Das Windjahr 2007 Rekordverdächtige Erträge - Windkraft ist Europameister
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Nr. 48 – März 2008 I n t e re s s e n g e m e i n s c h a f t W i n d k ra f t Ö s t e r re i c h Das Windjahr 2007 Rekordverdächtige Erträge Windkraft ist Europameister Beim Zubau erstmals stärker als Gas Österreichs Energiepolitik Richtige Ziele, falsche Wege GZ 02Z034426 © EWEA / Foto: Mihalis Konstandinis P.b.b. 3100 St. Pölten Wild im Wind Die Kinder-Beilage zum Herausnehmen
Editorial IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Abspeisetarife statt Einspeisetarifen Auch heuer wurde wieder eine neue Verordnung zum Ökostromgesetz 2002 erlassen, deren Bestimmungen allerdings die ursprüngliche Absicht des kontinuierlichen Ausbaus Erneuerbarer Energien nur verhöhnen. Normalerweise, wenn ich denn Be- Wieder einmal lernen wir einen Hundertstel Cent auf 7,54 Cent/kWh. Das griff „nationalen Schulterschluss“ höre, neuen schlechten Witz aus der Sammlung entspricht zwar nicht der Absicht, dass die kratze ich geistig die Kurve wie ein Düsen- „Österreichische Energiepolitik“ kennen: Tarife so hoch sein sollen, dass damit die jet. Wer will mich da schon wieder verein- die Einspeisetarifverordnung für 2008. Erneuerbaren Energien kontinuierlich aus- nahmen, mich mundtot machen und die Na- Eigentlich sollte sie schon am 1. Jänner gebaut werden können. Aber was soll’s! tion für mich sprechen lassen? Als ich aber vorliegen. Doch wie das so ist, wenn Da man gerade beim Witzereißen von der Allianz der neun österreichischen Berge kreißen, bevor sie ein Mäuschen war, verordnete man der Kleinwasserkraft Umweltlandesräte gehört habe, die über gebären, dauerte es gut drei Monate, bis den gleichen Tarif wie schon 2002. Und alle Parteigrenzen hinweg einen nationalen Sozial- und Umweltministerium dem das, obwohl seit Jahren ganz klar im Ge- Schulterschluss in der Energie- und Klima- Entwurf des Wirtschaftsministeriums setz steht, dass spätestens 2006 die Tarife politik fordern, habe ich zum ersten Mal vom 23. November 2007 ohne Änderung für die Wasserkraft „an die Realität anzu- seit langem wieder an die Macht der (poli- für 2008 zustimmten. Und was das passen“ seien. Und auch dort sind die An- tischen) Vernunft geglaubt. Denn ich habe für ein tolles Mäuschen wurde! lagenpreise deutlich gestiegen. Das zeigt den Eindruck, die meinen das ernst mit ihrer Im Beipacktext des Wirtschafts- auch der allgemeine Marktpreis für Strom, überparteilichen Opposition gegen die in ministeriums steht zu lesen, dass schon der seit 2002 nicht gesunken, sondern seit der Novelle geplante Ökostromblockade. die Verordnung 2007 nicht so wirklich damals auf mehr als das Doppelte gestie- „Aus Gründen der Sicherheit und taugte. Die (ohnehin sehr mageren) Aus- gen ist. Ergebnis: Der neue/alte „Förder- Diversifizierung der Energieversorgung … baupläne für Wind, Biomasse und Sonne tarif“ für Kleinwasserkraft liegt jetzt schon stellt sich die Forcierung der Stromerzeu- seien bei Weitem nicht erreicht worden, unter dem normalen Strompreis. „Bravo“, gung aus erneuerbaren Energiequellen als weil die Preise für Anlagen, Rohstoffe kann man da nur den Ministern zurufen, eine Maßnahme dar, der höchste Priorität und Zinsen gestiegen seien. Dort steht „wir verstehen, dass Ihr für diesen Genie- zukommt.“ So steht es in den „Erläuterun- auch, dass sich die Tarife an den tatsäch- streich drei Monate gebraucht habt. Mit gen“ zum Novellenentwurf. Ja wenn das die lichen Produktionskosten zu orientieren diesen neuen Abspeisetarifen habt Ihr gewünschte Richtung ist, warum gibt dann hätten, gleichzeitig jedoch jedes Jahr sin- zwar keine Antworten gegeben, wie wir die Regierung einen Weg vor, der in die ge- ken müssten. Weil das alles nicht mehr unsere Energieversorgung möglichst rasch nau entgegengesetzte Richtung führt? Wissen zusammenpasste, fand man eine „Öster- sichern können, dafür haben wir einen sie und ihre Energieexperten Dinge, die wir reichische Lösung“: Man senkte die Tarife neuen Witz gehört, der auch nicht besser Normalsterbliche nicht wissen? Die andere für Windkraft nur „symbolisch“ um ein als die früher erzählten ist. Danke!“ Experten wie die IEA und Wirtschaftsana- lysten wie A.T. Kearney nicht wissen, die die Erneuerbaren Energien als notwendige und effiziente Alternative ansehen? Es kann doch auf Dauer nicht ange- hen, dass diese Regierung, nach dem Motto „Kopf in den Sand“, mit einem „Ökostrom- verhinderungsgesetz“ die Energiezukunft dieses Landes auf Jahre hinaus blockiert. Europa zeigt Österreich erfolgreich vor, wo die Reise hingeht! Im Jahr 2007 war die Windkraft zum ersten Mal die absolut stärkste Energieform beim Bau neuer Stro- merzeugungskapazitäten in Europa, stärker sogar als Gas. Diese Entwicklung wurde von Ländern getragen, die verstanden haben, ihre Immerhin drei Monate brauchten Wirtschafts-, Sozial- und Umweltminister, um neue Abspeise- Ressourcen an Erneuerbaren Energien aktiv tarife (bei Wasserkraft sogar schon unter dem Marktpreis) zu entwickeln. Quelle: E-Control zu nutzen. Die Initiative aller neun Umwelt- Aktuelle Termine und Links zu weiteren Terminen finden Sie auf unserer landesräte, die ein Ökostromgesetz nach Website www.igwindkraft.at im Menü Home/Termine. dem Vorbild des in der Praxis bewährten deutschen EEG fordern, macht deutlich, Impressum & Offenlegung Erscheinungsort und Verlagspostamt: dass sich dieses Verständnis letztlich auch gemäß § 25 Mediengesetz: 3100 St. Pölten; Aufgabepostämter: hierzulande noch seinen Weg bahnen wird. Windenergie Nr. 48 – März 2008 1000, 1060, 1090, 1150 Wien; P.b.b. Blattlinie: Information über Nutzen und Redaktion: Mag. Stefan Hantsch, Nutzung der Windenergie und anderer Mag. Stefan Moidl, Ing. Lukas Pawek, Formen Erneuerbarer Energie Mag. Gerhard Scholz Medieninhaber und Herausgeber: Produktion: Mag. Gerhard Scholz Interessengemeinschaft Windkraft, Druck: Druckerei Walla, 1050 Wien Gerhard Scholz 3100 St. Pölten, Wienerstraße 22, DVR: 075658 Redakteur der WINDENERGIE Tel: 02742/21955, Fax: 02742/21955-5 © IG Windkraft. Alle Rechte vorbehalten. 02
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at © Gerhard Scholz Umweltlandesräte fordern sinnvolles Ökostromgesetz Die Geschichte des österreichischen Ökostromgesetzes liest sich wie eine moderne Novellensammlung. Die nächste große Novelle wird zwar noch eine Weile auf sich warten lassen, inzwischen macht jedoch eine überparteiliche Allianz aller neun Umweltlandesräte gegen den vorliegenden Regierungsentwurf mobil. Wann kommt endlich die Erhöhung der Tarife um weitere vier Die Biogasanlagen, denen eine rasche Novelle des Ökostromgesetzes? Eine Cent/kWh ausgehandelt. Beschränkt auf Hilfe zugesagt wurde, müssen weiter auf scheinbar berechtigte Frage, in Anbetracht ein Jahr, wie es heißt. Für die Kosten von den Ausgleich warten. Denn zuerst muss der immer weiter sinkenden Anteile Erneu- ca. 20 Mio. Euro wurden aber nicht neue ein Formular ausgearbeitet werden (was erbarer Energie in Österreich. Doch ist Mittel freigegeben, sondern ganz einfach nun schon zwei Monate dauert), dass nicht die Frage wirklich so berechtigt? Denn das aufgrund der mangelhaften Bedingun- nur den Antrag erfasst, sondern auch die gerade eben wurde das Ökostromgesetz gen nicht abgeholte Kontingent von 2007 Erhebung bestimmter statistischer Daten – schon wieder novelliert. hergenommen. Das bedeutet: Es wurde eine Anforderung, die der Novelle über- In einer „kleinen“ Novelle wurde dafür also auch der Windkraft-Topf teil- haupt nicht zu entnehmen ist. die „Rettungsaktion“ für Biogasanlagen weise geleert, in dem 90 Prozent der im Eilzugstempo durchgezogen. Für die Mittel übriggeblieben sind, da unter den Initiative auf Landesebene mittlerweile zweite Novelle nach DER niedrigen Tarifen bei der herrschenden Also: Der politische Alltag hat uns Novelle 2006 wurde sogar zu einem Ge- totalen Planungs- und Investitionsun- wieder. Für die geplante große Novelle schäftsordnungskniff gegriffen, um nur sicherheit niemand investieren konnte. scheint nach dieser Ho-Ruck-Aktion erst ja keine Zeit zu verlieren: Die jetzige Das war wirklich zum Staunen, einmal die Luft draußen zu sein. Zwar Novelle wurde nicht, wie im normalen wie schnell Wirtschaftsministerium und wird von Wirtschaftsminister und SPÖ Lauf, im Wirtschaftsausschuss behandelt, Parlament es schaffen, Entscheidungen betont, dass alles auf Schiene laufe. Das sondern wurde zu einem Teil des „Öko- durchzudrücken. Doch mittlerweile ist bedeutet nach Auffassung des Wirtschafts- logisierungsgesetzes“ (mit dem unter wieder der quälende Alltag eingekehrt: ministeriums: Beschluss durch den Minis- anderem die Normverbrauchsabgabe terrat in der nächsten Zeit und Beschluss- geregelt wird). Dieses stand (zufällig) Mit Bartensteins Entwurf eines neuen fassung im Parlament entweder kurz vor auch zur Novelle an, und so konnte man Ökostromverhinderungsgesetzes oder kurz nach der Sommerpause. sich die erste von drei vorgeschriebenen kann Österreich seine Kyotoziele Auf die Inhalte darf man gespannt „Lesungen“, also die üblichen Debatten nicht mehr erreichen – Milliarden- sein. Bei der Verbesserung der Planungs- im Parlament, sparen. zahlungen sind in diesem Fall un- sicherheit (dass künftige Tarife schon Bei der Gelegenheit wurden auch ausweichlich. während der Planungsphase klar sind) gleich einige Photovoltaik-Anlagen ge- Rudolf Anschober, Umweltlandesrat OÖ zeigt man sich gesprächsbereit. Bei an- rettet, die aufgrund der unsinnigen und deren Themen, wie dem Abgehen von unklaren Deckelung von insgesamt 15 Wenn wir auch weiterhin glaubwürdig der verpflichtenden Tarifabsenkung, MW nicht mehr zum Zug gekommen den Einsatz erneuerbarer Energie- zeigt man sich bisher zugeknöpft. waren, obwohl sie schon errichtet waren. träger fordern, dann ist eine um- Mittlerweile wird die Kritik an fassende Neugestaltung des derzei- der zögerlichen und ökostromfeindlichen Fragwürdige Mittelherkunft tigen Ökostromgesetzes Grundvor- Haltung der Regierung immer lauter: Was war der Grund für diese Eile? aussetzung. Eine gemeinsame Allianz aller neun Aufgrund der weltweit gestiegenen Roh- Josef Plank, Umweltlandesrat NÖ österreichischen Umweltlandesräte stoffpreise waren auch viele Betreiber fordert ein neues, attraktives Ökostrom- Die Eckpfeiler unserer gemeinsamen von Biogasanlagen und Anlagen auf Basis gesetz nach dem Vorbild des deutschen Forderung lauten: einheitliche Abnah- flüssiger Biomasse in Konkursgefahr gera- EEG. Diese Initiative über alle Partei- mepflicht, einheitliche Tarifstruktur, ten. Denn plötzlich hatte sich ihr „Brenn- grenzen hinweg ist ein absolutes Novum längere Laufzeit und durchgehende stoff“ sprunghaft verteuert. Als Notmaß- und zeigt, dass es hoch an der Zeit für Transparenz. nahme wurde zwischen Landwirtschafts- einen nationalen Schulterschluss in der Manfred Wegscheider, Umweltlandesrat Steiermark kammer und Wirtschaftsministerium eine Klima- und Energiepolitik ist. 03
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at EU-Richtlinie für Erneuerbare: Verbesserungen gefragt Mit dem Vorschlag für eine Richtlinie zur Förderung der Erneuerbaren Energien macht die EU-Kommission nun Ernst mit der Umsetzung ihrer Energieziele. Aber die Zeit für eine konstruktive Gestaltung drängt: Wegen der EU-Parlamentswahl im Juni 2009 muss die Richtlinie noch heuer beschlossen werden. Mit der „Richtlinie zur wicklungen in den Jahren 2001 bis 2005 Von den Mitgliedstaaten müssen Förderung der Nutzung von Energie aus sowie das unterschiedliche Wohlstandsni- „nationale Aktionspläne“ erarbeitet und erneuerbaren Quellen“ soll der EU-weite veau (Pro-Kopf-BIP) der Mitgliedstaaten beschlossen werden. Diese Aktionspläne Anteil an Erneuerbaren Energien (EE) für die Zielfestlegung berücksichtigt. Die müssen Ziele für die EE-Anteile im Ver- von aktuell 8,5 % auf 20 % im Jahr 2020 vorgeschlagenen nationalen Ziele reichen kehrs-, Strom- sowie Wärme- und Kälte- gesteigert werden. Die einzelnen Mitglied- von 10% (für Malta) bis 49% (für Schwe- sektor im Jahr 2020 sowie die zur Errei- staaten werden zu individuellen Zielen den) im Jahr 2020. Für Österreich ist eine chung der Zielsetzung zu ergreifenden im Zuge eines Target-sharing verpflichtet. Erhöhung des Anteils von 23,3% im Jahr Maßnahmen enthalten. Diese Aktions- Weiters wird jeder Mitgliedstaat verpflich- 2005 auf 34% im Jahr 2020 vorgesehen. pläne werden der EU-Kommission vor- tet, vom Endenergieverbrauch des Ver- Zusätzlich zum jeweiligen Zielwert gelegt und müssen bei Verfehlung der kehrssektors im Jahr 2020 einen Anteil für das Jahr 2020 werden Zwischenziele im Richtkurs angegebenen Zwischenziele von 10 % aus EE zu decken. für jeweils zweijährige Perioden (der so- für den EE-Anteil neu erstellt und der genannte „Richtkurs“) festgelegt. Die Mit- EU-Kommission erneut vorgelegt werden. Individuelle Ziele festgelegt gliedstaaten werden verpflichtet, dafür zu Die EU-Kommission hat bei der sorgen, die Zielwerte des Jahres 2020 zu Handelbare Herkunftsnachweise Festlegung der individuellen Ziele der erreichen und „geeignete Maßnahmen“ zu Mit der Richtlinie sollen handelbare Mitgliedstaaten für das Jahr 2020 neben setzen, dass ihr EE-Anteil den im Richt- Herkunftsnachweise („guarantees of ori- dem aktuellen Anteil an EE im Jahr 2005 kurs (also in den Zwischenzielen) ange- gin“) für EE eingeführt werden. Diese Her- besonders die Anstrengungen und Ent- gebenen Anteil erreicht oder übersteigt. kunftsnachweise können auch unabhängig von einer Energieübertragung gehandelt werden. Sie sollen einerseits dem Nachweis ANTEIL ERNEUERBARER ENERGIE EU-27 der Zielerreichung dienen, andererseits soll Ist-Stand Ziel Differenz Steigerung damit die Möglichkeit geschaffen werden, 2005 2020 2005 –2020 2005 –2020 dass Mitgliedstaaten durch Ankauf von in % in % in %-Punkten in % Herkunftsnachweisen aus anderen Ländern Belgien 2,2 13 10,8 491 ihre Ziele erreichen können, selbst wenn ihre inländische EE-Produktion nicht aus- Bulgarien 9,4 16 6,6 70 reicht. Es können allerdings nur jene Mit- Tschechien 6,1 , 13 6,9 1 13 gliedsländer Herkunftsnachweise in andere Dänemark 1 7,0 30 13,0 76 Länder verkaufen, die ihre Zwischenziele Deutschland 5,8 18 12,2 210 selbst bereits erreicht haben. Dafür soll je- Estland 18,0 25 7,0 39 des Land ein – bisher noch schwer ver- Irland 3, 1, 16 12,9 416 ständliches – „Vorabgenehmigungsverfah- ren“ („system of prior authorisation“) ein- Griechenland 6,9 18 1 1 ,1 , 161 , richten. Derzeit gibt es aber starke Zweifel, Spanien 8,7 20 1 1 ,3 130 ob eine eventuelle Einschränkung des Han- Frankreich 10,3 23 12,7 123 dels nicht dem freien Warenverkehr wider- Italien 5,2 17 1 1 ,8 227 spricht. Beim Strom soll auch ein Import Zypern 2,9 13 10,1 , 348 von Strom aus EE aus Drittstaaten (Nor- Lettland 34,9 42 7,1 , 20 wegen, Ukraine etc.) unter Anrechnung auf die Zielerreichung erlaubt sein, allerdings Litauen 15,0 23 8,0 53 unter der Bedingung, dass es in diesen Luxemburg 0,9 1 1, 10,1 , 1.122 Staaten ein Herkunftsnachweissystem gibt. Ungarn 4,3 13 8,7, 202 Malta 0,0 10 10,0 Vorrangiger Netzzugang Niederlande 2,4 14 1 1 ,6 483 Der Vorschlag für die EE-Richt- Österreich 23,3 34 10,7 46 linie enthält auch Aussagen über den vorrangigen Netzzugang für Strom aus Polen 7,2 15 7,8 108 EE, erforderliche Schritte für die Entwick- Portugal 20,5 31 10,5 5 1, lung der Netzinfrastruktur sowie die Rumänien 1 7,8 24 6,2 35 Kosten dafür. Die Richtlinie sieht weiters Slowenien 16,0 25 9,0 56 eine Vereinfachung und Straffung der Slowakei 6,7 14 7,3 109 Genehmigungsverfahren für Anlagen Finnland 28,5 38 9,5 33 zur Erzeugung von EE vor. Auch müs- Schweden 39,8 49 9,2 23 sen die Mitgliedstaaten in ihren Bau- vorschriften ein Mindestmaß an Energie Großbritannien 1,3 15 13,7 1.054 aus EE in neuen oder renovierten Ge- EU-27 GESAMT 8,5 20 1 1,5 135 bäuden festlegen. 04
Aktuelles IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at © EWEA / Foto: Oliveira Adelino Der anvisierte Ausbau der Erneuerbaren Energien auf 20 Prozent bis 2020 erfordert in der konkreten Ausgestaltung noch viel Detailarbeit. Diskussion in Österreich Stefan Hantsch, Geschäftsführer Konstruktive Ansätze sind gefragt In Österreich hat sich die öffentli- der IG Windkraft, ist sicher, dass es sich Doch für die erfolgreiche Umset- che Diskussion über den Richtlinienvor- bei dem angeblich kleinen Ausbaupoten- zung des Zieles, den EE-Anteil bis 2020 schlag bisher auf die Höhe des österreichi- zial um eine eigene Art selbsterfüllender EU-weit auf 20% zu steigern, sind letztlich schen Zieles für 2020 fokussiert, wobei Prophezeiung handelt: „Die Vertretung andere Fragen der Richtlinie als die Auf- dies vor dem Hintergrund betrachtet wer- der Industrie sagt, dass der mögliche teilung auf die einzelnen Mitgliedstaaten den muss, dass im aktuellen Regierungs- Ausbau von Erneuerbaren in Österreich von entscheidender Bedeutung. übereinkommen der SPÖ-ÖVP-Koalition sehr begrenzt sei. Dabei ist gerade sie es, Wesentlich wird die konkrete Aus- ein Zielwert von 45% an EE bis 2020 die zum Beispiel beim Ökostrom alles gestaltung des neuen Handelssystems für verankert ist. unternimmt, dass dieser Ausbau gebremst Herkunftsnachweise sein. Dabei müssen In einer gemeinsamen Pressekon- wird. Es fehlt hier einigen Playern leider die Regeln so ausgestaltet werden, dass ferenz des Präsidenten der Wirtschafts- der Weitblick, dass es hier enorme Chan- dieses neue zusätzliche System keine nega- kammer Österreich, Christoph Leitl, und cen, auch für die Industrie, gibt.“ tiven Auswirkungen auf die bereits beste- des Präsidenten der Industriellenvereini- henden und erfolgreichen Unterstützungs- gung, Veit Sorger, bezeichneten beide Unterschiedliche Steigerungsraten systeme für EE (z. B. Tarifunterstützung das Ziel, den Anteil der EE bis 2020 auf Österreich liegt derzeit hinter für Ökostrom) hat. Hierfür wäre etwa eine 34% zu erhöhen, als völlig unrealistisch. Schweden (39,8%), Lettland (34,9%) Beschränkung des Ausmaßes der Errei- „Wir sind jetzt schon mit 23% im euro- und Finnland (28,5%) mit 23,3% an vier- chung des nationalen Zieles mittels Zukauf päischen Spitzenfeld, 28% sind maximal ter Position in der EU. Mit der Zielset- von Herkunftsnachweisen (auf z. B. maxi- erreichbar“, so Veit Sorger und Christoph zung von 34% im Jahr 2020 würde die- mal 20%) erforderlich. Gerade die nega- Leitl. Robert Kanduth, Obmann des Dach- se vierte Position beibehalten werden. tiven Erfahrungen mit der österreichischen verbandes Energie-Klima in der Wirt- Betrachtet man jedoch die Steigerung Klimapolitik, die für die Erreichung der schaftskammer und erfolgreicher Produ- des EE-Anteils (prozentuell bezogen auf Klimaziele in einem Ausmaß wie fast kein zent von solarthermischen Anlagen in den Ausgangswert von 2005), so liegt anderes Land auf solche Ankaufsmecha- Kärnten, hält dem entgegen: „Die von Österreich lediglich an der Position 22 nismen (JI, CDM, AAUs) setzt, zeigen, der Spitze der Industriellenvereinigung von 27 EU-Staaten. Dies zeigt deutlich, wie wichtig solche Begrenzungen sind. angestrebte Reduktion des Zieles von dass jene Länder, die im Jahr 2005 einen Ganz wichtig werden auch eine er- 34% auf 28% pflastert den Weg zurück geringen EE-Anteil aufweisen, bis 2020 höhte Verbindlichkeit und Konsequenzen direkt in die Energiesteinzeit“, und meint deutlich größere prozentuelle Zuwächse bei Verfehlung der Zwischenziele des weiters, mit ein wenig gutem Willen sei leisten müssen als jene Länder, die be- Richtkurses sein. Derzeit ist lediglich das EU-Ziel erreichbar und stelle eher reits einen hohen EE-Anteil aufweisen. eine neue Vorlage des Aktionsplans vor- eine Untergrenze dar. Hohe Steigerungsraten treffen z. B. gesehen, faktische Konsequenzen sind nur Auch der Biomasseverband Großbritannien (1.054%), die Nieder- bei Verfehlung des Zieles für 2020 denk- meint, Österreich kann das 34%-Ziel lande (480%) oder Deutschland (210%), bar. Die Aufnahme von Pönalezahlungen, durch Energiesparprogramme und durch niedrige gelten z. B. für Lettland (20%), wie diese in der Klimagesetzgebung be- den gezielten Ausbau von EE locker Schweden (23%), Finnland (33%) und reits enthalten ist, wäre dafür ein Weg. schaffen. Um die EU-Zielsetzungen zu Österreich (46%). Auch wird die Ausgestaltung der erreichen, müsste der Energieverbrauch Für die Erreichung der Zielvor- ökologischen Kriterien noch zu überar- unter 1.500 PJ bleiben (derzeit sind es gaben der Richtlinie werden alle Mit- beiten und auszugestalten sein, um nega- 1.440 PJ), der Beitrag der EE müsste gliedstaaten eine Kombination beider tive Auswirkungen auf die Umwelt zu von derzeit 305 PJ auf 500 PJ steigen. Ansätze – Energiesparmaßnahmen zur vermeiden. Leider hat sich Österreich Natürlich müsste der Einsatz der fos- Reduktion des Endenergieverbrauchs bisher durch keine konstruktiven Initia- silen Energieträger drastisch zurück- und Ausbau der Nutzung der EE – tiven hervorgetan, um diese äußerst geschraubt werden. wählen müssen. wichtige Richtlinie zu optimieren. 05
Rückblick 2007 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Österreichische Energiepolitik schwimmt weiter gegen den Strom Ungläubiges Staunen herrscht unter Österreichs Windkraftbetreibern, wenn sich nicht schon Ärger dazu- geschlagen hat. In aller Öffentlichkeit verkündet die Politik den Ausbau Erneuerbarer Energien, mit ihrer konkreten Gesetzgebung bremst sie die schon begonnene Entwicklung bis zum Stillstand ein. Die Windkraft Simonsfeld führer Richard Kalcik räumt ein: „Hätten Bis auf die Salzstiegl-Anlage in hat über 70 Prozent der im Jahr 2007 in wir nicht noch den alten Preis und die der Steiermark sind alle Windkraftanlagen Österreich errichteten Windkraftleistung niedrigen Kabelkosten gehabt, weil sie in Niederösterreich errichtet worden. installiert. Was in normalen Windjahren ja nur in den Verbund mit schon beste- Niederösterreich hat damit die Position eine ausgewachsene Sensation gewesen henden Windrädern aufgenommen wurde, als Windkraftstandort Nr. 1 in Österreich wäre, ist für 2007 nicht mehr als eine hätte sich die Anlage nicht gerechnet.“ behauptet. Die durchschnittliche Leistung kleine Zahlenspielerei. In Summe wurden Ein Herzensprojekt umgesetzt ha- der Neu-anlagen beträgt mittlerweile nämlich gerade einmal 10 Windkraftanla- ben Christine und Karl Weiß, die mit ihrer 1,95 MW. gen mit insgesamt 19,5 MW neu gebaut. Firma Ökowind in Oberwagram nördlich 2007 wurden sieben Vestas- „Warum sollen wir unter den herrschen- von St. Pölten eine Einzelanlage aufge- Anlagen mit je 2 MW, zwei Enercon- den Rahmenbedingungen, vor allem zu stellt haben: „Wir hatten ursprünglich die Anlagen mit je 2 MW und eine Leit- diesem Einspeisetarif, Windräder bauen, Errichtung von fünf Windrädern geplant, wind-Anlage mit 1,5 MW gebaut. Auf wenn wir damit nur Verluste einfahren?!“, übriggeblieben ist dann nur mehr eines. die Summe aller in Österreich installier- so lautet der einhellige Tenor der öster- Da schlagen natürlich dann die Kosten ten Anlagen bezogen änderte sich da- reichischen Betreiber. für die Netzanbindung in der Höhe von durch nicht allzu viel. Enercon hält wei- 250.000 Euro anders zu Buche. Aber wir ter bei 46,5 Prozent Marktanteil, Vestas Anlagen zu alten Preisen wollten es uns nicht nehmen lassen, in konnte seinen Anteil minimal auf 37,6 Erhebt sich die Frage, warum Sichtweite unseres Hofes auf jeden Fall Prozent erhöhen. dann 2007 überhaupt Windräder errich- diese eine Anlage aufzustellen.“ tet worden sind. Antwort: Weil es mit ei- Bleibt noch die Windkraftanlage ner Ausnahme Ergänzungsprojekte waren am steirischen Salzstiegl zu erwähnen und die Anlagen zu Preisen eingekauft (wir haben in der letzen Ausgabe der wurden, die noch aus alten Kontingenten WINDENERGIE darüber berichtet). Mit stammen. Letzteres ist auch der Knack- einer Leitwind LTW77 steht erstmals punkt für die weitere Entwicklung der eine Anlage der Südtiroler Firma Leitner Windenergie in Österreich. in Österreich. Friedl Kaltenegger, Betrei- „Bei den jetzigen Anlagenpreisen ber des Schigebiets Salzstiegl auf der können wir zu dem derzeit gültigen Tarif Stubalpe, hat eine 1,5-MW-Anlage für von 7,54 Cent/kWh nicht bauen“, bringt die Energieversorgung der Seilbahnen es Martin Steininger, Geschäftsführer der und der gesamten Infrastruktur am Windkraft Simonsfeld, auf den Punkt. Berg errichtet. „In den letzten drei Jahren sind die Anla- genpreise um über 30 Prozent gestiegen. Nur 10 Anlagen in einem Jahr Eine Maschine, die wir 2004 um zwei Nichtsdestotrotz hier die gesam- Millionen Euro gekauft haben, kostet heu- melten Fakten. Im Jahr 2007 wurden in te 2,7 Millionen Euro.“ Die sieben Vestas Österreich 10 Anlagen mit einer Gesamt- V90, die die Simonsfelder 2007 aufgestellt leistung von 19,5 MW neu errichtet. Fünf haben, stammen noch aus einem alten kleinere Anlagen mit insgesamt 2,5 MW Kontrakt auf niedrigerer Preisbasis. wurden abgebaut. Ende 2007 standen da- Auch die Ökoenergie Gruppe her 612 Anlagen mit einer Gesamtleistung in Wolkersdorf hatte noch eine Anlage von 981,5 MW. Diese Kraftwerke erzeu- zu alten Preisen gut. Mit dieser, einer gen rund 2 TWh (2 Mrd. kWh) Strom Enercon E-70/E4, wurde der Windpark jährlich und damit den Bedarf von über Schrick/Höbersbrunn ergänzt. Geschäfts- 560.000 österreichischen Haushalten. 06
Rückblick 2007 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Niederösterreich Osterreich gesamt Demgegenüber steht die derzeitige fakti- 612 Anlagen | 981,5 MW | 100 % 338 Anlagen 527,3 MW sche Energiepolitik, die sich in vollmun- Oberösterreich 53,7% 23 Anlagen Wien digen Ankündigungen ergeht – Stichwort 26,4 MW 11 Anlagen 45 Prozent Erneuerbare Energie bis 2020 –, 2,7 % 8,3 MW um im gleichen Atemzug alles zu tun, den 0,8% Ausbau insbesondere der Windkraft absolut Steiermark zu behindern statt zu fördern. Es wird Vorarl- 33 Anlagen Tirol Salzburg 49,8 MW Burgenland großspurig verlautbart, dass die Budgets berg 206 Anlagen 5,1 % erhöht werden, aber es sagt niemand dazu, 369,2 MW 37,6% dass die Betreiber diese nicht nutzen, weil Kärnten die Tarife zu niedrig sind. Das ist eine 1 Anlage 0,5 MW einzige Augenauswischerei.“ 0,1 % Während in Europa und weltweit die Windkraft stark forciert wird und WINDKRAFT IN ÖSTERREICH 2007 laufend neue Rekordzahlen vermeldet werden, hat Österreich nur Negativ- Ausbau auf ein Zehntel reduziert einem sarkastischen Lächeln konstatiert: Rekorde vorzuweisen. Aufgrund der Wo geht die Reise der österreichi- „Es wird immer grotesker. Alle Studien, einschneidenden Novelle des Ökostrom- schen Energiepolitik hin, was kann man alle Energieexperten, die sich wirklich ein- gesetzes im Jahr 2006 ist der Bau von von der geplanten Novelle des Ökostrom- gehend mit den Details beschäftigen, be- Windkraftanlagen nahezu vollständig gesetzes erwarten? Die meisten Betreiber stätigen, dass die Windkraft in Österreich zum Erliegen gekommen. Noch in den flüchten sich mittlerweile in Galgenhumor. noch jede Menge Potenzial hat und wir Jahren 2003 bis 2006 konnten durch- So wie Martin Steininger, wenn er mit gut beraten wären, auf sie zu setzen. schnittlich 100 Anlagen mit 200 MW pro Jahr zugebaut werden. Verglichen damit ist der Ausbau im Jahr 1 nach der Novelle auf ein Zehntel des früheren Niveaus gesunken. „Das Jahr 2007 hat gezeigt, dass die Windkraft beim Neubau zur gefrag- testen Energiequelle Europas aufgestiegen ist“, erklärt Stefan Hantsch, Geschäfts- führer der IG Windkraft. „Der weltweite Run auf die Windkraft lässt die öster- reichische Politik in einem immer skur- rileren Licht erscheinen. Die Blockade im Ökostrombereich muss endlich ein Ende haben. Wir brauchen jetzt eine konstruktive Reform des Ökostromgesetzes, um wieder auf internationale Standards zu kommen. Dann können wir unsere Windkraft bis 2020 auch verdreifachen. Dies würde In- vestitionen von drei Milliarden Euro aus- lösen und helfen, die CO2-Emissionen um drei Millionen Tonnen zu reduzieren.“ Windkraft: Energie aus Österreich Der Wind gehört uns. Wir brauchen ihn nicht zu importieren. Der Wind stellt uns dort Energie zur Verfügung, wo wir sie brauchen: zu Hause. Mit erneuerbaren Energien erzeugen wir unseren Strom selbst. Um Öl werden Kriege geführt, um Wind nicht. Mehr Windenergie aus Österreich bedeutet weniger Abhängigkeit von umweltzerstörenden Ressourcen wie Atomstrom, Erdöl, Kohle und Gas. www.igwindkraft.at | Tel: +43 2742 21955
Rückblick 2007 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Das Windjahr 2007 Fast, aber nur fast hätte das Jahr 2007 den österreichischen Windmüllern einen Ertragsrekord beschert, ein flauer Dezember hat das am Ende jedoch verhindert. Aber vor allem im Alpenvorland und nördlich der Donau wurden überdurchschnittliche Windernten erzielt. Von Hans Winkelmeier, Energiewerkstatt Verein Die meteorologischen Be- Aus Sicht der Windmüller kann das der Winter noch nicht ganz abgedankt hat. sonderheiten des Jahres 2007 waren: hohe Jahr 2007 als mehr oder weniger zufrieden- Alles in Allem hört man von den österrei- Temperaturen, die große Trockenheit und stellend bezeichnet werden. Für die einen chischen Windmüllern über das Jahr 2007 der Orkan „Kyrill“ (im Griechischen sinni- mehr, für die anderen weniger. Sehr zufrie- kaum Klagen. gerweise der „Herrliche“). Wenn der kühle den waren die, deren Anlagen entlang der und feuchte Herbst die Situation nicht et- Alpen oder nördlich der Donau stehen, wäh- Einigermaßen normal was gedämpft hätte, wäre das Jahr 2007 rend die Erträge in den Ebenen Ostöster- Der jahreszeitliche Verlauf der Wind- mit einem absoluten Temperaturrekord reichs durchschnittlich ausgefallen sind. ernte stellt sich aufgrund der guten Erträge in die Geschichte eingegangen. im ersten Quartal und der guten November- Schon der Winter 2006/07 war Teilweise rekordverdächtig erträge wieder einigermaßen normal dar: In eigentlich kein echter Winter, was sich Im Detail betrachtet, hat der Jänner allen Regionen beträgt das Verhältnis Som- schon daran zeigt, dass der Jänner der alle bisherigen Rekorde gebrochen. Eine mer zu Winter etwa 40 zu 60%. Auffällig wärmste je gemessene seit Beginn der Anlage Vestas V90-2MW des Windparks ist das gleichmäßige Auf und Ab im Jahres- Temperaturaufzeichnungen war. Wahr- Kreuzstetten (WK Simonsfeld) konnte verlauf, das wie ein „Zickzackstich“ aus scheinlich wurde der Orkan Kyrill durch 935.000 kWh einfahren. Und wären nicht der Nähmaschine wirkt. diese Temperaturen mit jener Energie ver- die Sturmabschaltungen und drei Tage Still- Im Vergleich der spezifischen Jah- sorgt, welche er dann mit großem Übermut stand wegen Vereisung gewesen, hätte die- reserträge zeigt sich auch 2007 ein altbe- in Europa entladen hat. Zerstörte Dächer se Anlage möglicherweise die „Millionen- kanntes Bild. Im Rennen zwischen dem und ungeahnte Schäden in der Forstwirt- Schallmauer“ durchbrochen. Einen weite- Alpenraum und der Ostregion konnten die- schaft pflasterten seinen Weg. So weit ren Rekord konnte die Enercon 18.70 in ses Mal die Alpen mit einem Durchschnitts- bekannt, sind aber an österreichischen Schernham (WK Innviertel) mit einem ertrag von 961 kWh/m3 punkten, während Windrädern keine Schäden entstanden. spezifischen Ertrag von 182 kWh/m3 im die Ostregion beim Maximalwert mit ei- nem spezifischen Jahresertrag von 1.223 kWh/m3 (Anlage 8 in Petronell) die Nase © Stefan Hantsch Vom Ertrag her war 2007 für die vorne hat. Auch dieser Wert stellt einen Windmüller fast ein Rekordjahr, der neuen absoluten Rekord dar. Noch nie wur- Rest steht auf einem anderen Blatt. de in Österreich ein spezifischer Jahreser- trag von mehr als 1.200 kWh/m3 erwirt- schaftet, und es scheint auch so zu sein, dass die norddeutschen Küstenstandorte alle Mühe haben, bei solchen Erträgen mitzuhalten. Windindex in Deutschland im Vergleich mit Windkraftanlagen in Österreich Das Internationale Wirtschafts- forum für Erneuerbare Energien (IWR) kommt in der Bewertung des Windjahres Mehr oder weniger zufrieden Jänner verbuchen. Dieser Wert übertrifft 2007 im Vergleich zu den letzten 10 Jahren Auch nach dem Rekord im Jänner den bisherigen spezifischen Monatsrekord zu folgendem Ergebnis (www.iwr.de): setzten sich die Temperaturzustände bis der Anlage 8 in Oberzeiring (164 kWh/m3 ● Küste: +10,0% in den August fort, wobei die Wetterlage im Jänner 2005) um mehr als 10%. ● Binnenland: +2,7% besonders im Osten von großer Trocken- Die sehr guten Erträge in den bei- Die Betrachtung der langjährigen Ertrags- heit begleitet war, die in Südosteuropa den Monaten Februar und März haben daten einiger ausgewählter Windkraftanla- eine katastrophale Dürre und Waldbrände schließlich dazu beigetragen, dass nach gen in den verschiedenen Regionen Öster- zur Folge hatte. Das Temperatur-Highlight dem ersten Quartal die „Kornspeicher der reichs zeigt einen einheitlichen Trend nach in Österreich gab es im Juli, als im Bur- Windmüller“ prall gefüllt waren. oben. Zwar konnten alle betrachteten Anla- genland Rekordtemperaturen von 40 Grad Die Erträge im zweiten und drit- gen gegenüber dem Jahr 2006 eine deutli- Celsius erreicht wurden. Während in den ten Quartal waren zwar sehr wechselhaft, che Steigerung verzeichnen, doch landeten westlichen Bundesländern im August konnten jedoch in Summe den überdurch- die Anlagen in den Ebenen Ostösterreichs wieder normale Temperaturen Einzug schnittlichen Trend des Jahres 2007 halten. und in den Alpen lediglich bei einem Durch- hielten, setzte sich in Ost- und Südöster- Nach einem eher schwachen Oktober brach- schnittsertrag, während das Alpenvorland reich die kühlere Luft erst im September te der November wiederum ein rekordver- und die Hügelgebiete nördlich der Donau durch. Ab September veränderte sich das dächtiges Ergebnis und drückte den Jahres- mit deutlich überdurchschnittlichen Erträ- Verhältnis der Temperaturen im Vergleich schnitt noch einmal nach oben. Erst der gen aufgewartet haben. Die beiden Anlagen mit dem langjährigen Schnitt dann end- schwache Dezember korrigierte das ver- des Windparks Eberschwang im oberöster- gültig. Im November kam es zu so unge- meintliche Rekordjahr wieder nach unten. reichischen Alpenvorland konnten sogar ein wöhnlich starkem Schneefall wie schon Auffallend waren die Schneefälle und über- um 18% über dem langjährigen Durchschnitt viele Jahre nicht mehr und im Dezember durchschnittlichen Vereisungszeiträume der liegendes Ergebnis erwirtschaften, während fehlte die übliche Wärmephase rund Monate November und Dezember, welche die Anlage Matzneusiedl im Marchfeld 3% 08 um Weihnachten. uns offenbar daran erinnern sollten, dass unter dem langjährigen Schnitt lag.
Rückblick 2007 IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Spezifische Monatserträge 2007 in den Regionen Das Rekordergebnis im Jänner und ein insgesamt starkes erstes Quartal legten eine gute Basis für das Windjahr 2007. Auch die wechselhaften Erträ- ge im zweiten und dritten Quartal konnten den überdurchschnittlichen Trend halten. Der ergiebige November ließ sogar ein absolutes Rekordjahr er- warten, bevor der flaue Dezember das Gesamter- gebnis dann noch nach unten korrigierte. © Vestas Spezifische Jahreserträge 2007 in den Regionen Im Vergleich der einzelnen Regionen zueinander zeigte sich ein gewohntes Bild: In den Alpen wurde mit 961 kWh/m3 der höchste Durchschnittsertrag erzielt, während die Ostregion den höchsten spe- zifischen Jahresertrag einfuhr. Die 1.223 kWh/m3 der Anlage 8 in Petronell stellen den absolut höchsten Wert dar, den eine einzelne Anlage jemals in Österreich erreicht hat. © GE Wind Windindex: Bewertung des Windjahres 2007 Die Abweichungen zum langjährigen Durchschnitt (hier einiger ausgewählter Standorte) lagen deut- lich über dem schwachen Jahr 2006. Jedoch nur im Alpenvorland und in den Hügelgebieten nörd- lich der Donau konnten überdurchschnittliche Erträge verbucht werden; Eberschwang verzeich- nete stolze +18 %. In den Ebenen Ostösterreichs lagen die Erträge im guten Durchschnitt. © M. Huber 09
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Windkraft ist Europameister beim Leistungsausbau Mit einer neu installierten Kraftswerksleistung von 8.554 MW war die Windkraft im Jahr 2007 erstmals die Nummer Eins beim Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten in der EU, weil sie stärker gewachsen ist als das bisher dominierende Gas. Insgesamt wurde die Windkraftleistung Europas um über 18 Prozent gesteigert. Das Jahr 2007 geht in die spielen beim Neubau nur eine marginale ausgebaut werden. Die europäische Wind- europäische Windkraft-Geschichte als Rolle. Die Kapazitäten bei Kohle und kraft erzeugt jährlich 119 Mrd. kWh Rekordjahr ein. Die wohl beeindruckend- Atomkraft schrumpften sogar um 750 Strom, das ist etwa der doppelte Strom- ste Meldung ist, dass die Windkraft mit bzw. 1.200 MW. In Summe wurden in verbrauch Österreichs. Damit werden ge- 8.554 MW neu installierter Leistung im Europa 13 Milliarden Euro in neue genüber konventioneller Stromproduktion Jahr 2007 zum ersten Mal die absolut Windkraftprojekte investiert. 90 Millionen Tonnen CO2 vermieden, das stärkste Energieform beim Zubau neuer Eine weitere Rekordmarke wur- entspricht etwa dem Volumen der gesam- Stromerzeugungskapazitäten in der EU de mit der Gesamtleistung gesetzt: Im ten Treibhausgasemission Österreichs. war. Windkraft löste damit Gas als den vergangenen Jahr wurde die magische Stark getragen wurde das Wachstum von bisherigen Spitzenreiter beim Kraftwerks- 50.000-MW-Grenze überschritten. Mit Ländern mit stabilen Rahmenbedingungen zubau ab, denn 2007 wurden Gaskraft- insgesamt 56.535 MW innerhalb der EU für Ökostrombetreiber. Allen voran Spa- werke mit lediglich 8.226 MW errichtet. installierter Leistung konnte die Gesamt- nien, das sensationelle 3.522 MW zulegte, Die anderen Stromerzeugungsformen kapazität gegenüber 2006 um 18 Prozent mehr als 40 Prozent des gesamten Zubaus in der EU. Auch das ein Rekord: Die 3.522 MW stellen den größten Zubau Top 10 neu installierte Leistung Top 10 kumulierte Gesamtleistung dar, den jemals ein europäisches Land an Windenergie 2007 der EU-27 an Windenergie 2007 der EU-27 in einem Jahr geschafft hat. Windstrom macht mittlerweile 10 Prozent der gesam- MW % MW % ten spanischen Stromproduktion aus. Spanien 3. 522 41 , 2 Deutschland 22.247 39,4 Deutschland sah sich mit 1.667 Deutschland 1.667 19,5 Spanien 1 5.1 45 26,8 MW erstmals in der zweiten Position. Frankreich 888 10,4 Dänemark 3. 1 25 5,5 Frankreich konnte mit 888 MW sein Italien 603 7,0 .Italien 2.726 4,8 ohnehin schon starkes Ergebnis aus dem Jahr 2006 nochmal übertreffen und lag Portugal 434 5, 1. Frankreich 2.454 4, 3 damit wieder an dritter Stelle. Auch Großbritannien 4 27 5,0 Großbritannien 2.389 4, 2 Italien blieb seiner nachhaltigen Wachs- Schweden 217 2,5 Portugal 2.1 50 3,8 tumsstrategie treu und wies mit 603 MW Niederlande 210 2,5 Niederlande 1.746 3, 1. einen beachtlichen Zuwachs auf. Griechenland 1 25 1 ,5 Österreich 982 1,7 Von den neuen EU-Mitgliedern in Polen 1 23 1 ,4 Griechenland 871. 1,5 Osteuropa zeigte vor allem Polen große Ambitionen: Mit 123 neuen MW konnte Top 10 8.216 96,0 Top 10 53.835 95,2 Polen seine Kapazität innerhalb eines Jah- Alle anderen 338 4,0 Alle anderen 2.700 4,8 res nahezu verdoppeln und schaffte damit EU-27 gesamt 8.554 100,0 EU-27 gesamt 56.535 100,0 auch den Sprung in die Top 10 des Zubaus. Im Jahr 2007 war die Windkraft zum ersten Mal die stärkste Energieform beim Zubau neuer Stromerzeugungskapazitäten in der EU und 10 löste damit Gas als bisherige Nummer Eins ab. Die Kapazitäten bei Kohle und Atomkraft schrumpften sogar. Quelle: Platts/EWEA
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at Island 0 Norwegen 333 Ende 2007 in Europa Schweden 788 installierte Windkraftleistung Faröer Inseln 4 Finnland EU-27: 56.535 MW 110 Kandidatenländer: 163 MW EFTA: 345 MW Estland 58 Andere: 93 MW Irland 805 Dänemark Europa gesamt: 57.136 MW 3.125 Lettland 27 Litauen Niederlande 50 Großbritannien 2.389 1.746 Deutschland Polen 276 Belgien 22.247 287 Luxemburg 35 Tschechien Ukraine 89 116 Slowakei Schweiz Österreich 5 12 982 Ungarn Frankreich Slowenien 0 65 2.454 Rumänien 8 Kroatien Portugal 17 2.150 Spanien Bulgarien 15.145 Mazedonien 70 0 Türkei 146 Italien 2.726 Griechenland Quelle: EWEA (www.ewea.org), Grafik: IGW Malta 0 871 Zypern 0 Ja, ich möchte die energiepolitische Arbeit der IG Windkraft unterstützen und erkläre hiermit meinen Beitritt zum Verein. Titel, Vorname, Zuname Beruf Organisation, Firma (bei Firmenmitgliedern) PLZ, Straße, Ort Tel, Fax, E-Mail Ich wähle folgende Mitgliedschaft: Die Mitgliedschaft beinhaltet die Vereinszeitschrift Windenergie (4x jährlich) Personenmitgliedschaft (30 €) und den IGW-Newsletter. Personenmitgliedschaft Zusätzlich bieten wir unseren Mitgliedern stark vergünstigte Abos von internationalen IGW Oberösterreich (30 €) Windenergiemagazinen (Aboinformationen und unverbindliche Probeexemplare Studentenmitgliedschaft (15 €) nach der Anmeldung): Firmenmitgliedschaft: ● Neue Energie, Monatsmagazin des deutschen Bundesverbandes Windenergie (85 €) Mindestbetrag 150 €; ● Erneuerbare Energien, deutsche Monats-Fachzeitschrift für Wind- für WK-Betreiberfirmen: und Sonnenenergie (inkl. Anlagenmarkt-Übersicht) (45 €) 0,25 € / kW pro Jahr; ● Wind Directions, Magazin des Europäischen Windenergieverbandes EWEA, 1 € / kW 1x bei Neuinstallation 6x jährlich, in Englisch (30 €) IGW Firmenbeiratsmitgliedschaft Anmeldung bitte einsenden oder faxen an: IG Windkraft, Wienerstr. 22, (Sockelbetrag 600 € excl. MwSt.) 3100 St.Pölten, Tel.: 02742 / 21955, Fax: 02742 / 21955-5 Ort, Datum, Unterschrift
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at © EWEA / Foto: Philippe Walker Windkraft auf Erfolgskurs: Über 20.000 MW in einem Jahr weltweit ans Netz, mittlerweile schon über 100.000 MW Windkraftleistung rund um den Globus, und einige große Länder, die gerade erst so richtig ins Laufen kommen. Magische Rekordmarke erreicht: 100.000 MW Windkraft weltweit Rekordjahr für die Windenergie: Über 20.000 MW Windkraftleistung wurden im Jahr 2007 weltweit neu ans Netz gebracht, 32 Prozent mehr als der Zubau 2006 ausmachte. Europa ist zwar noch immer die treibende Kraft, aber Nordamerika und Asien marschieren mit Riesenschritten in eine Zukunft voller Windräder. Vielleicht ist es gerade berichtet Steve Sawyer, Geschäftsführer Den größten Zubau verzeichneten heute soweit! Vielleicht durchstoßen wir des Global Wind Energy Council (GWEC), die USA mit 5.244 MW, die damit ihre gerade eine Schallmauer, ohne einen mit breiter Brust. „Weltweit ist die Wind- Windkraftkapazität innerhalb nur eines Jah- Knall zu hören. 94.123 MW Windkraft- energie zu einer Hauptenergiequelle und res um stolze 45 Prozent erweitert haben. leistung waren Ende 2007 weltweit ins- einem wichtigen Teil der Energiemärkte Ebenfalls beachtliche Zahlen präsentierte talliert. Es müsste also etwa Ende März geworden. In mehr als 70 Ländern der Spanien: 3.522 neue MW vergrößerten die 2008 das überwältigende Ereignis ein- Erde leistet sie mittlerweile ihren Beitrag Gesamtleistung um 30 Prozent. China wur- treten, dass irgendwo auf der Welt eine zum Energiemix.“ de seinem Ruf als aufstrebende Industrie- neue Windkraftanlage aufgestellt wird, macht und boomender Energiekonsument die das 100.000-ste MW ans Netz bringt. Fast 100.000 MW Ende 2007 gerecht: Zu den Ende 2006 insgesamt in- Aber wahrscheinlich ist das schon vor Weltweit wurden im Jahr 2007 stallierten 2.604 MW kamen letztes Jahr einigen Wochen geschehen, und wir Windkraftanlagen mit einer Leistung von 3.449 neu dazu, eine Steigerung um 132 (!) haben es überhaupt nicht gemerkt. über 20.000 MW neu errichtet. Damit Prozent. Indien und Deutschland komplet- Denn die Windkraft wächst so rasant, konnte das Niveau von 2006 (15.197 MW tierten die Top 5 beim Zubau, die in Sum- dass sie allen Prognosen über sie immer Zubau) um satte 32 Prozent gesteigert me rund 78 Prozent der neuen Leistung schon einen Schritt voraus ist. werden. Die Gesamtleistung der weltweit ans Netz brachten. Ganze 91,4 Prozent „Die Wachstumsraten, die die installierten Windkraft konnte um rund 27 des gesamten Zubaus machten die welt- Windenergie erreicht, übertreffen weiter- Prozent gesteigert werden und lag Ende weiten Top 10 aus. hin unsere optimistischsten Erwartungen“, 2007 bei 94.123 MW. Bei der insgesamt installierten Windkraftleistung konnte Deutschland Top 10 neu installierte Leistung Top 10 kumulierte Gesamtleistung (wegen seiner glorreichen Vergangenheit) an Windenergie 2007 weltweit an Windenergie 2007 weltweit mit 22.247 MW den Platz an der Sonne behaupten. Sein Anteil an der Gesamtka- MW % MW % pazität sinkt jedoch weiter: Machte dieser USA 5.244 26,1. Deutschland 22.247 23,6 im Jahr 2006 noch 27,8 Prozent aus, so Spanien 3.522 17,5 USA 1 6 .8 18 1 7,9 betrug er 2007 nur mehr 23,6 Prozent. Das China 3.449 17,2 Spanien 1 5 . 1 45 16,1. kennzeichnet generell die Entwicklung, dass sich die Windkraft, ausgehend von Indien 1 . 730 8,5 Indien 8.000 8,5 einigen wenigen Pionierländern, zusehends Deutschland 1.667 8,3 China 6.050 6,4 auf eine breitere Basis stellt. Die USA, Frankreich 888 4,4 Dänemark 3 .1 2 5 3,3 Spanien und China, die ja auch 2007 den Italien 603 3,0 Italien 2.726 2,9 Zubau dominierten, werden in den nächs- Portugal 434 2,2 Frankreich 2.454 2,6 ten Jahren noch weiter kräftig zulegen. Großbritannien 427 2,1. Großbritannien 2.389 2,5 Kanada 386 1,9 Portugal 2.150 2,3 Starker Zubau außerhalb Europas Diesen Trend veranschaulicht auch Top 10 18.350 91,4 Top 10 81.104 86,2 die Verteilung auf die einzelnen Weltregio- Alle anderen 1 .726 8,6 Alle anderen 1 3.019 13,8 nen. Noch immer ist Europa bei Neuinstal- Welt gesamt 20.076 100,0 Welt gesamt 94.123 100,0 lationen die treibende Kraft, aber während 12
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at noch im Jahr 2004 fast 75 Prozent des „Der wachsende Windkraftmarkt Gesamtleistung auf 15.145 MW, musste weltweiten Jahreszubaus in Europa statt- in China hat auch die Entstehung einer hei- aber dennoch die USA vorbeiziehen lassen fanden, waren es 2007 nur mehr rund 43 mischen Produktion von Windkraftanlagen und ist nun drittstärkste Windnation der Welt. Prozent. Zum ersten Mal in der Geschichte begünstigt“, berichtet CREIA-Geschäfts- Christian Kjaer, Geschäftsführer der modernen Windkraft wurden über führer Li Junfeng. „Wir haben jetzt mehr als des europäischen Windverbandes EWEA, 50 Prozent der neuen Leistung außerhalb 40 heimische Unternehmen, die mit dieser hofft im Sog von Spanien auf einen Schnee- Europas errichtet. Und dieser Trend, so Produktion zu tun haben. Im Jahr 2007 balleffekt: „Wie zuvor Deutschland und hat es den Anschein, wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Die USA installierten mit ihrem Rekordergebnis von 5.422 MW mehr als doppelt soviel Leistung wie im Jahr 2006 (2.454 MW). Damit kamen im vergange- nen Jahr rund 30 Prozent der in den USA neu errichteten Stromerzeugungskapazi- täten von der Windkraft. Die gesamte Wind- kraftleistung der USA betrug Ende 2007 schon fast 17.000 MW, und es wird erwar- tet, dass die USA Ende 2009 Deutschland als das stärkste Windkraftland der Welt ablösen werden. „Im dritten Jahr hintereinander wächst die Windenergie mit einem Rekord- ergebnis und etabliert sich damit als eine der größten Quellen einer neuen Art der Stromproduktion für unser Land“, freut sich Randall Swisher, Geschäftsführer Noch hat Europa beim Zubau die Nase vorn, aber zum ersten Mal in der Geschichte der Wind- der American Wind Energy Association kraft wurden über 50 Prozent der neuen Leistung außerhalb Europas errichtet. Quelle: GWEC (AWEA). „Dieses bemerkenswerte, stän- dig zunehmende Wachstum wird von machten heimische Windkraftanlagen 56 Dänemark gibt nun Spanien in Europa einer starken Nachfrage und günstigen Prozent des Marktes aus, 2006 waren es die Schlagzahl vor. Wenn die Vorschläge, wirtschaftlichen Gegebenheiten getragen. noch 41 Prozent.“ GWEC-Präsident Arthou- die die EU-Kommission in der Erneuer- Und erfreulicherweise ist auch die Zeit ros Zervos hält das erst für den Anfang ei- bare-Energien-Richtlinie unterbreitet hat, der Stop-and-Go-Politik, des An- und ner massiven Entwicklung und meint: „Die- von den 27 EU-Staaten und dem EU-Parla- Abschaltens des staatlichen Steuerbe- ser Prozentsatz wird sich in Zukunft noch ment rasch genehmigt werden, würde das günstigungen für die Produktion von massiv erhöhen. Die gesamte chinesische auch in anderen Mitgliedstaaten den Weg Windstrom endgültig vorbei.“ Produktionskapazität liegt jetzt bei 5.000 für eine ebenso massive Expansion der MW. Wir rechnen damit, dass sie bis 2010 Windenergie ebnen.“ China mit voller Windkraft voraus auf 10.000 bis 12.000 MW steigen wird.“ Für GWEC-Präsident Arthouros Auch China marschiert mit Riesen- Zervos bedeutet das in Summe: „Wind- schritten voran. 2006 wurden 1.347 MW Europa hat noch viel vor energie wird im Vergleich mit Stromerzeu- neu gebaut, 2007 waren es 3.449 MW – Die große Überraschung im euro- gung aus konventionellen Energiequellen eine Steigerung beim Zubau um 156 Pro- päischen Markt lieferte Spanien, das mit immer wettbewerbsfähiger. Wegen der stark zent! Die Chinese Renewable Energy 3.522 neuen MW das weltweit zweit- steigenden Preise der fossilen Energien und Industry Association (CREIA) schätzt die stärkste Zubauland war. Die starke Leistung den wachsenden Unsicherheiten auf den weitere Entwicklung so ein, dass bis zum von 2006 mit 1.587 MW Neuinstallatio- Energiemärkten zeigt sich die Windenergie Jahr 2015 rund 50.000 MW Windkraft- nen konnte damit um 122 (!) Prozent über- als die immer bessere Option für den Aus- leistung in China am Netz sein sollen. troffen werden. Spanien erhöhte seine bau neuer Erzeugungskapazitäten.“ 13
International IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at E-mail: igw@igwindkraft.at © 2008 RFERL Der Kampf um die Gas-Pipelines nach Europa ist in vollem Gang, doch auch sie werden nur einen Teil des steigenden Gashungers Europas decken können. Wenn sich die weltweiten Gasreserven in Luft auflösen Die Gasförderung in Europa ist stark rückläufig. Deswegen wird sich der Erdgas-Importbedarf bis zum Jahr 2020 verdoppeln. Um die begrenzten Reserven der wenigen Gasexportländer raufen sich ganze Kontinente. Internationale Berichte zeichnen ein düsteres Bild der künftigen Versorgung Europas mit Gas. In seinem Bericht über von 515 Mrd. m3 (im Jahr 2005) auf Doch hier wird das ganze Miss- die Energiezukunft beim AWES-Sympo- 650 Mrd. m3 im Jahr 2020 steigen, verhältnis offenkundig. Das „Jahrhundert- sium hat Peak-Oil-Forscher Werner Zittel der Importbedarf wird um 240 Mrd. m3 projekt“ Nabucco kann gerade einmal von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik von 270 auf 510 Mrd. m3 wachsen. 12 Prozent des zusätzlichen Importbe- GmbH massive Probleme bei der künfti- Um die Gasversorgung sicherzustellen, darfs decken. Oder anders ausgedrückt: gen Gasversorgung Europas aufgezeigt müssten bis 2020, also innerhalb der Nabucco liefert gerade einmal soviel (wir haben in der WINDENERGIE Nr. 47 nächsten zwölf Jahre, der Import über Gas, wie die in den letzten zweieinhalb darüber berichtet). Laut Zittel wird spä- Pipelines um die Hälfte zunehmen und Jahren in der EU gebauten Gaskraft- testens 2020 weltweit das Gasförder- die Flüssiggas-Importe (Liquified Natural werke verbrennen. Angesichts dieser maximum erreicht werden. Wegen der Gas – LNG) über Tankschiffe sich mehr Tatsache scheint ein neuer Name nach stark rückläufigen Produktion innerhalb als verdreifachen. einem Shakespeare-Drama angemes- Europas wird bis 2020 eine Verdoppe- sener: „Viel Lärm um Nichts“. lung der Gasimporte notwendig sein, Die Pipeline der Freiheit? Russland, das seine Vormacht- um den steigenden Bedarf zu decken. Im Ringen um das große Gas- stellung bei der Versorgung Europas „Dabei ist aber noch keineswegs geklärt, geschäft der Zukunft durch den Bau nicht kampflos aufgeben will, plant wo dieses Erdgas denn eigentlich herkom- von Pipelines und Flüssiggas-Anlagen selbst Gaspipelines durch Ostsee (North- men soll“, so Zittel. Drängt sich die Frage ist derzeit der russische Energieriese Stream) und Schwarzes Meer (South- auf, ob Werner Zittel ein einsamer Rufer Gazprom am besten aufgestellt. „Russ- Stream) mit Kapazitäten von immerhin ist oder ob auch andere Quellen land ist mit 43,5 Prozent das wichtigste bis zu 100 Mrd. m3 pro Jahr. Ob dadurch zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Herkunftsland und wird es auch in Zu- auch wirklich soviel neues Gas nach kunft bleiben. Langfristig kann es aber Europa kommt, ist fraglich. Die süd- Gewaltiger Importbedarf Europas den Gasbedarf Europas nicht decken“, lichen Routen sind Kampfansagen an Erdgas ist nach Öl der zweit- so A.T. Kearney-Experte Kurt Oswald. Nabucco und sollen daher teilweise wichtigste Primärenergieträger in Euro- Um die starke Abhängigkeit mit dem gleichen Gas der kaspischen pa und deckt ein Viertel des Gesamt- von Russland zu verringern, will be- Region gefüllt werden. Und Ed Crooks energiebedarfs. Eine Studie der Unter- kanntlich die OMV die Gasversorgung geht in seiner Analyse in einer Sonder- nehmensberatungsfirma A.T. Kearney, durch ein eigenes, laut Konzerndiktion, beilage der Financial Times vom 10. die letztes Jahr veröffentlicht wurde, „Jahrhundertprojekt“ sicherstellen. Die März dieses Jahres zum Thema „Gas“ erwartet, dass der Bedarf an Gas in Nabucco-Pipeline, benannt nach Verdis noch einen Schritt weiter: „Ein großer der EU bis 2020 um 30 Prozent steigen berühmter Freiheitsoper, soll Gas aus Teil der russischen Investitionen wie wird. Die Eigenförderung von Gas Aserbaidschan und Turkmenistan sowie North- und South-Stream scheinen eher wird jedoch bis dahin um mehr als aus dem Iran und Ägypten nach Mittel- den Sinn zu haben, für die gleichen 40 Prozent zurückgehen. Als Folge europa bringen. Sie soll laut Plan rund Volumina neue Wege direkt in die EU davon wird sich der Importbedarf an 4,6 Mrd. Euro kosten und ab 2012 jähr- zu finden und Transit-Staaten zu um- Gas verdoppeln. Insgesamt wird laut lich rund 30 Mrd. m3 Gas zu einem gehen, statt für eine zusätzliche Ver- der Studie der Gasbedarf der EU-27 Großverteiler nahe Wien führen. sorgung zu dienen.“ 14
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