Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2021 - Wandel gestalten statt erleiden Lieferengpässe wirken dämpfend Beziehungen Schweiz - EU: Zuwarten ist keine ...
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WWW.IHK.CH SC HWER PU N K T I N N OVAT I ON : Wandel gestalten statt erleiden KONJ U NK T U R: Das Wirtschaftsmagazin Nr. 4/2021 Lieferengpässe wirken dämpfend W I R T SC HAF T & P OL I T I K : Beziehungen Schweiz – EU: Zuwarten ist keine Option
TRAU, SCHAU WEM «UNSERE MITGLIEDER SIND ZERTIFIZIERTE KMU-EXPERTEN.» w w w. t re u h a n d s u i s s e . c h Schweizerischer Treuhänderverband Sind Sie schon Mitglied der IHK St. Gallen- Appenzell ? Informationen zur Mitgliedschaft unter www.ihk.ch/mitgliedschaft
EDITORIAL Die Schweizer Wirtschaft ist Exportweltmeisterin. Viele Länder benei- den uns um die Exportkraft, die sich unter anderem in einem hohen Wohlstandsniveau manifestiert. Dahinter stecken Wertschöpfung und Innovationskraft der Menschen in den Unternehmen. Das lateinische Wort «innovare» steht für «erneuern»: erneuern im Sinne eines gesteuerten, geplanten Veränderungsprozesses, damit Neues entstehen soll und kann. Die Veränderung ist Teil des mensch- lichen Dranges nach Fortschritt. Die Kernregion Ostschweiz ist als Re- gion mit überdurchschnittlich hoher Industriedichte, Exportquote und KMU-Anteil in besonderem Masse auf diesen Veränderungswillen und letztlich auf eine hohe Innovationskraft angewiesen: Erfolgreich ex- portieren aus einem Hochpreis- und damit Hochlohnland bedingt, ständig bei den Besten auf den Weltmärkten zu sein. 1885 haben unsere Vorgänger im Kaufm. Directorium die «Controll- stelle für Baumwollgarne» in den eigenen Räumen gegründet – die Markus Bänziger Direktor IHK St. Gallen-Appenzell heutige Empa. Die Empa – heute unter der Leitung des St.Gallers Prof. Dr. Gian-Luca Bona (Titelbild) – hat sich von einer nachvollzie- henden Kontrollstelle zu einer vorausschreitenden, den Wandel gestal- tenden Forschungsanstalt unter dem Dach der ETH gewandelt. Wir vertiefen in der vorliegenden Ausgabe von «IHKfacts» die Bedeu- tung und Notwendigkeit der Innovation für unsere Region sowie für Ihr Unternehmen, geben Einblick in den neu gegründeten Switzerland Innovation Park Ost, und zeigen verschiedene Ostschweizer Innovati- onsprojekte und -plattformen. Die Kernregion Ostschweiz muss und kann die Innovationskraft als KMU-Region noch besser organisieren, koordinieren und selbst steuern und so die Wirtschaftskraft und damit unseren Wohlstand für die Zukunft sichern. Gestalten wir den Wan- del – und erleiden ihn nicht.
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INHALT BLITZLICHT06 Innovationsperspektiven SCHWERPUNKT08 Wandel gestalten statt erleiden Innovation durch Wissenstransfer Wissenspotenzial sicht- und nutzbar machen Innovationspark «Die Ostschweiz ist auf der nationalen Innovationslandkarte angekommen» Entwicklungsschwerpunkt Wil West Auf in die Realisierungsphase! Im Austausch mit der Wissenschaft Wie Innovationen entstehen und neue Märkte erschlossen werden Konjunktur Kernregion Ostschweiz IHK RESEARCH 24 Die wirtschaftliche Erholung setzt sich fort, Lieferengpässe wirken dämpfend Beziehungen Schweiz–EU WIRTSCHAFT UND POLITIK 28 Zuwarten ist keine Option IHK-Business Outlook Schweiz–EU: die Aussensicht Eröffnung SQUARE In St.Gallen manifestiert sich die Zukunft des Lernens Vereinbarkeit Familie und Beruf Ostschweizer Wirtschaft engagiert sich für eine bessere Vereinbarkeit SSIB – Ein Unternehmen der Industrie- und Handelskammern KNOW-HOW38 Die Zukunft vor Augen, den Kunden im Fokus Ursprungsregeln im Aussenhandel Revidiertes PEM-Übereinkommen Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» IHK41 Wille zur Innovation verleiht Ostschweizer Wirtschaft Schwung Vertrauen im Generationendialog «Agilität braucht Stabilität» Vorstandsmitglied Nick Huber «Nur innovative Unternehmen sind nachhaltig erfolgreich» Im Gespräch mit Hubert Britschgi Der Arbeitgeberverband See und Gaster IHK-Neumitglied Bartholet Maschinenbau AG AKTUELLE FIRMENNEWS 52 AGENDA54
BLITZLICHT Wirtschaftsgruppe bei Vifor Pharma WTT Young Leader Award Die Wirtschaftsgruppe des Kantonsrats be- Senn betonte, wie wichtig dafür stabile und der FH OST suchte anlässlich ihres diesjährigen Gesamt- berechenbare Rahmenbedingungen seien. Er Wirtschaftsstudierende an der Ostschwei- anlasses die Vifor Pharma AG. Rund 300 Mit- dankte den anwesenden Kantonsratsmitglie- zer Fachhochschule OST bleiben nicht in der arbeitende bedienen vom Standort St.Gallen dern und Vertretern der IHK St.Gallen-Ap- Theorie verhaftet. Sie erhalten die Gelegen- aus beinahe den gesamten Weltmarkt mit penzell sowie des Kantonalen Gewerbever- heit, ihr Können als Team in Praxisprojekten Wirkstoff für Eisenmangeltherapien. For- bands für deren Einsatz für eine Ostschweiz, unter Beweis zu stellen. Die sechs überzeu- schung, Entwicklung, Produktion und somit in der sich Unternehmen entfalten können – gendsten Arbeiten wurden in zwei Katego- letztlich Wertschöpfung auf höchstem Niveau und appellierte gleichzeitig, diesem Umfeld rien für den WTT Young Leader Award erfolgen im Sittertobel. Standortleiter Manuel weiterhin Sorge zu tragen. 2021 nominiert. Am 4. Oktober wurden in der Tonhalle St.Gallen die Siegerteams ge- kürt. Erstmals übertrugen Medienpartner den Livestream öffentlich. Ausserdem wa- ren die Off- und Online-Gäste in einer So- cial Interactive Community miteinander ver- bunden und konnten sich in Chats austau- schen sowie auch für den Publikums-Award voten. Dieser ging mit 27,7 Prozent der Stimmen ans Team «Jansen» – übergeben von Marco Letta, Unternehmensleiter der St.Galler Stadtwerke. Die Teams «Gebäu- deversicherung St.Gallen» und «Zur Rose Suisse» holten sich am Montag die WTT Young Leader Awards für Marktforschung und Managementkonzeption. Mit dem hy- briden Veranstaltungsformat konnte ein On & Sportradar mit Börsengang neuer Zuschauerrekord erreicht werden, Im September sind gleich zwei Unternehmen mit Ostschweiz-Bezug in New York an die Börse mit 400 Offline- und 300 Online-Gästen. gegangen: die Sportmarke On Running und der Sportdatenanbieter Sportradar. Die Marke Als Patronatspartnerin freut sich die IHK On hat sich als führende Laufsportmarke weltweit etabliert und erschliesst aktuell einen Sport- St.Gallen-Appenzell mit den glücklichen bekleidungsmarkt von etwa 300 Milliarden US-Dollar. Am 15. September schloss die Aktie Gewinnerinnen und Gewinnern. Traditions 46 Prozent über dem bereits sehr ambitionierten Ausgabepreis von 24 US-Dollar zum Han- gemäss empfing IHK-Direktor Markus Bän- delsende. Mit dem Geld aus dem Börsengang will On in ihr Wachstum und besonders in das ziger die Siegerteams in den Räumlichkei- Marketing investieren. ten der IHK St.Gallen-Appenzell an der Gal- Am 14. September ging Sportradar an die New Yorker Technologiebörse Nasdaq. Bei CEO lusstrasse und gratulierte den Studierenden Karsten Coerl geht damit ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung. Die USA sind ein wichtiger zum Erfolg. Markt für Sportwetten und Unterhaltung im Sportbereich, die Entwicklungsarbeiten am Un- ternehmenshauptsitz in St.Gallen sollen aber weiter verstärkt werden. Sportradar hat weltweit 2300 Mitarbeitende an 30 Standorten. Nun soll mit dem gewonnenen Kapital weiter expan- diert werden. Neu ist Sportradar exklusiver Datensammler und -verteiler der UEFA. 6 Nr. 4/2021
BLITZLICHT Michèle Mégroz über den Erfolg der geführten Selbstorganisation bei CSP Wie gelingt die Unternehmensführung nach der Abschaffung nahezu aller Hierarchistufen? IHK-Vorstandsmitglied Michèle Mégroz liess am 27. Oktober im Rahmen von Women Only in ihre Arbeit als CEO bei der CSP AG, einem Beratungsunterneh- men für Organisation und IT, blicken. Das Unternehmen ist als geführte Selbstorganisation aufgebaut, die sich durch eine na- hezu hierarchiefreie Dynamik auszeichnet, mit viel Selbstverant- wortung der Mitarbeitenden. Dies macht das Unternehmen agiler und innovativer. Statt in traditionelle Hierarchien ist die Organisation in thematische Circles aufgeteilt. Die Umstellung dieser Strukturen war ein Prozess über mehrere Jahre. Vor allem die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden brauche Zeit und Ver- trauen. Wichtig ist laut Mégroz die Definition klarer Rahmen- bedingungen. Das System könne in allen möglichen Branchen und sogar in staatlichen Institutionen implementiert werden. Vorstandsmitglied Roger Dudler von der Bilanz Leica Geosystems feiert 100 Jahre zum Digital Shaper gekürt Vermessungstechnik-Erfolgsgeschichte Seit sechs Jahren verleiht die «Bilanz» in Zusammenarbeit mit der Vor genau 100 Jahren wurde in Heerbrugg SG die «Heinrich Wild, «Handelszeitung», mit PME und Digitalswitzerland den Digital-Sha- Werkstätte für Feinmechanik und Optik» gegründet. Dieser innova- pers-Preis, wobei die 100 wichtigsten Köpfe hinter den Digitalisierun- tive seinerzeitige Kleinbetrieb hat sich zum weltweit führenden Ver- gen in der Schweiz geehrt werden. Roger Dudler ist auf der Liste der messungstechnikunternehmen Leica Geosystems AG entwickelt, «Scalers» zu finden, die Unternehmerinnen und Unternehmer aus- welches zum schwedischen Technologiekonzern Hexagon gehört. zeichnet, deren Unternehmen ein rasantes Wachstum verzeichnet. Der Dies wurde Anfang November 2021 am Firmensitz in Heerbrugg im Gründer und CEO der Frontify AG gründete das Unternehmen im Jahr Beisein von Prominenz aus Politik und Wirtschaft gebührend gefeiert. 2013. Frontify-Kunden erhalten ein cloudbasiertes Markenhandbuch Den Erfolg verdankte «Wild Heerbrugg» den innovativen und präzi- nach eigener Definition und pflegen so ihren einheitlichen Marken- sen Vermessungsinstrumenten, die die Rheintaler Firma in regel auftritt und ihre Branding-Strategie. Zu den internationalen Kunden mässigen Abständen entwickelt hatte und die sich dank ihrer Qualität gehören die Lufthansa, IBM, Lego, die Nasdaq und Adobe. Frontify auf dem Weltmarkt etablierten. Heute ist das Unternehmen interna- entwickelt sich zum Marktführer der Branche. Die IHK St.Gallen-Ap- tional erfolgreich mit bahnbrechenden Softwarelösungen und Gerä- penzell gratuliert ihrem Vorstandsmitglied zu dieser wohlverdienten ten für digitale Vermessung und mit 3D-Darstellungsmodellen, die Anerkennung. von der Kartografie bis hin zur Verbrechensaufklärung eingesetzt werden. Die IHK St.Gallen-Appenzell gratuliert Leica zu dieser beein- druckenden Erfolgsgeschichte. Nr. 4/2021 7
SCHWERPUNKT Innovationsperspektiven Wandel gestalten statt erleiden Starke Megatrends wie die Globalisierung, die Digitalisierung oder der gesellschaftliche Wandel verstärken den Wettbewerb um die besten Ideen und Köpfe. Die Stärkung eines innovationsfreundlichen Umfelds muss für die Kernregion Ostschweiz deshalb Priorität haben. Nur so gelingt es, die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand der Region lang- fristig zu sichern. Bereits zum elften Mal in Folge kürte die World Intellectual und Digitalisierung von uns allen ein grosses Mass an Property Organization – eine Suborganisation der UNO – in Veränderungsbereitschaft. Jobs und Produkte ändern Markus Bänziger ihrem Global Innovation Index die Schweiz zum innovativs- sich, ganze Unternehmen müssen sich in einem dynami- Direktor IHK ten Land der Welt. Insbesondere in den Bereichen Infrastruk- schen Umfeld immer wieder neu erfinden. Erachten wir tur, Forschung und Entwicklung sowie Innovationsoutputs diese Entwicklung als die Chance, die sie ist. Lassen Sie überflügelt sie die weiteren Länder. Auch die Kernregion uns den Wandel gemeinsam gestalten statt erleiden. Ostschweiz trägt dazu bei. Ihr wird eine sehr hohe Innova- Zweitens ist die Produktion im Hochlohnland Schweiz tionsfähigkeit attestiert – zum Beispiel durch das Regional vergleichsweise teuer. Hiesige Unternehmen können sich Innovation Scoreboard der Europäischen Kommission. gegenüber der Konkurrenz nur über die Einzigartigkeit oder die Qualität eines Produktes differenzieren, nicht Wettbewerb der Ideen aber über den Preis. Die für die Schweiz entscheidende Wir sind also eine innovationstreibende Region im inno- Exportindustrie ist gefordert. Drittens steigt ebendieser vationsstärksten Land der Welt. Dies ist einerseits Anlass Druck zur Differenzierung. Die Konkurrenz im In- und zur Freude. Wir dürfen stolz sein auf unsere Unterneh- Ausland schläft nicht. Dichte und Vielfalt an innovations- men, Forschungs- und Bildungsinstitutionen. Sie befinden starken Unternehmen nehmen zu. Und viertens schliess- sich tagtäglich in einem intensiven, international geführ- lich ist aufgrund der demografischen Entwicklung abseh- ten Wettbewerb um die besten Ideen. Und sie meistern bar, dass der Schweiz bis Ende dieses Jahrzehnts rund diesen Wettbewerb nachweislich hervorragend. Anderer- 300 000 Arbeitskräfte fehlen werden. Der Wettbewerb seits wäre es töricht, sich nun zufrieden zurückzulehnen um die besten Köpfe intensiviert sich weiter. und der Selbstgefälligkeit hinzugeben. Es muss uns An- sporn sein, weiterhin konsequent für ein innovations- Potenzial im Wissenstransfer freundliches Umfeld einzustehen. Nur so können wir un- Umso wichtiger ist es für uns als Gesellschaft, die zentra- sere Wettbewerbsfähigkeit und unseren Wohlstand lang- len Innovationstreiber für die Region zu identifizieren und fristig halten. Die Literatur spricht gar von einem sich zu forcieren. Die IHK St.Gallen-Appenzell führte hierzu selbst verstärkenden Effekt: Je mehr innoviert wird inner- Workshops mit Innovationsverantwortlichen von Ost- halb einer Volkswirtschaft, desto besser ist die langfristige schweizer Unternehmen sowie Expertinnen und Experten wirtschaftliche Entwicklung – und umgekehrt. von Forschungsinstitutionen durch und vertiefte die Dis- kussionen gemeinsam mit Studierenden der Fachhoch- Innovationsspirale herausgefordert schule OST in einem WTT-Praxisprojekt. Die wesentliche Diese positive «Innovationsspirale» ist auf vier Ebenen Erkenntnis: Innovationen entstehen nicht in Daniel-Düsen- herausgefordert. Erstens erfordern die Globalisierung trieb-Manier im stillen Kämmerchen, sondern im Aus- 8 Nr. 4/2021
SCHWERPUNKT tausch mit Kunden und Lieferanten sowie in interdiszipli- ten Partnern zusammenarbeiten. Kosten und die örtliche nären Netzwerken zusammen mit Forschungsinstitutio- Nähe spielen eine untergeordnete Rolle. Andererseits wird nen, so die Einschätzung von 80 Prozent der befragten ersichtlich, wie wichtig die Einbettung der Schweiz in die Unternehmen. Gleichwohl findet nur in der Hälfte der internationale Forschungskooperation ist. Das Ausschei- Ostschweizer Unternehmen ein Austausch mit externen den der Schweiz aus dem europäischen Forschungspro- Wissenstransferpartnern statt. Die Offenheit wird in der gramm «Horizon Europe» nach dem Abbruch der Ver- Realität also nur bedingt gelebt. Mehr zu den Gründen handlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU ist und weitere Kernresultate des WTT-Praxisprojekts finden sodann als alarmierender Fingerzeig zu verstehen. Wollen Sie auf Seite 12 –13. wir weiterhin Innovationsweltmeister sein, dürfen wir uns nicht weiter isolieren. Vernetzung statt Isolation Heute ist es mithilfe neuer technologischer Kommunika- Innovationsprojekte der Ostschweiz tionsmittel relativ einfach, gemeinsam mit Forschungsein- Auf der nationalen Bühne ist die Kernregion Ostschweiz richtungen rund um den Globus Projekte zu verfolgen. mit der Aufnahme des Switzerland Innovation Park Ost Diese Erkenntnis soll auch die Politik leiten. Einerseits zeigt als sechster Standortträger in das Gesamtnetzwerk sie die Bedeutung unserer qualitativ hochstehenden Bil- Schweizerischer Innovationspark dort angekommen, wo dungs- und Forschungsinstitutionen auf. Wir dürfen uns sie hingehört: auf die nationale Innovationslandkarte. Die nicht mit Mittelmass begnügen. Unser Anspruch muss die Gründung und Inbetriebnahme des Switzerland Innova- Exzellenz sein. Denn innovative Unternehmen, die einen tion Park Ost ist ein wichtiger Meilenstein zur Stärkung aktiven Wissenstransfer betreiben, wählen sich ihre Ko- eines innovationsfreundlichen Umfelds. Er wird die Lücke operationen sorgfältig aus. Sie wollen im Innovationspro- schliessen zwischen der vorhandenen, exzellenten Grund- zess mit den fähigsten, erfahrensten und vertrauensvolls- lagenforschung von Empa, Kantonsspital und HSG und Ostschweizer Unterneh- men beurteilen den Wis- senstransfer mit Forschungsinstitutionen als wichtig. Dennoch nutzen ihn vergleichs- weise wenige. (Bild: Empa-Standort in St.Gallen.) Nr. 4/2021 9
der Produkt- und Prozessentwicklung bei den Ostschwei- geplante Entwicklungsschwerpunkt wird ein bestens und zer Unternehmen (siehe Interview auf Seite 14 – 16). neuzeitlich erschlossenes Areal. Es bietet der Ostschweiz Denn die Vernetzung der Unternehmen mit der Wissen- und der Region Wil die einmalige Chance, wertschöp- schaft wird entscheidend sein und letztlich der gesamten fungsstarke und innovative Unternehmen anzusiedeln Kernregion Ostschweiz dienen. Doch am Schluss liegt es und entwickeln zu lassen (siehe Seite 18 – 19). an jedem einzelnen Unternehmen selbst, den durch Insgesamt gilt es also das brachliegende Innovations starke Megatrends getriebenen dynamischen Wandel ak- potenzial der gesamten Kernregion effektiv zu nutzen. tiv zu gestalten und diesen nicht zu erleiden. Die Voraus- Dabei lohnt es sich, auch einmal aus bestehenden Struk- setzungen in der Kernregion Ostschweiz für die weitere turen auszubrechen, einmal etwas zu wagen, was an- Stärkung der Innovationsfähigkeit sind sehr gut. Das Wis- dere nicht tun. Nur so entstehen wirkungsvolle Innova- senspotenzial und auch Entwicklungsgebiete sind vor- tionen, welche die gesamte Wirtschaftsregion und deren handen, die für zukunfts- und wertschöpfungsträchtige Wettbewerbsfähigkeit stärken werden. Branchen Raum bieten. Hierzu gehört u.a. Wil West: Der Innovation: Ausbrechen aus gewohnten Strukturen Im Rahmen von Innovationsworkshops mit innovativen Ostschweizer Unternehmen und Forschungsinstitutionen wurden Kernelemente er- mittelt, die entscheidend sind zur Stärkung der Innovationskraft. Es sind dies: 1 ein hervorragendes, zukunftsfähiges Geschäftsmodell 2 der Austausch und Wissenstransfer im Netzwerk sowie die Vernetzung innerhalb eines Innovations-Ökosystems 3 Veränderungsbereitschaft und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien 4 eine ausgeprägte Innovationskultur in den Unternehmen 5 attraktive staatliche Rahmenbedingungen Entlang dieser Kernelemente lohnt es sich immer wieder, relevante Fragen zu stellen – auch dies ein Extrakt aus den Innovationsworkshops. Was? Kreativität ist die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln. Innovation ist die Fähigkeit, neue Ideen in neue Produkte zu transfor- mieren – also die Kommerzialisierung einer Idee. Innovationen sollen vor allem zu Lösungen und Vorteilen führen. Sie sind meist das Ergebnis eines veränderten Zusammenspiels von bereits vorhandenen Gedanken, Technologien und Konzepten. Wieso? Innovation betrifft Sie nicht? Sicher? Die Zahl der Arbeitsplätze mit reproduktiven Tätigkeiten sinkt jährlich um rund ein Prozent. Die wichtigste Ressource ist und bleibt Wissen. Megatrends verändern die Nachfrage, transformieren Branchen und erfordern neue Geschäftsmodelle. Innovation ist am wirksamsten, wenn sie eine Lösung für einen anhaltenden Megatrend bietet. Wie? Eine innovative Idee fällt nicht vom Himmel. Und zwei davon schon gar nicht. Zum Fähigkeitsausweis nachhaltig innovativer Unternehmen gehören deshalb Lernfähigkeit und der Wille, Produkte, Dienstleistungen, Abläufe, die Unternehmenskultur und das Geschäftsmodell konstruktiv zu hinterfragen und allenfalls neu zu denken. Wer? Wer sich zugehörig und selbstbestimmt fühlt, ist motivierter – und Motivation ist ein wichtiger Treiber von Kreativität. Diese wird stark vom sozialen Kontext beeinflusst, und weniger von einzelnen Charakterzügen. Denn ein positives Arbeitsumfeld führt zu besseren Leistungen und beeinflusst die Qualität der Arbeit massgeblich. Mit wem? Wenn Kreativität gefragt ist, wird Vorwissen zu einem zweischneidigen Schwert: Bei zu viel davon wird an altbekannten Lösun- gen festgehalten. Bei zu wenig wird das Problem nicht erkannt. Neue Lösungen kommen deshalb oft erst dann zustande, wenn Expertinnen bzw. Experten auf Personen mit konkreten Bedürfnissen, Unternehmergeist und Lösungswille treffen. Wo? Ideen entstehen im Labor? Falsch. Laut Forscherinnen und Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ent- springen mehr als 80 Prozent aller Ideen der spontanen Kommunikation unter Mitarbeitenden. Ein Arbeitsplatz, der ein gutes Gefühl vermittelt, beeinflusst diesen Prozess positiv. Umgekehrt gilt dies genauso. Und übrigens: Wer läuft, kann laut einer Studie seine Kreativität um bis zu 60 Prozent erhöhen. Und dann? Wie viel wert ist eine Idee, deren Umsetzung nach einer anfänglichen Euphorie und grossen Erwartungen irgendwo versan- det? Nach wilden Phasen von Brainstorming, Design Thinking und Scrum sind Projektmanagement und eine möglichst ehr- liche Beurteilung des Projekts und der eigenen Innovationskraft unentbehrlich. 10 Nr. 4/2021
PUBLIREPORTAGE SAK Venture Investition in Zukunftsmärkte Der Strukturwandel im Energiesektor ist in vollem Gange. Nebst der Digitalisierung, Dezentralisierung und der Dekarbonisierung der Energieversorgung im Rahmen der Energiestrategie ist auch die nahende Strommarktöffnung Herausforderung und Chance für Energiedienstleister. Innovation ist ein zentraler Schlüsselfaktor, bestehende Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und neue zu schaffen. Die SAK hat im Rahmen ihrer Vision, innovativster Energiedienstleister für die Menschen in der Ostschweiz zu sein, 2018 eine Innovationsabteilung geschaffen. denken, experimentierfreudig sein und Risi kobereitschaft zeigen. Dieses Jahr starteten wir einen Ideenfindungs-Sprint mit einem in terdisziplinären, internationalen Team. Wir fragten uns, wie der Energiemarkt in zehn Jahren aussehen wird und welche Technolo gien, Märkte und Geschäftsmodelle relevant sein werden. Daraus leiteten wir Disruptionen ab – Entwicklungen, die unsere jetzigen Ge Die Gründer von SAK Venture: Philipp Inderbitzin, schäftsfelder obsolet machen könnten – und Stefano Garbin (CEO SAK) suchten so gezielt nach neuen Geschäftsfel und Stefan Hamm (Bild: SAK). dern. Das Resultat war ein Fundus aus 400 Ideen, von welchen wir aktuell drei erfolgver Der Strukturwandel im Energiesektor ist in der Stadt St.Gallen. Und nicht zuletzt auch die sprechende weiterentwickeln.» vollem Gange. Nebst der Digitalisierung, De zahlreichen Glasfasernetzausbauten in den zentralisierung und der Dekarbonisierung der Kantonen St.Gallen und beider Appenzell so Gründung SAK Venture AG Energieversorgung im Rahmen der Energie wie das Rechenzentrum Ostschweiz (RZO) in Nach dem erfolgreichen Sprint in einer Netz strategie ist auch die nahende Strommarkt Gais, welches dank innovativster Technolo werkorganisation hat die SAK im Oktober öffnung Herausforderung und Chance für gien zu den grünsten Rechenzentren der 2021 zusammen mit zwei tragenden Projekt Energiedienstleister. Innovation ist ein zen Schweiz zählt. involvierten das Tochterunternehmen SAK traler Schlüsselfaktor, bestehende Geschäfts Venture AG – einen operativen Thinktank – modelle weiterzuentwickeln und neue zu Innovatives Denken im Unternehmen gegründet. Gemeinsam mit internen Mit schaffen. Die SAK hat im Rahmen ihrer Vi weiter fördern arbeitenden und Drittfirmen sollen Ideen sion, innovativster Energiedienstleister für die Die Innovationsabteilung beobachtet neue nicht nur gefunden, sondern auch weiterent Menschen in der Ostschweiz zu sein, 2018 Märkte, aktuelle Trends und fördert das be wickelt und umgesetzt werden. SAK Venture eine Innovationsabteilung geschaffen. reits vorhandene innovative Denken im Un prüft Produkte und Dienstleistungen im Rah In den letzten zehn Jahren hat sich die SAK ternehmen. In einem dreistufigen Prozess, men von Pilotprojekten auf ihre Markttaug vom Energieversorgungsunternehmen zum di der die Phasen Ideenfindung, Ideenbewer lichkeit und skaliert diese im Erfolgsfall. gitalen Energiedienstleister entwickelt. Mit In tung und Ideenumsetzung umfasst, werden vestitionen in Zukunftsmärkte hat sie neue Ge neue Geschäftsmodelle entwickelt. Der Inno schäftsfelder entwickelt und Wertschöpfungs vationsprozess endet dabei nicht an der Fir ketten verlängert und ihr Angebot diversifiziert. mengrenze, sondern bezieht – ganz nach Zahlreiche Projekte machen ihre Innovations dem Open-Innovation-Ansatz – proaktiv auch kraft sichtbar, darunter das Solarfaltdach Kron Drittfirmen mit ein. St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG berg, das Multi-Energie-System «Schlatt-Park» Beim Innovationsprozess ist eine spezielle Vadianstrasse 50 | Postfach 2041 in Schmerikon oder die aktuelle Realisation der Denkweise zentral, wie Sandro Gubser, Leiter CH-9001 St.Gallen schweizweit zweiten Wasserstoffproduktions Innovationsmanagement SAK, erklärt: «Wer +41 71 229 51 51 anlage beim Wasserkraftwerk Kubel im Herzen innovativ sein will, muss langfristig und global info@sak.ch | sak.ch Nr. 4/2021 11
SCHWERPUNKT Innovation durch Wissenstransfer Wissenspotenzial sicht- und nutzbar machen Innovationen entstehen im Austausch mit Kunden und Lieferanten, aber auch mit Kooperationspartnern wie Hochschulen. Knapp die Hälfte der Ostschweizer Unternehmen nutzen letztere Form des Wissenstransfers allerdings nicht. Das zeigt eine quantitative Unter- nehmensbefragung. Dabei ist das Wissenspotenzial in der Kernregion Alessandro Sgro Ostschweiz hervorragend. Die stärkere Vernetzung von Wissenschaft Chefökonom IHK und Wirtschaft ist ein wichtiger Faktor für eine langfristig positive wirtschaftliche Entwicklung der Kernregion Ostschweiz. Die Ostschweizer Wirtschaft ist sich der Bedeu- sich selbst auch als innovativ ein. Generell be- dem an, während der Pandemie Innovationen tung der eigenen Innovationsfähigkeit sehr be- werten sieben von zehn befragten Ostschwei- realisiert zu haben. Die Pandemie hat der Ost- wusst. Das zeigen die Resultate einer quanti- zer Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit als schweizer Wirtschaft auch einen Innovations- tativen Unternehmensbefragung. Sie wurde gut bis sehr gut. Dasselbe Bild zeigt sich auch schub verliehen. Doch wie stark nutzen die im Rahmen eines im Auftrag der IHK St.Gallen- bezogen auf die Selbsteinschätzung der Inno- Ostschweizer Unternehmen im Innovieren das Appenzell abgeschlossenen WTT-Praxisprojek- vationsfähigkeit während der Corona-Pande- Netzwerkpotenzial? tes durchgeführt. Rund drei Viertel der befrag- mie. Auffallend ist, dass sich die Unternehmen ten Ostschweizer Unternehmen erachten In- während der Pandemie noch ein bisschen in- Wissenstransfer als wichtiger novationen in ihrem Unternehmen als wichtig novativer einschätzen als zuvor. Rund drei Treiber von Innovationen – Exzel- bis sehr wichtig. Die Unternehmen schätzen Viertel der befragten Unternehmen gaben zu- lenz kommt vor örtlicher Nähe Gerade einmal bei knapp der Hälfte der be- Innovationen entstehen hauptsächlich in interdisziplinären Netzwerken fragten Unternehmen findet ein Austausch mit Frage: Wie entsteht Ihrer Meinung nach Innovation? n = 114 externen Forschungspartnern statt. Im We- sentlichen werden drei Gründe genannt, wes- In einem branchenübergreifenden Netzwerk (interdisziplinär) zusammen mit halb die Unternehmen den Wissensaustausch Forschungsinstitutionen (n = 55) nur bedingt leben: In einem Netzwerk innerhalb der eigenen – Die betriebene Forschung sei uninteressant, Branche zusammen mit entspreche nicht den eigenen Bedürfnissen. Forschungsinsitutionen (n = 24) – Die möglichen Partner seien zu wenig be- kannt und es fehlten persönliche Bezie- In Kooperation mit einem Forschungsinstitut, einer Hochschule (n = 12) hungen. – Die finanziellen Risiken würden als zu hoch Nur im eigenen Betrieben dank einem eingeschätzt. institutionalisierten Innovationsprozess und entsprechenden Verantwortlichkeiten (n = 11) Obwohl die Ostschweizer Unternehmen das Kann ich nicht beurteilen (n = 6) Potenzial des Wissenstransfers nur zum Teil ausschöpfen, sind sie klar der Meinung, dass Innovationen zunehmend in interdisziplinären, Nur im eigenen Betrieb durch kluge Köpfe, branchenübergreifenden Netzwerken entste- also personenabhängig (n = 6) hen. Kooperationspartner wie Hochschulen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% und spezifische Forschungseinrichtungen spie- Quelle: Innovation durch Wissenstransfer, WTT-Praxisprojekt (2020) len dabei eine zentrale Rolle. Bloss 15 % der 12 Nr. 4/2021
SCHWERPUNKT Know-how im Wissenstransfer und Forschungsexzellenz wichtiger als Kosten und örtliche Nähe Frage: Wie wichtig sind folgende Kriterien bei der Auswahl eines externen Kooperationspartners? n = 86 Forschungsexzellenz Know-how im Bereich Wissenstransfer Örtliche Nähe Kosten 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% wichtig eher wichtig neutral eher unwichtig unwichtig Quelle: Innovation durch Wissenstransfer, WTT-Praxisprojekt (2020) befragten Unternehmen sind der Meinung, – Die HSG zählt zu den besten Wirtschaftsuni sich durch eine starke Exporttätigkeit aus dass Innovationen hauptsächlich nur im eige versitäten in Europa und rangiert in einzel zeichnet und im internationalen Wettbewerb nen Betrieb entstehen. Dem Grossteil der Un nen Fachbereichen weltweit in den Top 10. besonders exponiert ist. Eine hohe Innova ternehmen ist die Bedeutung des Wissens – Mit über 1000 aktuellen Forschungsprojek tionsfähigkeit ist die Voraussetzung für die austauschs in Netzwerken klar. ten ist die Fachhochschule OST ein wichti Sicherung der betrieblichen Wettbewerbs Bei den Anforderungen, die Unternehmen ges Drehkreuz im Wissenstransfer zwischen fähigkeit. an einen möglichen Kooperationspartner Wirtschaft und angewandter Wissenschaft. stellen, zeigt sich auch ein klares Bild: Zen – Rhysearch begleitet im Bereich der Präzi tral ist die fachliche Kompetenz im jeweili sionsfertigung sowie der optischen Beschich gen Forschungsbereich, dicht gefolgt von tung jährlich zahlreiche Hightech-KMU im der Fähigkeit, das Wissen kunden- und emp Innovationsprozess und vernetzt diese mit fängerorientiert in die Praxis zu transferieren. bestehenden Forschungseinrichtungen. Umgekehrt spielen die örtliche Nähe sowie Beispiele erfolgreicher Zusammenarbeit zwi WTT-Praxisprojekt «Innovation die Kosten eine untergeordnete Rolle. Die schen Wissenschaft und Wirtschaft finden durch Wissenstransfer» fortschreitende Globalisierung und Digitali sich auf Seite 20 – 23. Wie gelingt der Wissenstransfer zwischen sierung verstärken diesen Trend zur Enträum der Wissenschaft und der Wirtschaft? Wel lichung des Wissensaustauschs. Ostschwei Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Re che Rolle spielen Forschungspartner in Inno zer Unternehmen kooperieren bereits heute gion ist heute unbestritten, dass funktionie vationsprojekten? Im Auftrag der IHK unter schweiz-, europa- und weltweit mit den für rende Innovationsnetzwerke zentral sind. Das suchten Wirtschaftsinformatikstudierende ihre Fragestellungen führenden Institutionen. gilt auch für die Kernregion Ostschweiz. Die der Fachhochschule OST im Rahmen eines vorgestellten Umfrageresultate zeigen, dass WTT-Praxisprojekts, wie durch Wissenstrans Hohes ungenutztes Wissens bei Unternehmen ein hohes, ungenutztes Ko fer Innovationen entstehen können. Haupt potenzial in der Kernregion operationspotenzial mit Hochschulen und For bestandteil des Projekts war eine quantita Die Erwartungen der Ostschweizer Unterneh schungseinrichtungen besteht. In einer globa tive Unternehmensumfrage mit insgesamt men an die Exzellenz in der Forschung und die lisierten und digitalisierten Welt wird es aber 209 Teilnehmenden in den Kantonen St.Gal Exzellenz im Wissenstransfer sind hoch. Und entscheidend sein, die eigenen Kompetenzen len und beiden Appenzell. Diese umfassende hier haben die in der Kernregion Ostschweiz mit komplementärem Wissen anderer Organi Umfrage wurde durch weitere qualitative ansässigen Forschungs- und Bildungsinstitutio sationen zu verbinden, gerade auch für KMU. Interviews mit Ostschweizer Unternehmen nen einiges zu bieten: Das bietet die Chance, die Qualität und Markt und Vertretenden von Wissenstransferstel – Bei der Empa arbeiten und forschen rund fähigkeit von Produkten und Dienstleistungen len ergänzt. Eine ausführliche Zusammen 40 habilitierte Professoren und über 600 zu steigern sowie die Entwicklungszeiten und fassung der wichtigsten Ergebnisse ist im wissenschaftliche Mitarbeitende. Die Zahl -kosten zu reduzieren, indem kostengünstig IHK-Research ZOOM verfügbar. der laufenden Doktorate liegt bei 200. und schnell technologisches Know-how ge – Das Kantonsspital St.Gallen zählt über nutzt werden kann. Die dadurch erzielte Er 80 Professoren. Es werden jedes Jahr rund höhung der Innovationskraft ist für die Ost 500 wissenschaftliche Beiträge publiziert. schweizer Wirtschaft umso wichtiger, weil sie Nr. 4/2021 13
SCHWERPUNKT Innovationspark «Die Ostschweiz ist auf der nationalen Innovationslandkarte angekommen» Roland Ledergerber, IHK-Präsident und Verwaltungsratspräsident der Switzerland Innovation Park Ost AG, im Gespräch über die Ost schweizer Innovationslandschaft und darüber, welche Rolle der Ostschweizer Innovationspark darin einnehmen soll. Adrian Rossi zentrales Schlüsselprojekt auf der IHK-Zukunfts Roland Ledergerber, bis Mai 2021 waren Projektmitarbeiter IHK agenda die entscheidende Hürde genommen Sie CEO der St.Galler Kantonalbank, nun und Wirtschaft, Forschung und Bildungsinsti- stehen Sie an der Spitze eines «momen- tutionen werden künftig besser vernetzt. tan winzigen Start-ups», wie Sie gegen- Im dritten Anlauf hat der Bundesrat grünes Im September wurde nun die Switzerland Inno- über dem «Tagblatt» ausführten. Wie Licht gegeben: In der Ostschweiz entsteht ein vation Park Ost AG gegründet. Verwaltungs- nehmen Sie Ihre neue Aufgabe wahr? Innovationspark. Als insgesamt sechster Stand- ratspräsident dieser rechtlichen Trägerschaft Es ist hochspannend, intensiv und vielseitig ortträger wird der Switzerland Innovation Park ist IHK-Präsident Roland Ledergerber. Er wird und ich erlebe die Innovationsförderung als Ost in das Gesamtnetzwerk Schweizerischer die anstehenden strategischen und operativen komplexes und vielschichtiges Thema. Ich ver- Innovationspark aufgenommen. Damit hat ein Aufbauarbeiten massgeblich vorantreiben. gleiche es mit einem weissen Blatt Papier und Auf dem Campus L erchenfeld nimmt in den nächsten Jahren der Innovationspark Gestalt an. (Bild: Empa- Standort St.Gallen) 14 Nr. 4/2021
SCHWERPUNKT es liegt jetzt an uns, ein «wunderschönes und einzigartiges Kunstwerk» darauf zu gestalten. Der Verwaltungsrat bildet diese Komplexität ab: Wir konnten unternehmerische Persönlich keiten aus den Bereichen Forschung, Unter nehmensführung, Digitalisierung, Recht, Steu ern und Finanzen gewinnen. Ich bin überzeugt, dass damit ein schlagkräftiges Team die Eta blierung des Innovationsparks verantwortet. Wie geht es nun nach der Gründung mit dem Innovationspark weiter? Bis Ende 2022 wollen wir die volle Funktions fähigkeit erlangen. Dies bedeutet zunächst den Aufbau der Geschäftsstelle unter der Lei tung von Dr. Hans Ebinger. Ich freue mich, dass wir mit Hans Ebinger einen äusserst fä higen Geschäftsführer gefunden haben, der Forschung und Unternehmertum kombiniert und der über eine langjährige Erfahrung als Roland Ledergerber: «Wissenschaftliche Exzellenz und Unternehmertum rücken mit dem Innovationspark näher zusammen.» CEO mit einem breiten Leistungsausweis in für den Innovationspark Ost relevanten Bran chen verfügt. Die operative Führung und Ge sonders stark ausgesetzt. Um in diesem Um ken. Innovation setzt Wissen voraus und wird staltung des Innovationsparks werden für feld bestehen zu können, ist die Sicherung durch Impulse von aussen angeregt. Im Wis dessen Erfolg absolut zentral sein. Bis 2025 der Innovationsfähigkeit absolut zentral. Das senstransfer zwischen Unternehmen und der soll der Innovationspark dann seine volle Leis ist die Basis für eine positive wirtschaftliche Spitzenforschung verorte ich aber noch viel Po tungsfähigkeit erlangen und auf breiter Front Entwicklung unserer Region. tenzial, wie auch eine jüngst publizierte IHK- Forschung und Wirtschaft miteinander ver Unternehmensumfrage aufzeigt. Oftmals sind binden. So soll bis 2031 die Switzerland Inno Was zeichnet denn die Ostschweizer die Forschungsaktivitäten möglicher Partner vation Park Ost AG auch die Gewinnschwelle Innovationslandschaft heute aus? den Unternehmen schlicht zu wenig bekannt, erreichen und damit finanziell selbsttragend Zum einen verfügt die Ostschweiz über viel oder die Hürden für eine Zusammenarbeit sind werden. Langfristiges Ziel ist es schliesslich, Spitzenforschung auf engem Raum, promi zu hoch. Hier setzt der Innovationspark an: Als dass der Innovationspark zu einem unver nent etwa die Universität St.Gallen, die Empa Plattform vereinfachen und intensivieren wir zichtbaren, wirkungsvollen Ökosystem her oder das Kantonsspital St.Gallen. Diese Insti den Austausch zwischen Unternehmen und anwächst. tutionen betreiben primär Grundlagenfor der Spitzenforschung. Damit fördern wir die schung. Zum anderen haben wir gerade in Zusammenarbeit, was einerseits eine schnel Sie sprechen es an: Der Innovations- der Industrie zahlreiche Technologieführer, lere Entwicklung und andererseits einen bes park will die Innovationsfähigkeit der zum Beispiel in der Gesundheits- und Medi seren Marktzugang für innovative Produkte Region verbessern. Ist die Ostschweiz zintechnik sowie der MEM-Branche. Diese und Geschäftsmodelle ermöglicht. zu wenig innovativ? Unternehmen sind Experten der Produkt- und Ganz im Gegenteil: Die Ostschweiz gehört zu Prozessentwicklung, oftmals unterstützt von Der Innovationspark ist also eine Netz- den innovativsten Regionen Europas – dies und in Zusammenarbeit mit der FH OST oder werkinitiative. zeigt zum Beispiel das Regional Innovation RhySearch. Diese beiden Institutionen spielen Diese Darstellung greift zu kurz. Vielmehr soll Scoreboard der EU. Auch in der Corona-Pan im Bereich der angewandten Forschung und der Innovationspark den teilnehmenden Or demie bewiesen Ostschweizer Unternehmen im Wissenstransfer eine wichtige Rolle. ganisationen eine umfassende und professio eine hohe Widerstands- und Anpassungs nelle Begleitung über den gesamten Ent fähigkeit, was auf eine hohe Innovations Grundlagenforschung auf der einen, wicklungsprozess bieten, von der Idee bis zur fähigkeit schliessen lässt. Doch noch schwie Produkt- und Prozessentwicklung auf Marktreife. Das beginnt mit der Vermittlung riger, als an die Spitze zu gelangen, ist es, an der anderen Seite also. Wo kommt der von Forschungskollaborationen zwischen Un der Spitze zu bleiben. Durch die ausgeprägte Innovationspark ins Spiel? ternehmen und Forschungspartnern und der Exportorientierung ist die Ostschweizer Wirt Innovationen entstehen vermehrt in interdis Förderung des Wissenstransfers untereinan schaft dem internationalen Wettbewerb be ziplinären, branchenübergreifenden Netzwer der. Wenn sich solche Kooperationen ergeben, Nr. 4/2021 15
bietet der Innovationspark mit dem Campus Hürden einer umfassenden Kooperation mit internationalen Standortwettbewerb von Be- Lerchenfeld ein attraktives, dynamisches Um- einer Forschungseinrichtung typischerweise deutung. Des Weiteren verkürzt die Digitalisie- feld für Forschungsprojekte – zentral gelegen höher liegen. rung Innovationszyklen erheblich, was ein ef- und in unmittelbarer Nähe zur Empa und dem fektives Innovationsmanagement umso wich- Start-up-Inkubator Startfeld. Es werden auch Sie erwähnen die Digitalisierung in tiger macht. Zusammenfassend kann man also Räumlichkeiten wie Labors oder Coworking der Wirtschaft als Schwerpunkt. Dies sagen: Das Ziel des Innovationsparks, Innova- Spaces, Talent- und Scouting-Programme, Ver- gilt als besonders wichtiger Innova tion systematisch zu fördern, erhält gerade anstaltungen und Workshops usw. angeboten. tionstreiber. In einer digitalen und angesichts von Megatrends wie der Globali- Das konkrete Leistungsangebot werden wir globalen Wirtschaft entstehen Innova sierung und der Digitalisierung umso mehr über die kommenden Monate entwickeln. tionen aber auch immer mehr orts Relevanz. ungebunden: Unternehmen wollen Steht der Innovationspark damit allen mit den Besten kooperieren, nicht Abschliessend noch in einem Satz: offen? zwingend mit den Nächsten. Wieso soll sich ein Unternehmen am Grundsätzlich ja. Wir fokussieren aber zu Be- Dem ist tatsächlich so. Exzellenz schlägt Nähe. Innovationspark beteiligen? ginn ganz bewusst auf die drei Themenfelder Man darf aber nicht vergessen, dass For- Weil die Innovationskraft der Schlüssel für die Digitalisierung in der Wirtschaft, MEM-Indus schende der Universität St.Gallen oder der Wettbewerbsfähigkeit und damit den Wohl- trie sowie Gesundheitstechnik. Ganz nach Empa, die im ETH-Bereich angesiedelt ist, Kon- stand des Werkplatzes Schweiz ist, weil jedes dem Credo «Die Stärken stärken sich gegen- takte in aller Welt pflegen. Durch die Einbin- Unternehmen von Innovation direkt profitiert seitig» bauen wir damit auf vorhandenem dung in das gesamtschweizerische Netzwerk und weil es mit einer Beteiligung am Innova- Wissen und Kernkompetenzen in der Ost- Switzerland Innovation kommt die Ostschweiz tionspark eigenverantwortlich einen Beitrag schweiz auf. Unser Angebot richtet sich zu- zudem dort an, wo sie hingehört: auf die na- für eine zukunftsfähige und attraktive Ost- dem explizit auch an KMU, für welche die tionale Innovationslandkarte. Dies ist auch im schweiz leisten kann. Der individuelle Stil für Ihr Bad Lassen Sie sich in unseren Ausstel- lungen in Ihrer Nähe inspirieren. Sanitas Troesch AG Simonstrasse 5, 9016 St. Gallen St. Gallerstrasse 74, 9500 Wil Bafflesstrasse 15B, 9450 Altstätten sanitastroesch.ch Bad. Küche. Leben.
PUBLIREPORTAGE Entsorgen ohne Sorgen – und das ganz innovativ Der Schweizer Wohlstandsabfallberg wächst jährlich. Auf dem Weg zu einer modernen Kreislaufwirt- schaft unter den Gesichtspunkten von Circular Economy leistet das Recycling einen wichtigen Beitrag. Un- abhängig davon, ob das Recycling bei der Konstruktion von Elektrogeräten eingeplant wurde oder nicht, müssen alle Geräte sicher und effizient entsorgt werden. Da sich die Schweiz gerne Recyclingweltmeister nennt, sollten wir in der Schweiz auch einen Beitrag leisten, um das Recycling neu zu denken und Entwicklungen voranzutreiben. Genau damit beschäftigt sich eco3, die Forschungsabteilung der Solenthaler Recycling AG (soRec). Aktuellstes Beispiel ist die 2020 von soRec ent- den Batterien (Brandereignis) führt dies dazu, wickelte BlackBox® zum Recycling von Toner- dass die wertvollen Ressourcen der Batterien modulen aus Druckern. Diese Anlage hat in der nicht mehr zurückgewonnen werden können. Fachwelt grosse Beachtung gefunden, ist sie In der neu entwickelten Anlage werden die in doch die einzige Tonerrecyclinganlage, welche Zukunft noch wichtigeren Rohstoffe wie Ko- in der Schweiz läuft. Tonerstaub ist in Verbin- balt und Nickel, aber auch Edelmetalle zurück- dung mit Sauerstoff extrem explosiv und neigt gewonnen. Weiter werden auch traditionelle zu Verpuffungen. Aus diesem Grund hat soRec Industriemetalle wie Kupfer oder Aluminium ein nasschemisches Verfahren entwickelt, wel- zurückgewonnen. Die soRec leistet damit ei- ches die Tonermodule aufschliesst, das Toner- nen wesentlichen Beitrag zur modernen Kreis- pulver evakuiert und stabilisiert sowie die rest- laufwirtschaft. Ganz nach dem Motto «Ent- Die von soRec entwickelte BlackBox® für das Recycling von Tonermodulen lichen Rohstoffe (Kunststoffe, Eisen und Nicht- sorgen ohne Sorgen». eisenmetalle) zurückgewinnt. Das stabilisierte Tonerpulver kann anschliessend problemlos in Bereits vor einigen Jahren hat die soRec mit einem Kehrichtheizkraftwerk verbrannt wer- einem Studententeam der Fachhochschule den, wobei Wärmeenergie gewonnen und St.Gallen den Young Leader Award gewon- Strom produziert werden kann. nen und lässt sich regelmässig Fachfragen von Vor der Inbetriebnahme der BlackBox® wurde engagierten Studententeams vertieft erarbei- der Grossteil der Tonermodule ins Ausland ex- ten. Dies immer mit der Zielsetzung, Mehr- portiert. Mit der BlackBox wird damit ein Bran- ® wert für die Materiallieferanten aus Industrie chenproblem nach schweizerischen Umwelt- und Gewerbe wie auch für die Abnehmer in standards gelöst. CO2-aufwendige Exporte ent- den Stahlwerken und Metallhütten im In- fallen damit und die Umwelt wird mit dieser und Ausland zu schaffen. Lösung nachhaltig entlastet. Weitere Informationen zu soRec und deren CEO Christoph Solenthaler (links) und Markus Stengele (Leiter Qualitätssicherung, rechts) zeigen das Ein weiteres einzigartiges Innovationsprojekt Innovationen finden Sie unter www.sorec.ch von Toner befreite Restmaterial. steht kurz vor der Realisierung. Zusammen mit der ETH Zürich wurde eine neuartige, au- tomatisierte Verarbeitung von elektronischen Die 1953 gegründete Solenthaler Recycling AG ist ein Unternehmen der soRec Gruppe Kleinstgeräten mit Lithium-Ionen-Batterien mit Sitz in Gossau (SG). Die Firma wird in dritter Generation von den Brüdern Christoph (CEO) entwickelt. Diese Geräte beinhalten meist ver- und Ralph (CFO) Solenthaler geführt. Sie beschäftigt sich mit den Geschäftsfeldern Indus klebte oder verschweisste Batterien, welche trieentsorgung (Eisen und Metalle), Elektronikschrottrecycling sowie Kommunalrecycling. Am in den Demontagebetrieben nicht mehr hän- Standort Gossau, der auch mit der Schiene erschlossen ist, betreibt die Firma unter anderem disch demontiert werden können. Neben dem eine Mühlen- und sensorbasierte Sortieranlage, eine Schrottschere (für Schienen, Träger, Ar- zunehmenden Risiko eines Zwischenfalls mit mierungseisen) und eine Metallpaketierpresse. Nr. 4/2021 17
SCHWERPUNKT Entwicklungsschwerpunkt Wil West Auf in die Realisierungsphase! Mit Wil West soll an der Kantonsgrenze zwischen Thurgau und St. Gallen ein Wirtschaftsareal mit überregionaler Ausstrahlung entstehen. Doch bevor das Projekt realisiert werden kann, stehen in den nächsten Jahren zahlreiche politische Entscheide an – eine Bewährungsprobe für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Adrian Rossi der Ostschweiz. Projektmitarbeiter IHK Es ist aktuell das wohl ambitionierteste Bau- Verkehrsträger, darunter einen neuen Auto- vorhaben der Ostschweiz: das Standortvorha- bahnanschluss an der A1, zwei neue Bahnhal- ben Wil West. In den nächsten Jahrzehnten testellen, eine direkte Buslinie sowie zahlrei- soll im Westen der Stadt Wil ein Wirtschafts- che flankierende Massnahmen. In Bezug auf areal mit bis zu 3000 Arbeitsplätzen entste- die Lage und die Erreichbarkeit werden damit hen. Angesiedelt werden sollen dabei vor- ausgezeichnete Voraussetzungen geschaffen, nehmlich Unternehmen aus wertschöpfungs- denn Wil liegt an den Achsen St. Gallen–Zü- Silvan Künzle intensiven Branchen. Das Standortvorhaben rich und Toggenburg–Bodensee. Damit Projektmitarbeiter IHK beinhaltet Mobilitätsmassnahmen über alle konnte die Region schon im vergangenen 18 Nr. 4/2021
SCHWERPUNKT Jahrzehnt von Verdrängungseffekten im ein klares Bekenntnis zum Standortvorhaben. Grossraum Zürich profitieren. Die Vorzeichen Auch der Bund würdigte das Vorhaben positiv «Die Ostschweiz ist eine viel stehen also gut, dass die Region mit Wil West und beteiligt sich massgeblich an der Finan fältige Region mit vielfältigen dereinst zu einem dynamischen Wirtschafts zierung von Wil West. Dennoch stehen wich Interessen. Bei Projekten mit standort wird. tige politische Entscheide erst noch an. Bis nationaler Ausstrahlung müssen Wil West Realität wird, müssen in den betei wir auch überregional zusam Komplexe Projektorganisation ligten Kantonen und Gemeinden die Parla menstehen: Nicht das Tren Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. mente wie auch das Volk zahlreiche Bausteine nende, sondern das Verbindende Schon aufgrund der Grösse erfordert ein des Projekts bewilligen (vgl. Textbox). Folglich muss im Vordergrund stehen.» Raumplanungsprojekt wie Wil West ein be müssen nicht nur die involvierten Gemeinden Urs Alder, Präsident Industrieverein sonderes Mass an Koordination; die geogra hinter dem Projekt stehen, sondern die ge Appenzell Ausserrhoden fische Ausgangslage kommt in diesem Fall samte Region. Damit wird Wil West zur Be noch erschwerend hinzu. Die Grenze zwi währungsprobe für die Ostschweiz. Eine Be schen den Kantonen St. Gallen und Thurgau währungsprobe, die es unweigerlich zu ge Überzeugung. Es liegt an uns, an der Ost verläuft durch die Region. Wil ist eine St. Gal winnen gilt. schweizer Bevölkerung, der Politik und auch ler Gemeinde, das geplante Areal Wil West der Wirtschaft, diese Chance zu ergreifen liegt jedoch auf Thurgauer Boden, wovon der Eine grosse Chance – für die und nach jahrelanger Planung endlich die Re Kanton St. Gallen wiederum Grundeigentü ganze Region alisierungsphase einzuleiten. mer ist. In das Projekt involviert sind nebst Deshalb ist es wichtig zu verdeutlichen, dass zwei Kantonen auch der Bund sowie der Ver Wil West eine grosse Chance ist, und das ein Regio Wil mit den 22 Gemeinden der nicht nur für die Region Wil, sondern für die Wirtschaftsregion Wil. Folglich überrascht es Ostschweiz im Allgemeinen. Gelingt es, ins wenig, dass der politische Prozess umfang besondere Unternehmen aus wertschöp reich und komplex ist. fungsintensiven Branchen am Standort anzu siedeln, profitieren wir alle von deren Investi Wil West: Wichtige politische Bewährungsprobe tionen und den in diesem dynamischen und Entscheide stehen an für die Ostschweiz attraktiven Wirtschaftsareal entstehenden Ar November 2021: In der Novembersession Soll das Projekt gelingen, muss eine Vielzahl beitsplätzen. Als Leuchtturm und Einfallstor behandelte der Kantonsrat St.Gallen den von politischen Akteuren an einem Strang in die Kernregion Ostschweiz vermittelt das Sonderkredit zur Arealentwicklung Wil ziehen. Bislang funktionierte diese Zusam Projekt Aufbruchstimmung und wirkt sich po West. Der Beschluss unterliegt dem obliga menarbeit gut: Bereits 2018 unterzeichneten sitiv auf die Wahrnehmung der Ostschweiz torischen Finanzreferendum (voraussicht die involvierten Gemeinden und Kantone eine und deren Standortattraktivität aus. Auch in lich Ende 2022). politischer Hinsicht hätte ein erfolgreiches Wil Bis Ende 2022: Der Grosse Rat Thurgau West eine herausragende Signalwirkung. Als entscheidet über den Netzbeschluss Drei «Wil West ist eine grosse gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit brunnenallee (untersteht dem fakultativen Chance für die ganze Ost zwischen zahlreichen Akteuren hat Wil West Referendum). schweiz. Nutzen wir sie!» das Potenzial, eine Blaupause für die über Ab Ende 2022: Bewilligungsverfahren zur Markus Probst, Präsident Arbeitgeber regionale Zusammenarbeit zu werden. In der Netzergänzung Nord. Dabei äussern sich verband Sarganserland-Werdenberg Ostschweiz mit ihrer fragmentierten politi in Wil der Stadtrat und das Parlament im schen Landschaft ist diese Zusammenarbeit Rahmen einer Anhörung; deren Entscheid keineswegs selbstverständlich. Kurzum: Wil untersteht dem fakultativen Referendum. Charta, welche gemeinsame Ziele definiert. West kann beweisen, dass der «Kantönli Zudem entscheidet auch der Kantonsrat Die Gemeinden der Region Wil verzichten zu geist» überwunden werden kann. St. Gallen über die Netzergänzung Nord, dem zugunsten von Wil West auf weitere ge wobei dessen Beschluss erneut dem fakul werbliche Einzonungen auf ihrem Gebiet – Wirtschaft unterstützt Wil West tativen Referendum untersteht. Aus Sicht der IHK St. Gallen-Appenzell ist klar: Im Rahmen der flankierenden Massnahmen Die leistungsfähige Infrastruktur und die Ent zu Wil West müssen zudem die Gemeinden wicklungsmöglichkeiten von Wil West kom der Region Wil finanzielle Mittel genehmi men der gesamten Ostschweizer Wirtschaft gen. Da deren Finanzierung aber noch nicht zugute. Damit dieses einzigartige Standort abschliessend geklärt ist, ist unklar, wann Wil West soll dereinst ein Wirtschaftsareal mit bis zu vorhaben jedoch realisiert werden kann, be welche weiteren politischen Entscheide ge 3000 Arbeitsplätzen werden, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. (Quelle: WILWEST) nötigt es überregionale Unterstützung und fällt werden müssen. Nr. 4/2021 19
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