Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2021 - Dokumentation - BSVI
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Die Jury...........................................................................5 Kategorie Baukultur.......................................................9 Preisträger ...................................................10 Nominierte...................................................12 Kategorie Innovation | Digitalisierung ........................15 Preisträger ...................................................16 Nominierte...................................................18 Kategorie Neue Mobilität .............................................21 Preisträger ...................................................22 Nominierte...................................................24 Dank an Wettbewerbsteilnehmer ................................26 Statistik.........................................................................28
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Straßen und Wege hatten und haben im Leben der neunköpfige Jury. Ich danke an dieser Stelle allen Be- Menschen schon immer eine besondere Bedeutung, teiligten, die an dem Gelingen der diesjährigen Eh- und ohne deren verbindende Wirkung ist heute eine rung mitgewirkt haben. moderne Gesellschaft nicht vorstellbar. Viele Men- Ohne das Engagement der Landesvereinigungen schen haben zu Straßen auch eine emotionale Bin- der VSVI, der Berufskolleginnen und -kollegen und dung. Sie sind einerseits die Verbindung zu neuen unseren „Förderern“ wäre es nicht möglich, diesen Zielen und vermitteln andererseits aber auch ein Ge- Preis alle zwei Jahre auszuloben und mit entspre- fühl von Heimat und zu Hause. chend medialer Resonanz zu verleihen. Sowohl die Infrastruktur selbst als auch der Verkehr Mein besonderer Dank gilt dem Schirmherrn dieses auf den Straßen und Wegen haben sich gewandelt: Ingenieurpreises, Herrn Bundesverkehrsminister vom Transport mit einem Ochsenkarren auf unbe- Andreas Scheuer, der mit seinem finanziellen Enga- festigten Wegen bis hin zum individuellen Verkehr gement gleichzeitig ein Zeichen der gesellschaftli- mit einem E-Scooter auf gepflasterten Boulevards chen Wertschätzung unseres Ingenieurpreises setzt. der Innenstädte. Aktuelle Trends und neue Entwick- lungen im Straßenbau- und Verkehrswesen doku- Seien Sie gespannt auf die Ergebnisse der Preisver- mentiert heute der „Deutsche Ingenieurpreis Straße leihung am 17. September 2021 in Koblenz und dis- und Verkehr“ der Bundesvereinigung für Straßen- kutieren Sie mit den Nominierten und den Preisträ- bau- und Verkehrsingenieure. gern deren Arbeiten, die auch in den kommenden Er ist bestens geeignet, der Gesellschaft die Deut- Ausgaben der Fachzeitschrift Straße und Autobau sche Ingenieurkunst in diesem Segment zu verdeut- veröffentlich werden. lichen. Er dient aber ebenso der Nachwuchsgewin- nung, indem er junge Menschen von der Attraktivität Alle für den „Deutschen Ingenieurpreis Straße und des Bauingenieurberufs überzeugt. Verkehr“ eingereichten und nominierten Wettbe- werbsbeiträge sind von hoher Qualität und in dieser Die 2013 ins Leben gerufene Auszeichnung hat sich Dokumentation zusammengestellt. Ich wünsche Ih- mittlerweile als feste Größe des kollegialen Wettbe- nen eine interessante Lektüre. werbs etabliert und das Interesse und die Aufmerk- samkeit in der Fachwelt sind ungebrochen. Auch in diesem Jahr wurden insgesamt 58 Einreichungen vorgelegt. In einem gestuften Auswahlverfahren wurden in jeder Kategorie jeweils drei hervorragen- de Ingenieurarbeiten nominiert. Sich hier durchzu- setzen ist schon eine besondere Auszeichnung. Aus diesen Nominierten hat eine Jury für jede Kategorie eine Einreichung für die Preisverleihung auswäh- len dürfen. Eine mehr als schwierige Aufgabe für die
DIE JURY Die Jury besteht aus herausgehobenen Experten aus Verwaltung, Ingenieurbüros, Verbänden und Institutionen. Sie bestimmt einen Preisträger pro Kategorie. 5
Die Jury Jurysitzung „Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2021“ Die Nominierten der drei Kategorien „Baukultur“, In der ersten Stufe hatte die BSVI aus insgesamt 58 „Innovation | Digitalisierung“ und „Neue Mobili- eingereichten Arbeiten für jede Kategorie drei Bei- tät“ wurden am 18. Juni 2021 der Wettbewerbsjury träge nominiert. Die Nominierten waren daraufhin vorgestellt. dazu aufgefordert, ihre für den niedrigschwelligen Der unter der Schirmherrschaft von Bundesver- Einstieg in den Wettbewerb bewusst einfach gehal- kehrsminister Andreas Scheuer stehende Ingeni- tenen Beiträge in einer umfangreicheren Darstel- eurpreis wird am 17. September 2021 in Koblenz lung der Jury zu präsentieren. verliehen. Die Jury, ein Expertengremium aus neun in der Mit der Vorstellung der nominierten Einreichungen Fachöffentlichkeit bekannten Persönlichkeiten, vor der Jury hat die letzte und alles entscheidende stellte sich nun der Herausforderung, aus diesen Phase des zweistufigen Wettbewerbsverfahrens be- durchweg auszeichnungswürdigen Ingenieurarbei- gonnen. ten die jeweils Beste auszuwählen. 6
„Keine leichte Aufgabe“, weiß Dipl.-Ing. Matthias Paraknewitz, Präsident der BSVI. Mitglieder der Jury 2021 „Die konstant hohe Qualität der Einreichungen MR Dipl.-Ing. Matthias Paraknewitz zeigt uns, dass sich der Ingenieurpreis der BSVI (BSVI-Präsident und Juryvorsitzender) seit 2013 fest etabliert hat.“ Was Paraknewitz unter Dipl.-Ing. Inga Glander anderem auch darauf zurückführt, „dass sich der (Projektleitung Baukulturbericht – Bundesstiftung Wettbewerb selbst – wie zuletzt mit der erstmalig Baukultur) ausgelobten Kategorie „Neue Mobilität“ – immer weiterentwickelt“. Dipl.-Geol. Sylvia Reyer-Rohde (Vize-Präsidentin der Bun-desingenieurkammer) Wer von den Nominierten der drei Kategorien „Bau- Dir‘in Dipl.-Ing. Elfriede Sauerwein-Braksiek kultur“, „Innovation | Digitalisierung“ und „Neue (Vorsitzende der FGSV) Mobilität“ sich schlussendlich durchsetzen konnte, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefanie Anna Bremer lesen Sie in dieser Preisdokumentation. (Universität Kassel) Am 17. September verliehen Staatssekretär Dr. Mi- MDirig Gerhard Rühmkorf chael Güntner, BMVI, und der Präsident der BSVI (BMVI) den „Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr Hon.-Prof. Dipl.-Ing. Markus Brockmann 2021“ – nach Vorstellung aller Nominierten und Ih- (Präsident der VSVI Niedersachsen) rer Beiträge. Dipl.-Ing. Arno Trauden (Geschäftsführer des LBM Rheinland-Pfalz) Die BSVI dankt allen Teilnehmern für die inspirie- renden Einreichungen und den Mut zum kollegia- Reinhard Hübsch len Wettbewerb. (SWR) 7
Kategorie BAUKULTUR In der Kategorie „Baukultur“ sind planerische Qualitäten wie Gestaltung, räumliche Einbindung oder Nachhaltigkeit an inner- wie außerörtlichen Straßen sowie in deren Umfeld gefragt. 9
Baukultur – Preisträger Umgestaltung der Holstenbrücke/ Neubau Kleiner Kiel-Kanal („Holstenfleet“) Kiel wurde im Jahre 1242 auf einer Halbinsel gegrün- jekt- und sowie Tragwerksplanern beauftragt, ihre det, deren Altstadt umschlossen war von einem huf- Planungsidee weiter zu entwickeln. Im Rahmen des eisenförmigen Seitenarm der Kieler Förde. Im Zuge Planungsprozesses hatte die Stadt in einem intensiv der rasanten Entwicklung Kiels als Marinehafen war betriebenen Beteiligungsverfahren die Öffentlich- die Wasserverbindung im Jahre 1908 zugeschüttet keit in den Planungsprozess eingebunden. So konnte worden. Es entstand die Straße „Holstenbrücke“, de- es gelingen, zum einen den Entwurf durch weitere ren Bezeichnung nur noch an den ehemaligen Zu- Impulse zu optimieren und gleichzeitig die Akzep- gang zur Altstadt über ein Gewässer erinnert. Ein tanz des politisch nicht unumstrittenen Projektes wesentliches Ziel der inzwischen abgeschlossenen deutlich zu verbessern. Eine Bürgerumfrage hat er- Realisierung ist daher, die prägende historische In- geben, dass die Bezeichnung „Holstenfleet“ für die sellage der Kieler Altstadt wieder erlebbar zu ma- entstehende Wasserverbindung favorisiert wird. chen. Dieser Namensgebung hat die Ratsversammlung zu- Die ehemalige Situation im Bereich der Straße „Hols- gestimmt. tenbrücke“ war geprägt durch überdimensionierte Verkehrsflächen, erhebliche Lärmemissionen und Projektinhalt und Zielsetzung entsprechend unattraktive Nutzungen in den Rand- bereichen. In den ehemals florierenden Geschäften Der etwa 170 Meter lange und ca. 10 Meter breite der Altstadt waren zunehmend Leerstände oder ge- „Kanal“, der in Form zweier miteinander verbun- ringwertige Nutzungen zu verzeichnen. dener Bassins entstanden ist, stellt eine Wasserflä- che von über 2.000 Quadratmetern sowie gestalte- Entstehung risch hochwertige Randbereiche zum Verweilen und für Aktivitäten zur Verfügung. Der bisher intensiv Ideengeber für das Projekt waren Bürgerinnen und verkehrlich belastete Straßenabschnitt an zentraler Bürger in der sogenannten Perspektivenwerkstatt Stelle wurde für den Individualverkehr gesperrt. Für für die Planungen zur Innenstadt. Nach Vorliegen den ÖPNV wurde eine sogenannte „Umwelttrasse“ einer Machbarkeitsstudie und dem Abschluss eines eingerichtet, durch die zahlreiche Buslinien mit ge- 2012 von der Stadt Kiel ausgelobten Planungswett- bewerbs wurden die Erstplatzierten (bgmr, Berlin/ Ingenieurbüro Obermeyer, Potsdam, et al.) in einer interdisziplinär besetzten Arbeitsgemeinschaft aus Landschaftsarchitekten, Verkehrsingenieuren, Ob- ringer Fahrgeschwindigkeit, der Rad- und Anliefer- verkehr geführt werden. Eine barrierefreie Querung dieser Trasse wird durch Verzicht auf Hochborde als Abgrenzung zu den Gehwegen erleichtert. Im un- mittelbaren Umfeld des Kanals werden in der Hols- tenstraße helle Aufenthaltsflächen mit hoher Qua- lität entstehen, die genügend Sonnenlicht erhalten. Die Maßnahme gewährleistet damit nicht nur einen attraktiven Übergang zwischen Alt- und Vorstadt, sondern eine einladende Verbindung zwischen Ha- Einreichung Entwurf/Idee Tiefbauamt der Landeshauptstadt Kiel Dirk Christiansen, Ludwig Obermeyer 10
fen und dem Binnengewässer Kleiner Kiel, zu den dortigen Grünanlagen und nicht zuletzt zur guten Stube der Stadt, dem Rathausplatz. Diese gewollte Tiefenwirkung kommt den umlie- genden Geschäftsvierteln zu Gute. Die in Nord-Süd- Das Urteil der Jury: Richtung verlaufende Fußgängerzone wird durch eine attraktive Fläche bereichert. Auch die angren- Nach ausführlicher Diskussion hat die Jury einstimmig beschlossen, den Deutschen Ingenieurpreis Straße zenden Bereiche werden dadurch aufgewertet und und Verkehr 2021 in der Kategorie „Baukultur“ an die besser wahrgenommen. „Umgestaltung der Holstenbrücke / Neubau kleiner Kiel-Kanal („Holstenfleet“)“ zu vergeben. Die Jury wür- Die Holstenbrücke und der Berliner Platz hatten be- digt damit Anstrengungen der Landeshauptstadt Kiel reits vor Beginn der Umbaumaßnahme trotz eines wie auch die der Bürgerinnen und Bürger, die an einem DTVW von mehr als 10.000 Kfz/d nur noch unterge- aufwendigen Beteiligungsverfahren teilgenommen ordnete Verkehrsbedeutung für die Erschließung der haben, vor allem aber die Arbeit der Planer von „bgmr Innenstadt. Der Anteil des Verkehrs, der weder Ziel Landschaftsarchitekten“ sowie dem Ingenieurbüro noch Quelle in der Innenstadt hat, lag bei ca. 50 Pro- Obermeyer in Potsdam. zent des durchschnittlichen täglichen Verkehrs mit Die historische Struktur der alten Stadt aufgreifend, all seinen negativen Folgeerscheinungen. Durch die wurde ein alter Flusslauf wieder geöffnet und zu Herausnahme des MIV an dieser zentralen Stelle der einem innerstädtischen Erlebnisraum umgestaltet. Kieler Innenstadt bei gleichzeitiger Stärkung des Um- Dieser Raum - fantasievoll und in einer abwechslungs- reichen Dramaturgie gestaltet, ohne dabei Konzessio- weltverbundes kann diese Maßnahme als ein erster nen an den Zeitgeist zu machen - gibt den Bürgerinnen Schritt hin zur autoarmen Innenstadt der Zukunft und Bürgern ein Stück Stadt an zentraler Stelle zurück. gesehen werden. Das Projekt ist die in Schleswig- Mit der Herausnahme des bis zum Umbau dort abrol- Holstein bedeutendste Maßnahme zur Stärkung ei- lenden motorisierten Individualverkehrs ist diese Maß- ner innerstädtischen Infrastruktur der letzten Jahre. nahme auch ein gelungenes Beispiel hin in Richtung Mobilitätswende und schließlich sieht die Jury mit Stand der Maßnahme dem „Holstenfleet“ ein gutes Beispiel für das Leben am Wasser, das nicht zuletzt unter klimatischen Die bauliche Umsetzung des Projektes wurde im Ok- Gesichtspunkten bedeutend ist. tober 2020 abgeschlossen. 11
Baukultur – weitere Nominierte Leitfaden Straßenraumgestaltung als Beitrag zur Baukultur Die Initiative Baukultur Oberes Mittelrheintal hat Bauabläufen. Die Publikation plädiert für ein Planen gemeinsam mit der Hochschule Koblenz den Leitfa- im Dialog und als Prozess, für eine von Beginn an gut den Straßenraumgestaltung für das UNESCO Welt- kommunizierte und interdisziplinäre Vorgehenswei- erbe entwickelt. se mit frühzeitiger Einbeziehung aller Maßnahmen- träger und Akteure. Der Leitfaden bekennt sich zu baukulturellen Auch der Leitfaden selbst ist das Ergebnis eines solch Zielen und Ansprüchen interdisziplinären Austauschs. Eine Arbeitsgrup- und betrachtet die Ge- pe aus Ingenieuren, Verkehrsplanern, Architekten, staltung von Straßen- Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Verwal- räumen im Kontext tungsmitarbeitern begleitete das Autorenteam bei einer zusammenhän- der Erarbeitung des Leitfadens. genden, unter dem be- sonderen Schutz der UNESCO stehenden Region. Der Fokus der Publikati- on liegt auf dem Thema Baukultur im Straßen-, Ver- kehrs- und Öffentlichen Raum, berücksichtigt dabei immer den Menschen als Maßstab. Trotz seines ho- hen regionalen Bezugs, sind die Empfehlungen des Leitfadens allgemeingültig und auf viele andere Re- gionen übertragbar. Inhaltliches Ziel des Leitfadens ist es, Qualitätsmaß- stäbe und Empfehlungen für die Straßengestaltung im Mittelrheintal zu definieren. Hierbei werden die Aspekte Nachhaltigkeit, Dauerhaftigkeit und Funk- tionsfähigkeit ebenso wie die regionale Identität, die Barrierefreiheit und das Erscheinungsbild berück- sichtigt. Verschiedene Mobilitätsarten wie Radfah- rer und Fußgänger sind hier ebenso zu fördern wie die Anforderungen wachsender E-Mobilität oder ei- nes nutzerfreundlichen Öffentlichen Nahverkehrs. Im Hinblick auf Materialeinsatz werden Angemes- senheit und Regionalbezug, bautechnische Quali- tät und Alterungsfähigkeit sowie Lebenszykluskos- Baukultur ist Planungs- und Prozesskultur, – mit ten als wesentlich Aspekte benannt. Damit steht der dieser zentralen Aussage leistet der Leitfaden Stra- Leitfaden sowohl mit seinen Inhalten und innovati- ßenraumgestaltung einen wichtigen Beitrag zur ven Ansätzen als auch im Hinblick auf seine impuls- Baukultur, indem er die Prozesse voranstellt, die für gebende Wirksamkeit für Nachhaltigkeit. Er versteht ein gutes Gelingen von Straßenbauprojekten im Sin- sich als nachhaltige Handlungsempfehlung für Pla- ne einer baukulturellen Qualität stehen. Im Ergeb- ner, politische Entscheidungsträger aber natürlich nis führen die qualitätssichernden Verfahren erfah- auch für Bürger, die Interesse an einer ganzheitli- rungsgemäß zu guten Resultaten und störungsfreien chen Gestaltung des öffentlichen Raumes haben. Einreichung Entwurf/Idee Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Prof. Dirk Fischer Initiative Baukultur Welterbe Oberes Mittelrheintal Prof. Ulrike Kirchner 12
Neubau der Schorgasttalbrücke mit Galerie über die DB Ingenieurbaukunst Die Schorgasttalbrücke ist auch technisch ein sehr anspruchsvolles Bauwerk. Die Länge der Talbrücke beträgt 426 m, zusammen mit der Galerie über die DB ergibt sich eine Gesamtlänge des Bauwerks von 560 m. Der Überbau mit einer Höhe von 1,85 m be- steht aus einer Stahlverbundkonstruktion mit einem luftdicht verschweißten Stahlkasten und einer dar- über liegenden, mit der Stahlkonstruktion fest ver- bundenen Fahrbahnplatte aus Beton. Es handelt sich um ein sog. teilintegrales Bauwerk, d.h. bewegliche Lager befinden sich nur am An- fang und am Ende der Brücke (am Widerlager und am Trennpfeiler zur Galerie). Die Stützen und Pylo- ne sind biegesteif mit dem Überbau der Brücke ver- schweißt. Die Höhe der Pylone beträgt ca. 25 m über dem Talgrund. Jedes der sieben Felder der Talbrücke besteht aus neun Stahlbauteilen. Da der anstehende Fels bis in tiefe Lagen verwittert ist, waren für die Gründung der Talbrücke bis zu 54 m lange Bohrpfähle notwendig. Wegen der ex- zentrischen Abspannung sowie der Krümmung des Überbaus im Grundriss mussten Pendellager ein- Originalität und Einzigartigkeit gebaut werden, die auch abhebende Kräfte aufneh- Das besondere Erscheinungsbild der mehrfeldrigen men können. Die letzten Arbeiten bestanden aus der Schrägseilbrücke ergibt sich durch die einseitige Beschichtung der Tragseile. Um Schwingungen der Aufhängung an der Kurveninnenseite sowie durch Seile zu vermeiden, wurden bei jedem Seil spezielle die radial nach innen geneigten Pylone und den Dämpfer eingebaut. schlanken Überbau. Weitere Gestaltungselemente sind die nach außen geneigten Lärmschutzwände Stand der Maßnahme und der asymmetrische, unten abgeschrägte glatte Nach 5 Jahren Bauzeit konnte die 4,2 km lange Orts- Überbauquerschnitt. umfahrung Untersteinach am 10. Dezember 2020 für den Verkehr freigegeben werden. Gestaltung und räumliche Einbindung Dem schlanken Überbau kommt aus gestalterischer Sicht eine besondere Bedeutung zu, da sich das Bau- werk in geringer Höhe über dem Tal befindet und so die optische Durchlässigkeit des Talraums gewähr- leistet werden kann. Die Talbrücke passt sich harmo- nisch in die Landschaft ein und wird als Landmarke sichtbar. Einreichung Entwurf/Idee Staatliches Bauamt Bayreuth mit Ingenieurgemeinschaft SRP/BPR Dr. Bernhard Schäpertöns 13
Kategorie INNOVATION | DIGITALISIERUNG Die Kategorie „Innovation | Digitalisierung“ sucht Neuerungen im Bereich des Straßen- und Verkehrswesens, die Gesichtspunkte der Wirtschaftlichkeit, Technik und Funktionalität berücksichtigen, neue Ideen und Verfahren aufzeigen sowie ein erkennbar großes Potenzial für die Zukunft bieten. 15
Innovation | Digitalisierung – Preisträger Digitale bildbasierte Zustandserfassung von Infrastrukturbauwerken – INFRA//TWIN Die INFRALYTICA GmbH ist ein Start-up aus Wei- tung und volldigitale semantische Speicherung bis mar, das im Jahr 2020 aus dem Forschungsumfeld hin zur Zustandsbewertung und Visualisierung al- des Digital Engineering der Bauhaus-Universität ler Bauwerks- und Zustandsdaten über den gesam- Weimar sowie dem Ingenieurbüro GMTIB hervorge- ten Lebenszyklus abzubilden. Dabei werden Dienst- gangen ist. leistungen der bildbasierten Bauwerksaufnahme Ein tiefgreifendes Verständnis des Konstruktiven mit UAS oder verfahrbaren Kameraplattformen, der Ingenieurbaus wird mit Kompetenzen auf Gebie- Datenauswertung mit modernsten Algorithmen der ten wie Computer Vision, Sensorik, Datenanalyse Computer Vision, der numerischen Simulation zur und Software Engineering verknüpft, um neuartige Nachrechnung von Tragwerken und der Visualisie- Technologien zur digitalen Zustandserfassung und rung von Tragwerkszuständen mit einem neuarti- Erhaltung von Bauwerken zu entwickeln. gen Ansatz zur semantischen Speicherung von Zu- Dazu werden modernste Datenerfassungs-, Analyse- standsdaten über den Lebenszyklus verknüpft. und Visualisierungstechnologien, wie kameratra- Das Datenmodell basiert dabei auf einem extrem gende Drohnen (UAS), KI basierte Bildauswertung, hochaufgelösten georeferenzierten 3D- Modell des nichtlineare numerische Simulationen und Virtual Bauwerkes, das durch photogrammetrische 3D-Re- Reality für die digitale Infrastrukturerhaltung und konstruktion aus den Bilddaten erzeugt und mit das Asset Management eingesetzt. Repräsentationen konventioneller BIM-Standards verknüpft werden kann. Dieses mit Zustandsinfor- Projektbeschreibung / Innovation mationen angereicherte Modell fungiert bei unse- rem Ansatz als digitaler Zwilling (Digital Twin) des Das Fundament einer sicheren Nutzung und dauer- Infrastrukturbauwerkes – als INFRA//TWIN – und haften Erhaltung von Verkehrsinfrastrukturbau- ebnet den Weg zu einer hocheffizienten digitalen werken wie Brücken, Stützbauwerken und Tunneln Bauwerkserhaltung. Der digitale Zwilling wird in der ist die Bauwerksprüfung mit dem Ziel der Detektion Cloud vorgehalten und über unser Plattformprodukt von Schäden. Die konventionelle „handnahe“ Bau- infratwin.com kann in einer 3D-Umgebung auf alle werksprüfung ist allerdings zeit-, kosten- und perso- Modelldaten zugegriffen werden. nalintensiv und liefert Bestandsdaten, die nicht mo- dellbasiert digital ausgewertet werden können. Der Die wissenschaftliche Basis von INFRA//TWIN wird Einsatz digitaler Technologien zur Diagnostik und durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungs- Zustandsbewertung hat daher enormes Potenzial arbeiten der letzten 10 Jahre gebildet, bei denen Me- für Effizienzsteigerungen, das sich vor allem aus der thoden der Datengenerierung und des Data Analytics Automatisierung von Datengenerierung und Daten- entwickelt und in digitale Prozessketten überführt auswertung sowie der systematischen Datenmodel- wurden, die eine effiziente Unterstützung der kon- lierung ergibt. ventionellen handnahen Bauwerksprüfung gemäß Während kontinuierliches sensorbasiertes Moni- DIN 1076 und damit die Minimierung von Sperr- und toring verstärkt eingesetzt wird, sind bildgebende Ausfallzeiten des Bauwerks und die Reduzierung Verfahren und der Einsatz von Robotikplattformen der Einsatzzeiten und -risiken von Prüfpersonal am wie Drohnen (UAS) noch ein junges Anwendungs- Bauwerk ermöglichen. feld. Die INFRALYTICA GmbH stellt mit der digita- Der INFRA//TWIN-Ansatz bildet den Rahmen für len Lösung INFRA//TWIN erstmals eine praxistaug- Zustandserfassungen, die kunden- und bauwerks- liche Lösung zur Verfügung, um die gesamte digitale spezifisch geplant und umgesetzt werden. Dabei ste- Prozesskette von der automatisierten Bilddatener- hen die konkreten Fragestellungen der Bauwerkser- fassung und -aufbereitung, über die Datenauswer- haltung im Mittelpunkt. Die Methodik kann direkt Einreichung Entwurf/Idee INFRALYTICA GmbH, Weimar Prof. Dr. Guido Morgenthal Prof. Dr.-Ing. Volker Rodehorst 16
auf andere Anwendungsbereiche und jegliche Art von Bauwerk übertragen werden. Auf diese Weise können auch Bauwerke im historischen und denkmalpflege- rischen Kontext genauso bearbeitet werden wie Bau- werke im Bereich der Energieinfrastruktur oder des Hochbaus. Ein digitales Asset Management mit dem Digitalen Zwilling im Zentrum soll die Unterstüt- zung und Ergänzung der Bauwerksprüfung durch digitale bildbasierte Bauwerksaufnahmen und Bild- datenauswertungen ermöglichen und einen wichti- gen Beitrag zu einer modernen digitalen Bauwerks- erhaltung leisten. Das Urteil der Jury: Mit großer Mehrheit erkennt die Jury den Deutschen Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2021 in der Kate- gorie „Innovation | Digitalisierung“ der unter dem Titel „INFRA//TWIN – Digitale bildbasierte Zustandser- fassung von Infrastruktur-Bauwerken“ eingereichten Arbeit an. Die Jury sieht mit dieser an der Bauhaus- Universität in Weimar entwickelten Technologie einen zukunfts- wie ausbaufähigen Ansatz, um die anstehen- den Aufgaben im Bereich der Bauerhaltung außer- ordentlich kostengüstig, effizient und damit höchst wirtschaftlich zu lösen. Die hochauflösende und georeferenzierende Technik, in deren Mittelpunkt die Weiterentwicklung der Drohnenkamera-Technologie steht, erlaubt die optische Analyse von Bauwerken auf einem enorm hohen technischen Niveau. Zeitraubende kostenintensive Vorbereitungen, wie sie bislang etwa durch den Aufbau von Gerüsten entstanden, können weitestgehend entfallen, auch der Personalaufwand zur Untersuchung von Brücken, Kirchen, Staumauern etc. kann damit zukünftig erheblich minimiert werden. Die Jury ist sich sicher, daß diese Technologie von Ost- deutschland aus ihren Weg in die Welt der Ingenieurs- kunst nehmen wird – nicht nur wegen der bereits erwähnten Vorzüge, sondern auch, weil das Verfahren Erkenntnisse (auch im historischen Längsschnitt) ermöglicht, die so bislang kaum oder nur unter großem Aufwand möglich sind. 17
Innovation | Digitalisierung – weitere Nominierte Expressbrücke B 474 in Dülmen – Ersatzneu- bau in nur 40 Tagen Der Neubau der B474-Brücke über die Bahnstrecke Pilotprojekt mit einer innovativen Bauweise der Fir- Ruhrgebiet-Hamburg beweist, welche enormen Zeit- ma Echterhoff. Ein wesentlicher Vorteil der Bauwei- einsparungen beim Brückenbau möglich sind, ohne se bestand darin, die Bestandsbrücke zunächst ohne die Wirtschaftlichkeit des Projektes aus den Augen Einschränkungen für den Bahnverkehr nur teilweise zu verlieren. Für den Neubau wäre normalerweise abzubrechen und bereits vor dem Abriss des Mittel- der Bau einer Behelfsbrücke mit einer Umfahrung feldes über der Bahnstrecke die neuen Widerlager in erforderlich geworden. Eine langfristige Sperrung einem Schnellbausystem zu errichten. Hierfür wur- der zentralen Verbindungsachse B 474 zwischen dem den die Widerlager aus Halbfertigteilplatten mit Ort- nördlichen Ruhrgebiet und der A 43, sowie für eine betonergänzung für die Widerlagerwände sowie aus Umfahrung erforderliche Eingriffe in die Umgebung Vollfertigteilen für die Flügel erstellt. Als weitere kamen u.a. aus verkehrlichen und aus Zeit-Gründen Besonderheit konnten durch den Einbau von Rand- nicht in Frage. fertigteilträgern mit vormontierten selbsttragen- Zusammen mit dem Bauunternehmen Echterhoff den Hybridkappen aus Stahl weitere Sperrpausen der entstand das Konzept, die Brücke unter Einsatz neu- Bahnstrecke vermieden werden, da spezielle Schal- artiger Fertigteilbauweisen unter Nutzung dieser elemente und Schutzgerüste für die Kappenbeton- Sperrpause in sehr kurzer Zeit vollständig zu erneu- age entfallen. Wesentlich für die Umsetzung dieses ern. Im Rahmen eines Pilotvorhabens wurde in nur Pilotprojektes war auch, dass sich diese Bauweise in- rund neun Monaten von Planungsbeginn bis zur Fer- nerhalb des eingeführten technischen Regelwerks tigstellung das bestehende Bauwerk abgerissen und der Straßenbauverwaltungen bewegt. „Zulassungen an gleicher Stelle neu gebaut. im Einzelfall“ waren daher nicht erforderlich. Nur dieses Bauverfahren ermöglichte, die Straßensper- Die sanierungsbedürftige Brücke rung auf 40 Tage und die Sperrung des Bahnverkehrs Die bestehende Brücke wurde im Jahr 1972 für den auf nur 51 Stunden zu beschränken. Zudem konnten Verkehr freigegeben und war der heutigen Verkehrs- gegenüber einer konventionellen Bauweise mit Be- belastung nicht mehr gewachsen. In der letzten Bau- helfsbrücke rund zwei Millionen Euro geringere Bau- werksprüfung wurden an der Unterseite durchfeuch- kosten erreicht werden. tete Stellen sowie Aussinterungen festgestellt. Die Zustandsnote 3,4 der Bestandsbrücke belegte den Fertigstellung in Rekordzeit dringenden Sanierungsbedarf. Das Pilotprojekt Expressbrücke B 474 hat gezeigt, dass durch innovative und dabei gleichzeitig wirt- Schneller Neubau ohne Behelfsbrücke schaftliche Bauweisen mit einem hohen Anteil von Um die Beeinträchtigungen für den Straßen- und vorgefertigten Halbfertigteilen die Sperrzeiten und Bahnverkehr so gering wie möglich zu halten und um Verkehrseinschränkungen beim Neubau von Brücken die kurzfristig zur Verfügung stehende Sperrpause deutlich minimiert werden können. Das dargestellte nutzen zu können, entschied sich der Landesbetrieb Pilotprojekt ist ein eindrucksvolles Beispiel für das Straßen.NRW zusammen mit den Ministerien für ein Potenzial auch bei künftigen Brückenneubauten. Einreichung Entwurf/Idee Straßen.NRW. Landesbetrieb Straßenbau Bauunternehmen Echterhoff GmbH & Co. KG Nordrhein-Westfalen Straßen. NRW. Regionalniederlassung Münsterland 18
Open-BIM Musterbauteilkatalog Die Digitalisierung hat mit der BIM Methodik Einzug Details in die Planungsbüros gefunden. Der Austausch von Sobald die fehlenden Planungsleistungen soll zukünftig nach dieser Me- Klassen der Tiefbau- thode nicht mehr in Form von Plänen erfolgen, son- fachrichtungen in die dern anhand von digitalen Modellen. IFC-Schnittstelle er- gänzt wurden, kann Problem der Musterbauteilka- Die IFC Schnittstelle besitzt noch keine Klassen, die talog dazu genutzt werden, normierte Bauteile mit erschöpfend alle Tiefbaufachrichtungen abdeckt. der einheitlichen Attributstruktur in die Planungs- Dies erschwert eine einheitliche Prozessführung für software zu integrieren. Prüfroutinen und Schnittstellen zu anderen Pro- Projektspezifische Sonderbauteile können frei oder grammen, die zur Projektbearbeitung notwendig auf der Basis entsprechender Musterbauteile im sind. Zurzeit auf dem Markt verfügbare Lösungen Sinne von LOI/LOIN-Vorgaben in einem fortge- sind individuell und proprietär, also softwaregebun- schriebenen projektspezifischen Bauteilkatalog ent- den. Dies steht einer offenen, softwareungebunde- sprechend der vorgegebenen Form als Eintrag und nen BIM-Methodik (Open-BIM) eines freien Marktes modellierter IFC ergänzt werden. diametral entgegen. Die Festlegung der Attributswerte erfolgt grund- sätzlich in der Planungssoftware. Allerdings stellt Lösung der Bauteilkatalog bereits definierte unumstößli- Der vom LBV.SH gemeinsam mit B2K und dn Ingeni- che Werte für einige Attribute bereit, die sich aus der eure GmbH entwickelte Musterbauteilkatalog liefert Geometrie und der Eigenart des Objektes auf Bau- eine bisher einzigartige Open-BIM Lösung, die dem teilebene ergeben. Markt eine einheitliche (normierte) Bauteil- und At- Vorgeschlagen wird auch ein Kostenansatz, der tributstruktur zur Verfügung stellt. durch regelmäßige Updates des Musterbauteilkata- loges angepasst wird. Es werden zusätzliche Attri- bute als Faktor bereitgestellt, die die Preisentwick- lung und Regionalität berücksichtigt. Diese Kosten können Open-BIM-konform in Software zur Kos- tenüberprüfung nach AKVS übertragen werden. Der Nutzer erhält dadurch eine nahezu vollständige Kos- tenunterlage, die es nur noch zu überprüfen gilt und bei der ggf. Sonderlösungen ergänzt werden können. Das normierte Bauteil des Bauteilkataloges ist der gemeinsame Nenner, der in allen Leistungsphasen hindurch einen gleichbleibenden Mindeststandard sicherstellt und damit die grundsätzlichen Quali- tätsansprüche an eine fachgerechte Planung einhält und erhöht. Fazit Jeder kann unseren Musterkatalog verwenden – un- abhängig vom Projekt und der Software. Einreichung Entwurf/Idee Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Heiko Tessenow Schleswig-Holstein Stefan Bätcke 19
Kategorie NEUE MOBILITÄT Die Kategorie »Neue Mobilität« beinhaltet die Auswirkungen neuer Verkehrsmittel und die Folgen neuer Fahrzeugtechnik auf die Verkehrsmittelwahl. Weiter gehört hierzu die Veränderung der Organisation des Verkehrs, die digitale Kommunikation für das Verkehrsangebot und neue Ansätze in der Verkehrslenkung sowie eine neue Aufteilung des Straßenraums. 21
Neue Mobilität – Preisträger TaBuLa – Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse Das Projekt TaBuLa verändert und prägt seit drei Konzepts für den integrierten Betrieb autonom fah- Jahren die Alt- und Oberstadt von Lauenburg/Elbe render Shuttles zur Sicherung der ländlichen Mobili- mit neuen Verkehrsmitteln und ungewöhnlichen tät und Erreichbarkeit. Dabei wird in Lauenburg zu- Ideen für eine wertvolle automatisierte Mobilität im kunftsweisend deutlich, was uns morgen im Verkehr ländlichen Raum. und der Infrastruktur erwartet. Die 2017 im Kreis entstandene Projektidee macht Technik von morgen erlebbar, entwickelt diese zu Die Erkenntnisse aus diesen vielzähligen Teilaspek- einer sinnvollen Mobilität weiter und schafft einen ten können erheblichen Einfluss auf Verkehrsmit- wichtigen Nutzen für Lauenburg/Elbe. telwahl, Sicherheit im Straßenverkehr, eine Neu- organisation des Straßenverkehrs durch eine neue Die Altstadt der Kleinstadt ist historisch und topo- Überlagerung von Personen- und Güterverkehren grafisch bedingt nur über unzählige Stufen oder ausüben. steile schmale Gassen mit dem Stadtzentrum ver- bunden. Automatisiert fahrende und elektrisch be- Wesentlicher Nutzen von TaBuLa triebene Shuttle ergänzen den Öffentlichen Perso- nenverkehr in Bereichen, die vorher nicht nachhaltig • Jeder kann sicher automatisiertes Fahren und den erreichbar gewesen sind. tatsächlichen Stand der Technik erleben (bereits Mit dem seit Oktober 2019 öffentlich und kostenlos 3.100 Personen haben das Angebot auf 3.570 km verkehrenden TaBuLa‑Shuttle wird ein Beitrag für genutzt). die barrierefreie Erreichbarkeit im Ort erzielt. Die • Umfangreicher Datenerhebungsprozess und Er- europaweit einmalige und vielfältig anspruchsvol- kenntnisgewinn bei allen Partnern. le Strecke bietet Raum für die Erprobung neuartiger • Anderen Kommunen und Initiatoren wird ein ein- Technik. Ziel ist die Gestaltung eines nachhaltigen facher Einstieg in das Thema ermöglicht (bereits Einreichung Entwurf/Idee Interlink GmbH Holger Michelmann Matthias Grote 22
über 60 Workshops und Termine zum Austausch mit Dritten). • Aufklärungsarbeit: Erwartungen zum autonomen Fahren werden auf ein realistisches Niveau ge- bracht, das technische Verständnis und die Denk- weise der Technik anderen Entscheidern erläutert (ErFahren, Fachvorträge, Veröffentlichungen). • Es wird objektiv Einfluss auf nachhaltige künfti- ge Investitionen und Förderungen in Technik und Infrastruktur genommen, damit Kommunen und Aufgabenträger vorbereitet sind auf die erprobte Neue Mobilität. • Für Entwickler und Ideengeber wird ein freies vielseitiges Testfeld angeboten (offenes Klima für Verkehrstechnik, Fahrzeuge, ÖPNV-Komponen- Das Urteil der Jury: ten, Haltestellenbautechnik). Die Jury würdigt damit ein Projekt, das abseits der • Anwendung der TUHH der in TaBuLa gewonne- Oberzentren und Metropolregionen ein Beispiel dafür nen Erkenntnisse auf die Eigenentwicklung und gibt, wie auch in den häufig bei den Verkehrsdebatten Programmierung (Open Source) von autonom eher vernachlässigten Regionen Mobilität erhalten fahrenden Transportrobotern im Aufbauprojekt werden kann. So gewährleistet „TaBuLa“ ein wichtiges Stück öffentlicher Daseinsvorsorge, nicht nur, aber vor TaBuLa-LOG. allem für ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen. Darüber hinaus gewährleistet „TaBuLa“ mit Das Testzentrum für automatisiert verkehrende Bus- seinen weitergehenden Ambitionen etwa im Bereich se im Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa) wird der Warenanlieferung auch Service-Möglichkeiten, die durch die Projektpartner Technische Universität zu schönen Hoffnungen berechtigen. Die Jury verbin- Hamburg und Kreis Herzogtum Lauenburg getragen det die Auszeichnung mit dem Wunsch, dass andere und durch das Bundesministerium für Verkehr und Kommunen im ländlichen Raum die Erfahrungen digitale Infrastruktur im Rahmen der Förderrichtli- im Kreis Herzogtum Lauenburg aufgreifen und nie „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ geför- weiterentwickeln. dert. 23
Neue Mobilität – weitere Nominierte regiomove Ports – Intermodale Vernetzung einer ganzen Region Durch das Projekt regiomove werden die Mobilitäts- angebote in der Region Mittlerer Oberrhein mitein- ander vernetzt. Der Zugang zu alternativen Mobili- tätsdiensten soll so einfach und attraktiv sein, dass der Anteil der privaten PKWs im Straßenverkehr nachhaltig reduziert werden kann. Dies trägt zum Klimaschutz bei und wird eine Neunutzung freiwer- dender Flächenressourcen in den Städten und Ge- meinden für die Bürger beflügeln. Um diese Ziele zu erreichen, müssen zwei zentrale Bausteine harmoni- siert werden: Die Digitalisierung der Mobilität und die Schaffung von Mobilitätsinfrastruktur. Oder im Falle von regiomove: Die Vernetzung von Information und Angebot; also von App und Ports. Das Besondere dabei ist, dass die Ports nicht nur in- nerhalb einer Stadt errichtet werden, sondern über eine ganze Region verteilt. Ziel ist es, durch den sukzessiven Ausbau der Mo- bilitätsinfrastruktur, an Mobilitätsknotenpunkten nicht nur in den Ober- und Mittelzentren sondern auch in kleineren Gemeinden bestehende und neue Mobilitätsangebote besser zu vernetzen, um so den privaten PKW entbehrlich zu machen. Kleinere loka- le Mobilitätsdienste werden durch die App zudem re- gional nutzbar. Die Ports kreieren ein regionales Dach multimoda- ler Mobilität – ein Zeichen regionaler Identität. Die Ports bündeln das Angebot, steigern das Bewusst- In der regiomove-App können verschiedenen Mobi- sein und bieten die Sicherheit, dass Mobilität verfüg- litätsdienste (u.a. ÖPNV, Carsharing, Bikesharing, bar ist, immer dann wenn sie gebraucht wird. On-Demand-Shuttles) aus einer Hand und mit nur Hierzu werden 2021 sieben Pilotports in 7 Kommu- einem Benutzerkonto geplant, gebucht und bezahlt nen in der Region gebaut werden: Graben-Neudorf, werden. Bretten, Karlsruhe, Ettlingen, Rastatt, Baden-Baden Intermodal – d.h. die Mobilitätsdienste können z.T. und Bühl. auch innerhalb eines Weges kombiniert gebucht werden. Dadurch erhält der Nutzer alternativ zum Dieses Vorgehen und das Projekt regiomove ha- MIV ein Mobilitätsangebot von Tür zu Tür aus einer ben mit ihrem durchdachten Integrationskonzept Hand. Die digitale Vernetzung von Mobilitätsange- von digitalem Service in gebaute Infrastruktur Mo- boten macht es aber auch erforderlich, diese Dienste dellcharakter und sind ebenso auf andere Regionen „in der echten Welt“ zu bündeln. übertragbar. Es wurden dafür eigens Verknüpfungspunkte ge- Der Ausbau der Ports für 2022 in weiteren Kommu- schaffen, sogenannte Ports. nen ist bereits in Planung. Einreichung Entwurf/Idee Karlsruher Verkehrsverbund KVV Olaf Strotkoetter Dr. Sebastian Wilske 24
Mobilitätskonzept für das Schumacher Quartier in Berlin-Tegel Öffentlicher Personen- nahverkehr (ÖPNV) Für die ÖPNV-Erschließung des Quartiers wurde ein Bus- und ein Schienensze- nario entwickelt, welche die Abdeckung des Quartiers durch die Erschließungsra- dien der ÖPNV-Haltestellen (300 m) ermöglichen. Das Ausgangslage ÖPNV-Angebot soll über die Grundanforderungen Infolge der geplanten Schließung des Flughafenge- des Berliner Nahverkehrsplans hinaus gehen und ländes in Berlin-Tegel soll auf dem östlichen Teil des sowohl auf dem Kurt-Schumacher-Damm, als auch Geländes das Schumacher Quartier mit über 5.000 auf der Neuen Meteorstraße einen 5-Minuten-Takt Wohneinheiten entstehen. gewährleisten, was eine problemlose Nutzung ohne Bei der Quartiersentwicklung wird dabei Wert auf genaue Fahrplankenntnis ermöglicht. einen autoarmen Charakter gelegt – Ziel ist es, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) Motorisierter Individualverkehr (MIV) am Modal Split des Bewohnerverkehrs auf maximal Die Erschließung des Quartiers durch den MIV wird 20 % zu begrenzen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, über Ein- und Ausfahren an den sieben Mobility- dass 80 % der Wege des Bewohnerverkehrs mit den Hubs am Quartiersrand erfolgen. Auf Grundlage der Verkehrsmitteln des Umweltverbunds – Fußverkehr, etablierten straßenverkehrsrechtlichen Mittel wird Radverkehr und öffentlicher Personennahverkehr hierbei ein Basisszenario skizziert, in welchem die (ÖPNV) – realisiert werden. Mischverkehrsflächen im Quartier als verkehrsbe ruhigte Bereiche ausgewiesen sind. Langfristig sol- Die einzelnen Ergebnisse werden nachfolgend für len nur ausgewählte Nutzergruppen erlaubt sein die einzelnen Verkehrsmodi bzw. Untersuchungs- (Einsatzfahrzeuge, Ver- und Entsorgung, mobili- schwerpunkte skizziert. tätseingeschränkte Personen etc.). Fußverkehr Mobility-Hubs und Quartiersgaragen In jedem der vier Bauabschnitte wird der direkte, si- Dreh- und Angelpunkt der Mobilität im Schumacher chere und barrierefreie Zugang zu allen realisierten Quartier bilden die Mobility-Hubs. In diesen sind Quartiersteilen sowie zu den umliegenden Bestands- u. a. die Quartiersgaragen zur Deckung des Park- quartieren über sichere und barrierefreie Querungs- raumbedarfs des Quartiers integriert. Jeder Wohn- möglichkeiten gewährleistet. block ist einem Mobility-Hub in einem Einzugsbe- reich von max. 300 m zugeordnet. Radverkehr Das zukünftige Quartier wird an das Radschnellwe- Weitere Mobilitätsdienstleistungen genetz angeschlossen, wodurch die Anbindung an Das Quartier soll darüber hinaus über zahlreiche Alt-Tegel sowie das südöstlich gelegene Stadtzent- Mobilitätsangebote und -dienstleistungen verfü- rum gewährleistet ist. Ein zentraler Radschnellweg gen, die im Rahmen eines umfassenden Mobilitäts- wird in Ost-West-Richtung durch das Quartier ver- managements Bewohnern, Beschäftigten und Besu- laufen. chern des Quartiers zur Verfügung stehen. Einreichung Entwurf/Idee Tegel Projekt GmbH Christian Hecht Markus Liebig 25
Unser Dank gilt auch … allen weiteren Einreichern: • Ertüchtigung der Rheinbrücke Maxau | Ingenieurgruppe Bauen PartG mbG • Brückengeländer Typ „LSGEL“ mit lärmdichter Brüstung (RIZ-ING LS 25) | Ingenieurbüro für Bauwesen Thomas Günther • Erneuerung der Domhalbinsel Ratzeburg | Stadtverwaltung Ratzeburg • Investitionsmanagement des Landratsamtes Bautzen/ GNs Pforte | LRA Bautzen, Straßen- und Tiefbauamt (STA) • Verfügbarkeitsmodell A 10/A 24: Innovativ, digital und effizient / BIM über den Lebenszyklus | ARGE A10/A24 Havellandautobahn • Fuß- und Radwegbrücke über die Eckenerstraße Friedrichshafen | Stadtbauamt Friedrichshafen • Der Weg zur digitalen Verkehrsführung auf Baustellen - Ein Pilotprojekt für die Baustellenverkehrsführung | Autobahn GmbH des Bundes • Umweltsensitives Verkehrsmanagement der Stadt Ludwigshafen am Rhein | Stadt Ludwigshafen • Shared Space im Historischen Umfeld | Stadt Bückeburg • Neuer Schub für intermodale Wegeketten - Digitalisierung von P+R-Anlagen in der Region Hannover | Region Hannover • Brücke über den Seeblickweg als integrale HBV-Brücke mit Carbonbewehrung | Harrer Ingenieure GmbH • Fuß- und Radwegbrücke über die Rheinstraße in Darmstadt | ARGE Brücke am Mozartturm (TRAGRAUM Ingenieure PartmbB + netz- werkarchitekten GmbH • K 9316 Ersatzneubau der Brücke über die Zwickauer Mulde in Zwickau OT Schlunzig | Landkreis Zwickau • Frankfurt MIND / MIND+ (Multimodal, Intelligent, Nachhaltig, Digital) | Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main GmbH und Straßen- verkehrsamt Frankfurt am Main • BlueGreenStreets als multicodierte Strategie zur Klimafolgenanpassung im Straßenraum | HafenCity Universität • Gestaltungshandbuch Masterplanung BAB A3 Würzburg - Erlangen | Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG • TRIAS - Stau vermeiden, bevor er entsteht. | LSBG Hamburg • Projekt GEONETBAKE | LSBG Hamburg • Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig im Zuge des Hochmoselübergangs B50 neu | KLÄHNE BUNG • Ersatzneubau Westendbrücke | Schüßler-Plan / INGE SSF Ingenieure AG • Verkehrsplanung am Bildungscampus Sinzig | Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (bueffee GbR) • Illerbrücke Illerbeuren - Instandsetzung einer denkmalgeschützten Stampfbetonbrücke | Konstruktionsgruppe Bauen AG • Umgestaltung und Stadtbahn Rotteckring | Stadt Freiburg, Garten- und Tiefbauamt • Neubau der Veloroute 10 - eine erste Premiumradroute in/ für Kiel | Tiefbauamt Kiel • HEITKAMP „Schnellbaubrücke“ | HEITKAMP Brückenbau GmbH • Digitales Brückenerhaltungsmanagement | Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein • Kampagne „Plane Deine Stadt!“ | AGFS e.V. • Neugestaltung des Ernst-von-Houwald-Damm (B87) in Lübben (Spreewald) | DEGAT Planungsgesellschaft mbH • Sensorik für digitale & Online Erfassung von Korrosion, Feuchte in Betonbauwerken (Brücke), mittel IoT-Technologie | B2 Sicherheits- systeme GmbH • Fuß- und Radwegüberführung (FRÜ) Lahmeyerbrücke in Frankfurt am Main | Amt für Straßenbau und Entwicklung der Stadt Frankfurt • Das bewegte Leben einer besonderen Brücke | Stadt Wolfsburg • Brückenkappen aus dem 3D-Drucker - Robotic Shotcrete Printing im Infrastrukturbau | Aeditive GmbH • Der Name ist Programm: Online-Beteiligung auf schneller-durch-hamburg.de | Hamburger Hochbahn AG • Modellbasierte Bauwerksprüfung nach DIN 1076 am Beispiel einer Großbrücke | Straßen.NRW • BrückenBildung par excellence: Eingang zum Campus | Stadt Diepholz • Früherkennung von Gefahrenstellen im Straßenverkehr durch Smart Data (FeGiS+) | Initiative für sichere Straßen UG • AVUS.DIGITAL - Die Digitalplattform zur Vereinigung von Bauprozessen und Luftdaten für alle am Bau Beteiligten | VIA IMC GmbH • Flottenbasierte Straßenzustandserfassung mit KI | EDIGITAL GmbH/ HOCHTIEF PPP Solutions GmbH • Weiterentwicklung einer Methodik zur probabilistischen Prognose des zukünftigen Erhaltungsbedarfs der Straßeninfrastruktur - Entscheidungsfindung unter Unsicherheit | Infrastructure Management Consultants GmbH Mannheim • Kreisverkehr Hohenzollernstr./Kemnastr./Mühlenstr. | Stadt Recklinghausen • Geschützt, gestaltet, dauerhaft - Hamburgs erste Protected-Bike-Lane | Bezirksamt Harburg - Tiefbauabteilung • Verkehrsumstellung per Knopfdruck: automatisierte Wechselverkehrsführung | Zeppelin Rental GmbH 26
Statistik Anzahl der Einreichungen Zum Ingenieurpreis 2021 wurden insgesamt 58 Beiträge eingereicht. pro Landesvereinigung: 18 Beiträge in der Kategorie Baukultur 10 Einreichungen 31 Beiträge in der Kategorie Innovation | Digitalisierung 8 Einreichungen 9 Beiträge in der Kategorie Neue Mobilität 7 Einreichungen 6 Einreichungen 5 Einreichungen 3 Einreichungen 2 Einreichungen 1 Einreichungen Keine Einreichungen
Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e. V. BSVI-Geschäftsstelle Oberanger 32 80331 München Tel.: (089) 23 70 83 94 Fax: (089) 24 22 35 69 info@bsvi.de www.bsvi.de Schirmherr für den Deutschen Ingenieurpreis 2021: Ideelle Partner:
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