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Bewertung der Wirkung relevanter LE Maßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität Thomas Holzer, Thomas ZunaKratky & Georg Bieringer
Endbericht zu den Projekten Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 auf Heuschrecken als Indikatoren für biologische Vielfalt und Bewertung der Wirkung relevanter Maßnahmen des österreichischen Programms für ländliche Entwicklung 2014–2020 auf Tagfalter als Indikatoren für biologische Vielfalt an das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus Titelbilder: artenreiche Wiese bei Gießhübl/NÖ, Warzenbeißer, SaumfleckPerlmuttfalter Anschriften der Verfasser: Mag. Dr. Georg Bieringer, Technisches Büro für Biologie, Umlauffgasse 29/4, 2544 Leobersdorf, georg.bieringer@aon.at Dipl.Ing. Thomas Holzer, Technisches Büro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, Hornerstraße 51, 2000 Stockerau, holzerthomas@aon.at Dipl.Ing. Thomas ZunaKratky, Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege, Lange Gasse 58/20, 1080 Wien, office@zunakratky.at November 2019
Inhaltsverzeichnis A) Einleitung und Methodik 4 1. Aufgabenstellung 4 2. Untersuchte Maßnahmen und Auflagen 4 3. Untersuchungsansatz 5 4. Stichprobenwahl 7 5. Erhebungsmethodik 8 6. Datengrundlage 9 7. Datenanalyse 10 B) Ergebnisse 12 1. Allgemeine Ergebnisse der Evaluierung 12 1.1 Abdeckung naturschutzfachlich besonders bedeutender Arten im MFA 2016 12 1.2 Wirksamkeit der Maßnahmen 12 1.3 Bedeutung der Naturschutzmaßnahme 15 1.4 Bedeutung des Extensivgrünlandes und der Brachen 17 1.5 Flächenverluste der Naturschutzmaßnahme beim Programmwechsel 19 1.6 Prämienhöhe auf GrünlandNaturschutzschlägen und BiodiversitätsRelevanz 19 1.7 Gründe für die geringe Maßnahmenwirksamkeit im Grünland 20 2. Ergebnisse der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen 24 2.1 UBB – LSEErhaltung 24 2.2 UBB – DIVAcker 24 2.2.1 Einflüsse auf die Artenzahl von Brachen 24 2.2.2 Nutzung des Aufwuchses auf Brachen 26 2.3 UBB – DIVGrünland 27 2.3.1 Wirkung von DIVGrünland 27 2.3.2 Einfluss des Mahdregimes auf die Biodiversität 27 2.3.3 Verhältnis von DIV zu WF 28 2.4 BIO 28 2.5 Alpung und Behirtung 29 2.6 Bewirtschaftung von Bergmähwiesen 30 2.7 Ökologische Vorrangflächen 31 2.8 Blühkulturen 31 2.9 Sonstige Maßnahmen 32 3. Ergebnisse der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP 33 3.1 Allgemeine Ergebnisse 33 3.2 Detailergebnisse zur Naturschutzmaßnahme 38 C) Kurzdiskussion 40 D) Schlussfolgerungen 41 1. Allgemeine Schlussfolgerungen der Evaluierung 41 2. Schlussfolgerungen der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen 42 3. Schlussfolgerungen der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP 43 E) Empfehlungen 45 1. Allgemeine Empfehlungen der Evaluierung 45 2. Empfehlungen der Evaluierung – Horizontale Maßnahmen 46 3. Empfehlungen der Evaluierung – Naturschutzmaßnahme und ENP 48 Danksagung 50 Literatur 51 Anhang 52
A) Einleitung und Methodik 1. Aufgabenstellung tensterben“ bekanntgewordene Entwicklung (Hallmann et al. 2017, SánchezBayo & Wyck Das österreichische Programm für ländliche huy 2019) und ihre Folgen notwendig, den In Entwicklung (LEProgramm) muss unter ande sekten auch im Bereich der ländlichen rem bezüglich der Erreichung des Ziels, biolo Entwicklung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. gische Vielfalt zu erhalten, wieder herzustellen Drittens erlauben Insekten schlaggenaue Aus und zu verbessern, begleitend bewertet wer sagen und bilden dadurch eine wichtige Ergän zung zu den Vögeln, die bisher stets die dominierende Indikatorgruppe für Programm evaluierungen waren, aber auf einer anderen räumlichen Ebene agieren. Gegenstand unserer Evaluierungsstudie war daher die Bewertung der Wirkung der aus drücklich als biodiversitätsfördernd gekenn zeichneten Maßnahmen des aktuellen LEProgramms auf Heuschrecken und Tagfal ter als Indikatoren für biologische Vielfalt. 2. Untersuchte Maßnahmen Durch biodiversitätsfördernde Maßnahmen sollen die Bestände gefährdeter und europaweit geschützter Arten und Auflagen wie hier der Schwarze Apollo gesichert werden. Evaluierungsgegenstand waren gemäß Vorga be des BMLFUW die folgenden Maßnahmen den. Im Rahmen dieser Bewertung wurde sei bzw. darin enthaltenen Auflagen und Bedin tens des Bundesministeriums für Land und gungen (ggf. mit den in diesem Bericht ver Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft wendeten Abkürzungen): (BMLFUW) entschieden, dass Heuschrecken Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde und Tagfalter als Indikatoren für Biodiversität Bewirtschaftung (UBB), Maßnahme 10.1.1, von verwendet werden sollen. Weiters wurde fest der wir die Bestandteile „Erhaltung und ver gelegt, dass Aussagen zu Wirkung und Effizi träglicher Umgang mit Landschaftselementen“ enz dieser Maßnahmen mit Felderhebungen (LSEErhaltung) im Ackerland und im Grün (bzw. Ergänzung und Interpretation von vor land, die Anlage von Biodiversitätsflächen im handenen Daten) belegt werden müssen. Ackerland (DIVAcker) und die Anlage von Dieser Ansatz war insofern innovativ, als in der Biodiversitätsflächen im Grünland (DIVGrün Evaluierung der Programme für ländliche Ent land) sowie die Option Blühkulturen sowie Heil wicklung seit 1995 bisher noch nie in vergleich und Gewürzpflanzen auf Ackerflächen (BHG) barem Umfang gezielt erhobene Daten untersuchten. Bei den Landschaftselementen wirbelloser Tiere eingesetzt wurden. Zugleich unterschieden wir in gehölzdominierte (LSE entsprachen diese Vorgaben einer rationalen Hecke) und nicht gehölzdominierte (LSE Rain). Herangehensweise: Erstens stellen Wirbellose Bewirtschaftung von Bergmähwiesen, Maß nicht weniger als 74 % der gesamten Biodiver nahme 10.1.14, wo wir aufgrund der Vorgaben sität Österreichs (Sauberer et al. 2008), wobei des BMLFUW den Fokus auf die Bergmähder alleine 64 % auf die Insekten entfallen. Zwei legten. tens machen es die in den Medien als „Insek 4
Alpung und Behirtung, Maßnahme 10.1.15, fruchtanbau (Maßnahme 10.16), Begrünung konnten wir nur im Hinblick auf Abdeckung na von Ackerflächen – System Immergrün (Maß turschutzfachlicher bedeutender Flächen und nahme 10.1.17), Pflanzenschutzmittelverzicht Eignung der Auflagen berücksichtigen. Ein Ver Wein und Hopfen (Maßnahme 10.1.11) und Si gleich mit nicht der Förderung unterliegenden lageverzicht (Maßnahme 10.1.12) war nur eine Almen war hingegen nicht möglich, weil nahezu Diskussion der Relevanz für die Indikatororga alle österreichischen Almen in der Förderung nismen Gegenstand des Auftrages. Die Maß sind. nahme Silageverzicht bezogen wir hinsichtlich der Abdeckung naturschutzfachlich bedeuten Naturschutz, Maßnahme 10.1.19, wobei wir der Flächen und der Eignung der Auflagen in die Bestandteile Erhaltung und Entwicklung na unsere Analysen ein, aufgrund der Ergebnisse turschutzfachlich wertvoller Flächen (WF) und jedoch nicht in den Vergleich von Maßnah die auslaufende Förderung 20jähriger Stillle menschlägen und Schlägen ohne Maßnahme. gungen im Ackerland (K20) untersucht haben. Den Ergebnisorientierten Naturschutzplan (ENP) haben wir – soweit aufgrund der gerin 3. Untersuchungsansatz gen Maßnahmenfläche möglich – mit einbezo Wir stimmten die zwei getrennt beauftragten gen. Evaluierungsstudien zu den Heuschrecken und Ökologische/biologische Wirtschaftsweise, Tagfaltern so eng aufeinander ab, dass nun de facto eine Studie an zwei Indikatorgruppen vor Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. Maßnahme 11.2.1, deren Wirkung wir v. a. im Vergleich mit konventionell, aber ansonsten liegt. Dies ermöglichte es uns, bei der Stich ähnlich bewirtschafteten Schlägen untersuch probenwahl und bei den verschiedenen ten. Für diesen Teil der Untersuchungen wird Analysen weitreichende Synergien zu nutzen. die Maßnahme mit BIO bezeichnet. Darüber Unsere Studie gliedert sich in zwei Projektteile: hinaus gingen Landschaftselemente sowie Im Projektteil I untersuchten wir anhand vor Blühkulturen, Heil und Gewürzpflanzen von handener Daten die Auswirkungen des aktuel Biobetrieben in die Evaluierung von LSEErhal len LEProgramms und seiner – zwischen den tung und BHG ein. einzelnen Bundesländern bzw. landwirtschaftli Die Natura 2000Landwirtschaft (Maßnahme chen Produktionsgebieten divergierenden – 12.1.1) ist österreichweit auf so geringer Fläche Umsetzung auf die Nutzung von Schlägen, die (51,1 ha im MFA 2016) umgesetzt, dass sie in Vorkommen seltener, gefährdeter oder für die unserer Evaluierung nicht untersucht werden Kulturlandschaft besonders charakteristischer konnte. Heuschrecken und Tagfalterarten beherber gen. Die naturschutzfachlich bedeutenden Von den Ökologischen Vorrangflächen wur Heuschrecken und Tagfalterarten wurden an den brachliegende Flächen (OVFBrache) und hand objektiver Kriterien (z. B. Rote ListeSta Flächen mit stickstoffbindenden Pflanzen tus, FFHAnhänge, Häufigkeit in Österreich) (OVFLeguminosen) untersucht, nicht aber die ausgewählt. Als Indikatoren verwendeten wir für unsere Indikatorgruppen nicht relevanten bei beiden Tiergruppen nur Arten mit Vorkom Flächen mit Zwischenfruchtanbau und die nur mensschwerpunkt in (potenziellen) landwirt auf sehr kleiner Fläche umgesetzten Flächen schaftlichen Nutzflächen. Diese beiden mit Niederwald im Kurzumtrieb (272 ha im MFA Artengruppen bezeichnen wir in Folge als 2016). „Spitzenarten“ (Abb. 1a). Bei den Heuschre Für Verzicht auf Fungizide und Wachstumsre cken wählten wir daneben eine zweite Gruppe gulatoren bei Getreide (Maßnahme 10.1.13), von Arten mit weiterer Verbreitung in der Kul Begrünung von Ackerflächen – Zwischen turlandschaft aus, die es uns ermöglichte, eine 5
fördernde Maßnah men. Dies erlaubte insbesondere bes sere Vergleiche zwi schen Bundeslän dern (Abb. 1b). Im Projektteil II ana lysierten wir auf der Basis von Felderhe bungen im Jahr 2018 die Wirkungen der Maßnahmen (und Auflagen) auf die In Abb. 1a: Verteilung der Fundpunkte der HeuschreckenSpitzenarten. Die Karte dikatorgruppen. Da gibt auf Grundlage einer sehr vollständigen österreichweiten Kartierung die die Studie erst zwei tatsächlichen Vorkommensschwerpunkte gut wieder und zeigt, dass die einhalb Jahre nach Spitzenarten oft räumlich sehr konzentriert vorkommen. Programmstart be auftragt wurde, war ein experimentelles Versuchsdesign nach dem Muster BeforeAfterControl Impact nicht umsetz bar. Wir entschieden uns daher für den Vergleich einer aus reichenden Zahl von Schlägen mit Maß nahmen (= Maßnah menschlägen) auf der einen Seite und Schlägen ohne Abb. 1b: Verteilung der Fundpunkte der HeuschreckenKulturlandarten. Das Ziel Maßnahmen (= Re war, eine über die Bundesländer und landwirtschaftlichen Hauptproduktionsgebie ferenzschlägen) auf te gleichmäßigere Stichprobe zu ziehen als bei den Spitzenarten. Die Lücke im der anderen Seite, nördlichen Alpenvorland ist keine Kartierungslücke, sondern zeigt das großflächi ge Fehlen selbst weitverbreiteter Arten mit gewissen ökologischen Ansprüchen in also für einen repli diesem Naturraum. zierten ControlIm pactAnsatz. Durch über alle landwirtschaftlichen Hauptprodukti das stringente De onsgebiete und Bundesländer annähernd sign der Studie konnten wir mit einfachen sta gleich verteilte Stichprobe zu ziehen. Diese tistischen Methoden das Auslangen finden und „Kulturlandarten“ sind durchwegs ökologisch auf multivariate Analysemethoden verzichten. anspruchsvoll, und das Vorkommen mindes Dies resultiert in klar interpretierbaren Ergeb tens einer dieser Arten qualifiziert eine landwirt nissen. Für den Bereich der Almen und Berg schaftliche Fläche als Ziel für biodiversitäts mähder mussten wir uns aus logistischen 6
Gründen auf wenige Testregionen beschrän rung (vgl. ZunaKratky et al. 2017) einer ken, führten also eine Fallstudie durch. statistischen Grundgesamtheit nahe. Bei den Tagfaltern hingegen ist zwar eine große Zahl Die beiden Projektteile ergänzten einander in an Funddaten verfügbar, diese wurden aber mehrerlei Hinsicht: Während wir im Projektteil I nicht vergleichbar flächendeckend erhoben, so das Potenzial vorhandener Daten ausschöpf dass weder eine echte Grundgesamtheit noch ten, nutzten wir im Projektteil II die Präzision eine Stichprobe gemäß statistischer Grundsät von mit maßgeschneiderter Stichprobenwahl ze vorliegt. Es handelt sich aber um die besten und Methodik gezielt erhobenen Freilanddaten. verfügbaren Daten. Für die HeuschreckenKul Im Projektteil I fokussierten wir auf ausgewähl turlandarten wurde aus dem vorhandenen, viel te naturschutzfachlich bedeutende Arten, im umfangreicheren Material eine Stichprobe ge Projektteil II standen nach einer Felderhebung zogen: Aus jeder Raumeinheit (Probekreis) aller Arten die dadurch ermöglichten Analysen wurde jeweils der aktuellste Fundpunkt jeder hinsichtlich Artenspektrum und Artenreichtum Art verwendet. Neben der dadurch höheren im Mittelpunkt. Dadurch decken unsere Ergeb Aktualität der Daten kamen durch diese Aus nisse verschiedene Aspekte von Biodiversität wahl tendenziell die am genauesten verorteten ab. Schließlich analysierten wir im Projektteil I, Fundpunkte in unsere Auswertung, da jüngere wie zielgerichtet die Maßnahmen umgesetzt Daten häufiger mittels GPS verortet sind. werden, und im Projektteil II, wie wirksam die Maßnahmen auf konkreten Schlägen sind. Für den Projektteil II verwendeten wir ein ge Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. paartes Stichprobendesign und je eine ge Unser Untersuchungsansatz für die Freilander schichtete Zufallsstichprobe für das Ackerland hebungen enthält einige Abweichungen von und das Grünland. Dazu ordneten wir jeweils den Empfehlungen des BMLFUW, die unserer einer Referenzfläche, d. h. einem nicht mit Ansicht nach durchwegs wesentliche Vorteile Maßnahmen belegten Ackerschlag bzw. einer haben. Unser Anbot wurde vom BMLFUW nicht nicht mit Maßnahmen belegten Mähwiese, zuletzt wegen dieser inhaltlichen Weiterent mehrere Maßnahmenschläge im selben Land wicklungen ausgewählt. Bedeutsam ist dabei schaftsraum zu. Um trotz der Seltenheit man die Verlegung der Freilanderhebungen in das cher Maßnahmen ein effizientes Unter Jahr 2018 (statt der vorgesehenen Jahre 2017 suchungsdesign zu erzielen, wählten wir im und 2020). Dadurch liegt der Endbericht unse Voraus aus sämtlichen (von uns österreichweit rer Evaluierungsstudie mehr als ein Jahr früher generierten) Probekreisen jene aus, in denen vor, als vom BMLFUW vorgegeben. Dies ge eine gewisse Mindestkombination an Maßnah währleistet, dass die Ergebnisse für die Pla men umgesetzt war. Die Identifizierung der nung des kommenden LEProgramms voll BIOSchläge erfolgte in einer Kombination bei nutzbar sind und nicht erst zu einem Zeitpunkt der BIOTeilnahmemöglichkeiten, d. h. im Falle bereitgestellt werden können, zu dem diese von BIOVollbetrieben für alle Acker und Grün Planungen weit fortgeschritten oder sogar landschläge eines Betriebes und für BIOTeil schon weitgehend abgeschlossen sind. betriebe nur für die im MFA codierten Schläge. 4. Stichprobenwahl Durch eine Stratifizierung nach landwirtschaftli chen Hauptproduktionsgebieten (und, beim Für den Projektteil I entspricht die Stichprobe Grünland, drei Stufen der Mahdhäufigkeit) zu den Vorkommen naturschutzfachlich bedeu konnten wir trotz der extrem unterschiedlichen tender Heuschrecken und Tagfalterarten der Häufigkeit und Verteilung der Maßnahmen so Gesamtheit der uns zur Verfügung stehenden wohl für Ackerland als auch für Grünland re Daten. Bei den Heuschrecken kommt dies auf präsentative Stichproben ziehen (Abb. 2). grund der sehr guten, österreichweiten Kartie 7
wurden daher ur sprünglich nicht schlaggenau, son dern anhand geo graphischer Koordi naten mit einer ge wissen räumlichen Unschärfe erhoben. Die Verschneidung mit INVEKOSDaten erfolgte deshalb nicht auf Grundlage der jeder Beobach tung zugeordneten Fundpunktkoordina Abb. 2: Verteilung der Probekreise für Ackerland, Grünland und Bergmähder. ten, sondern anhand (orange: AckerProbekreise, olivgrün/grün/dunkelgrün: GrünlandProbekreise mit eines Vorkommens überwiegend zweimähdigem Grünland/gemischtem Grünland/überwiegend kreises mit 30 m mehrmähdigem Grünland, violett: BergmähderProbekreise). Radius, innerhalb Für das Berggebiet wurde der Fokus auf die dessen die Beob Schlagnutzungsart „Bergmähder“ gelegt. Das achtung mit größter Wahrscheinlichkeit tat entsprach einerseits dem Wunsch des Ministe sächlich lag (Abb. 3). Dadurch konnten wir riums und spiegelt andererseits die Tatsache Zuordnungsfehler vermeiden. wider, dass nahezu die gesamte österreichi Bei den Freilanderhebungen zum Projektteil II sche Almfläche in der Maßnahme „Alpung und legten wir größten Wert auf eine exakte Stan Behirtung“ gefördert wird. Ein Vergleich zwi dardisierung. Ein Referenzschlag und die ihm schen Maßnahmenschlägen und Referenz zugeordneten Maßnahmenschläge lagen stets schlägen ist dadurch praktisch unmöglich. innerhalb eines Probekreises von 2 km Radius Bergmähder sind in Österreich nur mehr in we (Abb. 4) und wurden jeweils von derselben nigen Regionen in größerer Zahl anzutreffen. Person am selben Tag untersucht, um Störein Zugleich war es aufgrund der Schwierigkeit von flüsse von Region, Wetter oder Phänologie Erhebungen im Berggebiet (lange Anfahrts auszuschließen. In die Stichprobe wurden nur bzw. Anmarschwege, Wetter) nicht zielführend, Probekreise aufgenommen, die zur Gänze in in jedem Probekreis nur je einen Maßnah einem einzigen Bundesland und in einem ein menschlag zu erheben. Daher wurden drei zigen landwirtschaftlichen Hauptproduktions Testregionen mit jeweils zwei Probekreisen gebiet lagen. Auf allen Schlägen wurden ausgewählt. unabhängig von der Schlaggröße gleich große Probeflächen mit exakt vorgegebenem Zeitauf 5. Erhebungsmethodik wand erfasst. Um mögliche Randeffekte kon Die im Projektteil I verwendeten vorhandenen stant zu halten, wurden die Probeflächen nicht Heuschrecken und Tagfalterdaten stammen in der Mitte jedes Schlages angelegt, sondern nicht aus Erhebungen mit landwirtschaftlichem mit definiertem Abstand zur Schlaggrenze. Je Bezug, sondern aus großflächigen Kartierungs der Probekreis bzw. jeder Schlag wurde zwei projekten (Heuschrecken; siehe ZunaKrakty et mal pro Saison erfasst, um ein möglichst al. 2017) bzw. aus eigenen Datenbanken oder großes Artenspektrum zu erfassen und um den solchen von Gewährsleuten (Tagfalter). Sie Einfluss von Bewirtschaftungseingriffen am 8
Schlag zu minimieren. für Bergmähder und Almen. Die Erhebungen fanden auf 279 AckerlandSchlägen, 284 Grün 6. Datengrundlage landSchlägen und 123 Schlägen im Bergge biet statt, umfassten also insgesamt 686 Für den Projektteil I konnten wir auf insgesamt Maßnahmen und Referenzschläge. Bei den 6.608 Vorkommensdatensätze von 56 natur Freilanderhebungen wurden 65 Heuschrecken schutzfachlich relevanten Heuschrecken und arten (inkl. Gottesanbeterin) und 111 Tagfalter Tagfalterarten aus ganz Österreich zurückgrei arten nachgewiesen, das sind 46 bzw. 51 % fen: Für 26 naturschutzfachliche Spitzenarten der in Österreich vorkommenden Arten. Für unter den Heuschrecken verfügten wir über diese 176 Arten wurden 10.379 schlaggenau 1.504 Datensätze ab dem Jahr 2000, und verteilt auf die 23 berücksichtigten Spitzenarten unter den Tagfaltern lagen 2.526 Vorkommens nachweise ab dem Jahr 2000 vor. Um die natürlicherweise Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. räumlich sehr unglei che Verteilung der Vorkommen der Spitzenarten auszu gleichen, verwende ten wir überdies eine Stichprobe von 2.578 Abb. 3: Punktkoordinaten des Fundpunkts einer Tagfalterart (Punkt) mit 30 m Datensätzen von Radius (blauer Kreis = Vorkommenskreis), MFAReferenzfläche (orange) und sieben in allen öster Schlägen mit biodiversitätsfördernden Maßnahmen (grüner Rand). reichischen Bundes ländern vorkommenden, für eine traditionelle verortete Datensätze gesammelt, von denen landwirtschaftliche Bewirtschaftung typischen 4.568 auf die Heuschrecken und 5.811 auf die Kulturlandarten unter den Heuschrecken. Tagfalter entfielen. Diese Vorkommensdaten wurden im Zuge ei Die im Jahr 2018 erhobenen Heuschrecken ner Verschneidung in einem geographischen und Tagfalterdaten wurden mit den am BMNT Informationssystem (GIS) mit vom BMLFUW vorliegenden Daten zur Schlagnutzung und zur Verfügung gestellten Daten zur landwirt Maßnahmenbelegung auf Grundlage des MFA schaftlichen Flächennutzung und zur Umset 2018 in Beziehung gesetzt. Daneben verwen zung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen deten wir auch auf den Schlägen direkt erho (Stand Mehrfachantrag 2016) analysiert. Zu bene Variablen, die durch eine standardisierte sätzlich wurden Informationen wie Verwal Analyse der Fotodokumentation ermittelt wur tungsgrenzen und landwirtschaftliche Produk den. tionsgebiete einbezogen. Die Stichprobe des Projektteils II umfasste 30 Probekreise für Ackerland, 36 Probekreise für Grünland und 6 Probekreise (3 Testregionen) 9
Aufgrund der unter „Erhebungsmetho dik“ beschriebenen räumlichen Un schärfe der Heu schrecken und Tagfalterdaten leg ten wir den Fokus der Analysen dar auf, anhand der Er gebnisse für viele Arten generelle Muster zu identifi zieren, die sozusa gen „mit freiem Auge“ erkennbar waren und durch einfache statistische Tests objektiv abge sichert werden konnten. Die statis tische Analyse der Verteilungen erfolg te dabei mittels Chi QuadratTest. Um nicht durch die Abb 4: Beispiel für einen Probekreis mit den untersuchten Schlägen (Acker große Zahl an Ein Probekreis A13). Aus Gründen den Datenschutzes ist in der Abbildung nicht zeltests falsche angegeben, welcher Schlag welcher Maßnahme zugeordnet ist. „Zusammenhänge“ zu erzeugen, wurde 7. Datenanalyse eine BonferroniKorrektur durchgeführt. Die Im Projektteil I ermittelten wir zur Bewertung Testergebnisse sind daher insgesamt konser der evaluierten Maßnahmen mehrere Parame vativ. ter: Die Abdeckung der Vorkommen natur Die Ergebnisse betreffend Unterschiede zwi schutzfachlich bedeutender Arten gibt an, schen Bundesländern präsentierten wir den welcher Flächenanteil der Vorkommenskreise WFVerantwortlichen der Naturschutzabteilun der ausgewählten Heuschrecken und Tagfal gen der Länder. Im Anschluss an die Präsenta terarten mit den jeweiligen Maßnahmen belegt tion und Diskussion ersuchten wir um ist. Für die Fokussierung verglichen wir die Beantwortung eines Fragebogens, den wir mit Häufigkeit jeder Maßnahme innerhalb der Vor dem Ziel erstellt hatten, die fachliche Kompe kommenskreise der Arten mit jener in einer für tenz aus den Bundesländern in unsere Inter Österreich repräsentativen Kontrollstichprobe. pretation der Ergebnisse einfließen zu lassen. Die Maßnahmeneignung zeigt, wie gut eine in nerhalb des Vorkommenskreises einer natur Im Projektteil II verglichen wir die Artenzahl der schutzfachlich bedeutenden Art umgesetzte untersuchten Biodiversitätsindikatoren auf Maßnahme zum Erhalt bzw. zur Förderung ge Maßnahmenschlägen mit jener auf Referenz nau dieser Art geeignet ist. schlägen. Wo erforderlich, analysierten wir dar 10
über hinaus statistische Zusammenhänge zwi schen der Artenzahl und eigens erhobenen Umweltparametern. Unterschiede zwischen Referenzschlägen und Maßnahmenschlägen wurden mittels WilcoxonTest für gepaarte Stichproben geprüft; Kendalls Rangkorrelati onstest setzten wir dazu ein, Korrelationen zwi schen Variablen zu testen. Bonferroni Korrekturen wurden zurückhaltender eingesetzt als im Projektteil I, weil die Stichprobengröße und die Zahl an Einzeltests am selben Material geringer waren. Erforderlichenfalls geben wir jeweils die Ergebnisse mit und ohne Korrektur Selbst Vorkommen von "Spitzenarten" der Hochlagen an. wie die Nordische Gebirgsschrecke liegen zu einem überwiegenden Teil auf landwirtschaftlichen Nutzflächen Die zum Projektteil II erhobenen Daten wurden und können durch biodiversitätsfördende Maßnahmen positiv beeinflusst werden. vorab einer umfassenden Datenvalidierung un terzogen. Im ersten Schritt überprüften wir die Heuschrecken und Tagfalterdaten auf Plausi bilität (z. B. Wahrscheinlichkeit des Vorkom Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. mens einer Art im jeweiligen Naturraum). Dadurch aufgedeckte Eingabefehler konnten durch Rücksprache mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereinigt werden. Im zweiten Schritt überprüften wir anhand einer für jeden Schlag vorliegenden Fotodokumentation die Übereinstimmung zwischen dem MFA 2018 und der tatsächlichen Schlagnutzung. Schließ lich wurden Schläge identifiziert, die nicht oder nur einmal untersucht werden konnten, etwa wegen der Anwesenheit von Weidetieren bei einer Begehung oder aus anderen Gründen. Insgesamt stellten wir im Zuge der Datenvali dierung nicht korrigierbare Fehler auf 3,3 % der Probeflächen fest. Da wir einen gewissen Ver lust an Probeflächen bei der Stichprobenwahl einkalkuliert hatten, konnte dieser geringe An teil an Probeflächen ohne Probleme für die weiteren Analysen aus der Stichprobe ausge schlossen werden. 11
B) Ergebnisse 1. Allgemeine Ergebnisse der 1.2 Wirksamkeit der Maßnahmen Evaluierung Im Ackerland waren die Artenzahlen sowohl der Heuschrecken als auch der Tagfalter auf allen 1.1 Abdeckung naturschutzfach Schlägen mit Brachemaßnahmen (DIVAcker, K20, WFBrache und OVFBrache) signifikant lich besonders bedeutender Arten höher als jene der ReferenzAckerschläge im MFA 2016 (Abb. 5). Im Mittel wurde auf Brachen etwa die Bei allen drei untersuchten Artengruppen sind 3 bis 4fache Artenzahl an Heuschrecken und jeweils mehr als die Hälfte der Fläche der Vor Tagfaltern erreicht wie auf Äckern. Ebenfalls si kommenskreise im MFA 2016 abgedeckt: Bei gnifikant erhöhte Artenzahlen stellten wir auch den TagfalterSpit zenarten beträgt der Mittelwert aller Arten 53,2 %, bei den HeuschreckenSpit zenarten 50,7 % und bei den Heuschre ckenKulturlandarten 59,1 %. Die errech neten Werte sind dabei wahrscheinlich eine Unterschät zung, wie Abb. 3 beispielhaft illus triert: Bei keiner der untersuchten Arten ist zu erwarten, dass sie auf Waldflächen vorkommt. Allerdings stand uns kein GIS Layer der tatsächlich Abb. 5a: Artenzahlen der Heuschrecken auf den Maßnahmenschlägen im bewaldeten Fläche Vergleich mit dem ReferenzAckerschlag. Maßnahmen, bei denen der Unterschied zum Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur zur Verfügung, an signifikant ist (WilcoxonTest, p < 0,005), sind durch rote Schrift hervorgehoben hand dessen dieser (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 %Konfidenzintervalle). Faktor hätte berück sichtigt werden können. Anhand unserer Analy auf begrünten Äckern (WF) und auf nicht ge se kann jedoch festgestellt werden, dass ein hölzdominierten Landschaftselementen (LSE beträchtlicher Teil der naturschutzfachlich Rain) fest, wobei auf letzteren aus methodi höchstwertigen Arten überwiegend oder zur schen Gründen nur die Heuschrecken erfasst Gänze auf landwirtschaftlichen Nutzflächen lebt wurden. Alle Unterschiede sind auch bei Be und daher unmittelbar von der Wirksamkeit der rechnung einer BonferroniKorrektur signifikant. Biodiversitätskomponente des LEProgramms All diese Ergebnisse sind somit für Heuschre abhängig ist. cken und Tagfalter konsistent und statistisch gesichert. 12
den Referenzschlä gen; die einzige Ausnahme waren einmähdige WF Wiesen, wobei die Artenzahlen bei den Heuschrecken nur auf dem Einzeltest niveau signifikant waren, bei den Tag faltern auch bei An wendung einer BonferroniKorrektur (Abb. 6). Auf der Schlagnutzungsart LSEHecke war die Artenzahl der Heu schrecken signifi kant niedriger als Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. Abb. 5b: Artenzahlen der Tagfalter auf den Maßnahmenschlägen im Vergleich mit auf den Referenz dem ReferenzAckerschlag. Maßnahmen, bei denen der Unterschied zum Mähwiesen. Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur signifikant ist (WilcoxonTest, p < 0,0625), sind durch rote Schrift hervorgehoben (Punkte ... Die Ergebnisse un Mittelwerte, Balken ... 95 %Konfidenzintervalle). terschieden sich in Die Artenzahlen auf den Maßnahmenschlägen wenigen Details BHG, BIO, LSE Hecke und OVFLeguminosen zwischen verschiedenen Regionen: Bei den (letztere nur bei den Heuschrecken) verfehlten Heuschrecken ist die geringere Artenzahl bei im Gegensatz dazu die Signifikanzschwelle bei LSE Hecke nur im Wald und Mühlviertel si BonferroniKorrektur. BHG, BIO (bei den Heu gnifkant, bei den Tagfaltern die höhere Arten schrecken) und LSE Hecke verfehlen auch die zahl auf einmähdigen WFWiesen nur im Signifikanz auf Einzeltestniveau. Die signifikan Gebiet der Hochalpen. Insgesamt darf man ten Teilergebnisse für BIO und OVFLegumino diese Unterschiede nicht überbewerten, weil sen bestätigten sich nur auf dem jeweiligen die Stichprobengrößen für die einzelnen Re Anteil an LuzerneSchlägen, während die Ar gionen klein sind (relativ am größten im Wald tenzahlen am (überwiegenden) Rest dieser und Mühlviertel bzw. in den Hochalpen). Maßnahmenschläge gegenüber den Referenz Ebenfalls gering sind die Unterschiede hin Äckern nicht erhöht war. sichtlich der berücksichtigten Artenauswahlen: Die Ergebnisse unterschieden sich weder zwi Fasst man die Maßnahmen BIO und DIVGrün schen den drei berücksichtigen landwirtschaftli land einerseits und die WFMaßnahmen (ein chen Hauptproduktionsgebieten noch zwischen mähdige und zweimähdige Wiesen) Rote ListeArten und ungefährdeten Arten oder andererseits zusammen und stellt ihre gemit zwischen HabitatGeneralisten und Spezialis telten Artenzahlen den Artenzahlen der Refe ten. Sie sind daher für alle Regionen und Ar renzschlägen gegenüber, so zeigt sich ein tenauswahlen gültig. begrenzter WFEffekt: Für die Rote ListeArten (bei Tagfaltern und Heuschrecken) sowie für Im Grünland waren hingegen die Artenzahlen die HabitatSpezialisten (nur Tagfalter) liegen auf MaßnahmenSchlägen nicht höher als auf die Artenzahlen auch bei BonferroniKorrektur 13
signifikant höher als auf den Referenz schlägen. Obwohl im Acker land die Mehrzahl der untersuchten Maßnahmenschläge positiv auf die Ar tenzahlen der Heu schrecken und Tagfalter wirkt, re präsentieren diese nur einen geringen Anteil der Förderflä che. Im Grünland ist dieses Verhältnis bereits angesichts Abb. 6a: Artenzahlen der Heuschrecken auf den Maßnahmenschlägen im der Ergebnisse für Vergleich mit dem ReferenzGrünlandschlag. Maßnahmen, bei denen der die getesteten Unterschied zum Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur Maßnahmentypen signifikant ist (WilcoxonTest, p < 0,007), sind durch rote Schrift hervorgehoben. offensichtlich un Bei den zweimähdigen WFMähwiesen wurden jeweils Schläge mit enger (*) und weiter gefassten Auflagen (**) untersucht. (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 % günstig. Insgesamt Konfidenzintervalle). sind, bezogen auf die jeweilige Fläche im MFA 2016, ca. ein Viertel des Ackerlandes und ca. die Hälfte des Grün landes mit mindes tens einer der von uns berücksichtigten biodiversitätsför dernden Maßnah men belegt. Im Ackerland kann auf grund unserer Er gebnisse jedoch nur etwa ein Viertel die ser Maßnahmenflä che als wirksam angesehen werden, Abb. 6b: Artenzahlen der Tagfalter auf den Maßnahmenschlägen im Vergleich mit wobei teilweise dem ReferenzGrünlandschlag. Maßnahmen, bei denen der Unterschied zum wirksame Maßnah Referenzschlag auch bei Anwendung einer BonferroniKorrektur signifikant ist men (BIO, OVFLe (WilcoxonTest, p < 0,01), sind durch rote Schrift hervorgehoben. Bei den zweimähdigen WFMähwiesen wurden jeweils Schläge mit enger (*) und weiter guminosen) anteils gefassten Auflagen (**) untersucht. (Punkte ... Mittelwerte, Balken ... 95 % mäßig in die wirk Konfidenzintervalle). 14
same Fläche eingerechnet wurden. Für das Grünland sind nur 10 bis 15 % der Maßnah menfläche wirksam. Für den überwiegenden Teil der Fläche an biodiversitätsfördernden Maßnahmen im Ackerland und Grünland liefert unsere Studie somit keinen Wirkungsnachweis. Daraus folgt, dass nur jeweils 5 bis 10 % der Ackerfläche und Grünlandfläche im MFA 2016 mit wirksamen biodiversitätsfördernden Maß nahmen belegt waren. 1.3 Bedeutung der Naturschutz Die Naturschutzmaßnahme leistet einen wesentlichen maßnahme Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität hier ein Im Ackerland zählen WFBrachen und K20 ge Kalkflachmoor in den niederösterreichischen Voralpen. meinsam mit DIVAcker und OVFBrache zu ist die Naturschutzmaßnahme außerdem in ho den wirksamen Maßnahmen; im Grünland sind hem Maß auf naturschutzfachlich bedeutende die einmähdigen und – in sehr begrenztem Flächen fokussiert und bringt die Fördermittel Maß – die zweimähdigen WFWiesen sogar die dorthin, wo sie für den Erhalt der Biodiversität einzigen wirksamen Maßnahmen im Hinblick am wichtigsten sind (Abb. 7). Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. auf die Artenzahlen unserer Biodiversitätsindi Aber nicht nur die Abdeckung und die Fokus katoren (siehe oben). Bei der Abdeckung der sierung, auch die Treffsicherheit der Maßnah Vorkommen naturschutzfachlich bedeutender men ist bei der Naturschutzmaßnahme Arten erreichte die Naturschutzmaßnahme im besonders hoch. Auflagen, die für die jeweils MFA 2016 insgesamt die besten Werte aller tatsächlich vorkommende Indikatorart ungeeig Maßnahmen; nur Alpung und Behirtung konnte net sind, kamen auf WFSchlägen nur in sehr (bei mehr als der zehnfachen Maßnahmenflä geringem Maß vor (Abb. 8). Bei den Tagfalter che) mithalten (Tab.1). Spitzenarten weist keine andere Maßnahme Im Unterschied zu allen anderen Maßnahmen eine so hohe Treffsicherheit auf wie die Natur Tab. 1: Mittelwerte der Abdeckung (in Prozent) der Vorkommenskreise der Indikatorgruppen durch die verschiedenen Maßnahmen im MFA 2016. Die Abdeckung durch DIV und BIO wurde dabei jeweils ohne die Kombinationen mit der Naturschutzmaßnahme berechnet. 1 Für die Steilflächenmahd wurde die Bruttofläche berücksichtigt, also jeweils der gesamte Schlag und nicht die eigentliche Steilfläche, weil letztere aus den MFADaten nicht ersichtlich ist. 2 ohne die Schläge, bei denen eine Kombination mit der Naturschutzmaßnahme vorliegt 3 ohne die Schläge, bei denen eine Kombination mit der Naturschutzmaßnahme oder mit DIV vorliegt 4 Dabei handelt es sich um die Bruttofläche laut INVEKOS. Die reduzierte (Futter)fläche beträgt lt. Grünem Bericht 323.365 ha. 15
schutzmaßnahme; bei den Heuschre cken (Spitzenarten und Kulturlandarten) sind DIVAcker und Bergmähder ähnlich treffsicher bzw. – zumindest unter Be rücksichtigung der tatsächlichen Be wirtschaftungsmög lichkeiten im Berg gebiet – sogar noch treffsicherer. Die Naturschutz maßnahme hat da durch von allen Abb. 7a: Vorkommen der Maßnahme Naturschutz in den Kontrollkreisen (grau) Maßnahmen den und in den Vorkommenskreisen der HeuschreckenKulturlandarten (grün) in den größten Anteil an einzelnen Bundesländern. Berücksichtigt sind nur Kreise mit INVEKOSAnteil. der Sicherung der Quer über alle Bundesländer besteht eine statistisch signifikante Fokussierung Vorkommen natur der Naturschutzmaßnahme auf die Vorkommen von Indikatorarten. schutzfachlich be deutender Heu schrecken und Tagfalterarten, und sie hat die stärksten positiven Wirkungen auf die Biodiversität insgesamt. Abb. 7b: Vorkommen der Maßnahmen Bergmähwiesen, DIV, OVF, BIO oder Alpung und Behirtung in den Kontrollkreisen (grau) und in den Vorkommenskreisen der HeuschreckenKulturlandarten (grün) in den einzelnen Bundesländern. Berücksichtigt sind nur Kreise mit INVEKOSAnteil. Die Maßnahmen sind nicht auf die Vorkommen von Indikatorarten fokussiert. 16
Bergmähder und Hutweide sind in den Vorkommens kreisen der Tagfal terSpitzenarten teilweise mehrhun dertfach häufiger als in den Kontrollkrei sen. Der stärkste festgestellte Zu sammenhang be steht zwischen dem Hellen Wiesen knopfAmeisenbläu ling (Maculinea teleius), einer Art der FaunaFlora HabitatRichtlinie, und der Schlagnut Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. zungsart Streuwie se: Diese ist in den Vorkommenskreisen des Falters 268mal (!) so häufig wie in der für Österreich repräsentativen Kontrollstichprobe. Bei den Heuschre ckenSpitzenarten sind die Verhältnis se typischerweise Abb. 8a: Eignung der vergebenen Auflagen für die jeweils nachgewiesene Art in weniger extrem, den Vorkommenskreisen der HeuschreckenSpitzenarten und Kulturlandarten. aber immer noch Da bei WF für jeden Schlag individuelle Auflagen vergeben sind (anders als bei hoch signifikant. Ein den anderen Maßnahmen), sind die Ergebnisse für WF differenziert. Berücksichtigt ist stets der Schlag mit der günstigsten Auflagenkombination jedes repräsentatives Vorkommenskreises (rot ... gut geeignet, gelb ... teilweise geeignet, grau: ... nicht Beispiel ist die FFH geeignet). Art Große Säge schrecke (Saga pe 1.4 Bedeutung des Extensivgrün do), in deren Vorkommenskreisen Hutweiden landes und der Brachen 52mal so häufig anzutreffen sind wie in den Kontrollkreisen. Die stärkste Assoziation mit den Vorkommen naturschutzfachlich bedeutender Heuschre Sowohl im Ackerland als auch im Grünland be cken und Tagfalterarten haben nicht bestimm herbergten wenige Maßnahmentypen den te Maßnahmen (nicht einmal WF), sondern Großteil der insgesamt festgestellten Arten der bestimmte Schlagnutzungsarten. Die Schlag Heuschrecken und Tagfalter: nutzungsarten Einmähdige Wiese, Streuwiese, Auf den Landschaftselementen, Brachen (DIV 17
lich sein dürfte. In den Grünland Probekreisen finden sich 124 aller 136 festgestellten Heu schrecken und Tagfalterarten und somit 91,2 % der Biodiversität auf den Landschaftsele menten und WF Schlägen (einmäh dige und zweimäh dige), die zusam men ca. 6,6 % der Fläche ausmachen. Die konventionell, biologisch und unter DIVAuflagen be wirtschafteten Schläge beherber Abb. 8b: Eignung der vergebenen Auflagen für die jeweils nachgewiesene Art in gen zusammen 98 den Vorkommenskreisen der TagfalterSpitzenarten. Da bei WF für jeden Schlag individuelle Auflagen vergeben sind (anders als bei den anderen Maßnahmen), Arten bzw. 72,1 % sind die Ergebnisse für WF differenziert. Berücksichtigt ist stets der Schlag mit der der untersuchten günstigsten Auflagenkombination jedes Vorkommenskreises (rot ... gut geeignet, Biodiversität. Die gelb ... teilweise geeignet, grau: ... nicht geeignet). Fortpflanzungsmög lichkeiten im Grün Acker, K20, OVFBrache und WFBrache) und land sind für die jeweils nachgewiesenen Heu begrünten Äckern in WF wurden über alle 30 schreckenarten in der Regel gut, für Tagfalter AckerProbekreise und deren Schläge kumu hingegen nicht pauschal zu beurteilen, da sie liert 106 Heuschrecken und Tagfalterarten be stark vom Zusammenwirken der Bewirtschaf obachtet; in den AckerProbekreisen insgesamt tung am konkreten Schlag mit anderen Fakto 109 Arten. Berücksichtigt man die tatsächlichen ren (Witterung, Phänologie) abhängen. Flächenanteile der Landschaftselemente, Bra chen und begrünten Äcker mit Wiesennutzung Aus methodischen Grünen haben wir in unse (WF), so finden sich im Ackerland auf weniger rer Studie keine Individuenzahlen erhoben. An als 5 % der Fläche 97,2 % der Biodiversität der hand der Daten aus dem gleichzeitig laufenden untersuchten Indikatorgruppen. Auf allen acker Projekt „Österreichisches BiodiversitätsMoni baulich genutzten Schlägen gemeinsam konn toring“ (OBMKulturlandschaft des Umweltbun ten 59,6 % der Arten nachgewiesen werden. desamtes) lässt sich aber auch die quantitative Aufgrund der Biologie und Ökologie der Arten Bedeutung der Brachen im Ackerland abschät muss man davon ausgehen, dass sich der weit zen (Landschaftselemente sind auf OBMFlä überwiegende Teil dieser Arten auf Äckern chen zu selten): Gemäß unserer Hoch nicht fortpflanzen kann und diese nur kurzfristig rechnung der HeuschreckenDaten konzentriert aufsucht, während auf Brachen und begrünten sich im Ackerland etwa die Hälfte der Insekten Äckern eine Fortpflanzung meistens und auf biomasse auf Brachen. Es liegt nahe, Folge Landschaftselementen so gut wie immer mög wirkungen auf andere Organismengruppen und 18
Indikatoren – insbesondere den Farmland Bird nes von uns erstellten Fragebogens als nur Index – anzunehmen. bedingt geeignet, um aufgabegefährdetes Ex tensivgrünland in der Förderung zu halten. Nach Ansicht dieser Experten müsste man ins besondere die Prämie erhöhen, zumindest für 1.5 Flächenverluste der Natur bestimmte Biotoptypen oder Nutzungsarten schutzmaßnahme beim Pro (Bergmähder, Weiden, Grenzertragsflächen). grammwechsel Die gerade in diesem Zusammenhang oftmals Für die Vorkommenskreise der Indikatorarten auftretenden Sondersituationen wie Bewirt untersuchten wir die Veränderung der Abde schaftungserschwernisse, lange Wegstrecken, ckung der Flächen durch die Naturschutzmaß ungünstige Schlagausformungen, massiv hö nahme bzw. durch den MFA 2016 beim herer Arbeitsaufwand usw. würden sich nicht in Programmwechsel. Während das Ausmaß des der Prämie widerspiegeln und daher dazu füh Wegfalls von Naturschutzflächen aus 2014 bis ren, dass kein Bewirtschafter mehr gefunden zum Jahr 2016 für die Spitzenarten 15,7 % bei werden kann. Zudem wird ausgeführt, dass ge den Tagfaltern bzw. 17,1 % bei den Heuschre rade diese Flächen oftmals mit einem adminis cken ausmachte, wurden auf Vorkommen der trativ hohen Aufwand oder mit der Angst vor HeuschreckenKulturlandarten sogar 27,8 % der Aberkennung der Prämie (durch zu eng der im Jahr 2014 noch vorhandenen Natur und unklar gefasste Definitionen der förderfähi Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. schutzflächen im Jahr 2016 nicht mehr ange gen Fläche) verbunden sind. Schließlich wird meldet. Der hohe Verlust bei den weit die Kombinationsverpflichtung mit UBB als verbreiteten Kulturlandarten ist auffallend und Hemmschwelle für die Teilnahme angesehen. könnte ein Hinweis auf eine verstärkte Intensi Nur in einem Bundesland hatte die Förderstelle vierung von Grünlandgebieten mit Aufgabe von die Rahmenbedingungen ausdrücklich als ge WFSchlägen in der „Durchschnittslandschaft“ eignet für den Erhalt von Extensivgrünland be darstellen. urteilt. In diesem Bundesland bestehen aber Zwischen 4,0 % (TagfalterSpitzenarten) und zusätzlich zur bundesweiten Förderung ergän 7,0 % (HeuschreckenSpitzenarten) der WF zende Förderungen für Bewirtschafter, so dass Schläge in den Vorkommenskreisen sind über die Förderbedingungen andere sind. Wir sehen haupt von 2014 zu 2016 aus der Heimgutrefe darin ein klares Indiz, dass durch höhere Prä renz gefallen und somit nicht mehr über mien tatsächlich bessere Rahmenbedingungen landwirtschaftliche Fördermaßnahmen erreich für die Flächensicherung geschaffen werden bar. In diesem Fall war der Verlust bei den können. HeuschreckenKulturlandarten mit 6,7 % der WFSchläge etwa gleich groß wie bei den Spit 1.6 Prämienhöhe auf Grünland zenarten. Naturschutzschlägen und Biodi Zwischen 2,1 und 3,2 % der WFSchläge aus versitätsRelevanz dem Jahr 2014 wurden im Vergleichsjahr 2016 Zwischen der Prämienhöhe von WFSchlägen weiterhin landwirtschaftlich genutzt, aber nicht (pro Hektar) und ihrer naturschutzfachlichen von UBB bzw. BioBetrieben, sodass die Wei Relevanz besteht kein statistischer Zusam terführung einer biodiversitätsfördernden Maß menhang. Dies trifft auf die Gesamtartenzahl nahme hier nicht möglich war. der Heuschrecken und Tagfalter bezogen auf Fünf von sieben Vertreterinnen bzw. Vertreter alle WFSchläge in sämtlichen GrünlandPro der Förderstellen der Bundesländern beurteil bekreisen (siehe Abb. 9) ebenso zu wie auf ten die Förderbedingungen in Beantwortung ei Detailergebnisse für die Heuschrecken und 19
Tagfalter getrennt sowie gruppiert nach den Im Sinne der Zielerreichung des Programms ist einzelnen GrünlandKategorien. In einem einzi es nicht gleichgültig, ob auf einer WFFläche gen Fall besteht eine am Einzeltestniveau si nun 3 oder 36 Heuschrecken und Tagfalterar gnifikante Korrelation (Artenzahl Heuschrecken ten vorkommen (das sind der niedrigste und in Probekreisen mit überwiegend mehrmähdi der höchste Wert in unserer Stichprobe). Es ist gem Grünland), aber auch dieser Zusammen daher auch nicht gleichgültig, welche der bei hang bleibt bei der erforderlichen den Flächen weiter gefördert wird und welche BonferroniKorrektur unter der Signifikanz aus der Förderung hinausfällt. schwelle. Dieses Ergebnis spiegelt den Modus der Prä 1.7 Gründe für die geringe Maß mienberechnung wider und bestätigt daher nur, nahmenwirksamkeit im Grünland dass die Prämien in unserer Stichprobe tat Die im Vergleich zum Ackerland auffallend ge sächlich nur auf Grund von Mehraufwand und ringe Wirksamkeit der GrünlandMaßnahmen Verdienstentgang zustandekommen. Eine An war von vornherein so nicht zu erwarten. Im erkennung der Bewahrung immaterieller Werte, merhin ist die Verzögerung des ersten Schnitts, die ja eigentlich der Grund dafür ist, dass die die zumindest von DIVGrünland und WF maß Gesellschaft überhaupt Mittel für biodiversitäts geblich beeinflusst werden sollte, eine von Na fördernde Maßnahmen bereitgestellt werden, turschutzseite häufig als besonders wichtig erfolgt nicht. Dies ist im österreichischen LE erachtete Auflage. Wir führten daher vertiefen Programm nicht vorgesehen. de Analysen durch, um die Gründe dafür zu verstehen und Feh ler im Untersu chungsdesign aus schließen zu kön nen. Anhand der Fotodo kumentation und er gänzender Auf zeichnungen über die erfassten Grün landschläge konn ten wir das tat sächliche Mahdre gime für jeden Schlag weitgehend rekonstruieren. Sämtliche daraus ableitbaren Varia blen zeigten signifi kante Korrelationen mit den Artenzahlen Abb. 9: (Fehlender) Zusammenhang zwischen der Höhe der WFPrämie auf der Heuschrecken MähwiesenSchlägen und der festgestellten Gesamtartenzahl an Heuschrecken und Tagfalter (Tab. und Tagfaltern. Die beiden Variablen sind in unserer GrünlandStichprobe nahezu 2). Die erwartete perfekt unkorreliert. Abhängigkeit der Indikatorgruppen 20
Tab. 2: Korrelationen (Kendalls Tau) zwischen den ermittelten Parametern des tatsächlichen Mahdregimes für die GrünlandSchläge und Artenzahlen für verschiedene Artenauswahlen (rot: signifikanter statistischer Zusammenhang am Einzeltestniveau, rot und fett: signifikanter statistischer Zusammenhang bei Bonferroni Korrektur). vom Mahdregime wird demnach in unserer Un höhere Artenzahlen aufweisen als die Refe Holzer et al. (2019): Bewertung der Wirkung relevanter LEMaßnahmen auf Heuschrecken und Tagfalter als Indikatorarten für Biodiversität. tersuchung bestätigt. Die Ursache dafür, dass renzschläge. Dies ist aber nicht der Fall. Die die Maßnahmen kaum wirken, ist also weder in Erklärung liegt darin, dass der Effekt der falschen Annahmen über die Ökologie der Ar Schnittzeitpunktverzögerung in unterschiedlich ten noch in methodischen Unzulänglichkeiten genutzten Grünlandgebieten nicht gleich groß des Untersuchungsdesigns zu suchen. ist (Abb. 11). Vielmehr verläuft die Artenzunah me in überwiegend mehrmähdigen Gebieten Der Grund dafür, dass zwar ein abweichendes deutlich flacher als in überwiegend zweimähdi Mahdregime starke Wirkungen auf die Biodi gen oder gemischten Gebieten. Das ist offen versität hat, nicht aber die biodiversitätsför bar eine Folge davon, dass der regionale dernden Maßnahmen des LEProgramms, Artenpool – also die auf allen Schlägen eines zeigt sich in Abb. 10: In zwei der drei unter Probekreises insgesamt festgestellte Zahl an suchten Kategorien von Grünlandgebieten wei Tagfalterarten – in überwiegend mehrmähdigen chen die tatsächlichen Mahdtermine zwischen Gebieten hoch signifikant kleiner ist als in den Referenzschlag und Maßnahmenschlägen viel beiden anderen GrünlandKategorien (Kruskal weniger voneinander ab, als aufgrund der Ziel WallisANOVA, p < 0,0001). Daher sind weni setzungen der jeweiligen Maßnahme zu erwar ger Arten verfügbar, die auf die gesetzte Maß ten wäre. Nur in überwiegend mehrmähdigen nahme reagieren können. Grünlandgebieten entsprechen die Unterschie de in den mittleren Erstmahdterminen dem Er Dort, wo ein verzögerter Mahdzeitpunkt die warteten. Aber selbst in diesem Teil der größte Wirkung auf die Biodiversität entfalten Testgebiete erfolgte auf den ReferenzGrün könnte, weil ein ausreichender Artenpool vor landschlägen die Erstmahd im – phänologisch handen ist, sind die tatsächlichen Unterschiede frühen – Jahr 2018 im Durchschnitt ca. zwei in der Bewirtschaftung zwischen Referenz und Wochen nach dem Ähren/RispenSchieben. Maßnahmenschlägen gering. Umgekehrt sind dort, wo die Unterschiede im Mahdzeitpunkt Aufgrund der Ergebnisse (insbesondere Abb. zwischen Referenz und Maßnahmenschlägen 10c) wäre zu erwarten, dass DIVGrünland und relativ groß sind, die Auswirkungen auf die Ar zweimähdige WFWiesen in Gebieten mit über tenzahlen geringer, weil der Artenpool nicht wiegend mehrmähdigem Grünland signifikant 21
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