Der Ackermann - Zur Hilfe: DDR-Christen und die ČSSR Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
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Der Ackermann B 20027 F Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde 72. Jahrgang | München 2021 | Heft 1 Zur Hilfe: Zur Diskussion: Zur Wahl: DDR-Christen Kulturkampf Neue Äbtissin und die ČSSR in Europa? aus Prag > Seite 3 > Seite 6 > Seite 11 www.ackermann-gemeinde.de
Inhalt Dr. Bertram Meier, (Foto: Bistum Augsburg) Bischof von Augs- In dieser Ausgabe: burg, ging in einem Beitrag in der Aus- 3 Katholiken in der DDR und der ČSSR gabe Dezember 2020 der Zeitschrift 5 Aus dem Bundesvorstand „Paneuropa“ der Frage nach „Euro- 6 Zur Diskussion: Kulturkampf? pa, wo sind deine Wurzeln?“: 8 Standpunkte „Was haben wir (…) am Beginn des dritten Jahrtausends (noch) vom christlichen Glauben zu erwarten? Die Frage- 9 Konferenz der SAG stellung betrifft uns ganz konkret als Christen in Deutsch- land und Europa. Dabei möchte ich neben die gängige 10 Ort der Begegnung: Philippsdorf Metapher vom ‚Haus Europa‘ das Bild vom ‚Brunnen‘ stel- len, das mir passend erscheint, um gerade das Unsicht- 12 Sozialwerk bare und Versteckte aufdecken zu können. Um nicht aus- zutrocknen, um (über-)leben zu können, braucht das 13 Junge Aktion Haus Europa einen Brunnen. Dieser tiefe Brunnen ist der christliche Glaube. 14 Aktuelles Wenn wir bereit sind, dem auf den Grund zu gehen, werden wir gewichtige Reichtümer zutage fördern und 17 Literatur womöglich die eine oder andere fruchtbare Quelle neu erschließen, aus der wir in Europa auch in Zukunft schöp- 21 Aus unserer Gemeinschaft fen können. (....) So treffen wir in der Tiefe des Brunnens auf eine 26 Familiennachrichten der wertvollsten Perlen des christlichen Glaubens. Die Bilder von Gott und Mensch spiegeln sich. Gott und 28 Termine Mensch leuchten einander gleichsam aus. Sag mir, wie du über den Menschen denkst, und ich sage dir, wie du über Gott denkst! Und umgekehrt: Wo Gott für tot erklärt wird, da muss auch der Mensch bald sterben ‒ vor allem Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann- der Schwächste und Ärmste, der ohne Recht und ohne Gemeinde München, 72. Jahrgang, Heft 1-2021; Stimme, der Ungeborene und Todgeweihte. Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V. Die Botschaft von Gott um des Menschen willen und Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D. vom Menschen, der von Gott eine Würde erhält, die ihm Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber. keine sich noch so mächtig gebärdende Autorität nehmen kann ‒ diese Botschaft in die Welt des dritten christlichen Heßstraße 24, 80799 München, Jahrtausends hineinzusagen, gehört zu den vordringlich- Postfach 340161, 80098 München; sten Aufgaben der Kirche und zu den vornehmsten Auf- Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40; E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de; gaben Europas. Von hier aus wird es auch verständlich, Internet: www.ackermann-gemeinde.de; warum es für Christen und die Kirche keinen Kompromiss Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe): geben kann, wenn es um Leben und Tod des Menschen redaktion(at)ackermann-gemeinde.de. geht. Denn die Kirche als das ‚Volk des Lebens‘ bietet der Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München, Luisenstr. 18, 80333 München, Welt das ‚Evangelium des Lebens‘ an (vgl. Johannes BIC GENODEF1M05. Paul II., Enzyklika Evangelium vitae). (...)“ Ackermann-Gemeinde e.V. München: IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44; Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.: IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00; Stiftung Ackermann-Gemeinde: IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09. Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt Titelbild: Die astronomische Uhr am Altstädter Rat- der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs- preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. haus in Prag. In diesem Jahr feiert die Ackermann- Gemeinde ihr 75-jähriges Bestehen. Herausgefordert Erscheinungsweise: 4 x im Jahr. durch die aktuelle Situation entstehen neue digitale Ange- Redaktionsschluss für Heft 2-2021: 28.05.2021 bote. Zugleich hoffen wir auf bessere Zeiten im Sommer Beilage mit (Wieder-)Begegnungen. (Foto: ag) 2 | Der Ackermann 1-2021
Titelbericht Beerdigung von Kardinal Štěpán Trochta in Leitmeritz/Litoměřice im Jahr 1974. Schweigende Predigt aufgrund eines Re- deverbots. Unter den anwesenden Bischöfen und Kardinälen waren fünf aus der DDR und auch der Erzbischof von Kra- kau Karol Wojtyła (vordere Reihe, 5. v.l.; Foto: Copyright: Porta Polonica; www.porta-polonica.de/de/atlas-der- erinnerungsorte/hermann-scheipers) „Flüchtlingskirche“ unterstützt verfolgte Kirche Hilfen von Katholiken in der DDR für ihre Glaubensgeschwister in der Tschechoslowakei Im letzten Jahr veröffentlichte die Heimatvertriebenen – die verharmlo- slowakei, die über die DDR gen Wes- Ackermann-Gemeinde unter dem send „Umsiedler“ genannt wurden – ten flüchteten. Titel „Christliche Rache“ (ein Zitat des waren aus politischen Gründen strikt Während man in der ČSSR von tschechischen Theologen Dr. Oto untersagt. Der einzige Ort, an dem einer Verfolgungssituation der Chris- Madr) eine zweisprachige Publikation die katholischen Heimatvertriebenen ten sprechen kann, war – trotz der über die Hilfen sudetendeutscher unter sich waren, sich unbefangen auch hier vorhandenen Bedrängnis Christen für die katholische Kirche in begegnen konnten und Trost und durch das SED-Regime – der Frei- der kommunistischen Tschechoslo- Hilfe erfuhren, waren die jeweiligen raum der Christen in der DDR un- wakei. In diesem Werk werden die Kirchengemeinden. Der Erfurter Kir- gleich größer. Da zwischen der ČSSR Kontakte und Hilfen der Ackermann- chenhistoriker Professor Josef Pil- und der DDR visafreier Grenzverkehr Gemeinde und ihres Sozialwerks ge- vousek bezeichnet daher die katholi- bestand, bot dies die Möglichkeit, in schildert. Hierbei konnte man sich auf sche Kirche in den ersten Jahren der der DDR Begegnungen und Veran- das Archiv der Bundesgeschäftsstelle DDR als „Flüchtlingskirche“. Sobald staltungen für tschechoslowakische stützen. Der Versuch diese – gut ge- es wieder halbwegs möglich war, Katholiken zu organisieren. So veran- lungene und lesenswerte – Publikati- reisten viele der nun in der SBZ/DDR staltete das Philosophisch-Theo- on um die ostdeutsche Perspektive lebenden Sudetendeutschen regel- logische Studium in Erfurt regelmäßig zu ergänzen, ist freilich kein einfa- mäßig in die alte Heimat. Dabei erleb- in den Semesterferien Studienwo- ches Unterfangen. Während es in der ten sie hautnah die Bedrängnis ihrer chen für Seminaristen aus Leitmeritz/ alten Bundesrepublik mit der Acker- tschechischen Glaubensgeschwister. Litoměřice. Da die Ausbildungssituati- mann-Gemeinde eine von katholi- Diese Erfahrung regte oft spontane on an der Theologischen Fakultät und schen Sudetendeutschen gegründete Hilfsmaßnahmen an. Nicht wenige im Priesterseminar in Leitmeritz über- Organisation gab, war dies in der wirkten nach 1948 als Fluchthelfer für aus problematisch war, erfreuten sich SBZ/DDR ein Ding der Unmöglich- Antikommunisten aus der Tschecho- keit. Jegliche Zusammenschlüsse der > Seite 4 Der Ackermann 1-2021 | 3
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand > von Seite 3 Autobiographie von Professor Tomáš Die Verbindungen zwischen der Halík die Beschreibung seiner Pries- Kirche in der DDR und in der ČSSR die Erfurter Studienwochen stets sehr terweihe 1978 in Erfurt nachzulesen, zeigte sich auch beim Begräbnis des großer Beliebtheit. Besonders dem um von den äußeren Umständen die- Leitmeritzer Bischofs Štěpán Kardinal Erfurter Neutestamentler Heinz ser Weihen einen Eindruck zu bekom- Trochta. Kardinal Trochta starb am 6. Schürmann war es ein großes Anlie- men. Infolge dieser Priesterweihen April 1974 infolge einer stundenlan- gen, die Leitmeritzer mit moderner gab es eine Kartei der in der DDR gen Unterredung mit einem betrunke- Theologie vertraut zu machen. An- geweihten geheimen Priester. Diese nen Vertreter des Regimes. Auf fang der 1960er Jahre hatte – vermit- Kartei wurde in den 1980er Jahren staatlichen Druck hin wurde die Bei- telt durch italienische und österreichi- durch den Berliner Bischof Joachim setzung auf Osterdienstag gelegt, sche Ärzte, die in den katholischen Meisner geführt und ermöglichte es, damit es niemandem möglich war, ein Krankenhäusern Dienst taten – die den Kontakt zu ihnen aufrecht zu er- Visum für die Beerdigung zu beantra- Fokolarbewegung in der DDR Fuß halten. Fast alle Kontakte mussten so gen. Daher konnte aus dem gefasst. Der Dresdner Domkaplan konspirativ wie möglich erfolgen. Als „Nichtsozialistischen Ausland“ ledig- Joachim Reinelt brachte sehr bald Kardinal František Tomášek den Er- lich der Wiener Kardinal Franz König auch die ersten tschechischen Pries- furter Subregens Wolfgang Ipolt zu anreisen. Neben der polnischen De- ter mit dieser geistlichen Bewegung in einem Gespräch empfing, ermahnte legation unter Kardinal Karol Wojtyła Kontakt. In der Folgezeit richtete die er seinen Gast, nicht einmal sein Ge- waren fünf Bischöfe aus der DDR Fokolarbewegung in Leipzig und spä- neralvikar und späterer Weihbischof zugegen. Unter ihnen waren der Ber- ter auch an anderen Orten zahlreiche Jan Lebeda dürfte etwas davon erfah- liner Kardinal Alfred Bengsch, Ger- Begegnungen und Kongresse für ren. Im doppelten Boden des Tra- hard Schaffran aus dem Bistum Dres- tschechische Priester und Laien aus. bants – oder auf anderen konspirati- den-Meißen und Hugo Aufderbeck In der Dissertation von Dr. Eva ven Wegen – wurden zahlreiche Bü- von Erfurt-Meiningen. Den anwesen- Vybíralová wird sehr deutlich, dass cher des katholischen St. Benno- den Bischöfen war es strengstens die meisten geheimen Priester aus Verlags in Leipzig sowie Paramente, verboten, am Grab eine Ansprache der Tschechoslowakei in der DDR Geldspenden und so manches mehr zu halten. So war es allein der Pfarrer geweiht wurden. Es lohnt sich, in der in die ČSSR geschmuggelt. von Schirgiswalde und Dachauer Leidensgefährte Trochtas, Hermann P. Angelus (l.) Scheipers, der am Grab eine Anspra- P. Angelus feiert 90sten freut sich über che hielt, in der er unter anderem den Besuch sagte: „Unermüdlich hast du ge- von Msgr. Ol- brich in Ettal kämpft für die Freiheit des Glaubens (Foto: ag). und der Kirche, ohne die Drohungen der Feinde zu fürchten und hast dafür Gefängnis und schwere Drangsale ertragen.“ Noch heute erinnern sich viele in Dankbarkeit an diese Worte. Kaplan Markus Ruhs Abschied aus Prag Pater Angelus Waldstein OSB feierte in Ettal über Fahrten und eine am 13. Januar 2021 seinen 90. Schulpartnerschaft das Land seiner Sechs Jahre war Martin Kastler Geburtstag. Über Jahrzehnte prägte Herkunft nahe. Als „Boten der hauptberuflich in Prag, als Repräsen- er das Wirken der Ackermann- Versöhnung zwischen Sudetendeut- tant und Regionalleiter Mitteleuropa Gemeinde, insbesondere ab 1972 als schen und Tschechen“ würdigte der Hanns-Seidel-Stiftung. An der Geistlicher Beirat der Ackermann- Zdeněk Eis im Jahr 1996 P. Angelus Moldau war er stets vor Ort, wenn es Gemeinde in der Erzdiözese in einem Dokumentarfilm. 2001 ehrte auch darum ging, die Ackermann- München und dann von 1980 bis ihn die Ackermann-Gemeinde mit der Gemeinde zu vertreten und Kontakte 1991 als Geistlicher Beirat auf Goldenen Ehrennadel und 2003 zu knüpfen oder zu vertiefen. Nun Bundesebene. Bereits lange vor dem erhielt er den Kunstpreis zur deutsch- verließ der Bundesvorsitzende der Fall des Eisernen Vorhangs setzte er tschechischen Verständigung des Ackermann-Gemeinde die Goldene sich für eine Versöhnung zwischen Adalbert Stifter Vereins. Die Glück- Stadt, um Mitte März eine neue Auf- Deutschen und Tschechen ein. Auch und Segenswünsche der Ackermann- gabe in der Zentrale der CSU-nahen für die verfolgte Kirche in der Gemeinde überbrachte Msgr. Dieter Stiftung in München zu übernehmen. kommunistischen Tschechoslowakei Olbrich seinem Vor-Vor-Vorgänger im Er leitet fortan das Vorstandsbüro trat er ein und brachte vielen jungen Amt des Geistlichen Beirats. und den Planungsstab der Hanns- Menschen als Lehrer und Schulleiter ag Seidel-Stiftung. ag 4 | Der Ackermann 1-2021
Aus dem Bundesvorstand Mitglieder der Vor- stände von AG und SAG trafen sich am Bildschirm (Foto: ag). Start ins Jubiläums- jahr Zur AG-Geschichte Es ist mittlerweile eine gute Tradition, konnten die Vorsitzenden Martin „Siebeneinhalbmal Ackermann-Ge- dass zum Jahresbeginn der AG- Kastler und Daniel Herman die Vor- meinde“ heißt eine neue Gesprächs- Bundesvorstand und der Vorstand standsmitglieder nicht in Prag begrü- reihe zur Geschichte der Ackermann- der Sdružení Ackermann-Gemeinde ßen, denn die Sitzung musste online Gemeinde. Historikerinnen und zu einer gemeinsamen Sitzung zu- stattfinden. Dies tat einer konstrukti- Historiker aus Deutschland und sammenkommen. Doch diesmal ven und freundschaftlichen Zusam- Tschechien blicken in diesem menarbeit jedoch keinen Abbruch. Podcast zurück auf 75 Jahre Wirken Zum 75. Jahrestag der Gründung Neben den Planungen für das für Versöhnung und Dialog. Bis erschien unter dem Titel „Versöhnung „Deutsch-tschechische Picknick“ in August erscheint monatlich ein neues als Mission“ ein längerer Artikel von Prag (s.u.) standen die Beratungen Gespräch. Als erster Gesprächs- Niklas Zimmermann in der Frankfurter über den weiteren Verlauf des Orga- partner war Dr. Otfrid Pustejovsky zu Allgemeinen Zeitung. Der Autor hebt nisationsentwicklungsprozesses auf Gast, im Februar folgte der Historiker darin die Überzeugung der Acker- der Tagesordnung. Dieser wird durch und Journalist Niklas Zimmermann (s. mann-Gemeinde hervor, „dass Wun- den Deutsch-Tschechischen Zu- S. 15). Im dritten Gespräch ging der den nur geheilt werden können, wenn kunftsfonds gefördert und geht nun in tschechische Historiker Doz. Dr. Vertreter der unterschiedlichsten das dritte und letzte Jahr. Im Bereich Jaroslav Šebek auf die Prägungen Strömungen in einen Dialog mit- der Kommunikation wurden in den der Gründergeneration ein. einander treten.“ Es sei „schwer letzten Monaten wichtige Schritte ge- Der neue AG-Podcast ist auf der festzumachen, wie viel die Acker- macht und so digitale Möglichkeiten AG-Internetseite (unter Publikationen mann-Gemeinde dazu beigetragen stärker genutzt. Ferner wurde die - Podcast), auf www.anchor.fm/ hat, dass Sudetendeutsche und Außendarstellung diskutiert. ackermann-gemeinde, auf Spotify Tschechen mittlerweile nicht mehr so Die Vorstände tauschten sich auch und weiteren Plattformen abrufbar hitzig wie früher über die Ver- über die aktuelle Lage in beiden Län- und kann dort auch abonniert werden. gangenheit streiten. Ihr Anteil daran dern und die damit verbundenen ge- ag dürfte aber nicht gering sein“, urteilt sellschaftlichen und politischen Ent- Zimmermann. ag wicklungen aus. ag Feier in Prag Votivkerze nach Philippsdorf Ein „deutsch-tschechisches Picknick auf dem Vyšehrad“ mit Dialog, Kultur „Am 13. Januar konnten wir den 75. Gründungstag der und Begegnung soll am 7. August Ackermann-Gemeinde begehen. Dies soll ja im Som- 2021 in Prag aus Anlass von 75 Jah- mer gefeiert werden. Ganz bewusst fand die Gründung re Ackermann-Gemeinde stattfinden. 1946 am Jahrestag der Marienerscheinung von Phi- Die gemeinsamen Planungen für Dis- lippsdorf/Filipov statt. Ich habe daher eine Votivkerze kussionen, Lesungen und Mitmach- gestiftet“, erklärt AG-Bundesvorstandsmitglied Kaplan programm laufen auf Hochtouren. Markus Ruhs. Bereits am Vortag des Picknicks wird Die Kerze zeigt das Logo der Ackermann-Gemeinde. es am 6. August ein Happening in der Die Zahl 75 verweist auf unser Jubiläum. Weiterhin Stadt sowie ein Konzert geben. findet sich auf der Kerze der Satz „Mein Kind, von jetzt Der AG-Bundesvorstand und der an heilt´s“, den die Gottesmutter am 13.01.1866 an SAG-Vorstand hoffen, dass dieses Magdalena Kade richtete und der auch für das Wirken Begegnungsfest wie geplant durchge- der AG gelten kann. Sehr hatte sich Ruhs auf die Wall- führt werden kann. Eine Ent- fahrt nach Philippsdorf gefreut, die wegen Corona je- scheidung wird Ende Mai fallen. doch nicht möglich war. „Sobald es wieder möglich ist, Weitere Informationen folgen im werde ich sie dort entzünden“, erklärt Ruhs. ag Ackermann 2-2021. ag Der Ackermann 1-2021 | 5
Zur Diskussion (Foto: ag) Es sind die Wellen, die uns treiben Befinden wir uns zwischen „West“ und „Ost“ in einem Kulturkampf? Ich wurde von einem Freund aus ren Augen zur Geschichte zu werden; der Familie, der westeuropäischen alten Zeiten der Jungen Aktion der von nun an sollten wir alle die Frei- Kultur zurückzukehren, wie es oft Ackermann-Gemeinde, Matthias Dörr, heit, die Demokratie und das Wunder hieß. Damit war jede Anstrengung, um die Ansicht gefragt, ob (oder liberaler Marktwirtschaft miterleben. jede Reform gerechtfertigt. Dass auf wie) wir uns in Europa in einem Und es galt nicht nur für uns Osteuro- diesem Weg viele Menschen, ganze Kulturkampf* befinden. Zumal ins- päer. Diesen Enthusiasmus haben Gruppen oder Regionen auf dem Ab- besondere aus Ungarn und Polen auch die westlichen Gesellschaften stellgleis landeten, war zuerst kein der Eindruck erweckt wird, dass es mitgetragen. Ein gewaltiger Umwand- Problem. Nebenschäden, „wo geho- in der Europäischen Union in vie- lungsprozess begann, eine Moderni- belt wird, fallen Späne“. Es bedürfe len Fragen nicht um das Abwägen sierung aller Bereiche des gesell- einer längeren Diskussion, ob man es unterschiedlicher Positionen und schaftlichen und wirtschaftlichen Le- hätte anders machen können, oder um das Suchen nach einem Kom- bens. Dies fiel mit den weltweiten ob unter den Umständen sowieso der promiss geht, sondern um einen Prozessen der Globalisierung und bestmögliche Weg gewählt wurde. Ich Kulturkampf. Befinden wir uns tat- Digitalisierung zusammen. Es war glaube aber, dass damals, in den sächlich in einem Kulturkampf? also keineswegs nur eine für den 1990ern, der Liberalismus nur in wirt- Verlaufen hier die Gräben zwischen ehemaligen Ostblock typische Nach- schaftlicher Hinsicht und zu simpel, Ost und West oder eher innerhalb holstunde, wobei es für uns in der zu eindimensional verstanden wurde, von Gesellschaften? Dieser Frage Region ein Veränderungstempo be- und wir die soziale Marktwirtschaft, gehe ich gerne aus polnischer Per- deutete, das vielen Menschen den die wir in Polen seit 1997 in der Ver- spektive nach. Atem verschlug. fassung stolz im Artikel 20 stehen Als Francis Fukuyama 1992 das haben, eher gefordert als gelebt ha- Ende der Geschichte verkündete, Großes Ziel in den 1990ern ben. haben wir es fast alle geglaubt. Die Die Menschen wurden überfordert. Zeit der politischen Vollendung ist Damals hatten wir noch das große Mit Absicht schreibe ich hier über die gekommen, die große Teilung zwi- Ziel vor Augen, Mitglied der Europäi- Menschen und nicht über „die Gesell- schen Ost und West schien vor unse- schen Union zu werden. Zum Schoß schaft“, denn im öffentlichen Bild ging 6 | Der Ackermann 1-2021
Zur Diskussion das ganze Unterfangen doch ganz sich das Wasser zurück und bildet schen gleich attraktiv ist. Das ist nicht schön voran, auch wenn’s hie und da eine neue Welle, die erneut – und leicht. Doch es gelang in der Vergan- hakte. Doch die Einzelnen, die das etwas weiter – auf das Ufer schlägt. genheit, so wird uns auch jetzt gelin- Projekt letzten Endes mit eigener An- Diese Beobachtung ist nicht neu gen. Karlspreisträger Timothy Garton strengung voranbringen mussten, und findet historisch wie geografisch Ash schreibt über die neue liberale wurden müde. Das jahrelange Anstre- viele Beweise – nehmen wir (ganz Agenda. Eine Generation wird er- ben und Bestreben kostete viel. kurz und schematisch) das Beispiel wachsen, die die Welt mit Grenzen der 68er Bewegung in Deutschland. nicht kennt. Die Welle baut sich auf. Einfache Erklärungen auf Krisen Zunächst riesig, vielversprechend, dann ohne (institutionellen) Erfolg, hat Um nun die Fragestellungen vom Dann hatten wir das Ziel erreicht. sie doch mit der Zeit die Gesellschaft Anfang kurz zu beantworten: Seit 2004 sind wir in der EU dabei. Ab gewaltig verändert. Auch für die Dy- Ja, wir sind inmitten eines Kultur- jetzt sollte eigentlich alles paletti wer- namik innerhalb der „alten“ Union kampfes. Dieser verläuft aber nicht den. Warum war es aber nicht so, nach der Wende scheint dasselbe zu zwangsläufig entlang der Linie West- warum tauchten dann die Krisen, eine gelten: erst Enthusiasmus, dann die Ost. nach der anderen auf? bittere Kostenrechnung und ein Rück- Ja, dieser Kulturkampf ist echt, ob- Die einfache und überzeugende zug (hier: die Osterweiterung, die wohl künstlich angekurbelt. Erklärung kam von der Seite der Po- ersten Probleme, verlorene Volksab- Nein, er ist nicht überraschend. pulisten. Sie hatten ja die Leichtigkeit stimmungen für die Europäische Ver- Ja, er ist vorübergehend. im Aufzeigen der Feinde. Es waren fassung in Frankreich und in den Nie- also „die anderen“, die „nicht-WIR“: derlanden). Das Phänomen Donald Wojciech Rynduch-Walecki die bösen Finanzmärkte, das „Diktat Trump in den USA ließe sich ähnlich aus Brüssel“ (klingt bekannt?) oder erklären. Polnischer Politikwissenschaftler aus Berlin, die Einwanderer, das und Übersetzer in Krakau/Kraków furchtbare Gender-Monster und die Suche nach neuer Erzählung LGBT-Ideologie … Dabei wird der Begriff des Kultur- Deshalb meine ich auch, dass die kampfes gerade durch die Anführer populistische Gegenströmung, die wir der populistischen Strömung mit Vor- (in Polen und anderswo) gerade erle- liebe genutzt. Und zwar nicht, um ihn ben, diesem Wellenrückzug gleicht. * Es ist ein begriffstechnischer Hin- als Phänomen zu beschreiben, son- Eine weitere Welle baut sich aber weis nötig: In Polen steht das dern um ihn anzustiften. Um mit ihm langsam auf, vielleicht noch nicht deutsche Wort „Kulturkampf“ im um- einfache Lösungen anzubieten und sichtbar, aber unvermeidlich. Die gangssprachlichen Gebrauch für die von dem Gebot, ein besserer Mensch Welle kommt, ohne Zweifel. Und sie Bezeichnung der preußischen Politik zu werden, zu befreien. „Wir brau- wird tiefer einschlagen, als die vorhe- Otto von Bismarcks der Bekämpfung chen keinem was zu beweisen, wir rige. Denn es war schon immer so. der polnischen (katholischen) Kultur müssen uns wehren.“ In dieser Er- Wir mögen diese Wellenbewegung und Sprache auf den polnischen Ge- zählung sind wir der Fels in der Bran- nicht bewusst wahrnehmen, da sie in bieten unter preußischer Macht. Die- dung, eine belagerte Festung, die jahrzehntelangen Intervallen erfolgt, sen Begriff erlernt jedes polnische Vormauer des Christentums … aus einer historischen Perspektive ist Schulkind als Synonym für feindliche sie aber gut erkennbar. germanische Unterdrückung. Dies soll Dynamische Veränderung Worauf wir achten müssen, ist, dass uns in dem hier abzuhandelnden The- das Ufer nicht fest zubetoniert wird. ma aber nicht ablenken; es sei nur Die Dynamik der gesellschaftlichen Denn dann endet der Dialog. Deshalb ein Hinweis: Wenn im Gespräch mit Veränderungen gleicht aber einer dürfen wir in erster Linie nicht böse den Polen das Wort „Kulturkampf“ Wellenbewegung. Zunächst baut sich sein, dass andere unserem Weltbild aus dem Mund eines Deutschen fällt, eine Welle auf, die auf das Ufer nicht folgen und diesem sogar wider- kann es unter Umständen vollkom- schlägt. Das Ufer gibt zwar nach, sprechen. Und wir müssen eine neue men unerwünschte Assoziationen zeigt aber Widerstand, dann zieht Erzählung finden, die der populisti- erwecken. Der Ackermann 1-2021 | 7
Standpunkte Seit einem Jahr sind Theater, Opernhäuser und Konzertsäle geschlossen. Auch Museen waren nur selten und mit Einschränkungen geöffnet. Digitale „Genügt uns in Europa Angebote waren auch hier oft der Notnagel. „Der Kultur digital?“ Ackermann“ stellt daher die Frage: Dr. Verena Hein erste Ton; oder wenn Sie ein Kunst- Kunst birgt für mich die Möglichkeit Sammlungslei- werk fasziniert und Sie lange davor in sich, von Künstler*innen einen dif- tung Gemälde/ verweilen. Diese Begegnungen sind ferenzierten Blick auf Vergangenes Skulptur, Kura- „live“, lebendig und unverfälscht. Als und Bestehendes zu erhalten, so torin Kulturschaffende stehen wir hinter dass die eigene Sicht auf gesell- Kunstforum den wichtigen Maßnahmen zur Ein- schaftliche Verhältnisse erweitert Ostdeutsche dämmung der Covid-Pandemie. Im wird. Jetzt wenn Grenzen in Europa Galerie (KOG) KOG bieten wir derzeit online- wieder sichtbar werden, kann Kunst Regensburg: Führungen an, die ermöglichen, sich und Kultur verbinden. Kunsterleben zu informieren und vorzubereiten. So spricht unsere Sinne an und berührt Momente der Gegenwärtigkeit: Den- möchten wir in Zukunft ein sich er- unsere Herzen, gerade wenn man mit ken Sie an die Spannung im Kon- gänzendes Angebot von digitalen anderen zusammen dieses Erleben zertsaal, der Dirigent hebt den Takt- Formaten und Museumsbesuch ver- teilen darf. stock und nach der Stille erklingt der wirklichen. Dr. Christian Menschen in diesen Zeiten ein wenig Wechselwirkung zwischen Zuschau- Geltinger, Kultur ins Wohnzimmer zu bringen, erraum und Bühne. Das kollektive Chefdrama- sondern auch für eine tolle Plattform Erleben ist dabei von zentraler Be- turg an der für interkulturellen Austausch mit un- deutung. Die ständige Verfügbarkeit Oper Leipzig, seren tschechischen und slowaki- von Theateraufführungen im Netz kann Mitglied der schen Nachbarn. Außerdem geben diesen einzigartigen, unwiederbringli- Ackermann- digitale Formate insbesondere in Zei- chen Moment nicht transportieren. Gemeinde: ten wie diesen Künstlerinnen und Fazit: Digitale Medien können ext- Künstlern die Möglichkeit, auf ihre rem hilfreich sein für die Verbreitung Um es gleich Situation aufmerksam zu machen. von Kunst und Kultur. Das Medium vorweg zu nehmen. Ich bin ein sehr Natürlich haben die Theater lange Theater ist aber ein zutiefst analoges. großer Fan des kulturzooms, den die vor Corona die Chancen erkannt, die Es braucht dazu nicht viel, aber das Ackermann-Gemeinde jeweils am in den digitalen Medien liegen. wenige ist entscheidend: Der agieren- ersten Dienstag des Monats online Nichtsdestotrotz hat uns Corona ge- de Mensch auf der Bühne und Men- anbietet. Ich halte das nicht nur für lehrt, wie sehr gerade das Theater schen, die sich zu diesem Geschehen eine sehr schöne Möglichkeit, den von der Unmittelbarkeit lebt, von der in Beziehung setzen. Sr. Marie dass die Menschen erfreut und ermu- Die Künstler drücken ihre innersten (Foto: Marco Borrgrev) Magdalena tigt vom Konzert weggehen. Da ich Wünsche und Gefühle oft durch Mu- Fuxová, Bene- für alle bete, die zum Konzert kom- sik aus, sie teilen dadurch das mit, diktinerin im men, wünsche ich mir auch, dass sie wofür Wörter oft nicht ausreichen. Kloster auf durch die Schönheit der Musik zumin- Und es ist seltsam, wie auch in dieser dem Weißen dest ein wenig näher zu unserem Zeit die Kultur versucht, die Zuhörer Berg in Prag Herrn kommen. Der lebendige Kon- um jeden Preis zu gewinnen. So viele und takt mit Menschen, die Möglichkeit neue Audio- und Videoaufnahmen, Violinistin: sich zu treffen, fehlt. Andererseits mer- Diskussionsshows, alles mit der Mü- ke ich, dass es hier eine bestimmte, in he, die Kunst aus den Konzertsälen Die Gegenwart ist nicht nur für Musi- gewisser Weise ‚kostbare Zeit‘ gibt, als allen Haushalten, einem breiten Pub- ker, sondern für alle sehr anstren- ob sie speziell geschenkt worden wä- likum zu vermitteln. gend ‒ der Kontakt zum Publikum, für re, um viele Sachen durchzudenken, Persönlich fühle ich mich in dieser das wir spielen, ist eine sehr empfind- um beten zu können. Es ist eine Zeit Zeit sehr unwohl. Ich bin aber auch liche Sache. Persönlich versuche ich, großer Prüfungen und des Bewusst- dankbar, dass noch viel getan werden den Menschen bei Konzerten Freude seins, was Sinn macht und was weni- kann! an der Musik zu geben. Das Ziel ist, ger wichtig ist. 8 | Der Ackermann 1-2021
Nachbarschaft Deutsch-tschechische Konferenz der Sdružení Repräsentanz von Ackermann-Gemeinde Frauen stärken Auf ein überwältigendes Echo stieß die diesjährige deutsch-tschechische Konferenz der Sdružení Ackermann- Gemeinde (SAG), die mit Unterstüt- zung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Mitte Februar zum Thema „Frauen in der heutigen Gesellschaft im deutsch-tschechischen Kontext“ statt- fand. Die Veranstaltung wurde online auf mehreren Kanälen übertragen. Die Mitwirkenden waren zum Teil live in Prag, zum Teil über das Internet zu- Diskutiert wurde in Prag und mit online zu- geschaltet. Die Referate und Diskus- geschalteten Personen. (Fotos: sag) sionen sind weiter online verfügbar. Nach einem Clip mit Statements zu lerin des Erzbistums Prag Dr. Marie – und so soll es sein!“ Von einer his- verschiedenen Fragen und den Gruß- Kolářová. Anhand des Vergleichs der torisch überkommenen männlichen worten referierte Lisi Maier, Bundes- Codices Iuris Canonici (Codex des Dominanz, die sich über Jahrhunder- vorsitzende des Bundes der Deut- Kanonischen Rechts) von 1917 und te in den Kulturen entwickelt und ver- schen Katholischen Jugend (BdkJ), 1983 erläuterte sie vorrangig die juris- ankert habe, sprach Krause. Dies über „Die Entwicklung der Position tischen Änderungen hinsichtlich der betreffe auch die Kirche, in der männ- von Frauen in der europäischen Zivili- Stellung der Frau, vor allem im Bezug liche Machtdominanz stark ausge- sation“ und bot einen „historisch- zwischen Laien und Geistlichen. prägt sei. „Fakten über weibliche As- kulturellen Überblick über die Emanzi- Den zweiten Konferenztag eröffnete pekte werden ausgeblendet“. Vor pation der Frauen und die Unterschie- der Geistliche Beirat der SAG Mon- dem Hintergrund ihrer Jahrzehnte de in Europa in den letzten 250 Jah- signore Adolf Pintíř. Es schloss eine langen Kontakte zu tschechischen ren“. Zwei Themen kämen dabei im- von der Redakteurin beim Tschechi- Frauen machte sie deutlich, dass sie mer wieder ans Tageslicht, so die schen Fernsehen Hana Scharffová immer auch in Tschechien Frauen mit Referentin: die Selbstbestimmung moderierte Podiumsdiskussion zum klarer Sichtweise erlebt habe oder von Frauen und die Repräsentanz in Thema „Frauen in der Kirche und erlebe, „anknüpfend an die Erfahrun- Politik und Gesellschaft. Drei Wellen Gesellschaft“ an. Jaroslava Valová, gen der harten Unterdrückungszeit. – zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, Gründerin und Inhaberin der Firma Die Frauen hatten damals eine ganz 1960er Jahre, 1990er Jahre – sowie „Siko Koupelny & Kuchyně“, Prof. Dr. zentrale Rolle.“ Mit Dankesworten die aktuellen Tendenzen beleuchtete Jaroslav Brož von der Katholisch- des SAG-Vorsitzenden Daniel Her- sie dabei. Theologischen Fakultät der Karlsuni- man endete die online-Konferenz. Die ganz spezifische Thematik „Die versität Prag sowie die Theologin, Markus Bauer/ag Entwicklung der Position von Frauen Psychologin und Buchautorin Kateři- im Umfeld der katholischen Kirche im na Lachmanová nahmen teil. Zuge- 20. Jahrhundert“ vermittelte die Kanz- schaltet aus Aachen war Prof. Dr. „Land im Schatten“ räumt ab Barbara Krause. Sie Der Film „Land im Schatten“ (Krajina ist Historikerin und v stínu) des Regisseurs Bohdan Politikwissenschaftler- Sláma ist die Chronik der Menschen in sowie Mitglied im in einem kleinen Dorf im Grenzge- AG-Bundesvorstand. biet, das von der Geschichte der Für Valová ist es 1930er, 1940er und 1950er Jahre natürlich, dass eine geprägt ist. Ungeschönt zeigt der Frau an der Firmen- 2020 erschienene Film auch die spitze steht, „manch- Nachkriegsgewalt an den Deutschen. Den kulturellen Abschluss der Tagung bildete eine sze- mal musste ich mich Bei der diesjährigen Verleihung des nische Lesung, erstellt und inszeniert von Kristýna behaupten und Res- „Böhmischen Löwen“ war der Film Kopřivová. Unter dem Titel „Die Frau im Laufe der Zeit“ pekt verdienen“, er- Anfang März 2021 der große Ge- schlüpften Mitglieder der Spirála der SAG und der Jun- gänzte sie. Im Prinzip winner. In sechs Kategorien wurde er gen Aktion der Ackermann-Gemeinde in verschiedene sei es eine individuelle mit dem renommierten Preis der Rollen von Frauen quer durch die Jahrhunderte. Dafür Entscheidung jeder tschechischen Film- und Fernseh- gab es an den Bildschirmen viel Applaus. ag Frau. „Jede ist anders akademie geehrt. ag Der Ackermann 1-2021 | 9
Nachbarschaft Philipps- dorf/ Filipov Der nordböh- mische Wall- fahrtsort und die Gründung Festlicher Wallfahrts- der Ackermann- gottesdienst mit Zelebranten aus Tschechien und Gemeinde Deutschland am 13.01.2016 (Foto: H. Zeckel) Erzählt ist die Geschichte des nord- noch in vollem Gang war, die Mühen stützen könne, kam zur Antwort: eine böhmischen Wallfahrtsorts schnell. Im des Ankommens – das waren vor- Krone für die Muttergottesstatue. Jahr 1866 berichtet die seit vielen herrschende Emotionen und Erfah- Spenden wurden gesammelt, ein Jahre erkrankte und nun im Sterben rungen. Doch die Worte der Mutter- Goldschmied aus den eigenen Rei- liegende 31jährige Magdalena Kade, gottes „von jetzt an heilt’s“ verstanden hen fertigte die Krone. Papst Johan- dass ihr am Morgen des 13. Januar die Versammelten als eine Zusage nes Paul II. segnete sie am 10. April um 4 Uhr die Muttergottes erschienen und ein Hoffnungssignal. Das Treffen 1985 in Rom und mit einer offiziellen sei. Ihre Worte „Mein Kind, von jetzt gilt als Gründung der Ackermann- Einfuhrgenehmigung gelangte das an heilt’s“ ließen alle Beschwerden Gemeinde. Im Mittelpunkt stand dabei kostbare Stück schließlich zu Kardinal verschwinden, Magdalena wurde ge- das „Sühne- und Gelöbnisgebet“, das František Tomášek, der am 16. Juni sund. Pater Dr. Paulus Sladek OSA formu- 1985 die Statue damit krönte. Schnell entwickelte sich das ver- liert hatte. Dem Bestreben nach Hei- schlafene Dorf zu einem Wallfahrts- lung trug die Ackermann-Gemeinde Claudia Kern ort. 1886 wurde die Wallfahrtskirche im Lauf der Jahrzehnte durch ihren eingeweiht, die 1926 zur Basilika mi- konsequenten Einsatz für Versöh- nor erhoben wurde. Für zahlreiche nung Rechnung. Gläubige war die jährliche Wallfahrt Nach 1946 geriet der Ort mehr und am 13. Januar ein festes Datum im mehr in Vergessenheit, die Kirche Kirchenjahr. Philippsdorf wurde einer verfiel zusehends. Anfang der 80er der meist besuchten Wallfahrtsorte Jahre konnte die Kirche dank des Mitteleuropas, was ihm auch die Be- Engagements des Priesters Zdeněk zeichnung „nordböhmisches Lourdes“ Maryška renoviert werden. Richtigen einbrachte. Auftrieb erlebte die Wallfahrt nach So ist es nicht erstaunlich, dass sich 1989. Mitten in der Nacht vom 12. auf am 13. Januar 1946 in München ka- den 13. Januar machen sich Jahr für tholische Sudetendeutsche trafen, um Jahr Pilger aus Tschechien und aus gemeinsam zu beten und auch einen Deutschland zu Fuß, mit dem Auto Neuanfang zu setzen. Der Schmerz oder dem Bus auf den Weg. Ihr Ziel der Vertreibung, die zu dem Zeitpunkt ist die um 4 Uhr morgens stattfinden- de Wallfahrtsmesse, bei der die Kir- che aus allen Nähten zu platzen Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt droht. Immer dabei sind auch Mitglie- Die Basilika von Philippsdorf ist am seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig- der der Ackermann-Gemeinde. 13. Januar nachts um 4.00 Uhr das nisse vor, die bezeugen, wo und wie Als die Ackermann-Gemeinde im Ziel vieler Wallfahrer dies- und jen- deutsch-tschechische Nachbarschaft Zuge der Renovierung fragte, womit seits der Grenze. (Foto: ag) ganz konkret gelebt wird. man die Kirche in Philippsdorf unter- 10 | Der Ackermann 1-2021
Kirche und Gesellschaft Neue Äbtissin chen, dass wir als Christen unab- ihre zeitlichen Gelübde ab. Als Na- menspatronin wählte sie die heilige aus Prag hängig von Her- kunft und Natio- Francesca von Rom. Sr. Francesca arbeitete in Prag für nalität Brüder und die „Aktion Sühnezeichen Friedens- Schwestern sind“. dienste“ und betreute als Landesbe- Kardinal Marx auftragte deutsche Freiwillige in der wünschte der Tschechischen Republik. Ihr Wirken neuen Äbtissin in der deutsch-tschechischen Nachbar- Gottes Segen „für schaft führte sie auch in die Sdružení Kardinal Marx übergibt Sr. Francesca den Äbtissinnen- diese wichtige Ackermann-Gemeinde, deren Vor- stab. (Foto: Erzb. Ordinariat Berufung, mit stand sie angehörte. Ein weiteres München/ Georg Steinmetzer) ihrer Gemein- Herzensanliegen von Sr. Francesca schaft dieses ist die Ökumene. 2020 war sie maß- Eine tschechische Ordensschwester Kloster zu prägen, zu gestalten und geblich für die Ausgestaltung der Er- der Prager Außenstelle auf dem Wei- damit ein wichtiges Zeichen zu setzen innerung an 400 Jahre Schlacht am ßen Berg steht nun der Münchner für die Gegenwart Gottes in unserer Weißen Berg verantwortlich. Benediktinerinnenabtei Venio vor. Am Welt“. „Wir bitten Sie, Schwester Francesca 13. Februar wurde Sr. Francesca Sr. Francesca wurde 1973 in Brand- und die ganze Gemeinschaft im Ge- Šimuniová OSB in einer Festmesse in eis an der Elbe/Brandýs nad Labem bet zu begleiten“, so der Wunsch der der Kapelle der Abtei vom Münchner als Stanislava Šimuniová geboren Schwestern von Venio. Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal und evangelisch getauft. Die Beschäf- ag Marx zur Äbtissin der Abtei Venio von tigung mit philosophisch-existentiellen der Verklärung des Herrn in München Fragen sowie Erfahrungen in evange- geweiht. Sie ist Nachfolgerin von Sr. lischen Einrichtungen haben ihren Dr. Carmen Tatschmurat OSB. „Mit Glauben gestärkt. An der Prager einer tschechischen Äbtissin in Mün- Karlsuniversität studierte sie Sonder- chen wächst die Verbindung zwi- pädagogik. Über die Tätigkeit bei der schen München und Prag weiter“, Caritas und über die katholische Stu- freut sich Monsignore Dieter Olbrich, dentengemeinde in der Salvatorkirche Geistlicher Beirat der Ackermann- fand sie einen Zugang zur katholi- Gemeinde. Dies sei nicht nur „Aus- schen Kirche. Über eine „Ora et labo- JA-Bundessprecher Matthias Mel- druck eines gelebten deutsch-tsche- ra“-Woche in der Benediktiner-Abtei cher bei einer gemeinsame Aktion chischen Miteinanders in der Abtei“, Břevnov führte ihr Weg zur Abtei Ve- mit Sr. Francesca im Jahr 2018. sondern auch ein „wunderbares Zei- nio. Am 10. Dezember 2011 legte sie (Foto: ag) Matthias Drobinski Für eine Vielfalt in der Kirche Kirchen- Redakteur der Süddeut- auf die Sozialenzyklika „Fratelli Tutti“ sehr viel los, es laufen kontroverse schen Zei- von Papst Franziskus und auf die Diskussionen“, beschrieb Drobinski tung (Foto: zentralen Themen wie Seelsorge in der die Situation. M. Bauer) (Corona-)Krise, Beginn des Synoda- Viele Veränderungen konstatiert len Wegs sowie Aufarbeitung des Drobinski auch der katholischen Kir- sexuellen Missbrauchs. Diese Aspek- che in Deutschland. Vor allem sei Die themenzooms gehen auch im te waren Anknüpfungspunkte für Dro- angesichts der Missbrauchsskandale Jahr 2021 weiter. Der erste Dienstag binskis Ausführungen. nun eine Generation aktiv, „die sagt, im Januar stand unter dem Thema „Es hat sich viel in den letzten Jah- so geht es nicht mehr weiter.“ Al- „Der Spagat in der Katholischen Kir- ren getan. Nur nehmen wir manchmal lerdings benannte er auch Probleme, che: zwischen dem Geist des Auf- nicht mehr wahr, wie es sich verän- wie die jüngsten Diskussionen um bruchs und alten Strukturen“. Refe- dert hat“, fasste der SZ-Redakteur Kardinal Woelki. „Der Missbrauch rent war Matthias Drobinski, Redak- seine Erfahrungen und Eindrücke muss ehrlich und glaubwürdig aufge- teur bei der Süddeutschen Zeitung mit zusammen. Besonders bringt er dies arbeitet werden“, forderte er. Schwie- dem Schwerpunkt Religionsgemein- in Zusammenhang mit Papst Franzis- rig für ihn ist zudem der Umgang der schaften. Rund 100 Gäste an über 70 kus. Ebenso machte der Journalist Kirche mit der Corona-Pandemie. Es Bildschirmen nahmen teil. Moderator auf die Vielfalt der katholischen Kir- schloss sich eine intensive Diskussi- Rainer Karlitschek verwies eingangs che in der Welt aufmerksam. „Da ist onsrunde an. Markus Bauer/ag Der Ackermann 1-2021 | 11
Sozialwerk Der Initiator des Spendenlaufs, Martin Neudörfl (l.), erreicht mit Marie Smolková in München das Ziel (Foto: M. Neudörfl). aus der Nähe von Landshut war mit 2 Jahren die jüngste Läuferin und „Die Ackermann- schaffte stolze 1,32 Kilometer! Auch eine komplette Marathonstrecke von 42,195 Kilometern wurde von einem Gemeinde bewegt“ Läufer aus Oberbayern geschafft! Vom „erlaufenen“ Spendenbetrag waren die Salesianer überwältigt: Deutsch-tschechischer Spendenlauf für Projekt der insgesamt 5.184,33 Euro. Salesianer in Teplitz ein voller Erfolg Eine Siegerehrung soll es – so die Pandemie-Situation es zulässt, was Sozialwerk. Wie im Heft 2020/4 „Der sche Nachrichtenagentur ČTK und wir inständig hoffen, – im Rahmen Ackermann“ berichtet, arbeiten die der tschechische Rundfunk ČRo dar- des deutsch-tschechischen Begeg- Salesianer in Teplitz/Teplice an ihrem über berichteten. nungsfestes auf dem Vyšehrad in bislang größten Projekt. Sie renovie- Es galt nun, Läuferinnen und Läu- Prag geben, wo die Ackermann- ren eine seit vielen Jahren leer ste- fer und vor allem auch Patinnen und Gemeinde am 7. August ihr 75- hende Ruine. Es soll ein „Lebendiges Paten für alle Sportler zu finden, jähriges Jubiläum begehen wird. Haus“ werden, ein neues Zentrum für denn für jeden gelaufenen Kilometer Gabriele Traurig Kinder, Jugendliche und Familien mit sollte ein vorher fest vereinbarter Garten, Spielplatz und Wohnungen Betrag gespendet werden. Der Aufruf für die Salesianer-Kommunität. über das Internet war erfolgreich! 59 Solidarität in Corona-Zeiten Martin Neudörfl, aktives Mitglied der Personen meldeten sich und alle Jungen Ackermann-Gemeinde, hatte fanden ihren persönlichen Sponsor! Voller Sorge verfolgen wir den Verlauf eine zündende Idee: Einen Spenden- Am Vormittag des Silvestertages der Corona-Pandemie auf der ganzen lauf zugunsten dieses Lebendigen des alten Jahres ging es bei strahlen- Welt, bei uns in Deutschland, vor al- Hauses. Seine Idee weckte auch bei dem Sonnenschein los. „Sogar der lem aber auch bei unseren Freunden Jana Švecová, die für die Salesianer Wettergott hatte sich mit diesem Vor- in Tschechien, wo die Situation in den in Teplitz/Teplice tätig ist, Begeiste- haben solidarisiert“, freute sich Mon- vergangenen Monaten dramatische rung. Man stimmte sich ab und be- signore Olbrich, der Vorsitzende des Ausmaße annahm. gann die Werbetrommel zu rühren, Sozialwerks der Ackermann-Gemein- Mit einem Brief an die tschechi- sowohl in Deutschland als auch in de, dem das Projekt der Salesianer schen Bischöfe sowie die Verbände Tschechien, wo sogar die tschechi- sehr am Herzen liegt, und fügte hinzu und Begegnungszentren der deut- „Ja, man müsste nochmal zwanzig schen Minderheit in Tschechien ha- sein! Nicht als Läufer, aber zumin- ben Msgr. Dieter Olbrich und Matthias dest als Pate habe ich mich sehr ger- Dörr im Namen der Ackermann- ne beteiligt und bin begeistert, wie Gemeinde ihr Mitempfinden und ihre viele mitgemacht haben, sowohl Solidarität in diesen schweren Zeiten sportlich als auch finanziell!“ zum Ausdruck gebracht: „Uns ist es Das Ergebnis des Spendenlaufes ein herzliches Anliegen, Sie wissen kann sich sehen lassen: 522,19 Kilo- zu lassen, dass wir in Gedanken bei meter wurden insgesamt zurückge- Ihnen sind und Sie in unsere Gebete legt. Das entspricht etwa der Entfer- einschließen. Lassen Sie uns gemein- nung von München über Teplitz/ sam die Hoffnung nicht verlieren und Jana Švecová (r.) und Robert Kotyšan, Koordinator des Projektes „Leben- Teplice nach Prag. Dabei konnte sich auf Gott vertrauen, dass wir diese diges Haus“ warben mit einem Video in Tschechien wie in Deutschland Krise gut überstehen und ein echtes vor dem Haus für die Teilnahme am jeder seinen Streckenverlauf und Miteinander von Deutschen und Spendenlauf. In einem weiteren Video sein Laufpensum selbst aussuchen. Tschechen über die Grenzen hinweg bedankten sie sich für die Spenden. Und alle Altersstufen waren vertre- bald wieder zum Leben erwecken Diese sind auf dem Kanal der AG auf www.youtube.com zu sehen. (Foto: ten, vom Kleinkind über die Jugend können.“ sw Screenshot YouTube, ag). bis zu den Erwachsenen. Johanna 12 | Der Ackermann 1-2021
Junge Aktion Traditionen online präsentiert und diskutiert Junge Aktion. Die diesjährige deutsch-tschechisch-slowakischen Sil- vesterbegegnung war erstmalig digi- Hana in einer mährischen Tracht. tal. Zum Jahresende gab es an drei Das Video ist weiterhin auf der Seite Nachmittagen ein Programm. Außer- der Jungen Aktion bei YouTube ver- dem beteiligte sich die Junge Aktion fügbar. (Foto: Screenshot YouTube) aktiv am Silvester-Spendenlauf und trug so zum Erfolg dieses Projektes Hana Doležalová aus Mähren und Auch wenn die Silvesterbegegnung bei (siehe S. 12). Zdenka Koščáková aus der Lande- online für alle ungewohnt war, war sie Es ging los mit der Frage „Was ist cker Gegend in der Slowakei präsen- doch für alle Teilnehmenden aus Tradition?“. Dies wurde in einem tierten eigene Trachten in einem Vi- Deutschland, Tschechien und der Workshop mit Julia Schäffer und Ma- deo und live. Dies ist ein Teil der Kul- Slowakei bereichernd. Trotzdem freu- ruška Sedlinská geklärt. Am zweiten tur und der Tradition, der oft von einer en sich alle auf reale Begegnungen, Tag sprach Christoph Mauerer über Generation zur anderen weitergege- die hoffentlich in diesem Jahr wieder Dialekt. Er führte aus, welche Ge- ben wird. Am dritten Tag gab es virtu- wie geplant stattfinden können. meinsamkeiten es in den verschiede- elle Stadttouren, bei denen alle Teil- Veronika Kupková nen Dialekten gibt, was sie voneinan- nehmenden Fotos mit charakteristi- der trennt, wie sie entstanden sind schen Motiven ihrer Heimatstadt zeig- und ob sie Gefahr laufen, langsam ten. Neben dem „offiziellen“ Pro- aus dem alltäglichen Sprachgebrauch gramm gab es in der „Teestube“ auch Die Junge Aktion dankt herzlich zu verschwinden. Es war zu spüren, Raum für eine lockere und formlose der Stiftung Ackermann-Gemeinde Stuttgart für die Unterstützung wie Sprache auch Identität prägt. Unterhaltung. der Jugendarbeit! Kein Es wird gewählt Schimpf- Junge Aktion. In diesem Jahr wird nicht nur der Deutsche Bundestag wort gewählt, sondern auch der Bundes- vorstand der Jungen Aktion. Wahlbe- Spirála. Online und rechtigt sind alle Mitglieder der JA gedolmetscht für deut- zwischen 10 und 26 Jahren sowie der Referentin Š. Homfray (o.l.) sche JAlerinnen und mit einem Teil der Teilneh- amtierende Bundesvorstand. Die JAler fand die Früh- menden. (Foto: Screenshot) Wahl läuft ab als digitale Briefwahl jahrsbegegnung der über einen sicheren Anbieter vom 5. Spirála unter dem Thema: "Femi- denen Stereotypen. Šárka Homfray April bis zum 18. April 2021. Alle nismus... ist kein Schimpfwort" statt. befasst sich als Anwältin und Journa- Wahlberechtigten haben maximal fünf Zum Einstieg wurde von Katka listin seit langem mit Geschlechterfra- Stimmen, die sie auf die Kandi- Břendová der Film „A Better Man“ gen. In ihrem Vortrag fasste sie die dat:innen ihrer Wahl verteilen können. gezeigt, der in einer sensiblen Unter- Gründe für Ungleichheit in der tsche- Häufeln ist nicht möglich. suchung der Lebensgeschichte von chischen Gesellschaft und auf dem Die Zugangsdaten zur Abstimmung zwei Schauspielern Gewalt in einer Arbeitsmarkt und die zugrundeliegen- werden zu Beginn des Wahlzeitraums Beziehung thematisiert. Er bot viele den stereotypen Wahrnehmungen mit einer entsprechenden Anleitung Anregungen für eine Diskussion. zusammen. an die Wahlberechtigen versandt. Die Auch zwei Experten brachten sich in Es war eine interessante Begeg- Ergebnisse der Wahl werden bei der das Programm ein. Pavel Houdek, nung mit spannenden Diskussionen Sitzung des Bundesvorstands im Mai Anwalt und Selbstverteidigungslehrer und deutschen und tschechischen 2021 verkündet. Dort finden auch die für Frauen, berichtete über Gewalt Sichtweisen Wahlen zur Bundesführung statt. gegen Frauen und die damit verbun- Robin Stengel ja Der Ackermann 1-2021 | 13
Aktuelles Kurzmeldungen Corona-Hotspot Tschechien Auf Langendörfer folgt Gilles von der Grenze, aber ich verstehe die Nach 24 Jahren im Amt des Sekretärs Gründe“, verdeutlichte Schmidt. Trotz der Deutschen Bischofskonferenz mancher Verärgerung auf beiden Sei- (DBK) ging zum 6. Januar 2021 P. Dr. ten über die Folgen habe sich die Hans Langendörfer SJ in den tschechische Regierung, so Schmidt, Ruhestand. 1996 wurde er erstmals in über die Abriegelung, auch ange- die Aufgabe gewählt und war Hans-Jörg Schmidt sichts der Inzidenz, nicht beschwert. Sekretär unter den Vorsitzenden (Foto: privat) Er sprach der tschechischen Regie- Kardinal Karl Lehmann, Erzbischof rung großen Einsatz zu, diesem sei Dr. Robert Zollitsch, Kardinal Anfang März stand erneut die Coro- aber kein Erfolg beschieden. Anders Reinhard Marx und Bischof Dr. Georg napandemie im Zentrum eines the- sei es bei der ersten Welle im vergan- Bätzing. menzooms: „Corona und kein Ende. genen Jahr gewesen, als die Regie- In einem Schreiben dankte die Zerbricht daran das deutsch- rung schnell reagiert habe. Tschechi- Ackermann-Gemeinde Langendörfer, tschechische Miteinander?“. Grund en hatte damals die Maskenpflicht dass er „stets ein offenes Ohr“ für die dafür war die damalige Situation in noch vor anderen Ländern eingeführt. Anliegen der Ackermann-Gemeinde Tschechien, wo europaweit die „Ich war von der Disziplin zu Beginn gehabt und sich für die Weiterführung höchste Inzidenz bestand. Aus erster in Tschechien überrascht. Doch der und Weiterentwicklung der Vertrie- Hand informierte der Journalist und Erfolg der Maßnahmen stieg der Re- benenseelsorge stark gemacht habe. Prag-Korrespondent Hans-Jörg gierung zu Kopf“, blickte Schmidt zu- Zugleich erinnerte sie an seine bei- Schmidt die weit mehr als 100 Inte- rück. Seit Herbst herrscht ein anderes den von der AG organisierten Reisen ressierten über die Lage. Bild: Regierungsmitglieder hielten nach Prag in den Jahren 2001 und Eine Inzidenz von rund 700, Tsche- sich nicht an die Regeln. Und auch 2010. chien als der Corona-Hotspot welt- die Disziplin in der Bevölkerung habe Als Nachfolgerin Langendörfers weit, weit über 20.000 Tote sowie nachgelassen. Schmidt urteilt daher wählten die Bischöfe erstmals eine Kranke, die „durchs Land gekarrt“ hart: „Die Regierung hat das Land voll Frau für die Leitung des DBK- werden. „Mich schmerzen die Bilder an die Wand gefahren.“ ag Sekretariats in Bonn. Ab 1. Juli 2021 ist die Theologin Dr. Beate Gilles die neue Generalsekretärin der Pfr. Dr. Valasek verstorben Trauer um Professor Sokol Bischofskonferenz. ag Pfarrer i.R. Dr. Emil Valasek ist am Am 16. Februar ist im Alter von 84 11. Dezember 2020 im Alter von 82 Jahren Professor Jan Sokol verstor- Halík mahnt zur Reform Jahren in Passau gestorben. Der am ben. Der tschechische Philosoph, Die Corona-Pandemie helfe der 3. September 1938 in Troppau/ Hochschullehrer und Politiker war Kirche „über krankhafte und primitive Opava in Mährisch-Schlesien Gebo- eine wichtige Stimme im Diskurs in Gottesbilder nachzudenken“, findet rene hat nicht nur als Priester und Tschechien und im deutsch-tsche- der tschechische Priester und Seelsorger gewirkt, sondern auch chischen Dialog. In kommunistischer Soziologe Professor Dr. Tomáš Halík. wichtige Impulse zur Kirchen- und Zeit engagierte er sich in der In seinem aktuellen Buch „Die Zeit Zeitgeschichte gegeben. 2003 Bürgerrechtsbewegung, war Erst- der leeren Kirchen“ (Besprechung machte er mit der Publikation „Der unterzeichner der Charta 77 und folgt im Ackermann 2-2021) macht er Kampf gegen die Priester im Sude- Mitglied des Bürgerforums. sich Gedanken zum Zustand der tenland 1938-1945: eine Dokumen- In den 1990er Jahren unterstützte Kirche. Sie müsse sich Halíks tation“ die damals wenig beachteten er Initiativen der Ackermann-Ge- Meinung nach ändern und nicht die Schicksale von verfolgten sudeten- meinde für eine deutsch-tsche- Welt. Er kritisiert eine „fehlende deutschen Geistlichen bekannt. Mit chische Versöhnung und war häufi- Weisheit“ der Kirchenleitung. Angst einem „Kleinen Marienlexikon“ leiste- ger und hochgeschätzter Redner um Macht und kirchliche Egozentrik te er einen Beitrag zur Geschichte und Diskutant bei AG-Veran- stoßen ihm ebenso auf wie die Idee der Marienverehrung in den staltungen. Der SAG-Vorsitzende einer Kirchenrettung durch Ghetto- böhmischen Ländern. Daniel Herman hebt Sokols Über- isierung. „Es braucht einfach mehr Zum Priester geweiht wurde zeugung hervor, dass man ohne Dialog und Respekt. Papst Franzis- Valasek 1967 in Rom durch Kardinal moralische Basis keine gesunde kus setzt diese Impulse“, so der Dr. Josef Beran, den er sehr verehr- Gesellschaft aufbauen könne. Die Präsident der Tschechischen Christ- te und über den er noch vor zwei Beiträge dieses katholischen und lichen Akademie in einem Interview Jahren in einer Fernsehdoku sprach. prinzipienfesten Intellektuellen wer- anlässlich der Neuerscheinung am Die Beisetzung erfolgte in seiner den fehlen. Möge er in Frieden 8. März 2021 auf katholisch.de. ag Heimatstadt Troppau. R.I.P. ag ruhen. ag 14 | Der Ackermann 1-2021
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