Die digitale Konkurrenz wächst - vertrieb & praxis I - Partner Bank
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vertrieb & praxis I robo-advisors Die digitale Konkurrenz wächst Auch Österreichs Robo-Berater erlitten infolge der Corona-Pandemie Wertverluste, das Kundeninteresse nahm dennoch zuletzt deutlich zu. sennotierten Bawag, die die Mutter der Easy- bank ist. In der ausgewogenen Strategie „Classic“ hat der digitale Vermögensverwalter zwischen 20. Februar und 30. April rund zehn Prozent verloren. Ein Wert, mit dem sich Kisling angesichts der Turbulenzen zufrieden zeigt. Viele aktiv gemanagte ausgewogene Fonds waren nicht besser unterwegs, von Ein- zel-ETFs ganz zu schweigen, wo man nicht selten mit hohen Abschlägen von 20 Prozent und mehr dastand. Geholfen habe Savity, dass der Algorithmus stark auf die Volatilität achtet und hier bereits früh Signale zur Portfolioum- schichtung ausgesendet hat. „Wir haben schon im Jänner begonnen, defensiver zu investie- ren, haben Value und Convertibles aufgenom- men oder einen aktiven Fonds wie Flossbach von Storch, und wir sind seit Langem wieder in Investment Grade“, sagt Kisling. Gerade in schwierigen Marktphasen zahle es sich aus, über aktiv gemanagte Fonds in bestimmte As- Robo-Advisory hatte in den vergangenen Wochen in Österreich hohe Zuwächse, berichten die Anbieter. Ein Grund ist setklassen zu gehen, die entweder komplex die Goldgräberstimmung nach dem Börsencrash. Auch die reduzierte persönliche Betreuung spielt eine Rolle. sind oder in Krisen abstürzen – etwa Wandel- anleihen oder Emerging Markets Fixed D ie Erschütterung der Finanzmärkte Income. „Der aktive Manager im Emer- aufgrund der Ausbreitung der ging-Markets-Fonds hat fantastisch per- Corona-Pandemie war der erste formt. Diese aktiven Anteile haben uns echte Härtetest für die noch junge Zunft »Diese große Nachfrage sehr geholfen, weil wir nicht die Down- der digitalen Vermögensverwalter. FONDS haben wir nicht erwartet.« side von den ETFs mitgenommen haben“, professionell hat Österreichs Robo-Anbie- Karin Kisling, Savity so Kisling. Für die Qualität des aktiven ter nach ihrer Performance und ihren Managements nehme man gern einige Erfahrungen gefragt. Dabei kristallisierten wenige Basispunkte an Mehrkosten in sich zwei Beobachtungen heraus: Die Kauf, so Kisling. Wobei: Der Kosten- Wertabschläge waren in Anbetracht der unterschied zwischen aktiv und passiv fal- Turbulenzen durchaus akzeptabel, und bei den dass einige Besucher den Robo schon länger le ohnehin nicht mehr schwer ins Gewicht. Foto: © denisismagilov | stock.adobe.com, Solidvest, Partner Bank Kundengeldern gab es sogar überraschend beobachtet haben – in der Zeit nach dem Da man mittlerweile die nötige Größe erreicht hohe Zuflüsse. Crash, der am 24. Februar einsetzte, griffen habe, könne man auf die günstigen institutio- etliche dieser Besucher dann gezielt zu. Ins- nellen Klassen zurückgreifen. Mehr Vermögen trotz Crash gesamt kam der größte Zustrom aber nicht „Wir hatten von 20. Februar bis 30. April aus dem eigenen Vertrieb, sondern über die Sparkassen-Robo trotz börsenbedingt sinkender Assetpreise Direktbank Easybank, die seit Mitte 2019 Savity zählt – im Unterschied zum Gros einen Zuwachs des verwalteten Vermögens um Kooperationspartner ist. „Eine Onlinebank hat der internationalen Robos, das ausschließlich mehr als zehn Prozent“, sagt Karin Kisling, notabene die digitalaffine Klientel, die man in ETFs geht – zur Gruppe jener, die aktive Mitgründerin und Geschäftsführerin des Wie- auch als Robo-Advisor braucht. Da konnten und passive Strategien mischen. Einen sol- ner Robo-Advisors Savity. Es hätten sowohl wir am stärksten punkten“, sagt Kisling, ohne chen Variantenmix verfolgt auch der Ende bestehende Kunden aufgestockt als auch neue genauere Zahlen zu nennen. 2019 online gestellte „Invest Manager“ der angedockt. „Diese große Nachfrage haben wir Savity, 2017 vom Team der Wiener Wert- Erste Bank und Sparkassen. Er geht sogar nicht erwartet. Das ist ein echtes Vertrauens- papierfirma Advisory Invest an den Start ge- überwiegend in aktive Fonds, darunter solche votum“, so Kisling. Man habe bei der Online- bracht, ist einer der ersten Austro-Robos und der hauseigenen Fondsgesellschaft Erste Asset analyse des eigenen Vertriebsportals gesehen, gehört seit Mitte 2019 zu 49 Prozent der bör- Management (Erste AM). Mit einem Verlust 182 www.fondsprofessionell.at | 2/2020
Deutschland, wo es „harte“ Daten aus einem Echtgeldtest unter 20 Robos gibt, wäre jeden- falls auch der Invest Manager der Sparkassen vorn dabei (siehe Tabelle). Stefan Schulmeister, Investmentchef Erste AM, sieht die Krisenfestigkeit des eigenen Modells, das antizyklisch agiert, bestätigt. Er verweist darauf, dass die Erholung nach dem Abschwung besonders gut funktioniert habe: „Wir kaufen Anlageklassen, die überpropor- tional verloren haben, und nehmen Gewinne bei Anlageklassen mit, die sich besonders gut entwickelt haben“, sagt er. In der Krise seien sichere Staatsanleihen verringert und Aktien oder Hochzinsanleihen aufgebaut worden. „Davon haben wir jetzt in der Erholungsphase profitiert“, so Schulmeister. Diesen Aufschwung dürften etliche Neu- Karin Kisling, Solidvest-Mitgründerin, setzt auf eine kunden beim Invest Manager ebenso gezielt Sarvenas Enayati, Vorständin der Partner Bank: Die Mischung aus aktiv und passiv. abgewartet haben wie bei Savity: „Wir hatten Einzelaktienstrategie führte zum Performancesieg. in der Krise ein paar wenige Kündigungen, von rund elf Prozent im ausgeglichenen Port- ger Ängste schürt als etwa die Finanzkrise. folio (20. 2. bis 30. 4.) liegt er zwar am oberen Man geht offensichtlich von einer Normali- Ende der österreichischen Anbieter – er hebt sierung aus und sieht damit eine Chance“, sich jedoch nur minimal ab vom weitgehend geschlossenen Feld. Das verdeutlicht die von »Wir hatten in der Krise ein sagt Schulmeister. Auch seien die Anleger ruhig geblieben, da der Robo als langfristige paar Kündigungen, aber vor allem Neuabschlüsse.« FONDS professionell erstellte Tabelle (siehe Investmentlösung vermarktet werde. unten). Dazu muss erwähnt werden, dass ein Interessant wären da die Performanceanga- direkter Vergleich nicht auf den Prozentpunkt Stefan Schulmeister, ben des Konkurrenten „Will“ von Raiffeisen möglich ist und die Zahlen eher als Richtwert Erste AM / Invest Manager gewesen. Der ging jedoch ausgerechnet im betrachtet werden sollten: Schließlich haben schwierigen Monat März an den Start, und die Anbieter unterschiedliche Definitionen der die Bankengruppe gibt daher keine Daten abgefragten Strategie „Ausgewogen“. Auch aber vor allem Neuabschlüsse“, lautet auch preis. Will verwendet ebenfalls aktive Fonds die Kostenbasis (inklusive/exklusive) war hier der überraschende Schluss. aus den sektoreigenen Fondsgesellschaften nicht ganz einheitlich, und natürlich beruhen „Unsere Hypothese ist, dass diese Krise Kepler und Raiffeisen KAG, kooperiert dabei alle Zahlen auf Unternehmensangaben. In leichter verstanden wird und sie daher weni- aber mit dem ausschließlichen ETF-Robo Sattelfest im Krisentest Die österreichischen Robo-Advisors hielten sich gut. Performance Seit Jahres- 20. 2. – Vergleichs- Seit Jahres- 20. 2. – Robo-Advisor beginn 30. 4. 2020 Kostenbasis Indizes beginn 30. 4. 2020 Dadat – Schelhammer und Schattera -4,50 % -7,20 % Ohne Kosten! MSCI World -12,96 % -20,51 % Finabro* -6,71 % -9,05 % Inkl. Produkt- und exkl. Verwaltungskosten ATX -30,12 % -29,83 % Invest Manager – Erste Bank -7,97 % -11,45 % Alle Kosten enthalten DAX -18,02 % -20,51 % Partner Bank Ausgewogen 1** -2,20 % -5,70 % Alle Kosten enthalten Performancebandbreite k. A. Zwischen -7,3 % Partner Bank Ausgewogen 2 *** -7,10 % -10,20 % Alle Kosten enthalten deutscher Robovergleich und -22,8 % **** Savity – Finventum/Bawag ***** -7,60 % -10,17 % Alle Kosten enthalten (20 Anbieter) Außerhalb der Wertung Carl – Bankhaus Spängler Gibt keine Performance bekannt. Aber: Maximaler monatlicher Drawdown nicht mehr als -10,0 % Will – Raiffeisen Keine Antwort Keine Antwort Am 24. Februar brachen die Börsen ein. Viele Märkte verloren innert eines Monats 30 Prozent ihres Wertes. Dann folgte eine Erholung. FONDS professionell hat den Zeitraum vom 20. Februar – kurz vor dem Absturz – bis zum 30. April genauer untersucht. Damit ergibt sich eine gewissse Vergleichbarkeit mit dem deutschen Markt, wo Brokervergleich.de einen ähnlichen Zeitraum untersucht. Die österreichischen Anbieter halten sich in diesem Vergleich gut. Fußnoten: Abgefragt wurde die Performance in der Kategorie „Ausgewogen“. Zeiträume: seit Jahresbeginn (bis Stichtag 30. 4.) und die Phase ab dem Einbruch der Börsen von 20. 2. bis 30. 4. | * Finabro: 50 % Aktien, 50 % Anleihen | *50 % Einzelaktien, 50 % Indexfonds-ETFs | ***100 % Indexfonds | **** Zeitraum: 20. 4. – 27. 4. Echtgeldtest Portal Brokervergleich | ***** Value-at-Risk-Limit von 11,5 % und bei einer typischen Aktien/Bond-Allokation von 50/50) im Savity Classic www.fondsprofessionell.at | 2/2020 183
vertrieb & praxis I robo-advisors Dieser von Finabro gesetzte Fokus auf das Rebalancing ist eine der Portfoliostrategien, die man bei Robo-Advisors oft findet. Auch der Invest Manager der Sparkassen legt Wert darauf. Beim Rebalancing wird darauf geach- tet, dass die Risikostruktur (Verhältnis Aktien/ Anleihen), die der Kunde gewählt hat, gleich bleibt oder wieder hergestellt wird (Anteils- verschiebungen finden ständig statt, etwa weil Aktien und Anleihen unterschiedlich hohe Wertgewinne haben). Im Unterschied dazu verfolgen zum Bei- spiel Savity und Scalable einen Value-at-Risk- Ansatz (VaR) – hier orientiert sich alles am wahrscheinlichen Verlustrisiko: Im Vorder- grund steht ein maximal erwarteter Verlust, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Zeitraums eintritt. Angesichts Søren Obling, Finabro, blieb auch während der Markt- dieser unterschiedlichen Zugänge ist erstaun- Stefan Schulmeister, Erste Asset Management, zeigt turbulenzen bei Buy and Hold und Rebalancing. lich, wie ähnlich die Anbieter gerade in Ex- sich mit der Erholung des „Invest Managers“ zufrieden. tremphasen abgeschnitten haben – Ausreißer Scalable. Unangenehm für beide Seiten: Scalable einmal ausgenommen. Bereich Robo-Advice einen Anstieg der Kun- Scalable – deutscher Marktführer mit viel Sci- den von 60 Prozent zum ersten Quartal ence-Know-how im Hintergrund und mit dem 2019“, sagt Enayati. ETF-Riesen Blackrock an Bord – war bisher Ähnliches ist aus Salzburg zu hören. Die immer eine Messlatte. Doch just der Platz- »Investmentprozesse Privatbank Spängler, die 2018 mit dem Robo hirsch wurde in der Krise schwer getroffen. beweisen sich über einen „Carl“ ihr altehrwürdiges Image aufpoliert Von 20. März bis 27. April steht ein Minus Konjunkturzyklus hinweg. hat, verschweigt zwar die genaue Perfor- von über 20 Prozent zu Buche. Das wirkliche Urteil mance (siehe Tabelle), doch auch hier blühen die digitalen Services aufgrund der Pandemie können wir erst sprechen, Keine voreiligen Schlüsse auf. Angesichts eingeschränkter persönlicher Der Schluss, dass Strategien mit aktivem wenn wir einen Zyklus Kontaktmöglichkeiten wenden sich die User Anteil in der Krise besser sind, sei deshalb absolviert haben.« dem Robo zu: „Das Verhältnis von Zu- und dennoch nicht zulässig, meint Savity-Chefin Karin Kisling, Savity Abflüssen liegt heuer bei sieben zu eins“, sagt Kisling und springt für Scalable in die eine Sprecherin. Bresche. „Es ist ein extrem kurzer Zeithori- Die Zuneigung der österreichischen Anle- zont, über den wir reden. Wir schauen auf drei ger dürfte auch anderen aufgefallen sein: Der Monate oder ein Jahr. Investmentprozesse Partner Bank: Einzelaktienerfolg Robo-Advisor Solidvest des deutschen Tradi- beweisen sich aber über einen Konjunktur- Top-Performer in der FONDS professionell tionsanbieters Dr. Jens Ehrhardt (DJE) will zyklus hinweg. Das wirkliche Urteil können Erhebung war übrigens ein Spezialist, der auf nach Österreich kommen. Eine Genehmigung wir erst sprechen, wenn wir einen Zyklus eine Mischform setzt: Eine der ausgewogenen der Aufsicht stand bei Redaktionsschluss noch absolviert haben“, so Kisling. Robo-Advisory-Strategien der Linzer Partner aus. Wie man hört, hat Solidvest schon einige Dass Robo-Advisory mit reinen ETF-Port- Bank, in der neben ETFs auch Einzelaktien österreichische Kunden, und man wolle hier folios auch in der Crash-Phase funktioniert, zum Einsatz kommen, überstand die heiße gern „Flagge zeigen“. Das Herausstellungs- zeigen zum Beispiel die Anbieter Dadat (lie- Phase mit einem Minus von nur 5,7 Prozent. merkmal von Solidvest: Der Robo geht rein ferte allerdings keine Infos zu seiner Krisen- Die Modelle hätten sich als sehr robust erwie- in Einzeltitel – also Aktien und Anleihen. „Die strategie) sowie Finabro. Finabro schlug sich sen und seien nicht verändert worden. Bei den Anlagestrategie ist der Output aus dem DJE- gut und hat nach Eigenangaben nichts an Direktinvestments habe sich bestätigt, „dass Researchteam. Solidvest ist im Wesentlichen seiner Strategie – einer Kombination aus die besten Einzeltitel dem Markt überlegen der digitale Zugang für die DJE Vermögens- „Buy and Hold“ und „Rebalancing“ – verän- sind, wenn sie in einer gut ausgerichteten Ver- verwaltung“, sagt Sebastian Hasenack, Leiter Foto: © Finabro, Klaus Ranger dert. „Wir versuchen nicht aktiv, die Krise mögensverwaltung gehalten werden“, sagt des digitalen Vermögensverwalters. Der durch Reduktion des Aktienanteils zu timen“, Bankvorständin Sarvenas Enayati. Die Vermö- Anbieter wartet jedenfalls mit einem kräftigen sagt Unternehmenschef Søren Obling. Die gensverwaltung in Direktaktien habe deutlich Statement auf: Am großen deutschen Robo- Kunden suchen sich ein diversifiziertes Port- weniger Verluste verzeichnet und sich auch Advisory-Markt hat es nur ein Konkurrent folio mit mehr oder weniger Risiko aus, und schneller erholt, so die Expertin. (Kapilendo) besser durch die Krise geschafft diese Portfolios würden wie gehabt periodisch Auch sie sieht derzeit enormen Zulauf: „Im (Zahlen Brokervergleich.de). überarbeitet, so Obling. ersten Quartal 2020 verzeichnen wir im EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP 184 www.fondsprofessionell.at | 2/2020
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