BlickKontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 2 2020 - www.cbmswiss.ch - CBM Schweiz

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Magazin der Christoffel Blindenmission   Nr. 2 • 2020
                                         www.cbmswiss.ch
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Liebe Leserin,                                    CBM-Hilfe in Nepal –
lieber Leser                                      5 Jahre nach dem schweren Erdbeben
                          Schweizweit             Nach der Nothilfe hat die CBM den               weite Selbstvertretungsorganisation
                          applaudieren            Wiederaufbau ermöglicht. Gezielt hat            NFDN, damit sie sich für die Rechte von
                          wir unserem             sie dabei Menschen mit Behinderungen            Menschen mit Behinderungen wirksam
                          Gesundheits­            unterstützt.                                    einsetzen kann. Menschen mit psychi­
                          personal                                                                schen Behinderungen wenden wir uns
                          für deren               Nach Katastrophen erreicht die allge­           verstärkt über den Partner Koshish zu:
                          unermüd­                meine Hilfe die Menschen mit Behin­             Gegen 10 000 Menschen werden bis
                          lichen und              derungen meist als letzte. Das ist in           2023 betreut, Fachpersonen ausge-
                          aufopfern­
den Einsatz in der Corona-Krise. Ich
bin ihm sehr dankbar und klatsche                 Nepal                        2015 – zwei verheerende Erdbeben
                                                                               25. April, Stärke 7,8, Epizentrum 81 km nordwestlich Kathmandu
kräftig mit. Schliesslich ist die Ge­                                          sowie am 12. Mai, Stärke 7,2, Epizentrum 76 km nordöstlich Kathmandu

sundheit ein sehr wichtiges irdisches                                          9000 Menschen starben, 22 000 wurden verletzt,
Gut – erst, wer sie verliert, vermisst                                         eine halbe Million Häuser zerstört.

sie schmerzlich. Enorm gefährdet                                                                         CBM-Not- und Aufbauhilfe        5. Dolakha
ist sie allerdings bei Menschen in                                                                       1. Gorkha                       6. Makwanpur
                                                                                                         2. Dhading                      7. Kathmandu 1
Armut, durch Mangelernährung,                                                                            3. Nuwakot                      8. Bhaktapur
unbehandelte Krankheiten und                                                                             4. Sidhupalchok                 9. Lalitpur
Infektionen. Unzählige erkranken                                                                                                         10. Kavrepalanchok

am Coronavirus. Die Dienste unserer                                                                      1                               CBM-Nothilfe
                                                                                                                                         11. Chitwan
medizinischen und therapeutischen
                                                                                                             2       3           4
Fachpersonen sowie unsere gemein­                                                                                        17 8        5
denahen Projekte für Menschen mit                                                                 11
                                                                                                                 6        9 10
Behinderungen sind von den drama­
tischen Auswirkungen überfordert.
In dieser schwierigen Zeit benötigen              Nepal nicht anders gewesen. Erst durch
wir dringend Ihre Hilfe.                          die Nothilfe der CBM erhielten 20 000
                                                  Menschen mit Verletzungen, Erkran­
Nichtsdestotrotz verrichten unsere                kungen und Behinderungen die nötige
Partnerkliniken ihre Dienste für die              Versorgung, insbesondere über me­               bildet sowie 14 Gesundheitszentren
benachteiligten Menschen, schen­                  dizinische Camps zweier Kliniken aus            und zwei Spitäler für die psychologisch-
ken Sehkraft, helfen das Corona­                  der Region Kathmandu. So erreichte              psychiatrische Hilfe eingerichtet.
virus einzudämmen und behandeln                   die CBM Menschen, deren Mobilität
Erkrankte. Dank Ihrer vielfältigen                stark eingeschränkt war.
Unterstützung ist all diese Arbeit erst                                                                Helfen und Coronavirus eindäm­
möglich.                                          Nach einer 12-monatigen Nothilfephase                men
                                                  ermöglichte die CBM rehabilitative
Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Spen­              Dienste, den Wiederaufbau der Le­                    CBM-geförderte Kliniken pfle­
den und Ihre Gebete für Menschen                  bensgrundlagen und von öffentlichen                  gen eine zunehmende Anzahl an
in grösster Not! Sie helfen mit,                  Gebäuden:                                            erkrankten Personen. Gemeinde­
Menschenleben zu retten und die                   • 250 Kinder mit Behinderungen wur­                 nahe Dienste müssen aufwändiger
tragischen Auswirkungen der Pande­                  den individuell gefördert,                         organisiert werden und Selbsthil­
mie zu lindern.                                   • 45 Schulen barrierefrei wiederauf­                fegruppen sind unter anderem in
                                                    gebaut,                                            ihrer Sensibilisierungsarbeit stark
Von ganzem Herzen wünsche ich                     • 9 000 Menschen mit Behinderun­                    eingeschränkt.
Ihnen und Ihren Lieben Bewahrung,                   gen befähigt, sich selbstständig zu­
Schutz und Segen und danke für Ihre                 rechtzufinden: darunter 3700 mit                   Unterstützen Sie unsere Fach­
grosse Verbundenheit.                                körperlichen, je 750 mit Seh- und                 kräfte im Kampf gegen das
                                                     Hörbehinderungen sowie 2200 mit                   Coronavirus. Gemeinsam mit
Herzlich, Ihr                                        psychischen Behinderungen,                        Ihnen können wir erreichen, dass
                                                  • 1000 von ihnen wurden hin zu einem                Menschen mit Behinderungen
                                                     Lebenserwerb gefördert,                           nicht zurückgelassen werden!
                                                  • und 25 000 Personen im gesamten
                                                     familiären Umfeld haben profitiert.               PC 80-303030-1
Hansjörg Baltensperger                                                                                 Kennwort «Corona».
Geschäftsleiter CBM Schweiz                       Weiterhin fördert die CBM Schweiz die
                                                  Inklusion, die Stärkung von Selbsthil­               Aktuelle Informationen finden Sie
                                                  fegruppen sowie die Zugänglichkeit                   auf unserer Website, wo Sie eben­
Titelbild: Mark (16) aus Kenia freut sich:        von wichtigen Behörden und Schulen.                  falls spenden können:
«Mit Teleskop und Brille schaffe ich fast alles   Zwei zusätzliche Projekte sind 2019                  cbmswiss.ch/coronavirus.
selbstständig!»                                   gestartet: Wir unterstützen die landes­

                                                                                                                                                         2
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Würdevoll leben durch
augenoptische Hilfe
Talente entfalten, am Leben teilhaben, einen Beruf erler­       Unterricht folgen. «Niemand verspottet mich wegen meiner
nen – das ist Augustine und Kenneth dank Brille, Leselupe       Sehbehinderung», berichtet Augustine und ergänzt: «Nur
und Teleskop möglich. Wie unzählige andere Kinder und           in den naturwissenschaftlichen Fächern ist es mit meiner
Jugendliche wären sie ohne solche Sehhilfen praktisch           totalen Farbblindheit etwas schwierig.»
blind. Das CBM-Programm in Kenia fördert Kinder mit ein­
geschränktem Sehvermögen umfassend.                             Sehr verstanden und angenommen fühlt er sich von Eliz­
                                                                abeth Boke, einer seiner Lehrerinnen. Vor fünf Jahren verlor
Geschickt krümmt Augustine Drähte aus Alteisen zu Spiel­        sie selbst das Augenlicht aufgrund eines Hirntumors. Noch
autos. Als Räder montiert er Drehverschlüsse, Sitze formt       heute wird sie begleitet von Agnes Ireri, die auch Augustines
er aus altem Styropor und Plastik. Der 15-Jährige möchte
einmal Mechaniker werden und erklärt zufrieden: «In der
Schule geht es mir gut, die Brille und das Teleskop bringen
mir viel.»

Die Farben wahrnehmenden Sinneszellen auf Augusti­
nes Netzhaut sind seit Geburt nicht funktionstüch­
tig. Deshalb kann er nur Grautöne unterscheiden, und
das Tageslicht blendet ihn stark. Unebene Wege muss
er meiden und in der Schule zuvorderst sitzen. Den Be­
scheid über die Sehbehinderung erhielt seine Mutter
an der CBM-geförderten Augenklinik Kikuyu, wohin sie
mit ihrem damals zweijährigen Augustine ging. Zuvor
hatte sie über ein Jahr lang ein geeignetes Spital gesucht.
Die Vernetzung der Spitäler war damals noch schlecht, wes­
halb sie niemand an die Klinik in Kikuyu weiterverwiesen
hatte.

«Diese Diagnose war schlimm», erinnert sich Jane Njeri,
«Aber ich bat Gott, er möge mir helfen, sie zu akzeptieren.»
Augustine erhielt eine Sonnenbrille mit starkem Ultraviolett-
Filter. Trotzdem blieb seine Sehkraft beeinträchtigt. «Als
kleiner Junge fragte er mich, wieso ich alles gut sehe, und
er nicht», erzählt Jane Njeri mit Tränen in den Augen. «Ich
fühlte mich richtig schlecht.»
                                                                 Durch die UV-filternde Sonnenbrille kann Augustine sein
Heute absolviert Augustine die sechste Klasse und kann dem       Talent umsetzen.

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Hilfe für Kinder mit starker Sehbehinderung in
                                                                 Kenia
                                                                 Gemeinsam führen die Kliniken Sabatia bei Kisumu,
                                                                 Kwale bei Mombasa und Kikuyu bei Nairobi das
                                                                 landesweite CBM-geförderte Low-Vision-Programm.
                                                                 Es ist in Kenia das erste und einzige optisch-thera­
                                                                 peutische Projekt für Mädchen und Jungen mit Seh­
                                                                 behinderungen. Im Land leben rund 40 000 Kinder
                                                                 mit Sehbehinderungen. Mit Hilfe der CBM Schweiz
                                                                 verbessert das Programm das Sehvermögen von
                                                                 jährlich gut 1500 Klein- und Schulkindern, und rund
                                                                 500 Kinder werden in die Regelschule integriert.
                                                                 Der Anteil der Mädchen beträgt 40 bis 45 Prozent.

                                                                 Nach der augenmedizinischen Abklärung werden
                                                                 die Mädchen und Jungen mit Brille, Lupe oder
                                                                 Teleskop ausgerüstet. Sehtherapeut(inn)en der
                                                                 Klinik trainieren die Kinder, die Sehhilfen optimal

 Auch Augustines erblindete Lehrerin ist vom CBM-Pro­
 gramm gestärkt worden.

Sehtherapeutin ist. «Ich war niedergeschlagen», blickt die
Lehrerin zurück. «Agnes aber richtete mich auf: Da sei nach
wie vor Hoffnung, das Leben gehe auch für mich weiter!»
Die Schule allerdings hätte an der Zugänglichkeit einiges
zu verbessern, weiss Elizabeth Boke: Man stösst auf un­
ebene Böden, Stufen, Rinnen, Randsteine und sogar Löcher
im Klassenzimmerboden. «Dafür sind alle verständnisvoll.
Wenn ich durchs Gebäude gehe, öffnen mir die Kinder von
sich aus die Türen.»

Daheim bereitet Augustines Mutter ein Maisgericht zu,

                                                                 einzusetzen. Sie besuchen jedes Kind regelmässig zu
                                                                 Hause und in der Schule. Den Lehrpersonen und den            Titelbild, Bilder Seiten 3-5: © cbm/Hayduk

                                                                 Eltern zeigen sie, wie sie das Kind am besten unter­
                                                                 stützen können. Die Fortbildung von Lehrkräften
                                                                 und Ausbildung zusätzlicher Sehtherapeut(innen)
                                                                 trägt die Hilfe hinaus in abgelegene Gegenden.
                                                                 Die Kliniken arbeiten zudem eng mit den Behörden,
                                                                 Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zusam­
                                                                 men.

                                                              unter dem Tisch auf dem Naturboden picken Hühner. Jane
                                                              Njeri blickt in die Zukunft: «Ich bin hoffnungsvoll, dass
                                                              Augustine die Schule schafft, einen guten Beruf findet und
                                                              für sich sorgen kann.»

                                                              Einst Letzter, heute Erster
                                                              Die obligatorische Schule längst hinter sich hat Kenneth.
                                                              Der 19-jährige Sohn von Kleinbauern besucht bereits das
                                                              zweite Jahr die Universität. «Am deutlichsten bemerkte
 Kenneth mit Melioth Njeri, seiner Sehtherapeutin, auf dem    ich meine Sehbehinderung», blickt er zurück, «als ich als
 elterlichen Bauernhof.                                       kleiner Junge beim Fussballspielen den Ball nicht sah. In der

                                                                                                                         4
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«Meine Eltern haben mich stark unterstützt, damit ich meine Herausforderungen bewältigen konnte.»

Schule konnte ich selbst in der vordersten Reihe nichts an         für euer Kind. Ihr müsst es nicht verstecken.»
der Wandtafel erkennen, von allen war ich der schlechteste         Was ihn selbst betrifft, dankt er seinen Eltern sowie aus­
Schüler. Ich weinte untröstlich.»                                  drücklich der CBM und der Klinik Kikuyu mit ihrem Low-
                                                                   Vision-Dienst: «Ihr habt mir die Chance für den schulischen
Auf Anraten des Lehrers brachten ihn die Eltern zur Augen­         Erfolg gegeben und mir massgeblich geholfen, meine Ziele
klinik Kikuyu. Angeborener beidseitiger Grüner Star, lautete       zu erreichen. Vielen Dank!»
die Diagnose; das rechte Auge blind, im linken 50 Prozent
Sehkraft bei starker Kurzsichtigkeit. Kenneth wurde mit            Auch Kenneths Vater ist dankbar: «Unsere Familie hätte die
Teleskop, Korrekturbrille und Leselupe ausgerüstet. «Sofort        Spezialbrillen und Hilfsmittel nie bezahlen können. Wären
verbesserten sich meine Schulleistungen, ich wurde sogar           die CBM und Kikuyu nicht gewesen, könnte mein Sohn
der beste Schüler unseres Distrikts. Später erhielt ich ein        heute nichts sehen.»
Stipendium für eine der besten Sekundarschulen Nairobis.»
Heute studiert Kenneth an der Moi-University in Eldoret
das Lehramt mit Englisch und Literatur als Hauptfächern.
Sein liebstes Studienfach wären allerdings die Rechtswis­
senschaften gewesen. Bei der Qualifikationsprüfung erhielt
er die Aufgaben jedoch versehentlich in Normal- statt in           Übernehmen Sie eine
Grossschrift: «Ich mühte mich ab, die Fragen zu lesen. Am          Patenschaft für Kinder
Ende hatte ich nur 70 Prozent der Aufgaben gelöst, und die         mit Sehbehinderungen
erforderliche Anzahl Punkte nicht geschafft.»                      und ermöglichen Sie
                                                                   nachhaltige Unterstüt­
Sich deswegen entmutigen zu lassen, davon ist Kenneth weit         zung. Mehr Informatio­
entfernt: «Trotz Schwierigkeiten kannst du Erfolg haben.           nen unter cbmswiss.ch/
Ich betrachte mich als Kämpfer. Behinderung bedeutet nicht         kinderpatenschaft.
Unfähigkeit.» Mit seiner Erfahrung macht er Eltern von Kin­
dern mit Behinderungen Mut: «Es gibt noch immer Chancen

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«Der grösste Mangel herrscht in Afrika»
Dr. Michael Ketema bildet in Guinea        Sind die Studierenden nervös, wenn         Epidemie wachsam genug geworden
mit Hilfe der CBM Schweiz seit 2004        sie erstmals einem Menschen die Linse      sind, um einen massiven Anstieg zu
Ärztinnen und Ärzte augenmedizinisch       ersetzen?                                  verhindern. Sehr entscheidend sind die
aus. Jüngst ist der Studiengang zum        Da sind alle nervös! Allerdings führen     Wochen vor und nach Ostern.
vollwertigen Universitätsabschluss         sie, wenn sie am menschlichen Auge
erweitert worden. Ein Interview.           beginnen, die Operation nicht von A        Wie beugt Ihre Klinik vor?
                                           bis Z durch. Wir teilen die Operation in   Seit der zweiten Märzhälfte [Stand
Welches sind die häufigsten Augen­         kleine Schritte ein. Erst wer den jewei­   Interview] arbeiten wir in getrenn­
krankheiten?                               ligen Schritt beherrscht, kommt zum        ten Schichten und operieren nur noch
Der Graue und Grüne Star, Fehlsichtig­     nächsten. Weil das viel Zeit benötigt,     Notfälle. Wir führen keine Ausbildun­
keit, altersbedingte oder durch Diabe­     können wir nicht hundert Ärztinnen         gen mehr in Gruppen durch und des­
tes hervorgerufene Netzhautschäden         und Ärzte gleichzeitig ausbilden.          infizieren sämtliche Räume laufend.
sowie Infektionen. Der grösste Mangel                                                 Die Anzahl Personen im Wartebereich
an Augenmedizin herrscht nach wie                                                     beschränken wir, sie haben sorgfältig
vor in Afrika.                                                                        die Hände zu waschen und strikt von­
                                                                                        einander Abstand zu halten.
Wie lässt sich hier helfen?
Drei Viertel aller Erblindungen                                                              Was gibt Ihnen Kraft?
lassen sich verhindern und                                                                    In Guinea leben vorwiegend
deren weltweit häufigste                                                                        Muslime, in Äthiopien, wo
Ursache, der Graue Star,                                                                         ich herkomme, orthodoxe
lässt sich sogar korrigie­                                                                         Christen. Ich selbst bin
ren. Routineuntersuchun­                                                                           orthodox. Was aber die
gen und verbesserte                                                                                 Welt bewegt, ist Tole­
Hygie­ne beugen vor, und                                                                            ranz und die Liebe für­
oft kann leicht geheilt                                                                             einander. Das hat auch
werden. Unsere Klinik                                                                               mir immer wieder Kraft
vermag dank Geld- und                                                                               gegeben.
Sachspenden durch die
CBM Schweiz alle Augen­                                                                                Ihr Wort zum Schluss?
krankheiten zu behan­                                                                                 Ich danke der CBM herz­
deln. Die hier Ausgebilde­                                                                          lich für die Chance, Men­
ten bringen die dringend                                                                           schen verschiedener Länder
benötigte Versorgung ins                                                                         Afrikas zu helfen. Die CBM
frankophone Westafrika: So                                                                     ist eine der besten und erfah­
können viele am Grauen Star                                                                  rensten Organisationen in der
erblindete Menschen wieder se­                                                             Augengesundheit. Den Schweizer
hen, und Fehlsichtigkeit wird auch                                                     Spenderinnen und Spendern sage ich
in entlegenen Schulen früh erkannt                                                    voller Dank: Diese Klinik ist Ihre Klinik!
und korrigiert.

Worauf sind Sie besonders stolz?           Wo liegen die Herausforderungen?
Unsere grösste Stärke ist der Praxis­      Es fehlen einheimische Professorinnen
bezug. Die Studierenden operieren          und Professoren in Augenheilkunde.
bereits ab dem zweitem Semester. Und       Unsere Studiengänge sind daher auf
in ländlichen Gebieten versorgen sie       ausländische Fakultäten angewiesen,
nach dem Abschluss die bislang ver­        und das ist kostspielig.
nachlässigte Bevölkerung.
                                           Was motiviert Fachkräfte, nicht nach
Wie viele haben abgeschlossen?             Europa zu ziehen?
Bislang haben 94 Medizinerinnen und        Die Menschen ziehen dorthin, wo das
Mediziner das zweijährige Nachdi­          Gras grün ist. Wenn sich Afrika entwi­
plomstudium in Augenheilkunde und          ckelt, bleiben vermehrt auch gut Aus­
-chirurgie abgeschlossen, das wir seit     gebildete – was Demokratie, Frieden
2004 anbieten. Vor fünf Jahren haben       und Wohlstand begünstigt.
wir es zu einer vierjährigen universitä­
ren Augenarzt-Fachausbildung erwei­        Wie sehr bedroht Corona Afrika?
tert. Diese haben bereits 23 Ärztinnen     Im Gegensatz zu Westeuropa gibt es in
und Ärzte absolviert, und zur Zeit sind    Afrika kein leistungsfähiges Gesund­
7 Studierende eingeschrieben. Nach         heitssystem. Das Virus verbreitet sich     Dr. Michael Ketema aus Äthiopien
Abschluss praktizieren sie in ihren Hei­   auch hier exponentiell. Zu hoffen ist,     bildet für Westafrika Augenärztinnen
matländern Guinea, Mali, Niger, der        dass die Menschen und Regierungen          und -ärzte aus. Er arbeitet seit 23
Elfenbeinküste, Togo und Benin.            durch die Erfahrungen aus der Ebola-       Jahren für die CBM.

                                                                                                                              6
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Noch immer zurückgelassen
In der Botschaft zur internationalen       Zwar ist die Agenda 2030 für nach­         IZA-Strategie sollte das Leitprinzip der
Zusammenarbeit 2021–2024 lässt der         haltige Entwicklung ins Zentrum der        Agenda 2030 deutlich verankert haben
Bund Menschen mit Behinderungen            IZA-Strategie gerückt. Hingegen hat        und dessen Konsequenzen aufzeigen:
nach wie vor zurück. Eine Einschät­        es der Bundesrat verpasst, sich am         in den Zielen, Kriterien und Schwer­
zung von Mirjam Gasser, Leiterin Ad­       Leitprinzip der Agenda «Niemanden          punkten des schweizerischen Engage­
vocacy.                                    zurücklassen» zu orientieren. Dies ist     ments. So etwa müssten Daten erhoben
                                                                                      und nach Einkommen, Geschlecht und
                                                                                      Behinderung aufgeschlüsselt werden.
                                                                                      Erst dank solchen kann der Bund er­
                                                                                      mitteln, ob sein Engagement tatsäch­
                                                                                      lich auch diejenigen Personengruppen
                                                                                      erreicht, die zurückgelassen sind. Der
                                                                                      Bundesrat hat es leider versäumt, diese
                                                                                      Datenaufschlüsselung klar und offensiv
                                                                                      anzugehen.

                                                                                      «Niemanden zurückzulassen» bedeutet
                                                                                      ferner, dass sich die IZA-Strategie an
                                                                                      der UNO-Behindertenrechtskonvention
                                                                                      auszurichten hat. Sechs Jahre nach­
                                                                                      dem die Schweiz diese ratifiziert hat,
                                                                                      genügt es nicht mehr, Menschen mit
                                                                                      Behinderungen in der gesamten Stra­
                                                                                      tegie lediglich zweimal ausdrücklich
                                                                                      zu erwähnen und sie ansonsten unter
                                                                                      dem Sammelbegriff «benachteiligte
                                                                                      Bevölkerungsgruppen» zu subsumie­
 Mirjam Gasser in Nepal im Gespräch mit Jamuna, die mit einer psychosozialen          ren. Die Rechte von Menschen mit
 Behinderung lebt.                                                                    Behinderungen müssen systematisch
                                                                                      verankert und benannt werden. An­
Im Februar hat der Bundesrat die Stra­     fünf Jahre nach der Verabschiedung         sonsten verkommen Aussagen, die
tegie der Schweiz zur internationalen      der Agenda 2030 für die CBM unver­         Entwicklungszusammenarbeit fördere
Zusammenarbeit (IZA-Strategie) 2021        ständlich. Dem Leitprinzip zu folgen ist   soziale Inklusion, Nichtdiskriminierung
bis 2024 verabschiedet. Die CBM hat        für den Bund unerlässlich, will er den     und Chancengleichheit für alle, zu
sich an der Vernehmlassung beteiligt       Agenda-Zielen in der Armutsbekämp­         leeren Worthülsen. Denn die Realität
und Forderungen für die Rechte von         fung und nachhaltigen Entwicklung          zeigt: Inklusion geschieht nicht von
Menschen mit Behinderungen einge­          zum Erfolg verhelfen.                      selbst, sonst würden Menschen mit
bracht. Diese sind nur teilweise berück­                                              Behinderungen nicht zu denjenigen
sichtigt worden.                           Insbesondere ein Leitdokument wie die      zählen, die am weitesten zurückliegen.

    CBM live auf 2021 verschoben

     Aufgrund der Verschärfung der Corona-Krise haben wir
     uns entschieden, den CBM live-Event vom 6. Juni 2020
     auf das nächste Jahr zu verschieben.

     Seit letztem Herbst liefen die Vorbereitungen: Themen
     besprechen, Räume besichtigen, Fragen der Zugäng-
     lichkeit bedenken und Fachpersonen aus unseren
     Projektländern einladen. Besonders auf den persön­
     lichen Austausch mit Ihnen haben wir uns schon sehr
                                                                                                        Ó       CBM live
                                                                                                              6. Juni 2020

     gefreut.
                                                                                                                                 ©Vera Hartmann

     Für den Herbst laden wir Sie ein, sich auf unserer Web­
     site und auf Facebook mit kurzen Videobotschaften von
     unseren Expertinnen und Experten Appetit auf unseren
     Event im nächsten Jahr zu machen!

     Informationen finden Sie unter cbmswiss.ch/cbmlive und auf facebook.com/cbmswiss.

7
BlickKontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 2 2020 - www.cbmswiss.ch - CBM Schweiz
«Ich kann
                                                                                                                   bereits
                                                                                                                   besser
                                                                                                                   sehen!»
                                                                                                                    Augenklinik Sewa Sadan

                                                                                                     © cbm/cheli
  Seit Mayank sich erinnern kann, sieht                      sein Vater sind gelassen, die Mutter ist
  er schlecht. Bei einem Ausseneinsatz                       nervös. Der Junge wird in eine exakt
  der CBM-geförderten Klinik Sewa Sa­                        dosierte Vollnarkose versetzt, und in­

                                                                                                                                                                 © cbm/cheli
  dan wird beim 12-Jährigen ein un­                          nerhalb von 15 Minuten ersetzt Augen­
  fallbedingter Grauer Star entdeckt.                        chirurgin Dr. Kavita Gupta seine trübe
  Erwartungsvoll blickt er Tage später                       Linse durch eine künstliche. Kaum ist
  der Operation entgegen.                                    der Eingriff beendet, erwacht Mayank.                  Die CBM unterstützt die Klinik in
                                                             Er ist erleichtert, dass die Operation                 Bhopal/Indien seit 2017. Augen­
  «Ich muss in der ersten Reihe sitzen,                      gut überstanden ist, und schlummert                    kranke Menschen werden in mobilen
  damit ich etwas von der Wandtafel                          sehr müde wieder ein.                                  Einsätzen aufgefunden, untersucht,
  lesen kann», erzählt Mayank beim Ein­                                                                             ambulant behandelt und wenn nötig
  trittsuntersuch in der Klinik in Bhopal,                   Als ihm ein Pfleger am nächsten Mor­                   in die Klinik überwiesen. Informa­
  der Hauptstadt des indischen Bundes­                       gen den Verband abgenommen hat,                        tionen und Spital sind barrierefrei
  staates Madhya Pradesh. «Mein rechtes                      lächelt Mayank glücklich: «Ich kann                    geworden, u.a. mittels Rampen,
  Auge beginnt zu brennen, wenn ich                          bereits besser sehen!» Die aktuellen                   Handläufen und metallenen Punkt­
  mich länger konzentriere.»                                 Sehstärken seiner Augen werden ge­                     schrifttafeln. Pro Jahr werden hier
                                                             messen, und er erhält eine Brille für die              mit Hilfe der CBM Schweiz rund 200
  An den Unfall, er war damals noch sehr                     Nähe. Damit sich das Sehvermögen des                   Kinder am Grauen Star operiert.
  klein, erinnert sich Mayank kaum. Ma­                      operierten Auges verbessert, muss Ma­
  yank bekam beim Spielen eine Nadel in                      yank täglich drei Stunden das gesunde                  Die augenmedizinische und -optische
  die Finger, womit er sich versehentlich                    Auge abdecken. Die                                     Versorgung fördert die CBM Schweiz
  ins rechte Auge stach. Zwar entzündete                     Nachkontrollen                                         ausserdem in Guinea, Burkina Faso,
  es sich kaum, doch mit der Zeit sah er                     erfolgen nach                                          Kenia, Madagaskar, Pakistan, Laos,
  immer weniger. Beim Cricket, seinem                        einem, sechs                                           Guatemala, Bolivien und Peru.
  Lieblingsspiel, gelingt es ihm heute                       und zwölf
  kaum, mit dem Schläger den zuge­                           Monaten.
  schleuderten Ball zu treffen.                              Mayans                                                Schenken Sie Sehkraft – mit einer
                                                             perfekter                                             Augenlicht-Patenschaft. Weitere
  Die Operation ist bereits auf den Mor­                     Cricketschlag                                         Informationen unter cbmswiss.ch/
  gen des Eintritts angesetzt. Mayank und                    rückt näher!                                          augenlicht-patenschaft.

            Herausgeber/Verlag: CBM Schweiz, Schützenstr. 7, 8800 Thalwil                  Spendenkonto: PC 80-303030-1, IBAN CH41 0900 0000 8030 3030 1
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            Das blickKontakt erscheint 6x im Jahr. Das Jahres-Abo kostet 5 Franken.        in ähnlicher Weise für Menschen mit Behinderungen in Armuts-
                                                                                           gebieten einsetzen.
            Redaktion: Hildburg Heth-Börner, Stefan Leu, Michael Schlickenrieder
            Layout: Marcel Hollenstein                                                     Um die Verwendung diskriminierungsfreier Sprache sicherzustellen,
                                                                                           stehen wir in stetem Austausch mit Menschen mit Behinderungen.
            Druck: Fairdruck AG, Sirnach; Papier: 100% Recycling
                                                                                           Folgen Sie uns:         ft
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