Johanniter die - Wir sind für euch da! - Die Johanniter
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
dieJohanniter Das Magazin der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich Wir sind für euch da! Die Johanniter im Coronaeinsatz Ethik in Zeiten von Corona Wien/NÖ 2. 2020 Never waste a good Crisis Mach mit beim UPS Road Code
Wo die Johanniter tätig sind Editorial Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Wien 1210 Wien, Ignaz-Köck-Straße 22 T 01 470 70 30 wien@johanniter.at Spenden: Erste Bank IBAN: AT60 2011 1000 0494 0555 BIC: GIBAATWWXXX Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Tirol 6020 Innsbruck, Josef-Wilberger-Straße 48 T 0512 24 11 tirol@johanniter.at Spenden: Hypo Tirol Bank AG IBAN: AT92 5700 0002 3003 8131 Liebe Johanniterinnen und Johanniter, BIC: HYPTAT22 sehr geehrte Damen und Herren, Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Kärnten 9564 Patergassen, Wiedweg 39 wir durchleben seit März wahrhaft spannende Zeiten. T 04275 634 Damals haben wir alle in Österreich – und damit kaernten@johanniter.at natürlich auch die Johanniter – Neuland betreten. Spenden: Raiffeisenbank Reichenau Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe waren IBAN: AT17 3946 1000 0010 2152 die Aussichten auf einen leidlich ungestörten Sommer BIC: RZKTAT2K461 und eine langsame Erholung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft gut. Ich hoffe, dass das auch noch so Johanniter-Unfall-Hilfe, Bereich Niederösterreich sein wird, wenn Sie diese Zeitung in Händen halten. 2403 Orth an der Donau, Kirchenplatz 1 T 02212 30003 Wenn ich auf die ersten drei Coronamonate in orth@johanniter.at Österreich zurückblicke, so bin ich ein zufriedener Spenden: Raiffeisenkasse Orth/Donau österreichischer Europäer. Es wurde sehr viel, sehr IBAN: AT13 3261 4000 0002 3648 schnell, sehr richtig gemacht und von der über- BIC: RLNWATWWODO wiegenden Mehrzahl der Österreicher mitgetragen. Mobiles Palliativteam Vor allem aber haben die meisten erkannt, dass 3340 Waidhofen/Ybbs, Eberhardplatz 6 wir alle im selben Boot sitzen und das Ziel nur T 07442 90909 durch gemeinsames Rudern in die gleiche Richtung waidhofen@johanniter.at erreichen können. Wir werden noch eine Zeit lang Spenden: Erste Bank weiter gemeinsam rudern müssen. Auch wenn im IBAN: AT60 2011 1000 0494 0555 Nachhinein betrachtet vielleicht die eine oder andere BIC: GIBAATWWXXX Schleife auf dem Weg nicht optimal war, gilt es jetzt, nicht zurück, sondern nach vorne zu blicken. Spenden an die Johanniter sind In der Krise haben sich die österreichischen steuerlich absetzbar! Hilfsorganisationen im Allgemeinen und unsere Johanniter-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen im Besonderen bewährt. Ich bin stolz und besonders dankbar, wie rasch und hochprofessionell unse- Mitgliederservice re Freiwilligen, unsere Hauptamtlichen, unsere foerderer.wien@johanniter.at Zivildiener und freiwilligen Sozialdiener auf die in foerderer.tirol@johanniter.at jeder Hinsicht geänderten Anforderungen reagiert foerderer.kaernten@johanniter.at haben. Ich danke Euch allen; es ist schön, Teil dieses Leserbriefe: Teams sein zu dürfen. redaktion@johanniter.at Ich wünsche Ihnen Allen Gesundheit und einen erhol- samen Sommer Weitere Informationen finden Sie unter DI Johannes Bucher www.johanniter.at Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich 2 die Johanniter 2. 2020
Inhalt Themenschwerpunkt Corona Rubriken 4 Kurz & Bündig 6 } Ethik in Zeiten von Corona 18 } Leben mit Corona: 28 Kärnten Wie geht es jetzt weiter? 8 } Wir sind für euch da! 29 Tirol 20 } Johanniter-Studie zeigt Gefahren für 30 Wien 12 } Wir schaffen das, weil wir zusammenhalten Frauen durch Coronapandemie auf 31 Termine Johanniter International 13 } Sicherheitsforschung gewinnt durch COVID-19 besondere Bedeutung 22 } Auf gute Nachbarschaft Diakonie Österreich 14 } Gegen die Pandemie gibt es kein Appheilmittel 24 } Wenn dir das Wasser bis zum Hals steht, 15 } Hilfe für Obdachlose lass den Kopf nicht hängen Humor im Pflegealltag 16 } Never waste a good Crisis 26 } Zehn Jahre Palliativteam 17 } Fakt oder Fake? Im Einsatz für das Leben Foto: iStock/monkeybusinessimages Foto: Rodrigo Olivares-Alba Foto: Manfred Schusser 8 24 28 Impressum Das Magazin „die Johanniter“ informiert Fördermitglieder der Johanniter-Unfall-Hilfe, Entscheidungsträger und andere Interessenten über Aktivitäten der Johanniter sowie über Neuigkeiten, Ereignisse und Hintergründe im christlichen, humanitären, sozial- und gesundheitspolitischen sowie medizinischen Bereich. Herausgegeben von Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich, Ignaz-Köck-Straße 22, 1210 Wien Bundesgeschäftsführung Dr. Robert Brandstetter Geschäftsführung Tirol Franz Bittersam, MA Geschäftsführung Wien Robert Heindl Geschäftsführung Kärnten Christiane Rusterholz Präsidium (Vorstand) Präsident: DI Johannes Bucher, Vize präsident & Bundesarzt: Prim. Dr. Christian Emich, Bundesfinanzreferent & Schriftführer: Dr. iur. Heinrich Weninger, Bundespfarrer: O. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich Körtner, Schriftführer Stv.: Mag. Dr. Bernhard Kadlec, Bereichsbeauftragte: Dr. Harald Gassler, Erich Pechlaner, Rudolf Niebler, DI Hansgeorg Schuster Chefredaktion Mag. a Belinda Schneider, redaktion@johanniter.at, Redaktion Brigitta Hochfilzer, Franziska Hobitsch, Luzia Kreutz, Mag. a Belinda Schneider E rscheinungsweise mindestens 3x jährlich Auflage 37.000 Stk. Anzeigenverkauf Mag. a Belinda Schneider, T +43 1 4707030-5713 Art Direction Mag. a Julia Kadlec Lektorat Rudolf Niebler Fotos falls nicht angegeben Johanniter Titelbild Rodrigo Olivares-Alba Hergestellt von Riedeldruck Mistelbach Verlags- & Herstellungsort Wien; ZVR-Nr. 269856203 Namentlich gekennzeichnete Artikel und Kommentare geben die Meinung des Autors wieder und müssen nicht der Auffassung des Medieninhabers oder der Redaktion entsprechen. Die Johanniter übernehmen keine Haftung für unverlangte Einsendungen aller Art. die Johanniter 2. 2020 3
Kurz & Bündig Johanniter-Generalversammlung Der Präsident beruft die 47. ordentliche Generalversammlung für Samstag, den 19. September 2020, 11.00 Uhr s.t. in die Station der Johanniter in Innsbruck, Josef-Wilberger-Straße 48, 6020 Innsbruck ein und lädt alle Mitglieder herzlich dazu ein. Teilnahme und Stimm- berechtigung bei der Generalversammlung richten sich nach dem § 7 und § 10 der Statuten der JUHÖ. Mangelt es der Generalversamm- lung zum festgesetzten Zeitpunkt ihres Beginns an der Beschlussfähig- Foto: Anton Feilinger LHStv. F. Schnabl, M. Weinberger (Malteser), keit, so wird sie um eine halbe Stunde vertagt und ist sodann ohne Rück- Li Xiaosi (Botschafter), Dr. C. M. Auer (Gesundheits- sicht auf die Anzahl der anwesenden Stimmberechtigten beschlussfähig. ministerium), J. Bucher (Johanniter), Eberhart (Rotes Kreuz), Qiang Chen (Geschäftsführer CRRC), O. Pendl Tagesordnung: (ASBÖ) (vlnr.). 1. Eröffnung der 47. ordentlichen Generalversammlung 2. Feststellung der Beschlussfähigkeit Spende: Schutzaus 3. Bericht des Präsidenten und der Bereichsbeauftragten rüstung für Einsatzkräfte 4. Genehmigung der Tagesordnung 5. Vorlage des geprüften Jahresabschlusses 2019 Chinas Bahntechnikriese Railway Rolling Stock 6. Bericht der Abschlussprüferin und des Kontrollorgans Corporation (CRRC), größter Schienenfahrzeug- 7. Genehmigung des Jahresabschlusses 2019 hersteller der Welt, spendete 3.000 hoch- 8. Entlastung des Präsidiums und des Kontrollorgans wertige, vollausgestattete Schutzanzüge und 150.000 Masken für Ärzte und Rettungskräf- 9. Wahl des Abschlussprüfers/der Abschlussprüferin für das te. Die Materialspende wurde auf die Wiener Geschäftsjahr 2020 Einsatzorganisationen, den Samariterbund, das Wahlvorschlag: Mag.a Dr. Gabriele Supan, Rote Kreuz, die Johanniter und die Malteser Mariahilfer Straße 81, 1060 Wien sowie auf die Ärztekammer Wien und Nieder 10. Wahl des Präsidiums und des Kontrollorgans gemäß Wahlvorschlag für österreich aufgeteilt. die Funktionsperiode 20.09.2020 - 19.09.2024 Wahlvorschlag: DI Johannes Bucher (Präsident) Die Forschung wächst Prim. Dr. Christian Emich (Vizepräsident und Bundesarzt) o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich Körtner (Bundespfarrer) Mag. Dr. Heinrich Weninger (Bundesfinanzreferent) Die Johanniter-Forschung ist übersiedelt! Die Mag. Dr. Bernhard Kadlec (Mitglied) Johanniter haben allein für dieses Jahr vier neue Dr. Harald Gassler (Mitglied) Projekte dazu gewonnen. Daher werden aktuell Anneliese Gottwald (Mitglied) auch vier neue MitarbeiterInnen eingestellt. Erich Pechlaner (Mitglied) Der neue Standort ist in der Josef-Brazdovics- DI Hansgeorg Schuster (Mitglied) Straße in Leopoldau, er bietet mehr Platz und auch ein großes Lager. Insgesamt stehen heuer 11. Wahl des Kontrollorgans für die Funktionsperiode 20.09.2020 - 19.09.2024 16 Forschungsprojekte im Bereich Sicherheit Wahlvorschlag: und Gesundheit am Programm. Dr. Michael Blin, Rechnungsprüfer Dr. Christian Gamauf, Rechnungsprüfer 12. Änderung der Statuten - Entfall von § 14 Punkt 3 der Statuten (Erfordernis, dass sämtliche Ausfertigungen mit dem Vereinssiegel zu versehen sind) sowie Entfall der Wortfolge „und Siegel“ in der Überschrift des § 17 und des letzten Satzes im § 17. - Ergänzung in § 3 Punkt 2: neue lit e) „Entwicklungszusammenarbeit und Auslandshilfe“, die bisherige lit e) wird zu lit f) 13. Allfälliges In der Verbundenheit unseres Werkes, DI Johannes Bucher Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich 4 die Johanniter 2. 2020
Kurse und Weiterbildung starten wieder Foto: Nadine Studeny Nach einer Coronapause bieten die Johanniter wieder alle Aus- und Weiterbildungen in Erster Hilfe und Pflege an. Dabei gelten spezielle Hygi- ene- und Schutzmaßnahmen! Aufgrund der Coronamaßnahmen „In der Ersten Hilfe und in der Pfle- strikte Abstandsregelungen, das Tra- mussten die Johanniter wie viele geausbildung werden viele praktische gen von Schutzmasken, Handhygiene andere ihren Kurs- und Lehrbetrieb Handgriffe vermittelt, die unter An- und Desinfektionsmaßnahmen. einstellen. Nach fast dreimonati- leitung geübt werden müssen. Gerade ger Pause haben die Johanniter den für die Praxis ist der direkte Kontakt „Die Kurse werden in Kleingruppen ! Kursbetrieb stufenweise wieder auf- und Austausch mit den Unterrichten- abgehalten. Davon profitieren auch genommen. Zunächst konnten nur den enorm wichtig“, so Doris Wund- die Kursteilnehmer und Kursteil- Erste-Hilfe-Kurse, die für Erhalt der sam, Leiterin des Ausbildungszent- nehmerinnen“, so Doris Wundsam Qualifikation und im beruflichen rums in Wien. weiter. Kontext notwendig sind, stattfinden. Inzwischen können alle Aus- und Spezielle Hygiene- und Schutz- Weiterbildungen in Erster Hilfe und maßnahmen! Anmeldungen ab sofort wieder Pflege wieder in gewohnter Qualität Um entsprechenden Schutz vor einer angeboten werden. Sicherheit und Ansteckung mit Corona zu gewähr- möglich unter Hygiene zum Schutz der Kursteilneh- leisten, gelten im Kursbetrieb der Jo- menden und Unterrichtenden haben hanniter neue Standards und speziel- www.johanniter.at/kurse dabei höchste Priorität. le Hygienemaßnahmen. Dazu zählen Abgelaufenes Verbandsmaterial spenden Wussten Sie, dass Verbandsmaterial ein Ablaufdatum hat? Die Johanniter sammeln abgelaufenes Ver- bandsmaterial für den Erste-Hilfe-Unterricht! Wann haben Sie zuletzt ihren Ver- rös und Pflaster verfügen nicht mehr mehr Verbandsmaterial für die Erste- bandskasten im Auto oder Ihre Ers- über die nötige Klebekraft. In einem Hilfe-Kurse, weil sie nach dem ein- te-Hilfe-Ausstattung zu Hause kont- Notfall könnten abgelaufene Materi- maligen Gebrauch entsorgt werden rolliert? Etwa alle fünf Jahre läuft in alien mehr schaden als helfen. Daher müssen“, erzählt Ausbildungsleiterin der Regel das Haltbarkeitsdatum von sollte der Inhalt des Verbandskastens Birgit Schallhart, „Daher freuen wir Foto: Rodrigo Olivares-Alba Erste-Hilfe-Material ab. Wundaufla- regelmäßig kontrolliert und bei Be- uns über jede Mullbinde, die uns ge- gen könnten danach nicht mehr steril darf mit neuwertigen Produkten auf- spendet wird!“ sein, Mullbinden verlieren an Elasti- gefüllt werden. zität, Einweghandschuhe werden po- Abgelaufenes aber noch verpacktes Abgelaufenes Material spenden Verbandsmaterial kann bei den Jo- Doch verpacktes Material muss hannitern in 1210 Wien, Ignaz-Köck- nicht gleich weggeworfen werden. Straße 22 und in Innsbruck, Josef- Die Johanniter sammeln Wundaufla- Wilberger-Straße 48, Montag bis gen und Mullbinden und verwenden Freitag in der Zeit von 9:00 – 15:00 diese für die Übungen in den Erste- Uhr abgegeben werden. Auch sau- Hilfe-Kursen. bere und intakte Motorradhelme mit Vollvisier werden für die Übung der „Gerade jetzt benötigen wir aufgrund Helmabnahme gerne entgegen ge- der Coronamaßnahmen wesentlich nommen. die Johanniter 2. 2020 5
Ethik in Zeiten von Corona Die Coronakrise ist Brennpunkt und zugleich Ka- zur Eindämmung der Pandemie im Bildungswesen talysator und Trigger von globalen, aber auch regi- (Kindergärten, Schulen, Universitäten) verteilen sich in onalen gesellschaftlichen und politischen Entwick- der Gesellschaft sehr unterschiedlich. Auch der Ge- lungen. In ihr treten auch Stärken und Schwächen nderaspekt fällt ins Gewicht. Soziologen stellen zum gesellschaftlicher Teilsysteme hervor, zum Beispiel Beispiel eine „Re-Traditionalisierung“ geschlechtsbe- im Gesundheitswesen und im Bereich der Pflege, zogener Rollenbilder in der Coronakrise fest. insbesondere in der Altenpflege und -betreuung, aber auch im Bereich der Behindertenarbeit. Es In der jetzigen Phase der Coronapandemie mangelt generell an ausreichendem Pflegeperso- nal. Die Schließung der Grenzen führte uns allen kommt es sehr darauf an, Freiheit und vor Augen, dass die 24-Stunden-Betreuung ohne Verantwortung in ein ausgewogenes Verhältnis Frauen aus dem Ausland gar nicht aufrecht zu hal- zu bringen. ten ist. Ihre Arbeitsbedingungen und Entlohnung verdient mehr Aufmerksamkeit. Dazu zählt auch die Forderung, Kürzungen bei der Familienbeihilfe Die Coronakrise wirft auf vielfältige Weise Gerech- rückgängig zu machen. tigkeitsfragen auf. Und sie verschärft die Lage von besonders vulnerablen und marginalisierten Be- völkerungsgruppen. Das sind Herausforderungen, Die Coronakrise wirft auf vielfältige Weise denen sich die Diakonie immer schon stellt. Ihre Gerechtigkeitsfragen auf. Und sie verschärft die Grundsätze und ihr Selbstverständnis sind gera- Lage von besonders vulnerablen und marginali- de jetzt in besonderer Weise gefordert. Wie ste- sierten Bevölkerungsgruppen. hen Anspruch und Wirklichkeit diakonischer Ar- beit zueinander? Wie weit gelingt es diakonischen Einrichtungen und Organisationen, zu denen auch Des öfteren war zu hören, die Coronapandemie sei die Johanniter-Unfall-Hilfe gehört, ihre christlich ein geradezu demokratisches Phänomen, weil das geprägten Grundsätze sozialer Arbeit auch in einer Coronavirus unterschiedslos alle Menschen auf allen Extremsituation wie der Coronapandemie mit Le- Kontinenten befalle, Arme und Reiche, Alte und Jun- ben zu erfüllen? ge. Tatsächlich ist das Risiko, an COVID-19 zu erkran- ken und zu sterben, nicht nur weltweit, sondern auch In der jetzigen Phase der Coronapandemie kommt innerhalb Europas und selbst innerhalb der einzelnen es sehr darauf an, Freiheit und Verantwortung in europäischen Länder ungleich verteilt. Das gesund- ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Proble- heitliche Risiko ist nicht nur abhängig vom Lebens- matisch ist es, wenn die Eigenverantwortung in alter oder von Vorerkrankungen, sondern auch von erster Linie für die eigene Person und nicht mehr sozialen Faktoren wie Einkommen, beruflicher Stel- gleich in starkem Maße für die Gemeinschaft und lung, Wohnverhältnissen etc. Auch die ökonomischen das Gemeinwohl gesehen wird. Dabei könnte man Folgen – zum Beispiel Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit ja sagen, es ist in wohlverstandenem Eigeninteres- – und die Folgen der gesundheitspolitischen Strategie se, sich auch solidarisch zu zeigen. 6 die Johanniter 2. 2020
Auf ein Wort } o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich Körtner Die Freiheit zum Leben und die Würde des Men- schen, die nicht gegen andere Güter aufgerechnet werden darf, schließen die Freiheit zum Sterben Human ist eine Medizin, die das Sterben zulassen ein, das heißt auch die Freiheit zu selbstverantwort- kann und den Tod nicht bloß als eine lich eingegangenen gesundheitlichen Risiken. Wer- numerische Größe in den täglichen den Leben und Gesundheit abstrakt zum höchsten Coronastatistiken behandelt. Gut erklärt, ist die unausweichliche Folge ein Pater nalismus, der zur Bevormundung und Entmündi- gung von Menschen führt. Der lobenswerte Grund- ben sehen, sind mehr als sonst seelisch belastet. satz, besonders gefährdete Personengruppen vor Wird unsere Sterblichkeit verdrängt, muss jeder COVID-19 zu schützen, darf nicht zur Bevormun- Tote als Versagen empfunden werden. Das führt dung von Patienten und Bewohnern führen, die am zu moralischem Stress beim klinischen Personal. Ende vor sich selbst zu Tode geschützt werden, Human ist eine Medizin, die das Sterben zulassen weil das nackte Überleben mit dem sozialen Tod, kann und den Tod nicht bloß als eine numerische der unverhältnismäßigen Einschränkung von Be- Größe in den täglichen Coronastatistiken behan- suchs- und Freiheitsrechten erkauft wird. delt. Politiker sowie Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräf- Werden Leben und Gesundheit abstrakt zum te, aber auch Leitungspersonen in Krankenhäusern höchsten Gut erklärt, ist die unausweichliche und diakonischen Einrichtungen müssen schwer- Folge ein Paternalismus, der zur Bevormundung wiegende Entscheidungen treffen, auch auf die Ge- fahr hin, das Falsche zu tun. Der deutsche Gesund- und Entmündigung von Menschen führt. heitsminister Jens Spahn hat vor einigen Wochen gesagt: „Wir werden in ein paar Monaten wahr- scheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Christ- liche Ethik weiß um die Grenzen des Ethischen, die Die Pandemie führt den Menschen ihre Verletzlich- Fehlbarkeit des Menschen, um Schuld, aber auch keit und Endlichkeit, auch die Verletzlichkeit einer um Vergebung. Ich wünsche mir in Kranken- und hochkomplexen Gesellschaft und ihrer sozialen Pflegehäusern in kirchlicher oder diakonischer Trä- Systeme, vor Augen. Menschen suchen nicht nur gerschaft eine ethische Kultur, die von dieser Ein- nach praktischer Hilfe, sondern auch nach Halt und sicht und vom Geist der Kraft, der Liebe und der Trost. Ohne es immer so direkt auszusprechen, se- Besonnenheit (2. Timotheus 1,7) geprägt ist. hen sich doch viele Menschen nun mit der Frage konfrontiert, was ihr einziger Trost im Leben und im Sterben ist. Ärzte und Pflegekräfte, die in den zurückliegenden Wochen viele Menschen an COVID-19 haben ster- o. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich Körtner ist Bundes- pfarrer der Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich. die Johanniter 2. 2020 7
Foto: Rodrigo Olivares-Alba Wir sind für euch da! Die Johanniter im Coronaeinsatz Mit Beginn der Coronapandemie und den von der Regierung verhängten Maßnahmen in Österreich standen zahlreiche Gesundheitseinrichtungen vor vollkommen neuen Herausforderungen. Chronologie der Coronaereignisse: 7. Jänner 2020 Chinesische Experten identifizieren den Erreger 2019-nCoV; er gehört zur (großen) Familie der Coronaviren. Anfang Dezember 2019 31. Dezember 2019 11. Jänner 2020 Zum ersten Mal treten in Wuhan Die Krankheitsfälle aus China werden Ein erster Todesfall wird (China) Fälle einer unbekannten offiziell an die Weltgesundheits in China registriert. Lungenentzündung auf. organisation (WHO) gemeldet. 8 die Johanniter 2. 2020
Themenschwerpunkt Corona } „Bereits zu Beginn der Krise haben wir Pflegekräfte in Schutzausrüstung gearbeitet. Unsere Klienten und Klientinnen haben verständnisvoll und dankbar reagiert. Einige von ihnen waren schon sehr besorgt, andere nahmen es mit Gelassenheit.“ Carina Floiss, Pflegedienstleitung Tirol Spätestens am Freitag, den 13. ben der Bundesländer. Vom Ein- März, als von der Bundesregie- kauf der Schutzausrüstung bis rung die Ausgangsbeschränkun- zu der organisatorischen Tren- Foto: Rodrigo Olivares-Alba gen, die Schließung von Lokalen, nung von Teams, um die Anstec- Schulen und Kindergärten sowie kungsgefahr zu vermindern; von weiterer Grenzen kommuniziert Hygienemaßnahmen bis zum wurde, war klar: Der Versuch, Einkaufsdienst für ältere und pfle- eine weitere Verbreitung der Co- gebedürftige Menschen wurden ronapandemie zu verhindern, zahlreiche Schritte gesetzt, um wird das öffentliche Leben massiv weder Patienten und Patientinnen verändern und die Gesundheits- noch Mitarbeitende zu gefährden. einrichtungen müssen auf ver- schiedenste Szenarien vorberei- „Die Angst vor größeren Perso- tet sein. nalausfällen aufgrund der Quaran- täne schwebte stets wie ein Da- Die Johanniter waren schon lan- moklesschwert über uns“, blickt ge vorher mit vielen Fragen in Franz Bittersam, Geschäftsführer Hinblick auf Schutzausrüstung der Johanniter Tirol, auf diese in- und Hygienemaßnahmen rund tensive Zeit zurück. um das Coronavirus beschäftigt, Kurse und Ausbildungen wurden Schließlich sollte verhindert wer- aus Sicherheitsgründen bereits den, dass aufgrund eines po- Tage zuvor abgesagt. sitiven Coronafalles zahlreiche Mitarbeitende ausfallen und es Ein eigens eingerichteter Kri- musste gewährleistet werden, senstab – gestützt von zahlrei- dass die Johanniter ihre Dien- chen ehrenamtlichen Mitarbei- ste wie Fahrdienst, Kranken- Wichtige Aufgaben übernahmen die Sanitäter tern und Mitarbeiterinnen – half transport, Rettungseinsätze, und Zivildiener der Johanniter: COVID-Verdachts- bei der Planung und Organisa- Pflege und Palliative Care wei- fälle transportieren und betreuen oder Abstriche tion diverser Maßnahmen und terhin anbieten können und da- nehmen, wie hier im Bild bei einem ÖFB-Schieds- übernahm die Kommunikation mit die Betreuung der Klienten richter. mit den regionalen Einsatzstä- und Klientinnen gesichert ist. 24. Jänner 2020 Das Virus erreicht Europa, drei Infizierte in Frankreich. 13. - 16. Jänner 2020 23. Jänner 2020 11. Februar 2020 Krankheitsfälle in Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan, Wuhan mit seinen elf Millionen Die neuartige Lungenerkrankung Nepal, Australien, Malaysia, Singapur, Vietnam, den Einwohnern wird unter Quarantäne wird von der WHO COVID-19 USA und Kanada werden gemeldet. gestellt. genannt. Das Virus erhält den Namen SARS-CoV-2. die Johanniter 2. 2020 9
} „Die größte Angst von Palliativklienten und deren Angehörigen war, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden und alleine sterben müssen. Wir haben Mut gemacht, indem wir täglich telefoniert und Hausbesuche gemacht haben. Auch seitens der Behörden wurde rasch und unbürokratisch geholfen!“ Regina Seyrlehner, Leiterin des Palliativteams Natürlich wurden immer wieder in der Pflege wurde es zeitweilig Verdachtsfälle in der Belegschaft, ruhig. Dagegen wurden andere insbesondere im Krankentrans- Dienstleistungen ausgebaut, wie port, gemeldet, was zur Folge ein Einkaufs- und Lieferservice, um hatte, dass das jeweilige Team Risikogruppen mit Lebensmitteln Strenge Hygienevorschriften und die Arbeit zur Sicherheit zwei Wochen in und Medikamenten zu versorgen. in Schutzausrüstung begleiten die Sanitäter Quarantäne geschickt wurde. Die Hilfsangebote für wohnungs- und Sanitäterinnen seit Beginn der Corona- und obdachlose Menschen wur- pandemie. „Insgesamt waren im Zeitraum von den ausgeweitet, Notschlafstellen März bis Mai 55 Personen und da- wurden rund um die Uhr offen mit 546 Tage in Quarantäne. Die gehalten und die Öffnungszeiten meisten Verdachtsfälle haben sich konnten in enger Absprache und als negativ erwiesen. Letztlich wur- dank der Förderungen des Fonds den nur 5 Personen in Wien positiv Soziales Wien bis Anfang August getestet, alle waren weitestgehend verlängert werden. symptomfrei und haben sich ver- mutlich im privaten Umfeld ange- Gemeinsam mit dem Samariter- steckt. In Tirol und Kärnten gab bund richteten die Johanniter in es keine Coronafälle in der Beleg- der Messe Wien und im ehemali- schaft“, erzählt der Wiener Ge- gen Krankenhaus Floridsdorf Be- schäftsführer Robert Heindl. treuungszentren für Verdachts- fälle ein, die später auch als Aus Angst vor einer Ansteckung Quarantänestation für Flüchtlinge und weil zahlreiche Untersuchun- und Menschen ohne Unterkunft Fotos: PID/Markus Wache Zwei COVID-19 Einrichtungen für Verdachts- gen und Operationstermine in Spi- genutzt wurden. fälle und Quarantänefälle betreuen die Johan- tälern abgesagt wurden, kam es niter unter der Leitung des Samariterbundes zu massiven Rückgängen im Fahr- Zudem wurden Sanitäter darin in der Messe Wien und im alten Krankenhaus dienst und Krankentransport. Auch geschult, COVID-Abstriche vorzu- Floridsdorf. 25. Februar 2020 In Tirol werden die ersten zwei Fälle in Österreich bekannt. Es handelt sich um zwei in Österreich arbeitende Italiener, die aus Bergamo zurückkamen. 21. Februar 2020 5. März 2020 7. März 2020 Großer Ausbruch in Italien: Städte Island erklärt Ischgl zum Risiko-Gebiet: Barkeeper im „Kitzloch“ positiv im Norden des Landes werden Die Tiroler Behörden erfahren, dass 15 getestet, für andere Besucher sieht abgeriegelt. isländische Gäste in ihrer Heimat nach man in Tirol keine Gefahr, die Bar einem Ischgl-Aufenthalt positiv auf das wird erst am 9. März gesperrt. Virus getestet worden sind. 10 die Johanniter 2. 2020
Themenschwerpunkt Corona } „Im Krankentransport gingen die Einsätze generell zurück, aller- dings nahmen die Transporte von Verdachtsfällen zu. In voller Schutzausrüstung zu arbeiten, war schon sehr anstrengend. Aber das gehört eben zu unserem Job!“ Julien Behringer, Sanitäter und Zivildiener in Wien nehmen. Diese sind an Drive-in- „Die Coronakrise hat deutlich ge- Stationen und als mobile Teams für macht, wie wichtig die kurzfristi- die Ärztekammer, Unternehmen ge Unterstützung durch Zivildie- oder Verbände im Einsatz. Von ner und Ehrenamtliche ist, aber den rumänischen Pflegerinnen bis auch die enge Zusammenarbeit zu den Schiedsrichtern des ÖFB zwischen den Hilfsorganisatio- wurden und werden aktuell zahl- nen. Denn in Zeiten wie diesen reiche Menschen getestet. Diese müssen wir alle an einem Strang Teams werden auch durch junge ziehen“, bedankt sich Johanniter- Männer verstärkt, die sich freiwillig Präsident Johannes Bucher für für drei Monate zum außerordent- den besonderen Einsatz der Mit- lichen Zivildienst gemeldet oder arbeitenden und die gute Zusam- ihren Zivildienst verlängert haben. menarbeit. } „In der Johanniter Residenz ist es ein wenig ruhig geworden. Ich habe unseren Senioren und Seniorinnen natürlich empfohlen zu Hause zu bleiben, unsere Treffen im Haus wurden abgesagt. Außerdem haben wir einen Einkaufsdienst eingerichtet. Heute freuen sich alle über die Lockerungen und dass wir wieder gemeinsam Karten spielen und Kaffee trinken können“ Mit Einkaufsdiensten unterstützen Ehrenamt- Sonja Seferlis, Leiterin der Johanniter Residenz liche in Wien. Auch in Tirol wurde ein Einkaufs- und Lieferservice für Klienten und KlientInnen eingerichtet. 13. März 2020 18. März 2020 25. März 2020 Hamsterkäufe in ganz Österreich. Das Paznauntal Ganz Tirol steht unter Indien - die größte Ausgangssperre der Welt; und St. Anton werden unter Quarantäne gestellt Quarantäne. Spanien ist nach Italien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land in Europa. 11. März 2020 15. März 2020 19. März 2020 WHO stuft die Ausgangsbeschränkungen Mit 3.405 registrierten Toten überholt Italien erstmals Coronakrise als in Österreich beschlossen. China als Land mit den meisten COVID-19-Opfern. Pandemie ein. Berichte aus Bergamo schockieren Europa. die Johanniter 2. 2020 11
„Wir schaffen das, weil wir zusammenhalten“ Wir sprachen mit Dr. Robert Brandstetter, Bundesgeschäftsführer der Johanniter, über die Lehren aus der Coronakrise und neue Chancen. Wie hat sich der Shutdown aufgrund In kurzer Zeit mussten dafür Geräte rasch über einen längeren Zeit- der Coronapandemie auf die Johanni- und Software nachgerüstet wer- raum eine große Zahl an Mitarbei- ter ausgewirkt? den. tern zur Verfügung zu stellen, die Die Johanniter mussten binnen Krisen und Katastrophen bewälti- kürzester Zeit in allen Arbeitsberei- Der Mangel an Schutzbekleidung gen können. Sehr geholfen haben chen auf die Coronakrise reagieren traf auch die Johanniter: Plötz- auch die vielen Zivildiener, die sich und Maßnahmen treffen. lich herrschten Engpässe auf den zum Dienst gemeldet haben oder Die Johanniter waren mit ei- Märkten und es konnten nur mehr ihren Dienst verlängerten. Ihnen nem beträchtlichen Rückgang im kleine Mengen laufend nachgelie- gebührt wirklich großer Dank für Krankentransport und Rettungs- fert werden. Ein wirklicher Engpass ihren Einsatz. dienst konfrontiert, was einen trat Gott sei Dank nie ein. Einnahmenrückgang bewirkte. Wie wird das Coronavirus die Dienst- Kurzarbeit war keine Alternative, Kurz gesagt: die Coronapandemie leistungen der Johanniter verändern? da in Anbetracht zu erwartender brachte viele Herausforderungen mit Auf den anfänglichen Rückgang Einsätze für COVID-19-Patienten sich. Wie konnten Sie diese Heraus- im Krankentransport folgte bald und -Patientinnen die Kapazitäten forderungen bewältigen? eine enorme Zunahme an ande- im Rettungsdienst unvermindert Besonders beeindruckend war, ren Dienstleistungen: So wurde vorzuhalten waren. Ähnlich verhielt wie sehr auf die Ehrenamtlichen die Mitarbeit im Ärztefunkdienst es sich bei den Pflegediensten. So Verlass war: In kurzer Zeit wurde erweitert und Sanitäter mit Fahr- haben die Landesregierungen aus- ein Einsatzstab eingerichtet. Über zeugen zur Durchführung von drücklich gebeten, die personellen viele Wochen standen Ehrenamt- COVID-Abstrichen wurden in Tirol Ressourcen nicht zu reduzieren, liche der Johanniter rund um die und Wien eingesetzt. Besonders um ausreichend Pflegekapazitä- Uhr im Einsatz und halfen an allen anspruchsvoll war der gemein- ten sicherzustellen. Die Nachfrage Ecken und Enden mit, Hilfeleistun- same Einsatz mit dem Samari- nach Pflegediensten ließ jedoch gen zu organisieren und Kapazitä- terbund bei der Einrichtung und nach, weil viele Menschen ihre ten hochzuziehen. Es erfüllt mich dem Betrieb von COVID-19-Quar- Angehörigen wieder selbst pfleg- mit großem Stolz, in so einer Or- tieren in der Messe Wien oder im ten. Die Erste-Hilfe-Kurse mussten ganisation tätig sein zu dürfen, die Gebäude des früheren Kranken- eingestellt werden, um die Gefahr das alles zu Stande brachte und hauses in Floridsdorf in Wien. Die von Ansteckungen in Kursräumen bringt. Gerade Krisen wie diese Vorhaltung von Schutzbekleidung Fotos: Rodrigo Olivares-Alba zu verhindern. In der Verwaltung beweisen eindrucksvoll, wie wich- und Masken wird beträchtlich er- wurde kurzfristig Homeoffice ver- tig Organisationen mit Ehrenamtli- höht, um künftige Engpässe ver- einbart, soweit dies möglich war. chen sind. Nur sie sind imstande, meiden zu können. 12 die Johanniter 2. 2020
Themenschwerpunkt Corona Wie weit können moderne Technolo- sichtsmaßnahmen werden uns gien in solchen Krisen helfen? noch lange begleiten. Die Umstellung der Kommunika- tion auf Online-Kommunikations- Viele fürchten eine zweite Welle, wie Plattformen wird künftig häufiger sind die Johanniter vorbereitet? genutzt werden ‒ nicht nur in Wir könnten sehr kurzfristig den Krisenzeiten, sondern auch unter Einsatzstab aktivieren und die normalen Bedingungen. Die IT- Notfallstrukturen wieder hochfah- Systeme der Johanniter werden ren. Maßnahmen, die am Beginn stärker darauf ausgerichtet, in Kri- der Coronakrise zu entwickeln senfällen eine dezentrale Zusam- waren, sind nun fertig vorberei- Sicherheitsforschung menarbeit zu ermöglichen. Die tet in der Schublade und können Ausbildung von Sanitätern wird im jederzeit angerufen werden. Die gewinnt durch Bedarfsfall und so weit möglich aktuellen Erfahrungen werden da- auch online stattfinden. Für die bei sehr helfen, rasch reagieren zu COVID-19 besondere praktische Ausbildung, die natür- lich nicht online möglich ist, kön- können. Bedeutung nen Maßnahmen zur Reduktion Welche Lehren ziehen die Johanniter des Ansteckungsrisikos kurzfristig aus der Coronakrise? Durch die Coronapandemie haben umgesetzt werden. Wir müssen wohl alle zur Kennt- Forschungsprojekte der Johanniter im nis nehmen, dass wir trotz hoch Bereich der Sicherheit an besonderer Wird sich im Kontakt mit den Patien- entwickelter medizinischer Versor- Aktualität und Bedeutung gewonnen, tInnen und KundInnen etwas ändern? gung vor Pandemien oder Krisen obwohl diese bereits Ende 2019 einge- Schutzbekleidung wie Schür- nicht gefeit sind. Sich noch stärker reicht und bewilligt wurden. zen, Schutzbrillen, Masken und darauf vorzubereiten, Mitarbei- Handschuhe oder – bei beson- ter und Mitarbeiterinnen zu finden Der Ausbreitung und Eindämmung von deren Sicherheitsvorkehrungen und zu motivieren, sich für andere diversen Krankheiten, Schadstoffen und – ganze Schutzkittel werden in Menschen in Not einzusetzen, aus- Ähnlichem widmet sich das neue Projekt Zukunft häufiger als vor Corona reichend Material auch für Krisen STAMINA. Die Johanniter sind dabei für zum Einsatz kommen. Die Bela- vorzuhalten, wird die Herausfor- die Entwicklung von Detektionslösungen stung ist – besonders bei warmer derung der nächsten Monate sein. und die Verschleppungsprävention im Witterung – für die Mitarbeiter Wir müssen die Politik daran erin- Krankentransport und Rettungswesen sehr hoch. Auch wenn die Einsät- nern, die dafür nötigen Rahmen- zuständig. „Gerade durch COVID-19 be- ze mit COVID-19-Verdachts- oder bedingungen sicherzustellen. Aber kommt dieses Projekt nun mehr Beach- -Krankheitsfällen nun schon stark wir wissen: Wir schaffen das, weil tung durch die Europäische Kommission zurückgegangen sind, die Vor- wir zusammenhalten! und wird schneller starten als vorgese- hen“, so Forschungsleiter Georg Aumayr. Auch das Projekt METICOS, welches mit Anfang Juni offiziell startet, hat Sicherheit und Prävention im Fokus. Es geht dabei um die Frage, wie weit durch Grenzkontrollen mit Gesundheitschecks Pandemien besser bekämpft oder ver- hindert werden können. die Johanniter 2. 2020 13
Gegen die Pandemie gibt es kein Appheilmittel1 } DI Leopold Weninger, Datenschutzbeauftragter der Johanniter Foto: iStock/filadendron Was ist eine App? können, wie „Big Data gegen die 560.000 Menschen die App herun- Eine App (Abkürzung für „Appli- Pandemie“2, „mit künstlicher In- tergeladen – wirklich wirkungsvoll cation Software“, ein Computer- telligenz gegen das Coronavirus“3 ist sie aber erst, wenn sie mehre- programm) kann unterschiedliche oder sogar „Corona stoppen“. re Millionen nutzen. Und es gibt Funktionen erfüllen. Sie ist nicht nur aus Australien eine Information nötig, damit ein System ordnungs- Apps können nicht ein Virus be- über die „Treffer“: bei 6 Millionen gemäß arbeitet – als „Zusatzpro- kämpfen, Apps sind nicht intelligent Nutzern meldet die App bisher gramm“ kann sie die Funktionen und Apps können schon ganz si- aber nur einen einzigen Infizierten5 des Computers, Laptops, Smart- cher nicht eine Pandemie stoppen. über bereits bekannte Kontakte hi- TVs, Smartphones oder Tablets Apps können niemanden pflegen, naus. Ariel Boogle von ABC news erweitern. betreuen oder retten – Apps kön- sagt: „Der Erfolg dieser App ist nen nur dazu verwendet werden, doch eher zweifelhaft." Und: „Wir Was soll eigentlich eine Corona- (sehr viele!) Daten zu speichern, zu wissen nicht, wie viele die App in- App machen? verarbeiten und weiterzuleiten. zwischen wieder gelöscht haben Die Corona-App soll helfen, An- oder überhaupt korrekt nutzen." steckungen nachzuverfolgen. Mit- Wie funktionieren die unter- Singapur wurde für seine Corona- arbeiter der Gesundheitsämter schiedlichen Corona-Apps? politik gelobt und dann von einer suchen Infektionsketten. Mit der Beim zentralen Ansatz werden alle zweiten Infektionswelle überrollt. App könnte das automatisiert und Nutzer-IDs in einer zentralen Da- Von 5,7 Millionen Menschen haben schneller gehen. Nutzer können tenbank gespeichert. User werden nur 1,5 Millionen die App geladen, gewarnt werden, wenn sie sich bei Kontakt mit einem Infizierten obwohl die Regierung Nutzer und neben infizierten Personen aufge- gewarnt. Die Gefahr für Miss- Einhaltung der Quarantäne strikt halten haben, so können Infekti- brauch ist hier sehr hoch: Wer den überwacht. Allerdings gibt es kei- onsketten durchbrochen werden. Server hat, könnte leicht auslesen, ne Ergebnisse (so wie in Taiwan, Wenn eine App so etwas auto- wer Kontakt zu wem hatte. Südkorea und Indien, wo ebenfalls matisch und zwingend machen überwacht wird). Laut MIT Techno- soll, so kann dies nur rechtlich- Bei dezentralen Lösungen (wie logy Review geben nur elf Länder organisatorisch erzwungen wer- in Österreich) werden nur die IDs die Nutzung bekannt (von Island den, denn es gibt dafür keine tech- von Nutzern hochgeladen, die an- 38,5% bis Polen 0,1%, Österreich nische Notwendigkeit. Folgerichtig geben, sie seien infiziert. Die App sagt nichts). werden sich daraus früher oder holt diese IDs automatisch und ver- später Konflikte entwickeln. Betrof- gleicht sie mit den IDs der Kontakte, Aber um die Sache noch verwir- fene müssen sich freiwillig selbst die lokal auf dem Smartphone ge- render zu machen: Die App soll isolieren – sonst wird die App eine speichert sind. Bei Übereinstim- nicht den Benutzer schützen, son- Hightech-Ablenkung. mung kommt eine Warnung. dern seine Kontakte. Die Frage ist nicht „Haben Sie die App herunter- Es zeugt von einem fundamentalen Erfahrungen geladen?", sondern „Welcher Ihrer Unverständnis, wenn angenom- Mehr als 20 Staaten nutzen seit Kontakte hat die App herunterge- men oder behauptet wird, dass April solch eine App. In Österrei- laden?“ Das ist unmöglich zu be- IT-Lösungen (oder gar Apps) etwas ch haben laut Rotem Kreuz4 etwa antworten. 1 Titel eines Artikels in „Süddeutsche Zeitung“ vom 27. Mai 2020 2 https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2056284-Big-Data-gegen-die-Pandemie.html 3 https://www.zeit.de/digital/internet/2020-03/covid-19-kuenstliche-intelligenz-coronavirus-diagnose-technik 4 https://www.derstandard.at/story/2000117320174/roten-kreuzstopp-corona-app 5 ARD Tagesschau Stand: 04.06.2020 15:01 Uhr 14 die Johanniter 2. 2020
Themenschwerpunkt Corona Résumé Der Nutzen einer Corona-App liegt darin, Hilfe für Obdachlose dass der Anwender gewarnt wird, dass er möglicherweise infiziert wurde. Damit kann er verantwortungsbewusst reagie- ren, sich in Quarantäne begeben, einen Test veranlassen und die Gefahr der In- Während der Coronakrise wurden die Österreicher fektion weiterer Personen reduzieren. aufgefordert zuhause zu bleiben, um die Ausbreitung Die größten Gefahren sind jedoch: der Pandemie zu unterbinden. Doch wo sollten Menschen ohne Unterkunft leben? Die Johanniter Der Irrglaube, dass die App alle Pro- bleme lösen wird und daher keine Schutz- und der Fonds Soziales Wien haben geholfen. maßnahmen mehr nötig sind. Als im März die Bevölkerung aufgerufen wurde wegen der Co- Die Versuchung, sie für mehr zu ver- ronapandemie zuhause zu bleiben, da sollten die Notunterkünfte wenden, könnte eines Tages zu groß für wohnungslose Menschen schon bald ihre Tore schließen. Wie sein – Regierungen könnten sie zur Bür- jedes Jahr waren sie als kurzfristige Bleibe für die Nächte in der gerüberwachung einsetzen oder Firmen kalten Jahreszeit gedacht und sollten planmäßig am 4. Mai zu- könnten viele Daten erheben und illegitim sperren. Doch mit Unterstützung des Fonds Soziales Wien konn- verwenden. ten die Johanniter die Öffnungszeiten ändern und so auch woh- nungslosen Menschen Schutz und Sicherheit bieten. Da klar ist, dass eine App ganz sicher nicht ein Virus besiegen kann, bleibt allen Die Öffnung der Notunterkünfte wurde bis 4. August verlängert. Technikgläubigen zum Trotz nur die Be- Die Notschlafstelle in Wien-Hietzing wird ganztätig offen gehalten. folgung der bekannten Maßnahmen. So müssen die Menschen das Quartier nicht mehr verlassen, um die Tageszentren aufzusuchen. Auf diesem Wege sollte die An- steckungsgefahr verringert werden. „Leider mussten wir wegen einem COVID-Fall eines der Quartiere auf behördliche Anweisung unter Quarantäne stellen. Das hat die Menschen hier sehr verunsichert und besorgt. Nach zwei Wochen ohne größerem Zwischenfall durften wir wieder öffnen“, erzählt Roman Groiss, Koordinator der Wohnungslosenhilfe. Die Verlängerung der Öffnungszeiten und die Rund-um-die-Uhr Betreuung war in organisatorischer wie auch personeller Hinsicht eine Herausforderung. „Aber die Johanniter sind ja krisenerfahren und flexibel. Das hat unser Team wieder einmal unter Beweis ge- stellt“, lobt Groiss die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Univ. Lektor DI Leopold Weninger, CSM Datenschutzbeauftragter der Johanniter } Spenden geprüfter Datenschutzexperte AT60 2011 1000 0494 0555 Mitglied der ARGE proEthik Stichwort: Wohnungslosenhilfe allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger i.R. die Johanniter 2. 2020 15
Never waste a good Crisis Dieses Winston Churchill zugeschriebene Zitat bringt die Zeit während, zwischen und nach der Coronasonderlage im Gesundheitswesen geradezu auffordernd auf den Punkt. Seit dem Beginn der Sonderlage Elektronisches Rezept bald Algorithmen und Künstliche in Österreich mussten zahlreiche Während wir Jahrzehnte erfolglos Intelligenz besser als wir. Viel- Vorgangsweisen sehr zeitnahe re- über die Meriten eines elektro- mehr liegt die neue Rolle der Füh- vidiert und durch neue oft über nischen Rezeptes debattiert haben rungskräfte in der Übernahme von Nacht entwickelte Leitlinien und und viele Anspruchsgruppen die Leadership. Entscheidung unter Standards ersetzt werden. Viele Nachteile und den Untergang gan- Unsicherheit ist die neue Heraus- haben die Digitalisierung für den zer Berufszweige hinaufbeschwo- forderung des Gesundheitswesens großen Disruptor und Innovator im ren haben, hat COVID-19 über von morgen. Entscheidungen für Gesundheitswesen gehalten. Nie- Nacht die Möglichkeit zur Umset- Patienten müssen immer Nutzen mand hat damit gerechnet, dass zung geschaffen. Und zu Recht. In stiften und am Leuchtfeuer der Evi- ein Virus der mächtigste Game- einer Zeit des Distanzhaltens wäre denz, Effizienz und Ethik ausgerich- changer seit der Entdeckung des es selbst für den größten Digitalisie- tet sein. Penicillins sein wird. Digitalisierung rungsverweigerer nicht glaubhaft ist im Moment der größten Heraus- nachvollziehbar gewesen, warum Ein Anruf hilft forderung zum Werkzeug gewor- es nicht besser wäre, eine Anwei- Mit der Einführung der Gesund- den und musste unter Hochdruck sung zur Ausfolgung eines Medi- heitshotline 1450 wurden nicht nur zahlreiche Funktionen berufsgrup- kamentes elektronisch verschicken die Ambulanzen der Kliniken ent- pen- und organisationsübergrei- zu können. Wir sind zumindest in lastet. Gerade in der Sonderlage fend zwischen den verschiedenen diesem Bereich im 21. Jahrhundert der letzten Monate leistete die Ge- Sektoren der Gesundheitsversor- angekommen. Hoffentlich bleiben sundheitshotline einen wertvollen gung übernehmen. wir auch dabei. Beitrag, Patienten an die richtige Stelle im Gesundheitssystem zu Videokonferenzen und Homeoffice vermitteln. In vielen Bundesländern In den Kliniken sind Videokonfe- wurden mobile und ambulante renzen in den letzten Monaten zur Testungen gemeinsam mit 1450 Normalität geworden. In vielen Be- umgesetzt und wertvolle Informa- reichen wurde erkannt, dass es zur tionen an besorgte und Bürger guten Zusammenarbeit für den Pa- vermittelt. Für die wäre es wün- tienten nicht immer die physische schenswert, dieses Service auch Nähe braucht. Vieles konnte auch nach Corona weiter auszubauen. aus der Ferne geklärt werden. So könnten auch in Zukunft Fehl- Moderne klinische Informations- zuweisungen und überfüllte Not- systeme werden es in Zukunft er- fallzentren nachhaltig verhindert möglichen müssen als Team von werden. unterschiedlichen Standorten aus zusammenzuarbeiten. Selbst das Das Ende des Präsentismus Homeoffice ist in der Medizin prak- Während der Krise ist nicht nur im tisch einsetzbar. Von wo elektro- Gesundheitswesen klar gewor- nisch diktierte Befunde geschrie- den, dass Präsentismus, d.h. die ben werden und Termine vereinbart ständige Anwesenheit vor Ort, werden, spielt keine Rolle mehr. kein Konzept der Zukunft ist. Mehr denn je ist in Zukunft Agilität und Leadership statt Management Flexibilität statt permanenter, teil- Mag. Dr. Bernhard Kadlec ist Corona hat uns gezeigt, dass wir weise unproduktiver Anwesenheit Betriebswirt, Gesundheitswissen- an der Grenze der alten Ansätze vor Ort gefragt. Die Illusion der schafter, Präsidiumsmitglied der und Lösungen stehen. Die Zukunft Work-Life-Balance wird von der Johanniter und Hospizbeauftragter liegt nicht mehr im Management Realität der Symbiose von Arbeit des Johanniterordens in Österreich. des Bekannten. Das können schon und Leben eingeholt. An der Basis 16 die Johanniter 2. 2020
Fakt oder Fake? Durch Trinken von Alkohol oder Bleich- mittel wie Chlordioxid kann eine Infek- tion mit dem Coronavirus verhindert werden. Faktencheck Regelmäßiger Konsum von Alkohol ge- Eine von B fährdet die Gesundheit und kann den Ver- Organisa ill Gates finanz tion pa ierte neuartig te lauf einer Erkrankung sogar verschlech- e Corona ntierte das tern. Chlordioxid, welches unter anderem Faktench virus. ec genauso wie in den Führungsgre- zur Wasserdesinfektion verwendet wird, Richtig is k t, dass d mien. ist nicht zur Einnahme als Vorbeugung tannien as in Gro ansässig ß von Krankheiten geeignet. Unter dem Na- stitute F e Pirbrig bri- ördermit ht In- Die Versöhnung der Boomer mit men MMS (Miracle Mineral Supplement) and Meli tel von d nd er B der Generation Y ist es aufgrund von gravierenden Neben- angenom a Gates Founda ill men hat tion Gerade im Gesundheitswesen hat wirkungen in vielen Ländern verboten. tent, auf . Aber d das in d as Pa- tungen ie Corona gezeigt, wie es sowohl die (Quelle: WHO) Bezug g sen Behaup- Babyboomer als auch die Gene- bezieht enomme sic n wir ration Y braucht. Gegenseitiges Coronav h auf einen av d, irus, als iären Verständnis und Lernen hat dazu der nur o e Vögel b inen Virus, geführt, dass die Babyboomer mimikam efällt. (Q sei a.at) uelle: Werkzeuge der Digital Natives asen-Schutz Ein Mund-N und angewandt und zu schätzen ge- ungeeignet für Kinder der lernt haben. Genauso haben die eil sich unter gefährlich, w zu Jüngeren gelernt, wie wichtig die mmle und dies Maske CO 2 sa ung führe. Empathie im Umgang mit zum Teil einer Atemlähm isolierten Patienten ist, die wenig 5G-Mobilfunknetze verbreiten Faktencheck aus- Möglichkeit hatten, ihre Angehöri- findet ein Gas COVID-19 Beim Atmen mit gen zu sehen und zu treffen. Das Blut wird Faktencheck tausch statt: un d ) versorgt Viren können nicht in Funkwellen/ Sauerstoff (O 2 au s (CO 2) wird Mobilfunknetzen übertragen werden. Was bleibt? Kohlendioxid d an Für das Gesundheitswesen gilt anspor tier t un COVID-19 verbreitet sich in vielen dem Blut abtr uch es die richtigen Lehren zu ziehen. abgegeben. A Ländern, die keine 5G-Mobilfunk- die Atemluft en- Gute Vorbereitung. Bessere Ver- nes Mund-Nas netze haben. COVID-19 wird durch beim Tragen ei ic he sorgung mit persönlicher Schutz- dieser natürl Atemtröpfchen verbreitet, wenn eine Schutzes ist be n. terhin gege infizierte Person hustet, niest oder ausrüstung, Hygieneschulungen Vorgang wei sind xid-Moleküle spricht. (Quelle: WHO) und eine neue Form des Umgangs Kohlenstof fdio d- ss sie vom Mun mit Sicherheitsmaßnahmen für Pa- zu klein, als da zurückgeha en lt tienten, Heimbewohner und Besu- Nasen-Schutz ti- n (Quelle: mul cher werden zur neuen Realität. werden könnte In der Rückschau wird es auch zu media.apa.at) bewerten sein, welche Bereiche des Gesundheitswesens in dieser Situation wirksam geblieben sind Das neuartige Coronavirus kann mehrere Tage auf Oberflächen haften und die Versorgung der Patienten bleiben und ist auch über das Angreifen von Türklinken ansteckend. übernommen haben. So sehr Dro- Faktencheck geriemärkte gerne Medikamente SARS-CoV-2 wird in erster Linie über eine Tröpfcheninfektion übertragen. verkaufen wollen würden, so sehr Grundsätzlich ist auch eine Schmierinfektion möglich. Aktuell gibt es noch waren ihre Filialen teilweise aus keine eindeutigen, wissenschaftlichen Belege, wie lange SARS-CoV-2 auf Quarantänemaßnahmen geschlos- Oberflächen bestehen bleibt und ansteckend ist. Studien zufolge können sen. Die Apotheken haben in die- sich zwar Coronaviren für ein paar Stunden bis zu mehrere Tage auf Ober- ser Phase eine besondere Rolle flächen halten. Virologen sind aber skeptisch, dass sich diese Labor-Un- übernommen und werden auch in tersuchungen auf den Alltag umlegen lassen. Allerdings dürfte die indi- Zukunft an der Seite der Patienten rekte Übertragung über das Angreifen von Gegenständen, wie Türklinken stehen. Für Österreich und Europa oder Fernbedienungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Auch in der ist es notwendig weiter an der Re- Heinsberg-Studie wurden in hochinfektiösen Haushalten etwa nur „tote" silienz und der Versorgungssicher- Viren auf Oberflächen gefunden. Es bedarf weiterer Studien zur Klärung. heit zu arbeiten. (Quelle: multimedia.apa.at) die Johanniter 2. 2020 17
Leben mit Corona: Wie geht es jetzt weiter? Wie kann eine zweite Coronawelle unterbunden werden? Was bringen Corona-Apps, Masken-Pflicht, Social Distancing oder eine Impfpflicht? Die Johanniter sprachen mit Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss, Professor für Klinische Infektiologie und Immunologie und Mitglied im Beraterstab der Österreichischen Bundesregierung und der Tiroler Landesregierung. Ab wann war den österreichischen Man muss einmal die Maßnahmen, Lockdown auf das ganze Land Experten bewusst, dass die Pandemie die in Österreich getroffen wurden, auszudehnen richtig und auch das auch in Österreich auftreten wird? und damals alternativlos waren, Geheimnis des Erfolges. Ab Ende Februar, als in Italien tau- evaluieren und schauen, was hat sende Fälle evident waren, war es dazu beigetragen, dass wir die Durch die Ausgangsbeschrän- klar, dass die Pandemie auch bei Infektion eingedämmt haben. Die kungen, das Social Distancing uns relativ rasch „aufschlagen“ Quarantäne, die Abstandsregelung, oder Physical Distancing, wurde wird. die Händehygiene, die Compliance die Ausbreitung unterbrochen. Die der Leute? Was war unbedingt Infektionszahlen haben sich nach Was waren die großen Herausforde- notwendig und worauf kann man etwa zwei Wochen stabilisiert und rungen nach dem Auftreten der er- beim nächsten Mal verzichten? sind dann schrittweise zurückge- sten COVID-Fälle? gangen. Wir haben uns natürlich schon vor- Weiters gilt es zu schauen, was ab darauf vorbereitet und überlegt, haben andere europäische Länder Sehr positiv zu bewerten ist, dass was bei infizierten Patienten zu tun gemacht, von denen jedes einen die Bevölkerung das im Großen wäre. Wir wussten aber nicht, wie anderen Algorithmus angewandt und Ganzen mitgemacht hat. viele Infizierte es schon in Öster hat, z. B. mit offenen Kindergärten reich gibt. Einerseits durch die und Schulen. Gab es da viele In- Die Maskenpflicht wurde erst einen Nachbarschaft zu Italien, anderer- fektionen? Monat später eingeführt, warum? seits durch Touristen und Einheimi- Es gab sehr unterschiedliche Mei- sche, die hin- und hergefahren sind. Tirol wurde als einziges Bundesland nungen zur Notwendigkeit von unter Quarantäne gestellt … Mund-Nasen-Schutz, auch von In- Zunächst musste die Bevölkerung Das war damals sicher eine schwe- stitutionen wie dem European Cen- sensibilisiert werden, um sich re politische Entscheidung. Es gab ter for Disease Control, der WHO bei Symptomen testen zu lassen. zu diesem Zeitpunkt einige Hot- oder dem Robert-Koch-Institut. Dann waren Eskalationsszenarien spots mit vielen Infektionen und Der Mund-Nasen-Schutz macht zu planen, mit einer ungewiss ho- einige mit wenigen Infektionen. Ur- besonders in kritischen Bereichen hen Anzahl an Patienten. sprünglich wurden nur einige Re- Sinn, wie dem Krankenhaus oder gionen, wie z. B. das Paznauntal, der mobilen und stationären Pfle- Dazu kam die Frage, wie man Pa- später auch die anderen Gemein- geversorgung, wo Leute betreut tientenströme leiten kann, damit den unter Quarantäne gestellt. werden, die sehr anfällig für In- sich COVID-Patienten mit anderen fektionen sind. Der Mund-Nasen- Patienten nicht kreuzen, aber bei- Erst danach hat sich gezeigt, dass Schutz kann eine Übertragung de trotzdem die bestmögliche Be- es auch in anderen Regionen auch dann verhindern, wenn infi- handlung erfahren. und Bundesländern viel mehr In- zierte Leute das Virus bereits aus- fektionen gegeben hat, als zum scheiden, bevor sie selbst Symp Welche Erkenntnisse haben Sie für Zeitpunkt des Lockdown und der tome haben. Letztlich hat sich die Zukunft gewonnen? Quarantäne evident waren. Inso- gezeigt, dass Abstand halten eine Das ist ein wesentlicher Punkt. fern war die Entscheidung, den der wesentlichsten Maßnahmen ist. 18 die Johanniter 2. 2020
Sie können auch lesen