Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk

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Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Das                         #02

Magazin
                            FEBRUAR 2023

Kriegsberichterstattung
Russlands Invasion in die Ukraine jährt sich

Neuwahlen in Berlin
Blick auf eine chaotische Stadt

                         Ich hab‘ Rücken
                                    Von Rücksicht, Rückhalt und Schmerzen
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
„Unsere Impulsgeber
  mit Stil.“
  ÄTNA, Band

Unabhängig.
Unverzichtbar.
Unverwechselbar.
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Editorial                                               Veranstaltungen

                                                                                                                                                                                                                                                                                      #02
                                                                                                                                                                                    Liebe Leserinnen und Leser unseres Magazins,
                                                                                                                                                                                    auch in diesem Jahr werden wir Sie wieder um-
                                                                                                                                                                                    fassend über relevante und spannende Neuig-
                                                                                                                                                                                    keiten aus unseren Programmen informieren
                                                                                                                                                                                    und freuen uns über Ihre freiwillige Spende für
                                                                                                                                                                                    die Erstellung des Hefts.                                                                              BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                   DO., 9.2., 12.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                   HUMBOLDT FORUM
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Studio 9 – Der Tag mit ...
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Live aus dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Humboldt Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                 deutschlandfunkkultur.de/
                                                                                                                                                                                                                                                                                      humboldtforum

                                                                                                                                                                                                                                                                                  DI., 21.2., 19.30 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                           „Das Magazin“:           LITERARISCHES
                                                                                                                                                                                                                                                           der monatliche        COLLOQUIUM BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                           Programmbegleiter            Studio LCB
                                                                                                                                                                                                                                                           für unsere Hörerin-    Gäste: Dirk von Peters-
                                                                                                                                                                                                                                                           nen und Hörer           dorff, Juliane Liebert,
                                                                                                                                                                                                                                                                                       Hans Zischler
                                                                                                                                                                                                                                                                                            lcb.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                  MO., 27.2., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                 DEUTSCHLANDRADIO,
                                                                                                                                                                                                                                                                                   FUNKHAUS BERLIN
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Funkhauskonzert mit
                                                                                                                                                                                    Interessante Themen für das Magazin gibt es in diesem Jahr reichlich: Unsere                       Nichtseattle
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Live-Übertragung ab
                                                                                                                                                                                    Deutschlandradio-Denkfabrik ist mit dem Jahresthema „Die wehrhafte Demokratie“
                                                                                                                                                                                                                                                                                       20.03 Uhr in
                                                                                                                                                                                    in eine neue Runde gestartet. Wir werden regelmäßig über Programmschwerpunkte                Deutschlandfunk Kultur
                                                                                                                                                                                    zur Denkfabrik berichten. Dann feiern wir in diesem Jahr gemeinsam mit vielen
                                                                                                                                                                                    Hörfunkbegeisterten „100 Jahre Radio“. Dieses Jubiläum wird Deutschlandradio                           E SS E N
                                                                                                                                                                                    mit zahlreichen Sendungen, Gastbeiträgen und Veranstaltungen begehen und Sie                   DI., 14.2., 20.00 UHR
F OTO : ( O B E N ) LYO D O H K A N E KO, ( M I T T E ) D E U T S C H L A N D R A D I O/G R A F I K D E S K , ( U N T E N ) D E U T S C H L A N D R A D I O/A N N I K A P E S C H

                                                                                                                                                                                                                                                                                  FOLKWANG UNIVER-
                                                                                                                                                                                    werden in dieser Publikation hierüber lesen können. Und selbstverständlich werden
                                                                                                                                                                                                                                                                                   SITÄT DER KÜNSTE ,
                                                                                                                                                                                    auch andere Programm-Highlights und der Blick in die Maschinenräume unserer                          NEUE AULA
                                                                                                                                                                                    Funkhäuser nicht zu kurz kommen.                                                                      Hörprobe
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Konzertreihe mit deut-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 schen Musikhochschulen
                                                                                                                                                                                    Dass Sie mit diesem inhaltsreichen Magazin beliefert werden, verdanken Sie einem                  folkwang-uni.de
                                                                                                                                                                                    sehr engagierten, kleinen Redaktionsteam, das jeden Monat erneut überlegt, welche
                                                                                                                                                                                    Themen für Sie von besonderem Interesse sein könnten und welches Bildmotiv es                  DI., 28.2., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                                                                                                                     CAFÉ CENTRAL
                                                                                                                                                                                    auf die Titelseite schafft. Aber auch über die Weiterentwicklung macht sich die Re-                     Lesart
                                                                                                                                                                                    daktion Gedanken: Immer häufiger werden unsere Programme online genutzt oder                   Aktuelle Sachbücher
                                                                                                                                                                                    gehört, sodass wir weiter überlegen, wie wir die Inhalte dieses Hefts noch besser                 in der Diskussion
                                                                                                                                                                                                                                                                                      theater-essen.de
                                                                                                                                                                                    online anbieten können. Eine PDF-Ausgabe zum Download und ein Programmheft-
                                                                                                                                                                                    Archiv gibt es bereits auf deutschlandradio.de.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            KÖ L N
                                                                                                                                                                                                                                                                                   DI., 14.2., 20.00 UHR
                                                                                                                                                                                    Wir möchten Ihnen das Magazin gerne weiterhin kostenfrei zur Verfügung stellen,               DEUTSCHLANDFUNK
                                                                                                                                                                                    auch wenn die Druckkosten aufgrund der hohen Papierpreise zuletzt gestiegen                   KAMMERMUSIKSAAL
                                                                                                                                                                                                                                                                                   5. Raderbergkonzert
                                                                                                                                                                                    sind. Daher freuen wir uns, wenn Sie die Produktion des Hefts auch in diesem Jahr                      2022/23
                                                                                                                                                                                    mit Ihrem freiwilligen Beitrag unterstützen. Einen Überweisungsträger mit einem                David Salmon (Bild, l.)
                                                                                                                                                                                    Vorschlag finden Sie in der Mitte dieser Ausgabe.                                             und Manuel Vieillard (r.),
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Klavier
                                                                                                                                                                                                                                                                                   deutschlandfunk.de/
                                                                                                                                                                                    Bleiben Sie uns bitte weiterhin als Leserin und Hörer treu verbunden. Wir freuen uns            raderbergkonzerte
                                                                                                                                                                                    über Rückmeldungen zu unserem Magazin unter magazin@deutschlandradio.de:
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Änderungen vorbehalten
                                                                                                                                                                                    Was schätzen Sie daran? Was wünschen Sie sich?

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Weitere Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                     finden Sie unter:
                                                                                                                                                                                              Christian Sülz,                                                                     deutschlandradio.de/
                                                                                                                                                                                              Abteilungsleiter Kommunikation und Marketing                                           veranstaltungen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               3
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Themen
                                           im Februar
                     Inhalt

    3	Editorial

    4	Themen im Februar
       Hollywood in Berlin, zehn Jahre
       Staatsfeind Nr. 1 und die Doku-
       Serie „Wen dürfen wir essen?“

    T ITELTHEMEN
    8	100 Jahre Radio
        Ein Essay von Diemut Roether
    10	Ein Jahr Krieg in der Ukraine
        Unsere Berichterstattung mit
        Osteuropa-Expertise
    12	Blick auf Berlin vor der Wahl
        Eine Stadt zwischen Laissez-
        faire und sozialer Verwahrlosung
    14	Ich hab‘ Rücken
        Über Rücksichtslosigkeit,
        Rückenschmerzen und Rückhalt
    15  Adrenalinrausch im Eiskanal
        Bobsport in St. Moritz
    16  Radio hören und fühlen
        „Studio 9“ live aus dem
        Humboldt Forum Berlin

    PROGRAMM
    17	Intro
        Tourismus auf den Kanaren
    18	Hörspiel und Feature
        Empfehlungen des Monats
    20	Programmkalender
        mit herausnehmbarer Hörspiel-
        und Feature-Übersicht
    80	Kakadu-Kinderseite
        Wie kommt die Tinte in den
        Tintenfisch?

    81      Forum / Impressum

    82	Radiomenschen
        Simone Rosa Miller, Redaktion
        „Sein und Streit“, Deutschland-
        funk Kultur
                                            F OTO : T H I LO B E U ( B I L D A U S S C H N I T T )

         Das Gemälde „Le chignon“ von                                                                „Ein Feldlager in Schlesien“ in der Bühneninszenierung 2022
           Eva Gonzalès (entstanden                                                                  im Theater Bonn mit Jussi Myllys als Conrad, Elena Gorshunova
                  1865–1870)                                                                         als Vielka und Barbara Senator als Therese. In Deutschlandfunk
               Bild: akg-images                                                                      Kultur hören Sie die eigens produzierte konzertante Aufführung.

4
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Giacomo Meyerbeer:
„Ein Feldlager in Schlesien“
Für die feierliche Wiedereröffnung
des Opernhauses in Berlin 1843
komponiert, war Meyerbeers
Oper nach ca. 130 Jahren nun
endlich wieder zu erleben – im
Theater Bonn. Im Fokus der Oper
stehen Szenen aus dem Leben
des selbst nicht auftretenden
Friedrich II. Wir befinden uns in-
mitten des Siebenjährigen Krie-
ges – und erkennen, wie funda-
mental der Krieg Leben zerstört,
wie er in alle Lebensbereiche ein-
greift. OPER, SA., 18.2., 19.05 UHR

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Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Themen
    im Februar

    Nach zwei pandemiebedingten Aus-
    nahmejahren findet die Berlinale wieder
    in Präsenz statt (Aufnahme von 2018)
                                                                                                             SENDEHINWEISE

                                                                                                      Sa., 18./25.2., 14.30 Uhr
                                                                                                   Vollbild
                                                                                                   live vom Potsdamer Platz

    FEUILLETON                                                                                     Gespräche, Interviews, Kritiken und

            Hollywood in Berlin
                                                                                                   Reportagen in den Sendungen Studio 9,
                                                                                                   Im Gespräch, Kompressor, Tonart und Fazit

    Berlin sieht wieder rot: Vom 16. bis 26. Februar finden dort
    die 73. Internationalen Filmfestspiele statt. Auch Prominenz
    aus Hollywood hat sich angekündigt – für den roten Teppich,
    das Kino und die Jury.

                              Für Hollywood-Flair hat die Berlinale frühzeitig ge-   werk – und die Berlinale widmet ihm die diesjährige
                              sorgt: Die US-amerikanische Schauspielerin, Dreh-      Retrospektive. Auch Spielbergs jüngstes Werk „The
                              buchautorin und Regisseurin Kristen Stewart ist        Fabelmans“ wird zu sehen sein.
                              Präsidentin der Internationalen Jury. „Von Bella       Der Berlinale-Palast mit den Wettbewerbsfilmen
                              Swan bis zur Prinzessin von Wales hat sie unver-       und Berlinale Special Gala-Premieren, rotem Tep-
                              gesslichen Charakteren Leben eingehaucht“, kom-        pich und Fanbereich bleibt das Herzstück des Festi-
                              mentierte das Berlinale-Leitungsduo Mariette Ris-      vals. Da die Kinolandschaft jedoch im Umbruch ist,
                              senbeek und Carlo Chatrian die Entscheidung.           hat die Leitung das Konzept angepasst. „Wir haben
                              „Jung, aufstrebend und mit einem beeindrucken-         die dezentrale Verortung des Festivals weiterentwi-
                              den Werk im Rücken, ist Kristen Stewart die perfek-    ckelt, damit die Kinofans ‚ihre‘ Berlinale direkt in ih-
                                                                                                                                                F OTO : I M A G O/ S E E L I G E R

                              te Verbindung zwischen den USA und Europa.“            rer Nachbarschaft erleben können“, so Chatrian und
                              Auch Steven Spielberg ist Gast des Festivals: Der      Rissenbeek. Nach zwei Ausgaben mit reduzierter
                              Oscar-Preisträger und Regisseur von „E. T.“, der       Kapazität kann die Berlinale die Kinosäle nun wieder
                              „Indiana Jones“-Reihe, „Jurassic Park“ und „Schind-    zu 100 Prozent belegen. So stehen die Zeichen im
                              lers Liste“ bekommt den Ehrenpreis für sein Lebens-    Februar auf zehn Tage Kinofest und viel Glamour.

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Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
HINTERGRUND

                                                                                                                                                                                                                                                                        Zehn Jahre Staatsfeind Nr. 1
                                                                                                                                                                                                                                                                     Vor zehn Jahren informierte der Whistleblower Edward Snowden die Welt
                                                                                                                                                                                                                                                                     über Programme zur globalen Komplettüberwachung des US-amerikani-
                                                                                                                                                                                                                                                                     schen Nachrichtendienstes National Security Agency (NSA) und seiner Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                     bündeten, der Geheimdienste Großbritanniens, Kanadas, Australiens und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Auf See essenziell:
                                                                                                                                                                                                                                                                     Neuseelands. Die „Snwoden Files” lösten 2013 weltweit eine Welle der Em-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wetterveränderun-
                                                                                                                                                                                                                                                                     pörung aus, auch in Deutschland. Angela Merkel musste erfahren, dass die                                        gen im Blick behalten
                                                                                                                                                                                                                                                                     NSA ihr Handy abhörte, der Bundestag setzte einen NSA-Untersuchungs-                      MELDUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                     ausschuss ein, deutsche Politikerinnen und Politiker forderten Asyl für
                                                                                                                                                                                                                                                                     Snowden, der nach Russland floh. Zehn Jahre später ist Edward Snowden                        Seewetterbericht
                                                                                                                                                                                                                                                                     immer noch dort, mit Frau und Kindern, aber international zunehmend iso-
                                                                                                                                                                                                                                                                     liert. In den sozialen Medien wird er für fehlende Kritik an Russlands An-                Der bisher auf dem Digitalkanal Deutsch-
                                                                                                                                                                                                                                                                     griffskrieg auf die Ukraine angegangen, Asyl-Forderungen für ihn sind in                  landfunk Dokumente und Debatten (Dlf
                                                                                                                                                                                                                                                                     Deutschland weitgehend verstummt und Geheimdienste hören uns nach                         DokDeb) dreimal täglich gesendete
                                                                                                                                                                                                                                                                     wie vor großflächig ab. War also alles umsonst? Das Feature von Anna Loll                 Seewetterbericht wird zum 1.3.2023
                                                                                                                                                                                                                                                                     blickt zurück auf die spektakulären Enthüllungen von 2013, die Flucht des                 eingestellt. Damit entfällt auch die Mög-
                                                                                                                                                                                                                                                                     US-Amerikaners und auf die                                                                lichkeit, den Seewetterbericht unter
                                                                                                                                                                                                                                                                     Situation heute und fragt:                                                                deutschlandradio.de nachzuhören oder
                                                                                                                                                                                                                                                                     Was haben die Veröffentli-                                                                sich per Band ansagen zu lassen. Mittler-
                                                                                                                                                                                                                                                                     chungen von Edward Snow-                                                                  weile sind digitale „Wetterinfoboxen“
                                                                                                                                                                                                                                                                     den gebracht? ZEITFRAGEN.                                                                 weit verbreitet, der Deutsche Wetter-
F OTO : ( O B E N R E C H T S ) P I C T U R E A L L I A N C E / D PA / S I N A S C H U L DT, ( M I T T E ) P I C T U R E A L L I A N C E / Z U M A P R E S S . C O M / H E N R I Q U E C A S I N H A S , ( U N T E N L I N K S ) I M A G O/ TA G E S S P I E G E L

                                                                                                                                                                                                                                                                     FEATURE, MO., 6.2., 19.30 UHR                                                             dienst strahlt weiterhin Seewetter-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Sprachnachrichten über Kurzwelle aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Edward Snowden beim                                                       und viele Segler und Wassersportler
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Web Summit 2019 in
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Portugal – zugeschaltet aus                                                   nutzen spezielle Wetter-Apps.
                                                                                                                                                                                                                                                                                      seinem Moskauer Asyl

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      P O D CAST D E S M O N ATS

                                                                                                                                                                                                                                                                                GESELLSCHAFT

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Serie: Wen dürfen wir essen?
                                                                                                                                                                                                                                                                                Während viele Menschen Massentierhaltung ablehnen, essen in Euro-                               INFOS
                                                                                                                                                                                                                                                                                pa dennoch neun von zehn Personen Fleisch. Warum leben wir in einer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Welt, die eigentlich niemand will?                 Wissensnachrichten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Suche nach einer Antwort führt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Jakob Schmidt in sechs verschiede-        Der Wissensnachrichten-Podcast von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ne Länder auf drei Kontinenten,           Deutschlandfunk Nova liefert unter-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      mehr als 500 Millionen Jahre in die       haltsames und nützliches Wissen für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Vergangenheit zur Entstehung des          jeden Tag. Die Themen reichen von A
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Bewusstseins und bis in eine ferne        wie Achtsamkeit bis Z wie Zymologie.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zukunft, in der Fleisch im Labor ent-     Hier erfahren Hörerinnen und Hörer in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      steht, aus Milliarden einzelner Zel-      wenigen Minuten, warum Musik über-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      len. In Teil 1 gestattet ein Schweine-    all auf der Welt anders empfunden
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Wesensgemäße Milchviehhaltung:
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Ammenkühe von Anna und Janusz        mäster einen seltenen Blick hinter        wird, ob es möglich ist, Fantasie an
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Hradetzkys Hof „Stolze Kuh“          die Kulissen einer modernen Mast-         Veränderungen der Pupille zu erken-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         anlage. Die Kuhbäuerin Anja Hradetzky sucht            nen, oder dass der Teilchenbeschleu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         nach einem Weg, Tierwohl und Nutztierhaltung           niger LHC am Kernforschungszentrum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         zu vereinen, und ein ehemaliger Schlachter             Cern wegen der Energiekrise Strom
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         betreibt einen Gnadenhof, auf dem Tiere einfach        sparen muss. Von Montag bis Freitag
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         nur Tiere sein dürfen, ohne einen weiteren             erscheint täglich eine neue Folge –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nutzen für den Menschen. MIKROKOSMOS,                  mit den zugrunde liegenden Studien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         DOKU-SERIE IN SECHS TEILEN, FR., 3./10./17./24.2.,     in den Shownotes.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         19.15 UHR, DO., 2./9.3., 20.30 UHR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             7
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Essay

            Die Kultur
              des Zuhörens
            Das Radio hat sich in den letzten 100 Jahren immer wieder neu erfunden

                                VO N D I E M U T RO E T H E R, L E I T E R I N D E S FAC H D I E N ST E S E P D M E D I E N

                                                                                                Z
                                                                                                          u meinen frühesten Kindheitserinnerungen
                                                                                                          gehört das Radio: „Der Onkel Tobias vom
                                                                                                          RIAS ist da …“ Die Eingangsmelodie der Kin-
                                                                                                          dersendung in Berlin kann ich heute noch
                                                                                                nachsingen – wie wohl viele Kinder, die in den
                                                                                                1960er-Jahren in Berlin groß wurden. Ebenso un-
                                                                                                trennbar mit dem Sonntag verbunden war für mich
                                                                                                als Vierjährige die tiefe Stimme von Werner Höfer im
                                                                                                „Internationalen Frühschoppen“, die regelmäßig
                                                                                                während des Mittagessens aus dem großen Radio-
                                                                                                apparat von Braun erklang.
                                                                                                    Das Radio war das Medium meines Vaters: Er hör-
                                                                                                te morgens, mittags, abends Nachrichten, politische
                                                                                                Informationssendungen, Lesungen und vor allem
                                                                                                Konzerte. Tief eingeprägt hat sich mir später auch
                                                                                                die raunende Stimme von Joachim-Ernst Berendt,
                                                                                                der die Jazzsendungen beim Südwestfunk moderier-
                                                                                                te, die Stimme von Elke Heidenreich als Else Strat-
                                                                                                mann bei SWF3 und das Intro der Sendung „Blick-
                                                                                                punkt am Abend“. Erst Jahre später lernte ich, dass
                                                                                                dies die ersten Takte von „On the Road again“ von
                                                                                                Canned Heat waren.
                                                                                                    Radio ist Klang und Klang wirkt emotional. Wie
                                                                                                Gerüche können Klänge atmosphärische Erinnerun-
                                                                                                gen wiederaufleben lassen. Wenn ich die ersten
                                                                                                Takte von „On the Road again“ höre, bin ich wieder
                                                                                                zwölf Jahre alt und sitze im Wohnzimmer meiner
                                                                                                Eltern im Schwarzwald.
                                                                                                    In diesem Jahr können wir in Deutschland das
                                                                                                100-jährige Bestehen des Mediums Radio feiern.
                                                                                                „Achtung! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin. Im
                                                                                                Vox-Haus. Auf Welle 400 Meter …“: Mit diesen Wor-
                                                                                                ten begann im Oktober 1923 die Geschichte eines
                                                                                                Mediums, das die Menschen unmittelbar fasziniert
                                                                                                haben muss. Denn obwohl Radio hören in den ersten
    Radio hören in der ersten Stunde:                                                           Jahren noch Luxus war, stieg die Zahl der angemel-
    Ein Trichterlautsprecher macht es möglich                                                   deten Hörer rasch an. Waren es im Januar 1924, also
                                                                                                drei Monate nach dem Start der ersten Sendung, ge-
                                                                                                                                                         F OTO : U L L S T E I N B I L D

                                                                                                rade mal 1.580 „Teilnehmer“, wie die Hörerinnen und
                                                                                                Hörer damals genannt wurden, so war die Zahl im
                                                                                                Dezember 1924 bereits auf eine halbe Million und ein
                                                                                                weiteres Jahr später auf eine Million gestiegen.

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Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
100 Jahre Radio

                                                                                                                                                                                                              „Als im Oktober 1923 die erste
                                                                                                                                                                                                              Radiosendung in Deutschland
                                                                                                                                                     Das neue Medium erfüllte viele Funktionen: Die Höre-     ausgestrahlt wurde, konnte keiner
                                                                                                                                                     rinnen und Hörer konnten sich mithilfe der Vorträge,
                                                                                                                                                     die gesendet wurden, weiterbilden, die Nachrichten
                                                                                                                                                                                                              ahnen, was für eine Entwicklung
                                                                                                                                                     informierten schneller als die Zeitung über das aktu-
                                                                                                                                                     elle Geschehen, viele schätzten die Zeitansage, die
                                                                                                                                                                                                              das Medium Radio nehmen würde.“
                                                                                                                                                     ihnen half, den Tag zu strukturieren, und vor allem
                                                                                                                                                     gab es Musik zur Unterhaltung. All diese Funktionen,
                                                                                                                                                     die das Radio erfüllt, haben es dem Medium über die     Überhaupt zeigte das Radio in der Pandemie, was
                                                                                                                                                     Jahrzehnte ermöglicht, sich immer wieder neu zu er-     seine Stärke ist: Es stellte Öffentlichkeit her in einer
                                                                                                                                                     finden und populär zu bleiben. Die Radiogeräte wur-     Zeit, in der es keine öffentlichen Veranstaltungen
                                                                                                                                                     den immer mobiler und kleiner und ließen sich über-     gab. In Gesprächssendungen konnten die Menschen
                                                                                                                                                     allhin mitnehmen. All das trug dazu bei, dass das Ra-   über ihre Sorgen und Ängste reden, und damit er-
                                                                                                                                                     dio zum Alltagsbegleiter wurde, und die Beliebtheit     füllten Sender wie Deutschlandradio eine ganz wich-
                                                                                                                                                     des Mediums ist ungebrochen: Drei Viertel der Men-      tige Aufgabe: Sie brachten die Gesellschaft ins Ge-
                                                                                                                                                     schen in Deutschland hören täglich Radio.               spräch mit sich selbst.
                                                                                                                                                         Seit dem Aufkommen des Privatradios in den               Das Radio hat in den vergangenen 100 Jahren
                                                                                                                                                     80er-Jahren hat sich der Hörfunkmarkt in Deutsch-       bewiesen, wie wandlungsfähig es ist. Mit der Digitali-
                                                                                                                                                     land enorm ausdifferenziert: Die Radiomacher be-        sierung findet es neue Ausspielwege und vor allem
                                                                                                                                                     gannen, die Wellen vermeintlich passgenau für spe-      versendet es sich nicht mehr. Wer eine Sendung ver-
                                                                                                                                                     zielle Zielpublika zu formatieren. Nach Angaben der     passt hat, kann sie jetzt in der Audiothek nachhören.
                                                                                                                                                     Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse gibt es derzeit       Und Radiosender wissen schon lange, wie man den
                                                                                                                                                     mehr als 400 unterschiedliche Radiosender in            Dialog mit dem Publikum pflegt und Communitys
                                                                                                                                                     Deutschland, doch die meisten hören sich sehr ähn-      bildet. Zugleich wächst die Konkurrenz im Internet.
                                                                                                                                                     lich an: Sogenannte Adult Contemporary Program-         Wenn Radio also relevant bleiben will, muss es vor
                                                                                                                                                     me konzentrieren sich vor allem auf Unterhaltung        allem Anlass zum Hinhören geben, Diskussionsstoff
                                                                                                                                                     und spielen die Musik, die das Publikum an seine        bieten, zum Weiterdenken anregen. Radioprogram-
                                                                                                                                                     Jugend erinnert, also die Hits der vergangenen Jahr-    me müssen sich wieder unterscheiden, damit sie
                                                                                                                                                     zehnte. Lange Wortbeiträge wurden in diesen Pro-        eingeschaltet werden. Wer Musik hören will, ist mit
                                                                                                                                                     grammen zum Störfaktor.                                 einer Playlist besser bedient.
                                                                                                                                                         Doch dann wurden Podcasts populär, also Radio            Je hitziger in den sozialen Netzwerken diskutiert
                                                                                                                                                     auf Abruf, und es zeigte sich, dass die Leute nach      wird, umso wichtiger wird die Kulturtechnik des Zu-          DIEMUT ROETHER
                                                                                                                                                     wie vor gern zuhören. Gefragt sind Persönlichkeiten     hörens, das Bemühen, die Argumente der anderen                leitet seit 2009 den
                                                                                                                                                     und Stimmen, denen die Menschen vertrauen. In           zu verstehen, bevor man ihnen entgegnet oder gar           Fachdienst epd medien
                                                                                                                                                                                                                                                                            als verantwortliche
                                                                                                                                                     diesem Meer von Audio suchen sie Inseln der Ver-        über den Mund fährt. Radio ist mehr als Musik oder             Redakteurin. Nach
F OTO : ( V O N O B E N N A C H U N T E N ) G U I D O S C H I E F E R , P I C T U R E A L L I A N C E / ZO O N A R / M A K S Y M Y E M E LYA N O V

                                                                                                                                                     lässlichkeit. Der im Februar 2020 vom NDR ins Leben     Audiojournalismus, und entgegen den Behauptun-                  dem Studium der
                                                                                                                                                     gerufene Podcast „Coronavirus-Update“ mit dem           gen vieler Radioberater ist es auch mehr als Mood            Journalistik, Literatur,
                                                                                                                                                                                                                                                                         Geschichte und Politik
                                                                                                                                                     Virologen Christian Drosten gehörte nach einem Jahr     Management. Ein gut gestaltetes Programm bietet               und einem Hörfunk-
                                                                                                                                                     mit insgesamt 86 Millionen Abrufen zu den erfolg-       Orientierung und hilft der Gesellschaft, sich selbst           Volontariat bei der
                                                                                                                                                     reichsten Podcasts in Deutschland.                      besser zu verstehen.                                            Deutschen Welle
                                                                                                                                                                                                                                                                          arbeitete sie 1992/93
                                                                                                                                                                                                                                                                            als Redakteurin bei
                                                                                                                                                                                                                                                                           der taz Bremen. Von
                                                                                                                                                                                                                                                                         1993 bis 2000 war sie
                                                                                                                                                                                                                                    Radio hören auf Abruf:                Redakteurin bei ARD-
                                                                                                                                                                                                                                    Podcasts sind seit der                 aktuell in Hamburg.
                                                                                                                                                                                                                                    Pandemie besonders                      Seit 2006 Mitglied
                                                                                                                                                                                                                                    populär                               verschiedener Jurys.
                                                                                                                                                                                                                                                                            2011 erhielt sie den
                                                                                                                                                                                                                                                                        Bert-Donnepp-Preis für
                                                                                                                                                                                                                                                                         besondere Leistungen
                                                                                                                                                                                                                                                                           im Medienjournalis-
                                                                                                                                                                                                                                                                          mus. Gemeinsam mit
                                                                                                                                                                                                                                                                           Hans Sarkowicz und
                                                                                                                                                                                                                                                                        Clemens Zimmermann
                                                                                                                                                                                                                                                                          hat sie das Buch „100
                                                                                                                                                                                                                                                                        Jahre Radio in Deutsch-
                                                                                                                                                                                                                                                                         land“ herausgegeben,
                                                                                                                                                                                                                                                                           das bei der Bundes-
                                                                                                                                                                                                                                                                          zentrale für Politische
                                                                                                                                                                                                                                                                        Bildung erschienen ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                www.bpb.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     9
Das Magazin - Ich hab' Rücken - #02 - Deutschlandfunk
Titelthema

     Oft fern, nur selten
     nah der Front
                         Ein Jahr Kriegsberichterstattung über die Ukraine

       VO N S A B I N E A D L E R , G E S I N E D O R N B LÜ T H , T H I E L KO G R I E S S , F LO R I A N K E L L E R M A N N ,
                     F R E D E R I K R OT H E R U N D P E T E R S AW I C K I , D E U T S C H L A N D R A D I O

                                                                                               D
                                                                                                            er Krieg, den Russland am
                                                                                                            24. Februar mit einer flächen-
                                                                                                            deckenden Invasion auf die
                                                                                                            gesamte Ukraine ausweitete,
                                                                                                 hatte schon Monate, wenn nicht Jahre
                                                                                                 seine Schatten vorausgeworfen. Die
                                                                                                 drei Programme von Deutschlandradio
                                                                                                 haben über die stetige russische Aufrüs-
                                                                                                 tung entlang der Grenze zur Ukraine

                                                                                                                                               F OTO : ( O B E N ) P I C T U R E A L L I A N C E / Z U M A P R E S S . C O M / S A C H E L L E B A B B A R , ( U N T E N ) P I C T U R E A L L I A N C E /A S S O C I AT E D P R E S S / KO S T I A N T Y N L I B E R O V
                                                                                                 und die damit wachsende Kriegsgefahr
                                                                                                 regelmäßig berichtet. Auch über die
                                                                                                 sich verschärfende Rhetorik des Kremls
                                                                                                 gegen das Nachbarland, die seit Jahren
                                                                                                 nichts Gutes verhieß. Aber als Russland
                                                                                                 die Ukraine in jener Nacht im Februar
                                                                                                 tatsächlich überfiel, konnten auch wir es
                                                                                                 zuerst nicht fassen. Seitdem beobachtet
                                                                                                 ein ganzes Team von Berichterstattern
                                                                                                 Tag und Nacht die Entwicklung im
                                                                                                 Kriegsgebiet, um in den drei Deutsch-
                                                                                                 landradio-Programmen unser Publikum
                                                                                                 möglichst aktuell, aber auch facetten-
                                                                                                 reich, hintergründig und vor allem ver-
                                                                                                 lässlich zu informieren.
                                                                                                     Wir vom „Ukraine-Team“ sind zwei
                                                                                                 Journalistinnen und vier Journalisten mit
                                                                                                 Osteuropa-Spezialisierung und fast alle
                                                                                                 mit Korrespondenten-Erfahrung: Gesine
                                                                                                 Dornblüth, Thielko Grieß, Florian Keller-
                                                                                                 mann, Frederik Rother, Peter Sawicki und
                                                                                                 Sabine Adler. Wir standen noch nie vor
                                                                                                 derart komplizierten Ausgangsbedingun-
                                                                                                 gen. Wie berichtet man über einen Krieg,
                                                                                                 wenn wegen des enormen Sicherheits-
                                                                                                 aufwands jeweils nur wenige Kollegen ins
           Bild oben: Am Internationalen Tag der Pressefreiheit protestieren                     Kriegsgebiet reisen können?
           Journalistinnen und Journalisten im Mai 2022 in München vor dem                           Wir haben alle unsere Kontakte zu
           russischen Konsulat. Bild unten: Update von der Front – ein Selfie                    ukrainischen Partnern, Freunden und Be-
           während eines Artilleriefeuers in Donezk im September 2022
                                                                                                 kannten, die wir über das ganze Land ver-
                                                                                                 streut in vielen Städten kennen, aktiviert.

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Krieg in der Ukraine

                                                                                                                                                                              dien, einschließlich der offiziellen Um-
                                                                                                                                                                              frageinstitute, geben keine wirkliche
                                                                                                                                                                              Auskunft über die Stimmung im Land.
                                                                                                                                                                              Sie dienen ausschließlich der Propagan-
                                                                                                                                                                              da. Sogar Routine-Aufgaben, wie die
                                                                                                                                                                              Wiedergabe russischer Politiker-State-
                                                                                                                                                                              ments, stellen uns in diesem Krieg vor
                                                                                                                                                                              neue Herausforderungen. Sollen wir ihre
                                                                                                                                                                              offensichtliche Lügenpropaganda auch
                                                                                                                                                                              noch in unserem Programm verbreiten
                                                                                                                                                                              helfen? Wir meinen, dass wir sie zumin-
                                                                                                                                                                              dest einordnen müssen.
                                                                                                                                                                                  Sehr viele Redaktionen diskutieren im
                                                                                                                                                                              Deutschlandradio täglich, wie über den
                                                                                                                                                                              Krieg in den Sendungen informiert wer-
                                                                                                                                                                              den muss, denn er beeinflusst fast alle
                                                                                                                                                                              Lebensbereiche. Vor diesem Hintergrund
                                                                                                                                                                              sind wir uns einig, dass wir uns Kriegs-
                                                                                     Die allermeisten Ukrainerinnen und Ukrai-   telbar Betroffenen, was immer wir von        müdigkeit nicht gestatten dürfen. Auch,
                                                                                     ner waren und sind bereit, kurze Updates    Augenzeugen bekommen können. Bei             weil sich in der Ukraine das Schicksal der
                                                                                     zu geben und jeweils ihre Lage zu schil-    vielen Meldungen, die man auf die            freien westlichen Welt entscheidet.
                                                                                     dern – solange es Strom gibt. Wenn sie      Schnelle zunächst nicht überprüfen kann,         Die Meinung unserer Hörerinnen und
                                                                                     können, antworten sie, selbst wenn sie      gibt es im Nachhinein dann doch Klar-        Hörer ist dabei für uns ein unerlässlicher
                                                                                     oft gerade mit den Folgen der Zerstörun-    heit, auch dank der Analysen von Daten-      Gradmesser. Deswegen lassen Sie uns
                                                                                     gen kämpfen. So können wir mit ihrer Hil-   journalisten und Militärexperten, die        gerne wissen, was Sie bewegt und wo-
                                                                                     fe etwa Meldungen über russische Rake-      das Geschehen an der Front mithilfe          rüber Sie noch mehr erfahren möchten:
                                                                                     tenangriffe verifizieren. Auch nach         öffentlich verfügbarer Informationen         hoererservice@deutschlandradio.de
                                                                                     Deutschland geflohene Ukrainer sind         rekonstruieren.
                                                                                     gute Ansprechpartner, denn oft haben sie         Aus bzw. über Russland zu berichten,
                                                                                     noch enge Verbindungen zu ihren Ange-       ist ungleich schwieriger. Dort tobt kein                  SENDEHINWEISE
                                                                                     hörigen im Land. Dank unserer langjähri-    Krieg, bestenfalls gibt es punktuelle An-
                                                                                     gen Kontakte zu renommierten Hilfsorga-     griffe auf grenznahe Militärstützpunkte.          Mo. – Fr., 5.05/12.10/18.10 Uhr
                                                                                                                                                                                Informationen am Morgen/Mittag/Abend
                                                                                     nisationen, wie denen von Olexandra         Doch die allumfassende Zensur trifft auch
                                                                                     Matwitschuk und Irina Scherbakowa, ge-      uns als ausländische Korrespondenten              Mo. – Fr., 5.05/17.05 Uhr
                                                                                     lingt es, das Thema Kriegsverbrechen ge-    hart. Wer den Krieg nicht durchgängig          Studio 9 – Kultur und Politik
                                                                                     nauer zu verfolgen. Das ukrainische Zen-    ausschließlich als militärische Spezial-
                                                                                     trum für bürgerliche Freiheiten in Kiew     operation bezeichnet, riskiert eine lang-         Mo. – Fr., 10.00 Uhr
                                                                                                                                                                                Kommt gut durch den Tag
                                                                                     wie auch die Nichtregierungsorganisation    jährige Gefängnisstrafe. Freie Berichter-
F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E / ZO O N A R / M I C H A E L C . T U R N E R

                                                                                     Memorial, die 2021 in Russland verboten     stattung ist unter Umständen hoch ge-             Mo., 20.2., 18.40 Uhr
                                                                                     wurde, dokumentieren seit Jahren solche     fährlich und damit fast unmöglich.             Hintergrund
                                                                                     Vergehen an der Zivilbevölkerung, nicht          Viele unabhängige und kritische           Über die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen

                                                                                     zuletzt dafür haben sie zusammen mit        Köpfe haben ihre Heimat verlassen. Von
                                                                                                                                                                                   Di., 21.2., 19.15 Uhr
                                                                                     dem Menschenrechtsaktivisten Ales Bjal-     ihnen erfahren wir, wie sie über ihr Krieg     Das Feature
                                                                                     jazki aus Belarus den Friedensnobelpreis    führendes Land denken und wie es ih-           Und am Donnerstag war dann Krieg
                                                                                     2022 bekommen. Ukrainische Regie-           nen als Oppositionelle im Exil geht. Au-
                                                                                     rungsmitglieder und hochrangige Beam-       ßerdem halten wir weiter Kontakt zu               Fr., 24.2., 18.10 Uhr
                                                                                                                                                                                Deutschlandfunk aktuell
                                                                                     te werden von uns interviewt, per Video     Russen, die im Land geblieben sind,            Sondersendung zu „Ein Jahr Krieg in der
                                                                                     oder Telefon, oder wenn sie sich zu Besu-   auch zu solchen, die den Krieg rechtfer-       Ukraine“
                                                                                     chen in Deutschland aufhalten. Kurzum,      tigen. Recherchen vor Ort kann das al-
                                                                                     wir sammeln an Informationen von unmit-     lerdings nicht ersetzen. Russische Me-

                                                                                                                                                                                                                             11
Titelthema

     Berlin – Zwischen
              Laissez-faire und
      sozialer Verwahrlosung
                                                       Ansichten und Eindrücke vor der Wahl

     VO N M A R I E S AG E N S C H N E I D E R , A B T E I LU N G S L E I T E R I N P R I M E T I M E , D E U T S C H L A N D F U N K K U LT U R

                  SENDEHINWEISE

           Fr., 10.2., 12.05 – 14.00 Uhr
        Vor der Wahl
                                                                                                                                        Renovierungsstau, Probleme bei der
           So., 12.2., 17.55 – 19.00 Uhr                                                                                                Müllentsorgung, viele Obdachlose:
        Studio 9 kompakt – Wahlstudio                                                                                                   Die Hoffnung auf Veränderung bleibt

           So., 12.2., 17.55 – 20.00 Uhr
                       21.05 – 21.15 Uhr
        Deutschlandfunk – Das Wahlstudio

12
Berlin vor der Wahl

                                                                                                                                                                                                                                                  W
                                                                                                                                                                                                                                                                ie erklärt man diese      Wahlbeobachter des Europarats
                                                                                                                                                                                                                                                                Stadt Menschen, die       werden parat stehen, auf Wunsch
                                                                                                                                                                                                                                                                nicht in Berlin leben?    des neuen Landeswahlleiters Ste-
                                                                                                                                                                                                                                                                Vielleicht so: Ein        phan Bröchler: „Mit der Wahlwie-
                                                                                                                                                                                                                                                  Gast, den wir in eine Sendung ein-      derholung können wir zeigen, dass
                                                                                                                                                                                                                                                  geladen hatten, ruft uns am Mor-        wir aus Fehlern gelernt haben und
                                                                                                                                                                                                                                                  gen an und sagt überraschend ab.        Vertrauen in die Demokratie zu-
                                                                                                                                                                                                                                                  Warum? Kurzfristig erkrankt?            rückgewinnen werden.“
                                                                                                                                                                                                                                                  Nein: „Ich habe einen Termin                 Stephan Bröchler wird einer der
                                                                                                                                                                                                                                                  beim Bürgeramt!“ – In Berlin fast       Gäste in unserer Sondersendung
                                                                                                                                                                                                                                                  wie ein Sechser im Lotto. Wer ei-       sein. Am 10. Februar, also zwei
                                                                                                                                                                                                                                                  nen neuen Reisepass braucht,            Tage vor der Wahl, erkunden wir im
                                                                                                                                                                                                                                                  wartet derzeit mindestens acht          Deutschlandfunk Kultur von 12.05
                                                                                                                                                                                                                                                  Wochen auf einen Termin. Viel-          bis 14.00 Uhr die Widersprüche
                                                                                                                                                                                                                                                  leicht länger. Ein schneller Test       der Hauptstadt: Behördenversagen
                                                                                                                                                                                                                                                  ergibt: Zwei Monate im Voraus ist       trifft auf augenzwinkerndes Hin-
                                                                                                                                                                                                                                                  alles vergeben, danach sind noch        wegsehen über Regelverstöße von
F OTO : ( L I N K S ) I M A G O/O L A F S C H U E L K E , ( R E C H T S V O N O B E N N A C H U N T E N ) I M A G O/ S T E I N A C H , P I C T U R E A L L I A N C E / K A I - U W E H E I N R I C H T S P, I M A G O/A C H I L L E A B B O U D

                                                                                                                                                                                                                                                  gar keine Termine freigeschaltet.       Bürgerinnen und Bürgern. Zuwei-
                                                                                                                                                                                                                                                  Heiße Tipps kursieren: Morgens          len ist die Grenze zwischen Tole-
                                                                                                                                                                                                                                                  zwischen 7.00 und 7.30 Uhr im-          ranz und sozialer Verwahrlosung         Entspanntes
                                                                                                                                                                                                                                                  mer wieder die Seite aktualisie-        fließend. Straßenecken, an denen        Miteinander im     das vor 100 Jahren entstand: Aus
                                                                                                                                                                                                                                                  ren, vielleicht hat man Glück …                                                 Kiez: Berlin von   fast 60 Landgemeinden, knapp 30
                                                                                                                                                                                                                                                                                          sich der Müll sammelt; Obdachlo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  einer seiner
                                                                                                                                                                                                                                                      Woran es liegt, ist schnell er-     se, die in Abfalltonnen nach Ess-       schönen Seiten     Gutsbezirken und sieben eigen-
                                                                                                                                                                                                                                                  zählt: zu wenig Personal, zu wenig      barem stochern. Und wenn Opa                               ständigen Städten wurde auf einen
                                                                                                                                                                                                                                                  Digitalisierung. Auch hier hat die      Krause im Bademantel in den Späti                          Schlag eine Stadt mit 3,8 Millionen
                                                                                                                                                                                                                                                  Pandemie ein bereits existierendes      schlappt, regt sich niemand auf. Ist                       Einwohnern. Ein Konstrukt, das bis
                                                                                                                                                                                                                                                  Problem noch sichtbarer gemacht.        das Laissez-faire – oder sollte sich                       heute nachwirkt und nicht selten
                                                                                                                                                                                                                                                  Mitarbeitende der Bürgerämter           jemand kümmern?                                            zu Blockaden führt.
                                                                                                                                                                                                                                                  wurden ins Homeoffice geschickt,             Berlin ermöglicht einem Frei-                             Wir in Berlin haben uns damit
                                                                                                                                                                                                                                                  waren aber nur unzulänglich aus-        heiten, die andernorts undenkbar                           eingerichtet und nehmen es schul-
                                                                                                                                                                                                                                                  gestattet und damit für die Kund-       wären. Auch deswegen zogen vor                             terzuckend hin. Den Spott lassen
                                                                                                                                                                                                                                                  schaft kaum erreichbar.                 der Pandemie Scharen junger                                wir an uns abprallen. Wie beim
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Menschen mit Rollköfferchen                                Flughafen, jahrelang. Das sitzen wir
                                                                                                                                                                                                                                                  Ist Berlin dysfunktional?               durch die Innenstadt-Bezirke – auf                         aus. Manchmal hilft’s. Inzwischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wochenendtrip und in Feierlaune.                           funktioniert der BER reibungslos.
                                                                                                                                                                                                                                                  Wer zurückblickt auf die Wahlen im      Berlin kennt seit 80 Jahren keine
                                                                                                                                                                                                                                                  September 2021, beantwortet die-        Sperrstunde, Freiräume werden
                                                                                                                                                                                                                                                  se Frage mit einem klaren Ja. Zu        erobert und häufig eisern vertei-
                                                                                                                                                                                                                                                  viel hat in zu vielen Bezirken so gar   digt – trotz immer dichter werden-
                                                                                                                                                                                                                                                  nicht funktioniert: zu wenig Wahl-      der Bebauung.
                                                                                                                                                                                                                                                  urnen, falsche oder fehlende
                                                                                                                                                                                                                                                  Stimmzettel, Wahllokale, die des-       Weltoffen und provinziell
                                                                                                                                                                                                                                                  wegen vorübergehend schließen
                                                                                                                                                                                                                                                  mussten, und Wahllokale, die bis        Berlin ist weltoffen und gleichzeitig
                                                                                                                                                                                                                                                  weit nach 18.00 Uhr geöffnet hat-       provinziell. Manche Verkehrspro-
                                                                                                                                                                                                                                                  ten, damit die in langen Schlangen      jekte liegen seit 20 Jahren brach,
                                                                                                                                                                                                                                                  Wartenden noch ihre Stimme abge-        weil sich zwei Bezirke nicht einig
                                                                                                                                                                                                                                                  ben konnten.                            werden. Noch jeder Senat ist bis-
                                                                                                                                                                                                                                                       Die Wahl wird am 12. Februar       lang daran verzweifelt, dass die
                                                                                                                                                                                                                                                  wiederholt, diesmal geht der Senat      Bezirke eine sehr starke Stellung
                                                                                                                                                                                                                                                  auf Nummer sicher: mehr Wahlhel-        haben. Die „gewisse Eigenständig-
                                                                                                                                                                                                                                                  fer, die mehr Geld erhalten. Und        keit“ war der Preis für Groß-Berlin,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            13
Thema: Rücken

                                                                                                      SENDEHINWEIS

                                                                                               So., 26.2., 20.05 Uhr
                                                                                               Freistil
                                                                                               Ich hab‘ Rücken
                                                                                               Über Rücksichtslosigkeit,
                                                                                               Rückenschmerzen und Rückhalt

                                                                                                   schichte und finanziell eher benachtei-
                                                                                                   ligt, die überproportional unter Rücken-
                                                                                                   beschwerden leiden. Also genau jener
                                                                                                   Personenkreis, das haben die vergange-
                                                                                                   nen Pandemiejahre deutlich gezeigt,
                                                                                                   dessen Arbeit systemrelevant ist. Denn
                                                                                                   sie sind es, die sich um andere Men-
                                                                                                   schen kümmern, ihnen den Rücken frei-
                                                                                                   halten und insgesamt für gesellschaft-
                                                                                                   lichen Zusammenhalt sorgen.

               „Ich hab‘ Rücken“
                                                                                                        Hinter dem Rücken dieser nüchter-
                                                                                                   nen statistischen Befunde verbergen
                                                                                                   sich persönliche Geschichten, die sich
                                                                                                   mit einer einfachen Frage ans Licht brin-
                                                                                                   gen lassen: Wer hält dir den Rücken frei?
        Über Rücksichtslosigkeit, Rückenschmerzen und Rückhalt                                     In der Familie, im privaten Umfeld, im
                                                                                                   Job? Wer schafft eigentlich den Rahmen
              VO N SASC H A V E R L A N , F R E I E R AU TO R, D E U TSC H L A N D F U N K         und die Bühne, damit du tun kannst, was
                                                                                                   du möchtest, was dir persönlich wichtig
                                                                                                   ist? Ob in der Politik, in den Medien, auf
                                                                                                   der Bühne, in der Wissenschaft, aber

     A
                                                                                                   auch in dieser Radiosendung – meist

                                                                                                                                                F OTO : P I C T U R E A L L I A N C E /A KG - I M A G E S ( „ H E U T R Ä G E R “ V O N P H I L I P P B A U K N E C H T, 18 8 4 -19 3 3)
                 uch wenn sich die Menschheit        dafür auch nur selten die Wirbelsäule         werden (Ehe-)Frauen genannt und Män-
                 gerne als Krone der Schöp-          selbst, vielmehr ist es ein Zusammen-         ner eher eingereiht in den Gesamtkon-
                 fung sieht und stolz erhobenen      spiel körperlicher und psychosozialer         text Familie. Eine Ausnahme bildet der
                 Hauptes durch die Weltge-           Faktoren. Ist diese Volkskrankheit viel-      Gangsta-Rap. Hier ist mancher stolz da-
     schichte schreitet, stecken wir evolu-          leicht die Folge einer kollektiven Überfor-   rauf, einen – natürlich sehr männlichen
     tionsbiologisch noch mitten im Um-              derung? Der Rücken schmerzt, weil die         – Beschützer zu haben, der im Zweifels-
     bruch. Insbesondere ein zentrales We-           allgemeine Belastung zu groß geworden         fall für Ruhe sorgt, wenn die metaphori-
     senselement scheint noch längst nicht           ist, weil es an Strukturen und Menschen       sche Gewalt dann doch und immer häufi-
     ausgereift, nämlich die Wirbelsäule, die        fehlt, die uns buchstäblich und metapho-      ger körperlich eskaliert.
     unserer Hauptgattung den Namen gibt:            risch den Rücken freihalten, uns im Alltag         Auf vielen Ebenen − musikalisch,
     Wirbeltiere oder auch Vertebraten. Die          entlasten könnten … eben, weil sie selbst     moralphilosophisch und metaphorisch −
     Wirbelsäule ist der Schauplatz eines weit       überlastet sind.                              erkundet das Feature den Zusammen-
     verbreiteten Leidens- und Sprachphäno-               Ein genauerer Blick in die Statistiken   hang zwischen Rückenschmerzen und
     mens: „Ich hab‘ Rücken.“                        zeigt dann, dass längst nicht alle gesell-    Rücksichtslosigkeit und macht sich auf
         Dieses grundsätzliche Entwicklungs-         schaftlichen Gruppen gleichermaßen be-        die Suche nach Lösungen, wie wir uns
     defizit ist aber nur die eine Seite. Was        troffen sind von Rückenproblemen. Auch        gesellschaftlich und individuell den Rü-
     sich evolutionsbiologisch nicht erklären        hier spielen die zentralen Kategorien eine    cken stärken können. Wie wir uns die nö-
     lässt, ist die extreme Zunahme an Rü-           wesentliche Rolle, nämlich Geschlecht,        tige Zeit und Ruhe verschaffen können,
     ckenbeschwerden in den vergangenen              Herkunft und sozialer Status. Es sind         auf dass der Rücken seine evolutions-
     Jahren. Und tatsächlich ist der Grund           Frauen, oft mit familiärer Migrationsge-      biologische Reife erlangen kann.

14
Bob Run

                                                   Adrenalinrausch im Eiskanal
                                                                 Die Geburtsstätte des Bobsports in St. Moritz

                                                  VO N S U S A N N E VO N S C H E N C K , F R E I E AU TO R I N , D E U T S C H L A N D F U N K K U LT U R

                            A
                                      lle Jahre wieder wird im Schwei-       bäuchlings auf dem Skeleton. Auf dieser             als Präsident nach. In St. Moritz hat er sich
                                      zer Nobel-Skiort St. Moritz die        Bahn spüre sie den Druck der Kurven am              das ehemalige Olympiazentrum von 1927
                                      weltweit einzige Natureisbob-          eigenen Körper besonders intensiv, bis              als Wohnhaus umgebaut. Denn zweimal,
                                      bahn gebaut – von Hand und             zum Fünffachen des eigenen Körperge-                1928 und 1948, wurden in St. Moritz die
                            nur aus Schnee und Wasser. Eine Eis-             wichts, sagt die Schweizer Weltcupfah-              olympischen Winterspiele ausgetragen,
                            skulptur, auf der Profisportler, aber auch       rerin Melanie Hasler. „Es ist eine tech-            außerdem zahlreiche Welt- und Europa-
                            Amateure, gesichert zwischen Pilot und           nisch diffizile Bahn“, erklärt Gregor Stäh-         meisterschaften. Auch in diesem Jahr fin-
                            Bremser, hinunterjagen.                          li, mehrfacher Weltmeister im Skeleton              det dort die Weltmeisterschaft im Bob,
                                Sie schippen Schnee, legen Wände             und heute Geschäftsführer des Olympia               Skeleton und Para-Sport statt.
                            und Kurven an, glätten sie mit Schaufeln         Bob Run St. Moritz – Celerina.                          Der Klimawandel macht aber auch
                            und Leisten – 14 Männer aus Südtirol mo-              Viele Jahre war Gunter Sachs – Lebe-           vor St. Moritz nicht halt. In 30 Jahren, so
                            dellieren jedes Jahr den gut 1.700 m lan-        mann, Fotograf, Kunstsammler und er-                Thomas Bach, Präsident des Internatio-
                            gen Bob Run zwischen St. Moritz und Ce-          folgreicher Bobfahrer – Präsident des               nalen Olympischen Komitees, würde es
                            lerina neu. Ein vergängliches Werk, das          St. Moritz Bobsleigh Clubs, der gerade              50 bis 60 Prozent der heute noch als
                            dann im März wieder schmilzt. „Es braucht        sein 125-jähriges Bestehen gefeiert hat.            schneesicher geltenden Wintersportge-
                            ein gutes Augenmaß und ein geballtes             Nicht nur das heutige Starthaus der Ren-            biete in Europa nicht mehr geben. Das
                            Wissen“, sagt Paul Weithaler, der seit 32        nen, sondern auch der legendäre „Dracu-             sind keine rosigen Aussichten, auch
                            Jahren aus Südtirol nach St. Moritz kommt.       la Club“ mit seinen wilden Partys gehen             nicht für den St. Moritzer Bob Run. Aber
                            „Es ist harte Arbeit, aber wir sind mit Herz     auf ihn zurück. Sein Sohn Rolf folgte ihm           der hat schon viele Krisen überstanden.
                            dabei. Und die Löhne sind auch gut.“
                                Die Briten brachten den Bob- und
                            Skeletonsport ins Engadin. Ohne sie
                            wäre St. Moritz nicht das geworden, als
                            das es sich auch heute noch gerne be-
                            zeichnet: „Top of the World“, ein Luxus-
                            ort mit prachtvollen Grand Hotels, zahl-
                            losen Nobelclubs und einer Dichte an
                            Luxusgeschäften, die durchaus mit Paris
                            konkurrieren kann.
                                Ein cleverer Hotelier, Johannes
                            Badrutt, lockte die Briten Mitte des 19.
                            Jahrhunderts im Winter nach St. Moritz.
                            Bald amüsierten sie sich beim Curling
                            und Polo auf dem zugefrorenen St. Mo-
                            ritzersee, bretterten mit ihren Schlitten
                            und reichlich Alkohol die Straße nach
                            Celerina hinunter, sehr zum Ärger der
                            einheimischen Bevölkerung. Deshalb er-
                            baute Johannes Badrutt für seine be-
                            tuchte Kundschaft 1885 neben der Stra-
                            ße den „Cresta Run“, sein Sohn dann 20
                            Jahre später auf der anderen Straßen-                                                                                        SENDEHINWEIS
                            seite die erste Bobbahn der Welt.                Startszene beim Olympia Bob Run St. Moritz – Celerina
                                Seitdem jagen Profis wie Amateure                                                                                   So., 19.2., 18.05 Uhr
F OTO : F I L I P Z U A N

                                                                                                                                                    Nachspiel. Feature
                            mit Geschwindigkeiten bis zu fast 150                                                                                   Adrenalinrausch im Eiskanal
                            km/h durch den Eiskanal, sei es im                                                                                      Die Geburtsstätte des Bob-
                            Mono-, Zweier- oder Viererbob oder                                                                                      sports in St. Moritz

                                                                                                                                                                                  15
Humboldt Forum

                                                                                                              SENDEHINWEIS

                                                                                                        Do., 9.2., 12.05 Uhr
                                                                                                        Studio 9 – Der Tag mit …
                                                                                                        deutschlandfunkkultur.de/
                                                                                                        humboldtforum

                                                                                                         Das Humboldt Forum – ein Ort für
                                                                                                         Gespräche und Debatten

        Deutschlandfunk Kultur                                                                            meinsam mit dem Publikum begeben.
                                                                                                          Sieben Mal waren wir bisher aus dem
                                                                                                          Humboldt Forum „on air“ – mit so unter-

             live aus dem                                                                                 schiedlichen Gästen wie der Umweltöko-
                                                                                                          nomin Maja Göpel, der FDP-Politikerin
                                                                                                          Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der

          Humboldt Forum                                                                                  Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates
                                                                                                          Alena Buyx. Aus der Testphase wird ab
                                                                                                          Frühjahr eine regelmäßige Verabredung
                                                                                                          werden. Dann heißt es alle 14 Tage don-
                    Die Radioshow in Berlins neuer alter Mitte                                            nerstags: Deutschlandfunk Kultur – live
                                                                                                          aus dem Humboldt Forum.
           VO N KO R B I N I A N F R E N Z E L , R E DA K T I O N S L E I T E R U N D M O D E R ATO R         Das Publikum ist übrigens immer wie-
              „ST U D I O 9 – D E R TAG M I T …” , D E U TSC H L A N D F U N K KU LT U R                  der ein schöner Mix aus Menschen, die
                                                                                                          ganz bewusst zu uns kommen. Und je-
                                                                                                          nen, die zufällig als Besucher des Hum-

     R
                                                                                                          boldt Forum in der großen Foyer-Halle
              adio ist immer nah. Durch die Oh-          aufgebaute Hohenzollernschloss in der            hineingezogen werden in unsere Live-
              ren, im Kopf. Aber manchmal ist            Mitte Berlins, das eben nicht nur Museum         Radioshow. Sei es auch nur dadurch,

                                                                                                                                                     F OTO : ( O B E N ) D E U T S C H L A N D R A D I O/C H R I S T I A N S Ü L Z , ( U N T E N ) D E U T S C H L A N D R A D I O/ F R A N K U L B R I C H T
              es noch näher. Dann, wenn Live-            sein soll, sondern auch der Ort, an dem          dass sie zu Beginn das seltsame Schau-
              Publikum direkt Resonanz gibt,             die zentralen Debatten der Republik ge-          spiel beobachten, wie das Publikum ge-
     applaudiert, lacht, protestiert und unmit-          führt werden. Was bedeutet die „Zeiten-          meinsam mit mir als Moderator schon
     telbar mitprägen kann, worum es geht.               wende“ für uns? Wie weit dürfen Klima-           mal kleine Lockerungsübungen für die
     Und manchmal auch einfach nur mit der               schützer gehen? Kann man Fußball                 Stimme macht. Kiefer dehnen, mit der
     Zunge schnalzt. Aber der Reihe nach …               schauen, wenn in Katar gespielt wird?            Zunge schnalzen. Radio hören und füh-
         Ende Oktober 2022 war die Premiere              Fragen, wie wir sie als Journalistinnen          len. Schauen Sie gerne mal vorbei!
     unserer Radioshow aus dem Humboldt                  und Journalisten stellen. Aber es geht
     Forum in Berlin. Eine Stunde Live-Radio,            auch immer wieder darum, welche
     wie stets mittags in „Studio 9“ ab 12.05            Fragen oder Gedanken das Publikum
     Uhr zu den aktuellen Debatten des Lan-              mitbringt.
     des, zu den Themen des Tages, im Ge-                    „Schreiben Sie uns doch bitte auf, wo-
     spräch mit einem prominenten Gast aus               rüber wir heute diskutieren sollen“, laute-
     Medien, Kultur oder Politik. Ein Gespräch,          te unsere Aufforderung gleich in der Pre-
     das mal analysierend, mal plaudernd und             mierensendung mit der Schriftstellerin
     gerne auch kontrovers sein kann. Ein Ge-            Jagoda Marinić. Aus den Antworten ha-
     spräch, das normalerweise im Studio                 ben wir Themen gezogen, die wir dann
     stattfindet, aber – diesen Gedanken hat-            wenige Minuten später öffentlich disku-
     ten wir schon lange – wie geschaffen ist            tiert haben. Auch auf die Suche nach
     für einen öffentlichen Ort.                         dem „Wort des Jahres“ haben wir uns in
         Das Humboldt Forum ist seit dem ver-            der Sendung, in der Moderator und Pod-      Korbinian Frenzel (r.) im Gespräch
     gangenen Herbst dieser Ort – das wieder             caster Micky Beisenherz zu Gast war, ge-    mit Micky Beisenherz

16
Februar
                                                                                 Programm

                                                                                                                              GESICHTER EUROPAS

                                                                                                                              Sa., 11.2., 11.05 Uhr

                                                                                                                            Jährlich kommen bis zu 15
                                                                                                                            Millionen Touristinnen und
                                                                                                                            Touristen auf die Kanaren
                                                                                                                            – und das bei einer Bevöl-
                                                                                                                            kerung von gut zwei Millio-
                                                                                                                            nen Menschen. Doch der
                                                                                                                            Tourismusboom hat auch
                                                                                                                            Schattenseiten: Neue
                                                                                                                            Hotelbauten drohen die
                                                                                                                            Umwelt zu zerstören, die
                                                                                                                            Wohnungspreise steigen,
                                                                                                                            viele Jobs in Hotels und
                                                                                                                            Restaurants sind prekär
                                                                                                                            und schlecht bezahlt.
                                                                                                                            Von den ökonomischen
                                                                                                                            Vorteilen des Tourismus
                                                                                                                            profitieren nur wenige.

                                 Santa Cruz de Tenerife:
                                 ein urbaner Hotspot der
                                 Kanaren

                                    Barockmusik, schillernd              Neuer Stern am Vokal-                     Wenn Zweifel krank
                                                                         Himmel
F OTO : I M A G O/ V W P I C S

                                    wie das Nordlicht                                                              machen
                                    Im norwegischen Bodø fand im Som-    Jazzsängerin Samara Joy ist gerade        Das Impostor-Syndrom ist keine ein-
                                    mer 2022 zum ersten Mal das Festi-   einmal 24, klingt aber erstaunlich reif   deutig diagnostizierbare Erkrankung.
                                    val „Aria Borealis” statt. S. 25     für ihr junges Alter. S. 51               Worin liegen die Ursachen? S. 69

                                                                                                                                                          17
Hörspiel & Feature

                                                                                             FREISTIL

                                                                                               Digitale Kunst: Non-
                                                                                             Fungible Tokens (NFT)
                                                                                             Spätestens seit der Versteigerung
                                                                                             einer digitalen Collage des Künstlers
                                                         Trauer, Glück, Schmerz              Beeple für 69 Millionen US-Dollar
                                                         und Hoffnung: die Ge-
                                                                                             bei Christie‘s sind Non-Fungible
                                                         schichte einer Emigration
                                                                                             Tokens auch in der Kunst zum absolu-
     HÖRSPIEL                                                                                ten Hype-Thema geworden. Was
                                                                                             steckt hinter den neuen virtuellen

       Das ewige Ankommen und                                                                Kunstwerken? Erlebt der Kunstmarkt
                                                                                             derzeit eine Neujustierung? Macht
                                                                                             Kryptokunst Galerien überflüssig?

     Fremdsein hier und dort

                                                                                                                                      F OTO : ( O B E N L I N K S ) L A R M R M A H / U N S P L A S H , ( O B E N R E C H T S ) P I C T U R E A L L I A N C E / U M A P R E S S . C O M / L A N A C I O N , ( U N T E N ) P I C T U R E A L L I A N C E / B R A N D S TA E T T E R I M A G E S / D I D I S AT T M A N N
                                                                                             Handelt es sich wirklich um Kunst
                                                                                             oder ist das Kitsch oder reine Finanz-
                                                                                             spekulation? HYPE, HYBRIS ODER
     Die zehnjährige Nguyên An Tinh flieht mit ihrer Familie vor                             HOCHKULTUR, SO., 5.2., 20.05 UHR

     dem kommunistischen Regime in Vietnam nach Kanada. Ein
     Hörspiel nach dem Bestsellerroman „Der Klang der Fremde“.

     In Saigon zählte Nguyên An Tinhs Familie    gonistin fest, dass sie in ihrer früheren
     zu den Wohlhabenden. Mit der Macht-         Heimat ebenso eine Fremde ist wie dort,
     übernahme durch die Kommunisten än-         wo sie nun lebt. Kim Thúys Text ist ein-
     dert sich alles. Schließlich verlässt das   drücklich und zugleich von fast durch-
     Mädchen als Zehnjährige mit den Eltern      scheinender Zerbrechlichkeit. Er offen-
     und zwei Brüdern das Land. Über ein         bart den fortwährenden Widerstreit von
     Flüchtlingslager in Malaysia und andere     Trauer, Glück, Schmerz und Hoffnung,
     Stationen kommt sie nach Kanada. Ob-        den die Geschichte ihrer Emigration für
     wohl sie dort herzlich aufgenommen wer-     sie bedeutet. – Kim Thúy, geboren 1968 in   FEATURE
     den, fällt ihr das Ankommen schwer − hat    Saigon, Vietnam, ist eine kanadische          Was geht uns das Leben
     sie doch mit dem Auswandern ihre vorge-     Schriftstellerin, die auf Französisch
     sehene Identität verloren und muss diese    schreibt. Als Zehnjährige floh Kim Thúy     von Otto Muehl an?
     in der Fremde neu zusammensetzen.           mit ihren Eltern und zwei Brüdern nach      Otto Muehl hat gemalt, Filme und
     Gleichzeitig bleiben ihr Herkunftsland      Kanada. „Ru“ (2009) war ihr erster Roman    Fotos von seinen Kunstaktionen an-
     und die Menschen dort in ihr präsent und    und erschien auf Deutsch unter dem Titel    fertigen lassen und eine totalitär auf
     tauchen in Erinnerungen − ausgelöst         „Der Klang der Fremde“. Weitere Romane:     ihn ausgerichtete Kommune er-
     durch Gerüche, Klänge oder Bilder − im-     „Der Geschmack der Sehnsucht“ (2014),       schaffen, an der weit über tausend
     mer wieder auf. Spätestens durch die        „Die vielen Namen der Liebe“ (2017). DER    Menschen partizipiert haben. Kinder
     Rückkehr nach Vietnam stellt die Prota-     KLANG DER FREMDE, SO., 5.2., 18.30 UHR      und Heranwachsende wurden dort
                                                                                             psychisch und physisch missbraucht.
                                                                                             Muehl glaubte, mit seiner Kommune
                                                                                             das „erste lebendige Kunstwerk der
                                                                                             Welt“ erschaffen zu haben. Er wollte
                                                                                             Sex-Champion, Therapeut und
                                                                                             Systemsprenger der bürgerlichen
                                                                                             Moral sein. VATER UNSER, TEIL 1 UND 2,
                    Alle Hörspiele und Features online:                                      DI., 7.2. UND 21.2., JEWEILS 22.03 UHR
                          hoerspielundfeature.de

18
Programm

                                                                                                                                                                                                       HÖRSPIEL

                                                                                                                                                                                                         Ein junger Obdachloser
                                                                                                                                                                                                       erzählt seine Geschichte
                                                                                                                                                                                                       Robert, ein unverdrossener und wort-
                                                                                                                                                                                                       gewandter junger Obdachloser,
                                                                                                                                                                                                       streift flaschensammelnd durch die
                                                                                                                                                                        Ohne Putin, so die Worte
                                                                                                                                                                        auf diesem Plakat, könnte es   Straßen Berlins. Eines Tages erhält er
                                                                                                                                                                        ein freies Russland geben      einen Anruf vom Büro des Bürger-
                                                                                                               FEATURE                                                                                 meisters. Man sei auf ihn und seine
                                                                                                                                                                                                       bunten Streifzüge aufmerksam

                                                                                                                 Die liberale Elite Russlands                                                          geworden und wolle ihm einen gut
                                                                                                                                                                                                       bezahlten Job anbieten. Das klingt
                                                                                                                                                                                                       tatsächlich gut, doch erst einmal

                                                                                                               verlässt das Land                                                                       muss er seiner Liebe das Leben
                                                                                                                                                                                                       retten. ALBATROS, MI., 8.2., 22.03 UHR

                                                                                                               Seit Putins Angriffskrieg bleibt den Menschen des „anderen“
                                                                                                               Russlands als legale Form des Protests einmal mehr nur die
                                                                                                               Ausreise. Sie fragen sich: „Wie konnte es so weit kommen?“                              HÖRSPIEL

                                                                                                                                                                                                         Über akustische Zermür-
                                                                                                               Die Geschichte wiederholt sich. Russ-        Regime nicht gestoppt zu haben. – Der      bung und Krieg
                                                                                                               land zwingt erneut seine liberale Elite zu   Journalist und Buchautor Erik Albrecht     Was bleibt nach dem Waffenstillstand
                                                                                                               Millionen aus dem Land. Schon im Bür-        begleitete Putins erste Amtszeiten als     vom Krieg? Das Hörspiel verwebt
                                                                                                               gerkrieg nach der Oktoberrevolution          Korrespondent in Moskau. Seit den          Sprache und Klang. Es zeigt, was
                                                                                                               flohen die Gegner der Bolschewiken in        Maidan-Protesten 2014 arbeitete er         passieren kann, wenn Unruhe und
                                                                                                               den Westen. Heute sind Berlin, Vilnius       regelmäßig in der Ukraine. Anastasia       Angst in den Alltag eingesickert sind:
                                                                                                               und Warschau die Endpunkte eines             Gorokhova, Journalistin und Drehbuch-      War die Vogelstimme gerade ein
                                                                                                               Braindrains, der Russland um Jahrzehnte      autorin, lebte von 2003 bis 2013 in        Lock- oder ein Warnruf? War das
                                                                                                               zurückzuwerfen droht. Ohne Option auf        Moskau und nahm aktiv an den Protesten     Geräusch gerade eine Sirene oder
                                                                                                               Rückkehr in die Diktatur, hadern die         gegen Putins Wiederwahl 2012 teil.         etwas anderes? Die Autorin gerät in
                                                                                                               Exilantinnen und Exilanten mit ihrer         AUSGESPERRT – DAS „ANDERE“ RUSSLAND        eine akustische Zermürbung. MU-
                                                                                                               Verantwortung, Putins faschistisches         IM EXIL, DI., 28.2., 19.15 UHR             SCHELN, BUNKER, MI., 22.2., 22.03 UHR
F OTO : ( O B E N L I N K S ) I M A G O/ P H OTOT H E K , ( O B E N R E C H T S ) I M A G O/ R O L F P O S S

                                                                                                               HÖRSPIEL                                     KRIMIHÖRSPIEL                              FEATURE

                                                                                                                Hörspieladaption nach                         Mehr Leichen im Garten                     Über den heftigen
                                                                                                               Herta Müllers Roman                          als gedacht                                Streit mit Kindern
                                                                                                               Im Januar 1945 wurden auf Anwei-             Ein Toter ruht vergraben im Garten         Die Autorin fragt sich öffentlich, wie
                                                                                                               sung Stalins alle arbeitsfähigen             von Jason Getty, und er selbst hat ihn     sie den schrecklichen Auseinander-
                                                                                                               Männer und Frauen deutscher Her-             umgebracht. Als die Firma Dearborn’s       setzungen mit den Kindern, dem Ge-
                                                                                                               kunft zwischen 17 und 45 Jahren,             Landscaping das verwilderte Grund-         schrei, der Wut und den Tränen bei-
                                                                                                               die in Rumänien lebten, in russische         stück kultivieren soll, riegelt Jason      kommen kann. Geht das nur ihr so?
                                                                                                               Arbeitslager deportiert, so auch der         das heikle Areal ab. Die Arbeiter mel-     Wer sagt schon ehrlich, wie schlimm
                                                                                                               junge Leopold. Anhand seines Le-             den trotzdem einen Leichenfund. Die        es wirklich ist? In verschiedenen
                                                                                                               bens erzählt Herta Müller vom                Überreste stammen allerdings nicht         Versuchen will sie Licht ins Tabu brin-
                                                                                                               Schicksal der deutschen Bevölke-             von Gettys Opfer, sondern von einem        gen: Hilft ein Kindertausch oder doch
                                                                                                               rung in Siebenbürgen. ATEMSCHAU-             Unbekannten. INS GRAS BEISSEN DIE          der Besuch bei der Polizei? ARSCH-
                                                                                                               KEL, SA., 11.2., 20.05 UHR                   ANDERN, MO., 6.2., 22.03 UHR               LOCHMAMA, FR., 17.2., 20.05 UHR

                                                                                                                                                                                                                                                 19
Mittwoch 1.2.

      0.00 Nachrichten*
      0.05 Deutschlandfunk Radionacht
     		    0.05 Fazit Kultur vom Tage (Wdh.) 1.05 Kalenderblatt
           anschließend ca. 1.10 Hintergrund (Wdh.) anschließend
           ca. 1.30 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft (Wdh.)
           2.05 Kommentar (Wdh.) anschließend ca. 2.10 Aus Religion
           und Gesellschaft Thema siehe 20.10 Uhr 2.30 Lesezeit
           Mit Thomas Mann, siehe 20.30 Uhr 2.57 Sternzeit 3.05
           Weltzeit (Wdh.) anschließend ca. 3.30 Forschung aktuell
           (Wdh.) anschließend ca. 3.52 Kalenderblatt 4.05 Radionacht
           Information
      5.05 Informationen am Morgen Berichte, Interviews, Reportagen
           5.35 Presseschau Aus deutschen Zeitungen 6.35 Morgen-
           andacht Ulrike Greim, Weimar. Evangelische Kirche
           6.50 Interview 7.05 Presseschau Aus deutschen Zeitungen
           7.15 Interview 7.35 Wirtschaftsgespräch 7.54 Sport
           8.10 Interview 8.35 Wirtschaft 8.37 Kultur und Wissen-
           schaft 8.50 Presseschau Aus deutschen und ausländischen
           Zeitungen
      9.05 Kalenderblatt Vor 90 Jahren:                                                                     Thomas Mann zählt zu den
           Reichspräsident Hindenburg löst den Reichstag auf                                                bedeutendsten Schriftstellern
                                                                                                            des 20. Jahrhunderts
      9.10 Europa heute
      9.35 Tag für Tag Aus Religion und Gesellschaft                    20.30 LITERATUR
     10.08 Agenda Hörertel.: 0 08 00 44 64 44 64
     		    agenda@deutschlandfunk.de
     11.35 Umwelt und Verbraucher 11.55 Verbrauchertipp
                                                                           Lesezeit: Thomas Mann
     12.10 Informationen am Mittag Berichte, Interviews, Musik
           12.45 Sporttelegramm 12.50 Internationale Presseschau        liest aus „Tonio Kröger“
     13.35 Wirtschaft am Mittag
           13.56 Wirtschafts-Presseschau
                                                                        In den Bereich der traditionellen Künstlernovelle wagt sich
     14.10 Deutschland heute
     14.35 Campus & Karriere Das Bildungsmagazin
                                                                        Thomas Mann mit „Tonio Kröger“ (1903) vor. Wie er selbst ist
           campus@deutschlandfunk.de                                    die Hauptfigur südländischer und hanseatischer Abstam-
     15.05 Corso – Kunst & Pop                                          mung. Tonio Kröger plagt der innere Widerspruch des bür-
     15.35 @mediasres Das Medienmagazin                                 gerlichen Künstlers. Seine Doppelexistenz wird schon in sei-
     16.10 Büchermarkt
                                                                        nem „sprechenden” Namen, dem südländischen Vor- und
     16.35 Forschung aktuell
     17.05 Wirtschaft und Gesellschaft
                                                                        dem norddeutsch-bodenständigen Nachnamen, symboli-
     17.35 Kultur heute Berichte, Meinungen, Rezensionen                siert. Der an Thomas Buddenbrook erinnernde Vater Konsul
     18.10 Informationen am Abend                                       Kröger ist ein angesehener „Herr mit der Feldblume im
     18.40 Hintergrund                                                  Knopfloch“. Lange braucht diese Figur, bis sie ihre Außensei-
     19.05 Kommentar
                                                                        terrolle als Künstler akzeptiert. Aus dem Archiv senden wir
     19.15 Zur Diskussion
     20.10 Aus Religion und Gesellschaft
                                                                        den Anfang der Lesung, die Thomas Mann ein Jahr vor sei-
           Es gibt keinen Zwang im Glauben!                             nem Tod 1954 in Kilchberg am Zürichsee aufgenommen hat.
           Eine Aussteigerin aus dem orthodoxen Islam erzählt.
           Von Manuel Gogos
     20.30 Lesezeit
           Thomas Mann liest aus
           Tonio Kröger
     21.05 Querköpfe Kabarett, Comedy & schräge Lieder
           Jugendbuchautorin, Schriftstellerin, Slammerin.              21.30 ALTE MUSIK
           Die Geschichtenerzählerin Kirsten Fuchs.
           Ein Porträt von Nora Koldehoff
     22.05 Spielweisen Anspiel – Neues vom Klassik-Markt
                                                                           Chorvater und Weltver-
     22.50 Sport aktuell
     23.10 Das war der Tag Journal vor Mitternacht
                                                                        steher: Vom Sohn eines
     23.57 National- und Europahymne
                                                                        Tagelöhners zum Pionier in
                                                                        Musik und Wissenschaft – der
                                                                        1556 im Südharz geborene
                                                                                                                                            F OTO : U L L S T E I N B I L D / K L A U S E S C H E N

                                                                        Thomaskantor Sethus
                                                                        Calvisius gab in Leipzig um
                                                                        1600 den Ton an.

20
Mittwoch 1.2.

                                                                                                   0.00 Nachrichten*
                                22.03 HÖRSPIEL
                                                                                                   0.05 Chormusik Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin.

                                  „Woanders“: „Bleiben,                                                 Aufzeichnung vom 26.11.2022. Alfred Schnittke: Drei geist-
                                                                                                        liche Gesänge für gemischten Chor a cappella. Arvo Pärt:

                                wo ich nie gewesen bin“
                                                                                                        And I heard a voice … Peteris Vasks: The Fruit of Silence.
                                                                                                        Jekabs Jancevskis: When. Nicolas Altstaedt, Violoncello.
                                                                                                        RIAS Kammerchor Berlin. Leitung: Krista Audere

                                − Thomas Braschs Lyrik                                                  0.55 Chor der Woche
                                                                                                   1.05 Tonart Americana. Moderation: Wolfgang Meyering

                                wird vertont. Masha
                                                                                                   5.05 Studio 9 Kultur und Politik am Morgen
                                                                                                        5.50 Aus den Feuilletons 6.20 Wort zum Tage
                                                                                                        Andreas Hauber, Ellwangen. Katholische Kirche

                                Qrella und ihre Mitmusi-                                                7.20 Politisches Feuilleton 7.40 Interview 8.50 Buchkritik
                                                                                                   9.05 Im Gespräch

                                kerinnen kreieren ein                                             10.05 Lesart Das Literaturmagazin
                                                                                                  11.05 Tonart Das Musikmagazin am Vormittag 11.30 Musiktipps

                                Musikprogramm aus
                                                                                                  12.05 Studio 9 – Der Tag mit …
                                                                                                  13.05 Länderreport
                                                                                                  14.05 Kompressor Das Popkulturmagazin 14.30 Kulturnachrichten

                                Interviews, Gedichten,                                            15.05 Tonart Das Musikmagazin am Nachmittag 15.30 Musiktipps
                                                                                                        15.40 Live Session 16.30 Kulturnachrichten

                                Materialskizzen und Pro-
                                                                                                  17.05 Studio 9 Kultur und Politik am Abend 17.30 Kulturnachrichten
                                                                                                  18.30 Weltzeit
                                                                                                  19.05 Zeitfragen Kultur und Geschichte – Magazin

                                beraum-Mitschnitten.                                              		    19.30 Zeitfragen. Feature Wie weiter? Geschichtskultur
                                                                                                        ohne Zeitzeugen. Eine Kontroverse. Von Siegfried Ressel
                                                                                                  20.03 Konzert Forumkonzert. James Simon Galerie. Aufzeichnung
                                                                                                        vom 26.1.2023. Fanny Hensel-Mendelssohn: Wenn ich in
                                                                                                        deine Augen seh | Aus meinen Tränen | Winter, was hat dir
                                                                                                        getan aus Duette für zwei Frauenstimmen. Felix Mendelssohn
                                                                                                        Bartholdy: Wie kann ich froh und lustig sein? Volkslied op.
                                                                                                        63 Nr. 5 und Abschied der Zugvögel op. 63 Nr. 2 aus Drei
                                                                                                        Volkslieder WoO 11. Franz Schubert: Der Wanderer D 489,
                                                                                                        bearbeitet für Gitarre solo von Phileas Baun. Robert
                                                                                                        Schumann: Erste Begegnung op. 74 Nr. 1 | An den Abend-
                                                                                                        stern, aus Mädchenlieder op. 103 | Liebesgram op. 74 Nr. 3.
                                                                                                        Johannes Brahms: Die Meere op. 20 Nr. 3. Clara Schumann:
                                                                                                        Sie liebten sich beide op. 13 Nr. 2 | Der Mond kommt still
                                                                                                        gegangen op. 13 Nr. 4. Franz Schubert: Der Doppelgänger
                                                                                                        D 957 Nr. 13, bearbeitet für Gitarre solo von Phileas Baun.
                                                                                                        Johannes Brahms: Klänge I | Klänge II | Am Strande | Hüt du
                                                                                                        dich aus Fünf Duette op. 66 | Die Schwestern op. 61 Nr. 1.
                                                                                                        Fabienne Weiß, Sopran. Franziska Markowitsch, Alt.
                                                                                                        Felicia Spielberger, Rezitation. Phileas Baun, Gitarre.
                                                                                                        RIAS Kammerchor Berlin
                                                                                                  21.30 Alte Musik Chorvater und Weltversteher.
                                                                      Kirsten Fuchs: sprachbe-          Der Komponist und Universalgelehrte Sethus Calvisius.
                                                                      gabt und wortgewandt              Von Michael Maul
                                                                                                  22.03 Hörspiel Woanders. Ein Hörspiel in Auseinandersetzung mit
                                21.05 UNTERHALTUNG                                                      Texten von Thomas Brasch. Von Diana Näcke, Masha Qrella

                                  Querköpfe:
                                                                                                        und Christina Runge. Regie: die Autorinnen. Mit Masha Qrella.
                                                                                                        Komposition: Masha Qrella. Musik: Andreas Bonkowski, Chris
                                                                                                        Imler, Masha Qrella. Gäste: Andreas Spechtl, Tarwater.
                                Kirsten Fuchs im Porträt                                                Ton und Technik: Alexander Brennecke und Gunda Herke.
                                                                                                        Deutschlandfunk Kultur 2020/50’26
                                                                                                  23.05 Fazit Kultur vom Tage
                                „Ich bin Geschichtenerzählerin durch und durch. Das ist kein            u. a. mit Kulturnachrichten, Kulturpresseschau
                                Beruf, das ist mein Charakter“, sagt Kirsten Fuchs, Schrift-
                                stellerin und Lesebühnen-Slammerin aus Berlin. Nach abge-
                                brochenem Studium und Schreinerinnenlehre ist sie bei den
                                Lesebühnen gelandet. 2003 gewann sie den Berliner Litera-
                                turwettbewerb „Open Mike“ – und blieb beim Geschichten-            6.30 Alles was heute Morgen wichtig ist
                                erzählen. Kirsten Fuchs schreibt und liest vor: aus ihren         10.00 Kommt gut durch den Tag
                                Romanen, Kinder- und Jugendbüchern – und vor allem aus                  Mit allen wichtigen Infos und gutem Pop.
                                                                                                  17.00 Alles was heute wichtig ist
F OTO : PA U L B O KO W S K I

                                ihren Lesebühnentexten und ihren Kurzgeschichtenbänden
                                                                                                  19.00 Eure Themen, eure Storys
                                „Eine Frau spürt so was nicht“ und „Kaum macht man mal                  Kommt gut durch den Abend.
                                was falsch, ist das auch wieder nicht richtig“. Für ihre Arbeit   22.00 Deine Podcasts: Deep Talk
                                wurde die 45-Jährige mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2022               Mit Gastgebern, die wirklich zuhören:
                                mit dem W.-G.-Sebald-Literaturpreis.                                    Rahel Klein und Sven Preger.

                                                                                                                                                                        21
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