Demenz: Vaskuläre Demenz und Tauopathien
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Demenz: Vaskuläre Demenz und Tauopathien (FTD, CBD, PSP) Prof. Dr. phil Helmut Hildebrandt Klinikum Bremen-Ost, Neurologie Universität Oldenburg, Psychologie
Mögliche vaskuläre Demenz: Quantifizierbar gemessenes dementielles Syndrom und mindestens eines der folgenden Kriterien: Anamnestische Hinweise auf einen einzelnen ischämischen Insult ohne eindeutige zeitliche Beziehung zum Beginn des dementiellen Syndroms oder: Morbus Binswanger, für den alle der folgenden Punkte erfüllt sein müssen: früh einsetzende Harninkontinenz ohne hinreichende urologische Erkrankung oder Gangstörung ohne hinreichende periphere Erkrankung vaskuläre Risikofaktoren ausgedehnte Veränderungen der weißen Substanz in der bildgebenden Diagnostik Kriterien, die für wahrscheinliche vaskuläre Demenzen erfüllt sein müssen: Klinisch diagnostiziertes dementielles Syndrom (quantifizierbar und reproduzierbar durch neuropsychologische Tests), Hinweise auf zwei oder mehr ischämische Infarkte (Anamnese, neurologische Untersuchung, Bildgebung) oder Auftreten eines einzelnen Infarkts mit einer eindeutigen zeitlichen Beziehung zum Auftreten des dementiellen Syndroms, Hinweis auf mindestens einen Infarkt außerhalb des Kleinhirns
Unterstützende Kriterien der VD Unterstützung einer wahrscheinlichen vaskulären Demenz: Hinweise für multiple Infarkte in Hirnregionen, die für das Gedächtnis verantwortlich sind Anamnese für transitorisch-ischämische Attacken Anamnese für vaskuläre Risikofaktoren Erhöhte Hachinski-Ischämieskala Klinische Hinweise, die möglicherweise mit einer vaskulären Demenz assoziiert sein könnten, aber nicht gesichert sind: Frühes Auftreten von Gangstörungen und Harninkontinenz Veränderungen periventrikulär und im Marklager in der T2-gewichteten MRT, die über die Altersnorm hinausgehen Fokale Veränderungen in der Elektrophysiologie (EEG, evozierte Potenziale) oder den funktionellen Bildgebungen
Aufgaben: Gedächtnis (AVLT) und visuelle Suche in Form von Line cancellation und Ausstreichen von Quadraten mit zwei verschieden gerichteten Strichen.
Sensitivität und Spezifizität von neuropsychologischen Tests zur Trennung von VaD und gesunden Personen. C. A. DE JAGER,1 E. HOGERVORST, M. COMBRINCK, M. M. BUDGE: Psychological Medicine, 2003, 33, 1039–1050.
Fallvorstellung • 84 Jahre alter männlicher Patient, verheiratet, 9 Jahre Volksschule, drei 3 Jahre Berufsausbildung • Gangverschlechterung in den letzten Monaten • Zur neuropsychologischen Untersuchung angemeldet mit Hinweis Verdacht auf Demenz • Phonologische Wortflüssigkeit bei T-Wert von 41 jöst
CERAD-Testung 1 Verbale Flüssigkeit 1 Boston Naming Test 1 Mini-Mental Status C E R A D - V a ria b le n 4 Wortliste Gedächtnis 5 Wortliste Abrufen 6 Wortliste - Intrusionen 7 Savings Wortliste (%) 8 Diskriminabilität (%) 9 Konstruktive Praxis 10 Konstruktive Praxis Abrufen 11 Savings Konstruktive Praxis (%) -4,00 -3,00 -2,00 -1,00 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 z-Werte
Frage zum Fall • Welche Argumente sprechen für eine vaskuläre Demenz? • Gibt es auch Gegenargumente? • Was unterscheidet das Bild einer Alzheimer Demenz von dem einer vaskulären Demenz? • Generell: Indikatoren für eine vaskuläre Demenz sind?
Patient mit vaskulären Läsionen und kognitiver Beeinträchtigung
AD vs. VD • VD sollte im Nachweis immer auch auf MRT Diagnostik gestützt werden • Generell gilt, dass Verlangsamung bei einfachen Aufgaben nicht zu Symptomen der AD zählt (jedenfalls nicht im frühen Stadium), VD dagegen häufig zu Verlangsamung führt speziell auch in visueller Suche • VD ist immer wahrscheinlich, wenn es deutliche Seitendifferenzen gibt (Inkompatibilität, visuelle Suche, Neglekt-Test der TAP) • VD Patienten sind häufig durch Negativsymptomatik gekennzeichnet, zudem leicht reizbar, AD Patienten eher durch Ängstlichkeit und Unruhe • Behandlung durch Sekundärprophylaxe und evtl. Pirazetam bzw. Amantadin
Formenkreis der FTD • Tauopathien – Morbus Pick – Verhaltensvariante der FTD – Primär Progressive Aphasie – Semantische Demenz – Progressive supranukleäre Paralyse – Kortikobasale Degeneration
Clinical, pathologic and genetic spectrum of frontotemporal lobar degeneration (FTLD). bvFTD = behavioural-variant frontotemporal dementia; CBD = corticobasal degeneration; FTLD-ALS = FTLD with amyotrophic lateral sclerosis; FTLD-TAU = FTLD with tau-positive inclusions; FTLD-FUS = FTLD with fused in sarcoma (FUS)- positive inclusions; FTLD-TDP = FTLD with TAR DNA-binding protein 43 (TDP-43)- positive inclusions; MAPT = microtubule-associated protein tau; PGRN = progranulin; PNFA = progressive nonfluent aphasia; PSP = progressive - 16 - supranuclear palsy; SD = semantic dementia.
Einteilung der neurodegenerativ-demenziellen Erkrankungen - 17 -
Frontotemporale Demenz Klinische DD der FTD: Verhaltensauffälligkeiten (incl. motorischer Disinhibition) und Störungen der Sprachproduktion bzw. Sprachrezeption
Sprachvarianten der FTD • Primäre progressive Aphasie: Störung der Flüssigkeit der Sprache bei erhaltener Sprechfähigkeit; Schwierigkeiten in der Grammatik (Verben und Funktionswörter), Wortfindungsstörungen. Sprachverständnis über längere Zeit in Ordnung, wird aber später einbezogen. Spätform: Mutismus • Semantische Demenz: Flüssige Sprache bei inhaltsleerer Aussage. Verlust des Wissens um Wortbedeutungen, nicht der Wörter.
Liquor • FTD gehört zur Gruppe der Tauopathien also ist Tau bei der FTD im Liquor erhöht, Beta- Amyloid aber nicht verringert, wobei die Befundlage heterogen ist (auch weil es unterschiedliche neuropathologische Formen der FTD gibt). • Deswegen wird das quantitative Verhältnis von Tau zu Beta-Amyloid häufig als sensitiv für die Abgrenzung der AD genommen. • Aber: bei der präsenilen Form der AD findet sich erhöhtes Tau und nicht immer verringertes Beta-Amyloid.
Gruppe AD F01_03 NPH Amn_MCI n_Amn_MCI tau_prot 663 449 245 416 387 beta_amy 432,0 653,4 762,5 659,1 828,3
McMillan et al., Dement. Geriat. Cogn. Disord, 2004 Hirnatrophie bei 29 FTD Patienten mit einem MMS von 20: (A) semant. Demenz (B) Pr.progr.Aphasie (C) Fehlerkontrolle & Verhalten Alle drei Subtypen beeinträchtigt in Benennleistung aus CERAD-NP.
Motorische und visuelle Proben?
Sprache Neuropsychologische Gedächtnis DD AD und FTD
Nur per Autopsie gesicherte Sprache Fälle von entweder AD oder FTD (Klinisch beste Diagnostik liegt zur Zeit bei unter 90 % Genauigkeit) Rascovsky, Neurology, 2002
Journal of Neurology, 2005
Results: CERAD-NP Wordlist Savings 120 n.s. 100 ** 80 Percentage ** 60 40 20 0 AD Fronto-subcortical NPH VaD Patient groups ** p < 0.01
Experimental Task: Naming + incidential Recognition Recognition of one from three similar items Naming or 16 Items Rejection of similar items 16 plus 9 Trials
Results: False recognitions task Omissions False recognitions ** ** ** ** P < 0.01
Verhaltensauffälligkeit Eher wenige Patienten (20/20), aber gut gematcht
DD FTD vs. AD • Relativ bessere Rekognitionsleistung und Lernleistung als freier Abruf, höhere Verbesserung bei semantischer Hilfe, keine Wiedererkennensfehler, wohl aber Intrusionen • Wortfindung generell beeinträchtigt • Differenz Zahlenspanne • Reaktionswechseltest der TAP beeinträchtigt • Verhaltensauffälligkeit: Reizbarkeit, Ungeduld, sozialer Rückzug, Enthemmung, keine Ängstlichkeit, keine Einsicht
Behandlung • Pharmakologisch kein Nachweis erbracht, nur bei PPA versuchsweise Einstellung auf Pirazetam (bei gleichzeitiger intensiver kognitiver Therapie) • Funktionell: nur Einzelfallberichte, die aber zeigen, dass bei PPA der sprachliche Abbau evtl. verzögert werden kann • Symptomatisch: Einsatz von Neuroleptika möglich bei Verhaltensauffälligkeiten, stellt aber immer eine Minderung der Lernleistung dar. Besser Sedierung durch Antidepressivum
Isbrecht Fallvorstellung (10.03.08) • 62 jähriger Patient (selbständiger Leiter Autoverkaufsabteilung) • Fadenverlust, Merkfähigkeitsstörung, Wortfindungsstörung • Etwas Logorrhoe, BDI: 5 • Lurija HP und FEP leicht auffällig • Sem.WF: PR12, phon.WF T:31, Sprachverstehen o.B. • CVLT: Lernen grenzwertig; SFR PR1; LFR PR1; Reco: PR 10 • Stadtplan: T: 49; WMR Logisch PR5 & PR13 • Zahlenspanne: vorw: PR20; rückw: PR< 13 • Geteilte Aufmerksamkeit: o.B. • Weitere Verschlechterung der Wortfindung und der Sprachleistung im Sommer 2008 • MCI mit Verdacht auf FTD zur amb. Neuropsychologie und TK Geriatrie
Zustand 16.11.2009 • TK Geriatrie (Pirazetam plus intensive neuropsychologische Therapie) • CVLT: alle Leistungen unauffällig; Stadtplan leicht auffällig • TAP Arbeitsgedächtnis und Reaktionswechsel unauffällig • TAP geteilte und Inkomp. unauffällig • FEP noch auffällig • Phonologische WF unauffällig, Boston grenzwertig, Kopfrechenleistung herabgesetzt
Fragen zur FTD • Welche Varianten unterscheidet man? • Wo liegen die neuroanatomischen Korrelate für diese Varianten? • Worin bestehen die differenzial- diagnostischen Unterschiede zur AD? • Was wird die FTD von der LBD unterscheiden?
Progressive supranukleäre Paralyse
Corticobasale Degeneration
Kernzeichen des CBS • Asymmetrisches hypokinetisch-rigides Parkinson- Syndrom • Alien-Limb-Syndrom • Apraxie • Extremitäten-Dystonie • Reflexmyoklonus • Halte- und Intentionstremor • Kortikale Sensibilitätsstörung (Astereognosie) • Okulomotorikstörungen • Progrediente Aphasie • Progredientes dementielles Syndrom
CBD • Gehört als Syndrom (CBS) zu den „Parkinson plus“ Erkrankungen (neben Multisystematrophie und der progressiven supranukleären Paralyse) • Als ätiologische Einheit (CBD) gehört es zu den Tauopathien und damit eben nicht zur Parkinsonerkrankung, die zu den Alphasynucleinopathien oder Lewy Körperchen Erkrankungen gehört. • Trotzdem gehören Symptome des Morbus Parkinson zu den Kerncharakteristiken des CBS
Kortikobasale Degeneration – Syndrom und Erkrankung
Sensibilitätsstörung • Taktile Unterscheidungsfähigkeit (Ortsdiskrimination, Fingeragnosie, „Gerstmann Syndrom“) • Visuelle Extinktion, Neglekt, Aspekte des Balint Syndroms • Hinweis auf parietale Dysfunktion
Proc Natl Acad Sci USA. 1999 August 3; 96(16): 9444–9448. Test „Benutzung neuer Werkzeuge“
Tests zum semantischen Wissen BORB Object Decision • 29 von 32 richtig (Kontrolle: 27,9) Item Match Associative Match • 31 von 32 richtig (Kontrolle: 32) • 26 von 30 richtig (Kontrolle: 29,6)
Performance of the 3 patients (DJE and IF, semantic dementia and temporal lobe atrophy; FL, corticobasal degeneration and parietal lobe atrophy) and a group of 10 age- and education-matched controls on (i) naming of 20 familiar objects, (ii) three tests of functional semantic knowledge involving the matching of a picture of each of the same objects to another item used for the same purpose (n = 20 per test, chance = 20/60); (iii) demonstrating the usage of the 20 items; and (iv) performance on the novel tool task. The pale blue shading represents the range of scores of the 10 controls on each task.
Besonderheit des demenziellen Syndroms bei CBD • Persönlichkeitsveränderung • Störung exekutiver motorischer Funktionen - auch auf der motorisch geringer betroffenen Seite • Perseverationen • Einschränkung der Urteilskraft • Erhöhte Ablenkbarkeit • Apathie • Enthemmung
Frau ForV • Zunehmende Stürze (zumeist nach hinten) • Verschlechterung des Sprechens bzw. der Artikulation • Unsicherheit der rechten Körperseite • Unwillkürliche Bewegungen und Fremdheit gegenüber dem rechten Arm • Keine vertikale Blickparese • Rigor rechter Arm • Apraxie rechter Arm • Intakte Sensibilität
Alter 68 z- W Geschlecht w Skalen e wer Maxim r Ausbildung (Jahre) 8 Testresultate t um t U-sdatum: 07.07.2010 1 Verbale Flüssigkeit 11 - -1,44 Diagnose: V.a. CBD 2 Boston Naming Test 14 15 0,13 3 Mini-Mental Status 20 30 -4,78 4 Wortliste Gedächtnis 14 30 -2,33 5 Wortliste Abrufen 5 10 -1,17 6 Wortliste - Intrusionen 1 - -0,70 7 Savings Wortliste (%) 71% 100% -0,75 8 Diskriminabilität (%) 75% 100% -3,00 9 Konstruktive Praxis 5 11 -3,07 Konstruktive Praxis 10 Abrufen 5 11 -1,03 Savings Konstruktive 11 Praxis (%) 100% 100% 1,34
DD zu anderen neurodegenerativen Erkrankungen
Film zu PSP? Oder Durchsprechen des Anamnesebogens zur Rekapitulation der Folien?
PSP und Mittelhirn Image above shows an axial T2-weighted image shows the atrophy of the midbrain tegmentum.
Image above shows the comparison between axial view of midbrain MRI of PSP (left) and normal (right). Image obtained from [ref12]. I personally do no think it look like the three circle of Mickey mouse symbols.
Image above shown a T2-weighted MRI image of the brain, the selective atrophy of midbrain with preservation of pons (divided by the black line). Image above shows the T1-weighted for comparison
Image above shows Hummingbird sign with comparison of normal midsagittal view MRI.
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