Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
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Schutzgebühr 7 € SPEZIAL Biodiversität H UT Z ARTENSC Wertvolle n e Maßnahm effektiv verbinden MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON
INHALT 8 | ACKERBAU 12 | ACKERBAU Vielfältige Blühstreifen Tipps zur Saatgutwahl, Anlage und MAGAZIN Aktives Bodenleben Pflege der blühenden Flächen. Bodenlebewesen wie Regenwürmer 3 Vielfalt ist unsere Basis benötigen Futter zum Humusaufbau. 4 B iodiversität – wir alle sind gefordert ACKERBAU 8 Den Boden im Blick 10 Dauerhaftes Begrünen schafft Humus 12 Blüten für die Artenvielfalt 14 Vernetzte Feldraine 15 Nützliche Pufferstreifen 16 Mehr Tümpel, Hecken & Co. 18 Schützen Sie Nützlinge! 19 Hilfe für die Feldlerche 20 Neues Zuhause für Schwalben 21 Gelegeschutz für Kiebitze 22 G etreide – einfach mal was stehen lassen GRÜNLAND 24 Rettet die Rehkitze! 26 S o päppeln Sie artenarme Wiesen wieder auf 32 | PRAXISBEISPIELE PRAXISBEISPIELE Vernetzte Maßnahmen Praktiker, wie das Ehepaar Gäbert aus 28 B untes Netzwerk für Brandenburg, verknüpfen Einzelmaß mehr Artenvielfalt nahmen geschickt und schaffen so einen 30 Gemeinsam fürs Rebhuhn messbaren ökologischen Mehrwert. 32 Die Mühen lohnen sich 24 | GRÜNLAND Kitzschutz BERATUNG Wie Sie Niederwild mit einfachen 34 Partner für Biodiversität Maßnahmen schonen. IMPRESSUM Verlagsbeilage „top Spezial Biodiversität“ Titelbild: Leiterin Vertriebsmarketing: in der Ausgabe 3/2020 von top agrar Maike Schulze Harling Sylvia Jäger Redaktion: Layout: Leiter Vertriebsmanagement: Matthias Bröker (verantwortlich, Dilan Atalan, Beate Driemer Paul Pankoke matthias.broeker@topagrar.com), Christian Brüggemann, Daniel Dabbelt, Verlag: Leiter Media Sales und verantwortlich Friederike Mund, Anne Katrin Rohlmann Landwirtschaftsverlag GmbH, für den Anzeigenteil: Dr. Peter Wiggers Hülsebrockstraße 2 – 8, 48165 Münster, Redaktionsanschrift: top agrar, Telefon: +49 2501 8010 Anzeigendisposition: Hülsebrockstraße 2 – 8, Andre Schürmann, 48165 Münster, Telefon: +49 2501 8016400, Geschäftsführer: Tel.: +49 2501 8013350 Fax: +49 2501 801654, Werner Gehring, Dr. Ludger Schulze Pals, Malte Schwerdtfeger Anzeigenmarketing: E-Mail: redaktion@topagrar.com Jens Winkelkötter, Chefredakteure: Guido Höner, Publisher: E-Mail: marketing@topagrar.com, Matthias Schulze Steinmann Reinhard Geissel Telefon: +49 2501 80118500 2 top agrar spezial
Vorwort „Das Fördern von Biodiversität könnte ein Betriebszweig werden“ Vielfalt ist unsere Basis ▶▶Oft sind sie klein und eher unschein oder die Ackerbaustrategie auf den Weg bar – die Rede ist von Insekten, die jeden bringen will. Brüssel wird zudem wohl Tag enorme Leistungen erbringen. bei der Weiterentwicklung der Gemein Sie sind ein sogenannter integraler Teil samen Agrarpolitik die Zahlungen stär der ökologischen Vielfalt und spielen in ker als bislang an Umweltleistungen unseren Ökosystemen eine wichtige knüpfen. Beide beteuern, dass sie die För Foto: Heil Rolle. Viele Insektenarten bestäuben z. B. dertöpfe so ausstatten wollen, dass sich Pflanzen, sind Nahrungsgrundlage für das Anlegen von Maßnahmen zur För △ Matthias Bröker, andere Insekten oder weitere Tiergrup derung von Biodiversität auch lohnt – top agrar pen wie Vögel und kleine Säugetiere. hoffentlich stehen sie zu ihrem Wort. Zusätzlich arbeitet eine gewaltige An Für die Landwirtschaft heißt das: zahl von ihnen im Boden. So kontrollie Wer z. B. im Rahmen des derzeitigen ren sie z. B. Schaderreger, sind an der Greenings oder für Agrarumwelt- und Humusbildung beteiligt und erhalten Klimamaßnahmen Blühflächen, Puffer somit die Bodenfruchtbarkeit. streifen oder Brachen anlegt, sollte die Zurzeit gibt es nach Angaben des Flächen möglichst effizient verbinden, Bundesumweltministeriums (BMU) bun um den Arten einen Mehrwert zu bieten. desweit rund 33 300 Insektenarten. Berater können bei der Anlage oder Damit sind fast drei Viertel aller Tierar beim Ausfüllen der Förderanträge helfen. ten in Deutschland Insekten, darunter Bei optimaler Strategie könnte „Biodi Bienen, Käfer, Schmetterlinge, Libellen, versität“ für einige Betriebe vielleicht so Heuschrecken, Ameisen und Fliegen. gar ein neues Standbein werden. Leider stehen sie zurzeit gehörig unter Wie man die Einzelmaßnahmen am bes Druck. Ein Blick auf die Rote Liste zeigt: ten anlegt und wie hoch sie gefördert In Deutschland sind z. B. über 40 % werden, dazu finden Sie in diesem Heft der insgesamt 561 erfassten Bienenarten wertvolle Tipps. In den Reportagen ab bestandsgefährdet. Das ist höchst alar Seite 28 lesen Sie zudem, wie versierte mierend – tragen doch vor allem die Praktiker die Maßnahmen sinnvoll ver Wildbienen in hohem Maße zur Bestäu binden. Helfen Sie mit, die Arten zu schüt bung bei, für einige Pflanzenarten sind zen – auch kleine Streifen entlang von sie sogar überlebenswichtig. Wäldern und Hecken leisten bereits einen Um den Artenverlust aufzuhalten, wichtigen Beitrag. braucht es nun das Engagement vieler Akteure. Politiker, Landwirte und Na turschützer müssen enger zusammen rücken, um die Mammutaufgabe bewäl tigen zu können. Ziel muss es sein, Artenschutz und einen wettbewerbsfähi gen Ackerbau zusammenzubringen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium versucht das, indem es Maßnahmen wie das Aktionsprogramm Insektenschutz top agrar spezial 3
Magazin Biodiversität – wir alle sind gefordert Der Artenverlust hält weiter an. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, dass Politik, Landwirte und Naturschutz zusammenarbeiten – denn Artenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Foto: Brüggemann 4 top agrar spezial
K aum ein Thema beherrscht die steht, verdeutlicht z. B. der Nationale SCHNELL GELESEN Medien zurzeit mehr als die Lage Vogelschutzbericht 2019 , den das Bun- unserer Arten und des Klimas. desamt für Naturschutz kürzlich an die Der Artenrückganghält weiter an – Beides ist eng miteinander verbunden: EU-Kommission übermittelt hat. Dieser das zeigen die Ergebnisse der Weltbiodi So kann z. B. nur ein humusreicher Bo- zeigt, wie sich die Vogelbestände entwi- versitätsstudie, des nationalen Vogel den, in dem unzählige Bodenorganis- ckeln und Brutpaare verbreiten. Hier schutzberichts und von Insektenstudien. men arbeiten, viel Kohlendioxid (CO2) einige Ergebnisse: Die Politikwill mit Maßnahmen wie speichern und somit als CO2-Senke das Bei den Brutvögeln hält sich der An- dem Aktionsprogramm Insektenschutz, Klima entlasten. Verschlechtert sich der teil von Arten mit zunehmenden und der Ackerbaustrategie und einer an Zustand hingegen, könnte sich die abnehmenden Bestandstrends über eine Umweltleistungen angelehnten Förder Landmasse laut neuerer Forschungser- Zeit von zwölf Jahren zwar ungefähr politik gegensteuern. gebnisse künftig zur Kohlenstoffquelle die Waage. Allerdings nimmt die Zahl entwickeln – das würde den Klimawan- der Großvogelarten wie Seeadler, Uhu Künftige Anreizprogrammesollen del in bisher nicht abschätzbarem Maße und Schwarzstorch wieder zu, während es ermöglichen, effektive biodiversitäts befeuern. vor allem die Bestände von Arten des fördernde Maßnahmen wirtschaftlich in Genauso wichtig für das Klima und Agrarlandes wie Rebhuhn oder Kiebitz Betriebe zu integrieren. obendrein für unsere Ernährungssicher- weiter sinken (siehe Übersicht). Kontrollenmüssen künftig deutlich heit ist auch eine funktionierende Biodi- Aus den Vogelschutzberichten der praxisnäher erfolgen. versität über dem Boden. So sorgt z. B. EU-Mitgliedstaaten sowie den Meldun- die Bestäubung von Insekten dafür, dass gen zur Umsetzung der FFH-Richtlinie viele Pflanzen überhaupt Samen bilden erstellt die EU-Kommission einen euro- können. Diese dienen neben dem Arter- paweiten Bericht über den Zustand halt auch als Nahrung für viele andere der Natur. Bestimmte Vogelarten gelten diskutiert. Im Rahmen einer Insekten- Tiere. Auf die Erträge würde sich zudem dabei als sogenannte Indikatorarten. studie der TU München erfassten For- eine fehlende Bienenbestäubung fatal Nimmt z. B. der Bestand einer Indika- scher von 2008 bis 2017 viele Insek auswirken – bei Raps oder Sonnenblu- torart ab, geht man davon aus, dass Ar- tengruppen in Brandenburg, Thüringen men würden sie um 25 % einbrechen. ten mit ähnlichen Nahrungs- und Habi- und Baden-Württemberg. Auf über 300 Biodiversität – also die Vielfalt des tatansprüchen ebenfalls zurückgehen. Flächen sammelten sie über eine Million Lebens – ist somit unsere Grundlage, Der nächste Bericht wird voraussicht- Insekten und konnten nachweisen, dass die es zu schützen gilt. Dabei stehen die lich im Herbst 2020 veröffentlicht. viele der fast 2 700 untersuchten Arten Arten in komplexen Wechselbeziehun- Ein Grund für das Leiden von insek- rückläufig waren. Somit steht eins fest: gen zueinander. Welche Folgen es hat, tenfressenden Vogelarten ist, dass ihr Unsere Arten benötigen Hilfe! diese zu stören, ist kaum abschätzbar. Futtertisch nicht mehr so reichlich ge- deckt ist wie früher. Wörter wie „In POLITIK SCHNÜRT UMFANGREICHE WIE STEHT’S UM DIE ARTEN? sektensterben“ oder „Insektenschwund“ HILFSPROGRAMME Trotz vieler Bemühungen ist es um die sind momentan in aller Munde. Wie Bereits jetzt gibt es in Deutschland eine Artenvielfalt derzeit nicht gut bestellt. stark allerdings die Insektenpopulation Vielzahl von Gesetzen zum Schutz der Laut Weltbiodiversitätsstudie sind glo- tatsächlich sinkt, wird zurzeit intensiv Biodiversität. Auch Brüssel redet beim bal etwa 1 Mio. Arten vom Aussterben bedroht – das fanden Forscher nach ei- ner Auswertung von über 15 000 Stu- dien und anderen Quellen heraus. Als SO HABEN SICH DIE BRUTVÖGEL IN DEUTSCHLAND ENTWICKELT direkte Treiber für den Artenverlust er- 1% mittelten sie eine veränderte Land- und 6% 1% 8% Meeresnutzung, gefolgt von direkter Ausbeutung (z. B. Fischerei), Klimawan- del, genereller Verschmutzung und Ef- 30 % fekten invasiver Arten. 30 % Diesen Trend wollen die Mitglied- 25 % 31% Brutvögel Brutvögel staaten des sogenannten Weltbiodiver- Kurzzeittrend Langzeittrend sitätsrates, darunter auch Deutschland, Quelle: Bundesamt für Naturschutz (12 Jahre) (36 Jahre) mithilfe vieler Maßnahmen umkehren – über alle Sektoren hinweg wie Politik, Industrie, Verbraucher und Landwirt- schaft. An der Gemeinschaftsaufgabe 37 % 31% „Mehr Biodiversität“ nehmen weltweit mittlerweile 132 Staaten teil. Ihr über- geordnetes Ziel lautet: eine nachhalti- zunehmend abnehmend unsicher gere Zukunft schaffen. stabil unbekannt fluktuierend top agrar Doch wie ist die Lage der Arten bei uns in Deutschland? Dass trotz vieler △ Vor allem die Bestände von Vogelarten der Agrarlandschaft sinken. Besonders betroffen Teilerfolge noch Handlungsbedarf be- sind Kiebitze und Rebhühner. top agrar spezial 5
Magazin Fotos: Imhäuser, Mann, Werkbild 1 2 3 △ Förderpolitisch stehen die Zeichen auf das Erreichen von Umweltzielen – z. B. mit Brachen (1), Pufferstreifen (2) oder Blühmischungen (3). Artenschutz ein Wörtchen mit. Die wich nahmen“ in Anlehnung an das soge- auch Gelder der 1. Säule der GAP für tigsten Regelungen entnehmen Sie der nannte Niederländische Modell hervor. den Umweltschutz einsetzen – und Zusatzinfo „Gesetze“. Dort arbeiten Landwirtschaft, Umwelt zwar über sogenannte Eco-Schemes. Um vor allem den Insektenschutz vo- und Verwaltung eng zusammen und bil- Diese sollen nach 2020 das Greening ranzutreiben, hat die Bundesregierung den auch eine Kontrolleinheit. Ziele der ablösen, was in den Augen der EU- im Koalitionsvertrag ein Aktionspro- Strategie sind u. a.: Kommission zwar positive Umweltwir- gramm Insektenschutz vereinbart. Es • das Fördern vielfältiger Fruchtfolgen, kungen erbracht hat, jedoch nicht in soll nach Angaben des Bundesministeri- • das Erreichen eines Humusgleichge- dem geplanten Umfang. ums für Ernährung und Landwirtschaft wichts in allen Ackerböden bis zum Die Teilnahme an diesen Eco-Sche- (BMEL) Insektenlebensräume und die Jahr 2030 und mes, die in direkter Konkurrenz zur Ba- Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft • eine stärkere Berücksichtigung des In- sisprämie stehen und die man jährlich fördern. Dazu will man z. B. die Liste tegrierten Pflanzenschutzes. neu beantragen muss, soll nach bisheri- von gesetzlichen Biotopen um artenrei- Die Ackerbaustrategie dient zunächst gen Aussagen für die Landwirte freiwil- ches Grünland, Streuobstwiesen, Tro- als Diskussionsgrundlage. Laut BMEL lig sein. Bund und Länder beraten ge- ckenmauern und Steinriegel erweitern soll sie eine Art Handbuch für den genwärtig, welche Maßnahmen ange- und diese künftig im Bundesnatur- Ackerbau der Zukunft sein. boten werden könnten. Vorgaben für schutzgesetz als geschützte Biotope aus- Zudem will das BMEL den ökologi- die finanzielle Mindestausstattung die- weisen. Zusätzlich sollen im Rahmen schen Landbau noch stärker unterstüt- ses neuen Förderinstruments gibt es des Programms Verbote von Herbizid- zen, weil dieser nach Ansicht des Thü- derzeit noch nicht. und Insektizidmaßnahmen in Schutzge- nen-Instituts einen wichtigen Beitrag bietskategorien wie Naturschutzgebie- für die Arten leiste. Ziel der Bundesre- NEUER BETRIEBSZWEIG ten, Nationalparks und FFH-Gebieten gierung ist, dass 20 % der Landwirt- BIODIVERSITÄT? gelten. schaftsfläche bis zum Jahr 2030 ökolo- Wie viel Geld z. B. nach der Neugestal- Die geplanten Maßnahmen des In- gisch bewirtschaftet wird. Das BMEL tung der GAP oder nach Umsetzung der sektenschutzprogramms sollen über ei- fördert diese Bewirtschaftungsform z. B. verschiedenen Programme des BMEL nen Mix aus Ordnungs- und Anreiz über das „Bundesprogramm ökologi- für den Artenschutz in die Landwirt- politik umgesetzt werden. Für die Fi- scher Landbau und andere Formen schaft fließen wird, darum wird nun nanzierung sollen Gelder in Höhe von nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)“. heftig gerungen. Fest steht, dass sich 80 Mio. € an die betroffenen Betriebe künftige Zahlungen mehr an Umwelt- fließen. Ob das Programm bis zum EU-FÖRDERUNG ZIELT VERSTÄRKT zielen orientieren werden als heute. Die Ende der Legislaturperiode der Großen AUF UMWELTLEISTUNGEN AB Politik hat nach eigenen Aussagen aber Koalition umgesetzt wird und wie es im Politisch stehen somit alle Vorzeichen verstanden, dass sich Maßnahmen wirt- Detail aussieht, ist noch offen. auf die Förderung von Artenschutz. schaftlich in die Betriebe integrieren las- Kürzlich stellte Bundeslandwirtschafts Das zeigt sich auch daran, wie sich die sen müssen, um nachhaltig zu sein. „Für ministerin Julia Klöckner zudem ihren EU-Kommission die künftige Ausge- die Anforderungen der Gesellschaft für Entwurf für eine Ackerbaustrategie bis staltung der Agrarzahlungen vorstellt. mehr Artenschutz muss es eine faire zum Jahr 2035 vor. Auch diese enthält So strebt Brüssel bei der Weiterentwick- Entlohnung geben“, verkündete Minis- viele Punkte, die auf ein Mehr an Bio lung der Gemeinsamen Agrarpolitik terin Julia Klöckner bei der Präsenta- diversität abzielen. So hebt die Strategie (GAP) nach 2020 an, die Zahlungen tion ihrer Ackerbaustrategie. z. B. den „Aufbau von regional abge- stärker als bisher an Umweltleistungen Wer demnach im Rahmen von frei- stimmten biodiversitätsfördernden Maß- zu knüpfen. Zudem will sie künftig willigen Maßnahmen, aber auch des 6 top agrar spezial
Greenings und von Agrarumwelt- und dere Bereiche wie Siedlungsentwick- GESETZE Klimamaßnahmen (AUKM) z. B. Blüh- lung, Lichtverschmutzung, Gärten und streifen/-flächen, Brachen oder Puffer- Verkehrsflächen. Die besondere Bedeu- Regeln zum Artenschutz streifen anlegt, kann auch künftig mit tung der Landwirtschaft sehen die Poli- Fördermitteln aus dem EU- und Bun- tiker darin, dass sie mit knapp 50 % der Die EU und Deutschland haben sich deshaushalt rechnen – wenn auch in ab- Gesamtfläche Deutschlands die größten über eine Reihe von Gesetzen zum geänderter Form. Damit der Artenschutz Flächennutzer sind. Artenschutz verpflichtet. So regelt z. B. für die Betriebe in Zukunft ein wirt- Wichtig ist nun, dass alle Beteiligten die EU-Artenschutzverordnung, die das schaftlicher Betriebszweig werden kann, sich der Gemeinschaftsaufgabe „Mehr Washingtoner Artenschutz-Übereinkom- gilt es aber, die Maßnahmen geschickt Biodiversität“ stellen. Mit den Ergeb- men (CITES) umsetzt, den internatio- aufeinander abzustimmen – und zwar nissen aus Projekten wie z. B. F.R.A.N.Z. nalen Handel mit gefährdeten Tier- und aus Sicht des Artenschutzes und der (S. 29) oder dem FarmNetzwerk Nach- Pflanzenarten. Zudem gibt es die soge- Ökonomie. haltigkeit (S. 33) lassen sich Maßnah- nannte EU-Vogelschutzrichtlinie. Ihr Welche Einzelmaßnahmen sich auf men zum Artenschutz noch effizienter Ziel ist es, sämtliche im Gebiet der welchen Standorten eignen und was da- gestalten – auch wirtschaftlich. EU-Staaten natürlicherweise vorkom- bei zu beachten ist, lesen Sie in den Fol- Matthias Bröker menden Vogelarten einschließlich der gebeiträgen von Seite 8 bis 26. Wie ver- Zugvögel in ihrem Bestand dauerhaft sierte Praktiker diese Maßnahmen ge- zu erhalten. Eine weitere EU-Bestim- schickt miteinander kombinieren, um mung ist die FFH-Richtlinie. Diese ver- die Effekte auf den Artenschutz zu erhö- folgt das Ziel, wildlebende Arten, deren hen, lesen Sie in den Reportagen ab Lebensräume und die europaweite Ver- Seite 28. Wer Hilfe von der Beratung netzung dieser Lebensräume zu sichern. benötigt, um Details z. B. zu Förderhö- Die Umsetzung der Vogelschutz- und hen und Auflagen zu erfahren, findet die FFH-Richtlinie in Deutschland regelt zuständigen Stellen ab Seite 34. Un- das Bundesnaturschutzgesetz, die -ar- ter www.topagrar.com/foerderung2020 tenverordnung sowie zum Teil das haben wir für Sie zudem eine Liste zu Jagdrecht. Im internationalen Kontext Foto: agarfoto.com aktuellen Förderhöhen von AUKM und hat Deutschland zudem das „Überein- Greeningmaßnahmen erstellt. kommen über die biologische Vielfalt“ unterzeichnet. Für die Umsetzung hat GEMEINSAM FÜR MEHR ARTEN die Bundesregierung die „Nationale Weil Artenschutz wirklich jeden an- Strategie zur biologischen Vielfalt“ ver- geht, betreffen viele Aktivitäten – z. B. △ Überzogene Kontrollen bremsen den abschiedet. Das Programm ist mit über im Insektenschutzprogramm – auch an- Artenschutz eher aus. 400 Maßnahmen äußerst umfangreich. KOMMENTAR Praxisnähe statt Kontrollwut Wer seine Blüh- und Pufferstreifen Die Politik sollte das Thema „Maß- sowie andere Maßnahmen zum Arten- volle Kontrollen“ demnach unbedingt schutz im Rahmen des Greenings berücksichtigen. Was nutzen sonst all oder über Agrarumwelt- und Klima- die neu geplanten Anreizprogramme maßnahmen fördern lässt, muss mit für die Artenvielfalt, wenn Landwirte Foto: Heil ◁ Matthias regelmäßigen Kontrollen rechnen. sie wegen einer übertriebenen Kon Bröker, Das Wichtigste ist nach Aussagen vie- trollwut der Behörden nicht umset- top agrar ler Landwirte dabei, dass die Kontrol- zen? Damit Artenschutz gelingt, müs- leure praxisnah arbeiten. Es kann nicht sen zudem die Fördertöpfe so ausge sein – und das ist schon vorgekom- stattet sein, dass Biodiversität für die fektivität der Maßnahmen beurteilen – men – dass sogar ein etwas zu breiter Betriebe künftig ein lohnender Be- sowohl hinsichtlich des Artenschutzes Pufferstreifen aberkannt wird. Zudem triebszweig sein kann. als auch der Wirtschaftlichkeit. muss ein Kontrolleur Verständnis dafür Aber auch die Landwirte sind gefor- Letzter Punkt ist die unsägliche haben, dass ein angelegter Streifen dert. Nur wer die Maßnahmen passend Diskussion über den Ackerstatus. bei Extremwetter mal verhageln kann. für seinen Betrieb auswählt und sie Im Sinne der Arten muss die EU nun In diesen Situationen gleich den Rot- sinnvoll kombiniert, leistet einen echten endlich dafür sorgen, dass Flächen, stift anzusetzen, führt sicherlich nicht Beitrag für die Arten. Wertvoll kann es auf denen z. B. mehrjährige Blüh dazu, dass die Motivation für solche sein, die Strategien mit Beratern zu flächen länger als fünf Jahre stehen, Maßnahmen bei den Landwirten steigt. besprechen. Denn sie können die Ef- nicht den Ackerstatus verlieren! top agrar spezial 7
Ackerbau Den Boden im Blick Ein fruchtbarer Boden ist das wertvollste für jeden Bauern. Oft lassen sich die zahlreichen Organismen, die ihn ertragreich halten, bereits mit einfachen Maßnahmen fördern. Böden, senkt die Erosionsgefahr, verbes sert die Puffer- sowie Filterfunktion und stabilisiert so die Erträge. Zudem hängt eine weitere Leistung mit Humus zusam men: Weil er größtenteils aus kohlen stoffhaltigen Substanzen wie Kohlenhyd raten und Lignin besteht, zählen humus reiche Böden neben den Meeren zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern der Erde. Der Bodenzustand ist damit aufs Engste mit dem Klima verbunden. Denn im Boden gespeicherter Kohlenstoff ist der Atmosphäre entzogen. Mehr dazu le sen Sie im Folgebeitrag ab Seite 10. Neben der Humusbildung sorgen die Untergrundbewohner auch für ein sta biles Porensystem im Boden. Das für Ackerböden günstige Porenvolumen liegt bei etwa 50 % – also ist die Hälfte des Bodens mit Luft und Wasser gefüllt. Nur bei einem intakten Porensystem können Pflanzen den Boden gut durch Regenwürmer sind ein Teil wurzeln. Zusätzlich verbessert sich da durch die Wasserhaltefähigkeit, was so Fotos: agrarfoto.com der Bodenbewohner. Zusammen mit Insekten, gar von überregionaler Bedeutung ist. Pilzen, Bakterien und Sind z. B. die Böden im Einzugsbereich Einzellern erhöhen sie die von Flüssen verdichtet oder versiegelt, Bodenfruchtbarkeit. steigt die Hochwassergefahr. Bodenbakterien sind die „Chemiefab riken“ des Bodens. Einige Arten können Luftstickstoff in für Pflanzen verwert bares Nitrat umwandeln. Diese Bakte UNSER AUTOR höchster Bedeutung sind. Wer die Ar rien leben in den Knöllchen von Legu Prof. Christoph Künast, E-SyCon, beiter des Untergrundes sind, entneh minosenwurzeln. Generell bauen Bakte Berater für Biodiversität men Sie der Zusatzinfo „Artenvielfalt“. rien Pflanzenmaterial ab und sind maßgeblich an der Humusbildung und DAS LEISTET DAS BODENTEAM am Stickstoff- sowie Kohlenstoffkreis V om Regenwurm bis zum Bakte Im Team produzieren die Bodenorganis lauf beteiligt. Als Gegenspieler können rium – unter einem Fußabdruck men z. B. Humus . Dieser entsteht, wenn sie z. B. helfen, Krankheiten zu unter auf dem Acker tummeln sich Mil Bodenlebewesen anfallende Ernterück drücken. Ein Beispiel: Beizt man Pflanz lionen von Kleinstlebewesen. Zwar sind stände wie Wurzeln und Stroh sowie or kartoffeln mit dem Bacillus subtilis, diese für die Medien nicht so attraktiv ganische Dünger wie Gülle, Mist oder kann dieser den Schaderreger Rhizocto wie Bienen, Schmetterlinge oder Vögel. Zwischenfrüchte zersetzen. Im Boden nia solani verdrängen. Für jeden Bauern ist dieser Teil der Bio herrscht dabei Arbeitsteilung: Regen Eine besondere Gruppe bilden die im diversität aber der wichtigste. Denn aus würmer schichten um und verdauen, Bo Boden lebenden Mykorrhizapilze wegen den Nahrungsketten und Stoffwechsel deninsekten zerkleinern und Bakterien ihrer Symbiose zu einigen Pflanzenar leistungen aller Bodenorganismen zu bauen ab. Im Detail ist dieser Vorgang ten . Ihre Pilzhyphen wachsen aus dem sammen entstehen die sogenannten hochkomplex und verläuft langsam. umgebenden Boden in Wurzelzellen ein „Ökologischen Dienstleistungen“, die Ein ausreichender Humusgehalt ist der und beliefern sie mit Wasser und Nähr für den Landwirt vor Ort und darüber Schlüssel zu mehr Bodenfruchtbarkeit – stoffen. Als Gegenleistung werden sie hinaus für die gesamte Gesellschaft von er erhöht die Wasserhaltefähigkeit von von der Pflanze mit Photosynthesepro 8 top agrar spezial
dukten versorgt. Die meisten landwirt z. B. kleine, längliche und schmale Ern SCHNELL GELESEN schaftlichen Kulturpflanzen nutzen diese tereste, Schotenreste, Spreu, Spelzen Symbiose. Sie fehlt bei Kreuzblütlern und Ausfallsamen von Ungräsern bis Ein komplexes Z usammenspiel un wie Raps und Senf sowie bei Lupinen. hin zu kleinen Rapssamen oft direkt zähliger Organismen hält den Boden ohne weitere Zerkleinerung nutzbar. fruchtbar. SO FÖRDERN SIE DIE VIELFALT Damit sie Stroh und Stängelstücke auf Wer die Erosionsgefahrsenkt IM UNTERGRUND nehmen können, müssen der Stroh und Bodenverdichtungen vermeidet, Um die fleißigen Helfer zu unterstützen, häcksler am Mähdrescher optimal ein hilft bereits den Regenwürmern, gilt es, in erster Linie keine Bodenschä gestellt und die Messer scharf sein. Am Insekten, Pilzen und Co. den zu verursachen. Dazu zählen: besten verarbeiten die Würmer die Ern Vermeiden von Erosion! Spült Stark terückstände zudem, wenn das gehäck Ohne Futter wenig Bodenleben:Füt regen 1 mm Boden fort, sind auf 1 ha selte Stroh gleichmäßig verteilt auf der tern Sie die Kleinstlebewesen z. B. mit rund 13 t Oberboden weg – und mit Fläche liegt. Ernterückständen, Zwischenfrüchten und ihm viele Bodenlebewesen sowie Nähr Generell lässt sich das Bodenleben Leguminosen. stoffe und Humus. Als Gegenmaß pushen, indem man Zwischenfrüchte nahme bietet es sich an, z. B. in Hangla zur Gründüngung in seine Fruchtfolge gen quer zu pflügen oder begrünte Ero integriert. Das erhöht die Wurzelmasse sionsschutzstreifen anzulegen. Hilfreich und damit das Nahrungsangebot. Bra gegen Erosion sind auch konservie cheflächen, die einige Landwirte im nach einer Passage durch einen Regen rende Bodenbearbeitungsverfahren wie Rahmen des Greenings anlegen, erhö wurmdarm fruchtbarer, enthält kleinere Mulch- oder Direktsaat bzw. Strip Till. hen die Biodiversität im Untergrund Partikel und mehr Bakterien. Tabu für Verdichtungen: Nicht immer ebenfalls. Positiv wirkt sich auch der Zusätzlich besiedelt eine enorme An sind Bodenverdichtungen sofort sicht Anbau von Leguminosen wie Acker zahl an Insekten die Böden, darunter bar. Die Folgen sind jedoch langfristig: bohnen oder Erbsen aus. vor allem Springschwänze. Viele Fliegen Sie verengen das Porensystem, behin und Mücken haben bodenbewohnende dern den Wasser- und Luft austausch Larven, die sich aktiv am Abbau von und begrenzen die Durchwurzelbarkeit. Pflanzenresten beteiligen (Destruenten). Der einfachste Weg, den Boden zu scho Im Porensystem leben aber auch zahlrei nen ist, durchnässte Äcker nicht zu be ARTENVIELFALT che Milben, die zu den Spinnentieren ge fahren und – falls möglich – hohe Fahr hören. Diese ernähren sich oft räube zeuggewichte zu vermeiden. Darüber hi Wer tummelt sich risch von anderen Bodentieren. naus bietet es sich an, den Reifendruck Die kleinsten unter den Bodenbewoh zu senken oder Reifendruckregelanla im Boden? nern kommen zahlenmäßig am häufigs gen einzusetzen. Wichtig ist aber auch, ten vor: tierische und pflanzliche Ein vorzubeugen. Wer den pH-Wert prüft Die Regenwürmer sind die bekanntes zeller, Pilze und Bakterien . Zu den Ein und bei Bedarf kalkt, stabilisiert die ten Bodenorganismen. In Deutschland zellern gehören Amöben und Algen. Bodenstruktur. Zudem kann auf Flä leben 40 bis 50 Arten. Sie schichten den Pilze durchziehen als fadenförmige Hy chen, die zum Vernässen neigen, eine Boden um (Bioturbation), indem sie phen den Boden. Unter 1 m2 Boden Drainage sinnvoll sein. Erde aufnehmen und zwischen ver können viele Kilometer Pilzhyphen ver schiedenen Horizonten verlagern. Ihre laufen. Bakterien treten in ungeheurer FUTTER FÜR DIE BODENARTEN Gangsysteme erhöhen das Porenvolu Anzahl auf. Vor allem die sauerstofflie Gleichzeitig gilt es, die Bodenlebewesen men. Wichtig für den Ackerbau sind benden Arten sind wichtig – sie leben gezielt zu fördern, indem man sie füt insbesondere tiefgrabende Arten wie im Porensystem des Bodens und sind tert. Das kann mit relativ wenig Auf Tauwürmer. Sehr wertvoll ist der Kot auf eine gute Luftdurchlässigkeit ange wand erfolgen: Für Regenwürmer sind von Regenwürmern. Denn die Erde ist wiesen. Foto: Schneider Foto: Höner △ Erosionsschutzstreifen helfen, dass Böden △ Reifendruckregelanlagen verhindern tiefe △ Wer die Stoppeln zerkleinert, legt den und deren Lebewesen nicht abschwemmen. Druckzwiebeln im Boden. Organismen das Futter mundgerecht vor. top agrar spezial 9
Ackerbau Dauerhaftes Begrünen schafft Humus Organische Dünger und eingearbeitetes Stroh sind klassische Maßnahmen, um Humusverlust entgegenzuwirken. Wer dem Bodenleben das ganze Jahr über Futter bieten will, kann das mithilfe einer dauerhaften Begrünung erreichen. UNSERE AUTOREN Anne Katrin Rohlmann, top agrar, in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen E in Humusgleichgewicht in allen Ackerböden – das ist ein zentraler Aspekt der Ackerbaustrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Die Gründe dafür: • Humus wirkt in Böden als CO2-Senke. Denn die Bodenorganismen setzen den Humus aus einer Vielzahl kohlenstoff- haltiger Substanzen zusammen. Dies gilt es zu erhalten. Dem Humusgehalt kommt beim Klimaschutz demnach eine wich- tige Rolle zu. • Die Bodenfruchtbarkeit soll dauer- haft gesichert sein. In diesem Punkt er- füllt Humus existenzielle Funktionen: Er erhöht z. B. die Wasser- und Nähr- stoffspeicherkapazität des Bodens und trägt maßgeblich zum Erhalt der Boden- struktur bei. MASSNAHMEN FÜR MEHR HUMUSBILDUNG Doch enge Getreide- und Maisfrucht- Foto: Romundt folgen mit intensiver Bodenbearbeitung zehren am Humusgehalt vieler Böden (siehe dazu auch Zusatzinfo „Humus bilanz“). Wie lässt sich gegensteuern? Wirtschaftsdünger und Komposte △ Untersaaten in Mais bieten Futter für das Bodenleben und senken die Erosionsgefahr. sind ein probates Mittel, um organische Substanz zurückzuführen. Das gilt vor allem für Kompost und Stallmist. Zum Vergleich: Gelangt mit einer Rinder- lichst klein gehäckselt auf der Fläche zu den unzähligen Bodenorganismen dau- gülle ca. 9 kg Humus-C/m3 zurück auf belassen, ist für die Humusbildung erhaft Futter zu liefern. das Feld, sind es bei verrottetem Stall- schon mal ein richtiger Schritt. Als wei- mist bzw. Kompost 40 bis 60 kg Hu- terführende Maßnahme kann es sinn- ZWISCHENFRÜCHTE KURBELN mus-C/t. voll sein, den Boden möglichst ganz BODENLEBEN AN Stehen keine Wirtschaftsdünger zur jährig zu begrünen. Die zusätzliche Der Anbau von Zwischenfrüchten vor Verfügung, muss es auch rein pflanzlich Pflanzen- und Wurzelmasse aus z. B. einer Sommerung bringt zudem weitere gehen. Das Stroh nach der Ernte mög- Zwischenfrüchten oder Ackergras hilft, Vorteile mit sich, wie Stickstoffbindung, 10 top agrar spezial
SCHNELL GELESEN Humuserfüllt in Ackerböden die Funk- tion einer CO2-Senke. Zudem ist er ele- mentar für die Bodenfruchtbarkeit. Die dauerhafte Begrünungvon Ackerflächen verfolgt die Strategie, die humusaufbauenden Bodenorganismen dauerhaft mit Futter zu versorgen. ◁ Regenwürmer pro- fitieren vor allem von Zwischenfruchtmischungen,die aus Zwischenfrüchten, Foto: Höner vielen Arten bestehen, liefern ein breites wenn die Mischungen Nahrungsangebot für die Bodentiere. auch Leguminosen enthalten. Erosionsschutz und Rückzugsraum für ist in den Bundesländern nicht einheit- die N-Freisetzung oft erst im zweiten Wildtiere. Für den Humusaufbau liefert lich geregelt. Der Handel bietet aber oder dritten Jahr danach einsetzt, mine- sowohl der oberirdische Aufwuchs als meistens darauf abgestimmte Mischun- ralisiert nur einjährig genutztes Acker- auch die unterirdische Wurzelmasse or- gen an. gras meist sehr zügig. ganisches Material. Die Menge hängt Eine Alternative für Ackerbauern, die dabei vor allem von den Arten und der ANSCHLUSSBEGRÜNUNG sich für Ackergras interessieren, kann Bestandesetablierung ab. Je nach Mi- MIT UNTERSAAT? die Grassamenvermehrung sein. Diese schung und Pflanzenaufwuchs kann Folgt nach der Zwischenfrucht Mais, ist ist zwar eine Nische, kann aber die eine über Winter stehende Zwischen- es möglich, in Regionen mit ausreichen- Fruchtfolge mit einer humusmehrenden frucht dem Boden ca. 120 kg Humus-C den Jahresniederschlägen, mit einer Un- Kultur auflockern. Bei der Grassamen- je ha zuführen. Bei einer Sommerzwi- tersaat aus Rotschwingel oder Weidel- vermehrung wird der zweite Schnitt in schenfrucht ist immerhin noch mit rund gräsern die Bodenbegrünung fortzufüh- der Samenreife gedroschen. 80 kg Humus-C/ha zu rechnen. ren. Dies ist besonders von Vorteil, Doch die Schwankungen können wenn nach dem Mais wieder eine Som- enorm sein. Normalerweise liefern Zwi- merung steht. Dann ist nach der Mais- schenfrüchte wie Phacelia, Gelbsenf ernte nicht nur die Flächenbegrünung HUMUSBILANZ oder Ölrettich im Mittel ca. 4 t ober bereits gesichert, sondern gleichzeitig irdische Trockenmasse je Anbaujahr. die N-Speicherung und der Erosions- Wer zehrt am Humus? Aber gerade Ölrettich reagiert z. B. auf schutz. Und das, ohne den Mais in sei- einen zu späten Saatzeitpunkt mit deut- nem Ertragspotenzial zu gefährden. Unter den Ackerbaukulturen gibt es lich geringeren TM-Erträgen, die durch- Gräser sind, was den Humusaufbau Humuszehrer und -mehrer. Während aus auf 0,5 bis 1 t/ha fallen können. betrifft, besonders wertvoll. Ihre feinen Ackergras je nach Nutzungsjahr 100 bis Insgesamt hat sich jedoch gezeigt, Wurzeln liefern reichlich organisches 800 kg Humus-C dem Boden zuführt, dass das Bodenleben von Zwischen- Futter. Nach Untersuchungen der LWK entzieht Getreide durchschnittlich 280 fruchtmischungen profitiert. Diversität Niedersachsen produziert eine Grasun- bis 400 kg Humus-C/ha. Verbleibt das im Wurzelbereich führt zur Diversität tersaat 2 bis 3 t TM/ha. Daraus können Stroh auf der Fläche, lassen sich über bei den Bodenorganismen. Regenwür- bis zu 250 kg Humus-C/Jahr resultieren. 100 kg Humus-C zurückführen. mer, die maßgeblich am Aufbau von Hackfrüchte beanspruchen den Hu- Ton-Humus- Komplexen beteiligt sind, HUMUSBOOST DURCH ACKERGRAS musgehalt am stärksten (bis zu -1 300 kg bevorzugen Leguminosen. Daher emp- Eine noch bessere Humuswirkung hat Humus-C/ha). Auch Mais gehört mit ei- fiehlt es sich, diese immer zu einem Ackergras. Es lässt sich in Milchvieh- nem Verbrauch von 560 bis 800 kg Hu- gewissen Anteil in der Mischung zu ha- oder Energiefruchtfolgen integrieren. mus-C/ha zu den Zehrern. Allerdings ben. Um das Verhältnis des Regen- Dabei liefert es, im Sommer eingesät, gibt es im Anbau Unterschiede. Im Ge- wurmvorkommens unter Zwischen bereits 100 kg Humus-C/ha und im gensatz zu Silomais verbleibt beim Kör- fruchtmischungen zu einem Winterrog- Hauptnutzungsjahr um die 800 kg Hu- ner- oder CCM-Mais ein Großteil der genbestand abschätzen zu können, mus-C/ha. Gleichzeitig ist die Fläche Restpflanze auf dem Acker. zählte die P. H. Petersen Saatzucht über Winter begrünt. Je nach Ausrich- Einen Überblick über die betriebliche Lundsgaard die Würmer in einem Ver- tung kann Ackergras dabei lediglich als Humussituation kann eine Humusbi- such. Das Ergebnis: Unter Zwischen Winterbegrünung mit Futternutzung lanz geben. Wie es aber tatsächlich auf früchten fanden sie 300 bis 600 Regen dienen oder aber überjährig als vollwer- den einzelnen Flächen aussieht und wie würmer/m2, unter Winterroggen nur 40. tige Futter- oder Substratkomponente. sich der Humusgehalt entwickelt, kön- Ab welchem Leguminosenanteil man Folgt Getreide, sollte man – um La- nen nur Humusbodenproben zeigen. Es Abschläge für abfrierende Zwischen- ger vorzubeugen – die Stickstoffnach- empfiehlt sich, den Humusgehalt ein- früchte in der Düngebedarfsermittlung lieferung berücksichtigen. Anders als fach bei jeder Grundbodenprobe mit der Düngeverordnung vornehmen muss, bei einem Grünlandumbruch, bei dem ermitteln zu lassen. top agrar spezial 11
Ackerbau Blüten für die Teil der Streifen oder Flächen liegen, da verschiedene Tierarten des Offenlandes solche offenen Standorte benötigen. Betrieblich hat es sich bewährt, mit Artenvielfalt der Maßnahme ungünstige Flächenzu- schnitte wie Dreiecke oder Ausläufer zu optimieren. Liegen die Blühstreifen ent- lang von Gewässern, lassen sich damit die Abstandsauflagen erfüllen. Erfolgen Je vielfältiger Blühstreifen sind, desto mehr Tierarten fühlen auf diesen Streifen Pflegearbeiten wie z. B. Grabenräumungen, die mit einer sich darin wohl. Wichtig ist, standortangepasste Mischungen zu Befahrung und der Ablagerung von wählen und die Ansaat sowie Pflege richtig umzusetzen. Material verbunden sind, sollten Sie statt Blühstreifen sogenannte Gewäs- serrandstreifen bevorzugen. Bei diesen steht nicht der Blühaspekt im Vorder- grund. Neben Kräutern können auch höhere Anteile von Gräsern zum Ein- satz kommen – zu bevorzugen ist aber möglichst gebietseigenes Wildpflanzen- saatgut. In erosionsgefährdeten Regionen bie- ten Blühstreifen hervorragende Eigen- schaften beim Erosionsschutz. Wer jedoch auf stark erosionsgefährdeten Flächen wirtschaftet, sollte bevorzugt Erosionsschutzstreifen mit Gräsern und Kräutern anlegen, bei denen es auch „förderunschädlich“ ist, wenn Teile der Fläche durch aufgefangene Erdmassen zeitweise ohne Vegetation bleiben. Ungeeignet für den Anbau von Blüh- streifen sind stark mit Problemunkräu- tern (Ackerkratzdistel, Ampfer, Quecke) versetzte Schläge. Auch auf verdichteten und staunassen Böden sollte man auf die Anlage verzichten und stattdes- sen Maßnahmen wie z. B. Schonstreifen (ohne Ansaat) oder Brachen wählen. Fotos: Mann TIPPS ZUR SAATGUTWAHL Wer blühende Flächen im Rahmen des Greenings oder der AUKM anlegt, be- kommt die Mischung häufig vorgege- ben. Nur in einigen Bundesländern las- sen sie sich teilweise selbst zusammen- UNSERE AUTORIN ning- sowie Agrarumwelt- und Klima stellen. Achten Sie unbedingt auf die Sandra Mann, maßnahmen (AUKM) ist in den meisten Vorgaben, damit man Ihre Flächen voll Hochschule Anhalt Bundesländern möglich. Weil aber ein anerkennt. Ohne Förderung ist die Mi- Doppelförderungsverbot gilt, erfolgt in schung frei wählbar. Verzichten Sie bei diesen Fällen eine Verrechnung (redu- der Zusammenstellung auf Gräser, da B lühende Streifen oder Flächen zierter Fördersatz). Damit das Anlegen diese in der Regel ohnehin spontan auf- schaffen Lebens- und Rückzugs- der Streifen und Flächen gelingt, gilt es, wachsen und die Gefahr einer Vergra- räume für z. B. Vögel, Insekten einige wichtige Punkte zu beachten. sung steigt, wenn sie in der Mischung und Niederwild. Besonders wertvoll enthalten sind. sind sie auch für Bestäuber wie Wild- WELCHER STANDORT? Einjährige Mischungen bestehen vor bienen oder Schwebfliegen. Ökologisch sehr wertvoll sind Blüh- allem aus kurzlebigen Arten wie Son- Im Rahmen des Greenings wird die streifen und -flächen entlang von He- nenblumen, Phacelia, Senf oder Klee. Anlage gefördert – als Brache mit dem cken, Baumreihen oder Waldrändern. Meist enthalten sie aus Kostengründen Faktor 1,0 und als Puffer- oder Wald- Das gilt vor allem für nach Süden aus- nur wenige Pflanzenarten. Somit steht randstreifen mit dem Faktor 1,5 (siehe gerichtete trocken-warme Standorte. den Tieren – vor allem den Insekten – Übersicht). Eine Kombination von Gree- Auch in der freien Feldflur sollte ein nur ein sehr begrenztes Nahrungsspekt- 12 top agrar spezial
rum zur Verfügung. Wer ökologisch hochwertigere Flächen bereitstellen will, sollte Mischungen mit mindestens acht, besser zehn oder mehr Arten wählen. Zudem ist es wichtig, dass nicht nur Foto: Greiner einige wenige Arten sehr stark domi nieren. Kommen Gelbsenf und Ölret- tich zusammen in der Mischung vor, sollte ihr Gesamtanteil unter 15 % lie- ◁ △ Sie fühlen sich in Blühstreifen wohl: gen, der von Buchweizen und Phacelia Wildbiene an der Wiesen-Witwenblume (links) unter 30 %. Vor allem Bestände, die bis und Stieglitz, der sich von Samen ernährt. ins Frühjahr stehen bleiben können, sollten auch Anteile von überwin ternden Arten wie Gelbklee, Luzerne oder Markstammkohl enthalten. Ein- vergehen. Achten Sie dabei auf die Vor- AUCH DIE PFLEGE IST WICHTIG jährige Mischungen kosten rund 50 bis gaben des Greenings oder der AUKM. Weil unerwünschte Ackerunkräuter wie 80 €/ha, ökologisch wertvollere meist Ziel aller Maßnahmen ist ein fein Melden oder Rauken oft schneller auf- ca. 100 €/ha. krümeliges Saatbett. Je nach Mischung laufen als die neu gesäten Blühmischun- Mehrjährige Mischungen sollten so zu- kann die Aussaat im Spätsommer/ gen, ist ein hoher Schröpfschnitt dieser sammengestellt sein, dass sie über meh- Herbst oder im zeitigen Frühjahr erfol- Pflanzen auf 15 bis 20 cm Wuchshöhe rere Jahre arten- und blütenreich blei- gen. Für gebietseigene Wildpflanzen ist sinnvoll. Mulchen Sie, sobald die uner- ben. Falls Sie nicht auf eine Mischung eine Saat im August oder September wünschten Arten ca. kniehoch sind. Bei festgelegt sind, achten Sie bei der Saat- bzw. ab Februar günstig. Mischungen etablierten Beständen empfiehlt sich ein gutwahl auf Folgendes: mit Kulturarten kann man im April oder Schröpfen bzw. abschnittsweises Mä- • Mischungen mit vielen Pflanzenarten Mai säen. Soll die Fläche als ökologische hen in rund 20 cm Höhe ab Anfang sind denen mit wenigen vorzuziehen. Vorrangfläche (ÖVF) gelten, ist die Aus- Juli. Das fördert blütenreiche Pflanzen- • Ein breit gefächerter Blühzeitraum und saat in einigen Bundesländern leider nur bestände, die bis in den September und verschiedene Blütenformen sind optimal. bis zum 31. März erlaubt, was zum Teil Oktober hinein ein vielfältiges Nah- • In Rapsfruchtfolgen sind Mischungen Probleme bei Spätfrösten mit sich bringt. rungsangebot für zahlreiche Insekten ohne Kreuzblütler zu favorisieren. Säen Sie möglichst vor Beginn einer liefern. • Verzichten Sie auf Gräser, da diese die Feuchtwetterlage – dann keimen die Setzen Sie für das Schröpfen bevorzugt krautigen Arten schnell unterdrücken. Pflanzen schneller. tierschonende Geräte ein und achten Sie Bevorzugen Sie zudem Saatgut aus Die optimale Saattiefe liegt für Mi- darauf, dass Sie das Material nicht im gebietseigenen Wildpflanzen, es ist be- schungen mit Kulturarten bei 1 cm bis Schwad ablegen. Beachten Sie, dass Sie sonders wertvoll für die Förderung maximal 2 cm. Wildpflanzen sind je- die Biomasse von Flächen, die sich in der Biodiversität. Solches Regio-Saatgut doch überwiegend Lichtkeimer. Das Förderprogrammen wie den AUKM be- stammt aus der Region und wurde nicht Saatgut muss deshalb oberflächlich auf- finden, aktuell nicht nutzen dürfen. züchterisch bearbeitet. Die Wildpflanzen gerieselt werden. Stellen Sie bei der Saat Bei allen Pflegemaßnahmen sind un- sind somit optimal an den Standort an- mit der Sämaschine die Striegel und Sä- bedingt die Vorgaben des Greenings gepasst und die Tierwelt wiederum an schare hoch. Es empfiehlt sich zudem, oder die länderspezifischen Vorgaben die Wildpflanzen. Auch für diese Arten die geringen Saatmengen aus den ver- der AUKM zu berücksichtigen. Die gelten Zertifizierungsvorschriften. Sie er- schieden großen Samen auf eine Saat- Förderhöhen von Agrarumwelt- und kennen das Saatgut an Zertifizierungen menge von ca. 10 g/m² mit Füllstoff Klimamaßnahmen in den Bundeslän- wie „VWW-Regiosaaten“ oder „Regio- aufzumischen, z. B. mit gequetschtem dern und Anbieter von Regiosaatgut Zert“. Während Mischungen aus Kultur- Mais. Im Anschluss erfolgt das Anwal- finden Sie unter www.topagrar.com/ und regionalen Wildarten oft unter zen, um den Bodenschluss herzustellen. bluehstreifen2020 300 €/ha kosten, liegen reine Wildarten- mischungen gebietseigener Herkünfte häufig bei bis zu 500 €/ha. Wildpflan- zenmischungen bieten aufgrund der vie- ÖVF, AUF DIE MAN BLÜHMISCHUNGEN EINSÄEN KANN len mehrjährigen Arten über viele Jahre bunte Blühaspekte und Lebensraum. flächig (Faktor 1,0) streifenweise (Faktor 1,5) Brache Feldrand/Pufferstreifen Waldrand GUT BETTEN UND RICHTIG SÄEN Mindestgröße 0,1 ha < 0,1 ha möglich Für die erfolgreiche Anlage von Blüh- Breite – 1 – 20 m 1 – 10 m streifen ist ein gut vorbereitetes Saatbett wichtig. Zur Bodenbearbeitung eignet Selbstbegrünung oder gezielte Begrünung bis 1.4. möglich Begrünung sich der Pflug, aber auch Geräte wie (bei Begrünung im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen auch später) Grubber und Egge. Flächen mit stärke- Pflegebe- Mulch- und Mähverbot vom 1.4. bis 30.6. (z. T. sind Anträge für Ausnah- rem Unkrautdruck sollten Sie mehr- schränkungen meregelungen möglich); keine Düngung; keine Pflanzenschutzmittel fach bearbeiten. Lassen Sie zwischen top agrar; Quelle: eigene Recherche den Arbeitsgängen 10 bis 14 Tage Zeit △ Berücksichtigen Sie diese Auflagen für Blühmischungen auf ökologischen Vorrangflächen. top agrar spezial 13
Ackerbau Vernetzte Feldraine Bunte Ackerrandstreifen bieten viel Potenzial, indem sie Lebensräume verbinden. V or allem in Regionen mit gro DIESE HÄNDLER BIETEN REGIO-SAATGUT AN1) ßen Ackerschlägen sind Feldraine wichtige Strukturelemente. Sie Bezugsquelle Adresse vernetzen Biotope, bieten Nahrung, De Appels Wilde Samen www.appelswilde.de ckung für Wildtiere und schützen den Bayerische Futtersaatbau www.bsv-saaten.de Boden vor Erosion. Dieser unterschätzte Camena Samen www.camena-samen.de Lebensraum bietet einen hohen Wert für das Ökosystem, z. B. für Nützlinge oder Feldsaaten Freudenberger www.freudenberger.net seltene Kräuter. Regional gibt es derzeit Rieger-Hofmann www.rieger-hofmann.de ◁ Diese Firmen viele Anstrengungen, die Feldraine zu Rudloff Feldsaaten www.rudloff-feldsaaten.de bieten zertifiziertes rückzugewinnen und bestehende aufzu Regio-Saatgut mit werten. Beseitigen darf man Feldraine Wildsaaten Wieden & Guth www.wildsaaten.de passenden Wild- ab einer Breite von 2 m übrigens nicht: 1) Weitere Hersteller von Regio-Saatgut finden Sie im Internet, suchen Sie kräutern für Ihren Das ist im Rahmen von Cross Com einfach nach „RegioZert“ oder „VWW-Regiosaaten“. Quelle: top agrar Standort an. pliance (CC) untersagt. Dafür können Sie Feldraine als öko logische Vorrangflächen im Rahmen des Greenings mit dem Faktor 1,5 an ein feinkrümeliges Saatbett zu schaffen, Die Zusammensetzung der Mischung rechnen lassen – sofern die Randstrei eignet sich eine Kreiselegge. sollte sich auch nach Bodenart, Wasser fen als CC-relevante Landschaftsele Saatgut: Bewährt hat sich eine Ansaat versorgung und Beschattung richten. mente Teil einer beihilfefähigen Acker mit mehrjährigen Wildpflanzen, am bes Bei einer Saatstärke von 10 bis 30 kg/ha fläche sind. Dann unterliegen sie aber ten mit Regio-Saatgut. Einige Anbieter können Kosten für das Saatgut von bis den entsprechenden Vorgaben. entnehmen Sie der Übersicht. Die Mi zu 500 €/ha entstehen. Bei mechani schung sollte möglichst 20 bis 30 schen Sämaschinen ist es sinnvoll, das SAAT UND PFLEGE KURZ GEFASST Krautarten und 4 bis 6 konkurrenz Saatgut kurz vorher mit Soja- oder Der Aufwand für das Aufwerten bzw. schwache Grasarten enthalten (z. B. Maisschrot auf 100 kg/ha aufzumi Anlegen von Feldrainen ist eher gering. Schaf- oder Furchen- Schwingel bzw. schen – das verbessert die Verteilung. Standort: Geeignet sind vor allem Zittergras). Vermeiden Sie konkurrenz Saattermin: Um zu keimen, braucht das trocken-warme und unbeschattete bis kräftige Gräser wie Glatthafer oder Saatgut Feuchtigkeit. Ein günstiger mäßig beschattete Bereiche. Aus ökolo Knaul gras, denn diese verdrängen die Saattermin ist daher der Spätsommer gischer Sicht sollten die Feldraine min konkurrenzärmeren Arten. Für den (Ende August/Anfang September). Al destens 2 m, besser 3 m breit sein. Be Blüheffekt im ersten Jahr kann man ternativ können Sie auch im Frühjahr reiten Sie die Grasnarbe mit Fräsen, einjährige Wildkräuter wie Mohn oder säen, von Anfang März bis Mitte April. Grubbern oder Vertikutieren vor. Um Kornblume einmischen. Aussaat: Die meisten Wildpflanzen sind Lichtkeimer. Daher sollten die Saatkör ner am besten auf dem Boden aufliegen (maximal 0,5 cm tief). Für das Ausbrin gen eignen sich Schneckenkornstreuer oder Sämaschinen mit hochgeklapptem Striegel. Walzen nach der Saat sichert den Bodenschluss. Pflege: Im ersten Jahr können Sie uner wünschte Arten wie Disteln zurück drängen, indem Sie den Feldrain acht bis zehn Wochen nach der Saat auf 5 bis 10 cm schneiden (Schröpfschnitt). Später ist eine zeitlich und räumlich gestaffelte Mahd von Vorteil. Mähen Sie Abschnitte im jährlichen Wechsel Foto: Werkbild ◁ Blühende auf 10 cm Höhe. Berücksichtigen Sie Ackerrandstrei- die Schonzeiten der Länder sowie die fen vernetzen Brut- und Setzzeit (1.4. bis 30.6.). die Landschaft. Friederike Mund 14 top agrar spezial
Nützliche Pufferstreifen Bewachsene Streifen helfen gegen „Run-off“ und fördern gleichzeitig die Biodiversität. U m Erosion und damit ein Ab- schwemmen von Lebensraum zu vermeiden, reichen manchmal we- der ein raues Saatbett noch ein quer ◁ Dieser zum Hang bewirtschafteter Acker aus. Gewässer- So können sich nach heftigen Regen- schutzstreifen an einer hängigen güssen hangabwärts regelrechte Was- Fläche verhindert serbahnen bilden. Erosionsschäden Mit dem Wasser schwemmen dann wirkungsvoll. Foto: Mund Nährstoffe, Pflanzenschutzmittel und Im Rahmen des Bodenpartikel ab. Gegen dieses soge- Greenings ist nannte Run-off helfen bewachsene Puf- er förderfähig. ferstreifen. Sie fördern auch die natürli- che Entwicklung von Gewässern und schaffen Habitate für Pflanzen und Tiere. AN DIE HEGE DENKEN variieren. Die Längsseite muss parallel Pufferstreifen erfüllen je nach Lage Als Bewuchs eignen sich auf Pufferstrei- zu einem Gewässerlauf oder Stehge- verschiedene Zwecke (siehe Übersicht): fen in erster Linie mehrjährige Gräser. wässer verlaufen. Im Feldverhindern sie ein konzentrier- Aber auch Büsche, Hecken oder Bäume • Auch Grünland-Pufferstreifen sind tes Run-off, da sie Schläge mit Hang- können je nach Lage und Risiko des möglich, sofern sie an die Ackerfläche neigung unterbrechen (vor allem für Run-offs die richtige Bepflanzung sein. des Antragstellers angrenzen. gleichmäßige Hänge geeignet). Damit grasbewachsene Streifen die • Das Befahren der Pufferstreifen, auch Am Feldrandhalten sie Nährstoffe, Abschwemmungen effektiv bremsen, zur Grabenpflege, ist zulässig. Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln sollte die Narbe dicht sein. Zudem ist • Vom 1.4. bis zum 30.6. ist ein Mähen und Bodenpartikel auf dem Acker. Die ein regelmäßiges Mähen wichtig. Opti- oder Schlegeln des Aufwuchses verbo- ideale Position ist am Fuß eine Hanges, mal ist eine Wuchshöhe von 10 bis ma- ten. Zulässig ist auf den Pufferstreifen parallel zu a ngrenzenden Straßen, We- ximal 25 cm. Beachten Sie bei der Pflege eine Schnittnutzung und Beweidung gen, Gräben etc. der Streifen evtl. Fördervorgaben. nach dem 30.6. Als Talwegentlang von Bodensenken Die Bundesländer fördern Pufferstrei- verteilt der Aufwuchs den konzentrier- AUF GREENING ANRECHENBAR fen im Rahmen ihrer Agrarumweltmaß- ten Run-off großflächig. Gewässerschutzstreifen lassen sich im nahmen (keine Doppelförderung mög- Am Uferschützen die Uferrandstreifen Rahmen des Greenings als ökologische lich, Greening wird verrechnet). Weitere die Gräben vor dem Eintrag von Nähr- Vorrangfläche nutzen (Faktor 1,5). Be- Hinweise dazu finden Sie unter www. stoffen, Boden usw. Zudem vermindern rücksichtigen Sie dabei u. a. Folgendes: topagrar.com/pufferstreifen2020 sie die Abdriftgefahr. • Die Breite kann zwischen 1 bis 20 m Friederike Mund UNTERSCHIEDLICHE ARTEN VON PUFFERSYSTEMEN top agrar 1 Puffer im Feld unterbricht die Hanglänge 3 und beugt konzentrierter Abschwemmung vor 1 Pufferzone am Feldrand zum Schutz 4 2 einer Straße Quelle: aus TOPPS-Prowadis 5 3 Pufferzone am Feldrand in einer abschüssigen Ecke, in der sich Abschwemmung konzentrieren kann 2 Grasbewachsener Talweg zur Begrenzung 4 des konzentrierten Wasserabflusses Wiese als Pufferzone, die den Wasserabfluss eines 5 höher gelegenen Talwegs abfängt, verteilt und aufnimmt 6 Uferpuffer, grasbewachsener Streifen zwischen Feldrand 6 und Graben, der Run-off von höheren Flächen abfängt △ Beispiele, um die Run-off-Gefahr auf Ihrem Standort zu senken. top agrar spezial 15
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