Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik

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Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
4/2021

Das Magazin des Difu

		Aus dem Inhalt

 4 Standpunkt
		 In Städtebaupolitik und
   Städtebaurecht sind große
   Aufgaben anzugehen

 6 Forschung & Publikationen
		 Verfahren zur Aufstellung
   von Bebauungsplänen

21 Neue Projekte
		 Frischer Wind für die
   Innenstädte

26 Veranstaltungen
		 Solaranlagen in der Altstadt:
   Klima schützen – Stadtbild
   bewahren
Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
Editorial                                   Veranstaltungen
                                            23	Veranstaltungsvorschau
Standpunkt
                                            24	Neun „Klimaaktive Kommunen“ zeigen,
4	In Städtebaupolitik und Städtebau-
                                                worauf es ankommt
    recht sind große Aufgaben anzugehen
                                            26	Solaranlagen in der Altstadt: Klima
                                                schützen und Stadtbild bewahren
Forschung & Publikationen
                                            27	Klimaschutzmanager*innen vernetzen
6	Verfahren zur Aufstellung von
                                                sich digital
    Bebauungsplänen
                                            28	Wasser und Stadtgrün als Bausteine
7	Urbane Temporalitäten:
                                                klimaangepasster Quartiere
    Zeitforschung in der Stadt
                                            29	Verkehrswende erfordert Investitions-
8	Bevölkerung wünscht sich mehr
                                                offensive im ÖPNV
    urbane Wildnis und mehr Wohnraum
9	Stadtplanung und Stadtentwicklung –
                                            Nachrichten & Service
    Hebel für Ressourcen- & Klimaschutz
                                            16	Was ist eigentlich...?
11	Gute und sichere Fahrradstraßen:
                                                Bebauungsplan
    Empfehlungen für die Praxis
                                            17 Veröffentlichungsüberblick
12 Wirtschaftsförderungen in den Städten
                                            19 Difu-Service für Zuwender
    zukunftsfit machen
                                            20	Difu-Informationsangebote/
                                                Impressum
Neue Projekte
                                            30	Mehr Möglichkeiten im Klimaschutz
13	Smart Cities befähigen
                                                mit der neuen Kommunalrichtlinie
13	Infrastrukturen im Strukturwandel
                                            31 Die Samtgemeinde Spelle – Dörflicher
14	Nachhaltige urbane Mobilität
                                                Charme mit hoher Standortqualität
14	Solare Wärmenetze
                                            32 Difu-Intern: Abschied und Neubeginn
15	Wie wirkt das KiTaG?
                                            33 Difu aktiv
15	Verwaltung 2.030 in Detmold
                                            34 Neues im Inter-/Extranet des Difu
21 Frischer Wind für die Innenstädte
                                            35 Difu-Presseresonanz
21 Klimagerechte Mobilität
Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
Editorial

             Liebe Leserin, lieber Leser,

             die Bundestagswahl liegt hinter uns und die nach wie vor drängenden Herausforderungen der
             Kommunen müssen zügig angegangen werden. Das gilt für nahezu alle Bereiche der integrativen
             Stadtentwicklung: für die corona- und digitalisierungsbedingte Transformation unserer Innen-
Foto: Difu

             städte, für bezahlbares Wohnen, für den Klimaschutz und die Klimaanpassung ebenso wie für eine
             neue urbane Mobilität.

             Wir am Difu, andere Institute und auch die Fachleute in den Städten arbeiten seit vielen Jahren
             an diesen Themen. Es gibt eine ganze Menge kluger Konzepte. Was es nicht gibt, ist genug Geld,
             damit die Kommunen das tun können, was nötig ist.

             Es geht nicht um ein paar Euro mehr in dem einen oder anderen Förderprogramm, es geht um die
             finanzielle Grundausstattung der Kommunen. Oder konkret: Es geht darum, dass der Kuchen, der
             Bund, Ländern und Gemeinden gemeinsam zusteht, gerechter verteilt wird – sprich, es geht um
             ein Mehr vom Aufkommen der Umsatzsteuer für die Kommunen. Der Grund heißt Investitionsstau
             und die Begründung ist relativ einfach.

             Das Difu ermittelt für die KfW im Rahmen des „Kommunalpanels“ jedes Jahr den Investitionsbe-
             darf der Kommunen. Er ist seit Jahren immens hoch und liegt derzeit bei rund 150 Mrd. Euro, also
             dem Vier- bis Fünffachen dessen, was die Gemeinden bisher in einem Jahr ungefähr investieren.
             Bei Bund und Ländern ist das anders: Während sich die Investitionen der Kommunen in den letzten
             Jahren in Relation zum Bruttoinlandsprodukt halbiert haben, sind sie bei Bund und Ländern etwa
             konstant geblieben. Im Gegensatz zu den anderen staatlichen Ebenen konnten die Kommunen in
             den vergangenen Jahren häufig ihre Abschreibungen nicht erwirtschaften und haben damit Subs-
             tanzverluste erlitten.

             Der Befund ist klar: Konsolidierung hat in den deutschen Städten nur deshalb stattgefunden, weil
             wichtige Investitionen nicht getätigt  werden konnten. Pflichtaufgaben und Auftragsangelegenhei-
             ten geben unseren Städten wenig andere Möglichkeiten zum Einsparen.

             Gesellschaftliche Transformation jedoch findet nur mit unseren Städten statt und dafür benötigen
             sie solide Finanzen!

             Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

             Prof. Dr. Carsten Kühl
             Wissenschaftlicher Direktor, Geschäftsführer

                                                                                                                3
Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
Standpunkt
Berichte 4/2021

                                In Städtebaupolitik und Städtebaurecht
                                sind große Aufgaben anzugehen
                                Der Klimawandel, die Energiewende und das Ziel, den sozialen Zusammenhalt zu sichern,
                                erfordern eine Konzentration auf den Bestand in den Siedlungen und die Schaffung und
                                konsequente Nutzung eines dafür geeigneten Rechtsrahmens.

                                Die großen Herausforderungen der Zeit – Klima-         wie Schulen, Kitas oder öffentliches Grün etc.
                                schutz und Klimaanpassung, soziale Gerechtigkeit       geraten unter Preisdruck. Dies führt sukzessive zu
                                und sozialer Zusammenhalt – müssen auch und            stadtstrukturellen und sozialen Verwerfungen.
                                gerade auf kommunaler Ebene bewältigt werden.
                                Der Zeitdruck ist immens. Das Bundes-Klima-            Die Ausgangsbedingungen in den Städten und
                                schutzgesetz 2021 formuliert das verbindliche          Gemeinden unterscheiden sich allerdings ekla-
                                Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2045 so weit      tant. Die Entwicklung außerhalb solcher wach-
                                zu senken, dass eine Netto-Treibhausgasneutrali-       senden Regionen steht unter anderen Vorzeichen.
                                tät erreicht wird. Bereits bis 2030 sollen die Emis-   Nicht das Flächenangebot und die Preisentwick-
                                sionen um 65 Prozent gegenüber 1990 gesenkt            lung sind hier das Problem, sondern die fehlende
                                werden. Das betrifft auch die Städte. Die sich aus     Nachfrage und Dynamik. Die in den wachsenden
                                den Erfordernissen von Klimaschutz und Klimaan-         Städten genutzten Hebel zur kooperativen Ent-
                                passung ergebenden Entwicklungs- und Transfor-         wicklung greifen hier nicht oder nur eingeschränkt.
                                mationsaufgaben sind umfangreich: Dekarboni-
                                sierung, Suffizienz der Infrastruktur, Reduzierung     Bund und Länder müssen durch Anreize, Unter-
                                des Ressourcenverbrauchs, Kreislaufwirtschaft,         stützung und einen verbesserten Rechtsrahmen
                                Schwammstadt, grüne und blaue Infrastruktur,           die Voraussetzungen schaffen, dass die bevor-
                                dreifache Innenentwicklung. Und sie betreffen vor      stehenden Herkulesaufgaben von den Städten
                                allem die Siedlungsbestände, denn die Städte und       bewältigt werden können. Entscheidend dabei
                                Gemeinden sind im Wesentlichen gebaut.                 ist auch, dass die Hürden bei Beachtung der ver-
                                                                                       fassungsrechtlichen Schranken möglichst gering
                                Weitere sich aus dem Strukturwandel in der Wirt-       gehalten werden, um Kommunen mit geringerer
                                schaft ergebende Aufgaben kommen hinzu. Es             Personalausstattung auch eine Option zur prakti-
                                gilt, den vielerorts spürbaren Bedeutungsverlust       schen Anwendung zu eröffnen.
                                der Innenstädte als Chance für deren „Neuerfin-
                                dung“ zu nutzen. Der Umbau des Bestands ist die        Der Schlüssel zur Bewältigung der Herausforde-
                                zentrale Aufgabe des nächsten Jahrzehnts und           rungen ist eine effektivere Innenentwicklung im
                                bedarf verbesserter Anreize, Unterstützungsange-       Sinne von Klimaschutz und Klimaanpassung. Ko-
                                bote und einer effektiveren Instrumentierung.          operative Lösungen und private Initiative müssen
                                                                                       unterstützt werden und sind auch mit Blick auf
                                Genauso ist und bleibt die soziale Gerechtigkeit       die Akzeptanz und die Frage der Verhältnismä-
                                als Verfassungsauftrag und als Grundlage für den       ßigkeit vorrangig. Dies erfordert allerdings eine
                                Zusammenhalt in unserer Gesellschaft eine große        Flankierung durch ein effektives hoheitliches In-
                                Herausforderung. Dies zeigt sich vor allem in den      strumentarium. Wo Kooperation scheitert, muss
                                prosperierenden Städten an der Wohnungsfrage.          am Ende auch hoheitliches Handeln möglich sein.
                                Auch künftig müssen sich Verkäuferinnen, Bus-          Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung
                                fahrerinnen, Krankenpfleger, Polizisten eine Woh-      verspricht hier einiges.
                                nung auch in diesen Städten leisten können. Eine
                                Verdrängung von Bürger*innen mit geringen oder         Innenentwicklung braucht eine konzeptionelle
                                mittleren Einkommen an die Peripherie mit immer        Grundlage, wie das Erfassen und Bewerten der
                                länger werdenden Anfahrtswegen zur Arbeit ist          Ausgangslage, die Entwicklung von Zielen, Sich-
                   Foto: Difu

                                weder sozial noch hinsichtlich der damit einherge-     tung und Bewertung der Handlungsoptionen oder
                                henden Umweltbeeinträchtigungen hinnehmbar.            die Ableitung von Maßnahmen und Prioritäten.
                                                                                       Eine solche Leitplanung für die Innenentwicklung
                                Die massive und anhaltende Erhöhung der Boden-         ist für die künftigen Aufgaben der Stadtentwick-
                                preise wirkt sich nicht nur auf die Kosten für das     lung von zentraler Bedeutung. Sie sollte deshalb
                                Wohnen aus, sondern auch auf kleine Handwerks-         entsprechend gesetzlich verankert und bei Ein-
Prof. Dr. Arno Bunzel           und Gewerbebetriebe wie Schuster, Schneider,           räumung einer Übergangsfrist und angemessener
+49 30 39001-238                Bäcker, Friseure etc. Auch kleine Ladengeschäfte       Unterstützungsangebote verpflichtend ausgestal-
bunzel@difu.de                  und Gastronomie sowie öffentliche Infrastrukturen      tet werden.

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Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
Standpunkt
                                                                                                                         Berichte 4/2021

                                Die Aufgabenstellung von städtebaulichen Sanie-      können von niedrigeren Bodenpreisen profitie-
                                rungsmaßnahmen muss die Erfordernisse des Kli-       ren. Ansatzpunkt hierfür ist die Einführung eines
                                maschutzes und der Klimaanpassung noch stär-         Genehmigungsvorbehalts für Baugrundstücke
                                ker in den Fokus nehmen. Dabei sind neben dem        analog dem für landwirtschaftliche Grundstücke
                                Gebäudebestand vor allem auch der Umbau der          nach dem Grundstücksverkehrsgesetz geltenden
zum Weiterlesen                 technischen Ver- und Entsorgungsinfrastruktur        Genehmigungsvorbehalt: In angespannten Woh-
                                in den Blick zu nehmen, um die darin liegenden       nungsmärkten könnte der Verkauf von Grundstü-
Adrian, Luise; Bunzel, Arno;    Potenziale für mehr Energie- und Ressourceneffi-     cken dann bei Überschreiten des Verkehrswerts
Michalski, Daniela; Pätzold,    zienz, aber auch zur Umsetzung von Maßnahmen         untersagt werden. Auf diese Weise würde sich die
Ricarda (2021): Aktive Bo-      der Klimaanpassung durch Bepflanzungen zu            Preis­entwicklung verlangsamen und an die allge-
denpolitik – Fundament der
                                erschließen.                                         meine Entwicklung der Verbraucherpreise annä-
Stadtentwicklung, Berlin;
                                                                                     hern. Daneben oder alternativ könnte auch eine
www.difu.de/16296
                                Als Hebel und Anreiz für kooperative Entwicklun-     Loslösung vom tradierten Verkehrswertbegriff
Deutscher Städtetag (Hrsg.)     gen, insbesondere für die Mobilisierung von Bau-     (§ 194 BauGB) sinnvoll sein. Der Verkehrswert
(2021): Nachhaltiges und        lücken, Brachflächen, Nachverdichtungsmöglich-       spiegelt im derzeitigen Verständnis die Preis­
suffizientes Bauen in den       keiten, muss die hoheitliche Flankierung verbes-     entwicklung eines spekulativ und durch die
Städten, Berlin und Köln;       sert werden. Ein Instrument ist die in der Fachöf-   Bedingungen am Kapitalmarkt angeheizten Bo-
www.bit.ly/30P8NOW              fentlichkeit breit unterstützte Einführung einer     denmarkts. Wenn für Wohnimmobilien heute teils
                                Innenentwicklungsmaßnahme, ein Vorschlag, der        mehr als das Vierzigfache des Jahresertrags als
Bundesinstitut für Bau-,        im Koalitionsvertrag als zu prüfen benannt ist.      Preis bezahlt wird, ist dies eine Wette auf höhere
Stadt- und Raumfor-             Soweit mit der Anwendung städtebaurechtlicher        Mieten und macht am Ende zusätzliche Leistun-
schung (BBSR) am Bun-
                                Instrumente die Übernahme von Grundstücken           gen im Bereich Wohngeld/Kosten der Unterkunft
desamt für Bauwesen
                                verbunden sein kann, sind Finanzierungsoptionen      erforderlich. Eine Umstellung auf eine vorrangig
und Raumordnung (BBR)
(Hrsg.) (2021): Aktivierung
                                zu schaffen bzw. weiterzuentwickeln. Auch andere     aus dem Ertrag abgeleitete Wertermittlung könnte
von Innenentwicklungs­          rechtliche Stellschrauben wie z.B. das Vorkaufs-     diese Mechanismen brechen, die auf Dauer die
potenzialen in wachsenden       recht in sozialen Erhaltungsgebieten bedürfen        öffentliche Hand überfordern.
Kommunen, Bonn;                 dringlich einer Nachschärfung.
www.bit.ly/3qXHAnM                                                                   Städte brauchen auch über die Perspektive der
                                Für die wachsenden Stadtregionen stellt sich         kommenden vier Jahre hinaus eine verlässliche
Arbeitskreis Kommunaler         die ungebremste, auch auf lange Sicht und von        Grundlage. Die neu geschaffenen befristeten
Klimaschutz (Hrsg.), Deut-      zyklischen Schwankungen bereinigte überpropor-       Regelungen des Baulandmobilisierungsgesetzes
sches Institut für Urbanistik   tionale Entwicklung der Bodenpreise als zentrale     müssen deshalb verstetigt werden! Andernfalls
(Hrsg.) (2019): Impulspapier
                                Herausforderung dar. Zwingend erforderlich ist       lohnt sich der Aufwand der Einarbeitung in teils
„Nachhaltig Wohnraum
                                die Entwicklung preisdämpfender Mechanis-            komplizierte neue Instrumente wie den sektoralen
schaffen: Energetische
Standards und Klimaan-
                                men, um auch langfristig eine funktionsfähige        Bebauungsplan nach § 9 Abs. 2d BauGB nicht.
passung in Neubau und           Stadtstruktur unterschiedlich renditestarker         Die entsprechende Ankündigung im Koalitionsver-
Bestand konsequent umset-       Nutzungen zu erhalten bzw. zu ermöglichen und        trag lässt hoffen. Dies gilt gleichermaßen für die
zen“, Berlin;                   darüber hinaus das Investitionsgeschehen in den      Instrumente, die nur in angespannten Wohnungs-
www.difu.de/12387               Städten zu beleben. Auch private Investitionen       märkten zur Anwendung kommen dürfen.

                                                                                                                                      5
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Forschung & Publikationen
Berichte 4/2021

                            Verfahren zur Aufstellung von
                            Bebauungsplänen
                            Die Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bebauungsplänen ist kein Selbstläufer.
                            Eine neue Difu-Arbeitshilfe bietet Muster, Tipps und Hinweise für eine zweckmäßige und
                            rechtssichere Verfahrensgestaltung.

                                                                                                                                        Foto: Vera Gutofski, Difu
                            Eine effektive und rechtssichere Gestaltung des        vereinfachten sowie des beschleunigten Verfah-
                            Verfahrens bei Aufstellung, Änderung oder Ergän-       rens gegenüber dem Regelverfahren herausgear-
                            zung von Bebauungsplänen ist kein Selbstläufer.        beitet. Die klare Strukturierung der einzelnen Ka-
                            Es gilt, in einem gut strukturierten und möglichst     pitel entlang praktikabler Verfahrensabläufe und
                            schlanken Verfahren zu rechtswirksamen Bebau-          das ausführliche Inhaltsverzeichnis gewährleisten
                            ungsplänen zu kommen. Dazu bedarf es einer             eine gute Übersichtlichkeit und erleichtern das
                            guten Wissensgrundlage und einer zielgerichte-         schnelle Auffinden der relevanten Ausführungen.
                            ten Herangehensweise – im besten Fall jeweils          In differenzierter Weise werden die Anwendungs-
                            gestützt durch umfangreiche Praxiserfahrung.           voraussetzungen anhand vieler verschiedener
                            Dieses Erfordernis greift die neue Difu-Arbeitshilfe   Beispiele erläutert und die zum Teil komplizierten
                            auf, in der äußerst erfahrene Praktiker*innen, die     Abgrenzungsfragen verständlich dargestellt.
                            gleichzeitig als Dozent*innen in der Wissensver-
                            mittlung tätig sind, ihre vielfach erprobten prakti-   Auf die in dieser Difu-Veröffentlichungsreihe
                            schen „Tipps und Tricks“ weitergeben.                  bewährte Art enthält auch die vorliegende über-
                                                                                   arbeitete Difu-Arbeitshilfe praxisnahe Empfehlun-
                            Die bewährte Arbeitshilfe ist mittlerweile in einer    gen, Muster und Formulierungsbeispiele für alle
                            dritten, grundlegend überarbeiteten Auflage er-        notwendigen Beschlüsse und weitere Verfahren-
                            schienen. Sämtliche Gesetzesänderungen, insbe-         selemente sowie kommentierende Hinweise zu
                            sondere auch die des Gesetzes zur Mobilisierung        den rechtlichen und verwaltungspraktischen An-
                            von Bauland (Baulandmobilisierungsgesetz), wel-        forderungen. Duktus und Darstellungsweise sind
                            ches am 22. Juni 2021 in Kraft getreten ist (BGBl      von dem Ziel einer effektiven und rechtssicheren
                            I S. 1802), sowie die zwischenzeitlich ergangene       Verfahrensabwicklung geleitet.
                            Rechtsprechung sind eingearbeitet. Zudem wur-
www.difu.de/publikationen   den die in der zweiten Auflage dieser Arbeitshilfe     Für die Praxisnähe und ein hohes Maß an juristi-
Erscheint in Kürze.
                            enthaltenen Schemata, Muster und Formulie-             scher Kompetenz bürgt das Autor*innen-Team
                            rungsbeispiele weiterentwickelt und aktualisiert.      Dr. Marie-Luis Wallraven-Lindl und Andreas
                                                                                   Uhmann, die über langjährige Erfahrungen im
Ass.iur.                    In gewohnter Form wird in der Arbeitshilfe zu-         Planungsreferat der Landeshauptstadt München
Stefanie Hanke LL.M         nächst das Regelverfahren mit Umweltprüfung            verfügen und denen besonderer Dank für diese
+49 30 39001-157            dargestellt. Anschließend werden – jeweils in          für viele Kommunen und Fachleute wertvolle Pub-
hanke@difu.de               eigenen Kapiteln – die Besonderheiten des              likation gebührt.

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Forschung & Publikationen
                                                                                                                      Berichte 4/2021

                            Urbane Temporalitäten: Zeitforschung
                            in der Stadt
                            Die neue Ausgabe der vom Difu vertriebenen Zeitschrift „Moderne Stadtgeschichte –
                            MSG“ widmet sich dem Themenschwerpunkt „Urbane Temporalitäten“ und beleuchtet aus
                            stadthistorischen Perspektiven, wie Zeitstrukturen städtisches Leben und Räume prägen.

                            Die Herausgeberinnen Dorothee Brantz (Berlin)         Fußgänger*innen und Automobilen verweist er
                            und Bettina Severin-Barboutie (Gießen) heben in       auf die Dominanz des industriegesellschaftlichen
                            ihrer Einführung die Vielschichtigkeit von städti-    Zeitflusses und konstatiert eine Asynchronität zwi-
                            schen Zeitstrukturen und Raumgefügen hervor,          schen verschiedenen Formen städtischer Mobili-
                            die etwa in Rhythmen des Straßenlebens über           tät. Anschließend befassen sich Felix Fugh (Berlin)
                            Arbeitszeiten bis zur Saisonalität der Jahreszeiten   und Christiane Reinecke (Oldenburg) in zwei Bei-
                            zum Ausdruck kommen. Zu dem lange vernach-            trägen mit Fragen der Zeitrhythmen in Jugendkul-
                            lässigten Thema wurden inzwischen vielfältige         turen. Fugh zeigt am Beispiel von Jugendgruppen
                            Forschungsperspektiven entwickelt und neue            im London der Nachkriegszeit, wie die „swinging
                            Quellengruppen ausgewertet, wobei unter ande-         sixties“ einen neuen Rhythmus in die Stadt brach-
                            rem unterschiedliche Zeitwahrnehmungen der            ten und neue raumzeitliche Wahrnehmungen
                            Stadtbewohner*innen, aber auch Techniken des          hervorriefen. Reinecke wendet sich vermeintlich
                            Dokumentierens, Formen des Erinnerns usw. von         randstädtischen Räumen an der Peripherie west-
                            Interesse sind.                                       europäischer Großstädte zu, die in der öffentlichen
                                                                                  Wahrnehmung vielfach als Orte der Langeweile,
                            Die ersten Beiträge beschäftigen sich mit Fragen      des Stillstands und des Leidens daran galten. Den
                            des Stadtraums als Kulturerbe und Palimpsest.         Themenschwerpunkt beschließt der führende Ver-
                            Hier rekonstruiert zunächst Gábor Sonkoly             treter der stadtbezogenen Zeitforschung
                            (Budapest), wie sich seit 1900 die Wahrnehmung        Dietrich Henckel (Berlin) mit einem Überblick über
                            des urbanen Erbes (urban heritage) vom Schutz         die neuere Forschung in diesem Feld, wobei der
                            städtischer Monumente über die historische Re-        u.a. die Bedeutung von Städten als Brennpunkt
                            konstruktion ganzer Stadtteile bis zur gegenwärti-    vielfältigster Zeitrhythmen hervorhebt.
                            gen Perspektive auf historische Stadtlandschaften
                            entwickelte. Anschließend greift Felix Ackermann
                            (Warschau) die Metapher des Palimpsests auf und
                            überträgt sie auf die Geschichte des Warschauer
                            Stadtteils Muranów und die Überschreibung frü-
                            herer jüdischer Wohngebiete durch die Neube-
                            bauung nach dem Zweiten Weltkrieg.

                            Im zweiten Themenblock, der der Stadt als Ort
                            des Bewahrens und Gedenkens gewidmet ist, be-
                            schäftigt sich Sina Steglich (London) mit Archiven
                            als Orten der Zeitstrukturierung und Geschichts-
                            deutung städtischer Gesellschaften, die auch
                            Gegenpole zur wachsenden Geschwindigkeit des
                            städtischen Lebens darstellten. Tim Brückmann
                            (Gießen) zeigt auf, wie der Jahrestag der Bom-
                            bardierung Dresdens 1945 in der frühen DDR die
                            Gedenkkultur der Stadt neu rhythmisierte und          Das Heft wird abgerundet mit zwei Beiträgen in
                            von der staatlichen Propaganda zur Verurteilung       der themenoffenen Rubrik „Forum“. Małgorzata
                            des ‚imperialistischen‘ Westens instrumentalisiert    Popiołek-Roskamp (Erkner) rekonstruiert die
www.difu.de/publikationen   wurde.                                                Planungsgeschichte des polnischen Wintersport­
Erscheint in Kürze.
                                                                                  ortes Zakopane unter der deutschen Besatzung
                            Im dritten Themenblock, der sich mit Bewegung,        im Zweiten Weltkrieg, und Jens van de Maele
                            Rhythmus und Stillstand in der Stadt beschäftigt,     (Luxemburg) diskutiert die Dualität von architekto-
Prof. Dr.
www.difu.de/xxxxxxxxxxx     untersucht Massimo Moraglio (Berlin) Zeitdimen-       nischer Form und politischer Selbstinszenierung
Christoph Bernhardt         sionen städtischer Mobilität im Individualverkehr     in der Gestaltung von Ministeriumsbauten der
christoph.bernhardt@        aus transatlantischer Perspektive. Ausgehend von      Zwischenkriegszeit.
hu-berlin.de                den unterschiedlichen Geschwindigkeiten von

                                                                                                                                   7
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Berichte 4/2021

                      Bevölkerung wünscht sich mehr
                      urbane Wildnis und mehr Wohnraum
                      Die Wünsche der Bevölkerung für ihre Stadt der Zukunft unterscheiden sich deutlich vom
                      heutigen Bild der Städte. Urbane Wildnis findet die größte Zustimmung. Daneben sind
                      weniger Abfall, geringerer Ressourcenverbrauch sowie bezahlbarer Wohnraum gefragt.

                      Eine Kommune, die dem Verlust der Artenviel-            Neben der positiven Bewertung der verschiede-
                      falt entgegensteuert, vielfältige Lebensräume           nen Visionen für die Stadt von morgen offenbart
                      für Flora und Fauna bietet und diese auch auf           die neue Befragung auch erheblichen Handlungs-
                      neue Weise in bebaute Flächen integriert – eine         bedarf. Denn der Umsetzungsstand aller neun
                      solche „Urbane Wildnis“ steht ganz oben auf der         abgefragten Visionen liegt jeweils deutlich hinter
                      Wunschliste der Bevölkerung Deutschlands, wenn          ihrer Erwünschtheit.
                      man sie nach ihrer bevorzugten Vision einer Stadt
                      der Zukunft fragt. Dies ist eines der Ergebnisse        Auch wenn die „Urbane Wildnis“ das Konzept
                      einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung,            ist, das aus Sicht der Befragten schon heute am
                      die die Bertelsmann Stiftung und das Deutsche           stärksten umgesetzt ist, zeigt sich eine deutliche
                      Institut für Urbanistik (Difu) zusammen mit dem         Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die
                      Meinungsforschungsinstitut Kantar Public durch-         größte Diskrepanz zwischen der Erwünschtheit in
                      geführt haben. Den geringsten Anklang unter ver-        der Zukunft und dem aktuellen Umsetzungsstand
                      schiedenen zur Auswahl stehenden Zukunftsvisi-          besteht jedoch beim Konzept „Wohnraum für alle“.
                      onen fand „Sharing City“, in der Menschen Besitz        Dementsprechend zeigt sich hier auch der größte
                      und Konsum auf das Wesentliche konzentrieren,           kommunale Handlungsbedarf. Die geringste Not-
                      diverse Dinge teilen und leihen, statt sie zu kaufen.   wendigkeit, aktiv zu werden, sehen die Befragten
                                                                              bei der „Sharing City“, der von ihnen am wenigs-
                      Für die Befragung wurden neun Zukunftsvisio-            ten gewünschten Zukunftsvision.
                      nen zur Diskussion gestellt. Diese beschreiben
                      vereinfacht, wie die Stadt der Zukunft organisiert      Die Vorstellungen der jungen Menschen im Alter
                      und beschaffen sein könnte. Wohin soll sich die         von 14 bis 27 Jahren unterscheiden sich in eini-
                      (Stadt-)Gesellschaft entwickeln und wie soll sie        gen Aspekten deutlich von denen der befragten
                      organisiert sein? Abgefragt wurden positiv ge-          Gesamtbevölkerung. Klima, Umwelt und Energie
                      prägte Zukunftsbilder für die nachhaltigere Stadt       sind ihnen besonders wichtig. Auch die Vision
                      von morgen. Auf die Zukunftsvision der „Urbanen         der „Selbstversorgenden Stadt“ findet bei ihnen
                      Wildnis“ folgt in der Wertschätzung der Bürger*in-      mehr Zuspruch. Ebenfalls sehr wichtig ist ihnen
                      nen direkt die „Abfallfreie Stadt“. Dieses Modell       die „Autofreie Stadt“. Sie thematisieren deutlich
                      orientiert sich am Prinzip der Kreislaufwirtschaft      häufiger soziale Themen und das gesellschaft-
www.difu.de/17074
                      und reduziert den Ressourcen- und Energiever-           liche Miteinander im Zusammenhang mit ihren
                      brauch auf das notwendige Minimum. An dritter           Wünschen an die nachhaltigere Stadt der Zukunft.
                      Stelle wird „Wohnraum für alle“ genannt – also          Direktdemokratische Angebote finden sie wün-
Dr. Henrik Scheller   eine Stadt, die allen Menschen in Zukunft einen         schenswerter als andere Altersgruppen. Nun gilt
+49 30 39001-295      ausreichenden, angemessenen und bezahlbaren             es, diesem starken Wunsch nach Partizipation
scheller@difu.de      Wohnraum bietet.                                        nachzukommen.

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                                                                                                                Berichte 4/2021

                      Stadtplanung und Stadtentwicklung –
                      Hebel für Ressourcen- & Klimaschutz
                      Für die Kommunalplanung stehen Städten zentrale Instrumente für den Ressourcen- und
                      Klimaschutz zur Verfügung. Ein neuer Leitfaden stellt die Möglichkeiten dieses effektiven
                      Werkzeugkastens dar und zeigt tragfähige Ressourceneinsparpotenziale.

                                                                                                                                  Foto: Vera Gutofski, Difu
                      Die Relevanz des Planens und Bauens wird immer        Um zukunftsfähig zu handeln, gilt es, eine ressour-
                      stärker im umweltpolitischen Diskurs wahrge-          cen- und klimaschonende Planung und Errichtung
                      nommen. Dies ist nicht verwunderlich, da das          der gebauten Umwelt umzusetzen. Das bedeutet:
                      Bauwesen durch Errichten, Nutzen und Rückbau          Der Blick muss verstärkt auf die den Kommunen
                      von Bauten mit hohen Verbräuchen von Ressour-         zur Verfügung stehenden Instrumente der Stadt-
                      cen wie etwa Baumaterialien, Energie, Wasser,         planung und Stadtentwicklung gelenkt werden.
                      Flächen/Boden, etc. verbunden ist. Der Bausektor
                      ist zum Beispiel für rund 40 Prozent der globalen     Vor diesem Hintergrund beauftragte das Umwelt-
                      Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zudem          bundesamt das Deutsche Institut für Urbanistik
                      entstehen hier die größten Abfallströme.              (Difu) und das Öko-Institut mit dem Projekt „Steu-
                                                                            erbare urbane Stoffströme“. Das Projektteam erar-
                      Die Schaffung von neuem Wohnraum ist laut             beitete den Leitfaden „Stadtplanung und Stadt-
                      Koalitionsvertrag auch ein zentrales Anliegen der     entwicklung als Hebel für den Ressourcen- und
                      neuen Regierung. Es sollen 400.000 Wohnungen          Klimaschutz: Kommunale Instrumente, Fallbei-
                      pro Jahr gebaut werden, wobei – auch mit Blick        spiele und Potenziale zur Reduktion der Ressour-
                      auf die „graue Energie“ – die Frage geklärt werden    ceninanspruchnahme“. Der Leitfaden beantwortet
                      muss, wie dies mit den im gleichen Bericht formu-     viele wichtige Fragen: Er führt in die Thematik des
                      lierten Klimaschutzzielen einhergehen kann.           nachhaltigen Planens und Bauens ein, zeigt Instru-
                                                                            mente der Stadtplanung und Stadtentwicklung
                      Vor dem Hintergrund dieser Problematik wurde          zur Steuerung von Stoffströmen auf, beschreibt
                      u.a. im Jahr 2019 die Initiative „Bauhaus der Erde“   Anwendungsbeispiele aus vier Kommunen, macht
                      gegründet, welche angesichts des Klimawandels         deutlich, welche Massenströme eingespart wer-
                      auf die Notwendigkeit der Transformation der ge-      den können und beschreibt Wege und Lösungs-
                      bauten Umwelt abzielt. Der Klimaforscher              möglichkeiten für ein optimiertes Vorgehen bei
                      Prof. Hans Joachim Schellnhuber argumentiert,         der Steuerung von Stoffströmen zur Reduzierung
                      dass „ohne radikale Bauwende das Pariser Klima-       der Ressourceninanspruchnahme.
                      abkommen scheitern wird“. Auch Planer*innen
                      und Architekt*innen sind zunehmend sensibel,          Der Leitfaden soll Planer*innen, Fachämtern und
www.difu.de/17042
                      was die Themen des Klima- und Ressourcen-             der lokalen Politik die vielfältigen Möglichkeiten
                      schutzes angeht. In dem Positionspapier „Das          des kommunalen Ressourcenschutzes mit Mitteln
                      Haus der Erde“ des „Bund Deutscher Architekten        der Stadtplanung und Stadtentwicklung aufzeigen
Dipl.-Ing.            (BDA)“ sind zehn Postulate, u.a. „Bauen als mate-     und damit eine Hilfestellung bei der umweltge-
Maic Verbücheln       rielle Ressource“, „vollständige Entkarbonisierung“   rechten Umsetzung der verschiedenen Maßnah-
+49 30 39001-263      und „neue Mobilitätsformen“ aufgeführt.               men bieten.
verbuecheln@difu.de

                                                                                                                             9
Das Magazin des Difu 4/2021 - Deutsches Institut für Urbanistik
Forschung & Publikationen
                                                                                                                     Berichte 4/2021

                            Gute und sichere Fahrradstraßen:
                            Empfehlungen für die Praxis
                            Ein neuer Leitfaden liefert Empfehlungen und Anwendungsbeispiele, die helfen, gute
                            Fahrradstraßen zu planen und einzurichten. Neben dem Sicherheitsempfinden und
                            Komfort für Radfahrende stand auch der flüssige Verkehrsablauf im Fokus.

                            In Deutschland gibt es keine allgemeingültigen       Hinweise für die Umsetzung zu finden. Neben den
                            Gestaltungs- und Einrichtungsempfehlungen für        oben genannten Erkenntnissen zur Wirksamkeit
                            Fahrradstraßen. Das sorgt dafür, dass verschie-      verschiedener Gestaltungen sind auch Gestal-
                            dene Typen von Fahrradstraßen existieren und die     tungsempfehlungen zu finden. Dabei geht es um
                            Bundesländer zahlreiche regionale Empfehlungen       Markierungen, Fahrbahnbreiten, Knotenpunkte,
                            aussprechen. Unterschiede gibt es in der Breite,     Verkehrsberuhigung, den ruhenden Verkehr und
                            der Beschilderung, der Regelung von Vorfahrten       den Lieferverkehr sowie die Netzeinbindung von
                            sowie der Anordnung des Parkens und der Be-          Fahrradstraßen.
                            grenzung des Kfz-Verkehrs.

                            Welche Gestaltungen sind auf Fahrradstraßen
                            zielführend? Welche Einsatzkriterien eignen sich
                            besonders und können bundesweit einheitlich
                            angewendet werden? Diese und weitere Fragen
                            werden in der neue Publikation „Fahrradstraßen
                            – Leitfaden für die Praxis“ beantwortet. Das Deut-
                            sche Institut für Urbanistik hat die darin zusam-
                            mengefassten Ergebnisse in Kooperation mit der
                            Bergischen Universität Wuppertal erarbeitet.

                            Die Ergebnisse im Leitfaden zeigen, dass Fahrrad-
                            straßen vor allem dann von Radfahrenden genutzt
                            werden, wenn das Verhältnis zwischen Rad- und
                            Kfz-Verkehr stimmt. Wenn mindestens so viele
                            Radfahrende wie Kfz über den Tagesverlauf auf
                            der Straße unterwegs sind, wird die Fahrradstraße
                            angenommen und nur noch selten der Gehweg
                            als Ausweichmöglichkeit gewählt.

                            Klare Auswirkungen durch die Verwendung von
                            Farbflächen konnten bei den Untersuchungen
                            nicht ausgemacht werden. Die Verwendung von
                            Sicherheitstrennstreifen mit einer Breite von 0,75
                                                                                                                                       Foto: Ulrike Jehle, Qimby

                            Metern hingegen sorgt dafür, dass es deutlich
                            weniger Konflikte zwischen ruhendem Kfz-Ver-
                            kehr und dem Radverkehr gibt. Das sind nur ei-
                            nige der im Leitfaden gebündelten Erkenntnisse,
                            die aus der Analyse bestehender Literatur und
                            Regelwerke, aus Erhebungen vor Ort sowie aus
                            Expert*inneninterviews hervorgegangen sind.          Das Forschungsprojekt, in dessen Rahmen der
                            Außerdem wurden Daten aus kameragestützter           Leitfaden entstanden ist, wurde durch das Bun-
                            Verkehrsbeobachtung, aus Unfallanalysen und aus      desministerium für Verkehr und digitale Infrastruk-
                            Zählungen berücksichtigt. Die so zusammenge-         tur (BMVI) mit Mitteln zur Umsetzung des Natio-
                            tragenen Erkenntnisse wurden in zwei Expert*in-      nalen Radverkehrsplans 2020 gefördert.
www.difu.de/16805
                            nenworkshops kritisch diskutiert.

                            Der Leitfaden bietet eine Übersicht zu den recht-
Dipl.-Geogr. Tobias Klein   lichen Rahmenbedingungen, der Verkehrssicher-
+49 30 39001-175            heit auf Fahrradstraßen sowie zu den Einsatzkrite-
klein@difu.de               rien von Fahrradstraßen. Es sind zudem hilfreiche

                                                                                                                                 11
Forschung & Publikationen
Berichte 4/2021

                        Wirtschaftsförderungen in den
                        Städten zukunftsfit machen
                        Eine Studie des Difu mit den Städten Bremen, Frankfurt am Main, Freiburg, Karlsruhe,
                        Kiel, Konstanz, Ludwigsburg, München, Nürnberg und der Region Hannover zeigt, wie
                        Wirtschaftsförderungen der Kommunen ihre eigene Innovationsfähigkeit stärken können.

                        Corona hat die Zerbrechlichkeit des (globalen)        qualitativ noch stärker an Nachhaltigkeitsge-
                        Wirtschaftssystems in seiner einseitigen Fokus-       sichtspunkten ausgerichtet werden. Für den Or-
                        sierung auf Rendite und ökonomisches Wachstum         ganisationsaufbau können flache Hierarchien das
                        aufgedeckt. Themen wie Krisenfestigkeit, Resilienz    prozessorientierte und agile Arbeiten unterstützen
                        und Anpassungsfähigkeit erfahren dabei nicht nur      – flankiert durch fach- und bereichsübergreifende
                        mit Blick auf die Bewältigung der Coronakrise eine    Ad-hoc-Teams für projektbezogene Aufgaben
                        neue Hochkonjunktur. Denn auch die glokalen           sowie Bottom-up-Initiativen der Mitarbeitenden.
                        Megatrends erzeugen einen Veränderungsdruck,
                        der es für Wirtschaftsförderungen erforderlich        Mit den neuen Aufgaben der Wirtschaftsförde-
                        macht, sich – viel stärker als bisher – an den Zie-   rungen wird es auch erforderlich, dass der beste-
                        len für eine nachhaltige Entwicklung der Agenda       hende Instrumentenkasten konsequent eingesetzt
                        2030 und ihren Sustainable Development Goals          und ergänzt wird. Dazu zählt beispielsweise der
                        (SDGs) zu orientieren. Dies wirft die Frage nach      Ankauf, die Entwicklung, Vermarktung und das
                        ihrer Innovationsfähigkeit auf, um eine regional      Monitoring von Wirtschaftsflächen und ein nach-
                        sowie global nachhaltige und krisenfeste Wert-        haltiges Gewerbegebietsmanagement (einschließ-
                        schöpfung zu ermöglichen, lokale bzw. stadt(teil)     lich eines Leerstands-, Brach- und Dachflächen-
                        bezogene Formen der Gemeinwohlökonomie als            katasters). Um neue Stakeholder zu erreichen und
                        Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheiten zu          insbesondere der Vernetzungsfunktion gerecht
                        fördern und Ansätze einer energieeffizienten und      zu werden, sollten Wirtschaftsförderungen bei-
                        ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft als Teil     spielsweise vermehrt Miteigentümer von Innova-
                        einer suffizienten Stadtentwicklung zu stärken.       tions- und Nachhaltigkeitshub(s) zur Gründung
                                                                              und Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft
                                                                              und Start-ups werden. Ein starkes dynamisches
                                                                              Gründungs- und Innovationsökosystem ist ein
                                                                              zunehmend wichtiger Motor und Treiber der Wirt-
                                                                              schafts- und Standortentwicklung. Um Unterneh-
                                                                              men bei ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie zu
                                                                              unterstützen und nachhaltig ausgerichtete Öko-
                                                                              nomien zu fördern, sollte Wirtschaftsförderung im
                                                                              Sinne eines „Sustainable Innovation Office“ aktiv
                                                                              werden.

                                                                              Die Gemeinschaftsstudie, die das Deutsche In-
                                                                              stitut für Urbanistik (Difu) zusammen mit den
                                                                              Wirtschaftsförderungen von neun Städten (Bre-
                                                                              men, Frankfurt am Main, Freiburg, Karlsruhe, Kiel,
                                                                              Konstanz, Ludwigsburg, München, Nürnberg) und
                                                                              der Region Hannover durchgeführt hat, enthält
                                                                              diverse Best-Practice-Beispiele aus Deutschland
www.difu.de/16870                                                             und dem europäischen Ausland und eignet sich
                        Mit Blick auf diese Herausforderungen zeigt die       als Steinbruch für die praktische Arbeit der kom-
                        neue Difu-Studie verschiedene Ansatzpunkte auf,       munalen Wirtschaftsförderungen. Dabei muss
                        die sich für eine umfassende Neuaufstellung der       natürlich eine Auswahl aus den verschiedenen
Dipl.-Ing.
                        kommunalen Wirtschaftsförderung anbieten. So          dargestellten Ansätze vorgenommen werden, um
Sandra Wagner-Endres
                        ist beispielsweise für die Organisationsstruktur      diese auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort zu
+49 30 39001-154
wagner-endres@difu.de
                        einer Wirtschaftsförderung der Zukunft ein Kern-      zuschneiden.
                        team mit Verantwortung für zentrale Handlungs-
Dr. Henrik Scheller     felder (Bestandspflege, Gründungs- und Ansied-
+49 30 39001-295        lungsförderung, Netzwerke und Cluster) weiterhin
scheller@difu.de        zielführend. Allerdings sollten die Tätigkeiten

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                                                                                                                     Berichte 4/2021

                         Smart Cities                                          Infrastrukturen im
                         befähigen                                             Strukturwandel
                         Kommunen erhalten Unterstützung bei der               Wie können Infrastrukturen zur sozial-
                         Mitwirkung an europäischen Netzwerken,                ökologischen Transformation von
                         Initiativen und Projekten.                            Braunkohlerevieren beitragen?

Smart Cities befähigen

www.difu.de/16785

Dr. Jens Libbe
+49 30 39001-115
libbe@difu.de

                         Im Zuge des European Green Deals wird die nati-       Zur Stärkung des Klimaschutzes in Deutschland
                         onale Umsetzung europäischer Initiativen in den       wurden mit der Novellierung des Klimaschutzge-
                         kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen.         setzes im Jahr 2021 die Treibhausgasemissions-
                         Eines der strategischen Ziele besteht darin, die      ziele für 2030 noch einmal verschärft und das Ziel
                         Entwicklung europäischer Kommunen auf dem             der Klimaneutralität auf das Jahr 2045 gelegt. Ein
                         Weg hin zu „Smart Cities“ zu fördern – insbeson-      wichtiger Schritt im Energiesektor ist dabei der
                         dere im Hinblick auf den Beitrag, den Städte und      Ausstieg aus dem Abbau und der Verstromung von
                         Gemeinden zur Umsetzung der Klimaschutz- und          Braunkohle. Der Beschluss, bis spätestens im Jahr
                         Energieeffizienzziele der EU leisten. Zu diesem       2038 aus der Braunkohleförderung in Deutschland
                         Zweck ist auf zwischenstaatlicher Ebene ein Aus-      auszusteigen, betrifft nicht nur die Energie- und
                         tausch darüber erforderlich, wie nachhaltige, digi-   Klimapolitik. Die Braunkohlereviere sehen sich in
                         tale Stadtentwicklung auf der nationalen Ebene        den kommenden Jahren einem grundlegenden
                         gestaltet, und wie die lokale Ebene im Sinne einer    Strukturwandel gegenüber, der mit umfangreichen
                         integrierten Stadtentwicklung als Treiber für die     Fördermitteln flankiert und im Sinne einer nachhal-
                         digitale Transformation wirken kann.                  tigen Raumentwicklung gesteuert werden soll.

                         Mit Blick auf Deutschland ist der Bedarf erkenn-      Im Rahmen des Vorhabens „Transformation regio-
                         bar, Kommunen bei der Mitwirkung an europäi-          naler Infrastrukturen für einen sozial-ökologischen
                         schen Netzwerken, Projekten und Initiativen struk-    Strukturwandel und eine nachhaltige Raument-
                         turiert zu unterstützen. Das vom BBSR geförderte      wicklung“ (TransIS) wird für das Rheinische, das
                         Projekt „Smart Cities befähigen – Handlungsan-        Mitteldeutsche und das Lausitzer Revier unter-
                         sätze zur europäischen Vernetzung“ greift diesen      sucht, welchen Beitrag eine an Nachhaltigkeits-
                         Bedarf auf.                                           kriterien ausgerichtete Gestaltung und innovative
Infrastrukturen im                                                             Vernetzung regionaler Infrastrukturen für einen
Strukturwandel           Die gezielte Information, Schulung und Befähi-        sozial-ökologischen Strukturwandel leisten und
                         gung zur europäischen Vernetzung bilden daher         welche Impulse davon für eine nachhaltige Regio-
                         den Kern des Projekts. Mittels Peer-Learning-An-      nalentwicklung ausgehen können.
www.difu.de/17034        geboten und Fachworkshops soll es den Kom-
                         munen praktische Instrumente und Wissen an die        In Abstimmung mit dem Umweltbundesamt als
                         Hand geben. Zugleich werden über das Projekt          Auftraggeber werden in partizipativen Prozessen
                         auf nationaler Ebene Austauschstrukturen zu Di-       mit Akteuren aus den drei Revieren heraus konkrete
Dipl.-Soz.               gitalisierung und Stadtentwicklung aufgebaut. Im      Empfehlungen für infrastrukturelle Modelle eines
Jan Hendrik Trapp
                         Fokus steht hier die Vernetzung zwischen den für      nachhaltigen Strukturwandels und künftige Förder-
+49 30 39001-210
                         Stadtentwicklung und Digitalisierung zuständigen      mittelpolitiken erarbeitet. Das Difu führt das Vorha-
trapp@difu.de
                         Ministerien sowie institutionellen Akteuren auf EU-   ben gemeinsam mit der BTU Cottbus-Senftenberg,
Robert Riechel           Ebene und etablierten Netzwerken und Initiativen.     dem Ecologic Institut und dem Wuppertal Institut
+49 30 39001-211         Das Difu führt das Projekt gemeinsam mit adelphi      für Klima, Umwelt, Energie durch.
riechel@difu.de          (Leadpartner) und der Steinbeis 2i GmbH durch.

                                                                                                                                 13
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                          Nachhaltige                                                                            Solare
                          urbane Mobilität                                                                       Wärmenetze
                          Im Forschungsprojekt wird untersucht, wie                                              Verbundprojekt-Team berät Akteure der
                          nachhaltige Mobilität zum Bestandteil des                                              kommunalen Wärmewende im Rahmen der
                          städtischen Alltags werden kann.                                                       Nationalen Klimaschutzinitiative.

Nachhaltige urbane
Mobilität

www.difu.de/16750

                                                                                Foto: Martin Randelhoff, qimby

                                                                                                                                                                       Foto: Guido Bröer
Dipl.-Geogr. Uta Bauer
+49 30 39001-151
bauer@difu.de

                          Wie kann der Anteil aktiver und nachhaltiger Mo­-                                      Unter solaren Wärmenetzen versteht man die
                          bilität – beispielsweise Radfahren oder das Zufuß-­                                    Nutzung von großen Solarthermieanlagen in Kom-
                          gehen – am Stadtverkehr steigen? Diese Frage                                           bination mit anderen erneuerbaren Energien und
                          ist für das BMBF-Förderprojekt EASIER erkennt-                                         Effizienztechnologien in Nah- und Fernwärmenet-
                          nisleitend. Das Projekt verfolgt dabei einen neuen                                     zen. Nach langjähriger Entwicklungszeit begann
                          ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, Verhal-                                     in der vergangenen Dekade eine erfolgreich anzie-
                          tens- und Sichtweisen hinsichtlich des Zugangs                                         hende Markteinführung von großer Solarthermie
                          und der Vernetzung urbaner Verkehrssysteme zu                                          als Erzeugungstechnologie für die kommunale
                          verändern. Beispiel Fußverkehr: Bei Fördermaß-                                         Wärmeversorgung. Dieser Zuwachs beschleunigt
                          nahmen des Fußverkehrs sind nicht nur ausrei-                                          sich und findet aktuell sowohl in städtischen Fern-
                          chend dimensionierte Gehwege, sichere Querun-                                          wärmenetzen als auch in – meist neuen – Wärme-
                          gen und eine möglichst direkte Wegeverbindung                                          netzen im ländlichen Raum statt.
                          wichtig. Was zählt, ist auch die wahrgenommene
                          Umgebung, die lärmarm, sozial sicher und erleb-                                        Das Projekt SolnetPlus soll diese positive Entwick-
                          nisreich gestaltet werden sollte. Doch obwohl der                                      lung verstetigen und stärken und die Kommunen
                          Fußweg zur Haltestelle eine besonders wichtige                                         dabei unterstützten, ihren Beitrag zur Wärme-
                          Rolle spielt, wird er in den Planungen der Ver-                                        wende und zugleich zur Daseinsvorsorge und re-
                          kehrsbetriebe, aber auch in der kommunalen Ver-                                        gionaler Wertschöpfung zu leisten. Ziel ist es, den
                          kehrsplanung bislang kaum systematisch in den                                          Zubau von neuen Anlagen zu forcieren – anvisiert
                          Blick genommen. Die Gestaltung des Umfeldes                                            werden bis zum Projektende rund 100 zusätzliche
                          von Haltestellen, beispielsweise hinsichtlich der                                      Megawatt Leistung – und somit Treibhausgas­
                          Wegedistanzen oder Wartezeiten an Straßenüber-                                         emissionen in relevantem Umfang zu mindern
                          gängen, kann jedoch die Akzeptanz öffentlicher                                         sowie solare Wärmenetze bei Kommunen wie in
                          Verkehrsangebote ganz maßgeblich beeinflussen.                                         der Wärmeversorgerbranche weiter zu etablieren.

Solare Wärmenetze         Mit Hilfe des „tactical urbanism“, wonach versuchs-                                    Das Angebot reicht von Information über Beratung
                          weise und temporär alternative Maßnahmen im                                            und Qualifizierung bis hin zu aktivierenden Maß-
                          öffentlichen Straßenraum eingeführt werden, will                                       nahmen. In Form von Tagungen, Fachseminaren
www.difu.de/16749         das Projekt Hinweise hinsichtlich der folgenden                                        und Planungsworkshops sowie Publikationen wer-
                          Frage gewinnen: Wie kann das Mobilitätsverhal-                                         den neben Fachpersonal und Entscheidungsträ-
                          ten zugunsten einer Stärkung des multimodalen                                          ger*innen aus Kommunalverwaltung und -politik
                          Verkehrs – d.h. einer stadtverträglichen Nutzung                                       auch Akteure der Energie- und Wärmeversorger-
Dipl.-Geogr. Jan Walter
                          von verschiedenen Verkehrsmitteln – beeinflusst                                        branche adressiert. Das Difu führt das Projekt im
+49 221 340308-26
walter@difu.de
                          werden? An dem Projekt sind verschiedene Part-                                         Verbund mit verschiedenen Partnern durch und
                          ner in Kopenhagen, Oslo, Trondheim, Stavanger,                                         fungiert als Schnittstelle zu den Kommunen. Das
Christin Reimer           Lund, Berlin und dem Saarland beteiligt. Das Difu                                      Bundesumweltministerium fördert das Projekt im
+49 30 39001-334          übernimmt den Wissenstransfer in die kommunale                                         Förderaufruf „Innovative Klimaschutzprojekte im
reimer@difu.de            Praxis.                                                                                Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI)“.

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                                                                                                                Berichte 4/2021

                       Wie wirkt das                                        Verwaltung 2.030
                       KiTaG?                                               in Detmold
                       Difu beteiligt sich an Evaluation des                Erprobung von innovativen
                       Kindertagesförderungsgesetzes in                     Verwaltungsstrukturen zur integrierten
                       Schleswig-Holstein.                                  Umsetzung der Agenda 2030.

Wie wirkt das KiTaG?

www.difu.de/16794

Dr. Stefan Schneider
+49 30 39001-261
schneider@difu.de

                       Die Betreuung von Kindern hat in den vergange-       Durch globale gesamtgesellschaftliche Heraus-
                       nen Jahren für die Kommunen bundesweit fiska-        forderungen sehen sich Kommunen einer zuneh-
                       lisch deutlich an Bedeutung gewonnen. Seit dem       menden Komplexität in ihren Entscheidungen und
                       Jahr 2005 haben sich die Ausgaben für diesen         Handlungen ausgesetzt. Dabei kommt gerade
                       Aufgabenbereich mehr als verdreifacht. Die Kin-      ihnen eine zentrale Rolle für die Bewältigung mul-
                       derbetreuung beansprucht trotz steigender Leis-      tidimensionaler Problemlagen zu. Die etablierten
                       tungen der Länder und Fördermittel des Bundes        Verwaltungs- und Haushaltsstrukturen mit ihrem
                       in immer höherem Ausmaß allgemeine Deckungs-         sektoralen Aufbau stehen jedoch im Gegensatz zu
                       mittel der Kommunen.                                 der erforderlichen integrativen Herangehensweise.
                                                                            Dies ruft nach innovativen, querschnittsorientier-
                       Wie auch in anderen Bundesländern gibt es in         ten Ideen sowie einem übergeordneten Bezugs-
                       Schleswig-Holstein je nach Altersgruppe, Betreu-     rahmen. Einzelne Kommunen versuchen bereits,
                       ungsform und Finanzierungsgegenstand mehrere         den spezifischen Anforderungen durch geeignete
                       parallele Finanzierungsstränge. Die Regelungen       Maßnahmen gerecht zu werden. Eine grundle-
                       des aus dem Jahr 1991 stammenden Kinderta­           gende Anpassung der etablierten Strukturen steht
                       gesstättengesetzes konnten jedoch regionale Dis­     jedoch noch aus.
                       paritäten in der Gestaltung der Finanzierung, hohe
                       Elternbeiträge und die indirekte Beeinträchtigung    Die Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhal-
                       qualitativer Aspekte nicht ausreichend begrenzen.    tigkeitszielen gab den Impuls zur zukunftsfähigen
                       Das zum 1. Januar 2021 in Kraft getretene Kinder-    Neugestaltung von Verwaltungsstrukturen und
                       tagesförderungsgesetz (KiTaG) soll dies zukünftig    könnte den erforderlichen Bezugsrahmen bilden.
                       ändern.                                              Hier setzt das Verbundvorhaben „Verwaltung
                                                                            2.030“ an. Gesamtziel des Vorhabens ist es, inno-
                       Das neue Gesetz sieht vor, die Wirkungen der         vative Verwaltungsstrukturen zur integriert-agilen
                       veränderten Regelungen sowohl hinsichtlich der       Umsetzung der Agenda 2030 zu entwickeln und
                       Finanzen als auch in Bezug auf die Qualität zu       ihre Funktionsfähigkeit in der Stadtverwaltung
                       evaluieren. Das Ministerium für Soziales, Gesund-    Detmold zu erproben. Die Erkenntnisse dienen der
                       heit, Jugend, Familie und Senioren des Landes        direkten Umsetzung der Detmolder Nachhaltig-
Verwaltung 2.030 in    Schleswig-Holstein hat deshalb das FiBS For-         keitsstrategie. Die generierten Ergebnisse werden
Detmold                schungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie     außerdem für einen interkommunalen Wissen-
                       beauftragt, die Evaluation für den Teilbereich       stransfer aufbereitet und können so bundesweit
                       „Strukturen und Finanzen“ gemeinsam mit dem          Anwendung finden.
www.difu.de/16793
                       Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und dem
                       Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infra­      Die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW
                       struktur und Daseinsvorsorge (KOWID) durch-          e.V. führt das Projekt als Verbundkoordinatorin
Dr. Stefan Schneider   zuführen. Der Zeitraum der Evaluation umfasst        gleichberechtigt mit der Stadt Detmold und dem
+49 30 39001-261       mehrere Jahre. Abschließende Ergebnisse liegen       Deutschen Institut für Urbanistik durch. Das Pro-
schneider@difu.de      voraussichtlich im Jahr 2023 vor.                    jekt ist auf zwei Jahre angelegt.

                                                                                                                            15
Bild: Biotürme    Lauchhammer in der Lausitz.
      Was ist eigentlich?
 lternativ etwas in der Art hier unten oder
       Bebauungsplan
 as Bild von der Website?

       Begriffe aus der kommunalen Szene,
       einfach erklärt.

       Der Bebauungsplan (auch B-Plan) ist unver-
       zichtbar, um die Nutzungsmöglichkeiten der
       Grundstücke in der Gemeinde rahmensetzend
       vorzugeben. Er dient der Schaffung einer ge-
       ordneten sozialgerechten und nachhaltigen
       Nutzung von Grund und Boden. Durch die
oder   das   Bildvon
       Aufstellung  von    der Website?
                        Bebauungsplänen   können
       die Gemeinden neue Baugebiete für Wohnen,
       Gewerbe oder andere Nutzungen schaffen.
       Dabei können nicht nur die Art und der Um-
       fang der baulichen Nutzung festgelegt wer-
       den, sondern auch die für Grün, Verkehr oder
       andere Infrastruktur vorgesehenen Flächen
       gesichert werden. Bei bestehenden Bauge-
       bieten kann die Aufstellung eines Bebauungs-
       plans erforderlich sein, um städtebaulichen
       Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, um
       aus verschiedenen Nutzungen entstehende
       Konflikte zu minimieren oder Flächen für
       bestimmte Nutzungen vorzubehalten und zu
       sichern.
       In einem B-Plan müssen alle bekannten
       Sachverhalte und Interessen (private und öf-
       fentliche Belange) berücksichtigt werden, die
       für die Nutzung und Bebauung des Gebiets
       relevant sind. Dies erfolgt auf der Basis einer
       zweistufigen Beteiligung der Öffentlichkeit
       und einer Konsultation der Träger öffentlicher
       Belange.
       ————————————————————————

       „Bebauungspläne sind das wichtigste recht-
       liche Instrument, um dem im Grundgesetz
       (Art. 28 Abs. 2) begründeten Auftrag gerecht
       zu werden, die örtlichen Angelegenheiten als
       Gemeinde im Sinne einer nachhaltigen und
       gerechten Bodenordnung zu gestalten.“
       ————————————————————————
       Ein Rechtsanspruch auf Aufstellung eines
       Bebauungsplans besteht nicht. Die Gemeinde
       stellt Bebauungspläne in Wahrnehmung ihrer
       Planungshoheit auf, sobald und soweit sie
       dies für die städtebauliche Entwicklung und
       Ordnung für erforderlich hält. Bebauungs-
       pläne sind als Satzungen (oder Rechtsverord-
       nungen) rechtlich verbindlich und werden aus
       dem Flächennutzungsplan (vorbereitenden
       Bauleitplan) der Gemeinde entwickelt.

       Weitere Begriffe online:
       www.difu.de/6189

       16
Veröffentlichungen
                                                                                                                                         Berichte 4/2021

Edition Difu –                                      Von M.-L. Wallraven-Lindl und A. Uhmann             Straßen und Plätze neu entdecken –
Stadt Forschung Praxis                              2022, ca. 224 S., 39 Euro, erscheint Januar         Verkehrswende gemeinsam gestalten
                                                    2022                                                Fachtagungsdokumentation
Radverkehr und Verkehrswende                        ISBN 978-3-88118-682-7,            33,99 Euro       M. Hertel, T. Bracher, T. Stein (Hrsg.)
Eine Geschichte von Gegenwind und Rücken-                                                               Bd. 8/2018, 90 S., 15 €
wind                                                Die Satzungen nach dem Baugesetzbuch                ISBN 978-3-88118-625-4,              12,99 €
Von Tilman Bracher                                  3. Auflage, A. Bunzel (Hrsg.), von A. Strunz,
2021, Bd. 19, vierfarbig, zahlreiche Fotos,         M.-L. Wallraven-Lindl, 2013, 172 S.,                Junge Flüchtlinge – Perspektivplanung
168 S., 34 €                                        zahlreiche Satzungsmuster, 29 €                     und Hilfen zur Verselbstständigung
ISBN 978-3-88118-680-3,             29,99 €         ISBN 978-3-88118-526-4                              Veranstaltungsdokumentation
                                                                                                        Dialogforum (Hrsg.), Bd. 7/2018, 188 S., 20 €
So geht‘s                                           Städtebauliche Gebote nach dem                      ISBN 978-3-88118-626-1,           16,99 €
Fußverkehr in Städten neu denken und umsetzen       Baugesetzbuch
Uta Bauer (Hrsg.)                                   A. Bunzel (Hrsg.), von M.-L. Wallraven-Lindl,       Neue Konzepte für Wirtschaftsflächen
2019, Bd. 18, 240 S., vierfarbig, zahlreiche Abb.   A. Strunz, 2010, 188 S., 30 €                       Herausforderungen und Trends am Beispiel des
und Fotos, 39 €                                     ISBN 978-3-88118-486-1                              Stadtentwicklungsplanes Wirtschaft in Berlin
ISBN 978-3-88118-643-8,             33,99 €                                                             Von S. Wagner-Endres u.a.
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Integration und Stadtentwicklung in Klein-          Vielfalt und Sicherheit im Quartier
und Mittelstädten                                   Konflikte, Vertrauen und sozialer Zusammenhalt      Lieferkonzepte in Quartieren – die letzte
Bettina Reimann u.a. (Hrsg.)                        in europäischen Städten                             Meile nachhaltig gestalten
2018, Bd. 17, 364 Seiten, kostenlos                 G. Bartl, N. Creemers, H. Floeting (Hrsg.)          Lösungen mit Lastenrädern, Cargo Cruisern
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    www.difu.de/12236                               ISBN 978-3-88118-667-4,             16,99 €         Bd. 3/2018, 96 S.,     12,99 €

Wasserinfrastruktur: Den Wandel                     Verkehrswende nicht ohne attraktiven                    Difu-Papers
gestalten                                           ÖPNV
Technische Varianten, räumliche Potenziale,         Wie lassen sich große ÖPNV-Projekte                 Klimaschutz, erneuerbare Energien
institutionelle Spielräume                          erfolgreich umsetzen?                               und Klimaanpassung in Kommunen
Martina Winker und Jan-Hendrik Trapp (Hrsg.),       Jürgen Gies (Hrsg.), Bd. 2/2020, 104 S., 18 €       Maßnahmen, Erfolge, Hemmnisse und Entwick-
2017, Bd. 16, 272 S., vierfarbig, 39 €              ISBN 978-3-88118-648-3,           15,99 €           lungen – Ergebnisse der Umfrage 2020
ISBN 978-3-88118-584-4                                                                                  Von J. Hagelstange, C. Rösler und K. Runge
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Kommunaler Umgang                                   Kinder- und Jugendhilfe + BTHG –                        www.difu.de/16344
mit Gentrifizierung                                 Neue ganzheitliche Lösungen entwickeln!
Praxiserfahrungen aus acht Kommunen                 Veranstaltungsdokumentation                         Altersarmut in Städten
Von Thomas Franke u.a., 2017, Bd. 15, 316 S.,       Dialogforum „Bund trifft kommunale Praxis“          Kommunale Steuerungs- und Handlungsmög-
vierfarbig, zahlreiche Abb., 39 €                   Bd. 1/2020, 160 S., 20 Euro                         lichkeiten. Von Beate Hollbach-Grömig u.a.
ISBN 978-3-88118-579-0                              ISBN 978-3-88118-653-7,         16,99 €             2020, 56 S., 5 €,      3,99 €
                                                                                                            www.difu.de/15789
Sicherheit in der Stadt                             Was gewinnt die Stadtgesellschaft durch
Rahmenbedingungen – Praxisbeispiele –               saubere Luft?                                       Kommunale Wirtschaftsförderung 2019
Internationale Erfahrungen                          Die lebenswerte Stadt: Handlungsfelder und          Strukturen, Aufgaben, Perspektiven: Ergebnisse
Holger Floeting (Hrsg.), 2015, Bd. 14, 392 S.,      Chancen                                             der Difu-Umfrage
zahlreiche Abbildungen, 39 €                        Von Tilman Bracher u.a., Bd. 2/2019, 68 S., 15 €    Von Sandra Wagner-Endres
ISBN 978-3-88118-534-9,            33,99 €          ISBN 978-3-88118-642-1,           12,99 €           2020, 42 S., 5 €,      3,99 €
                                                                                                            www.difu.de/15617
Städtebauliche Verträge – Ein Handbuch              Öffentlichkeitsbeteiligung beim
Vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage.       Netzausbau                                          Smart Cities in Deutschland –
Mit Berücksichtigung der BauGB-Novelle 2013         Evaluation „Planungsdialog Borgholz­hausen“         eine Bestandsaufnahme
Von A. Bunzel, D. Coulmas und G. Schmidt-           Von Stephanie Bock, Jan Abt, Bettina Reimann        Von Jens Libbe und Roman Soike
Eichstaedt, 2013, Bd. 12, 466 S., 39 €              Bd. 1/2019, 98 S., 15 €                             2017, 28 S., 5 €,    3,99 €
ISBN 978-3-88118-508-0,             33,99 €         ISBN 978-3-88118-640-7,          12,99 €               www.difu.de/11741
                                                    ————————————————————————————————————————————
Difu-Arbeitshilfen                                  Übersicht aller Publikationen + Bestellmöglichkeit
                                                    www.difu.de/publikationen
Verfahren zur Aufstellung von Bebau-
                                                    eBooks: http://difu.ciando-shop.com/info/einside/ – Info für Zuwender: www.difu.de/12544
ungsplänen
3., grundlegend überarbeitete Auflage unter
                                                    Vertrieb: Difu gGmbH, Zimmerstraße 13-15, 10969 Berlin,
Berücksichtigung des Baulandmobilisierungs-
                                                    Tel. +49 30 39001-253, Fax: +49 30 39001-275, Mail: vertrieb@difu.de
gesetzes
Muster, Tipps und Hinweise für eine zweckmä-
                                                       Alle Difu-Veröffentlichungen und -eBooks sind für Difu-Zuwender kostenlos, die mit Stern
ßige und rechtssichere Verfahrensgestaltung
                                                    gekennzeichneten Publikationen gibt es exklusiv für Zuwender auch digital.

                                                                                                                                                        17
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