Das Ziel heisst "negativ" - Umtec Technologie AG
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COVER STORY Das Ziel heisst «negativ» Mit einem eigenen Modell für die Erstellung von Ökobilanzen und Effizienzanalysen erhält Swiss Golf ein wichtiges Instrument zur gezielten Förderung nachhaltiger Massnahmen. Um die Auswirkungen einer Golfanlage auf die Umwelt ge- Umweltbelastungspunkte samthaft darzustellen, bedarf es einer Ökobilanz, welche Um eine Ökobilanz zu erstellen, müssen positive wie sowohl den Footprint (Umweltschaden) wie auch den negative Umweltauswirkungen jeder Massnahme quan- Handprint (Umweltnutzen) der Anlage erfasst und diese tifiziert und in eine gemeinsame «Währung» umgerech- beiden in Relation stellt. Die gängigen und international an- net werden. Dabei gelangen international unterschiedli- gewandten Ökobilanz-Modelle berücksichtigen allerdings che Methoden zur Anwendung. Pohl nutzt für die die für den Handprint einer Golfanlage wichtigen Faktoren Berechnungen der Golfanlagen gleich mehrere. In erster «Biodiversität» und «Lärm» nicht ausreichend. Deshalb hat Linie gelangt die vom Bundesamt für Umwelt entwi- Swiss Golf im vergangenen Jahr bei der auf Umweltbera- ckelte und in der Schweiz gebräuchliche Methode der tung spezialisierten Umtec Technologie AG (UTech) die Ent- Umweltbelastungspunkte (UBP) zum Einsatz. Lärm wicklung eines Ökobilanz-Modells sowie einer Ökoeffizien- und Biodiversität lassen sich insofern berücksichtigen, zanalyse für Golfanlagen in Auftrag gegeben. als man das Golfplatzgelände in Relation zur früheren Um diese Modelle zu erstellen, arbeitete UTech-Spezialist Nutzung setzt und so vermiedener Lärm und der ver- Thomas Pohl mit den beiden GEO-zertifizierten Anlagen gleichsweise geringe Verlust an Artenvielfalt positiv ins des Golf Club Lausanne und des Golfclub Wylihof zusam- Gewicht fallen. Sämtliche Werte der umweltrelevanten men; die erst kürzlich zertifizierten Clubs verfügen über Auswirkungen werden in UBPs umgerechnet, wobei aktuelles und umfassendes Datenmaterial. Seit Ende 2020 positive Umweltwirkungen in «vermiedenen Umweltbe- liegen nun für die beiden Anlagen Ökobilanzen vor; auf lastungspunkten» ausgewiesen werden (siehe Grafik). dieser Basis ist eine Hochrechnung für die gesamte Diese Ökobilanz sollte unter dem Strich möglichst wenige Schweizer Golfbranche möglich. Aus den Ökoeffizienz- Umweltbelastungspunkte ausweisen; wird die Bilanz analysen der beiden Clubs lassen sich – beschränkt – negativ, verursacht eine Golfanlage sogar mehr Umwelt Rückschlüsse für Golfanlagen im Allgemeinen ziehen. nutzen als -schaden. 26 SWISS GOLF 01–2021
Was für das von UTech und Swiss Golf gemeinsam ent- UMWELTBELASTUNGSPUNKTE wickelte Modell der Ökobilanzierung von Golfanlagen UBP spricht, ist der gesamtheitliche Aspekt. «Unsere Methode 900 Footprint: Lärmvermeidung zieht jeweils das gesamte Gelände inklusive Betrieb und 800 Ressourcen CO2-Sequestration Unterhalt sowie die private Mobilität der Mitglieder in die 700 Betriebsmittel Biodiverstität vs. Landwirtschaft Berechnung mit ein», erklärt Pohl. 597 Energie 600 Betriebsmittel-Einsparung Jan Driessens, Präsident der Kommission Nachhaltigkeit & 500 Wasser Abfälle (inkl. Recycling) Golfanlagen, betont: «Herkömmliche Methoden beschrän- 400 Landnutzung Ressourcen ken sich auf die Errechnung einer CO2-Bilanz, sie geben Mobilität Betriebsmittel Umweltwirkung [Mio. UBP/a] 300 nur über die Auswirkungen aufs Klima Auskunft. Diese Footprint Kennzahlen sind zwar wichtig, aber unsere Methode geht 200 Energie Handprint: deutlich weiter und zeigt die gesamte Umweltwirkung 100 Wasser Abfälle (inkl. Recycling) einer Golfanlage.» 0 Lebensmittel Landwirtschaft Biodiversität -100 Landnutzung CO 2 -Sequestration Handprint 15 Tassen Kaffee oder ein Loch Golf -200 Mobilität Lärmvermeidung Wie gross aber ist die Umweltwirkung einer Schweizer Netto (Footprint + Handprint) -300 Netto (Footprint + Handprint) Golfanlage nun konkret? Pohl zeigt die Ökobilanz einer der Ökobilanz Golf beiden von ihm untersuchten Anlagen: «Handprint und Footprint gegenübergestellt, ergibt sich eine jährliche Um- Auf Basis der vorliegenden Daten hat UTech die Umwelt- Die Ökobilanz einer weltwirkung dieser Golfanlage von 597 Millionen Umwelt- wirkung sämtlicher Schweizer Golfanlagen errechnet; G olfanlage ergibt sich belastungspunkten.» Bemerkenswert findet der Experte dies unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die beiden durch die Gegenüber den Anteil des Handprints: 36 Prozent. Das macht klar: untersuchten Clubs GEO-zertifiziert sind und deren Um- stellung von Umwelt- Diese Golfanlage erzeugt einen grossen Umweltnutzen. weltwirkung deutlich unter dem nationalen Schnitt liegt. schäden (Footprint) und Um die gesamte Belastung einer Golfanlage in Relation «Die gesamte Schweizer Golffläche erzeugt eine jährliche Umweltnutzen (Handprint). zu setzen, hat Pohl die Umweltwirkung pro Golfer und Umweltwirkung, die 170 Millionen Kilometern Autofahrt Jahr auf dieser Anlage errechnet: 449 273 sogenannte entspricht. Das sind, gemessen an der Schweizer Bevölke- UBPs. «Ein guter Wert», so Pohl, «denn die durchschnitt- rung, 20 Kilometer pro Person und Jahr», erklärt Pohl. liche Umweltbelastung im Freizeitbereich pro Person und Jahr liegt bei 1,1 Millionen mehr als doppelt so hoch.» SEBI konsultieren, dann handeln Eine einzelne 18-Loch-Runde sei von der Umweltbelas- Um Verbesserungen einzuleiten, muss man wissen, wel- tung her mit einem Tag Skifahren oder Sportschiessen che Massnahmen eine besonders grosse Wirkung auf die vergleichbar. Die Ökobilanz der Golfanlage lässt sich Umwelt haben – auch in Relation zu den Kosten. Pohl hat aber noch weiter herunterbrechen, beispielsweise auf die für seinen Arbeitgeber den Specific Eco Benefit Indicator Umweltwirkung einer einzelnen gespielten Golfbahn: (SEBI) erfunden, der nun auch im Golfsport zur Anwen- 1560 UBPs wiegt diese. «So viel wie 15 Tassen Kaffee dung gelangt. «Dieser Indikator zeigt auf, in welche Um- oder 5 Kilometer Autofahren», erklärt Pohl. Was vernünf- weltmassnahme das Geld hinsichtlich des ökologischen tiger ist, muss jede und jeder selbst entscheiden. Nutzens am besten investiert ist», sagt Pohl. (fam) • Ökologie und Wirtschaftlichkeit, kein Widerspruch sondern eine tolle Ergänzung • Berechnung der Kosteneffizienz von Umweltmassnahmen • Identifikation von ökologischen Handlungsfeldern • Ökologischer Leistungsvergleich zu Marketingzwecken Ihr Ansprechpartner: Thomas Pohl 055 211 02 90 thomas.pohl@utechag.ch 27
COVER STORY Mit 10 Franken klima neutral Spätestens 2035 soll der Golfsport in der Klima- und Umweltbilanz durch konkrete Massnahmen Schweiz CO2-neutral sein, lautet das Ziel auf unseren Golfanlagen verbessern und damit auch lang- fristig, sprich nachhaltig, umweltneutral werden», sagt von Swiss Golf. Wie eine neue Studie zeigt, Driessens. Dennoch lädt die Studie dazu ein, zumindest könnten sich GEO-zertifizierte Anlagen mit gedanklich den CO2-Ausstoss einer Golfanlage in Klima- 10 Franken CO2-Kompensation pro Mitglied zertifikate umzurechnen. Das Ergebnis mag manchen bereits heute «freikaufen». überraschen: «Um klimaneutral zu sein, müssten bei- spielsweise die Clubs Lausanne oder Wylihof für knapp 8000 Franken pro Jahr CO2-Zertifikate kaufen. Auf das einzelne Mitglied umgerechnet sind das zehn Franken», Die Ökobilanzierung und Ökoeffizienzanalyse (SEBI) der erklärt Driessens. beiden GEO-zertifizierten Golfanlagen Lausanne und Weil mit der SEBI-Methode die Umweltwirkung einer Ak- Wylihof liefern konkrete Handlungsoptionen für Golf- tion oder Massnahme in Umweltbelastungspunkte (UBP) plätze in der Schweiz. Dies unter anderem deshalb, weil umgerechnet wird, lassen sich weitere interessante Ver- die Methodik auch wirtschaftliche Aspekte miteinbe- gleiche ziehen. So beispielsweise, dass ein Golftag in der zieht. Dadurch lässt sich die Effizienz einer Massnahme Schweiz (Anreise, 18-Loch-Runde) 32 000 Umweltbelas- errechnen. «Wir identifizieren die sogenannten ‚Low tungspunkte auslöst – gleich viele, wie ein Rindssteak Hanging Fruits‘ und können so die effizientesten Mass- von 350 Gramm oder eine Autofahrt von 100 Kilometern. nahmen zuerst umsetzen, um die Umweltwirkung mög- lichst rasch zu verbessern», erklärt Jan Driessens, Präsi- Ökologische Hotspots dent der Kommission Nachhaltigkeit & Golfanlagen. Zwar wurden für die Studie nur zwei Golfanlagen analy- siert, dennoch lassen sich aus den Ergebnissen allge- Eine Runde Golf entspricht einem 350-Gramm-Steak meingültige Schlüsse ziehen und die «ökologischen Hot- Nicht zu den von Swiss Golf empfohlenen Massnahmen spots» von Golfanlagen in der Schweiz klar identifizieren: gehört der Kauf von CO2-Zertifikaten. «Wir wollen unsere Ressourcen (Bau von Clubhaus und Golfplatz), Betriebs- 28 SWISS GOLF 01–2021
BIODIVERSITÄTS-IMPACT Biodiversitäts-Impact 25 -12% -19% [Potentially Disappeared Fraction of Species/year*10-4] 20 -68% 15 -60% 10 5 0 Wohnsiedlung, Landwirtschaft Nutzung vor Golfplatz Golfplatz Gewerbe und Industrie zur vorhergehenden Nutzung. Eine höhere Biodiversität Golfplätze sind deutlich bedeutet aber selten, dass verschwundene Spezies zurück- besser für die Biodi- kommen, sondern vielmehr, dass weniger Arten ver- versität. Gegenüber der schwinden. Überall dort, wo der Mensch Einfluss auf die früheren Nutzung ist der Natur nimmt, verschwinden laufend Tierarten; berechnet Verlust an Artenvielfalt um 60 Prozent tiefer. wird somit die Höhe des Verlusts. Allerdings haben Golf- plätze einen deutlich kleineren Einfluss als andere Formen der Landnutzung. Golf ergibt laut der Untersuchung einen um 60 Prozent kleineren Verlust an Spezies und damit an Blumenpracht im Golfclub Rheinblick. Biodiversität als die Landwirtschaft (siehe Grafik). Optionen auf dem Tisch Das Ökobilanzmodell von Swiss Golf und UTech ist künftig mittel (Pflege des Golfplatzes), Energie und Mobilität für weitere Golfplätze – national wie auch international – (An- und Abreise) fallen umwelttechnisch stark ins Ge- anwendbar. Anders als bei herkömmlichen Ökobilanzen wicht. Von kleinerer ökologischer Bedeutung sind hier- zieht die SEBI-Methode auch Biodiversität und Lärmver zulande dagegen die Bereiche Wasser, Abfall und Lärm- meidung in die Berechnung mit ein. Mit den Resultaten für vermeidung. die ersten beiden Anlagen ergeben sich nun konkrete Hand- Die grössten ökologischen Entlastungen liefern Golfplätze lungsoptionen zur Verbesserung der Umweltbilanz im in Form von CO2-Speicherung (Sequestration) der Gräser Schweizer Golfsport allgemein sowie für die Golfanlagen sowie einer deutlich höheren Biodiversität im Vergleich Lausanne und Wylihof im Speziellen. (fam) • • elektronische Standbremse • perfekte Falttechnik • schnellster Auf- und Abbau • nur wenig Einzelteile • flaches Packmaß inkl. Räder • coolste Fernsteuerung mit Gestensteuerung Die neue Luxusklasse Im gut sortierten Golffachhandel erhältlich! FORGOLFER GmbH . Bahnhofstr. 1 . CH-4147 Aesch BL . Tel. +41 79 322 32 73 . E-Mail: info@forgolfer.ch . www.forgolfer.ch . www.pg-powergolf.ch 29
COVER STORY Europa lernt von Swiss Golf Limpachtal mit seinen artenreichen Trockenwiesen bietet eine Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten. Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport geht, schaut die zusammen nicht weniger als 92 Prozent aller Golfanlagen in Europa auf die Schweiz. Denn erst die neue SEBI-Studie macht Europa repräsentieren», freut sich Driessens. eine Ökobilanz für Golfanlagen möglich. Schon seit 1996 ist das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda ROADSHOWS IN ZERTIFIZIERTEN CLUBS des Europäischen Golfverbands EGA. Richtig populär wurde Auch in der Schweiz wird die Arbeit der Kommission Nachhaltig- es a llerdings erst in den letzten zwei, drei Jahren. Die Schweiz keit & Golfanlangen mehr Präsenz erhalten. Swiss Golf plant für gehört diesbezüglich international zu den Vorreitern. Im August dieses Jahr eine Roadshow, die in vier GEO-zertifizierten Clubs in 2019 lancierte Swiss Golf im Rahmen des Omega European allen Landesteilen Halt machen und interessierten Golferinnen Masters in Crans seine Nachhaltigkeitsinitiative. Der Verband und Golfern die Gelegenheit geben wird, sich vertieft mit Themen unterstützt die GEO-Zertifizierung seiner Mitglieder auch finan- der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und sich mit Experten ziell. Das Programm hat letztes Jahr deutlich an Fahrt gewonnen, auszutauschen. Ende 2020 hatten mehr als ein Drittel der Schweizer Anlagen den «Wir werden im laufenden Jahr mindestens drei Workshops ersten Schritt zur GEO-Zertifizierung bereits getan. organisieren und dabei auf das Fachwissen von Partnern Das Thema GEO-Zertifizierung steht aber nach wie vor ganz oben zurückgreifen», erklärt Driessens. Der Verband hofft, mit diesen auf der Agenda. «Unser Ziel ist es, möglichst bald 20 GEO- oder Massnahmen den Nachhaltigkeitsgedanken stetig und stärker im ISO-14001-zertifizierte Anlagen im Verband zu haben. Mit dieser Bewusstsein der Clubverantwortlichen sowie aller Golferinnen Zahl können wir ein fundiertes Benchmarking sowie den Aus- und Golfer zu verankern. tausch von ‚Best Practices‘ beginnen», erklärt Jan Driessens. Gemeinsam mit Vertretern des Greenkeeper-Verbands und des Golfmanager-Verbands hat die Kommission Nachhaltigkeit & R&A-WEBINAR IM APRIL Golfanlagen bereits erste Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Die Stimme des Swiss-Golf-Vorstandes wird nicht nur in der den aktuellen Volksinitiativen «Für eine Schweiz ohne syntheti- Schweiz, sondern in ganz Europa gehört. Driessens drückt beim sche Pestizide» sowie «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Thema Nachhaltigkeit nämlich aufs Gas wie kein anderer. Im ver- Nahrung» auseinandersetzt und die Thematik aus Sicht des gangenen Jahr veranlasste der Kommissionspräsident gemeinsam Golfsports beleuchtet. mit der Firma Umtec Technologie AG (UTech) die Erhebung einer Ökobilanz sowie eine Ökoeffizienzanalyse (SEBI) zweier zertifizier- MEHR MANPOWER UND FACHWISSEN ter Schweizer Golfplätze. Nicht nur im strategischen, sondern auch im operationellen Diese Studie erregte auch international Aufmerksamkeit. Die R&A Bereich soll die Nachhaltigkeit innerhalb von Swiss Golf gestärkt möchte die Erkenntnisse daraus sowie die Mechanismen, welche werden. Das freut Driessens: «Unsere Geschäftsstelle in Epalinges die Erstellung einer Ökobilanz im Golfsport erst möglich machen, wird noch bis Ende September durch einen Praktikanten unter- einem hochkarätigen Expertenkreis zugänglich machen. Deshalb stützt.» Alexandre Hattich absolviert an der Universität Neuchâtel hat sie für den 15. April ein Webinar zum Thema angesetzt. Jan das Master-Studium im Bereich BioGéoSiences. Er begleitet die Driessens wird dort die SEBI-Studie samt Schlussfolgerungen GEO-Zertifizierung von sechs oder sieben Westschweizer Anlagen und sich daraus ergebender Optionen vorstellen. Zuhören werden und dokumentiert dabei den Zertifizierungsprozess. Darüber die Nachhaltigkeitsexperten jener europäischen Golfverbände, die hinaus wird sich der Verband in der zweiten Jahreshälfte mit bereits einen nationalen Strategieplan Golf Course 2030 erstellt einem Agronomen verstärken, der die Nachhaltigkeitsinitiativen haben. «Insgesamt wurden neun Strategiepläne eingereicht, von Swiss Golf und seiner Mitglieder fachlich begleiten wird. 30 SWISS GOLF 01–2021
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