Bilder der Natur. Eine Ordnungsgeschichte der Historischen Bild-sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin
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Bilder der Natur. Eine Ordnungsgeschichte der Historischen Bild- sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin SOPHIA GRÄFE UND JULIA BÄRNIGHAUSEN Abstract Die Geschichte des Museums für Naturkunde Berlin hat eine umfangreiche Bildersammlung hervorgebracht. Sie ist heute Teil der Historischen Arbeitsstelle, dem zentralen Archiv des Museums, welches sich im Laufe des 20. Jahrhun- derts formierte. Zunächst waren es vor allem Einzelpersonen, die vor dem Hintergrund von biologiegeschichtlichen Fragestellungen historische Materialien zu katalogisieren begannen. Ihr Handeln hat sich in die „Bilder der Natur“ eingeschrieben und eine Reihe von Ordnungssystemen hervorgebracht, deren jeweilige Charakteristik unterschiedliche Zugangsweisen zu den Bilddokumenten bedingt. Sie folgen dem Prinzip von Liste, Kartei und Datenbank. Eine Beschäf- tigung mit diesen Medien des Sammelns und Adressierens erlaubt eine Zeitreise sowohl in die Geschichte der Histori- schen Bild- und Schriftgutsammlungen als auch zu den historiographischen Ansätzen ihrer Akteur:innen. Die hier erst- mals vorgestellte Arbeitskartei der Historischen Bildsammlungen verbindet als „boundary object“ Blicke und Gewerke und verdeutlicht die naturkundliche Notwendigkeit einer operablen Verweisstruktur zwischen Sammlungsobjekten, Bil- dern und Papier. Zudem ist sie auch im Sinne eines „historiographischen Objekts“ wirksam. Die durch die Bilderkartei bestimmten Wege des Suchens, Verweisens und Verknüpfens von Informationen gestalten entscheidend die Formen historischen Erzählens mit. Dieser Aufsatz stellt folglich einen Beitrag zur Historiographie wissenschaftlicher Samm- lungen dar. Er perspektiviert Sammlungsgeschichte als Geschichte ihrer Ordnungssysteme. Einleitung Es soll möglichst alles der Forschung Dienliche vorhanden sein (Heumann 2013). Andererseits ist mit dem Vorstel- Die Geschichte naturkundlicher Museen hält reichhaltige lungsraum des Archivs auch eine Art Herberge genealogi- Bezüge zur Kultur- und Wissensgeschichte des Sammelns scher Erzählungen gemeint (MacDonald 2012), in denen bereit (Te Heesen & Spary 2001). Eine beachtliche Menge sich am Gegenstand des Naturkundemuseums nicht nur an Studien hat sich in den letzten Jahren der hegemonialen, Erdgeschichte, sondern auch Wissenschaftsgeschichte er- ökonomischen und kolonialen Seite dieser kulturellen Praxis eignet. Nimmt man nun diese Archivfunktion wörtlich, erge- zugewandt. Erste Monographien über die auch im politi- ben sich neue Fragen zum Zusammenhang dieser erfolgrei- schen Sinne verflochtene Geschichte naturkundlicher Samm- chen Spezialmuseen und ihrer historischen Archive: Inwiefern lungen regen zu einer interdisziplinären Beschäftigung mit reüssiert das Projekt der Naturkundemuseen nicht nur im dem am Ort des Naturkundemuseums verhandelten Wis- Besitz möglichst originärer Sammlungsobjekte, sondern vor sen über Natur und ihre Ökologien an (Köstering 2003; allem auch durch die Dokumente und deren Ordnungssys- Köstering 2018; Heumann, Stoecker & Tamborini u. a. teme, die sie begleiten und beglaubigen – von Akten und 2018; Helbig 2019). Seit Ende des 18. Jahrhunderts sind Bildern über Etiketten und Beschriftungen bis hin zu Samm- diese im Wirkungsfeld von Politik und Wissenschaft ent- lungskatalogen, -datenbanken und -karteien (Ohl 2019; standenen Häuser Schauplätze und Speicher gesellschaft Te Heesen 2008)?1 Ließen sich der wissenschaftliche An- lich wirksamer Ansichten von Natur (MacDonald 1998; spruch, aber auch der repräsentative Status naturkundlicher Alberti 2008; Nyhart 2009). Es wundert darum nicht, dass im Metaphernraum natur- kundlicher Museen der Begriff des Archivs Einzug gehalten hat (Helbig 2019, 69–80). Mit der Rede vom „Archiv der Natur“ ist einerseits der Repräsentationsanspruch wissen- schaftlicher Akkumulationsprojekte wie die im Paradigma der Vollständigkeit operierende biologische Taxonomie oder 1 Die Frage nach dem Authentischen in der Objekt- und Material- die auf dem phylogenetischen Vergleich einer ganzen Masse vielfalt der Institution Museum untersuchten Ohl 2017 sowie an Exemplaren fußende Evolutionsbiologie angesprochen. Kimmel & Brüggerhoff 2020. Perspektive des Sammlungswissens 57
Sammlungen folglich nur gemeinsam mit der Güte und Dich- Friedrich-Wilhelms-Universität, heute Humboldt-Universi- te ihrer archivischen Überlieferungen betrachten?2 tät zu Berlin, in der Invalidenstraße eingeweiht.5 Es verein- Der vorliegende Beitrag setzt an einem Hinterzimmer te drei bis dato unabhängige Einrichtungen: das Zoologische der zumeist in Schausammlung und Forschungsdepot un- Museum, das Geologisch-Paläontologische Museum und terteilten Museen an und stellt den bislang untersuchten das Mineralogisch-Petrografische Museum.6 Jedes dieser „Menschen im Museum“ (Kretschmann 2006) die Figur drei Museen verfügte über fachspezifische Objektsammlun- des Registrars3 zur Seite. Am Beispiel der Historischen Bild- gen, welche fortan im Geiste der „new museum idea“ in einen sammlungen4 des Museums für Naturkunde Berlin lässt sich öffentlichen Schaubereich und Forschungssammlungen un anschaulich darstellen, inwiefern diese Sammlung bildlicher terteilt wurden (Jahn 1989a, 291–295; Te Heesen 2012, Dokumente verschiedene Interessen, Berufe und Funktio- 64–65). Während erstere den Studierenden der Universität nen verbindet. Das Objekt dieser Darstellung ist dabei eine und einem breiteren Publikum offenstanden, waren letzte- Art Schaltstelle für eine genuin interdisziplinäre Zusammen- re Wissenschaftler:innen vorbehalten (Jahn 1989a, 293). arbeit im Museum: Die hier erstmals vorgestellte Arbeits- Die Sammlungen wurden stets von Schrift- und Bildmaterial kartei der Historischen Bildsammlungen verbindet einzelne begleitet (Jahn 1989a, 293; Helbig 2019, 17, 41). Heute Akteur:innen und verdeutlicht die naturkundliche Notwen- stellen die Verwaltungs- und Forschungsakten, Korrespon- digkeit einer operablen Verweisstruktur zwischen Samm- denzen und Bilder des früheren Zoologischen Museums lungsobjekten, Bildern und Papier. den größten Teil der sogenannten „Historischen Bild- und Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte und Schriftgutsammlungen“ (HBSB) dar. den Bestand der Historischen Bildsammlungen geht dieser Eine Sammlung historischer Dokumente, welche den Text auf die Charakteristik der verschiedenen Ordnungssys- Anspruch einer zentralen Einrichtung im Museum vertrat, teme des Bestandes ein. Eine ausführliche Schilderung von entstand jedoch erst im 20. Jahrhundert. Dabei waren es vor Aufbau und Funktionsweise einer noch heute existierenden allem Einzelpersonen, die vor dem Hintergrund vornehmlich Zettelkartei liefert dabei die Grundlage für ein abschließen- biologiegeschichtlicher Fragestellungen historische Mate- des Plädoyer: Die integrative Beforschung wissenschaftli- rialien zu katalogisieren begannen. Ihr Umgang mit den cher Sammlungen und ihrer Archive kann nur unter Einbe- Historischen Sammlungen hat eine Reihe von Ordnungs- ziehung historischer Ordnungssysteme gelingen. Als Teil systemen hervorgebracht, deren jeweilige Charakteristik un- einer historischen Sammlung verstanden, gestalten sie den terschiedliche Zugangsweisen zu den Dokumenten bedingt. Wissensraum Archiv mit. Sie folgen dem Prinzip von Liste, Kartei und Datenbank. Eine Beschäftigung mit diesen Medien des Sammelns und Die Historischen Bildsammlungen des Adressierens erlaubt eine Zeitreise sowohl in die Geschichte Museums für Naturkunde Berlin der Historischen Bild- und Schriftgutsammlungen als auch zu den historiographischen Ansätzen ihrer Akteur:innen. Das Museum für Naturkunde Berlin (MfN) wurde 1889 als Neubau für die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Zur Geschichte von Liste und Kartei Die wohl erste heute bekannte Registratur historischer Bil- 2 An dieser Stelle sei auf die AG Archive der Leibniz-Gemeinschaft der nahm der Zoologe Walther Arndt (1891–1944) in den verwiesen, die ebenjene Bedeutung erkannt hat (Brogiato 1920er Jahren vor (Hackethal 1989b, 256). Als Systema 2011), sowie auf die Archivarin des Naturhistorischen Museums in Wien (Riedl-Dorn 2008), den Archivar Joachim Scholz des tiker war er unter anderem auf das Zählen von Tierarten Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main (Scholz & Afshar spezialisiert (Ulrich 1961, 30 –37; Ohl 2015, 227–262). 2017) und den Archivar des Natural History Museum in London So dienten ihm vor allem Listen etwa für eine Übersicht (Thackray 1998), welche in ihren Publikationen den Wert der über die bis dahin auf deutschem Territorium bestimmten naturkundlichen Museumsarchive unterstreichen und über de- ren Bestände systematisch und strategisch berichten. Arten (Arndt 1941, 28–92). Die von Arndt erfassten Bil- 3 Die aus dem Englischen übernommene Berufsbezeichnung ist der bringen jedoch keine Fauna zur Anschauung. Sein „Ver- seit Mitte der 1970er Jahre in Deutschland bekannt. Im Gegen- satz zu Registrator:innen reichen die Aufgaben von Registrar:in nen weiter: Neben der dokumentarischen Erfassung beinhalten sie auch die aktive organisatorische, juristische und wirtschaftliche 5 Zur Vorgeschichte der drei Museen und ihrer Sammlungen siehe Betreuung von Sammlungen und Ausstellungen. Deutscher Mu- u. a. Jahn 1985; Jahn 1989a; Jahn 1989b; Hoppe 1998–2003; seumsbund 2019, 81; Simmons, Kiser & American Alliance Bredekamp, Brüning & Weber 2000; Damaschun, Hacket- Of Museums 2020; Registrars Deutschland e. V., Berufsbild, hal & Landsberg u. a. 2010; Dolezel 2019; Helbig 2019. https://registrars-deutschland.de/berufsbild (2.8.2021). Eine kurze Geschichte der HBSB mit Schwerpunkt auf ihrem Dokumentationsprofil zwischen Sammlung und Archiv bietet 4 Bei den Historischen Bildsammlungen handelt es sich um eine Reimers 2021. Eigenbezeichnung der Bestände; mit den „historischen Bilder- sammlungen“ sprechen wir darüber hinaus die Pluralität der im 6 Zur Benennung als Museen, Sammlungen, Institute und Abtei- Museum vorhandenen Bildmaterialien an. lungen: Jahn 1989a, 291–292; Helbig 2019, 172. 58 Perspektive des Sammlungswissens
Abb. 2: Porträt von Walther Arndt vor seinem Schreibtisch im Museum für Naturkunde, undatiert. MfN, HBSB, ZM B I 2236 weitere Registratur lässt sich der Ursprung in Arndts Tätig- keit verorten. Ein Nachruf stilisiert ihn als Mensch der Sammlung – weniger von Objekten als von „Karthotheken mit Zitaten und Notizen“ (Ulrich 1961, 25) (Abb. 2). So enthält die heutige Kartei der Historischen Bildsammlun- gen einzelne Kärtchen zu Zoologen, Forschungsstationen und Expeditionsschiffen, deren Tintenschrift den Einträgen im „Verzeichnis“ gleicht: Walther Arndt hatte auch ein mo- Abb. 1: Ansicht des von Walther Arndt (1891–1944) erstellten dulares Register der Bilder im Medium der Kartei begonnen.9 „Verzeichnis der Bilder von Biologen etc. des Zool. Museums Als Günter Tembrock (1918–2011) 1959 seine „Ge- Berlin“. MfN, HBSB, Nachlass Walther Arndt (unerschlossen). schichte der Zoologie in Berlin“ schrieb, konnte er an eine Foto: Carola Radke, 2021 © MfN wesentlich umfangreichere archivische Vorarbeit anknüpfen. Im Paratext seiner Chronik richtet er seinen Dank an Prof. Erwin Stresemann sowie „Frau Grote“ für den „Zugang zu zeichnis der Bilder von Biologen etc. des Zool. Museums den Archiven des Museums“ (Tembrock 1958/59, 185). Berlin“7 von 1924 umfasst vor allem Fotografien bekannter Dieser Hinweis legt eine Spur zur bislang wenig bekannten Zoolog:innen mitsamt ihrer Netzwerke und Wirkungsstät- Tätigkeit der ab 1945 im Museum arbeitenden Gertrud- ten (Hackethal 1989b, 256). Arndt unterteilte den Be- Luise Grote (1890–1981).10 Als „technische Assistentin“ stand in mehrere Kategorien: Porträts von Einzelpersonen, des bekannten Ornithologen Erwin Stresemann (1889– Gruppenporträts und Ansichten von Gebäuden (Abb. 1). 1972) hatte sie in den Nachkriegsjahren einen Zettelkatalog Das tabellarisch geführte Heft, in dem für jedes Bild Titel, für Schriftgut und Bilder des Zoologischen Museums an- Art, Format, Eingangsdatum und Herkunft vermerkt wur- den, ähnelt in seiner Anlage einem typischen Bildinventar, wie es zum Beispiel auch aus der Kunstgeschichte bekannt ist (Dercks 2013, 30). Aus diesem „Verzeichnis“ entwi- ckelte Arndt 1933 ein Inventarbuch, das die bisherigen Kategorien um eine Sektion zu „Folio-Bildern“ ergänzte (Hackethal 1989b, 256). 9 Zu Geschichte, Funktionsweise und Bedeutung des Mediums Diese gebundene Liste bildet die erste Kategorie unse- Kartei u. a.: Krajewski 2011 und Gfrereis & Strittmatter 2013; darüber hinaus zum Umgang mit „paper tools“: Jardine rer Genealogie der Ordnungssysteme.8 Aber auch für eine 2017. 10 Die Einsicht in die Geburtsurkunde mit amtlich ergänztem Todes datum verdanken wir Paul Scofield, Senior Curator Natural His- 7 MfN, HBSB, Bestand Zool. Mus., Nachlass Walther Arndt (uner- tory am Canterbury Museum New Zealand (Korr. 28./29.1.2021), schlossen). auch online einsehbar unter Ancestry.com Deutschland: Ance- 8 Zur epistemischen Funktion der Liste in der Biologie: Müller- stry Ahnenforschung, www.ancestry.de (5.2.2021). Des Weite- Wille & Charmantier 2012 und MacKinney 2017. Weiter- ren: MfN, HBSB, Personenkartei Portraitsammlung, Karteikarte führend zur Evidenzproduktion von Listen Cuntz, Nitsche & „Grote, Gertrud-Luise“ (Porträtfotografie unter: Bestand Zool. Otto u. a. 2006. Mus. Sign. B II/288). Perspektive des Sammlungswissens 59
ein separates „Geschichts-Archiv“ vorsah.15 Sein Bemühen um eine Bewahrung historischer Dokumente ist auch vor dem Hintergrund der Verlagerungen und starken Verluste in den Sammlungen während des Zweiten Weltkriegs und danach zu verstehen, welche ein geschärftes Bewusstsein für die Konservierung und Zugänglichkeit von schriftlichen Zeugnissen über die Geschichte der Bestände notwendig machten.16 Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass Kélers Entwurf jemals zur Ausführung gelangte. Stattdessen bil- den die Karteikarten Arndts, Grotes und Stresemanns die Grundlage aller noch heute vorliegenden Erfassungen. Als Zeugnis eines institutionellen Bemühens um ein zentrales Abb. 3: Porträt von Ilse Jahn (1922–2010) in ihrem ersten Arbeits Museumsarchiv, in dem Verwaltung, Forschung und Institu- zimmer in den Räumlichkeiten der Bibliothek des Zoologischen tionengeschichte erstmals zusammengedacht wurden, ist Museums. MfN, HBSB, ZM B I 2293. Vera Heinrich, 1981 © MfN Kélers Arbeitsplan dennoch bemerkenswert. In ihm ist die Idee der zentralen Historischen Bild- und Schriftgutsamm- lungen bereits angelegt. gelegt, der von Stresemann annotiert wurde.11 Zu diesem Ab 1968 prägte die Museologin und Biologiehistorike- Unterfangen hatte er allen Grund, war er doch bereits in rin Ilse Jahn (1922–2010) die Entwicklung der Bestände frühen Jahren am Werdegang seines Fachs interessiert, den (Anonymus 1993, 58). Als Leiterin der Schausammlungen er schließlich ab 1947 in einer Monographie über die „Ent- hatte sie sich neben einer Professionalisierung der Museo- wicklung der Ornithologie“ (Stresemann 1996)12 aufbe logie am Museum vor allem ein Übersichtswerk zur Geschich- reitete.13 Diese Unternehmung lief parallel zu einer Ende der te der Biologie vorgenommen (Jahn, Löther & Senglaub 1940er Jahre verstärkten Auseinandersetzung mit den his- 1982).17 Von einem kleinen Zimmer im Durchgang zur Bib- torischen Beständen des Zoologischen Museums: Im Jahr liothek des Zoologischen Museums aus begann Jahn da- 1948 betraute dessen Direktor Werner Ulrich (1900–1977) mit, die dort gelagerte Porträtsammlung der Zoologie mit den Entomologen Stefan von Kéler (1897–1967) mit der historisch bedeutsamen Bildern und Schriftgut aus den „Einrichtung eines Museums-Archivs“.14 Dieser legte 1949 einzelnen Kustodien zusammenzuführen (Höxtermann ein Konzeptpapier vor, das über die Aktenablage hinaus 2013, 179) (Abb. 3). Ein Magazin war für diese Initiative auch die Geschichte der Institution bewahren und das nicht vorhanden: Jeder frei werdende Platz wurde daher Schriftgut für die Forschung zugänglich machen sollte: Kéler für die wachsende Sammlung genutzt, sodass sich diese entwarf einen Arbeitsplan, der eine Aufstellung der Bestän- bald über das ganze Haus verteilte.18 In den seit den de in einem Archivraum, ein dreiteiliges Karteisystem und 1960er Jahren stattfindenden Verhandlungen mit dem neu gegründeten Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, welches noch bis 2009 Museum und Universität diente,19 11 MfN, HBSB, Bestand Zool. Mus., Sign. S, Personalakte „Grote, Gertrud“, Nr. 29: Abteilung Arbeit, Gehaltsstelle, Betr. Stellen- planumsetzung, 15.1.1959. Für eine Beschreibung ihrer Tätig- 15 MfN, HBSB, Mappe „Dokumente betreffend Einrichtung des keiten siehe MfN, HBSB, Bestand Zool. Mus., Sign. S, Personal- Museumsarchivs“: „Entwurf über die Aufstellung und Gliede- akte „Grote, Gertrud“, Nr. 11: Tagesnotizen P.A. Grote, Auszug rung des Archivs [...], 8.10.1948 (Reimers 2020 [FN 14], 26– aus der Aktennotiz betreffend: Unterredung mit dem Verwal- 27); in Ausschnitten bei Reimers 2021, 70–71. tungsdirektor d. Humb. Universität, 1.6.1950. 16 MfN, HBSB, Mappe „Dokumente betreffend Einrichtung des 12 Ilse Jahn beziffert in ihrem Porträt des Ornithologen Stresemann Museumsarchivs“: Umlauf bei den Herren Wissenschaftlern im als Historiker seines Fachs die Zahl der von ihm veröffentlichten Hause, betrifft: Archiv des Zoologischen Museums, 10.11.1959 Beiträge über Personen, Institutionen und Theoreme mit 105 (Reimers 2020 [FN 14], 28); in Ausschnitten bei Reimers 2021, (Jahn 1991, 22). 71. 13 Sabine Hackethal zufolge war Stresemann laut einem in der 17 Daneben hatte sie eine Neigung zum Zeichnen (Schmidt 2019). HBSB vorliegenden Schreiben von Alfred Kästner vom 28.11.1954 seither für die historischen Bestände zuständig (Interview mit 18 Interview mit Sabine Hackethal, 8.6.2020 und 9.4.2021: Ilse Sabine Hackethal, 9.4.2021). Jahn führte die Archivalien zunächst in ihrem Arbeitszimmer zu- sammen. Erst in den späten 1970er Jahren kamen weitere Stand- 14 MfN, HBSB, Mappe „Dokumente betreffend Einrichtung des Mu orte im Haus hinzu. Zahlreiche Archivalien verblieben zudem in seumsarchivs“: Rundschreiben von Ulrich an die wissenschaft den Kustodien. lichen Angestellten des Zoologischen Museums. Betrifft: Archiv- gut und Registratur, 9.9.1948 (bei Y. Reimers 2020. Bewertung 19 Seit 2009 ist das Naturkundemuseum ein Forschungszentrum und Übernahme im Museumsarchiv am Beispiel der Historischen der Leibniz-Gemeinschaft und nicht mehr Teil der Humboldt- Bild- und Schriftgutsammlungen des Museums für Naturkunde Universität; vgl. Internetseite des Museums für Naturkunde: Berlin [unpublizierte Hausarbeit]. Potsdam: Fachhochschule Über uns, https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/ueber- Potsdam, 25); in Ausschnitten bei Reimers 2021, 70. uns/das-museum/geschichte-des-museums (17.1.2021). 60 Perspektive des Sammlungswissens
Abb. 4: Ansicht einer Karteikarte zur Porträtsammlung aus der Historischen Bild- und Schriftgutsammlung. Der Karteikarte zu den Porträts von Ludwig Döderlein (1855–1936) lassen sich mindestens drei Handschriften entnehmen. Foto: Micaela Mau, 2021 setzte sich Jahn insbesondere für den Verbleib von For- ihnen arbeitenden Personen auf einzelnen Karteikarten ab- schungsnachlässen am Museum ein, um die örtliche Verbin- gelagert (Abb. 4). dung der historischen Dokumente zur alltäglichen Samm Anhand der von Sabine Hackethal in den nachfolgen- lungsarbeit zu erhalten.20 Zudem führte sie die bis heute den Jahren erweiterten Kartei lässt sich ein deutlicher Wan- gängigen Signaturen ein, ließ Dokumente paginieren und del der hier versammelten Bildobjekte von naturkundlichen in der von Grote und Stresemann begonnenen Kartei ver- Forschungsdokumenten hin zu gleichsam kultur- und kunst zeichnen.21 Als die Kunsthistorikerin Sabine Hackethal 1979 wissenschaftlich bedeutsamen Sammlungsstücken beob- in Jahns Abteilung ihre Tätigkeit aufnahm, betraute diese achten. Sie nimmt eine dezidiert kunsthistorische Perspek- sie neben der Assistenz bei biographischen Forschungen tive auf die Hinterlassenschaften von wissenschaftlichen mit der Verzeichnung der Bilder.22 In der Bearbeitung der Expeditionen, forschenden Subjekten und deren Traditions Historischen Bildsammlungen setzte Hackethal die beste- vereinen ein. Die Plausibilität einer solchen Vorgehenswei- henden Karteisysteme fort: Wie sedimentierte Schichten se lässt sich anhand eines kurzen Blicks in den vielfältigen archivischer Praktiken haben sich die Handschriften der mit Bestand historischer Bilder im Museum nachvollziehen. Bilder der Natur 20 MfN, HBSB, Mappe „Dokumente betreffend Verhandlungen mit Universitätsarchiv 1967–1980“: Schreiben von B. Lange (Leite- Die von Walther Arndt verzeichnete Bildersammlung des rin des Universitätsarchivs der Humboldt-Universität) an Insti- Zoologischen Museums war nicht die erste ihrer Art. Auch tutsdirektor Konrad Senglaub, 31.1.1967 (Reimers 2020 [FN Anton Reichenow (1847–1941), Kustos für Ornithologie, 14], 31–32); und: Aufzeichnung „Einige Hinweise zur Erfas- hatte dem Museum zur Jahrhundertwende eine umfangrei- sung von Nachlaßgut in den Museen und Sammlungen der Humboldt-Universität“, Entwurf vermutlich von Ilse Jahn, um che Porträtsammlung internationaler Ornitholog:innen ge- 1968 (Reimers 2020 [FN 14], 35–36, 35–36); in Ausschnitten stiftet (Hackethal 1989a, 256). Die zumeist im „carte de bei Reimers 2021, 72 f. visite“-Format angelegten Bilder begleiteten den Austausch 21 Interview mit Hannelore Landsberg, 1.2.2021. von Informationen, Objekten und Schriften (Blume 2019). 22 Diese erste Inventur betraf die heutige Abteilung B I: „Fotos Ein Noch viel älter ist die vor allem in Form von Kupferstichen, zelportraits“ (Interview mit Sabine Hackethal, 9.4.2021). Mit Lithographien und frühen Fotografien überlieferte Port- ihrer Pensionierung 1982 teilte Jahn die Arbeitsbereiche „Schrift- rätsammlung der Gesellschaft Naturforschender Freunde gut“ und „Bilder“ zwischen ihren Mitarbeiterinnen, der Biologin Hannelore Landsberg und der Kunsthistorikerin Sabine Hacke (Hackethal 1989a, 256; Te Heesen 2001). Am Beginn der thal, auf – eine Trennung, die vor allem aus arbeitsökonomischen zentral versammelten Historischen Bildsammlungen stehen Gründen erfolgte. Denn in der Realität ist die Schriftgutsamm- also weder Tiere noch ihre Präparate, sondern die Mitglie- lung kein bildferner Raum, und auch unter den Bildern finden sich gelegentlich Schriftstücke (Interviews mit Sabine Hackethal, der lokaler sowie internationaler Gelehrtenvereinigungen. 8.6.2020, und mit Hannelore Landsberg, 1.2.2021). Dieser Umstand kann dabei als Symptom einer entschei- Perspektive des Sammlungswissens 61
Abb. 5: Ansicht des Fotomagazins der Historischen Bild- und Schriftgutsammlung. Foto: Micaela Mau, 2021 denden Prägung der Frühgeschichte dieser Sammlungen gestiftete Bildband „Theatrum Naturae“ (1615) als selte- gewertet werden. Die ältesten Akten und Bilder gehen auf nes Beispiel einer naturkundlichen Bildersammlung charak- diese traditionsreiche Fachgesellschaft zurück.23 Die Ver- terisieren: Diese hielt – noch vor dem Entstehen der für eine waltungs- und Forschungsakten des Museums sind jünge- Herstellung von naturkundlichen Präparaten notwendigen ren Datums (Hackethal 2010a). Dieser Ursprung einer an Techniken – kolorierte und möglichst naturgetreue Zeich- der Universität noch vorläufigen und stark an Traditions- nungen von Tieren für ein wissenschaftliches Studium bereit pflege und Memorialkultur orientierten Sammlung und (Böhme & Hackethal 2000; Hackethal 2010b & 2010c). Verzeichnung von Personenregistern und Gelehrtenport- Diese epistemische Funktion behielten Zeichnungen bei. räts (Böhme 2003; Böhme-Kassler 2005) lässt sich auch Sie begleiteten zudem den Forschungsalltag des Museums am Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sowie die für den Aufbau seiner Sammlungen in Auftrag ge- in Frankfurt am Main (Scholz & Afshar 2017) und des gebenen Expeditionen. Im Museum für Naturkunde Berlin Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz (Hammer- wurde bislang den Bildkonvoluten der Expeditionen Valdivia schmidt 2011) nachvollziehen. Am Standort Berlin haben (1898–1899) und Tendaguru (1909–1913) größere Auf- sich zudem einige wenige Spuren der Kunstkammer des merksamkeit zuteil (Landsberg 2000; Heumann, Stoecker Berliner Schlosses in die Akten und Bestände eingewoben & Tamborini u. a. 2018). Ein umfangreicher Bestand von (Dolezel 2019).24 Jenseits dieser Porträtkultur, die auf eine Zeichnungen des Gärtners und Botanikers Friedrich Sellow Genealogie wissenschaftlicher Persönlichkeiten und deren (1789–1831) umfasst 231 Zeichnungen und diente der Er Ideen abzielte, lässt sich eine Vielzahl von Anlässen für das schließung und Identifikation der auf seiner Brasilien-Ex- Entstehen von Bildern in Naturkundemuseen vorfinden. Bil- pedition (1814–1831) zusammengetragenen Güter (Zisch- der stehen in gewisser Weise sogar in der Genealogie des ler, Hackethal & Eckert u. a. 2013). Auch Fotografien Naturkundemuseums selbst. Sie ermöglichten zum Beispiel von Sammlungsobjekten erfüllten diese Funktionen,25 hal- ein Studium zoologischer Themen in einer Zeit vor der heute fen zudem bei der Herstellung von Präparaten und dienten allseits bekannten Tierpräparation. So lässt sich der aber- dem morphologischen Vergleich von Tieren (Hackethal mals von der Gesellschaft der Naturforschenden Freunde 1989a) (Abb. 5). Aus dem Archiv des Naturhistorischen Mu- seums Wien wird berichtet, dass Bilder in seltenen Fällen sogar das Typus-Exemplar einer Art darstellen: War es nicht 23 Teil der Bestände wurden die Akten jedoch erst mit der Verle- möglich, das tatsächliche Objekt, sondern nur eine Zeich- gung des Vereins der Gesellschaft Naturforschender Freunde an das Museum 1906 (Reimers 2021, 71). 24 Das DFG-Forschungsprojekt „Das Fenster zur Natur und Kunst“ verfolgt diese Spuren, siehe https://www.museumfuernatur- 25 Aus der umfangreichen Literatur zum Gebrauch von Fotografi- kunde.berlin/de/wissenschaft/das-fenster-zur-natur-und- en in den Wissenschaften siehe u.a. Wilder 2009 und Bärnig- kunst (5.2.2021). hausen, Carafffa & Klamm u. a. 2019. 62 Perspektive des Sammlungswissens
Abb. 6: Historische Ansicht des Lichthofes des Museums für Naturkunde mit darin aufgestellten Walskeletten und Gemälde, undatiert. MfN, HBSB, ZM B III 832 nung von einer Reise mitzubringen, starb das referenzierte schrift „Die Gartenlaube“ (Matschie 1897).27 Nicht zuletzt Tier ohne weitere Zeugnisse aus oder ging das zu einem dokumentieren insbesondere Fotografien die Schausamm- Abbild gehörige Typus-Exemplar verloren, wurde Bildern lung des Hauses, etwa die Ansicht der Walskelette im dieser Status verliehen (Riedl-Dorn 1992).26 Lichthof des Museums (Abb. 6), die vor der Aufstellung Ferner dienen Bilder noch heute dem Wissenstransfer. von Dinosaurierknochen weltweit als Aushängeschilder Sie zirkulieren nicht nur innerwissenschaftlich und illustrie- naturkundlicher Museen galten (Helbig 2019, 231–232). ren Fachpublikationen. Bereits im 19. Jahrhundert unter- Ebenso inszenieren sie die Arbeitsroutinen des Museums stützten sie eine populärwissenschaftliche Verbreitung na- wie die nicht ganz so alltägliche Präparation des Berliner turkundlichen Wissens. Die Illustrationen und Skizzen der Zoo-Gorillas „Bobby“, deren Aufnahmen sicherlich zu den Tierzeichnerin Anna Held (1859–1898) sind neben einer Bildikonen des Museums gehören (Oppermann 1994, 82). Reihe von Lehrtafeln und -modellen ein eindrückliches Bei- So sind Naturkundemuseen auch Sammlungsorte von spiel für diese Bildungsfunktion (Angermann 1994; Al Bildern. Nach aktuellen Schätzungen beträgt der Bestand brecht & Ulrich 2010). Helds kleinformatige Illustrationen der Historischen Bildsammlungen in Berlin mehr als 30.000 begleiteten die wissenschaftlichen Publikationen des Säuge- Stück (Bärnighausen & Gräfe 2020). Weit mehr dürften tierkustos Paul Matschie (1861–1926) (Matschie 1895), sich im Besitz der einzelnen Kustodien befinden und damit aber auch seine Artikel in populären Medien wie der Zeit- über alle Räume des Hauses verteilt sein. Dazu zählen Zeich nungen, Illustrationen, Grafiken, Aquarelle, Ölbilder und Druckgrafiken wie zum Beispiel Kupferstiche und Lithogra- phien, Fotografien, Glasplattennegative und Diapositive sowie Filme und Lehrtafeln. Zudem sind Kleinplastiken, Mo- 26 Die vierte Ausgabe des „International Code of Zoological No- delle und Siegel in der Objektsammlung der Historischen menclature“ sieht vor, dass der Typus einer Art zwar von einem Bild referenziert, aber nicht das Bild an sich darstellen kann (In- ternational Commission on Zoological Nomenclature 1999, Art. 72.5.6). In der Bestimmungspraxis lässt sich jedoch 27 Die Figur Matschie ist u.a. Gegenstand des Projektes „Koloniale historisch eine solche Umgangsweise mit Bildern feststellen, wie Provenienzen der Natur. Der Ausbau der Säugetiersammlung am die Zeichnung eines Nestor Norfolcensis von F. L. Bauer im Ar- Museum für Naturkunde Berlin um 1900“ (Leitung: Ina Heumann, chiv des Naturhistorischen Museums Wien belegt, die nach dem wissenschaftliche Mitarbeit: Catarina Madruga) am Museum für Aussterben der Art als Typus-Exemplar behandelt wurde (Riedl- Naturkunde Berlin (Laufzeit: 2020–2022), siehe https://www. Dorn 1992, 82 f.; Pelzeln & Lorenz 1888, 39 f.). Zur Wissens museumfuernaturkunde.berlin/de/wissenschaft/koloniale-pro geschichte von Typus-Exemplaren Daston 2004. venienzen-der-natur (7.12.2021). Perspektive des Sammlungswissens 63
Abb. 7: Ansicht eines der zwei Karteischränke der Historischen Abb. 8: Innenansicht (Ausschnitt) der Bilderkartei der Historischen Bild- und Schriftgutsammlungen der Historischen Arbeitsstelle im Arbeitsstelle im Museum für Naturkunde Berlin. Foto: Micaela Mau, Museum für Naturkunde Berlin. Foto: Micaela Mau, 2021 2021 Arbeitsstelle des Museums vorhanden. Diese mediale Viel- auch Ausstellungen leiten das Ordnungsprinzip an. Es sind falt eröffnet einen breiten Zugang zu unterschiedlichen vielmehr die Techniken und Autor:innen, die im Vorder- Kontexten und Verfahren der Herstellung von „Bildern der grund der Verzeichnung stehen: Die Sachgruppen der fünf Natur“28. Sie prägt die Registratur der Historischen Bild- Schubladen umfassenden Kartei beginnen mit fotografi- sammlungen bis heute entscheidend. schen Abzügen, gefolgt von Diapositiven, Negativen, Ge- mälden, Aquarellen, Druckgrafiken, Zeichnungen und so Ein Zettelkatalog zwischen Natur- und weiter. Während Hackethal für jeden Medientyp eine eigene Kunstgeschichte Signatur vergab, machte sie für die Fotografien eine Aus- nahme: Hier stützte sie sich auf Arndts Unterscheidung in Als Verzettelung biologiehistorischer Bestände nach kunst- Einzelporträts, Gruppenbilder und Institutionen.30 Nicht nur historischem Vorbild verdient das Karteisystem der Histori- die Handschriften der einzelnen Personen auf den Kartei- schen Bildsammlungen eine nähere Betrachtung (Abb. 7 karten, sondern auch die sich wandelnden Signaturen sind und 8).29 Nicht Expeditionen, nicht Publikationen oder Teil der hier sichtbaren archivischen Sedimentationen, die weit vor Hackethals Wirken datieren. Die Aufstellung der Karten im Karteischrank erfolgte in allen Sachgruppen alphabetisch nach Urheber:innen. Für 28 Mit dieser Formulierung sind einerseits verschiedene Bildforma- te gemeint, welche naturwissenschaftliche Inhalte visualisieren, Bilder ohne Autorschaft ist eine eigene Kategorie „Unbe- anderseits auch die spezifischen Vorstellungen von ‚Natur‘, die kannt“ vorgesehen. Jedes der Bilder wurde bei Ankunft mit diese Bilder mitgestalten und vermitteln (Bärnighausen & einer Inventarnummer versehen, in einem Inventarbuch ver- Gräfe 2020). Vgl. Gugerli, Hagner & Hampe u. a. 2005, 9, die unter dem Titel „Bilder der Natur“ das Spannungsfeld „tech- zeichnet und in Form von mehreren Karteikarten in das nischer Sprachen“, medialer Konstrukte und Naturwahrneh- Ordnungssystem eingespeist. Zugleich legte Hackethal in mungen untersuchen. 29 Während der Aufbau der Kartei die Vorarbeiten von Walther Arndt fortsetzt, orientiert sich die Gestaltung der einzelnen Kar- 30 Liste der Inventarnummern, aufgehängt am Karteischrank zur teikarten an dem Beispiel des ehemaligen Museums für Deut- Bildsammlung der HBSB: „Einzelpersonen“ (B I), „Gruppen“ (B sche Geschichte der DDR, dessen Bestände heute Teil des Deut- II), „Institutionen“ (B III) und „Übrige“ (B IV) [fotografische Ab- schen Historischen Museums in Berlin sind. Auch Knorr 1957, züge]; „Diapositive“ (B V); „Negative“ (B VI); „Ölbilder/Gemäl- ein museologisches Standardwerk der DDR, floss in Hackethals de“ (BV II); „Aquarelle“ (B VIII); „Drucke“ (B IX); „Zeichnungen“ Arbeiten ein. Interviews mit Sabine Hackethal, 2.2.2021 und (B X); „Zeichnungen in Briefen“ (B XI); „Plastiken, Modelle, 9.4.2021; Telefonat mit Carola Jüllig (Sammlungsleiterin Bild Siegel, Stempel, etc.“ (B XII); „Filme, Tonträger“ (B XIII); „Lehr- am Deutschen Historischen Museum), 15.2.2021. tafeln“ (B IV); „Digitale Originale einschließlich Portraits“ (B XV). 64 Perspektive des Sammlungswissens
Abb. 9: Ansicht der zur Bilderkartei gehörenden Gegenkartei, Historische Bild- und Schriftgutsammlungen, Historische Arbeitsstelle, Museum für Naturkunde Berlin. Foto: Micaela Mau, 2021 drei kleineren Holzschubern eine Art Gegenkartei an, mit Bearbeitungen und sind auf diese Weise historiographisch der sich im Sinne eines Sachregisters nach Bildinhalten wie bedeutsam. Mehr noch: Die Karteikarten inkorporieren Tieren, Landschaften und Orten suchen lässt (Abb. 9). Nahm Sammlungs- und Bildbiographien in einem spezifischen ein Bild zuvor eine feste Stelle in der Liste eines Inventars Notations- und Verweisformat, was sie über ihre Quellen- ein, ist es nun an mehreren Stellen der Kartei referenziert. funktion hinaus zu eigenständigen Forschungsobjekten Es faltet sich derart in verschiedene Bedeutungszusammen- werden lässt. hänge auf, ist mal Werk, mal Material, mal Abbildung. Diese Die analogen Felder der Karteikarten bestimmen zudem Ordnung quert eine vor allem auf Entstehungskontexte ab- die Auswahl von Fragen, welche für die Recherche leitend zielende Registratur und etabliert stattdessen ein eigenes sind: Für die Vorderseiten der querformatigen Klappkarten Verweissystem, das nunmehr nach kunsthistorischem Vor- sind Eintragungen zu Titel, Datierung, Maßen, Zustand, Sig- bild Bilder-„Originale“ als Ausgangspunkte von verschie- natur, Material, Herkunft und Eingangsdatum vorgesehen denen Operationen nimmt. Der Stempel „Original“ auf (Abb. 10). Auf der Rückseite lassen sich Hinweise zu rele- einigen Karteikarten indiziert das Vorhandensein des hier vanten Publikationen und Ausstellungen notieren. Im Blick verzeichneten Bildes und nimmt damit eine klare Differen- auf diese Vorgehensweise wird deutlich, welche Parameter zierung zu visuellen Reproduktionen vor. eines Bildes aus der Perspektive der Kunstgeschichte we- Wie sich zeigen wird, stellen die Karteikarten (Samm- sentlich sind. lungs-)Biographien31 einzelner Bilder her: Nicht nur lassen Im Inneren der faltbaren Karten finden sich – eingelegt, sich mit diesen „kleinen Werkzeugen des Wissens“ (Becker eingeheftet oder eingeklebt – fotografische Abzüge, Film- & Clark 2004) Sammlungsgeschichten verfassen, sondern streifen, Fotokopien und Diapositive, bisweilen auch Um- auch die Provenienzen der hier verzettelten Bilder nach- zeichnungen wieder, die als visuelle Evidenz und Ergän- vollziehen. Dabei verknüpfen sie Bilder mit Informationen zung zu den hier verzettelten Bildarchivalien dienen: eine zu deren Entstehung, Verwendung sowie nachträglichen Bilderkartei im doppelten Sinne des Wortes, die in den kunsttheoretischen Diskurs um Original und Reproduktion 31 In Anlehnung an Kopytoff 1986 hat sich das Konzept der Ob- jektbiographie inzwischen auch für kulturelle Artefakte und Bil- der durchgesetzt (z.B. Edwards & Hart 2004; Braun 2015), wobei eine kritische Auseinandersetzung mit den Grenzen der Metapher, etwa ihrer suggerierten Linearität, in der Regel Teil der Studien ist. Perspektive des Sammlungswissens 65
Abb. 11: Innenansicht der Karteikarte „Portrait eines unbekannten jüdischen Gelehrten/Arztes um 1780“, mit beigelegter Fotografie des referenzierten Gemäldes, einem Briefkuvert, in dem sich ein Abb. 10: Vorderansicht der Karteikarte „Portrait eines unbekannten Diapositiv befindet, sowie einer Zettelnotiz, auf der Sabine Hackethal jüdischen Gelehrten/Arztes um 1780“. MfN, HBSB, Kartei mehrere Rechercheschritte während der Identifikation der darge- Bildsammlung: Sektion „Ölgemälde“, Reiter „Unbekannt“. stellten Person notiert hat. MfN, HBSB, Kartei Bildsammlung: Sektion Foto: Micaela Mau, 2021 „Ölgemälde“, Reiter „Unbekannt“. Foto: Micaela Mau, 2021 einzugreifen vermag (Abb. 11).32 Wird die Karteikarte über Für eine Ausweitung der Biographien der Bilder zwischen ihre hilfswissenschaftliche Funktion hinaus zu einem auto- Naturwissenschaft und Kunstgeschichte, Museumspraxis nomen Forschungsobjekt, so sind auch die in sie eingefüg- und Archivalltag ist das Hinzuziehen weiterer Akteur:innen ten Bilder nicht mehr nur schlichte Abbilder eines Originals, in den Eintragungen der Kartei hilfreich: Neben den Au sondern selbst „multiple Originale“ mit eigenen (Samm- tor:innen eines Bildes sind zum Beispiel dessen frühere lungs-)Geschichten (Caraffa 2011, 11). Besitzer:innen, insofern diese von den Urheber:innen ab- weichen, vermerkt; ebenso die Informationen zu Restaura tor:innen, Fotograf:innen oder Grafiker:innen, durch deren Hände das Bild in der Sammlung gegangen ist. In dieser Le- 32 Zumeist mit Verweis auf Benjamin 1935/36 haben zahlreiche seweise nähern sie sich dem Konzept der „boundary objects“ Untersuchungen das Spannungsfeld von Original und Repro- (Leigh Star & Griesemer 1989) an, also denjenigen ab duktion thematisiert; für einen Überblick siehe z. B. Keuper strakten oder auch konkreten Dingen, welche in der Wis- 2018. Zum Evidenzbegriff in der Bildwissenschaft siehe die For- sensgemeinschaft des Museums als notwendiges Binde- schungen der Kolleg-Forschergruppe „BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik“: http://bildevidenz.de (16.5.2021). glied für unterschiedliche Perspektiven fungieren. 66 Perspektive des Sammlungswissens
Abb. 12: Vorderansicht der Karteikarte „Pottwal (Physeter macrocephalus)“. MfN, HBSB, ZM B VII/28. Foto: Micaela Mau, 2021 Abb. 13: Innenansicht der Kartei- karte „Pottwal (Physeter macroce- phalus)“, in der mehrere Reproduk- tionen des Bildmotivs zu finden sind: die eingeklebte Fotografie des Ölgemäldes mit Holzrahmen (in der Aufnahme angeschnitten), die Fotografie eines gestauchten Bild- nisses eines Pottwals (in mehreren Ausführungen) und ein Ausdruck aus der „Microsoft Encarta 97“. MfN, HBSB, ZM B VII/28. Foto: Micaela Mau, 2021 Die Kartei als Raum der Bilder wird. Das Gemälde war einst für die Schausammlung des Museums bestimmt. Die Eintragungen der Karteikarte ord- Die durch Bilder moderierten Arbeitsgemeinschaften las- nen es seinem einstigen Standort zu. Gemeinsam mit ande- sen sich am Beispiel einer Karteikarte nachvollziehen, die ren stattete es den Lichthof vor der Aufstellung der Sau- auf ein Ölgemälde im Magazin der Historischen Bild- und rierskelette aus. Die hier vorgestellte Kartei weist dabei Schriftgutsammlungen verweist (Abb. 12). „Zool. Mus. gleichsam die Quelle ihres Wissens aus. Ein gelber Klebe- B VII/28“ führt uns zur großformatigen Darstellung eines zettel enthält einen bibliographischen Vermerk zur Chronik Wals, deren Ausmaße auch den Rahmen der in der Kartei der Friedrich-Wilhelms-Universität, in der für das Jahr 1900 vorhandenen Bildduplikate sprengen (Abb. 13). Als Bildin- die Aufstellung des Bildes neben dem Skelett des Pottwals halt ist der Körperumriss eines Pottwals (Physeter macroce- unter den Arbeitsergebnissen des Jahres im Bereich des Zoo- phalus) mit eingezeichnetem Skelett angegeben. Mit ei- logischen Museums übermittelt wurde (Friedrich-Wil- nem Blick auf die eingeklebte Fotografie wird der Zielpunkt helms-Universität 1900, 144). Es ist anzunehmen, dass der Darstellung klar – ein größerer Schatten soll den Umriss das Gemälde nach dem Einzug der Dinosaurier, welcher des Körpers des Meerestieres simulieren, der allein durch das 1924 begann, gemeinsam mit den Walskeletten wieder aus Skelett nicht zu erahnen ist. Es ist also nicht vornehmlich dem Lichthof verschwand (Vennen 2018, 187). Eine hand- das Fachpublikum der Cetologie, welches hier adressiert schriftliche Notiz verweist darauf, dass es 1998 in den Perspektive des Sammlungswissens 67
Bestand der Historischen Bildsammlungen aufgenommen plexere Fragestellungen an die Bestände heranzutragen, wurde und später in einer von Greenpeace initiierten Wan- die über eine Suche nach Medien, Personen und Tierarten derausstellung durch Deutschland reiste. In einem beigeleg- hinausgehen.33 ten Umschlag sind zudem Schwarz-Weiß-Abzüge einer Fo- Lag das Hauptaugenmerk der Sammlungsforschung zu- tografie von „H. Spohler“ aus dem Jahr 1990 zu finden. vor weitgehend auf den Bild-Archivalien an sich, rücken Diese wurden, so die genaue Dokumentation, im Frühjahr seit einigen Jahren auch die Ordnungssysteme und Find- 2000 von „V. Heinrich“ reproduziert und geben eine ge- mittel in das Zentrum wissenschaftlicher Betrachtungen. Sie stauchte Ansicht des Motivs wieder (Abb. 13). ermöglichen erst, die Entwicklung von Routinen für eine Eine weitere Beigabe der Karte stellt einen Ausdruck aus historische Arbeit nachzuvollziehen, und haben zur Konso- der elektronischen „Microsoft Encarta 97“-Enzyklopädie lidierung von Sammlungen beigetragen.34 Im Rückblick auf dar. Auf dem Ausdruck des fotografisch bebilderten Ein- die einzelnen Stationen – von der Liste über die Kartei bis trags zum Pottwal ist der lateinische Name der Spezies an- zur Datenbank – werden die wissenspolitische und kultu- gestrichen. relle Einbettung, die spezifische Funktionalität und die in- In diesem Durchlauf des Pottwals durch verschiedene härente Materialität eines jeden Findmittels offenbar. Stufen seiner bildlichen Reproduktion wird der genuin ver- Eine solche Genealogie läuft schnell Gefahr, problema- mittelte Blick auf das Tier deutlich, wie er unlängst von Felix tischen Hierarchisierungen stattzugeben. Findmittel werden Lüttge beschrieben worden ist: Stets in seinem Format zu dann als mehr oder weniger nützlich oder gar antiquiert groß und als lebendiges Tier auch optisch schwer zu erfassen, bewertet – und in der Folge teilweise oder vollständig ent- stellt es nicht nur ein klassifikatorisches Problem zwischen sorgt. Häufig muss eine Digitalisierung der Bestände als Säugetier und Fisch dar, sondern entzieht sich auch seiner Vorwand für diese Praxis des ‚Entsammelns‘ herhalten.35 bildlichen Darstellung, was bereits Herman Melville monierte Demgegenüber steht seit einigen Jahren der Vorschlag einer (Lüttge 2016; Lüttge 2020, 160–168). In den Histori- integrativen Sammlungsforschung, die Archive und ihre schen Bildsammlungen gleich mehrfach visuell, doch immer Sammlungen als dynamische Räume begreift, indem sie die nur fragmentarisch registriert, lässt sich dieses Wissenschaft hier stattfindenden Funktionswechsel und Wertewandel der wie Literatur durchziehende Problem nachvollziehen. einzelnen Medien des Archivierens berücksichtigt: Längst hat die Forschung erkannt, dass digitale Werkzeuge ana Zum (historischen) Wert der Kartei – loge Archivalien nicht ersetzen, sondern diese ergänzen ein Plädoyer (Caraffa 2009). Mit den neuen Möglichkeiten digitaler Verzettelung, welche entscheidende Vorteile für eine Ver- In den Historischen Bildersammlungen des Museums für netzung und Verschlagwortung von Datensätzen mit sich Naturkunde Berlin ist im Laufe des 20. Jahrhunderts ein bringen, wird die analoge Kartei der HBSB daher keines- Zettelkatalog entstanden, in dem sich natur- und kunst- wegs obsolet. Im Gegenteil: Sie erhält den Status eines his- wissenschaftliche Kriterien der Registratur begegnen. Die torisch wertvollen Dokuments, das Sammlungsgeschichten, im Zentrum des Kataloges stehende Bilder-Kartei referen- Verzeichnungspraktiken und wissenschaftliche Diskurse der ziert dabei nicht nur verschiedene Bild-Archivalien, sondern 1920er und 1930er Jahre, der frühen Nachkriegszeit und versieht sie zugleich mit einer Vielzahl schriftlicher Annota- der DDR in einem materiell und räumlich einmaligen Ver- tionen und visueller Reproduktionen. Das hierbei entstehen- weisgefüge zusammenbringt. Zum Kulturerbe des Archivs de Netzwerk aus Inskriptionen und Verweisen, Expertisen gehören folglich analoge Findmittel in gleichem Maße wie und Medien zeichnet die Bilderkartei als „boundary object“ das ‚klassische‘ Archivgut historischer Schriften und Bilder. aus, welches wissenschaftliche Interferenzen produziert und Ein gemeinsamer Blick auf Archivalien sowie ihre ana- greifbar macht. Dabei stößt das Verweissystem der Kartei logen und digitalen Findmittel verspricht Erkenntnisse über immer wieder an Grenzen. Die Ambiguität ihrer Operationen die materiellen Grundlagen der Verknüpfung im Archiv: Erst liegt darin begründet, dass sie einerseits verschaltet und er- im Blick auf die Medien der Registratur wird deutlich, wie weitert, andererseits reduziert. Das einmal festgelegte For- mat und die physische Begrenzung ihres Raums bedingen eine Verknappung der Kartei, die spezifische Inhalte und 33 Interviews mit Sabine Hackethal, 8.6.2020 und 2.2.2021. Zusammenhänge sichtbar werden und andere ausblenden 34 Anlässlich des 100. Jubiläums des Museums für Naturkunde lässt. Während Sabine Hackethal die Kartei bis zu ihrem Ein- wurden die Historischen Bild- und Schriftgutsammlungen 1988 tritt in den Ruhestand 2019 bearbeitete, initiierte sie par- zu einer zentralen Abteilung erklärt (Hackethal 1989a, 358). allel dazu die Einführung einer elektronischen Datenbank. Seit 1994 sind sie in der Abteilung Historische Arbeitsstelle (HAS) zusammengefasst. Die sich hierbei institutionalisierende Tradi Der Zettelkasten war zu aufwändig, das System einer ana- tionspflege beruht auch auf der gewachsenen Infrastruktur ihrer logen Registratur zu starr geworden. Erst mit dem Erwerb Findmittel. der Sammlungssoftware „Daphne“ im Jahr 2016 wurde es 35 Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema liefert in den letzten Jahren möglich, unvorhersehbare und kom- u. a. Museumsverband Thüringen 2020. 68 Perspektive des Sammlungswissens
die Herstellung einer Referenz zwischen Sammlungsobjek- F.; Wodtke P. (Hg.). 2019. Photo-Objects. On the Materia ten und historischer Aussage gelingt. lity of Photographs and Photo-Archives in the Humanities and Sciences. Berlin: Edition Open Access, Max-Planck- Danksagung Institut für Wissenschaftsgeschichte, online unter: https:// www.mprl-series.mpg.de/studies/12/ index.html (2.2.2021) Wir danken Sabine Hackethal und Hannelore Landsberg für zahlreiche Auskünfte, ebenso Sandra Miehlbradt, Yvonne Bärnighausen, J.; Gräfe, S. (Hg.). 2020. Bilder der Na- Reimers und Hans-Ulrich Raake vom Museum für Natur- tur – Objektgeschichten aus den Bild- und Schriftgutsamm kunde Berlin für den Zugang zu Archivalien und Literatur. lungen der Historischen Arbeitsstelle, Onlinepublikation, Des Weiteren danken wir Karien Lahaise (Archivarin des Museum für Naturkunde Berlin. Online unter: https://www. Naturalis Biodiversity Center Leiden) für den Austausch museumfuernaturkunde.berlin/de/wissenschaft/bilder- über die Ordnungslogik naturkundlicher Museumsarchive, der-natur (12.1.2021) Joachim Scholz vom Senckenberg Naturmuseum Frankfurt am Main für Auskünfte und Literatur zu dem von ihm einst Becker, P.; Clark, W. 2004. Little Tools of Knowledge: betreuten Archiv, zudem Christa Riedl-Dorn (ehemalige Di- Historical Essays on Academic and Bureaucratic Practices. rektorin der Abteilung Archiv für Wissenschaftsgeschichte Ann Arbor: University of Michigan Press am Naturhistorischen Museum Wien), Sylke Frahnert (Orni- thologie) und Michael Ohl (Entomologie) vom Museum für Benjamin, W. 1935/36. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Naturkunde Berlin für Überlegungen zu Bildern als Typus- technischen Reproduzierbarkeit [5. Fassung]. In: Lindner, Exemplare sowie Carola Jüllig (Sammlungsleiterin für den B. (Hg.) 2013. Walter Benjamin: Werke & Nachlaß. Kriti- Bereich Bild am Deutschen Historischen Museum Berlin) sche Gesamtausgabe. Bd. 16. Berlin: Suhrkamp, 207–255 für Informationen zur Kartei des ehemaligen Museums für Deutsche Geschichte. Paul Scofield (Senior Curator Natural Blume, J. 2019. Wissen und Konsum. Eine Geschichte des History am Canterbury Museum, Neuseeland) sei für die Hil- Sammelbildalbums, 1860–1952. Göttingen: Wallstein fe bei den Recherchen zu Gertrud-Luise Grote gedankt. Bei Volker Thiel, Vorsitzender von Registrars Deutschland e. V. Böhme, K. 2003. Im Tempel der Natur: Naturgeschichte, und Leitender Registrar der Stiftung Haus der Geschichte Esoterik und Traditionen in der Gesellschaft Naturforschen- (Bonn), bedanken wir uns für seine Literaturhinweise zum der Freunde zu Berlin. In: Zaunstöck, H. (Hg.). Sozietäten, Berufsbild des Registrars. Den Fotografinnen Carola Radke Netzwerke, Kommunikation. Tübingen: Niemeyer, 57–83 (Museum für Naturkunde Berlin) und Micaela Mau (Berlin) danken wir herzlich für die Anfertigung der Aufnahmen, die Böhme, K.; Hackethal, S.; 2000. Das „THEATRUM den vorliegenden Beitrag begleiten. NATURAE“ von 1615: der Weg einer Bildersammlung. Mit- teilungen aus dem Museum für Naturkunde in Berlin. Zoo- logische Reihe 76, 1: 155–156 Literatur Böhme-Kassler, K. 2005. Gemeinschaftsunternehmen Alberti, Samuel J. M. M. 2008. Constructing Nature Naturforschung: Modifikation und Tradition in der Gesell- Behind the Glass. Museum & Society 6, 2: 73–97 schaft Naturforschender Freunde zu Berlin 1773–1906. Stuttgart: Steiner Albrecht, A.; Ulrich, M. 2010. Anna Held, Tiermalerin. In: Damaschun, F.; Hackethal, S.; Landsberg, H.; Lein- Braun, P. (Hg.) 2015. Objektbiographie: Ein Arbeitsbuch, felder, R. (Hg.). Klasse, Ordnung, Art: 200 Jahre Museum Weimar: Verlag und Datenbanken für Geisteswissenschaften für Naturkunde. Rangsdorf: Basilisken-Presse, 200–201 Bredekamp, H.; Brüning, J.; Weber, C. (Hg.) 2000. Angermann, R. 1994. Anna Held, Paul Matschie und die Theatrum Naturae et Artis – Theater der Natur und Kunst: Säugetiere des Berliner Zoologischen Museums. Bongo. Bei Wunderkammern des Wissens. Essays. Berlin: Henschel träge zur Tiergärtnerei und Jahresberichte aus dem Zoo Berlin/Zoologischer Garten 24: 107–138 Brogiato, H.-P. 2011. Forschen, Reisen, Entdecken: Lebens welten in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft. Halle: Anonymus 1993. NTM gratuliert. N.T.M. N.S. 1: 57–64 Mitteldeutscher Verlag Arndt, Walther 1941. Die Anzahl der bisher in Deutsch- Caraffa, C. 2009. Florence Declaration. Empfehlungen land nachgewiesenen Tierarten. Zoogeographica 4: 28–92 zum Erhalt analoger Fotoarchive, https://www.khi.fi.it/ Bärnighausen, J.; Caraffa, C.; Klamm, S.; Schneider, de/photothek/florence-declaration.php (6.2.2021) Perspektive des Sammlungswissens 69
Caraffa, C. 2011. „Bitte wenden!“. Fotografien in Archi- Hackethal, S. 2010a. „Haare und Wolle vom Mammuths ven im Zeitalter ihrer Digitalisierbarkeit: ein material turn. thiere“. Über die Gesellschaft Naturforschender Freunde an Rundbrief Fotografie 18, 3: 8–15 das Naturkundemuseum. In: Damaschun, F.; Hackethal, S.; Landsberg, H.; Leinfelder, R. (Hg.). Klasse, Ordnung, Cuntz, M.; Nitsche, B.; Otto, I.; Spaniol, M. (Hg.) Art: 200 Jahre Museum für Naturkunde. Rangsdorf: Basilis- 2006. Die Listen der Evidenz. Köln: DuMont ken-Presse, 82–83 Damaschun, F.; Hackethal, S.; Landsberg, H.; Lein- Hackethal, S. 2010b: Das Theatrum Naturae des Michael felder, R. (Hg.) 2010. Klasse, Ordnung, Art: 200 Jahre Rötenbeck – unbekannte Naturstudien 100 Jahre nach Museum für Naturkunde. Rangsdorf: Basilisken-Presse Dürer. In: Damaschun, F.; Hackethal, S.; Landsberg, H.; Leinfelder, R. (Hg.). Klasse, Ordnung, Art: 200 Jahre Daston, L. 2004: Type Specimens and Scientific Memory. Museum für Naturkunde. Rangsdorf: Basilisken-Presse, Critical Inquiry 31, 1: 153–182 70–75 Dercks, U. 2013. Ulrich Middeldorf Prior to Emigration: Hackethal, S. 2010c. Naturstudien und Kopien fremder The Photothek of the Kunsthistorisches Institut in Florenz Blätter. Die Zeichnungen von Lazarus Rating im THEAT- (1928–1935). art libraries journal 38, 4: 29–36 RUM NATURAE von 1615. In: Ulrich, M.; Hwang, J.; Glaubrecht, M. (Hg.). Vorstoß ins Innere: Streifzüge Deutscher Museumsbund (Hg.) 2019. Leitfaden Pro- durch das Berliner Museum für Naturkunde. Berlin: Al- fessionell arbeiten im Museum. Berlin: Deutscher Muse- pheus-Verlag, 95–110 umsbund e. V. Online unter: https://www.museumsbund. de/wp-content/uploads/2020/01/dmb-leitfaden-pro- Hammerschmidt, J. 2011. 200 Jahre Naturforschende fessionell-arbeiten-online.pdf (2.8.2021) Gesellschaft und Museum für Naturkunde Görlitz. Görlitz: Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz Dolezel, E. 2019. Der Traum vom Museum: Die Kunst- kammer im Berliner Schloss um 1800 – eine museumsge- Helbig, J. 2019. Das Berliner Museum für Naturkunde: schichtliche Verortung. Berlin: Gebr. Mann Verlag Bauen und Ausstellen im Spiegel der Museumsreform – eine Konfliktgeschichte. Baden-Baden: Tectum Verlag Edwards, E.; Hart, J. 2004. Photographs Objects Histo- ries: On the Materiality of Images. London; New York 2004 Heumann, I. 2013. Zeiträume: Typologie naturwissen- schaftlicher Sammlungen. Trajekte: Archive der Natur 27, Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (Hg.) 1900. 14: 19–23 Chronik der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin: für das Rechnungsjahr 1900. Berlin; Goslar; Halle (Saale): Heumann, I.; Stoecker, H.; Tamborini, M.; Vennen, M. Buchdruckerei des Waisenhauses (Hg.) 2018. Dinosaurierfragmente: Zur Geschichte der Tendaguru-Expedition und ihrer Objekte, 1906–2018. Göt- Gfrereis, H.; Strittmatter, E. (Hg.) 2013. Zettelkästen tingen: Wallstein – Maschinen der Phantasie. Marbach am Neckar: Deutsche Schillergesellschaft Hoppe, G. 1998–2003. Zur Geschichte der Geowissen- schaften im Museum für Naturkunde zu Berlin. Teil 1–5. Gugerli, D.; Hagner, M; Hampe, M.; Sarasin, P.; Tanner, Mitteilungen aus dem Museum für Naturkunde in Berlin. J.; Orland, B. (Hg.) 2005. Bilder der Natur – Sprachen der Geowissenschaftliche Reihe 1 (1998): 5–20; 2 (1999): Technik. Zürich; Berlin: Diaphanes Verlag 3–24; 3 (2000): 3–25; 4 (2001): 3–27; 6 (2003): 3–51 Hackethal, S. 1989a. Die Historischen Schrift- und Bild- Höxtermann, E. 2013. Ilse Jahn (1922–2010): Ein Nach- gutsammlungen im Museum für Naturkunde und ihre Be- ruf. In: Sudhaus, W. (Hg.). Sitzungsberichte der Gesell- deutung für Sammlungsarbeit und Forschung. Wissen- schaft Naturforschender Freunde in Berlin N.F. 49: 173– schaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin 196 38, 4: 353–358 International Commission on Zoological Nomencla- Hackethal, S. 1989b. Die Portraitsammlung des Berliner ture (Hg.) 1999. International Code of Zoological Nomen Zoologischen Museums als Bestandteil der Historischen clature. Online unter: https://www.iczn.org/the-code/the- Schrift- und Bildgutsammlungen des Museums für Natur- international-code-of-zoological-nomenclature (8.2.2020) kunde Berlin. Neue Museumskunde 32, 4: 255–260 Jahn, I.; Löther, R.; Senglaub, K. (Hg.) 1982. Geschichte 70 Perspektive des Sammlungswissens
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