DAS ELFENBEIN-KOMPLOTT - BAWAG PSK
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AUSGABE 06 / 2016
NOVEMBER 2016
DAS
ELFENBEIN-
KOMPLOTT
Wie das schmutzige Geschäft mit
Stoßzähnen zur Ausrottung der Elefanten führt
GEFÄHRLICHE EINDRINGLINGE Bio-Invasoren bedrohen unser Ökosystem
RACING-FIEBER Der völlig überdrehte Kult um Kamelrennen im Nahen Osten
VORSICHT, ANSTECKEND! Kampf gegen Killerkeime auf einer deutschen Insel
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E ditor ’s
L etter
TERR A M ATER | NOVEMBER 2016
H
4 8 ERSTAUNLICHE E R Z L IC H W I L L KOM M E N! Wir freuen uns, Ihnen eine Kost-
BILDER probe des Wissens- und Reportagemagazins Terra Mater überrei-
von Mutter Erde und ihren Bewohnern. chen zu dürfen. Wir wollen Sie damit verführen, einen genaueren
18 EIN MENSCH IN Blick auf die Wunder unserer Welt zu werfen. Alles, was Sie dazu brauchen,
RANGUN ist ein bisschen Zeit.
Saw Gaw Mu Do trainiert täglich, um der beste Als wir im Jahr 2012 auf die kühne Idee kamen, eine neue Zeitschrift auf
Boxer Myanmars zu werden.
den Markt zu bringen, hatten wir von Anfang an das Ziel, einen Gegen-
20 EIN WUNDER NAMENS entwurf zu schaffen zur Atemlosigkeit und der Oberflächlichkeit unserer heu-
BLASENSCHNECKE tigen Zeit. Bewusst langsam und ein bisschen altmodisch sollte das Heft ge-
Irre Farben und ein rätselhaft kleines Haus
staltet sein, mit langen, sorgfältig recherchierten und liebevoll geschriebenen
22 RADAR IN DER KÜCHE Storys. Traditionell auch unser journalistischer Ansatz: Wir spannen erstklas-
Wie Percy Spencer im Jahr 1945 den Mikrowellenherd
erfand. Und was sein Schokoriegel damit zu tun hatte.
sige Fotografen mit hervorragenden Autoren zusammen und schicken sie in
alle Teile der Welt, damit sie von dort mit authentischen und zeitlos gültigen
24 DAS ELFENBEIN-KOMPLOTT Geschichten zurückkehren – um dem Untertitel des Magazins gerecht zu
Pro Tag sterben in Afrika fast 100 Elefanten – gewildert,
um ihrer Stoßzähne wegen. Hier erzählen mutige werden: „Die Welt entdecken und begreifen“.
Menschen, wie sie das Töten stoppen wollen. Doch nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen mit diesen 56 Seiten aus
42 BIG DATA VERSTEHEN dem Terra Mater Magazin (die komplette Ausgabe hat einen Umfang von 178
Der Internet-Forscher Viktor Meyer-Schönberger über Seiten). Und sollten Sie auf den Geschmack kommen: Alle zwei Monate er-
die unheimliche Macht der Algorithmen.
scheint ein neues Heft und liegt dann beim Zeitschriftenhändler Ihres Ver-
50 TERRA MATER trauens um 6 Euro auf. Noch bequemer ist nur noch ein Abo: Details dazu
IM ÜBERBLICK gibt’s auf Seite 54.
Vier spannende Geschichten, die Sie
im gedruckten Heft erwarten.
Die Redaktion
Der Versuch,
den Himmel auf Erden
zu verwirklichen,
produzierte stets die Hölle.
Karl Popper (1902–1994), österreichisch-britischer Philosoph
IMPRESSUM: HERAUSGEBER: Karl Abentheuer CHEFREDAKTEUR: Andreas Wollinger CREATIVE DIRECTION: Christine Eisl ART DIRECTION: Isabel Neudhart-Haitzinger
CHEF VOM DIENST: Gottfried Derka FOTOREDAKTION: Isabella Russ (Ltg.), Tobias Bauer REDAKTION: Ivo Filatsch, Andrea Gastgeb, Sabine Holzer, Dr. Walter Köhler, Susanne
Lummer, Martin Mészáros, Andrea Pascher AUTOREN: Barbara Bachmann, Wolfgang Hofbauer, Richard Ladkani, Joachim Riedl FOTOGRAFEN: Anne Ackermann, Prasad Ambati, Andre Malerba,
Alessandra Meniconzi, Thom Pierce, Ettore Silini, Lisi Specht, Will Strathmann, Mirco Taliercio, Tanto Yensen ILLUSTRATOREN: Andreas Leitner LEKTORAT: Hannes Hessenberger (Ltg.) PRO-
DUKTION: Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Michael Menitz HERSTELLUNG: Michael Bergmeister LITHOGRAFIE: Clemens Ragotzky (Ltg.) OFFICE MANAGEMENT: Manuela
Gesslbauer (Assistentin der Geschäftsführung), Kristina Krizmanic, Petra Kupec VERLAGSLEITUNG: Franz Renkin ANZEIGEN: Gerald Daum MARKETING&KOMMUNIKATION: Barbara
Kaiser ABO&VERTRIEB: Peter Schiffer (Ltg.) GENERAL MANAGER: Wolfgang Winter REDAKTIONSANSCHRIFT: Heinrich-Collin-Straße 1/1, 1140 Wien, Tel.: +43/1/90 221-0, Fax-
DW: 27930, E-Mail: redaktion@terramatermagazin.at, www.terramatermagazin.at MEDIENINHABER, EIGENTÜMER & VERLEGER: Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße
11–15, 5071 Wals bei Salzburg , FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU: 63611700
Ein Produkt aus dem
3
4
WE LTBILD
Erstaunliche
Momentaufnahmen
von Mutter Erde
ICH SCHAU DIR
IN DIE AUGEN
BE SA Z IO, SC H W E I Z . Das ist ein Weibchen der Art Phidippus regius,
mit einer durchschnittlichen Länge von eineinhalb Zentimetern eine der
größten Springspinnen der Welt. Und natürlich handelt es sich bei diesem
Foto um eine Studioaufnahme, denn in unseren Breiten kommt dieses
Tier nicht vor. Springspinnen, die im Osten der USA und in der Karibik
heimisch sind, heißen so, weil sie ihre Beute anzuspringen pflegen – für
diesen Zweck hat sie die Natur auch mit äußerst guten Augen ausgestattet.
Foto: Ettore Silini
5
WELTBILD 6
GRUSS VOM GIPFEL
C H A MON I X , F R A N K R E IC H . Ende des
19. Jahrhunderts reichte die Zunge des Glacier
des Bossons noch vom Gipfel des Mont Blanc auf
4.808 Metern bis in den im Tal gelegenen Ort
Chamonix. Heute hat sich der Gletscher bereits
auf eine Höhe von 1.400 Metern zurückgezogen.
Wenn die globale Erwärmung so weitergeht
wie bisher, schätzen Klimaforscher, wird es bis
zum Jahr 2100 im Sommer überhaupt kein Eis
mehr unterhalb von 3.500 Metern geben.
Foto: Alessandra Meniconzi
7
WELTBILD
SCHWEIN GEHABT
Z A R AG OZ A , KU B A . Die Kubaner mögen
ja arm sein, aber sie verstehen zu leben. Hier
sehen wir etwa die Anreise zu einem Lechon
Asado, einem Festessen, bei dem ein ganzes
Schwein über offenem Feuer gegrillt wird,
was alles in allem schon einmal acht Stunden
dauern kann. Und wenn das Vieh, das im
Garten der Familie großgezogen wurde, nicht
mehr ins Auto passt, dann macht das auch
nichts: In der Kunst des Improvisierens sind
Kubaner ebenfalls Weltklasse.
Foto: Mirco Taliercio
8
9
WELTBILD 10
COMEBACK
JA K A RTA , I N D ON E SI E N. Dank ihrer großen
Schwimmhäute können Java-Flugfrösche von Baum
zu Baum segeln. Die Herkunft der Amphibien liegt
jedoch im Wasser. Die Weibchen legen bis zu 800 Eier
in ein Schaumnest über einem Tümpel. Sobald die
Quappen schlüpfen, platschen sie ins Wasser. Nur
wenig später erobern sie als Frösche das Land – und
den Luftraum darüber. Dieses Exemplar hatte aber
offenbar Heimweh nach der Kinderstube.
Foto: HGM-Press/Tanto Yensen
Foto: Tanto Yensen
11WILDE GEGEND
M A L E T SU N YA N E FA L L S , L E S O T HO. Wenn Mohlouoa
Makafane von seinem Dorf im Osten des Hochlands im Königreich
Lesotho in die nächstgelegene Stadt Semonkong will, so ist das mit
einem vierstündigen Ritt verbunden. In dieser entlegenen Gegend der
südafrikanischen Enklave ist das Leben noch ziemlich naturbelassen:
Es gibt es weder Straßen noch Strom. Mohlouoa schützt sich gegen
den kalten Wind mit dem Kobo, einer hier gern getragenen Wolldecke.
Foto: Thom Pierce
12WELTBILD
WEICHE SCHALE, WEICHER KERN
C A M BR I D GE , USA . Roboter haben ja meist hartes Skelett aus. Die einzelnen Arme setzen
Ecken und Kanten. Und weil die so hart sind, sich in Bewegung, wenn eine Flüssigkeit in ihrem
klappt die Kooperation von Mensch und Maschi- Inneren verdampft. Durch diesen Kniff kommt
ne oft nicht so recht – finden jedenfalls Forscher der Roboter ohne Batterien und Motoren aus.
Foto: Ryan Truby, Michael Wehner, and Lori Sanders/ Harvard University
von der Eliteuni Harvard in den USA. Deshalb Dieser „Oktopus“ sei jetzt einmal der erste Schritt,
haben sie den ersten weichen Roboter entwickelt. meinen die Forscher. Die nächste Generation
Der kommt aus dem 3D-Drucker und ganz ohne soll sich bereits selbständig fortbewegen.
13BUNTER ABEND
B A NGKOK , T H A I L A N D. Seit gut einem Jahr sorgt der New Rot Fai Market
in Bangkoks Vorstadt Ratchada nun schon für beste Abendunterhaltung:
Von Sonnenuntergang bis Mitternacht lässt es sich hier in den über
1.000 farbenfroh beleuchteten Zelten essen, trinken oder nach Herzenslust
einkaufen. Vom letzten Schrei in der Mode bis zum gebrauchten Motorrad:
Foto: HGM-Press/Prasad Ambati
Hier gibt es fast nichts, was es nicht gibt.
Foto: Prasad Ambati
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EIN FOTO
und seine
GESCHICHTE
DAS BLAUE WUNDER
„ E IGE N T L IC H K A M IC H nach Krabi, Thai- finster. Das stachelte meinen Ehrgeiz an. Ich ge-
land, um auszuspannen. Doch dann hörte ich von wann ein paar Schwimmer, mit mir an diesem Bild
diesem fantastischen Naturphänomen: Phyto- zu arbeiten: Sie sollten während der Belichtungs-
plankton, das auf Strömungsveränderung mit dem zeit kräftig im Wasser rühren. Ich hingegen musste
Aussenden von geheimnisvollem Licht reagiert. nach dem Auslösen ganz ruhig bleiben. Das Ergeb-
Fotos: Caters News Agency/ WILL STRATHMANN
Als ich fragte, ob es davon schon Fotos gebe, sagte nis ist magisch, aber nicht zu vergleichen mit dem
man mir, das zu fotografieren sei unmöglich – zu Erlebnis, selbst im Blaulicht zu schwimmen.“
Der Amerikaner Will Strathmann ist freischaffender Fotograf.
Seine Spezialität sind Aufnahmen in der Dunkelheit.
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12126R011I_Vorteilspost_Oktober_Inserate_652x850px_RGB_161013_1503.indd 3 13.10.16 15:21EIN MENSCH IN
Rangun
Saw Gaw Mu Doe
Lethwei-Boxer in Myanmar
Was hatten Sie heute zum Frühstück?
Heute habe ich frittierten Reis gegessen. An anderen Tagen esse ich gern
Nudelsuppe. Morgens trinke ich weder Kaffee noch Tee, sondern nur Wasser.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich beginne den Tag um sechs Uhr morgens. Ich laufe eine Stunde um eine
Pagode in der Nähe, frühstücke, dann folgt eine Stunde mit Kraft- und Dehn-
übungen. Am Nachmittag übe ich etwa zwei Stunden mit meinem Trainer.
Was haben Sie heute noch vor?
Nach dem Training bin ich immer sehr müde. Daher werde ich mit
meiner Familie zuhause zu Abend essen und entspannen.
Ihr größter Wunsch?
Ich möchte der beste Lethwei-Boxer Myanmars werden.
Ihr wertvollster Besitz?
Das ist eine mit Gold überzogene Platte. Eine Trophäe, die ich 2015 nach
einem Kampf gegen einen thailändischen Boxer bekommen habe.
Was bedeutet für Sie ein erfülltes Leben?
Gerade empfinde ich mein Leben genau so:
weil ich den Tag ausfülle mit etwas, was mich glücklich macht.
Wie sieht Ihr Zuhause aus?
Ich lebe mit meinem Vater, meinem Bruder und meiner Schwester in einem
sehr kleinen Holzhaus in Rangun. Ich bin der Jüngste und teile mir ein Zimmer
mit meinem Bruder. Für mich bleibt nur wenig Platz. Dazu kommt,
dass es in der Stadt nie still ist. Von allen Seiten dröhnt Musik aus
Lautsprechern, lärmen Autohupen, schreien Menschen und bellen Hunde.
Was tun Sie, um zu entspannen?
Nach einem Kampf höre ich Musik. Ich mag besonders den burmesischen
Interpreten Htoo L Lin, er macht Popmusik.
Wovor haben Sie Angst?
Ich habe Angst vor Interviews. Im Ring fürchte ich mich hingegen vor nichts.
Was haben Sie in jüngster Zeit gelernt?
Dass man sich einer Sache voll und ganz widmen muss, um Erfolg zu haben.
Welche Erfahrung möchten Sie Ihren Kindern mitgeben?
Ich hoffe, dass sie für etwas eine Leidenschaft hegen werden wie ich für
das Boxen – und dass ihnen diese Hingabe guttut.
Worauf möchten Sie auf keinen Fall verzichten?
Ich könnte weder ohne Boxen noch ohne Geld leben. Beides verbinde ich.
Mit meinem nächsten Kampf werde ich 5.000 US-Dollar verdienen. In der
internationalen Sportwelt ist das nicht viel, in Myanmar aber sehr wohl.
Die Journalistin Barbara Bachmann und der Fotograf Andre Malerba lernten Saw Gaw Mu Doe, 23,
in einem Boxstudio in Rangun kennen – sie hatten nach dem besten Athleten gefragt. Beim Lethwei-Boxen
tragen die Kämpfer Handschuhe nur im Training. Im Ring wird mit bloßen Händen gekämpft.
18WELTBILD 19
D
unter Tau-
I E SE SC H N E C K E I ST
chern, die in tropischen Küstengewäs-
sern unterwegs sind, so bekannt wie ein
bunter Hund. Die Tiere leben in bequem erreich-
baren Tiefen von maximal acht Metern, sind nur
knapp zweieinhalb Zentimeter lang, aber am Sand-
boden wegen ihrer auffälligen Farbe leicht zu fin-
den. Sie bewohnen den Atlantik und den Pazifik,
und ihre hübsch gestreiften Gehäuse sind ein be-
liebtes Erinnerungsstück für jeden Strandurlauber.
Umso erstaunlicher ist, wie schwer sich die
Wissenschaft mit diesem Tier tut. Da ist zunächst
die unbeantwortete Frage, ob Pazifik-Version und
Atlantik-Version zwei verschiedene Arten sind.
Schließlich unterscheiden sie sich farblich. Und
selbst vermeintlich rudimentäre Informationen wer-
Gift inside
den kontrovers diskutiert. Etwa ob die Schnecke
Einige der Würmer auf dem Speisezettel
sich überhaupt in ihr Haus zurückziehen kann.
Der weltweit anerkannte Experte für diese Schne- der Schnecke enthalten Gift. Das schadet der
cken, der Australier William B. Rudman, schreibt Schnecke aber nicht. Sie baut diese Substanzen
in seinem Sea Slug Forum, dass er glaube, Jungtiere in ihren eigenen Körper ein.
könnten das, bei älteren sei er sich nicht so sicher.
Auf den ersten Blick scheint das ja offensichtlich
unmöglich. Allerdings können andere Meeres-
schnecken im Notfall eingelagertes Meerwasser
aus dem Körper drücken und sich so verkleinern.
Aufruf an alle Taucher: nachschauen und
neue Informationen an Mr. Rudman schicken!
Blasenschnecke (Micromelo undatus)
Systematik
Ordnung Gastropoda
Überfamilie Acteonoidea
Familie Aplustriadae
Gattung Micromelo
Art Blasenschnecke
M. undatus
Feinspitz
Als Nahrung sucht die Schnecke ausschließlich
nach Vielborstern, das sind Tierchen aus der Klasse
der Ringelwürmer. Beim Erschnüffeln hilft das
Hancock’sche Organ seitlich am Kopf.
20WELTBILD
EIN WUNDER NAMENS
Blasenschnecke
lat.: Micromelo undatus
Souvenir der Evolution
Das Häuschen, das die Schnecke mit sich herum
schleppt, dient vielleicht nur der Zierde. Als
schützendes Versteck ist es anscheinend zu klein.
Warnsignal
Rüschen in psychedelischen
Farben – so signalisiert
die Schnecke, dass
sie ungenießbar ist.
Glücklich im Sand Sonderausstattung
Mit ihrem bis zu 23 Millimeter langen „Fuß“ Taucher berichten von Exemplaren, die ihr
FOTO: Lawrence Neal
bewegen sich die Schnecken am liebsten exaltiertes Aussehen mit glänzenden Partikeln
über sandigen Meeresboden. In den stecken sie aufhübschten. Auch sind weitere verwegene
gerne ihren Kopf – um nach Nahrung zu bohren. Farbkombinationen gesehen worden.
21GE SCH ICHTE
8
EIN TAG, DER DIE WELT VERÄNDERTE
8. 10. 1945
Die zufällige Findung der Mikrowelle
A
M 8 . OKT OBE R 19 4 5 w urde gar nicht weiter darüber nach. Spencer dagegen
beim United States Patent Office wüsste das nicht, tüftle weiter – und siehe da: Es
ein Patent für ein Gerät ein funktioniert doch!
gereicht, das bis heute die Menschheit Als Kind kam Percy Spencer nach dem Tod
in zwei Lager teilt: Die einen haben es, seines Vaters zu einer Tante, die ihr Geld als
die anderen nicht. herumziehende Weberin verdiente. Als er 16 war,
Nun, das gilt auch für Stab suchte eine Fabrik Leute für die Installation der
mixer, Lesebrillen und Mundharmo gesamten Elektrik. Percy, der davon keine Ah
nikas. Doch hier geht es um mehr: nung hatte, verließ die Schule, bewarb sich, lernte
Mit dem Mikrowellengerät ist nahezu in der Nacht aus Büchern und am Tag nach der
religiöser Fanatismus verbunden. De Methode „Versuch und Irrtum“ und war nach Be
ren Befürworter würden am liebsten endigung des Auftrags ein fähiger Elektriker. Das
1
ihre Katze darin trocknen, wenn sie Muster seines Lebens – hier wurde es angelegt.
nicht dummerweise daran sterben 1912, da war Percy 18, sank die Titanic. Er
1: Percy Spencer, würde. Und für die Gegner ist die Mikrowelle das las die Zeitungsberichte über die Katastrophe und
der Vater der Mikro- Böse in der Küche schlechthin: zerstört Vitamine, war vor allem von der Leistung der Funker be
welle (2. v. re.), als Eiweiße, Antioxidantien, macht die Nahrung zu eindruckt, die ihre Notrufe noch abgesetzt hatten,
Jungingenieur in
nährstoffloser Substanz, erzeugt bei denen, die als ihnen das Wasser bis zu Hals stand. Percy ging
den Anfängen der
auch nur daran vorbeigehen, Krebs und setzt zur Marine, wurde Funker, lernte nebenbei alles
Firma „Raytheon“.
durch lokale Überhitzung Schadstoffe frei. über Trigonometrie, Differenzialrechnung sowie
2: Erstes Gerät Manche dieser Vorwürfe gegen die Mikro Metallurgie und arbeitete nebenbei und auch noch
für den Verkauf
welle stimmen, andere sind skurril, wenn auch nach seiner Ausmusterung für einen großen Her
(1947): mannshoch,
400 Kilo schwer
nicht ganz so skurril wie die Geschichte ihrer Er steller von Funkgeräten.
und so teuer wie ein findung. Es ist genau genommen die Geschichte 1925 stieß er zu ei
Mittelklasseauto. einer Findung, denn die Möglichkeit, mit Mikro ner Zweimannfirma, die
wellenstrahlung Speisen zu erhitzen, wurde durch gerade dabei war, ihren
einen Zufall entdeckt, der sich in der Hosentasche Namen in „Raytheon“
eines Ingenieurs zutrug. (zu Deutsch: Strahl der
Percy Spencer, Sohn eines Farmers aus New Götter) zu ändern. Das
England, war einer der produktivsten Erfinder in Unternehmen stellte
der Geschichte der Menschheit – obwohl er nicht a llerlei elektronische
einmal einen Schulabschluss hatte. Ein Physiker Geräte her, sie wuchs
vom renommierten Massachusetts Institute of Techno- schnell und hatte bald
logy (M I T ) meinte einmal, genau das wäre sein eine eigene Forschungs
Vorteil gewesen: Ein echter Physiker wüsste, dass abteilung. Natürlich war
etwas nicht funktionieren könne, und denke daher es Percy Spencer, der sie
2
22leitete. Einer seiner ersten Erfolge waren wichtige kostete so viel wie ein Mittelklasseauto. Jedoch
Verbesserungen der photoelektrischen Vakuum erkannten Restaurants, Großküchen und Airline-
röhre, was in der Folge direkt zur Entwicklung der Caterer bald die beeindruckenden Möglichkeiten
Fernsehröhre führen sollte. des aufwandsarmen Er h itzens und griffen zu. 3
Vor und während des Zweiten Weltkriegs Schon in den 1950ern wurden kleinere, günstigere
war Radar das große Thema. Spencer beschäftigte Modelle für den Haushalt erzeugt.
sich mit dem Magnetron – das ist eine Röhre, in der Bis der Mikrowellenherd von Hausfrau und
elektromagnetische Strahlung im Mikrowellen Hausmann so richtig breit akzeptiert wurde, soll
bereich erzeugt wird. Verwendet wird das Magne ten noch an die 20 Jahre vergehen. Heute besitzen
tron unter anderem in Radargeräten, und Spencer 72 Prozent der deutschen und 98 Prozent der ame
schaffte es durch konstruktive Verbesserungen, die rikanischen Haushalte eine Mikrowelle.
Produktionsrate von einem Stück in der Woche auf Percy Spencer starb 1970. Zuletzt war er im
2.600 pro Tag zu steigern. Dadurch konnten die Vorstand von Raytheon und hinterließ persönlich
Alliierten vor allem ihre Nachtbombereinsätze er mehr als 300 Patente. Raytheon ist heute einer der
heblich steigern – mit den bekannten Folgen. führenden Rüstungskonzerne der Welt und be
Irgendwann im Frühling des Jahres 1945 – schäftigt über 70.000 Mitarbeiter.
4
Spencer stand gerade vor einem seiner Magne Text: Wolfgang Hof bauer
trone – bemerkte er, dass der Schoko
riegel in seiner Hosentasche schmolz. 5
Es wäre nicht Percy Spencer gewesen,
hätte er sich nicht sofort die richtigen
Gedanken gemacht und die richtigen
Folgeexperimente durchgeführt: Er
legte Maiskörner vor die Röhre, und
schon hatte er das erste Mikrowellen
popcorn der Welt erzeugt. Die Legen
de weiß noch von einem vor die Röhre
gelegten Ei, das den überraschten Mit
arbeitern natürlich ins Gesicht platzte,
aber wie gesagt: eine Legende.
Spencer blieb dran, und schon
1947 produzierte Raytheon mit dem
„RaydaRange“ den ersten Mikrowel
lenherd der Geschichte und verkaufte
ihn auch – freilich an ein ausgewähltes
Publikum, denn der „RaydaRange“
Fotos: The Spencer Family Archives, Getty Images, PR
war mannshoch, wog 400 Kilo und
3: Autodidakt Spencer (1965):
Ausbildung nach dem Prinzip
„Versuch und Irrtum“.
4: Werbe-Einschaltung (1969):
„Machen Sie die größte Koch-
Entdeckung seit dem Feuer.“
5: Präsentation eines Prototyps
in New York (1946): anfangs
besonders für Profis interessant.
23H E LDE N VON H EU TE
Symbolischer Akt. 105 Tonnen Elfenbein haben kenianische Behörden
sichergestellt. Ende April wurde dieser Bestand im Rahmen eines
Staatsaktes verbrannt. Um zu verhindern, dass die Stoßzähne in den
Handel gelangen. Und um zu zeigen: Elfenbein hat nur einen Wert,
solange ein lebender Elefant es trägt.
24DAS
ELFENBEIN-
KOMPLOTT
Mehr als 140.000 Elefanten haben Wilderer
seit 2007 abgeschossen, weil die Stoßzähne verrückt viel
Geld versprechen. Der Terra Mater-Film The Ivory Game
macht jetzt die Welt auf das Töten aufmerksam, bevor die
Art endgültig ausgerottet wird. Hier lässt Regisseur
Richard Ladkani seine Hauptdarsteller zu Wort kommen.
Story: Richard Ladkani
Fotos: Anne Ackermann
25Ofir Drori Andrea Crosta Elisifa Ngowi Georgina Kamanga
LEITER VON „EAGLE“, GRÜNDER DER GEHEIMDIENSTBERATER, CHEFIN DES
EINEM NETZWERK VON AKTIVISTEN, INTERNETPLATTFORM FEDERFÜHREND IM GEHEIMDIENSTES DER
DAS FÜR DIE EINHALTUNG VON WILDLEAKS, KAMPF GEGEN WILDERER, WILDLIFE AUTHORITY,
T IERSCHUTZGESETZEN KÄMPFT,
ITALIEN TANSANIA SAMBIA
ISRAEL
26H E LDE N VON H EU TE
Hongxiang Huang Ian Craig Craig Millar
VERDECKTER ERMITTLER ARTENSCHUTZ- RANGER,
UND JOURNALIST, PIONIER, LEITER DES SICHERHEITSCHEF
CHINA NORTHERN DER ANTI-WILDERER-
RANGELANDS TRUST, ORGANISATION
KENIA „BIG LIFE“,
U
KENIA NGL AU BL IC H M A S SI V, dabei
aber immer elegant. Gelassen und
doch stets aufmerksam. Majestä-
tisch und anscheinend weise: Afrikanische
Elefanten gehören zu den eindrucksvollsten
Lebewesen dieses Planeten. Aber wie lange
noch? Laut einer aktuellen Studie sank die
Zahl der Elefanten in Afrika von 2007 bis 2014
um mehr als 140.000 Tiere, das entspricht
etwa 30 Prozent der Gesamtpopulation. Die
meisten von ihnen fielen Wilderern zum Op-
fer, die das Elfenbein über Mittelsmänner vor
allem nach China und Japan schmuggeln.
Geht das Töten weiter wie bisher, könnten die
größten Land säugetiere der Welt innerhalb
der kommenden 15 Jahre ausgerottet werden,
fürchten Experten.
Doch immer mehr Tierschützer, Sicher-
heitsfachleute, IT- und Kampagnen-Spezialis-
ten stellen sich dem Gemetzel entgegen. Mit
Methoden, die an die Arbeit von Geheim-
diensten erinnern. Gemeinsam wollen sie das
Elfenbein-Netzwerk aus Wilderern, Schmugg-
lern und Geschäftemachern zerstören.
Regisseur Richard Ladkani hat einige
dieser modernen Helden aufgespürt und be-
gleitet. „Sie gehören zu den inspirierendsten
Menschen, denen ich je begegnet bin“, sagt
Ladkani. „Mit ihrer Zielstrebigkeit und Hart-
näckigkeit geben sie uns Hoffnung.“
Drei Jahre lang haben Ladkani, sein ame-
rikanischer Co-Regisseur Kief Davidson und
die Crew der Terra Mater Film Studios an
dem Film gearbeitet. Sechzehn Monate lang
dauerten allein die Dreharbeiten an Schauplät-
zen von London bis Sambia und Hongkong.
Das Resultat ist „The Ivory Game“, ein Film
so prächtig wie eine Naturdoku und so span-
nend wie ein Thriller (siehe Seite 74).
Auf den folgenden Seiten lässt Richard
Ladkani sieben seiner Helden selbst zu Wort
kommen. Sie alle haben verschiedene Motive,
verschiedene Lösungsideen, und sie arbeiten
mit verschiedenen Methoden. Doch eines ha-
ben sie gemeinsam, ihr Ziel: die Elefanten vor
dem Aussterben zu bewahren.
27„Wenn wir die Wilderer
nicht aufhalten,
werden unsere Kinder
und Kindeskinder
Elefanten nur noch
aus Bilderbüchern kennen.“
28H E LDE N VON H EU TE
Elisifa Ngowi
LEITER DER TANSANISCHEN TASKFORCE GEGEN
KAPITALVERBRECHEN UND WILDEREI
Mein Name ist Elisifa Ngowi, ich leite eine Einsatz-
1
gruppe in Tansania, die sich der Bekämpfung von
Terrorismus, Waffen- und Menschenhandel so-
wie dem Kampf gegen Wilderei verschrieben hat.
Ich muss mich vorstellen, weil ich meine Identität
bisher vor Außenstehenden geheim gehalten habe.
Jetzt möchte ich aber doch über meinen Kampf
gegen die Wilderer und Elfenbeinschmuggler er-
2
zählen, weil die Sache so wichtig ist. Eine unserer
wichtigsten Missionen ist die Ergreifung von Boni-
face Malyiango, genannt Shetani – dieser Rufname
bedeutet „Teufel“. Er ist der meistgesuchte Elefan-
tenkiller Ostafrikas. Er hat in meinem Land über
10.000 Elefanten getötet, und er weiß, dass wir ihn
suchen. Er hatte uns gewarnt: Er sei bereit, auf 3
meine Männer zu schießen. Also sind auch wir be-
reit, auf ihn zu schießen – entweder er oder wir.
Jedes Tier, das wegen des schnellen G eldes
getötet wird, ist ein Verlust für mein Land. Es
schmerzt mich sehr zu beobachten, was diese hab-
gierigen Menschen anrichten, es schmerzt mich
wirklich sehr. Wenn wir Wilderer wie Shetani 1: Verbrecherjagd Ngowi ist mit
seiner Einsatztruppe unterwegs
nicht aufhalten, werden unsere Kinder und Kin- zu einem Zugriff. Diesmal entkam
deskinder Elefanten nur noch aus Bilderbüchern der gesuchte Elfenbeinjäger.
2: Gute Nachricht Das Ende
kennen. Bei unseren Razzien finden wir oft Elfen- einer Jagd: Ngowi erhält die
bein. Das zeigt, dass wir zu spät waren. Lieber Nachricht, dass ein lange gesuchter
Zusatzfotos: Terra Mater Factual Studios/Simon Werry/Richard Ladkani
Wilderer verhaftet wurde.
beschlagnahme ich Waffen, denn das bedeutet, 3: Lange Zähne Ein Kilogramm
dass diese Waffen keinen Elefanten mehr töten Elfenbein ist in Hongkong bis zu
3.000 US-Dollar wert.
können. Die Wilderer schießen aus umgebauten
Gewehren mit Spezialmunition auf die Tiere.
Und warum? Für ein Kilo Elfenbein bekom-
men sie rund 7 US-Dollar. In Hongkong be-
zahlen Kunden bis zu 3.000 Dollar.
Vor kurzem konnten wir die berüchtigte
sogenannte „Ivory Queen“ fassen, eine Chinesin,
die hier jahrelang mit Elfenbein gehandelt hat.
Wir hoffen, dass sie uns zu Shetani führt.
29Andrea Crosta
GRÜNDER DER INTERNETPLATTFORM WILDLEAKS
Früher habe ich Piraten vor dem Horn von A frika
bekämpft und Konzerne in Sicherheitsfragen be-
raten. Doch vor einigen Jahren sah ich, was Wil-
derer einer kleinen Gruppe von Elefanten angetan
hatten. Es war schrecklich. Einem kleinen Tier,
genannt Sambesi, hatten sie den Kopf und das Ge-
sicht zerhackt. Nur wegen weniger Kilogramm
Elfenbein. Damals beschloss ich, gegen die Aus-
rottung der Elefanten zu kämpfen. Ich habe Wild-
Leaks gegründet – eine Internetplattform, bei der
mittlerweile fast täglich anonyme Hinweise auf
illegalen Wildtier- und Elfenbeinhandel eingehen.
Wir gehen diesen Hinweisen nach.
Natürlich können wir allein die Wilderer
nicht stoppen. Aber wir können auf das Problem
30H E LDE N VON H EU TE
ANGEBOT UND NACHFRAGE
Warum die Ausrottung ein gutes Geschäft ist.
DE R I N T E R NAT IONA L E H A N DE L mit
Elfenbein ist seit 1989 verboten. Doch im
hinweisen, wir können die Öffentlichkeit aufrüt-
Jahr 2008 kauften China und Japan insgesamt
teln. Erst wenn es keinen Markt für Elfenbein gibt,
102 Tonnen Elfenbein aus den Lagern
wird das Töten in Afrika aufhören. von Botswana, Namibia, Simbabwe und
Eine unserer wichtigsten Informantinnen, ich Südafrika, das zuvor beschlagnahmt worden
nenne sie Omega, hat uns Zugang zu den höheren war. Doch nur ein kleiner Teil davon wird
Kreisen des Elfenbeinhandels in Hongkong ver- jährlich zur Verarbeitung freigegeben. Weil dieser die Nachfrage kei-
schafft. Diese Stadt ist der größte Umschlagplatz neswegs befriedigt, entstand ein weltumspannender Schwarzmarkt.
für illegales Elfenbein. Wir haben die Händler mit In China gelten Dekorationsstücke aus Elfenbein als Statussymbol.
In dem wirtschaftlich aufstrebenden Land können sich immer mehr
versteckten Kameras getroffen. Einer von ihnen
Menschen diesen Luxus leisten. Sehr beliebt ist es, damit beispiels-
hat offen mit seinen Elfenbeinvorräten und seinen weise Finanz- oder Immobiliendeals zu besiegeln.
guten Kontakten zur Polizei geprahlt.
Es gibt in China eine kleine Menge von offi- DI E DROH E N DE AUSROT T U NG DE R E L E FA N T E N bereitet
ziell erworbenem Elfenbein. Doch die Händler den Wilderern, Schmugglern, Schnitzern und Händlern kein Kopf-
schlagen hundertmal so viel Elfenbein um. Der zerbrechen. Im Gegenteil: Je weniger Tiere noch leben, desto wert-
Trick: Sie verwenden ihre Verkaufszertifikate im- voller wird der Rohstoff Elfenbein. Viele Händler versuchen deshalb,
mer wieder für Elfenbein aus illegalen Beständen. ihre Lager möglichst schnell zu füllen, weil sie mit weiterhin stark
steigenden Preisen rechnen. Die große Nachfrage wiederum macht
Sich in Hongkong gegen die Elfenbeinhänd-
die Wilderei noch profitabler.
ler zu stellen ist gefährlich. Das organisierte Ver-
brechen agiert hier knapp unter der Oberfläche.
Daher müssen wir die Identität von Omega unbe-
dingt geheim halten. Ihr Leben ist in Gefahr. Ihr
Motiv? Sie will einen Anreiz geben, die richtigen
Entscheidungen zu treffen.
Die Videos aus unseren Ermittlungen habe
ich einer Parlamentsabgeordneten in Hongkong
Verarbeiteter
übergeben. Wenig später hat die Stadt angekün- Stoßzahn.
digt, den nationalen Handel mit Elfenbein bis zum Die Schnitzereien
gelten in China als
Jahr 2021 vollständig zu verbieten. Zum ersten Mal hochgeschätztes
seit vielen Jahren habe ich damit Hoffnung, dass Kulturgut.
sich die Dinge in Afrika und in China doch noch
ändern könnten.
Zusatzfotos: Terra Mater Factual Studios/Richard Ladkani, getty Images
1 2
1: Beschlagnahmtes
Elfenbein Insgesamt
600 Tonnen davon
lagern heute in Afrika.
2: Hongkong Die
Stadt ist ein wichtiger
Umschlagplatz für
Elfenbein. Von hier aus
wird ganz China versorgt.
3: Bedrohte Spezies
Je weniger Elefanten
3 4 es gibt, desto höher
steigt der Schwarzmarkt-
preis für Elfenbein.
4: Andrea Crosta
auf der Pirsch „Jeder
dieser Container könnte
die Stoßzähne eines
Elefanten enthalten.“
31H E LDE N VON H EU TE
Ofir Drori
VERDECKTER ERMITTLER,
MASTERMIND DES EAGLE NETWORK
Ich wurde in Israel geboren, bin aber seit 14 Jahren
in Afrika aktiv. Mein Ziel ist es, die Einhaltung
der Gesetze zum Schutz von Wildtieren durchzu-
setzen. Das ist in Afrika keine Selbstverständlich-
keit, es gibt hier in allen Ebenen der Verwaltung
Bestechlichkeit. Derzeit umfasst mein Netzwerk
rund 80 Aktivisten. Wir arbeiten verdeckt. Prinzi-
piell versuchen wir immer, die Hintermänner zu
finden. Also jene Männer, die für den Nachschub
an Waffen, Munition und Fahrzeugen sorgen und
die heiße Ware außer Landes schaffen. Wer mit
mir arbeitet, kann sich auf mich verlassen. Ich
kenne die Szene, ich operiere in neun Ländern.
Davon konnte ich auch den aus China stam-
menden Journalisten Hongxiang Huang überzeu-
gen. Wir haben in Kampala, Uganda, eine Ope-
ration gestartet, in der er sich als Elfenbeinkäufer
ausgab. Wir haben ihn mit einer versteckten Ka-
mera ausgestattet und als Lockvogel losgeschickt.
Der Deal sollte in einem Auto am Straßenrand
stattfinden. In dem Moment, als er uns bestätigen
konnte, dass im Kofferraum tatsächlich Elfenbein
liegt, gaben wir der Polizei grünes Licht, um zu-
zuschlagen. Das war ein kleiner, aber wichtiger
Erfolg im Kampf für die Elefanten. Insgesamt hat
die Arbeit von mir und meinem Netzwerk bisher
zu mehr als tausend Verhaftungen in ganz Afrika
geführt.Und so soll es auch weitergehen.
Zusatzfotos: Terra Mater Factual Studios/Richard Ladkani
1 2
1: Sichergestelltes
Elfenbein An den
Stoßzähnen klebt noch
das Blut der Elefanten.
2: Elefantenkadaver
Das sind die Überreste von
Satao, dem einst größten
Elefanten Kenias – getötet
wegen seiner über zwei
Meter langen Stoßzähne.
32Georgina Kamanga
LEITERIN DER GEHEIMDIENSTABTEILUNG
DER ZAMBIA WILDLIFE AUTHORITY (ZAWA)
In meinem Land, Sambia, war es lange Zeit viel ru- dann vier Kadaver. Zurück am Boden haben wir
higer als im nördlich gelegenen Tansania. Doch uns durch das Unterholz zu der Stelle durchge-
dann habe ich auf einer Konferenz Elisifa N
gowi schlagen. Mit Metalldetektoren fanden wir Patro-
kennengelernt. Er hat erzählt, dass Wilderer aus nen, eindeutig aus einem AK47-Sturmgewehr ab-
seinem Land jetzt bei uns aktiv werden. Das sind gefeuert. Sie hatten keine Kupferummantelung,
unsere Elefanten, das ist unsere Verantwortung. wie sie typisch ist für sambesische Munition. Das
Ich nehme das sehr persönlich. Es bricht mir und die Information von Elisifa Ngowi bestätigt
das Herz zu sehen, wie diese Tiere abgeschlachtet mir, dass hier ausländische Wilderer aktiv sind.
werden. Dann erhielten wir die Nachricht, dass in der
Neulich hat jemand am Ufer des Sambesi- Hauptstadt Lusaka jemand versucht, frisches El-
Flusses Schüsse gehört. Also sind wir in unser fenbein zu verkaufen. Wir werden verdeckte Er-
Flugzeug gestiegen, um nachzusehen.Und dann mittler hinschicken und sofort zuschlagen, wenn
haben wir sie entdeckt: erst einen, dann zwei, sich herausstellt, dass das stimmt.
33H E LDE N VON H EU TE
Craig Millar
SICHERHEITSCHEF DER KENIANISCHEN
TIERSCHUTZORGANISATION „BIG LIFE FOUNDATION“
Mein verblüffendstes Erlebnis mit Elefanten? Ich
habe ein Tier gesehen, das versucht hat, seine Stoß-
zähne vor mir zu verbergen. Die Tiere wissen, dass
das Elfenbein für viele Menschen unglaublich wert-
voll ist. So wertvoll, dass sie dafür töten. Die Ele-
fanten sind klug genug, um das zu verstehen. Aber
1: Patrouille Craig Millar gegen eine koordinierte Aktion von Wilderern
versucht überall dort zu sein, wo sind sie machtlos. Die töten selbst Elefantenkühe
Elefanten in Gefahr sind.
2: Elefantenflüsterer In der oder Jungtiere mit ganz kleinen Stoßzähnen. Weil
Nähe seiner Schützlinge spricht sie auch mit wenigen Kilogramm Elfenbein noch
der Ranger ganz leise. Er will die
Tiere nicht beunruhigen. Geld verdienen. Gegen Schusswaffen können Ele-
3: Schauplatz Ostafrika „Schon fanten nichts ausrichten. Deshalb versuche ich, den
als Kind wollte ich Ranger werden.“
4: Kampf um jedes Tier „Die Tieren zu helfen. Ohne uns werden die Elefanten
Wilderer sind bereit, auf dich zu auf dem gesamten Kontinent ausgerottet werden.
schießen, also musst du bereit
sein, auf sie zu schießen.“ Vor einigen Jahren wurde sogar Satao abge-
schossen, ein ungefähr 60 Jahre alter Bulle mit
1
Stoßzähnen, die fast bis zum Boden reichten. Er
war eine Ikone in Kenia. Selbst ihn konnten wir
nicht retten. Als ich vom Abschuss hörte, war ich
verzweifelt. Was sagt so eine Tat über uns als Men-
schen aus? Müssen wir wirklich alles konsumieren
und zerstören, was wir sehen und schätzen?
In einem Alter, in dem andere Jungs davon
2
träumen, Pilot zu werden oder ein Superheld,
wusste ich schon, dass ich Ranger werden wollte.
Ich bin in vierter Generation Kenianer. Studiert
habe ich in Großbritannien, doch ich habe immer
nach einer Möglichkeit gesucht, zurück nach Afri-
ka zu kommen, zu diesen Tieren. Seit zwei Jahren
arbeite ich für die Big Life Foundation. Wir beschäf-
3
tigen hunderte Ranger auf mehr als 40 Außenpos-
ten, um ein Gebiet von über 8.000 Quadratkilo-
metern im Amboseli-Ökosystem, im Grenzgebiet
zwischen Kenia und Tansania, zu sichern. Dazu kommt, dass viele Menschen auf
Es ist schwierig, die Elefanten zu schützen. dem Land die Elefanten nicht besonders
Ganz gleich, wie viele Männer du hast, wie viele schätzen, weil sie ihre Felder und Gärten
Gewehre – es ist, als würde man sich gegen eine plündern. Wir müssen die Tiere also nicht
4
Lawine stemmen. Die Wilderer sind bereit, auf nur vor den Wilderern schützen, sondern
dich zu schießen, also musst du bereit sein, auf sie auch vor den Landwirten.
zu schießen. Wenn du das nicht begreifst, solltest Ich verstehe die Nöte dieser Menschen.
du dir lieber einen anderen Job suchen. Sie wollen die Früchte ihrer Arbeit für sich
34„Was sagt
der Abschuss eines
Elefanten über
uns als Menschen?
Müssen wir wirklich
alles verbrauchen
und zerstören,
was wir sehen?“
Zusatzfotos: Terra Mater Factual Studios/Richard Ladkani/Simon Werry
und ihre Kinder. Neulich wurden wir in der Nacht der aufstellen werden. Das kostet eine Menge, das
in ein Dorf gerufen, wo aufgebrachte Bauern geht nur mit Hilfe aus Europa. Aber diese Zäune
damit drohten, Elefanten zu töten, die sich ihren sind die beste Möglichkeit, den Elefanten in der
Feldern nähern. Es war eine sehr aufgeheizte Stim Region zu helfen. Das hat die Lage zwar etwas
mung. Doch ich konnte vermitteln. Zuerst haben entschärft, doch wir müssen schnell handeln, sonst
wir die Tiere mit Knallkörpern vertrieben. Und ist es zu spät. Sind die Elefanten erst einmal aus
dann habe ich angekündigt, dass wir in der Ge gerottet, können wir sie nie wieder zurückholen.
gend starke elektrische Zäune zum Schutz der Fel Ich will verhindern, dass es so weit kommt.
35H E LDE N VON H EU TE
Ian Craig
DIRECTOR OF CONSERVATION,
NORTHERN RANGELANDS TRUST, KENIA
Wir sind an einem Wendepunkt angelangt. Hub- solchen Tieres zerstört eine ganze Familie. Diese
schrauber, Waffen und Männer – egal wie viel Leittiere sollten ja noch all ihr Wissen, all ihre Er-
wir davon haben: Es wird nie ausreichen, um die fahrung an die nachfolgende Generation weiterge-
Elefanten rundum zu schützen. Solange der Preis ben. Etwa wie man Wasser findet oder ergiebige
für Elfenbein so hoch ist wie jetzt, herrscht hier Weidegründe.
Krieg. Die Wilderer werden weitermachen, bis alle Mitunter finden wir auch Opfer von grausa-
Elefanten vernichtet sind. Unser Ziel ist also, die men Fallen: Speere, versteckt in Bäumen, die sich
Nachfrage abzustellen. Erst wenn das gelingt, sind nach einem Tritt auf einen Stolperdraht metertief
die Tiere außer Gefahr. Wir brauchen eine politi- in den Rücken der Elefanten bohren.
sche Lösung für das Problem. Mein Beitrag zur Rettung der Tiere? Ich habe
Dazu gehört auch, dass wir die vielen Ton- die Farm meiner Eltern in ein Tierschutzgebietum-
nen an beschlagnahmtem Elfenbein ein für alle gewandelt – die Lewa Wildlife Conservancy. Wenn
Mal aus dem Verkehr ziehen. Bisher ist das nur wir heute ein Flugzeug aus Nairobi erwarten, müs-
unzureichend gelungen. Zwar wird immer wieder sen wir zuvor Zebras von der Landebahn ver-
Elfenbein konfisziert, doch es gibt viele Beispie- scheuchen. Das Unternehmen wurde ein großer
le dafür, dass es aus den Lagerräumen gestohlen Erfolg und zum Vorbild für viele andere Farmen
wird und dann in dunklen Kanälen verschwin- in der Umgebung. Daraus ist ein Netzwerk entstan-
det. In den Zielländern sorgt jeder Nachschub für den, der Northern Rangelands Trust. Wir versuchen,
noch mehr Nachfrage. Deshalb haben wir hier in den Leuten Alternativen zum Wildern anzubieten.
Nairobi über 100 Tonnen Elfenbein verbrannt. Es Wir haben gelernt, wie das Zusammenleben von
schmerzt mich, diese brennenden Stoßzähne zu Landwirten und den Elefanten hier friedlich or-
sehen. Jeder von ihnen gehörte einmal zu einem ganisiert werden kann. Tatsächlich ist die Zahl an
wunderschönen Tier. gewilderten Elefanten zumindest in diesem Gebiet
Wenn sie die Wahl haben, jagen Wilderer seit 2012 um 52 Prozent gesunken. Außerdem setze
meist die größten Elefanten, die mit den mäch- ich meine Kontakte ein. Wenn es der Sache hilft,
tigsten Stoßzähnen. Wenn ein ausgewachsener dann fliege ich nach London, zwänge mich in ei-
Bulle oder ein Muttertier abgeschossen wird, be- nen teuren Anzug und treffe Prinz William, einen
deutet das für die Herde nicht nur den Verlust ei- langjährigen Freund. Wir brauchen die Aufmerk-
nes einzelnen Individuums. Der Abschuss eines samkeit der Weltöffentlichkeit!
1 2
1: Vermittler
Ziel ist das friedliche
Nebeneinander von
Mensch und Tier.
2: Buschflieger
12 Mann und ein
Flugzeug als Schutz
für ein Gebiet so groß
wie Österreich. 3 4
3: In die Falle gegangen
Ein Tritt auf einen Stolper-
draht hat eine tödliche
Speervorrichtung ausgelöst.
4: Toter Elefant
Vor allem Tiere mit großen
Stoßzähnen sind gefährdet.
36„E s schmerzt mich,
diese Stoßzähne zu sehen.
Jeder einzelne gehörte
einmal zu einem
wunderschönen Tier.“
Zusatzfotos: Terra Mater Factual Studios/Richard Ladkani/Simon Werry
37Hongxiang Huang
VERDECKTER ERMITTLER UND JOURNALIST
Als kleiner Junge in Peking sah ich auf dem Schul-
weg, wie sie auf den Märkten Tiere abschlachteten.
Schon damals wusste ich, dass ich eines Tages zu
denjenigen gehören möchte, die Tiere retten. Und
ich habe das Gefühl, ich kann hier wirklich etwas
beitragen. Ich kann etwas verändern.
Ich arbeite mit Menschen wie Ofir Drori und
Andrea Crosta zusammen. Sie setzen mich als
Lockvogel ein. Ich trete als jemand auf, der sich
für Elfenbein interessiert. Das funktioniert in Afri-
ka, aber auch in Vietnam und Hongkong. In Afri-
ka haben wir einen Händler hochgenommen, als
er einen Kofferraum öffnete, um mir seine Ware
zu zeigen. In Vietnam traf ich illegale Händler, die
mir erklärten, auf welchen Wegen sie das Elfen-
bein nach China verschicken. Und in Hongkong
erzählten sie mir stolz über ihre immensen Elfen-
beinvorräte. All das konnte ich mit einer versteck-
ten Kamera dokumentieren.
Weil ich Chinese bin, ist niemand auf die
Idee gekommen, dass ich auf der richtigen Seite
stehe. Das liegt daran, dass in dieser Geschichte
die Chinesen mit ihrer Gier nach Elfenbein bisher
immer die absolut Bösen waren. Bin ich deshalb
ein Verräter? Ich hoffe nicht! Ich denke, dass es
an der Zeit ist, dass auch mal Chinesen zu den
Guten gehören.
„Ich denke,
es ist an der Zeit, dass auch mal Chinesen
zu den Guten gehören.“
38H E LDE N VON H EU TE
Epilog
DI E W E LT GE M E I N SC H A F T ist schwerfällig, das zeigen die jüngsten
Entwicklungen: Die USA, der zweitgrößte Markt für den Handel mit
ildtieren, haben im Juli 2016 den nationalen Elfenbeinhandel mit wenigen
W
Ausnahmen verboten. Auch die Regierung von Hongkong hat im selben
Monat ein Verbot für den nationalen Handel angekündigt, das soll jedoch
erst 2021 in Kraft treten. Weitere fünf Jahre, in denen das Morden der
Elefanten vermutlich unvermindert weitergeht. China indes, der wichtigste
aller Märkte, verhält sich bislang eher still. Präsident Xi Jinping verkündete
zwar im Herbst 2015, dass der Handel eines Tages beendet werden solle –
einen Zeitplan dafür nannte er jedoch nicht.
39DER FILM
Ein Werk, das die
Welt zum Besseren
verändern soll Drohne im Anflug. Modernste Aufnahmetechniken
garantieren ein Filmerlebnis der Sonderklasse.
Drei Jahre Arbeit stecken in der aufrüttelnden
Dokumentation der Terra Mater Film Studios.
Ihr Ziel: Unterstützung für den
internationalen Kampf um die Elefanten.
M E H R M A L S R I SK I E RT E die Crew ihr Le-
ben: etwa als sie verdeckte Ermittler begleitete Regisseure Richard Ladkani (li.) und Kief Davidson.
Einsatz unter Lebensgefahr.
oder nächtliche Razzien gegen die Elfenbein-Mafia
Fotos: Terra Mater Factual Studios/Richard Ladkani, Terra Mater Factual Studios
dokumentierte. Doch die Mühen haben sich ge-
lohnt: Der Film „The Ivory Game“ erregt seit sei- von Hongkong und Hanoi. „Wir wollen das Dra-
ner Festivalpremiere Mitte September in Toronto ma vom massenhaften Abschlachten der Tiere in
weltweit Aufsehen – kaum jemals war der Kampf Afrika weitererzählen“, so Ladkani, „und das in
um die Erhaltung einer Tierart so hautnah mit- einem Format, das Millionen Menschen erreicht.“
zuerleben wie mit diesem Real-Life-Thriller. Wir Zuletzt konnte das Team Hollywood-Legende
begleiten die Elefantenschützer bei ihrem Einsatz, Leonardo DiCaprio und Microsoft-Mitbegründer
bedauern ihre Niederlagen und feiern ihre Erfolge. Paul Allen als Co-Produzenten gewinnen. Auch
Neben der Brisanz des Themas sind es auch die die Primatenforscherin Jane Goodall unterstützt
durchgängig prächtigen Aufnahmen der Prota den Film als Botschafterin. Begeistert vom Film
gon isten und natürlich auch der majestätischen zeigten sich auch die Programmverantwortlichen
Elefanten, die mit modernster Technik gefilmt des Streaming-Anbieters Netflix, der die Doku-
wurden. Richard Ladkani und sein Co-Regisseur mentation übernommen hat und in das Rennen
Kief Davidson schufen atemberaubende 112 Film- um einen Oscar schicken wird.
minuten, die das Publikum mit in den Himmel
über Afrika nehmen und in dunkle Nebengassen The Ivory Game, ab 4. November 2016 bei Netflix.
40AUCH WER KLEIN ANFÄNGT,
KOMMT GROSS RAUS!
für Mamas und Papas
von 6- bis 7-Jähri
gen
2
Konkrete Vorst für Mamas und Papas
ellungen habe von 6- bis 7-Jähri
noch nicht: Wenn n sie davon jedoc gen
h
Eltern beruflich
man Kinder fragt
, was ihre Erst die Arbeit, dann
nieren oder vom
tun, erzählen
sie vom Telef Vergnügen! viel 3
Schreiben am o-
beschreiben Computer – sie
also die Tätig
Zielsetzung wie keite n, nicht die Ihr Kind verste
Arbeiten hat nic
mierung. Eben
Kundenberatun
g oder Program- Wunsch erfüll
ht jetzt, dass
nicht jeder finan ht nur mit Geldve
Der richtige Berurdienen zu tun:
so können sie t werden kann zielle
wie viel die Elter nicht einschätze verdient werde , weil das Geld
n verdienen oder n, n muss und dann erst
f bringt richtig
Berufsgruppen dass manche endlichen Meng auch nicht in
schlechter bezie en vorhanden un-
besser entlohnt hungsweise es, dass vieles ist. Ebenso begre
viel Freude.
werden. Was bezahlt werde ift
sieben Jahren aber mit unge Kleidung, vielle n muss: Lebe
vorhanden ist: fähr icht ein Auto, nsmi ttel,
Verständnis von ein grundlegen Miete und mehr Strom, Heizung,
Armut und Reich des – im Idealfall
eine gute Ausb tum. Und dass Geld für einen soll dann auch
ildung die mate Kinobesuch oder noch
verbessern kann rielle Situation rigbleiben. Sie ein Spielzeug
, ist auch nach können Ihrem üb-
halb lohnt es vollziehbar. Des- das Thema Arbei Kind noch mehr
sich, jetzt über t erklären und über
zu sprechen das Thema Arbe immer sicherer es auf seinem Einige Kinder
– und wie wich it in wirtschaftli Weg, beantworten die
dung und viel tig eine gute Geldangelegenh chen Abläufen späteren Beruf Frage nach ihrem
Fleiß sind. Vielle Ausbil- eiten zu werde und swunsch in etwa
schon einen icht hat Ihr Kind len Sie ihm, dass n, begleiten: bin, werde ich so: „Wenn ich zu bekommen.
Berufswunsch Erzäh- reich!“ Dass das groß Abgesehen davon
geäußert? Menschen arbei geht, können nicht so leich nur dem Geldv dient Arbeit nicht
der Regel am ten gehen und Sie Ihrem Kind t erdienen: Sie
Monatsende vom in aber leicht erklä Man kann im soll auch Spaß
Lohn oder ihr Arbeitgeber ihren Man verdient ren: Beruf seine Talen machen.
Gehalt bezahlt nicht automatisch der Tätigkeit selbs te anwenden und
des Gehaltes bekommen. Ein wenn man mehr ganz viel Geld, t viel Freude haben an
wird aber vom Teil Stunden arbei jetzt in der Schu – ähnlich wie
damit zum Beisp Staat einbehalte Menschen – eine tet als andere le, kann es auch
iel Schulen, Krank n, um gute Ausbildun Kollegen und in der Arbeit
den Straßenba enhäuser und gute Basis, um g ist aber eine Freunde geben liebe
u zu bezahlen. später einen besse Kind, schon jetzt . Motivieren Sie
an die Sozialversi Ein anderer Teil r bezahlten Job fleißig zu sein, Ihr
cherung, dami geht einen guten Beruf damit es späte
Krankheit gut t man im Fall bekommen kann r
abgesichert ist. einer .
ist auch notwe So eine Absic
ndig, wenn man herung
Dann erhält man seine Arbeit verlie
vom Staat Unte rt.
kann immer passi
eren, dass man
rstützung. Es Lernerlebnis:
Geld hat und
für einige Zeit
gerade weniger Spielen wir „Arb
be oder teure auf Luxus wie
Urlau-
eiten“!
Dinge verzichten Begleiten Sie
wieder mehr verdi muss. Wenn man Ihr Kind spiele
ent, bleibt auch welt. Und so risch in die Arbei
Dinge, die das Geld für all die geht’s: ts-
Leben noch schön
er machen.
• Lassen Sie
es für eine Woch
kleine Aufgabe e jeden Tag eine „Wenn ich groß bin,
Erste Berufswünsch
erfüllen – das
ist sein „Job“ werde ich glücklich
e ernst nehmen.
• Es wird ein
Gehalt vereinbart,
das täglich nach
. !“
Feuerwehrmann der Arbeit ausbe Erklären Sie Ihrem
, Astronautin zahlt wird. Kind in aller Ruhe
Ganz gleich, welch oder Ballettprofi • Planen Sie Arbeiten nicht , dass es ohne
en Wunschbe ? dabei einen freien funktionieren
nehmen Sie es ruf Ihr Kind hat, der Beruf auch wird – und ebens
ernst: keine Arbeit – Tag ein: Es gibt sehr viel Freud o, dass
und auch kein paar Argumente e bringen kann.
Zusammenhang Geld. So wird dafür wären: Ein
zwischen Arbei der
• Sammeln Sie men noch einm t und Einkom-
z.B. zusammen al deutlich gema
über den Beruf Informationen cht. Es gibt viele Dinge
. • Suchen Sie , die bezahlt werde
sich Aufgaben Essen, Miete, n müssen:
• Das Kind fühlt normalerweise aus, die Ihr Kind Strom, Kleidung,
sich unterstütz nicht macht, …
eine gute Bezie t – das fördert er noch zu klein z.B. weil es bish-
hung. dafür war. Ihr Man kann seine
sein bei „groß Kind wird stolz Talente – etwas
en Aufgaben“ besonders gut , das man
• Es ist ganz können (z.B. etwas beitragen kann und Spaß
normal, wenn bei speziellen zu und lernt imme macht – ausle
Berufswünsche Kinder ihre Reinigungsaufg r wieder spann ben
immer wieder beim Kochen, aben, ende Dinge dazu.
Grund also, dem ändern – kein beim Einkaufen,
Kind seinen Traum etc.). Die Freud der Gartenarbe Mit manchen
auszureden, egal e an Kleinigkeit it Berufen hilft man
gleich cherweise erled en, die es übli- vielen Menschen,
wie unrealistisc igt, sollte näml das ist ein schön
scheinen mag. h er Ihnen Bezahlung gebu ich nicht an eine es Gefühl. Zum
nden werden. Feuerwehr, Polize Beispiel bei der
i oder im Krank
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I N T E RV I E W
„Die Veränderungen durch
‚Big Data‘ werden so tiefgreifend
sein wie jene, die durch
Gutenberg und seine
Druckerpresse ausgelöst wurden.
Wir werden datengetrieben sein.
Ideengeschichtlich gesehen ist
das die Aufklärung 2.0.“
Viktor Mayer-Schönberger
Viktor Mayer-Schönberger, Professor in Oxford und Harvard, erforscht die
Auswirkungen moderner Kommunikations- und Datenverarbeitungssysteme auf
die Entwicklung der Gesellschaft. Nun hat er sich „Big Data“ vorgenommen –
jene Technologie, die aus großen Datenmengen verblüffend genaue Prognosen
erstellen kann. Einerseits verspricht das eine Versachlichung der Welt. Andererseits
könnte sich die Menschheit damit langfristig der Macht der Maschinen ausliefern.
Interview: Joachim Riedl
Foto: Lisi Specht
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