RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO

 
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RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
März · 1/2021

    MITGLIEDER
RUNDSCHREIBEN

DGHO
                4   DGHO
                                   18   DGHO
                                                              19
COVID-19            Stipendien &        Studie „Gender-
                    Preise              parität 2021­–2022“
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
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RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
DGHO

                    INHALT                                          Editorial
                                                                    L   iebe Kolleginnen und Kollegen,
                                                                        liebe Mitglieder der DGHO,
                                                                    liebe Freundinnen und Freunde,
                                                                                                                ronavirus-Impfverordnung erreichen.
                                                                                                                Patienten mit malignen hämatologi-
                                                                                                                schen Erkrankungen oder behandlungs-
                                                                                                                bedürftigen soliden Tumorerkrankun-
                                                                    thematisch schließt die vorliegende         gen, die nicht in Remission sind oder
                                                                    Ausgabe des Mitgliederrundschreibens        deren Remissionsdauer weniger als fünf
                                                                    an das letzte Heft des Jahres 2020 an –     Jahre beträgt, werden jetzt in die Prio-
                                                                    notgedrungen, denn immer noch stellt        rität „hoch“ eingestuft. Zusätzlich gibt
                                                                    uns das SARS-CoV-2-Virus vor unge-          es eine Option für Patienten mit schwe-
                                                                    ahnte Herausforderungen. In unserem         ren, nicht-malignen, hämatologischen
                    DGHO                                            klinischen Alltag ist COVID-19 ein          Erkrankungen z. B. aplastische Anämie
                                                                    wichtiger Aspekt geworden, den wir bei      oder Sichelzellkrankheit. Das ist ein
                    COVID-19: Schutzimpfung�������� 4
                                                                    unseren Entscheidungen und Hand-            großer Erfolg, den wir für unsere Pati-
                    COVID-19: Neue Arzneimittel��� 8               lungen berücksichtigen müssen. Aber         enten erreicht haben.
                                                                    auch bspw. aufgrund von Einschrän-          Neben dem großen Engagement vieler
                    COVID-19: Faktencheck
                                                                    kungen in unseren eigenen sozialen          Kolleginnen und Kollegen im Zusam-
                    für Krebspatienten������������������� 14
                                                                    Bezügen spüren wir die Wirkmächtig-         menhang mit COVID-19 ist die DGHO
                    Reaktivierung                                   keit der COVID-19-Pandemie. Diese           auch in vielen anderen Bereichen wei-
                    Arbeitskreis eHealth����������������� 17       Doppelbelastung im klinischen und           terhin eine äußerst aktive Fachge-
                    Stipendien-Initiative &                         privaten Alltag fordert uns alle und will   sellschaft. So freuen wir uns, über die
                    Preisausschreiben �������������������� 18      bewältigt werden.                           Gründung des Arbeitskreises „Diversi-
                                                                    Aber es gibt endlich auch positive Ent-     täts- und Individualmedizin“ berichten
                    Start für die Studie                            wicklungen. Die COVID-19-Schutzimp-         zu können. Darüber hinaus finden Sie
                    „Genderparität 2021 – 2022“��� 19              fung ist – wenn auch zu Beginn nach         im vorliegenden Mitgliederrundschrei-
                    Gründung Arbeitskreis                           unser aller Eindruck politisch unkoor-      ben einen Aufruf zur Gründung eines
                    Diversitäts- und                                diniert und schleppend – angelaufen.        Arbeitskreises „Patient Reported Out-
                    Individualmedizin��������������������� 20      Die Zulassungsgeschwindigkeit bei den       come“ (PRO). Zur Mitarbeit in beiden
                                                                    zurzeit zur Verfügung stehenden Impf-       Arbeitskreisen laden wir Sie sehr herz-
                    Aufruf Gründung                                 stoffen von BioNTech/Pfizer, ­  Moderna     lich ein! Ebenfalls freuen wir uns über
                    Arbeitskreis PRO������������������������ 21    und AstraZeneca war – verglichen            den baldigen Start der Studie „Gender-
                    Kompetenzzentren für                            mit regulären Zulassungsverfahren           parität 2021 – 2022“.
                    Medikamentöse Tumor-                            – durch Rolling Review-Verfahren ex-        Vom 1. bis 4. Oktober 2021 findet die
                    therapie (KoMedT)������������������� 24        trem schnell. Weitere Vakzine, so von       Jahrestagung der Deutschen, Öster-
                                                                    Johnson&Johnson und Curevac, werden         reichischen und Schweizerischen Ge-
                                                                    dieses Jahr noch zugelassen werden. Die     sellschaften für Hämatologie und Me-
                    Historische Forschungsstelle                    COVID-19-Schutzimpfung ist eine zent-       dizinische Onkologie in Berlin statt.
                                                                    rale Säule in der Bekämpfung der globa-     Aktuell planen Prof. Andreas Macken-
                    Hirschfeld Erinnern, update����� 25
                                                                    len Pandemie. Unsere Patienten und wir      sen, Kongresspräsident, sein Team und
                                                                    alle haben also Grund zur Hoffnung.         die DGHO Service GmbH die Jahresta-
                                                                    Unsere eigenen DGHO-anti-COVID-             gung in einem Hybrid-Format. Unter
                    Deutsche Stiftung für junge
                                                                    19-Aktivitäten haben auch nicht nach-       welchen Bedingungen der Kongress
                    Erwachsene mit Krebs
                                                                    gelassen. So konnten wir – gemeinsam        letztlich stattfinden kann, wird sich in
                    Projektberichte������������������������� 30    mit weiteren wissenschaftlichen me-         den nächsten Monaten zeigen. In jedem
                                                                    dizinischen Fachgesellschaften und          Fall aber laden wir Sie schon heute ein,
                    Berater-Suche��������������������������� 31
                                                                    Patientenorganisationen – durch be-         Ihre Abstracts einzureichen und so zu
                                                                    harrliche inhaltliche und gesundheits-      einem spannenden wissenschaftlichen
                                                                    politische Arbeit eine Änderung der Co-     Programm beizutragen!
                    Veranstaltungen
                    Jahrestagung 2021: Grußwort
                    des Kongresspräsidenten &
                    Call for Abstracts ��������������������� 22
                    Veranstaltungshinweise����������� 32
                                                                    Lorenz Trümper                              Hermann Einsele
                                                                    Geschäftsführender Vorsitzender             Vorsitzender
                    DGHO Intern
Titelbild: unicom

                    Bewerbung um die
                    Mitgliedschaft��������������������������� 33
                                                                    Maike de Wit                                Ingo Tamm
                                                                    Mitglied im Vorstand                        Mitglied im Vorstand

                                                                                                                      DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021   3
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
DGHO

    Positionspapier

    COVID-19-Schutzimpfung bei Patienten
    mit aktiver Krebserkrankung
                                                                             In der bisherigen Priorisierung für den Zugang zur COVID-
      Aktueller Hinweis zur COVID-19-Schutzimpfung                           19-Schutzimpfung werden Krebspatienten in ihrer Gesamt-
      Am 8. Februar 2021 wurde die Änderung der Coronavirus-                 heit erst in der dritten Stufe, d. h. mit „erhöhter“ Priorität
      Impfverordnung veröffentlicht. Sie sieht jetzt unter § 3, Absatz       berücksichtigt. Wir halten eine differenzierte Bewertung der
      1 Nummer 2d eine hohe Priorität vor für: Personen mit malig-           Aktivität von Krebserkrankungen – auch in der praktischen
      nen hämatologischen Erkrankungen oder behandlungsbe-                   Umsetzung ­– für sinnvoll und machbar.
      dürftigen soliden Tumorerkrankungen, die nicht in Remission
      sind oder deren Remissionsdauer weniger als fünf Jahre                 Mortalität von Krebspatienten im Vergleich
      beträgt, (…) https://bit.ly/2MKUvrz                                    zu Nicht-Krebspatienten
      Zusätzlich gibt es unter § 3, Absatz 1 Nummer 2j eine Option           SARS-CoV-2 gehört zu den respiratorischen Viren (Commu-
      für Patienten mit schweren, nicht-malignen, hämatologischen            nity acquired respiratory viruses = CARV), die obere und un-
      Erkrankungen z. B. aplastische Anämie oder Sichelzellkrank-            tere Atemwegsinfektionen auslösen können. Es wurde Ende
      heit.                                                                  2019 in China als Auslöser der Infektionskrankheit COVID-19
                                                                             identifiziert. Inzwischen sind weltweit über 100.000.000
                                                                             Personen infiziert. Während die Infektion bei der großen
                                                                             Mehrzahl der SARS-CoV-2-positiven Personen a- oder oligo-
    Zusammenfassung                                                          symptomatisch verläuft, kann COVID-19 bei 10-15% der In-
    Bereits in der ersten Welle von COVID-19 in China und an-                fizierten ein komplexes, lebensbedrohliches Krankheitsbild
    schließend weltweit ergaben sich Hinweise auf eine beson-                auslösen. Weltweit sind inzwischen über 2.000.000 Patienten
    dere Gefährdung von Patienten mit aktiver Krebserkrankung                an COVID-19 verstorben [1].
    bei einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus. Aktuelle Da-               Schon frühzeitig in der Pandemie wurden Risikofaktoren
    ten bestätigen, dass COVID-19 bei diesen Patienten in allen              für einen schweren Krankheitsverlauf beschrieben. Hierzu
    Altersgruppen mit einer erhöhten Morbidität und vor allem                gehören u. a. höheres Alter, männliches Geschlecht, redu-
    einer signifikant erhöhten Mortalität assoziiert ist. Wir lei-           zierter Allgemeinzustand und Komorbidität [1-4]. Eine der
    ten daraus folgende Forderungen ab:                                      Prognose-relevanten Komorbiditäten ist Krebs, insbesonde-
                                                                             re bei aktiver Erkrankung [5]. In zahlreichen, internationalen
    • rascher Zugang zur Schutzimpfung für                                   Registeranalysen wurde eine signifikant höhere Mortalität
      · Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankun-                    bei Krebspatienten im Vergleich zu Patienten ohne Krebs-
        gen, insbesondere akuten und chronischen Leukämien,                  erkrankungen beschrieben, allerdings mit großen Schwan-
        malignen Lymphomen und Multiplem Myelom;                             kungsbreiten [6-15]. Inzwischen liegen Daten von Metaana-
      · Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren, deren               lysen und vergleichende Daten vor, siehe Tabelle 1.
        Erkrankung nicht in Remission ist oder deren Remissi-
        onsdauer
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
COVID-19 Schutzimpfung bei Patienten mit aktiver Krebserkrankung                                                                                                                                                                   DGHO

                                                                                               COVID-19 – bedingte Mortalität
                                                                                                         LEOSS-Register (20. Januar 2021)

                                                                             Alle Patienten                                                                                   Intensivpflichtige Patienten
    survival probability (%)

                                                                                                                                                                                                                  Non-cancer pts

                                                                                                                                       survival probability
                                                                                                 Non-cancer pts
                                                                                                                                                                                                     Cancer pts

                                                                                        Cancer pts

                                                                      day since diagnostic                                                                                         ICU length of stay, days

                               COVID-19-bedingte Sterblichkeit nach 30 Tagen                                                                                  COVID-19-bedingte Sterblichkeit nach 30 Tagen
                                · nicht onkologische Patienten       395/ 3.488                      (11.3%)                                                   · nicht onkologische Patienten       231/752       (30,7%)
                                · onkologische Patienten             97/ 514                         (18.9%)                                                   · onkologische Patienten             48/124        (38,7%)
                               COVID-19-bedingte Mortalität (gesamt)                                                                                          COVID-19-bedingte Mortalität (gesamt)
                                · nicht onkologische Patienten       422/ 3.488                      (12.1%)                                                   · nicht-onkologische Patienten       236/752       (31,4%)
                                · onkologische Patienten             105/514                         (20.5%)                                                   · onkologische Patienten             50/124        (40,3%)
                               p-Wert
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
DGHO                                                                                                                              COVID-19 Schutzimpfung bei Patienten mit aktiver Krebserkrankung

                                             Created by Ziad Bakouny and The COVID-19 and Cancer Consortium (CCC19)

                                                                               The number of patients with non-missing data is 2175 (99.5%)

                                                                                             Death within 30 days                            No                   Yes

                                     100 %

                                      75 %
              30-day Mortality (%)

                                                      75,3 %                                                                                                            78,5 %
                                                                                              84,5 %                                          88,4 %
                                      50 %

                                      25 %

                                                      24,7 %                                                                                                            21,5 %
                                                                                              15,5 %                                          11,6 %
                                       0%
                                                         Active, progressing

                                                                                                Active, stable/respondling

                                                                                                                                                  Remission/NED

                                                                                                                                                                          Unknown
                                                                                                                             Cancer Status

    Abbildung 3: Mortalität von Krebspatienten mit COVID-19 in Abhängigkeit von der Aktivität der Erkrankung (CCC19) [17]

    Risikofaktor Aktive Krebserkrankung                                                                                           Lungenkarzinom und pulmonaler Vorerkrankung. Deshalb
    Bei der Bewertung des Risikofaktors Krebs muss zusätzlich                                                                     halten wir zum jetzigen Zeitpunkt eine detailliertere Eintei-
    zur Diagnose der Krebserkrankung auch deren Aktivität be-                                                                     lung von Risikogruppen innerhalb der Patienten mit aktiver
    rücksichtigt werden. Das ist nicht ganz einfach, weil viele                                                                   Krebserkrankung für verfrüht.
    Register initial nur den anamnestischen Faktor „Krebs“ er-
    fasst hatten und eine umfassende und tiefe Dokumentation                                                                      Schlussfolgerungen
    vor allem in der Anfangsphase der Pandemie fehlte. Dadurch                                                                    Auf der Basis der bisherigen und der aktuellen Daten sehen
    wurden auch in Deutschland Daten kommuniziert, die das                                                                        wir eine hohe Priorität für die Schutzimpfung von Patien-
    Sterblichkeitsrisiko der Krebspatienten nicht vollständig ab-                                                                 ten mit hämatologischen Erkrankungen und Patienten mit
    bildeten [20].                                                                                                                soliden Tumoren und aktiver Krebserkrankung, auch im Ver-
                                                                                                                                  gleich mit anderen Risikogruppen in dieser Stufe der Prio-
    Entscheidend bei Krebspatienten sind der Status und die                                                                       risierung [24]. Die Grundlagen des Shared Decision Making
    Aktivität der Erkrankung. Eine aktuelle Analyse des CCC-                                                                      zwischen Arzt und Patient bei der patientenindividuellen
    19-Registers aus den USA mit Daten von fast 30.000 Patien-                                                                    Entscheidungsfindung über die Durchführung einer Schutz-
    ten (Tabelle 1) bestätigt die ungünstige Prognose bei aktiver                                                                 impfung werden durch diesen Vorschlag für eine hohe Pri-
    Krebserkrankung [17], siehe Abbildung 3.                                                                                      orität von Krebspatienten beim Zugang zur Schutzimpfung
                                                                                                                                  nicht beeinträchtigt [5, 25].
    Die Sterblichkeit ist mit 24,7% am höchsten bei Patienten                                                                     Bei Verfügbarkeit neuer antiviral wirksamer Arzneimittel
    mit aktiver, progredienter Krebserkrankung, während Pati-                                                                     wird in absehbarer Zeit auch zu diskutieren sein, ob ein frü-
    enten in Remission „nur“ eine Sterblichkeitsrate von 11,6%                                                                    her Einsatz von monoklonalen Antikörpern, Kinase-Inhibi-
    haben.                                                                                                                        toren und/oder Rekonvaleszentenplasma bei an COVID-19
                                                                                                                                  erkrankten Patienten mit aktiver Krebserkrankung sinnvoll
    Inzwischen liegen Berichte für viele einzelne Tumorentitä-                                                                    ist. Eine solche Therapie könnte auch die derzeit steigende
    ten vor [5, 6]. Dabei zeigt sich eine Tendenz, dass insbeson-                                                                 Zahl von Krebspatienten mit prolongierter Ausscheidung
    dere Patienten mit hämatologischen und pulmonalen Neo-                                                                        von SARS-CoV-2 (Shedding) nach einer COVID-19-Infektion
    plasien eine ungünstige Prognose aufweisen, dies konnte u.                                                                    senken [26, 27].
    a. in den Niederlanden gezeigt werden [21, 22]. Allerdings                                                                    Diese Behandlungsperspektiven entbinden uns nicht von der
    sind diese Patientengruppen in sich in Bezug auf die Diagno-                                                                  Verpflichtung, das Auftreten von COVID-19 bei den Patien-
    se, das Erkrankungsstadium, die Biologie, die Therapie und                                                                    ten mit aktiver Krebserkrankung mit den derzeit zur Verfü-
    die Komorbiditäten sehr heterogen, z. B. bei Patienten mit                                                                    gung stehenden Mitteln zu verhindern.

6   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
COVID-19 Schutzimpfung bei Patienten mit aktiver Krebserkrankung                                                                                      DGHO

Literatur
1. WHO Coronavirus Disease (COVID-19) Dashboard. Data last updated:              16. Saini KS, Tagliamento M, Lambertini M et al.: Mortality in patients
   2021/1/26, 4:50pm CET; https://covid19.who.int/                                   with cancer and coronavirus disease 2019: A systematic review and
2. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV_                pooled analysis of 52 studies. Eur J Cancer 139:43-50, 2020. DOI:
   node.html;jsessionid=57B91F291A3125A8213D01E6115FE532.inter-                      10.1016/j.ejca.2020.08.011
   net081                                                                        17. COVID-19 and Cancer Consortium (CCC19), Zugriff 23. Januar 2021,
3. https://www.dgim.de/fileadmin/user_upload/PDF/Publikationen/Archiv/               ­https://public.tableau.com/profile/reboot.rx#!/vizhome/covidcancer/Pub-
   Positionspapiere_und_Stellungnahmen/FINAL_DGIM_20210107_Stel-                     lishedClinicalStudies
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12. Palmieri C et al.: Prospective data of first 1,797 hospitalised patients         Infectious SARS-CoV-2 Shedding from an Asymptomatic Immuno-
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    emerging Infections Consortium, WHO Coronavirus Clinical Characte-           27. https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-
    risation Consortium. Ann Oncol 3 (suppl_4):S934-S973, DOI: 10.1016/              praxis/coronavirus/prolongierte-virusausscheidung-shedding-von-
    annonc/annonc289; update January 2021 (personal communication)                   sars-cov-2_20201114.pdf/view
13. Passamonti F, Cattaneo C, Arcaini L et al.: Clinical characteristics and
    risk factors associated with COVID-19 severity in patients with ha-          Das Positionspapier wurde in Kooperation erstellt, mit:
    ematological malignancies in Italy: a retrospective, multicentre, co-
                                                                                 • Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie
    hort study. Lancet Hematol 7:e737-747, 2020. https://doi.org/10.1016/
                                                                                   (AGIHO) der DGHO
    S2352-3026(20)30251-9
                                                                                 • Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der DKG
14. Tian J, Yuan X, Xiao J, Zhong Q, Yang C, Liu B, et al. Clinical characte-    • Deutsche Dermatologische Gesellschaft
    ristics and risk factors associated with COVID-19 disease severity in        • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoff-
    patients with cancer in Wuhan, China: a multicentre, retrospective,            wechselkrankheiten
    cohort study. Lancet Oncol 21:893-903, 2020. DOI: 10.1016/S1470-             • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
    2045(20)30309-0                                                              • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
15. Wise-Draper T, Desai A, Elkrief A et al.: Systemic cancer treatment-rela-    • Deutsche Gesellschaft für Senologie
    ted outcomes in patients with SARS-CoV-2 infection: A CCC19 registry         • Deutsche Gesellschaft für Urologie
    analysis. Ann Oncol 2020, 31(supp_4):S1142-S1215. DOI: 10.1016/an-           • Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs
    nonc/annonc325                                                               • Haus der Krebsselbsthilfe – Bundesverband e. V.

                                                                                                                   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021          7
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
DGHO

    Kommission „Nutzenbewertung von Arzneimitteln“
    in Kooperation mit den Fachgesellschaften und dem STAKOB

    Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten
    bis moderaten COVID-19-Erkrankung

    Bamlanivimab
    Casirivimab / Imdevimab

    Zusammenfassung                                                 identifiziert. Inzwischen sind weltweit über 100.000.000
    Monoklonale Antikörper sind eine der Optionen antiviraler       Personen infiziert. Während die Infektion bei der großen
    Therapie von COVID-19. Die bisherigen Ergebnisse klini-         Mehrzahl der SARS-CoV-2 positiven Personen a- oder oli-
    scher Studien sind:                                             gosymptomatisch verläuft, kann COVID-19 bei 10-15% der
                                                                    Infizierten ein komplexes, lebensbedrohliches Krankheits-
    • Monoklonale Antikörper gegen das Spike-Protein können         bild auslösen. Weltweit sind inzwischen über 2.000.000 Pa-
      in der frühen Krankheitsphase die SARS-CoV-2-Viruslast        tienten an COVID-19 verstorben [1]. Die aktuellen Zahlen
      bei leichter bis moderater COVID-19-Erkrankung senken.        des Robert-Koch-Instituts vom Februar 2021 zeigen, dass
    • Die Kombination aus zwei Antikörpern kann diese Wir-          in Deutschland über 2.300.000 Patienten an ­COVID-19 er-
      kung verstärken.                                              krankt und über 63.000 verstorben sind [2]. Schon frühzeitig
    • Weitere Daten sind in Kürze zu erwarten, derzeit aber nur     in der Pandemie wurden Risikofaktoren für einen schweren
      in Pressemitteilungen kommuniziert.                           Krankheitsverlauf beschrieben. Hierzu gehören höheres Al-
    • Die bisher vorliegenden Daten zum Einfluss monoklonaler       ter, männliches Geschlecht, Adipositas, reduzierter Allge-
      Antikörper auf patientenrelevante Endpunkte lassen evi-       meinzustand und Komorbidität [3-6].
      denzbasierte Empfehlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht
      zu.                                                           Trotz zahlreicher experimenteller Ansätze und sehr rasch
                                                                    initiierter klinischer Studien ist die aktuelle Therapie von
    Bei Verfügbarkeit monoklonaler Antikörper zur Therapie von      COVID-19 weitestgehend supportiv und beruht nicht auf kli-
    COVID-19 kann ein Einsatz in diesen Patientengruppen und        nischen Studien bei dieser Erkrankung. Ausnahmen auf der
    unter diesen Bedingungen erwogen werden:                        Basis randomisierter klinischer Studien und zum Teil auch
                                                                    Gegenstand von Empfehlungen in aktuellen Leitlinien für
    • frühe Phase der Erkrankung im leichten oder moderaten         den spezifischen Einsatz von Arzneimitteln bei COVID-19
      Stadium bei Patienten mit mindestens einem Risikofaktor       sind
      für einen schweren Verlauf mit Steigerung der COVID-
      19-assoziierten Sterblichkeit, und ggf. Seronegativität und   • bei hospitalisierten Patienten mit Sauerstoffpflichtigkeit
      hohem Virustiter,                                               (WHO 4-7):
    • nosokomiale Infektion mit Risiko für einen schweren Ver-        · Dexamethason [7, 8]
      lauf,                                                           · Remdesivir [9-12]
    • prolongierte Virusausscheidung bei immunsupprimierten
      Patienten mit fehlender Serokonversion.                       • bei Patienten ohne Sauerstoffbedarf (WHO 1-3):
                                                                      · Option der Therapie mit hochtritigem Rekonvaleszen-
    Ein solcher Einsatz setzt eine enge Kooperation mit frühzei-        tenplasma [13, 14]; diese Form der passiven Immunthe-
    tiger Kontaktaufnahme zwischen ambulantem Sektor und                rapie ist bisher für die EU nicht zugelassen.
    Zentren voraus. Angesichts der Unsicherheiten in der Wirk-
    samkeit monoklonaler Antikörper in den vulnerablen Pati-        Bei der spezifischen, medikamentösen Behandlung von Pati-
    entengruppen sind begleitende Register und Studienprojek-       enten mit COVID-19 besteht ein großer, ungedeckter, medi-
    te unabdingbar. Eine Zulassung für Europa ist bislang nicht     zinischer Bedarf.
    vorhanden, so dass die Antikörpertherapie einen individuel-
    len Heilversuch darstellt.
                                                                    Monoklonale Antikörper
                                                                    Neutralisierende Antikörper sind grundsätzlich ein vielver-
    Einführung                                                      sprechendes Konzept in der Therapie von COVID-19. Mono-
    SARS-CoV-2 gehört zu den respiratorischen Viren (Commu-         klonale Antikörper sind direkt antiviral wirksam. Die derzeit
    nity acquired respiratory viruses = CARV), die obere und un-    geprüften Antikörper richten sich gegen unterschiedliche
    tere Atemwegsinfektionen auslösen können. Es wurde Ende         Epitope des SARS-CoV-2-Spike Proteins. Ergebnisse sind in
    2019 in China als Auslöser der Infektionskrankheit COVID-19     Tabelle 1 zusammengefasst.

8   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten bis moderaten COVID-19-Erkrankung                                                                 DGHO

Tabelle 1: Wirksamkeit monoklonaler Anti-SARS-CoV-2-Antikörper bei COVID-19

    Studie1                Patienten2               Kontrolle     Neue Therapie      N3     Viruslast4            Hospitalisierung     ÜL6
                                                                                                                  bzw. Arztkontakt5    Composite
                                                                                                                  N (%)                Endpunkt7

    BLAZE-1 [15, 16]       nicht hospitalisiert,    Placebo       Bamlanivimab       253    2,43 vs 2,648,9       9 (5,8) vs 1 (1.0)   -10
                           leicht/moderat                         700 mg7                   p = 0,69              p = 0,09

                           nicht hospitalisiert,    Placebo       Bamlanivimab       259    2,43 vs 2,21          9 (5,8) vs 2 (1.9)   -
                           leicht/moderat                         2.800 mg                  p = 0,21              p = 0,21

                           nicht hospitalisiert,    Placebo       Bamlanivimab       261    2,43 vs 2,16          9 (5,8) vs 1 (0,9)   -
                           leicht/moderat                         2.800 mg +                p = 0,01              p = 0,049
                                                                  Etesevimab
                                                                  2.800 mg

    ACTIV-3 [17]           hospitalisiert, z. T.    Placebo       Bamlanivimab       314                                               14 vs 1912
                           sauerstoff-pflichtig11                 7.000 mg7                                                            1,56
                                                                                                                                       p = 0,20

    REGN-COV2 trial [18]   nicht hospitalisiert,    Placebo       Casirivimab        74     -0,5214,15            5 (15) vs 2 (5)      -
                           seronegativ                            + Imdevimab               (-1,04 bis 0,00)
                                                                  2.400 mg7

                           nicht hospitalisiert,    Placebo       Casirivimab        84     -0,0014,15            1 (2) vs 1 (3)       -
                           seropositiv                            + Imdevimab               (-0,48 bis 0,49)
                                                                  2.400 mg

                           nicht hospitalisiert,    Placebo       Casirivimab +      275    -0,4114,15            6 (6) vs 3 (3)       -
                           alle                                   Imdevimab alle            (-0,71 bis -0,10)

1
 Studie – Daten aus Peer-Review-Journal; 2 Patienten – Einschlusskriterien; 3 N – Anzahl Patienten; 4 Viruslast – die Methodik der Berech-
nungen von Unterschieden der Viruslast variiert in den klinischen Studien; 5 Hospitalisierung – Rate hospitalisierter oder in der Notaufnah-
me gesehener Patienten bzw. COVID-19-bedingter Arztkontakt; Rate in %; 6 ÜL – Gesamtüberleben; Composite Endpunkt in ACTIV-3: Tod,
schwere unerwünschte Ereignisse CTCAE Grad 3/4; 7 Einmalgabe an Tag 1; 8 Ergebnis für Kontrolle, Ergebnis für Neue Therapie; 9 Viruslast
an Tag 11, berechnet auf der Basis der Cycle Threshold; 10 – keine Angaben; 11 – 27,3% der Patienten war sauerstoffpflichtig; 12 Tod und
schwere unerwünschte Ereignisse; 13 Viruslast an Tag 7, berechnet auf der Basis der Cycle Threshold; 14 Differenz gegenüber Placebo an
Tag 7 Konfidenzintervalle in Klammern; 15 nicht für alle Patienten lagen auswertbare Daten zur Viruslast vor

Bamlanivimab                                                                  sauerstoffpflichtig. Die Rekrutierung für diese Studie wurde
Bamlanivimab (LY-CoV555) bindet mit hoher Affinität an die                    im Oktober 2020 wegen fehlender Hinweise auf Wirksam-
Rezeptor-bindende Domäne des SARS-CoV-2-Spike-Prote-                          keit von Bamlanivimab vorzeitig abgebrochen. Die Rate von
ins. Die Daten der mehrarmigen, in den USA durchgeführten                     Ereignissen des zusammengesetzten Endpunktes Tod und
Phase-II/III-Studie BLAZE-1 wurden mehrfach publiziert                        schwere unerwünschte Ereignisse lag im Bamlanivimab-Arm
[15, 16]. Die Ergebnisse der finalen Auswertung sind in Ta-                   tendenziell höher als im Placebo-Arm, Odds Ratio von 1,56
belle 1 zusammengefasst.                                                      (p=0,20) [17]. Die Rate schwerer unerwünschter Ereignis-
                                                                              se betrug 2,0% im 700mg-, 2,8% im 2.800mg- und 1,9% im
In der finalen Analyse von BLAZE zeigte sich beim primären                    Placebo-Arm.
Studienendpunkt der Reduktion der Viruslast kein signifi-
kanter Unterschied zwischen Bamlanivimab in der von der                       In den USA wurde durch die FDA im November 2020 eine
FDA zugelassenen Dosierung von 700 mg und auch nicht in                       Notfallzulassung (Emergency Use Authorization) für die
der höheren Dosierung von 2.800 mg. In beiden Armen fand                      Monotherapie mit Balanivimab für die Behandlung von am-
sich kein signifikanter Unterschied in der Rate von Hospita-                  bulanten Patienten mit milder oder moderater Erkrankung
lisierungen. In einer Post-Hoc-Analyse von 89 Patienten >65                   erteilt. Der Zulassungstext lautet: … to treat mild to mode-
Jahre oder mit einem Body-Mass-Index >35 lag die Hospita-                     rate COVID-19 in adults and pediatric patients with positive
lisierungsrate im Bamlanivimab-Arm mit 2,7 vs 13,5% deut-                     results of direct SARS-CoV-2 viral testing who are 12 years
lich niedriger als im Placebo-Arm.                                            of age and older weighing at least 40 kg, and who are at high
                                                                              risk for progressing to severe COVID-19 and/or hospitaliza-
Eine weitere randomisierte Phase-III-Studie, ACTIV-3, zur                     tion [19].
Wirksamkeit von Bamlanivimab wurde vom National In-
stitute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) der USA                    In einer Pressemitteilung des pharmazeutischen Unter-
durchgeführt. Aufgenommen wurden hospitalisierte Pati-                        nehmers vom 21. Januar 2021 wurden erste Ergebnisse von
enten mit COVID-19, fast drei Viertel der Patienten waren                     BLAZE-2 kommuniziert [20]. BLAZE-2 ist eine in den USA in

                                                                                                               DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021   9
RUNDSCHREIBEN MITGLIEDER - COVID-19 - DGHO
DGHO                                                      Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten bis moderaten COVID-19-Erkrankung

     Kooperation mit dem NIAID durchgeführte, multizentrische,         (Escape Phänomen) umgangen werden kann. In einer Inte-
     randomisierte Phase-III-Studie zur Prävention von CO-             rimsanalyse der fortlaufenden Phase-I/II/III-Studie R10933-
     VID-19. Dabei wurde Bamlanivimab bei 965 Personen (666            10987-COV-2067 führte die Kombination aus Casirivimab
     Angestellte und 299 betreute Personen aus Pflegeheimen)           plus Imdevimab (phase I/II trial COV-2067) bei Patienten
     in einer Dosis von 4200 mg als Postexpositionsprophylaxe          mit leichter oder moderater Erkrankung zur Reduktion der
     gegenüber Placebo verglichen. Bamlanivimab führte signi-          Viruslast und zu einer numerisch niedrigeren Rate an medi-
     fikant seltener zu einer symptomatischen SARS-CoV-2-In-           zinisch indizierten Arztkontakten. Am meisten profitierten
     fektion (Odds Ratio 0,43; p=0.00021). Der Unterschied war         seronegative Patienten mit einer hohen Viruslast [18], ent-
     besonders stark bei den Pflegeheimbewohnern ausgeprägt            sprechend einem frühen Krankheitsstadium. Die Analyse der
     (Odds Ratio 0,20; p=0,00026). Die Daten liegen noch nicht in      Wirksamkeit bei seronegativen Patienten war primärer End-
     publizierter Form vor.                                            punkt der Studie. Die Rate schwerer unerwünschter Ereig-
                                                                       nisse lag in den Verum-Armen bei 1% und im Placebo-Arm
     Bamlanivimab plus Etesevimab                                      bei 2%.
     Etesevimab (LY-CoV016) ist ein weiterer neutralisieren-
     der Antikörper. Er bindet an ein anderes Epitop des Spike-        Die FDA hat der Kombination Casirivimab plus Imdevimab
     Proteins als Bamlanivimab. Etesevimab neutralisiert auch          im November 2020 eine Notfallzulassung (Emergency Use
     mutmaßlich resistente Varianten von SARS-CoV-2 mit Mu-            Authorization) erteilt. Die Antikörper werden gemeinsam
     tationen in dem Epitop, an das Bamlanivimab andockt. In           einmalig intravenös appliziert. Der Zulassungstext lautet: …
     einem der Arme von BLAZE-1 wurde die Kombination der              to treat mild to moderate COVID-19 in adults and pediatric
     Antikörper Bamlanivimab plus Etesevimab getestet. Die Do-         patients (12 years of age and older weighing at least 40 kg)
     sierung beider Antikörper lag bei 2.800 mg. Die Antikörper        with positive results of direct SARS-CoV-2 viral testing, and
     werden gemeinsam einmalig intravenös appliziert. In BLA-          who are at high risk for progressing to severe COVID-19 and/
     ZE-1 führte die Kombination von Bamlanivimab plus Etese-          or hospitalization [23].
     vimab bei Patienten mit leichter oder moderater Erkrankung
     zur statistisch signifikanten Senkung der Viruslast. Auch die     In einer Pressemitteilung des pharmazeutischen Unter-
     Hospitalisierungsrate wurde mit 1 vs 9 % gesenkt (p = 0,049)      nehmers vom 26. Januar 2021 wurden erste Ergebnisse ei-
     [16].                                                             ner Interimsanalyse einer Phase-III-Studie zur Postexpo-
                                                                       sitionsprophylaxe bei Haushaltskontakten kommuniziert
     Die Rate schwerer unerwünschter Ereignisse betrug 0,9% im         [24]. Hiernach war die Antikörpergabe mit einer Reduktion
     Kombinations- und 1,9% im Placebo-Arm.                            der Rate symptomatischer Infektionen (8/223 Placebo vs.
     In einer Pressemitteilung des pharmazeutischen Unter-             0/186 REGN-COV) sowie kombiniert symptomatischer und
     nehmers vom 26. Januar 2021 wurden weitere Ergebnisse             asymptomatischer Infektionen (23/223 Placebo vs. 10/186
     von BLAZE-1 nach Auswertung der Phase-III-Studiendaten            ­REGN-COV) assoziiert.
     von 1.035 Patienten kommuniziert [21]. Danach senkt die
     Kombination aus Bamlanivimab plus Etesevimab die Rate
     COVID-19-assoziierter Hospitalisationen oder Todesfälle           Bewertung
     von 36 (7%) im Placebo- auf 11 (2,1%) im Antikörper-Arm           Erwachsene
     (p=0.0004). Alle 10 Todesfälle traten im Placebo-Arm auf.         Neutralisierende, monoklonale Anti-SARS-CoV-2 Antikör-
                                                                       per können die Viruslast vermindern. Die Kombination von
     In den USA wurde durch die FDA im November 2020 eine              zwei Antikörpern (Cocktail) kann die Wirksamkeit steigern,
     Notfallzulassung (Emergency Use Authorization) für die            darauf deuten die Daten zur Kombination von Bamlanivimab
     kombinierte Therapie mit Balanivimab / Etesevimab für die         mit Etesevimab und von Casirivimab mit Imdevimab hin. Die
     Behandlung von ambulanten Patienten mit milder oder mo-           Verträglichkeit der beiden Antikörperkombinationen war in
     derater Erkrankung erteilt. Der Zulassungstext lautet: treat-     den Studien gut, die Rate schwerer unerwünschter Ereignis-
     ment of mild to moderate COVID-19 illness in adults and           se niedriger und nicht höher als im Placebo-Arm.
     pediatric patients with positive results of direct SARS-CoV-2
     viral testing who are 12 years of age and older, who weigh at     Der potenzielle klinische Nutzen der Antikörper ist schwer
     least 40 kg, and who are at high risk for progressing to severe   zu beurteilen, da die bisher vorliegenden Daten zur klini-
     COVID-19 illness and/or hospitalization [22].                     schen Wirksamkeit wenig belastbar sind. Die Rate von Ereig-
                                                                       nissen wie Vorstellung auf der Notfallaufnahme und / oder
     Casirivimab plus Imdevimab (REGN-COV2)                            Hospitalisierung ist in der jeweiligen Studie zu Bamlani-
     Casirivimab und Imdevimab sind ebenfalls zwei monoklo-            vimab, Bamlanivimab plus Etesevimab sowie zu Casirivimab
     nale, nicht-konkurrierende SARS-CoV-2- neutralisierende           plus Imdevimab niedrig, und beeinträchtigt auch die Analyse
     Antikörper, die an unterschiedliche Epitope der Rezeptor-         von Subgruppen oder Komorbiditäten. Für eine abschließen-
     bindenden Domäne des Spike-Proteins binden. Die bei-              de Beurteilung sind weitere Ergebnisse der laufenden Studi-
     den Antikörper werden als „Cocktail“ unter der Hypothese          en mit mehr Teilnehmern, mehr Ereignissen und präspezifi-
     eingesetzt, dass hierdurch die Ausbildung von Mutationen          zierten Subgruppenanalysen erforderlich.

10   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021
Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten bis moderaten COVID-19-Erkrankung                                                   DGHO

Die klinische Wirksamkeit ist insbesondere in der frühen,               werden, weder für die Monotherapie noch für eine Kombina-
a- oder oligosymptomatischen Erkrankungsphase anzuneh-                  tionstherapie (Cocktail).
men, in der die Virusreplikation eine dominierende Rolle
spielt. Darauf deuten die nicht nachweisbare Effektivität bei           Wenn monoklonale Antikörper außerhalb klinischer Studien
hospitalisierten Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung             für den Einsatz bei Patienten mit COVID-19 zur Verfügung
in ACTIV-3, der stärkere Effekt bei seronegativen Patien-               stehen, kann ein Einsatz in diesen Patientengruppen als in-
ten in der Studie zu REGN-COV2 [18], die bisher nur in ei-              dividueller Heilversuch unter diesen Bedingungen diskutiert
ner Pressemitteilung kommunizierten, positiven Daten aus                werden:
BLAZE-2 in der Postexpositionsprophylaxe und indrekt auch
die kumulative Evidenz aus den randomisierten Studien zum               • Patienten in einer frühen Phase der Erkrankung im
Einsatz von Rekonvaleszentenplasma hin [13, 14].                          leichten oder moderaten Stadium: Hier ergibt sich ein
                                                                          logistisches Problem mit der aktuellen Planung, die ersten
Kinder/Jugendliche                                                        monoklonalen Antikörperpräparate an den Universitäts-
Bislang liegt keine Evidenz für die klinische Wirksamkeit                 kliniken einzusetzen. Für die sinnvolle Begrenzung des
einer Antikörper-Therapie bei COVID-19 bei Kindern vor.                   Einsatzes bei Patienten in einer frühen Erkrankungsphase
Die aktuellen Empfehlungen basieren auf wenigen Studien                   ist eine enge Kooperation zwischen ambulantem Sektor
und Expertenmeinungen bei Erwachsenen. Eine ausführli-                    und Zentren erforderlich.
che Stellungnahme zur medikamentösen Therapie von CO-                     Beim frühen Einsatz im Rahmen von nosokomialen Infek-
VID-19 bei Kindern ist publiziert [25].                                   tionen innerhalb der Institutionen besteht dieses logisti-
                                                                          sche Problem nicht. In dieser Indikation kann der Einsatz
Die Behandlung von Patienten mit COVID-19 soll weiterhin                  monoklonaler Antikörper möglicherweise schwere CO-
vorzugsweise im Rahmen von klinischen Studien erfolgen.                   VID-19-Ausbrüche mit Bedrohung der Funktionsfähigkeit
Da nur ein kleiner Teil aller infizierten Kinder schwerwie-               der Kliniken frühzeitig begrenzen.
gende Symptome zeigt, bleibt der Einsatz auch von Antikör-                Orientierende Laborparameter für den Einsatz monoklo-
pern eine individuelle Einzelfallentscheidung. Der Einsatz                naler Antikörper sind der fehlende Nachweis von Anti-
von Antikörpern kann in Abhängigkeit von Risikofaktoren                   SARS-CoV-2-Antikörpern und hohe Virustiter. Einschrän-
begründet werden. Vor Anwendung der Antikörpertherapie                    kend ist hier zu anzumerken, dass bisher keine allgemein
als Off-Label-Therapie soll eine sehr sorgfältige Abwägung                anerkannten Grenzwerte existieren. Ebenfalls fehlen um-
des Nutzen-/Risiko-Verhältnisses erfolgen.                                fassende Daten über den protektiven Effekt nachgewiese-
                                                                          ner Antikörper.
Aufgrund der aktuellen Datenlage bei pädiatrischen Pati-                  Patienten mit schwerem Verlauf von COVID-19 sollen
enten, des Verlaufs der Erkrankung im Kindesalter und der                 nicht mit den bisher verfügbaren, monoklonalen Antikör-
potenziellen Nebenwirkungen kann der Einsatz bei pädiatri-                pern behandelt werden.
schen Patienten analog der US-amerikanischen Empfehlun-
gen generell nicht empfohlen werden [26].                               • Selektion von Patienten mit mindestens einem Risi-
                                                                          kofaktor für einen schweren Verlauf von COVID-19:
Einsatz von monoklonalen Antikörpern                                      einen Anhaltspunkt für die Selektion dieser Patienten gibt
• frühe Phase der Erkrankung im leichten oder moderaten                   das aktualisierte Gutachten der STIKO mit der Analyse
  Stadium mit                                                             der COVID-19-assoziierten Mortalität [27]. Hierzu gehört
  · mindestens einem anerkannten Risikofaktor für einen                   insbesondere auch der Einsatz in jüngeren Altersgruppen,
    schweren Verlauf mit Steigerung der COVIV-19-assozi-                  bei denen die schwere Komorbidität zu einer signifikanten
    ierten Sterblichkeit und ggf.                                         Steigerung der COVID-19-Sterblichkeit führt.
  · Seronegativität und hohem Virustiter,
• nosokomiale Infektion                                                 • Patienten mit prolongierter Virusausscheidung: Mit
• prolongierte Virusausscheidung bei fehlender Serokonver-                der aufgrund der noch unvollständigen Datenlage gebote-
  sion,                                                                   nen Vorsicht ist zu erwarten, dass eine prolongierte Aus-
• Postexpositionsprophylaxe oder präemptive Therapie in                   scheidung von SARS-CoV-2 bei immunsupprimierten Pa-
  Hotspots.                                                               tienten mit fehlender Serokonversion zu beobachten sein
                                                                          wird [28-30]. Das Management dieser Patienten ist kom-
Die aktuelle Situation ist durch einen hohen ungedeckten                  plex und Ressourcen-intensiv.
medizinischen Bedarf an antiviral wirksamen Arzneimitteln
zur Therapie von COVID-19 geprägt. Monoklonale Antikör-                 Weiterhin offene Fragen sind: die Verträglichkeit der Anti-
per können helfen, diesen Bedarf in der frühen Erkrankungs-             körper bei zunehmendem Einsatz außerhalb klinischer Stu-
phase teilweise zu decken.                                              dien, die Generierung von resistenten Mutanten durch Se-
                                                                        lektionsdruck [31] und ggf. eine negative Beeinflussung der
Eine evidenzbasierte Empfehlung zum Einsatz monoklona-                  langfristigen Immunität gegen SARS-CoV2 durch die Anti-
ler Antikörper kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben                körpergabe.

                                                                                                   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021   11
DGHO                                                      Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten bis moderaten COVID-19-Erkrankung

     Angesichts der Unsicherheiten in der Wirksamkeit monoklo-         14. Libster R, Perez Marc G, Wappner D et al.: Early High-
     naler Antikörper sind Register zur engmaschigen Erfassung             Titer Plasma Therapy to Prevent Severe Covid-19 in Ol-
     von Wirksamkeit und Sicherheit erforderlich. Gleichzeitig             der Adults. N Engl J Med Jan 6, 2021. DOI: 10.1056/NEJ-
     sollen begleitende Studien (Antikörper, Viruslast, Monito-            Moa2033700
     ring, Immunresponse, Pharmakovigilanz u.a.) initiiert und         15. Chen P, Nirula A, Heller B et al.: SARS-CoV-2 Neutrali-
     gefördert werden.                                                     zing Antibody LY-CoV555 in Outpatients with Covid-19.
                                                                           N Engl J Med 384:229-237, 2021. DOI: 10.1056/NEJ-
                                                                           Moa2029849
     Literatur / Referenzen                                            16. Gottlieb RL, Nirula A, Chen P et al.: Effect of Bamlani-
                                                                           vimab as Monotherapy or in Combination With Etese-
     1.		 https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavi-         vimab on Viral Load in Patients With Mild to Moderate
          rus-2019                                                         COVID-19: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2021 Jan
     2.		 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coro-           21. DOI: 10.1001/jama.2021.0202
          navirus/nCoV_node.html;jsessionid=57B91F291A3125A821         17. Lundgren JD, Grund B, Barkauskas C et al.: A Neutralizi-
          3D01E6115FE532.internet081                                       ng Monoclonal Antibody for Hospitalized Patients with
     3.		 https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/Stakob/Stel-          Covid-19. N Engl J Med 2020 Dec 22. DOI: 10.1056/NEJ-
          lungnahmen/Stellungnahme-Covid-19_Therapie_Diagnose.             Moa2033130
          pdf?__blob=publicationFile                                   18. Weinreich DM, SivapalasingamS, Norton T et al.: REGN-
     4.		 https://www.dgim.de/fileadmin/user_upload/PDF/Publikati-         COV2, a Neutralizing Antibody Cocktail, in Outpatients
          onen/Archiv/Positionspapiere_und_Stellungnahmen/FINAL_           with Covid-19. N Engl J Med 384:238-251, 2021. DOI:
          DGIM_20210107_Stellungnahme_STIKO-COVID-19.pdf                   10.1056/NEJMoa2035002
     5.		 https://www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-suche.            19. https://www.fda.gov/media/143602/download
          html#result-list                                             20. https://investor.lilly.com/news-releases/news-release-de-
     6.		 Giesen N, Sprute R, Maria Rührich M et al.: Evidence-            tails/lillys-neutralizing-antibody-bamlanivimab-ly-cov555-
          based Management of COVID-19 in Cancer Patients –                prevented
          Guideline by the Infectious Diseases Working Party (AGI-     21. https://investor.lilly.com/node/44331/pdf
          HO) of the German Society for Haematology and Medical        22. https://www.fda.gov/media/144118/download
          Oncology (DGHO). Eur J Cancer 140:86-104, 2020. DOI:         23. https://www.fda.gov/media/143891/download
          10.1016/j.ejca.2020.09.009                                   24. https://newsroom.regeneron.com/node/24791/pdf
     7.		 AWMF S2k-Leitlinie Empfehlungen zur stationären The-         25. https://dgpi.de/stellungnahme-medikamentoesen-behand-
          rapie von Patietnen mit COVID-19. Stand November                 lung-kindern-covid-19/
          2020.    https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-   26. Wolf J, Abzug MJ, Gattier RL et al.: Initial Guidance on
          001l_S2k_Empfehlungen_station%C3%A4re_Therapie_Pati-             Use of Monoclonal Antibody Therapy for Treatment of
          enten_COVID-19_2020-11.pdf                                       COVID-19 in Children and Adolescents. J Pediatric Infect
     8.		 Horby P, Lim WS, Emberson JR et al. for the RECOVERY             Dis Soc 2021 Jan 3; piaa 175. DOI: 10.1093/jpids/piaa175
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          Patients with Covid-19 – Preliminary Report. N Engl J            chiv/2021/Ausgaben/02_21.pdf?__blob=publicationFile
          Med Jul 7, 2020, online ahead of print. DOI: 10.1056/NEJ-    28. Avanzato VA, Matson JM, Seifert SB et al.: Case Stu-
          Moa2021436                                                       dy: Prolonged Infectious SARS-CoV-2 Shedding from
     9.		 Beigel JH, Tomashek KM, Dodd LE et al.: Remdesivir for           an Asymptomatic Immunocompromised Individual
          the Treatment of Covid-19 - Preliminary Report. N Engl J         with Cancer. Cell 183:1901-1912, 2020. DOI: 10.1016/j.
          Med 383:1813-1826, 2020. DOI: 10.1056/NEJMoa2007764              cell.2020.10.049
     10. Pan H, Peto R, Henao-Restrepo AM et al.: Repurposed           29. Aydillo T, Gonzalez-Reiche AS, Aslam S et al.: Shedding
          Antiviral Drugs for Covid-19 - Interim WHO Solidarity            of viable sars-cov-2 after immunosuppressive therapy for
          Trial Results. N Engl J Med 2020 Dec 2, online ahead of          cancer. N Engl J Med 383:2586-2588, 2020. DOI: 10.1056/
          print. DOI: 10.1056/NEJMoa2023184                                NEJMc2031670
     11. Wang Y, Zhang D, Du G et al.: Remdesivir in adults with       30. https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-
          severe COVID-19: a randomised, double-blind, placebo-            aerztliche-praxis/coronavirus/prolongierte-virusausschei-
          controlled, multicentre trial. Lancet 395:1569-1578,             dung-shedding-von-sars-cov-2_20201114.pdf/view
          2020. DOI: 10.1016/ S0140-6736(20)31022-9                    31. Wibmer CK, Ayres F, Hermanus T et al.: SARS-CoV-2
     12. WHO Therapeutics and COVID-19 : Living Guideline, Sta-            501Y.V2 escapes neutralization by South African CO-
          tus December 17, 2020. https://www.who.int/publications/i/       VID-19 donor plasma. bioRxiv posted Jan 19, 2021. DOI:
          item/therapeutics-and-covid-19-living-guideline                  10.1101/2021.01.18.427166
     13. Joyner MJ, Carter RE, Senefeld JW et al.: Convalescent
          Plasma Antibody Levels and the Risk of Death from Co-
          vid-19. N Engl J Med Jan 13, 2020. DOI: 10.1056/NEJ-
          Moa2031893

12   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021
Neue Arzneimittel zur Therapie der leichten bis moderaten COVID-19-Erkrankung                                      DGHO

Beteiligte Fachgesellschaften und Arbeitskreise
                                                                                Beitragsbescheini-
DGHO – Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und
Medizinische Onkologie
                                                                                gungen für 2020
DGI – Deutsche Gesellschaft für Infektiologie                                   Die Beitragsbescheinigungen für das
                                                                                Jahr 2020 stehen ab jetzt für Sie zum
DGIIN – Deutsche Gesellschaft für Internistische
                                                                                Download bereit. Bitte melden Sie
Intensivmedizin und Notfallmedizin
                                                                                sich dazu im Mitgliederbereich an
                                                                                unter www.dgho.de/willkommen.
DGP – Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin
                                                                                Unter „Meine Dokumente“ können Sie
DGPI – Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie                     die Bescheinigung als PDF-Dokument
                                                                                öffnen, ausdrucken und dann
STAKOB – Ständiger Arbeitskreis der Kompetenz- und Behand-                      wie gewohnt bei Ihrem Finanzamt
lungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger                        einreichen. Der Mitgliedsbeitrag für
                                                                                das aktuelle Jahr wird frühestens am
                                                                                20. März 2021 abgebucht.
Experten
Die Stellungnahme wurde für die Fachgesellschaften von                          Bitte informieren Sie uns, wenn sich
Prof. Dr. Bernhard Wörmann (DGHO, Charité Universi-                             Ihre Kontoverbindung geändert
tätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt                         haben sollte. Brauchen Sie Ihre
Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Cam-                               Zugangsdaten oder haben Fragen?
pus Virchow) und PD Dr. Martin Kolditz (DGP, Universi-                          Dann kontaktieren Sie uns bitte.
tätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität
Dresden, Abteilung Pneumologie, Dresden) in Kooperation                         Franca Habedank &
mit Prof. Dr. Thorsten Bauer (DGP, Helios Klinikum Emil                         Steffi Heinecke
von Behring, Klinik für Pneumologie, Berlin), Dr. Nicola                        habedank@dgho.de
Giesen (DGHO, Universitätsklinikum Heidelberg, Medizi-                          heinecke@dgho.de
nische Klinik V, Heidelberg), Prof. Dr. Stefan Kluge (DGI-
IN, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für
Intensivmedizin), Dr. Jakob Malin (DGI, Universität zu
Köln, Klinik I für Innere Medizin, Abteilung Infektiologie,                     Kodierleitfaden 2021
Köln), PD Dr. Jennifer Neubert (DGPI, Universitätsklini-
kum, Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Kli-                         Seit dem Jahr
nische Immunologie, Düsseldorf), Dr. Monika Nothacker                           2005 wird über
(AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement                              den DGHO
c/o Philipps Universität Marburg, Marburg), Prof. Dr. Michael                   e. V. jährlich ein
Pfeifer (DGP, Klinik Donaustauf, Krankenhaus Barmherzige                        Kodierleitfaden
Brüder Regensburg, Universitätsklinikum Regensburg, Kli-                        für Hämatolo-
nik und Poliklinik für Innere Medizin II, Pneumologie), Prof.                   gie, ­Onkologie
Dr. Mathias W. Pletz (DGI, Universitätsklinikum Jena, Insti-                    & Stammzell-
tut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Jena),                        transplantation
Prof. Dr. Bernd Salzberger (DGI, Universitätsklinikum Re-                       publiziert.
gensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Infek-                    In diesem Buch finden Ärztinnen
tiologie), Prof. Dr. Arne Simon (DGPI, Universitätsklinikum                     und Ärzte für hämatologische und
des Saarlandes, Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hä-                       onkologische Behandlungsfälle leicht
matologie, Homburg), PD Dr. Christoph Spinner (DGI, Tech-                       verständliche Kodierhinweise. Die
nische Universität München, Klinik und Poliklinik für Innere                    Ausgabe 2021 kann im Hauptstadt-
Medizin II, München), Prof. Dr. Tobias Tenenbaum (DGPI,                         büro bestellt werden. Der Stückpreis
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiat-                       beträgt 7,50 EUR.
rische Infektiologie und Pneumologie, Mannheim), PD Dr.
Timo Wolf (STAKOB, Universitätsklinikum Frankfurt, Medi-                        Weitere Informationen und Bestell-
zinische Klinik II, Infektiologie) und Prof. Dr. med. Marie von                 möglichkeit: https://www.dgho.de/
Lilienfeld-Toal (DGHO, Universitätsklinikum Jena, Klinik für                    publikationen/kodierleitfaden/kodier-
Innere Medizin II, Hämatologie und Intern. Onkologie, Jena)                     leitfaden.
unter Einbindung der AG Therapie des STAKOB erarbeitet.

                                                                                      DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021   13
DGHO

     Faktencheck SARS-CoV-2                                                                                   Die aktuelle Version des Faktenchecks
                                                                                                              sowie alle weiteren Dokumente zu COVID-19
                                                                                                              finden Sie ebenfalls stets aktuell unter

     für Krebspatienten                                                                                       https://www.dgho.de/covid-19.

     1) Was ist SARS-CoV-2 und wie unterscheidet es sich                             Abstrichen aus den Atemwegen nach und nutzen dafür ein
        von den bekannten Erkältungsviren?                                           Verfahren, dass diese Genabschnitte vervielfältigt, damit
     2) Bedeutet der Nachweis von SARS-CoV-2-RNA mit                                 man sie besser nachweisen kann (PCR-„polymerase chain
        den aktuell üblichen Testverfahren für die getestete                         reaction“)2.
        Person, dass sie eine Infektion hat?
     3) Wie verlässlich ist der Test und wie wahrscheinlich                          Für Erkältungsviren existieren diese Verfahren generell seit
        ist ein Ergebnis „falsch positiv“?                                           ca. 10 Jahren und sie werden zunehmend eingesetzt, um zu
     4) Was wissen wir zur Gefährlichkeit von SARS-CoV-2?                            verstehen, warum jemand Erkältungssymptome aufweist.
     5) Helfen Masken oder sind sie ein Risiko für den Trä-                          Als dieses Verfahren eingeführt wurde, bestand große Un-
        ger?                                                                         sicherheit, was der Nachweis der Genabschnitte überhaupt
     6) Für Krebspatienten: Was kann ich für mich tun?                               (also zum Beispiel auch für Grippeviren) bedeutet, und ob
     7) Für Krebspatienten: Was sollte auf jeden Fall unter-                         dies nicht einfach normale Bestandteile der sogenannten
        lassen werden?                                                               „Rachenflora“ sein könnten. Am Universitätsklinikum Jena
     8) Sollen sich Krebspatienten gegen SARS-CoV-2 imp-                             wurde diesbezüglich eine Studie durchgeführt, bei der von
        fen lassen?                                                                  knapp 500 erwachsenen Menschen fast 1.000 Proben zu ei-
                                                                                     nem willkürlichen Zeitpunkt mittels PCR untersucht wur-

     D    ie vorliegende Information wurde von der Deutschen
          Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onko-
     logie e. V. veröffentlicht, weil Krebspatienten aber auch viele
                                                                                     den. Es wurde erwartet, dass viele positive PCR-Befunde von
                                                                                     gesunden, symptomfreien Menschen zu finden sein würden,
                                                                                     da die Annahme war, dass diese Viren normalerweise im
     andere Menschen wegen der Fülle an Informationen, die zu                        Rachen als Flora häufig vorhanden sind. Allerdings war das
     SARS-CoV-2 und COVID-19 existieren, verunsichert sind. Im                       nicht so. In nur 12% der Proben konnten überhaupt Viren
     Folgenden sollen Fragen, die häufig gestellt werden, aus un-                    nachgewiesen und darüber hinaus festgestellt werden, dass
     serer Erfahrung und auf Basis des aktuellen Stands der Wis-                     diese positiven Proben zu 95% von Menschen stammten, die
     senschaft beantwortet werden.                                                   zu dem Zeitpunkt Erkältungssymptome zeigten [3]. Anders
                                                                                     ausgedrückt, Erkältungsviren sind im Normalfall nicht im
                                                                                     Rachen von symptomfreien erwachsenen Menschen zu fin-
     1) Was ist SARS-CoV-2 und wie unterscheidet                                     den, sondern sind mit diesem Test dann nachweisbar, wenn
     es sich von den bekannten Erkältungsviren?                                      eine Infektion vorliegt3.
     Das SARS-CoV-2-Virus stammt aus der Familie der Corona-
     viren, welche schon lange bekannt ist. Viren dieser Familie                     3) Wie verlässlich ist der Test und wie
     verursachen in der Regel Infektionen der Atemwege. SARS-                        wahrscheinlich ist ein Ergebnis „falsch
     CoV-2 selbst ist erst seit Ende 2019 bekannt. Anders als bei                    positiv“?
     den bekannten Coronaviren befällt eine Infektion mit SARS-                      Der auch für SARS-CoV-2 üblicherweise verwendete PCR-
     CoV-2 häufiger die Lungen und führt auch sonst zu unge-                         Test ist im Prinzip so aufgebaut wie die anderen Tests auf
     wöhnlichen Symptomen wie Geruchs-/Geschmacksverlust                             Erkältungsviren auch. Wenn die Methode für den Virus-
     oder langanhaltende Schlappheit1.                                               nachweis neu ist, muss am Anfang noch ein wenig optimiert

     2) Bedeutet der Nachweis von SARS-CoV-2-
     RNA mit den aktuell üblichen Testverfahren                                      2   Um das Prinzip dieses Testes zu visualisieren, soll sich vorgestellt werden,
                                                                                         dass blinde Menschen in einer Herde unterschiedlicher Tiere die Elefan-
     für die getestete Person, dass sie eine                                             ten heraussuchen sollen. Sie können natürlich jedes Mal das komplette
     Infektion hat?                                                                      Tier abtasten und in seiner Gesamtheit erfassen, oder sie wählen etwas
                                                                                         Typisches – bspw. den Elefantenrüssel – und suchen gezielt nach diesem
     Die üblichen Testverfahren für Erkältungsviren weisen cha-                          Merkmal. So können sie sehr verlässlich zwischen Elefanten und anderen
     rakteristische Genabschnitte dieser Viren aus Sekreten oder                         Tieren unterscheiden, weil Giraffen, Antilopen, Löwen usw. eben keinen
                                                                                         solchen Rüssel besitzen. In dem Testverfahren ist der Genabschnitt, der
                                                                                         gefunden werden soll, sozusagen der Rüssel, der typisch für dieses eine
     1   SARS-CoV-2 gehört zu den Betacoronaviren. Es ist anzüchtbar und ange-           Tier ist. Da die Genabschnitte leider sehr klein sind (anders als Elefanten-
         züchtet worden (auch serienmäßig in vielen Labors in Deutschland) und           rüssel), muss man sie sichtbar machen. Dieses wird durch eine Vervielfa-
         hinsichtlich seiner Gensequenzen inzwischen vollständig charakterisiert.        chung (Replizierung) erreicht. Dabei entspricht eine Vervielfachung im-
         Im „Stammbaum“ der Coronaviren ist es dem ersten SARS-CoV-1-Virus               mer einer Verdopplung – aus eins werden zwei, dann vier, dann acht usw.
         (pandemisch in 26 Ländern zwischen 2002-2004) sehr verwandt, während            Je mehr von den typischen Abschnitten anfangs vorhanden sind, desto
         es große genetische Unterschiede zu den in Deutschland üblichen 4 Co-           rascher wird eine Anzahl erreicht, die sichtbar wird. Technisch wird dieses
         ronaviren HKU1, OC43, NL63, und 229E zeigt. Dem entspricht, dass der            Verfahren als Polymerase-Kettenreaktion bezeichnet (engl. polymerase
         Krankheitsverlauf von SARS-CoV-2 wie bei SARS-CoV-1 deutlich häufiger           chain reaction“, abgekürzt PCR).
         und ausgeprägter die Lunge betrifft und nicht nur die oberen Atemwege       3   Das ist auch der Grund, warum inzwischen bei Erkältungsviren zwischen
         (Nase/Rachen) wie üblicherweise die Coronaviren HKU1, OC43, NL63 und            der „Infektion“ und der „Erkrankung“ (im englischen „infectious disease“,
         229E [1]. Die Tatsache, dass SARS-CoV-2 erst seit Ende 2019 nachgewiesen        abgekürzt „ID“) unterschieden wird [4]. Eine Erkrankung liegt dann vor,
         werden kann, lässt sich aus Studien ableiten, die bereits vorhandene Pro-       wenn jemand unter der Erkältung leidet, sich auch krank fühlt und kli-
         ben von Patienten, die VOR Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie eine Atem-            nische Symptome zeigt. Eine Infektion beschreibt nur, dass diese Viren,
         wegsinfekten erlitten hatten, auf SARS-CoV-2 nachuntersucht haben. So           die dort physiologisch nicht vorhanden sein sollten, nachweisbar sind. Die
         konnte man in Deutschland keinen einzigen Nachweis von SARS-CoV-2               beschriebene Systematik gilt auch für SARS-CoV-2 und erläutert, warum
         vor März 2020 finden – wohl aber waren alle uns bekannten Viren nach-           zwischen der SARS-CoV-2-Infektion und der COVID-19-Erkrankung („co-
         weisbar [2].                                                                    ronavirus infectious disease“) unterschieden wird.

14   DGHO Mitgliederrundschreiben 1/2021
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