Elsass-Gazette Nr. 147 Januar 2020 - Mitteilungsblatt Kulturverein Elsass-Freunde Basel - Kulturverein Elsass-Freunde-Basel
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Elsass-Gazette Nr. 147 Januar 2020 Mitteilungsblatt Kulturverein Elsass-Freunde Basel Association culturelle les amis de l’Alsace Bâle s o n a i t e rs t! h e a n e T f f Die ist erö
Impressum Inhaltsverzeichnis Mitteilungsblatt Elsass-Gazette 2 Impressum Postadresse: Kulturverein Elsass-Freunde Basel 3 Inhaltsverzeichnis CH-4000 Basel Internet: www.elsass-freunde-basel.ch 4–5 Leitartikel Robert Heuss Einzahlungen: IBAN: CH04 0871 0000 0004 1819 BANK CIC (SCHWEIZ) AG 6 Jahresprogramm 2020 Robert Heuss Sekretariat: Sibyll Holinger Aeschenvorstadt 48, CH-4051 Basel 7–11 Bericht über den Ausflug nach Biesheim Mobile: +41 (0)79 461 72 28 und Ottmarsheim Serge Iseli E-Mail: sekretariat@elsass-freunde-basel.ch 12–14 Bericht über den Literarischen Abend: „Das Redaktion: redaktion@elsass-freunde-basel.ch geit uf ke Chuehut“ Ruedi Schenker Irma Brantschen (Leitung) Rudolfstrasse 22, CH-4054 Basel 15 … und wie ist das jetzt mit dieser „Chuehut“? Christian Schmid Tel: +41 (0)79 434 64 67 16–18 Bericht über den Ausflug ins Ecomusée und E-Mail: ibrantschen@bluewin.ch nach Gertwiller Heidi Wiesner Peter Obrist (Leitung) Aeschenvorstadt 48, CH-4051 Basel 19–20 Ausschreibung: Déjeuner Culinaire 20. Februar 2020 Tel: +41 (0)61 261 54 31 E-Mail: tsirbo@bluewin.ch 21 Einladung zur Generalversammlung 24. März 2020 Serge Iseli 22–25 Die Geschichte des Radio-Studios Basel Peter Obrist Lenzgasse 31, CH-4056 Basel Tel: +41 (0)79 416 75 00 26–27 Ausschreibung: Musée Electropolis in E-mail: serge.iseli@iselioptik.ch Mulhouse, Tapetenmuseum in Rixheim 16. April 2020 Hans-Jörg Renk Niederholzstrasse 45, CH-4125 Riehen 28–30 Portrait Prof. Werner Gallusser Serge Iseli Tel: +41 (0)76 459 94 40 31 Sprochrenner Hans-Jörg Renk E-Mail: hj.renk@sunrise.ch Ursula Schmitt 32–34 „Familie Strumpfmann“, Besprechung des Schützenmattstrassse 35, CH-4051 Basel Theaterstücks von Pierre Kretz Hans-Jörg Renk Tel. +41 (0)61 274 02 47 E-Mail: uschmitt@bluewin.ch 35–37 Elsässer Dialekttheater: „Hopla Finala“ Gestaltung: Peter Birbaumer in Bartenheim Peter Obrist Fuchshagweg 22, CH-4103 Bottmingen 38 Verleihung des „Prix Goldstein“ an Yves Bisch Jean-Chr. Meyer Tel: +41 (0)61 422 06 30 E-Mail: peter@birbaumer.ch 39 In eigener Sache, Rücktritte aus Redaktions- Hans-Jörg Renk Druck: Dietrich AG kommission Ursula Schmitt Pfarrgasse 11, CH-4019 Basel 40 Veranstaltungen Auflage: 500 Exemplare 41 Aufruf zum Foto-Wettbewerb Die nächste Ausgabe erscheint am 7. April 2020 42 Bildernachweis Redaktionsschluss: 18. März 2020 43 Adressliste 2 3
Leitartikel Liebe Elsass-Freundinnen, liebe Elsass-Freunde Zum Wort des Jahres 2019 wurde gerechter Verteilung der global standes nach Nichtbezahlen des zu sorgen. Den aus Altersgründen „Klimajugend“ erkoren, ein Hin- vorhandenen Ressourcen. Existen- Mitgliederbeitrages Mahnungen Zurücktretenden sei an dieser Stel- weis auf das, was uns im öffentli- tielle Probleme, die nicht nur die verschickt und bei erneutem Still- le schon jetzt herzlich gedankt für chen Raum am meisten beschäftigt „Klimajugend“, sondern uns alle schweigen persönlichen Kontakt die langjährige vertrauensvolle hat, der Klimawandel. Der wiede- beschäftigen müssen. zu den Säumigen aufgenommen. und fruchtbare Zusammenarbeit rum heisse Frühling, Sommer und Das Resultat ist, dass die Mitglie- im Schosse des Vorstandes. Trotz dieser unsicheren Zukunft derbeiträge merklich gestiegen Herbst, das Ausbleiben von Regen, Auch wenn das neue Jahr schon wollen wir uns an der Schönheit sind, aber auch die Zahl der Mit- die schweren Gewitter, das Ab- längst Einzug gehalten hat, be- und Vielfalt dieser Welt und vor glieder deutlich gesunken ist, schmelzen der Gletscher und viele nutze ich gerne die Gelegenheit, allem des Elsass erfreuen und ge- da wir Nichtzahlende und (nicht andere Klimaphänomene liessen Ihnen fürs 2020 – im 35. Jahr des meinsam dieses Schatzkästlein er- mehr) Interessierte aus unseren auch die Unverbesserlichsten spü- Bestehens unseres Vereins – von kunden. Es bietet kulturell, tou- Büchern gestrichen haben. So las- ren, dass tiefgreifende weltweite Herzen alles Gute zu wünschen, ristisch und gastronomisch eine sen sich vor allem bei der Gazet- Veränderungen im Gange sind. vor allem Gesundheit und Wohl- derart breite Palette an Ausflugs- te und den Versänden erhebliche Dabei drängt sich unweigerlich die ergehen. Wir wünschen uns, dass möglichkeiten, dass es dem Vor- Kosten einsparen. Frage auf, ob dieser von Menschen Sie mit uns das Elsass, das Badische stand jeweils nicht ganz einfach verursachte Prozess noch rückgän- und den Schweizer Jura erkun- fällt, aus der Fülle des riesigen Zu unserer GV vom 24. März 2020 gig gemacht werden kann oder den und wir damit mit Ihnen über Angebotes Neues und Spannen- können wir ins neue Radio- und ob er das Ende der Menschheit das ganze Jahr in Kontakt stehen des auszuwählen. Aber es gelingt Fernsehstudio beim Bahnhof Süd und von Leben auf unserem Pla- können. immer wieder aufs Neue! Aus (Meret Oppenheim-Haus) einla- neten bedeutet. Wir im „Klimaal- Ihr Präsident: dem Jahresprogramm ersehen Sie, den. Vor der GV findet eine Füh- ter“ werden die langfristigen Fol- was uns im Verlaufe der nächsten rung durch die modernen Studio- gen kaum mehr erleben, aber die 12 Monate erwartet. Wir freuen räume bei laufendem Betrieb statt. „Klimajugend“ sieht sich in ihrer uns, wenn Sie regen Gebrauch da- Anschliessend geht die eigentliche Existenz bedroht und fordert nun, von machen. Sie können ohne wei- GV in zügigem Tempo über die dass man auf sie hört und Mass- teres auch Freunde und Bekannte Bühne. Im Fokus stehen die Wah- nahmen ergreift, so lange noch mitbringen in der Hoffnung, dass len: Es gilt, vom langjährigen Vi- Zeit ist. Nicht ganz so einfach ist diese Gefallen an unserem Verein zepräsidenten Daniel Braun, vom die Frage zu beantworten, welche finden und sich zu einer Mitglied- Kassier Hans-Ruedy Grünenfelder Massnahmen unabdingbar sind schaft entschliessen. sowie vom elsässischen Beisitzer und wie sie in Einklang zu brin- Apropos Mitgliedschaft: Erstmals André Dubail Abschied zu neh- gen sind mit wirtschaftlicher Ent- seit langem hat ein Team des Vor- men und für eine gute Nachfolge wicklung, sozialer Sicherheit und 4 5
Jahresprogramm 2020 Bericht über den Ausflug nach Biesheim und Ottmarsheim Die Termine sind gegeben, aber Änderungen (18. Oktober 2019) im Programm möglich Von Serge Iseli Der Herbstausflug führte uns nach mit gelben Tür-und Fensterrahmen Do. 20. Februar 2020 Déjeuner Culinaire Biesheim. Biesheim? Von diesem Ort aus den frühen 1990er-Jahren. Und Restaurant “Au Cheval Blanc”, Hochstatt habe ich noch nie gehört, geschwei- dieses, einem „salle polyvalente“ ge denn eine Ahnung, wo er liegt. So gleichende Gebäude soll zwei span- Di. 24. März 2020 Generalversammlung im Studio SRF habe ich mich am Vorabend auf Goog- nende Museen beherbergen? Meret-Oppenheim-Hochhaus beim Bahnhof le Maps kurz schlau gemacht und weiss Das erste Museum ist den gallorö- Do. 16. April 2020 Musée Electropolis Mulhouse und jetzt, dass Biesheim gleich unterhalb mischen Funden aus der Gegend ge- von Neu-Breisach liegt. Deshalb fah- Tapetenmuseum Rixheim widmet. Was für eine Überraschung! ren wir zuerst auf der deutschen A5 Abenteuer Elektrizität und bezaubernder Biesheim – zur Römerzeit unter dem durch das Markgräflerland nach Hei- Wandschmuck Namen Argentovaria, später auch als tersheim. Der Bus ist bis fast auf den Ödenburg bekannt – war eine wich- Do. 14. Mai 2020 Turckheim und Kientzheim – der Spargelausflug letzten Platz voll, und, obwohl sich der tige Siedlung der Rauracher, ein Hei- goldene Oktober der letzten Tage ge- Altstadtführung und Elsässisches Weinbaumuseum ligtum und ein Militärlager an der rade heute zu verabschieden scheint, römischen Rheintalstrasse zwischen Sa. 13. Juni 2020 Hartmannsweilerkopf sind alle gut gelaunt. Der Himmel ist Strassburg und Augusta Raurica. Eine Wanderung / Museumsbesuch, Mittagessen in einer grau, aber das Laub an den Bäumen Vielzahl an Gegenständen des All- und in den Reben erstrahlt in allen Ferme Auberge tags, des Handels und des Militärs Herbstfarben, als wir den ersten Halt sind in dem Museum informativ aus- Do. 10. September 2020 Laufenburg – grenzenlose Doppelstadt im Fluss für Kaffee und Gipfeli im Restaurant gestellt. Da liegen Hipposandalen, Eine Reise zum "Schiff" und auf dem Schiff Ox in Heitersheim einlegen. Vorläufer von Hufeisen, oder kleine Weiter fahren wir bei Breisach über bronzene Tierfigürchen, welche die Do. 15. Oktober 2020 Jüdische Gemeinden den Rhein, wo sich einige Elsass- römischen Götter verkörperten. Der Erlebte Geschichte im Dreiland Freunde an den Ausflug mit Dampf- Löwe galt selbstverständlich Jupiter, Do. 05. November 2020 Literarischer Abend bahn und Schifffahrt vom letzten Jahr dem Vater aller Götter, das Wild- erinnern. Keine fünf Kilometer unter- schwein war Merkur, dem Gott des Fr. 11. Dezember 2020 Auf den Spuren des Bischofs von Basel halb der Rheinbrücke steht das Ort- Handels, zugeordnet, und die Gans von Pruntrut nach Mariastein, Mittagessen schild mit dem Namen Biesheim und der Göttermutter Juno, die in der rö- im Sundgau darunter kleiner und kursiv Biese, wie mischen Mythologie die Göttin der wir das inzwischen von vielen Orts- Ehe, des Hauses und des Heims war! tafeln im Elsass gewohnt sind. Beim In dieser Ausstellung darf sich die Für die Anmeldungen zu einem der Ausflüge benutzen Sie bitte entweder Denkmal mit dem Elsässermädchen, eine Hälfte der Elsass-Freunde selbst die E-Mail-Adresse sekretariat@elsass-freunde-basel.ch oder schicken das das „ses enfants victimes des guerres“ umsehen, und erstaunlicherweise entsprechende Formular an: beweint, biegt unser Busfahrer Mar- versammeln sich die meisten um die Kulturverein Elsass-Freunde Basel, CH-4000 Basel tin links ab, und kurz darauf stehen Plakate mit dem Thema Wein in römi- (unser Postfach 3405 besteht nicht mehr!) wir vor einem betongrauen Gebäude scher Zeit. Honi soit, qui mal y pense! 6 7
meinen Namen gab es also schon im petenten Gui- werden sie als 2. Jahrhundert n. Chr. Das wichtigs- de gewinnen. frühe Kinos ein- te Ausstellungsstück ist jedoch eine Nicht nur sein gesetzt, mittels Gemme aus rotem Achat, auf dem enormes Wis- Projektoren wer- Kaiser Commodus hoch zu Ross ein- sen fasziniert den Flöhe und geschnitzt ist. Dieser Name ist mir uns, sondern anderes Kleinge- überhaupt nicht geläufig, anschei- auch seine char- tier an die Wand nend weil ich den Film „Gladiator“ mante Art, uns projiziert. Auch mit Russell Crowe nicht gesehen in elsässischem die Entwicklung habe. Hochdeutsch der Zeitmessung die Geräte zu und der Naviga- Ein Prachtstück der Ausstellung ist, Im zweiten Museum, dem Musée erklären. Und tionshilfen ist wenigstens für mich, ein Kalkquader de l’instrumentation optique, wer- meine Erwartung, nur Vertrautes zu ausführlich dokumentiert. M. Hirth mit feinsäuberlich in Antiqua einge- de ich wahrscheinlich als Optiker sehen, trifft überhaupt nicht zu. Nur zeigt uns sogar den Gebrauch eines meisselter Inschrift, die ich anstatt mehr mir Bekanntes entdecken kön- gerade eine Vitrine ist bestückt mit Sextanten. Ganz zum Schluss ver- als T SILIUS LUCUSTA MERCURIO ET nen. Gleich zu Beginn fällt ein Tisch alten Pupillometern, Scheitelbrech- sucht er uns noch die Entstehung von APOLLINI, als ISILIUS usw. lese. Ha, mit Anamorphosen auf, diesen Bil- wertmessern, Refraktometern und Hologrammen zu erklären, aber das dern, die nur unter weiteren Messgeräten, mit deren habe ich noch nie begriffen. einem bestimmten modernen, zumeist elektronischen Blickwinkel mittels Nach so vielen Eindrücken ist es nun Nachfolgern ich tagtäglich arbeite. Spiegel zu erkennen an der Zeit, der Kulinarik in der „Groff Am meisten freue ich mich über ei- sind. Schwerpunkt Hostellerie aux deux clefs“ ebenfalls nen alten Brillenglaskasten und ei- in diesem 300 m2 in Biesheim frönen zu können. An- nen Sphärometer, die mein Vater in grossen Raum sind scheinend haben die Organisatoren den 1960er- und 1970er-Jahren in Ge- aber hauptsächlich des Ausflugs nicht nur einen guten brauch hatte, und die noch heute bei m e s sin g glänze n d e Draht zu Sammlern, sondern auch mir im Betrieb stehen. Schmunzeln Apparate, die 350 zum Wettermacher. Denn kaum sit- muss ich über die ersten Kontaktlin- Jahre Geschichte der zen wir gemütlich beim Kir Muscat, sen aus Reagenzglasböden, die der Optik erzählen. Ich fängt es in Strömen an zu schütten. elsässische Augenarzt Eugène Kalt bin gespannt auf die Glücklicherweise sind 2 ½ Stunden als Erster 1888 einsetzte. Zum Glück Führung mit M. An- für das Mittagessen veranschlagt. haben sich in diesem Bereich die Ma- toine Hirth, einem Währenddessen kann sich das Wet- terialien weiterentwickelt. Wie sich Doktor der Physik ter in dieser Jahreszeit völlig ändern. die Werkzeuge, die auf den Prinzipi- und ehemals For- Und tatsächlich scheint die Sonne, en der Optik basieren, in sämtlichen scher mit Schwer- als wir nach einem feinen Dreigang Bereichen fortwährend weiterentwi- punkt Lasertechnik menü wieder in den Bus steigen. ckelt haben, wird uns in diesem Mu- am Deutsch-Franzö- seum eindrucksvoll gezeigt. Andere Über dem Schwarzwald im Osten sischen Forschungs- Vitrinen zeigen den Einsatz der Optik und über den Vogesen im Westen institut Saint-Louis in der Landvermessung und Karto- hängen bedrohliche schwarze Wol- (ISL). Den Gründer der grafie, weiter sind Geräte, mit denen ken, aber wir fahren nach Süden Sammlung konnten kleine Gegenstände entdeckt wer- zum letzten Programmpunkt. Nach Der Scheitelbrechwertmesser misst die „Stärke“ der Peter Obrist und Si- den können – also Mikroskope – in 50-minütiger Fahrt auf der römi- Brillengläser und gibt die Werte in Dioptrien an. byll Holinger als kom- grosser Zahl ausgestellt. In England schen Rheintalstrasse, an Fessenheim 8 9
vorbei, dessen Kernkraftwerk im ben und damit vor der Vernichtung Sommer 2020 endlich stillgelegt wer- bewahrt wird. Als ein verheerender den soll, erreichen wir Ottmarsheim, Brand 1991 den Dachstuhl, die Kup- Ottmerscha, mit seiner achteckigen pel und die Fresken stark beschädigt, romanischen Abteikirche bei strah- ist es ein zweites Mal dem glückli- lendem Sonnenschein. Hier werden chen Umstand zu verdanken, dass wir von zwei Guides durch und um die Kirche im Besitz der reichen po- das Kleinod geführt. Erstaunlicher- litischen Gemeinde ist. So können weise führen uns beide, sowohl die Restaurierungsarbeiten innert Frau Herzog als auch Herr Jochen, zehn Jahren abgeschlossen werden, in reinstem Norddeutsch. Etwas un- und wir bewundern das Juwel der gewohnt für unsere Ohren, wenn elsässischen Romanik wieder in sei- der Gründer des Klosters Rudolf von ner ganzen Schönheit. Zumindest Altenburg plötzlich zu „Altenburch“ von aussen. Im Innern sind einige wird. Spannend ist es allemal, und der Fresken verloren gegangen. So wir erfahren viel Neues. So bin ich fehlt beim Deckenfresko des Jüngs- als Basler natürlich stolz, dass unser ten Gerichtes ein Teil der in der Hölle Münster 30 Jahre früher durch Kaiser schmorenden Sünder. Für mich ist es Heinrich II geweiht wurde als Ott- das erste Mal, dass ich nicht nur et- marsheim 1049 durch Papst Leo IX, was über das Romanische der Kirche der in der mittleren der Drei Egsen erfahre, sondern auch über die spä- zur Welt kam. Die haben wir letztes teren Jahrhunderte. Kaum steigen Jahr beim Wanderausflug der Elsass- wir wieder in den Bus, zeigt sich der Freunde erklommen. Neu ist mir auch, dass die Basler im 15. Jahrhundert das Kloster mehrmals verwüstet und aus- geplündert haben oder dass im 16. Jahrhundert mit Genehmi- gung des Bischofs von Basel das Benediktinerinnenkloster in ein adliges Damenstift umgewandelt wird. Die Stiftsdamen müssen während des 30-jährigen Krieges nach Basel fliehen. 1792 im Zuge der französischen Revolution wird die Abtei aufgelöst und die meisten Klostergebäude werden Himmel in herbstlichem Grau, und als Braun, Peter Obrist und Sibyll Holin- als Baumaterial versteigert und wir an der Meret-Oppenheim-Strasse ger zu danken, welche die Planung abgerissen. Nicht so die Abtei- aussteigen, regnet es wieder in Strö- so gekonnt gemacht haben, dass wir kirche, die von der politischen men. Mir bleibt also nur noch den an diesem wechselhaften Herbsttag Gemeinde Ottmarsheim erwor- Organisatoren des Ausflugs Daniel kein einziges Mal nass wurden. 10 11
Das geit uf ke Chuehut der muss uns verstehen...!“ – und geben gleich noch eins drauf mit dem sehn- Bericht zum Literarischen Abend mit vier Mundart- süchtig besungenen Ort „Bölle“, den es tatsächlich Künstlern aus dem Dreyland (7. November 2019) gibt. Oder noch toller: Im Lied vom Füchsli, das den Von Rudolf Schenker Elefanten besuchen will, Die literarischen Abende unseres chen: Chom, mer göi id Höumi = in rezitieren sie quasi den Vereins gehören für mich zu den den Windschatten). berühmten Ausspruch von besten Veranstaltungen dieser Art in Dialekt dagegen meint eher die Ernst Bloch, „Heimat ist der Region. Warum? Das sogenannte Redeweise bezüglich Satzbau und dort, wo noch niemand Narrativ, das jeweils geboten wird, ist Wortschatz. war“. Also ein Dort, ein fer- konkret, witzig, kritisch – und trifft Standarddeutsch oder Hoch- ner Ort, den es zu suchen zudem meist genau einen Nerv der deutsch meint Deutsch als einen gilt – ohne Gefühlsduselei Moderne. Oder um mit Meister Goe- Qualitätsbegriff (aber nicht das – und als Refrain ertönt – wie eine oder Heimatsehnsüchtelei – und erst the zu reden, ihr Narrativ lässt sich Deutsch im hohen Norden). Beschwörung –das Wort DAHEIM. Ist noch absurd-witzig! (witzig übrigens mit „präziser Phantasie“ kennzeich- diese Intensität des Gesangs um das kommt vom alten Wort wizzen = wis- Also warum wird, wie ich meine, hier nen. Anders formuliert: präzise Phan- Thema Heimat nicht Ausdruck einer sen, geistreich, klug). ein Nerv der Moderne getroffen? tasie vermag die vielfältige Wirklich- Bedrohung und Angst, sie zu verlie- Elsässisch, Alemannisch und Schwy- Kurzum, mit den Knaschtbrüdern keit genauer zu charakterisieren als ren? Droht die Gefahr der „Entzau- zerdütsch sind bedroht, sie kämpfen würde ich gerne mal zum Biere gehn... bloss flottierende Phantasie. berung der Welt“, die zum „stahlhar- teilweise ums Überleben. Die Globali- ten Gebäude“ (Max Weber) werden Jean-Christophe Meyer aus dem Die Mundart war an diesem Abend sierung bemächtigt sich unserer Aus- könnte? Finden wir Elsass begann mit sei- das Thema, deshalb vorerst eine Be- drucksweise im Alltag, weil die neu- uns doch durch unsere ner Gedichtserie „Was- griffsklärung: Was ist Mundart, was en, neuartigen Produkte, die unsere Sprache – eben unsere serspöier“. Das ist ein Dialekt, was Hochdeutsch? Gesellschaft beherrschen, unsere All- Mundart! – in unserer fünfteiliger Zyklus, in Mundart bezeichnet die Art des tagssprache „verenglifizieren“: Com- Welt zurecht! Das, was dem besagter Wasser- Sprechens, also wie der Mund als puter, googeln, chatten, fastfood, wir verstehen, dort, wo spöier fünf Vögel, näm- Sprechwerkzeug mit Zähnen, Zun- twittern, SRF 4 News und so weiter wir uns zurecht finden, lich Turteltaube, Elster, ge, Luftstössen die Sprachlaute pro- sind mittlerweile Gangundgäbe-Wör- da ist so was wie Hei- Rabe, Eule und Drossel duziert. (In Basel kann zum Beispiel ter unseres Alltags. Sie bedrängen mat. Dieser Gedanke anspricht. Das Spezi- kaum jemand das Wort „Höumi“ in oder verdrängen gar unsere Mundart. könnte als problema- elle dabei ist, dass die meiner Mundart – Däniken, zwischen (Ich rede auch nicht mehr wie ehemals tisch konservativ aufge- Ansprache eines jeden Olten und Aarau – richtig ausspre- einer aus dem Gäu der 50er Jahre...) fasst werden, insofern Vogels sich durch je ei- Da treten also die „Knaschtbrüe- das Eigene als absolut nen speziellen Vokal der“ Jeannot und Christian Weissen- gesetzt wird, das Ande- im Namen der Vogel- berger auf mit ihren Gitarren und re, das Fremde dagegen art kennzeichnet. Also besingen den Rhein, die Kutteln, als feindlich empfun- Turteltaube durch den den Speck, den Belchen, das Wie- den wird. Aber die bei- Vokal U, Drossel durch sental, den Gutedel, die Kühe, den den tollen Knaschtbrü- O. Auf Anhieb ist dieser Weitblick, die Straussi, die Kirchen- der wissen hievon, sie Zyklus ein etwas schwie- glocken, den Wald, das Morgenrot singen locker: „Nicht je- riges Unterfangen zum 12 13
Zuhören, spielt doch der Text gekonnt verschlungen und mehrdeutig mit senschafters“. Wie richtungsweisend sollte dieses damals etwas zwiespäl- … und wie ist das jetzt mit dieser den Symbolen, die den entsprechen- tige Urteil sich erweisen! Wie hat „Chuehut“? den Tieren zugeordnet werden. Die er doch in unzähligen Sendungen, Eule steht für Weisheit, Einsicht; der die jeweils auf grosses Echo stiessen, Rabe für Unheilsbotschafter; die Tur- auf die Bedeutung unserer Mundart Die Redensart, die dem diesjähri- eine ausschmückende Geschichte, teltaube für Treue, Harmonie; die Tau- respektive unseres Dialektes hin- gen Literarischen Abend als Motto aus einer um 1200 verfassten Predigt be weithin bekannt für den Heiligen gewiesen! Wie hat er doch unsere diente, meint etwa so viel wie: Das des französischen Kardinals Jacques Geist. Und der Wasserspöier selber Ausdrucksweise analysiert und dar- sprengt jeden Rahmen, das ist ja de Vitry. Sie erzählt, wie ein Priester steht für Leben, Lebensspender. Ist gelegt! Redensarten sind bildliche unglaublich, das ist nicht zu ertra- während einer Predigt einen Teufel zum Beispiel der „sorglos geborene Ausdrücke, also aus dem praktischen gen. Woher sie stammt und was sie mit Zähnen und Händen an einem Thronfolger des Morgenrots“, wie es Leben sich ergebende sprachliche bedeutet, kann keiner besser erklä- Pergament zerren sieht. Der Teufel im Text heisst, der Abend, gar der Tod? Gestaltungen. Die Redensart „Gas ren als Christian Schmid selbst. Die erklärt auf die Frage des Priesters, geben“ zum Beispiel gibt es erst seit nachstehende Erklärung ist darum was er da tue, er habe das unnüt- In seinem Gedicht „Himmelsgarten“, zitiert aus seinem Buch „Blas mer i d ze Schwatzen in der Kirche aufzu- dem Aufkommen der Motoren, also auch Sternengarten, ist der Mensch Schue“ (S. 49-51): schreiben und dafür reiche ein ge- der Automotoren. Oder der Aus- ein Brandstifter, er hat den Himmel druck „Verzell ke Hawass“ leitet sich „Die Redens- angezündet, so dass die Sterne nicht von der französischen Nachrichten- art stammt aus mehr sichtbar sind. Klar – eine Folge agentur mit dem Namen „Havas“ dem Mittelal- des Industriellen Zeitalters. Das Ge- her, die zugunsten Frankreichs das ter, aus jener dicht „Brief aus Italien“ hat eine tra- Kriegsgeschehen (1914–18) geschönt Zeit also, in der gische wahre Geschichte aus dem 19. hat. Hawass war ursprünglich ein man von Hand Jahrhundert zum Thema: ungewoll- Ausdruck der Soldatensprache. auf Pergament te Schwangerschaft, also uneheli- ches Kind, Verbannung, Wie üblich gab es gute schrieb. Per- die beabsichtigte Hei- Kontakte und gute Ge- gament guter rat kommt infolge Tod spräche, vor und nach Qualität wur- nicht zustande. – Und der Veranstaltung, wie de in der Regel gut vorgetragen! auch in der halbstün- aus den Häuten digen Pause, in der von Schafen, Christian Schmid, bes- Ziegen und Kuchen und Wein vom tens bekannt als der Kälbern herge- Hofgut Rinklin serviert Literaturredaktor SRF stellt, ( …) wurde. mit seiner „Schnabel- weid“, referierte zum Kurzum eine gelunge- Auf einem Thema Redensarten. Ich ne Kulturveranstaltung. Graffito aus Das Spottbild aus dem 14. Jahrhundert über das kenne ihn seit den Stu- Den Organisatoren, vor- dem 14. Jahr- Frauengeschwätz dentenjahren am Deut- ab dem Moderator Mar- hundert in der schen Seminar der 70er kus Manfred Jung, sowie Stiftskirche St. Georg auf der Boden- wöhnliches Pergament nicht, es sei Jahre, wo er Assistent Ursula Schmitt, Hans- seeinsel Reichenau ist zu sehen, wie zu klein. Genügend Platz böte nur des von uns geachteten Jörg Renk und Werner ein Teufel das „plapla“ der „tumben eine Kuhhaut. Was der Teufel auf- Professors Rupp war. Schwarzwälder gebührt wibun (dummen Weiber)“ auf eine schreibt, soll natürlich beim Jüngs- Schmid hatte den Ruf grosses Lob und grosser Kuhhaut schreibt. Die Geschichte zu ten Gericht als Belastungsmaterial eines „bäurischen Wis- Dank. – Gut so! diesem Graffito ist ein Exempel, d.h. dienen.“ 14 15
Bericht über den Ausflug ins Ecomusée und auch die Wasserläufe zum Befahren einladen. Die und nach Gertwiller verschiedenen Handwerker werden während dieser Zeit auch ihr Können nach alter Süsser Adventszauber (5.12.2019) Tradition demonstrieren. Von Heidi Wiesner Dann werden da auch die symbolträchtigen Störche – Süsse Adventszauber-Gerüche ver- Thermoskannen im Elsass unbe- sie gelten als Friedensstifter breiten sich nach dem Besuch des kannt!). Die wunderbare Konditorei – wieder den lang ersehnten „Musée La Maison du Pain d‘épices“ von „Maître Pâtissier et Chocolatier Frühling aus dem Süden mit- in Gertwiller im ganzen Car, den die Jean Marc Muller“ hat für uns sehr bringen und auf den Dächern sympathische Chauffeuse Sandra von feine „Grättimänner“ – die soge- Demgegenüber erstrahlen im „Heu- der Häuser ihre Nester füllen. Es sind der Firma Heizmann-Reisen sicher nannten „Mannele“ – zubereitet. Ein te“ auf dem ganzen Gelände mit viel nur ganz wenige, die hier überwin- durch den dichten Abendverkehr Blick durchs Schaufenster der Kondi- Phantasie installierte Weihnachtsde- tern, aber wir entdeckten welche auf nach Hause fährt. torei lässt das Herz höher schlagen. korationen in allen Farben und Varia- einem der höchsten Giebeldächer. Doch nun zum Anfang des „Zaubers“: tionen. Dem Besucher wird eine ima- Weihnacht im Elsass gestern und Unser Guide wusste im übrigen viel Morgens um 08:15 Uhr empfangen ginäre Atmosphäre vermittelt. Mitten heute Interessantes über die Regenerie- Irma Brantschen und Daniel Braun im Areal ist u.a. ein übergrosser Ad- Nach einer kurzen Carfahrt kommen rung des Bodens im Wittelsheimer am Bahnhof Basel Süd 49 Personen ventskranz aufgebaut zum Anbringen wir in Ungersheim im Freilichtmuse- Becken zu erzählen. Dieser war nach der Elsass-Freunde bei sehr frischen von Wünschen, welche hoffentlich alle um Ecomusée an, wo wir bereits für dem jahrzehntelangen Abbau in den Temperaturen zum gemütlichen Aus- in Erfüllung gehen dank der Schwei- eine Führung erwartet werden. Übli- Kali-Minen derart salzhaltig, dass flug nach Ungersheim ins Ecomusée ne, die sich mit ihrer „Schweinehirtin“ cherweise ist im Winter das Museum Bäume und Sträucher abstarben. und ins vielversprechende „Lebku- auf dem Platz tummeln. geschlossen, jedoch vom 30. Novem- Dank aufwändiger Behandlungsme- chenhaus“ in Gertwiller. Da einige Das Ecomusée als Ausflugsziel thoden hat sich die Erde aber soweit ber bis zum 5. Januar 2020 wird den von uns für die Anfahrt schon eine Es lohnt sich die umfangreiche Anla- erholt, dass wieder vielfältige Pflan- Besuchern eine authentische und Weile unterwegs waren, freuen wir ge des Ecomusée zu besuchen, insbe- zen überleben können. Das erfreuli- traditionsreiche Weihnachtsausstel- uns auf den angekündigten Kaffee sondere von Frühling bis Herbst, wo che Fazit: Der Mensch ist auch in der lung mit vielversprechenden Instal- halt in Rixheim, wo wir aus den un- die vielen Anlagen mit Blumen, Bäu- Lage, die Umwelt zu verbessern und lationen näher gebracht. Gleichzei- terschiedlichsten Tassen – eventuell men und Tieren zu bewundern sind nicht nur zu zerstören! tig kommt auf dem Gelände deutlich von der Brocante – den Kaffee vom zum Ausdruck, wie einfach das Le- Einigermassen durchgefro- „Hahnen“ abfüllen können (Bemer- ben von „gestern“ im Elsass gewe- ren erreichen wir eines der kung im Raum: Wahrscheinlich sind sen sein muss. Die vielen kleinen Restaurants – „La Taverne“ –, Häuser, alle im Fachwerkstil, die vor wo wir uns aufwärmen und Jahren an anderen Orten gestanden verpflegen können, alles von haben und mit viel Mühe in das Eco- guter Hand organisiert. musée versetzt wurden, zeigen, wie die Familien damals auf kleinstem La Maison de Pain Raum zusammen gelebt und gear- d‘épices, Gertwiller beitet haben, sei es als Kleinbauern, Patron, Lebkuchenfabrikant Handwerker oder sonstige Gewer- und Sammler Michel Hab- betreibende. siger, welcher im Lauf von 16 17
50 Jahren über 10‘000 Raritäten zusammen- be mit Lebkuchen-Müs- terli und Gewürzkunde Déjeuner Culinaire 2020 getragen hat, führt uns eindecken. Nach soviel durch ein Märchenreich, Inspiration versuchen wir, Ausschreibung von Robert Heuss das eindeutig an „Hän- wie im Tagesprogramm sel und Gretel“ erinnert. empfohlen, in der „Epice- Datum Donnerstag, 20. Februar 2020 Dazu schwebt ein Geruch rie“ Weihnachtsgeschen- Besammlung 11:00 h, Basel, Bahnhof Süd, Meret Oppenheim-Strasse aus der Lebkuchenback- ke einzukaufen, was eine Abfahrt 11:15 h Abfahrt stube in den unteren grössere Herausforde- Rückkehr ca. 16:00 h Räumen, welcher ins rung darstellt. Obwohl darüber liegende Mu- der „Black Friday“bereits Mittagessen Restaurant au Cheval Blanc in Hochstatt seum aufsteigt und den der Vergangenheit an- verantwortlich Robert Heuss Besucher in eine andere Welt ver- gehört, ist der Ansturm im Laden so Teilnehmerzahl 26 – 58 setzt. Von der Puppenstube über gross, dass eine Auswahl zu treffen Kosten 95 CHF Lebkuchenhaus und -Formen, Gu- direkt einer Eroberung gleicht. Anmeldeschluss Freitag, 7. Februar 2020 gelhopfformen aus Keramik, Bilder, Abschied und Wiedersehen Rudi Niescher und ich haben uns an Zum ersten Mal wird das Déjeuner Lämpchen, Trinkkrüge oder Blech- einem heissen Julitag auf Rekog- culinaire zu einem Déjeuner cultu- büchsen – es sind unendlich viele ver- Nicht nur zur Adventszeit ist das El- noszierungsfahrt begeben. Unser rel: Der in Hochstatt wohnende Lie- schiedene Gegenstände, welche auf sass eine Reise wert. Mit soviel at- Ziel war das „Restaurant au Cheval dermacher Daniel Muringer wird als engstem Raum aufgebaut und an- traktiver Kunst und Kultur auch im Blanc“ in Hochstatt, das 47 km von Gast dabei sein und einen musikali- geschrieben sind. Mit enormem Auf- kleinsten Dorf, wo die Zeit trotz neu- Basel und 8 km von Mulhouse (in schen Beitrag leisten. Viele werden wand und Fingerspitzengefühl sind er Industriebauten und Fabrikhallen südwestlicher Richtung) entfernt ihn von seinem Auftritt am Literari- alle Sammelobjekte bezeichnet. Wie scheinbar stehen geblieben ist, wird ist, ein Katzensprung von knapp 40 schen Abend 2016 kennen. Herr Habsiger uns erklärt, hat er sei- uns die Kleinräumigkeit unserer ei- Minuten. Vom Empfang durch das nen „Ursammeltrieb“ auch den Söh- genen Gegenwart bewusst. Durch Ehepaar Davy et Muriel MATHIS, von nen vererbt, was vermuten lässt, dass die im Nebel hereinbrechende frü- der Ambiance und von den Köstlich- das Museum in naher Zukunft wohl he Dunkelheit ist es Zeit zur Heim- keiten aus Küche und Keller waren eines Anbaus bedarf und weiterhin fahrt mit dem Bus, wo es inzwischen wir hellbegeistert. Zum neunten auf grosses Interesse stossen wird. sehr ruhig geworden ist, sei es durch Mal können wir deshalb in ein tradi- Müdig- oder Besinnlichkeit. Über Treppen, Absätze und Ausstel- tionelles Elsässer Spitzenrestaurant lungsmaterial balancierend, können Dank und Wünsche zu einem genüsslichen Mittagessen wir uns anschliessend in der Backstu- bitten. An dieser Stelle gilt es Irma Brant- schen und Daniel Braun für die Orga- nisation dieses ereignisreichen Tages unter dem Motto „Süsser Advents- zauber“ ganz herzlich zu danken. Wir hatten ausreichend Zeit, Gedan- ken auszutauschen und beim Mittag- essen munter zu plaudern. Auf dass uns Elsass-Freunde im neuen Jahr wieder besondere Ausflüge ins Drey- land erwarten! 18 19
Wir haben folgendes Menu vorgesehen: Einladung zur Generalversammlung 2020 Carpaccio de Saint Jacques Carpaccio von Saint Jacques et Seiche und Tintenfisch Datum: Dienstag, 24. März 2020, 17:00 Uhr ou oder Ort: SRF-Studios im Meret Oppenheim-Hochhaus, Meret Oppenheim- Ballotine de pintade au Ballotine vom Perlhuhn mit Platz 1b, Eingang an der Güterstrasse. foie gras Foie Gras Erreichbar mit Tram Nr. 16, Bahnhofeingang Gundeldingen Chutney de fruits secs Chutney aus getrockneten Früchten Im neuen Radio- und Fernsehstudio gestrahlt wird, beginnen wir für *** *** beim Bahnhof Süd – untergebracht einmal die GV etwas früher, damit Filet de boeuf au poivre rouge Rinderfilet mit rotem Pfeffer in einem Wohnturm der Basler Ar- wir live dabei sein können. Wegen du Laos aus Laos chitekten Herzog & de Meuron – der beschränkten Platzzahl werden Cannelloni de légumes jus réduit Gemüse-Cannelloni werden neben dem Regionaljour- wir keine Ehrengäste einladen. Zu- ou oder nal auch die Kultursendungen von dem ist es nicht möglich Gäste mit- Croustillant de bourguignon Knuspriges Reh-Bourguignon Schweizer Radio und Fernsehen zunehmen. Der Zutritt ist also auf de chevreuil Marktgemüse produziert. Da das Regionaljour- Mitglieder der Elsass-Freunde be- Légumes du marché nal zwischen 17:30 und 17:55 aus- schränkt. *** *** Programm: 6. Wahlen Duo pistache chocolat Pistazien-Schokoladen-Duo Petits douceurs Davy Mathis Kleine Süssigkeiten Davy Mathis 6.1 Wahl des Tagespräsidenten: 17:00 Begrüssung im Auditorium Wahl des Präsidenten (Parterre) durch Niggi Ullrich, 6.2 Wahl des Kassiers Präsident der SRG-Region BEI DER ANMELDUNG BITTE ANGEBEN OB ODER , Basel 6.3 Wahl der Vorstands- BZW. OB ODER BZW. OB VEGETARISCH (OHNE FLEISCH ODER OHNE mitglieder FISCH ODER OHNE BEIDES). 17:15 Studio-Führung in Gruppen 6.4 Wahl von 3 Rechnungs- 18:15 Generalversammlung gemäss revisoren Im Preis inbegriffen sind: untenstehender Traktanden- 7. Mitgliederbeiträge 2020 liste • Busfahrt 8. Budget 2020 18:45 Apéro • Crémant d’Alsace 9. Programm/Vorschau 2020 Amuse-bouche Traktanden: 10. Varia • Mittagessen mit drei Gängen 1. Protokoll der Generalversamm- Der Präsident: lung vom 28. März 2019* • Zu jedem Gang der passende Weiss- 2. Jahresbericht des Präsidenten bzw. Rotwein Dr. Robert Heuss 3. Jahresrechnung 2019 • Mineralwasser, * Das Protokoll wird aus Umwelt- Café oder Tee 4. Revisorenbericht schutz- und Kostengründen nicht • Organisation und 5. Décharge-Erteilung an den mehr verschickt, ist aber auf www. Trinkgelder Vorstand elsass-freunde-basel.ch einsehbar 20 21
Die Radio-Pioniere waren in Basel zuhause Publikum mussten sich aber mehr als eine halbe Stunde gedulden, weil ein dem Projekt eines eigenen Sendestu- dios auf dem Bruderholz. Flugzeug Verspätung hatte und die „Schweizerischer Landessender Bero- Zur Geschichte des Radio-Studios Basel Sende-Einrichtungen noch für den münster, Studio Basel“ – so begannen Funkkontakt mit dieser Maschine ge- jeweils die Sendungen, die vom drit- Von Peter Obrist braucht wurden. ten Standort neben Zürich und Bern „Möge der Studio-Neubau, mit dem nur rund um die Uhr streng bewacht, Die finanziellen Mittel waren knapp; ausgestrahlt wurden. Die Sendean- wir heute in beimesslicher Zeit begin- sondern mit Stacheldrahtsperren und anfangs konnte der Sender für die lage war eine Mittelwellen-Antenne nen, als Künder des Friedens und als Maschinengewehr-Stellungen zu ei- live Auftritte von Musikern und Refe- zwischen zwei 125 m hohen Masten, Künder der Versöhnung der Geister ner richtigen Festung ausgebaut. So renten keine Honorare bezahlen. Erst die aber interessanterweise auf dem und Völker seiner hehren Aufgabe hatten sich die Verantwortlichen den als die Basler Radio-Genossenschaft Blosenberg in der benachbarten Ge- gewachsen sein“. Anfang im „eigenen neuen Heim“ im Jahr 1927 eine staatliche Subventi- meinde Gunzwil stand. Trotzdem nicht vorgestellt. Die Basler Radio- on von 17‘000 Franken erhielt, nahm war „Beromünster“ zwischen 1931 Solch pathetische Worte fand Adam das Improvisieren ein Ende. und 2008 Synonym für das Deutsch- Genossenschaft verfügte nämlich Freuler, der Präsident der damaligen schweizer Radio schlechthin. Nach 77 bis 1940 über keine eigenen Räum- 1932 wurde das Studio im Bahnhof zu Radio-Genossenschaft, als er am 22. Jahren stellte der Sender am 29. De- lichkeiten, obwohl unsere Stadt in klein, und man dislozierte in eine Villa Dezember 1937 seinen Spaten in den zember 2008 seinen Betrieb ein, weil der Entwicklung des Mediums Radio im Margarethenpark. Aber auch hier gefrorenen Boden auf dem Bruder- der Mittelwellenrundfunk massiv an wichtige Pionierarbeit leistete. fehlte es bald an Platz, denn die Zahl holz zu stecken versuchte. Mit dem Bedeutung verloren hatte. Verkünden des Friedens und der Ver- Angefangen hatte alles 1912 mit ei- der Konzessionäre wuchs rasant und söhnung wurde es allerdings nichts ner Radioantenne, die zwischen dem diese erwarteten ein leistungsfähiges Zurück zum Radio-Studio Basel: Die- – ganz im Gegenteil. Das erste Be- Arbeitsraum des städtischen Uhrma- Programm. Bereits 1935 beschäftigte ses gedieh nach den schwierigen ers- triebsjahr 1940 war geprägt von den chers am Nadelberg und dem Turm sich die Basler Radio-Gesellschaft mit ten Jahren im Krieg dank engagierten Schreckensmeldungen des Zweiten der Peterskirche gespannt wurde. Weltkriegs, und das Studio-Gebäude Zur selben Zeit unternahm man an wurde vom Schweizer Militär nicht der Physikalischen Anstalt im Ber- noullianum erste Radioversuche. Und an der Universität hielt der legendä- re Professor Hans Zickendraht seine Vorlesungen über Radiotelegrafie. Bis ein eigentliches Radiostudio im ersten Stock des Bahnhofs SBB seinen Betrieb aufnahm, dauerte es dann noch einige Jahre. Es nutzte den Sen- der für den Flugplatz Sternenfeld, der aber nur nach Sonnenuntergang verfügbar war, wenn er nicht für die Fliegerei gebraucht wurde. Die erste Sendung aus der Mustermesse sollte am 19. Juni 1926 mit einer Ansprache die Stube des Stadtuhrmachers von Professor Zickendraht eröffnet am Nadelberg werden. Er und das erwartungsvolle das Studio in der Villa des Margarethenparks 22 23
halten, erwächst dem Radio Studio Bahnhof Südportal ab 2016 ein Ge- Basel plötzlich Konkurrenz von ganz bäude entstehen, das höchsten An- anderer Seite: Radio Basilisk geht auf sprüchen genügt. Und es liegt keine Sendung. dreihundert Meter von dem improvi- sierten Studio entfernt, wo vor bald 100 Jahren die Radiogeschichte ihren Anfang nahm. Das Projekt kommt zustande: Im Mai 2019 beziehen die SRF-Kulturabteilung mit Radio SRF 2 Kultur und die Regionalredaktion Basel Baselland die untersten drei Stockwerke im neuen Domizil. Inzwischen sendet SRF 2 schon über ein halbes Jahr vom neuen Standort das Studio auf dem Bruderholz aus. Radiohörer und Fernsehzuschau- er haben von der „Züglete“ wohl Am Ende des Jahrtausends ist auf kaum etwas gemerkt. Einige Mitar- dem Bruderholz Handlungsbedarf beiterinnen und Mitarbeiter sollen angezeigt: Die technischen Einrich- sich aber noch nicht restlos an die tungen entsprechen nicht mehr den neue Umgebung gewöhnt haben, Programmleitern, kreativen Mode- Reportage-Wagen aus den aktuellen Bedürfnissen, die Verände- und einzelne verwechseln bisweilen ratoren und umtriebigen Reportern 40er-Jahren rungen in den elektronischen Medi- das laute Pfeifen der Rangierarbeiter prächtig. Die Hörspiel-Redaktion Ausserdem wurde 1956 ein zweiter en schreiten rasant voran und der Ruf mit dem munteren Gezwitscher der unter der Leitung des legendären Sender für den Liebhaber klassischer nach digitalen Angeboten wird im- Vögel auf dem stillen Bruderholz. Hans Hausmann nutzte die moderne Musik aufgeschaltet, aber durchge- mer lauter. Die Situation verschärft Infrastruktur für Produktionen, die hende Programme von morgens früh sich 2012, als im Zuge grundlegen- im ganzen Land eigentliche Strassen- bis abends spät gab es erst ab 1963. der Umstrukturierungen Radio und feger wurden. „Wunschkonzert“, Fernsehen zu einer Gesellschaft fusi- Die 60er- und 70er-Jahre sind die onieren und in Schweizer Radio und „Muggedätscher“, „Schlangenfän- Glanzzeit des Basler Studios auf dem Fernsehen (SRF) umbenannt werden. ger“ oder „Spalebärg 77a“ gehörten Bruderholz. Mit der Einführung der Das Studio Basel droht in der Bedeu- zum festen Wochenprogramm ei- Regionaljournale und einer dritten tungslosigkeit zu verschwinden, so- nes Schweizer Radio-Konsumenten; Senderkette (1978 resp. 1983) ver- gar die Verlegung nach Zürich steht die Hörspielreihe „Verzell du das im schieben sich die Aufgabenbereiche im Raum. Und schliesslich erweist sich Fährimaa“ war mehr als zehn Jahre allerdings nach und nach zugunsten auch der idyllische Standort abseits lang Kult. des Standorts Zürich, wo die meis- der Zentren immer mehr als Nachteil. Während rund 20 Jahren beherberg- ten Sendungen von DRS 1 produziert te das Studio Basel zudem ein hausei- werden. Das Studio Basel aber muss Erste Pläne, im nicht mehr gebrauch- genes Orchester. Das Unterhaltungs- sich immer wieder für „sein“ DRS ten rostroten Postgebäude einzuzie- orchester Cédric Dumont – später 2-Kulturprogramm stark machen, hen, zerschlagen sich, aber bald dar- DRS Big Band – bestand aus 12 Mu- das bloss einen Höreranteil von etwa auf werden die Verantwortlichen der sikern und produzierte für Radio Be- 5% verzeichnet. Und als 1983 die ers- SRG ganz in der Nähe fündig: Mit dem romünster Musik aus allen Sparten. ten Privatradios eine Konzession er- Meret-Oppenheim-Hochhaus soll am das Meret-Oppenheim-Hochhaus 24 25
Abenteuer Elektrizität und bezaubernder Kaffeehalt in Bartenheim erreichen wir das Museum Electropolis – Das Sulzer-BBC-Maschine das Herzstück der Sammlung bildet, werden wir sie selbst- Wandschmuck Abenteuer der Elektrizität. verständlich bestaunen können. Sie Das Museum wurde in den 1980er Jah- wird täglich gewartet und betrieben. Musée Electropolis in Mulhouse und Tapetenmuseum in Rixheim ren gegründet. Ein Verein hatte sich zum Ziel gesetzt, einen riesigen dampf- Ausschreibung von Hugo Neuhaus-Gétaz betriebenen Stromgenerator, der von den Schweizer Firmen Sulzer und Datum Donnerstag, 16. April 2020 Brown Boveri um 1900 erbaut worden Besammlung 08:15 Uhr, Basel, Bahnhof Süd, Meret Oppenheim-Strasse war und von 1907 bis 1956 die grosse Abfahrt 08:30 Uhr, Fahrt nach Mulhouse, mit einem Garnfabrik DMC in Mulhouse mit Elek- Kaffee-Zwischenhalt trizität versorgte, vor der Zerstörung zu retten. Das 'Monster' war 170 Ton- Tagesprogramm Besuch mit Führung von Electropolis, das Abenteuer der nen schwer, wurde renoviert und an Elektrizität, Mittagessen in der „Auberge du Zoo“ in den neuen Standort gezügelt. (Dampf Am Mittag speisen wir in der „Salle Mulhouse, Führung durch das Tapetenmuseum in Rixheim wurde damals mit der Kohle von Ron- Coloniale“ der 1901 im Stil des His- Rückkehr ca. 17:30 h in Basel champ erzeugt, siehe Gazette Nr. 145). torismus erbauten Auberge du Zoo, Reiseleitung Gérard Kielwasser und Hugo Neuhaus-Gétaz Der Rundgang des Museums be- dem „Zolli-Restaurant“ von Mul- Teilnehmerzahl max. 50 Personen schreibt die Geschichte von Entde- house. Am Nachmittag geht es dann Kosten CHF 89.– ckungen und der Anwendungen der weiter ins nahe Rixheim, wo wir in die Besonderes Bitte den Museumspass mitnehmen. Museen sind nur Elektrizität von der Antike bis zur Welt der Tapeten eintauchen werden. z.T. rollstuhlgängig Gegenwart. Wie kam der Mensch zur Im 19. Jahrhunderts waren Tapeten, Elektrizität? Wie konnte er sie nutz- besonders die grossen Panorama Anmeldeschluss Mittwoch, 25. März 2020 bar machen? Wie waren die ersten tapeten, sehr beliebt. In zwei Grup- Das ausgehende 19. und das frühe 20. tum. So konnte in der Textilindustrie, Anwendungen? Verrückte Wissen- pen werden wir durch das Museum Jahrhundert waren bei uns, wie auch dank des Einsatzes von neu entwi- schaftler, Pioniere, Forscher beweg- geführt. Uns wird eine Vielzahl von im Elsass, wesentlich von der Indus- ckelten Maschinen, die Produktion ten sich in der Welt des Stroms und verschiedenen Tapeten gezeigt, da- trialisierung geprägt. Im Grossraum massiv erhöht werden. Dies brachte prägten dessen Geschichte. Was trieb bei sehen wir auch, wie diese Tapeten Mulhouse entstand eine Vielzahl von Wohlstand ins Elsass. sie an, was brachte sie zum Staunen, hergestellt werden. Unternehmen der Textil- und Maschi- Tagesprogramm: zum Weiterdenken und nenindustrie. Die Elektrizität als Ener- Nach einer kurzen Fahrt nach Mul- schlussendlich auch zu Er- gieträger sowie das Know-how von house mit einem zwischenzeitlichen findungen, die die Welt vielen zugezoge- veränderten? nen Menschen Eine Vielzahl von Haus- aus der Schweiz haltgeräten eroberte im und aus Deutsch- Laufe der Zeit unsere All- land gaben der tagswelt. Die Funktionen, Industrie und dem die Formen, die Materia- örtlichen Gewer- lien, die Farben vom Heiz- be wesentliche körper, vom Staubsauger, Impulse und ein Bügeleisen, Kochherd, Kühlschrank Nach einer kurzen Heimfahrt werden starkes Wachs- usw. veränderten sich. Da die grosse wir um ca. 17:30 h in Basel ankommen. 26 27
„Sieh vorwärts, Werner, und nicht hinter dich“ Elsass ein beliebter Ort für Schweizer gewesen zu sein. Der Namensgeber dem der Humangeograf auch heute noch spannende Forschungsthemen der Amischen, Jakob Ammann, hielt findet. So kennen einige sicher sein Werner Gallusser zum 90. Geburtstag sich ein paar Jahre dort auf. Ein wich- Buch mit Porträts über „Mitmen- tiger Grund wird wohl die religiöse schen im Quartier Gundeldingen- und sprachliche Situation gewesen Bruderholz“ und seine Kolumne in Von Serge Iseli sein. Sainte-Marie-aux-Mines liegt der Gundeli-Zeitung „Rollator-City“, Unser langjähriges Vereinsmitglied empfing. Selbstverständlich habe an der Sprachgrenze, und der elsässi- in der er Menschen in und um das Werner Gallusser, der im vergange- ich mich darauf vorbereitet, habe sche Teil ist protestantisch, der loth- Altersheim porträtiert. Seine Mutter nen Sommer seinen 90. Geburtstag die elek-tronisch aufbereiteten Ga- ringische katholisch. Der Grossbabbe Babette beschreibt Gallusser als eine feiern konnte, ist mir zum ersten zetten am Computer durchforstet. Gallusser heiratete eine Thibault. Ein Stauffacherin. Nennen die Eltern den Mal beim Ausflug ins Ecomusée die- Dabei ist der Name Gallusser nicht Name, der im Ort auch heute noch Nachzügler, der zehn Jahre nach sei- sen Winter begegnet, als ich ihm die nur im Adressverzeichnis des Vor- wohlgelitten ist. ner Schwester Louise zur Welt kam, Sonnenbrille reparierte, bei der ein standes in jeder Gazette bis 2014 deswegen Wer- Glas aus der Fassung gefallen war, gelistet, sondern er taucht auch bei ner, von wegen und mich gleichzeitig als neues Re- den Organisatoren etlicher Ausflü- „Sieh vorwärts daktionsmitglied vorstellte. ge auf. Die dazugehörigen Fotos Werner, und zeigen Werner Gallusser immer in- nicht hinter Ein paar Tage später bin ich dann mitten interessiert zuhörender Mit- dich“? Sie ist mit dem E-Bike aufs Bruderholz, glieder. eine resolute unmittelbar an der Grenze zum Ba- Prote s t antin , selbiet, ins Betagtenzentrum Zum Leider habe ich diese Vorträge im die im Gundeli Wasserturm gefahren, wo Herr Gal- Gelände nie erlebt. Denn ich nahm mehrere Ver- lusser mich in seiner Klause, wie er 2013 das erste Mal an einem Ausflug eine in Eisen- es selbst ausdrückte, zum Gespräch teil. Der Bericht darüber steht in der bahnerkreisen Gazette 123, in der Ausgabe, in der gründet. So Regula Adam auch über den letzten kommt es auch, Ausflug schreibt, den Werner Gallus- dass die Familie ser organisierte. Es waren die legen- im Herbst 1939 dären Ausflüge ins Ried und nach nicht zur Ver- Schlettstadt bzw. nach Sainte-Marie- wandtschaf t aux-Mines. Wieder zurück in der Schweiz zieht ins Bündnerland fährt, sondern, Der Ort am wichtigen Vogesenüber- sich das Deutsch-Französische weiter- trotz erhöhter Gefahr so nahe am gang nach Saint-Dié spielt in der hin durch die Familie. Gallussers Vater Bahnhof, in Basel bleibt. Schliess- Familie des emeritierten Geografie- Jules wird Kupferschmied bei der SBB lich tut jetzt tatkräftiges Helfen Professors eine entscheidende Rolle. und heiratet eine Bündnerin. Er wird not. Gar nicht gerne sieht es die Väterlicherseits wanderte der Gross- nach Basel versetzt, und die Familie, Mutter, wenn Werner nach Genf babbe aus der Ostschweiz dorthin zu der nun auch die Kinder Jules, zu seinem Onkel Louis fährt. Dieser aus, wo er in der Zeit des Reichs- Louise und Klein Werner gehören, ist nicht nur Hoteldirektor, sondern landes Elsass-Lothringen als Kupfer- ziehen in die Eisenbahnersiedlung am führt auch ein Variététheater. Da schmied genügend Arbeit in dem Tellplatz. Damit beginnt die langjäh- scheint das französische Savoir- Bergwerksort fand. Schon im 18. rige Liebe zum Arbeiterquartier hin- vivre doch etwas zu starken Ein- Jahrhundert scheint dieser Teil des ter den Geleisen des Bahnhof SBB, in fluss auf den kleinen Werner zu 28 29
machen. Also holt die Mutter ihn zurück nach Basel. einem Nachfahren von Lavater, im Zwinglihaus kennen und ist diesem Start des „Sprochrenner“, einer Stafette 1946 fährt Werner mit seinem Va- seit damals verbunden. Er zählt eine über 357 km durch das ganze Elsass Liste Gemeinsamkeiten auf. Beide ter und seinem Bruder das erste Mal seien sie vielseitig interessiert, räu- wieder nach Sainte-Marie-aux-Mines men der Vernunft in ihrem Leben viel Pfingstsamstag, 30. Mai 2020 um auf Verwandtenbesuch. Eine Cousine 10:00 Uhr im Basler St. Johanns-Park Platz ein, was häufig nur mit Mut zu erzählt, wie sich 1944 die vorrücken- erreichen sei; und selbstverständlich den Amerikaner mit den Verantwort- Wir haben in der „Elsass-Gazette“ ner“ ist eine hätten sie beide Wurzeln im Elsass. lichen der deutschen Besatzung in vom April des vergangenen Jahres trinationale Veranstaltung. Deswegen ihrer Fabrikantenvilla getroffen und über diesen Stafettenlauf zuguns- führt die Strecke des Prologs auch ent- dabei Folgendes vereinbart hätten: ten von Organisationen berichtet, lang des DreylandDichterwegs über Die Nazi-Besatzer ziehen ohne viel die sich für die Zweisprachigkeit und Hüningen und die Dreiländer-Passe- Umstände zu machen aus dem Tal ab insbesondere die Dialekte im Elsass relle nach Weil am Rhein, wo im Kes- und zwei Stunden später kommen die einsetzen und darum gebeten, sich selhaus ein „Stammtisch“ zum Thema Amerikaner über den Col de Sainte- dieses Datum vorzumerken. Damals „Was uns vereint“ stattfindet. Der ei- Marie aus Lothringen und nehmen schien diese Veranstaltung, bei der gentliche Start des „Sprochrenner“ er- das Tal kampflos in Besitz. Durch die Elsass-Freunde als Partner aktiv folgt dann um 11:30 in Hüningen. den 1937 gebauten Eisenbahntunnel beteiligt sind, noch weit weg, aber werden sie kaum gekommen sein. Der Start in Basel wird musikalisch jetzt rückt sie immer näher, und da Dieser war von 1943 an unter dem durch eine Formation begleitet, die die Agenda für 2020 hoffentlich noch Namen Markircher Grosskellerei ein auf Elsässisch singt, und endet mit nicht ganz voll ist, wiederholen wir Aussenlager des KZ Struthof, in dem einem Brunch, den der Kanton Basel- diesen Aufruf und werden in der Ap- 800 Häftlinge in einer unterirdischen Stadt offeriert. Der Zugang ist für alle ril-Nummer der „Elsass-Gazette“ das Fabrik Flugzeugteile herstellen muss- frei und eine Anmeldung nicht erfor- definitive Programm veröffentlichen. ten. Die Cousinen und Tanten berich- derlich. teten der Schweizer Verwandtschaft Schon jetzt steht fest, dass die Präsi- Mehr über den „Sprochrenner“ und von traumatischen Ereignissen, die dentin des Conseil départemental du Im elektronischen Archiv der Elsass- dessen genauen Verlauf durch über sie in dieser Zeit erlebt hatten. Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, anwesend Gazette habe ich zwar mehrere Be- 100 Gemeinden im Elsass erfahren Sie sein und vor dem Start eine Botschaft Über siebzig Jahre später erzählt mir richte über Ausflüge nach Kaysers- auf der Website der Hoffnung für die Regionalsprache der 90-jährige Humangeograf, für berg gefunden, aber keiner war von des Elsass und ihrer Zugehörigkeit zu www.sprochrenner.alsace den sich die Landschaft über den Gallusser organisiert. Dafür haben den anderen Regionalsprachen des die auch auf Deutsch zugänglich ist. Menschen, über seine ethnische, völ- wir es ihm zu verdanken, dass auch Oberrheins in den Stab einlegen wird. Dort kann man sich auch als Läufer/in kerkundliche, ethische und religiöse regelmässig Ausflüge ins Badische Ihr Kollege aus dem Bas-Rhin, Frédéric anmelden. Wer den Stab weiterträgt, Zugehörigkeit definiert, von diesen und in den Jura stattfinden. So sei Bierry, wird diese bei der Ankunft der zahlt ein Startgeld von 100 EUR, aber Berichten. Vielleicht tragen solche es ihm eine Ehrensache gewesen, Stafette in Wissembourg ganz im Nor- die Begleiterinnen und Begleiter sind Erlebnisse dazu bei, dass er Albert die Führungen auf seinen Ausflügen den des Elsass vom Balkon des dortigen gratis und dürfen die Strecke auch mit Schweitzer als grosses Vorbild an- selbst zu bestreiten. Und wer weiss Rathauses vortragen. Brigitte Klinkert dem Velo, auf Rollschuhen oder mit sieht. Auf seiner Bücherwand fällt über den Laufener Jura besser Be- gibt auch das Startzeichen zum Prolog, dem Trottinett absolvieren. Auf der mir die ganze Zeit schon ein gerahm- scheid als er? Das zumindest habe ich zusammen mit ihrer Basler Kollegin, Website können sich auch Sponsoren tes Portrait des Urwalddoktors auf. in der Laudatio von Regula Adam zu Regierungspräsidentin Elisabeth Acker- für Spenden von 1000 – 5000 EUR an- Das Gedankengut Albert Schweitzers seinem 80. Geburtstag in der Gazette mann und hochrangigen Behördenver- melden, die zu einer entsprechenden lernte Gallusser bei Pfarrer Bremi, 104 vom Juli 2009 gelesen. tretern aus Baden, denn „Sprochren- Publizität berechtigen. 30 31
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