Der Klimaschutzbeitrag des Strom-sektors zum Klimaziel 2020: Instrumentelle Ausgestaltung des BMWi-Vorschlags - Agora Energiewende
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Der Klimaschutzbeitrag des Strom- sektors zum Klimaziel 2020: Instrumentelle Ausgestaltung des BMWi-Vorschlags Diskussionsveranstaltung Agora Energiewende » Energiewende und Klimaschutz: Wie sieht der Klimaschutz- beitrag des Stromsektors zum -40%-Ziel bis 2020 aus? « Dr. Felix Chr. Matthes (auch für das Projektteam von Öko-Institut & Prognos AG) Berlin, 16. April 2015
Gliederung • Hintergrund: Entwicklung des „Klimabeitrags“ Nationales Klimaziel 2020 und Aktionsprogramm Klimaschutz Prämissen für die Ausgestaltung des Instruments Analyse verschiedener Instrumente • Warum ist der „Klimabeitrag“ ein effizientes Instrument? Beiträge der Brennstoffe zur Emissionsminderung Brennstoffwechselpreise als Effizienzkriterium Kaum Veränderungen in der Merit-Order • Architektur des „Klimabeitrags“ Klimabeitrag Freibetrag Einführung des Instruments KWK und Kuppelgas • Modellanalysen zur Ausgestaltung des „Klimabeitrags“ Methodische Grundlagen Emissionsminderungsbeiträge Effektive Zahlung des Klimabeitrags Strompreiseffekte Deckungsbeiträge (nächste Präsentation) Fixkostendeckung Braunkohletagebaue (nächste Präsentation) 2
Prämissen für die Ausgestaltung des Instruments Zentrale Prämissen für die Ausgestaltung des CO2-Instruments Als Beitrag zum Klimaschutz sollen die CO2-Emissionen im Stromsektor bis zum Jahr 2020 auf 290 Mio.t CO2 abgesenkt werden. Das bedeutet einen zusätzlichen Emissionsminderungsbeitrag des Stromsektors von 22 Mio. t CO2 gegenüber der Projektion. Die Auswirkungen auf den Strompreis sollen so gering wie möglich sein, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu wahren. Die Versorgungssicherheit soll auf hohem Niveau bleiben. Die Kraftwerksbetreiber sollen eine hohe ökonomische Flexibilität bei der Realisierung der Minderungsbeiträge haben (Stilllegungen vermeiden). Der Strukturwandel in der Energiewende soll unterstützt und Strukturbrüche vermieden werden. 3
Entwicklung der CO2-Emissionen des deutschen Stromsektors nach Energieträgern (Ist-Daten und Referenzprojektion; ohne Klimabeitrag) 500 450 Im Vergleich Sonstige zu 2000 Energieträger Erdgas u.a. 6% 400 Steinkohle 20% Braunkohle +3% 350 Erdgas 300 Mio. t CO2 Referenzprojektion 2015 250 Steinkohle 200 150 Zielpfad 2050 Braunkohle (linear) 100 290 Mio. t CO2 Im Vergleich zu 2000 Daten für 2013 50 insgesamt und 2014 sind vorläufig und teil- 22% weise geschätzt 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 • Emissionsentwicklung der Stromerzeugung ist nicht auf dem Zielpfad. • Ergänzung der Instrumente / Marktarrangements für Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien um wirkungsvolle Instrumente zur Eindämmung der CO2-Emissionen ist unabdingbar • Stetiger Minderungspfad für die CO2-Emissionen ist sinnvoll, sonst wird/muss es mittelfristig zu bruchartigen Entwicklungen kommen – oder die Zielerreichung ist gefährdet 4
Entwicklung der CO2-Emissionen des deutschen Stromsektors nach Energieträgern (Ist-Daten und Referenzprojektion; ohne Klimabeitrag) 200 Braunkohle Steinkohle Erdgas, Öl, Andere 180 ggü. ggü. 160 2000: 2000: 140 +3% -3% 120 -20% Mio. t CO2 160 159 100 164 169 170 -33% 80 -6% 130 124 60 104 108 98 87 80 90 75 -18% 40 66 20 0 2000 2005 2010 2014 2020 Vorläufig (2012 mit Trend Brutto- stromerzeugung fortgeschrieben) (Projektionsbericht) • Minderungsbeiträge in den letzten Jahren allein durch Steinkohle und andere Brenn- stoffe; effiziente Minderungspotentiale sind hier bereits stark ausgeschöpft. • 40%-Ziel ist nur effizient und ohne Strukturbrüche erreichbar, wenn auch Braunkohle CO2-Emissionen mindert. 5
Kosteneffiziente CO2-Vermeidung im Stromsektor Analyse der Brennstoffwechselkosten erlaubt objektive Einordnung • Grafik zeigt, bei welchen CO2-Preisen Brennstoff- 150 wechsel und damit CO2-Minderungen stattfinden. • Je geringer der erforderliche CO2-Preis ist, desto Braunkohle alt → Steinkohle neu kosteneffizienter ist der Brennstoffwechsel und die 125 damit verbundene CO2-Minderung. • Historische Daten zeigen robusten Trend: Braunkohle neu → Steinkohle neu Insbesondere Wechsel von alten Braun- zu neuen 100 Steinkohlekraftwerken aber auch Wechsel von alten Stein- zu neuen Erdgaskraftwerken sind am Steinkohle alt kosteneffizientesten. → Erdgas neu 75 Steinkohle neu → Erdgas neu 50 EUR / t CO2 Braunkohle alt → Erdgas neu 25 Braunkohle neu → Erdgas neu 0 01.2003 01.2005 01.2007 01.2009 01.2011 01.2013 01.2015 Anmerkungen: Berechnungen für typische Anlagen, reale Vielfalt größer, Kostenkorridor ist robust 6
Die Architektur des CO2-Instruments Wirkmechanismus Merit-Order-Effekt des Klimabeitrags • Der Klimabeitrag in der jetzigen Ausgestaltung betrifft bis zum Jahr 2020 insbesondere die sehr alten, emissionsintensiven und hochwirtschaftlichen Braunkohlekraftwerke. • Diese werden in der Merit-Order hinter die neuen Steinkohlekraftwerke verschoben (vgl. nächste Folie). • Sie optimieren sich und konzentrieren ihre Produktion auf die Stunden mit hohen Strompreisen. • Ergebnis: Die CO2-Minderung durch das Instrument erfolgt damit sehr effizient. • Die preissetzenden Steinkohle- und Gaskraftwerke werden durch den Klimabeitrag in der Regel nicht belastet. • Ergebnis: Da die preissetzenden Kraftwerke nur in geringem Umfang belastet werden, erfolgt die CO2-Minderung aufgrund des Instruments mit einem sehr moderaten Strompreiseffekt. 7
Wirkungskonzept des CO2-Instruments und Merit-Order-Effekt des Klimabeitrags (stilisiert) € / MWh 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Leistung in GW Erneuerbare Kern- Braunkohle Steinkohle Erdgas Öl Energien energie neu mittel alt neu mittel alt neu alt GT 8
Wirkungskonzept des CO2-Instruments und Merit-Order-Effekt des Klimabeitrags (stilisiert) • Merit-Order zeigt den Einsatz der Kraftwerke nach Brennstoffen: Je weiter Kraftwerke in der Grafik links stehen, desto häufiger sind sie in Betrieb. • Klimabeitrag (grün) führt nur zu geringen Veränderungen in der Merit-Order. • Klimabeitrag belastet die im Jahr 2020 in der Regel preissetzenden Kraftwerke (Steinkohle, Gas) kaum. • Ergebnis: Kosteneffiziente CO2-Minderung bei möglichst geringem Strompreiseffekt. € / MWh 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Leistung in GW Erneuerbare Kern- Braunkohle Steinkohle Erdgas Öl Energien energie neu mittel alt neu mittel alt neu alt GT 9
Die Architektur des CO2-Instruments Klimabeitrag und Freibetrag (1) • Wirkung des Instruments Folgt aus dem Zusammenwirken von Klimabeitrag und Freibetrag. Beide Elemente ergänzen sich und können nicht isoliert voneinander betrachtet oder parametrisiert werden. • Klimabeitrag Der Klimabeitrag ist ein Betrag, der nur für die Menge an CO2 zu entrichten ist, die oberhalb eines blockspezifischen Freibetrages ausgestoßen wird. In anderen Ländern, z.B. Großbritannien, gibt es Instrumente, bei denen bereits ab der ersten Tonne CO2 ein Mindestpreis zu zahlen ist. Der Klimabeitrag ist in Form von CO2-Zertifikaten zu bezahlen (bei einem Klimabeitrag von z.B. 20 € müssen Zertifikate im Wert von 20 € abgegeben werden); dadurch hohe EU-ETS-Kompatibilität und auch EU-weite Emissionsminderung. 10
Die Architektur des CO2-Instruments Klimabeitrag und Freibetrag (2) • Freibetrag in Mio. t CO2/GW Bis zur Höhe des Freibetrags muss für die Emissionen eines Kraftwerksblocks kein Klimabeitrag bezahlt werden. Der Freibetrag wird in Millionen Tonnen CO2 je Gigawatt (Mio. t CO2/GW) Blockleistung festgelegt; Der Freibetrag ist kein Emissionsgrenzwert, sondern kann (bei Bezahlung des Klimabeitrags) überschritten werden; wieviel Strom erzeugt wird, ist damit eine Frage der betriebswirtschaftlichen Optimierung. • Sonderregelungen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (Gutschrift bei Emissionsbewertung für Wärme analog EU ETS) Kuppelgas-Kraftwerke (Gutschrift bei Emissionsbewertung für Kuppelgas-Verstromung analog EU ETS) 11
Architektur des CO2-Instruments Das Freibetragskonzept im Überblick (im Jahr 2020) 7 16 Kraftwerksleistung (GW) Anlagenbestand 6 Steinkohle-Kraftwerksblöcke 15 5 Neuanlagen: Investitionen Braunkohle-Kraftwerksblöcke 14 - freigestellt 1990er Jahre 4 - moderater Beitrag 13 3 12 2 11 1 10 0 9 -1 8 -2 Vollständige Freistellung Freibetrag 7 -3 6 Mio. t CO2 / GW -4 5 -5 4 -6 3 -7 2 -8 1 Freibetragskonzept -9 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Anlagenalter (in Jahren im Jahr 2020) 12
CO2-Emissionsminderungseffekte 2020 bei unterschiedlicher Höhe des Klimabeitrags (PowerFlex) 315 • Bei einem Klimabeitrag in Höhe von 18-20 €/t wird das 310 Zielniveau erreicht. 305 • Die Emissionsminderung - 23 ergibt sich etwa hälftig durch 300 - 24 - 24 Brennstoffwechsel im Inland. Mio. t CO2 295 • Die andere Hälfte ergibt sich 312 daraus, dass der Netto-Export- 290 Zielniveau saldo – anders als in der Refe- 285 renzentwicklung – nicht weiter steigt. 280 • Durch den Klimabeitrag 275 wird der Netto-Exportsaldo auf dem Niveau der 270 Jahre 2013/2014 stabilisiert. Referenz 18 € 19 € 20 € (Projektions- bericht) Klimabeitrag 13
CO2-Emissionen innerhalb und außerhalb des Freibetrages in 2020 in Abhängigkeit von der Höhe des Klimabeitrags • Bei einem Klimabeitrag von 400 18-20 €/t wird das Ziel erreicht. CO2 unterhalb Freibetrag CO2 oberhalb Freibetrag • Die Kraftwerksbetreiber 350 Emissionsminderung Ziel: Minderung haben volle betriebswirt- 22 Mio. t CO2 schaftliche Flexibilität. 300 • Für einige Kraftwerke ist 22 19 17 es ökonomisch attraktiver, 250 den Klimabeitrag zu zahlen Mio. t CO2 als die Produktion zu ver- 200 ringern. Andere werden die Produktion einschränken. 150 312 267 270 271 • Kraftwerksbetreiber zahlen nach ihrer betriebswirt- 100 schaftlichen Optimierung 50 lediglich für rund 20 Mio. t CO2 den Klimabeitrag; 0 für 90% der Stromerzeu- Referenz 18 € 19 € 20 € gung (ca.270 Mio. t CO2) (Projektions- bericht) zahlen sie keinen Klimabeitrag Klimabeitrag. 14
Entwicklung der CO2-Emissionen nach Energieträgern mit Klimabeitrag von 18 € / t CO2 200 Braunkohle Steinkohle Erdgas, Öl, Andere 180 160 140 ggü. 2000: -24% 120 Mio. t CO2 -24% 100 164 170 80 160 -17% 130 124 124 60 108 98 98 90 40 80 67 20 0 2000 2005 2010 2020 (Klimabeitrag 18 €/t) • Der Klimabeitrag führt dazu, dass alle Energieträger einen gleichmäßigen Beitrag leisten, um das 40% Ziel zu erreichen. • Dadurch ist ein besonders effizienter Minderungspfad ohne Strukturbrüche möglich 15
Modellierung des CO2-Instruments Strompreiseffekte • Die Strompreiseffekte des konkreten Vorschlags sind über das gesamte Jahr sehr moderat: Der Großhandelspreis für Grundlastlieferungen steigt gegenüber der Referenz im Jahr 2020 um lediglich rund 2 €/MWh. • Die Strompreise am Spotmarkt steigen nur in eng begrenzten Zeiträumen, da die vom Klimabeitrag in der Regel betroffenen Kraftwerke nur in sehr begrenzten Zeiträumen preissetzend sind – dies dämpft den Effekt auf den Jahrespreis ganz erheblich. • Insgesamt ergeben sich die Strompreiseeffekte nicht nur in Deutschland, sondern im europäischen Strommarkt. 16
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Felix Chr. Matthes Energy & Climate Division Büro Berlin Schicklerstraße 5-7 D-10179 Berlin f.matthes@oeko.de www.oeko.de twitter.com/FelixMatthes
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