Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org

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Das BIH im Wandel
2018 – 2020

bihealth.org
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Was ist Translation?

                              »
           Professor
                              Translation ist,
                              wenn aus Forschung
                                                                                                                      »                                Professor
                                                                                                                                                   Christian Drosten

          Axel R. Pries                                                                                               Translation ist, einen Diagnostiktest
                              Gesundheit wird.                                                                        für das neue Coronavirus so zu ­

                                                   »                     Professorin                                  entwickeln, dass Labore in aller Welt
                                                                       Geraldine Rauch
                                                                                                                      ihn mit sofortiger Wirkung benutzen.
                                                    Translation bedeutet
                                                    für mich, über den

                                                                                         »
                                                   ­Tellerrand zu gucken.                             Professor

   »
                                                                                                  Christopher Baum
                        Professor
                    Christof von Kalle
                                                                                         Translation ist die Übertragung von Information
   Translation übersetzt                                                                 in Handlung und von Wissen in Anwendung.
   Forschungswissen                                                                      Das ist sehr schön illustriert in der genetischen
   in Patientennutzen.                                                                   ­Verwendung des Begriffs, die Übersetzung

                                           »            Professor                         der Erbinformation in Form der RNA in Proteine,
                                                      Fabian Prasser
                                                                                          die ja letztlich die Funktion der Zellen erst
                                            Translation ist ein b
                                                                ­ idirektionaler          ermöglichen.
                                            Prozess, der zu stetigen
                                           ­Verbesserungen im Gesundheits-
                                            system führt.
    »                 Professor

                                                                                                                      »
                     Georg Duda
                                                                                                                                  Professorin

     Translation ist die Überführung grundlagen-                                                                              Claudia Langenberg

     wissenschaftlicher ­Forschungsergebnisse                                                                         Translation is Science that matters
     in neue präventive, diagnostische oder                                                                           for patient and p
                                                                                                                                      ­ opulation health.
    ­therapeutische ­Verfahren zur Anwendung
     am ­Menschen.
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Berlin Institute of Health (BIH)
Das BIH im Wandel 2018 – 2020
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
04   Inhalt                                              BIH im Wandel 2018 – 2020   05

Inhalt
06   Vorwort
                                         48             Innovations-Enabler

10   Chronik 2018 – 2020                 50   BIH Biomedical Innovation
                                              Academy
16   Coronaforschung
     am BIH                              52   BIH QUEST

                                         54   BIH Innovations

Fokusbereiche                       18
20   Single Cell-Ansätze für
     die p
         ­ ersonalisierte Medizin        56                      Begegnungen
24   Translationale Vaskuläre
     Biomedizin                          58   Private Exzellenzinitiative
                                              Johanna Quandt
28   Regenerative Therapien
                                         60   Gender

                                         61   Podcast

Translations-Hubs                   32   62

                                         64
                                              Veranstaltungen

                                              Bauen

34   Digitale Medizin

36   Multi-Omics

38   Organoide und Cell Engineering

41   Klinische Translation

44   Core Facilities                     66   Impressum

                                         68   Was ist Translation?
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
06   Vorwort                                                                                                                                                                                                                                    BIH im Wandel 2018 – 2020         07

Das BIH: Aus Forschung                                                                                                            Land Berlin                                                 BMBF

wird Gesundheit.                                                                                                                     entsendet                                              entsendet

                                                                                                                                                      Charité Aufsichtsrat                                                BIH Verwaltungsrat

                                                                                                                                                                                                                         berichtet                   berät

                                                                                                                                                        Charité Vorstand
                                                                                                                                    berichtet                   berichtet                 entsendet
                                                                                                                                                                                                                                                    bestellt

                                                                                                                                                                                                                kontrolliert
                                                                                                                              Klinikumsleitung            Fakultätsleitung              Direktorium                             berät      BIH Wissenschaftlicher
                                                                                                                                                                                                                                           Beirat

                                                                                                                                                                                                                          Privilegierte
                                                                                                                                  Klinikum                    Fakultät                       BIH                         Partnerschaft

                                                                                                                                                                                                                        Projektförderung                 deutsch-
                                                                                                                                                                                                                           Vernetzung                    landweit

                                                                  Professor Christopher Baum    Andrea Runow
                                                                  Vorsitzender des BIH Direk­   Administrative Direktorin
                                                                                                                            Die engere Verzahnung wird sich in neuen Verwaltungsstrukturen              die Eigenständigkeit des BIH sicher. Auch in der Verschränkung mit den
                                                                  toriums und Vorstand          des BIH
                                                                                                                            widerspiegeln. Als dritte Säule neben K  ­ linikum und Fakultät wird das    schon etablierten ­Leitungs- und Aufsichtsgremien der Charité ergeben
                                                                  des Translationsforschungs­                               BIH in viele Prozesse der Charité e­ ingebunden. Ein eigenes Direktorium,   sich Veränderungen: Der Bund erhält einen Sitz im Charité-Aufsichtsrat,
                                                                  bereiches der Charité –                                   ein eigenes Aufsichtsgremium (»Verwaltungsrat«) und ein wissen­             der Wissenschaftliche Direktor des BIH einen Sitz im Charité-Vorstand.
                                                                  Universitäts­medizin Berlin                               schaftlicher Beirat (Scientific Advisory Board, SAB) stellen zugleich

     Liebe Leserin, lieber Leser,

     seit seiner Gründung im Jahr 2013 ist das Berlin Institute   Höchste Zeit also, die wachsende BIH Gemeinschaft         Schritt der Translation daraufhin überprüft, welche                         Um diese Mission noch besser realisieren zu können,
     of Health im Wandel und im wörtlichen Sinne in Bewe-         zu vereinen. Zwei große Bauvorhaben des BIH dienen        Hürden er bereithält und wie man diese überwinden                           hat sich das BIH auch strukturell gewandelt und weiter-
     gung: Zunächst in Räumen der Humboldt-Universität            diesem Zweck: Am Campus Mitte entsteht derzeit            kann. Daraus entstand die BIH Mission, mit ihren                            entwickelt: Mit Beginn des Jahres 2021 ist das Institut
     in der Luisenstraße untergebracht, zogen die ersten          inunmittelbarer Nähe des Bettenhauses der Charité         drei Kernelementen: Die Innovations-Enabler schaffen                        als dritte Säule in die Charité eingegliedert. Als soge-
     Mitarbeiter*innen des BIH bald um in das Gebäude des         das neue ATIZ-Gebäude, in dem BIH und Charité Grup-       die Strukturen und das richtige »Mindset« für die                           nannter Translationsforschungsbereich steht das BIH
     Bundesforschungsministeriums am Kapelle-Ufer, um             pen gemeinsam forschen werden. Am Campus Berlin           Translation und unterstützen die BIH Faculty in allen                       gleichberechtigt neben den beiden Säulen der Kranken-
     nur wenige Monate später ein ganzes Stockwerk im             Buch wird im Frühjahr 2021 das Käthe-Beutler-Haus         Phasen der Translation. Die Translations-Hubs stellen                       versorgung und der medizinischen Fakultät. Damit rückt
     Spreepalais nahe des Berliner Doms anzumieten. Das           bezugsfertig sein. Hier forschen BIH und MDC Gruppen      state-of-the-art Technologien bereit, entwickeln                            das BIH inhaltlich noch näher an die Charité heran,
     junge Institut wuchs beständig. Zu einer nur kleinen         unter einem Dach.                                         diese weiter und vernetzen die Community, die diese                         ohne seine zweite Gründungsinstitution, das Max-Del-
     Verwaltung kamen bald die ersten Forschungsgruppen                                                                     Tech­nologien für die Translation nutzbar macht.                            brück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-
     hinzu, 2014 startete die Biomedical Innovation Academy       Doch auch inhaltlich ist das BIH im Wandel: War das       Die Fokus­bereiche schließlich setzen in den Gebieten                       Gemeinschaft (MDC), zu verlieren. Als Privilegierter
     mit ihrem Clinician Scientist Programm, 2017 das BIH         Institut zunächst gegründet worden, um ganz allgemein     Single Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin,                        Partner wird das MDC auch weiterhin eng mit Wissen-
     QUEST Center. BIH Innovations wurde als gemeinsamer          die medizinische Translation zu beschleunigen – also      Translationale Vaskuläre Biomedizin und Regenerative                        schaftler*innen des BIH zusammenarbeiten, Forschungs-
     Technologietransfer von BIH und Charité gegründet,           Forschungsergebnisse in die Klinik zu übertragen und      Therapien konkrete trans­lationale Forschungs- und                          themen gemeinsam vorantreiben und neue Technologien
     mehr und mehr Forscher*innen kamen an Bord. Die              umgekehrt, Beobachtungen aus dem klinischen Alltag        Entwicklungsprojekte um.                                                    und Ansätze einbringen. Als einmaliges Modell in der
     Forschungsgruppen sind heute über die ganze Stadt            im Labor zu erforschen – hat sich die Mission des                                                                                     deutschen Forschungslandschaft dient das BIH als Vor-
     Berlin an allen Standorten der Charité verstreut.            BIH mittlerweile geschärft: Wir haben jeden einzelnen                                                                                 reiter einer bundesfinanzierten Einrichtung innerhalb R
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
08   Vorwort                                                                                                                                      BIH Mission                                                                                                                                BIH im Wandel 2018 – 2020   09

        Die translationale Wertschöpfungskette

                                                            Tr a n s l a t i o n a le Fo r s c h u n g

                                                                   Erste Tests          Klinische
                          e Lösung s ans ät ze                                           Studien         Technologie
                                                                                                                                ose,
                                                                                                                                       T h e r a p i e, Pr äve
                    Neu
                                                                  am Menschen
                                                 Experimentelle                                            Transfer        gn                                    nti
                                                                                                                                                                       on
                                                    Studien                                                            Dia                                                                                                                                           Die Fokusbereiche

                       Neue Ideen /                                                                                         Patient*innen-                                                                                                                           setzen konkrete trans­l ationale Forschungs-
                                                                                                                                                                                                                                                                       Projekte
                                                                                                                                                                                                                                                                     und Entwicklungs­projekte um und sind
                       Technologien                                                                                             nutzen                                                                                                  Medical
                                                                                                                                                                                                                     Fo k u s-          Needs
                                                                                                                                                                                                                                                                     für eine definierte Z
                                                                                                                                                                                                                                                                                         ­ eitspanne angelegt.

                                                                                                                                                                                                                    B e re ic h e

                                                                                                                                                                            BIH–Mission
                                                                                                                                                                                                                                                                     Die Translations-Hubs
                                                                                                                                                                                                                                                                     versammeln Themen und Technologien,
                                                                                                                                                                                                                                         Disruptive                  ­welche die Medizin in den kommenden
                                                                                                                                                                                                               Translations-             Technologien                 Jahren revolutionieren werden – sie sind
                                                                                                                                                                                                                                                                      ­l angfristig angelegt, passen sich aber
                                                                                                                                                                                                                   Hubs                                                immer wieder neuen Entwicklungen an.

                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Innovations-Enabler ­
                                                                     Medic al Need                                                                                                                                                         Mindset
                                                                                                                                                                                                                I n n ov a t i o n s-      & Support       Strukturen
                                                                                                                                                                                                                                                                      schaffen die ­zugrundeliegenden, per­
                                                                                                                                                                                                                                                                      manenten Strukturen für ein translationales
                                                                 Herausforderungen in
                                                                                                                                                                                                                    E n a b le r                                      Umfeld und Mindset aller am Prozess
                                                             Diagnose, Therapie, Prävention                                                                                                                                                                          ­beteiligten Personen.

     Die translationale Wertschöpfungskette                                                                                                                                               Die Komponenten des BIH

     einer Universitätsmedizin: Wir sind uns dieser heraus-                          haben wir ein ganzes Institut übernommen und uns                                                     ihre konstante finanzielle Unterstützung und ihre             die keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erfül-
     gehobenen Position und Verantwortung wohl bewusst                               mit der Aufnahme des Deutschen Stammzellnetzwerks                                                    Bemühungen um die Integration des BIH in die Charité.         len. Wir laden Sie daher herzlich ein, weitere Informa-
     und werden alles daransetzen, aus dieser Chance den                             GSCN ins BIH deutschlandweit vernetzt. Damit sind                                                    Der Stiftung Charité und der Einstein Stiftung für die        tionen über das BIH auf bihealth.org nachzulesen oder
     größtmöglichen Erfolg zu erzielen.                                              wir bestens gerüstet für den nächsten Schritt: Das                                                   vielen wissenschaftlichen Impulse und Bereitstellung          sich regelmäßig über das BIH zu informieren, indem Sie
                                                                                     Berlin Institute of Health wird zukünftig aussichtsreiche                                            von Sondermitteln für außergewöhnliche Projekte.              unseren Newsletter abonnieren oder uns auf Twitter
     Trotz dieser in jeder Hinsicht »bewegten Zeiten«, die                           translationale Projekte auch außerhalb Berlins fördern                                               Den verschiedenen Vorständen des BIH, der Charité             unter @berlinnovation folgen. Wir freuen uns über Ihr
     angesichts der Corona-Pandemie noch einmal mehr in                              und so deutschlandweit eine führende Rolle für die                                                   und des MDC für ihren persönlichen Einsatz im Vorstand        Interesse an unserem Institut.
     Bewegung geraten sind, haben Wissenschaftler*innen                              medizinische Translation einnehmen. Hierzu haben wir                                                 des BIH, insbesondere Professor Axel Pries, der das
     am BIH eine Fülle an spannenden und bedeutenden                                 den Excellence Fund als weitere Säule unserer Mission                                                BIH von August 2018 bis September 2020 als kommissa-          Mit herzlichen Grüßen
     Ergebnissen erzielt: Sie haben neue Technologien etab-                          etabliert.                                                                                           rischer Vorstandsvorsitzender, neben seiner Tätigkeit         Ihr BIH Direktorium
     liert, Zusammenhänge entdeckt, Tests entwickelt und                                                                                                                                  als Dekan der Charité, geleitet hat.
     Therapien eingeführt. Studienergebnisse wurden veröf-                           Wir möchten es nicht versäumen, an dieser Stelle den                                                                                                               Christopher Baum
     fentlicht, APPs programmiert und erste Unternehmen                              vielen Wegbegleitern des BIH zu danken, die das BIH                                                  Und so bleibt das BIH auch in Zeiten des Wandels stets        Andrea Runow
     mit Hilfe des BIH gegründet. Wir konnten zahlreiche                             auch und gerade in Zeiten des Wandels nachhaltig und                                                 seinem Motto treu: Aus Forschung wird Gesundheit.
     neue Professorinnen und Professoren am BIH begrüßen                             verlässlich unterstützt haben: An erster Stelle dem                                                  In dem vorliegenden Band haben wir Ihnen einige Mei-
     und haben einige Nachwuchsgruppen neu eingerichtet.                             Bundesforschungsministerium und der Senatskanzlei                                                    lensteine der bewegten vergangenen Jahre zusammen-
     Mit dem BIH Center für Regenerative Therapien (BCRT)                            für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin für                                                 gestellt. Dies sind natürlich nur einige Schlaglichter,
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
10   Chronik 2018 – 2020                                                                                                                               BIH im Wandel 2018 – 2020   11

Wichtige Ereignisse                                                                       13.07.

2018
                                                                                          Start der Informatikplattform
                                                                                          »The Virtual Brain« im EU-Flaggschiff
                                                                                          »Human Brain Project«
                                                                                                       Professorin Petra Ritter

                                             1                                                                                      7
                                                                                                       leitet die Informatik­
     01.02.                                                                                            plattform »The Virtual
                                                                                                       Brain« innerhalb des
     Marcus Mall stärkt translationale           01.02.                                                ­EU-Flaggschiff Pro-
     ­Lungenforschung in Berlin                                                                         gramms »Human Brain
                                                 »Digitaler Kopf«, Professorin                          Project«.
                   Professor Marcus Mall
                   tritt die Professur für
                                                 ­Sylvia Thun, kommt nach Berlin

                                             2                                                                                      8
                   Pädiatrische Pneumolo-                     Die IT-Spezialistin
                   gie und Immunologie                        für ­Medizin Professorin
                   an der Charité an, die                     Sylvia Thun wird
                   durch die Unterstützung                    ­Direktorin für eHealth                                                   18.10.
                   der Einstein Stiftung                       und Interoperabi­litität
     und in Zusammenarbeit mit dem BIH                         am BIH.                                                                  Grundsteinlegung für das
     ermöglicht wurde.                                                                                                                  Käthe-Beutler-Haus

                                             3                                                                                      9
                                                                                                                                        Im Käthe-Beutler-Haus auf dem
                                                                                          18.10.
                                                                                                                                        ­Campus Berlin-Buch werden ab 2020
     01.04.                                      01.04.                                                                                  Forscher*innen des BIH und des
                                                                                          ERC Synergy Grant für                          MDC einziehen, um neue personali-
                    Irina Lehmann wird                         Roland Eils wird           Professor Robert Gütig                         sierte Therapien für chronische
                    BIH Professorin für                        Gründungs­direktor                                                        ­Krankheiten zu ­entwickeln.
                                                                                                       Robert Gütig untersucht
                    Umweltepigenetik                           des neuen BIH                           gemeinsam mit Wissen-

                                             4                                                                                     10
                    und Lungenforschung                       ­Zentrums Digitale                       schaftler*innen des
                    und gründet die                            Gesundheit                              BIH, der Charité und der
                    Arbeitsgruppe Mole-                                                                Humboldt-Universität
                    kulare Epidemiologie.                                                              zu Berlin sowie der
                                                                                                       ­Uni­versität Genf, wie
                                                                                                        Spielen zu Lernvorgängen
     23.05.                                                                                             im Gehirn beiträgt.

                                             5                                                                                     11
     Offener Zugang zu wissenschaft­             01.06.
     lichen Veröffentlichungen                                                                                                          11.12.
                                                 Experte für translationale
     BIH, Charité und MDC haben die
     ­Berliner ­Erklärung für den offenen
                                                 Bioethik Daniel Strech kommt                                                            Digital Clinician Scientist – ­
      Zugang zu wissenschaftlichem               ans BIH QUEST C­ enter                                                                  Innovativer Karriereweg in der
      ­Wissen im Mai unterzeichnet.                                                                                                     ­universitären Medizin
                                                              Daniel Strech tritt die

                                             6                                                                                     12
                                                              neue Professur für Trans-                                                 Die Charité startet zusammen mit
                                                              lationale Bioethik an                                                     dem BIH das Programm »Digital
                                                              der Charité an und über-                                                  ­Clinician Scientist«, eine Erweiterung
                                                              nimmt eine Arbeits-                                                        des erfolgreichen Clinician Scientist
                                                              gruppe am BIH QUEST                                                        Programms mit deutschlandweiter
                                                              Center.                                                                    Ausstrahlung.
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
12   Chronik 2018 – 2020                                                                                                                                                BIH im Wandel 2018 – 2020   13

Wichtige Ereignisse                                                                                                                Aus
                                                                                                                                   Forschung

2019
                                                                                                                                   wird
                                                                                                                                   Gesundheit
                                                             01.01.                                        02.07.
                                                                                                                                                          10.07.

                                                         1                                                                                            7
                                                             BIH stärkt translationale Forschung:          Neuer BIH Podcast –
     01.01.                                                  Professor Frank Konietschke baut              Aus Forschung wird Gesundheit                  Verwaltungsvereinbarung zur
                                                             ­Statistik-Nachwuchsgruppe am BIH                                                            ­Integration des BIH in die Charité
                                                                                                           Im neuen BIH Podcast »Aus Forschung
     Andrea Runow ist neuer Administrativer                   und der Charité auf                          wird Gesundheit« beantworten Wissen-
                                                                                                                                                           unterzeichnet
     Vorstand (komm.) im BIH                                                                               schaftler*innen des BIH, der ­Charité
                                                                             Am 1. Januar 2019 tritt                                                       Am Mittwoch, den 10. Juli 2019, haben
                     Zum Beginn des Jahres                                   Frank Konietschke am BIH      und des MDC Fragen zur ­Gesundheit und          Bundesforschungsministerin Anja
                     2019 startet Andrea Runow                               und an der C­ harité eine     Gesundheitsforschung.                           ­Karliczek und der Regierende Bürger-

                                                         2                                                                                            8
                     als Leiterin des Bereichs                               Professur für ­Statistische                                                    meister von Berlin Michael Müller
                     Finanzen und Controlling                                Methoden der Trans­lation                                                      die Verwaltungsvereinbarung zwischen
                     und übernimmt kommis­                                   und frühe ­klinische          19.07.                                           Bund und Land Berlin unterzeichnet,
                     sarisch das Amt des                                    ­Studien an.                                                                    die die Integration des BIH in die
                     ­Administrativen Vorstands                                                            BIH gratuliert der Berlin University           ­Charité festschreibt.
                      im BIH.                                                                              Alliance und freut sich auf
                                                                                                           Zusammen­arbeit

                                                         3                                                                                            9
     01.02.                                                  27.03.
                                                                                                            Im erfolgreichen Exzellenzantrag der
                                                                                                                                                          01.09.
                                                                                                            Berlin University Alliance hat das
     Christine Goffinet erforscht                            Professor John ­Ioannidis von                  BIH QUEST Center bereits am Kapitel
     die Sprache der Viren                                   der ­Universität ­Stanford kommt               zur Qualität und Werthaltigkeit der           »Datenschutz bringt Vertrauen!«
                                                             als E
                                                                 ­ instein BIH Visiting F­ ellow ­         ­Forschung mitgeschrieben.
                       Seit Februar 2019 ist Christine                                                                                                                  Fabian Prasser folgt
                       Goffinet BIH Professorin
                                                             nach Berlin                                                                                                Ruf auf BIH Professur
                       für Virologie am BIH                               John Ioannidis kommt                                                                          für Medizininformatik

                                                         4                                                                                           10
                       und am Institut für Virologie                      ans BIH, gefördert von                                                                        am BIH und an der
                       der Charité, wo sie das                            der Einstein Stiftung                                                                         Charité.
                       ­HI-Virus und das Chikun-                          und der Stiftung Charité,
                        gunya-Virus erforscht,                            um als Einstein BIH
     das als ›emerging virus‹ im Zuge der                                 ­Visiting Fellow am
     ­g lobalen E­ rderwärmung auch in Europa                              BIH QUEST Center eine           12.09.
      seinen E­ inzug hält.                                  Dependance seines Stanforder For-

                                                         5                                                                                           11
                                                             schungszentrums METRICS aufzubauen:           Israelische Innovationen für
                                                             das METRIC-­Berlin.                           ­Berliner Patient*innen. Charité,
     01.06.                                                                                                 BIH und Israel kooperieren                    02.12.
                                                                                                           Die Charité, das BIH und die Israel
     Christof von Kalle wird BIH Chair                                                                     ­Innovation Authority wollen eng zusam-
                                                                                                                                                          Wellcome Trust fördert erstmals
     für Klinisch-Translationale Wissen-                                                                    menarbeiten, um mit inno­­va­tiven            Translationspartnerschaft in
     schaften                                                                                              Gesundheitsideen die Patient*innen­            Deutschland: Standort ist Berlin

                                                         6                                                                                           12
                                                                                                           versorgung zu verbessern.                      mit BIH und Charité!
                     Am 1. Juni 2019 tritt der
                     Krebsexperte Professor                                                                                                               Das BIH und die Charité sind die
                     Christof von Kalle die                                                                                                               ­ersten Einrichtungen in Deutschland,
                     Professur auf Lebenszeit                                                                                                              die der britische Wellcome Trust
                     für Klinisch-Translatio-                                                                                                              im Rahmen einer Translationspartner-
                     nale Wissenschaften am                                                                                                                schaft fördert.
                     BIH und der Charité an.
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
14   Chronik 2018 – 2020                                                                                                                              BIH im Wandel 2018 – 2020   15

Wichtige Ereignisse
2020
                                                                                           20.07.                                       01.08.

                                                                                           Forschung und Klinik unter einem             Michael Potente verstärkt
                                                                                           Dach: Richtfest für das ATIZ-Gebäude         Forschung zu Blutgefäßen an

                                              1                                                                                     7
                                                                                           von BIH und Charité                          BIH, Charité und MDC
                                                                                           Das frühere Gebäude für Operation,                        Mit der Berufung von
     05.02.                                                                                Intensivmedizin und Notaufnahme                           BIH Professor Michael
                                                                                           wurde bis auf den Rohbau entkernt                         Potente bauen BIH,
     »Single Cells go Clinical« –                 27.02.                                   und wird nach der umfangreichen                           ­Charité und MDC ihren
     BIH, MDC und Charité gründen                                                          Sanierung künftig gemeinsam von BIH                        gemeinsamen Fokus­
     neuen Forschungsbereich                       Digitale Zusammenarbeit bei             und Charité genutzt.                                       bereich Trans­lationale

                                              2                                                                                     8
                                                  ­Seltenen Erkrankungen                                                                              Vaskuläre ­Biomedizin
     Die drei Berliner Forschungsein­
     richtungen starten eine Kooperation          20 Universitätskliniken und weitere                                                                 weiter aus.
     im Bereich der Einzelzellanalyse.                                                     01.09.
                                                  Partner haben sich im Projekt CORD-
                                                  MI (Collaboration on Rare Diseases),
                                                  welches vom BIH geleitet wird,           BIH Professorin Claudia Langenberg
     19.03.                                       deutschlandweit zusammengeschlos-        für Computational Medicine ver-
                                                  sen, um die Patient*innenversorgung      stärkt datenbasierte Medizin am BIH

                                              3                                                                                     9
     Medizinische Daten sprechen                  sowie die Forschung im Bereich der                     Die Expertin für gene­
     ­zukünftig eine gemeinsame Sprache           Seltenen Erkrankungen zu verbessern.                   tische Epidemiologie           01.10.
     In der Medizininformatik-Initiative                                                                 und Fachärztin für Pub-
     (MII) haben sich alle deutschen                                                                     lic Health untersucht          Professor Christopher Baum wird
     ­Universitätskliniken bundesweit                                                                    die Grundlagen von             neuer Vorstandsvorsitzender des BIH
      zusammengeschlossen, um digitale            31.03.                                                 Stoffwechselerkrankun-         und folgt auf Professor Axel R. Pries,
      Infrastrukturen aufzubauen und                                                                     gen wie Typ-2-Diabetes         der das Amt neben seiner Funktion

                                              4                                                                                    10
      sich nun auf eine gemeinsame Sprache        BIH und Charite gemeinsam gegen          anhand großer Datenmengen inter­­            als Dekan der Charité zwei Jahre lang
      geeinigt: die international standar­        das Virus: Digital Clinician Scientist   nationaler Patient*innen- und Bevöl­         kommissarisch innehatte.
      disierte Sprache SNOMED CT.                 programmiert Corona-App                  kerungsstudien.
                                                                 Dr. Alexander Thieme,
                                                                                                                                        01.11.
                                                                 ein Teilnehmer der BIH
                                                                 Biomedical Innovation
     26.05.                                                      Academy, programmiert                                                  Georg Duda wird BIH Chair for

                                              5                                                                                    11
                                                                 eine neue App, mit der                                                 ­Engineering Regenerative Therapies
     Deutschlandweite Standards                                  Anwender*innen ihr                                                                  Der Experte für Biome-
     für Corona-Daten                                            persönliches Risiko für   23.09.                                                    chanik und Regenera-
                       Das BIH in leitender       eine Infektion mit dem Coronavirus                                                                 tive Medizin wird im
                       Funktion und Akteure       SARS-CoV-2 ermitteln und die Prozesse     Nationales Centrum für                                   Fokusbereich Regenera-
                       aus allen Sparten          im Klinikum beschleunigen können.        ­Tumor­erkrankungen in Berlin                             tive Therapien insbe-
                       des Gesundheitswe-                                                  Der Antrag der Charité in enger                           sondere die Advanced

                                              6                                                                                    12
                       sens haben sich                                                     Kooperation mit BIH und MDC                               Therapies weiterent­
                       zur cocos-Initiative                                                war erfolgreich: Neben Heidelberg                         wickeln und ausbauen.
                       (Corona Component                                                   und Dresden wird Berlin einer
     Standards) zusammengeschlossen,                                                       von vier weiteren NCT-Standorten.            31.12.
     um einheitliche Datenformate und Stan-
     dards für COVID19 und SarsCoV2-bezo-                                                                                               Alle Vorbereitungen sind getroffen:
     gene Daten zu etablieren.                                                                                                          Das BIH wird zum 1. Januar 2021
                                                                                                                                        als ­Translationsforschungsbereich
                                                                                                                                        in die Charité integriert.
Das BIH im Wandel 2018 2020 - bihealth.org
16   Aktuell: Die Corona-Pandemie 2020                                                                                                                                                                                BIH im Wandel 2018 – 2020   17

Coronaforschung                                                                                                                                                                       Welche Zellen befällt das Coronavirus?
                                                                                                                                                                                      Wissenschaftler*innen des BIH, der Charité und

am BIH
                                                                                                                                                                                      der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg
                                                                                                                                                                                      haben untersucht, welche Zellen in der Lunge und
                                                                                                                                                                                      in den Bronchien vom Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert
                                                                                                                                                                                      werden können. Demnach wird der Rezeptor für die-
                                                                                                                                                                                      ses Coronavirus vermehrt in bestimmten Vorläuferzel-
                                                                                                                                                                                      len exprimiert. Mit dem Wissen können Forscher*innen
                                                                                                                                                                                      und Ärzt*innen zielgerichtete Therapien entwickeln.
     Die gefährliche Doppelrolle des                                                                                                                                                  Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler*innen in der
     ­Immunsystems bei COVID-19                                                                                                                                                       Fachzeitschrift »EMBO Journal« veröffentlicht.

     Die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2
     verläuft höchst unterschiedlich: Manche Betroffene
     merken gar nicht, dass sie infiziert sind, andere wiede-                                                                                                                         Digital Clinician Scientist
     rum erkranken so schwer, dass ihr Leben in Gefahr ist.
                                                                                                                                                                                      programmiert Corona-App
     Wissenschaftler*innen um Professor Roland Eils, BIH
     Chair für Digital Health am BIH und der Charité und
                                                                                                                             BIH Professor Christian Drosten als                      Im Frühjahr veröffentlichte die Charité eine Corona-
     Kolleg*innen aus Leipzig und Heidelberg haben heraus-                                                                                                                            App, mit der Anwender*innen einen Fragebogen
     gefunden, dass das Immunsystem den Verlauf der                                                                          ­herausragender Kommunikator                             beantworten, ihr persönliches Risiko für eine Infektion
     Erkrankung entscheidend beeinflusst: Anhand von                                                                         Christian Drosten, BIH Professor und Direktor des        mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ermitteln und die
     Einzelzellanalysen entdeckten sie, dass die vom Virus                                                                   Instituts für Virologie der Charité, hat während der     Prozesse im Klinikum durch Einscannen der Antworten
     befallenen Epithelzellen »das Immunsystem zu Hilfe                                                                      Corona-Pandemie die Bevölkerung regelmäßig zu allen      beschleunigen können. Programmiert wurde die App
     rufen«. Doch die daraufhin einwandernden Immunzel-                                                                      Aspekten der Pandemie informiert. Besonders großer       von einem Teilnehmer des »Digital Clinician Scientist
     len schießen gelegentlich über das Ziel hinaus und                                                                      Beliebtheit erfreute sich der Corona-Update-Podcast,     Program« der BIH Biomedical Innovation Academy:
     richten mit ihrer übersteigerten Reaktion teilweise                                                                     in dem sich Drosten mit der NDR-Wissenschaftsredak-      Dr. Alexander Thieme.
     größeren Schaden an als das Virus selbst. Ihre Ergeb-                                                                   teurin Korinna Hennig über aktuelle Entwick­lungen
     nisse haben die Forscher*innen in der Zeitschrift                                                                       der Pandemie, aber auch neue Forschungserkenntnisse
     »Nature Biotechnology« beschrieben.                                                                                     zum Virus unterhielt. Hierfür erhielt der Virologe im
                                                                                                                             April den Sonderpreis für herausragende Kommunika-
                                                                                                                             tion der Wissenschaft in der COVID-19-­Pandemie
                                                                Deutschlandweite Standards                                   der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des
                                                                für Corona-Daten                                             Stifterverbandes. Im Verlauf des Jahres 2020 erhielt
                                                                                                                             Drosten außerdem den Grimme-online-Award, den
                                                                In ganz Deutschland erforschen Wissenschaftler*innen         Deutschen Radiopreis, den Ehrenpreis für herausra-
                                                                das neue Corona-Virus SARS-CoV-2 und die von ihm             gende Kommunikation des Bundesverbandes der
                                                                hervorgerufene Krankheit COVID-19. Wichtig ist nun,          Kommunikatoren und schließlich sogar das Bundesver-
                                                                dass die Ergebnisse zusammengeführt und gemeinsam            dienstkreuz aus den Händen des Bundespräsidenten.
                                                                genutzt werden können. Daher haben sich Akteur*innen
                                                                aus allen Sparten des Gesundheitswesens zur »cocos-
                                                                Initiative« (Corona Component Standards) zusammen-
                                                                geschlossen. Auch Vertreter*innen aus dem BIH,                                                   Eine warme Mahlzeit
                                                                insbesondere Professorin Sylvia Thun, Leiterin der Core                                          für die Held*innen
                                                                Unit for Interoperability and eHealth, sowie Professor
                                                                Christof von Kalle, BIH Chair für Klinische Translation,                                         Dr. Elise Siegert, Sprecherin des BIH Charité Clinician
                                                                waren in leitender Funktion beteiligt. Ziel der Initiative                                       Scientist Programms und Assistenzärztin in der Abtei-
                                                                ist es, einheitliche Datenformate und Standards für                                              lung für Rheumatologie und Klinische Immunologie
                                                                COVID-19 und SARS-CoV2-bezogene Daten zu etablie-                                                der Charité, hat ein Spendenprojekt ins Leben gerufen,
                                                                ren. Für das nationale Netzwerk gegen COVID-19 wurde                                             mit dem das Personal in den Rettungsstellen und
                                                                ein Kerndatensatz (German Corona Consensus – GECCO)                                              Intensiv­s tationen der Charité während der COVID-Pan-
                                                                zwischen den U  ­ niversitätskliniken vereinbart.                                                demie täglich eine kostenlose Mahlzeit erhält. Bereits
                                                                                                                                                                 nach einem Monat kamen so über 50.000 Euro zusammen.
Fokusbereiche
 Das BIH hat drei Fokusbereiche etabliert, in denen konkrete
 ­translationale Forschungs- und Entwicklungsprojekte
  ­umgesetzt werden: Single Cell-Ansätze für die personalisierte
   Medizin, Translationale Vaskuläre Biomedizin und
   Regenerative Therapien.

      Die Fokusbereiche verfolgen verfolgen einen systemme­
      dizinischen Ansatz, sind grundsätzlich dynamisch
      und werden kontinuierlich an wissenschaftliche, techno­­
      logische und translationale Entwicklungen angepasst.
20   Fokusbereiche | Single Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin                                                                                                          BIH im Wandel 2018 – 2020   21

                                                                           Single Cells
                                                                           Go Clinical
                                                                           Das BIH, das Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB)
                                                                           des MDC und die Charité starten eine gemeinsame Forschungs­
                                                                           initiative. Ziel ist es, innovative Einzelzelltechnologien für klinische
                                                                           Fragestellungen zu nutzen.

                                                                              2018 waren sie der »Durchbruch des Jahres«: Das
                                                                              ­Wissenschaftsmagazin Science kürte die neuen Techno-
                                                                               logien, mit denen Wissenschaftler*innen einzelne
                                                                               ­Körperzellen analysieren können, zur wichtigsten
                                                                                Errungenschaft. Erstmals war es möglich, vollständige
                                                                                Organe, Tumoren oder gar ganze Insektenlarven in
                                                                                einzelne Zellen zu zerlegen, ihre Genaktivität zu messen
                                                                                und mithilfe von Hochleistungsrechnern und künstli-
                                                                                cher Intelligenz die Einzelzellanalysen wieder zum
                                                                                ­ganzen Organ oder Organismus zusammenzusetzen.

                                                                              »Das ist so, als ob wir ein Supermikroskop erfunden
                                                                              hätten, mit dem wir plötzlich in jede Zelle in einem         Das Bild zeigt die vier jungen Nachwuchsgruppenleiterinnen
                                                                              Gewebe hineinschauen könnten, in alle Zellen gleichzei-      mit den Leitern des Single Cell Programms: Ashley Sanders,
                                                                                                                                           Angelika Eggert, Stefanie Grosswendt, Nikolaus Rajewsky,
                                                                              tig, und sehen könnten, was molekular in der Zelle           Leif Ludwig und Simon Haas (v. l. n. r.)
                                                                              vor sich geht – zum Beispiel wann und warum sie krank
                                                                              wird«, sagt Professor Nikolaus Rajewsky. Er ist der
                                                                              Direktor des Berliner Instituts für Medizinische System-
                                                                              biologie (BIMSB) am MDC, an dem in verschiedenen
                                                                              Projekten ein entscheidender Beitrag zu der Entwick-
                                                                              lung von Einzelzelltechnologien geleistet wurde.
                                                                              ­Nikolaus Rajewsky und Professorin Angelika Eggert,
                                                                               Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt         wicklung und Aktivität von Stammzellen im Zusammen-
                                                                               Onkologie und Hämatologie an der Charité, sind Spre-        hang mit dem Erbgut ihrer »Zellkraftwerke«, den
                                                                               cher und Sprecherin des neuen BIH Fokusbereich              Mitochon­drien, untersuchen. Dr. Simon Haas kommt
                                                                               ­Single Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin.       vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
                                                                                                                                           und a­ nalysiert Krebsstammzellen, um damit gezielt
                                                                              Modernste Technologien für                                   den Ursprung von Blutkrebserkrankungen anzugreifen.
                                                                              den klinischen Einsatz                                       Dr. Stefanie Grosswendt vom Berliner Max-Planck-Insti-
                                                                                                                                           tut für molekulare Genetik möchte herausfinden, wel-
                                                                              Den Kern des neuen Forschungsfokus bilden vier               che Zelltypen und Vorgänge aus der Embryonalentwick-
                                                                              neue Nachwuchsforschungsgruppen, deren Leiter*in-            lung im Krankheitsbild bestimmter Krebsarten eine
                                                                              nen international berufen wurden: Dr. Leif Ludwig,           Rolle spielen. Die Kana­dierin Dr. Ashley Sanders war
                                                                              der gerade vom Broad Institute in Cambridge, USA,            bisher am Europäischen Molekularbiologischen Labor
Aus Gewebe isolierte Zellen werden auf Minichips                              zurückgekehrt ist, will mit seiner Gruppe die Ent­           in Heidelberg und erforscht, wie neue Mutationen in k
geleitet, um einzelne Zellen zu bearbeiten.
22    Fokusbereiche | Single Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin                                                                                                                                                    BIH im Wandel 2018 – 2020   23

                                                                                                                                                                 » Das ist so, als ob wir ein Supermikroskop erfunden
                                                                                                                                        Nikolaus Rajewsky        ­ ätten, mit dem wir plötzlich in jede Zelle in einem
                                                                                                                                                                 h
                                                                                                                                                                 Gewebe hineinschauen könnten, in alle Zellen gleich­
                                                                                                                                                                 zeitig, und sehen könnten, was molekular in der
                                                                                                                                                                 Zelle vor sich geht – zum Beispiel wann und warum
                                                                                                                                                                 sie krank wird. «

                                                                                                                                                 » Je genauer wir die zelluläre
                                                                                                                                                 Zusammensetzung eines Tumors                              Angelika Eggert

                                                                                                                                                 kennen, desto gezielter können
                                                                                                                                                 wir ihn bekämpfen. «
Vergrößerte Ansicht eines Minichips: Für die weitere Verarbeitung werden
­einzelne Zellen in winzige Tröpfchen eingeschlossen

      einzelnen Zellen e
                       ­ ntstehen und so deren unterschied­                Grosswendt. Simon Haas und Leif Ludwig werden mit        Der Beginn eines »Cell Hospitals«                         an der Charité und die translationale Forschung des
      liche Ausprägung innerhalb eines Organs oder Tumors                  den Direktoren der beiden Medizinischen Kliniken                                                                   BIH zusammenkommen«, sagt Nikolaus Rajewsky.
      bedingen.                                                            mit den Schwerpunkten Hämatologie, Onkologie und         »Ich freue mich sehr und bin auch ein bisschen stolz,     »Nicht nur, um die Mechanismen zu verstehen, warum
                                                                           Tumorimmunologie zusammenarbeiten, Professor             dass wir diese tollen jungen Leute nach Berlin holen      Zellen krank werden, sondern auch, um diese Zellen
      Die Nachwuchsgruppen werden am BIMSB und damit                       Lars Bullinger am Campus Virchow Klinikum sowie          konnten«, sagt Nikolaus Rajewsky. Gleichzeitig ist        so frühzeitig zu entdecken, dass man sie wieder auf
      in unmittelbarer Nähe zum Campus Mitte der Charité                   ­Professor Ulrich Keller am Campus Benjamin Franklin     aber auch das Angebot, das das BIH Programm Einzel-       den Pfad des Gesunden zurückbringen kann, bevor die
      angesiedelt sein. Im BIMSB haben sie Zugang zu neu-                   (CBF).                                                  zelltechnologien den jungen Forscher*innen macht,         Krankheiten so dramatisch werden, dass man sie nur
      esten Einzelzellmethoden und systembiologischer                                                                               ein besonders attraktives. Während man als Forscherin     sehr schwierig oder invasiv und teuer behandeln kann.
      Expertise. Gleichzeitig wird jede Nachwuchsgruppe                    »Ich glaube, dass insbesondere die Krebsforschung        oder Forscher den molekularen Details auf den Grund       Ich bin mir sicher, dass wir natürlich nicht für alle,
      eng mit einer Klinikerin oder einem Kliniker der Charité             von den neuen Single-Cell-Technologien profitieren       gehen kann, fragen die assoziierten Kliniker*innen nach   aber immerhin für einige Krankheiten signifikante
      zusammenarbeiten, damit Einzelzelltechnologien für                   wird«, sagt Angelika Eggert. »Denn Tumoren bestehen      der klinischen Relevanz der Ergebnisse und ermög­         Fortschritte machen werden.« •
      konkrete medizinische Fragestellungen und den klini-                 keineswegs aus lauter gleichartigen Zellen, sondern      lichen den Forschenden Einblicke in Fälle, die mithilfe
      schen Einsatz etabliert werden können: Ashley Sanders                sind oft ein sehr heterogenes Gemisch aus unterschied-   von Einzelzelltechnologien aufgeklärt werden können.
      wird mit Professorin Britta Siegmund, der Direktorin                 lich differenzierten Krebszellen, Bindegewebs-, Blut­
      der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie,                      gefäß- und Immunzellen. Je genauer wir die zelluläre     »Deswegen betrachte ich diese Initiative als den
      ­Infektiologie und Rheumatologie, zusammenarbeiten.                  Zusammensetzung eines Tumors kennen, desto gezielter     Beginn eines »Cell Hospitals«, in dem die Grundlagen-
       Angelika Eggert ist klinische Partnerin von Stefanie                können wir ihn bekämpfen.«                               forschung des MDC/BIMSB, die klinische Forschung
24   Fokusbereiche | Translationale Vaskuläre Biomedizin                                                                                                                                                          BIH im Wandel 2018 – 2020   25

Blutgefäße verstehen
Herz-Kreislauferkrankungen sind nach wie vor weltweit
die h
    ­ äufigste Todes­ursache. Welche Rolle die Blutgefäße dabei
spielen, erforschen Wissenschaftler*innen im Fokusbereich
Translationale Vaskuläre Biomedizin.

                                                                         »Eine Gefäßerkrankung in einem Organ erhöht somit
                                                                         auch das Risiko für eine Erkrankung in einem anderen.
                                                                         Allen gemeinsam sind Probleme an den kleinen
                                                                         Blut­gefäßen. Wir wollen nicht nur die Gründe hierfür
                                                                         herausfinden, sondern auch, wie wir das zweite
                                                                         Ereignis verhindern können.« Gerade hat BeLOVE den
                                                                         2.000. Patienten rekrutiert.

                                                                         Wachstum und Funktion von
                                                                         Blutgefäßen verstehen
                                                                         Als Sprecher des Fokusbereichs Translationale Vas­
                                                                         kuläre Biomedizin hat Gerhardt dessen Aufbau geleitet
                                                                         und freut sich nun über die Berufung seines Kollegen
Michael Potente (links) und Holger Gerhardt erforschen, welche Rolle     Michael Potente, der seit August 2020 den Fokusbereich
­Blutgefäße bei der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen spielen.
                                                                         verstärkt. Der BIH Professor Potente interessiert sich
                                                                         vor allem für den Einfluss des Stoffwechsels (Metabo-
                                                                         lismus) auf Blutgefäße. »Wir möchten verstehen, wie
                                                                         Stoffwechselprozesse das Wachstum, den Umbau und
     »Da insbesondere veränderte Gefäßfunktionen vielen                  die Funktion von Blutgefäßen kontrollieren«, sagt
     Erkrankungen zugrunde liegen, hat sich das BIH schon                Michael Potente, der zuvor am Max-Planck-Institut für
     vor einiger Zeit dazu entschlossen, gemeinsam mit                   Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim forschte.
     mitdem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin                  So führen zum Beispiel Sauerstoff- und Nährstoffmangel
     in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité –               dazu, dass sich in Tumoren neue Blutgefäße bilden.
     Universitätsmedizin Berlin, den Fokusbereich Trans­                 Ähnliche Prozesse spielen auch bei Augenerkrankungen
     lationale Vaskuläre Biomedizin einzurichten, um in                  wie der feuchten Makuladegeneration eine zentrale
     diesem Bereich entscheidende Fortschritte und trans-                Rolle, die unbehandelt zur Erblindung führt. »Hier kann
     lationale Erfolge zu erzielen«, sagt BIH Professor                  bereits erfolgreich therapeutisch eingegriffen werden,
     Holger Gerhardt, der am MDC die Arbeitsgruppe Inte­                 indem man Hemmstoffe einsetzt, die das in diesem Fall
     grative Vaskuläre Biologie leitet. Bereits vor zwei                 krankhaft überschießende Wachstum der Blutgefäße
     Jahren hat das BIH die auf zehn Jahre angelegte BeLOVE-             unterdrücken«, erläutert Potente.
     Studie initiiert, in der insgesamt 10.000 Patient*innen
     mit verschiedenen Herz-Kreislauf-Krankheiten – von                  Bei anderen Erkrankungen dagegen, wie der chronisch
     Schlaganfällen über Herzinfarkte bis hin zu Nierenschä-             ischämischen Herzerkrankung oder bei der Schaufens-
     den – aufgenommen und über einen langen Zeitraum                    terkrankheit in den Beinen, führen verstopfte Gefäße
     beobachtet wurden. »Wir wissen, dass Herzinfarkt­                   zwar ebenfalls zum Sauerstoff- und Nährstoffmangel
     patienten ein höheres Risiko haben, einen Schlaganfall              im Gewebe, aber leider, anders als bei Tumoren, häufig    Der Knochen ist besonders gut durchblutet (oben).
     zu erleiden und umgekehrt«, sagt Holger Gerhardt.                   nicht zur ausreichenden Bildung neuer Blutgefäße.     k   Kleinste Verzweigungen sprießen aus den größeren Blutgefäßen hervor (unten).
26   Fokusbereiche | Translationale Vaskuläre Biomedizin                                                                                                                                       BIH im Wandel 2018 – 2020   27

                                                                                                »Hier würde man sich wünschen, dass sich neue, funk-
                                                                                                tionstüchtige Gefäße bilden und die Versorgung wieder-

                                                                                                                                                            » Wenn man […] gezielt das
                                                                                                herstellen. Das kommt aber wegen der zugrunde liegen-
                                                                                                den Gefäßveränderungen nicht oder nur unzu­reichend
                                                                                                in Gang«, erklärt Michael Potente. »Wenn man hier
                                                                                                gezielt das Wachstum von neuen Blutgefäßen fördern
                                                                                                                                                            ­ achstum von neuen Blutgefäßen
                                                                                                                                                            W
                                                                                                könnte, wäre das therapeutisch sehr wertvoll.« Leider       fördern könnte, wäre das
                                                                                                                                                            ­thera­peutisch sehr wertvoll. «
                                                                                                haben bisherige Versuche in diese Richtung keinen
                                                                                                wegweisenden Erfolge erzielt.

                                                                                                Unterschiedliches Endothel                                  Michael Potente

                                                                                                in verschiedenen Organen
                                                                                                Potente und seine Mitarbeiter*innen wollen deshalb          scher Anwendung voranzutreiben.« Ab März 2021 wer-
                                                                                                die Unterschiede von Blutgefäßen in einzelnen Organen       den die beiden Wissenschaftler gemeinsam mit weiteren
                                                                                                untersuchen – speziell, wie das organspezifische Milieu     Kolleginnen und Kollegen die »endotheliale Dysfunk-
                                                                                                die Funktion der Blutgefäße beeinflusst. Im Zentrum         tion«, wie die Fehlfunktion der kleinen Blutgefäße
                                                                                                steht dabei das Endothel. Endothelzellen kleiden nicht      im Fachjargon heißt, im dann fertiggestellten Neubau
                                                                                                nur alle Blutgefäße von innen aus, sondern sind auch        des Käthe-Beutler-Hauses auf dem Campus Berlin Buch
                                                                                                dafür verantwortlich, dass diese auswachsen. »Interes-      erforschen. »Unsere Vision ist eine vaskuläre Hoch-
                                                                                                santerweise sehen Endothelzellen in den einzelnen           schulambulanz«, blickt Holger Gerhardt in die Zukunft.
                                                                                                Organen ganz unterschiedlich aus.«, berichtet Potente.
                                                                                                »Im Gehirn zum Beispiel sind sie besonders eng mitein-      Die Ästhetik der Blutgefäße
                                                                                                ander verbunden und bilden die Blut-Hirn-Schranke,
                                                                                                in der Leber ist das Endothel durchlässig und ermöglicht    Als Facharzt für Kardiologie möchte Michael Potente
                                                                                                so die Filterfunktion des Organs.« Diese organspezi­        seine Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Grund-
                                                                                                fischen Funktionen sind bei vielen Krankheiten gestört.     lagenforschung und medizinischer Patient*innen­
                                                                                                Bei Diabetiker*innen, bei denen der Blutzuckerspiegel       versorgung einbringen und den Fokusbereich Transla-
                                                                                                ständig über dem Normwert liegt, verändern sich die         tionale Vaskuläre Biomedizin so verstärken. »Mich
                                                                                                Endothelzellen mit der Zeit und können spezifische          fasziniert die Ästhetik der Blutgefäße, aber auch
                                                                                                Eigenschaften verlieren, was zu den häufigen Gefäßpro-      die Prinzipien ihrer Bildung und natürlich die Möglich-
                                                                                                blemen bei diesem weitverbreiteten Leiden beiträgt.         keit, Erkenntnisse aus der grundlagenorientierten
                                                                                                                                                            Forschung eines Tages diagnostisch oder therapeutisch
                                                                                                Um herauszufinden, welche zellulären und molekularen        anwendbar zu machen.« Ganz im Sinne der Mission
                                                                                                Mechanismen diesen Unterschieden zugrunde liegen,           des BIH: »Aus Forschung wird Gesundheit«. •
                                                                                                hat Michael Potente im Jahr 2017 einen ERC Consolidator
                                                                                                Grant des Europäischen Forschungsrates in Höhe von
                                                                                                zwei Millionen Euro erhalten. In dieser Zeit kam er auch
                                                                                                regelmäßig als BIH Visiting Professor nach Berlin. Diese
                                                                                                für die Berufung wichtige Zusammenarbeit in den ver-
                                                                                                gangenen Jahren hat die Stiftung Charité mit ihrer Priva-
                                                                                                ten Exzellenzinitiative Johanna Quandt gefördert. Ein-
                                                                                                geladen hatte ihn Holger Gerhardt. »Ich kenne nur sehr
                                                                                                wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie
                                                                                                Michael Potente, die mit solcher Begeisterung, Neugier
                                                                                                                                                             Deubiquitinase USP10 regulates Notch
                                                                                                und klugem Gespür für die wichtigsten Fragen inno­             signaling in the endothelium.
                                                                                                vative Forschung auf höchstem Niveau betreiben. Seine          Science. 2019
                                                                                                Arbeiten decken stets neue Zusammenhänge auf und               Lim R, Sugino T, Nolte H, Andrade J, Zimmermann B,
                                                                                                haben nachhaltigen Einfluss auf unser Verständnis der          Shi C, Doddaballapur A, Ong YT, Wilhelm K, Fasse JWD,
                                                                                                faszinierenden Biologie der Blutgefäße«, ist Gerhardt          Ernst A, Kaulich M, Husnjak K, Boettger T, Guenther S,
                                                                                                                                                               Braun T, Krüger M, Benedito R, Dikic I, Potente M.
     Die Verästelungen feinster Blutgefäße lassen sich besonders gut in der Netzhaut (Retina)   begeistert. »Ich freue mich außerordentlich darauf, mit
                                                                                                                                                               364(6436):188-193. contributed equally
     des Auges (oben) oder an durchsichtigen Fischembryonen (unten) untersuchen.                ihm gemeinsam diese Erkenntnisse in Richtung klini-
28   Fokusbereiche | Regenerative Therapien                                                                                                                                                   BIH im Wandel 2018 – 2020   29

 Wenn Immunsystem
 und ­Transplantat
­Frieden schließen
Petra Reinke vom BIH Center für Regenerative Therapien (BCRT)                                 K. Stokowska kann sich noch genau an ihre letzten
hat eine Methode entwickelt, die das größte Problem der                                       Gedanken erinnern, bevor die Narkose einsetzte.
                                                                                              »Ich machte mir Sorgen, ob meine Mutter ihren Eingriff
­Transplantation, die Abstoßung des neuen Organs durch den                                    gut verkraften würde«, erinnert sich Stokowska.
 Körper, zum Teil revolutionieren könnte. Der Journalist Christian                            Denn ihre Mutter war einige Minuten zuvor ebenfalls
 Heinrich hat Petra Reinke und ihre ­Patientin am Campus                                      in Narkose versetzt und in den OP-Saal geschoben
                                                                                              worden: Die Ärzte entnahmen der Mutter, der Spende-
 ­Virchow-Klinikum der Charité getroffen.
                                                                                              rin, eine Niere, die sie der Tochter, der Empfängerin,
                                                                                              einsetzten.

                                                                                              Als Stokowska wenige Stunden später aufwachte und
                                                                                              erleichtert hörte, dass die Transplantation gut ver­     Seit 20 Jahren betreute Petra Reinke K. Stokowska wegen
                                                                                              laufen war und es auch ihrer Mutter gut ging, begann     einer Niereninsuffizienz.

                                                                                              für sie ein neues Leben mit einer Lebensqualität,
                                                                                              die die meisten anderen Organtransplantierten bislang
                                                                                              selten erreicht haben.

                                                                                              Heute, fünfeinhalb Jahre nach der Operation, sitzt       recht weitreichend, deshalb sind Infektionserkran­
                                                                                              K. Stokowska, 41 Jahre, blonde Haare, freundliches       kungen mit Viren, Bakterien und Pilzen wahrscheinli-
                                                                                              Gesicht mit wachen Augen, wieder in der Klinik.          cher; sogar Stoffwechsel- und Tumorerkrankungen
                                                                                              Im Zimmer von Professorin Petra Reinke, Nephrologin      können auftreten. Die Patient*innen müssen daher
                                                                                              und Transplantationsmedizinerin sowie Leiterin des       extrem vorsichtig sein – ein unbeschwertes Leben ist
                                                                                              Forschungsfeldes Immunologie am BIH Center für           oft unmöglich. Ein Dilemma, mit dem jede*r Organ-
                                                                                              ­Regenerative Therapien (BCRT), das zum BIH gehört.      transplantierte leben muss.
                                                                                               Die Ärztin betreut Stokowska mittlerweile seit mehr
                                                                                               als 15 Jahren. Dass es so gut laufen würde, hatte       Wie aggressiv das Immunsystem auf ein implantiertes
                                                                                               sie gehofft, aber es war keinesfalls sicher. Denn die   Organ reagiert, wird durch zwei verschiedene Typen
                                                                                               Behandlung von Stokowska war, wenn man so will,         von Immunzellen beeinflusst, beide stammen von der
                                                                                               auch ein Experiment.                                    Linie der T-Zellen ab. Da sind zum einen die zerstöre­
                                                                                                                                                       rischen Effektor-T-Zellen, die für die Abstoßung des
                                                                                              Die neuartige Therapie, die Reinke entwickelt und bis    Organs verantwortlich sind. Deren »Gegenspieler« –
                                                                                              zum Einschluss von Frau Stokowska erst einmal ange-      die so genannten regulatorischen T-Zellen – hemmen
                                                                                              wandt hatte, soll endlich das Urproblem lösen, mit dem   die Effektor-T-Zellen und dienen dazu, starke oder
                                                                                              alle Transplantierten zu kämpfen haben: Die Kontrolle    überschießende Effektor-T-Zell-Antworten »in Schach
                                                                                              der Immunantwort auf das Spenderorgan. Ist die           zu halten«.
                                                                                              Immunreaktion gegen das Transplantat zu stark, wird
                                                                                              das neue Organ abgestoßen und zerstört. Um dies          Bei einer Transplantatabstoßung überwiegen die
                                                                                              zu verhindern, erhalten alle Transplantierten einen      ­zerstörerischen Effektor-T-Zellen bei weitem, sie wer-
                                                                                              Cocktail an Medikamenten, der das Immunsystem aus-        den durch das fremde Gewebe gewissermaßen auf­
Eine der ersten Patientinnen, die mit der neuen Methode behandelt wurden, ist K. Stokowska.   reichend unterdrückt. Diese Unterdrückung ist jedoch      gestachelt. Diesem ungesunden Ungleichgewicht          k
30   Fokusbereiche | Regenerative Therapien                                                                                                                                                                                                  BIH im Wandel 2018 – 2020   31

                  » Wir sind heute in der Lage, die regulatorischen
                  T-Zellen aus dem Blut von Patient*innen
                  zu isolieren und sie über spezielle Techniken
                  anzu­reichern und zu ­vermehren. «
                  Petra Reinke

     versucht Petra Reinke mit modernen molekularbiologi-        Trotzdem brauchte Stokowska damals nur
     schen Methoden entgegenzuwirken: »Wir sind heute            ein paar Sekunden zu überlegen.
     in der Lage, die regulatorischen T-Zellen aus dem Blut
     von Patienten zu isolieren und über spezielle Techniken     »Dann habe ich gesagt: Ja, ich mache es!«, erinnert sich
     anzureichern und zu vermehren«, erklärt Reinke.             K. Stokowska. »Und ich habe nicht schlecht gestaunt«,
     Und das in beträchtlichem Ausmaß: Aus zwei Millionen        sagt Reinke. »Denn E ­ ntscheidungen hatten bei ihr zuvor
     Zellen werden über gut zwei Wochen bis zu zwei Milliar-     eher lange gedauert. Und das ist noch diplomatisch          »Ich kannte Frau Reinke schon lange und wusste, dass ich ihr zu 100 Prozent
     den Zellen, also das 1.000-fache. Sieben Tage nach          formuliert«, sagt Reinke, die Stokowska seit Beginn         vertrauen kann«, erinnert sich K. Stokowska.

     der Transplantation injiziert man die regulatorischen       ihrer Nierenerkrankung vor über 20 Jahren betreut.
     T-Zellen – jetzt in großer Menge – wieder der Patientin     Nach der Diagnose »Nierenin­suffizienz« versuchte die
     oder dem Patienten.                                         damals 19-jährige Stokowska zunächst ohne Dialyse           duell für jede*n Patient*in im Labor zu vermehren.                        Statt eines Cocktails aus drei
                                                                 auszukommen. Doch nach acht Jahren und viel gutem           Deshalb führt sie mit Biotech-Firmen Gespräche, um
     Aus umfangreichen Labor- und Tierversuchen ist              Zureden von Petra Reinke entschloss sie sich schließlich    gewissermaßen neutrale Varianten dieser Zellen im
                                                                                                                                                                                                       ­verschiedenen immununterdrücken­
     bekannt, dass die regulatorischen T-Zellen ins transplan-   zur Dialyse. Drei Mal pro Woche blieb sie über Nacht        Labor zu züchten, die man allen Patient*innen geben                        den Medikamenten braucht der
     tierte Organ wandern und dort dauerhaft die zerstö­         in einer Dialyse­praxis, während eine Maschine ihr Blut     kann. Und natürlich ist es auch denkbar, bei der Trans-
     rerischen Effektor-T-Zellen davon abhalten, das neue        reinigte. Nach neun weiteren Jahren, Stokowska war          plantation anderer Organe regulatorische T-Zellen                          ­Patient oder die Patientin nur noch
     Organ abzustoßen. Das gleiche geschieht offenbar auch
     beim Menschen. Die erfreuliche Folge: Statt drei ver-
                                                                 inzwischen 36 Jahre alt, entschied sie sich schließlich
                                                                 für die Transplantation – und für die experimentelle
                                                                                                                             einzusetzen. Hier ist Reinke im Dialog mit Kolleg*innen
                                                                                                                             anderer Disziplinen, etwa Hepatolog*innen, die die
                                                                                                                                                                                                         einen einzigen Wirkstoff am Tag
     schiedenen immununterdrückenden Medikamenten                Behandlung mit ihren eigenen regulatorischen T-Zellen.      Methode bei Lebertransplantationen anwenden wollen.                         ­einzunehmen.
     braucht die Patientin oder der Patient nur noch einen       »Ich kannte Frau Reinke schon lange und wusste, dass
     einzigen Wirkstoff am Tag einzunehmen. Das hält nicht       ich ihr zu 100 Prozent vertrauen kann«, erinnert sich       Obwohl die Beobachtung im Rahmen der Studie im
     nur das Immunsystem vergleichsweise robus, es ver­          K. Stokowska.                                               fünften Jahr endet, wird Reinke Stokowska auch danach
     hindert auch weitestgehend die möglichen Nebenwir-                                                                      weiter begleiten und verfolgen, wie es ihr geht. Alles
     kungen der Immunsuppressiva, darunter Bluthochdruck,        Mittlerweile hat Petra Reinke bei insgesamt elf Patien-     sieht danach aus, dass ihre Patientin auch weiterhin
     Osteoporose, Sehstörungen und Hautverän­derungen.           tinnen die neue Behandlungsmethode angewandt.               so fit sein wird. K. Stokowskas Mutter, die ihr die Niere
                                                                                                                                                                                                        Regulatory T cells for minimising immune suppression
     Doch bleibt das Immunsystem auch auf Dauer ruhig?           Fast durchweg sind die Ergebnisse beeindruckend:            gespendet hat, geht es bis heute ebenfalls gut. Sie
                                                                                                                                                                                                           in kidney transplantation: phase I/IIa clinical trial.
     Und birgt die Zelltherapie Risiken?                         Trotz einer deutlich gerin­geren Menge eingenommener        ist inzwischen sogar Großmutter geworden: Vor drei                            BMJ. 2020 Oct 21
                                                                 Immunsuppressiva gibt es keine Abstoßungsreaktion.          Jahren, zwei Jahre nach der Transplantation, hat
                                                                                                                                                                                                           Roemhild A, Otto NM, Moll G, Abou-El-Enein M, Kaiser D,
     Als K. Stokowskas Transplantation im Jahr 2015 an­          Reinke ist davon überzeugt, dass diese Behandlung           K. Stokowska nach einer unauffällig verlaufenen                               Bold G, Schachtner T, Choi M, Oellinger R, Landwehr-Kenzel
     gesetzt war, ließ sich darüber noch nichts sicher sagen.    die Transplantationsmedizin revolutionieren könnte.         Schwangerschaft eine Tochter geboren. Auch dieses                             S, Juerchott K, Sawitzki B, Giesler C, Sefrin A, Beier C,
     Stokowska sollte die Behandlung im Rahmen einer             Sie hat bereits erste Schritte in die Wege geleitet,        Glück hat sie womöglich ein Stück weit der neuen                              Wagner DL, Schlickeiser S, Streitz M, Schmueck-Henneresse
                                                                                                                                                                                                           M, Amini L, Stervbo U, Babel N, Volk HD, Reinke P.
     klinischen Phase 1-Studie erhalten: Hier geht es vor        damit die Methode breit angewandt werden kann.              Therapie mit ihren eigenen regulatorischen T-Zellen
                                                                                                                                                                                                           371:m3734. doi: 10.1136/bmj.m3734.
     allem um die Sicherheit einer neuen Therapie.               Derzeit ist es noch sehr aufwändig, die Zellen indivi­      zu verdanken. •
Translations-
Hubs
   Die Translations-Hubs des BIH repräsentieren Themen und
   ­Technologien, die die Medizin in den kommenden Jahren
    über die Disziplinen hinweg revolutionieren werden: Digitale
    Medizin, Multi-Omics, Organoide und Cell Engineering sowie
    ­Klinische Translation.

         Mithilfe der Hubs vernetzen sich E­ xpert*innen und bauen
        eine Forschungs-Community auf, sie entwickeln innovative
        Technologien und stellen exzellente wissenschaftliche
        ­Services in den Core Facilities bereit.
34   Translations-Hubs | Digitale Medizin                                                                                                                                                                                    BIH im Wandel 2018 – 2020   35

Digitale Zusammenarbeit                                                                                                                                                                    Von einer tödlichen zu einer
                                                                                                                                                                                           ­behandelbaren Krankheit

bei Seltenen Erkrankungen
                                                                                                                                                                                           Ein internationales Team unter der Leitung von BIH
                                                                                                                                                                                           und Einstein Professor Marcus Mall, Direktor der Klinik
                                                                                                                                                                                           für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immuno-
                                                                                                                                                                                           logie und Intensivmedizin und des Mukovis­zidose-
                                                                                                                                                                                           Zentrums an der Charité, hat eine klinische Studie mit
                                                                                                                                                                                           403 Mukoviszidose-Patientinnen und -Patienten an
                                                                                                                                                                                           über 100 Studienzentren in Nordamerika, Europa und
20 Universitätskliniken und weitere Partner*innen haben sich im Projekt CORD-
                                                                                                                                                                                           Australien durchgeführt.
MI (Collaboration on Rare Diseases) deutschlandweit zusammengeschlossen,
                                                                                                                            Dr. Josef Schepers            Professor Marcus Mall            Darin erwies sich die Kombination dreier Wirkstoffe als
um die Patient*innenversorgung und die Forschung im Bereich der Seltenen                                                                                                                   hochwirksam: Die neue Therapie verbesserte bei vielen
Erkrankungen zu verbessern. CORD-MI wird vom Bundesministerium für Bildung                                                                                                                 Proband*innen spürbar die Lungenfunktion und Lebens-
                                                                                                                                                                                           qualität. Die Medikamente zielen nicht auf die Symp-
und ­Forschung (BMBF) mit knapp sechs Millionen Euro für zwei Jahre gefördert.                                                                                                             tome der Mukoviszidose ab, sondern auf die zugrunde-
Ziel ist es, bundesweit anfallende Daten zu Seltenen Erkrankungen aus Dia­                                                                                                                 liegende Fehlfunktion. Damit könnten sie, frühzeitig bei
                                                                                                                                                                                           Kindern eingesetzt, möglicherweise ­verhindern, dass
gnostik, Behandlung und Forschung datenschutzkonform nutzbar zu machen.                                                                                                                    die≈Erbkrankheit überhaupt ausbricht.

                                    Seltene Erkrankungen sind     ­ iagnosen, die in ganz Deutschland vielleicht nur
                                                                  D                                                         wert standortübergreifender innovativer Datenanaly-         Zusammenarbeit – auch europaweit
                                    gar nicht so selten: Etwa     ­hundertmal vorkommen, kann die digitale Vernetzung       sen aufzeigen zu können«, sagt Professor Dr. Helge
                                    vier Millionen Menschen        äußerst hilfreich sein.«                                 Hebestreit, beteiligter Kliniker vom Universitätsklinikum   Nicht nur in Deutschland sind Daten zu Seltenen
                                    in Deutschland sind insge­                                                              Würzburg. »Wir wollen den Mehrwert der Medizinin­           Erkrankungen schlecht verfügbar. Seltene Erkrankungen
                                    samt betroffen, doch          Die Waisen der Medizin                                    formatik aber auch für Menschen mit besonders selte-        sind darum ein Paradebeispiel für einen Forschungs­
                                    von jeder einzelnen der       sichtbar machen                                           nen Seltenen Erkrankungen aufzeigen. Darum haben            bereich, der stark davon profitieren wird, dass sich
                                    geschätzt 8.000 verschie-                                                               wir auch Erkrankungen im Fokus, an denen in Deutsch-        Betroffene, Forscher*innen und Ärzt*innen auf europä­
                                    denen Krankheiten treten      »In komplexen Systemen kann man nur verbessern, was       land möglicherweise nur zehn Menschen leiden«,              ischer und internationaler Ebene vernetzen. So fördert
                                    meist nur wenige Fälle        man messen kann. Und hier stockt es bei den »Waisen-      so Professor Dr. Reinhard Berner vom Universitäts­          die Europäische Kommission zum Beispiel die Einrich-
                                    auf. Das hat zur Folge,       kindern der Medizin« schon, weil sie mit den üblichen     klinikum Dresden.                                           tung Europäischer Referenznetze für komplexe und
     dass es oft Jahre dauert, bis die Betroffenen die richtige   ICD-Diagnose-Codes nicht richtig gezählt werden                                                                       Seltene Erkrankungen (ERNs) aus dem EU-Forschungs-
     Diagnose ­erhalten. Darüber hinaus fehlen häufig wirk-       können«, klagt Schepers. »Es ist dringend notwendig,      Einheitliche Dokumentation                                  und Innovationsprogramm Horizon 2020. »Wir werden
     same Therapien, da die Forschung aufgrund der gerin-         dass die Seltenen Erkrankungen mit Orpha-Kennnum-         notwendig                                                   uns mit CORD-MI natürlich darum bemühen, die Inter-
     gen Fallzahlen nur beschränkt möglich ist.                   mern in der normalen klinischen Versorgung diffe­                                                                     operabilität der Patient*innendaten auch europaweit
                                                                  renziert dokumentiert werden, damit die Daten stand-      »In fast allen deutschen Universitätskliniken werden        sicherzustellen. Denn bei vielen Seltenen Erkrankungen
     Viele Universitätskliniken haben in den vergangenen          ortübergreifend und datenschutzkonform genutzt            im Rahmen der Medizininformatik-Initiative Dateninteg-      können die Zusammenhänge und die Krankheitsver-
     Jahren auf der Basis des Nationalen Aktionsplans für         werden können. Die angemessene Dokumentation und          rationszentren aufgebaut, die Konzepte dafür entwi-         läufe nur verstanden werden, wenn wir uns über Grenzen
     Menschen mit Seltenen Erkrankungen (NAMSE) Zentren           die digitale Vernetzung der Zentren für Seltene Erkran-   ckeln, wie Daten dokumentiert und gemeinsam daten-          hinweg zusammentun. Was wenige nicht schaffen,
     für Seltene Erkrankungen gegründet, in denen Betrof-         kungen sollen dabei helfen, die sogenannten Orphan        schutzkonform genutzt werden können. Diese Chance           schaffen viele gemeinsam«, ist Josef Schepers über-
     fene Hilfe finden. Doch manch Seltene Erkrankung ist         Diseases sichtbar zu machen und damit die Diagnose-       sollte auch für Menschen mit Seltenen Erkrankungen          zeugt. •
     so selten, dass auch hier nur ganz wenige Fälle auftre-      stellung für die Betroffenen zu beschleunigen, adäquate   ergriffen werden«, umreißt Professorin Sylvia Thun,
     ten. Umso wichtiger ist es, die wenigen vorhandenen          Therapien zu entwickeln und die Forschung an Seltenen     die Leiterin der Core Unit E-Health & Interoperabilität,
     Daten effi­zient zu nutzen. Genau da setzt CORD-MI           Erkrankungen zu fördern«, so Schepers weiter.             die anstehende Aufgabe. Hierzu wollen die Beteiligten
     an: »Wir kümmern uns darum, dass die Strukturen der                                                                    die FAIR-Prinzipien für wissenschaftliche Daten ein­
     Medizininformatik-Initiative und andere Digitalisie-         Der Studienteil von CORD-MI konzentriert sich auf eine    führen: FAIR steht für Findable (auffindbar), Accessible
     rungsfortschritte auch den Zentren für Seltene Erkran-       Auswahl von Seltenen Erkrankungen, darunter die Muko-     (zugänglich), Interoperable (kompatibel) und Reusable        Elexacaftor – Tezacaftor – Ivacaftor for Cystic Fibrosis
                                                                                                                                                                                           with a Single Phe508del Allele.
     kungen an den Universitätskliniken zugute­kommen«,           viszidose. »Unter den Seltenen Erkrankungen ist die       (wiederverwendbar). Damit trägt CORD-MI auch zu dem
                                                                                                                                                                                           N Engl J Med. 2019 Nov
     sagt Dr. Josef Schepers, stellvertretender Leiter der        Mukoviszidose relativ häufig. Entsprechend groß ist das   Vorhaben der Medizininformatik-Initiative bei, inno­
                                                                                                                                                                                           Middleton PG, Mall MA, Dřevínek LC, et al.
     Core-Unit E-Health und Interoperabilität im BIH und          Datenmaterial, das bereits über einen langen Zeitraum     vative und datenschutzkonforme Ansätze zur Verknüp-
                                                                                                                                                                                           381:1809–19. doi: 10.1056/NEJMoa1908639
     Koordinator von CORD-MI. »Gerade bei medizinischen           erfasst wurde. Eine perfekte Grundlage also, den Mehr-    fung und Auswertung von Daten zu entwickeln.
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