Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...

Die Seite wird erstellt Günter Eichhorn
 
WEITER LESEN
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.

bps-magaz		 n
                                                  ®

                                      Ausgabe 2/2020

               Zusammenhalt
                 ist unsere
                   Stärke

20 mit Sonderseiten zum Jubiläum u
    JAHRE
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®
                                                                                                             Inhalt 2/2020

           Aktuell
2          Selbsthilfe im Wandel – Der BPS mittendrin
4          Der Vorstand informiert: Bericht von der 87. (virtuellen) Vorstandssitzung des BPS
5          Wie leben Selbsthilfegruppen in Corona-Zeiten?

           Diagnose und Therapie
8          Salvage-Prostatektomie – Welche Patienten können profitieren?
11         Prostate Cancer Outcomes (PCO)-Studie: Ergebnisse vergleichen – Unterschiede verkleinern
22         Vitamin D und Selen bei Prostatakrebs – Pro und Kontra
25         Die onkologische Schwerpunktpraxis – Interview mit Dr. med. Peter Anhut
26         Kraftlosigkeit während der Strahlentherapie – keine Seltenheit
27         Warum habe ich Prostatakrebs? Das denken Patienten

           Verbandsnachrichten
28         „Fortschritte bei der Behandlung der Prostatakrebs-Patienten“ – Herbsttagung des RV Neue Bundesländer
29         SHG Waltershausen auf Thüringer Gesundheitsmesse
30         SHG Marburg gratuliert Kooperationspartner Klinik Sonnenblick
30         Kooperationsverhandlungen in Corona-Zeiten erfolgreich
31         Neues Ausprobieren in Corona-Zeiten – wie verändern sich Kommunikation und Austausch in der Selbsthilfegruppe
32         Kontakt halten auch in Corona-Zeiten
33         SHG Landsberg: Hans-J. Weth verabschiedet sich
33         Martin Kiok ist verstorben
34         Arbeitskreise berichten: AK „Patientenbeteiligung im Gesundheitswesen“: Europäische Phase-III-Studie zu Olaparib

           Für Sie notiert
35         Rezension: „Tipps & Training nach der Prostata-OP“/„Tipps & Training vor der Prostata-OP“
36         Zusätzliches internetbasiertes Angebot
36         Buchvorstellungen: Rocco Thiede und Deutsche Krebshilfe: „Wir sind für dich da! Krebs und Familie
           – 11 Reportagen“/Helga Lammel-Müller: „Ihre Rechte bei Diagnose Krebs“

           u Jubiläums-Sonderseiten: Männer der ersten Stunde(n)

Impressum:                                                                                                             ®
Herausgeber: Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V., Thomas-Mann-Straße 40, 53111 Bonn
Telefon: 0228 33889-500, E-Mail: info@prostatakrebs-bps.de

Verantwortlich i.S.d.P.: Werner Seelig, Redaktion: Ute Gräfen; Ernst-Günther Carl, Udo Ehrmann,
Manfred Ohler, Werner Seelig; E-Mail: magazin@prostatakrebs-bps.de

Druck: C.V. Engelhard, Weidendamm 10, 30167 Hannover

Redaktionsschluss: Ausgabe 1/2020: 1. März 2020; Ausgabe 2/2020: 1. Juli 2020; Ausgabe 3/2020: 1. Oktober 2020

Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. wird unterstützt durch die Stiftung Deutsche Krebshilfe.
Er finanziert seine Arbeit darüber hinaus durch Spenden.

Titelfoto: fotomek – stock.adobe.com
Hinweis: Erfahrungsberichte/Leserbriefe geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder.
Die Redaktion behält sich vor, sinnwahrende Kürzungen vorzunehmen.
Nutzen Sie auch das Informationsangebot im Internet: www.prostatakrebs-bps.de · forum.prostatakrebs-bps.de

2   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
Editorial

Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser,

  diese Zeilen wurden zu einer Zeit geschrieben, da   Magazin einen
die Politik gerade die Einschränkungen im Zusam-      Aufruf. Die Vor-
menhang mit der Corona-Pandemie aufzuheben            sitzenden      der
begann. Es war die Zeit, als der Versuch gestartet    Regional- und
wurde, so etwas wie Normalität wiederherzustel-       Landesverbän-
len. Doch wird es je wieder „normal“ sein, werden     den        wandten
wir nicht immer irgendetwas aus der „Corona-Zeit“     sich im Magazin
behalten, sollten wir nicht sogar manche Erfahrung    3/2018 in einem
bewahren?                                             Offenen       Brief
  Die Redaktion hat einige Erfahrungsberichte aus     mit der Frage an
den Selbsthilfegruppen zusammengetragen. Darin        Sie „Ist der BPS
wird berichtet, wie ein neues Zusammengehörig-        fit für die Zukunft?“. Lesen Sie, welchen Aufruf der
keitsgefühl entstanden ist. Viele Gruppen haben       Vorstand an Sie richtet und überlegen Sie bitte, wie
nach neuen Wegen gesucht und diese in Video-          Sie sich einbringen können.
und Telefonschaltungen, in Rundbriefen, in Chat-
Gruppen und in den sozialen Medien gefunden             Noch ein Wort zur Jahrestagung: Sie, wir alle hof-
oder neu entdeckt. Wir waren allein, aber wir wa-     fen, dass es möglich sein wird, diese so, wie wir es
ren es gemeinsam. Genau das macht unsere Stär-        gewohnt sind, durchführen zu dürfen. Dazu stehen
ke aus: wir lassen niemanden zurück, wir stehen       wir mit dem Maritim-Hotel Magdeburg in Kontakt.
füreinander ein, sind füreinander da. Wir sind „EIN   Sollte es jedoch Einschränkungen geben, die eine
BPS“!                                                 Präsenzveranstaltung ausschließen, werden wir die
  Es kann also doch nur richtig sein, diese neuen,    notwendigen Beschlüsse und Abstimmungen in ei-
guten Erfahrungen zu bewahren, ganz nach dem          nem Verfahren durchführen, das sich an das vielen
Motto, das sich der Vorstand für seine Amtszeit ge-   bekannte Briefwahlverfahren bei Wahlen anlehnt.
wählt hat und das er gerne auf den Verband über-      Näheres dazu teilen wir Ihnen rechtzeitig mit.
tragen wissen möchte: „Gutes bewahren – Neues
versuchen“.                                            Ihr
  Diesem Motto getreu bittet Sie der Vorstand heu-     Werner Seelig
te um Mitwirkung. Sie finden auf Seite 3 in diesem     – Vorsitzender –

 Auf ein Wort!
 Der BPS finanziert seine Arbeit und damit auch dieses Magazin aus Mitteln, die ihm sein Förderer, die
 Stiftung Deutsche Krebshilfe, und die Gesetzlichen Krankenversicherungen zur Verfügung stellen. Da-
 rüber hinaus erreichen uns zahlreiche Einzelspenden. Wir versichern, dass der BPS die ihm zur Verfü-
 gung gestellten Finanzmittel mit größter Sorgfalt und verantwortungsbewusst ausschließlich für Zwecke
 der Verbandsarbeit gemäß seiner Satzung einsetzt.
 Bitte unterstützen Sie uns durch Ihre Spende auch weiterhin. Vielen Dank!
 Spendenkonto bei der Sparkasse Hannover:
 IBAN: DE62 2505 0180 0007 0206 21, BIC: SPKHDE2HXXX

                                                                              BPS-Magazin 2/2020      ǀ1
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®
                                                                                              Aktuell

Selbsthilfe im Wandel – Der BPS mittendrin
Gedanken von Werner Seelig, Vorsitzender des BPS

Allein das bloße Wort „Wandel“ wird bei jedem         zeln in eben diesen Selbsthilfegruppen. Beide be-
Menschen unterschiedliche Emotionen auslösen,         dingen sich wie zwei Seiten einer Medaille. Jede
steht es doch für Veränderung und taucht sogar im     dieser Säulen hat ihre ganz spezifischen Aufgaben
Zusammenhang mit dem Leben in unserer Sprache         und Anforderungen. Jede dieser Säulen benötigt
auf. Da sollen wir, die wir im Herbst unseres Le-     aber auch die Unterstützung sachkundiger Perso-
bens angekommen sind, uns noch Gedanken ma-           nen.
chen über Veränderungen. Ja, was sollen wir denn         In den Selbsthilfegruppen fehlt oft der Nachfol-
ändern? Unsere lieb gewordenen Gewohnheiten,          ger, mangelt es vielleicht am nötigen oder richtigen
unseren Alltag, unsere Rituale etwa? So gesehen       Angebot für Schulung und Weiterbildung. Bürokra-
kann das Wort „Wandel“ Ängste auslösen. Aber          tie, egal, ob hausgemacht oder von außen aufge-
es kann auch mehr. Es kann Ideen, Kreativität, Mut    zwungen, bindet Zeit und Kapazität und verleidet
zuzupacken freisetzen. Und noch eines kann es,        manchmal auch die Lust. Sich in der Selbsthilfe zu
nämlich uns motivieren, den Beweis zu erbringen,      engagieren, sollte aber mindestens eines bewirken
noch lange nicht zum „alten Eisen“ zu gehören.        – Freude. Freude, anderen helfen zu können. Freu-

           Wir suchen Verstärkung!
  Die Form der Selbsthilfe, wie wir sie einmal ge-    de etwas von dem, was man selbst empfangen hat,
sucht haben, wird es vielleicht bald nicht mehr ge-   wieder zurückgeben zu können.
ben. Doch wird das bedeuten, dass es dann den           Die Patientenvertreter des BPS im Gemeinsamen
BPS nicht mehr gibt? Um diese Frage mit einem         Bundesausschuss, in den Leitlinien- und Zertifizie-
„Nein“ beantworten zu können, bedarf es einer         rungskommissionen, in der Hotline und in vielen
Rückschau zu den Anfängen unseres Verbands            anderen Gremien auf nationaler oder Länder­
vor nunmehr 20 Jahren. Seine Gründungsväter           ebene sind einen Schritt weitergegangen. Sie ha-
wollten eine Patientenorganisation schaffen, die      ben sich umfangreiches medizinisches Fachwissen
auf Augenhöhe mit den Entscheidern im Gesund-         angeeignet. Heute können sie so dem Anspruch
heitswesen stark und mutig die Interessen erkrank-    gerecht werden, den von Prostatakrebs Betroffe-
ter Männer vertritt. Die folgenden Generationen       nen eine starke Lobby zu sein.
bauten an dieser Straße weiter. Zwei starke Säulen      Der BPS sucht ständig engagierte und zupacken-
tragen heute den BPS – die Selbsthilfegruppen und     de Mitstreiter. Auf der folgenden Seite rufen wir zur
die Patientenvertreter.                               Mitarbeit als Patientenvertreter auf. Wenn Sie sich
  Die über 200 Selbsthilfegruppen, die in sieben      angesprochen fühlen, melden Sie sich bitte. Kon-
Regional- und Landesverbänden zusammenge-             taktieren Sie uns auch sonst, wenn Sie an anderer
schlossen sind, bilden das Rückgrat des Verbands.     Stelle mitwirken wollen.
Die Patientenvertreter wiederum haben ihre Wur-         Wir freuen uns über jede Rückmeldung.

2   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®
                            Bundesverband
                            Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.
                            Informieren • Helfen • Einfluss nehmen

Als Betroffener sich selbst und anderen helfen
Sie haben Ihren Krebs „im Griff “, neue Erfahrungen gesammelt und dabei alte nicht vergessen, Mut ver-
loren und wiedergefunden, Lust auf was Neues. Und Sie haben den Willen zum Engagement. Sie wollen
wieder etwas tun und gestalten, andere Betroffene unterstützen, Ihre privaten und beruflichen Fähigkeiten
einbringen, einfach helfen! Sie können Zeit und Kraft für eine gute Sache einbringen.

Der BPS bietet Ihnen die Möglichkeit dazu u.a. als

                                    PATIENTENVERTRETER
Patientenvertreter nehmen als Betroffene und mit der Erkrankung und den Behandlungsmethoden vertrau-
te Person das Mitberatungsrecht in den zahlreichen Organen der Selbstverwaltung wahr. Dies ist möglich
z. B. im Gemeinsamen Bundesausschuss, in europäischen Gremien, bei der Erstellung von Behandlungs-
und Patientenleitlinien oder der Durchführung von Studien. Dabei unterstützen Sie praxiserprobte Weiter-
bildungsprogramme und erfahrene Patientenvertreter, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Sie
… wollen Ihr Wissen nicht für sich behalten, sondern auch anderen zugute kommen lassen
… suchen einen Weg, den Entscheidern die Sicht der Betroffenen nahezubringen
… sind vielleicht sogar naturwissenschaftlich ausgebildet
… können sich Dienstreisen vorstellen
… haben vielleicht gute Englischkenntnisse und gar internationale Verhandlungserfahrung

Gerne stehen wir Ihnen für Fragen zu den beschriebenen Aufgaben unter
vorstand@prostatakrebs-bps.de zur Verfügung. Natürlich können Sie auch einen Rückruf vereinbaren.

Wenn Ihnen diese Aufgabe zu zeitintensiv erscheint, Sie uns aber trotzdem unterstützen wollen, können Sie
dies bei der Bearbeitung zeitlich befristeter Aufgabenstellungen, z.B. bei der Entwicklung von Konzepten,
tun. Dabei sammeln Sie erste Erfahrungen mit den Abläufen in einer Selbsthilfeorganisation. Sprechen Sie
uns einfach an.

 Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS) wurde im Jahr 2000 gegründet und hat seinen Sitz
 in Bonn. Ihm gehören 211 Selbsthilfegruppen an. Er ist europaweit die größte und weltweit die zweitgrößte
 Selbsthilfeorganisation für Prostatakrebspatienten. Der BPS vertritt Patienteninteressen im Gemeinsamen Bun-
 desausschuss, in der Leitlinienkommission, in der Zertifizierungskommission der Zentren und ist Mitglied in der
 europäischen Prostatakrebs Selbsthilfevereinigung „Europa UOMO“. Der BPS ist gemeinnützig und steht unter
 der Schirmherrschaft der Stiftung Deutsche Krebshilfe.

                                                                                    BPS-Magazin 2/2020       ǀ3
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®

Der Vorstand informiert
Bericht von der 87. (virtuellen) Vorstandssitzung des BPS
Von Werner Seelig, Vorsitzender des BPS

Die erste virtuell durchgeführte Vorstandssitzung      Verband stark macht.
am 27. April 2020 ersetzte die für eine Woche            Der Vorstand hat in mehreren an die Selbsthil-
zuvor geplante Sitzung in Fulda. Corona zwang          fegruppen versandten Informationen sowie auf
den Vorstand zwar nicht in die Knie, aber zu neuen     seiner Internetseite wichtige Hinweise und Verhal-
Überlegungen. Eine gestraffte Tagesordnung und         tensregeln zum Coronavirus vermittelt. Oberstes
eine gute Vorbereitung ermöglichten es uns, die        Ziel bleibt dabei, die Gesundheit aller Mitglieder
dringendsten Themen zu behandeln und notwen-           des BPS und ihrer Angehörigen zu bewahren.
dige Beschlüsse zu fassen.                             Dem Rechnung tragend, hat der Vorstand in Ver-
  Die wichtigste Erkenntnis für den Vorstand war,      handlungen mit dem Maritim-Hotel Magdeburg
dass Selbsthilfe auch in Zeiten, da wir alle „Ge-      erreichen können, dass die für Juni geplante 25.
meinsam allein“ zu Hause sind, funktioniert, nur       Jahrestagung und die 20. Ordentliche Mitglieder-
eben anders. So berichteten mehrere Regional-          versammlung auf den 13. bis 15. Oktober 2020
und Landesverbände, wie sie untereinander neue         verlegt wurden. Natürlich steht dahinter die Hoff-
Wege der Kommunikation gesucht und gefunden            nung auf eine Entspannung der Situation bis dahin.
haben. SHG-Leitungen hielten den Kontakt zu den          In einer Videobotschaft habe ich alle Mitglieder
Mitgliedern aufrecht, ließen keinen allein, schrie-    des BPS über diese Terminänderung informiert.
ben Gruppenbriefe, organisierten Telefonrunden.        Die geladenen Gäste wurden ebenfalls in Kenntnis
All dies ist gelebte Selbsthilfe, etwas, was unseren   gesetzt.

                                                                                Wir
                                                                               unter-
                                                                              stützen
                                                                                 die
                                                                              Corona-
                                                                               Warn-
                                                                                App!

4   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
Giovanni Cancemi – stock.adobe.com
     Wie leben
     Selbsthilfegruppen
     in Corona-Zeiten?

(Red. ws) Unter dieser Überschrift bat die Redak-        Michael Trotz (SHG Riesa und Elbland) be-
tion des BPS-Magazins die Selbsthilfegruppen um        antwortet die Frage „Worauf freuen Sie sich am
Berichte. Die Reaktion darauf war überwältigend.       meisten, wenn wieder alles möglich ist?“ kurz mit
Ich sage im Namen der Redaktion herzlichen             zwei Worten „persönliche Gruppentreffen“. Hans-
Dank für die vielen Rückmeldungen und vor allem        Werner Biehn (SHG Marburg) meint zur selben
aber für die zahllosen Ideen, wie auch in Zeiten der   Frage: „Unsere Gruppenmitglieder freuen sich am
Kontaktbeschränkungen Selbsthilfe gelebt werden        meisten auf Gespräch und Bewegung.“ Rüdiger
kann und gelebt wird.                                  Beins (SHG Celle) verbindet beides unter Einhal-
  Eines geht aus allen Nachrichten hervor: Der         tung von Sicherheitsabstand und Maske: „Damit
Wunsch nach persönlichem Umgang und Wie-               wir alle uns nicht aus den Augen verlieren, plane

                                                       »
dersehen ist groß. Ungeachtet dessen wird die
Notwendigkeit des Schutzes der eigenen und der
Gesundheit anderer größte Aufmerksamkeit ge-
                                                       Was haben Sie und Ihre Mitglieder am meisten
widmet. Das Wissen um unsere eigene Krankheit
                                                       vermisst? Worauf freuen Sie sich, wenn wieder
hat uns sensibilisiert und einsichtig werden lassen.
                                                       alles möglich ist?
  Kurz zusammengefasst: Selbsthilfe findet statt,
nur eben anders. Nachstehend versuche ich, ei-
nige Wortmeldungen wiederzugeben. Dabei bitte          ich anstelle eines regulären Treffens im Juli einen
ich um Verständnis, wenn nicht jeder zitiert werden    gemeinsamen Dienstag-Abendspaziergang durch

»
konnte.                                                die Celler Altstadt“ (Lesen Sie den gesamten Bei-
                                                       trag ab Seite 31). Peter Beindorf (SHG Weyhe und
                                                       Umgebung) bedauert das Fehlen der persönlichen
Wie haben Sie Kontakt gehalten? Telefonisch            Nähe. Auch Lothar Strauch (SHG Borken und Um-
oder übers Internet? Haben Sie Einzelgesprä-           gebung) schreibt uns, dass die Mitglieder seiner
che geführt oder sich gar in der Gruppe virtuell       SHG vor allem die monatlichen Zusammenkünfte
getroffen? Gab es überhaupt Interesse an der           und das Gespräch unter Kollegen vermissen. Joa-
virtuellen Kontaktpflege?                              chim Böckmann (SHG Ammerland) ergänzt: „(…)
                                                       und ganz besonders: Gemeinsame fröhliche und
  Klaus Kronewitz (SHG Berlin-Nord) formuliert         mutmachende Unternehmungen in der SHG sind
so: „Selbstverständlich ist der persönliche Kontakt    wichtig“.
durch nichts zu ersetzen und sicher freuen wir uns       Diese und ähnliche Äußerungen finden sich in al-
darauf alle am meisten. (…) In diesem Sinne wün-       len Antworten. Es ist doch ein Zeichen der Verbun-
sche ich allen, dass wir uns möglichst schnell und     denheit der Mitglieder in den Selbsthilfegruppen,
gesund wiedersehen!“.                                  dass sie den persönlichen Kontakt sehr vermissen.

                                                                              BPS-Magazin 2/2020      ǀ5
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®

Dass dieser durch Telefon, Video oder WhatsApp        Medien „an den Mann“ zu bringen. Ludwig Zehn-
nur bedingt ersetzt werden kann, geht schon allein    le (SHG Ortenaukreis) hat für sich einen anderen
aus der Tatsache hervor, dass nicht jeder über all    Weg gefunden: „Gruppenmitgliedern, welche im
diese Kommunikationsmittel verfügt. Also ist Krea-    Umkreis von 15 km wohnen, wurden die Zeitschrif-
tivität gefragt.                                      ten (BPS-Magazin, Befund Krebs) mit dem Fahrrad

»
                                                      zugestellt.“ Nicht nur, dass er dabei die Portokasse
                                                      der Gruppe schont, er tut auch gleich noch etwas
                                                      für sich (und seine Gattin). Dann fügt er noch an:
Wie aufgeschlossen sind Ihre Mitglieder ge-           „Nach Rückkehr der Radtour die ersten Anrufe:
genüber neuen Techniken? Ist die erforderliche        Ludwig, du warst heute bei mir, warum hast du
technische Ausrüstung überhaupt vorhanden?            nicht geklingelt? Immer die gleiche Antwort: Wir
                                                      dürfen nicht, wenn alles vorbei ist, dann holen wir

                                                      »
   So versendet Josef Wolpert (SHG Herrenberg)        alles nach.“
anstelle der Einladungen zu den monatlichen
Gruppentreffen jetzt Schreiben „mit (…) die Grup-
pe betreffenden Informationen und auch einigen        Was liegt den Mitgliedern in diesen schweren
aufbauenden, mutmachenden Worten.“ Kurt Im-           Zeiten besonders am Herzen?
hof (SHG Deggendorf), der auch „PC-Kurse für
Oldies“ anbietet, kann nun über diesen Weg fast         Axel Schneider (SHG Rhein-Main Offenbach)
alle Mitglieder seiner SHG per Mail erreichen.        berichtet von der Einrichtung eines „virtuellen Kon-
Vielleicht fehlt manch einem von uns einfach nur      ferenzraums“: „Wir haben so unser letztes Treffen
jemand, der die Hand ausstreckt.                      virtuell – zwar nur mit acht Teilnehmern, aber im-
   Wo das Internet fehlt, hilft immer noch das gute   merhin – durchführen können und dabei das Sys-
alte (Festnetz-)Telefon. Mit ihm lässt sich leicht    tem auch ausprobieren und optimieren können.“
Kontakt halten oder auch auf-                         Dieses Medium bietet eine große Chance für (fast)
bauen. Dies hat z. B. Georg                                      persönliche Kontakte. Für große Grup-
Meyermann (SHG Braun-                                                             pen ist es nur bedingt
schweig) erfahren, der „die                                                                geeignet. Dies
Erkenntnis, dass wir die                                                                  hat      Christian
Kontakt-Adressen        syste-                                                            Geltl (LV Bayern)
                                        om

matischer pflegen müs-                                                                   gleich einkalku-
                                     dobe.c

sen (…)“ aus dieser Zeit                                                                liert und drei ein-
mitnimmt. Allen SHG-                                                                    zelne Gesprächs-
                                  stock.a

Leitenden sei dieser Ge-                                                               runden mit den
sichtspunkt      besonders                                                            bayerischen SHG-
                               wier –

ans Herz gelegt, natür-                                                               Leitern organisiert.
                             a n S ch

lich unter Beachtung                                                                   H e i n z-Wo l f g a n g
                           Christi

der gültigen Daten-                                                                 Jürgensen (RV Nie-
schutzbestimmungen.                                                                 dersachsen/Bremen)
Manfred von Mack-                                                                  weist auf die vom Regi-
rodt (SHG Schönebeck) hat                                                          onalverband eingerich-
seinen Gruppenmitgliedern aktiv „Hilfe ange-                                      tete Online-Plattform
boten, Rufnummern für eventuelle Hilfe und Unter-     für Pro-                   statakrebs-Betrof fene
stützung angegeben.“                                  hin, die als bundeswei- tes Gesprächsangebot
   Aber auch der Postweg wurde vielfach genutzt,      allen Interessierten zur Verfügung steht. Einzelhei-
um beispielsweise das BPS-Magazin und andere          ten dazu finden Sie im Kasten auf Seite 36.

6   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
Die Redaktion hat auch gefragt, ob es in den          formation für urologische Patienten ausgearbeitet
zurückliegenden Monaten „Erstkontakte“ gab. Ich         (…), die als wertvoller Patientenwegweiser gedient
selbst kann für meine SHG Hochfranken-Fichtelge-        hat.“ Dieser Wegweiser wird auch in Zeiten nach
birge berichten, dass ich seit dem letzten Gruppen-     Corona seinen Bestand haben.
treffen im Februar vier Anrufe erhielt, in denen sich      Schwieriger war schon die Frage der Redaktion
die Männer nach unserem nächsten Treffen erkun-         „Gibt es etwas, das Sie aus der Krise positiv mit-
digten. Soweit vorhanden, haben wir uns vorerst         nehmen?“ zu beantworten. Was soll schon Positi-
auf Mail- und telefonischen Kontakt verständigt.        ves an einer Krise sein? Es heißt aber „Jede Krise

»
                                                        bietet eine Chance“. Wolfgang Slania (SHG Mari-
                                                        endorf/Berlin) drückt es so aus: „Jetzt noch inten-
Gab es Erstkontakt und/oder Gespräche mit               siver über Vieles nachdenken.“ Zu einer ähnlichen
Neu-Betroffenen?                                        Erkenntnis ist Dieter W. Schmidt (SHG Raum Böb-
                                                        lingen) gekommen. Er schreibt an die Redaktion,
  Klaus Kronewitz (SHG Berlin-Nord) berichtet:          „dass der eine oder andere darüber nachdenkt,
„Inzwischen konnten wir drei neue Mitglieder ge-        ob unser Lebensstil und unsere Anspruchshaltung
winnen.“ Joachim Böckmann (SHG Ammerland)
schreibt uns: „(…) wir hatten viele Erstkontakte mit
Betroffenen, vier sind inzwischen Vereinsmitglieder
geworden.“ Günter Kupke (SHG Rhein-Neckar)
berichtet von drei Betroffenen, die sich an ihn ge-
wandt hatten. Auch Kurt Imhof (SHG Deggendorf)
                                                        samael334 – stock.adobe.com

hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Nun aber
meldeten sich während Corona drei neue Mitglie-
der an. Es dürfte wohl die Vereinsamung und die
Wertschätzung gegenüber dem Miteinander sein,
welche die Neuankömmlinge zu uns geführt ha-
ben.“
  Ich bin sicher, da ist viel Wahres dran. Gerade in
Zeiten wie diesen könnte die Selbsthilfe eine ande-
re, eine größere Wahrnehmung erfahren. Wir tun          zukunftsfähig sind!“ Doch, lieber Dieter, sollten
also gut daran, diesen „Schwung“ in die Nach-           nicht alle nachdenken und ihre ganz persönliche
Corona-Zeit mitzunehmen und unsere Öffentlich-          Lehren ziehen?
keitsarbeit neu auszurichten. Ein Baustein wird die       Ich habe versucht, möglichst viele zu Wort kom-
Neugestaltung des Internetauftritts des BPS sein,       men zu lassen, indem ich aus ihren Rückmeldungen
die sich in der Endphase befindet.                      zitiere. Auch wenn nicht jeder hier seinen Namen

»
                                                        lesen kann, ich habe alle Mails gelesen und mich
                                                        sehr über die Vielfalt der Antworten gefreut. Und
                                                        über noch etwas habe ich mich gefreut, nämlich,
Gibt es etwas, das Sie aus der Krise positiv mit-
                                                        dass die BPoSt ein Medium ist, das gelesen wird.
nehmen?
                                                          Im Vorstand werden wir uns mit weiteren Details
  Einen wichtigen Aspekt hat Alfons Swaczyna            befassen und sie auch in die Arbeit einbeziehen.
(SHG Regensburg) aufgegriffen, der sich mit Prof.         Kann solch ein Text ohne ein Fazit abgeschlossen
Burger Gedanken darüber gemacht hat, wie in             werden? Ganz klar, nein.
der Zeit der Kontaktbeschränkungen vermieden              Fazit: Soll noch mal einer sagen „Selbsthilfe fin-
werden kann, dass Patienten Untersuchungen und          det in Zeiten von Corona nicht statt“, dem wider-
Therapien vernachlässigen. Beide haben eine „In-        sprechen wir aber entschieden.

                                                                                      BPS-Magazin 2/2020   ǀ7
Bps-magaz n - 20J - Bundesverband ...
®
                                                                    Diagnose und Therapie

Salvage-Prostatektomie – Welche Patienten können profitieren?
Von Hans Heinzer, Uwe Michl, Tobias Maurer, Alexander Haese, Georg Salomon, Lars Budäus, Hendrik
Isbarn, Hartwig Huland, Imke Thederan, Thomas Steuber, Markus Graefen und Derya Tilki, Martini-Klinik
am UKE, Hamburg

Das Prostatakarzinom ist weiterhin die häufigste        gefähr einem Drittel der Patienten liegt aber nur
Krebsart des Mannes. Neben der radikalen ope-           ein Rezidiv in der Prostata vor. Bei diesen Patienten
rativen Entfernung gehören die verschiedenen For-       ist die Salvage-Prostatektomie eine zweite, poten-
men der Bestrahlung zu den kurativen Standardbe-        tielle heilende Therapiechance. Die Wirksamkeit
handlungen des Prostatakarzinoms. Abhängig vom          der Salvage-Prostatektomie ist in Studien noch
klinischen Stadium bei der Bestrahlung kommt es         nicht ausreichend bewiesen. Die vorhandenen
trotz stetig verbesserter Bestrahlungstechniken bei     Daten zeigen aber, dass ungefähr die Hälfte der
15 bis 60 % der Patienten zu einem asymptoma-           Patienten fünf Jahre nach Salvage-Prostatektomie
tischen Wiederanstieg des PSA-Wertes (biochemi-         kein nachweisbares PSA mehr haben. Weniger als
sches Rezidiv). Nach den Kriterien der American         10 % der Patienten sind an ihrem Prostatakarzinom
Society for Therapeutic Radiology and Oncology          verstorben. Trotz dieser möglichen Therapieoption
(ASTRO) liegt ein biochemisches Rezidiv vor, wenn       zeigen Untersuchungen, dass die Mehrzahl der Pa-
das PSA kontinuierlich ansteigt und in mehreren         tienten mit einer antihormonellen Therapie behan-
Messungen 2 ng/ml über dem tiefsten PSA-Wert            delt wird. Ursächlich ist dabei auch der Umstand,
nach durchgeführter Strahlentherapie (Nadir) liegt.     dass bisher kein standardisierter Behandlungsal-
Ursache des biochemischen Rezidivs ist am häu-          gorithmus existiert. Oft waren sowohl für die be-
figsten eine beginnende Metastasierung. Bei un-         handelnden Urologen als auch für die Patienten

Hans Heinzer       Uwe Michl        Tobias Maurer     Alexander Haese   Georg Salomon       Lars Budäus

Hendrik Isbarn     Hartwig Huland   Imke Thederan     Thomas Steuber    Markus Graefen      Derya Tilki
                                                                   © alle Fotos: Martini-Klinik am UKE, Hamburg

8   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
die früheren operationsassoziierten Komplikatio-             Die europäischen Leitlinien sind dagegen durch-
nen eher abschreckend. Durch verbesserte Ope-             aus umfangreicher. Auch hier gibt es eine klare
rationstechniken und bessere Patientenauswahl             Empfehlung, dass eine Salvage-Prostatektomie
konnten diese inzwischen deutlich reduziert wer-          nach histologischer Sicherung eines Lokalrezidives
den. Gegenüber einer primären radikalen Prosta-           nur in erfahrenen Zentren durchgeführt werden
tektomie ist die Salvage-Prostatektomie mit einer         sollte. Allerdings geben die europäischen Leitlinien
höheren Rate an späteren Anastomosenstrikturen,           Kriterien an die Hand, welche Patienten von einer
Blasenobstruktionen, Urinfisteln, Abzessen und            Salvage-Prostatektomie wahrscheinlich profitieren
Rektumverletzungen vergesellschaftet. Diese Kom-          werden und können so bei einer sinnvollen Patien-
plikationen sind aber mit der Zeit deutlich weniger       tenselektion helfen. Die Kriterien beruhen auf einer
geworden. Hinsichtlich der funktionellen Ergebnis-        Auswertung der bisher veröffentlichten Daten, die
se muss im Vergleich zu einer primären Operation          aber, wie bereits gesagt, nicht auf hoch-qualitati-
mit einer erhöhten Rate an Inkontinenz gerechnet          ven Studien beruhen. Demnach profitieren insbe-
werden. Eine erektile Dysfunktion tritt allerdings        sondere Patienten mit einem organbeschränkten
bei nahezu allen Patienten auf.                           Tumor (≤T2b), einem Gleason-Grad ≤7 und ei-
  Inzwischen hat die Salvage-Prostatektomie auch          nem präoperativen PSA-Wert von
®

Gruppe der Patienten, die die Kriterien nicht erfüll-    option wahrscheinlich Patienten, die dafür prinzipi-
ten, nur bei 11,6 % der Fall.                            ell in Frage kommen, zu selten angeboten wird.
  Die Kontinenzrate lag bei allen Patienten bei             Die europäischen und deutschen Leitlinien emp-
74 % und war somit auch bei unseren Patienten            fehlen, das Lokalrezidiv durch eine Prostatabiop-
akzeptabel, aber schlechter als nach einer primä-        sie zu sichern und Metastasen auszuschließen.
ren radikalen Prostatektomie. Bei keinem Patienten       Dabei spielt das PSMA-PET/CT trotz noch unge-
war ein Erhalt der erektilen Funktion möglich. Ins-      klärter Kostenübernahme durch die Krankenkasse
gesamt hatten 12,7 % der Patienten Komplikatio-          eine zunehmend wichtige Rolle. Vorläufige Daten
nen, die einer weiteren Therapie bedurften.              aus Studien zeigen, dass Patienten mit einem or-
  Auch unsere Untersuchung hat Limitationen be-          ganbeschränkten Tumor (≤T2b), einem Gleason-
züglich des Studiendesigns und kann deshalb nur          Grad ≤7 und einem präoperativen PSA-Wert von
Hinweise geben. Demnach konnten auch wir zei-
Prostate Cancer Outcomes (PCO)-Studie
Ergebnisse vergleichen – Unterschiede verkleinern

Von Dr. Christoph Kowalski, Deutsche Krebsgesellschaft, Ernst-Günther Carl
und Günter Feick, Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.

Dieser Beitrag informiert über Ziel, Entwicklung       tegraler Bestandteil
und erste Ergebnisse der PCO-Studie. Studienziel       die nationale PCO-
ist das Messen, Berichten und Vergleichen der Be-      Studie ist, engagierte
handlungsergebnisse des lokal begrenzten Prosta-       sich Movember. Sie Dr. Christoph Kowalski,
takrebses. Auf dem Weg zum Studienziel war die         sollten zunächst Be- © L. Vecoli
erste Aufgabe die Definition von Indikatoren zur       handlungsergebnisse
   • Messung der klinischen Behandlungsqualität        des lokal begrenzten
   • Messung der patientenberichteten 		               Prostatakrebses mit
      Gesundheit, Lebensqualität                       Hilfe des ICHOM-
   • Festlegung der Messzeitpunkte.                    Standard-Sets mes-
Mit der Absicht, dass diese Messgrößen interna-        sen und berichten. In
tional akzeptiert und in jedem Land nutzbar sein       der Folge sollen die
müssen, machten sich 29 Beteiligte aus neun Län-       gemessenen Ergeb-
dern an die Arbeit. Unterstützt wurde die Gruppe       nisse teilnehmender
vom International Consortium for Health Outco-         Kliniken verglichen
mes Measurement (Boston), finanziert durch die         werden, um die Qua-
gemeinnützige Stiftung Movember (Melbourne)            litätsunterschiede zu Ernst-Günther Carl
und koordiniert von Prof. Dr. Hartwig Huland           erkennen. Die Thera-
(Hamburg).                                             piemethoden mit den
  Sie definierten klinische Qualitätsindikatoren wie   besten Ergebnissen
Alter, Vorerkrankungen, PSA-Wert, TNM-Klassifi-        sollen allen Medizi-
kation, Gleason-Wert, Schnittrandstatus, etc. Als      nern bekannt gege-
von Patienten zu berichtende Informationen wur-        ben und von diesen
den u. a. festgelegt – Kontinenz, Sexualität, Hor-     angewendet werden
monelle Symptomatik, etc. Sie werden mit Hilfe des     können. Dieses Kon-
Patientenfragebogens Extended Prostate Cancer          zept überzeugte den
Index Composite-26 (EPIC-26) erfasst. Als Mess-        BPS, die Deutsche
zeitpunkte wurden festgelegt: 1. nach Diagnose,        K r e b s g e s e ll s ch a f t
vor Behandlung, 2. zwölf Monate nach Behand-           (DKG),          OnkoZert
lung. Alle Festlegungen wurden innerhalb eines         und die DKG-zer- Günter Feick
Jahres erarbeitet und als sogenannter ICHOM-           tifizierten       Prostata-
Standard-Set für den lokal begrenzten Prostata-        krebszentren, was in folgenden Kommentaren zum
krebs veröffentlicht (www.ichom.org/portfolio/         Ausdruck kommt: Dr. Johannes Bruns, DKG: „Kli-
localized-prostate-cancer/).                           nische Daten mit Informationen zu verbinden, wie
  Auch für die Konzipierung und Finanzierung           es dem Patienten eigentlich geht, ist das, was die
der internationalen Prostate Cancer Outcomes           Wissenschaft benötigt. Genau das tun wir mit der
– Compare & Reduce Variation Study, deren in-          PCO-Studie.“, Dr. Martin Burmester, Hannover:

                                                                             BPS-Magazin 2/2020     ǀ 11
®

„Wir halten eine Teilnahme an der Studie für sehr                                   handlung ihre Lebensqualität, ihren Gesundheits-
wichtig, weil weltweit ganz viele Männer an ihrem                                   zustand wiederum im EPIC-26 erneut mitgeteilt.
Prostatakrebs therapiert werden, ob es durch Ope-                                   Diese prä- und posttherapeutischen patientenbe-
ration oder Strahlentherapie ist – wir aber im Grun-                                richteten Informationen, zusammen mit vor und
de gar nicht wissen, wie gut eigentlich die Ergeb-                                  nach Therapie erfassten klinischen Indikatoren,
nisse im Vergleich sind.“ oder Ernst-Günther Carl,                                  einschließlich Risikoadjustierungen, ermöglichen
BPS: „Es ist die erste Studie, die in dieser Tiefe so                               einen fairen Vergleich der von den Zentren erziel-
deutlich patientenbezogene Daten erhebt, wie wir                                    ten Behandlungsergebnisse – national und inter-
sie bisher nie hatten.“.                                                            national.
   Mit diesem Verständnis kooperieren seit 2016 die                                   Die Erhebung, Prüfung und Verarbeitung der
DKG, die DKG-zertifizierten Prostatakrebszentren,                                   Daten für den nationalen und die Berichte für den
OnkoZert, Movember und der BPS bei der Durch-                                       internationalen Vergleich werden von OnkoZert
führung der nationalen PCO-Studie. Damit haben                                      und der DKG verantwortet.
sie zugleich die Beteiligung an der internationalen                                   Die Monash Universität in Melbourne organisiert
Studie gewährleistet, die mittlerweile den Namen                                    den internationalen Vergleich und hat vor kurzem
True NTH Global Registry – Prostate Cancer Out-                                     den ersten Bericht für die Periode Januar 2016 bis
comes trägt. Die hervorragende, in diesem Umfang                                    Dezember 2018 kommuniziert. Diese Daten sind
nicht zu erwartende Beteiligung von 98 DKG-zerti-                                   noch nicht risikoadjustiert. Unterschiede im Stadi-
fizierten Prostatakrebszentren ist Ausdruck der wis-                                um der Krebserkrankung, Vorerkrankungen, Alter
senschaftlichen Bedeutung, welche sie der PCO-                                      der Patienten, etc. wurden noch nicht berücksich-
Studie beimessen. Sie sind inspiriert vom Willen,                                   tigt. Aus diesem Bericht wurden folgende Messbe-
Behandlungsergebnisse zu messen, zu berichten,                                      reiche ausgewählt:
zu vergleichen und damit mögliche Optimierungen
für ihre Patienten realisieren zu können.                                           Zentrenbeteiligung an der Studie
   Bereits 22.819 Patienten haben die DKG-zerti-                                    An der PCO-Studie nehmen (Juli 2016 bis Juni
fizierten Prostatakrebszentren in Deutschland bis                                   2020) aktuell 98 DKG-zertifizierte Prostatakrebs-
            Study „Prostate Cancer Outcomes - Compare & Reduce Variation“
Juni 2020      in die PCO-Studie aufgenommen. Das
            Newsletter June 30 , 2020         th                                    zentren teil (s. Abb. 1).
beinhaltet die Dokumentati-
on der klinischen Messwer- Number of study centres on a monthly basis
te positiver ➢ Erstdiagnosen
                         Four years of PCO Study            160

und zum selben             Zeitpunkt
                                                            150                                                                                                 147 (+1)
                  ➢      No. of study centres June
                                                            140

die Antworten          der Patien-
                  ➢      No. of study patients June                                                                                                             133 (+1)
          D                                                 130
          e      2➢      New study centres                  120
          v      n
ten zu ihrer
          e
          l
                 d➢ Lebensqualität
                         New certificates                   110
                                                            100                                                                                                 98 (+5)
          o      q➢      18,427 Patients transferred to
im Fragebogen              EPIC-26.
                 M
                 u
                 a       Monash                             90
          p
          m      a
                 y
                 r➢      Letter to radiotherapists          80
Zwölf Monate
          e
          n
                 t
                 e
                  ➢ nach Therapie
                         Interface for proprietary survey   70                                                                                                       n (changes against
          t      r
                         systems                            60                                                                                                       previous quarter)

müssen dem➢ sogenannten
          s
                         DCR and QI Report Monash           50

prätherapeutischen➢
                              Daten-
                         DKG Report of Results              40
                                                            30
                                                                                                                                                                35 (-4)

satz die Angaben zu den                                     20
                                                            10

Behandlungsergebnissen                                        0

folgen. Sie
          F
          o
          r
                werden mit den-
                2                                                      DKG Certified Centres *   Centres registered **   Study Centres   Centres in preparation **

selben Methoden
          e
          s
                0
                2
                0
                           und Mit-        * DKG certified centres including PCO centres in preparation without DKG certificate yet
          i
teln erhoben
          g
          h
                    wie    die   Infor-    ** Centres “in preparation” do not meet the admission requirements yet. In total we have 1 new centre in preparation. No centre
                                           changed from “in preparation” to “study centre” (1-0=1). “Centres registered” represents the sum of study centres and centres in

mationent vor der Therapie.                preparation.

10.648 der bisher 22.819 Abb. 1. Teilnahme DKG-zertifizierter Prostatakrebszentren an PCO-Studie von Juli 2016
Studienpatienten               haben bis Juni 2020 aktuell 98 Zentren, international: 600 Zentren in 13 Ländern, © DKG/
zwölf Monate nach ihrer Be- OnkoZert

12   ǀ   BPS-Magazin 2/2020
YOUR CONTRIBUTION                                                                                                                                                               Abb. 2. Internationaler Vergleich
   The registry has received contributions from 32,510 patients at 139 participating sites (PSs) across 18 local data centres (LDCs). Recruitment numbers outlined in Figure a
                                                                                                                                                                                   der Studienteilnehmerzahlen.
   represent contribution to TrueNTH Global Registry from 01 Jan 2016 to 31 Dec 2018.                                                                                              Deutschland: 30 % aller Studi-
   Figure a: Your LDC’s contribution to TrueNTH Global Registry
                                                                                                                                                                                   enteilnehmer = höchste Teilneh-
                   Percentage of contribution to TrueNTH Global Registry

                                                                           30%
                                                                                                                                                                                   merzahl eines Landes – Quelle:
                                                                                                                                                                                   TrueNTH Global Registry Quality
                                                                                                                                                                                   Indicator Report
                                                                           20%

                                                                           10%

                                                                           0%

                                                                                                        Local data centres

                                                                                                   Your LDC             Other LDCs
                                                                                                                                                        LDC Site: DEU01
                                                                                                                             Diagnosis Period: 01 Jan 2016 - 31 Dec 2018
  Patientenbeteiligung an der Studie                                                                      Patienten mit lokal          positiv nieder. Nahezu alle
   9                                                                                                                                         Report Date: 05 May 2020
  Mit 9.648 in die Studie eingebrachten Patienten                    begrenztem hohen/sehr hohen Tumorrisiko ge-
13.(Stand
     IN MEN31.DIAGNOSED
                 Dez. 2018) waren
                               WITHdie         VERY HIGH RISK mäß
                                          DKG-zertifizierten
                                       HIGH/                                 National
                                                                     LOCALISED            Comprehensive Cancer Network
                                                                                     PROSTATE
  Zentren die aktivste Studiengruppe im internatio-                  (NCCN)-Klassifikation wurden binnen zwölf Mo-
CANCER, ACTIVE TREATMENT WAS RECEIVED WITHIN 12 MONTHS OF
  nalen Vergleich. Das ist ein großer Erfolg und un-                 naten aktiv behandelt (s. Abb. 3).
DIAGNOSIS
  terstreicht das Engagement der Zentren (s. Abb.2).
                                                                     Niedrigrisiko-Prostatakrebs und
This indicator reports on men who were diagnosed with high/ very high risk disease† and received
  Dokumentationsqualität und Umsetzung der                           Aktive Überwachung
radical treatment within 12 months of diagnostic biopsy. Figure 13 indicates where your LDC sits in
  Leitlinienempfehlungen
relation to other LDCs in terms of the percent of men diagnosed with Imhigh/
                                                                          internationalen
                                                                              very high risk Vergleich
                                                                                             disease andwurden in Deutschland
received
  In allenactive treatment within 12 months
              DKG-zertifizierten     Zentrenof diagnosis, and trend over
                                               ist die Doku-             time including
                                                                     Männer             95% confidence
                                                                                 mit Niedrigrisiko-Prostatakrebs    weniger oft
intervals (CIs).
  mentationsqualität sehr gut: beispielsweise der Tu-                mit einer Strategie der Aktiven Überwachung behan-
  morstatus
    Numerator (n)wird       Men diagnosed with high/ very high riskdelt.
                      vollständig   erfasst. Das   ist wichtig              Zumcancer
                                                                      prostate    Teil werden
                                                                                        who had diese
                                                                                                 active Patienten durch nieder-
  für die Berechnung vieler       Qualitätsindikatoren und
                            treatment within 12 months of diagnosis
                                                                     gelassene Ärzte betreut und deren Zahlen finden sich
  damit für den fairen Zentrenvergleich.                             in den Berichten der Zentren nicht wieder. Aus ande-
     Die Umsetzung
   Denominator    (N)     derMenLeitlinienempfehlungen       ist riskren
                                 diagnosed with high/ very high            Erhebungen
                                                                      prostate  cancer wissen wir, dass die Aktive Überwa-
  in DKG-zertifizierten Zentren ebenfalls vorbild-                   chung in Deutschland von Patienten generell nicht so
Figure 13: Percentage (%) of men diagnosed with high/ very high risk prostate cancer who received
  lich und schlägt sich im internationalen Vergleich
active treatment within 12 months of the diagnosis, and trend
                                                                     oft wie in anderen Ländern gewählt wird (s. Abb. 4).
                                                                                                                                                                                                   TREATMENT

                                                                                                                                          Dots
                                                                                 100%
                                                                                                                                               Your LDC
   very high risk and received active
    % of men diagnosed with high/

     treatment within 12 months of

                                                                                                                                               Other LDCs
                                                                                  80%                                                     Lines
                                                                                                                                                    Aspirational target %

                                                                                  60%                                                               Pooled median % cases met                 Abb. 3. Internationaler
                diagnosis

                                                                                                                                                    the reported indicator                    Vergleich aktiver Behand-
                                                                                  40%                                                               Pooled average % cases met                lungen für Patienten mit
                                                                                                                                                    the reported indicator                    lokal hohem/sehr hohem
                                                                                                                                                    Lower and upper                           Risiko binnen 12 Mona-
                                                                                  20%                                                               95% confidence limit
                                                                                                                                                                                              ten. Deutschland: 100 %
                                                                                                                                                    Lower and upper                           der Patienten, Internati-
                                                                                                              Your LDC: 2597/2638 (98%)             99.8% confidence limit
                                                                                   0%                                                                                                         onal: Median 80 % der
                                                                                        0   1000                       2000                                                                   Patienten – Quelle: Tru-
                                                                                             Number of cases                                                                                  eNTH Global Registry
                                                                                                                                                                                              Quality Indicator Report

                                                                             100%
                                                                                                                                                                                 Your LDC
                                                                                                                                                                                      BPS-Magazin 2/2020         ǀ 13
h/ very high
n diagnosed

2 months of
d received
treatment

                                                                                 75%
                                                                                                                                                                                 Population
gnosis

                                                                                 50%
This indicator reports on men who had low risk disease and were on active surveillance. These men met
the NCCN low risk criteria for active surveillance† . However, we recognised that there may have been
other factors involved in the treatment decision such as family history and patient preference. Figure
8 indicates where your LDC sits in relation to other LDCs in terms of the percent of men with low risk
disease who are on®active surveillance, and trend over time including 95% confidence intervals (CIs).

      Numerator (n)                                       Men with low risk prostate cancer and were on active surveillance

      Denominator (N)                                     Men with low risk prostate cancer

Figure 8: Percentage (%) of men with low risk disease who were on active surveillance and trend
                                                                                                                                                 Abb. 4. Internationaler Vergleich
                                                                                                            Dots
                                              100%                                                                                               der Behandlungen von Niedrigrisiko
         % of men who had low risk and were

                                                                                                               Your LDC
                                                                                                               Other LDCs                        Patienten mit Aktiver Überwachung
                                              80%                                                           Lines                                behandelt. Deutschland: 14 % mit
               on active surveillance

                                                                                                                                                    TREATMENT
                                                                                                                    Aspirational target %
                                                                                                                                                 Aktiver Überwachung behandelt, In-
                                              60%                                                                   Pooled median % cases met    ternational: Median 54 % mit Aktiver
                                                                                                                    the reported indicator
                                                                                                                                                 Überwachung behandelt – Quelle:
                                                                                                                    Pooled average % cases met
                                              40%                                                                   the reported indicator       TrueNTH Global Registry Quality In-
                                                                                                                    Lower and upper              dicator Report
                                              20%                                                                   95% confidence limit

                                                                                                                    Lower and upper
                                                                             Your LDC: 221/1614 (14%)               99.8% confidence limit
                                               0%
                                                     0   400         800          1200            1600
                                                                Number of cases

   Inkontinenz
            100%
                               nach Radikaler Prostatektomie,                                               MedizinerYour       nochLDC ungewohnt ist, arbeitet die Studien-
    low risk and were on
     active surveillance
     % of men who had

   externer  75%       Strahlentherapie, Brachytherapie                                                     leitung an einer verbesserten Ergebnisdarstellung
                                                                                                                              Population
   Die Ergebnisse
             50%                  an der Studie beteiligter DKG-zer-                                        und Nutzung des Fragebogens. Mit Hilfe eines bei
   tifizierter                                                                                              der Deutschen ɪ Your    LDC's
                                                                                                                                           Krebshilfe zur Finanzierung bean-
             25% Zentren in Deutschland bewegen sich im
                                                                                                                              95% CI

   internationalen
               0%
                                  Mittelfeld.        Das      ist ein     gutes      Ergeb-                 tragten         Projektes
                                                                                                                              Population
                                                                                                                              95% CI
                                                                                                                                              sollen Berechnungen relevanter
   nis. Durch Kommunikation mit                          Year ofZentren,
                                                                 diagnosis       die noch                   Ergebnisunterschiede und ihre graphischen Aufbe-
   bessereJan-Jun   Ergebnisse
                   2016              2016erzielen
                                   Jul-Dec
                                                        konnten,
                                                    Jan-Jun
                                                     2017                 eröffnen
                                                                      Jul-Dec
                                                                       2017                sich
                                                                                       Jan-Jun
                                                                                         2018
                                                                                                            reitungen
                                                                                                          Jul-Dec
                                                                                                            2018
                                                                                                                                weiterentwickelt werden. Für Patienten,
   Optimierungsmöglichkeiten.
      LDC:
             n
                                                 0
                                                 9
                                                          0
                                                         15
                                                                      0
                                                                      34
                                                                                     0
                                                                                     41
                                                                                                      0
                                                                                                      66
                                                                                                            die ihre Lebensqualität erfassen und im Gespräch
                                                                                                                       0
                                                                                                                       56

      Die Monash Universität hat Behandlungsergeb-
             N
  %Total (n/N)
                                                 25
                                                 36%
                                                         102
                                                         15%
                                                                     338
                                                                     10%
                                                                                    324
                                                                                    13%
                                                                                                     480
                                                                                                     14%
                                                                                                            mit ihren Ärzten schildern und besprechen möchten,
                                                                                                                      345
                                                                                                                      16%

   nisse
Population:
              B
               der     anderen           zwölf   0
                                                 0an      der
                                                          0
                                                          0      Studie
                                                                      0
                                                                      0       beteiligten
                                                                                     0
                                                                                     0
                                                                                                      0
                                                                                                      0
                                                                                                            ist der Fragebogen EPIC-26 ebenfalls geeignet.
                                                                                                                       0
                                                                                                                       0

   Länder    n
             N     noch nicht risikoadjustiert. Informationen
                                                 116
                                                 169
                                                         141
                                                         313
                                                                     595
                                                                     1206
                                                                                    626
                                                                                    1173
                                                                                                     595
                                                                                                     1272      Die ausgezeichnete Patientenbeteiligung und das
                                                                                                                      565
                                                                                                                      1128
  %Total (n/N)
                                                                                                            hervorragende Engagement der PCO-Studienzen-
                                                 69%     45%         49%            53%              47%              50%
   zum Alter der Patienten und zur Schwere der Er-
   krankungen wurden noch nicht berücksichtigt.                                                             tren sind Qualitäten und Verdienste in sich. Anteil
      Damit sind adäquate Vergleiche mit Studienzen-                                                        daran hat auch der glückliche und mehr noch der
   tren anderer Länder sind zum jetzigen Zeitpunkt-                                                         hart erarbeitete Fakt – das DKG-Zertifizierungssys-
   noch        nicht
                 disease ismöglich.         Den      DKG-zertifizierten                 6 AND clinical stagetem.
                                                           10ng/mL AND Gleason score Zent-                             Personen
                                                                                                                             from highest im
                                                                                                                                          PSA, DKG-Zertifizierungssystem und
†
 NOTE:  Low risk           defined as men who had a PSA                ≤                         ≤           T1 - T2a (taken
highest Gleason score and highest clinical stage prior to treatment recorded in registry). Men without a clinical T recorded in their medical
   ren hat die nationale Studienleitung jedoch bereits
record are deemed at low risk if their PSA was 10 and they had Gleason score 6 .
                                                               ≤                           ≤
                                                                                                            in der PCO-Studienleitung, PD Dr. Simone Wessel-
   zusätzliche Auswertungen verfügbar gemacht, in                                                           mann, Dr. Christoph Kowalski, sowie im Deutschen
19 denen die unterschiedliche Zusammensetzung ih-                                                           Datenkoordinierungszentrum OnkoZert GmbH,
   rer Patientenkollektive berücksichtigt wird.                                                             Sebastian Dieng, Alisa Oesterle tragen entschei-
                                                                                                            dend zur Bewältigung der Herausforderung der
   Wie geht es weiter?                                                                                      PCO-Studie bei. Die Ergebnisse der gemeinsamen
   Gemäß Studienkonzept beginnt nach der Ver-                                                               Anstrengungen der Studienzentren und der Studi-
   gleichsphase die Phase der Verringerung der                                                              enleitung werden von den internationalen Studien-
   Unterschiede in den Behandlungsergebnissen.                                                              partnern anerkennend und lobend kommentiert.
   Folglich bemüht sich die nationale Studienleitung                                                        Der BPS hatte das Privileg an der Definierung der
   nun, die teilnehmenden Studienzentren für die ri-                                                        Messgrößen für die Behandlungsqualität mitzuar-
   sikoadjustierten Behandlungsergebnisse und dar-                                                          beiten, und er vertritt die Patienteninteressen auch
   aus resultierende Ergebnisvergleiche zu sensibili-                                                       durch seine Beteiligung an der PCO-Studie.
   sieren. Mit diesen Informationen können Zentren                                                             Auf Fragen und Anregungen zur PCO-Studie
   gewünschte Ergebnisoptimierungen planen.                                                                 freuen wir uns. Schreiben Sie einfach eine E-Mail
      Da die Verwendung der deutschsprachigen Fas-                                                          an kowalski@krebsgesellschaft.de oder info@pro-
   sung des Patientenfragebogens EPIC-26 für manche                                                         statakrebs-bps.de.

       14                           ǀ         BPS-Magazin 2/2020
20 Jahre BPS
– Männer der ersten Stunde(n)

N
         achdem wir im vorigen Magazin der Gründung des BPS, seines Gründungsvorsitzenden und ei-
         niger Meilensteine in der 20-jährigen Geschichte des Verbands gedachten, wollen wir heute die
         Erinnerung an einige Männer der ersten Stunde(n) wachrufen. So unterschiedlich diese Männer
sind, so verschieden sind die Erinnerungen an sie und das, was sie uns hinterließen.
  Nicht alle waren wie Oskar Blum und Uwe Peters Gründungsmitglieder des BPS. Aber alle haben sie
Spuren im BPS hinterlassen. Ihren Weg in ihrem Sinne fortzusetzen, ist die beste Würdigung ihrer Taten, ist
das Denkmal, das wir ihnen im Geiste errichten.

Wie alles begann ...
Über Wolfgang Jacob, Gründungsmitglied und Leiter der Selbsthilfegruppe Wiesbaden und Umgebung

(Red. ws) Gemeinsam mit dem Bürgerkolleg der           tausch und Beratungsangebote zu diesem Thema
Wiesbaden-Stiftung stellte der Wiesbadener Kurier      gab. (…) Aber das Interesse war groß, auch in den
seinen Lesern engagierte Ehrenamtler vor. In der       Reihen der Mitpatienten in der Reha-Einrichtung“.
Ausgabe vom 23. Juni 2020 erschien ein Inter-
view, das Barbara Yurtöven mit Wolfgang Jacob
geführt hat.
  „,Ich bin immer noch ein Wiesbadener Bub in
meinem Herzen’, sagte Wolfgang Jacob, engagier-
ter Ehrenamtlicher der Prostata-Selbsthilfegruppe
Wiesbaden und Umgebung, auch wenn er vor 18
Jahren mit seiner Frau nach Idstein gezogen ist“.
So beginnt der Artikel, um dann auf Erkrankung
und die daraus folgenden Konsequenzen einzuge-
hen.
  „Vor 22 Jahren hatte ihn die Diagnose Prosta-
takrebs aus heiterem Himmel getroffen. Das war
damals noch für viele ein unbeschriebenes Blatt,
kann er sich noch gut erinnern.“ Dann folgten
Operation und Frühpensionierung mit 54 Jahren.
Der damalige Verwaltungsbeamte im Strafvollzug
dazu: „,Eine Zwangspensionierung, die nicht hät-
te sein müssen’, so sieht es Jacob heute“, zitiert
ihn die Zeitung, um dann weiter die Situation von
vor 22 Jahren zu beschreiben. „Als Betroffener
hatte er damals festgestellt, dass es wenig Aus-                                    Wolfgang Jacob, © privat

2/2020 Sonderseiten                                                                                     15
                                                                                                         1
Deshalb gründete Wolfgang Jacob 1998 dann die        auch dann noch hinhören, wenn Männer bereits
Prostata-Selbsthilfegruppe Wiesbaden und Umge-       „zugemacht“ hätten.
bung. Die Zeitung weiß ferner zu berichten, dass       Wolfgang Jacob erhielt für sein Engagement die
Wolfgang Jacob „später auch Mitgründer des Lan-      Wiesbadener Bürgermedaillen in Silber und Gold
desverbands Hessen sowie des Bundesverbands          (darüber berichteten wir im Heft 1/2020 bereits
Prostatakrebs Selbsthilfe“ war.                      ausführlich). Wichtig ist ihm jedoch die „Unterstüt-
  Aus 22 Jahren in der Leitung seiner Selbsthilfe-   zung der Betroffenen: „Deren Dankeschön bedeu-
gruppe zieht er die Erkenntnis, „Um Ängste zu neh-   tet mir mehr als jede Auszeichnung“. So beschreibt
men, ist ein Gespräch unter vier Augen oder vier     ein stets für andere im Einsatz Befindlicher auch
Ohren durch nichts zu ersetzen“. Er rät aber auch    nach über 20 Jahren seine Motivation. Deshalb
Männern, „zur Besprechung eines Befunds immer        erinnern wir heute an ihn als Mann der ersten
ihre Frau mitzunehmen“. Schließlich würde diese      Stunde.

Oskar Blum – Versuch eines Porträts über einen,
der den BPS mitgründete
Von Christian Geltl, Vorsitzender des Landesverbands Bayern

Nennt man Oskar einen Mann der ersten Stunde,        sundheitsministerin erhielt er 2018 die Bayerische
so macht ihn das stolz. Zu Recht. Doch der Reihe     Staatsmedaille für Verdienste um Gesundheit und
nach:                                                Pflege.
   Oskar Blum erkrankte 1997 an Prostatakrebs.         Wer Oskar näher kennt, der weiß von seinem
Über seine Erfahrung und den Umgang mit der          schier unerschöpflichen Quell an neuen Ideen.
Krankheit berichtete er in einem Interview der       So „schwatzte“ er dem Oberbürgermeister einen
Landshuter Zeitung vom 12. Mai 2020. Oskars          Schaukasten in Bahnhofsnähe ab, und seit der Zeit
erster Gedanke war, wer kann mir helfen, mit         finden dort die auf Busse wartenden Reisenden
wem kann ich darüber reden. Mit Hilfe seines Arz-    Informationen zur Prostatakrebs Selbsthilfegruppe
tes fand er andere Betroffene und gründete eine      Landshut.
Selbsthilfegruppe in Landshut. Seine Motivation
dafür beschrieb er in dem Interview damit, dass
ihm klargeworden sei, es brauche einen vertrau-
lichen Rahmen für Gespräche. Die Zeitung zitiert
Oskar mit den Worten „Das ist auch für die Frauen
der Betroffenen wichtig“.
   Als Mann der ersten Stunde erwies sich Oskar
Blum auch am 15. September 2000, an dem Tag,
als der BPS aus der Taufe gehoben wurde. Er trat
mit seiner Selbsthilfegruppe dem BPS bei. Im vo-
rigen Jahr dankte ihm „sein“ BPS für die langjäh-
rige Tätigkeit als SHG-Leiter und zeichnete Oskar
mit dem Großen Verbandsabzeichen des BPS in          Oskar Blum und seine Frau Christa im Juni 2019 bei der
Gold aus. Aus den Händen der bayerischen Ge-         Verleihung des Großen Verbandsabzeichens in Gold

 2
16
                                                                                   Sonderseiten 2/2020
Als sich die bayerischen Selbsthilfegruppen 2017     sprächspartner und Unterstützung. Er konnte seine
in Landshut zur Gründung ihres Landesverbands          Ziele verwirklichen und anderen Hilfe geben. Er
trafen, hatte sich Oskar eine Plakataktion für die     fühlt sich heute noch dem BPS so verbunden wie
vielen Litfaßsäulen der Stadt finanzieren lassen.      vor 20 Jahren.
Überhaupt, wen Oskar um etwas bittet, der schätzt        Nun hat Oskar in mir einen Nachfolger gefun-
sich glücklich, ihm diesen Wunsch erfüllen zu dür-     den, dem er seine SHG anvertraute. Von Ruhe-
fen. Diese Fähigkeit setzte er auch stets dann ein,    stand kann bei Oskar allerdings noch nicht die
wenn es um das Projekt „Hygienebehälter in Her-        Rede sein. Nach wie vor kümmert er sich zusam-
rentoiletten“ ging.                                    men mit seiner Gattin Christa um die Auslagen
  Im BPS fand Oskar Blum die Heimat, die er für        der Informationsmaterialien im Klinikum und un-
seine Selbsthilfegruppe gesucht hat. Er fand Ge-       terstützt auch sonst nach Kräften.

Uwe Peters und Wil de Jongh – Männer der ersten Stunde
Von Ralf-Rainer Damm, Internetredakteur und Mitglied der BPS-Beratungshotline

Am 1. Juni dieses Jahres wurde die Internetpräsenz       Heute, zwanzig Jahre später, ist es fast nicht mehr
KISP (ursprünglich „Kontakt- und Informations-         möglich, sich die damalige Situation vorzustellen:
stelle zum Prostatakrebs, heute KISP – Hilfe bei       Wer von der Diagnose „Sie haben Prostatakrebs!“
Prostatakrebs) 20 Jahre alt. Ich möchte hier an den    überrascht wurde, war auf sich allein gestellt oder
Gründer dieser ersten deutschsprachigen Internet-      auf Gedeih und Verderb auf seinen Arzt angewie-
seite zu Prostatakrebs von Patienten für Patienten     sen, dessen Qualität und dessen Kenntnisse über
erinnern, Uwe Peters, der mit Fug und Recht als ein    diese Erkrankung er nicht einschätzen konnte. Von
Mann der allerersten Stunde bezeichnet werden          Uwe Peters konnte man über seine Internetseite
kann und der am 1. Juni 2000 die KISP gründete.
  Dieser Tag lag für mich noch in der einigerma-
ßen sorgenlosen prädiagnostischen Zeit, als ich die
Krankheit „Prostatakrebs“ nur vom Hörensagen
kannte. Das änderte sich aber am 16. November
desselben Jahres, als ich von meinem damaligen
Urologen erfuhr, dass die Prostata-Biopsie „Ja, lei-
der, leider“ positiv ausgefallen war.
  Nachdem ich die Schockstarre überwunden hatte,
begann ich, im Internet zu recherchieren. Ich weiß
nicht mehr, welche Suchwörter ich eingab – Google
war da gerade drei Jahre alt – aber es dauerte nicht
lange, bis ich auf die Seite „www.prostatakrebse.
de“ eines gewissen Uwe Peters stieß, auf der er über
seine eigene Prostatakrebs-Historie berichtete und
erste laienverständliche Abhandlungen zum Prosta-
takrebs veröffentlichte – bis zum Ende seines Lebens
sollten es ziemlich genau 100 Artikel werden.                                             Uwe Peters, © Stern

2/2020 Sonderseiten                                                                                      17
                                                                                                          3
erstmals lernen, dass die von den damaligen Ärz-       es damals schon gab, und war dann im KISP- und
ten fast routinemäßig verbreitete schlichte Formel     später im BPS-Forum sehr aktiv.
„Prostata raus – Krebs raus!“ durchaus nicht im-         Uwe Peters gehörte zu den acht Begründern des
mer zutrifft. Uwe drückte diese Erkenntnis um eini-    BPS, schaffte es aber, sich mit allen BPS-Kollegen
ges drastischer aus als ich jetzt, so wie er auch in   zu überwerfen und dann bis kurz vor seinem Tod
späteren Artikeln kein Blatt vor den Mund nahm         den BPS zu befehden, der etwa im Mai oder Juni
und gerne einmal die Ärzteschaft heftig anging,        2001 seine eigene Internetpräsenz und sein eige-
was ihm unter dieser verständlicherweise wenig         nes Diskussionsforum in Betrieb nahm. Damit gab
Freundschaft einbrachte.                               es nun zwei deutschsprachige Patientenforen zum
  Im Dezember des Jahres 2000 richtete ihm             Prostatakrebs, in denen dieselben Leute dieselben
sein Webmaster auf der KISP-Präsenz eine nach          Fragen stellten, die in beiden Foren von den den-
heutigen Maßstäben sehr schlichte, aber funktio-       selben anderen Leuten beantwortet wurden – eine
nierende Forums-Software ein, und damit brach          ziemlich blöde Situation.
für Pro­statakrebspatienten im deutschsprachigen         Uwe Peters verstarb am 24. November 2003 im
Raum ein neues Zeitalter an. Es lief allerdings        Alter von gerade 62 Jahren an metastasiertem Pro-
                                                                                  statakrebs. Wenige Tage
                                                                                  vor seinem Tod hatte er
                                                                                  sich noch mit dem da-
                                                                                  maligen     Vorsitzenden
                                                                                  des BPS und dessen
                                                                                  Gründer, dem inzwi-
                                                                                  schen ebenfalls verstor-
                                                                                  benen Wolfgang Petter,

                                                                                 (links) Wil de Jongh; (rechts)
                                                                                 Wil de Jongh-Medaille des
                                                                                 BPS

so gemächlich an, dass Uwe Peters schon daran          und dessen damaligem Stellvertreter, dem ebenso
dachte, das Forum wieder zu schließen – mangels        verstorbenen Christian Ligensa, ausgesöhnt, was
Interesse. Erst eine Handvoll Betroffener waren        für alle drei eine Erleichterung war und eigentlich
Forumsteilnehmer geworden, das Medium war für          viel früher hätte geschehen sollen und können.
die allermeisten noch zu neu und noch nicht viele        Nach Uwe Peters´ Tod wurde beschlossen, die
hatten einen PC und Internetzugang.                    beiden parallel bestehenden Foren zu vereinen,
  Einer der ersten Forumsnutzer war der unverges-      und seit dem 1. Mai 2004 gibt es das „Gemeinsa-
sene Wil de Jongh aus den Niederlanden, der uns        me Forum zum Prostatakrebs von BPS und KISP“,
allen mit seiner eigenen Diagnose und Behand-          das mit Abstand meistfrequentierte Diskussions-
lung um einige Jahre voraus war und der diese          zentrum zum Prostatakrebs im deutschsprachigen
Zeit genutzt hatte, sich ein unvergleichliches und     Raum, hervorgegangen aus dem von Uwe Peters
im deutschsprachigen Raum konkurrenzloses Wis-         im Jahr 2000 ins Leben gerufenem Forum.
sen über Prostatakrebs anzueignen. Er war bis            Wil de Jongh verstarb wenig später am 31.
dato in amerikanischen Foren tätig gewesen, die        März 2004 im Alter von 73 Jahren an metasta-

 4
18
                                                                                   Sonderseiten 2/2020
Sie können auch lesen