DAS MAGAZIN MIT UNTERNEHMERISCHEN VISIONEN - Advokatenkammer Basel
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DAS MAGAZIN MIT UNTERNEHMERISCHEN VISIONEN Das BASELWORLD-«Panel» Luxusgütersektor: Es ist fast Schweizer Uhrenindustrie: Was bringt die BASELWORLD schützt geistiges Eigentum alles Gold was glänzt durch die Krise zurück zur der Region Basel? Marktleaderschaft 2 4 6 8 BASELWORLD – WELTMESSE FÜR UHREN UND SCHMUCK (MUBA) mit einem speziellen Bereich für Hotels weit über die Grenzen Basels hin- Uhren und Schmuck. Später verfügte die aus. Während acht Tagen präsentieren Sylvie Ritter «Schweizer Uhrenmesse» im Zuge der rund 2000 Unternehmen ihre Neuheiten Managing Director BASELWORLD MUBA über einen eigenen Pavillon und und Innovationen des Jahres. In allen Hal- sylvie.ritter@baselworld.com 1973 fand erstmals die «Europäische len kreieren die Aussteller in teils mehr- Uhren- und Schmuckmesse» als eigen- stöckigen Standbauten beeindruckende ständiger Anlass statt. Aussereuropäische Markenwelten. An der BASELWORLD 2010 Aussteller wurden ab 1986 zugelassen, lockten sie damit über 100 000 Fachbesu- Neues entdecken, persönliche Kontakte dies war gleichzeitig der Startschuss zur cher und rund 3000 Medienvertreter aus knüpfen und Geschäfte abschliessen – heute weltweit grössten Uhren- und der ganzen Welt nach Basel. seit 1917 bietet Basel für Uhren- und Schmuckmesse. Folgerichtig wurde dann Schmuckhändler die ideale Plattform im Jahre 2003 auch der Name der Messe in Um die Etablierung dieses internationalen dazu. Die weltweit wichtigste und gröss- BASELWORLD geändert. Dieser Name ist Anlasses voranzutreiben und den Durch- te Messe dieser Branche, die BASEL- seither Programm. führungsort Basel zu sichern, wird das WORLD findet vom 24. bis 31. März 2011 Messegelände mit Blick auf die BASEL- in Basel statt. An der BASELWORLD treffen sich einmal WORLD 2013 eine markante Modernisie- Die BASELWORLD ist eine Erfolgsge- jährlich die Hauptakteure der weltweiten rung erfahren. Damit auch in Zukunft gilt: schichte. An deren Anfang stand 1917 die Uhren- und Schmuckindustrie und sorgen BASELWORLD – Where Business Begins erste «Schweizer Mustermesse Basel» für Umsatz im Gewerbe und ausgebuchte and Trends are Created. Ausgabe 1/11 – 18. März 2011 AZB 4010 Basel
DAS BASELWORLD-«PANEL» SCHÜTZT GEISTIGES EIGENTUM gen hier raschmöglichst zu unterbinden. besucht eine Delegation des Panels zusam- Daraus entstand 1985 das Panel, ein men mit dem Beschwerdeführer den Stand Dr. Paul Rüst, Basel messeinternes Schiedsgericht, welches der beschwerdebeklagten Partei. Sie ori- Advokat und Notar, den Ausstellern für die Durchsetzung ihrer entiert den betroffenen Standinhaber, der Präsident Panel Ansprüche zur Verfügung steht. Es setzt Beschwerdeführer bezeichnet die nach ruest@swisslegal.ch sich zusammen aus Juristen und Experten seiner Meinung verletzenden Objekte, mit Spezialkenntnissen im Uhren- und worauf die Panelmitglieder dem Beschwer- Schmuckbereich; die sieben Mitglieder debeklagten die Möglichkeit einräumen, Die Uhren- und Schmuckbranche kämpft, kommen derzeit aus Deutschland, Japan, sich zu der gegen ihn gerichteten wie zahlreiche andere Wirtschaftsbereiche, Italien und der Schweiz. Beschwerde zu äussern. Es ist dies die gegen Fälschungen und Nachahmungen. Dass sich dieses Thema auch auf die BASELWORLD durchschlagen würde, Aufteilung nach Branchen war anzunehmen. Sehr erfolgreich ist 4% die Messe in ihrem Kampf für das Ein- 26 % halten des Immaterialgüterrechts mit der Einsetzung des «Panel», eines messe- internen Schiedsgerichts. Zur Schaffung des Panels Zu Beginn der 1980er-Jahre kam es ver- 70 % mehrt vor, dass Aussteller Produkte prä- Uhren 663 Schmuck 248 Maschinen, Verpackungen usw. 33 sentierten, welche geschützte Designs oder hinterlegte Marken verletzten. Die Inhaber dieser Rechte, seinerzeit vor allem Wie arbeitet das Panel? einzige Möglichkeit, sich gegen die die bekannten Schweizerischen Uhren- • Das Verfahren Beschwerde zu wehren. und Schmuckproduzenten, wollten und Ziel des Panels ist die sofortige, wenigs- mussten sich gegen die Verletzung ihrer tens provisorische Durchsetzung von Die am häufigsten vorgetragenen Gegen- Rechte wehren. Um einen sofortigen Design-, Marken-, Patentrechten etc. argumente sind naturgemäss, dass sich Schutz zu erhalten, gab es keinen anderen Beschwerdefälle, welche zwischen 09.00 die beanstandeten Objekte von den hinter- Weg als den an das Zivilgericht Basel- Uhr und 16.00 Uhr eines Ausstellungsta- legten Designs oder Marken genügend Stadt. Bis 1984 nahmen diese Fälle aber ges beim Panel eintreffen, werden glei- unterscheiden würden oder dass die bean- derart stark zu, dass sie während der acht chentags entschieden und den Beteiligten standeten Produkte bereits vor der Hinter- Tage der Uhren- und Schmuckmesse den am darauffolgenden Tag eröffnet. Konkret legung des Beschwerdeführers auf dem Betrieb am Zivilgericht beinahe zum Erlie- läuft ein Verfahren so ab, dass ein Ausstel- Markt angeboten worden seien. Um 17.00 gen brachten. 1984 war die Anzahl der ler, der sich in einem Recht verletzt fühlt, Uhr trifft sich das Panel sodann zur Bera- Verfahren auf 35 gestiegen. Verbunden beim Panel Beschwerde erhebt. Dazu tung resp. Entscheidung sämtlicher glei- war dies mit einer grossen Publizität in muss er sein geschütztes Recht belegen: chentags eingegangener Beschwerden. den Medien, was dem Messefrieden nicht mit einer Markenregistrierung oder der Kurz gefasste, schriftliche Entscheide wer- zuträglich war, sondern vielmehr die Hinterlegung des Designs (beim Institut den am gleichen Abend redigiert und am Atmosphäre und die Geschäftstätigkeit an für Geistiges Eigentum in Bern oder bei nächsten Tag um 09.00 Uhr eröffnet. Die dieser weltweit wichtigsten Messe für der WIPO World Intellectual Properity Verfügungen des Panels haben unmittelbare Uhren und Schmuck störte. Organization in Genf), mit einer Patent- Wirkung, das heisst bei der Annahme einer schrift oder einfach mit Unterlagen, welche Verletzung müssen die beanstandeten Hintergrund der unerwünschten Aus- ein unlauteres Vorgehen einer anderen Waren aus dem Stand entfernt und allenfalls wüchse ist klarerweise, dass die BASEL- Wettbewerbspartei belegen. Unverzüglich gar Standanschriften geändert werden. WORLD im Bereich des Schmucks eine starke Stellung hat, für die Uhren gar die insgesamt 801 Fälle zentrale Weltmesse darstellt. Hier trifft 14 % sich die Branche, hier werden Neuheiten präsentiert und hier holen die Unterneh- 12 % men die Aufträge für einen Grossteil ihrer 74 % Jahresproduktion, teilweise bis 90 Prozent ihres Jahresumsatzes herein. Dass sich auch Nachahmer an diesen «Marktplatz» drängten, war klar; ebenso deutlich ist aber auch das Interesse der Inhaber von Reverse 597 abgewiesen inkl. Nichteintretungen 94 Vergleich 110 gewerblichen Schutzrechten, Verletzun- 2
Die Entscheide des Panels sind aber nicht dig und – wohl immer – mit hohen Kosten Immaterialgüterrechte stand das Design definitive Urteile, sondern lediglich vor- verbunden. Es ist daher naheliegend, dass (62 Prozent), gefolgt von den Marken (13 sorgliche Verfügungen, gültig für das unseriöse Produzenten versuchen, von Prozent) und den Erfindungspatenten Areal und für die Dauer der Messe. Wer renommierten Marken zu profitieren und (5 Prozent). Beigetragen haben auch Per- sein Recht gegen einen bestimmten Aus- diese nachahmen oder gar für eigentliche sönlichkeitsrechte und Herkunftsbezeich- steller definitiv durchsetzen will, muss an Fälschungen verwenden (es wird ein Pro- nungen oder Urheberrechte. das staatliche Gericht gelangen und das Verbot in einem ordentlichen Prozess Beschwerde-Statistik erstreiten. 50 • Die geschützten Rechte 45 Im Zentrum steht zweifellos der Schutz des 40 «Designs» (früher «Muster und Modell»). 35 Dabei geht es um den Schutz einer bestimmten Gestaltung, das heisst um den 30 Schutz der kreativen Entwicklung von 25 neuen Designs. Ein Design dient auch dazu, 20 die einzelnen Produkte oder Produzenten 15 im Markt zu positionieren und gegen Kon- kurrenzprodukte und andere Hersteller 10 abzugrenzen. Beispiele für klar positionier- 5 te Produkte sind etwa die Uhren von Rolex, 0 die Swatch oder im Bereich des Schmucks 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Chopard mit den «Happy Diamonds». Reverse (597) abgewiesen inkl. Nichteintretungen (94) Vergleich (110) Erkennbar wird, dass der Erfolg von Uhren oder Schmuck einerseits die Entwicklung einer besonderen Gestaltung voraussetzt, dukt nicht nur äusserlich nachgeahmt, Der Erfolg des Panels dass er aber auch einen hohen Aufwand für sondern auch gleich mit einer falschen Massgeblich sind die Entscheide in den die Präsentation und die Durchsetzung der Marke versehen, was jedoch an der einzelnen Beschwerdeverfahren, welche Produkte beim Publikum verlangt. Ent- BASELWORLD seit Jahren nicht mehr vor- den Ausstellern zur Durchsetzung ihres sprechend gross ist die Versuchung gekommen ist). Entscheide des Panels, Rechts an der Messe verhelfen. Häufig unseriöser Marktteilnehmer, vom hohen welche eine Markenverletzung feststellen, führen diese Entscheide auch zu definiti- Bekanntheitsgrad und der Reputation etwa sind meist hart. Es gilt nicht nur, ein ein- ven Vereinbarungen zwischen den Parteien, bezüglich Qualität zu profitieren. Die Nach- zelnes Objekt aus der Messe zu entfernen, zeitlich unlimitiert und weltweit gültig. ahmerprodukte lassen sich meist in viel sondern häufig eine ganze Linie, einen Verschiedene Gerichte setzen in allenfalls geringerer Qualität produzieren und dem- grossen Teil des Angebots oder den gan- nachfolgenden Prozessen die Panel-Aus- zufolge auf dem Markt zu einem erheblich zen Marktauftritt mit Broschüren und führungen im Sinne von Expertisen ein günstigeren Preis anbieten. Die Prüfung, Standanschrift zu ändern. und entscheiden meist in gleichem Sinn. ob ein geschütztes Design nachgeahmt Für die BASELWORLD ist zentral, dass sich und damit verletzt worden ist, hat sich Weiter geltend gemacht werden gelegent- die Aussteller mit den Jahren praktisch danach zu richten, welches die charakte- lich Verletzungen von Erfindungspaten- ausnahmslos ihrer Verpflichtungen aus dem ristischen Merkmale des registrierten ten, falsche Herkunftsbezeichnungen, Immaterialgüterrecht bewusst geworden Designs bilden, ob diese übernommen ebenso Verstösse gegen die Regeln sind und sich um deren Einhaltung bemüh- worden sind und damit durch das «Nach- betreffend den unlauteren Wettbewerb. en. Die noch vorkommenden Verletzungen ahmer-Produkt» ein täuschend ähnlicher sind – mit ca. 25 Beschwerden pro Jahr – Gesamteindruck erweckt wird. • Einige Zahlen zahlenmässig gering geworden. Die BASEL- Das Panel hatte seit 1985 insgesamt 801 WORLD kann als «sauber» gelten. Regelmässiger Gegenstand von Beschwer- Beschwerden zu beurteilen, wobei es in 74 den sind auch behauptete Markenverlet- Prozent der Fälle eine Verletzung annahm; zungen. Eine Marke soll das Produkt eines 12 Prozent wurden abgewiesen oder es Dr. iur. Paul Rüst ist Rechtsanwalt und Notar mit den Herstellers kennzeichnen und von denje- wurde darauf nicht eingetreten und bei 14 Spezialgebieten Vertragsrecht, nigen anderer Anbieter unterscheidbar Prozent kam es, meist ausserhalb des Immobilien- und Baurecht. Zudem ist er machen. Anerkannte Marken haben einen Panels, zu einem Vergleich und zum Rück- Partner von SwissLegal Dürr + Partner in Basel und Vizepräsident BVB Basler grossen wirtschaftlichen Wert, indem sie zug der Beschwerde. 70 Prozent der Ver- Verkehrsbetriebe. Neben dem BASEL- den Verkauf eines Produktes, auch von fahren betrafen Uhren, 26 Prozent Schmuck WORLD-Panel präsidiert er auch die Uhren oder Schmuck, stark unterstützen. und 4 Prozent Maschinen, Verpackungen Mittelstands-Vereinigung Basel. Der Aufbau einer Marke ist sehr aufwen- etc. Im Vordergrund bezüglich der 3
LUXUSGÜTERSEKTOR: ES IST FAST ALLES GOLD WAS GLÄNZT Volkswirtschaften ein überproportional nen, eigene Luxushotels zu eröffnen und starkes Wirtschaftswachstum aufweisen. ist damit in den Touristikbereich vorge- lic. oec. HSG Matthias Geissbühler Entsprechend haben die Luxusgüterkon- stossen. Auch die Swatch Group hat auf Leiter Anlagestrategie zerne diese Regionen entdeckt und ihre Weise eine Diversifikationsstrategie La Roche & Co Banquiers investieren massiv in die neuen Märkte. gewählt, welche sich aber primär im Kern- mge@lrc.ch Vertriebskanäle werden aufgebaut, neue geschäft der Uhrenproduktion abspielt. «Flagship Stores» eröffnet und speziell auf Durch die Akquisition von verschiedenen diese Märkte ausgerichtete Werbekam- Marken aus unterschiedlichen Segmenten Die grossen Luxusgüterkonzerne haben pagnen gestartet. Es deutet vieles darauf deckt die Gruppe heute praktisch jede in den vergangenen Tagen ihre Jahresab- hin, dass sich diese Investitionen auszah- Preisklasse ab. Von der einfachen und schlüsse präsentiert und dabei meist len werden – die Wachstumsaussichten für preisgünstigen Swatch über das mittlere rekordhohe Umsätze und Gewinne aus- den Sektor sind also weiterhin intakt. Preissegment mit den Hauptmarken Tissot gewiesen. Der Uhrenkonzern Swatch Umsatzanteil Kurs/Gewinn- konnte für 2010 ein organisches Umsatz- Titel Marktkapitalisierung Umsatz 2010 Wachstum Emerging Verhältnis Rendite in CHF in CHF wachstum von 21.8 Prozent ausweisen Markets 2011E und damit das bisherige Rekordjahr 2008 LVMH 77,0 Mrd. 26,17 Mrd. + 3,6% 34,8% 19,2 x 1,75% locker übertreffen. Der ebenfalls in der Quelle: Bloomberg Richemont 32,7 Mrd. 8,99 Mrd. + 23,0% 45,7% 20,7 x 0,60% Schweiz beheimatete Konzern Richemont Swatch 22,2 Mrd. 6,38 Mrd. + 21,8% 39,2% 17,6 x 1,20% steigerte die Erträge im abgelaufenen Hermès 20,9 Mrd. 3,15 Mrd. + 15,7% 45,2% 32,6 x 1,35% Jahr sogar um 23 Prozent. Erstaunlicher- weise wurden diese Ergebnisse trotz des Bulgari 3,1 Mrd. 1,39 Mrd. + 3,1% 33,3% 25,6 x 0,60% starken Schweizerfrankens erzielt. Die Tabelle 1: Kennzahlen zu den wichtigsten europäischen Luxusgüterkonzernen, Quelle: Bloomberg europäischen Mitkonkurrenten wie Louis Vuitton Moët Hennessy (kurz LVMH), Grosse Bedeutung von Statussymbolen und Certina, dem oberen Preissegment Bulgari, Hermès oder Burberry profitier- In den bevölkerungsstarken asiatischen (Longines, Rado) bis zum Luxussegment ten ihrerseits vom schwachen Euro und Staaten nimmt die Urbanisierung stark zu. mit den Brands Breguet, Blancpain, konnten zum Teil ebenfalls zweistellige In der Anonymität der Millionenmetropolen Omega sowie Glashütte kann man beim Wachstumsraten vorlegen. Angesichts ist das Bedürfnis nach Individualisierung Bieler Konzern alles finden. Neben dem der negativen News aus den europäi- gross und wer es sich finanziell leisten Hauptgeschäft Uhren hat die Gruppe aber schen Peripheriestaaten und der teilwei- kann, kauft sich deshalb Luxusgüter, um auch erste Vorstösse in den Schmuck- se noch immer hohen Arbeitslosigkeit in sich von der Masse abzuheben. Zudem ist bereich gewagt und wird auch in diesem Europa und den USA, stellt sich die Frage gerade in diesen Ländern die Bedeutung Bereich in Zukunft stark wachsen können. woher dieses Wachstum stammt und wel- von Statussymbolen sehr hoch. Wer sich Noch viel breiter aufgestellt sind die Kon- ches die Wachstumstreiber sind. eine Rolex oder eine Louis Vuitton Hand- zerne Richemont und LVMH. Während sich tasche leisten kann, signalisiert damit, Richemont auf die Bereiche Schmuck, Schwellenländer als Wachstumstreiber erfolgreich zu sein und etwas erreicht zu Uhren, Lederwaren und Schreibgeräte Die Verkäufe in den Schwellenländern und haben. Dafür sind viele asiatische Konsu- konzentriert, bietet LVMH zusätzlich noch allen voran in China haben in den letzten menten bereit, tief ins Portemonnaie zu Champagner und Cognac an und verfügt Jahren deutlich angezogen. Als Folge des greifen. Auch das Vorbild des westlichen zudem über einen starken Kosmetikbe- starken Wirtschaftswachstums ist eine Lebensstils begünstigt die Nachfrage reich. Die breite Diversifikation hat sich neue Käuferschicht herangewachsen, zusätzlich. Es ist aus diesen Gründen davon als durchaus erfolgreich erwiesen. Schwä- welche über das nötige Einkommen ver- auszugehen, dass die Verkaufszahlen auch chen in den einen Bereichen können oft fügt, um Luxusgüter wie Uhren, Schmuck in den kommenden Jahren robust sein wer- durch ein starkes Wachstum in anderen oder Kosmetika zu kaufen. Verschiedene den. Mit dem Kauf von Luxusgüteraktien Segmenten wettgemacht werden. Zudem Marktforschungsinstitute gehen davon profitiert der Anleger also indirekt vom star- sind die Grössenvorteile in den Bereichen aus, dass sich die Anzahl Haushalte mit ken Wachstum in den Emerging Markets. Produktion, Vertrieb und Marketing gerade einem Jahreseinkommen von über CHF im Luxusbereich nicht zu unterschätzen. 150 000 bis 2020 verdoppeln wird. Beson- Diversifikation oder Fokussierung? Es ist auch deshalb davon auszugehen, ders stark wird der Zuwachs in China, Unter den kotierten Unternehmungen gibt dass eine weitere Konsolidierung im Russland und Indien sein. Bereits jetzt es heute nur noch wenige klar fokussierte Sektor stattfinden wird. So hat LVMH erwirtschaften die führenden Luxusgüter- Luxusgütergesellschaften. Am ehesten beispielsweise klammheimlich eine gesellschaften einen Drittel bis teilweise können noch der italienische Schmuck- Beteiligung von über 20 Prozent am fran- fast die Hälfte der Gesamtumsätze in hersteller Bulgari sowie der französische zösischen Konkurrenten Hermès zusam- Asien. Neben dem schon seit längerem Konzern Hermès dazugezählt werden. mengekauft. Es steht ausser Frage, dass sehr bedeutenden Markt Japan haben die Aber auch diese Gesellschaften versuchen die LVMH Gruppe an einer Totalübernah- Verkäufe in China und Indien deutlich vermehrt, von ihrem bekannten Namen zu me interessiert ist. Auch Bulgari wird zugenommen. Auch in diesem Jahr dürf- profitieren und in neue Geschäftsfelder immer wieder als Übernahmekandidat ten gemäss Schätzungen die asiatischen vorzudringen. So hat Bulgari etwa begon- gehandelt und dürfte früher oder später 4
akquiriert werden. Damit würde letztlich Anleger profitieren laufen als allgemein angenommen. Zudem ein bereits seit langem laufender Konsoli- Investitionen in Luxusgüteraktien haben sind wie beschrieben die weiteren Wachs- dierungsprozess weitergeführt. sich langfristig gelohnt. Das überpropor- tumsaussichten erfreulich. Favorisieren tional starke Gewinnwachstum und die würden wir die grossen und diversifizierten Wachstum durch Übernahmen hohen Margen haben auch die Aktienkur- Konzerne Swatch, Richemont und LVMH. Die grossen Luxusgüterkonzerne sind se beflügelt. Wer Anfang 2008 Aktien der Die kleineren Gesellschaften sind deutlich allesamt gerade auch durch Akquisitio- Konzerne Hermès, LVMH, Richemont oder volatiler und bewertungsmässig teurer. Als nen gewachsen. Ein Paradebeispiel ist Swatch gekauft hat, konnte zum Teil schö- Alternative zu Einzelanlagen stehen den sicher die Swatch Group. Der Uhrenkon- ne Wertzuwächse erzielen. Während der Anlegern auch einige interessante, auf den zern hat seit der Gründung laufend globale Aktienindex MSCI World insge- Luxusgütersektor fokussierte Anlagefonds Uhrenmarken aus den verschiedensten samt über 10 Prozent an Wert einbüsste, zur Verfügung. Obwohl die Aktien kurzfristig Preissegmenten zusammengekauft. Mit lagen mit Ausnahme von Bulgari alle also eher überkauft und bewertungsmässig dem Kauf von Breguet im 1999 wurde das Luxusgüteraktien klar im Plus. Getrieben teuer sind, dürften sie längerfristig weiter- obere Preissegment der Luxusuhren auf- durch Übernahmefantasien konnte die hin zu den Gewinnern gehören. Anstatt gebaut und mit den Akquisitionen von Aktie von Hermès in der Zeitspanne heute dem Enkelkind zum Schulanfang eine Montres Jaquet Droz sowie der Glashüt- 1. 1. 2008 – 10. 2. 2011 um über 80 Prozent Swatch zu kaufen, kann es also Sinn machen, ter Uhrenbetriebe im folgenden Jahr zulegen. Auch LVMH mit einem Plus von anstatt der Uhr eine Aktie zu verschenken. weiter verstärkt. Auch strategische Alli- 45 Prozent, Richemont (+39 Prozent) und Die Chance besteht durchaus, dass sich bis anzen werden munter geschmiedet. Seit Swatch (+26 Prozent) brachten positive zum Berufseinstieg der Wert der Aktie 2007 produziert und verkauft Swatch bei- Renditen und konnten den Vergleichsin- soweit verteuert hat, dass es bis dann zu spielsweise Uhren unter dem Label Tif- dex deutlich schlagen. einer Omega reicht. fany & Co. Tiffany profitiert von der hohen Produktequalität und erhält Lizenzge- 250 bühren von Swatch. Swatch ihrerseits kann dadurch die Produktionsstätten 200 optimal auslasten und zudem weitere Grössenvorteile in der Produktion erzie- Richemont 150 len. Auch Richemont ist im Grunde Swatch genommen eine Holding mit verschiede- 100 LVMH nen zusammengekauften Marken. 1998 Bulgari wurde der Luxusgüterhersteller Vendôme 50 Hermes gekauft, im Jahr 2000 übernahm die Gruppe den Uhrenhersteller Jaeger- MSCI World LeCoultre (vor der Nase der Swatch 0 14. .2008 31. .2008 14. .2008 25. .2008 07. .2008 18. .2008 30. .2008 11. .2008 30. .2008 13. .2009 28. .2009 12. .2009 24. .2009 04. .2009 16. .2009 27. .2009 14. .2009 25. .2010 12. .2010 26. .2010 07. .2010 18. .2010 29. .2010 10. .2010 22. .2010 04. .2010 1 Group) und im 2003 wurde der Juwelier 201 02. Van Cleef & Arpels akquiriert. Im vergan- 01 02 03 05 06 08 09 10 12 01 03 04 06 07 09 10 11 01 02 04 05 07 08 09 11 12 03. genen Jahr wagte Richemont mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung am Internetretailer Net-A-Porter zudem Abbildung 1: Kursentwicklung der wichtigsten europäischen Luxusgüterkonzerne den Schritt in die virtuelle Welt. Auch der weltweit grösste Luxusgüterkonzern Auf aktuellen Niveaus sind die meisten LVMH ist letztlich nicht viel mehr als eine Luxusgüteraktien allerdings hoch bewertet. Ansammlung von weltbekannten Mar- Gemessen am Kurs/Gewinn-Verhältnis ken. Hervorgegangen aus der Fusion (KGV) ist die Aktie der Swatch Group mit zwischen Louis Vuitton und Moët Hen- 17.3x noch am günstigsten zu haben. Aber nessy kauft der Konzern laufend neue auch diese Aktie weist eine deutliche Bewer- Gesellschaften dazu. Beispielsweise tungsprämie gegenüber dem Gesamtmarkt wurde 1997 mit dem Kauf von Sephora auf. Der Swiss Market Index als Gesamtes der Schritt in den Retailbereich gewagt. weist zurzeit ein KGV von 12.1x auf. Vor die- Auch verschiedene Uhrenmarken wie sem Hintergrund ist kurzfristig durchaus TAG Heuer (1999) oder Hublot (2008) mit Kursrückschlägen zu rechnen. Die guten Matthias Geissbühler ist Leiter der Abteilung Anlagestrategie wurden akquiriert. Weiter Topmarken Wachstumsaussichten und die hohen Mar- bei La Roche & Co Banquiers. Die Basler unter dem LVMH-Dach sind Donna Karen, gen sprechen aber längerfristig klar für Privatbank verfügt über Tochtergesell- Fendi, Pucci, Givenchy, Marc Jacobs, höhere Notierungen. Die jüngste Vergan- schaften in Bern und Olten und unterhält Kenzo, Zenith, Dom Pérignon oder De genheit hat eindrücklich gezeigt, dass die eine Repräsentanz in Zürich. Seit März 2008 ist sie mit einer Tochter- Beers. Es ist davon auszugehen, dass in Verkäufe von Luxusgütern auch in konjunk- gesellschaft in Hongkong auch im Fernen ein paar Jahren auch Hermès dazukom- turell schwierigen Phasen äussert robust Osten präsent. men wird. bleiben und deutlich weniger zyklisch ver- 5
DURCH DIE KRISE ZURÜCK ZUR MARKTLEADERSCHAFT Hayek, der zwei Jahre später mit Inves- Folgen: Fernöstliche Massenprodukte, in toren die Aktienmehrheit der SMH (seit konsumentenfreundlicher Preisgestal- Niggi Freundlieb 1998 Swatch AG) übernahm. Er lancierte tung und kostengünstig produziert sowie Chefredaktor die kostengünstige Plastik-Quarzuhr technologisch überlegen, überschwemm- DER GESCHÄFTSFÜHRER SWATCH und führte zudem moderne ten den Weltmarkt und liessen die niggi@freundlieb.ch Marketing-Methoden ein. Damit begann Schweizer Uhrenindustrie förmlich ein- der Wiederaufschwung der Schweizer brechen: Zwischen 1970 und 1985 musste Uhrenindustrie, welche ab Mitte der die Hälfte aller Uhrenfirmen in der Der weltgrösste Uhrenkonzern SWATCH 1980er Jahre vor allem im Bereich der Schweiz schliessen und 90 000 zum Teil hat für 2010 erstmals in seiner Geschich- mechanischen Uhren, die nun im höheren hoch qualifizierte Arbeitnehmende verlo- te einen Reingewinn in Milliardenhöhe und im Luxuspreissegment angeboten ren ihre Stelle. Damit hatte ein Produkt, erwirtschaftet. Trotz Währungsverlusten wurden, ihre beherrschende Stellung im das weltweit ein Synonym für schweizeri- stieg er um 41,5 Prozent gegenüber dem Weltmarkt zurückerlangte. sche Herstellungskunst war, aber auch Vorjahr auf 1,08 Milliarden Franken. Bei für Werte wie Präzision und Qualität stand einem Rekord-Brutto-Umsatz von 6,4 Stationen einer Krise und damit ein Stück Schweizer Kultur Milliarden Franken peilt der Konzern mit- Von 1949 bis 1970 verzeichnete die schwei- darstellte, seine Bedeutung verloren. telfristig einen Umsatz von zehn Milliar- zerische Uhrenindustrie ein starkes den Schweizer Franken an. Bei aller Wachstum, auf dessen Höhepunkt 1970 in Diese Krise hatte aber nicht nur nachhal- Euphorie über diese Zahlen ist aber die rund 1500 Unternehmen vornehmlich tige Auswirkungen auf die ganze Branche, Uhrenkrise der 1970er und 1980er Jahre mechanische Uhren produziert wurden. sondern betraf die traditionellen Uhrenre- immer noch gegenwärtig, während der Die Periode bis etwa Mitte der 1970er gionen zwischen Genf und Schaffhausen die Schweizer Uhrenbranche von der Jahre wurde dann durch eine Überhitzung empfindlich. Vor allem in den ehemaligen Konkurrenz aus Fernost überflügelt der Konjunktur und durch eine hohe Infla- Uhrmacherhochburgen in und um Biel wurde und ihre bisherige weltweite Vor- tionsrate geprägt. Erste Zeichen einer oder im Berner und Neuenburger Jura machtsstellung einbüsste. Krise der Schweizer Uhrenindustrie mani- hatte der Niedergang gesamtgesell- festierten sich: Die Gehälter stiegen stark, schaftliche Auswirkungen wie hohe In dem auch als «Quarzkrise» bezeichne- was die Automatisierung der Produktion Arbeitslosigkeit, soziale Verelendung und ten Niedergang vermochte die einheimi- förderte, gleichzeitig aber auch den Abbau damit verbundene Steuerausfälle zu sche Uhrenproduktion anfangs der 1970er des Personalbestandes von 15 Prozent zur Lasten der Gemeinden. Dies führte zu Jahre die von ihr entwickelte Quarz-Tech- Folge hatte. Ab 1975 befand sich dann Forderungen nach wirtschaftlicher Unter- nologie nicht in die Massenproduktion die gesamte Branche im freien Fall. Nach stützung durch den Staat und gipfelte umzusetzen. Demgegenüber gelang es dem Erdölpreisschock, der die Gesamt- 1978 in einem Bundesbeschluss für fernöstlichen Herstellern, die neue Tech- wirtschaft in Mitleidenschaft zog, wurde Finanzierungsbeihilfen zugunsten wirt- nologie, die in Bezug auf Genauigkeit die Schweizer Uhrenindustrie zudem vor schaftlich bedrohter Regionen. und Vereinfachung den herkömmlichen allem von der so genannten Quarzkrise mechanischen Uhren überlegen war, per- getroffen, einer Krise, die erst rund zehn Mit SWATCH wie Phoenix aus der Asche fekt zu adaptieren und dank Massenpro- Jahre später überwunden werden konnte. Weil die «Quarzkrise» nicht nur ein öko- duktion markant billiger zu produzieren. nomisches Desaster war, sondern auch In kürzester Zeit wurde der Weltmarkt mit Stammten Ende der 1960er Jahre 44 Pro- das Image des Werkplatzes und der den Quarzuhren «Made in Fernost» über- zent der weltweit produzierten Uhren aus Exportnation Schweiz beschädigte, schwemmt, während die Umsätze der der Schweiz, waren es 15 Jahre später bestand nicht nur bei der betroffenen schweizerischen Hersteller mit ihrer gerade noch 13 Prozent. Fatalerweise Uhrenindustrie selbst, sondern vor allem auf mechanische Uhren ausgerichteten entpuppte sich die erste batteriebetrie- auch bei den Banken Handlungsbedarf. Produktion regelrecht zusammenbra- bene Quarzarmbanduhr, die 1967 im Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist chen. Im Zuge dieser Entwicklung musste «Centre Electronique Horloger» in Neu- allerdings die Tatsache, wie lange es dau- über die Hälfte aller Uhrenfirmen in der enburg entwickelt wurde, als einer der erte, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, Schweiz schliessen. bestimmenden Auslöser der Krise. Die dass man nur mit der Rückbesinnung auf Entwicklung dieser Technologie hätte der Kreativität, technologische Innovation, Erst durch die 1983 erfolgte Fusion der Schweizer Uhrenindustrie einen neuen handwerkliche Fähigkeiten und vermehr- Gesellschaften «Allgemeine schweizeri- Wachstumsschub bescheren können, te Zusammenarbeit einen Ausweg aus sche Uhrenindustrie» (ASUAG) und man überliess deren Weiterentwicklung einer strukturellen Krise diesen Ausmas- «Société suisse pour l'industrie horlogère» aber Herstellern vor allem aus Japan und ses finden konnte. (SSIH) zur «Société Suisse de Microélec- brachte auch keine kostengünstige Mas- tronique et d'Horlogerie» (SMH) konnte senproduktion zustande. Stattdessen 1983 entstand unter massgeblicher Betei- die Trendwende eingeleitet werden. Einer konzentrierte sich die Branche weiterhin ligung von Nicolas G. Hayek die SMH, ein der Architekten der Umstrukturierung auf die Entwicklung mechanischer Uhren. Zusammenschluss der ASUAG und der und des Zusammenschlusses war der Diese Fehlentscheidung hatte ruinöse SSIH. Mit der Gründung dieses neuen damals noch unbekannte Nicolas G. 6
Foto: panthermedia Konzerns, an dessen Spitze nach der banduhren «Made in Switzerland». Dank zent für den Export bestimmt sind. Men- Übernahme der Aktienmehrheit ab 1985 den Erfolgen des SWATCH-Konzerns ist genmässig repräsentiert das Exportvolu- Nicolas G. Hayek stand, wurde der Wie- die Schweiz seit 1995 weltweit wieder das men der Schweizer Uhrenindustrie, in der deraufschwung der Schweizer Uhrenin- führende «Uhrenland». heute wieder rund 50 000 Menschen tätig dustrie eingeleitet. Bereits ein Jahr später sind, zwar weniger als zehn Prozent der konnte die Talfahrt gestoppt und der Per- Plastik ebnet der Mechanik das Comeback Weltproduktion, wertmässig liegt die sonalbestand mit 36 000 Beschäftigten in Mit den Erfolgen seiner Plastikuhren Schweiz mit ihren Uhrenexporten aber mit rund 560 Unternehmen stabilisiert wer- schaffte der SWATCH-Konzern für die rund 16 Milliarden Franken an der Spitze. den. Hayek, ein begnadeter Vermarkter, Schweizer Uhrenindustrie aber auch das erkannte zudem zusammen mit dem Comeback für die mechanische Uhr. Mit Der Erfolg der SWATCH, beziehungsweise Ingenieur Ernst Thomke von der Tochter- Traditionsmarken wie Breguet, Blancpain, die Umstrukturierung und Neuausrichtung gesellschaft ETA das Marktpotential einer Omega, Longines, Tissot, Rado, Balmain der Uhrenbranche ist wegweisend für die kostengünstigen Quarz-Uhr, die er unter oder Certina, die allesamt zur SWATCH- gesamte Schweizer Industrie. Die lang dem Namen SWATCH produzierte. Die Gruppe gehören, werden mechanische andauernde Krise der 1970er und 1980er Plastikarmbanduhr bestand aus lediglich Uhren im höherpreisigen Segment und im Jahre hat zu einem radikalen Umdenken 50 Teilen, wurde vollautomatisch in Mas- Luxusbereich angeboten; gleichzeitig geführt; ein Umdenken, das die Produktivi- senproduktion hergestellt und schlug von konnten sie von der Strukturbereinigung tät erhöht, die Konkurrenzfähigkeit der Beginn an wie eine Bombe ein. und den radikal verbesserten Marketing- Exportwirtschaft wiederbelebt und das massnahmen der Schweizer Uhrenindus- Potential innovativer Marketingstrategien Nicolas G. Hayek verkaufte aber nicht ein- trie profitieren. Nun war es plötzlich wie- eindrücklich aufgezeigt hat. fach eine gewöhnliche Uhr, sondern ein der «in», eine teure Uhr zu tragen, um sich Lifestyle-Produkt. Dank standardisierter so von den Massenprodukten abzugren- Produktionsweise konnten ständig neue zen. Auch andere Schweizer Marken wie Modelle auf den Markt gebracht werden. Rolex, Enicar oder Chronoswiss gehören Musste früher eine teure (mechanische) zu den Gewinnern dieser Entwicklung. Niggi Freundlieb Konfirmationsuhr ein ganzes Leben ihren ist freischaffender Journalist und Dienst verrichten, konnte sich nun der Zwar entfallen nur zehn Prozent des Pro- Redaktor in Basel und hat unter anderem für Radio DRS 3, Radio Basilisk, Radio X, Kunde mehrere Uhren leisten, die er je duktionsvolumens in der Schweiz auf 20Minuten und TV 1 Nordwestschweiz nach Anlass oder Tätigkeit tragen konnte. mechanische Uhren, diese machen jedoch gearbeitet. Er blickt auf eine langjährige Mit wegweisendem Marketing wurde der die Hälfte des Umsatzes aus. Insgesamt Erfahrung als Beobachter der Schweizer Wirtschaft zurück. Name SWATCH in alle Welt getragen und werden in der Schweiz jährlich rund 33 er steht seither als Begriff für Quarzarm- Millionen Uhren produziert, wovon 95 Pro- 7
WAS BRINGT DIE BASELWORLD DER REGION BASEL? tigen Wirtschafts- und Fachmedien über Was genau trägt das Standortmarketing Sabine Horvath, MScom die Weltmesse in Basel berichtet wird. zu diesem Erfolg bei? Leiterin der Abteilung Aussen- Wenn es gelingt, über die Messehallen Wir wissen, dass Bevölkerung und Staat in beziehungen und Standortmarketing hinaus die Stärken Basels zu thematisie- diesen Tagen einen grossen Beitrag für im Basler Präsidialdepartement ren, ist das eine äusserst wirkungsvolle eine vorbildliche Gastfreundschaft der sabine.horvath@bs.ch Imagekampagne. ganzen Region leisten, deshalb konzent- rieren sich die Aktivitäten unserer Abtei- Was macht den Erfolg der BASELWORLD lung auf konkrete Anliegen der Messe- An der Weltmesse BASELWORLD wird aus? leitung. Basel muss für ein internationales Basel für die Uhren- und Schmuckbranche Einerseits ist es die Bedeutung und Quali- Publikum bereit sein und die gewünschten zum Nabel der Welt. Was bringt dieser tät der BASELWORLD als Weltmesse, Informationen im Internet oder vor Ort Anlass dem Standort Basel? andererseits die Standortqualität Basels. anbieten. So steht während der Messe Die Bedeutung der BASELWORLD als Aussteller und Messebesucher fühlen sich jeweils ein grosses Welcome-Zelt auf dem Imageträger und Wirtschaftsfaktor für die hier sicher aufgehoben und finden das Centralbahnplatz, das in enger Zusam- Region Basel ist immens: Jeweils über richtige Umfeld, um in professioneller menarbeit mit Basel Tourismus betrieben 2000 ausstellende Firmen beschäftigen Umgebung ihre Geschäfte abzuschliessen. wird und als zentrale Informations- und während der Messe gegen 30 000 Mitar- Ein wichtiger Punkt ist auch die Rechts- Anlaufstelle für die auswärtigen Gäste beitende aus rund 50 Ländern. Über sicherheit, welche die Schweiz im Allge- dient. Zudem werden die Aussteller der 100 000 Besucherinnen und Besucher aus meinen bietet. BASELWORLD mit einem Willkommens- etwa 100 Ländern kommen nach Basel, brief, einem Informations-Set über Basel um hier ihre Geschäfte zu tätigen. Ebenso Welchen Beitrag kann die Stadt Basel und einem Gastgeschenk bedient. Die bedeutungsvoll ist die internationale Aus- leisten? Stadt wird beflaggt und dem internationa- strahlung der BASELWORLD. Sie trägt Ein wesentlicher Erfolgsfaktor liegt im Kon- len Publikum wird auch das Einkaufen am den Brand «Basel» in die Welt hinaus und zept der «Messe in der Stadt». Es ist in den Sonntag ermöglicht. Oberstes Ziel all die- steigert damit unser Image und unseren vergangenen Jahren auch gut gelungen, den ser Massnahmen ist es, den auswärtigen Bekanntheitsgrad. Messestandort entsprechend den steigen- Gästen mit konkreten Angeboten einen den Bedürfnissen der Weltmessen weiter- Service zu bieten, der über die gewohnte Und wie macht sich dieser Zusatzeffekt zuentwickeln; ich denke dabei etwa an die Gastfreundschaft hinausgeht. bemerkbar? neuen Hallen wie auch die Umgebungsge- Dank der BASELWORLD rückt unsere staltung und die staatlichen Grundleistun- Frau Horvath, herzlichen Dank für das Stadt weltweit in das mediale Rampen- gen in den Bereichen Sauberkeit, Sicherheit Gespräch. licht. Für diese Messe reisen über 3000 und Verkehr. Hinzu kommen unzählige Medienschaffende aus rund 70 Ländern Begleitmassnahmen, angefangen bei der nach Basel. Dies führt dazu, dass während Beflaggung der Stadt bis hin zu den Wel- der BASELWORLD praktisch in allen wich- come-Aktionen für die Gäste aus aller Welt. IMPRESSUM Nummer 1/2011, erscheint viermal jährlich. HERAUSGEBER: Handelskammer beider Basel (info@hkbb.ch), Advokatenkammer Basel, Basellandschaftlicher Anwaltsverband (sekretariat@advokaturambahnhof.ch) grosszügig unterstützt von der Jubiläumsstiftung La Roche & Co (jubilaeumsstiftung@larochebanquiers.ch) REDAKTION: Dr. iur. Alexander Filli, Dr. iur. Roland Gass, Dr. iur. Urs D. Gloor, Andrea Tarnutzer-Münch, Master of Law, lic. phil. I Roger Thiriet LAYOUT: Elmar Wozilka, Handelskammer beider Basel, Druck: bc medien ag, Arlesheim ADRESSE: «tribune», Aeschenvorstadt 67, Postfach, 4010 Basel Telefon: +41 61 270 60 61 Telefax: +41 61 270 60 65 E-mail: tribune@hkbb.ch Tribune ist eine offizielle Publikation der herausgebenden Organisationen für deren Mitglieder. Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für Nichtmitglieder kostet das Jahresabonnement CHF 20.– 8
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