Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar

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Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
Schutzgebühr 7 €

  SPEZIAL
    Biodiversität

           H UT Z
 ARTENSC

 Wertvolle n
           e
Maßnahm
   effektiv
 ­verbinden

                        MIT FREUNDLICHER
                      UNTERSTÜTZUNG VON
Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
INHALT                                         8 | ACKERBAU
                                                                                              12 | ACKERBAU
                                                                                              Vielfältige Blühstreifen
                                                                                              Tipps zur Saatgutwahl, Anlage und
MAGAZIN                                        Aktives Bodenleben                             Pflege der blühenden Flächen.
                                               Bodenlebewesen wie Regenwürmer
   3 Vielfalt ist unsere Basis
                                               benötigen Futter zum Humusaufbau.
   4 B
      iodiversität – wir alle
     sind gefordert

ACKERBAU
   8 Den Boden im Blick
  10 Dauerhaftes Begrünen
      schafft Humus
  12 Blüten für die Artenvielfalt
  14 Vernetzte Feldraine
  15 Nützliche Pufferstreifen
  16 Mehr Tümpel, Hecken & Co.
  18 Schützen Sie Nützlinge!
  19 Hilfe für die Feldlerche
 20 Neues Zuhause für Schwalben
 21 Gelegeschutz für Kiebitze
 22 G
     etreide – einfach mal
    was stehen lassen

GRÜNLAND
 24 Rettet die Rehkitze!
 26 S
     o päppeln Sie artenarme
    Wiesen wieder auf
                                                                                              32 | PRAXISBEISPIELE
PRAXISBEISPIELE                                                                               Vernetzte Maßnahmen
                                                                                              Praktiker, wie das Ehepaar Gäbert aus
 28 B
     untes Netzwerk für                                                                      Brandenburg, verknüpfen Einzelmaß­
    mehr Artenvielfalt                                                                        nahmen geschickt und schaffen so einen
 30 Gemeinsam fürs Rebhuhn                                                                    messbaren ökologischen Mehrwert.
 32 Die Mühen lohnen sich                     24 | GRÜNLAND
                                               Kitzschutz
BERATUNG                                       Wie Sie Niederwild mit einfachen
 34 Partner für Biodiversität                  Maßnahmen schonen.

 IMPRESSUM

 Verlagsbeilage „top Spezial Biodiversität“    Titelbild:                                      Leiterin Vertriebsmarketing:
 in der ­Ausgabe 3/2020 von top agrar          Maike Schulze Harling                           Sylvia Jäger
 Redaktion:                                    Layout:                                         Leiter Vertriebsmanagement:
 Matthias Bröker (verantwortlich,              Dilan Atalan, Beate Driemer                     Paul Pankoke
 matthias.­broeker@topagrar.com),
 Christian Brüggemann, ­Daniel Dabbelt, ­      Verlag:                                         Leiter Media Sales und verantwortlich
 Friederike Mund, ­­Anne Katrin Rohlmann       Landwirtschaftsverlag GmbH, ­                   für den Anzeigenteil: Dr. Peter Wiggers
                                               Hülsebrockstraße 2 – 8, 48165 Münster,
 Redaktionsanschrift: top agrar,               ­Telefon: +49 2501 8010                         Anzeigendisposition:
 ­Hülsebrockstraße 2 – 8,                                                                      Andre Schürmann, ­
  48165 Münster, ­Telefon: +49 2501 8016400,   Geschäftsführer:                                Tel.: +49 2501 8013350
  Fax: +49 2501 801654,                        Werner Gehring,
                                               Dr. Ludger Schulze Pals, Malte Schwerdtfeger    Anzeigenmarketing:
  E-Mail: redaktion@topagrar.com
                                                                                               Jens Winkelkötter,
 Chefredakteure: Guido Höner,                  Publisher:                                      E-Mail: marketing@topagrar.com, ­
 Matthias Schulze Steinmann                    ­Reinhard Geissel                               Telefon: +49 2501 80118500

2 top agrar spezial
Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
Vorwort

                                                                         „Das Fördern von
                                                                     Biodiversität könnte ein
                                                                     Betriebszweig werden“

                                  Vielfalt ist unsere Basis
                                  ▶▶Oft sind sie klein und eher unschein­           oder die Ackerbaustrategie auf den Weg
                                  bar – die Rede ist von Insekten, die jeden        bringen will. Brüssel wird zudem wohl
                                  Tag enorme Leistungen erbringen.                  bei der Weiterentwicklung der Gemein­
                                  Sie sind ein sogenannter integraler Teil          samen Agrarpolitik die Zahlungen stär­
                                  der ökologischen Vielfalt und spielen in          ker als bislang an Umweltleistungen
                                  unseren Ökosystemen eine wichtige                 knüpfen. Beide beteuern, dass sie die För­
Foto: Heil

                                  Rolle. Viele Insektenarten bestäuben z. B.        dertöpfe so ausstatten wollen, dass sich
                                  Pflanzen, sind Nahrungsgrundlage für              das ­An­legen von Maßnahmen zur För­
             △ Matthias Bröker,   andere Insekten oder weitere Tiergrup­            derung von Biodiversität auch lohnt –
             top agrar            pen wie Vögel und kleine Säugetiere.              hoffentlich stehen sie zu ihrem Wort.
                                  ­Zusätzlich arbeitet eine gewaltige An­              Für die Landwirtschaft heißt das:
                                   zahl von ihnen im Boden. So kontrollie­          Wer z. B. im Rahmen des derzeitigen
                                   ren sie z. B. Schaderreger, sind an der          Greenings oder für Agrarumwelt- und
                                   Humusbildung beteiligt und erhalten              Klimamaßnahmen Blühflächen, Puffer­
                                   ­somit die Bodenfruchtbarkeit.                   streifen oder Brachen anlegt, sollte die
                                          Zurzeit gibt es nach Angaben des          Flächen möglichst effizient verbinden,
                                    ­Bundesumweltministeriums (BMU) bun­            um den Arten einen Mehrwert zu bieten.
                                     desweit rund 33 300 Insektenarten.             Berater können bei der Anlage oder
                                     ­Damit sind fast drei Viertel aller Tierar­    beim Ausfüllen der Förderanträge helfen.
                                      ten in Deutschland Insekten, darunter         Bei optimaler Strategie könnte „Biodi­
                                      Bienen, Käfer, Schmetterlinge, Libellen,      versität“ für einige Betriebe vielleicht so­
                                      Heuschrecken, Ameisen und Fliegen.            gar ein neues Standbein werden.
                                      ­Leider stehen sie zurzeit gehörig unter         Wie man die Einzelmaßnahmen am bes­
                                       Druck. Ein Blick auf die Rote Liste zeigt:   ten anlegt und wie hoch sie gefördert
                                       In Deutschland sind z. B. über 40 %          ­werden, dazu finden Sie in diesem Heft
                                       der insgesamt 561 erfassten Bienenarten       wertvolle Tipps. In den Reportagen ab
                                       bestandsgefährdet. Das ist höchst alar­       Seite 28 lesen Sie zudem, wie versierte
                                       mierend – tragen doch vor allem die           Praktiker die Maßnahmen sinnvoll ver­
                                       Wildbienen in hohem Maße zur Bestäu­          binden. Helfen Sie mit, die Arten zu schüt­
                                       bung bei, für einige Pflanzenarten sind       zen – auch kleine Streifen entlang von
                                       sie sogar überlebenswichtig.                  Wäldern und Hecken leisten bereits einen
                                          Um den Artenverlust aufzuhalten,           wichtigen Beitrag.
                                       braucht es nun das Engagement vieler
                                       Akteure. Politiker, Landwirte und Na­
                                       turschützer müssen enger zusammen­
                                       rücken, um die Mammutaufgabe bewäl­
                                       tigen zu können. Ziel muss es sein,
                                       ­Artenschutz und einen wettbewerbsfähi­
                                        gen Ackerbau zusammenzubringen.
                                          Das Bundeslandwirtschaftsministerium
                                        versucht das, indem es Maßnahmen wie
                                        das Aktionsprogramm Insektenschutz

                                                                                                                          top agrar spezial 3
Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
Magazin

             Biodiversität – wir alle
                sind gefordert
   Der Artenverlust hält weiter an. Um den Trend umzukehren, ist es wichtig, dass Politik, Landwirte
       und Naturschutz zusammenarbeiten – denn Artenschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

                                                                                                       Foto: Brüggemann

4 top agrar spezial
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K
       aum ein Thema beherrscht die                                         steht, verdeutlicht z. B. der Nationale            SCHNELL GELESEN
       Medien zurzeit mehr als die Lage                                     Vogelschutzbericht 2019 , den das Bun-
       unserer Arten und des Klimas.                                        desamt für Naturschutz kürzlich an die             Der Artenrückganghält weiter an –
Beides ist eng miteinander verbunden:                                       EU-Kommission übermittelt hat. Dieser              das zeigen die Ergebnisse der Weltbiodi­
So kann z. B. nur ein humusreicher Bo-                                      zeigt, wie sich die Vogelbestände entwi-           versitätsstudie, des nationalen Vogel­
den, in dem unzählige Bodenorganis-                                         ckeln und Brutpaare verbreiten. Hier               schutzberichts und von Insektenstudien.
men arbeiten, viel Kohlendioxid (CO2)                                       einige Ergebnisse:                                 Die Politikwill mit Maßnahmen wie
speichern und somit als CO2-Senke das                                          Bei den Brutvögeln hält sich der An-            dem Aktionsprogramm Insektenschutz,
Klima entlasten. Verschlechtert sich der                                    teil von Arten mit zunehmenden und                 der Ackerbaustrategie und einer an
Zustand hingegen, könnte sich die                                           abnehmenden Bestandstrends über eine               ­Umweltleistungen angelehnten Förder­
Landmasse laut neuerer Forschungser-                                        Zeit von zwölf Jahren zwar ungefähr                 politik ­gegensteuern.
gebnisse künftig zur Kohlenstoffquelle                                      die Waage. Allerdings nimmt die Zahl
entwickeln – das würde den Klimawan-                                        der Großvogelarten wie Seeadler, Uhu               Künftige Anreizprogrammesollen
del in bisher nicht abschätzbarem Maße                                      und Schwarzstorch wieder zu, während               es ermöglichen, effektive biodiversitäts­
befeuern.                                                                   vor allem die Bestände von Arten des               fördernde Maßnahmen wirtschaftlich in
  Genauso wichtig für das Klima und                                         Agrarlandes wie Rebhuhn oder Kiebitz               Betriebe zu integrieren.
obendrein für unsere Ernährungssicher-                                      weiter sinken (siehe Übersicht).                   Kontrollenmüssen künftig deutlich
heit ist auch eine funktionierende Biodi-                                      Aus den Vogelschutzberichten der                praxisnäher erfolgen.
versität über dem Boden. So sorgt z. B.                                     EU-­Mitgliedstaaten sowie den Meldun-
die Bestäubung von Insekten dafür, dass                                     gen zur Umsetzung der FFH-Richtlinie
viele Pflanzen überhaupt Samen bilden                                       erstellt die EU-Kommission einen euro-
können. Diese dienen neben dem Arter-                                       paweiten Bericht über den Zustand
halt auch als Nahrung für viele andere                                      der Natur. Bestimmte Vogelarten gelten             diskutiert. Im Rahmen einer Insekten-
Tiere. Auf die Erträge würde sich zudem                                     dabei als sogenannte Indikatorarten.
                                                                            ­                                                  studie der TU München erfassten For-
eine fehlende Bienenbestäubung fatal                                        Nimmt z. B. der Bestand einer Indika-              scher von 2008 bis 2017 viele Insek­
auswirken – bei Raps oder Sonnenblu-                                        torart ab, geht man davon aus, dass Ar-            tengruppen in Brandenburg, Thüringen
men würden sie um 25 % einbrechen.                                          ten mit ähnlichen Nahrungs- und Habi-              und Baden-Württemberg. Auf über 300
  Biodiversität – also die Vielfalt des                                     tatansprüchen ebenfalls zurückgehen.               Flächen sammelten sie über eine Million
Lebens – ist somit unsere Grundlage,                                        Der nächste Bericht wird voraussicht-              Insekten und konnten nachweisen, dass
die es zu schützen gilt. Dabei stehen die                                   lich im Herbst 2020 veröffentlicht.                viele der fast 2 700 untersuchten Arten
Arten in komplexen Wechselbeziehun-                                            Ein Grund für das Leiden von insek-             rückläufig waren. Somit steht eins fest:
gen zueinander. Welche Folgen es hat,                                       tenfressenden Vogelarten ist, dass ihr             Unsere Arten benötigen Hilfe!
diese zu stören, ist kaum abschätzbar.                                      Futtertisch nicht mehr so reichlich ge-
                                                                            deckt ist wie früher. Wörter wie „In­              POLITIK SCHNÜRT UMFANGREICHE
WIE STEHT’S UM DIE ARTEN?                                                   sektensterben“ oder „Insektenschwund“              HILFSPROGRAMME
Trotz vieler Bemühungen ist es um die                                       sind momentan in aller Munde. Wie                  Bereits jetzt gibt es in Deutschland eine
Artenvielfalt derzeit nicht gut bestellt.                                   stark allerdings die Insektenpopulation            Vielzahl von Gesetzen zum Schutz der
Laut Weltbiodiversitätsstudie sind glo-                                     tatsächlich sinkt, wird zurzeit intensiv           Biodiversität. Auch Brüssel redet beim
bal etwa 1 Mio. Arten vom Aussterben
bedroht – das fanden Forscher nach ei-
ner Auswertung von über 15 000 Stu-
dien und anderen Quellen heraus. Als                                            SO HABEN SICH DIE BRUTVÖGEL IN DEUTSCHLAND ENTWICKELT
direkte Treiber für den Artenverlust er-
                                                                                                 1%
mittelten sie eine veränderte Land- und                                                   6%           1%                                8%
Meeresnutzung, gefolgt von direkter
Ausbeutung (z. B. Fischerei), Klimawan-
del, genereller Verschmutzung und Ef-                                                                                30 %
fekten invasiver Arten.                                                                                                                                              30 %
   Diesen Trend wollen die Mitglied-                                                                                           25 %
                                                                                  31%             Brutvögel                                   Brutvögel
staaten des sogenannten Weltbiodiver-
                                                                                                 Kurzzeittrend                               Langzeittrend
sitätsrates, darunter auch Deutschland,
                                            Quelle: Bundesamt für Naturschutz

                                                                                                  (12 Jahre)                                  (36 Jahre)
mithilfe vieler Maßnahmen umkehren –
über alle Sektoren hinweg wie Politik,
Industrie, Verbraucher und Landwirt-
schaft. An der Gemeinschaftsaufgabe                                                                                                                       37 %
                                                                                                                   31%
„Mehr Biodiversität“ nehmen weltweit
mittlerweile 132 Staaten teil. Ihr über-
geordnetes Ziel lautet: eine nachhalti-                                                                   zunehmend         abnehmend     unsicher
gere Zukunft schaffen.                                                                                    stabil            unbekannt     fluktuierend       top agrar
   Doch wie ist die Lage der Arten bei
uns in Deutschland? Dass trotz vieler                                           △ Vor allem die Bestände von Vogelarten der Agrarlandschaft sinken. ­Besonders betroffen
Teilerfolge noch Handlungsbedarf be-                                            sind Kiebitze und Rebhühner.

                                                                                                                                                         top agrar spezial 5
Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
Magazin
Fotos: Imhäuser, Mann, Werkbild

                                                                             1                                                2                                              3
                                  △ Förderpolitisch stehen die Zeichen auf das Erreichen von Umweltzielen – z. B. mit Brachen (1), Pufferstreifen (2) oder Blühmischungen (3).

                                  Artenschutz ein Wörtchen mit. Die wich­          nahmen“ in Anlehnung an das soge-                auch Gelder der 1. Säule der GAP für
                                  tigsten Regelungen entnehmen Sie der             nannte Niederländische Modell hervor.            den Umweltschutz einsetzen – und
                                  Zusatzinfo „Gesetze“.                            Dort arbeiten Landwirtschaft, Umwelt             zwar über sogenannte Eco-Schemes.
                                     Um vor allem den Insektenschutz vo-           und Verwaltung eng zusammen und bil-             Diese sollen nach 2020 das Greening
                                  ranzutreiben, hat die Bundesregierung            den auch eine Kontrolleinheit. Ziele der         ablösen, was in den Augen der EU-­
                                  im Koalitionsvertrag ein Aktionspro-             Strategie sind u. a.:                            Kommission zwar positive Umweltwir-
                                  gramm Insektenschutz vereinbart. Es              • das Fördern vielfältiger Fruchtfolgen,         kungen erbracht hat, jedoch nicht in
                                  soll nach Angaben des Bundesministeri-           • das Erreichen eines Humusgleichge-             dem geplanten Umfang.
                                  ums für Ernährung und Landwirtschaft             wichts in allen Ackerböden bis zum                  Die Teilnahme an diesen Eco-Sche-
                                  (BMEL) Insektenlebensräume und die               Jahr 2030 und                                    mes, die in direkter Konkurrenz zur Ba-
                                  Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft          • eine stärkere Berücksichtigung des In-         sisprämie stehen und die man jährlich
                                  fördern. Dazu will man z. B. die Liste           tegrierten Pflanzenschutzes.                     neu beantragen muss, soll nach bisheri-
                                  von gesetzlichen Biotopen um artenrei-             Die Ackerbaustrategie dient zunächst           gen Aussagen für die Landwirte freiwil-
                                  ches Grünland, Streuobstwiesen, Tro-             als Diskussionsgrundlage. Laut BMEL              lig sein. Bund und Länder beraten ge-
                                  ckenmauern und Steinriegel erweitern             soll sie eine Art Handbuch für den               genwärtig, welche Maßnahmen ange-
                                  und diese künftig im Bundesnatur-                Acker­bau der Zukunft sein.                      boten werden könnten. Vorgaben für
                                  schutzgesetz als geschützte Biotope aus-           Zudem will das BMEL den ökologi-               die finanzielle Mindestausstattung die-
                                  weisen. Zusätzlich sollen im Rahmen              schen Landbau noch stärker unterstüt-            ses neuen Förderinstruments gibt es
                                  des Programms Verbote von Herbizid-              zen, weil dieser nach Ansicht des Thü-           derzeit noch nicht.
                                  und Insektizidmaßnahmen in Schutzge-             nen-Instituts einen wichtigen Beitrag
                                  bietskategorien wie Naturschutzgebie-            für die Arten leiste. Ziel der Bundesre-         NEUER BETRIEBSZWEIG
                                  ten, Nationalparks und FFH-Gebieten              gierung ist, dass 20 % der Landwirt-             BIODIVERSITÄT?
                                  gelten.                                          schaftsfläche bis zum Jahr 2030 ökolo-           Wie viel Geld z. B. nach der Neugestal-
                                     Die geplanten Maßnahmen des In-               gisch bewirtschaftet wird. Das BMEL              tung der GAP oder nach Umsetzung der
                                  sektenschutzprogramms sollen über ei-            fördert diese Bewirtschaftungsform z. B.         verschiedenen Programme des BMEL
                                  nen Mix aus Ordnungs- und Anreiz­                über das „Bundesprogramm ökologi-                für den Artenschutz in die Landwirt-
                                  politik umgesetzt werden. Für die Fi-            scher Landbau und andere Formen                  schaft fließen wird, darum wird nun
                                  nanzierung sollen Gelder in Höhe von             nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)“.             heftig gerungen. Fest steht, dass sich
                                  80 Mio. € an die betroffenen Betriebe                                                             künftige Zahlungen mehr an Umwelt-
                                  fließen. Ob das Programm bis zum                 EU-FÖRDERUNG ZIELT VERSTÄRKT                     zielen orientieren werden als heute. Die
                                  Ende der Legislaturperiode der Großen            AUF UMWELTLEISTUNGEN AB                          Politik hat nach eigenen Aussagen aber
                                  Koalition umgesetzt wird und wie es im           Politisch stehen somit alle Vorzeichen           verstanden, dass sich Maßnahmen wirt-
                                  Detail aussieht, ist noch offen.                 auf die Förderung von Artenschutz.               schaftlich in die Betriebe integrieren las-
                                     Kürzlich stellte Bundeslandwirtschafts­       Das zeigt sich auch daran, wie sich die          sen müssen, um nachhaltig zu sein. „Für
                                  ministerin Julia Klöckner zudem ihren            EU-Kommission die künftige Ausge-                die Anforderungen der Gesellschaft für
                                  Entwurf für eine Ackerbaustrategie bis           staltung der Agrarzahlungen vorstellt.           mehr Artenschutz muss es eine faire
                                  zum Jahr 2035 vor. Auch diese enthält            So strebt Brüssel bei der Weiterentwick-         Entlohnung geben“, verkündete Minis-
                                  viele Punkte, die auf ein Mehr an Bio­           lung der Gemeinsamen Agrarpolitik                terin Julia Klöckner bei der Präsenta-
                                  diversität abzielen. So hebt die Strategie       (GAP) nach 2020 an, die Zahlungen                tion ihrer Ackerbaustrategie.
                                  z. B. den „Aufbau von regional abge-             stärker als bisher an Umweltleistungen              Wer demnach im Rahmen von frei-
                                  stimmten biodiversitätsfördernden Maß-           zu knüpfen. Zudem will sie künftig               willigen Maßnahmen, aber auch des

                                  6 top agrar spezial
Biodiversität Schutzgebühr 7 € SPEZIAL - BASF Agrar
Greenings und von Agrarumwelt- und                                 dere Bereiche wie Siedlungsentwick-                       GESETZE
Klimamaßnahmen (AUKM) z. B. Blüh-                                  lung, Lichtverschmutzung, Gärten und
streifen/-flächen, Brachen oder Puffer-                            Verkehrsflächen. Die besondere Bedeu-                     Regeln zum Artenschutz
streifen anlegt, kann auch künftig mit                             tung der Landwirtschaft sehen die Poli-
Fördermitteln aus dem EU- und Bun-                                 tiker darin, dass sie mit knapp 50 % der                  Die EU und Deutschland haben sich
deshaushalt rechnen – wenn auch in ab-                             Gesamtfläche Deutschlands die größten                     über eine Reihe von Gesetzen zum
geänderter Form. Damit der Artenschutz                             Flächennutzer sind.                                       ­Artenschutz verpflichtet. So regelt z. B.
für die Betriebe in Zukunft ein wirt-                                 Wichtig ist nun, dass alle Beteiligten                  die EU-Artenschutzverordnung, die das
schaftlicher Betriebszweig werden kann,                            sich der Gemeinschaftsaufgabe „Mehr                        Washingtoner Artenschutz-Übereinkom-
gilt es aber, die Maßnahmen geschickt                              Biodiversität“ stellen. Mit den Ergeb-                     men (CITES) umsetzt, den internatio-
aufeinander abzustimmen – und zwar                                 nissen aus Projekten wie z. B. F.R.A.N.Z.                  nalen Handel mit gefährdeten Tier- und
aus Sicht des Artenschutzes und der                                (S. 29) oder dem FarmNetzwerk Nach-                        Pflanzenarten. Zudem gibt es die soge-
Ökonomie.                                                          haltigkeit (S. 33) lassen sich Maßnah-                     nannte EU-Vogelschutzrichtlinie. Ihr
   Welche Einzelmaßnahmen sich auf                                 men zum Artenschutz noch effizienter                       Ziel ist es, sämtliche im Gebiet der
welchen Standorten eignen und was da-                              gestalten – auch wirtschaftlich.                           EU-Staaten natürlicherweise vorkom-
bei zu beachten ist, lesen Sie in den Fol-                                                 Matthias Bröker                   menden Vogelarten einschließlich der
gebeiträgen von Seite 8 bis 26. Wie ver-                                                                                      Zugvögel in ihrem Bestand dauerhaft
sierte Praktiker diese Maßnahmen ge-                                                                                          zu erhalten. Eine weitere EU-Bestim-
schickt miteinander kombinieren, um                                                                                           mung ist die FFH-Richtlinie. Diese ver-
die Effekte auf den Artenschutz zu erhö-                                                                                      folgt das Ziel, wildlebende Arten, deren
hen, lesen Sie in den Reportagen ab                                                                                           Lebensräume und die europaweite Ver-
Seite 28. Wer Hilfe von der Beratung                                                                                          netzung dieser Lebensräume zu sichern.
benötigt, um Details z. B. zu Förderhö-                                                                                         Die Umsetzung der Vogelschutz- und
hen und Auflagen zu erfahren, findet die                                                                                      FFH-Richtlinie in Deutschland regelt
zuständigen Stellen ab Seite 34. Un-                                                                                          das Bundesnaturschutzgesetz, die -ar-
ter www.topagrar.com/foerderung2020                                                                                           tenverordnung sowie zum Teil das
haben wir für Sie zudem eine Liste zu                                                                                         Jagdrecht. Im internationalen Kontext
                                              Foto: agarfoto.com

aktuellen Förderhöhen von AUKM und                                                                                            hat Deutschland zudem das „Überein-
Greeningmaßnahmen erstellt.                                                                                                   kommen über die biologische Vielfalt“
                                                                                                                              unterzeichnet. Für die Umsetzung hat
GEMEINSAM FÜR MEHR ARTEN                                                                                                      die Bundesregierung die „Nationale
Weil Artenschutz wirklich jeden an-                                                                                           Strategie zur biologischen Vielfalt“ ver-
geht, betreffen viele Aktivitäten – z. B.                          △ Überzogene Kontrollen bremsen den                        abschiedet. Das Programm ist mit über
im Insektenschutzprogramm – auch an-                               Artenschutz eher aus.                                      400 Maßnahmen äußerst umfangreich.

  KOMMENTAR

  Praxisnähe statt Kontrollwut
  Wer seine Blüh- und Pufferstreifen                                   Die Politik sollte das Thema „Maß-
  ­sowie andere Maßnahmen zum Arten-                               volle Kontrollen“ demnach unbedingt
   schutz im Rahmen des Greenings                                  berücksichtigen. Was nutzen sonst all
   oder über Agrarumwelt- und Klima-                               die neu geplanten Anreizprogramme
   maßnahmen fördern lässt, muss mit                               für die Artenvielfalt, wenn Landwirte
                                                                                                                Foto: Heil

                                                                                                                                                     ◁ Matthias
   regelmäßigen Kontrollen rechnen.                                sie wegen einer übertriebenen Kon­                                                ­Bröker,
   Das Wichtigste ist nach Aussagen vie-                           trollwut der Behörden nicht umset-                                                 top agrar
   ler Landwirte dabei, dass die Kontrol-                          zen? Damit Artenschutz gelingt, müs-
   leure praxisnah arbeiten. Es kann nicht                         sen zudem die Fördertöpfe so ausge­
   sein – und das ist schon vorgekom-                              stattet sein, dass Biodiversität für die           fektivität der Maßnahmen beurteilen –
   men – dass sogar ein etwas zu breiter                           ­Betriebe künftig ein lohnender Be-                sowohl hinsichtlich des Artenschutzes
   Pufferstreifen aberkannt wird. Zudem                             triebszweig sein kann.                            als auch der Wirtschaftlichkeit.
   muss ein Kontrolleur Verständnis dafür                              Aber auch die Landwirte sind gefor-                Letzter Punkt ist die unsägliche
   haben, dass ein angelegter Streifen                              dert. Nur wer die Maßnahmen passend               ­Diskussion über den Ackerstatus.
   bei Extremwetter mal verhageln kann.                             für seinen Betrieb auswählt und sie                Im Sinne der Arten muss die EU nun
   In diesen Situationen gleich den Rot-                            sinnvoll kombiniert, leistet einen echten          endlich dafür sorgen, dass Flächen,
   stift anzusetzen, führt sicherlich nicht                         Beitrag für die Arten. Wertvoll kann es            auf denen z. B. mehrjährige Blüh­
   dazu, dass die Motivation für solche                             sein, die Strategien mit Beratern zu               flächen länger als fünf Jahre stehen,
   Maßnahmen bei den Landwirten steigt.                             ­besprechen. Denn sie können die Ef-               nicht den Ackerstatus verlieren!

                                                                                                                                                    top agrar spezial 7
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Ackerbau

Den Boden im Blick
Ein fruchtbarer Boden ist das wertvollste für jeden Bauern. Oft lassen sich die zahlreichen
Organismen, die ihn ertragreich halten, bereits mit einfachen Maßnahmen fördern.

                                                                                                               Böden, senkt die Erosionsgefahr, verbes­
                                                                                                               sert die Puffer- sowie Filterfunktion und
                                                                                                               stabilisiert so die Erträge. Zudem hängt
                                                                                                               eine weitere Leistung mit Humus zusam­
                                                                                                               men: Weil er größtenteils aus kohlen­
                                                                                                               stoffhaltigen Substanzen wie Kohlenhyd­
                                                                                                               raten und Lignin besteht, zählen humus­
                                                                                                               reiche Böden neben den Meeren zu den
                                                                                                               wichtigsten Kohlenstoffspeichern der
                                                                                                               Erde. Der Bodenzustand ist damit aufs
                                                                                                               Engste mit dem Klima verbunden. Denn
                                                                                                               im Boden gespeicherter Kohlenstoff ist
                                                                                                               der Atmosphäre entzogen. Mehr dazu le­
                                                                                                               sen Sie im Folgebeitrag ab Seite 10.
                                                                                                                  Neben der Humusbildung sorgen die
                                                                                                               Untergrundbewohner auch für ein sta­
                                                                                                               biles Porensystem im Boden. Das für
                                                                                                               Ackerböden günstige Porenvolumen
                                                                                                               liegt bei etwa 50 % – also ist die Hälfte
                                                                                                               des Bodens mit Luft und Wasser gefüllt.
                                                                                                               Nur bei einem intakten Porensystem
                                                                                                               können Pflanzen den Boden gut durch­
                                                         Regenwürmer sind ein Teil                             wurzeln. Zusätzlich verbessert sich da­
                                                                                                               durch die Wasserhaltefähigkeit, was so­
                                                                                        Fotos: agrarfoto.com

                                                                der Bodenbewohner.
                                                            Zusammen mit Insekten,                             gar von überregionaler Bedeutung ist.
                                                               ­Pilzen, Bakterien und                          Sind z. B. die Böden im Einzugsbereich
                                                          ­Einzellern erhöhen sie die                          von Flüssen verdichtet oder versiegelt,
                                                                 Bodenfruchtbarkeit.                           steigt die Hochwassergefahr.
                                                                                                                  Bodenbakterien sind die „Chemiefab­
                                                                                                               riken“ des Bodens. Einige Arten können
                                                                                                               Luftstickstoff in für Pflanzen verwert­
                                                                                                               bares Nitrat umwandeln. Diese Bakte­
UNSER AUTOR                                 höchster Bedeutung sind. Wer die Ar­                               rien leben in den Knöllchen von Legu­
Prof. Christoph Künast, E-SyCon,            beiter des Untergrundes sind, entneh­                              minosenwurzeln. Generell bauen Bakte­
Berater für Biodiversität                   men Sie der Zusatzinfo „Artenvielfalt“.                            rien Pflanzenmaterial ab und sind
                                                                                                               maßgeblich an der Humusbildung und
                                            DAS LEISTET DAS BODENTEAM                                          am Stickstoff- sowie Kohlenstoffkreis­

V
       om Regenwurm bis zum Bakte­          Im Team produzieren die Bodenorganis­                              lauf beteiligt. Als Gegenspieler können
       rium – unter einem Fußabdruck        men z. B. Humus . Dieser entsteht, wenn                            sie z. B. helfen, Krankheiten zu unter­
       auf dem Acker tummeln sich Mil­      Bodenlebewesen anfallende Ernterück­                               drücken. Ein Beispiel: Beizt man Pflanz­
lionen von Kleinst­lebewesen. Zwar sind     stände wie Wurzeln und Stroh sowie or­                             kartoffeln mit dem Bacillus subtilis,
diese für die Medien nicht so attraktiv     ganische Dünger wie Gülle, Mist oder                               kann dieser den Schaderreger Rhizocto­
wie Bienen, Schmetterlinge oder Vögel.      Zwischenfrüchte zersetzen. Im Boden                                nia solani verdrängen.
Für jeden Bauern ist dieser Teil der Bio­   herrscht dabei Arbeitsteilung: Regen­                                 Eine besondere Gruppe bilden die im
diversität aber der wichtigste. Denn aus    würmer schichten um und verdauen, Bo­                              Boden lebenden Mykorrhizapilze wegen
den Nahrungsketten und Stoffwechsel­        deninsekten zerkleinern und Bakterien                              ihrer Symbiose zu einigen Pflanzenar­
leistungen aller Bodenorganismen zu­        bauen ab. Im Detail ist dieser Vorgang                             ten . Ihre Pilzhyphen wachsen aus dem
sammen entstehen die sogenannten            hochkomplex und verläuft langsam.                                  umgebenden Boden in Wurzelzellen ein
„Ökologischen Dienstleistungen“, die          Ein ausreichender Humusgehalt ist der                            und beliefern sie mit Wasser und Nähr­
für den Landwirt vor Ort und darüber        Schlüssel zu mehr Bodenfruchtbarkeit –                             stoffen. Als Gegenleistung werden sie
hinaus für die gesamte Gesellschaft von     er erhöht die Wasserhaltefähigkeit von                             von der Pflanze mit Photosynthesepro­

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dukten versorgt. Die meisten landwirt­                      z. B. kleine, längliche und schmale Ern­     SCHNELL GELESEN
schaftlichen Kulturpflanzen nutzen diese                    tereste, Schotenreste, Spreu, Spelzen
Symbiose. Sie fehlt bei Kreuzblütlern                       und Ausfallsamen von Ungräsern bis           Ein komplexes Z   usammenspiel un­­
wie Raps und Senf sowie bei Lupinen.                        hin zu kleinen Rapssamen oft direkt          zähliger Organismen hält den Boden
                                                            ohne weitere Zerkleinerung nutzbar.          fruchtbar.
SO FÖRDERN SIE DIE VIELFALT                                 Damit sie Stroh und Stängelstücke auf­
                                                                                                         Wer die Erosionsgefahrsenkt
IM UNTERGRUND                                               nehmen können, müssen der Stroh­
                                                                                                         und ­Bodenverdichtungen vermeidet,
Um die fleißigen Helfer zu unterstützen,                    häcksler am Mähdrescher optimal ein­
                                                                                                         hilft ­bereits den Regenwürmern,
gilt es, in erster Linie keine Bodenschä­                   gestellt und die Messer scharf sein. Am
                                                                                                         ­Insekten, ­Pilzen und Co.
den zu verursachen. Dazu zählen:                            besten verarbeiten die Würmer die Ern­
Vermeiden von Erosion! Spült Stark­                         terückstände zudem, wenn das gehäck­         Ohne Futter wenig Bodenleben:Füt­
regen 1 mm Boden fort, sind auf 1 ha                        selte Stroh gleichmäßig verteilt auf der     tern Sie die Kleinstlebewesen z. B. mit
rund 13 t Oberboden weg – und mit                           Fläche liegt.                                Ernterückständen, Zwischenfrüchten und
ihm viele Bodenlebewesen sowie Nähr­                           Generell lässt sich das Bodenleben        ­Leguminosen.
stoffe und Humus. Als Gegenmaß­                             pushen, indem man Zwischenfrüchte
nahme bietet es sich an, z. B. in Hangla­                   zur Gründüngung in seine Fruchtfolge
gen quer zu pflügen oder begrünte Ero­                      integriert. Das erhöht die Wurzelmasse
sionsschutzstreifen anzulegen. Hilfreich                    und damit das Nahrungsangebot. Bra­
gegen Erosion sind auch konservie­                          cheflächen, die einige Landwirte im          nach einer Passage durch einen Regen­
rende Bodenbearbeitungsverfahren wie                        Rahmen des Greenings anlegen, erhö­          wurmdarm fruchtbarer, enthält kleinere
Mulch- oder Direktsaat bzw. Strip Till.                     hen die Biodiversität im Untergrund          Partikel und mehr Bakterien.
Tabu für Verdichtungen: Nicht immer                         ebenfalls. Positiv wirkt sich auch der          Zusätzlich besiedelt eine enorme An­
sind Bodenverdichtungen sofort sicht­                       Anbau von Leguminosen wie Acker­             zahl an Insekten die Böden, darunter
bar. Die Folgen sind jedoch langfristig:                    bohnen oder Erbsen aus.                      vor allem Springschwänze. Viele Fliegen
Sie verengen das Porensystem, behin­                                                                     und Mücken haben bodenbewohnende
dern den Wasser- und Luft­      austausch                                                                Larven, die sich aktiv am Abbau von
und begrenzen die Durchwurzelbarkeit.                                                                    Pflanzenresten beteiligen (Destruenten).
Der einfachste Weg, den Boden zu scho­                                                                   Im Porensystem leben aber auch zahlrei­
nen ist, durchnässte Äcker nicht zu be­                     ARTENVIELFALT                                che Milben, die zu den Spinnentieren ge­
fahren und – falls möglich – hohe Fahr­                                                                  hören. Diese ernähren sich oft räube­
zeuggewichte zu vermeiden. Darüber hi­                      Wer tummelt sich                             risch von anderen Bodentieren.
naus bietet es sich an, den Reifendruck                                                                     Die kleinsten unter den Bodenbewoh­
zu senken oder Reifendruckregelanla­
                                                            im Boden?                                    nern kommen zahlenmäßig am häufigs­
gen einzusetzen. Wichtig ist aber auch,                                                                  ten vor: tierische und pflanzliche Ein­
vorzubeugen. Wer den pH-Wert prüft                          Die Regenwürmer sind die bekanntes­          zeller, Pilze und Bakterien . Zu den Ein­
und bei Bedarf kalkt, stabilisiert die                      ten Bodenorganismen. In Deutschland          zellern gehören Amöben und Algen.
Bodenstruktur. Zudem kann auf Flä­
­                                                           leben 40 bis 50 Arten. Sie schichten den     Pilze durchziehen als fadenförmige Hy­
chen, die zum Vernässen neigen, eine                        Boden um (Bioturbation), indem sie           phen den Boden. Unter 1 m2 Boden
Drainage sinnvoll sein.                                     Erde aufnehmen und zwischen ver­             können viele Kilometer Pilzhyphen ver­
                                                            schiedenen Horizonten verlagern. Ihre        laufen. Bakterien treten in ungeheurer
FUTTER FÜR DIE BODENARTEN                                   Gangsysteme erhöhen das Porenvolu­           Anzahl auf. Vor allem die sauerstofflie­
Gleichzeitig gilt es, die Bodenlebewesen                    men. Wichtig für den Ackerbau sind           benden Arten sind wichtig – sie leben
gezielt zu fördern, indem man sie füt­                      insbesondere tiefgrabende Arten wie          im Po­rensystem des Bodens und sind
tert. Das kann mit relativ wenig Auf­                       Tauwürmer. Sehr wertvoll ist der Kot         auf eine gute Luftdurchlässigkeit ange­
wand erfolgen: Für Regenwürmer sind                         von Regenwürmern. Denn die Erde ist          wiesen.                                       Foto: Schneider
                                              Foto: Höner

△ Erosionsschutzstreifen helfen, dass Böden                 △ Reifendruckregelanlagen verhindern tiefe   △ Wer die Stoppeln zerkleinert, legt den
und deren Lebewesen nicht abschwemmen.                      Druckzwiebeln im Boden.                      Organismen das Futter mundgerecht vor.

                                                                                                                                 top agrar spezial 9
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Ackerbau

Dauerhaftes Begrünen
schafft Humus
Organische Dünger und eingearbeitetes Stroh sind klassische Maßnahmen, um Humusverlust
entgegenzuwirken. Wer dem Bodenleben das ganze Jahr über Futter bieten will, kann das mithilfe
einer dauerhaften Begrünung erreichen.

UNSERE AUTOREN
Anne Katrin Rohlmann, top agrar, ­
in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Lehrke,
LWK Niedersachsen

E
      in Humusgleichgewicht in allen
      Ackerböden – das ist ein zentraler
      Aspekt der Ackerbaustrategie des
Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Die Gründe dafür:
• Humus wirkt in Böden als CO2-Senke.
Denn die Bodenorganismen setzen den
Humus aus einer Vielzahl kohlenstoff-
haltiger Substanzen zusammen. Dies gilt
es zu erhalten. Dem Humusgehalt kommt
beim Klimaschutz demnach eine wich-
tige Rolle zu.
• Die Bodenfruchtbarkeit soll dauer-
haft gesichert sein. In diesem Punkt er-
füllt Humus existenzielle Funktionen:
Er erhöht z. B. die Wasser- und Nähr-
stoffspeicherkapazität des Bodens und
trägt maßgeblich zum Erhalt der Boden-
struktur bei.

MASSNAHMEN FÜR MEHR
HUMUSBILDUNG
Doch enge Getreide- und Maisfrucht-
                                           Foto: Romundt

folgen mit intensiver Bodenbearbeitung
zehren am Humusgehalt vieler Böden
(siehe dazu auch Zusatzinfo „Humus­
bilanz“). Wie lässt sich gegensteuern?
   Wirtschaftsdünger und Komposte                          △ Untersaaten in Mais bieten Futter für das Bodenleben und senken die Erosionsgefahr.
sind ein probates Mittel, um organische
Substanz zurückzuführen. Das gilt vor
allem für Kompost und Stallmist. Zum
Vergleich: Gelangt mit einer Rinder-                       lichst klein gehäckselt auf der Fläche zu      den unzähligen Bodenorganismen dau-
gülle ca. 9 kg Humus-C/m3 zurück auf                       belassen, ist für die Humusbildung             erhaft Futter zu liefern.
das Feld, sind es bei verrottetem Stall-                   schon mal ein richtiger Schritt. Als wei-
mist bzw. Kompost 40 bis 60 kg Hu-                         terführende Maß­nahme kann es sinn-            ZWISCHENFRÜCHTE KURBELN
mus-C/t.                                                   voll sein, den Boden möglichst ganz­           BODENLEBEN AN
   Stehen keine Wirtschaftsdünger zur                      jährig zu begrünen. Die zusätzliche            Der Anbau von Zwischenfrüchten vor
Verfügung, muss es auch rein pflanzlich                    Pflanzen- und Wurzelmasse aus z. B.            einer Sommerung bringt zudem weitere
gehen. Das Stroh nach der Ernte mög-                       Zwischenfrüchten oder Ackergras hilft,         Vorteile mit sich, wie Stickstoffbindung,

10 top agrar spezial
SCHNELL GELESEN

Humuserfüllt in Ackerböden die Funk-
tion einer CO2-Senke. Zudem ist er ele-
mentar für die Bodenfruchtbarkeit.
Die dauerhafte Begrünungvon
­Ackerflächen verfolgt die Strategie, die
 humusaufbauenden Bodenorganismen
 dauerhaft mit Futter zu versorgen.                                                                                        ◁ Regenwürmer pro-
                                                                                                                           fitieren vor allem von
Zwischenfruchtmischungen,die aus                                                                                          Zwischenfrüchten,
                                             Foto: Höner
vielen Arten bestehen, liefern ein breites                                                                                 wenn die Mi­schun­gen
Nahrungsangebot für die Bodentiere.                                                                                        auch Leguminosen
                                                                                                                           enthalten.

 Erosionsschutz und Rückzugsraum für                       ist in den Bundesländern nicht einheit-     die N-Freisetzung oft erst im zweiten
 Wildtiere. Für den Humusaufbau liefert                    lich geregelt. Der Handel bietet aber       oder dritten Jahr danach einsetzt, mine-
 sowohl der oberirdische Aufwuchs als                      meistens darauf abgestimmte Mischun-        ralisiert nur einjährig genutztes Acker-
 auch die unterirdische Wurzelmasse or-                    gen an.                                     gras meist sehr zügig.
 ganisches Material. Die Menge hängt                                                                      Eine Alternative für Ackerbauern, die
 dabei vor allem von den Arten und der                     ANSCHLUSSBEGRÜNUNG                          sich für Ackergras interessieren, kann
 Bestandesetablierung ab. Je nach Mi-                      MIT ­UNTERSAAT?                             die Grassamenvermehrung sein. Diese
 schung und Pflanzenaufwuchs kann                          Folgt nach der Zwischenfrucht Mais, ist     ist zwar eine Nische, kann aber die
 eine über Winter stehende Zwischen-                       es möglich, in Regionen mit ausreichen-     Fruchtfolge mit einer humusmehrenden
 frucht dem Boden ca. 120 kg Humus-C                       den Jahresniederschlägen, mit einer Un-     Kultur auflockern. Bei der Grassamen-
 je ha zuführen. Bei einer Sommerzwi-                      tersaat aus Rotschwingel oder Weidel-       vermehrung wird der zweite Schnitt in
 schenfrucht ist immerhin noch mit rund                    gräsern die Bodenbegrünung fortzufüh-       der Samenreife gedroschen.
 80 kg Humus-C/ha zu rechnen.                              ren. Dies ist besonders von Vorteil,
    Doch die Schwankungen können                           wenn nach dem Mais wieder eine Som-
 enorm sein. Normalerweise liefern Zwi-                    merung steht. Dann ist nach der Mais-
 schenfrüchte wie Phacelia, Gelbsenf                       ernte nicht nur die Flächenbegrünung        HUMUSBILANZ
 oder Ölrettich im Mittel ca. 4 t ober­                    bereits gesichert, sondern gleichzeitig
 irdische Trockenmasse je Anbaujahr.                       die N-Speicherung und der Erosions-         Wer zehrt am Humus?
 Aber gerade Ölrettich reagiert z. B. auf                  schutz. Und das, ohne den Mais in sei-
 einen zu späten Saatzeitpunkt mit deut-                   nem Ertragspotenzial zu gefährden.          Unter den Ackerbaukulturen gibt es
 lich geringeren TM-Erträgen, die durch-                     Gräser sind, was den Humusaufbau          Humuszehrer und -mehrer. Während
 aus auf 0,5 bis 1 t/ha fallen können.                     betrifft, besonders wertvoll. Ihre feinen   Ackergras je nach Nutzungsjahr 100 bis
    Insgesamt hat sich jedoch gezeigt,                     Wurzeln liefern reichlich organisches       800 kg Humus-C dem Boden zuführt,
 dass das Bodenleben von Zwischen-                         Futter. Nach Untersuchungen der LWK         entzieht Getreide durchschnittlich 280
 fruchtmischungen profitiert. Diversität                   Niedersachsen produziert eine Grasun-       bis 400 kg Humus-C/ha. Verbleibt das
im Wurzelbereich führt zur Diversität                      tersaat 2 bis 3 t TM/ha. Daraus können      Stroh auf der Fläche, lassen sich über
bei den Bodenorganismen. Regenwür-                         bis zu 250 kg Humus-C/Jahr resultieren.     100 kg Humus-C zurückführen.
mer, die maßgeblich am Aufbau von                                                                         Hackfrüchte beanspruchen den Hu-
Ton-Humus-­    Komplexen beteiligt sind,                   HUMUSBOOST DURCH ACKERGRAS                  musgehalt am stärksten (bis zu -1 300 kg
bevorzugen Leguminosen. Daher emp-                         Eine noch bessere Humuswirkung hat          Humus-C/ha). Auch Mais gehört mit ei-
fiehlt es sich, diese immer zu einem                       Ackergras. Es lässt sich in Milch­vieh-     nem Verbrauch von 560 bis 800 kg Hu-
­gewissen Anteil in der Mischung zu ha-                    oder Energiefruchtfolgen integrieren.       mus-C/ha zu den Zehrern. Allerdings
 ben. Um das Verhältnis des Regen-                         Dabei liefert es, im Sommer eingesät,       gibt es im Anbau Unterschiede. Im Ge-
 wurmvorkommens unter Zwischen­                            bereits 100 kg Humus-C/ha und im            gensatz zu Silomais verbleibt beim Kör-
 frucht­­mischungen zu einem Winterrog-                    Hauptnutzungsjahr um die 800 kg Hu-         ner- oder CCM-Mais ein Großteil der
 genbestand abschätzen zu können,                          mus-C/ha. Gleichzeitig ist die Fläche       Restpflanze auf dem Acker.
 zählte die P. H. Petersen Saatzucht                       über Winter begrünt. Je nach Ausrich-          Einen Überblick über die betriebliche
 Lundsgaard die Würmer in einem Ver-                       tung kann Ackergras dabei lediglich als     Humussituation kann eine Humusbi-
 such. Das Ergebnis: Unter Zwischen­​                      Winterbegrünung mit Futternutzung           lanz geben. Wie es aber tatsächlich auf
 frücht­​en fanden sie 300 bis 600 Regen­​                 dienen oder aber überjährig als vollwer-    den einzelnen Flächen aussieht und wie
 würmer/m2, unter Winterroggen nur 40.                     tige Futter- oder Substratkomponente.       sich der Humusgehalt entwickelt, kön-
    Ab welchem Leguminosenanteil man                          Folgt Getreide, sollte man – um La-      nen nur Humusbodenproben zeigen. Es
 Abschläge für abfrierende Zwischen-                       ger vorzubeugen – die Stickstoffnach-       empfiehlt sich, den Humusgehalt ein-
 früchte in der Düngebedarfsermittlung                     lieferung berücksichtigen. Anders als       fach bei jeder Grundbodenprobe mit
 der Düngeverordnung vornehmen muss,                       bei einem Grünlandumbruch, bei dem          ermitteln zu lassen.

                                                                                                                           top agrar spezial 11
Ackerbau

        Blüten für die
                                                                                                  Teil der Streifen oder Flächen liegen, da
                                                                                                  verschiedene Tierarten des Offenlandes
                                                                                                  solche offenen Standorte benötigen.
                                                                                                     Betrieblich hat es sich bewährt, mit

         Artenvielfalt                                                                           der Maßnahme ungünstige Flächenzu-
                                                                                                  schnitte wie Dreiecke oder Ausläufer zu
                                                                                                  optimieren. Liegen die Blühstreifen ent-
                                                                                                  lang von Gewässern, lassen sich damit
                                                                                                  die Abstandsauflagen erfüllen. Erfolgen
  Je vielfältiger Blühstreifen sind, desto mehr Tierarten fühlen                                  auf diesen Streifen Pflegearbeiten wie
                                                                                                  z. B. Grabenräumungen, die mit einer
sich darin wohl. Wichtig ist, standortangepasste Mischungen zu                                    Befahrung und der Ablagerung von
    wählen und die Ansaat sowie Pflege richtig umzusetzen.                                        Material verbunden sind, sollten Sie
                                                                                                  statt Blühstreifen sogenannte Gewäs-
                                                                                                  serrandstreifen bevorzugen. Bei diesen
                                                                                                  steht nicht der Blühaspekt im Vorder-
                                                                                                  grund. Neben Kräutern können auch
                                                                                                  höhere Anteile von Gräsern zum Ein-
                                                                                                  satz kommen – zu bevorzugen ist aber
                                                                                                  möglichst gebietseigenes Wildpflanzen-
                                                                                                  saatgut.
                                                                                                     In erosionsgefährdeten Regionen bie-
                                                                                                  ten Blühstreifen hervorragende Eigen-
                                                                                                  schaften beim Erosionsschutz. Wer
                                                                                                  jedoch auf stark erosionsgefährdeten
                                                                                                  ­
                                                                                                  Flächen wirtschaftet, sollte bevorzugt
                                                                                                  Erosionsschutzstreifen mit Gräsern und
                                                                                                  Kräutern anlegen, bei denen es auch
                                                                                                  „förderunschädlich“ ist, wenn Teile der
                                                                                                  Fläche durch aufgefangene Erdmassen
                                                                                                  zeitweise ohne Vegetation bleiben.
                                                                                                     Ungeeignet für den Anbau von Blüh-
                                                                                                  streifen sind stark mit Problemunkräu-
                                                                                                  tern (Ackerkratzdistel, Ampfer, Quecke)
                                                                                                  versetzte Schläge. Auch auf verdichteten
                                                                                                  und staunassen Böden sollte man auf
                                                                                                  die Anlage verzichten und stattdes-
                                                                                                  sen Maßnahmen wie z. B. Schonstreifen
                                                                                                  (ohne Ansaat) oder Brachen wählen.
                                                                                    Fotos: Mann

                                                                                                  TIPPS ZUR SAATGUTWAHL
                                                                                                  Wer blühende Flächen im Rahmen des
                                                                                                  Greenings oder der AUKM anlegt, be-
                                                                                                  kommt die Mischung häufig vorgege-
                                                                                                  ben. Nur in einigen Bundesländern las-
                                                                                                  sen sie sich teilweise selbst zusammen-
  UNSERE AUTORIN                           ning- sowie ­Agrarumwelt- und Klima­                   stellen. Achten Sie unbedingt auf die
  Sandra Mann,                             maßnahmen (AUKM) ist in den meisten                    Vorgaben, damit man Ihre Flächen voll
  Hochschule Anhalt                        Bundesländern ­möglich. Weil aber ein                  anerkennt. Ohne Förderung ist die Mi-
                                           Doppelförderungsverbot gilt, erfolgt in                schung frei wählbar. Verzichten Sie bei
                                           diesen Fällen eine Verrechnung (redu-                  der Zusammenstellung auf Gräser, da

  B
        lühende Streifen oder Flächen      zierter Fördersatz). Damit das Anlegen                 diese in der Regel ohnehin spontan auf-
        schaffen Lebens- und Rückzugs-     der Streifen und Flächen gelingt, gilt es,             wachsen und die Gefahr einer Vergra-
        räume für z. B. Vögel, Insekten    einige wichtige Punkte zu beachten.                    sung steigt, wenn sie in der Mischung
  und Niederwild. Besonders wertvoll                                                              enthalten sind.
  sind sie auch für Bestäuber wie Wild-    WELCHER STANDORT?                                      Einjährige Mischungen bestehen vor
  bienen oder Schwebfliegen.               Ökologisch sehr wertvoll sind Blüh-                    allem aus kurzlebigen Arten wie Son-
    Im Rahmen des Greenings wird die       streifen und -flächen entlang von He-                  nenblumen, Phacelia, Senf oder Klee.
  Anlage gefördert – als Brache mit dem    cken, Baumreihen oder Waldrändern.                     Meist enthalten sie aus Kostengründen
  Faktor 1,0 und als Puffer- oder Wald-    Das gilt vor allem für nach Süden aus-                 nur wenige Pflanzenarten. Somit steht
  randstreifen mit dem Faktor 1,5 (siehe   gerichtete trocken-warme Standorte.                    den Tieren – vor allem den Insekten –
  Übersicht). Eine Kombination von Gree-   Auch in der freien Feldflur sollte ein                 nur ein sehr begrenztes Nahrungsspekt-

  12 top agrar spezial
rum zur Verfügung. Wer ökologisch
hochwertigere Flächen bereitstellen will,
sollte Mischungen mit mindestens acht,
besser zehn oder mehr Arten wählen.
Zudem ist es wichtig, dass nicht nur

                                                                                                                                               Foto: Greiner
­einige wenige Arten sehr stark domi­
 nieren. Kommen Gelbsenf und Ölret-
 tich zusammen in der Mischung vor,
 sollte ihr Gesamtanteil unter 15 % lie-                                                    ◁ △ Sie fühlen sich in Blühstreifen wohl:
 gen, der von Buchweizen und Phacelia                                                       Wildbiene an der Wiesen-Witwenblume (links)
 unter 30 %. Vor allem Bestände, die bis                                                    und Stieglitz, der sich von Samen ernährt.
 ins Frühjahr stehen bleiben können,
 sollten auch Anteile von überwin­
 ternden Arten wie Gelbklee, Luzerne
 oder Markstammkohl enthalten. Ein-            ver­gehen. Achten Sie dabei auf die Vor-      AUCH DIE PFLEGE IST WICHTIG
 jährige Mischungen kosten rund 50 bis         gaben des Greenings oder der AUKM.            Weil unerwünschte Ackerunkräuter wie
 80 €/ha, ökologisch wertvollere meist           Ziel aller Maßnahmen ist ein fein­          Melden oder Rauken oft schneller auf-
 ca. 100 €/ha.                                 krümeliges Saatbett. Je nach Mischung         laufen als die neu gesäten Blühmischun-
 Mehrjährige Mischungen sollten so zu-         kann die Aussaat im Spätsommer/               gen, ist ein hoher Schröpfschnitt dieser
 sammengestellt sein, dass sie über meh-       Herbst oder im zeitigen Frühjahr erfol-       Pflanzen auf 15 bis 20 cm Wuchs­höhe
 rere Jahre arten- und blütenreich blei-       gen. Für gebietseigene Wildpflanzen ist       sinnvoll. Mulchen Sie, sobald die uner-
 ben. Falls Sie nicht auf eine Mischung        eine Saat im August oder September            wünschten Arten ca. kniehoch sind. Bei
 festgelegt sind, achten Sie bei der Saat-     bzw. ab Februar günstig. Mischungen           etablierten Beständen empfiehlt sich ein
 gutwahl auf Folgendes:                        mit Kulturarten kann man im April oder        Schröpfen bzw. abschnittsweises Mä-
 • Mischungen mit vielen Pflanzenarten         Mai säen. Soll die Fläche als ökologische     hen in rund 20 cm Höhe ab ­       Anfang
 sind denen mit wenigen vorzuziehen.           Vorrangfläche (ÖVF) gelten, ist die Aus-      Juli. Das fördert blütenreiche Pflanzen-
 • Ein breit gefächerter Blühzeitraum und      saat in einigen Bundesländern leider nur      bestände, die bis in den September und
 verschiedene Blütenformen sind optimal.       bis zum 31. März erlaubt, was zum Teil        Oktober hinein ein vielfältiges Nah-
 • In Rapsfruchtfolgen sind Mischungen         Probleme bei Spätfrösten mit sich bringt.     rungsangebot für zahlreiche Insekten
 ohne Kreuzblütler zu favorisieren.            Säen Sie möglichst vor Beginn einer           liefern.
 • Verzichten Sie auf Gräser, da diese die     Feuchtwetterlage – dann keimen die               Setzen Sie für das Schröpfen bevorzugt
 krautigen Arten schnell unterdrücken.         Pflanzen schneller.                           tierschonende Geräte ein und achten Sie
    Bevorzugen Sie zudem Saatgut aus             Die optimale Saattiefe liegt für Mi-        darauf, dass Sie das Material nicht im
 gebiets­eigenen Wildpflanzen, es ist be-      schungen mit Kulturarten bei 1 cm bis         Schwad ablegen. Beachten Sie, dass Sie
 sonders wertvoll für die Förderung            maximal 2 cm. Wildpflanzen sind je-           die Biomasse von Flächen, die sich in
 der Biodiversität. Solches Regio-Saatgut      doch überwiegend Lichtkeimer. Das             Förderprogrammen wie den AUKM be-
 stammt aus der Region und wurde nicht         Saatgut muss deshalb oberflächlich auf-       finden, aktuell nicht nutzen dürfen.
 züchterisch bearbeitet. Die Wildpflanzen      gerieselt werden. Stellen Sie bei der Saat       Bei allen Pflegemaßnahmen sind un-
 sind somit optimal an den Standort an-        mit der Sämaschine die Striegel und Sä-       bedingt die Vorgaben des Greenings
 gepasst und die Tierwelt wiederum an          schare hoch. Es empfiehlt sich zudem,         oder die länderspezifischen Vorgaben
 die Wildpflanzen. Auch für diese Arten        die geringen Saatmengen aus den ver-          der AUKM zu berücksichtigen. Die
 gelten Zertifizierungsvorschriften. Sie er-   schieden großen Samen auf eine Saat-          Förderhöhen von Agrarumwelt- und
 kennen das Saatgut an Zertifizierungen        menge von ca. 10 g/m² mit Füllstoff           Klima­maßnahmen in den Bundeslän-
 wie „VWW-Regiosaaten“ oder „Regio-            aufzumischen, z. B. mit gequetschtem          dern und Anbieter von Regiosaatgut
 Zert“. Während Mischungen aus Kultur-         Mais. Im Anschluss erfolgt das Anwal-         finden Sie unter www.­topagrar.com/
 und regionalen Wildarten oft unter            zen, um den Bodenschluss herzustellen.        bluehstreifen2020
 300 €/ha kosten, liegen reine Wildarten-
 mischungen gebietseigener Herkünfte
 häufig bei bis zu 500 €/ha. Wildpflan-
 zenmischungen bieten aufgrund der vie-        ÖVF, AUF DIE MAN BLÜHMISCHUNGEN EINSÄEN KANN
 len mehrjährigen Arten über viele Jahre
 bunte Blühaspekte und Lebensraum.                               flächig (Faktor 1,0)             streifenweise (Faktor 1,5)
                                                                       Brache           Feldrand/Pufferstreifen            Waldrand
GUT BETTEN UND RICHTIG SÄEN                    Mindestgröße             0,1 ha                         < 0,1 ha möglich
Für die erfolgreiche Anlage von Blüh-
                                               Breite                     –                      1 – 20 m                   1 – 10 m
streifen ist ein gut vorbereitetes Saatbett
wichtig. Zur Bodenbearbeitung eignet                           Selbstbegrünung oder gezielte Begrünung bis 1.4. möglich
                                               Begrünung
sich der Pflug, aber auch Geräte wie                           (bei Begrünung im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen auch später)
Grubber und Egge. Flächen mit stärke-          Pflegebe-    Mulch- und Mähverbot vom 1.4. bis 30.6. (z. T. sind Anträge für Ausnah-
rem Unkrautdruck sollten Sie mehr-             schränkungen meregelungen möglich); keine Düngung; keine Pflanzenschutzmittel
fach bearbeiten. Lassen Sie zwischen                                                                    top agrar; Quelle: eigene Recherche
den ­Arbeitsgängen 10 bis 14 Tage Zeit         △ Berücksichtigen Sie diese Auflagen für Blühmischungen auf ökologischen Vorrangflächen.

                                                                                                                     top agrar spezial 13
Ackerbau

                 Vernetzte Feldraine
                 Bunte Ackerrandstreifen bieten viel Potenzial, indem sie Lebensräume verbinden.

                 V
                        or allem in Regionen mit gro­        DIESE HÄNDLER BIETEN REGIO-SAATGUT AN1)
                        ßen Ackerschlägen sind Feldraine
                        wichtige Strukturelemente. Sie       Bezugsquelle                          Adresse
                 ver­netzen Biotope, bieten Nahrung, De­     Appels Wilde Samen                    www.appelswilde.de
                 ckung für Wildtiere und schützen den        Bayerische Futtersaatbau              www.bsv-saaten.de
                 Boden vor Erosion. Dieser unterschätzte
                                                             Camena Samen                          www.camena-samen.de
                 Lebensraum bietet einen hohen Wert für
                 das Ökosystem, z. B. für Nützlinge oder     Feldsaaten Freudenberger              www.freudenberger.net
                 seltene Kräuter. Regional gibt es derzeit   Rieger-Hofmann                        www.rieger-hofmann.de
                                                                                                                                             ◁ Diese Firmen
                 viele Anstrengungen, die Feldraine zu­
                                                             Rudloff Feldsaaten                    www.rudloff-feldsaaten.de                 bieten zertifiziertes
                 rückzugewinnen und bestehende aufzu­                                                                                        Regio-Saatgut mit
                 werten. Beseitigen darf man Feldraine       Wildsaaten Wieden & Guth              www.wildsaaten.de
                                                                                                                                             passenden Wild-
                 ab ­einer Breite von 2 m übrigens nicht:    1) Weitere Hersteller von Regio-Saatgut finden Sie im Internet, suchen Sie      kräutern für Ihren
                 Das ist im Rahmen von Cross Com­            einfach nach „RegioZert“ oder „VWW-Regiosaaten“.             Quelle: top agrar
                                                                                                                                             Standort an.
                 pliance (CC) untersagt.
                    Dafür können Sie Feldraine als öko­
                 logische Vorrangflächen im Rahmen
                 des Greenings mit dem Faktor 1,5 an­         ein feinkrümeliges Saatbett zu schaffen,              Die Zusammensetzung der Mischung
                 rechnen lassen – sofern die Randstrei­       eignet sich eine Kreiselegge.                       sollte sich auch nach Bodenart, Wasser­
                 fen als CC-relevante Landschaftsele­         Saatgut: Bewährt hat sich eine Ansaat               versorgung und Beschattung richten.
                 mente Teil einer beihilfefähigen Acker­      mit mehrjährigen Wildpflanzen, am bes­              Bei einer Saatstärke von 10 bis 30 kg/ha
                 fläche sind. Dann unterliegen sie aber       ten mit Regio-Saatgut. Einige Anbieter              können Kosten für das Saatgut von bis
                 den entsprechenden Vorgaben.                 entnehmen Sie der Übersicht. Die Mi­                zu 500 €/ha entstehen. Bei mechani­
                                                              schung sollte möglichst 20 bis 30                   schen Sämaschinen ist es sinnvoll, das
                 SAAT UND PFLEGE KURZ GEFASST                 Krautarten und 4 bis 6 konkurrenz­                  Saatgut kurz vorher mit Soja- oder
                 Der Aufwand für das Aufwerten bzw.           schwache Grasarten enthalten (z. B.                 Maisschrot auf 100 kg/ha aufzumi­
                 Anlegen von Feldrainen ist eher gering.      Schaf- oder Furchen-­   Schwingel bzw.              schen – das verbessert die Verteilung.
                 Standort: Geeignet sind vor allem            Zittergras). Vermeiden Sie konkurrenz­              Saattermin: Um zu keimen, braucht das
                 trocken-­warme und unbeschattete bis         kräftige Gräser wie Glatthafer oder                 Saatgut Feuch­­tig­­keit. Ein günstiger
                 mäßig ­beschattete Bereiche. Aus ökolo­      Knaul­ gras, denn diese verdrängen die              Saattermin ist daher der Spätsommer
                 gischer Sicht sollten die Feld­raine min­    kon­kur­renz­ärmeren Arten. Für den                 (Ende August/Anfang September). Al­
                 destens 2 m, besser 3 m breit sein. Be­      Blüheffekt im ersten Jahr kann man                  ternativ können Sie auch im Frühjahr
                 reiten Sie die Grasnarbe mit Fräsen,        ­einjährige Wildkräuter wie Mohn oder                säen, von Anfang März bis Mitte April.
                 Grubbern oder Vertikutieren vor. Um          Korn­blume einmischen.                              Aussaat: Die meisten Wildpflanzen sind
                                                                                                                  Lichtkeimer. Daher sollten die Saatkör­
                                                                                                                  ner am besten auf dem Boden aufliegen
                                                                                                                  (maximal 0,5 cm tief). Für das Ausbrin­
                                                                                                                  gen eignen sich Schneckenkornstreuer
                                                                                                                  oder Sämaschinen mit hoch­geklapptem
                                                                                                                  Striegel. Walzen nach der Saat sichert
                                                                                                                  den Bodenschluss.
                                                                                                                  Pflege: Im ersten Jahr können Sie uner­
                                                                                                                  wünschte Arten wie Disteln zurück­
                                                                                                                  drängen, indem Sie den Feldrain acht
                                                                                                                  bis zehn Wochen nach der Saat auf
                                                                                                                  5 bis 10 cm schneiden (Schröpfschnitt).
                                                                                                                    Später ist eine zeitlich und räumlich
                                                                                                                  gestaffelte Mahd von Vorteil. Mähen
                                                                                                                  Sie Abschnitte im jährlichen Wechsel
Foto: Werkbild

                                                                                             ◁ Blühende           auf 10 cm Höhe. Berücksichtigen Sie
                                                                                             Ackerrandstrei-      die Schonzeiten der Länder sowie die
                                                                                             fen vernetzen        Brut- und Setzzeit (1.4. bis 30.6.).
                                                                                             die Landschaft.                              Friederike Mund

                 14 top agrar spezial
Nützliche Pufferstreifen
                             Bewachsene Streifen helfen gegen „Run-off“ und fördern gleichzeitig die Biodiversität.

                 U
                                    m Erosion und damit ein Ab-
                                    schwemmen von Lebensraum zu
                                    vermeiden, reichen manchmal we-
                             der ein raues Saatbett noch ein quer                                                                                                ◁ Dieser
                             zum Hang bewirtschafteter Acker aus.                                                                                                Gewässer-
                             So können sich nach heftigen Regen-                                                                                                 schutzstreifen an
                                                                                                                                                                 einer hängigen
                             güssen hangabwärts regelrechte Was-
                                                                                                                                                                 Fläche verhindert
                             serbahnen bilden.                                                                                                                   Erosionsschäden
                                Mit dem Wasser schwemmen dann                                                                                                    wirkungs­­voll.
                                                                          Foto: Mund

                             Nährstoffe, Pflanzenschutzmittel und                                                                                                Im Rahmen des
                             Bodenpartikel ab. Gegen dieses soge-                                                                                                Greenings ist
                             nannte Run-off helfen bewachsene Puf-                                                                                               er förderfähig.
                             ferstreifen. Sie fördern auch die natürli-
                             che Entwicklung von Gewässern und
                             schaffen Habitate für Pflanzen und
                             Tiere.                                                    AN DIE HEGE DENKEN                           variieren. Die Längsseite muss parallel
                                Pufferstreifen erfüllen je nach Lage                   Als Bewuchs eignen sich auf Pufferstrei-     zu ­einem Gewässerlauf oder Stehge-
                             verschiedene Zwecke (siehe Übersicht):                    fen in erster Linie mehrjährige Gräser.      wässer verlaufen.
                             Im Feldverhindern sie ein konzentrier-                   Aber auch Büsche, Hecken oder Bäume          • Auch Grünland-Pufferstreifen sind
                             tes Run-off, da sie Schläge mit Hang-                     können je nach Lage und Risiko des           möglich, sofern sie an die Ackerfläche
                             neigung unterbrechen (vor allem für                       Run-offs die richtige ­Bepflanzung sein.     des Antragstellers angrenzen.
                             gleichmäßige Hänge geeignet).                               Damit grasbewachsene Streifen die          • Das Befahren der Pufferstreifen, auch
                             Am Feldrandhalten sie Nährstoffe,                        Abschwemmungen effektiv bremsen,             zur Grabenpflege, ist zulässig.
                             Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln                      sollte die Narbe dicht sein. Zudem ist       • Vom 1.4. bis zum 30.6. ist ein ­Mähen
                             und Bodenpartikel auf dem Acker. Die                      ein regelmäßiges Mähen wichtig. Opti-        oder Schlegeln des Aufwuchses verbo-
                             ideale Position ist am Fuß eine Hanges,                   mal ist eine Wuchshöhe von 10 bis ma-        ten. Zulässig ist auf den ­Pufferstreifen
                             parallel zu a­ ngrenzenden Straßen, We-                   ximal 25 cm. Beachten Sie bei der Pflege     eine Schnittnutzung und Beweidung
                             gen, Gräben etc.                                          der Streifen evtl. Fördervorgaben.           nach dem 30.6.
                             Als Talwegentlang von Bodensenken                                                                        Die Bundesländer fördern Pufferstrei-
                             verteilt der Aufwuchs den konzentrier-                    AUF GREENING ANRECHENBAR                     fen im Rahmen ihrer Agrarumweltmaß-
                             ten Run-off großflächig.                                  Gewässerschutzstreifen lassen sich im        nahmen (keine Doppelförderung mög-
                             Am Uferschützen die Uferrandstreifen                    Rahmen des Greenings als ökologische         lich, Greening wird verrechnet). Weitere
                             die Gräben vor dem Eintrag von Nähr-                      Vorrangfläche nutzen (Faktor 1,5). Be-       Hinweise dazu finden Sie unter www.
                             stoffen, Boden usw. Zudem vermindern                      rücksichtigen Sie dabei u. a. Folgendes:     topagrar.com/pufferstreifen2020
                             sie die Abdriftgefahr.                                    • Die Breite kann zwischen 1 bis 20 m                              Friederike Mund

                             UNTERSCHIEDLICHE ARTEN VON PUFFERSYSTEMEN
                                                                                                    top agrar
                                                                                                                 1   Puffer im Feld unterbricht die Hanglänge
                                                       3                                                             und beugt konzentrierter Abschwemmung vor
                                            1                                                                        Pufferzone am Feldrand zum Schutz
                                                                          4                                      2
                                                                                                                     einer Straße
Quelle: aus TOPPS-Prowadis

                                                                  5                                              3   Pufferzone am Feldrand in einer abschüssigen Ecke,
                                                                                                                     in der sich Abschwemmung konzentrieren kann
                                                   2                                                                 Grasbewachsener Talweg zur Begrenzung
                                                                                                                 4
                                                                                                                     des konzentrierten Wasserabflusses
                                                                                                                     Wiese als Pufferzone, die den Wasserabfluss eines
                                                                                                                 5
                                                                                                                     höher gelegenen Talwegs abfängt, verteilt und aufnimmt
                                                                      6                                              Uferpuffer, grasbewachsener Streifen zwischen Feldrand
                                                                                                                 6
                                                                                                                     und Graben, der Run-off von höheren Flächen abfängt

                             △ Beispiele, um die Run-off-Gefahr auf Ihrem Standort zu senken.

                                                                                                                                                            top agrar spezial 15
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