BROADWAY NEUKÖLLN DAS MAGAZIN DER AKTION! KARL-MARX-STRAßE - KMS-SONNE.DE
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EIN NEUER ALLTAG 2020 AUF DER KARL-MARX-STRASSE. DIE PANDEMIE FORDERT DAS „ZUSAMMEN“ HERAUS UND HINTERLÄSST DEUTLICHE SPUREN IM ÖFFENTLICHEN RAUM. HANDELN MIT HINDERNISSEN, BEGEGNEN AUF ABSTAND, ERLEBEN AUF EINE VÖLLIG NEUE ART, GEMEINSAM AUF DER SUCHE NACH LÖSUNGEN.
ZUSAMMEN So unterschiedlich die Menschen p Liebe Leser*innen, hier in Neukölln sind, so kreativ ist auch ihr Miteinander auf der wir erleben durch die Corona-Pandemie Ebenfalls auf dem Kindl-Gelände ent- Artikel „Umbau inklusive“ möchte dafür derzeit eine beispiellose weltweite Krise, stehen die innovativen und gemeinwohl- ein Bewusstsein schaffen. Suche nach Lösungen. Dies zei- die an keinem von uns spurlos vorüber- orientierten Bauprojekte der TRNSFRM gen auch die ersten Erfahrungen geht. Die massiven Einschränkungen für Genossenschaft. Anders ist hier von der Schon Kinder verstehen, was die Groß- beim Umgang mit der Corona- Handel, Kultur und Dienstleistungen tref- Organisationsstruktur über den Bauab- stadt zur Großstadt macht – und was sie Pandemie. Zusammen! – das fen auch das Bezirkszentrum Karl-Marx- lauf und den verwendeten Materialien bis lebenswerter machen könnte. Das Kin- Thema der vorliegenden 12. Aus- Straße hart – mit ungewissem Ausgang. hin zur späteren Nutzung so gut wie alles derKünsteZentrum betrachtet mit Kita- gabe des BROADWAY möchte – dass es trotzdem funktioniert kann man Kindern das gemeinsame Leben in der Für diese Ausgabe des BROADWAY hat am Baufortschritt des Projekt ALLTAG Stadt auf künstlerische Weise, von der deshalb auch Mut machen, die das Redaktionsteam viele Gespräche mit neben der Kindl-Treppe ablesen. sich vielleicht auch die „professionelle“ kommende Zeit trotz Abstandhal- Menschen im Zentrum Karl-Marx-Straße Planung etwas abschauen kann. tens und Kontaktbeschränkun- geführt. In den Porträts gleich zu Beginn Coworking-Spaces selbst sind im Bezirk gen gemeinsam zu gestalten. formulieren die Händler*innen, Kultur- nichts Neues mehr, aber das Angebot Und nicht zuletzt zeigt das Interview mit schaffenden und Dienstleistenden ihre hat sich stark verändert – hin zu groß- den beiden Neuköllner Geistlichen, wie Sorgen. Überall findet sich aber auch flächiger Nutzung von Schlüsselimmo- der freundschaftliche interreligiöse Dia- Zuversicht, dass sich durch gegenseiti- bilien im Zentrenbereich, die viele Prob- log die Menschen in diesem vielstimmi- ge Unterstützung und die gemeinsame leme mit sich bringt. Im Artikel „Schöne, gen Bezirk zusammenbringt, auch wenn Arbeit an neuen Lösungen die schlimms- neue Arbeitswelt?“ gehen wir dieser Ent- das nicht immer ohne Konflikt geht. ten Folgen abwenden lassen. wicklung in Neukölln auf den Grund und beleuchten die Konsequenzen für das Viel Freude beim Lesen! Das Eine-Welt-Zentrum auf dem ehe- Zentrum Karl-Marx-Straße und die Ent- maligen Kindl-Gelände ist das beste Bei- wicklung der umliegenden Kieze. Ihr Jochen Biedermann spiel für Solidarität und die gemeinsame Stadtrat für Stadtentwicklung, Arbeit an Problemen – über Grenzen hin- Den meisten Menschen fällt wahrschein- Soziales und Bürgerdienste weg. Der Neubau greift diese Ansprüche lich gar nicht auf, welche Hindernisse der Nutzer*innen auch architektonisch der öffentliche Raum für viele Menschen auf. Ein Zentrum der Entwicklungszu- darstellt und was auf der anderen Sei- Ein neuer Alltag: sammenarbeit in Deutschland liegt jetzt te auch alles getan wird, um den öffent- Maskenpflicht auf der Karl-Marx-Straße in Neukölln. lichen Raum inklusiv zu gestalten. Der 3
TROTZDEM WEITERMACHEN Die Corona-Pandemie und der Lockdown im Frühjahr 2020 hat die Gewerbetreiben- den und Kulturschaffenden an der Karl- Marx-Straße wie vielerorts schwer getrof- fen. Sie werden auch im Sinne des Leitbilds der [Aktion! Karl-Marx-Straße] „Handeln, Begegnen, Erleben“ auf eine harte Probe gestellt. Im September haben wir einige von ihnen besucht. In unseren Gesprächen ging es besonders darum, wie sie mit den Herausforderungen der letzten Monate umgegangen sind, wo sie Unter- NEUKÖLLNER OPER stützung gefunden haben und wie sie in Die Theaterstücke „Die Fleisch“ und „Lost (1,5m)“, Andreas Altenhof, Mitglied im Direktori- die Zukunft blicken. Für die Zukunft unse- die im Spätsommer und Herbst 2020 in der Neu- um, erklärt, dass das neue Hygienekon- res sonst so lebendigen und vielfältigen köllner Oper, Karl-Marx-Strasse 131/133, uraufge- zept, das zusammen mit dem Heimat- Alltags in Neukölln spielen sie alle eine führt wurden, beschäftigen sich mit Isolation und hafen entwickelt wurde, mit den kleine- sozialer Distanzierung. So, wie sie mancher wäh- ren Theatern der Stadt geteilt wird. Für wichtige Rolle. rend der Corona-Pandemie – vielleicht aber auch diese sind die Umstellungen besonders F Interviews: Jasmina McKenna, raumscript und Tina Steinke, schon zuvor – erlebt haben mag. kräftezehrend, weil oftmals die Ressour- Citymanagement der [Aktion! Karl-Marx-Straße] cen dafür fehlen. An Kreativität für neue Vieles von jenem, was Theater in der Neuköllner Konzepte mangelt es in der Neuköllner Oper zu einem besonderen Erlebnis macht, ist unter Oper dank enger Teamarbeit nicht. So den aktuellen Umständen nicht möglich: der enge kamen Clara Fendel und Änne Marthe- Körperkontakt der Darstellenden, die geringe Dis- Kühn zusammen auf die Idee für das Pro- tanz zwischen Bühne, Publikum und lauten Blasins- jekt „Save the last Kiez”: Ausschnitte aus trumenten. All dies verkörpert das starke Bedürfnis kommenden Stücken werden in Restau- nach emotionaler Nähe in einer zunehmend anony- rants, Kneipen und Läden im Zentrum misierten Gesellschaft. Den neuen Hygieneregelun- Karl-Marx-Straße aufgeführt und online gen entsprechend mussten also Stücke umgeschrie- gestellt. So gibt die Neuköllner Oper den- ben werden, um die Botschaft durch eine andere Art jenigen eine Bühne, die einen großen Ein- der Inszenierung zu vermitteln. fluss auf das bunte Leben hier haben. 4
lie bei einem Tee am kleinen Tisch auf dem Gehweg. Das Geschäft ist für sie Lebens- unterhalt und soziales Leben zugleich. Mit großer Sorge beobach- tet sie, dass der menschli- che Kontakt unter den Coro- na-Auflagen leidet. Viel- leicht helfe es den Menschen aber auch, zu den wesent- DAS KAPiTAL ÄNDERUNGSSCHNEIDEREI BILDIK lichen Dingen des Lebens Durch das schmale Fenster sieht man zu sprechen. Ziel sei es dabei, aus der künstlerisch Frau Bildik war trotz der pandemiebedingten zurückzufinden und Familie vom Karl-Marx-Platz 18 in einen abge- akademischen Blase auszutreten und andere Pers- Schließung häufig in ihrem Schneiderladen in der und Freunde mehr wertzu- dunkelten Raum. Was von außen wie pektiven bewusst wahrzunehmen. Neckarstraße 3. Hier fand sie Ablenkung durch die schätzen. Zum Schluss zeigt eine gemütliche Kiezkneipe aussieht, tägliche Routine ihrer Arbeit. Die Zeit war von viel Frau Bildik stolz ihre neues- ist im Inneren noch viel mehr. Hier steht Die coronabedingte „Dürrephase“, wie sie Ismael Unsicherheit geprägt, weil die Auflagen der Behör- ten Maskenmodelle aus aus- nicht der Genuss alkoholischer Feier- Duá beschreibt, ist für die Kultur- und Kunstsze- den für die Geschäfte häufig geändert wurden und gefallenen Stoffen, wie zum abenddrinks im Mittelpunkt, sondern ne eigentlich keine Besonderheit. Die Branche lebe nicht immer eindeutig waren. Frau Bildik bemüh- Beispiel aus Spitze oder hüb- vielmehr die Kunst. Genauer gesagt geht immer von der Hand in den Mund. Dass Kunst in te sich, über das Radio und im Austausch mit den schen Gardinen. Auch für das es Ismael Duá, Betreiber des KAPiTAL, Krisen nicht als system-relevant anerkannt wird, Geschäftsnachbarn stets auf dem neuesten Stand Fitness-Zentrum gegenüber und seiner Kollegin Lisan Lantin um den bedauert er zutiefst. Denn Kunst hilft uns, Krisen zu sein. hat sie für alle Mitarbeiten- Austausch über Kunst zwischen Kunst- besser zu verarbeiten oder uns in andere Welten zu den Mas ken genäht – die- schaffenden und Gästen mit den unter- flüchten. Das KAPiTAL hat die erzwungene Ruhe- Die Arbeit mit Stoffen lässt sie ihre Sorgen zumin- se allerdings ganz schlicht in schiedlichsten Hintergründen. phase auch zur Renovierung seiner Räume genutzt. dest zeitweise vergessen. Ihr Laden ist wie ein schwarz. Das Fenster soll bald zur Straße hin geöffnet wer- zweites Zuhause. Seitdem Frau Bildik vor mehr Die Kneipe soll ein Ort sein, in dem den und die Kunst durch ein To-Go Angebot „nah- als 20 Jahren nach Berlin gezogen ist, kommt Kunst nicht unnahbar scheint, son- barer machen“, sie „näher an die Öffentlichkeit sie werktags ins Geschäft, um Hosen, Röcke und dern in dem vielmehr soziale Brücken rücken“. So ist das offene Fenster neues Format Kleider den Körpern junger und alter Menschen geschlagen werden. Abendlich wer- und Metapher zugleich – und eine Aufforderung, anzupassen. Hier im Laden trifft sie zu „norma- den Künstlerinnen und Künstler einge- Kunst system-relevanter einzubringen. len“ Zeiten Bekannte, neue Gesichter und Fami- laden, um mit anderen über ihre Arbeit 5
BLUMEN JETTE Der Blumenladen „Blumen Jette“ liegt in der Karl- ten mit den Käufen von Blu- Marx-Straße 178. Dieses Jahr feiert Frau Horn, mensträußen ihr Geschäft Geschäftsinhaberin, ihr 25. Jubiläum. Sie betreibt wieder an. „Aber natürlich eines der wenigen übrig gebliebenen, langjäh- ist das Geld auch in vielen rig inhabergeführten Geschäfte in der Karl-Marx- Haushalten knapp…“, erzählt Straße. Ihr Jubiläums-Jahr hatte sich Frau Horn Frau Horn, „…nicht jeder hat allerdings ein wenig anders vorgestellt. Durch die in diesen Zeiten Geld übrig Covid19-Pandemie musste auch Frau Horn ihr für ein paar schöne Blumen“. Geschäft während des Lockdowns schließen. Vor allem die fehlenden Ein- nahmen durch Veranstaltun- Mit der Wiedereröffnung Ende April erleb- gen wie Hochzeiten, Jubilä- NEUKÖLLNER_INNEN te sie dann, was Zusammenhalt für ihre Kund- en oder runde Geburtstage, Zur Zeit noch ein wenig ver- kanischen Cornflakes, Chips und Softdrinks. „Vie- schaft bedeutet. Insbesondere ihre Stammkun- hinterlassen Sorgen bei Frau deckt von Lagerflächen der le Gäste trauten sich nicht mehr ins Geschäft, da den besuchten sie in dieser Zeit viel und kurbel- Horn. Baustelle der Karl-Marx- sie Angst hatten, den Abstand nicht einhalten zu Straße, befindet sich in der können oder die Kaffeebecher anzufassen“. Mit Aber sie will nicht aufgeben Weichselstraße 66 das kleine der springenden Idee des Sohnes kam die Wen- und ist sehr dankbar für die Café NEUKÖLLNER_INNEN. de: er legte ein Instagram-Profil für das Geschäft lieben Botschaften und den Das Café betreiben Mut- an und stellte Bilder der verschiedensten, sonst Zusammenhalt ihrer Kun- ter und Sohn in familiärer hauptsächlich in Amerika erhältlichen Cornflakes dinnen und Kunden: „Das so Zusammenarbeit. Der Aus- und Softdrinks ein. Mittlerweile hat der Insta- viele Stammkunden zu mir bruch der Covid19-Pandemie gram-Account mehr als 4.500 Abonnenten und die kamen und mich bestärkt hat die beiden hart getroffen Jugendlichen kommen täglich ins Geschäft, um haben, hat mich wirklich sehr und das zu einer Zeit, in der sich eine Schüssel Cornflakes zu sichern. Beide gerührt!“. sie gerade ein neues Kon- bestätigen: „Der Online-Auftritt hat uns am meis- zept für ihr kleines Geschäft ten durch die Zeit geholfen und es tat gut, sich mit erprobten. Nicht nur Kaffee- den Nachbargeschäften auszutauschen. Aber vie- spezialitäten, Sandwiches le hier schaffen es auch nicht.“ Sie sind zuversicht- oder belgische Waffeln wer- lich: „Uns werden die Cornflakes nicht ausgehen den hier geboten, viel mehr und wir bleiben hier!“. liegt der Fokus auf ameri- 6
NEUKÖLLN ARCADEN Das „neue Normal“ bein- Neukölln Arcaden wäre nach diesem Sprichwort reiner Wei- haltet Abstand und Mund- zen! Selbst als die Sorgen besonders groß waren, war man für Nasen-Schutz. Es ist längst all jene da, denen es noch schlechter geht. Gemeinsam mit Alltag auch in den Neu- anderen Berliner Shoppingcentern des Betreiberunterneh- kölln Arcaden. Alles davor mens der Neukölln Arcaden wurde eine Lebensmittelspenden- fühlt sich sehr weit weg an. Aktion für die Berliner Tafel e. V. ins Leben gerufen, deren Aus- Geschlossen waren die Neu- gabestellen wegen Corona geschlossen bleiben mussten. Der kölln Arcaden dabei nie, da Inhalt dieser Tüten kam unter anderem von den Kundinnen auch zu Beginn der Pandemie und Kunden der Neukölln Arcaden. Auch Geldspenden wurden die Angebote der Grundver- gesammelt. Es wurden Masken mit der Bitte um eine Spen- sorgung unverändert geöffnet de für alle ausgegeben, die ihre eigene vergessen hatten. So waren. Im weiteren Verlauf kamen rund 5.000 Euro allein in den Neukölln Arcaden zusam- JOB POINT BERLIN gab es neue Verordnungen, men. Das macht stolz und gibt ein klein wenig Sicherheit: Was Im JOB POINT Berlin in der Neuköllner „Passage“ zubauen und anzupassen. die restlichen Shops öffne- auch kommen mag, Neukölln hält zusammen und bleibt hilfs- können sich Arbeitssuchende vor Ort über aktu- Auch im Kiez engagieren sie ten wieder, das Schutz- und bereit! elle Stellenausschreibungen informieren, Bewer- sich. So war dieses Jahr wie- Hygienekonzept wurde immer F Daria Grodecki, Center-Managerin Neukölln Arcaden bungen schreiben, ausdrucken sowie kostenlose der ein „Passagenfest“ ge- weiter optimiert und der Aus- Beratungen nutzen. „Viele unserer Kundinnen und plant – ein Straßenfest der tausch mit den Gästen, Miet- Kunden sind auf unsere Technik und andere Hilfe- hier ansässigen Gewerbetrei- und Geschäftspartnern sowie stellungen angewiesen“, erklärt Projektleiterin De- benden und Kulturschaffen- den Behörden intensiviert. nise Wegner. Die Schließung des JOB POINT Ber- den. Die Pandemie machte Diese enge Zusammenar- lin hat es deshalb vielen Jobsuchenden schwer ge- einen Strich durch die Rech- beit geht weiter. Denn so ein macht. Doch das Team, zu dem auch Kundenbera- nung. Doch Denise Wegner Shoppingcenter ist eine eige- ter Serkan Aran gehört, hat schnell reagiert und bleibt dran, denn sie schätzt ne kleine Welt. Hunderte Mit- viele Leistungen nicht nur digital, sondern auch ei- hier in Neukölln die Zusam- arbeiterinnen und Mitarbei- nen kontaktlosen „Notdienst“ angeboten. Seit Ende menarbeit der verschiedenen ter sind Tag für Tag im Haus, Mai ist der Betrieb wieder angelaufen. Etwas hat Akteure sowie die lebendige damit alle Abläufe reibungs- sich seitdem geändert: Es gibt nun mehr und vor Nachbarschaft sehr. los funktionieren. allem jüngere Arbeitssuchende. „Vor allem Schüle- rinnen und Schüler erkundigen sich verstärkt nach In Krisenzeiten, heißt es, kurzfristigen Ausbildungsangeboten.“ Denise Weg- trennt sich die Spreu vom ner und Ihr Team versuchen, ihr Angebot stets aus- Weizen. Der Kiez rund um die 7
COWORKING - SCHÖNE NEUE ARBEITSWELT? p Aufgrund immer mehr vorwiegend junger Menschen, die einer freiberuflichen oder selbstständigen Tätigkeit nachgehen, ist die Nachfrage nach „Coworking-Flächen“ in Berlin deutlich gestiegen. Allein in den letzten zehn Jahren haben sich über 100 neue Standorte in der Stadt etabliert. Hier spiegelt sich eine weltweite Entwicklung wider. Während laut der jährlich erscheinenden Coworking-Statistik des Magazins „Deskmag“ im Jahr 2015 erst 8.900 Coworking-Spaces existierten, konn- ten im Jahr 2020 bereits 26.300 Standorte weltweit gezählt wer- den. In Deutschland hat sich die Zahl der Coworking-Spaces in den letzten zwei Jahren sogar vervierfacht. Dies bestätigt eine Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland e. V. (BVCS) aus dem Mai 2020. Demnach gibt es derzeit 1.268 Coworking-Spaces und -flächen in Deutschland. Anfang 2018 waren es nur knapp über 300. Allerdings ist bei dieser Entwicklung auch ein deutlicher Wan- del auf Seiten der Anbieterstruktur erkennbar. Waren es in der Anfangszeit eher die kleinen Ladenlokale in Szenebezirken mit max. 20 Arbeitsplätzen, haben inzwischen die großen kommer- ziellen Anbieter den Markt für sich entdeckt. Sie eröffnen ihre Standorte in den großen Zentrenbereichen mit bis zu 5.000 m² Arbeitsfläche. Diese Entwicklung ist mittlerweile auch im Zen- In Gemeinschaft von anderen an seinem eigenen trum von Neukölln erkennbar und hinsichtlich der Auswirkun- Projekt arbeiten. Das ist die Idee hinter dem Kon- gen auf die Nutzungsstruktur entlang der Karl-Marx-Straße zept „Coworking“. Mit dem Begriff wird eine neue kritisch zu beobachten. Auch in Neukölln eröffneten die ers- Form der Bürostruktur beschrieben, in der Arbeits- ten Coworking-Büros in Ladenlokalen in kleinen Seitenstraßen plätze zeitlich flexibel angemietet werden können. wie der Weserstraße, in der zum Beispiel die Coworking-Büros Auch im Zentrum Karl-Marx-Straße wächst das Weserland und Mitosis ihre Standorte gegründet haben. Mittler- Angebot an Flächen für das gemeinsame Arbeiten. Hier haben vor allem kommerzielle Anbieter das Modell für sich entdeckt. Projekt „Unicorn Village“: In der Richardstraße wurde ein historisches Hof- ensemble im ehemaligen Böhmischen Dorf in Coworking-Büros umgewandelt. 8
weile stößt man bei Spaziergängen durch Nord-Neukölln immer häufiger auf den Hinweis „Coworking“. Direkt an der Karl-Marx- Straße haben mehrere Standorte eröffnet oder befinden sich in Planung. So haben an der Karl-Marx-Straße 97-99 („Alte Post“) im Januar 2020 mit Spaces und Regus bereits zwei internati- onal agierende Coworking-Anbieter eröffnet, in denen neben einzelnen Arbeitsplätzen an Schreibtischen auch jeweils eige- ne Arbeitsräume sowie Konferenz- und Tagungsräume von Unternehmen gemietet werden können. Auch an benachbar- ten Standorten wie der Karl-Marx-Straße 101 (ehem. Karstadt- Schnäppchencenter) sind Büronutzungen geplant, die sich am Modell „Coworking“ orientieren. Hinzu kommen Neueröffnun- gen in der unmittelbaren Umgebung des Zentrenbereichs, wie das Unicorn Village in der Richardstraße im ehemaligen Böh- mischen Dorf, in dem die Coworking-Büros in Dorfhäusern um Wie beim Coworking-Space „Weserland“ in der Weserstraße dienen Laden- Von Außen kaum wahrnehmbar: Die Innenräume der „Alten Post“ in der einen Innenhof gruppiert sind. lokale immer häufiger als Bürostandort. Karl-Marx-Straße werden nun als Coworking-Spaces genutzt. Nach Erkenntnissen von Dr. Janet Merkel von der TU Berlin lie- len. Die Vermietung hochverdichteter Büroflächen erlaubt das Seit Beginn der Corona-Pandemie stehen die Coworking- gen derzeit kaum empirische Untersuchungen zu den Auswir- Abrufen von Mietkonditionen, die die quartiersüblichen Miet- Spaces nun vor einer ganz neuen Herausforderung. Auf- kungen von Coworking-Spaces auf das umgebende Quartier vor. konditionen für Gewerbeflächen häufig übersteigen. In der Kon- grund der notwendigen Kontaktbeschränkungen mussten vie- Bezüglich der Ansiedlung von kleineren Coworking-Spaces in sequenz kann es auf Gewerbeflächen in bestimmten Lagen zur le Coworking-Anbieter zunächst einen starken Rückgang der Nebenstraßen können bestimmte Impulse für die Quartiersent- Verdrängung bisher etablierter Gewerbenutzungen kommen. Arbeitsplatzvermietungen verzeichnen. Nichtsdestotrotz bie- wicklung angenommen werden. So sorgen die Mieterinnen und Dieser Entwicklung versucht der Bezirk über die Steuerungs- tet die Krise gerade langfristig betrachtet auch Chancen für Mieter von Arbeitsplätzen für mehr Laufpublikum und können möglichkeiten im sanierungsrechtlichen Genehmigungsver- den Sektor. Viele Unternehmen mussten ihre Mitarbeiterinnen somit Straßen beleben. Trotzdem – oder gerade deshalb – wer- fahren entgegenzuwirken. Die Sanierungsziele sehen vor, dass und Mitarbeiter während der Corona-Pandemie ins Homeof- den Coworking-Spaces auch eine Pionierrolle in Aufwertungs- Flächen im Zentrenbereich prioritär Versorgungsangeboten im fice schicken und konnten so feststellen, dass vielen von ihnen prozessen von Wohngebieten zugesprochen. Die Ansiedlung von Bereich Handel, Dienstleistungen, Kultur und Gastronomie zur auch zukünftig ein flexibler Arbeitsplatz entgegenkommt. Für großflächigen kommerziellen Coworking-Spaces im Zentrenbe- Verfügung gestellt werden sollen und Büronutzungen auf allen das Zentrum Neuköllns wird „Coworking“ ein aktuelles The- reich lässt hingegen vermuten, dass hier mitunter zentrenrele- für die Versorgungsfunktion tauglichen Flächen nachrangig zu ma bleiben, dessen Auswirkungen auf die Zentrenentwicklung vante Nutzungen, wie Handels- oder Dienstleistungsangebote, betrachten sind. Angesichts der steigenden Zahl an Coworking- entlang der Karl-Marx-Straße, aber auch auf die umliegenden zugunsten von profitableren Coworking-Nutzungen verdrängt Space-Projekten stellt sich also vermehrt die Frage, inwiefern Wohnquartiere im Rahmen des Sanierungsprozesses fortlau- werden könnten – vor allem, weil diese auch immer häufiger im diese für das Zentrum Neuköllns und dessen Nachbarschaft fend beobachtet und analysiert werden. Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss angesiedelt werden sol- zuträglich sind. F David Fritz, BSG mbH 9
UMBAU INKLUSIVE – AUF DEM WEG ZU EINER BARRIEREARMEN KARL-MARX-STRASSE Täglich bleiben Millionen Men- p „Inklusion“ bedeutet hingegen, dass Fleck“, der mit Schülerinnen und Schü- schen von Teilen des öffentlichen kein Mensch ausgeschlossen, ausge- lern bei den Schulworkshops der [Akti- Lebens ausgeschlossen. Sie kön- grenzt oder an den Rand gedrängt wid. on! Karl-Marx-Straße] 2019 produziert In einer inklusiven Gesellschaft ist es wurde (abrufbar auch unter www.kms- nen eine Straße nicht nutzen, ein normal, dass es Unterschiede zwischen sonne.de/zentrum/schulworkshops). Geschäft nicht erreichen, an ei- den Menschen gibt. Diese werden res- „Bin ich schon alt?“, „Wann werde ich es nem U-Bahnhof nicht aussteigen, pektiert. „Demokratie braucht Inklu- sein?“, wird ganz am Anfang des Films müssen Umwege gehen, viel Zeit sion“ ist deshalb auch der Leitsatz des gefragt - fast alle von uns werden einmal einplanen. Sie stoßen auf Barrie- Bundesbeauftragten für Menschen mit in die Lage kommen, nicht mehr so gut ren und werden dadurch oft mas- Behinderung, Jürgen Dusel. Auftrag zu hören, zu sehen oder die Beine nicht ist es seiner Auffassung nach, auch die mehr richtig heben zu können. Aber wir siv eingeschränkt, ihren Alltag Stadt und Architektur lebenswert für alle müssen gar nicht erst alt werden. Wenn „ganz normal“ zu leben. zu machen. Das schließt Barrierefreiheit wir einen Kinderwagen schieben oder Farbige Fahrbahnmarkierungen erhöhen die Ver- ein. Letztere beschreibt das „Gesetz zur einen schweren Koffer durch die Straßen kehrssicherheit Gleichstellung von Menschen mit Behin- ziehen, wir die deutsche Sprache nicht derung“ (BGG) als „Zustand, in dem bau- beherrschen, es laut ist, wir gestresst liche und sonstige Anlagen ohne beson- sind oder wir die Gegend nicht kennen, dere Erschwernis und grundsätzlich und nutzbar sind.“ Vor allem der öffentli- behindern viele Barrieren unseren Weg. ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich che Raum muss für alle da und entspre- chend gestaltet sein. „Design for all“ ist Wie aber wird durch den Umbau die der Leitgedanke, mit dem die barriere- Karl-Marx-Straße barrierefreier? Vor freie Gestaltung der Stadt auch in Berlin allem bekommt der Fuß- und Radver- gefördert wird. kehr durch den Umbau der Straße mehr Platz. Es gibt nach dem Umbau durchge- Auch das Zentrum Karl-Marx-Straße hend eine Fahrradspur pro Richtung und soll für alle da sein. Mit dem aktuellen breitere Seitenräume für den Fußver- Umbau der Straße werden viele bishe- kehr. Sondernutzungen im Seitenraum, rige physische Barrieren abgebaut. Die wie zum Beispiel Möbel der Gastronomie Baustelle bedeutet jedoch zunächst eine oder Werbetafeln, werden beschränkt, GEHEN ACHTUNG STOP noch größere Einschränkung, auch wenn um die Gehwege so breit wie möglich zu hier ein Mindestmaß an Barrierefrei- lassen. Geh-, seh- und kognitiv einge- Rillenplatten am Gehwegrand lassen sich leicht mit dem Blindenstock heit gewährleistet sein muss. Eindrück- schränkte Personen erhalten neue bau- ertasten und weisen die Richtung zur gegenüberliegenden Straßenseite. lich zeigt dies auch der Film „Ein blinder liche Hilfen. Dazu gehören abgesenkte 10
Barrierefreie Karl-Marx-Straße? Das war ein wich- tiges Thema im Film „Ein blinder Fleck“ der Schul- workshops der [Aktion! Karl-Marx-Straße] 2019. Bordsteine, kontrastreiche Straßenbeläge (Gehbahn, Unter- und Oberstreifen) und sogenannte Aufmerksamkeitsfelder an Stellen, an denen die Straße überquert werden kann. Dies hilft vor allem sehbehinderten Menschen. Es wurden zudem soweit wie möglich neue Bänke für nötige Verschnaufpausen aufge- stellt. An der Bio Company wurde das Niveau des Gehwegs angeglichen und neue Aufzüge an der Kindl-Treppe und am U-Bahnhof Karl-Marx-Straße für all jene gebaut, für die das Treppensteigen schwierig ist. Trotz all dieser Maßnahmen bleibt der Straßenquerschnitt der Karl-Marx-Straße aber begrenzt und wird immer wie- der Nutzungskonflikte hervorbringen und Kompromisse nötig machen. Der vorhandene Platz reicht nicht aus für alle Inte- ressen und alle Formen des Verkehrs. Deshalb müssen sich vor allem die schwächeren Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf eine breite Unterstützung der Politik, Ver- waltung, aber auch private Projektentwicklungen sowie rück- sichtsvolle Mitmenschen verlassen können. F Stephanie Otto, raumscript Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, stehen manchmal vor unüberwindbaren Hindernissen. Die Internet- plattform www.wheelmap.org sammelt und zeigt in einem Stadtplan rollstuhlgerechte Orte nicht nur in Neukölln. 11
ZUSAMMEN! MIT KITA-KINDERN STADT ERLEBEN UND GESTALTEN „Berlin ist ganz schön groß! So viele Häuser und Straßen und S-Bahnen – und Ameisenmenschen. Und ganz da hinten, da bei den zwei Hochhäusern – da ist unsere Kita! Berlin ist so groß, dass man gar nicht sieht, wo das Ende ist.“* p Bereits im Rahmen des stadtweit durchgeführten Projek- tes „Raumerfinder“ des KinderKünsteZentrums erforschten Kita-Kinder mit Künstlerinnen und Künstlern unterschied- lichste Räume: Die Kita-Räume, Höhlen und sogar der Welt- raum standen im Zentrum ihrer Untersuchungen. Im Ausstel- lungsprojekt „Unsere Stadt: Berlin!“ stand die Erkundung des Stadtraums im Fokus. Hier erlebten Berliner Vorschulkinder anhand verschiedener Orte und Bauwerke die Geschichte ihrer Stadt. Was liegt da also näher, als genau sie nun nach ihren Ideen für das künftige Berlin zu fragen?! Die KinderKunstWerkstatt im Herbst 2020 fordert deshalb auf: „Stell dir vor... die Stadt der Zukunft!“ Was ist eigentlich eine Stadt? Wer lebt dort? Wie sehen die Häuser von morgen aus? * Vorschulkinder des INA.KINDER.GARTEN Prenzlauer Berg beim Betrachten der Stadt aus dem Fernsehturm in: Berlin – die Geschichte einer Stadt, 2019 Neuköllner Kita-Kinder bauen ihre Stadt der Zukunft, KinderKunstWerkstatt 2020, gefördert vom Bezirksamt Neukölln-Fachbereich Kultur 12
Wie bewegen wir uns fort? Und was brauchen Kinder, um sich Holz, erproben alte Handwerkstechniken und entwerfen Ide- KinderKünsteZentrum in ihrem Lebensumfeld wohl zu fühlen? In den mehrwöchigen en für ein gutes Zusammenleben in der Stadt. Beteiligt sind Workshops fließen die Beobachtungen und Erfahrungen der die Kita Brüdergemeine, die Kita Mosaikraupen sowie die Kita Mitten im Zentrum Karl-Marx-Straße widmet sich das Kinder mit denen der Künstlerinnen und Künstler zusammen: Rixdorfer Rüpel. KinderKünsteZentrum in der Ganghoferstraße 3 der Was wünschen sich Kinder für ihre Stadt? Bewegt man sich frühkindlichen kulturellen Bildung und ist dafür berlin- in einer Stadt in den Bergen genau so fort, wie in einer Stadt Projekte wie diese zeigen, (Stadt-) Raum ist Erfahrungsraum weit als Kompetenzzentrum anerkannt. Gemeinsam mit unter Wasser? Wie kann man Städte grüner machen und die und bietet auch jungen Kindern zahlreiche Anknüpfungsmög- Kita-Leitungen, Wissenschaft, Fachleuten der kulturel- Natur zurückholen? lichkeiten für die sinnlich-ästhetische Auseinandersetzung len Bildung und Kulturpolitik werden hier spannende mit sich selbst und ihrer Umwelt. Wenn wir uns einlassen auf Konzepte entwickelt, mit Kindern und Künstlerinnen und Mit ungewöhnlichen Sichtweisen, Materialien und Techniken einen Perspektivwechsel und versuchen, die Stadt mit den Künstlern fortgeführt und umgesetzt sowie dann in bun- werden in den Workshops Impulse gesetzt: Ein „Soundwalk“ Augen der Kinder zu sehen, bieten wir ihnen Möglichkeiten zur ten Mitmach-Ausstellungen präsentiert. sensibilisiert für die Geräusche der Umgebung, Kiez-Spa- Identifikation: mit Geschichten, Personen, Orten – mit (Bau-) ziergänge und das Gestalten von Stadtplänen helfen den Kin- Kultur. www.kinder-kuenste-zentrum.de dern sich zu orientieren und fördern ihre Selbstsicherheit und F Melanie Rothe, KinderKünsteZentrum Mobilität. Es entsteht ein Arbeitsumfeld, das den Kindern Zeit zum Ausprobieren lässt und sie anregt, eigene Fragen und Ide- en zu entwickeln, die dann wiederum in den Prozess einflie- ßen. Das fordert viel Einfühlungsvermögen und Flexibilität von den Künstlerinnen und Künstlern. Die in der Auseinandersetzung mit den Dingen entstandenen Objekte, Malereien und Installationen der Kinder sind in wech- selnden Mitmach-Ausstellungen für Kita-Gruppen und Fami- lien mit Kindern im KinderKünsteZentrum erlebbar. In die- sem Jahr werden jedoch alle Arbeiten, die in der KinderKunst- Werkstatt entstehen, Teil einer Schaufenster-Ausstellung in der Nachbarschaft rund um das KinderKünsteZentrum sein. Mit den Künstlerinnen Simone Schander und Tine Steen sowie mit dem Künstler Björn Heyn bauen Kita-Kinder futuristische Fahrzeuge, experimentieren mit Baustoffen wie Lehm oder Kreative Stadtplanung und unterwegs im Kiez 13
VON DER KUNST, AUS VIELFALT EIN MOSAIK ZU SCHAFFEN Die Zusammenarbeit zwischen den Religionen in Neukölln war das Thema im Gespräch mit Pfarrer Dr. Reinhard Kees und Imam Mohamed Taha Sabri. Schon lange arbeiten die beiden Geistlichen in ei- nem guten Austausch zusammen, der viele Men- schen in Neukölln zusammenbringt. Was waren die Anfänge Ihrer interreligiösen Zusammenarbeit? Pfarrer Dr. Kees: Meine Vorgängerin Elisabeth Kruse hat die Verbindung der evangelischen Gemeinde Genezareth mit der Neuköllner Begegnungsstätte und der Dar-as-Salam- Moschee aufgebaut und etabliert. Imam Sabri: Ich bin 2006 arbeitsbedingt von Bremen nach Berlin gezogen. Anfangs gab es noch keine interreligiösen Zusammenkünfte. Es war ein Glück, dass ich damals Elisa- beth Kruse getroffen habe. Nach und nach ist ein gemeinsa- mes Netzwerk entstanden. Wie sieht die interreligiöse Zusammenarbeit aus? Pfarrer Dr. Kees (links) und Imam Sabri (rechts) im gemeinsamen Gespräch über das gegenseitige Kennenlernen Pfarrer Dr. Kees: Zunächst einmal besuchen wir uns gegen- seitig zu den großen Festen. Außerdem gibt es die interreli- Das Zusammenfinden und die Zusammenarbeit ist also offen- Deutschland gekommen sind, waren unsicher, ob sie eine Kir- giösen Jahresempfänge in der Neuköllner Begegnungsstätte sichtlich zunächst durch persönliche Beziehungen entstan- che oder Synagoge überhaupt betreten dürfen. Inzwischen ist und weitere Veranstaltungen, die über den Kiez und manch- den. Gab es auch Impulse aus den Gemeinden? es in meiner Gemeinde üblich, dass einfache Leute auch in mal sogar über den Stadtbezirk hinausweisen. Wir arbei- Imam Sabri: Die Leute in meiner Gemeinschaft sind meist ein- eine Kirche gehen. Dies ist ein großer Fortschritt. ten aber zum Beispiel auch viel mit Schulklassen zusammen, fache Leute und haben in der Regel kaum Berührungspunk- die sowohl die Kirche als auch die Moschee und die Synagoge te mit Menschen anderer Religionen. In Tunis z.B. nimmt man Pfarrer Dr. Kees: Wir hatten in der Genezareth-Kirche eine besuchen wollen. Die relativ kleine jüdische Gemeinschaft ist vielleicht das Glockenläuten der großen Kathedrale wahr, aber Ausstellung von Glaubenstexten verschiedener Religionen, mit Rabbi Hammel meistens dabei. man geht nicht in die Kathedrale hinein. Viele Leute, die nach geschrieben in arabischer Kalligrafie. Diese zeigte den Besu- 14
chern, wie viel gemeinsam ist. Auf der einen Seite die erste Wie wird mit kritischen Stimmen gegenüber der interreligiö- Sure, die jeder Muslim mehrfach am Tag betet, auf der ande- Dr. Reinhard Kees ist Pfarrer in der evangelischen Ge- sen Zusammenarbeit umgegangen? ren Seite das Vater Unser - darunter jeweils das Wort Amen, nezareth Kirche Neukölln. Seit August 2017 leitet er mit Pfarrer Dr. Kees: Es stimmt, unsere enge Zusammenar- das so viel heißt wie „so soll es sein“. Die Ausstellung vermit- einer halben Pfarrstelle das Interkulturelle Zentrum Ge- beit wird nicht überall positiv aufgenommen. Unser Argu- telte, dass wir nicht dasselbe glauben, aber wir an denselben nezareth im Pfarrsprengel Nord-West Neukölln. Mit der ment ist, dass wir mit denjenigen Menschen zusammenarbei- glauben. Das ist nicht für alle Christen und nicht für alle Mus- anderen Hälfte der Pfarrstelle pflegt er seit September ten, mit denen wir diese gemeinsame Grundlage haben: die lime und Juden Konsens, für uns aber ist es Konsens. 2017 auch für den Kirchenkreis die interreligiösen und Menschenrechte, der Glaube an einen gemeinsamen Gott und interkulturellen Beziehungen im gesamten Bezirk Neu- die Nächstenliebe. Natürlich prüfen wir auch, mit wem wir Wie sehen gemeinsame Interreligiöse Veranstaltungen aus? kölln. zusammenarbeiten können. Pfarrer Dr. Kees: Wir rufen zum Beispiel zu interreligiösen Gebeten auf, die auf Gemeinsamkeiten in den Texten beruhen. Imam Mohamed Taha Sabri kam 1989 von Tunesien nach Imam Sabri: Wir müssen immer wieder neu Integrationsar- Bei manchen Veranstaltungen geht es aber auch um den rei- Deutschland und ist seit 2007 Gemeindevorstehender der beit auch innerhalb der Gemeinden leisten, besonders dann, nen Informationsaustausch. Dar-as-Salam Moschee an der Flughafenstraße in Berlin, wenn Menschen neu hinzustoßen. Zum Kulturschock, die ein Neukölln. Das Gebetshaus wird durch einen Verein, der Migrant erfährt, kommt zusätzlich die Umstellung auf unse- Imam Sabri: Beim interreligiösen Dialog geht es nicht dar- Neuköllner Begegnungsstätte (NBS) e.V., organisiert und re Philosophie der interkulturellen Zusammenarbeit. Das ist um, andere von deinem Glauben und deiner Glaubenspraxis ist eine der meistbesuchten Moscheegemeinden in Berlin. für viele nicht einfach. Ich habe auch erlebt, dass sich jun- zu überzeugen, sondern um das gegenseitige Kennenlernen. 2016 erhielt er vom Regierenden Bürgermeister Michael ge Menschen, die in der zweiten oder dritten Generation in Dadurch lösen sich die Grenzen auf, die uns manchmal davon Müller den Verdienstorden des Landes Berlin für seinen Deutschland leben, komplett verschließen. Sie nutzen Religion abhalten, das Herz füreinander zu öffnen. Er hat seine Farbe, außerordentlichen Einsatz im interreligiösen Dialog. als Rebellion, weil sie vom deutschen System enttäuscht sind ich habe meine Farbe - niemand verlangt, dass der andere sei- oder vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht haben. Dass ne Farbe aufgibt. Aber ein buntes Mosaik mit unseren vielen mittlerweile viele junge und alte Leute zu den interreligiösen Farben zu schaffen, das ist die Kunst der Vielfältigkeit. Unsere diejenigen, die solche Veranstaltungen für politische Zwecke Dialogen kommen, ist ein großer Fortschritt. Man muss sich Verbindung ist, dass wir alle Gottes Schöpfung sind. instrumentalisieren. für die Vielfalt der Gesellschaft öffnen, denn je vielfältiger sie ist, desto besser kann sie mit gesellschaftlichen Herausforde- Wie wurde die interreligiöse Zusammenarbeit über die Coro- Imam Sabri: Aber die Bilder, die manche Nachrichten in die rungen umgehen. nazeit hinweg aufrechterhalten? Welt sandten, waren unbezahlbar. Bilder von Muslimen in Pfarrer Dr. Kees: Während des Lockdowns hatten wir zwei einer Kirche, ein Pfarrer neben einem Imam und das gleich- Pfarrer Kees: Auch wenn wir die ideologisch Engeren nicht besonders symbolträchtige Veranstaltungen. Die erste war zeitige Läuten der Glocken mit dem Azān. erreichen können, sehen wir einen immensen Lernprozess das gemeinsame Glockenläuten und der gleichzeitige Aus- und eine Veränderung in der Denkweise vieler Menschen. ruf des Azān (islamischer Gebetsruf, Anm. d. Red.) bei der Pfarrer Dr. Kees: Das zweite schöne Symbol war der ers- F Interview: Jasmina McKenna, Tania Salas, raumscript Neuköllner Begegnungsstätte. Leider wurden Abstands- und te Gottesdienst in der Coronazeit, der in der Kaiser-Wilhelm Hygieneregelungen nicht eingehalten und die Veranstaltung -Gedächtniskirche stattgefunden hat. Imam Sabri war auch musste abgebrochen werden. Und es gibt leider immer auch dabei und hat in der Kirche gebetet. 15
BERLIN GLOBAL VILLAGE: ZUSAMMEN EINE GROSSE WIRKUNG HABEN Auf dem ehemaligen Kindl-Ge- Organisationen. Derzeit bietet die kleine Visualisierung des lände entsteht zurzeit der Neu- Küche allerdings keinen Platz zum Ver- Erweiterungsbaus Berlin Global Village bau für einen einzigartigen Zu- weilen. Doch das soll sich ändern. Im Erd- geschoss erklärt uns Armin Massing, was zubauen, wäre wahrscheinlich nur mit sammenschluss von rund 40 es bedeutet, entwicklungspolitische Arbeit einem großem Aufwand möglich – und entwicklungspolitischen und mi- zu leisten. Es geht um große Themen, wie mit ein bisschen Glück. Denn das Glo- grantischen Nichtregierungsor- die Beziehungen zwischen dem globalen bal Village steht mitten im belebten Neu- ganisationen: Im Eine-Welt- Norden und Süden: Dekolonialisierung, kölln auf einem Grundstück der Terra Zentrum arbeiten und treffen Migration, nachhaltige Entwicklung nach Libra GmbH, nach deren Philosophie nur sich Menschen aus aller Welt, den Richtlinien der weltweiten Ziele für gemeinwohlorientierte Projektinitiati- Nachhaltigkeit sowie die Bedeutung des ven Pächter des Bodens werden können. um von hier aus ihre Arbeit in ei- globalen Lernens. Viele der Themen fie- So bietet auch die Nachbarschaft, die nem großen Netzwerk voranzu- len noch vor wenigen Jahren unter den ebenfalls auf dem Boden der Terra Libra treiben. Wir trafen uns mit Armin Begriff Entwicklungshilfe. Heute ist Ent- GmbH im Erbbaurecht baut, eine beson- Massing, Geschäftsführer des wicklungszusammenarbeit der angemes- dere, inspirierende Kulisse. „Berlin Global Village“ Trägerver- sene Ausdruck. Er zeigt, dass kritisches eins, und sprachen mit ihm über Hinterfragen und Evaluation in der aktu- Als wir den Rohbau des neuen Gebäu- die Ziele und das neue Gebäude ellen Arbeit zum Alltag gehören und einen des betreten, erklärt Armin Massing, ständigen Lernprozess vorantreiben. dass das Global Village über das Kindl- sowie den Standort Neukölln. Gelände hinaus eine Verbindung in den Das Global Village ist für viele Mitstreite- Kiez schaffen möchte. Denn Entwick- p Armin Massing führt uns nach der rinnen und Mitstreiter hier eine Lebens- lungspolitik wirkt sich auch auf Neu- Berlin Global Village Begrüßung in die Küche in der zweiten aufgabe geworden. Das Zentrum ist in kölln aus und soll auf allen Ebenen von Etage des alten Backsteingebäudes Am Deutschland der Hauptsitz der Nichtre- lokal zu global im neuen Zentrum mit- Das Land Berlin hat das Vorhaben 2018 mit einer Sudhaus 2, wo schon heute um die 13 gierungsorganisationen mit Schwerpunkt gedacht werden. Dabei wird das Erdge- Anschubfinanzierung in Höhe von 3 Millionen Euro an Nicht-Regierungsorganisationen, Verbän- entwicklungspolitischer Arbeit und könn- schoss des Neubaus mit seinen hohen die Berlin Global Village gGmbH ermöglicht. Zusätzlich de und Vereine ihren Sitz haben. Armin te künftig auch europaweit eine beson- Decken und den vielen öffentlichen Räu- unterstützt der Bund mit 1,8 Millionen Euro. Über die Massing wechselt freudig ein paar Worte dere Rolle spielen. Es hat viele Jahre viel men und transparenten Fassaden eine Hälfte, 7,9 Millionen Euro, erbringen die Nichtregierungs- mit einer Frau, die gerade Tee kocht. Die Schweiß und Einsatz gekostet, Unterstüt- wichtige Rolle spielen. Geplant ist zum organisationen selbst langfristig über einen Kredit. Küche, sagt er, ist ein sehr wichtiger Ort. zung von Seiten der Politik zu gewinnen Beispiel ein großer Ausstellungsraum für Sie ermöglicht spontane Treffen und einen und Fördermittel zu erhalten, um das „glokale“ Kunst, der an den öffentlichen www.berlin-global-village.de informellen Austausch zwischen den vie- Projekt auf die Beine zu stellen. Ein sol- Außenraum anschließt. Ein Fair-Trade- len unterschiedlichen Menschen und ches Projekt auch an anderer Stelle auf- Café stellt nicht nur das horizontale Bin- 16
deglied zwischen Alt- und Neubau, sondern auch ein vertikales Verknüpfungselement dar: Wer im Erdgeschoss aus dem Auf- zug steigt, steht direkt im Café, dem sozialen Mittelpunkt des Hauses. Im hinteren, intimeren Abschnitt ist eine Ludothek, ein Spielraum mit einer Sammlung von Spielzeugen aus der ganzen Welt, geplant. Deren Inneres wird bei Nacht warmes Licht durch die milchig-transparente Fassade nach außen werfen. Auch die oberen Geschosse sind aufmerksam durchdacht. In Zusammenarbeit mit den ansässigen Vereinen sowie dem Architekturbüro Anne Lampen Architekten wurden die Grund- risse konzipiert. Jede Etage wird über eine Gemeinschaftskü- che, eine Großraumbürofläche sowie kleinere Räume verfügen, die den unterschiedlichen Anforderungen der Initiativen gerecht werden und getauscht werden können. Dabei sind die Vereine nach drei thematischen Schwerpunkten den Etagen zugeordnet worden: Fairer Handel, globales Lernen und migrantisch-dias- porische Arbeit. Für alle Beteiligten ist die konsequente Durch- setzung der Barrierefreiheit sehr wichtig, auch wenn dies zu höheren Mietkosten führt. Das Obergeschoss mit großzügiger Dachterrasse soll für alle Initiativen als Ort der Zusammenkunft zugänglich sein und Platz für Veranstaltungen bieten. Im "Raum der Stille" kann künftig Kraft getankt oder gebetet werden. Von hier oben aus hat man einen weiten Blick auf die Dächer der Stadt. Was häufig nur einigen Wohlhabenden vorbehalten ist, wird im Global Village Gemeingut sein. Auch hiermit, so Armin Massing, will das Global Village ein Zeichen setzen. F Jasmina McKenna, raumscript, mit Dank an Armin Massing von Berlin Global Village e.V. Im September 2019 wurde die Grundsteinlegung gefeiert, Ende 2020 wird der Neubau bereits fertig gestellt. 17
GEMEINSAM UND GEMEINWOHLORIENTIERT – PROJEKTENTWICKLUNG MAL ANDERS Auf dem Kindl-Gelände sind derzeit viele Baustel- len gleichzeitig im Gange: neben der Erweiterung des „Berlin Global Village“ sind dies auch die Pro- jekte ALLTAG und CRCLR der TRNSFRM Genossen- schaft eG. Ungewöhnlich sind neben der Form der Projektentwicklung auch die künftigen Nutzungen, die interessante Impulse im Zentrum Neuköllns setzen werden. Für den BROADWAY sprachen wir mit Simon Lee, Mitglied der TRNSFRM Genossen- schaft und gleichzeitig künftiger Nutzer des CRCLR Hauses. p Simon Lee, der eigentlich Mathematik studiert hat, über- nimmt heute vielfältige Aufgaben bei der Umsetzung der Pro- jekte. Er ist künftig Vermieter und Mieter zugleich und gestal- tet und verwaltet mit der Projektentwicklung seine eige- ne Zukunft mit. Eine wichtige Voraussetzung für die gemein- schaftliche und gemeinwohlorientierte Projektentwicklung schuf die Eigentümerin großer Teile des ehemaligen Braue- rei-Geländes zwischen Rollberg- und Neckarstraße: die Stif- tung Edith Maryon bzw. ihre Tochtergesellschaft, die Terra Libra Immobilien GmbH. Die Stiftung kaufte die Grundstücke 2015 und erteilte den ausgewählten Projektinitiativen im soge- nannten Erbbaurecht das Recht, auf ihrem Boden zu bauen und dort für 100 Jahre fortzubestehen, ohne den Boden dabei zu verkaufen. Voraussetzung war, dass die Initiativen nicht gewinnorientiert wirtschaften, sondern mit ihren Projekten zum Gemeinwohl der Menschen der Stadt beitragen. Simon Lee, künftiger Vermieter und Mieter des CRCLR House, auf der Baustelle im Inneren des Bestandsgebäudes 18
Die ersten Ideen für die Projekte CRCLR Haus und ALLTAG Das Projekt ALLTAG entwickelte eine Gruppe unterschiedlichster Menschen, unter Im ALLTAG sollen sowohl temporäre Wohnformen als auch ihnen Künstlerinnen und Künstler, Architekten und viele Quer- Platz für Gewerbe geschaffen werden. Insgesamt neun Orga- einsteigende. Als die Pläne für die Gebäude konkretisiert wer- nisationen tragen und verwalten das Projekt, dessen Schwer- den sollten, entschieden sich die Projektbeteiligten für die punkt auf der Beherbergung sozialer Gruppen mit speziellen Gründung der TRNSFRM Genossenschaft, um den Besitz der Schutzbedürfnissen liegt. Dies betrifft beispielweise Menschen Gebäude und die Verantwortung für den Bau an eine geson- in der Rehabilitationsphase, vor Gewalt geflüchtete Mäd- derte Organisation abzugeben, aber auch, um erlerntes Wis- chen und Frauen oder Betroffene homophober Übergriffe. Die sen zu sammeln und für weitere Projekte zur Verfügung stel- Grundrisse des Gebäudes sind dabei so konzipiert, dass die len zu können. hier wohnenden Menschen gleichzeitig selbstbestimmt und in Gemeinschaft zusammenleben können. Das Erdgeschoss mit Das CRCLR-Haus sozialen, kulturellen und gewerblichen Nutzungen wird Gele- Das CRCLR Haus beruht auf der Idee des zirkulären Wirt- genheit bieten, sich in die Gemeinschaft einzubringen und schaftens. Die unterschiedlichen Nutzungen des Gebäudes neue Beziehungen zur Nachbarschaft zu knüpfen. Leitgedanke – Wohnungen, Gewerbe und Werkstätten – sollen künftig so ist also, ein sozial-gerechteres, vielfältiges städtisches Leben vernetzt sein, dass die Abfälle der einen zu Wertstoffen der zu fördern, indem den Anwohnenden die Teilhabe am sozialen, anderen werden. Auch die Baustelle wird nicht konventionell kulturellen und Arbeitsleben erleichtert und damit auch ihre betrieben. Hier gilt es, mit kostengünstigen und nachhaltigen Integration gefördert wird. Materialien zu bauen, es wird recycelt und experimentiert. Im November 2020 startet die kooperative Baustelle, bei der die Besonders wichtig ist dem gebürtigen Neuköllner Simon Lee, Bauarbeiten von zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern sowie dass die Projekte der TRNSFRM Genossenschaft in der Nach- Förderern des Projekts übernommen werden. Das gemein- barschaft verankert sind und akzeptiert werden. Nicht alle schaftliche Arbeiten stärkt dabei die Beziehungen der künfti- Nachbarn waren dem Vorhaben von Anfang an wohl gesonnen. gen Nutzergruppen, die auch vom Wissensaustausch profitie- Besonders mit der lokalen Jugend, für die das Kindl-Gelände ren. Nicht zuletzt ermöglicht die kooperative Baustelle auch ein beliebter Aufenthaltsort ist, erhofft sich Simon Lee künftig beträchtliche Kosteneinsparungen. Die längere Bauzeit wird ein friedliches Miteinander und arbeitet dafür schon an eini- dafür gerne in Kauf genommen. Alle Beteiligten erhalten wäh- gen Ideen. Er möchte sich auch dieser Herausforderung stel- rend der gesamten Baustellenphase das gleiche Grundge- len, denn die Stadt muss Platz für alle bieten. halt, das aus den Einsparungen von Logistik und Materialien F Jasmina McKenna, raumscript mit Dank an Simon Lee von der TRNSFRM eG berechnet wird. Auch für Kinderbetreuung ist vor Ort gesorgt und es besteht die Möglichkeit, gemeinsam zu kochen. Visualisierung des Projekts CRCLR House 19
ZUSAMMEN FÜR DAS ZENTRUM KARL-MARX-STRASSE Die Standorttour: Gemeinsame Einblicke in Projektvorhaben bauprojekt an der Karl-Marx-Straße 101 oder das Deutsche p Eine wichtige Aufgabe des Citymanagements der [Aktion! Chorzentrum an Karl-Marx-Straße 145. Wie die Begehung Karl-Marx-Straße] ist, die Entwicklung des Standorts Karl- der Projektvorhaben deutlich machte, ist das Bezirkszent- Marx-Straße als vielfältiges Bezirkszentrum weiter zu stärken rum von unterschiedlichsten Vorstellungen von Gesellschaft, und die unterschiedlichen Akteure dabei miteinander zu ver- Arbeit und Kultur geprägt, die in unmittelbarer Nähe zueinan- netzen. In diesem Zusammenhang bietet auch die Standort- der existieren und entstehen. Zum Abschluss wurde zusam- tour einmal jährlich spannende Einblicke in Projektvorhaben men mit Bezirksstadtrat Jochen Biedermann über die Zukunft rund um die Karl-Marx-Straße und bringt Akteure aus Poli- des Bezirkszentrums diskutiert, welches zunehmend als ber- tik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. linweiter Kultur- und Arbeitsstandort an Bedeutung gewinnt. Am 3. September 2020 fand die neunte Ausgabe der Standort- Es bleibt spannend, wie sich die Projekte weiterentwickeln und tour durch das Bezirkszentrum Neukölln statt. Schwerpunk- welche neuartigen Entwicklungen die Teilnehmenden bei der te waren die Entwicklungen der gemeinwohlorientierten Pro- Standorttour im nächsten Jahr erwarten. jekte auf dem ehemaligen KINDL-Areal (Eine-Welt-Zentrum, CRCLR Economy House und Projekt Alltag) sowie der Schlüs- Kontakt: Citymanagement der [Aktion! Karl-Marx-Straße] selimmobilien rund um den Alfred-Scholz-Platz, wie das Neu- Richardstr. 5, 12043 Berlin, 030 / 22 19 72 93, cm@aktion-kms.de Ein Spaziergang mit Gesprächen: Die „Lenkungsgruppe vor Ort“ für die dortige Freiraumgestaltung vorgestellt. Den Abschluss p Am 9. September 2020 begab sich die Lenkungsgruppe der bildete der urbane Permakulturgarten des Café Botanico, wo [Aktion! Karl-Marx-Straße] mit ihren zahlreichen Gästen zum bei einem kleinen Imbiss die Möglichkeit für den informellen vierten Mal auf einen anregenden Themen-Spaziergang durch Austausch bestand. Auch nächstes Jahr wird sich die „Len- das Zentrum Karl-Marx-Straße und kam dabei mit sehr unter- kungsgruppe vor Ort“ mit einem neuen Thema auf den Weg schiedlichen Akteuren und Initiativen ins Gespräch. Schwer- machen. Informationen werden dazu rechtzeitig auf www. punkt in diesem Jahr war das Thema „Grüne Räume im Zen- kms-sonne.de veröffentlicht. Sie haben Lust, an der Gestal- trum“. In Begleitung von Bezirksstadtrat Jochen Biedermann tung der Karl-Marx-Straße und ihrem Umfeld mitzuwirken? und fachlich unterstützt von der Wissenschaftlerin Elena Fer- Die Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße] beteiligt rari wurden grüne Orte im Gebiet aufgesucht, um sich dort sich als Akteursgremium aktiv an Entwicklungsprozessen im über Möglichkeiten der Freiraumgestaltung und Vegetation im Zentrum Karl-Marx-Straße und steht dabei in einem engen dicht bebauten Bereich auszutauschen. Besucht wurden der Austausch mit Politik und Verwaltung sowie vielen weiteren Comenius-Garten, der Gemeinschaftsgarten „Prachttomate“, wichtigen Akteuren im Gebiet. der „Vollguter Gemeinschaftsgarten“ sowie der grüne Hinter- hof eines Wohnhauses in der Neckarstraße. Weiterhin wurden im Außenbereich des ehemaligen Umspannwerks die Pläne www.kms-sonne.de/mitmachen/lenkungsgruppe 20
JETZT BETEILIGEN KONTAKT IMPRESSUM Alle, die an der Entwicklung des Bezirkszentrums Karl-Marx-Straße interes- [Aktion! Karl-Marx-Straße] Herausgeber: Schlussredaktion, Steuerung und Koordination: siert sind, sind herzlich eingeladen, an den Sitzungen der Lenkungsgruppe der www.aktion-kms.de Bezirksamt Neukölln von Berlin Stephanie Otto, raumscript [Aktion! Karl-Marx-Straße] teilzunehmen. Sie trifft sich in der Regel jeden info@aktion-kms.de Stadtentwicklungsamt | Fachbereich Stadtplanung Gestaltung: Bergsee, blau zweiten Dienstag im Monat um 19:00 Uhr in der Richardstraße 5. Hier besteht Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin, Druck: DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH die Möglichkeit, mit den Mitgliedern der Lenkungsgruppe, Mitarbeiter*innen Bezirksamt Neukölln Tel. 030 / 902 39 - 21 53, Fax 030 / 902 39 - 24 18, Redaktionsschluss: November 2020 des Bezirksamts, der Sanierungsbeauftragten BSG und dem Citymanagement Stadtentwicklungsamt | Fachbereich Stadtplanung stadtplanung@bezirksamt-neukoelln.de, Veröffentlichung: November 2020 direkt ins Gespräch zu kommen und auch eigene Anliegen einzubringen. Dirk Faulenbach, Thomas Fenske und Oliver Türk www.berlin.de/ba-neukoelln Auflage: 4.000 Stück Informieren Sie sich zu interessanten Themen. Die Lenkungsgruppe freut sich Tel. 030 / 902 39 - 21 53, über Ihre Teilnahme. stadtplanung@bezirksamt-neukoelln.de Redaktionsteam: Abbildungen: Jochen Biedermann, Bezirksamt Neukölln, Stadtrat © Susanne Tessa Müller: Titel / Bergsee, blau: S. 2, Bitte beachten Sie: Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie finden BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste/ 10, 14, 18 / raumscript: S. 4, 5, 20 unten / Cityma- die Sitzungen der Lenkungsgruppe zeitweise als Videokonferenz statt. Bitte Lebendiges Zentrum und Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße / Sonnenallee Christopher Dathe, Bezirksamt Neukölln, Pressere- nagement der [Aktion! Karl-Marx-Straße]: S. 6, 7 informieren Sie sich jeweils aktuell unter www.kms-sonne.de. Prozesssteuerung [Aktion! Karl-Marx-Straße] ferent Abteilung Stadtentwicklung, Soziales und links, 20 oben / Neukölln Arcaden: S. 7 rechts / Monika Bister, David Fritz, Néstor Martínez Bürgerdienste / Dirk Faulenbach, Bezirksamt Martin Dziuba für Unicorn Workspaces: S. 8 / > lenkungsgruppe@aktion-kms.de Quintero, Kerstin Schmiedeknecht Neukölln / Thomas Fenske, Bezirksamt Neukölln / Jacqueline Schulz: S. 9 links / SPACES Alte Post: > www.kms-sonne.de/mitmachen/lenkungsgruppe Tel. 030 / 68 59 87 - 71, kms@bsgmbh.com David Fritz, BSG mbH / Jasmina McKenna, S. 9 rechts / Andi Weiland, Sozialhelden e.V.: S. 11 Citymanagement der [Aktion! Karl-Marx-Straße] raumscript / Stephanie Otto, raumscript / Susanne links / Leska Ruppert, Ralph Etter: S. 11 rechts / Susann Liepe, Katharina Knaus und Tina Steinke Tessa Müller, Fotografin / Melanie Rothe, Kinder- Enia Wegmann, KinderKünsteZentrum: S. 12, 13 / In der [Aktion! Karl-Marx-Straße] gestalten die Akteure der Karl-Marx-Straße Tel. 030 / 22 19 72 93, cm@aktion-kms.de KünsteZentrum / Tania Salas, raumscript / Tina Anne Lampen Architekten GmbH: S. 16 / Sedat gemeinsam die Zukunft des Neuköllner Geschäfts-, Verwaltungs- und raumscript Steinke, Citymanagement der [Aktion! Karl-Marx- Mehder: S. 17 / TRNSFRM eG: S. 19 Kulturzentrums auf Initiative des Bezirksamts Neukölln von Berlin. Stephanie Otto, Tania Salas Straße] / Patrick Voigt, Bergsee, blau Tel. 030 / 89 20 85-14, kms@raumscript.de Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen nicht > www.kms-sonne.de/zentrum Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Anke Heutling, Tel. 030 / 90 139 - 49 14, Herausgebers dar. anke.heutling@SenSW.Berlin.de www.kms-sonne.de
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