BMW fährt voraus Öl-Baisse und euroschwäche fördern euphorie bei den DAX-Unternehmen - BÖRSE am Sonntag
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Pflichtblatt der Börsen Frankfurt D ü s s e l d o r f · St utt g a rt · h a m b u r g · b e r l i n · M ü n c h e n 9 Seiten 32-3 pakt fonds kom № 05 · Sonntag, 01. Februar 2015 Norbert Reithofer BMW fährt voraus Öl-Baisse und Euroschwäche fördern Euphorie bei den DAX-Unternehmen Lufthansa Siemens Belfort Hellas Sinkflug Mit vollem „Wolf“ Extremisten dank Ölpreis ICE-Tempo predigt brüskieren beendet? in die Krise Geldgier EU-Troika
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Schliekers Woche Von der Schippe gesprungen Wenn die Deutsche Rückzahlung anzubieten. Bei aller Verbrau- Sonntag, 01. Februar 2015 Bank Bilanz zieht, cherfreundlichkeit: Auch eine Bank muss halten viele den sich ihre Leistungen bezahlen lassen. Wobei AKTIEN & MÄRKTE Atem an. Nicht die Branche sich insgesamt fragen lassen Schliekers Woche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 nur des Aktienkur- sollte, ob es nicht etwas transparenter gegan- Tops und Flops-, Zahl der Woche, ses wegen, der den gen wäre, so dass ein Kreditnehmer verglei- Termine der Woche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Kopf der Woche: Jordan Belfort, Dax schon mal chen kann, ohne Mathematik studiert zu Aphorismus der Woche . . . . . . . . . . . . . . . 4 in die eine oder haben, aber das ist eine andere Geschichte. Pro & Contra: Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . 5 andere Richtung Wie dem auch sei – die Deutsche Bank ist Markt im Fokus: Griechenland. . . . . . . . . . 6 Reinhard Schlieker treiben kann. Nein, jeder Art von Bedrohung erst einmal von der Märkte im Überblick: ZDF Wirtschafts S&P 500, DAX, EURO STOXX 50 . . . . . . 7 korrespondent die Deutsche ist Schippe gesprungen. Was, nach dem Ende Aktie der Woche: die einzige Bank der Jubelfeiern, die geplante Neuausrich- Lufthansa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 in einem der größ- tung wieder zum Thema werden lässt. Die ten Industrieländer der Welt, die tatsächlich Strategie, die künftige, so sagten es auch An- UNTERNEHMEN rund um den Globus von Bedeutung ist. shu Jain und Jürgen Fitschen kürzlich beim Unternehmen der Woche: Schon die Ankündigung, dieses Jahr statt Weltwirtschaftsforum in Davos, benötige BMW. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Siemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 einer Bilanzpressekonferenz lediglich eine Te- noch Schliff und Politur und den Schweiß Amazon, Alibaba. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 lefonschalte zu veranstalten, ließ den Puls der der Edlen, bis sie etwa im Mai reif zur Ver- Banco Santander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 Finanzmarktteilnehmer Purzelbaum schla- kündigung sei. Man wolle sich nicht drän- Wiki-Duell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 gen: Wollte man sich vor unbequemen Wahr- gen lassen. Die Fragen allerdings bleiben News: Parlamentswahl, Infineon, Börse München, Bouwfonds, heiten etwa lieber nicht persönlich aufstellen? nicht aus – von der nach der Notwendigkeit Tag der Aktie, BIGBANK . . . . . . . . . . . . 28 Am Donnerstag Erleichterung und Staunen einer neuen Strategie überhaupt, wo es doch – mit Recht. Die Deutsche Bank hat Geld ver- offenbar prima läuft, bis hin zu jener nach FONDS kompakt dient! 2014! Millionen! Was vor Jahren eine der Zukunft der Postbank. Vielleicht aber Fonds der Woche: pure Selbstverständlichkeit am sogenannten befinden wir uns ja noch in jenen Zeiten, in ComStage MDAX-ETF. . . . . . . . . . . . . . . . . 32 unteren Rand der Erwartungen gewesen wäre, denen zwar nicht das Wünschen, wohl aber DNCA Invest Europe Growth. . . . . . . . . . . 33 entzückt heute dergestalt, dass der Aktienkurs, das Denken noch geholfen hat: Da darf man Spezial: Wie die Fondsbranche auf die turbulenten Zeiten reagiert. . . . . . . . . . . . 34 der allerdings auch nur ein Schatten einstigen einen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht als zau- Fonds-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Glanzes ist, glatt abhebt. dernd beschreiben, wenn der gern mal etwas Interview: Hartwig Kos. . . . . . . . . . . . . . . 39 Unter den derzeitigen Bedingungen einen grübelt, ehe er etwas sagt. Und dem Ma- Aufschwung hinzulegen, wie er seit etwa nagement zugestehen, nichts übers Knie zu ZERTIFIKATE 2012 zu beobachten ist, sollte etwas zählen. brechen. Denn wenn die Deutsche nun auch Zertifikate-Idee: Index-Zertifikat auf Die Schubser der Regulierungsbehörden, noch aus der Hüfte schießt, könnte das un- den Solactive Healthcare Facilities der ordentlichen Gerichte (ja, so heißen sere Industrienation die letzte nennenswerte Performance-Index. . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Zertifikate-News. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 die) und der Kläger jeder Couleur machen Finanzanstalt kosten, die global auch die In- das Geschäft seit Jahren zu einem teilweise teressen der deutschen Wirtschaft im Auge Rohstoffe unkalkulierbaren Ritt. Nun also hat die hat. Nicht zu unterschätzen, diese Gefahr. Rohstoffe der Woche: Deutsche weniger zurückstellen müssen für Kakao. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Rechtsstreitigkeiten, hat mehr verdient beim Rohstoffanalysen: Zucker, Silber, Investmentbanking und in der gut eine Bil- Brent-Öl, Gold. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Was denken Sie über lion schweren Vermögensverwaltung. Das dieses Thema? Privatkundengeschäft sähe besser aus, wäre Lebensart da nicht die Verpflichtung, auferlegt von Schreiben Sie gerne direkt an den Autor Produkt der Woche: wahren Experten des Rechts und der Ge- Reinhard Schlieker unter Die teuerste Wohnung der Welt. . . . . . . . 44 rechtigkeit vom BGH in Karlsruhe, Kun- schlieker@boerse-am-sonntag.de Impressum/Disclaimer . . . . . . . . . . . . . . 47 den von 2005 bis 2013 Kreditgebühren zur 02 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Tops und Flops der Woche tops 18 HARMAN International Industries: Wohlklingende Ergebnisse Zahl der Woche Der Audio-Spezialist, der unter anderem Lautsprecher für den Hausgebrauch und ganze Infotainmentsysteme für Automobile entwickelt und produziert hat Bilanz für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (bis Ende Juni) gezogen. Die kräftig gestiegenen Er- gebnisse trafen bei den Investoren auf offene Ohren. Gleiches gilt für die angehobene Ge- winnprognose für das Gesamtjahr. Der S&P-500-Wert schnellte kräftig in die Höhe und näherte sich damit dem im November 2004 markierten Allzeithoch von 131,74 US-Dollar. United States Steel: Zahlen beflügeln Seit dem Mehrjahreshoch im September 2014 standen die Papiere des gemessen am Volumen größten Stahlherstellers in den USA massiv unter Druck. Der Aktienkurs Milliarden US-Dollar brach bis zum Korrekturtief am vergangenen Montag um beinahe 58 Prozent ein. Dann formte sich jedoch eine Gegenbewegung. Am Mittwoch schnellte der Preis betrug der Gewinn von Apple im vierten sogar kräftig in die Höhe. Gefeiert wurden die am Dienstag nach Börsenschluss vor- Quartal 2014 – kein Unternehmen der gelegten Geschäftszahlen. Für United States Steel (WKN: 529498) lief es im Schlus- Welt hat je soviel in diesem Zeitraum ver- squartal 2014 wesentlich besser als erwartet. dient. Kritiker argwöhnen, dass Zuliefe- rer und Kunden dafür einen hohen Preis LANXESS: Besser als befürchtet zahlen, der aber nicht in US-Dollar ausge- Positive Überraschung vom Spezialchemiekonzern (WKN: 547040). Nachdem sich drückt werden kann. die Geschäfte 2014 lange Zeit nicht gut entwickelten – LANXESS seine Aktionäre zuletzt sogar auf rote Zahlen einstimmte – lief es zum Jahresende besser als ange- nommen. Der Vorstand verwies vor allem auf die positive Nachfrageentwicklung im Dezember. Der DAX-Konzern geht daher für das vierte Quartal und damit für das TERMINE der Woche Gesamtjahr von einem höher als zuvor erwartetem bereinigtem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus. 02.02. 14:30 USA Private Einkom- men & Ausgaben Flops Dezember Seagate Technology: Kann nicht überzeugen Die Aktie des Spezialisten für Datenspeicherlösungen gab nach Vorlage der Zahlen 02.02. 16:00 USA ISM-Index (verar- für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2014/15 (bis Ende Juni) kräftig nach. beitendes Gewerbe) Zwar konnte der Konzern Umsatz und Gewinne steigern. Bei den Profiten half je- Januar doch ein einmaliger Sonderertrag. Ohne Einmaleffekte sanken Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) und Überschuss leicht. Wegen der geringeren Aktienzahl gab es 02.02. 17:00 USA Bauausgaben zwar dennoch einen kleinen Anstieg beim bereinigten Ergebnis je Aktie (EPS), das Dezember reichte den Investoren jedoch offenbar nicht. 04.02. 16:00 USA ISM Index (Dienst- SMA Solar Technology: Anhaltend düstere Aussichten Der Hersteller von Photovoltaik-Wechselrichtern (WKN: A0DJ6J) setzt weiterhin den leistungsgewerbe) Rotstift an. Angesichts der düsteren Geschäftsaussichten werden weitere 1.000 Stellen Februar gestrichen. Damit sollen bis Mitte des Jahres insgesamt 1.600 der bislang 4.667 Jobs wegfallen. „Nur so können wir bei geringeren Umsätzen die Gewinnschwelle erreichen“, 05.02. 08:00 DE Auftragseingangs erläuterte der Vorstand den Schritt. 2015 dürfte der TecDAX-Wert jedoch erneut rote index verarbeitendes Zahlen schreiben. Die Aktie setzte ihre Talfahrt fort und markierte neue Allzeittiefs. Gew. Dez. Freeport McMoRan Copper & Gold: Dicke Verluste 06.02. 08:00 DE Produktionsindex Die kräftig gesunken Rohstoffpreise belasten weiterhin die Ergebnisse des Kupferun- produzierendes Gew. ternehmens. Der Bergbaukonzern baut außerdem Gold, Molybdän sowie Kobalt ab. Ferner ist er im Öl- und Gasgeschäft tätig. Hier wurden im Schlussquartal enorme Dezember Wertberichtigungen nötig, was in der Berichtsperiode sowie im Gesamtjahr zu dicken Verlusten führte. Freeport-McMoRan Copper & Gold (WKN: 896476) kündigte 06.02. 14:30 USA Arbeitsmarktbericht nun an, das Investitionsbudget 2015 drastisch kürzen zu wollen. Die Aktie markierte Januar ein neues Mehrjahrestief. 03 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Kopf der Woche Zitat der Woche Wir sind eine Regierung der nationalen Rettung. Jordan Belfort Money is wonderful Alexis Tsipras (Αλέξης Τσίπρας), 40, neuer griechischer Ministerpräsident, Vorsitzender der Partei Συνασπισμός 99 Euro Ein- Teil der Strafe zur Bewährung ausgesetzt Ριζοσπαστικής Αριστεράς, kurz tritt kostet es, wurde, weil er im Rahmen des Prozesses ΣΥΡΙΖΑ, übersetzt „Koalition der Jordan Belfort, systematisch alle Spießgesellen verraten Radikalen Linken“. Tsipras ist studierter die vielleicht hatte. Bauingenieur, seine Spezialität waren bis- ideale Verkör- Ja – alles wie im Film, so schwört Belfort. her Stadtplanungen. perung der Geschworen hat er indes schon manches. maßlosen Gier Zum Beispiel, dass er Anlegern, die er in nach Spekula- größtem Maßstab über den Löffel balbiert tionsgewinnen, hatte, 110 Millionen US-Dollar ihres Gel- Aphorismus der Woche einen Abend des zurückzahlen wolle. Doch nur gut elf Sein Gott heißt Mammon: lang live zu Millionen kamen bei den Opfern an. Die Persönliche moralische Jordan Belfort erleben – aller- Gierigen stört’s heute nicht. Was zählt, ist dings aus der Geld, Geld und nochmals Geld. Bis zu Verantwortung wird Ferne. Denn 2.500 Menschen pro Abend wollen die nicht ausgeräumt durch sehr viele, die selbst nach Geld gieren, sind Motivationskünste des rechtskräftig ver- als Zuhörer gekommen. Belfort ist niemand urteilten Betrügers erleben. 100 000 Dol- nationales Gesetz. anderes als der die menschliche Vorlage für lar berechnet er pro Tag: „Und die zahlen Albert Einstein, geb. 1879 im Ulm, den von Martin Scorsese produzierten Hol- sie ständig“, grinst Belfort. Warum? „Weil gest. 1955 in Princeton (USA), lywood-Streifen „The Wolf of Wall Street“ ich so gut bin.“ Der Börsenwolf mit seiner Nobelpreisträger für Physik 1922 mit Leonardo di Caprio, und dieser Wolf maßlosen Attitüde – er passt in diese Zeit. tourt durch Deutschland. Belfort, der Be- schwörer des Ego, des maßlosen Gewinn- strebens, der Vergötterung des Geldes – er schwört, alles sei so gewesen, wie es im Film nachgespielt wurde: eine Orgie aus Geld, Größenwahn, Betrug und Drogen. Wer nach der rauschhaften Vortagsveranstal- tung zu einem kleinen Empfang mit „Wolf“ – der sich übrigens diesen „Titel“ selbst gege- ben hat – zugelassen werden möchte, muss 1.600 Euro hinblättern. Belfort wurde 1962 in New York geboren. Ein Studium als Zahnmediziner brach er bald ab, weil in der Einführungsvorle- sung verkündet worden war, man könne als Zahnarzt nicht reich werden. Ab 1987 handelte er an der Wall Street – bevorzugt mit höchst riskanten Penny Stocks. Zwei- mal war er verheiratet, zweimal wurde er geschieden; aus der zweiten Ehe hat er zwei Kinder. 1998 wurde er für Betrug und Geldwäsche im großen Stil zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, wobei der größere 04 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Pro & Contra Weiter in Schweizer Aktien investieren? Zu viele Verlierer Besser ein Ende mit Schrecken Der harte Währungsschnitt hat die Viele Finanzakteure wurden von der Märkte kalt erwischt. Nachvollziehbar Entscheidung der Schweizer National- war der Schritt aus Sicht der Schwei- bank (SNB), die Franken-Euro-Bindung zer Nationalbank (SNB) zwar allemal, aufzuheben, mehr als überrascht und da diese ihre heimische Notenbank- hatten sich schlichtweg verspekuliert. bilanz durch Eurokäufe gegen CHF Einen Tag vor der SNB-Entscheidung immer stärker aufgebläht hat. hatte der europäische Gerichtshof den Dennoch kam die Entkopplung Plan von EZB Chef Draghi abgezeich- überraschend und hat die Währungs- net, für eine Billion Euro Anleihen auf- verhältnisse sowie Börsen weltweit zukaufen. Die Bombe war scharf. Ein Oliver Höhn gehörig durcheinander gebracht. Die Blick auf die Bilanz reichte SNB-Präsi- Jan-Patrick Weuthen Vermögensverwalter der Antwort der Märkte war eine zeitnahe dent Thomas Jordan und er wusste, dass Portfoliomanager der B&K PMP Vermögensverwaltung Vermögen GmbH, Köln Aufwertung des Schweizer Franken GmbH, Düsseldorf ein Ende mit Schrecken besser war als (CHF) um über 25 Prozent. An dieser das, was auf die SNB zukommen würde. Reaktion konnte auch die Bekannt- Der in der Krise 2011 eingeführte Min- gabe einer weiteren Absenkung der Negativzinsen auf 0,75 Pro- destkurs machte die „unabhängige“ Schweiz in den letzten Jahren zent nichts ändern. Die Schweizer Börse reagierte mit bis zu 14 zu einem quasi Mitglied des Euroraums. Wir sind der Meinung, Prozent Kursabschlag. dass die SNB die Aufgabe des Mindestkurses bereits hätte einleiten Während die europäischen Anleger unterm Strich mit Gewinnen müssen, nachdem die akute Euroschuldenkrise 2013 überwunden davon kamen, verbuchten Schweizer Aktienanleger deutliche war. Aber die Mindestkurspolitik wandelte sich zu einer staatlich Verluste. In Folge kamen Devisenhändler enorm unter Druck sanktionierten Exportförderung. Eine Art Schönwettergarantie für genauso wie Euro-Gläubiger, die das günstige Zinsniveau aus der einen wichtigen Zweig der Wirtschaft Aber auch die Illusion eines Schweiz mit der Erwartung importierten, das stabile EUR/CHF- kleinen Landes, stark genug zu sein, um im globalen Währungs- Währungsverhältnis wäre von Dauer. krieg bestehen zu können. Wir sehen heute, dass es wohl ein Irrtum Für Euro-Gläubiger sind Darlehen schlagartig um über 20 Pro- war, der die Bilanz der Nationalbank aufblähte und sie zu einem zent teurer geworden und wird viele vor große Probleme stellen. der größten Devisenspekulanten weltweit machte. Devisenreserven Dieses Thema betrifft nicht nur private, sondern vor allem institu- von ca. 400 Mrd. Euro wurden angehäuft, die zuletzt 85 Prozent tionelle und öffentliche Einrichtungen. Und auch für die Schwei- der Schweizer Wirtschaftsleistung ausmachten und das Überleben zer Unternehmen, die im Inland produzieren und ihre Waren und der Nationalbank an das Überleben des Euro ketteten. Dienstleistungen in den Euroraum exportieren, bedeutet das neue Unabhängige Geldpolitik kann so nicht betrieben werden und Währungsgefüge eine Ergebnisbelastung von durchschnittlich bis somit ist das Vorgehen der SNB richtig. Wir glauben, dass die zu 20 Prozent. Dieser Nachteil an Wettbewerbsfähigkeit wird die SNB-Flucht aus der Ehe mit der EZB zwar riskant ist, da sie auch Schweiz im internationalen Vergleich deutlich zurück werfen. als Signal gewertet werden kann, wonach der Euro keine Zukunft Ob die Entscheidung der SNB auf mittlere wirtschaftliche Sicht hat. Die Chancen überwiegen unseres Erachtens aber. Die Schweiz zu rechtfertigen ist, bleibt abzuwarten. Derzeit hat sich der Fran- war und ist traditionell ein Hartwährungsland. Auch wenn der ken zum Euro in etwa bei Parität eingependelt. Ein Verhältnis Schock für den Moment tief sitzt, so hat die Schweizer Wirtschaft von 1,20 CHF zum Euro ist vorerst ebenso wenig wahrscheinlich, mit ihren vielen Unternehmen von Weltruf die notwendige Stärke, wie eine dauerhafte Parität. Insofern ist es eine Frage der Zeit, bis Erfahrung und Innovationskraft, um auch diese Herausforderung die SNB in Zugzwang kommt. zu bestehen. 05 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Markt im Fokus Griechenland: Neue Regierung geht auf Konfrontationskurs Die griechische Bevölkerung war am 25. Januar aufgerufen, eine neue Regierung zu wählen. Wie erwartet wurde das Linksbündnis Syriza stärkste Kraft. Die Folgen für die wirtschaftliche und politische Entwicklung werden im Umrissen erkennbar: die EU-Troika erhielt in Athen eine brüske Abfuhr. Während der Wahlausgang in Athen an den Niveau seit Mitte 2012. Seit dem Zwischen- widerzuspiegeln, welchen Kurs Griechenland europäischen Finanzplätzen relativ gelassen hoch im März 2014 verlor er damit fast 65 nun in puncto Finanz- und Wirtschaftspoli- aufgenommen wurde, gaben die griechischen Prozent. Und auch am Anleihemarkt zogen tik einschlägt. Denn die neue Regierung un- Aktienindizes kräftig nach. Zum Beispiel fiel die Renditen für griechische Staatsanlei- ter Führung von Alexis Tsipras scheint ihre der FTSE Greece Index auf das niedrigste hen an. Darin scheint sich die Unsicherheit Wahlversprechen zu erfüllen. Zwar verfehlte seine Syriza-Partei knapp die absolute Mehr- FTSE Greece Index Stand: 29.01.2015 heit im Parlament. Sie fand mit den „Unab- hängigen Griechen“ jedoch einen Koalitions- partner, der zwar autoritär tickt, mit dem es aber bezüglich der politischen Intentionen viele Überschneidungen gibt. Die beiden Partner, deren größte Gemein- samkeit ein gewisser Extremismus ist, lehnen die von den Gläubigern verordneten Sparpro- gramme strikt ab und fordern einen Schul- denerlass. Davon wollen die Kreditgeber jedoch nichts wissen. Sie pochen stattdessen auf die Einhaltung der Verpflichtungen. Die neue Regierung lässt sich von den Drohun- gen jedoch nicht beeindrucken, wie die ersten vorgelegten Pläne verdeutlichen. Sie will zum Beispiel die Mindestlöhne erhöhen, Entlas- sungen im öffentlichen Dienst rückgängig Indizes Stand: Freitag nach Börsenschluss machen und Privatisierungen stoppen. Die Index 30.01.2015 % Vorwoche 52weekHigh % 52week neue Führung setzt damit an Dingen an, Dow Jones 17164,95 -2,87% 18103,45 +8,31% die einst im Gegenzug für die „Finanzhil- S&P 500 1994,99 -2,77% 2093,55 +11,19% fen“ gefordert wurden, sie geht ganz klar auf NASDAQ 4635,24 -2,58% 4814,95 +12,42% Konfrontationskurs mit den Geldgebern. DAX 10694,32 +0,42% 10810,57 +14,09% MDAX 18594,14 -0,32% 18938,73 +14,18% Kündigen die nun ihre „Hilfen“ auf? Und TecDAX 1496,59 +1,16% 1506,18 +22,70% was dann? Droht dann der endgültige Kol- SDAX 7652,23 +1,25% 7661,49 +8,65% laps? Oder haben die Hellenen noch ein Ass EUROSTX 50 3351,44 -0,92% 3417,46 +10,71% im Ärmel? Ist es gar denkbar, dass sich das Nikkei 225 17674,39 +0,93% 18030,83 +17,77% Land von der EU abwendet und auf Hilfen Hang Seng 24507,05 -1,38% 25362,98 +11,22% aus Russland setzt? 06 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Märkte im Überblick usa Deutschland Europa Negative Bilanz Neue Rekorde Eisiger Ostwind Nach den Gewinnen in der Vorwoche fiel Die Aufwärtsdynamik hat zwar merklich Die Freude über eine noch größere Geld- die Bilanz bei den US-Indizes diesmal wie- nachgelassen und im Wochenverlauf lotete schwemme durch die EZB ist erst einmal der negativ aus. In der mit reichlich Ge- der DAX auch immer mal wieder die Mög- abgeklungen. Nach der Rallye in den zwei sprächsstoff gespickten Woche überwogen lichkeiten auf der Unterseite aus, es reichte Wochen zuvor verschnaufte der EURO offenbar die negativen Impulse. In der auf jedoch erneut für eine positive Wochenbi- STOXX 50 jüngst ein wenig. Am Ende Hochtouren laufenden Bilanzsaison gab es lanz. Er legte 0,4 Prozent zu. Und natür- verbuchte er einen Verlust zur Vorwoche in puncto Ergebnisse und Aussichten etli- lich gab es auch diesmal neue Rekorde. von 0,9 Prozent. Weitaus größer waren die che weitere negative Überraschungen. Da- Der Leitindex lugte zwischenzeitlich erst- Abschläge bei einigen anderen europäi- neben tagte die US-Notenbank (Fed). Sie mals über die Marke von 10.800 Punkten. schen Aktienindizes. Zum Beispiel brachen bleibt auf Zinswendekurs. Sie hat es damit Neue Hochs gab es auch am Anleihemarkt. die griechischen Kursbarometer angesichts zwar nach wie vor nicht eilig, strich jedoch Beispielhaft dafür steht die Entwicklung der Unsicherheit über die weitere politische den Passus, dass die Zinsen noch für eine des Euro-Bund-Futures. Er stieg erstmals Entwicklung deutlich ein (siehe Markt im beträchtliche Zeit unverändert bleiben. Zu- über die Marke von 159 Prozent. Während Fokus). Mächtig unter Druck standen zu- dem schätzte sie die konjunkturelle Lage also die Anlagepreise weiterhin anziehen, dem wieder einmal die Kurse russischer positiver ein als bislang. Die jüngst vorge- wird anderenorts das Schreckgespenst der Firmenpapiere. Wieder einmal drohen die legten neuen Konjunkturdaten zeigten in- Deflation an die Wand gemalt. Grund sind EU und die USA mit weiteren Sanktionen des ein gemischtes Bild. Zum Beispiel war die rückläufigen Teuerungsraten im Januar gegen Russland. Druck gibt es zudem von das Verbrauchervertrauen auf das höchste in der Eurozone und in Deutschland. der US-Ratingagentur Standard & Poor's. Niveau seit August 2007 geklettert. Zudem Hierzulande sanken die Verbraucherpreise Sie senkte ihre Bonitätseinschätzung und sanken die wöchentlichen Erstanträge auf nach vorläufigen Berechnungen um 0,3 drohte zudem mit einer weiteren Herab- Arbeitslosenhilfe auf ein 15-Jahrestief. An- Prozent im Jahresvergleich. Das war der stufung. Unterdessen stellt die russische dere Daten nähren jedoch Zweifel an der erste Rückgang seit September 2009. Zum Regierung die Bevölkerung auf deutlich viel gepriesenen Stärke der US-Konjunk- Vormonat ermittelten die Statistiker sogar schlimmere Krisenzeiten ein als bislang be- tur. Im Dezember waren die Auftrags- eine negative Teuerungsrate von 1 Prozent. fürchtet. In den nächsten Tagen will sie eine eingänge für langlebige Güter abermals Ohne Berücksichtigung von Nahrungs- Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung rückläufig. Eine nachhaltig anspringende mitteln und Energie lagen die Verbrau- 2015 abgeben. Aufgrund der Sanktionen Investitionstätigkeit in den USA bleibt cherpreise im Januar zwar um 1,1 Prozent sowie den kräftig gesunkenen Rohstoffprei- damit Fehlanzeige. Und auch das Wirt- höher als vor einem Jahr, das störte viele sen, zum Beispiel für Erdöl, droht eine tiefe schaftswachstum verlor deutlich an Dy- Medien jedoch nicht, vom Risiko einer Rezession. Bremsend wirkt zudem das hohe namik. Nachdem das BIP im zweiten und Deflationsspirale zu schwadronieren. Die Leitzinsniveau, das nötig wurde, um den dritten Quartal um annualisiert 4,6 res- Gehirnwäsche von den Verfechtern und Rubelverfall zu stoppen. Nun vollzog die pektive 5 Prozent expandierte, schwächte Initiatoren des lockeren Geldes, wonach russische Zentralbank jedoch eine kleine sich die Rate zum Jahresende nach ersten Deflation Mist und Inflation gut sei, funk- Kehrtwende. Sie senkte am Freitag den Leit- Berechnungen auf 2,6 Prozent ab. tioniert scheinbar prächtig. zins von 17 auf 15 Prozent. S&P 500 Stand: 30.01.2015 DAX Stand: 30.01.2015 EURO STOXX 50 Stand: 30.01.2015 07 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Foto: lufthansagroup.com Aktie der Woche Lufthansa: Hebt die Aktie jetzt ab? Eine große Enttäuschung. Nichts anderes stellte die Lufthansa-Aktie für viele Anleger im vergangenen Jahr dar. Eine nie zuvor dagewesene Streikwelle, geopolitische Krisen und die stärker werdende Konkurrenz durch Billig-Airlines stutzten dem Kranich massiv die Flügel. Jetzt könnte allerdings vieles besser werden. Nicht zuletzt dank des niedrigen Ölpreises setzt die Lufthansa derzeit zum Steilflug nach oben an. Es ist nur ein Wort. Genauer gesagt ein Ad- zahlen musste, sollen sich 2015 selbige Kosten nach Absicherungs- jektiv. Aber es ist eins, das in einem positi- geschäften gegen Ölpreisschwankungen (Hedging) auf „nur“ noch ven Zusammenhang verwendet, die Herzen 5,8 Milliarden Euro belaufen. Dabei kalkuliert der Vorstand mit der Aktionäre höher schlagen lässt. „Signifi- einem Preis für das Fass der Nordseesorte Brent von 68 Dollar. kant“ lautet die Bezeichnung, die der Luft- Kürzlich sackte der Brent-Preis unter die 50-Dollar-Marke ab, den hansa-Vorstand gebraucht, fragt man diesen tiefsten Stand seit fast sechs Jahren. Damit ist der Ölpreis seit Juni nach den Erwartungen für den Anstieg des vergangenen Jahres um rund die Hälfte eingebrochen. operativen Gewinns 2015. Während der Dementsprechend herrscht bei den Analysten und Aktionären Weltkonzern im Vorjahr, in dem nach ers- derzeit Optimismus, der sich auch am Verlauf des Aktienkurses ten Schätzungen ein Überschuss von rund ablesen lässt. Experten wie Thomas Bergmann, Redakteur beim einer Milliarde Euro erwirtschaftet wurde, Anlegermagazin „Der Aktionär“, gehen davon aus, dass ein Fall noch 6,7 Milliarden Euro an Kerosinkosten der 16-Euro-Marke unmittelbar bevorsteht und sich der Kurs bis 08 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE Rohstoffe Lebensart Aktie der Woche zum Jahresende auf mindestens 20 Euro der Fluggäste auf 106 Millionen steigerte. Dabei stieg der Sitz- steigern könnte. Ähnlich sieht es das ja- ladefaktor um 0,3 Prozentpunkte auf 80,1 Prozent, im Schnitt panische Analysehaus Nomura. Dieses waren also acht von zehn Sitzen besetzt. Weniger erfreulich lief hat das Kursziel für Lufthansa von 19 auf es allerdings für die Tochtergesellschaft Austrian Airlines. Diese 20 Euro angehoben und die Einstufung musste 2014 einen Rückgang von 1,1 Prozent auf 11,2 Millionen auf "Buy" belassen. Der Kerosinpreis sei Passagiere hinnehmen. Die schlechteren Geschäfte in den Krisen- in den vergangenen sechs Monaten um 48 regionen Ukraine und Naher Osten haben zu dem Passagierrück- Prozent gefallen - für Europas Fluggesell- gang geführt, hieß es von Seiten der Lufthansa Group. Auch das schaften ein bedeutsamer Kostenvorteil, Cargo-Geschäft startete nicht durch. Hier musste der Konzern schrieb A na lyst erneut rückläufige Zahlen vermelden. Insgesamt ging die Anzahl James Hollins in der umgesetzten Fracht 2014 um 2,7 Prozentpunkte auf knapp 1,7 Um die Marke Lufthansa nicht einer Branchenstu- Millionen Tonnen zurück. zu überdehnen, hat sich der die. Lediglich eine Auch in Zukunft soll die Lufthansa als Premiummarke am Markt Vorstand dazu entschlossen, milliardenschwere positioniert werden. Daher sollen weiterhin die mit Abstand meis- eine zweite Marke namens Schadenersatzfor- ten Gelder auch in die Lufthansa-Kernmarke fließen. Dennoch „Eurowings“ aufzubauen. derung der Deut- sieht sich der Konzern durch den heterogener gewordenen Markt sche-Bahn-Fracht- auch dazu veranlasst, in den „Billigsektor“ zu investieren. Um die tochter Schenker Marke Lufthansa nicht zu überdehnen, hat sich der Vorstand dazu und anderer Unternehmen wegen des entschlossen, eine zweite Marke namens „Eurowings“ aufzubauen. Vorwurfs illegaler Preisabsprachen gegen Diese soll zwar auch für Qualität stehen. Allerdings in einem mehr als 30 Fluggesellschaften- darunter anderen Segment. Die neue Fluggesellschaft fängt zunächst mit auch gegen die Lufthansa Cargo AG- be- sieben Flugzeugen an. Wenn das Produkt vom Markt angenom- reitet der Kranich-Airline Bauchschmerzen. men wird und Profitabilität erreicht, kann sich Lufthansa-Chef Bisher ist allerdings unklar, wie hoch der Carsten Spohr, der erst seit Frühling vergangenen Jahres im Amt Anteil der deutschen Fluggesellschaft an ist, durchaus vorstellen, das Wachstum von „Eurowings“ finanziell den inzwischen geforderten, insgesamt fast voranzutreiben. Günstig soll nicht nur das Fliegen mit dieser Air- 3 Milliarden Euro tatsächlich ist. Insidern line sein, die Aktie ist es momentan ebenfalls. Mit einem 2015er zufolge soll er jedoch geringer ausfallen als KGV von 7 dürfte sie einige neue Anleger an Bord locken. WIM die in früheren Presseberichten angenom- menen 10 bis 20 Prozent. Analyst Johannes Braun von der Commerzbank rät trotz die- Deutsche Lufthansa Stand: 30.01.2015 ser Schadensersatzansprüche zum Kauf des Lufthansa-Papiers und belässt das Kursziel bei 18 Euro. Doch nicht nur die Analysten haben der- zeit offenbar Flugzeuge im Bauch, wenn sie an die Lufthansa denken. Auch die Fluggäste bleiben dem Weltkonzern trotz monatelangen Pilotenstreiks und günsti- geren Konkurrenten mehr als nur gewo- gen. So konnte die 1953 neu gegründete Fluggesellschaft im vergangen Jahr erneut die Marke von 100 Millionen Passagie- ren übertreffen. 2014 flogen im Vergleich zum Vorjahr 1,3 Prozent mehr Menschen mit der Kranich-Airline, was die Anzahl 09 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Fotos: bmwgroup.com Unternehmen der Woche Freude am Baren Mit BMW-Aktien konnte man in den letzten Wochen, Monaten und Jahren bares Geld verdienen. Der Aktienkurs bewegt sich momentan auf einem Rekordniveau. Geht die Aufwärtsfahrt munter weiter oder legt der Kurs doch bald den Rückwärtsgang ein? 10 BÖRSE am Sonntag · 05/1 4
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Bester Aktienkurs aller Zeiten, ein Re- belegte der i3 den siebten Platz der meistverkauften Elektroautos, kordgeschäftsjahr 2014 und eine Aus- in Deutschland liegt der kleine Stromer auf dem ersten Platz. zeichnung zum besten Arbeitgeber der Bundesrepublik. Die Augen der BMW- Premium-Zeit bei BMW Stakeholder müssen momentan so glänzen Aktien waren im Jahr 2015 bisher gold wert. Aber unter den wie der frische Lack eines X6, der an ei- vielen guten Unternehmen, gibt es auch ein paar sehr gute: Die nem sonnigen Tag das BMW-Werk in den Premium-Aktien sozusagen. Zum Beispiel BMW, die sich passend amerikanischen Südstaaten verlässt. 3.251 vorgenommen haben bis zum Jahr 2020 weltweit zum „führen- Autokilometer weiter westlich findet heute den Anbieter von Premium-Produkten und Premium-Dienstleis- der NFL Super Bowl statt. Erstmals seit tungen für individuelle Mobilität“ werden zu wollen. Im ersten vier Jahren wirbt der deutsche Autobauer Monat diesen Jahres stiegen die BMW-Wertpapiere um rund 15 beim prestigeträchtigen Footballevent Prozent. Und damit weit stärker als im gesamten Vorjahr. Ein All- wieder mit einem amüsanten Spot für zeithoch jagt das nächste, die magische 100 Euro-Marke ist längst das Elektroauto i3. Damit setzt BMW überwunden. Wer vor etwas mehr als drei Jahren sein Geld in gleich auf zwei Wachstumsfelder. Denn BMW-Stammaktien angelegt hat, hat es verdoppelt. „In der nahen der amerikanische Automobilmarkt ist in Vergangenheit ging es fast nur vorwärts. Es wird mal wieder Zeit den letzten Jahren wiedererstarkt. Nach für einen Rückwärtsgang“, spekuliert ein skeptischer Frankfurter Prognosen des Verbands der Automobil- industrie (VDA) sei der US-Automarkt BMW Stand: 30.01.2015 zusammen mit China im Jahr 2015 der Wachstumstreiber schlechthin. Der E- Mobilitätsmarkt steckt zwar immer noch in den Kinderschuhen, hat aber langfristig recht gute Wachstumsaussichten. BMW ist mit seinem i3 und i8 dabei gut auf- gestellt. Trotzdem erleidet die E-Branche immer wieder leichte Rückschläge. So wurde kürzlich bekannt, dass die USA ein wichtiges Ziel verfehlen werden. Bis zum Ende des Jahres wollten sie eine Million E-Autos auf die Straße bringen. Dies werde nun wohl noch ein paar Jahre dauern, räumte Energieminister Ernest Moniz vergangene Woche ein. In Übersee 11 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Händler. Tatsächlich sind die Meinungen Reithofer bleibe ja in der BMW-Familie und wechsle nur die unter Analysten zweigeteilt. Eine Studie Tischseiten als Aufsichtsratsvorsitzender, heißt es aus BMW-Krei- des Analysehauses S&P Capital IQ rät sen. Bei der Hauptversammlung im Mai wird Reithofer das CEO- zum Kauf, da der Autohersteller ein glän- Lenkrad an den bisherigen Produktionsvorstand Harald Krüger zendes Jahr hinter sich habe und nun vor übergeben. Der Freiburger gilt als ruhig und besonnen und ist einem weiteren Wachstumsjahr stünde. bereits seit 1992 bei BMW beschäftigt: Kontinuität ist dem baye- 15 neue Fahrzeugmodelle würden dabei rischen Konzern wichtig und im Vorstand sitzen fast ausschließlich helfen, schrieb Analyst William Howlett. Eigengewächse. Mit Krüger an der Spitze hat das Unternehmen Tatsächlich lie- seinen Vorstandsvorsitzenden-Posten damit gen die Münch- auch um immerhin neun Jahre verjüngt. ner da mit weit Nie zuvor konnte man Das Jahr 2014 war für den bayerischen vor der deutschen in der BMW Group, also bei Automobilbauer hervorragend: Nie zuvor Premium-Konkur- BMW, Mini und Rolls-Royce, konnte man in der BMW Group, also bei renz. Daimler wird so viele Autos verkaufen BMW, Mini und Rolls-Royce, so viele voraussichtlich acht wie im letzten Jahr. Autos verkaufen wie im letzten Jahr. Da- neue Modelle prä- mit stellt der Konzern zum vierten Mal in sentieren, bei Audi Folge einen Absatzrekord auf. 2,118 Milli- stehen 2015 neun neue Fahrzeugversionen onen Fahrzeuge verkaufte das Unternehmen im letzten Jahr. Ak- auf der Liste. Die Analysten von BNP Pa- tionäre werden auch 2015 aufgrund der guten Ergebnisse belohnt ribas oder Goldman Sachs erwarten trotz- und dürfen sich über eine ordentliche Dividende freuen: Es wird dem eine negative Aktienentwicklung bei eine Ausschüttung von 2,60 Euro pro Stammaktie und 2,62 Euro BMW. So sei die positive Abwertung des pro Vorzugsaktie erwartet. Bei aktuellem Kurs entspräche dies für Euro schon mehr als eingepreist im BMW- die Stammaktie einer Rendite von rund 2,5 Prozent und für die Kurs, konstatierte Goldman Sachs-Analyst Vorzugsaktie sogar fast 3,5 Prozent. Stefan Burgstaller in dieser Woche. Als neues Kursziel gab er 92 Euro an. Bei den Fazit Daimler-Aktien sähe er mehr Potential als BMW wirbt mit dem Slogan „Freude am Fahren“. Aber nicht nur bei den Bayern. Fahrer, sondern auch Aktionäre verspürten in jüngster Vergangen- heit Freude beim Blick auf ihr Wertpapier-Portfolio. Die Resultate Unaufgeregter Führungswechsel des vergangenen Jahres waren gut, die Prognosen für das nächste Im BMW-Turm am Olympiastadion in stimmen ebenfalls. Norbert Reithofer und sein Nachfolger Harald München nimmt man solche Einschätzun- Krüger sehen sich in diesem Jahr hohen Erwartungen gegenüber. gen gelassen hin. So wie man dort auch ge- Die wesentlichen Grundvoraussetzungen zu deren Erfüllung sind lassen einen plötzlichen Führungswechsel gegeben. WCW hinnimmt. Denn der Vorstandsvorsitzende 12 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
BÖRSE am Sonntag Leser-Award 2015 Der unabhängige Branchen-Award geht in die nächste Runde Die nominierten Finanzunternehmen stehen fest – die Wahlphase beginnt! Wählen Sie Ihre Favoriten in den folgenden Kategorien: n Online-Broker n CFD-Broker n Forex-Broker LESER A W A R D n ETF-Anbieter 2 0 1 5 n Zertifikate-Emittenten Jetzt teilnehmen und gewinnen! eraward2015 n Fondsgesellschaften www.boerse-am-sonntag.de/les Ihre Stimme zählt! Jetzt teilnehmen und attraktive Preise gewinnen. Weimer Media Group GmbH • Maximilianstraße 13 • 80539 München • Tel. +49 (0) 8022 7044443 • Fax +49 (0) 8022 7044445 • E-Mail: info@boerse-am-sonntag.de
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Siemens: mit vollem ICE-Tempo in die Krise Joe Kaesers mäßig erfolgreiche Reformen und ein unglücklicher Zukauf werden für Sie- mens immer mehr zum Problem. Nun präsentierte der Vorstandsvorsitzende einige böse Überraschungen für das erste Quartal 2015 – Anleger zeigten sich enttäuscht. Im Laufe der Woche verlor die Siemens-Aktie rund zehn Prozent. Es herrscht Krisenstimmung. 14 BÖRSE am Sonntag · 05/1 4
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Fotos: siemens.com Unternehmen der Woche „Wir verwirklichen, worauf es ankommt“, bestehen. Die umsatzstärkste unter ihnen war im abgelaufenen mit diesen Worten will Siemens in die Viertel Power and Gas mit knapp 2,9 Milliarden Euro. Doch ge- Zukunft, sprich gen 2020, schreiten. Den nau diese Sparte ist auch das größte Sorgenkind: Aufgrund des Aktionären des Technologiekonzerns fallenden Ölpreises, hoher Kosten beim Zukauf Dresser Rand kommt es aber wenig überraschend mehr (USA) sowie des großen Konkurrenzdrucks in der Branche. Be- auf Zahlen an als auf schöne Worte. Und sonders besorgniserregend ist im aktuellen Geschäftsbericht die diese Zahlen hat Siemens offenbar nicht Entwicklung der Ergebnismarge. Diese sank im Vergleich zum verwirklicht, das zeigen die Reaktionen bei ersten Quartal des letzten Geschäftsjahres von gut 18 auf elf Pro- der Jahreshauptversammlung vom vergan- zent. Die Sparte ist unter anderem für die Herstellung von Gas- genen Dienstag. Mit einem Umsatz von und Dampfturbinen zuständig, litt aber laut Siemens auch unter 17,4 Milliarden Euro im ersten Quartal Produktionsüberkapazitäten. 2015 (1. Oktober bis 31. Dezember 2014) verbesserte sich das Unternehmen zwar Siemens Stand: 30.01.2015 um fünf Prozent. Doch die Auftragszah- len gingen im Vergleich zum Vorjahres- zeitraum um deutliche elf Prozent zurück. CEO Joe Kaeser musste vor allem eines er- klären: Den Gewinneinbruch auf nur noch knapp 1,1 Milliarden Euro. 2014 hatte Sie- mens noch eine Summe von gut 1,4 Milli- arden präsentiert – ein krasser Absturz um 25 Prozent. Wie so häufig bei Siemens gibt es auch in diesem ersten Quartal enorme Unter- schiede zwischen den einzelnen Konzern- sparten. Zahlreiche Umstrukturierungen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass heute neun sogenannte „Divisionen“ 15 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Aktionäre: Unzufrieden mit Kaeser Sowohl Hermann Requardt aus der medizintechnischen Abteilung Vom Umsatz her ist dies zwar auch die ein- als auch Roland Fischer von Siemens Power and Gas räumten ihre zige Division, die ein Minus zu verzeich- Posten. Weiter Einschnitte sollen folgen. Letzterer erhielt von Joe nen hat. Doch die gestiegenen Umsätze Kaeser bestenfalls ernüchternde Abschiedsworte: "Es gibt kein an- in den anderen Bereichen können nicht deres Geschäft im Hause mit einem vergleichbar großen Hand- darüber hinwegtäuschen, dass Konkurren- lungsbedarf - auch deshalb, weil die Zeichen der Zeit nicht ausrei- ten wie General Electric zuletzt deutlich chend erkannt wurden." Zusätzlich gibt es Spekulationen über die bessere Zahlen präsentieren konnten. Joe Streichung von rund 1.200 Arbeitsstellen im Konzern. Kaeser kündigte an, dass man wohl erst 2017 wieder mit den großen Rivalen mit- Verkaufsempfehlungen und viel Kritik halten könne. Essentielle Voraussetzung Bei Siemens laufen offenbar nicht nur die Geschäfte aufgrund von dafür sind natürlich Aufträge – und noch äußeren Faktoren stockend, auch interne Querelen und falsche Ent- mehr Aufträge. Doch auch diese lagen im scheidungen sorgen für ein insgesamt recht desaströses Bild. Ähnlich abgelaufenen Quartal mit 13 Prozent im sahen es die Anleger an der Börse. Im Laufe der vergangenen Woche Minus. Die ebenfalls sehr wichtige Sparte stürzte der Aktienkurs des Konzerns mit Sitz in München und Ber- Healthcare trug indes über 2,8 Milliarden lin rasant in die Tiefe und war sogar Schlusslicht im DAX. Insge- Euro zum Umsatz bei. Seit Anfang Okto- samt verlor das Papier bis zum Freitag fast zehn Prozent und musste ber 2014 läuft diese alles an zusätzlichem Börsenwert wieder ab- als eigenständiges geben, was seit Anfang Januar hinzugekom- Geschä f t inner- men war. Die turbulente Woche schloss der halb der Siemens Technologischen Fortschritt und Kurs mit 93 Euro ab. Die Analysten zeigten AG. Dennoch gibt Innovation könnte Siemens sich insgesamt von den verfehlten Progno- es auch dort Opti- dringend gebrauchen. sen enttäuscht. James Stettler von Barclays mierungspotenzial, Capital stufte die Siemens-Aktie auf ein wie Kaeser auf der Kursziel von 90 Euro herab und zweifelte an Jahreshauptversammlung betonte. Der Be- der Fähigkeit des Konzerns, die eigene Vorhersage für 2015 erfüllen reich müsse „seine Anstrengungen verstär- zu können. Das Bankhaus Metzler singt im gleichen Chor, mit der ken, um schnell wieder an die bisherigen Stimme von Analyst Ulrich Tabert: Auch er errechnete ein Kursziel herausragenden Leistungen anzuknüpfen“, von 90 Euro und riet klar zum Verkauf. sagte der 57-Jährige am Dienstag. Technologischen Fortschritt und Innovation könnte Siemens drin- Von den erschienenen Aktionären musste gend gebrauchen. Zwar präsentiert sich der Konzern noch immer er sich einiges an Kritik gefallen lassen. optimistisch und rechnet beispielweise mit einem steigenden Öl- Fondsmanager Ingo Speich von Union preis. Doch langfristig muss die Konzernleitung aufpassen, dass Investment etwa kritisierte, dass die Spar- sie das Vertrauen der Investoren mit überzeugenden und tatsäch- pläne und Umstrukturierungen bisher lich funktionierenden Konzepten behält. Auch Aufsichtsratschef noch nicht zu einer deutlichen Verbesse- Gerhard Cromme hatte zuletzt einiges an Gegenwind zu spüren rung beigetragen haben: "Wie viele Über- bekommen. Doch es ist natürlich leichter gesagt als getan. Einige gangsjahre wollen Sie uns noch zumuten, effizienzsteigernde Maßnahmen wie die Umstrukturierung des Herr Kaeser?“ Bereits im letzten Jahr hatte letzten Jahres könnten ihre Wirkung durchaus noch entfalten. An Siemens mit rückläufigen Auftragszahlen der Börse hilft das erstmal nichts: Zum Fall vom Zwischenhoch zu kämpfen. Für 2015 bezeichnet Siemens bei 102,90 Euro trug sicherlich auch die Dividende bei, welche Sie- sein Geschäftsumfeld aufgrund geopoliti- mens großzügig um 30 Cent auf 3,30 Euro erhöhte. Es ist wohl ein scher Spannungen als „komplex“. Das Um- Stück Wiedergutmachung für die so geschundenen Aktionäre, die satzniveau soll auf organischer Basis auf dem CEO vieles an Negativentwicklungen persönlich ankreiden. dem Vorjahresniveau bleiben, die Prognose Vielleicht hat Kaeser den Leitspruch daher tiefer verinnerlicht, als wurde bestätigt. Erste Konsequenzen aus man auf den ersten Blick glauben mag: „Wir verwirklichen, worauf der Krise waren einige Personalrotationen. es ankommt.“ MM 16 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
Mttttttttttt 2015 Anlegermessen von B2MS t7t Jtt tt ttttttttt ttttttt ttttttttttttttttttttttttt h o n vormerken! ttt ttt tt ttttttttt kompaktttttttttttt J e t z t s c t t t t t t t t tttttttttttttttttttttttttttttttttt ttttttttt t t t ttttttttttttttttttttt ttttttt A tttttttttttttt t t t t t t t t t ttttttttttttttttt ttt ttttt Atttttttttttt tt ttt tttttt ttttttttt kompakttttttttttt ttcttttätitt Rt ttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttttt ttttätttttt Vttttttttttt ttttttttttttttt ttttttttttkompakt tt ttttttt Ottttttttittttttt ttttt ttt! kompaktttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttt ttt ttttt ttttttttt tttttt tttttttttttttttttttttttt tttttttt ttttttttt kompaktttttttttttt t t t t t t t t ttttttttttttttttttttttttttttttttttt Attt Mttttttttttt tt Üttttttct tttttttttttttttttttttt
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Al on iba maz ba A Das Duell der Handelsgiganten Während Jack Ma seine Alibaba an der Börse einbrechen sieht, schießt Jeff Bezos‘ Amazon nach oben. Mit dem Comeback des US-Onlinehändlers hatte niemand gerechnet. Wer wird nun das Rennen machen? Es ist der Kampf der Giganten: Jack Ma Das Gute vorweg: Amazon hat Geld verdient im abgelaufenen gegen Jeff Bezos. Die erste Runde ging mit Quartal. Das ist wahrlich nicht immer der Fall und die Börse ist einem phantastischen Börsengang mit im- verwirrt. Immerhin 214 Millionen Dollar netto blieben hängen. mensen Kurssteigerungen im September Im Vorjahresquartal waren es zwar noch 239 Millionen Dollar, es an Ma, den Börsenneuling und -liebling geht also abwärts. Doch das ist nichts verglichen mit dem dritten aus China. Dagegen der Altmeister aus Quartal 2014, in dem Chef und Gründer Jeff Bezos seine Aktio- Seattle, der am liebsten Geld verliert, um näre mit einem Nettoverlust von 437 Millionen Dollar verschreckt irgendwann mal Geld zu gewinnen. Und hatte. Zur gleichen Zeit spricht alle Welt nur noch über Alibaba: der weiß zu kämpfen. Amazon-Chef Jeff den Börsengang des hochprofitablen Handelsgiganten aus China, Bezos holte völlig unerwartet gute Zahlen der den westlichen Cyberspace erobern will. aus dem Zauberhut. Die Weihnachtsrunde Jetzt lüftet Bezos im Gegenzug ein wenig den Vorhang und geht an Amazon. zeigt, dass er auch anders kann, wenn er denn will. Er hält die 18 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Investitionen etwas zurück und lässt Ruhe „Prime“-Kunden. Sie zahlen 99 Dollar für unbegrenzte kostenlose an der Börse einkehren. Vorausgesagt Warenlieferungen, Online-Musik, eine Auswahl an eBüchern und hatte er im Oktober zum Beispiel für das den Videodienst Amazon Prime Video. Die Zahl der zahlenden Weihnachtsquartal ein operatives Ergebnis Kunden sei im Quartal „um 53 Prozent gestiegen“, verkündete zwischen Minus 570 Millionen und Plus Bezos. Um der Zahl mehr Gewicht zu verleihen, geheimnisste er 430 Millionen Dollar. Tatsächlich wies er hinzu „auf einer Basis im zweistelligen Millionenbereich“. Mehr jetzt mit einem satten Plus von 590 Milli- gibt es nicht an Details. onen Dollar ungewöhnlich viel mehr aus. Aber so oder so scheint die Zahl solide. Denn in 2014 setzte Be- Am Ende stand dann ein Gewinn pro Ak- zos das Jahresabonnement im März von 79 auf 99 Dollar herauf. tie von 0,45 Cent. Wieder weniger als im Die Frachtkosten und Milliardeninvestitionen in Videoinhalte Vorjahr mit 51 Cent, aber deutlich mehr wie eigene Serien liefen ihm davon. „Alleine in 2014 haben wir als die traumatisierten Analysten mit 0,17 Cent erwartet hatten. Das scheint zumin- amazoncom Stand: 30.01.2015 dest genau das zu sein, was die Aktionäre sehen wollten. Es gibt scheinbar einen „Gewinnschalter“, den Bezos nur umlegen muss, damit das Geld sprudelt. Der Trick zeigt Wirkung. Der Lohn: Die Aktie schoss nachbörslich um über zehn Prozent in die Höhe. Da gefriert dem anderen Zauberer des On- linehandels das Grinsen im Gesicht. Ma legte für Alibaba am gleichen Tag ein Um- satzplus von 40 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar vor. Pro Aktie quetscht er mit 81 Cent fast doppelt so viel Gewinn aus dem Umsatz wie Bezos. Insgesamt netto 965 Millionen Dollar, allerdings, so wie bei Amazon, weniger als im Vorjahr. Was hält Alibaba seit IPO Stand: 30.01.2015 die Wall Street davon? Wenig, es ging kra- chend um neun Prozent abwärts auf 89,81 Dollar. Bei Amazon störte dagegen noch nicht einmal das unter den Erwartungen geblie- bene Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 29,33 Milliarden Dollar. Oder die Vorher- sage eines möglichen erneuten operativen Verlusts von bis zu 450 Millionen Dollar im laufenden Quartal. Bezos schaltet wie- der in den „Investitionsmodus“. Doch er hat auch etwas vorzuweisen, was Ma fehlt: Elektrisierend und ein potenzieller Garant für langfristiges Gewinnwachstum ist das Wachstum im Bereich der sogenannten 19 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Fotos: Amazon, Alibaba Unternehmen der Woche Milliarden von Dollar für den Versand beginnen, so Finanzchef Tom Szkutak, die Zahlen für Amazons ausgegeben und 1,3 Milliarden Dollar in Cloudservice AWS zu veröffentlichen. Noch ist AWS, der Anbieter Inhalte investiert.“ Jetzt wird Amazon mit von Dienstleistungen, Rechen- und Speicherkapazitäten für Unter- Starregisseur Woody Allen eine neue Serie nehmen im Internet, verschämt unter „Sonstiges“ versteckt. für den Online- Das ist ein Mischmasch aus Kreditkarten-Arrangements und dienst drehen und kleinen Nebengeschäften. Aber der mit Abstand größte Teil, so Kinofilme produ- Analysten, ist der Webservice. Und der wächst ungebremst. Der Gerade mal 38 Prozent aller zieren. Jack Ma Bereich „Sonstiges“ in den USA, hier ist AWS verbucht, sprang Markenwaren auf den Portalen dagegen sieht sich um 43 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Das am schnellsten in China sind echt. ernsten Problemen wachsende Segment innerhalb Amazons. Beim Cloud-Compu- gegenüber: Gerade ting ist Amazon einsamer Marktführer. Wer das Rennen machen mal 38 Prozent wird, ist noch nicht ausgemacht, glaubt Lydia Leong, Analystin aller Markenwaren auf den Portalen in bei Gartner Research. Aber es wird auch Verlierer geben: „Ama- China sind echt, konstatierte am Mittwoch zon hat so einen großen Vorsprung“, so Leong Anfang Novem- das staatliche chinesische State Administra- ber gegenüber dem Handelsblatt, „dass sie auf absehbare Zeit tion of Industry and Commerce. Der Rest Marktführer bleiben werden. Microsoft wird erfolgreich sein, sind Fälschungen. Die Behörde geht soweit, aber viele Unternehmenskunden mit Hybrid-Clouds haben. Was anzudeuten, Alibaba dulde oder erlaube mit Google wird, muss abgewartet werden.“ Derzeit versucht der diese Verkäufe. Executive Vice Chairman Such-Riese sich vor allem mit Dumpingpreisen ins Geschäft zu Joe Tsai zeigte sich im Analystengespräch boxen. IBM oder Dell? „Denen gebe ich nur wenige Chancen“, „sehr besorgt“ wegen der Anwürfe. Das so Expertin Leong. Doch was für Bezos zählt, ist erst einmal Unternehmen will gegen die Veröffentli- das langfristige Potenzial. AWS-Vize-Präsident Andy Jassy sieht chung vorgehen und gegebenenfalls eine da noch einiges kommen. „Wir sind weiter der Meinung, dass offizielle Beschwerde einlegen. AWS der größte Teil von Amazon werden könnte“, versicherte er Am Ende könnte aber etwas anderes aus- gegenüber dem Handelsblatt im November auf der Haustagung schlaggebend für die Zukunft werden: re:invent. Um das zu kontern, da muss Jack Ma noch lange su- Im Laufe des Jahres werde Amazon damit chen. Handelsblatt / Axel Postinett 20 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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UNTERNEHMEN Fonds ZERTIFIKATE rohstoffe Lebensart AKTIEN & MÄRKTE Unternehmen der Woche Foto: santander.de Trügerische Europhorie für die Banco Santander Die Aktie der spanischen Großbank Banco Santander befindet sich aktuell deutlich im Minus. Vergangene Woche hatte die Ankündigung der EZB, im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen, für eine kurze Erholung gesorgt. Chefin Ana Botín fand dafür nur lobende Worte und kündigte neue Kredite ihrer Bank an. Die Verschnaufpause war jedoch indes vorbei. In Europa kämpfen viele Banken noch im- EZB-Prüfung im letzten Jahr ging positiv aus. Im dritten Quartal mer mit den Folgen der letzten Finanzkrise. 2014 überraschte sie Analysten und Anleger dann mit einer star- Staatliche Hilfen sind für manche Institute ken Steigerung des Ergebnisses. Der Gewinn lag bei über 1,6 Mil- überlebensnotwendig. Die spanische Groß- liarden Euro, was das stärkste Resultat seit zehn Quartalen bedeu- bank Banco Santander bestand hingegen tete. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war der Profit sogar um schon 2012 einen nationalen Stresstest, mehr als die Hälfte gestiegen. Das der Marktkapitalisierung nach genau wie BBVA und la Caixa. Auch die größte Geldhaus der Eurozone erwirtschaftete rund 39 Prozent des 22 BÖRSE am Sonntag · 05/1 5
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