Der Kanton Graubünden braucht Wachstum und Diversifikation
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Serie Der Kanton Graubünden braucht Wachstum und Diversifikation Graubünden ist vor allem als grösste Ferienregion der Schweiz bekannt. In vielen Talschaften des weitläufigen Kantons ist der Tourismus der mit Abstand wich tigste Erwerbszweig. Die laufende Bündner Tourismusreform stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsmotors und schafft Grundlagen für dessen künftige Prosperität. Allerdings verfügt Graubünden über weitere Stärken: Der Kanton ist Standort von be deutenden Industrieunterneh men, einer der grössten Strom erzeuger des Landes sowie ein qualitativ hochwertiger Wohn standort. Um die vorhandenen Potenziale noch gezielter nutzen und im Standortwettbewerb ein Die Industriezone Tardisland im Bündner Rheintal (im Bild) eröffnet Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsunter setzen zu können, bildet Wachs nehmen einmalige Entwicklungschancen. Foto: Walter Schmid tum den Schwerpunkt des neuen Regierungsprogramms 2013– Wie kaum ein anderer Kanton ist Grau- wirtschaft in Graubünden noch ein stärkeres 2016. bünden durch seine geografische, sprachliche Gewicht als anderswo. und kulturelle Heterogenität gekennzeichnet. Wie vergleichbare Kantone sieht sich Dieses reichhaltige Erbe und attraktive Land- Graubünden seit den 1990er-Jahren mit zu- schaften bilden – in Form von natürlichen nehmenden Herausforderungen konfron- Standortfaktoren – das eigentliche Kapital tiert. Im Zuge der Globalisierung verstärkten Graubündens. In Graubünden leben heute sich die regionalen Disparitäten zwischen gut 192 000 ständige Einwohnerinnen und urbanen und ländlichen Regionen in der Einwohner; rund 87 000 vollzeitäquivalente Schweiz. Verschiedene Faktoren führen Stellen werden gezählt. Im Vergleich zu an- dazu, dass Graubündens Wirtschaft im Ver- deren Kantonen verzeichnen das Baugewerbe hältnis zum Schweizer Mittel unterdurch- und vor allem das Gastgewerbe überdurch- schnittlich wächst: Strukturwandel in der schnittliche Beschäftigungsanteile. Trotz Landwirtschaft, rückläufige touristische Fre- schwindender Bedeutung hat auch die Land- quenzen als Folge von Flugverkehrsliberali- sierungen, neuen Reisegewohnheiten und gestiegener internationaler Konkurrenz, eine zunehmende Konzentration von zukunfts- trächtigen Branchen und qualifizierten Ar- beitsplätzen in den Metropolen sowie ein Abbau von Stellen in ehemaligen Bundesbe- trieben. Stark rückläufige Geburtenzahlen und geringe Zuwanderung gefährden heute Eugen Arpagaus vor allem in den peripheren Talschaften des Leiter Amt für Wirtschaft Kantons mittelfristig die Aufrechterhaltung und Tourismus Graubünden der dezentralen Besiedlung. 40 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 3-2012
Serie Die kantonale Wirtschaftspolitik stellt plätze an. Dies und die Erzeugung von Mul- sich diesen Herausforderungen aktiv. Die tiplikatoreffekten auf dem Binnenmarkt ma- vielfältigen Potenziale des Kantons als Wirt- chen diese Betriebe zu einem eigentlichen schafts- und Wohnstandort wurden bereits Wachstumstreiber der ganzen Bündner Wirt- in den letzten Jahren identifiziert; entspre- schaft. chende Massnahmen wurden eingeleitet und Um die Rahmenbedingungen für beste- gezielt Projekte gefördert. Je nach Teilräumen hende und ansiedlungswillige exportorien- unterscheiden sich die Ausgangslagen dabei tierte Hightechunternehmen zu optimieren, innerhalb des Kantons beträchtlich. erachtet der Kanton Graubünden vor allem − Städtischer Raum (Bündner Rheintal, vor- drei Instrumente als zentral: deres Prättigau, untere Mesolcina): In die- sen gut erschlossenen, für Bündner Ver- Optimierung der steuerlichen Rahmen hältnisse dicht besiedelten Räumen bedingungen entwickeln sich Bevölkerung und Wirt- Graubünden ist aus steuerlicher Sicht ein schaft insgesamt positiv. Rund 40% der sehr interessanter Standort für internationale ständigen Bevölkerung wohnt heute im Unternehmen. Durch die Steuergesetzrevisi- Bündner Rheintal; über 43% des kanto- on, welche seit Januar 2008 in Kraft ist, wur- nalen Bruttoinlandprodukts (BIP) wird de die Gewinnsteuer deutlich gesenkt und hier erwirtschaftet. Mit einer weiteren die Sonderabgabe auf dem Kapital (für juris- Konzentration ist zu rechnen. Als Dienst- tische Personen) sowie auf dem Vermögen leistungs-, Verwaltungs-, Bildungs- und (für natürliche Personen) abgeschafft. Gesundheitsplatz nimmt die Stadt Chur dabei eine Zentrumsfunktion ein, die Stärkung des Wissens- und Technologie über die Kantonsgrenzen hinausreicht. transfers, Förderung der Forschungsinstitute − Tourismusraum: Die grossen, bekannten Graubünden ist heute ein wichtiger For- Destinationen und die vielen kleineren schungsplatz: Die renommierten Institute in Ferienorte stehen für den grössten, be- Davos (z.B. AO Foundation, Swiss Institute deutendsten Wirtschaftszweig Graubün- of Allergy and Asthma Research, WSL-Insti- dens. In vielen Regionen des Kantons ist tut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, die gesamte regionale Wirtschaft haupt- Physikalisch-Meteorologisches Observatori- sächlich vom Tourismus und dessen aus- um Davos/World Radiation Center), aber gelösten Effekten abhängig. auch das Centre Suisse d' Electronique et de − Ländliche Gebiete: Diese Gebiete abseits Microtechnique (CSEM) in Landquart be- der grossen Verkehrsachsen und Touris- schäftigen mehrere hundert Forschende. Die- musorte waren in der Vergangenheit be- se Einrichtungen sowie die zwei Fachhoch- sonders stark vom Rückgang der Land- schulen in Chur tragen zur Positionierung wirtschaft und dem direkt oder indirekt von Graubünden als Hochschul- und For- Kasten 1 damit verbundenen Abbau von Arbeits- schungsstandort bei. Das sich in Erarbeitung WTT in der Ostschweiz plätzen betroffen. Die Potenziale dieser befindende kantonale Gesetz über Hochschu- Gebiete liegen heute einerseits im natur- len und Forschungseinrichtungen will die da- Der Wissens- und Technologietransfer und kulturnahen Tourismus und anderer- mit verbundenen Potenziale noch zielgerich- (WTT) soll dazu beitragen, die Innovations- seits in einer stärkeren Nutzung der zahl- teter und selbstbewusster einsetzen. Dadurch kraft der Ostschweizer Wirtschaft zu stärken. reich vorhandenen natürlichen Ressourcen sollen die Rahmenbedingungen für die Bünd- In Abstimmung mit der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) und dem (Wasser, Holz etc.). Vor allem in der Res- ner Wirtschaft vor allem in Bezug auf die Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) wird source Holz liegt ein hohes Wertschöp- Ausbildungsmöglichkeiten und die Innovati- hier ein starker Bottom-up-Ansatz ange- fungspotenzial entlang der gesamten onskraft verbessert werden. Der Wissens- und strebt, der den KMU einen direkten Nutzen Holzkette, das die Gemeinderechnungen Technologietransfer (WTT) gewinnt in Zu- bringen soll. Der Nutzen muss darin liegen, dass der Zugang zu Wissen vor allem für KMU entlastet und dezentrale Arbeitsplätze sammenarbeit mit dem Kanton St. Gallen ohne eigene Entwicklungsabteilungen ver- schafft. und anderen Kantonen der Ostschweiz sowie bessert werden kann und dadurch innovative dem Fürstentum Liechtenstein zunehmend Projekte vorangetrieben werden. Der Einbe- an Bedeutung (siehe Kasten 1). zug der KTI sowie der Fachhochschulen ist Stärkung der Exportindustrie durch dabei für alle Beteiligten von hoher Bedeu- Investitionen in Bildung und Forschung Aktives Flächen- und Landmanagement tung, weiter soll auf den bestehenden Inno- vationszellen aufgebaut werden. Die Vernet- Von höchster Bedeutung für die Bündner Der Kanton arbeitet daran, durch aktives zung mit den meist an Hochschulen angesie- delten WTT-Stellen in der Region soll opti- Volkswirtschaft sind die grossen exportori- Flächen- und Landmanagement ansied- miert und national vernetzt werden. Um die entierten Industriebetriebe, die ihren Sitz im lungs- und erweiterungswilligen Unterneh- vorhandenen Potenziale bestmöglich umzu- Bündner Rheintal sowie im vorderen Prätti- men künftig bessere Voraussetzungen zu bie- setzen, muss ein solches Projekt grossräumig gau haben. Diese Unternehmen gehören in ten. Mit der regionalen Industriezone Tardis angegangen werden. Weitere Kantone der Ostschweiz sollen in diese WTT-Konzeption ihren Bereichen Elektronik, Chemie und in Zizers und Landquart konnte vor einigen eingeschlossen werden und somit von Kunststoffe oder Medizinaltechnologie teils Jahren ca. 300 000 m2 Bauland neu eingezont den Vorarbeiten der Kantone Graubünden und zu den weltweiten Marktführern und bieten und optimal erschlossen werden. Den Be- St. Gallen profitieren können. eine hohe Anzahl hochqualifizierter Arbeits- dürfnissen der kleinen und mittleren Unter- 41 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 3-2012
Serie nehmen (KMU) gilt es in Bezug auf die Be- Schnittstellen ihre touristische Produkte reitstellung geeigneter Flächen Rechnung zu deutlich einfacher über eine Vielzahl von tragen, wobei der nachhaltige Umgang mit Distributionskanälen zu vertreiben. der Ressource Boden ebenso berücksichtigt − Natur- und kulturnaher Tourismus: Die werden muss. Ferienregion Graubünden steht für au- Ein grosses Potenzial für industrielle Tä- thentische, natur- und kulturnahe Ferien. tigkeiten findet sich im Umfeld der Agglo- Diese schweizweit führende Rolle soll bei- meration Bellinzona in der unteren Mesolci- behalten und weiter ausgebaut werden. na, an der Grenze zum Kanton Tessin. Auf Mit einer professionellen Koordination dem Areal des ehemaligen Flugplatzes San und Beratung durch eine Kompetenzstelle Vittore soll eine wettbewerbsfähige Industri- wird die nachhaltige Weiterentwicklung ezone errichtet werden. Ein Gesamtkonzept des natur- und kulturnahen Tourismus in befindet sich in Ausarbeitung. Graubünden verbessert. − Qualitätsoffensive: Die Bedeutung von Qualität ist eine unternehmerische Perspektiven für den Bündner Tourismus Grundsatzfrage und für den Tourismus Graubünden ist die grösste Tourismusre- von grosser Bedeutung. Eine Qualitäts- gion der Schweiz; jeder siebte Hotelbetrieb strategie für Graubünden ist erarbeitet und jedes sechste Hotelbett der Schweiz steht und befindet sich als flankierende Mass- hier. Zu ca. 6 Mio. Hotellogiernächten gesel- nahme seit Ende 2011 in Umsetzung. len sich in Graubünden jährlich etwa noch- − Balanced Scorecard (BSC): Nach der mals so viele in der Parahotellerie. Über 50 Schaffung von professionellen Strukturen Bergbahnunternehmen locken pro Jahr rund soll deren Wirkung mittels eines moder- 8,5 Mio. Besucher an. Gemäss einer Wert- nen Führungs- und Controllinginstru- schöpfungsstudie der Hochschule für Tech- ments überprüft werden können. Der nik und Wirtschaft Chur (2008) ist rund ein Transparenz kommt bei der Leistungs Drittel des regionalen BIP Graubündens von beurteilung von DMO und ReTO – auch ca. 11 Mrd. Franken direkt oder indirekt tou- im Zusammenhang mit dem Einsatz von ristisch induziert. öffentlichen Mitteln – grosse Bedeutung Kasten 2 Die 2006 gestartete Bündner Tourismus- zu. reform stellt die Weichen dafür, dass der Tourismusabgabengesetz Bündner Tourismus durch wettbewerbsfähi- Mit dem Gesetz über Tourismusabgaben Die Bündner Tourismusreform hat bereits ge Strukturen und eine gezielte Aufgabentei- soll nun zum Abschluss der eigentlichen Re- eine marktgerechte Neustrukturierung ge- lung der zentralen Akteure auch künftig vom form auch die Tourismusfinanzierung auf bracht. Mit dem Gesetz über Tourismusabga- internationalen Wachstumsmarkt profitieren eine neue, breite Basis gestellt werden (siehe ben (TAG), das im April 2012 im Bündner Kan- tonsparlament behandelt wird, soll eine zeit- kann. Kasten 2). gemässe Grundfinanzierung des Tourismus Die neuen Tourismusorganisationen in Mit dem Projekt Touristisches Gesamtsys- sichergestellt werden. Die Finanzierung des Graubünden sind grösser, professioneller tem Graubünden (Graubünden 2020) richtet Tourismusmarketings sowie der touristischen und leistungsfähiger geworden. Aus einst der Bündner Tourismus seinen Blick proak- Entwicklung in den Regionen wird dauerhaft durch alle nutzniessenden Unternehmen ge- über 90 meist lokalen Tourismusorganisatio- tiv in die Zukunft: Welche Erfolge wurden in währleistet. nen sind bis heute vier Destinationsmanage- der Reformphase 2006-2012 erreicht? Wo Mit einem einzigen kantonalen Gesetz ment-Organisationen (DMO) und elf regio- gibt es noch Handlungsbedarf? Wie können werden die heutigen rund 120 kommunalen nale Tourismusorganisationen (ReTO) ent- künftige Herausforderungen bewältigt wer- Gesetze (Kurtaxen- und Tourismusförde- rungsabgabengesetze) abgelöst. Die Touris- standen. Allein im Gebiet der vier DMO wer- den? Der Tourismus ist einem sehr dynami- musabgabe ist somit für die Abgabepflichti- den gemeinsam gut zwei Drittel aller schen Markt ausgesetzt und muss auch in gen in den meisten Gemeinden nicht neu. Sie Hotellogiernächte in Graubünden registriert. Zukunft neue gesellschaftliche oder techno- wird zwar im ganzen Kanton erhoben, jedoch Durch die gezielte Optimierung der Aufga- logische Trends rasch antizipieren. stark abgestuft; entscheidend für die Höhe der Abgabe sind die Wertschöpfungskraft der benteilung entlang der touristischen Wert- Der Tourismus ist auf wettbewerbsfähige Branchen sowie die Tourismusabhängigkeit schöpfungskette sollen die vorhandenen Res- Infrastrukturen angewiesen, dies insbeson- der Regionen und Branchen. sourcen noch effizienter und effektiver zur dere in der Beherbergung, bei den Bergbah- Das TAG erlaubt den Gemeinden innerhalb einer Region zudem, ihren Bedürfnissen ent- Gewinnung neuer Gäste eingesetzt werden. nen sowie bei Infrastrukturen zur Stärkung sprechend die Abgabesätze nach oben oder Dies betrifft die Produktgestaltung, die Bear- des Sommertourismus. Für Beherbergungs- unten anzupassen. Nebst einer Grundpau- beitung der Nah- und Fernmärkte aber auch betriebe müssen unter Einbezug der Ge- schale werden in Hotels und Ferienwohnun- die Koordination der Infrastrukturvorhaben meinden und Regionen sowie der Landei- gen die Kapazitäten besteuert und nicht mehr wie heute üblich die Anzahl Logiernächte. vor Ort. gentümer Erweiterungsmöglichkeiten an Damit wird der erfolgreiche Unternehmer be- Parallel zur Destinationsbildung arbeitet geeigneten Standorten evaluiert werden. Bei lohnt. Bei den Unternehmen dient die AHV- der Kanton gemeinsam mit den Leistungs- komplexeren Verfahren – etwa einer Skige- Lohnsumme als Bemessungsgrundlage für trägern an zahlreichen flankierenden Mass- bietserweiterung oder -verbindung, bei de- den variablen Abgabeteil. Das TAG soll auch die Erfolge der Tourismusreform langfristig nahmen, wie beispielsweise: nen der Einbezug verschiedener kantonaler absichern und leistet damit ebenso einen − Elektronische Tourismusplattform Grau- Dienststellen notwendig ist – sollen Vorha- wichtigen Beitrag zur Steigerung der Wett bünden: Die ePlattform GR ermöglicht es ben im Sinne eines One-Stop-Shops intern bewerbsfähigkeit. den Destinationen, dank verschiedenen optimaler koordiniert werden. 42 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 3-2012
Serie Das InterContinental Davos Resort & Spa feiert im November 2013 seine Eröffnung. 200 neue Vollzeitstellen werden durch das Projekt in Davos geschaffen. Foto: www.stillipark.ch kehrstechnische Anbindung mit der Marke graubünden – ein Erfolgsmodell Einführung des SBB-Halbstundentakts für Das Regio Plus-Projekt Marke graubün- das Bündner Rheintal von noch grösserer den wurde in den letzten Jahren konsequent strategischer Bedeutung sein. weiterentwickelt. Viele Tourismusregionen Exemplarisch für die Zusammenarbeit kommunizieren mit der Marke graubünden, mit anderen Schweizer Gebirgskantonen was zu einer Bündelung der Kräfte und so- steht das interkantonale NRP-Projekt «San mit zu einem sehr hohen Wiedererkennungs- Gottardo» unter Beteiligung der Kantone wert geführt hat. Sinnbildlich dafür steht die Uri, Graubünden, Wallis und Tessin. Das aus der TV-Werbung bekannte Kommunika- Projekt hat zum Ziel, die Chancen und Po- tionskampagne mit den beiden Steinböcken tenziale des Gotthard-Raumes zu nutzen und Gian und Giachen unter dem Dach der Mar- diese zu einer Einzigartigkeit zu kombinie- ke graubünden. ren, die Gäste und Unternehmen anzieht. Aber nicht nur viele Anbieter von touris- Mittel- bis langfristig sollen markante quan- tischen Dienstleistungen sind mit der Marke titative und qualitative Wirkungen erzielt auf dem Markt präsent; auch verschiedenste und der Gotthard-Raum als Ganzes gestärkt Bündner Qualitätsprodukte werden heute werden. unter Verwendung des Steinbock-Symbols beworben. Weiter arbeiten diverse Dachver- Wachstum als Kernthema des bände, Organisationen und Veranstaltungen Regierungsprogramms 2013–2016 mit der Marke graubünden. Die Marke stellt damit ein wesentliches Instrument zur nach- Mit dem Bündner Regierungsprogramm haltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts für die Jahre 2013-2016, das einen deutlichen Graubünden dar und wird konsequent als Akzent auf die Erzielung von Wachstum Regionenmarke weiterentwickelt. setzt, wird der in den letzten Jahren in der Wirtschaftspolitik eingeschlagene Weg fort- gesetzt und gefestigt. Die Regierung stellt da- Interkantonale Kooperationsformen bei folgende Überlegung ins Zentrum: «Die Der Kanton ist überzeugt davon, dass die Bündner Bevölkerung und die Bündner Wirt- Entwicklung einer grossräumigeren Zusam- schaft wachsen im schweizerischen Vergleich menarbeit in Zukunft zur eigenen Stärkung unterdurchschnittlich. Vorrangiges Ziel des beiträgt. So wird der interkantonalen Zu- Regierungsprogramms ist es, wirtschaftliches sammenarbeit grosses Gewicht beigemessen. Wachstum zu fördern und damit die Attrakti- Im Bereich der Standortpromotion beteiligt vität Graubündens als Wirtschafts-, Arbeits- sich Graubünden an der Greater Zurich Area. und Wohnraum zu erhöhen. Angesichts der Die Nähe zum Metropolitanraum Zürich demografischen Entwicklung und der sich ab- wird aus gesellschaftlicher und wirtschaftli- zeichnenden Verknappung der finanziellen cher Sicht an Bedeutung gewinnen. Vor die- Mittel werden besondere Anstrengungen not- sem Hintergrund wird eine optimierte ver- wendig sein, um dieses Ziel zu erreichen.» 43 Die Volkswirtschaft Das Magazin für Wirtschaftspolitik 3-2012
Serie Im Rahmen von sieben Handlungsfeldern Fazit wurden 25 konkrete Entwicklungsschwer- punkte und Massnahmen beschlossen, die Graubünden ist stark vom Tourismus ab- dem übergeordneten Ziel dienen, mehr hängig. Von einer Monokultur zu sprechen, Wachstum zu erzielen (siehe Kasten 3). Von ist dennoch nicht gerechtfertigt, da der Be- Bedeutung ist auch die laufende Gemeinde- reich der exportorientierten Industrie sehr und Gebietsreform. Durch eine gezielte För- wertschöpfungsstark ist und in der Wirt- derung von Gemeindefusionen sollen die schaftsstruktur Graubündens eine entspre- Gemeinden gestärkt werden. Langfristig soll chend wichtige Rolle spielt. Die Herausfor- sich der Kanton nur noch in rund 50 Ge- derungen bleiben aber auch in den nächsten meinden und acht bis zehn Regionen mit Jahren gross. Nur durch eine ständige Inno- klar umrissenen Aufgabengebieten gliedern. vationspolitik kann der Kanton im härter werdenden Standortwettbewerb bestehen. Kasten 3 Durch das Regierungsprogramm akzen- Regierungsprogramm 2013–2016 tuiert, bleibt die Wachstumspolitik auch in den nächsten Jahren die zentrale Thematik Die sieben Handlungsfelder des Regierungs- entierten Industriebetrieben, des Tourismus so- in Graubünden. Wachstum kann Graubün- programms 2013-2016 lauten: wie der Regionalentwicklung als strategische Ab- den vor allem in den Exportbranchen und 1. Wirtschaftswachstum steigern; sicht. Weiter wird das kantonale Wirtschaftsent- 2. Sich als attraktiver Arbeits- und Lebensraum wicklungsgesetz aktuell einer Totalrevision unter- durch die Mobilisierung neuer Potenziale in entwickeln; zogen. Die Beratung und Betreuung von investiti- all seinen Regionen erzielen. Dafür sind weit- 3. Staatliche Strukturen und Verfahren onswilligen Personen und Organisationen soll zu- greifende unternehmens- und investitions- vereinfachen und für Bürgerinnen und Bürger dem durch eine höhere Dienstleistungsqualität freundliche Rahmenbedingungen zu schaf- greifbarer machen; und Verfahrenskoordination verbessert werden. 4. Für eine gute Bildung und starke Identität fen. Verbesserungen in der Koordination der sorgen; Weiterführende Hinweise: Sektoralpolitiken (Verkehr, Raumentwick- 5. Eine intakte Umwelt als Kapital für die − Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubün- lung, Bildung, Landwirtschaft etc.) sowie die Zukunft einsetzen; den: www.awt.gr.ch. Weiterführung der strukturellen Reformen 6. Integration und Sicherheit fördern; − Bündner Tourismusreform: www.awt.gr.ch, Ru- 7. Hohe Lebensqualität und soziale Absicherung briken Themen/Projekte, Bündner unterstützen diese Prozesse. Nicht zu verges- gewährleisten. Tourismusreform. sen ist die ständig angestrebte Optimierung − Regierungsprogramm 2013–2016: der Verkehrsverbindungen gegen innen und Unter dem Handlungsfeld «Wirtschaftswachs- www.gr.ch, Rubriken Institutionen, tum steigern» bezeichnet die Regierung explizit aussen, welche gerade für einen weitläufigen Parlament, Botschaften, Heft Nr. 11 / die Intensivierung der Förderung von exportori- Botschaften 2011–2012. Kanton wie Graubünden von hoher Bedeu- tung sind. m ccnr 10212 Bei uns oben ist im Winter noch Winter. graubuenden.ch
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