Bonn Symposium 2009 23 - November World Conference Center Bonn und Deutsche Welle
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Bonn Symposium 2009 World Conference Center Bonn und Deutsche Welle 23. - 24. November © Friedhelm Mädje / Welthungerhilfe Nachhaltige Entwicklung in Krisenzeiten Widerspruch oder Chance? Konferenzbericht
Einleitung Angesichts der gegenwärtigen globalen Krisensituation droht auch das langfristige Konzept der Nach- haltigen Entwicklung eine Krise zu durchlaufen. Manche schnelle Reaktion zur Eindämmung unmittel- barer Gefahren könnte im Widerspruch zu nachhaltigen Entwicklungsprinzipien stehen. Doch sowohl der Klimawandel als auch die gegenwärtigen Finanz-, Energie- und Ernährungskrisen sind nur akuter Ausdruck langfristiger Fehlentwicklungen. Ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung und eine frühzeitige Reaktion auf die strukturellen Miss- stände hätten der gegenwärtigen Krisensituation vorbeugen können. Gleichzeitig wird deutlich, dass ihre Auswirkungen insbesondere jene Länder hart treffen werden, die an ihrem Ausbruch am wenigs- ten beteiligt waren: Entwicklungs- und Schwellenländer. Um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu begegnen, ist die Reflexion der Strukturen und Verhaltensweisen, die diesen Krisen zugrunde liegen, unumgänglich. Dies war Ziel des Bonn Symposiums 2009 am 23.-24. November 2009 zum Thema „Nachhaltige Entwicklung in Krisenzeiten – Widerspruch oder Chance?“. Die Konferenz fand in den Räumen des World Conference Center Bonn (WCCB) und der Deutschen Welle (DW) statt und wurde von Conny Czymoch (PHOENIX) moderiert. Inhalt Einleitung..................................................................................... 3 Nachhaltigkeit unter Druck...................................................... 4 Strukturelle Veränderungen zur langfristigen Krisenprävention Abendveranstaltung im Alten Rathaus Bonn....................... 8 Nach der Krise - die Chance zum Wandel: Eine neue Ära in den Nord-Süd-Beziehungen? Gesellschaftliches Umdenken................................................ 11 Anreize und Hindernisse für einen nachhaltigen Lebensstil Ausblick: Die Agenda nach Kopenhagen............................ 14 Anhang........................................................................................ 15 Berichte aus den Workshops 3
Nachhaltigkeit unter Druck Strukturelle Veränderungen zur langfristigen Krisenprävention Zum Auftakt des Bonn Symposiums 2009 stellte Politischer Wille für nachhaltige Entwicklung Michael Mertes, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Entwicklung und Dirk Niebel MdB, Bundesminister für wirt- Frieden (SEF) und Staatssekretär für Bundesan- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gelegenheiten, Europa und Medien des Landes unterstrich in seiner Eröffnungsansprache mit Nordrhein-Westfalen, das Ziel des Bonn Sym- Blick auf die UN-Klimakonferenz in Kopenha- posiums heraus: Als internationale Kernver- gen die Priorität von Nachhaltiger Entwicklung. anstaltung für nachhaltige Entwicklung in der Er kündigte an, dass die neue Bundesregierung UN-Stadt Bonn verbindet die Veranstaltung wesentlich mehr Geld für den Klimaschutz das Selbstverständnis Bonns als Standort für einplane und weiterhin am Ziel festhalte, die Nachhaltigkeit unter dem Motto der hiesigen ODA (Official Development Aid) auf 0,7% des UN-Organisationen „Für nachhaltige Entwick- Bruttoinlandprodukts zu erhöhen. Doch gerade lung weltweit“. weil die Haushaltsmittel knapp seien, müssten Wirksamkeit und Effizienz bei der Umsetzung Mertes mahnte an, dass die von Entwicklungszielen gesteigert werden. gegenwärtigen globalen Kri- sen auf fehlende Nachhal- Niebel zufolge sind aktuell drei Krisen zu bewäl- tigkeit im Denken und Han- tigen: der Klimawandel, die globale Wirtschafts- deln maßgeblicher Akteure und Finanzkrise sowie die Nahrungsmittelkrise. zurückzuführen sind. „Beim Das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung sei Klimawandel stellen wir fest: daher wichtiger denn je – und Nachhaltigkeit Wir alle sind maßgebliche Ak- eine bedeutende Maßnahme zur Krisenpräven- teure“, so Mertes, der damit tion. Niebel nannte zwei zentrale Punkte, die den Ausgangspunkt für das zur Umsetzung des Leitbildes vonnöten seien: Michael Mertes Bonn Symposium 2009 defi- faire internationale Handelsbeziehungen und nierte. Es sollten nicht nur auf internationale Vereinbarungen zu Klima- und globaler Ebene strukturelle Lehren aus den ak- Umweltschutz. Für faire Handelsbeziehungen tuellen Krisen gezogen, sondern auch individu- sei es erforderlich, die elle Verhaltensanpassungen reflektiert werden. WTO-Verhandlungen abzuschließen und die Der Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Jürgen Agrarsubventionen ab- Nimptsch, hob in seiner Begrüßungsrede die zubauen. zukunftsweisende Symbolik hervor, die sich hinter dem Titel des Bonn Symposiums 2009 für Um die Lebensgrund- den Wandel der Stadt Bonn verbirgt. Als Sitz lage der Menschen zu der UN-Klimarahmenkonvention habe Bonn gewährleisten, sei in Ko- eine große Verantwortung übernommen. Das penhagen vor allem po- Konzept der Nachhaltigkeit finde daher seine litischer Wille gefordert. Umsetzung in verschiedenen Bonner Projekten Mit Blick auf die Positio- Dirk Niebel – von „Sustainable Bonn“ über die bevorstehen- nen der Schwellen- und de energetische Sanierung des Rathauses bis Entwicklungsländer konstatierte Niebel, dass hin zur Bildungsarbeit mit Schülerinnen und die Senkung der Emissionen ein wichtiger, aber Schülern. Nimptsch schloss seine Begrüßung nicht hinreichender Schritt zu mehr nachhal- mit dem Wunsch: „Gerade für die Zukunft der tiger Entwicklung sei. In diesem Kontext neh- Kinder müssen wir neue Ideen und Lösungsan- men insbesondere China, Indien, Brasilien und sätze für eine nachhaltige Entwicklung erarbei- Indonesien eine wichtige Rolle ein. Für Niebel ten.“ sind nachhaltige und nachholende Entwicklung 4
Bonn Symposium 2009 2009 in diesem Zusammenhang keine konkurrieren- gebnisse schnell umzusetzen. Für Yvo de Boer den Konzepte. Der Bundesminister zitierte die liege der Schlüssel in ‚Kooperation‘ – und das Zusammensetzung des chinesischen Wortes für nicht nur zwischen Staaten, sondern auch zwi- Krise aus den Zeichen für ‚Gefahr‘ und ‚Chan- schen verschiedenen Regierungsinstitutionen, ce‘ und schloss mit dem Appell: „Es ist an der Entwicklungsorganisationen und Akteuren des Zeit, die Chance zu nutzen.“. Privatsektors. Mehr Kooperation in Krisenzeiten Holistische Ansätze erforderlich Preety Bhandari, Koordinatorin des Financial and In der anschließenden von Conny Czymoch mo- Technical Support Programme der UN-Klimarah- derierten Podiumsdiskussion bekräftigte Preety menkonvention (UNFCCC) in Bhandari, dass ein holistischer Bonn, hielt in Vertretung von Ansatz zur Lösung der Klima- Yvo de Boer, Exekutivsekre- krise unabdingbar sei. Von tär der UNFCCC, einen Im- Bedeutung seien strategische pulsvortrag über die Folgen Anreize und Investitionen des Klimawandels mit einem in Infrastruktur, nachhaltige Ausblick auf den UN-Klima- Technologien, Landwirtschaft gipfel in Kopenhagen. Bhan- und Capacity Building. Dazu dari betonte, dass die prog- Preety Bhandari sollten Akteure auf allen Re- nostizierten Auswirkungen gierungsebenen, der lokalen, der Erderwärmung und die damit verbunde- nationalen, regionalen und internationalen, mit nen Klimakatastrophen ein ernstzunehmendes einbezogen werden. Auf die Frage, wer die- Überlebensrisiko für die betroffenen Menschen, se Entwicklungsziele bestimmt und inwiefern insbesondere in den Entwicklungsländern, dar- ‚partnerschaftliche Zusammenarbeit‘ bei ihrer stellen. Daher hängen zukünftige Entwicklun- Umsetzung zum Tragen kommt, erklärte Bhan- gen von nachhaltigen Konzepten ab. Dazu zäh- dari: „Die Entwicklungsländer sind es leid, An- len Investitionen in erneuerbare Energien sowie weisungen zu befolgen. Doch solange wir uns nachhaltige Landwirtschaft. in einem konstruktiven Dialog befinden, ist es nicht wichtig, wer den ersten Impuls gibt“. Ab- Bhandari verwies darauf, dass die globale Wirt- schließend merkte sie an, dass sie von einem schafts- und Finanzkrise zwar weltweit schwer- starken Ergebnis in Kopenhagen ausgehe und wiegende Folgen nach sich ziehe, aber auch dass junge Menschen dabei eine ganz wesentli- Möglichkeiten zur Reduktion für Emissionen che Rolle spielen werden. eröffne. Erstens wurden infolge der Krise viele Investitionen in emissionsintensive Technologi- Roberto Bissio, Geschäfts- en verschoben. Wichtig sei nun, die wirtschaft- führer des Instituto del Tercer liche Erholung für Investitionen in nachhaltige Mundo in Montevideo und Infrastruktur und Energieerzeugung zu nutzen. Koordinator des Internatio- Zweitens habe die Krise an sich eine emissions- nalen Sekretariats von Social senkende Wirkung von 5% zu den vorausge- Watch, betonte ebenfalls, dass sagten CO2-Ausstößen bis 2020. Dies könnte die einzelnen globalen Krisen – im Sinne einer gegenseitigen Vereinbarkeit in einem systemischen Zu- von Wirtschaftswachstum und Klimaschutz – sammenhang stehen: „Heute Roberto Bissio für ambitionierte Ziele der Emissionsreduktion wissen wir, dass die Weltfi- genutzt werden. nanz- und die Klimakrise vom Menschen ver- Das Zeitfenster hierfür sei jedoch sehr klein. ursacht wurden.“ Zwar seien die vorhandenen Der Klimagipfel in Kopenhagen gebe der Welt sozialen Gegensätze nicht ausschließlich auf die die Chance zu einem Kurswechsel. Im Nach- Krisen zurückzuführen, allerdings würden sie gang werde es aber auch darauf ankommen, Er- durch ihre Auswirkungen erheblich verstärkt. 5
Es werde inzwischen auch deutlich, dass die die herrschende Klasse sich für Dialoge öffnen sozialen Folgen, von denen vor allem Frauen müsse. Denn die notwendigen Ressourcen für unverhältnismäßig stark betroffen sind, weit- nachhaltige Entwicklung in den Ländern des aus schlimmer seien als erwartet. Zudem re- Südens seien zwar vorhanden, konzentrierten flektieren die Krisen Bissio zufolge das große sich jedoch oftmals bei einer kleinen Elite. Die Ungleichgewicht in den globalen Machtverhält- UN fokussiere zudem zunehmend auf Vertrau- nissen. Obwohl die Entwicklungs- und Schwel- ensarbeit auf lokaler und nationaler Ebene: „Der lenländer besonders stark unter der Krise zu lei- Schlüssel zu Entwicklung ist nationale Owner- den haben, sei festzustellen, dass immer mehr ship“, so Molinier. Kapitalflüsse aus ärmeren in reichere Länder Cornelia Richter, Be- führen. Ebenfalls kritisch führte Bissio an, dass reichsleiterin für Pla- die Lebenslagen der Menschen nicht genügend nung und Entwicklung Beachtung finden. So werden weltweit Milliar- der Deutschen Gesell- den-Rettungspakete für Banken und die Wirt- schaft für technische Zu- schaft der Industrieländer angelegt, anstatt den sammenarbeit (GTZ) ärmsten Menschen zu helfen. Doch „soziale Si- und Beiratsmitglied der cherheit ist ein Menschenrecht“, betonte Bissio. Stiftung Entwicklung Zur Etablierung eines sozialen Sicherheitssys- und Frieden (SEF), erin- tems sei ein funktionierendes Steuersystem er- nerte daran, dass neben forderlich. Daher sollte ein faires globales Sys- Cornelia Richter den bereits genannten tem Entwicklungsländern auch ermöglichen, Krisen die Sicherheitskrise nicht vernachlässigt effektiv Steuern zu erheben, aus deren Erlöse werden sollte: „Fragile Staatlichkeit und kriege- soziale Sicherheitsnetze errichtet werden könn- rische Gewaltkonflikte sind ernstzunehmende ten. Letztlich sei die Regulierung der globalen Herausforderungen der Gegenwart!“ Auch sie Finanzmärkte eine Kernaufgabe, deren Um- betonte, dass die bestehenden Wirkungszusam- setzung nur durch starke Global-Governance- menhänge der aktuellen Krisen umfassende Lö- Strukturen zu erreichen sei. Um den Sinn für die sungsansätze benötigen. Sie pflichtete Molinier Dringlichkeit zu verstärken, sei die Zivilgesell- bei, dass Handlungsbedarf auf verschiedenen schaft gefordert, noch mehr Druck auszuüben. Ebenen bestehe, der globalen, nationalen und Auch Cécile Molinier, Direktorin des Genfer Bü- regionalen, hier insbesondere auf der EU-Ebene. ros des Entwicklungsprogramms der Vereinten Deswegen habe die GTZ auch Multi-Stakehol- Nationen (UNDP) betonte der-Dialoge etabliert. Die Rolle der nationalen die starke Vernetzung zwi- Regierungen bleibe jedoch nach wie vor zentral, schen der Ernährungskrise, wie sich an der Weltfinanzkrise zeige, wobei Armut und dem Klima- kritische Medien sowie eine aufmerksame und wandel: „Wir brauchen eine aktive Zivilgesellschaft unerlässlich seien. Rich- umfassende Analyse der ter betonte mit Nachdruck: „Die gegenwärtige krisenbedingten Wirkungs- Krisensituation erfordert eine Bereitschaft zur effekte.“ Zur Erarbeitung schnellen Umsetzung.“ kohärenter Handlungsstra- tegien seien inklusive und Den Graben zwischen „Verbalität und Céline Molinier partizipatorische Entschei- Realität“ überwinden dungsprozesse erforderlich, die auch die Zivilgesellschaft und vor allem Ak- In der Plenumsdiskussion bemängelte Dr. Inge teure des Privatsektors einbinden. Doch gehe es Kaul (Global Policy Studies), dass das Podium nicht um Reaktionen, sondern um langfristige die Dringlichkeit der gegenwärtigen Situation Strategien im Sinne der Nachhaltigkeit und vor nicht genug verdeutlicht habe, was allerdings allem um Vereinbarungen, die auch eingehal- auch den allgemeinen Diskurs widerspiegle, ten werden. Molinier wies mit Bezug auf die dem es an innovativen Konzepten mangele. Es Rolle der Entwicklungsländer darauf hin, dass reiche jedoch nicht aus, auf holistische Ansätze 6
Bonn Symposium 2009 2009 zu verweisen und darauf zu vertrauen, dass z.B. Ebenso sei es dringend erforderlich, zur Etab- die Doha-Runde erfolgreich beendet werde. Ge- lierung erfolgreicher Konfliktlösungsmechanis- fragt seien jetzt konkrete Maßnahmen und die men langwierige Prozesse und bürokratische Übernahme von Verantwortung. Dr. Ludger Strukturen abzubauen. Richter betonte: „Erst Reuke, entwicklungspolitischer Sprecher von wenn der Leidensdruck ein gewisses Level er- Germanwatch, wies auf die in der Geschichte reicht hat, beginnen die Menschen schneller zu der Entwicklungspolitik immer wiederkehren- agieren. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt.“ de Diskrepanz zwischen langfristigen Verspre- Cécile Molinier gab zu bedenken, dass schnelle chungen (z.B. 0,7%-Ziel bereits in den 1970er- Reaktionen bei der UN aufgrund der erforder- Jahren formuliert, MDGs bis 2015) und der lichen Konsensverfahren schwer umzusetzen mangelnden Umsetzung dieser Ziele hin; eine seien. Sie sprach sich dennoch für inklusive Diskrepanz, die sich auch im Kontext des Kli- Entscheidungsprozesse aus, da die Qualität von mawandels fortsetzen werde, warnte Reuke. Entscheidungen in besonderem Maße von der Vielfalt der beteiligten Akteure abhänge. Cornelia Richter bekräftigte, dass allen die Dringlichkeit der gegenwärtigen Krisensitua- Moderatorin Conny Czymoch fasste abschlie- tion durchaus bewusst sei. Allerdings gehe es ßend zusammen, dass wichtige Entscheidungen nicht um Organisationen oder Aktionspläne, zu treffen seien, deren Bedeutung und Dring- sondern um spezifische Regeln. Von Bedeutung lichkeit noch nicht in alle Teile der Gesellschaft seien der entsprechende Rahmen und die Frage, durchgedrungen sind. Sie beendete die erste an wen welche Probleme herangetragen wer- Diskussionsrunde mit einer offenen Frage: „Wie den sollten und welche Akteure etwas bewirken kann das Bewusstsein für die Notwendigkeit könnten. Hierbei spielen insbesondere die Zivil- zum Handeln in diesen Teilen der Gesellschaft gesellschaft und die Medien eine zentrale Rolle. gefördert werden?“ Céline Molinier, Preety Bhandari, Conny Czymoch, Roberto Bissio und Cornelia Richter 7
Abendveranstaltung im Alten Rathaus Bonn Nach der Krise – die Chance zum Wandel: Eine neue Ära in den Nord-Süd-Beziehungen? Zum Abschluss des ersten Tages lud Ober- „Das Geld ist da, nur nicht an den richtigen Stel- bürgermeister Jürgen Nimptsch die Konfe- len.“ Zudem prangerte er an, dass weder die renzteilnehmer zu einer Diskussionsrunde ins Weltfinanzkrise noch die globale Klima- und Alte Rathaus der Stadt Bonn mit anschließen- Umweltkrise von den Entwicklungsländern dem Abendempfang. In seiner Begrüßungs verursacht wurden, diese aber am meisten da- ansprache richtete er runter zu leiden hätten. Deshalb sollten auch sein Augenmerk auf „diejenigen für die Folgen der Krise bezahlen, die Notwendigkeit wei- die sie zu verantworten haben“. Bissio stellte terführender Ideen und fest, dass, solange die Verantwortlichen sich Wege zur effektiven nicht für eine nachhaltige Finanzpolitik einsetz- Umsetzung nachhalti- ten, die Entwicklungsländer es sicherlich auch ger Entwicklungskon- nicht tun werden. zepte. Nun gebe es eine Chance, konkrete Stra- Durch Inklusivität zu mehr Kohärenz tegien zu entwickeln, Adolf Kloke-Lesch, Abteilungsleiter für bekräftigte Nimptsch, Globale und Sektorale Aufgaben im Bun- Jürgen Nimptsch und zählte in diesem desministerium für wirtschaftliche Zusam- Kontext fairen Handel, menarbeit und Entwicklung (BMZ) und Umweltbildung und Ökoprofit als Maßnahmen Mitglied im Beirat der Stiftung Entwicklung auf, die auch in der Stadt Bonn implementiert und Frieden (SEF), rückte die Frage nach den werden sollen. „Post-Krisen-Aspekten“ in den Vordergrund. In der anknüpfenden Gesprächsrunde konkre- Die verbindliche Bestimmung von Verantwort- tisierte Roberto Bissio, worin seines Erachtens lichkeiten sei wichtig. Dahingehende Entwick- der vordringliche Handlungsbedarf bestehe: in lungen seien bereits zu erkennen: „Der Monter- der Regulierung der internationalen Finanz- rey Consensus 2002, der Vertrag von Lissabon märkte. „Die gesamte globale Finanzarchitektur und der G20-Prozess markieren einen graduel- ist Nonsens”, konstatierte Bissio und ergänzte: len Wandel in Richtung Inklusivität“, so Kloke- Conny Czymoch, Adolf Kloke-Lesch und Roberto Bissio 8
Bonn Symposium 2009 2009 Lesch. Der nächste Schritt einer stärkeren Ein- schen. Gleichzeitig bieten die derzeitigen Krisen beziehung der Entwicklungsländer in globale aber auch eine Chance zum Umdenken. In die- Entscheidungsprozesse müsse die Einbindung sem Sinne mahnte Lüke an, dass Staaten dazu der G20 in das UN-System sein. verpflichtet sind, für Sozialstandards zu sorgen und Hinrichtungen zu unterlassen. Dem entgegnete Bissio, die G20 sei zwar ein sehr interessantes Forum, das aber bisher nicht Roberto Bissio verwies auf die problematische mehr darstelle, als „ein Club von Freunden, in Seite von Konditionalitäten. Gerade die globale dem auch kaum Frauen repräsentiert sind!” Es Wirtschafts- und Finanzkrise habe gezeigt, dass sei nicht legitim, ein multilaterales Finanzre- die internationalen Fi- gime zu haben, das Staaten, auch wirtschafts- nanzinstitutionen Dop- starke wie beispielsweise Singapur, ausschließe. pelstandards pflegten. Ein weiteres wesentliches Problem sei, dass die Während beispielsweise G20 keine Sanktionen erteilen könne. Die ein- Island ein schnelles Dar- zig legitimierte internationale Körperschaft zur lehen bekommen habe, Erhebung von Sanktionen sei der Sicherheitsrat würden Entwicklungs- der Vereinten Nationen. länder hohen Auflagen für Kredite unterstehen. Menschenrechte und das Problem der Zudem seien die interna- Konditionalitäten tionalen Finanzinstitute in puncto Korruption ge- Roberto Bissio Nach Ansicht von Dr. Monika Lüke, General- genüber Entwicklungs- sekretärin der Deutschen Sektion von Amnesty ländern voreingenommen. Dem entgegnete International, sind keine neuen Foren nötig. Kloke-Lesch: „Die Weltbank hat die Geldflüs- Vielmehr müssten die bereits existierenden Ins- se in die Entwicklungsländer verdreifacht.“ Es titutionen effektiver zusammenarbeiten und die müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Entscheidungsträger vor allem Menschenrechte Geldsummen auch den Menschen zugutekom- ernster nehmen. Damit brachte sie einen neu- men, die sie wirklich benötigen. Was Konditio- en Aspekt in die Runde ein. Für Lüke liegt der nalität anbelange, so sehe er persönlich keinen größte Makel der Millennium-Entwicklungszie- ungebührlichen Eingriff in interne Angelegen- le (MDGs) darin, dass deren Indikatoren regi- heiten, wenn man bspw. darauf dränge, dass onale und gender-spezifische Unterschiede zu Mädchen eine Schule besuchen dürften, die mit wenig berücksichtigten. „Denn wir haben nicht Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit ge- nur eine Wirtschafts-, Nahrungs- und Umwelt- baut wurde. Kloke-Lesch würde eine Aufnah- krise, sondern auch eine Menschenrechtskrise“, me der Menschenrechte in die Fortschreibung bekräftigte Lüke. Sie argumentierte mit den der MDGs über 2015 hinaus begrüßen. Gegen- weltweit steigenden Zahlen von Hinrichtun- wärtig sei die Gruppe der Entwicklungsländer gen, Vertriebenen und in Armut lebenden Men- (G77) jedoch nicht für MDG-Debatten bereit, die über Armutsbekämpfung hinausgehen. Monika Lüke wies auf die Schwierigkeit hin, zu kontrollieren in welche Kanäle Entwicklungs- gelder fließen und fügte hinzu: „Wir wollen immer gerne absichern, wohin das Geld fließt, doch wie soll das in der Praxis möglich sein? Wenn Kambodscha etwa keine Entwicklungs- gelder mehr erhielte, weil bekannt ist, dass Kor- ruption dort sehr verbreitet ist, was wären dann die Folgen?“ Lüke erklärte weiter, dass Kondi- tionalitäten nicht im Fokus stehen sollten, viel Monika Lüke eher müssten verstärkt Anstrengungen zu tat- 9
sächlicher Kooperation und Capacity-Building haben.“ Daher stelle sich die Frage: „Wer soll unternommen und die Unterstützung der Part- darüber richten?“ nerländer fortgeführt werden. Sie merkte al- lerdings auch an, dass die Multilateralismus vs. Minilateralismus VR China in Bezug auf die Im Kontext der Nord-Süd-Beziehungen habe Menschenrechtsfrage eine die Rolle der VR China als Global Player einen besondere Herausforde- zentralen Stellenwert. Dennoch bleibt es Bis- rung darstelle. Dies illust- sio zufolge fraglich, ob vor dem Hintergrund rierte sie an dem Beispiel, der gegenseitigen Abhängigkeit eine G2 wahr- dass der chinesische Staat scheinlich sei. Kloke-Lesch verwies in diesem allein 30.000 Menschen Zusammenhang auf die bestehende Angst vie- zur Überwachung des pri- ler vor der G20 aufgrund der Annahme, dass vaten E-Mailverkehrs sei- dieses Forum nur ein Deckmantel für eine G2 ner Bevölkerung einsetze. Conny Czymoch zwischen den USA und der VR China sei und Lüke äußerte Hoffnungen Europa dadurch verdrängt werde. Er selbst dahingehend, dass durch Globalisierung ein habe Bedenken, ob die EU gerade in der inter- Wandel einsetzen könne: „Je mehr sich China nationalen Wirtschaftspolitik eine gemeinsame als globaler Akteur profiliert, umso stärker wird Stimme finde, zumal Großbritannien bspw. auch der Druck.“ kaum seinen Sitz in Weltbank und IWF aufge- Aus dem Plenum wandte Cécile Molinier ein, ben werde. Der Trend gehe eher hin zum Mini- dass die Unterscheidung zwischen sozialen lateralismus, bei dem „die kleinstmögliche Zahl Rechten und Menschenrechten nicht zielfüh- von Staaten mit größtmöglichem Einfluss zur rend sei. Die anstehenden internationalen Konfliktlösung“ zusammen komme. Verhandlungen zur Bewältigung der diversen Krisen könnten schnell scheitern, wenn die poli- tisierte Debatte über Menschenrechte nicht ein- gehegt werde. Roberto Bissio pflichtete dem bei. Für die Länder des Südens sei es nicht akzepta- bel, wenn die Behandlung der Menschenrechte mit den Handels- oder Klimaverhandlungen verknüpft werden würden: „Nicht weil es kei- ne Standards gibt, sondern weil wir – wie auch in den Reaktionen auf die Wirtschafts- und Fi- nanzkrise – Doppelstandards in der Bewertung des Umgangs mit Menschenrechten gesehen Adolf Kloke-Lesch 10
Bonn Symposium 2009 2009 Gesellschaftliches Umdenken Anreize und Hindernisse für einen nachhaltigen Lebensstil Den zweiten Tag des Bonn Symposiums 2009 er- Kontext gesetzt werden, der etwa 100 Jahre in öffnete Dr. Tariq Banuri, Direktor für Nachhal- die Vergangenheit und 100 Jahre in die Zukunft tige Entwicklung bei der UN-Hauptabteilung reiche. Nachhaltige Entwicklung entspreche für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenhei- „einer Brücke zwischen Umwelt und Entwick- ten (UN-DESA). Er wies lung, Norden und Süden, Regierung, Wirtschaft in seinem Impulsvortrag und Zivilgesellschaft, Gegenwart und Zukunft, mögliche Wege zu nach- Wissenschaft und Politik sowie zwischen Effizi- haltiger Entwicklung, enz, Gerechtigkeit und Partizipation“. Der Kli- ausgehend von der Fra- mawandel könne auf diesem Ansatz aufbauend ge, wie sich ein praktisch von einem Nullsummenspiel zu einer Win-Win- wirksames, nachhaltiges Situation für alle werden, erklärte Tariq Banuri Bewusstsein verbreiten abschließend. kann. Banuri stellte zu- nächst die geistigen Vä- Bildung über das Herz Tariq Banuri ter und Mütter des Leit- prinzips „Nachhaltiger Entwicklung“ vor: u.a. Prof. Dr. Charles Hopkins, Inhaber des Maurice Strong, Barbara Ward, Donella und UNESCO-Lehrstuhls ‘Bildung für nachhaltige Dennis Meadows und Richard B. Fuller. Allen Entwicklung’ an der York Universität in Toron- gemein war das Denken abseits vorherrschen- to, begann seinen Vortrag mit der Feststellung: der Gewohnheiten, weshalb Banuri sie bewun- „Denkmuster entstehen aus einer Kombination dernd als „the crazy ones“ im Kontext ihrer von Gedanken und Bildung.“ Wenn wir begrei- Zeit bezeichnete. Banuri verdeutlichte die He- fen wollen, wie der Mensch lernt, so Hopkins, rausforderung mit einem Zitat von John May- sei die Einsicht wichtig, dass „die größte Dis- nard Keynes: „Die Schwierigkeit von Bewusst- tanz auf der Welt zwischen dem Gehirn und der seinsänderungen liegt nicht in den neuen Ideen, Hand“ liege. Dies impliziere den Weg von Ge- sondern in den alten, die sich qua Sozialisation danken zu Taten, oder – in kleineren Schritten in jede Nische unseres Verstandes einnisten.“ – von Daten zu Information, von Information Aufgabe der Wissenschaft sei es daher, neue zu Wissen, vom Wissen zum Auftrag, vom Auf- Wege zu beschreiten, um neue Perspektiven zu trag zur Tat. Leider sei die breite Öffentlichkeit eröffnen. ermüdet von Themen wie Umweltproblemen und grünem Wirtschaften, Einen Ansatz hierzu sah Banuri in der Postnor- erklärte Hopkins und fol- malen Wissenschaft nach Silvio Funtowicz und gerte: „Der Weg vom Gehirn Jerome Ravetz, da sie die Komplexität der Kli- zur Hand durchläuft auch maforschung erfasse, die von „ungewissen Fak- das Herz. Wenn wir nicht ten, Wertedifferenzen, einem hohen Einsatz und die Herzen der Menschen dringendem Handlungsbedarf“ bestimmt sei. ansprechen, werden wir ver- Zur Sicherung der Qualität von Forschungser- loren sein.“ Hopkins begrün- gebnissen und -prozessen sei es Banuri zufolge dete dies auch mit der Hand- geboten, die „Fakten zu erweitern“, indem lo- lungslogik von Regierungen, kales Wissen und nichtveröffentlichte Materia- denn deren erster Impuls Charles Hopkins len abgerufen werden. Dabei werde nachhaltige gelte dem Machterhalt und Entwicklung als integratives Konzept verstan- nicht notwendigerweise Good Governance. Da- den: Um eine breite und differenziertere Pers- her werden Regierungen eine nachhaltige Ent- pektive zu gewährleisten, müssten die Entwick- wicklung immer nur dann verfolgen, wenn sie lungen der Gegenwart in einen raumzeitlichen damit die Herzen der Menschen ansprechen. 11
Ruud Schuthof, mit Altruismus zu begründen sei, sondern vor politischer Be- allem mit einer abnehmenden Identifikation rater des Gene- der Bevölkerung mit dem bestehenden Wirt- ralsekretärs von schaftssystem: „Wenn Menschen den Eindruck ICLEI – Local gewinnen, dass Unternehmen nur auf kurzfris- Governments for tige Gewinne aus sind, dann müssen wir etwas Sustainability, daran ändern.“ Hinter dem Slogan „Respect stellte in seiner and Results“ stehe die Einsicht in die besondere Präsentation zu- gesellschaftliche Verantwortung von Unterneh- erst die Struktu- men, die sich in der Strategie wie folgt äußere: ren und Ziele sei- Die Deutsche Post DHL leiste logistische Un- Ruud Schuthof ner Organisation terstützung in Katastrophenhilfe, setze auf die dar. Als Netzwerk von Städten, Gemeinden und spezifische Weiterbildung der Mitarbeiter und lokalen Verwaltungen setzt sich ICLEI für eine investiere in Energieeffizienz sowie in umwelt- globale Verbesserung der Nachhaltigkeit über freundliche Technologien. Letzteres sei beson- gebündelte Maßnahmen im Lokalen ein. Die ders wichtig, da 14% der globalen Emissionen Idee bestehe darin, durch technische Beratung, im Bereich Transportwesen und Logistik verur- Ausbildung und Informationsdienste Kapazitä- sacht werden. ten zu schaffen, Wissen auszutauschen und Ge- Optimistisch stimmte Wend der Wandel im meindeverwaltungen in der Umsetzung nach- Konsumverhalten der Verbraucher. Aufgrund haltiger Entwicklung auf der lokalen Ebene zu der steigenden Nachfrage nach „grünen“ Pro- unterstützen. Über wirksame und kosteneffizi- dukten kämen auch die Unternehmen in Zug- ente Initiativen auf lokaler Ebene sollen somit zwang und versuchten, dem Bedarf gerecht zu nationale und globale Nachhaltigkeitsziele ver- werden. Wend konzedierte, dass es natürlich wirklicht werden. Schuthof stellte weiterhin die auch für Unternehmen langfristig ökonomi- weltweit zunehmenden Urbanisierungsprozes- scher sei, ressourcenschonend zu wirtschaften. se in den Fokus der Betrachtung: Einerseits sei- Gerade für ein am Kapitalmarkt notiertes Un- en mit der Expansion des städtischen Lebens- ternehmen im globalen Wettbewerb, wie die raums soziale, gesundheitliche und ökologische Deutsche Post DHL, werde aber der Grund- Herausforderungen verbunden, andererseits konflikt zwischen wirtschaftlicher Machbarkeit würden Städte ein Potenzial für ökologisches und umweltfreundli- Wirtschaften bergen. Die Prämisse von ICLEI cher Ausrichtung zum sei daher zweigleisig: „Denke global und handle Dilemma. Schließlich lokal“ sowie „denke lokal und handle global.“ gebe es weltweit im- mer Wettbewerber, Nachhaltige Entwicklung als die ihre Leistungen Unternehmensstrategie günstiger aber weni- Die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts ger umweltschonend in der Wirtschaft stellte Dr. Rainer Wend, Lei- anbieten. Daher for- ter des Zentralbereichs Politik und Nachhal- derte Wend die Ver- tigkeit der Deutschen Post DHL, am Beispiel handlungsführer in seines Unternehmens dar: Die Deutsche Post Kopenhagen und bei Rainer Wend DHL habe den Deutschen Nachhaltigkeitspreis weiteren Klimagipfeln nicht aufgrund bestimmter Einzelaktivitäten auf, nachhaltiges Wirtschaften lukrativer zu bekommen, sondern für die nachhaltige Aus- machen: „Bepreisen Sie CO2! Schaffen Sie glo- richtung der „Strategie 2015 – Respect and Re- bal verbindliche Regeln des Emissionshandels. sults“. Wend erläuterte, dass das zunehmende Ansonsten bleibt es ökonomisch immer günsti- Engagement in nachhaltiger Entwicklung nicht ger, sich gegen die Umwelt zu entscheiden.“ 12
Bonn Symposium 2009 2009 „Wie schafft man ein Bewusstsein für Der Ausgangsfrage zur Diskussion – „Wie Nachhaltigkeit?“ schafft man ein Bewusstsein für Nachhal- tigkeit?“ – stellte Prof. Dr. Charles Hopkins In der anschließenden Gesprächsrunde erwei- grundsätzlichere Fragen voran, die es zu beant- terte Dr. Tariq Banuri den Handlungsbedarf worten gelte: “Was ist der Sinn von Bildung?” auch auf den Bereich der Energiepreise: „Die und „Welche Inhalte sind wofür relevant?“ Bil- erste und wichtigste Hürde ist die Differenz dung soll Menschen für eine verantwortungs- zwischen den verhältnismäßig niedrigen Preise volle Lebensführung vorbereiten. Im Grunde von Kohlenstoff-Brennstoffen und den höheren genommen seien junge Menschen sogar sehr an Preisen für erneuerbare Energien.“ Die Men- der Umwelt interessiert. Später jedoch verlage- schen in den Entwicklungsländern seien selten re sich ihr Interesse in andere Richtungen, wie in der Lage, moderne Energiedienstleistungen Wirtschaft. Zu dieser Entwicklung trage auch in Anspruch zu nehmen, auch nicht zu subven- unsere jetzige Form der Bildung bei. Hopkins tionierten Preisen. Die Lösung liege daher im betonte: „Wir brauchen Zugang zu mehr und Zugang zu bezahlbaren und wettbewerbsfähi- anderer Bildung. Unsere Bildung wird mit dem gen Energiedienstleistungen. Ziel der Entwicklung finanziert, nicht aber mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung.“ Ruud Schuthof. Tariq Banuri, Conny Czymoch, Charles Hopkins und Rainer Wend 13
Ausblick: Die Agenda nach Kopenhagen Im Ausblick auf die „Agenda nach Kopenha- würdigkeit! Wir müssen den Regierungen zei- gen“ stellte Dr. Imme Scholz, stellvertretende gen, dass wir nicht zufrieden sind!“, appellierte Direktorin des Deutschen Instituts für Ent- Scholz an die Tagungsteilnehmer und richtete wicklungspolitik (DIE), fest, dass das Maß an den Blick auf die Lebensbereiche, die am zwei- Konsens über die Gründe der globalen Erder- ten Tag des Bonn Symposiums thematisiert wärmung und deren Umfang noch nie so groß wurden – Privatwirtschaft, kommunale Dienst- war wie heute. Ebenso weit verbreitet sei die leistungen, Bildung und Medien. Für die Wirt- Zustimmung zum 2-Grad-Celsius-Ziel hinsicht- schaft machten sich gerade jetzt Investitionen in lich einer Begrenzung der weiteren Erwärmung kohlenstoffarme Technologien und Strategien sowie zu den erforderlichen Maßnahmen. In bezahlt, weil ein späteres Umrüsten sie teuer zu der Folge erläuterte Scholz die Gründe für die stehen komme. Auf kommunaler Ebene werde Differenzen, die letztlich vier Wochen später es vermehrt Initiativen zur Emissionsreduktion zum Scheitern des Kopenhagener Gipfels füh- mit verbindlichen Zielmarken geben. Bildung ren sollten. müsse uns auf das künftige Leben unter verän- derten klimatischen Bedingungen einstellen. Sie Die primären Ursachen für den Klimawandel müsse darstellen, wie unsere Lebensbedingun- liegen, so Scholz, in der Art und Weise der Ener- gen von funktionierenden lokalen und globalen gieversorgung und -nutzung und berühren da- Ökosystemen abhängen, denn: „Wir denken mit die Nervenstränge unserer Ökonomien. immer noch, Umweltschutz sei ein Zugeständ- Strukturelle Änderungen in diesen Bereichen nis unsererseits an die Natur – das Gegenteil ist seien kostenintensiv. Zudem seien die Mittel, der Fall: die Natur ist unser gemeinsames Gut.“ um diese Änderungen umzusetzen, weltweit Schließlich konzedierte Scholz, dass die Medi- ebenso ungleich verteilt wie die Kosten des en schon in vielerlei Hinsicht ihre Möglichkei- Klimawandels. Daher werde der von reichen ten nutzen. Aber in vielen Ländern sei Klima- Ländern ausgeübte Änderungsdruck in den wandel immer noch ein Orchideen-Thema. Die Entwicklungsländern als weitere Hürde auf klimabezogene Qualität, Transparenz und Ver- dem Weg zu Wohlstand wahrgenommen. Diese antwortlichkeit von Regierungshandeln müsse ökonomischen Aspekte sowie die mancherorts gleichermaßen in Nord und Süd kritisch hinter- gehegte Illusion, eine vom Klimawandel ver- fragt werden. Hierzu könnten Medienpartner- schonte „Insel der Glückseligkeit“ zu bewohnen, schaften mit Entwicklungsländern beitragen. führten dazu, dass Erklärungen zu Emissions- Zudem wünschte sich Scholz mehr Berichter- reduktionen eher als Zugeständnisse betrachtet stattung jenseits medialer Denkmuster von Pu- werden, denn als absolut notwendiger Beitrag blikumswirksamkeit. Die Darstellung innovati- zur Sicherung unserer gemeinsamen Zukunft. ver Ansätze auf lokaler Ebene möge zwar nicht Scholz nahm die Ergebnisse von Kopenhagen in spannend erscheinen, könnte aber Lernprozes- ihrer Warnung vorweg, dass eine erhoffte Kom- se fördern. Abschließend machte Scholz darauf plexitätsreduktion der Verhandlungen durch aufmerksam, dass der Klimawandel nicht die eine exquisite „Club-Governance“ der größten einzige Gefährdung unserer Emittenten nicht funktionieren werde. Nicht Lebensbedingungen darstel- nur Effizienz, sondern auch Gerechtigkeit müs- le: chemische Verschmut- sen verhandlungsleitende Werte sein, forderte zung, Luftverschmutzung, Scholz. Die Leitfrage müsse daher lauten: „Wie der Verlust von Biodiversität, schaffen wir ein ressourcenschonendes Wirt- Wüstenbildung, das Ozon- schaften, das allen Menschen die Möglichkeit Loch und die Versauerung auf Entwicklung bietet?“ der Meere seien weitere Her- Bei einem Scheitern in Kopenhagen könne sich ausforderungen, die teilwei- niemand erlauben, in Resignation zu verfallen: se auch mit dem Klimawan- „Wenn wir nicht nachlassen, steigt die Glaub- del zusammenhängen. Imme Scholz 14
Anhang Berichte aus den Workshops Die Berichte zu den Workshops wurden von Studierenden des Masterstudiengangs European Studies der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und von Frau Schiller Metran, Praktikantin der Stiftung Entwicklung und Frieden, erstellt. Workshop A „Never miss a crisis“: Nachhaltiges Wirtschaften – „Schönwetterthema“ oder grundlegendes Prinzip unternehmerischen Handelns?................................................ 16 Workshop B Nachhaltige Entwicklung in Krisengebieten – aktuelle Herausforderungen und innovative Ansätze von Entwicklungszusammenarbeit im Kontext von Konflikten.......................................................................................................... 17 Workshop C Towards the Necessary Building Blocks for the Required Global Coalition to Combat Desertification, Land Degradation and Drought (DLDD).................................. 19 Workshop D Building Sustainable Peace: Development Contributions to Peacebuilding........................ 20 Workshop E From Research to Policy Action – Ways towards Enhanced Sustainability......................... 23 Workshop F Education for Sustainable Development: Changing Mindsets and Behaviour. The UNESCO World Conference on Education for Sustainable Development and Beyond.................................................................................................................................... 24 Workshop G Certification of Agricultural Products to Overcome Crises in the Developing World?....................................................................................................................... 26 Workshop H Von Systemen, Menschen und anderen Dilemmata – nachhaltige Entwicklung zum selber erleben........................................................................... 27 Workshop I Nachhaltige Wirtschaftsweise im Konferenzort Bonn – Anwendbarkeit und Nutzen....................................................................................................... 28 Workshop J Addressing Climate and Environmental Sustainability: Youth Volunteers Leading the Way............................................................................................ 30 15
Workshop A „Never miss a crisis“: Nachhaltiges Wirtschaften – „Schönwetterthema“ oder grundlegendes Prinzip unternehmerischen Handelns? Organisation: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) - Landesverband NRW e.V. Moderation: Dr. Hans-Peter Winkelmann (DGVN) Report: Dalia El-Gowhary, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Das Thema des Workshops greife, so der Moderator Dr. Hans-Peter Winkelmann von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), angesichts der vielen Krisen des Jahres 2009 einen Punkt auf, der für hitzige Diskussionen sorge. So entstehe der Eindruck, dass man es sich erst leisten könne, über die Umweltkrise zu reden, wenn die Wirtschaftskrise vorbei sei, oder, wie es der amerikani- sche Ökonom Edward Freeman einmal geäußert habe: „Corporate social responsibility is fine, if you can afford it.“ Winkelmann bekräftigte jedoch, dass die vielfältigen Krisen nicht durch kurzfristige Reakti- onen bewältigt werden könnten. Die Krisen sollten vielmehr als Chance begriffen werden, nachhaltiges Handeln wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Folgende Leitfragen zum Themenfeld „Nachhaltiges Wirtschaften“ standen dem Workshop voran: • Können wir es uns tatsächlich leisten, Nachhaltigkeit nur als Schönwetterthema zu begreifen? • Sind die globalen Krisen wirklich ein Argument für langfristig tragfähiges Denken und Handeln? • Wie glaubwürdig sind die Nachhaltigkeits-Engagements der Wirtschaft? Gregor Schönborn, Gründer und Geschäftsführer der Bonner Unternehmensberatung Deep White GmbH, ar- gumentierte, den Unternehmen sei es in den letzen Jah- ren zunehmend einseitig um Profit gegangen. Das habe dazu geführt, dass die meisten Firmen die „Kultur“ ih- res Unternehmens vernachlässigt hätten, wie z.B. das Mitarbeiterpotenzial, die soziale Kompetenz oder die Firmenphilosophie. Schönborns These lautete, nicht das reine Profitmachen garantiere einen langfristigen und „gesunden“ Unternehmenserfolg, sondern die Pflege der Gregor Schönborn und Hans-Peter Winkelmann „grundlegenden Wertebasis“. Dazu biete seine Firma Un- ternehmensanalysen an, mit deren Hilfe das gesamte Unternehmenspotenzial auf Erfolgsparameter hin analysiert werde, darunter vor allem die Mitarbeiter und die „Corporate Citizenship“. Herr Schönborn plädierte dafür, dieser Form der Unternehmenskultur einen hohen Rang auf der Agenda von Unterneh- men und Organisationen einzuräumen. Außerdem regte er an, in der Unternehmensbilanz Kosten für Nachhaltigkeit als Aktivposten zu verbuchen. Laut Dr. Achim Deja, Präsident des Industriedienst- leisters TIMA GmbH, könnten Unternehmen Nach- haltigkeit nur erreichen, wenn der Geschäftsgedanke einen grundlegenden Paradigmenwechsel erfahre. Vor allem müssten Unternehmen dringend Prozess- verantwortung übernehmen. Wer dies tue, werde auch die Chance bekommen, Geld zu verdienen. Zur Prozessverantwortung gehöre die Nachhaltigkeit. Da- für werde eine CO2-freie Wirtschaft immer wichtiger. Erneuerbare Energie müsste Teil einer umfassenden Workshop A Energiereform sein. Deutschland sei allerdings nicht 16
mehr führend in der Green Economy. Vielmehr würden die asiatischen Ökonomien weit mehr auf erneu- erbare Energien setzen. Daher lautete sein Appell: „Wir brauchen mehr grüne Anlagen!“ Eine Teilnehmerin aus dem Plenum wies darauf hin, dass ein Unternehmen wie die Deutsche Post DHL bereits versuche, eine CO2-freie Produktion in den Unternehmensprozess einzubinden. Sie fragte Herrn Deja, ob dieser neue Unternehmensgedanke zu einer Leitfunktion auch für andere deutsche Un- ternehmen werden könne. Herr Deja bejahte dies und verwies darauf, dass gegenwärtig alle deutschen Unternehmen „bis zum letzen LKW“ auf CO2-Emission gescannt würden. Dass dies anders als vor einigen Jahren in die Bilanz einbezogen werde, sei auf jeden Fall der richtige Weg. Workshop B Nachhaltige Entwicklung in Krisengebieten – aktuelle Herausforderungen und innovative Ansätze von Entwicklungszusammenarbeit im Kontext von Konflikten Organisation: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Moderation: Monika Hoegen (Freie Journalistin) Report: Hannah Schultes, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Nachhaltige Entwicklung in Krisengebieten stellt für Mitarbeiter in der Entwicklungszusammenarbeit eine besondere Herausforderung dar. Die Podiumsgäste des Workshops, drei Referenten in der Ent- wicklungszusammenarbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Deutschen Welthungerhilfe, zeigten vor diesem Hintergrund neue Möglichkeiten, aber auch Gren- zen der Entwicklungszusammenarbeit auf. Achim Koch (GTZ, DR Kongo) beschrieb auf der Grundlage seiner Arbeit in der Demokratischen Repu- blik Kongo, welche Rolle traditionelle Gesellschaftsstrukturen spielen und wie neue Partnerstrukturen entwickelt werden können. Er ist Teamleiter des Projektes REDEMA, das die wirtschaftliche Integrati- on benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener, vor allem ehemaliger Kindersoldaten, in der ostkongolesischen Provinz Maniema zum Ziel hat. Auf- grund der hohen Korruption existierten dort jedoch kaum verlässliche staatliche Partner. So bleibe oft nur die Zusammenarbeit mit traditionellen Autoritäten – Kooperationen, die oft erstaunliches Potenzial bergen. Die Lösung psychischer Probleme durch örtliche Heiler, die Zusammenarbeit mit lokalen Autoritäten bei der AIDS-Sensibilisierung abgelegener Dörfer oder die Ausbildung ehemaliger Kindersoldatinnen zu Hebammen durch einheimische Frauen seien gute Beispie- Achim Koch le für neue Partnerstrukturen. Dr. Katrin Radtke (Deutsche Welthungerhilfe) kritisierte, dass das Prinzip der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und die Hilfe zur Selbsthilfe in Afghanistan nicht konsequent genug verfolgt werde. Gleichzeitig stellte sie klar: „Eine Zivilgesellschaft nach westlichem Vorbild kann man hier nicht erwarten.“ Deshalb forderte Radtke eine andere Personalrekrutie- rung für die Entwicklungszusammenarbeit. So seien gerade Soziologen und Eth- nologen in der Lage, soziale Mappings durchzuführen. Der Vorteil von Nichtregie- rungsorganisationen wie der Deutschen Welthungerhilfe liege laut Radtke in der politischen Unabhängigkeit und jahrelangen Erfahrung in vielen Krisengebieten. Der Rückhalt in der Bevölkerung und das Ausmaß des Vertrauens seien deshalb größer als bei staatlichen Organisationen wie der GTZ. Andreas Clausing (GTZ, Afghanistan) verdeutlichte die zentrale Rolle der Ko- operation mit Nichtregierungsorganisationen für die GTZ am Beispiel des Rosen- Andreas Clausing 17
öl-Projektes in Afghanistan, das die Welthungerhilfe im Auftrag der GTZ und der EU ausführe. Dort werde die Herstellung von hochwertigem Rosenöl als Alternative zum Opiumanbau gefördert. Die Wechselwirkungen zwischen Entwicklung, Frieden und Sicherheit seien für Projekte in Krisengebieten oder Postkonfliktstaaten von zentraler Bedeutung. Deshalb fließen fünf der dreißig Millionen Euro, die das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für Afghanistan auf- bringe, in ein System des Risikomanagements, das zur permanenten Analyse der Sicherheitslage diene. In der anschließenden Debatte ging es um die Glaubwürdigkeit der deut- schen Entwicklungszusammenarbeit. Katrin Radtke sprach die Frage nach möglichen doppelten Standards für lokale und internationale Mitarbeiter an. Sie verwies darauf, dass Studien des britischen Overseas Development Institute (ODI; www.odi.org.uk/resources/download/257.pdf) zufolge die überwie- gende Mehrheit des in Krisengebieten getöteten, verwundeten oder entführ- ten Personals internationaler Hilfsorganisationen lokale Mitarbeiter seien. Andreas Clausing bekräftigte jedoch, dass lokale und internationale Mitar- beiter der GTZ und des Deutschen Entwicklungsdienstes gleichermaßen ver- sichert seien. Aus dem Publikum kam die Frage nach der Nachhaltigkeit der Projekte. Katrin Radtke Achim Koch konnte dies jedenfalls in Bezug auf das von ihm betreute REDE- MA Projekt bejahen. Er hatte die erfolgreiche Idee, ehemalige Kindersoldaten in der Demokratischen Republik Kongo zu Schiffsbauern ausbilden zu lassen. Keiner der am Projekt Beteiligten sei je wie- der Soldat geworden und damit entspreche das Projekt der Definition von Nachhaltigkeit als Maß der Wahrscheinlichkeit, dass die positive Wirkung auch nach dem Ende der Unterstützungsarbeit besteht. Klafften Anspruch und Realität der Entwicklungszusammenarbeit jedoch auffallend auseinander, blei- be das auch den in den Partnerländern nicht verborgen: „Die Kollegen im Kongo haben mir bereits vor- geschlagen, die ausgehängten Millenniumsziele der UNO zu übermalen, weil diese unseriös wirken“, so Koch. Er räumte jedoch ein, dass die Evaluierung der Nachhaltigkeit mittels Projektfortschrittskon- trollen auch über das Projektende hinaus nötig sei, denn möglicherweise zeigten sich ernsthafte Fehler erst acht bis zehn Jahren nach Projektbeginn. Auch die Nachhaltigkeit der Finanzierung wurde angesprochen. Katrin Radtke beschrieb das Dilem- ma der Nichtregierungsorganisationen: „Obwohl Capacity Development nötig ist, fließen Gelder in kurz- fristige Infrastrukturprojekte, weil diese prestigeträchtiger sind.“ Insgesamt fließen mehr Gelder in kurzfristige als in langfristige Projekte. Sie schlug ein Drei-Punkte-Programm zur Verbesserung der Entwicklungszusammenarbeit vor: mehr Über- tragung von Projektverantwortlichkeit auf lokale Organisationen, mehr Investition in Forschung und Evaluation und eine flexible Finanzierung der NRO-Projekte, um local ownership zu gewähr- leisten. Nötig sei zudem eine bessere Verzah- nung von Katastrophen-, Übergangs- und Wie- deraufbauhilfe. Denn ein spezielles Problem der Arbeitsweise der GTZ sei die Arbeit nach Sek- torschwerpunkten, die integrierte Ansätze und damit eine ganzheitliche Lösung von Problemen Achim Koch, Katrin Radtke, Monika Hoegen und Andreas Clausing verhindere. 18
Workshop C Towards the Necessary Building Blocks for the Required Global Coalition to Combat Desertification, Land Degradation and Drought (DLDD) Organised by: United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD) Chair: Yukie Hori (UNCCD) Report: Schiller Metran, Development and Peace Foundation (SEF) The objective of the workshop was to raise awareness on land degradation as a global issue and chal- lenge for the international community. The workshop therefore aimed at providing information on the essential building blocks for a global coalition to combat Desertification, Land Degradation and Drought (DLDD). Dr Anneke Trux, CCD Project Coordinator (GTZ), pointed out that drylands made up 40% of the earth’s surface, of which 12 million km² were affected by land degradation as a result of over-use and the ex- ploitation of nature. As a consequence over one billion people – in more than 100 countries worldwide – lose fertile lands; their means of existence is existentially endangered. According to Trux, an enhanced performance of UNCCD and its institutions is essential to combat DLDD. In addition she saw a need to fill buzzwords like civil society organisations (CSO) dialogue and public private partnership (PPP) with content. To date, it did not seem to be clear at what level stakeholders should be involved. Trux identified the lack of application of scientific results as another problem. This tackles the difficulty of translation into policy and the reliability of scientific outcomes. Although being considered a local problem, the consequences of land degradation are becoming cu- mulative and need to be understood as a global challenge. Trux therefore highlighted the need for an enhanced action on all areas: better partnership with the UNCCD secretariat; need of regional exchange of experience and partnerships; mainstreaming of the issue into the policy dialogue. Elysabeth David from the Knowledge Management and Science and Technology Unit (UNCCD) gave an overview of the UNCCD 10-year strategy. As a precondition, the measuring of DLDD (biophysi- cal science analysis) as well as of its impact (social and biophysical scientific analysis) are required to fully understand the dimensions of DLDD. Furthermore, the implementation of the Convention and its impact need to be monitored (performance analysis by parties and institutions). COP9 adopted two impact indicators: 1. Land cover status, 2. Proportion of the population in affected areas living above the poverty line. The strategic objectives of the 10-year strategy are: 1. To improve living conditions of affected populations; 2. To improve the condition of affected ecosystems; 3. To generate global benefits through effective implementation of UNCCD; 4. To mobilize resources to support implementation of the Convention through building effective part- nerships between national and international actors. As the way forward, David called for more interlinked approaches in reporting processes on poverty and land cover impact indicators. Furthermore, a long-term, dynamic and cross-feeding process of ex- change between scientists was needed to improve and develop methodologies to combat desertifica- tion. Sergio Zelaya Bonilla, Coordinator and Head of the Policy and Advocacy Unit (UNCCD), highlight- ed the importance of public private partnerships (ppp) as an opportunity to enhance sustainable land management practices, thereby addressing drought-risk management issues pertaining to drylands. Win-win scenarios with proven case studies support the case for investment in drylands. “The objective should be a sustainable land management” concluded Zelaya. Also Hossein Fadaei, Senior Interagency 19
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