BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag

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BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
Pflichtblatt der Börsen Frankfurt
               D ü s s e l d o r f · St utt g a rt · h a m b u r g · b e r l i n · M ü n c h e n

                                                                                                              9
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                                                                                                   fonds kom

               № 05 · Sonntag, 01. Februar 2015

Norbert Reithofer

BMW fährt voraus
Öl-Baisse und Euroschwäche fördern
Euphorie bei den DAX-Unternehmen

Lufthansa      Siemens                                                     Belfort                   Hellas
Sinkflug       Mit vollem                                                  „Wolf“                    Extremisten
dank Ölpreis   ICE-Tempo                                                   predigt                   brüskieren
beendet?       in die Krise                                                Geldgier                  EU-Troika
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AKTIEN & MÄRKTE                                                                        UNTERNEHMEN              FONDS          ZERTIFIKATE           Rohstoffe           Lebensart

                                                                                                                                                                           Schliekers Woche

                                                                                             Von der Schippe gesprungen
                                                                                                                         Wenn die Deutsche      Rückzahlung anzubieten. Bei aller Verbrau-
  Sonntag, 01. Februar 2015                                                                                              Bank Bilanz zieht,     cherfreundlichkeit: Auch eine Bank muss
                                                                                                                         halten viele den       sich ihre Leistungen bezahlen lassen. Wobei
AKTIEN & MÄRKTE                                                                                                          Atem an. Nicht         die Branche sich insgesamt fragen lassen
Schliekers Woche.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 2                                             nur des Aktienkur-     sollte, ob es nicht etwas transparenter gegan-
Tops und Flops-, Zahl der Woche,
                                                                                                                         ses wegen, der den     gen wäre, so dass ein Kreditnehmer verglei-
Termine der Woche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
Kopf der Woche: Jordan Belfort,                                                                                          Dax schon mal          chen kann, ohne Mathematik studiert zu
Aphorismus der Woche .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4                                                       in die eine oder       haben, aber das ist eine andere Geschichte.
Pro & Contra: Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . 5                                                                     andere Richtung        Wie dem auch sei – die Deutsche Bank ist
Markt im Fokus: Griechenland. .  .  .  .  .  .  .  .  . 6                                     Reinhard Schlieker
                                                                                                                         treiben kann. Nein,    jeder Art von Bedrohung erst einmal von der
Märkte im Überblick:                                                                          ZDF Wirtschafts­
S&P 500, DAX, EURO STOXX 50 .  .  .  .  .  . 7                                                korrespondent              die Deutsche ist       Schippe gesprungen. Was, nach dem Ende
Aktie der Woche:                                                                                                         die einzige Bank       der Jubelfeiern, die geplante Neuausrich-
Lufthansa.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8                               in einem der größ-     tung wieder zum Thema werden lässt. Die
                                                                                              ten Industrieländer der Welt, die tatsächlich     Strategie, die künftige, so sagten es auch An-
UNTERNEHMEN                                                                                   rund um den Globus von Bedeutung ist.             shu Jain und Jürgen Fitschen kürzlich beim
Unternehmen der Woche:
                                                                                              Schon die Ankündigung, dieses Jahr statt          Weltwirtschaftsforum in Davos, benötige
BMW. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Siemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14                           einer Bilanzpressekonferenz lediglich eine Te-    noch Schliff und Politur und den Schweiß
Amazon, Alibaba. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18                                  lefonschalte zu veranstalten, ließ den Puls der   der Edlen, bis sie etwa im Mai reif zur Ver-
Banco Santander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22                                 Finanzmarktteilnehmer Purzelbaum schla-           kündigung sei. Man wolle sich nicht drän-
Wiki-Duell.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
                                                                                              gen: Wollte man sich vor unbequemen Wahr-         gen lassen. Die Fragen allerdings bleiben
News: Parlamentswahl, Infineon,
Börse München, Bouwfonds,                                                                     heiten etwa lieber nicht persönlich aufstellen?   nicht aus – von der nach der Notwendigkeit
Tag der Aktie, BIGBANK .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28                                 Am Donnerstag Erleichterung und Staunen            einer neuen Strategie überhaupt, wo es doch
                                                                                             – mit Recht. Die Deutsche Bank hat Geld ver-       offenbar prima läuft, bis hin zu jener nach
FONDS kompakt                                                                                 dient! 2014! Millionen! Was vor Jahren eine       der Zukunft der Postbank. Vielleicht aber
Fonds der Woche:                                                                              pure Selbstverständlichkeit am sogenannten        befinden wir uns ja noch in jenen Zeiten, in
ComStage MDAX-ETF.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 32                         unteren Rand der Erwartungen gewesen wäre,        denen zwar nicht das Wünschen, wohl aber
DNCA Invest Europe Growth.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 33
                                                                                              entzückt heute dergestalt, dass der Aktienkurs,   das Denken noch geholfen hat: Da darf man
Spezial: Wie die Fondsbranche auf
die turbulenten Zeiten reagiert. . . . . . . . . . . . 34                                     der allerdings auch nur ein Schatten einstigen    einen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht als zau-
Fonds-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36                                     Glanzes ist, glatt abhebt.                        dernd beschreiben, wenn der gern mal etwas
Interview: Hartwig Kos. . . . . . . . . . . . . . . 39                                        Unter den derzeitigen Bedingungen einen           grübelt, ehe er etwas sagt. Und dem Ma-
                                                                                             Aufschwung hinzulegen, wie er seit etwa            nagement zugestehen, nichts übers Knie zu
ZERTIFIKATE                                                                                  2012 zu beobachten ist, sollte etwas zählen.       brechen. Denn wenn die Deutsche nun auch
Zertifikate-Idee: Index-Zertifikat auf                                                        Die Schubser der Regulierungsbehörden,            noch aus der Hüfte schießt, könnte das un-
den Solactive Healthcare Facilities                                                           der ordentlichen Gerichte (ja, so heißen          sere Industrienation die letzte nennenswerte
Performance-Index.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 40
Zertifikate-News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41                                      die) und der Kläger jeder Couleur machen          Finanzanstalt kosten, die global auch die In-
                                                                                              das Geschäft seit Jahren zu einem teilweise       teressen der deutschen Wirtschaft im Auge
Rohstoffe                                                                                     unkalkulierbaren Ritt. Nun also hat die           hat. Nicht zu unterschätzen, diese Gefahr.
Rohstoffe der Woche:
                                                                                              Deutsche weniger zurückstellen müssen für
Kakao. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42                               Rechtsstreitigkeiten, hat mehr verdient beim
Rohstoffanalysen: Zucker, Silber,                                                             Investmentbanking und in der gut eine Bil-
Brent-Öl, Gold. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 43                                                                   Was denken Sie über
                                                                                              lion schweren Vermögensverwaltung. Das
                                                                                                                                                dieses Thema?
                                                                                              Privatkundengeschäft sähe besser aus, wäre
Lebensart                                                                                     da nicht die Verpflichtung, auferlegt von         Schreiben Sie gerne direkt an den Autor
Produkt der Woche:
                                                                                              wahren Experten des Rechts und der Ge-            Reinhard Schlieker unter
Die teuerste Wohnung der Welt. . . . . . . . 44
                                                                                              rechtigkeit vom BGH in Karlsruhe, Kun-            schlieker@boerse-am-sonntag.de
Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 47                                           den von 2005 bis 2013 Kreditgebühren zur

                                                                                                    02     BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
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   Tops und Flops der Woche

tops

                                                                                                     18
HARMAN International Industries: Wohlklingende Ergebnisse                                    Zahl der Woche
Der Audio-Spezialist, der unter anderem Lautsprecher für den Hausgebrauch und ganze
Infotainmentsysteme für Automobile entwickelt und produziert hat Bilanz für das zweite
Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (bis Ende Juni) gezogen. Die kräftig gestiegenen Er-
gebnisse trafen bei den Investoren auf offene Ohren. Gleiches gilt für die angehobene Ge-
winnprognose für das Gesamtjahr. Der S&P-500-Wert schnellte kräftig in die Höhe und
näherte sich damit dem im November 2004 markierten Allzeithoch von 131,74 US-Dollar.

United States Steel: Zahlen beflügeln
Seit dem Mehrjahreshoch im September 2014 standen die Papiere des gemessen am
Volumen größten Stahlherstellers in den USA massiv unter Druck. Der Aktienkurs               Milliarden US-Dollar
brach bis zum Korrekturtief am vergangenen Montag um beinahe 58 Prozent ein.
Dann formte sich jedoch eine Gegenbewegung. Am Mittwoch schnellte der Preis                  betrug der Gewinn von Apple im vierten
sogar kräftig in die Höhe. Gefeiert wurden die am Dienstag nach Börsenschluss vor-           Quartal 2014 – kein Unternehmen der
gelegten Geschäftszahlen. Für United States Steel (WKN: 529498) lief es im Schlus-           Welt hat je soviel in diesem Zeitraum ver-
squartal 2014 wesentlich besser als erwartet.                                                dient. Kritiker argwöhnen, dass Zuliefe-
                                                                                             rer und Kunden dafür einen hohen Preis
LANXESS: Besser als befürchtet                                                               zahlen, der aber nicht in US-Dollar ausge-
Positive Überraschung vom Spezialchemiekonzern (WKN: 547040). Nachdem sich                   drückt werden kann.
die Geschäfte 2014 lange Zeit nicht gut entwickelten – LANXESS seine Aktionäre
zuletzt sogar auf rote Zahlen einstimmte – lief es zum Jahresende besser als ange-
nommen. Der Vorstand verwies vor allem auf die positive Nachfrageentwicklung im
Dezember. Der DAX-Konzern geht daher für das vierte Quartal und damit für das                TERMINE der Woche
Gesamtjahr von einem höher als zuvor erwartetem bereinigtem Ergebnis vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus.                                                     02.02.	14:30 USA	Private Einkom-
                                                                                                                  men & Ausgaben
Flops                                                                                                             Dezember
Seagate Technology: Kann nicht überzeugen
Die Aktie des Spezialisten für Datenspeicherlösungen gab nach Vorlage der Zahlen             02.02.	16:00 USA	ISM-Index (verar-
für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (bis Ende Juni) kräftig nach.                                  beitendes Gewerbe)
Zwar konnte der Konzern Umsatz und Gewinne steigern. Bei den Profiten half je-
                                                                                                                  Januar
doch ein einmaliger Sonderertrag. Ohne Einmaleffekte sanken Ergebnis vor Zinsen
und Steuern (EBIT) und Überschuss leicht. Wegen der geringeren Aktienzahl gab es             02.02.	17:00 USA	Bauausgaben
zwar dennoch einen kleinen Anstieg beim bereinigten Ergebnis je Aktie (EPS), das
                                                                                                                  Dezember
reichte den Investoren jedoch offenbar nicht.
                                                                                             04.02.	16:00 USA	ISM Index (Dienst-
SMA Solar Technology: Anhaltend düstere Aussichten
Der Hersteller von Photovoltaik-Wechselrichtern (WKN: A0DJ6J) setzt weiterhin den                                 leistungsgewerbe)
Rotstift an. Angesichts der düsteren Geschäftsaussichten werden weitere 1.000 Stellen                             Februar
gestrichen. Damit sollen bis Mitte des Jahres insgesamt 1.600 der bislang 4.667 Jobs
wegfallen. „Nur so können wir bei geringeren Umsätzen die Gewinnschwelle erreichen“,         05.02.	08:00 DE	Auftragseingangs­
erläuterte der Vorstand den Schritt. 2015 dürfte der TecDAX-Wert jedoch erneut rote                               index verarbeitendes
Zahlen schreiben. Die Aktie setzte ihre Talfahrt fort und markierte neue Allzeittiefs.
                                                                                                                  Gew. Dez.
Freeport McMoRan Copper & Gold: Dicke Verluste                                               06.02.	08:00 DE	Produktionsindex
Die kräftig gesunken Rohstoffpreise belasten weiterhin die Ergebnisse des Kupferun-
                                                                                                                  produzierendes Gew.
ternehmens. Der Bergbaukonzern baut außerdem Gold, Molybdän sowie Kobalt ab.
Ferner ist er im Öl- und Gasgeschäft tätig. Hier wurden im Schlussquartal enorme                                  Dezember
Wertberichtigungen nötig, was in der Berichtsperiode sowie im Gesamtjahr zu dicken
Verlusten führte. Freeport-McMoRan Copper & Gold (WKN: 896476) kündigte                      06.02.	14:30 USA	Arbeitsmarktbericht
nun an, das Investitionsbudget 2015 drastisch kürzen zu wollen. Die Aktie markierte                               Januar
ein neues Mehrjahrestief.

                                                       03     BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                 UNTERNEHMEN            FONDS         ZERTIFIKATE      Rohstoffe           Lebensart

   Kopf der Woche
                                                                                                  Zitat der Woche

                                                                                                  Wir sind eine Regierung
                                                                                                  der nationalen Rettung.
 Jordan Belfort
 Money is wonderful                                                                               Alexis Tsipras (Αλέξης Τσίπρας), 40,
                                                                                                   neuer griechischer Ministerpräsident,
                                                                                                  Vorsitzender der Partei Συνασπισμός
                              99 Euro Ein-         Teil der Strafe zur Bewährung ausgesetzt        Ριζοσπαστικής Αριστεράς, kurz
                              tritt kostet es,     wurde, weil er im Rahmen des Prozesses         ΣΥΡΙΖΑ, übersetzt „Koalition der
                              Jordan Belfort,      systematisch alle Spießgesellen verraten       ­Radikalen Linken“. Tsipras ist studierter
                              die vielleicht       hatte.                                         Bauingenieur, seine Spezialität waren bis-
                              ideale Verkör-       Ja – alles wie im Film, so schwört Belfort.     her Stadtplanungen.
                              perung der           Geschworen hat er indes schon manches.
                              maßlosen Gier        Zum Beispiel, dass er Anlegern, die er in
                              nach Spekula-        größtem Maßstab über den Löffel balbiert
                              tionsgewinnen,       hatte, 110 Millionen US-Dollar ihres Gel-
                                                                                                  Aphorismus der Woche
                              einen Abend          des zurückzahlen wolle. Doch nur gut elf
 Sein Gott heißt
 Mammon:                      lang live zu         Millionen kamen bei den Opfern an. Die         Persönliche moralische
 Jordan Belfort               erleben   – aller-   Gierigen stört’s heute nicht. Was zählt, ist
                              dings aus der        Geld, Geld und nochmals Geld. Bis zu           Verantwortung wird
                              Ferne. Denn          2.500 Menschen pro Abend wollen die            nicht ausgeräumt durch
 sehr viele, die selbst nach Geld gieren, sind     Motivationskünste des rechtskräftig ver-
 als Zuhörer gekommen. Belfort ist niemand         urteilten Betrügers erleben. 100 000 Dol-
                                                                                                  nationales Gesetz.
 anderes als der die menschliche Vorlage für       lar berechnet er pro Tag: „Und die zahlen      Albert Einstein, geb. 1879 im Ulm,
 den von Martin Scorsese produzierten Hol-         sie ständig“, grinst Belfort. Warum? „Weil     gest. 1955 in Princeton (USA),
 lywood-Streifen „The Wolf of Wall Street“         ich so gut bin.“ Der Börsenwolf mit seiner     Nobelpreisträger für Physik 1922
 mit Leonardo di Caprio, und dieser Wolf           maßlosen Attitüde – er passt in diese Zeit.
 tourt durch Deutschland. Belfort, der Be-
 schwörer des Ego, des maßlosen Gewinn-
 strebens, der Vergötterung des Geldes – er
 schwört, alles sei so gewesen, wie es im Film
 nachgespielt wurde: eine Orgie aus Geld,
 Größenwahn, Betrug und Drogen. Wer
 nach der rauschhaften Vortagsveranstal-
 tung zu einem kleinen Empfang mit „Wolf“
– der sich übrigens diesen „Titel“ selbst gege-
 ben hat – zugelassen werden möchte, muss
1.600 Euro hinblättern.
 Belfort wurde 1962 in New York geboren.
 Ein Studium als Zahnmediziner brach
 er bald ab, weil in der Einführungsvorle-
 sung verkündet worden war, man könne
 als Zahnarzt nicht reich werden. Ab 1987
 handelte er an der Wall Street – bevorzugt
 mit höchst riskanten Penny Stocks. Zwei-
 mal war er verheiratet, zweimal wurde er
 geschieden; aus der zweiten Ehe hat er zwei
 Kinder. 1998 wurde er für Betrug und
 Geldwäsche im großen Stil zu vier Jahren
 Gefängnis verurteilt, wobei der größere

                                                         04    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                 UNTERNEHMEN            FONDS        ZERTIFIKATE         Rohstoffe          Lebensart

   Pro & Contra

Weiter in Schweizer
Aktien investieren?
Zu viele Verlierer                                                        Besser ein Ende mit Schrecken
                             Der harte Währungsschnitt hat die                                      Viele Finanzakteure wurden von der
                             Märkte kalt erwischt. Nachvollziehbar                                  Entscheidung der Schweizer National-
                             war der Schritt aus Sicht der Schwei-                                  bank (SNB), die Franken-Euro-Bindung
                             zer Nationalbank (SNB) zwar allemal,                                   aufzuheben, mehr als überrascht und
                             da diese ihre heimische Notenbank-                                     hatten sich schlichtweg verspekuliert.
                             bilanz durch Eurokäufe gegen CHF                                       Einen Tag vor der SNB-Entscheidung
                             immer stärker aufgebläht hat.                                          hatte der europäische Gerichtshof den
                             Dennoch kam die Entkopplung                                            Plan von EZB Chef Draghi abgezeich-
                             überraschend und hat die Währungs-                                     net, für eine Billion Euro Anleihen auf-
                             verhältnisse sowie Börsen weltweit                                     zukaufen. Die Bombe war scharf. Ein
                                                                           Oliver Höhn
                             gehörig durcheinander gebracht. Die                                    Blick auf die Bilanz reichte SNB-Präsi-
Jan-Patrick Weuthen                                                        Vermögensverwalter der
                             Antwort der Märkte war eine zeitnahe                                   dent Thomas Jordan und er wusste, dass
Portfoliomanager der B&K                                                   PMP Vermögensverwaltung
Vermögen GmbH, Köln
                             Aufwertung des Schweizer Franken              GmbH, Düsseldorf
                                                                                                    ein Ende mit Schrecken besser war als
                             (CHF) um über 25 Prozent. An dieser                                    das, was auf die SNB zukommen würde.
                             Reaktion konnte auch die Bekannt-                                      Der in der Krise 2011 eingeführte Min-
gabe einer weiteren Absenkung der Negativzinsen auf 0,75 Pro-             destkurs machte die „unabhängige“ Schweiz in den letzten Jahren
zent nichts ändern. Die Schweizer Börse reagierte mit bis zu 14           zu einem quasi Mitglied des Euroraums. Wir sind der Meinung,
Prozent Kursabschlag.                                                     dass die SNB die Aufgabe des Mindestkurses bereits hätte einleiten
Während die europäischen Anleger unterm Strich mit Gewinnen               müssen, nachdem die akute Euroschuldenkrise 2013 überwunden
davon kamen, verbuchten Schweizer Aktienanleger deutliche                 war. Aber die Mindestkurspolitik wandelte sich zu einer staatlich
Verluste. In Folge kamen Devisenhändler enorm unter Druck                 sanktionierten Exportförderung. Eine Art Schönwettergarantie für
genauso wie Euro-Gläubiger, die das günstige Zinsniveau aus der           einen wichtigen Zweig der Wirtschaft Aber auch die Illusion eines
Schweiz mit der Erwartung importierten, das stabile EUR/CHF-              kleinen Landes, stark genug zu sein, um im globalen Währungs-
Währungsverhältnis wäre von Dauer.                                        krieg bestehen zu können. Wir sehen heute, dass es wohl ein Irrtum
Für Euro-Gläubiger sind Darlehen schlagartig um über 20 Pro-              war, der die Bilanz der Nationalbank aufblähte und sie zu einem
zent teurer geworden und wird viele vor große Probleme stellen.           der größten Devisenspekulanten weltweit machte. Devisenreserven
Dieses Thema betrifft nicht nur private, sondern vor allem institu-       von ca. 400 Mrd. Euro wurden angehäuft, die zuletzt 85 Prozent
tionelle und öffentliche Einrichtungen. Und auch für die Schwei-          der Schweizer Wirtschaftsleistung ausmachten und das Überleben
zer Unternehmen, die im Inland produzieren und ihre Waren und             der Nationalbank an das Überleben des Euro ketteten.
Dienstleistungen in den Euroraum exportieren, bedeutet das neue            Unabhängige Geldpolitik kann so nicht betrieben werden und
Währungsgefüge eine Ergebnisbelastung von durchschnittlich bis            somit ist das Vorgehen der SNB richtig. Wir glauben, dass die
zu 20 Prozent. Dieser Nachteil an Wettbewerbsfähigkeit wird die           SNB-Flucht aus der Ehe mit der EZB zwar riskant ist, da sie auch
Schweiz im internationalen Vergleich deutlich zurück werfen.              als Signal gewertet werden kann, wonach der Euro keine Zukunft
Ob die Entscheidung der SNB auf mittlere wirtschaftliche Sicht            hat. Die Chancen überwiegen unseres Erachtens aber. Die Schweiz
zu rechtfertigen ist, bleibt abzuwarten. Derzeit hat sich der Fran-       war und ist traditionell ein Hartwährungsland. Auch wenn der
ken zum Euro in etwa bei Parität eingependelt. Ein Verhältnis             Schock für den Moment tief sitzt, so hat die Schweizer Wirtschaft
von 1,20 CHF zum Euro ist vorerst ebenso wenig wahrscheinlich,            mit ihren vielen Unternehmen von Weltruf die notwendige Stärke,
wie eine dauerhafte Parität. Insofern ist es eine Frage der Zeit, bis     Erfahrung und Innovationskraft, um auch diese Herausforderung
die SNB in Zugzwang kommt.                                                zu bestehen.

                                                          05     BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                              UNTERNEHMEN             FONDS               ZERTIFIKATE           Rohstoffe            Lebensart

   Markt im Fokus

Griechenland:
Neue Regierung geht
auf Konfrontationskurs
Die griechische Bevölkerung war am 25. Januar aufgerufen, eine neue Regierung zu wählen. Wie erwartet
wurde das Linksbündnis Syriza stärkste Kraft. Die Folgen für die wirtschaftliche und politische Entwicklung
werden im Umrissen erkennbar: die EU-Troika erhielt in Athen eine brüske Abfuhr.

Während der Wahlausgang in Athen an den         Niveau seit Mitte 2012. Seit dem Zwischen-              widerzuspiegeln, welchen Kurs Griechenland
europäischen Finanzplätzen relativ gelassen     hoch im März 2014 verlor er damit fast 65               nun in puncto Finanz- und Wirtschaftspoli-
aufgenommen wurde, gaben die griechischen       Prozent. Und auch am Anleihemarkt zogen                 tik einschlägt. Denn die neue Regierung un-
Aktienindizes kräftig nach. Zum Beispiel fiel   die Renditen für griechische Staatsanlei-               ter Führung von Alexis Tsipras scheint ihre
der FTSE Greece Index auf das niedrigste        hen an. Darin scheint sich die Unsicherheit             Wahlversprechen zu erfüllen. Zwar verfehlte
                                                                                                        seine Syriza-Partei knapp die absolute Mehr-
FTSE Greece Index                                                                   Stand: 29.01.2015   heit im Parlament. Sie fand mit den „Unab-
                                                                                                        hängigen Griechen“ jedoch einen Koalitions-
                                                                                                        partner, der zwar autoritär tickt, mit dem es
                                                                                                        aber bezüglich der politischen Intentionen
                                                                                                        viele Überschneidungen gibt.
                                                                                                        Die beiden Partner, deren größte Gemein-
                                                                                                        samkeit ein gewisser Extremismus ist, lehnen
                                                                                                        die von den Gläubigern verordneten Sparpro-
                                                                                                        gramme strikt ab und fordern einen Schul-
                                                                                                        denerlass. Davon wollen die Kreditgeber
                                                                                                        jedoch nichts wissen. Sie pochen stattdessen
                                                                                                        auf die Einhaltung der Verpflichtungen. Die
                                                                                                        neue Regierung lässt sich von den Drohun-
                                                                                                        gen jedoch nicht beeindrucken, wie die ersten
                                                                                                        vorgelegten Pläne verdeutlichen. Sie will zum
                                                                                                        Beispiel die Mindestlöhne erhöhen, Entlas-
                                                                                                        sungen im öffentlichen Dienst rückgängig
Indizes                                                            Stand: Freitag nach Börsenschluss
                                                                                                        machen und Privatisierungen stoppen. Die
Index                30.01.2015	 % Vorwoche                   52weekHigh 	 % 52week                     neue Führung setzt damit an Dingen an,
Dow Jones              17164,95       -2,87%                     18103,45     +8,31%                    die einst im Gegenzug für die „Finanzhil-
S&P 500                 1994,99       -2,77%                      2093,55    +11,19%
                                                                                                        fen“ gefordert wurden, sie geht ganz klar auf
NASDAQ                  4635,24       -2,58%                      4814,95   +12,42%
                                                                                                        Konfrontationskurs mit den Geldgebern.
DAX                    10694,32       +0,42%                     10810,57   +14,09%
MDAX                   18594,14       -0,32%                     18938,73   +14,18%                     Kündigen die nun ihre „Hilfen“ auf? Und
TecDAX                  1496,59       +1,16%                      1506,18   +22,70%                     was dann? Droht dann der endgültige Kol-
SDAX                    7652,23       +1,25%                      7661,49     +8,65%                    laps? Oder haben die Hellenen noch ein Ass
EUROSTX 50              3351,44       -0,92%                      3417,46   +10,71%                     im Ärmel? Ist es gar denkbar, dass sich das
Nikkei 225             17674,39       +0,93%                     18030,83    +17,77%                    Land von der EU abwendet und auf Hilfen
Hang Seng              24507,05       -1,38%                     25362,98    +11,22%
                                                                                                        aus Russland setzt?

                                                      06    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
AKTIEN & MÄRKTE                                  UNTERNEHMEN           FONDS         ZERTIFIKATE            Rohstoffe          Lebensart

   Märkte im Überblick

      usa                                                 Deutschland                                         Europa

     Negative Bilanz                                      Neue Rekorde                                       Eisiger Ostwind
Nach den Gewinnen in der Vorwoche fiel              Die Aufwärtsdynamik hat zwar merklich               Die Freude über eine noch größere Geld-
die Bilanz bei den US-Indizes diesmal wie-          nachgelassen und im Wochenverlauf lotete            schwemme durch die EZB ist erst einmal
der negativ aus. In der mit reichlich Ge-           der DAX auch immer mal wieder die Mög-              abgeklungen. Nach der Rallye in den zwei
sprächsstoff gespickten Woche überwogen             lichkeiten auf der Unterseite aus, es reichte       Wochen zuvor verschnaufte der EURO
offenbar die negativen Impulse. In der auf          jedoch erneut für eine positive Wochenbi-           STOXX 50 jüngst ein wenig. Am Ende
Hochtouren laufenden Bilanzsaison gab es            lanz. Er legte 0,4 Prozent zu. Und natür-           verbuchte er einen Verlust zur Vorwoche
in puncto Ergebnisse und Aussichten etli-           lich gab es auch diesmal neue Rekorde.              von 0,9 Prozent. Weitaus größer waren die
che weitere negative Überraschungen. Da-            Der Leitindex lugte zwischenzeitlich erst-          Abschläge bei einigen anderen europäi-
neben tagte die US-Notenbank (Fed). Sie             mals über die Marke von 10.800 Punkten.             schen Aktienindizes. Zum Beispiel brachen
bleibt auf Zinswendekurs. Sie hat es damit          Neue Hochs gab es auch am Anleihemarkt.             die griechischen Kursbarometer angesichts
zwar nach wie vor nicht eilig, strich jedoch        Beispielhaft dafür steht die Entwicklung            der Unsicherheit über die weitere politische
den Passus, dass die Zinsen noch für eine           des Euro-Bund-Futures. Er stieg erstmals            Entwicklung deutlich ein (siehe Markt im
beträchtliche Zeit unverändert bleiben. Zu-         über die Marke von 159 Prozent. Während             Fokus). Mächtig unter Druck standen zu-
dem schätzte sie die konjunkturelle Lage            also die Anlagepreise weiterhin anziehen,           dem wieder einmal die Kurse russischer
positiver ein als bislang. Die jüngst vorge-        wird anderenorts das Schreckgespenst der            Firmenpapiere. Wieder einmal drohen die
legten neuen Konjunkturdaten zeigten in-            Deflation an die Wand gemalt. Grund sind            EU und die USA mit weiteren Sanktionen
des ein gemischtes Bild. Zum Beispiel war           die rückläufigen Teuerungsraten im Januar           gegen Russland. Druck gibt es zudem von
das Verbrauchervertrauen auf das höchste            in der Eurozone und in Deutschland.                 der US-Ratingagentur Standard & Poor's.
Niveau seit August 2007 geklettert. Zudem           Hierzulande sanken die Verbraucherpreise            Sie senkte ihre Bonitätseinschätzung und
sanken die wöchentlichen Erstanträge auf            nach vorläufigen Berechnungen um 0,3                drohte zudem mit einer weiteren Herab-
Arbeitslosenhilfe auf ein 15-Jahrestief. An-        Prozent im Jahresvergleich. Das war der             stufung. Unterdessen stellt die russische
dere Daten nähren jedoch Zweifel an der             erste Rückgang seit September 2009. Zum             Regierung die Bevölkerung auf deutlich
viel gepriesenen Stärke der US-Konjunk-             Vormonat ermittelten die Statistiker sogar          schlimmere Krisenzeiten ein als bislang be-
tur. Im Dezember waren die Auftrags-                eine negative Teuerungsrate von 1 Prozent.          fürchtet. In den nächsten Tagen will sie eine
eingänge für langlebige Güter abermals              Ohne Berücksichtigung von Nahrungs-                 Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung
rückläufig. Eine nachhaltig anspringende            mitteln und Energie lagen die Verbrau-              2015 abgeben. Aufgrund der Sanktionen
Investitionstätigkeit in den USA bleibt             cherpreise im Januar zwar um 1,1 Prozent            sowie den kräftig gesunkenen Rohstoffprei-
damit Fehlanzeige. Und auch das Wirt-               höher als vor einem Jahr, das störte viele          sen, zum Beispiel für Erdöl, droht eine tiefe
schaftswachstum verlor deutlich an Dy-              Medien jedoch nicht, vom Risiko einer               Rezession. Bremsend wirkt zudem das hohe
namik. Nachdem das BIP im zweiten und               Deflationsspirale zu schwadronieren. Die            Leitzinsniveau, das nötig wurde, um den
dritten Quartal um annualisiert 4,6 res-            Gehirnwäsche von den Verfechtern und                Rubelverfall zu stoppen. Nun vollzog die
pektive 5 Prozent expandierte, schwächte            Initiatoren des lockeren Geldes, wonach             russische Zentralbank jedoch eine kleine
sich die Rate zum Jahresende nach ersten            Deflation Mist und Inflation gut sei, funk-         Kehrtwende. Sie senkte am Freitag den Leit-
Berechnungen auf 2,6 Prozent ab.                    tioniert scheinbar prächtig.                        zins von 17 auf 15 Prozent.

S&P 500                         Stand: 30.01.2015   DAX                             Stand: 30.01.2015   EURO STOXX 50                   Stand: 30.01.2015

                                                          07     BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
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                                                                                                                                            Foto: lufthansagroup.com
  Aktie der Woche

Lufthansa:
Hebt die Aktie jetzt ab?
Eine große Enttäuschung. Nichts anderes stellte die Lufthansa-Aktie für viele Anleger im vergangenen Jahr
dar. Eine nie zuvor dagewesene Streikwelle, geopolitische Krisen und die stärker werdende Konkurrenz durch
Billig-Airlines stutzten dem Kranich massiv die Flügel. Jetzt könnte allerdings vieles besser werden. Nicht
zuletzt dank des niedrigen Ölpreises setzt die Lufthansa derzeit zum Steilflug nach oben an.

                  Es ist nur ein Wort. Genauer gesagt ein Ad-      zahlen musste, sollen sich 2015 selbige Kosten nach Absicherungs-
                  jektiv. Aber es ist eins, das in einem positi-   geschäften gegen Ölpreisschwankungen (Hedging) auf „nur“ noch
                  ven Zusammenhang verwendet, die Herzen           5,8 Milliarden Euro belaufen. Dabei kalkuliert der Vorstand mit
                  der Aktionäre höher schlagen lässt. „Signifi-    einem Preis für das Fass der Nordseesorte Brent von 68 Dollar.
                  kant“ lautet die Bezeichnung, die der Luft-      Kürzlich sackte der Brent-Preis unter die 50-Dollar-Marke ab, den
                  hansa-Vorstand gebraucht, fragt man diesen       tiefsten Stand seit fast sechs Jahren. Damit ist der Ölpreis seit Juni
                  nach den Erwartungen für den Anstieg des         vergangenen Jahres um rund die Hälfte eingebrochen.
                  operativen Gewinns 2015. Während der             Dementsprechend herrscht bei den Analysten und Aktionären
                  Weltkonzern im Vorjahr, in dem nach ers-         derzeit Optimismus, der sich auch am Verlauf des Aktienkurses
                  ten Schätzungen ein Überschuss von rund          ablesen lässt. Experten wie Thomas Bergmann, Redakteur beim
                  einer Milliarde Euro erwirtschaftet wurde,       Anlegermagazin „Der Aktionär“, gehen davon aus, dass ein Fall
                  noch 6,7 Milliarden Euro an Kerosinkosten        der 16-Euro-Marke unmittelbar bevorsteht und sich der Kurs bis

                                                 08    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
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Aktie der Woche

               zum Jahresende auf mindestens 20 Euro            der Fluggäste auf 106 Millionen steigerte. Dabei stieg der Sitz-
               steigern könnte. Ähnlich sieht es das ja-        ladefaktor um 0,3 Prozentpunkte auf 80,1 Prozent, im Schnitt
               panische Analysehaus Nomura. Dieses              waren also acht von zehn Sitzen besetzt. Weniger erfreulich lief
               hat das Kursziel für Lufthansa von 19 auf        es allerdings für die Tochtergesellschaft Austrian Airlines. Diese
               20 Euro angehoben und die Einstufung             musste 2014 einen Rückgang von 1,1 Prozent auf 11,2 Millionen
               auf "Buy" belassen. Der Kerosinpreis sei         Passagiere hinnehmen. Die schlechteren Geschäfte in den Krisen-
               in den vergangenen sechs Monaten um 48           regionen Ukraine und Naher Osten haben zu dem Passagierrück-
               Prozent gefallen - für Europas Fluggesell-       gang geführt, hieß es von Seiten der Lufthansa Group. Auch das
               schaften ein bedeutsamer Kostenvorteil,          Cargo-Geschäft startete nicht durch. Hier musste der Konzern
                                       schrieb A na lyst        erneut rückläufige Zahlen vermelden. Insgesamt ging die Anzahl
                                       James Hollins in         der umgesetzten Fracht 2014 um 2,7 Prozentpunkte auf knapp 1,7
Um die Marke Lufthansa nicht einer Branchenstu-                 Millionen Tonnen zurück.
  zu überdehnen, hat sich der die. Lediglich eine               Auch in Zukunft soll die Lufthansa als Premiummarke am Markt
 Vorstand dazu entschlossen, milliardenschwere                  positioniert werden. Daher sollen weiterhin die mit Abstand meis-
   eine zweite Marke namens Schadenersatzfor-                   ten Gelder auch in die Lufthansa-Kernmarke fließen. Dennoch
    „Eurowings“ aufzubauen. derung der Deut-                    sieht sich der Konzern durch den heterogener gewordenen Markt
                                       sche-Bahn-Fracht-        auch dazu veranlasst, in den „Billigsektor“ zu investieren. Um die
                                       tochter Schenker         Marke Lufthansa nicht zu überdehnen, hat sich der Vorstand dazu
               und anderer Unternehmen wegen des                entschlossen, eine zweite Marke namens „Eurowings“ aufzubauen.
               Vorwurfs illegaler Preisabsprachen gegen         Diese soll zwar auch für Qualität stehen. Allerdings in einem
               mehr als 30 Fluggesellschaften- darunter         anderen Segment. Die neue Fluggesellschaft fängt zunächst mit
               auch gegen die Lufthansa Cargo AG- be-           sieben Flugzeugen an. Wenn das Produkt vom Markt angenom-
               reitet der Kranich-Airline Bauchschmerzen.       men wird und Profitabilität erreicht, kann sich Lufthansa-Chef
               Bisher ist allerdings unklar, wie hoch der       Carsten Spohr, der erst seit Frühling vergangenen Jahres im Amt
               Anteil der deutschen Fluggesellschaft an         ist, durchaus vorstellen, das Wachstum von „Eurowings“ finanziell
               den inzwischen geforderten, insgesamt fast       voranzutreiben. Günstig soll nicht nur das Fliegen mit dieser Air-
               3 Milliarden Euro tatsächlich ist. Insidern      line sein, die Aktie ist es momentan ebenfalls. Mit einem 2015er
               zufolge soll er jedoch geringer ausfallen als    KGV von 7 dürfte sie einige neue Anleger an Bord locken. WIM
               die in früheren Presseberichten angenom-
               menen 10 bis 20 Prozent. Analyst Johannes
               Braun von der Commerzbank rät trotz die-         Deutsche Lufthansa                                    Stand: 30.01.2015
               ser Schadensersatzansprüche zum Kauf des
               Lufthansa-Papiers und belässt das Kursziel
               bei 18 Euro.
               Doch nicht nur die Analysten haben der-
               zeit offenbar Flugzeuge im Bauch, wenn
               sie an die Lufthansa denken. Auch die
               Fluggäste bleiben dem Weltkonzern trotz
               monatelangen Pilotenstreiks und günsti-
               geren Konkurrenten mehr als nur gewo-
               gen. So konnte die 1953 neu gegründete
               Fluggesellschaft im vergangen Jahr erneut
               die Marke von 100 Millionen Passagie-
               ren übertreffen. 2014 flogen im Vergleich
               zum Vorjahr 1,3 Prozent mehr Menschen
               mit der Kranich-Airline, was die Anzahl

                                               09   BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
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  Unternehmen der Woche

Freude am Baren
Mit BMW-Aktien konnte man in den letzten Wochen, Monaten und Jahren bares Geld verdienen.
Der Aktienkurs bewegt sich momentan auf einem Rekordniveau. Geht die Aufwärtsfahrt munter
weiter oder legt der Kurs doch bald den Rückwärtsgang ein?

                                        10    BÖRSE am Sonntag · 05/1 4
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Unternehmen der Woche

            Bester Aktienkurs aller Zeiten, ein Re-      belegte der i3 den siebten Platz der meistverkauften Elektroautos,
            kordgeschäftsjahr 2014 und eine Aus-         in Deutschland liegt der kleine Stromer auf dem ersten Platz.
            zeichnung zum besten Arbeitgeber der
            Bundesrepublik. Die Augen der BMW-           Premium-Zeit bei BMW
            Stakeholder müssen momentan so glänzen       Aktien waren im Jahr 2015 bisher gold wert. Aber unter den
            wie der frische Lack eines X6, der an ei-    vielen guten Unternehmen, gibt es auch ein paar sehr gute: Die
            nem sonnigen Tag das BMW-Werk in den         Premium-Aktien sozusagen. Zum Beispiel BMW, die sich passend
            amerikanischen Südstaaten verlässt. 3.251    vorgenommen haben bis zum Jahr 2020 weltweit zum „führen-
            Autokilometer weiter westlich findet heute   den Anbieter von Premium-Produkten und Premium-Dienstleis-
            der NFL Super Bowl statt. Erstmals seit      tungen für individuelle Mobilität“ werden zu wollen. Im ersten
            vier Jahren wirbt der deutsche Autobauer     Monat diesen Jahres stiegen die BMW-Wertpapiere um rund 15
            beim prestigeträchtigen Footballevent        Prozent. Und damit weit stärker als im gesamten Vorjahr. Ein All-
            wieder mit einem amüsanten Spot für          zeithoch jagt das nächste, die magische 100 Euro-Marke ist längst
            das Elektroauto i3. Damit setzt BMW          überwunden. Wer vor etwas mehr als drei Jahren sein Geld in
            gleich auf zwei Wachstumsfelder. Denn        BMW-Stammaktien angelegt hat, hat es verdoppelt. „In der nahen
            der amerikanische Automobilmarkt ist in      Vergangenheit ging es fast nur vorwärts. Es wird mal wieder Zeit
            den letzten Jahren wiedererstarkt. Nach      für einen Rückwärtsgang“, spekuliert ein skeptischer Frankfurter
            Prognosen des Verbands der Automobil-
            industrie (VDA) sei der US-Automarkt         BMW                                                   Stand: 30.01.2015
            zusammen mit China im Jahr 2015 der
            Wachstumstreiber schlechthin. Der E-
            Mobilitätsmarkt steckt zwar immer noch
            in den Kinderschuhen, hat aber langfristig
            recht gute Wachstumsaussichten. BMW
            ist mit seinem i3 und i8 dabei gut auf-
            gestellt. Trotzdem erleidet die E-Branche
            immer wieder leichte Rückschläge. So
            wurde kürzlich bekannt, dass die USA
            ein wichtiges Ziel verfehlen werden. Bis
            zum Ende des Jahres wollten sie eine
            Million E-Autos auf die Straße bringen.
            Dies werde nun wohl noch ein paar Jahre
            dauern, räumte Energieminister Ernest
            Moniz vergangene Woche ein. In Übersee

                                          11    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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Unternehmen der Woche

            Händler. Tatsächlich sind die Meinungen Reithofer bleibe ja in der BMW-Familie und wechsle nur die
            unter Analysten zweigeteilt. Eine Studie Tischseiten als Aufsichtsratsvorsitzender, heißt es aus BMW-Krei-
            des Analysehauses S&P Capital IQ rät sen. Bei der Hauptversammlung im Mai wird Reithofer das CEO-
            zum Kauf, da der Autohersteller ein glän- Lenkrad an den bisherigen Produktionsvorstand Harald Krüger
            zendes Jahr hinter sich habe und nun vor übergeben. Der Freiburger gilt als ruhig und besonnen und ist
            einem weiteren Wachstumsjahr stünde. bereits seit 1992 bei BMW beschäftigt: Kontinuität ist dem baye-
            15 neue Fahrzeugmodelle würden dabei rischen Konzern wichtig und im Vorstand sitzen fast ausschließlich
            helfen, schrieb Analyst William Howlett. Eigengewächse. Mit Krüger an der Spitze hat das Unternehmen
            Tatsächlich lie-                                                  seinen Vorstandsvorsitzenden-Posten damit
            gen die Münch-                                                    auch um immerhin neun Jahre verjüngt.
            ner da mit weit               Nie zuvor konnte man                Das Jahr 2014 war für den bayerischen
            vor der deutschen         in der BMW Group, also bei              Automobilbauer hervorragend: Nie zuvor
            Premium-Konkur-          BMW, Mini und Rolls-Royce,               konnte man in der BMW Group, also bei
            renz. Daimler wird          so viele Autos verkaufen              BMW, Mini und Rolls-Royce, so viele
            voraussichtlich acht           wie im letzten Jahr.               Autos verkaufen wie im letzten Jahr. Da-
            neue Modelle prä-                                                 mit stellt der Konzern zum vierten Mal in
            sentieren, bei Audi                                               Folge einen Absatzrekord auf. 2,118 Milli-
            stehen 2015 neun neue Fahrzeugversionen onen Fahrzeuge verkaufte das Unternehmen im letzten Jahr. Ak-
            auf der Liste. Die Analysten von BNP Pa- tionäre werden auch 2015 aufgrund der guten Ergebnisse belohnt
            ribas oder Goldman Sachs erwarten trotz- und dürfen sich über eine ordentliche Dividende freuen: Es wird
            dem eine negative Aktienentwicklung bei eine Ausschüttung von 2,60 Euro pro Stammaktie und 2,62 Euro
            BMW. So sei die positive Abwertung des pro Vorzugsaktie erwartet. Bei aktuellem Kurs entspräche dies für
            Euro schon mehr als eingepreist im BMW- die Stammaktie einer Rendite von rund 2,5 Prozent und für die
            Kurs, konstatierte Goldman Sachs-Analyst Vorzugsaktie sogar fast 3,5 Prozent.
            Stefan Burgstaller in dieser Woche. Als
            neues Kursziel gab er 92 Euro an. Bei den Fazit
            Daimler-Aktien sähe er mehr Potential als BMW wirbt mit dem Slogan „Freude am Fahren“. Aber nicht nur
            bei den Bayern.                            Fahrer, sondern auch Aktionäre verspürten in jüngster Vergangen-
                                                       heit Freude beim Blick auf ihr Wertpapier-Portfolio. Die Resultate
            Unaufgeregter Führungswechsel              des vergangenen Jahres waren gut, die Prognosen für das nächste
            Im BMW-Turm am Olympiastadion in stimmen ebenfalls. Norbert Reithofer und sein Nachfolger Harald
            München nimmt man solche Einschätzun- Krüger sehen sich in diesem Jahr hohen Erwartungen gegenüber.
            gen gelassen hin. So wie man dort auch ge- Die wesentlichen Grundvoraussetzungen zu deren Erfüllung sind
            lassen einen plötzlichen Führungswechsel gegeben. WCW
            hinnimmt. Denn der Vorstandsvorsitzende

                                         12    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BÖRSE am Sonntag
  Leser-Award 2015
  Der unabhängige Branchen-Award geht in die nächste Runde

  Die nominierten Finanzunternehmen stehen fest –
  die Wahlphase beginnt!

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  Unternehmen der Woche

Siemens:
mit vollem ICE-Tempo in die Krise
Joe Kaesers mäßig erfolgreiche Reformen und ein unglücklicher Zukauf werden für Sie-
mens immer mehr zum Problem. Nun präsentierte der Vorstandsvorsitzende einige böse
Überraschungen für das erste Quartal 2015 – Anleger zeigten sich enttäuscht. Im Laufe der
Woche verlor die Siemens-Aktie rund zehn Prozent. Es herrscht Krisenstimmung.

                                          14    BÖRSE am Sonntag · 05/1 4
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Unternehmen der Woche

            „Wir verwirklichen, worauf es ankommt“,       bestehen. Die umsatzstärkste unter ihnen war im abgelaufenen
            mit diesen Worten will Siemens in die         Viertel Power and Gas mit knapp 2,9 Milliarden Euro. Doch ge-
            Zukunft, sprich gen 2020, schreiten. Den      nau diese Sparte ist auch das größte Sorgenkind: Aufgrund des
            Aktionären des Technologiekonzerns            fallenden Ölpreises, hoher Kosten beim Zukauf Dresser Rand
            kommt es aber wenig überraschend mehr         (USA) sowie des großen Konkurrenzdrucks in der Branche. Be-
            auf Zahlen an als auf schöne Worte. Und       sonders besorgniserregend ist im aktuellen Geschäftsbericht die
            diese Zahlen hat Siemens offenbar nicht       Entwicklung der Ergebnismarge. Diese sank im Vergleich zum
            verwirklicht, das zeigen die Reaktionen bei   ersten Quartal des letzten Geschäftsjahres von gut 18 auf elf Pro-
            der Jahreshauptversammlung vom vergan-        zent. Die Sparte ist unter anderem für die Herstellung von Gas-
            genen Dienstag. Mit einem Umsatz von          und Dampfturbinen zuständig, litt aber laut Siemens auch unter
            17,4 Milliarden Euro im ersten Quartal        Produktionsüberkapazitäten.
            2015 (1. Oktober bis 31. Dezember 2014)
            verbesserte sich das Unternehmen zwar         Siemens                                               Stand: 30.01.2015
            um fünf Prozent. Doch die Auftragszah-
            len gingen im Vergleich zum Vorjahres-
            zeitraum um deutliche elf Prozent zurück.
            CEO Joe Kaeser musste vor allem eines er-
            klären: Den Gewinneinbruch auf nur noch
            knapp 1,1 Milliarden Euro. 2014 hatte Sie-
            mens noch eine Summe von gut 1,4 Milli-
            arden präsentiert – ein krasser Absturz um
            25 Prozent.
            Wie so häufig bei Siemens gibt es auch
            in diesem ersten Quartal enorme Unter-
            schiede zwischen den einzelnen Konzern-
            sparten. Zahlreiche Umstrukturierungen
            in den letzten Jahren haben dazu geführt,
            dass heute neun sogenannte „Divisionen“

                                          15    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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Unternehmen der Woche

            Aktionäre: Unzufrieden mit Kaeser           Sowohl Hermann Requardt aus der medizintechnischen Abteilung
            Vom Umsatz her ist dies zwar auch die ein- als auch Roland Fischer von Siemens Power and Gas räumten ihre
            zige Division, die ein Minus zu verzeich- Posten. Weiter Einschnitte sollen folgen. Letzterer erhielt von Joe
            nen hat. Doch die gestiegenen Umsätze Kaeser bestenfalls ernüchternde Abschiedsworte: "Es gibt kein an-
            in den anderen Bereichen können nicht deres Geschäft im Hause mit einem vergleichbar großen Hand-
            darüber hinwegtäuschen, dass Konkurren- lungsbedarf - auch deshalb, weil die Zeichen der Zeit nicht ausrei-
            ten wie General Electric zuletzt deutlich chend erkannt wurden." Zusätzlich gibt es Spekulationen über die
            bessere Zahlen präsentieren konnten. Joe Streichung von rund 1.200 Arbeitsstellen im Konzern.
            Kaeser kündigte an, dass man wohl erst
            2017 wieder mit den großen Rivalen mit- Verkaufsempfehlungen und viel Kritik
            halten könne. Essentielle Voraussetzung Bei Siemens laufen offenbar nicht nur die Geschäfte aufgrund von
            dafür sind natürlich Aufträge – und noch äußeren Faktoren stockend, auch interne Querelen und falsche Ent-
            mehr Aufträge. Doch auch diese lagen im scheidungen sorgen für ein insgesamt recht desaströses Bild. Ähnlich
            abgelaufenen Quartal mit 13 Prozent im sahen es die Anleger an der Börse. Im Laufe der vergangenen Woche
            Minus. Die ebenfalls sehr wichtige Sparte stürzte der Aktienkurs des Konzerns mit Sitz in München und Ber-
            Healthcare trug indes über 2,8 Milliarden lin rasant in die Tiefe und war sogar Schlusslicht im DAX. Insge-
            Euro zum Umsatz bei. Seit Anfang Okto- samt verlor das Papier bis zum Freitag fast zehn Prozent und musste
            ber 2014 läuft diese                                               alles an zusätzlichem Börsenwert wieder ab-
            als eigenständiges                                                 geben, was seit Anfang Januar hinzugekom-
            Geschä f t inner-                                                  men war. Die turbulente Woche schloss der
            halb der Siemens
                                   Technologischen Fortschritt und Kurs mit 93 Euro ab. Die Analysten zeigten
            AG. Dennoch gibt
                                      Innovation könnte Siemens                sich insgesamt von den verfehlten Progno-
            es auch dort Opti-
                                          dringend gebrauchen.                 sen enttäuscht. James Stettler von Barclays
            mierungspotenzial,                                                 Capital stufte die Siemens-Aktie auf ein
            wie Kaeser auf der                                                 Kursziel von 90 Euro herab und zweifelte an
            Jahreshauptversammlung betonte. Der Be- der Fähigkeit des Konzerns, die eigene Vorhersage für 2015 erfüllen
            reich müsse „seine Anstrengungen verstär- zu können. Das Bankhaus Metzler singt im gleichen Chor, mit der
            ken, um schnell wieder an die bisherigen Stimme von Analyst Ulrich Tabert: Auch er errechnete ein Kursziel
            herausragenden Leistungen anzuknüpfen“, von 90 Euro und riet klar zum Verkauf.
            sagte der 57-Jährige am Dienstag.           Technologischen Fortschritt und Innovation könnte Siemens drin-
            Von den erschienenen Aktionären musste gend gebrauchen. Zwar präsentiert sich der Konzern noch immer
            er sich einiges an Kritik gefallen lassen. optimistisch und rechnet beispielweise mit einem steigenden Öl-
            Fondsmanager Ingo Speich von Union preis. Doch langfristig muss die Konzernleitung aufpassen, dass
            Investment etwa kritisierte, dass die Spar- sie das Vertrauen der Investoren mit überzeugenden und tatsäch-
            pläne und Umstrukturierungen bisher lich funktionierenden Konzepten behält. Auch Aufsichtsratschef
            noch nicht zu einer deutlichen Verbesse- Gerhard Cromme hatte zuletzt einiges an Gegenwind zu spüren
            rung beigetragen haben: "Wie viele Über- bekommen. Doch es ist natürlich leichter gesagt als getan. Einige
            gangsjahre wollen Sie uns noch zumuten, effizienzsteigernde Maßnahmen wie die Umstrukturierung des
            Herr Kaeser?“ Bereits im letzten Jahr hatte letzten Jahres könnten ihre Wirkung durchaus noch entfalten. An
            Siemens mit rückläufigen Auftragszahlen der Börse hilft das erstmal nichts: Zum Fall vom Zwischenhoch
            zu kämpfen. Für 2015 bezeichnet Siemens bei 102,90 Euro trug sicherlich auch die Dividende bei, welche Sie-
            sein Geschäftsumfeld aufgrund geopoliti- mens großzügig um 30 Cent auf 3,30 Euro erhöhte. Es ist wohl ein
            scher Spannungen als „komplex“. Das Um- Stück Wiedergutmachung für die so geschundenen Aktionäre, die
            satzniveau soll auf organischer Basis auf dem CEO vieles an Negativentwicklungen persönlich ankreiden.
            dem Vorjahresniveau bleiben, die Prognose Vielleicht hat Kaeser den Leitspruch daher tiefer verinnerlicht, als
            wurde bestätigt. Erste Konsequenzen aus man auf den ersten Blick glauben mag: „Wir verwirklichen, worauf
            der Krise waren einige Personalrotationen. es ankommt.“ MM

                                         16    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
Mttttttttttt 2015
              Anlegermessen von B2MS

                                    t7t Jtt tt      ttttttttt ttttttt
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UNTERNEHMEN                       Fonds          ZERTIFIKATE      rohstoffe          Lebensart         AKTIEN & MÄRKTE

  Unternehmen der Woche

                                                                                          Al
            on                                                                              iba
         maz                                                                                   ba
        A

Das Duell der
Handelsgiganten
Während Jack Ma seine Alibaba an der Börse einbrechen sieht, schießt Jeff Bezos‘ Amazon nach oben.
Mit dem Comeback des US-Onlinehändlers hatte niemand gerechnet. Wer wird nun das Rennen machen?

                 Es ist der Kampf der Giganten: Jack Ma       Das Gute vorweg: Amazon hat Geld verdient im abgelaufenen
                 gegen Jeff Bezos. Die erste Runde ging mit   Quartal. Das ist wahrlich nicht immer der Fall und die Börse ist
                 einem phantastischen Börsengang mit im-      verwirrt. Immerhin 214 Millionen Dollar netto blieben hängen.
                 mensen Kurssteigerungen im September         Im Vorjahresquartal waren es zwar noch 239 Millionen Dollar, es
                 an Ma, den Börsenneuling und -liebling       geht also abwärts. Doch das ist nichts verglichen mit dem dritten
                 aus China. Dagegen der Altmeister aus        Quartal 2014, in dem Chef und Gründer Jeff Bezos seine Aktio-
                 Seattle, der am liebsten Geld verliert, um   näre mit einem Nettoverlust von 437 Millionen Dollar verschreckt
                 irgendwann mal Geld zu gewinnen. Und         hatte. Zur gleichen Zeit spricht alle Welt nur noch über Alibaba:
                 der weiß zu kämpfen. Amazon-Chef Jeff        den Börsengang des hochprofitablen Handelsgiganten aus China,
                 Bezos holte völlig unerwartet gute Zahlen    der den westlichen Cyberspace erobern will.
                 aus dem Zauberhut. Die Weihnachtsrunde       Jetzt lüftet Bezos im Gegenzug ein wenig den Vorhang und
                 geht an Amazon.                              zeigt, dass er auch anders kann, wenn er denn will. Er hält die

                                              18    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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Unternehmen der Woche

            Investitionen etwas zurück und lässt Ruhe    „Prime“-Kunden. Sie zahlen 99 Dollar für unbegrenzte kostenlose
            an der Börse einkehren. Vorausgesagt         Warenlieferungen, Online-Musik, eine Auswahl an eBüchern und
            hatte er im Oktober zum Beispiel für das     den Videodienst Amazon Prime Video. Die Zahl der zahlenden
            Weihnachtsquartal ein operatives Ergebnis    Kunden sei im Quartal „um 53 Prozent gestiegen“, verkündete
            zwischen Minus 570 Millionen und Plus        Bezos. Um der Zahl mehr Gewicht zu verleihen, geheimnisste er
            430 Millionen Dollar. Tatsächlich wies er    hinzu „auf einer Basis im zweistelligen Millionenbereich“. Mehr
            jetzt mit einem satten Plus von 590 Milli-   gibt es nicht an Details.
            onen Dollar ungewöhnlich viel mehr aus.      Aber so oder so scheint die Zahl solide. Denn in 2014 setzte Be-
            Am Ende stand dann ein Gewinn pro Ak-        zos das Jahresabonnement im März von 79 auf 99 Dollar herauf.
            tie von 0,45 Cent. Wieder weniger als im     Die Frachtkosten und Milliardeninvestitionen in Videoinhalte
            Vorjahr mit 51 Cent, aber deutlich mehr      wie eigene Serien liefen ihm davon. „Alleine in 2014 haben wir
            als die traumatisierten Analysten mit 0,17
            Cent erwartet hatten. Das scheint zumin-     amazoncom                                            Stand: 30.01.2015

            dest genau das zu sein, was die Aktionäre
            sehen wollten. Es gibt scheinbar einen
            „Gewinnschalter“, den Bezos nur umlegen
            muss, damit das Geld sprudelt. Der Trick
            zeigt Wirkung. Der Lohn: Die Aktie schoss
            nachbörslich um über zehn Prozent in die
            Höhe.
            Da gefriert dem anderen Zauberer des On-
            linehandels das Grinsen im Gesicht. Ma
            legte für Alibaba am gleichen Tag ein Um-
            satzplus von 40 Prozent auf 4,2 Milliarden
            Dollar vor. Pro Aktie quetscht er mit 81
            Cent fast doppelt so viel Gewinn aus dem
            Umsatz wie Bezos. Insgesamt netto 965
            Millionen Dollar, allerdings, so wie bei
            Amazon, weniger als im Vorjahr. Was hält     Alibaba seit IPO                                     Stand: 30.01.2015
            die Wall Street davon? Wenig, es ging kra-
            chend um neun Prozent abwärts auf 89,81
            Dollar.
            Bei Amazon störte dagegen noch nicht
            einmal das unter den Erwartungen geblie-
            bene Umsatzwachstum von 15 Prozent auf
            29,33 Milliarden Dollar. Oder die Vorher-
            sage eines möglichen erneuten operativen
            Verlusts von bis zu 450 Millionen Dollar
            im laufenden Quartal. Bezos schaltet wie-
            der in den „Investitionsmodus“. Doch er
            hat auch etwas vorzuweisen, was Ma fehlt:
            Elektrisierend und ein potenzieller Garant
            für langfristiges Gewinnwachstum ist das
            Wachstum im Bereich der sogenannten

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                                                             Fotos: Amazon, Alibaba
 Unternehmen der Woche

              Milliarden von Dollar für den Versand                                   beginnen, so Finanzchef Tom Szkutak, die Zahlen für Amazons
              ausgegeben und 1,3 Milliarden Dollar in                                 Cloudservice AWS zu veröffentlichen. Noch ist AWS, der Anbieter
              Inhalte investiert.“ Jetzt wird Amazon mit                              von Dienstleistungen, Rechen- und Speicherkapazitäten für Unter-
              Starregisseur Woody Allen eine neue Serie                               nehmen im Internet, verschämt unter „Sonstiges“ versteckt.
                                       für den Online-                                Das ist ein Mischmasch aus Kreditkarten-Arrangements und
                                       dienst drehen und                              kleinen Nebengeschäften. Aber der mit Abstand größte Teil, so
                                       Kinofilme produ-                               Analysten, ist der Webservice. Und der wächst ungebremst. Der
  Gerade mal 38 Prozent aller zieren. Jack Ma                                         Bereich „Sonstiges“ in den USA, hier ist AWS verbucht, sprang
Markenwaren auf den Portalen dagegen sieht sich                                       um 43 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Das am schnellsten
          in China sind echt. ernsten Problemen                                       wachsende Segment innerhalb Amazons. Beim Cloud-Compu-
                                       gegenüber: Gerade                              ting ist Amazon einsamer Marktführer. Wer das Rennen machen
                                       mal 38 Prozent                                 wird, ist noch nicht ausgemacht, glaubt Lydia Leong, Analystin
              aller Markenwaren auf den Portalen in                                   bei Gartner Research. Aber es wird auch Verlierer geben: „Ama-
              China sind echt, konstatierte am Mittwoch                               zon hat so einen großen Vorsprung“, so Leong Anfang Novem-
              das staatliche chinesische State Administra-                            ber gegenüber dem Handelsblatt, „dass sie auf absehbare Zeit
              tion of Industry and Commerce. Der Rest                                 Marktführer bleiben werden. Microsoft wird erfolgreich sein,
              sind Fälschungen. Die Behörde geht soweit,                              aber viele Unternehmenskunden mit Hybrid-Clouds haben. Was
              anzudeuten, Alibaba dulde oder erlaube                                  mit Google wird, muss abgewartet werden.“ Derzeit versucht der
              diese Verkäufe. Executive Vice Chairman                                 Such-Riese sich vor allem mit Dumpingpreisen ins Geschäft zu
              Joe Tsai zeigte sich im Analystengespräch                               boxen. IBM oder Dell? „Denen gebe ich nur wenige Chancen“,
              „sehr besorgt“ wegen der Anwürfe. Das                                   so Expertin Leong. Doch was für Bezos zählt, ist erst einmal
              Unternehmen will gegen die Veröffentli-                                 das langfristige Potenzial. AWS-Vize-Präsident Andy Jassy sieht
              chung vorgehen und gegebenenfalls eine                                  da noch einiges kommen. „Wir sind weiter der Meinung, dass
              offizielle Beschwerde einlegen.                                         AWS der größte Teil von Amazon werden könnte“, versicherte er
              Am Ende könnte aber etwas anderes aus-                                  gegenüber dem Handelsblatt im November auf der Haustagung
              schlaggebend für die Zukunft werden:                                    re:invent. Um das zu kontern, da muss Jack Ma noch lange su-
              Im Laufe des Jahres werde Amazon damit                                  chen. Handelsblatt / Axel Postinett

                                              20    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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Trügerische Europhorie
für die Banco Santander
Die Aktie der spanischen Großbank Banco Santander befindet sich aktuell deutlich im Minus.
Vergangene Woche hatte die Ankündigung der EZB, im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen, für
eine kurze Erholung gesorgt. Chefin Ana Botín fand dafür nur lobende Worte und kündigte neue
Kredite ihrer Bank an. Die Verschnaufpause war jedoch indes vorbei.

                  In Europa kämpfen viele Banken noch im-       EZB-Prüfung im letzten Jahr ging positiv aus. Im dritten Quartal
                  mer mit den Folgen der letzten Finanzkrise.   2014 überraschte sie Analysten und Anleger dann mit einer star-
                  Staatliche Hilfen sind für manche Institute   ken Steigerung des Ergebnisses. Der Gewinn lag bei über 1,6 Mil-
                  überlebensnotwendig. Die spanische Groß-      liarden Euro, was das stärkste Resultat seit zehn Quartalen bedeu-
                  bank Banco Santander bestand hingegen         tete. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war der Profit sogar um
                  schon 2012 einen nationalen Stresstest,       mehr als die Hälfte gestiegen. Das der Marktkapitalisierung nach
                  genau wie BBVA und la Caixa. Auch die         größte Geldhaus der Eurozone erwirtschaftete rund 39 Prozent des

                                                22    BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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