Die Energiewende in Rheinland-Pfalz - Die Klimaziele der rheinland
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Windräder • Foto: Cosima Lindemann Die Energiewende in Rheinland-Pfalz Eine Zerreißprobe für Gesellschaft und Naturschutz D ie Klimaziele der rheinland- mend flächig prägten. Daher stellten meinschaften verhindert werden können. pfälzischen Landesregierung sind sich 2012 auch alle zehn anerkannten Denn nur hier wäre eine nachvollzieh- ehrgeizig. Bereits 2014 wurde ein Naturschutzverbände des Landes gegen bare Alternativenprüfung möglich Landesgesetz zur Förderung des die entsprechenden Pläne der Landesre- gewesen. Aber anstatt sich im Rahmen Klimaschutzes verabschiedet. Obwohl im gierung. Die Verbände bekannten sich der Regionalplanung auf Kompromisse Klimaschutzkonzept des Landes zahlrei- eindeutig zum notwendigen Ausbau einigen zu können, war man gezwungen che Maßnahmen beschrieben sind, die der Windenergie und legten auch eine jeden Standort als Einzelfall abzuwägen. neben dem Ausbau erneuerbarer Ener- Strategie für ein mehrstufiges Planungs- Die vorgelegten Einzelplanungen zeigen gien bei der Erreichung der Ziele helfen verfahren vor. In diesem wäre die Regio- sich darüber hinaus auch allzu häufig als sollen, fokussiert sich die Debatte um die nalplanung aber ein zwingend erforder- mangelhaft. Am deutlichsten wurden die- Energiewende im Land seit vielen Jahren liches Steuerungsinstrument gewesen. se Mängel in Rechtsstreits, an deren Ende auf den Ausbau der Windenergie. Dies Dennoch entschieden die politischen es auch zur gerichtlichen Aufhebung hängt nicht zuletzt mit der Teilfortschrei- Entscheidungsträger*innen anders. Die rechtswidrig ergangener Genehmigungen bung des Landesentwicklungsprogramms Regionalplanung wurde geschwächt und kam. (LEP IV) im Jahr 2013 zusammen. Zent- der Ausbau der Windenergie auf kommu- ralste Änderung war die Verlagerung der naler Ebene vorangetrieben. Es folgte, wie Qualitätssicherung im Rah- Planungsebene: Seitdem wird der Ausbau befürchtet, eine massive gesellschaftliche men des Planungsprozesses der Windenergie in Rheinland-Pfalz nicht Auseinandersetzung. Insbesondere in mehr über Regionalpläne gesteuert, son- Regionen wie dem Hunsrück, in dem der Auch der NABU Rheinland-Pfalz sah sich dern vor allem auf kommunaler Ebene ungeregelte Ausbau besonders deutlich in den letzten Jahren gezwungen, Rechts- geplant. Zwar existiert eine Regionalpla- wurde, sind massive gesellschaftliche streits gegen Windenergiestandorte zu nung von Vorrangflächen für die Wind- Widerstände erwachsen. An Fragen zur führen. Dies wurde oft kritisiert. Eine energie, diese hat aber keine Ausschluss- richtigen Standortwahl, dem Schutz des Kritik, die vordergründig und mit Blick wirkung für die restlichen Flächen mehr. Landschaftsbildes, der Geräuschemissio- auf den Klimaschutz nahe liegen mag, vor Schon 2012 warnte der NABU Rheinland- nen oder des Artenschutzes entzweiten dem Hintergrund des Ziels des Verbands- Pfalz vor der Gefahr, dass ein in dieser sich nicht nur Dorfgemeinschaften. Auch klagerechts aber schwer nachvollziehbar Form ungeregelter Ausbau der Windener- innerhalb von Naturschutzverbänden ist. Mit dem Klagerecht haben Umwelt- gie nicht nur zu vermehrten Konflikten kam es zu Brüchen. verbände einen gesellschaftlichen Auftrag mit dem Naturschutz führen würde. erhalten. Hintergrund war, damals wie Auch die Akzeptanz der Windenergie Aus Sicht des NABU Rheinland-Pfalz hät- heute, dass der gesetzliche Artenschutz könne gefährdet werden, wenn Wind- ten viele dieser Konflikte mit einem Dia- ein enormes Umsetzungsdefizit aufweist. energieanlagen die Landschaft zuneh- log auf Ebene der regionalen Planungsge- Mit den Informations- und Beteiligungs-
NABU Rheinland-Pfalz Landesverband n igs en H ian Sebast NABU/ das kleine Bundesland Bremen hat we- Energiewende niger Personalstellen in diesem Bereich. in Rheinland-Pfalz Auch in den Naturschutzbehörden der weitestgehend abgebro- Kreise sieht es häufig nicht besser aus. chen. Aber es braucht in Rheinland-Pfalz Für den NABU ist es daher nicht verwun- dringend einen neuen Dialogansatz. Der derlich, dass es zu massiven Engpässen künftige Ausbau der Wind-, aber auch im Abarbeiten von Genehmigungsanträ- der Solarenergie sowie Strategien zur gen kommt. Energieeinsparung und Fragen, wie eine suffizientere Lebensweise erreicht werden kann, müssen Themen dieses Dialoges sein. Fehler der Vergangenheit müssen Konflikte werden auf aufgearbeitet und ausgebessert werden. dem Rücken geschütz- Fachstandards müssen erneuert und vor ter Arten ausgetragen allen Dingen müssen Behörden personell Rotmilan • Foto: Olaf Titko in die Lage versetzt werden, Planungen sowie den Klagerechten für Öffentlichkeit Anstatt an der Planungsstrategie und der sachgerecht abzuarbeiten. und Umweltorganisationen wollte man Personalausstattung der Behörden an- Es muss endlich begonnen werden, die daher eine gesellschaftliche Instanz schaf- zusetzen, wird aktuell von vielen Seiten jahrelangen Konflikte abzubauen und fen, die Behördenhandeln gerichtlich gefordert, den Ausbau der Windenergie zurück zu einer sachlichen Debatte zu überprüfen lassen kann. Auf diese Weise durch Aufweichung des Artenschutz- kommen, in der auch Raum für Probleme sollte, innerhalb unseres rechtsstaat- rechts zu beschleunigen. Dies ist nicht und deren Lösung sein muss. Denn nur lichen Systems, dem Naturschutz eine nur vor dem Hintergrund europäischer so kann eine naturverträgliche Energie- Stimme vor Gericht gegeben werden. Der Naturschutzgesetze, die den strengen wende gelingen und können Konflikte NABU Rheinland-Pfalz nimmt diese ge- Artenschutz nicht umsonst einfordern, im Land wieder abgebaut werden. Ein sellschaftliche Rolle ernst, weshalb er in eine Milchmädchenrechnung. Der Ausbau Schritt, den wir nicht zuletzt den kom- unterschiedlichster Weise von der Öffent- der Windenergie wird schon viel zu menden Generationen schuldig sind. lichkeitsbeteiligung aber auch den Klage- lange auf dem Rücken geschützter Arten rechten Gebrauch macht. Anders als oft ausgetragen. Die aktuelle Debatte um den angenommen, kann der NABU aber kein Energiewendeverhinderer Artenschutz Vorhaben verhindern. Er kann Mängel treibt diesen Konflikt auf die Spitze und Cosima Lindemann • Landesvorsitzende vor Gericht vortragen. Die Entscheidung, geht an den eigentlichen Problemen der ob eine Genehmigung aufgehoben wird, Energiewende vorbei. Arten wie der Rot- obliegt aber ausschließlich den Gerich- milan, für den Deutschland weltweit eine Foto: NABU/Eric Neuling ten. Wird am Ende eines Verfahrens eine besondere Verantwortung trägt, sind heu- Genehmigung aufgehoben, so geschieht te zum traurigen Sinnbild eines Konflik- dies also nur dann, wenn diese rechtswid- tes avanciert, der durch intelligente und rig erteilt wurde. Gewonnene Verfahren mutige Steuerungsmechanismen deutlich des NABU, wie das Klageverfahren gegen reduziert werden könnte. Aus Sicht des die Windenergieanlagen bei Birkenfeld, NABU muss es Raum für Artenschutz und zeigen, dass eine solche externe Überprü- für erneuerbare Energien geben. Es muss fung behördlicher Entscheidungen auch eindeutige Planungsräume für Wind- und durchaus notwendig ist. Solarenergie auf der einen und sichere Das zügige, sowie rechtssichere Abar- Ausschlussgebiete, die geschützten Arten beiten von Planungsvorhaben benötigt ausreichend Lebensraum sichern und aber nicht nur gute staatliche Vorgaben Menschen gleichzeitig auch die Erholung und hochwertige Planungsunterlagen in der Natur ermöglichen, auf der ande- von Projektierer*innen, sondern vor ren Seite geben. allem auch personell gut ausgestattete Naturschutzbehörden. Hier ist Rheinland- Pfalz aber deutschlandweit trauriges Blick in die Zukunft – ein Schlusslicht. Das rheinland-pfälzische Landesamt für Umwelt, das prädestiniert neuer Dialog muss her wäre Fachstandards zu entwickeln und deren einheitliche Umsetzung im Land zu Seit der Stellungnahme der Naturschutz- begleiten und untere Behördenebenen zu verbände zum LEP IV im Jahr 2012 ist beraten, zählt zu den am schlechtesten der Dialog zwischen Verbänden und besetzten Landesumweltämtern. Lediglich Landesregierung über die Zukunft der 2 NAT U RS C H U TZ heute
THEMA: AMPHIBIEN Landesweiter Einsatz für wandernde Frühjahrsboten D ie Tiergruppe der Amphibien mit Fröschen, Kröten, Un- Krankheiten und nicht heimische Fressfeinde, werden die meis- ken, Molchen und Salamandern bekommt nicht immer ten Amphibienarten in Deutschland bereits als gefährdet einge- die größte Aufmerksamkeit, ihre besondere Lebenswei- stuft. Da die Datenlage in Rheinland-Pfalz sehr schlecht ist, sind se fasziniert hingegen viele Menschen. Im Wasser aus Aussagen über aktuelle Bestandsentwicklungen der Arten nur einer Kaulquappe zum erwachsenen Tier verwandelt, finden sie unzureichend möglich. Dank vermehrter Meldungen in Internet- während ihres Lebens an Land zur Fortpflanzung immer wieder portalen sowie Zählungen der Tiere an den jährlichen Amphibi- an ihre Geburtsgewässer zurück. Durch ihre doppellebige, also enschutzzäunen, wird zumindest ein Teil der Vorkommen erfasst. amphibische Lebensweise, sind sie allerdings auf den Schutz Von den in Deutschland heimischen 21 Arten kommen 18 in beider Lebenswelten angewiesen. Durch Ursachen wie Straßen- Rheinland-Pfalz vor, nur der Alpensalamander, der Alpen-Kamm- verkehr, im Sommer austrocknende Tümpel, sich ausbreitende molch und die Rotbauchunke sind bei uns nicht anzutreffen. Erdkröte (Bufo bufo) Diese Krötenart ist noch relativ häufig an Amphibienschutzzäunen anzutref- fen (teilweise Massenwanderungen) und bei der Wahl ihrer Laichgewässer nicht besonders wählerisch. In Rheinland-Pfalz kommt sie im waldreichen Bergland bis 650 mNN vor, sowie auch in Parks oder Gärten. Die Weibchen sind mit bis zu 12 cm größer als die Männchen (bis 9 cm), da sie diese während der Paarungszeit bis zur Eiablage im Wasser auf dem Rücken tragen. Erdkröten • Foto: Sascha Schleich Feuersalamander (Salamandra salamandra) Als Vertreter der Waldarten kommt der bis 20 cm große Feuersalamander z. B. im Westerwald, im Taunus oder in der Eifel vor. Mit dem „Gefleckten Feuersalaman- der“ und dem „Gebänderten Feuersala- mander“ gibt es zwei Unterarten, die sich entsprechend des gelben Musterverlaufs unterscheiden. Ein aus Asien eingeschleppter Hautpilz, der sogenannte „Salamanderfresser“ (Batrachochytrium salamandrivorans) breitet sich seit einigen Jahren auch in Rheinland-Pfalz aus und stellt somit eine ernstzunehmende Gefahr dar. Umso wich- tiger ist es, Sichtungen über die Feuersa- lamander-Kampagne der „Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz“ auf www.SNU.RLP.de zu melden. Feuersalamander • Foto: Sascha Schleich Frühjahr 2020 3
NABU Rheinland-Pfalz THEMA: AMPHIBIEN Gelbbauchunke (Bombina variegata) Zur Kaiserzeit in Rheinland-Pfalz noch weit verbreitet, ist die nur ca. 4 cm große Unkenart heute selten geworden und nur noch in Ton- und Kiesgruben, Steinbrüchen oder auf Truppenübungsplät- zen anzutreffen. Das auffallende individuelle schwarz-gelbe Muster der Unterseite warnt Feinde vor dem Hautgift, das diese Unken bei Gefahr abge- ben (für Menschen leicht schleimhautreizend). WAS MACHT DER NABU FÜR DEN AMPHIBIENSCHUTZ? In den letzten Jahren wurden vom NABU-Landesverband einige Projekte ins Leben gerufen, um den gefährdeten Amphibienarten in Rheinland-Pfalz langfristig wieder mehr Lebensraum zurück- zugeben. Über das bundesweite und länderübergreifende Ver- bundprojekt „Lebensader Oberrhein“ sowie durch die langjährige Kooperation mit der Firma Erdal/Rex, konnten im Oberrheinge- biet zwischen Bingen und Bühl Vorkommen der dort mittlerwei- Gelbbauchunke • Foto: Bardo Petry le seltenen Laubfrösche und Knoblauchkröten gesichert werden. Die Anlage von Gewässern, der Kauf von Land und die Wiederver- nässung von Wiesen kommt auch vielen anderen Arten zugute. Gewässern. Vor allem betreuen sie jedes Jahr zur Wanderzeit im Zum Beispiel dem Weißstorch, der in den siebziger Jahren in Frühjahr viele Wochen lang in den Abend- und Morgenstunden Rheinland-Pfalz ausgestorben war und seit Ende der neunziger die lebensrettenden Amphibienschutzzäune an viel befahrenen Jahre wieder einen stabilen Brutbestand aufbauen konnte. Straßen. Aber die Arbeit lohnt sich nicht nur für Frosch und Co.: Wer würde seltene Amphibienarten in vom Menschen geprägten Den Tieren, die man rettet, so nah sein zu können, ist nicht nur Kies- oder Tongruben erwarten? Aber genau in diesen ehe- für Kinder ein prägendes Erlebnis! maligen oder teilweise noch aktiven Steinbrüchen findet die Einen Überblick wo und wann, wer im Land wandert, gibt die Gelbbauchunke ihren besonderen Lebensraum. Zusammen mit Schutzzaundatenbank auf www.Amphibienschutz.de. Zwecks den Landesbehörden beteiligt der NABU sich seit Jahren an der landesweiter Erhebung wird um das Eintragen aller betreuten länderübergreifenden Stärkung und Vernetzung von Gelbbauch- Zäune sowie auch das Melden überfahrener Tiere gebeten. Schau- unken-Vorkommen, z. B. in Tongruben im Westerwald. en Sie einmal rein! Fressen für den Artenschutz? Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, auch die extensive Beweidung mit Rindern Ann-Sybil Kuckuk oder Büffeln kann Lebensraum für Amphibien schaffen. Eines Naturschutzreferentin von vielen Beweidungsprojekten des NABU wird seit 2009 auf ehemaligen Flächen des Standortübungsplatzes Koblenz-Schmid- tenhöhe erfolgreich praktiziert. Auf der halboffenen Weideland- MITMACHEN? Info schaft werden die Kleingewässer durch die weidenden Tiere vom Der Amphibienschutz braucht immer helfende Zuwachs freigehalten, sodass sich Gelbbauchunke, Kammmolch Hände! Kontakte Ihrer örtlichen NABU-Gruppe finden Sie oder seltene Libellenarten bestens entwickeln können. auf: www.NABU-RLP.de Die Mitglieder des Landesfachausschusses Feldherpetologie Ehrenamt vor Ort unerlässlich sind erreichbar über: Feldherpetologie@NABU-RLP.de Auch das Melden von Arten über das Internetportal Ohne das großartige Engagement der Ehrenamtlichen im ganzen www.Naturgucker-RLP.de ist ein Land ginge es den Amphibienarten in Rheinland-Pfalz mit Si- wichtiger Beitrag. cherheit deutlich schlechter. Wer sich aktiv bei dieser wichtigen Aufgabe einbringen möchte, denn Helfer*innen werden immer gebraucht, ist beim Landesfachausschuss (LFA) Feldherpetologie INFOMATERIAL bestens aufgehoben. Dieser hat sich die Vernetzung der NABU- Vom NABU gibt es einen Flyer Amphibienschützer*innen im Land zum Ziel gesetzt. Neben „Amphibien in Rheinland-Pfalz“ regelmäßigen Austauschtreffen, werden Veranstaltungen wie sowie hilfreiche Geländeschlüs- ein landesweites Fachsymposium, gemeinsame Exkursionen und sel von Dietmar Glitz, die in der Infopost zu aktuellen Themen angeboten. Landesgeschäftsstelle bestellt Die vielen NABU-Gruppen kümmern sich direkt vor Ort um werden können: den Erhalt von Lebensräumen, wie die Anlage und Pflege von Kontakt@NABU-RLP.de 4 NAT U RS C H U TZ heute
THEMA: AMPHIBIEN Vor Ort für Kröte, Frosch & Co. aktiv Amphibienschutz in Rheinland-Pfalz rung vom Laichplatz zum Sommerlebens- raum – die Arbeit im Amphibienschutz verbessert werden kann. Gemeinsam mit dem NABU Lingenfeld betreut der NABU Bellheim einen Amphi- bienzaun zwischen Bellheim und West- heim, nachdem sie erst vor zwei Jahren über 100 überfahrene Kröten in Höhe des sogenannten Silbersees entdeckten. Auch hier sorgte der NABU durch Gespräche mit den zuständigen Behörden für die Aufstellung des Schutzzauns für die wan- dernden Amphibien und rettete bereits im ersten Jahr von Mitte Februar bis Fotos: Joachim Zürker Anfang Mai 2.200 Erdkröten und einige Springfrösche. Durch Info-Veranstaltun- gen machen die beiden NABU-Gruppen auf ihre Schutzprojekte aufmerksam und informieren Interessierte über die ge- fährlichen Wanderungen und möglichen Schutzmaßnahmen für Kröte, Frosch und Co. N eben zahlreichen anderen Auch das Ziehen der Zaunfurchen vor dem Auf- stellen der Schutzzäune wird ehrenamtlich vom Foto: Rolf Model NABU-Ortsgruppen sind auch NABU geleistet. die Gruppen in Bad Sobern- Beim Sammeln der Amphibien können auch heim, Bellheim und Lingen- schon die kleinen Naturschützer*innen helfen und erleben die geretteten Tier aus nächster Nähe. feld jedes Jahr ehrenamtlich für den Schutz von Amphibien im Einsatz. Auch 2019 betreute der NABU Bad Sobernheim wieder drei Krötenzäune bei Monzingen, Auen und Seesbach mit einer Gesamtlänge von 1.600 m. Von Anfang März bis Anfang April sorgten die ehren- amtlichen Naturschützer*innen dafür, dass Erdkröten, Grasfrösche und Molche sicher über die Straßen zu ihren Laich- gebieten gelangten. 3.634 Tiere konn- ten so alleine im letzten Jahr vor dem Überfahren gerettet werden. Bereits seit 1986 betreut der NABU Bad Sobernheim Schutzzäune für Amphibien und ermög- lichte so bis heute über 150.000 Amphibi- en die sichere Reise zu ihren Laichgewäs- sern. Neben dem aktiven Sammeln der Tiere während ihrer Wanderung, zählt u. a. auch das Ziehen der Zaunfurchen zu den Aufgaben der NABU-Gruppe. Aber auch der Kontakt zu den zuständigen Behörden wird gepflegt, damit zukünftig – beispielsweise durch das Errichten einer festen Leitanlage für die (Rück-)Wande- Frühjahr 2020 5
NABU Rheinland-Pfalz L ANDESWEITES VOGELMONITORING | NAJU Für den Schutz der Vogelwelt in Rheinland-Pfalz Pilotprojekt zum Vogelmonitoring startet ins zweite Jahr Mit finanzieller Unterstützung des Minis- zählten. Besonders hervorzuheben ist für größerer Erfahrung werden noch für das teriums für Umwelt, Energie, Ernährung die Saatkrähenzählung das Engagement Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) und Forsten Rheinland-Pfalz (MUEEF) der NABU-Ortsgruppe Worms. Allen gesucht, für das in Rheinland-Pfalz noch begann im Rahmen der „Aktion Grün“ ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ein einige Probeflächen nicht vergeben sind. 2019 die Umsetzung eines Pilotprojekts großes Dankeschön für ihren Einsatz im Vertiefende Informationen finden Sie auf im Artenschutz zum Auf- und Ausbau Artenschutz! der Projektseite im Internet unter einer angemessenen Organisationsstruk- Für den Graureiher sind die Ergebnisse www.vogelmonitoring-RLP.de. tur des Vogelmonitorings in Rheinland- bereits landesweit repräsentativ, für die Pfalz (s. Naturschutz in Rheinland-Pfalz Saatkrähe bestehen in einigen Regionen 2/2019, S.4–5). In die projektbegleitende (Pfalz, Westpfalz) noch Erfassungsdefizite, Arbeitsgruppe bringt sich u. a. auch die es ab 2020 abzubauen gilt. Derzeit der NABU Rheinland-Pfalz mit seinem laufen zudem Vorbereitungen für die Fachwissen ein. Auf Antrag der Gesell- Erfassung von Uferschwalben, seltene- schaft für Naturschutz und Ornithologie ren Spechten (Klein-, Mittel-, Grau- und Rheinland-Pfalz (GNOR) wird das Pilotpro- Schwarzspecht), Kiebitz, Wachtelkönig, jekt um ein weiteres Jahr bis 31.12.2020 Haubenlerche und Zaunammer. Gerade verlängert. 2019 standen vor allem die die Programme zu den Koloniebrütern Koloniebrüter Graureiher und Saatkrähe bieten auch für Personen mit wenig im Mittelpunkt der Zählungen, sodass Erfahrung einen idealen Einstieg in die Beobachter*innen die besetzten Nester Vogelkunde. in insgesamt 53 Graureiherkolonien (von Beobachter*innen mit besonders guter 67) und 90 Saatkrähenkolonien (von 195) Artenkenntnis und im Idealfall schon Alle an einer Mitarbeit an diesen Programmen oder an der Erfassung weiterer Arten interessierte Beobachter*innen in Rheinland-Pfalz sind gebeten, sich für weitere In- formationen direkt an den Projektleiter Dr. Christian Dietzen zu wenden (Friedhof- str. 10, 54550 Daun, E-Mail: christian.dietzen@gnor.de). Melden sollen sich zudem alle Arbeitskreise, Ortsgruppen oder Einzelpersonen, die bereits eigenständig lang- jährige Erfassungsreihen durchführen, um zu prüfen, ob und wie sich die Daten im Vorläufiges Ergebnis der Saatkrähen-Erfassung in Sinne des Vogelschutzes ggf. in den Datenbestand einbinden lassen. Rheinland-Pfalz 2019. NAJU Termin-Highlights 2020 NAJU-Fortbildungen NAJU-AUSBILDUNGSSEMINAR UMWELTPÄDAGOGIK 24.–26. April. und 8.–10.Mai Veranstaltungsorte: Jugendherberge Darmstadt und Lenneberg- wald Mainz An zwei Wochenenden werdet ihr mit rechtlichen, pädago- gischen und praktischen Inhalten auf die Durchführung von Freizeiten für Kinder und Jugendliche sowie auf allgemeine Gruppenleitung vorbereitet. In Kombination mit einem externen Erste-Hilfe-Kurs könnt ihr die anerkannte Jugendlei- tercard (JuLeiCa) bei uns erwerben. Eine Teilnahme ist Fotos: NAJU RLP ab 16 Jahren möglich. Ab 16 Jahren kann man an zwei Wochenenden beim NAJU-Ausbil- dungsseminar Umweltpädagogik auf die Durchführung von Frei- zeiten für Kinder und Jugendliche vorbereitet werden. 6 NAT U RS C H U TZ heute
NAJU Geschlechterrollen und -zuschreibungen mit Kindern zu reflek- tieren und gemeinsam aufzubrechen. Wertschätzungskultur | Sa, 20.6. | 10–14 Uhr | Mainz FORTBILDUNGSREIHE „WERTSCHÄTZUNG UND RESPEKT!“ Wie machen wir Vielfalt für Kinder als Stärke erlebbar? Mit Hilfe Bei der Fortbildungsreihe lernen wir einen Raum zu gestalten, der Betzavta-Methode lernen wir erfahrungsbasierte Übungen in dem sich alle jungen Menschen wohlfühlen – unabhängig von zur Förderung einer diversitätsbewussten Anerkennungskultur Herkunft, Aussehen, Geschlecht oder Glauben. Die Reihe besteht kennen. aus drei Terminen, die unabhängig voneinander besucht werden können. Die Teilnahme ist kostenlos. NAJU-FORTBILDUNG „PRÄVENTION SEXUALISIERTER GEWALT“ Vorurteile und Stereotype | Sa, 7.3. | 10–14 Uhr | Mainz 3. Oktober 2020 in Mainz Wie können wir Kinder für die Auswirkungen ihres eigenen Was ist sexualisierte Gewalt? Wie kann ich erste Anzeichen dazu Handelns und Sprechens auf andere sensibilisieren? Wir erarbei- erkennen? Was ist zu tun, wenn ein Verdacht oder sogar ein ten Interventionsmöglichkeiten mit dem Ziel, einen diskriminie- Tatbestand vorliegt? Ein*e Referent*in führt uns in das sensible rungssensiblen Raum zu gestalten und anzubieten. Thema von Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt ein und Geschlechtergerechtigkeit | So, 19.4. | 11–15 Uhr | Mainz gibt Informationen zu Vorgehensweisen und Handlungsmöglich- Welche Privilegien und Rollenzuschreibungen gibt es unter keiten bei Anzeichen von sexuellen Übergriffen und Gewalthand- Kindern auf Grund der Geschlechtszugehörigkeit? Wir lernen, lungen. NAJU-JUGENDUMWELTFESTIVAL NAJU-Veranstaltungen Sei vom 21. bis 24. Mai 2020 bei DO 17. NACHHALTIG. dabei – UTOPIEN MIT DEM dem Jugendumweltfestival für alle ab 16 Jahren. In Almke bei RAD ERFAHREN Wolfsburg erwartet dich ein unvergessliches Wochenende mit 5.–7. Juni 2020 vielfältigen Aktionen und guter Musik. Infos und Anmeldung Veranstaltungsorte: unter: www.NAJU.de/jugendumweltfestival Mainz und Umgebung Du möchtest … KOMM ZUR NAJU-LANDESVERSAMMLUNG 2020 UND REDE MIT! … sehen, wie wir Zukunft ge- Wir laden alle NAJU-Mitglieder zwischen 12 und 27 Jahren sowie stalten können? alle Interessierten zur NAJU-Landesversammlung 2020 ein! … erFahren, wie wir nachhaltig Die NAJU ist ein demokratisch organisierter Verein. Ab einem und naturverträglich leben Alter von 12 Jahren hast du als NAJU-Mitglied die Möglichkeit Fotos: NAJU RLP können? auf der jährlichen Landesversammlung den NAJU-Vorstand zu … mit Vorreiter*innen ins Ge- wählen und ab 16 Jahren kannst du dich selbst zur Wahl stellen spräch kommen und dich von und die Arbeit deines Vereins maßgeblich mitgestalten! ihnen inspirieren lassen? Wann? Samstag, 27.6., 14–16:00 Uhr: Rückblick & Wahlen; ab Dann schwing dich mit uns aufs Rad! 16:00 Uhr: gemeinsames Grillen Ein Wochenende erstrampeln wir inspirierende Projekte in Wo? Biowiese an der Uni Mainz Rheinland-Pfalz, spinnen Ideen weiter und stärken uns in unse- Neben Rückblick & Wahlen erwarten euch Kennenlern- und rem Engagement! Für einen lebendigen Austausch freuen wir Auflockerungsspiele und beim gemütlichen vegetarisch-veganen uns, wenn Menschen unterschiedlichster Altersgruppen ab 16 Grillen gibt es genug Zeit zum Austausch & Quatschen! Jahren teilnehmen. Du bist neugierig, was man im Vorstand machen kann, hast aber Aktuelle Infos zur Radtour gibt es unter www.NAJU-RLP.de keine genaue Vorstellung davon? Schreib eine Mail an sina.hoffmann@NAJU-RLP.de Anmeldungen bis 19. Juni bitte an: Info@NAJU-RLP.de. Weitere Infos auf www.NAJU-RLP.de Bei der NAJU-Landesversammlung haben alle NAJU-Mitglieder zwischen 12 und 27 Jahren die Möglichkeit mitzureden. Ein lebendiger Austausch zu Themen rund um Natur und Nachhaltigkeit erwar- tet alle ab 16 Jahren bei der Radtour „Utopien erFahren“. 7
NABU Rheinland-Pfalz NAJU NAJU als eine Werkstatt der Demokratie Wir leben Vielfalt und Mitbestimmung „Demokratie kann man keiner Gesellschaft aufzwingen, sie ist auch kein Geschenk, das man ein für alle Mal in Besitz nehmen kann. Sie muss täglich erkämpft und verteidigt werden.” Heinz Galinski, erster Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland (1912–1992) 2020: Ein neues Jahrzehnt beginnt und wir stellen uns die Frage: Was sind die kommenden Herausforderungen? Unsere Ant- Foto: NAJU RLP worten: Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität und Schutz der Demokratie. Die Demokratie ist herausgefordert, denn rechte Positionen gewinnen an Zulauf. Die öffentliche Diskussion ist von rechten Zusammenhalt & Vielfalt: dafür steht die NAJU ... Themen geprägt und beinhaltet zunehmend entmenschlichende Formulierungen im Netz und in den Medien. Gleichzeitig verun- Position für Vielfalt und gegen Rechts sichern die kürzlichen Gemeinnützigkeitsentzüge verschiedener In der NAJU sind alle Kinder unabhängig von Herkunft, Ausse- Organisationen wie dem „Verein der Verfolgten des Nationalre- hen, Geschlecht, Glauben oder Beeinträchtigung willkommen. gimes – Bund deutscher Antifaschistinnen und Antifaschisten“ Vielfalt bedeutet für uns nicht nur eine Bereicherung für die (VVn-BdA) die Teilnahme von zivilgesellschaftlichen Organisatio- Gesellschaft, sondern auch für unseren Verband [1]. Die NAJU po- nen am demokratischen Diskurs. sitioniert sich entschieden gegen das entwertende Menschenbild Zusätzlich versuchen rechte Gruppierungen Natur- und Umwelt- von rechten Gruppierungen. Mitglieder, die ein damit unverein- schutzthemen zu vereinnahmen, um damit in die Mitte der Ge- bares Verhalten zeigen, werden aus dem Verband ausgeschlossen. sellschaft zu gelangen. Sie nennen sich „natürlich deutsch“ oder Vielfalt aktiv fördern sprechen von „Heimatschutz“ und verbinden so Naturbegriffe Nicht alle Menschen haben den gleichen Zugang zu Vereinsstruk- mit Nationalismus. Gleichzeitig zweifeln sie den wissenschaftli- turen oder wissen überhaupt, dass es Verbände wie die NAJU chen Konsens vom menschengemachten Klimawandel an. gibt. Um eine bunte Teilhabe in der Gesellschaft und in unserem Was bedeutet Demokratie? Verband zu ermöglichen, setzt sich die NAJU aktiv dafür ein, Demokratie bedeutet die Gestaltung der Mitwelt (Lebensraum Barrieren zum Mitmachen abzubauen. von Pflanzen, Tieren und Menschen) durch alle Bürger*innen. Kooperieren und unterstützen Formen politischer Beteiligung sind z. B. Wahlen, Mitarbeit Die NAJU arbeitet zusammen mit Organisationen oder Personen, in einer Partei oder einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die sich gewaltfrei für Demokratie und Vielfalt einsetzen, und politischer Protest oder die Unterzeichnung von Petitionen. unterstützt diese [2]. Wir kooperieren mit Stadtteiltreffs und Grundwert der Demokratie ist die Achtung der Menschenwür- vernetzen uns mit migrantischen Selbstorganisationen oder de. Das bedeutet, dass alle Menschen den gleichen Wert und die Vereinen für sozial benachteiligte Kinder. gleichen Rechte haben – unabhängig von Herkunft, Glauben, Pädagogisch fortbilden sexueller Identität und Orientierung oder körperlicher bzw. Wo Kinder aus unterschiedlichen Lebenswelten aufeinandertref- geistiger Behinderung. Dazu gehören z. B. die Gleichheit aller vor fen, kann es zu Vorurteilen und Konflikten kommen. Um unsere dem Gesetz, die Meinungsfreiheit und das Recht auf Teilhabe am Teamenden zu befähigen, diese Situationen aufzufangen, bieten gesellschaftlichen Leben. wir pädagogische Fortbildungen an (siehe „Wertschätzung und Jugendverbände als „Werkstätten der Demokratie“ Respekt“ S. 7). In der NAJU sind demokratische Strukturen für junge Menschen Zivilgesellschaftliches Engagement schützen erlebbar. NAJUs stimmen über den nächsten Ausflug ab oder or- Gemeinsam mit anderen Jugendverbänden aus Rheinland-Pfalz ganisieren eigenständig Freizeiten. Bei Diskussionen im Freizeit- erarbeitet die NAJU ein Positionspapier, um die politische Arbeit team, in Gruppenstunden oder im Vorstand werden Kontroversen von Jugendverbänden im Rahmen der demokratischen Grundord- sichtbar, verschiedene Meinungen ausgehandelt und gemeinsam nung zu gewähren und dabei ihre Gemeinnützigkeit zu schüt- Entscheidungen gefunden. Auf Fridays for Future-Demos üben zen. So stellen wir sicher, dass wir unsere Positionen weiterhin wir politischen Protest und geben durch Partizipationsprojekte nach außen tragen und überlassen rechten Argumentationen wie „Du bist dran!“ Kindern eine Stimme in der Politik. In der nicht den öffentlichen Raum. NAJU treffen Kinder aus unterschiedlichsten Lebenskontexten Für all das setzen wir uns voller Überzeugung ein. Denn bei der aufeinander und entwickeln Empathie füreinander. NAJU gilt: Jeder Mensch ist ein Unikat und verdient Respekt! [1] Siehe dazu auch: NABU Satzung § 2 (3), NAJU Position 2016 „Für Demokratie und Vielfalt“ [2] NAJU Position 2016 „Für Demokratie und Vielfalt“ Impressum: NABU Rheinland-Pfalz | Frauenlobstr. 15-19 | 55118 Mainz | Tel.: 06131.140 39-0 | Fax: 06131.140 39-28 | Kontakt@NABU-RLP.de | www.NABU-RLP.de NAJU Rheinland-Pfalz | Frauenlobstr. 15-19 | 55118 Mainz | Tel.: 06131.140 39-27 | Fax: 06131.140 39-28 | Info@NAJU-RLP.de | www.NAJU-RLP.de V.i.S.d.P.: Torsten Collet | Grafik: Marco Fellner | Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG | Frankfurter Str. 168 | 34121 Kassel Spendenkonto: NABU Rheinland-Pfalz | IBAN: DE38 5519 0000 0291 1540 45 | BIC: MVBMDE55 8 NAT U RS C H U TZ heute
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