundesländer und landwirtschaftlichen Hauptproduktionsgebie    ferenzschlägen) auf
      te gleichmäßigere Stichprobe zu ziehen als bei den Spitzenarten. Die Lücke im      der anderen Seite,
      nördlichen Alpenvorland ist keine Kartierungslücke, sondern zeigt das großflächi
      ge Fehlen selbst weitverbreiteter Arten mit gewissen ökologischen Ansprüchen in    also für einen repli
      diesem Naturraum.                                                                  zierten    ControlIm
                                                                                         pactAnsatz. Durch
    über alle landwirtschaftlichen Hauptprodukti                                        das stringente De
    onsgebiete und Bundesländer annähernd                     sign der Studie konnten wir mit einfachen sta
    gleich verteilte Stichprobe zu ziehen. Diese              tistischen Methoden das Auslangen finden und
    „Kulturlandarten“ sind durchwegs ökologisch               auf multivariate Analysemethoden verzichten.
    anspruchsvoll, und das Vorkommen mindes                  Dies resultiert in klar interpretierbaren Ergeb
    tens einer dieser Arten qualifiziert eine landwirt       nissen. Für den Bereich der Almen und Berg
    schaftliche Fläche als Ziel für biodiversitäts           mähder mussten wir uns aus logistischen
6Gründen auf wenige Testregionen beschrän            rung (vgl. ZunaKratky et al. 2017) einer
ken, führten also eine Fallstudie durch.             statistischen Grundgesamtheit nahe. Bei den
                                                     Tagfaltern hingegen ist zwar eine große Zahl
Die beiden Projektteile ergänzten einander in
                                                     an Funddaten verfügbar, diese wurden aber
mehrerlei Hinsicht: Während wir im Projektteil I
                                                     nicht vergleichbar flächendeckend erhoben, so
das Potenzial vorhandener Daten ausschöpf
                                                     dass weder eine echte Grundgesamtheit noch
ten, nutzten wir im Projektteil II die Präzision
                                                     eine Stichprobe gemäß statistischer Grundsät
von mit maßgeschneiderter Stichprobenwahl
                                                     ze vorliegt. Es handelt sich aber um die besten
und Methodik gezielt erhobenen Freilanddaten.
                                                     verfügbaren Daten. Für die HeuschreckenKul
Im Projektteil I fokussierten wir auf ausgewähl
                                                     turlandarten wurde aus dem vorhandenen, viel
te naturschutzfachlich bedeutende Arten, im
                                                     umfangreicheren Material eine Stichprobe ge
Projektteil II standen nach einer Felderhebung
                                                     zogen: Aus jeder Raumeinheit (Probekreis)
aller Arten die dadurch ermöglichten Analysen
                                                     wurde jeweils der aktuellste Fundpunkt jeder
hinsichtlich Artenspektrum und Artenreichtum
                                                     Art verwendet. Neben der dadurch höheren
im Mittelpunkt. Dadurch decken unsere Ergeb
                                                     Aktualität der Daten kamen durch diese Aus
nisse verschiedene Aspekte von Biodiversität
                                                     wahl tendenziell die am genauesten verorteten
ab. Schließlich analysierten wir im Projektteil I,
                                                     Fundpunkte in unsere Auswertung, da jüngere
wie zielgerichtet die Maßnahmen umgesetzt
                                                     Daten häufiger mittels GPS verortet sind.
werden, und im Projektteil II, wie wirksam die
Maßnahmen auf konkreten Schlägen sind.               Für den Projektteil II verwendeten wir ein ge
                                                                                                         Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
                                                     paartes Stichprobendesign und je eine ge
Unser Untersuchungsansatz für die Freilander
                                                     schichtete Zufallsstichprobe für das Ackerland
hebungen enthält einige Abweichungen von
                                                     und das Grünland. Dazu ordneten wir jeweils
den Empfehlungen des BMLFUW, die unserer
                                                     einer Referenzfläche, d. h. einem nicht mit
Ansicht nach durchwegs wesentliche Vorteile
                                                     Maßnahmen belegten Ackerschlag bzw. einer
haben. Unser Anbot wurde vom BMLFUW nicht
                                                     nicht mit Maßnahmen belegten Mähwiese,
zuletzt wegen dieser inhaltlichen Weiterent
                                                     mehrere Maßnahmenschläge im selben Land
wicklungen ausgewählt. Bedeutsam ist dabei
                                                     schaftsraum zu. Um trotz der Seltenheit man
die Verlegung der Freilanderhebungen in das
                                                     cher Maßnahmen ein effizientes Unter
Jahr 2018 (statt der vorgesehenen Jahre 2017
                                                     suchungsdesign zu erzielen, wählten wir im
und 2020). Dadurch liegt der Endbericht unse
                                                     Voraus aus sämtlichen (von uns österreichweit
rer Evaluierungsstudie mehr als ein Jahr früher
                                                     generierten) Probekreisen jene aus, in denen
vor, als vom BMLFUW vorgegeben. Dies ge
                                                     eine gewisse Mindestkombination an Maßnah
währleistet, dass die Ergebnisse für die Pla
                                                     men umgesetzt war. Die Identifizierung der
nung des kommenden LEProgramms voll
                                                     BIOSchläge erfolgte in einer Kombination bei
nutzbar sind und nicht erst zu einem Zeitpunkt
                                                     der BIOTeilnahmemöglichkeiten, d. h. im Falle
bereitgestellt werden können, zu dem diese
                                                     von BIOVollbetrieben für alle Acker und Grün
Planungen weit fortgeschritten oder sogar
                                                     landschläge eines Betriebes und für BIOTeil
schon weitgehend abgeschlossen sind.
                                                     betriebe nur für die im MFA codierten Schläge.
4. Stichprobenwahl                                   Durch eine Stratifizierung nach landwirtschaftli
                                                     chen Hauptproduktionsgebieten (und, beim
Für den Projektteil I entspricht die Stichprobe
                                                     Grünland, drei Stufen der Mahdhäufigkeit)
zu den Vorkommen naturschutzfachlich bedeu
                                                     konnten wir trotz der extrem unterschiedlichen
tender Heuschrecken und Tagfalterarten der
                                                     Häufigkeit und Verteilung der Maßnahmen so
Gesamtheit der uns zur Verfügung stehenden
                                                     wohl für Ackerland als auch für Grünland re
Daten. Bei den Heuschrecken kommt dies auf
                                                     präsentative Stichproben ziehen (Abb. 2).
grund der sehr guten, österreichweiten Kartie
                                                                                                                                                                7wurden daher ur
                                                                                      sprünglich        nicht
                                                                                      schlaggenau,      son
                                                                                      dern anhand geo
                                                                                      graphischer Koordi
                                                                                      naten mit einer ge
                                                                                      wissen     räumlichen
                                                                                      Unschärfe erhoben.
                                                                                      Die Verschneidung
                                                                                      mit INVEKOSDaten
                                                                                      erfolgte       deshalb
                                                                                      nicht auf Grundlage
                                                                                      der jeder Beobach
                                                                                      tung     zugeordneten
                                                                                      Fundpunktkoordina
      Abb. 2: Verteilung der Probekreise für Ackerland, Grünland und Bergmähder.      ten, sondern anhand
      (orange: AckerProbekreise, olivgrün/grün/dunkelgrün: GrünlandProbekreise mit  eines Vorkommens
      überwiegend zweimähdigem Grünland/gemischtem Grünland/überwiegend               kreises mit 30 m
      mehrmähdigem Grünland, violett: BergmähderProbekreise).
                                                                                      Radius,      innerhalb
    Für das Berggebiet wurde der Fokus auf die                                        dessen     die  Beob
    Schlagnutzungsart „Bergmähder“ gelegt. Das               achtung   mit  größter  Wahrscheinlichkeit  tat
    entsprach einerseits dem Wunsch des Ministe             sächlich lag (Abb. 3). Dadurch konnten wir
    riums und spiegelt andererseits die Tatsache             Zuordnungsfehler vermeiden.
    wider, dass nahezu die gesamte österreichi            Bei den Freilanderhebungen zum Projektteil II
    sche Almfläche in der Maßnahme „Alpung und             legten wir größten Wert auf eine exakte Stan
    Behirtung“ gefördert wird. Ein Vergleich zwi          dardisierung. Ein Referenzschlag und die ihm
    schen Maßnahmenschlägen und Referenz                  zugeordneten Maßnahmenschläge lagen stets
    schlägen ist dadurch praktisch unmöglich.              innerhalb eines Probekreises von 2 km Radius
    Bergmähder sind in Österreich nur mehr in we          (Abb. 4) und wurden jeweils von derselben
    nigen Regionen in größerer Zahl anzutreffen.           Person am selben Tag untersucht, um Störein
    Zugleich war es aufgrund der Schwierigkeit von         flüsse von Region, Wetter oder Phänologie
    Erhebungen im Berggebiet (lange Anfahrts              auszuschließen. In die Stichprobe wurden nur
    bzw. Anmarschwege, Wetter) nicht zielführend,          Probekreise aufgenommen, die zur Gänze in
    in jedem Probekreis nur je einen Maßnah               einem einzigen Bundesland und in einem ein
    menschlag zu erheben. Daher wurden drei                zigen landwirtschaftlichen Hauptproduktions
    Testregionen mit jeweils zwei Probekreisen             gebiet lagen. Auf allen Schlägen wurden
    ausgewählt.                                            unabhängig von der Schlaggröße gleich große
                                                           Probeflächen mit exakt vorgegebenem Zeitauf
    5. Erhebungsmethodik                                   wand erfasst. Um mögliche Randeffekte kon
    Die im Projektteil I verwendeten vorhandenen           stant zu halten, wurden die Probeflächen nicht
    Heuschrecken und Tagfalterdaten stammen               in der Mitte jedes Schlages angelegt, sondern
    nicht aus Erhebungen mit landwirtschaftlichem          mit definiertem Abstand zur Schlaggrenze. Je
    Bezug, sondern aus großflächigen Kartierungs          der Probekreis bzw. jeder Schlag wurde zwei
    projekten (Heuschrecken; siehe ZunaKrakty et          mal pro Saison erfasst, um ein möglichst
    al. 2017) bzw. aus eigenen Datenbanken oder            großes Artenspektrum zu erfassen und um den
    solchen von Gewährsleuten (Tagfalter). Sie             Einfluss von Bewirtschaftungseingriffen am
8Schlag zu minimieren.                                für Bergmähder und Almen. Die Erhebungen
                                                     fanden auf 279 AckerlandSchlägen, 284 Grün
6. Datengrundlage                                    landSchlägen und 123 Schlägen im Bergge
                                                     biet statt, umfassten also insgesamt 686
Für den Projektteil I konnten wir auf insgesamt      Maßnahmen und Referenzschläge. Bei den
6.608 Vorkommensdatensätze von 56 natur             Freilanderhebungen wurden 65 Heuschrecken
schutzfachlich relevanten Heuschrecken und          arten (inkl. Gottesanbeterin) und 111 Tagfalter
Tagfalterarten aus ganz Österreich zurückgrei       arten nachgewiesen, das sind 46 bzw. 51 %
fen: Für 26 naturschutzfachliche Spitzenarten        der in Österreich vorkommenden Arten. Für
unter den Heuschrecken verfügten wir über            diese 176 Arten wurden 10.379 schlaggenau
1.504 Datensätze ab
dem Jahr 2000, und
verteilt auf die 23
berücksichtigten
Spitzenarten      unter
den Tagfaltern lagen
2.526 Vorkommens
nachweise ab dem
Jahr 2000 vor. Um
die natürlicherweise
                                                                                                         Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
räumlich sehr unglei
che Verteilung der
Vorkommen           der
Spitzenarten auszu
gleichen, verwende
ten wir überdies eine
Stichprobe von 2.578
                          Abb. 3: Punktkoordinaten des Fundpunkts einer Tagfalterart (Punkt) mit 30 m
Datensätzen        von    Radius (blauer Kreis = Vorkommenskreis), MFAReferenzfläche (orange) und
sieben in allen öster    Schlägen mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen (grüner Rand).
reichischen Bundes
ländern vorkommenden, für eine traditionelle
                                                         verortete Datensätze gesammelt, von denen
landwirtschaftliche Bewirtschaftung typischen            4.568 auf die Heuschrecken und 5.811 auf die
Kulturlandarten unter den Heuschrecken.                  Tagfalter entfielen.
Diese Vorkommensdaten wurden im Zuge ei             Die im Jahr 2018 erhobenen Heuschrecken
ner Verschneidung in einem geographischen            und Tagfalterdaten wurden mit den am BMNT
Informationssystem (GIS) mit vom BMLFUW
                                                     vorliegenden Daten zur Schlagnutzung und
zur Verfügung gestellten Daten zur landwirt         Maßnahmenbelegung auf Grundlage des MFA
schaftlichen Flächennutzung und zur Umset           2018 in Beziehung gesetzt. Daneben verwen
zung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen          deten wir auch auf den Schlägen direkt erho
(Stand Mehrfachantrag 2016) analysiert. Zu          bene Variablen, die durch eine standardisierte
sätzlich wurden Informationen wie Verwal            Analyse der Fotodokumentation ermittelt wur
tungsgrenzen und landwirtschaftliche Produk         den.
tionsgebiete einbezogen.
Die Stichprobe des Projektteils II umfasste 30
Probekreise für Ackerland, 36 Probekreise für
Grünland und 6 Probekreise (3 Testregionen)
                                                                                                                                                                9Aufgrund der unter
                                                                                         „Erhebungsmetho
                                                                                         dik“ beschriebenen
                                                                                         räumlichen         Un
                                                                                         schärfe der Heu
                                                                                         schrecken         und
                                                                                         Tagfalterdaten leg
                                                                                         ten wir den Fokus
                                                                                         der Analysen dar
                                                                                         auf, anhand der Er
                                                                                         gebnisse für viele
                                                                                         Arten        generelle
                                                                                         Muster zu identifi
                                                                                         zieren, die sozusa
                                                                                         gen     „mit    freiem
                                                                                         Auge“      erkennbar
                                                                                         waren und durch
                                                                                         einfache statistische
                                                                                         Tests objektiv abge
                                                                                         sichert        werden
                                                                                         konnten. Die statis
                                                                                         tische Analyse der
                                                                                         Verteilungen erfolg
                                                                                         te dabei mittels Chi
                                                                                         QuadratTest.      Um
                                                                                         nicht    durch      die
       Abb 4: Beispiel für einen Probekreis mit den untersuchten Schlägen (Acker        große Zahl an Ein
       Probekreis A13). Aus Gründen den Datenschutzes ist in der Abbildung nicht         zeltests       falsche
       angegeben, welcher Schlag welcher Maßnahme zugeordnet ist.
                                                                                         „Zusammenhänge“
                                                                                         zu erzeugen, wurde
     7. Datenanalyse                                       eine BonferroniKorrektur durchgeführt. Die
     Im Projektteil I ermittelten wir zur Bewertung        Testergebnisse sind daher insgesamt konser
     der evaluierten Maßnahmen mehrere Parame             vativ.
     ter: Die Abdeckung der Vorkommen natur
                                                           Die Ergebnisse betreffend Unterschiede zwi
     schutzfachlich bedeutender Arten gibt an,
                                                           schen Bundesländern präsentierten wir den
     welcher Flächenanteil der Vorkommenskreise
                                                           WFVerantwortlichen der Naturschutzabteilun
     der ausgewählten Heuschrecken und Tagfal
                                                           gen der Länder. Im Anschluss an die Präsenta
     terarten mit den jeweiligen Maßnahmen belegt
                                                           tion und Diskussion ersuchten wir um
     ist. Für die Fokussierung verglichen wir die
                                                           Beantwortung eines Fragebogens, den wir mit
     Häufigkeit jeder Maßnahme innerhalb der Vor
                                                           dem Ziel erstellt hatten, die fachliche Kompe
     kommenskreise der Arten mit jener in einer für
                                                           tenz aus den Bundesländern in unsere Inter
     Österreich repräsentativen Kontrollstichprobe.
                                                           pretation der Ergebnisse einfließen zu lassen.
     Die Maßnahmeneignung zeigt, wie gut eine in
     nerhalb des Vorkommenskreises einer natur            Im Projektteil II verglichen wir die Artenzahl der
     schutzfachlich bedeutenden Art umgesetzte             untersuchten       Biodiversitätsindikatoren      auf
     Maßnahme zum Erhalt bzw. zur Förderung ge            Maßnahmenschlägen mit jener auf Referenz
     nau dieser Art geeignet ist.                          schlägen. Wo erforderlich, analysierten wir dar
10über hinaus statistische Zusammenhänge zwi
schen der Artenzahl und eigens erhobenen
Umweltparametern. Unterschiede zwischen
Referenzschlägen und Maßnahmenschlägen
wurden mittels WilcoxonTest für gepaarte
Stichproben geprüft; Kendalls Rangkorrelati
onstest setzten wir dazu ein, Korrelationen zwi
schen Variablen zu testen. Bonferroni
Korrekturen wurden zurückhaltender eingesetzt
als im Projektteil I, weil die Stichprobengröße
und die Zahl an Einzeltests am selben Material
geringer waren. Erforderlichenfalls geben wir
jeweils die Ergebnisse mit und ohne Korrektur       Selbst Vorkommen von "Spitzenarten" der Hochlagen 
an.                                                 wie die Nordische Gebirgsschrecke  liegen zu einem
                                                    überwiegenden Teil auf landwirtschaftlichen Nutzflächen
Die zum Projektteil II erhobenen Daten wurden       und können durch biodiversitätsfördende Maßnahmen
                                                    positiv beeinflusst werden.
vorab einer umfassenden Datenvalidierung un
terzogen. Im ersten Schritt überprüften wir die
Heuschrecken und Tagfalterdaten auf Plausi
bilität (z. B. Wahrscheinlichkeit des Vorkom
                                                                                                    Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
mens einer Art im jeweiligen Naturraum).
Dadurch aufgedeckte Eingabefehler konnten
durch Rücksprache mit den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern bereinigt werden. Im zweiten
Schritt überprüften wir anhand einer für jeden
Schlag vorliegenden Fotodokumentation die
Übereinstimmung zwischen dem MFA 2018
und der tatsächlichen Schlagnutzung. Schließ
lich wurden Schläge identifiziert, die nicht oder
nur einmal untersucht werden konnten, etwa
wegen der Anwesenheit von Weidetieren bei
einer Begehung oder aus anderen Gründen.
Insgesamt stellten wir im Zuge der Datenvali
dierung nicht korrigierbare Fehler auf 3,3 % der
Probeflächen fest. Da wir einen gewissen Ver
lust an Probeflächen bei der Stichprobenwahl
einkalkuliert hatten, konnte dieser geringe An
teil an Probeflächen ohne Probleme für die
weiteren Analysen aus der Stichprobe ausge
schlossen werden.
                                                                                                    11B) Ergebnisse
     1. Allgemeine Ergebnisse der                            1.2 Wirksamkeit der Maßnahmen
     Evaluierung                                             Im Ackerland waren die Artenzahlen sowohl der
                                                             Heuschrecken als auch der Tagfalter auf allen
     1.1 Abdeckung naturschutzfach                          Schlägen mit Brachemaßnahmen (DIVAcker,
                                                             K20, WFBrache und OVFBrache) signifikant
     lich besonders bedeutender Arten
                                                             höher als jene der ReferenzAckerschläge
     im MFA 2016                                             (Abb. 5). Im Mittel wurde auf Brachen etwa die
     Bei allen drei untersuchten Artengruppen sind           3 bis 4fache Artenzahl an Heuschrecken und
     jeweils mehr als die Hälfte der Fläche der Vor         Tagfaltern erreicht wie auf Äckern. Ebenfalls si
     kommenskreise im MFA 2016 abgedeckt: Bei                gnifikant erhöhte Artenzahlen stellten wir auch
     den TagfalterSpit
     zenarten beträgt der
     Mittelwert aller Arten
     53,2 %, bei den
     HeuschreckenSpit
     zenarten 50,7 % und
     bei den Heuschre
     ckenKulturlandarten
     59,1 %. Die errech
     neten Werte sind
     dabei wahrscheinlich
     eine       Unterschät
     zung, wie Abb. 3
     beispielhaft      illus
     triert: Bei keiner der
     untersuchten Arten
     ist zu erwarten, dass
     sie auf Waldflächen
     vorkommt. Allerdings
     stand uns kein GIS
     Layer der tatsächlich     Abb. 5a: Artenzahlen der Heuschrecken auf den Maßnahmenschlägen im
     bewaldeten Fläche         Vergleich    mit dem ReferenzAckerschlag. Maßnahmen, bei denen der
                               Unterschied zum Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur
     zur Verfügung, an        signifikant ist (WilcoxonTest, p < 0,005), sind durch rote Schrift hervorgehoben
     hand dessen dieser        (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 %Konfidenzintervalle).
     Faktor hätte berück
     sichtigt werden können. Anhand unserer Analy             auf begrünten Äckern (WF) und auf nicht ge
     se kann jedoch festgestellt werden, dass ein              hölzdominierten Landschaftselementen (LSE
     beträchtlicher Teil der naturschutzfachlich               Rain) fest, wobei auf letzteren aus methodi
     höchstwertigen Arten überwiegend oder zur                 schen Gründen nur die Heuschrecken erfasst
     Gänze auf landwirtschaftlichen Nutzflächen lebt           wurden. Alle Unterschiede sind auch bei Be
     und daher unmittelbar von der Wirksamkeit der             rechnung einer BonferroniKorrektur signifikant.
     Biodiversitätskomponente des LEProgramms                 All diese Ergebnisse sind somit für Heuschre
     abhängig ist.                                             cken und Tagfalter konsistent und statistisch
                                                               gesichert.
12den Referenzschlä
                                                                                  gen; die einzige
                                                                                  Ausnahme       waren
                                                                                  einmähdige        WF
                                                                                  Wiesen, wobei die
                                                                                  Artenzahlen bei den
                                                                                  Heuschrecken nur
                                                                                  auf dem Einzeltest
                                                                                  niveau     signifikant
                                                                                  waren, bei den Tag
                                                                                  faltern auch bei An
                                                                                  wendung          einer
                                                                                  BonferroniKorrektur
                                                                                  (Abb. 6). Auf der
                                                                                  Schlagnutzungsart
                                                                                  LSEHecke war die
                                                                                  Artenzahl der Heu
                                                                                  schrecken      signifi
                                                                                  kant niedriger als
                                                                                                            Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
 Abb. 5b: Artenzahlen der Tagfalter auf den Maßnahmenschlägen im Vergleich mit    auf den Referenz
 dem ReferenzAckerschlag. Maßnahmen, bei denen der Unterschied zum               Mähwiesen.
 Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur signifikant ist
 (WilcoxonTest, p < 0,0625), sind durch rote Schrift hervorgehoben (Punkte ...    Die Ergebnisse un
 Mittelwerte, Balken ... 95 %Konfidenzintervalle).
                                                                                   terschieden sich in
Die Artenzahlen auf den Maßnahmenschlägen                                          wenigen     Details
BHG, BIO, LSE Hecke und OVFLeguminosen                zwischen verschiedenen Regionen: Bei den
(letztere nur bei den Heuschrecken) verfehlten         Heuschrecken ist die geringere Artenzahl bei
im Gegensatz dazu die Signifikanzschwelle bei          LSE Hecke nur im Wald und Mühlviertel si
BonferroniKorrektur. BHG, BIO (bei den Heu           gnifkant, bei den Tagfaltern die höhere Arten
schrecken) und LSE Hecke verfehlen auch die            zahl auf einmähdigen WFWiesen nur im
Signifikanz auf Einzeltestniveau. Die signifikan      Gebiet der Hochalpen. Insgesamt darf man
ten Teilergebnisse für BIO und OVFLegumino           diese Unterschiede nicht überbewerten, weil
sen bestätigten sich nur auf dem jeweiligen            die Stichprobengrößen für die einzelnen Re
Anteil an LuzerneSchlägen, während die Ar            gionen klein sind (relativ am größten im Wald
tenzahlen am (überwiegenden) Rest dieser               und Mühlviertel bzw. in den Hochalpen).
Maßnahmenschläge gegenüber den Referenz               Ebenfalls gering sind die Unterschiede hin
Äckern nicht erhöht war.                               sichtlich der berücksichtigten Artenauswahlen:
Die Ergebnisse unterschieden sich weder zwi           Fasst man die Maßnahmen BIO und DIVGrün
schen den drei berücksichtigen landwirtschaftli       land einerseits und die WFMaßnahmen (ein
chen Hauptproduktionsgebieten noch zwischen            mähdige       und     zweimähdige      Wiesen)
Rote ListeArten und ungefährdeten Arten oder          andererseits zusammen und stellt ihre gemit
zwischen HabitatGeneralisten und Spezialis          telten Artenzahlen den Artenzahlen der Refe
ten. Sie sind daher für alle Regionen und Ar          renzschlägen gegenüber, so zeigt sich ein
tenauswahlen gültig.                                   begrenzter WFEffekt: Für die Rote ListeArten
                                                       (bei Tagfaltern und Heuschrecken) sowie für
Im Grünland waren hingegen die Artenzahlen             die HabitatSpezialisten (nur Tagfalter) liegen
auf MaßnahmenSchlägen nicht höher als auf             die Artenzahlen auch bei BonferroniKorrektur
                                                                                                            13signifikant höher als
                                                                                            auf den Referenz
                                                                                            schlägen.
                                                                                            Obwohl im Acker
                                                                                            land die Mehrzahl
                                                                                            der     untersuchten
                                                                                            Maßnahmenschläge
                                                                                            positiv auf die Ar
                                                                                            tenzahlen der Heu
                                                                                            schrecken          und
                                                                                            Tagfalter wirkt, re
                                                                                            präsentieren diese
                                                                                            nur einen geringen
                                                                                            Anteil der Förderflä
                                                                                            che. Im Grünland ist
                                                                                            dieses      Verhältnis
                                                                                            bereits angesichts
     Abb. 6a: Artenzahlen der Heuschrecken auf den Maßnahmenschlägen im
                                                                                            der Ergebnisse für
     Vergleich mit dem ReferenzGrünlandschlag. Maßnahmen, bei denen der                    die        getesteten
     Unterschied zum Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur           Maßnahmentypen
     signifikant ist (WilcoxonTest, p < 0,007), sind durch rote Schrift hervorgehoben.     offensichtlich     un
     Bei den zweimähdigen WFMähwiesen wurden jeweils Schläge mit enger (*) und
     weiter gefassten Auflagen (**) untersucht. (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 %   günstig. Insgesamt
     Konfidenzintervalle).                                                                  sind, bezogen auf
                                                                                            die jeweilige Fläche
                                                                                            im MFA 2016, ca.
                                                                                            ein    Viertel     des
                                                                                            Ackerlandes und ca.
                                                                                            die Hälfte des Grün
                                                                                            landes mit mindes
                                                                                            tens einer der von
                                                                                            uns berücksichtigten
                                                                                            biodiversitätsför
                                                                                            dernden      Maßnah
                                                                                            men     belegt.     Im
                                                                                            Ackerland kann auf
                                                                                            grund unserer Er
                                                                                            gebnisse jedoch nur
                                                                                            etwa ein Viertel die
                                                                                            ser Maßnahmenflä
                                                                                            che als wirksam
                                                                                            angesehen werden,
     Abb. 6b: Artenzahlen der Tagfalter auf den Maßnahmenschlägen im Vergleich mit          wobei        teilweise
     dem ReferenzGrünlandschlag. Maßnahmen, bei denen der Unterschied zum                  wirksame Maßnah
     Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur signifikant ist           men (BIO, OVFLe
     (WilcoxonTest, p < 0,01), sind durch rote Schrift hervorgehoben. Bei den
     zweimähdigen WFMähwiesen wurden jeweils Schläge mit enger (*) und weiter              guminosen) anteils
     gefassten Auflagen (**) untersucht. (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 %          mäßig in die wirk
     Konfidenzintervalle).
14same Fläche eingerechnet wurden. Für das
Grünland sind nur 10 bis 15 % der Maßnah
menfläche wirksam. Für den überwiegenden
Teil der Fläche an biodiversitätsfördernden
Maßnahmen im Ackerland und Grünland liefert
unsere Studie somit keinen Wirkungsnachweis.
Daraus folgt, dass nur jeweils 5 bis 10 % der
Ackerfläche und Grünlandfläche im MFA 2016
mit wirksamen biodiversitätsfördernden Maß
nahmen belegt waren.
1.3 Bedeutung der Naturschutz
                                                          Die Naturschutzmaßnahme leistet einen wesentlichen
maßnahme                                                  Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität  hier ein
Im Ackerland zählen WFBrachen und K20 ge                Kalkflachmoor in den niederösterreichischen Voralpen.
meinsam mit DIVAcker und OVFBrache zu                  ist die Naturschutzmaßnahme außerdem in ho
den wirksamen Maßnahmen; im Grünland sind                hem Maß auf naturschutzfachlich bedeutende
die einmähdigen und – in sehr begrenztem                 Flächen fokussiert und bringt die Fördermittel
Maß – die zweimähdigen WFWiesen sogar die               dorthin, wo sie für den Erhalt der Biodiversität
einzigen wirksamen Maßnahmen im Hinblick                 am wichtigsten sind (Abb. 7).
                                                                                                               Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
auf die Artenzahlen unserer Biodiversitätsindi          Aber nicht nur die Abdeckung und die Fokus
katoren (siehe oben). Bei der Abdeckung der              sierung, auch die Treffsicherheit der Maßnah
Vorkommen naturschutzfachlich bedeutender                men ist bei der Naturschutzmaßnahme
Arten erreichte die Naturschutzmaßnahme im               besonders hoch. Auflagen, die für die jeweils
MFA 2016 insgesamt die besten Werte aller                tatsächlich vorkommende Indikatorart ungeeig
Maßnahmen; nur Alpung und Behirtung konnte               net sind, kamen auf WFSchlägen nur in sehr
(bei mehr als der zehnfachen Maßnahmenflä               geringem Maß vor (Abb. 8). Bei den Tagfalter
che) mithalten (Tab.1).                                  Spitzenarten weist keine andere Maßnahme
Im Unterschied zu allen anderen Maßnahmen                eine so hohe Treffsicherheit auf wie die Natur
 Tab. 1: Mittelwerte der Abdeckung (in Prozent) der Vorkommenskreise der Indikatorgruppen durch die
 verschiedenen Maßnahmen im MFA 2016. Die Abdeckung durch DIV und BIO wurde dabei jeweils ohne die
 Kombinationen mit der Naturschutzmaßnahme berechnet.
 1 Für die Steilflächenmahd wurde die Bruttofläche berücksichtigt, also jeweils der gesamte Schlag und nicht
 die eigentliche Steilfläche, weil letztere aus den MFADaten nicht ersichtlich ist.
 2 ohne die Schläge, bei denen eine Kombination mit der Naturschutzmaßnahme vorliegt
 3 ohne die Schläge, bei denen eine Kombination mit der Naturschutzmaßnahme oder mit DIV vorliegt
 4 Dabei handelt es sich um die Bruttofläche laut INVEKOS. Die reduzierte (Futter)fläche beträgt lt. Grünem
 Bericht 323.365 ha.
                                                                                                               15schutzmaßnahme;
                                                                                      bei den Heuschre
                                                                                      cken (Spitzenarten
                                                                                      und Kulturlandarten)
                                                                                      sind DIVAcker und
                                                                                      Bergmähder ähnlich
                                                                                      treffsicher bzw. –
                                                                                      zumindest unter Be
                                                                                      rücksichtigung der
                                                                                      tatsächlichen    Be
                                                                                      wirtschaftungsmög
                                                                                      lichkeiten im Berg
                                                                                      gebiet – sogar noch
                                                                                      treffsicherer.
                                                                                      Die     Naturschutz
                                                                                      maßnahme hat da
                                                                                      durch    von     allen
     Abb. 7a: Vorkommen der Maßnahme Naturschutz in den Kontrollkreisen (grau)
                                                                                      Maßnahmen         den
     und in den Vorkommenskreisen der HeuschreckenKulturlandarten (grün) in den      größten Anteil an
     einzelnen Bundesländern. Berücksichtigt sind nur Kreise mit INVEKOSAnteil.      der Sicherung der
     Quer über alle Bundesländer besteht eine statistisch signifikante Fokussierung   Vorkommen natur
     der Naturschutzmaßnahme auf die Vorkommen von Indikatorarten.
                                                                                      schutzfachlich be
                                                                                      deutender       Heu
                                                                                      schrecken        und
                                                                                      Tagfalterarten, und
                                                                                      sie hat die stärksten
                                                                                      positiven Wirkungen
                                                                                      auf die Biodiversität
                                                                                      insgesamt.
     Abb. 7b: Vorkommen der Maßnahmen Bergmähwiesen, DIV, OVF, BIO oder
     Alpung und Behirtung in den Kontrollkreisen (grau) und in den
     Vorkommenskreisen der HeuschreckenKulturlandarten (grün) in den einzelnen
     Bundesländern. Berücksichtigt sind nur Kreise mit INVEKOSAnteil. Die
     Maßnahmen sind nicht auf die Vorkommen von Indikatorarten fokussiert.
16Bergmähder        und
                                                                                        Hutweide sind in
                                                                                        den Vorkommens
                                                                                        kreisen der Tagfal
                                                                                        terSpitzenarten
                                                                                        teilweise mehrhun
                                                                                        dertfach häufiger als
                                                                                        in den Kontrollkrei
                                                                                        sen. Der stärkste
                                                                                        festgestellte      Zu
                                                                                        sammenhang         be
                                                                                        steht zwischen dem
                                                                                        Hellen        Wiesen
                                                                                        knopfAmeisenbläu
                                                                                        ling       (Maculinea
                                                                                        teleius), einer Art
                                                                                        der      FaunaFlora
                                                                                        HabitatRichtlinie,
                                                                                        und der Schlagnut
                                                                                                                 Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
                                                                                        zungsart Streuwie
                                                                                        se: Diese ist in den
                                                                                        Vorkommenskreisen
                                                                                        des Falters 268mal
                                                                                        (!) so häufig wie in
                                                                                        der für Österreich
                                                                                        repräsentativen
                                                                                        Kontrollstichprobe.
                                                                                        Bei den Heuschre
                                                                                        ckenSpitzenarten
                                                                                        sind die Verhältnis
                                                                                        se     typischerweise
  Abb. 8a: Eignung der vergebenen Auflagen für die jeweils nachgewiesene Art in         weniger       extrem,
  den Vorkommenskreisen der HeuschreckenSpitzenarten und Kulturlandarten.             aber immer noch
  Da bei WF für jeden Schlag individuelle Auflagen vergeben sind (anders als bei        hoch signifikant. Ein
  den anderen Maßnahmen), sind die Ergebnisse für WF differenziert.
  Berücksichtigt ist stets der Schlag mit der günstigsten Auflagenkombination jedes     repräsentatives
  Vorkommenskreises (rot ... gut geeignet, gelb ... teilweise geeignet, grau: ... nicht Beispiel ist die FFH
  geeignet).                                                                            Art Große Säge
                                                                                        schrecke (Saga pe
1.4 Bedeutung des Extensivgrün                              do), in deren Vorkommenskreisen Hutweiden
landes und der Brachen                                       52mal so häufig anzutreffen sind wie in den
                                                             Kontrollkreisen.
Die stärkste Assoziation mit den Vorkommen
naturschutzfachlich bedeutender Heuschre                    Sowohl im Ackerland als auch im Grünland be
cken und Tagfalterarten haben nicht bestimm                herbergten wenige Maßnahmentypen den
te Maßnahmen (nicht einmal WF), sondern                      Großteil der insgesamt festgestellten Arten der
bestimmte Schlagnutzungsarten. Die Schlag                   Heuschrecken und Tagfalter:
nutzungsarten Einmähdige Wiese, Streuwiese,
                                                             Auf den Landschaftselementen, Brachen (DIV
                                                                                                                 17lich sein dürfte.
                                                                                              In den Grünland
                                                                                              Probekreisen finden
                                                                                              sich 124 aller 136
                                                                                              festgestellten Heu
                                                                                              schrecken         und
                                                                                              Tagfalterarten und
                                                                                              somit 91,2 % der
                                                                                              Biodiversität auf den
                                                                                              Landschaftsele
                                                                                              menten und WF
                                                                                              Schlägen (einmäh
                                                                                              dige und zweimäh
                                                                                              dige), die zusam
                                                                                              men ca. 6,6 % der
                                                                                              Fläche ausmachen.
                                                                                              Die      konventionell,
                                                                                              biologisch und unter
                                                                                              DIVAuflagen       be
                                                                                              wirtschafteten
                                                                                               Schläge beherber
       Abb. 8b: Eignung der vergebenen Auflagen für die jeweils nachgewiesene Art in
                                                                                               gen zusammen 98
       den Vorkommenskreisen der TagfalterSpitzenarten. Da bei WF für jeden Schlag
       individuelle Auflagen vergeben sind (anders als bei den anderen Maßnahmen),             Arten bzw. 72,1 %
       sind die Ergebnisse für WF differenziert. Berücksichtigt ist stets der Schlag mit der   der      untersuchten
       günstigsten Auflagenkombination jedes Vorkommenskreises (rot ... gut geeignet,          Biodiversität.    Die
       gelb ... teilweise geeignet, grau: ... nicht geeignet).
                                                                                               Fortpflanzungsmög
                                                                                               lichkeiten im Grün
     Acker, K20, OVFBrache und WFBrache) und
                                                                   land sind für die jeweils nachgewiesenen Heu
     begrünten Äckern in WF wurden über alle 30
                                                                   schreckenarten in der Regel gut, für Tagfalter
     AckerProbekreise und deren Schläge kumu
                                                                   hingegen nicht pauschal zu beurteilen, da sie
     liert 106 Heuschrecken und Tagfalterarten be
                                                                   stark vom Zusammenwirken der Bewirtschaf
     obachtet; in den AckerProbekreisen insgesamt
                                                                   tung am konkreten Schlag mit anderen Fakto
     109 Arten. Berücksichtigt man die tatsächlichen
                                                                   ren (Witterung, Phänologie) abhängen.
     Flächenanteile der Landschaftselemente, Bra
     chen und begrünten Äcker mit Wiesennutzung                    Aus methodischen Grünen haben wir in unse
     (WF), so finden sich im Ackerland auf weniger                 rer Studie keine Individuenzahlen erhoben. An
     als 5 % der Fläche 97,2 % der Biodiversität der               hand der Daten aus dem gleichzeitig laufenden
     untersuchten Indikatorgruppen. Auf allen acker               Projekt „Österreichisches BiodiversitätsMoni
     baulich genutzten Schlägen gemeinsam konn                    toring“ (OBMKulturlandschaft des Umweltbun
     ten 59,6 % der Arten nachgewiesen werden.                     desamtes) lässt sich aber auch die quantitative
     Aufgrund der Biologie und Ökologie der Arten                  Bedeutung der Brachen im Ackerland abschät
     muss man davon ausgehen, dass sich der weit                   zen (Landschaftselemente sind auf OBMFlä
     überwiegende Teil dieser Arten auf Äckern                     chen zu selten): Gemäß unserer Hoch
     nicht fortpflanzen kann und diese nur kurzfristig             rechnung der HeuschreckenDaten konzentriert
     aufsucht, während auf Brachen und begrünten                   sich im Ackerland etwa die Hälfte der Insekten
     Äckern eine Fortpflanzung meistens und auf                    biomasse auf Brachen. Es liegt nahe, Folge
     Landschaftselementen so gut wie immer mög                    wirkungen auf andere Organismengruppen und
18Indikatoren – insbesondere den Farmland Bird       nes von uns erstellten Fragebogens als nur
Index – anzunehmen.                                bedingt geeignet, um aufgabegefährdetes Ex
                                                   tensivgrünland in der Förderung zu halten.
                                                   Nach Ansicht dieser Experten müsste man ins
                                                   besondere die Prämie erhöhen, zumindest für
1.5 Flächenverluste der Natur                     bestimmte Biotoptypen oder Nutzungsarten
schutzmaßnahme beim Pro                           (Bergmähder, Weiden, Grenzertragsflächen).
grammwechsel                                       Die gerade in diesem Zusammenhang oftmals
Für die Vorkommenskreise der Indikatorarten        auftretenden Sondersituationen wie Bewirt
untersuchten wir die Veränderung der Abde         schaftungserschwernisse, lange Wegstrecken,
ckung der Flächen durch die Naturschutzmaß        ungünstige Schlagausformungen, massiv hö
nahme bzw. durch den MFA 2016 beim                 herer Arbeitsaufwand usw. würden sich nicht in
Programmwechsel. Während das Ausmaß des            der Prämie widerspiegeln und daher dazu füh
Wegfalls von Naturschutzflächen aus 2014 bis       ren, dass kein Bewirtschafter mehr gefunden
zum Jahr 2016 für die Spitzenarten 15,7 % bei      werden kann. Zudem wird ausgeführt, dass ge
den Tagfaltern bzw. 17,1 % bei den Heuschre       rade diese Flächen oftmals mit einem adminis
cken ausmachte, wurden auf Vorkommen der           trativ hohen Aufwand oder mit der Angst vor
HeuschreckenKulturlandarten sogar 27,8 %          der Aberkennung der Prämie (durch zu eng
der im Jahr 2014 noch vorhandenen Natur           und unklar gefasste Definitionen der förderfähi
                                                                                                      Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
schutzflächen im Jahr 2016 nicht mehr ange        gen Fläche) verbunden sind. Schließlich wird
meldet. Der hohe Verlust bei den weit              die Kombinationsverpflichtung mit UBB als
verbreiteten Kulturlandarten ist auffallend und    Hemmschwelle für die Teilnahme angesehen.
könnte ein Hinweis auf eine verstärkte Intensi    Nur in einem Bundesland hatte die Förderstelle
vierung von Grünlandgebieten mit Aufgabe von       die Rahmenbedingungen ausdrücklich als ge
WFSchlägen in der „Durchschnittslandschaft“       eignet für den Erhalt von Extensivgrünland be
darstellen.                                        urteilt. In diesem Bundesland bestehen aber
Zwischen 4,0 % (TagfalterSpitzenarten) und        zusätzlich zur bundesweiten Förderung ergän
7,0 % (HeuschreckenSpitzenarten) der WF          zende Förderungen für Bewirtschafter, so dass
Schläge in den Vorkommenskreisen sind über        die Förderbedingungen andere sind. Wir sehen
haupt von 2014 zu 2016 aus der Heimgutrefe        darin ein klares Indiz, dass durch höhere Prä
renz gefallen und somit nicht mehr über            mien tatsächlich bessere Rahmenbedingungen
landwirtschaftliche Fördermaßnahmen erreich       für die Flächensicherung geschaffen werden
bar. In diesem Fall war der Verlust bei den        können.
HeuschreckenKulturlandarten mit 6,7 % der
WFSchläge etwa gleich groß wie bei den Spit      1.6 Prämienhöhe auf Grünland
zenarten.                                          Naturschutzschlägen und Biodi
Zwischen 2,1 und 3,2 % der WFSchläge aus          versitätsRelevanz
dem Jahr 2014 wurden im Vergleichsjahr 2016        Zwischen der Prämienhöhe von WFSchlägen
weiterhin landwirtschaftlich genutzt, aber nicht   (pro Hektar) und ihrer naturschutzfachlichen
von UBB bzw. BioBetrieben, sodass die Wei       Relevanz besteht kein statistischer Zusam
terführung einer biodiversitätsfördernden Maß     menhang. Dies trifft auf die Gesamtartenzahl
nahme hier nicht möglich war.                      der Heuschrecken und Tagfalter bezogen auf
Fünf von sieben Vertreterinnen bzw. Vertreter      alle WFSchläge in sämtlichen GrünlandPro
der Förderstellen der Bundesländern beurteil      bekreisen (siehe Abb. 9) ebenso zu wie auf
ten die Förderbedingungen in Beantwortung ei      Detailergebnisse für die Heuschrecken und
                                                                                                      19Tagfalter getrennt sowie gruppiert nach den             Im Sinne der Zielerreichung des Programms ist
     einzelnen GrünlandKategorien. In einem einzi          es nicht gleichgültig, ob auf einer WFFläche
     gen Fall besteht eine am Einzeltestniveau si           nun 3 oder 36 Heuschrecken und Tagfalterar
     gnifikante Korrelation (Artenzahl Heuschrecken          ten vorkommen (das sind der niedrigste und
     in Probekreisen mit überwiegend mehrmähdi              der höchste Wert in unserer Stichprobe). Es ist
     gem Grünland), aber auch dieser Zusammen               daher auch nicht gleichgültig, welche der bei
     hang      bleibt    bei    der    erforderlichen        den Flächen weiter gefördert wird und welche
     BonferroniKorrektur unter der Signifikanz             aus der Förderung hinausfällt.
     schwelle.
     Dieses Ergebnis spiegelt den Modus der Prä             1.7 Gründe für die geringe Maß
     mienberechnung wider und bestätigt daher nur,           nahmenwirksamkeit im Grünland
     dass die Prämien in unserer Stichprobe tat             Die im Vergleich zum Ackerland auffallend ge
     sächlich nur auf Grund von Mehraufwand und              ringe Wirksamkeit der GrünlandMaßnahmen
     Verdienstentgang zustandekommen. Eine An               war von vornherein so nicht zu erwarten. Im
     erkennung der Bewahrung immaterieller Werte,            merhin ist die Verzögerung des ersten Schnitts,
     die ja eigentlich der Grund dafür ist, dass die         die zumindest von DIVGrünland und WF maß
     Gesellschaft überhaupt Mittel für biodiversitäts       geblich beeinflusst werden sollte, eine von Na
     fördernde Maßnahmen bereitgestellt werden,              turschutzseite häufig als besonders wichtig
     erfolgt nicht. Dies ist im österreichischen LE         erachtete Auflage. Wir führten daher vertiefen
     Programm nicht vorgesehen.                              de Analysen durch, um die Gründe dafür zu
                                                                                       verstehen und Feh
                                                                                       ler    im    Untersu
                                                                                       chungsdesign aus
                                                                                       schließen zu kön
                                                                                       nen.
                                                                                        Anhand der Fotodo
                                                                                        kumentation und er
                                                                                        gänzender         Auf
                                                                                        zeichnungen      über
                                                                                        die erfassten Grün
                                                                                        landschläge konn
                                                                                        ten wir das tat
                                                                                        sächliche Mahdre
                                                                                        gime     für    jeden
                                                                                        Schlag weitgehend
                                                                                        rekonstruieren.
                                                                                        Sämtliche     daraus
                                                                                        ableitbaren     Varia
                                                                                        blen zeigten signifi
                                                                                        kante Korrelationen
                                                                                        mit den Artenzahlen
      Abb. 9: (Fehlender) Zusammenhang zwischen der Höhe der WFPrämie auf              der Heuschrecken
      MähwiesenSchlägen und der festgestellten Gesamtartenzahl an Heuschrecken         und Tagfalter (Tab.
      und Tagfaltern. Die beiden Variablen sind in unserer GrünlandStichprobe nahezu
                                                                                        2). Die erwartete
      perfekt unkorreliert.
                                                                                        Abhängigkeit       der
                                                                                        Indikatorgruppen
20Tab. 2: Korrelationen (Kendalls Tau) zwischen den ermittelten Parametern des tatsächlichen Mahdregimes
 für die GrünlandSchläge und Artenzahlen für verschiedene Artenauswahlen (rot: signifikanter statistischer
 Zusammenhang am Einzeltestniveau, rot und fett: signifikanter statistischer Zusammenhang bei Bonferroni
 Korrektur).
vom Mahdregime wird demnach in unserer Un              höhere Artenzahlen aufweisen als die Refe
                                                                                                              Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität.
tersuchung bestätigt. Die Ursache dafür, dass           renzschläge. Dies ist aber nicht der Fall. Die
die Maßnahmen kaum wirken, ist also weder in            Erklärung liegt darin, dass der Effekt der
falschen Annahmen über die Ökologie der Ar             Schnittzeitpunktverzögerung in unterschiedlich
ten noch in methodischen Unzulänglichkeiten             genutzten Grünlandgebieten nicht gleich groß
des Untersuchungsdesigns zu suchen.                     ist (Abb. 11). Vielmehr verläuft die Artenzunah
                                                        me in überwiegend mehrmähdigen Gebieten
Der Grund dafür, dass zwar ein abweichendes
                                                        deutlich flacher als in überwiegend zweimähdi
Mahdregime starke Wirkungen auf die Biodi
                                                        gen oder gemischten Gebieten. Das ist offen
versität hat, nicht aber die biodiversitätsför
                                                        bar eine Folge davon, dass der regionale
dernden Maßnahmen des LEProgramms,
                                                        Artenpool – also die auf allen Schlägen eines
zeigt sich in Abb. 10: In zwei der drei unter
                                                        Probekreises insgesamt festgestellte Zahl an
suchten Kategorien von Grünlandgebieten wei
                                                        Tagfalterarten – in überwiegend mehrmähdigen
chen die tatsächlichen Mahdtermine zwischen
                                                        Gebieten hoch signifikant kleiner ist als in den
Referenzschlag und Maßnahmenschlägen viel
                                                        beiden anderen GrünlandKategorien (Kruskal
weniger voneinander ab, als aufgrund der Ziel
                                                        WallisANOVA, p < 0,0001). Daher sind weni
setzungen der jeweiligen Maßnahme zu erwar
                                                        ger Arten verfügbar, die auf die gesetzte Maß
ten wäre. Nur in überwiegend mehrmähdigen
                                                        nahme reagieren können.
Grünlandgebieten entsprechen die Unterschie
de in den mittleren Erstmahdterminen dem Er            Dort, wo ein verzögerter Mahdzeitpunkt die
warteten. Aber selbst in diesem Teil der                größte Wirkung auf die Biodiversität entfalten
Testgebiete erfolgte auf den ReferenzGrün             könnte, weil ein ausreichender Artenpool vor
landschlägen die Erstmahd im – phänologisch             handen ist, sind die tatsächlichen Unterschiede
frühen – Jahr 2018 im Durchschnitt ca. zwei             in der Bewirtschaftung zwischen Referenz und
Wochen nach dem Ähren/RispenSchieben.                 Maßnahmenschlägen gering. Umgekehrt sind
                                                        dort, wo die Unterschiede im Mahdzeitpunkt
Aufgrund der Ergebnisse (insbesondere Abb.
                                                        zwischen Referenz und Maßnahmenschlägen
10c) wäre zu erwarten, dass DIVGrünland und
                                                        relativ groß sind, die Auswirkungen auf die Ar
zweimähdige WFWiesen in Gebieten mit über
                                                        tenzahlen geringer, weil der Artenpool nicht
wiegend mehrmähdigem Grünland signifikant
                                                                                                              21Sie können auch lesen




























































