Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
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12 1 9 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN www.kirchenbote-sg.ch Die Geburt des Robotermenschen SEITE 4 SEITE 15 SEITE 16 Rückkehr Gottes Regisseur Rhythmus SCIENCE-FICTION ALS ERLÖSERIN IN DER SCIENCE-FICTION MIT «SCHRÄGER» IDEE AUF DEM KLAVIERSTUHL
EDITORIAL IM ANFANG Campieren im Advent Liebe Leserin, lieber Leser Modernes Gleichnis Durch Science-Fiction betrachten wir das Hier und Jetzt aus neuer Perspektive Am 20. Dezember ist es so weit. Der Text | Bild: Tobias Claudy, Pfarrer, Wildhaus neue Star-Wars-Film kommt in die Ki- nos. «Der Aufstieg Skywalkers» wird Vision oder Wahn – vom unbegrenzt tech- wühlt. Leben und Liebe, Tod und Teufel, Gott von den Fans sehnlich erwartet. Dut- nisch Möglichen, von unendlichen Weiten, und die Welt – nichts Neues unter der Sonne. zende von ihnen werden schon Tage von neuen Welten, von ungeahnter Bedro- Wir sind geübt darin, beunruhigende Impulse vor dem Filmstart vor dem Kino in Los hung: Es wäre einfach, Science-Fiction als ruhigzustellen, indem wir sie ins Altvertraute Angeles campieren, wie schon bei den blosses Entertainment abzutun. zähmend einordnen. Neuer Wein in alten Schläuchen. letzten Star-Wars-Filmen. 2015 hat gar Zu einfach. Denn wenn man sich vom Seich- ein Paar an der Premiere geheiratet. ten ins Tiefgründige wagt, warten Fragen, ALTER WEIN IN NEUEN SCHLÄUCHEN Zwölf Tage hat es vor dem Kino ausge- Denkanstösse und Aufrüttler. Wer in eine Ge- Science-Fiction, wenn sie ernsthaft ist, kann harrt. schichte eintaucht, sich von ihrer Dynamik ein neuer Schlauch sein, für alten wie für führen lässt, sich ihre Denkweise zu eigen neuen Wein. Ein Gefäss für Fragen, denen wir Auch der Messias wurde sehnlich er- macht, dem können sich neue Welten eröff- im gewohnten Rahmen lieber ausweichen. wartet. Doch bei der Geburt Jesu gab es nen, Horizonte verschieben und Lichter auf- Ein Hintergrund aus fiktiven Welten, Wesen keine campierenden Fans, keinen roten gehen. Warum aber sollte man elementaren und Werten, um Wahrheiten für unsere Reali- Teppich und keine Stars. Wobei, ganz Fragen unserer Existenz nicht in Erzählungen tät zu formulieren – sozusagen im geschütz- stimmt das nicht: Lukas erzählt von den oder Studien nachgehen, die in der realen ten Rahmen fremder Räume und Zeiten. Hirten, die auf dem Feld übernachten, Welt verankert sind? Warum die Verfremdung Ernsthafte Science-Fiction ermöglicht einen und Matthäus lässt die Weisen aus dem durch Science-Fiction? Weil Verfremdung den Perspektivenwechsel, ein Gedankenexperi- Morgenland herbeipilgern. Sie folgen Blick klärt und den Geist aufklärt. ment, mit dem Anspruch, das Hier und Jetzt dem Stern und suchen den Erlöser. zu kommentieren. WAS DEN ALLTAG DURCHBRICHT Erlöserfiguren sind in Science-Fiction- Mit tiefen Fragen des Lebens gehen wir meist SCIENCE-FICTION ALS GLEICHNIS Büchern und -Filmen zentral. Oft sind pragmatisch, bequem und schmerzauswei- Ähnlich wie ein Gleichnis Jesu, bei dem wir es einfache, unscheinbare Menschen, chend um: mit bewährten Antworten, einge- uns – wenn wir ehrlich sind – ja auch schwer die über sich hinauswachsen, um die übten Bewältigungsstrategien, routiniertem tun, es in eine tröstlich-nichtssagende Schub- Welt zu retten, ohne dabei an sich Blick. Dabei gibt es Themen, die unseren All- lade einzuordnen. Denn es fordert uns her- selbst zu scheitern (S. 3). Ja, der tech- tag durchbrechen: Sterben und Tod, göttli- aus und wandelt uns. Es könnte sich lohnen, nologische Fortschritt selbst wird ches Gegenüber, Ambivalenz von Beziehun- Science-Fiction wie ein modernes Gleichnis manchmal als Erlösung angepriesen. gen, Infragestellung traditioneller Werte. zu erschliessen. Denn: Wahrheit und Wahr- Doch darauf hat die Science-Fiction ei- Doch wir gehen in der Regel möglichst bald haftigkeit machen uns frei. Ob auf blauen zur Tagesordnung über, die uns weniger auf- oder roten Planeten. Ŷ nen überraschend kritischen Blick. Denn technologische Entwicklung kann in den Untergang führen (S. 7). Und der Mensch mit all seinen Ecken und Kan- ten bleibt ambivalent (S. 4). Doch was macht den Menschen über- haupt aus? Was unterscheidet uns von täuschend echten Robotermenschen, wenn es sie denn gäbe? Im Lesekreis der Kirchgemeinde Straubenzell wird angeregt darüber diskutiert (S.14). Vielleicht verbringen Sie den Advent zu Hause und freuen sich auf Weihnach- ten. Vielleicht cam- pieren Sie vor dem Kino und können den neuen Star-Wars-Film kaum erwarten. Ob zu Hause oder vor dem Kino: Der Kir- chenbote verkürzt die Wartezeit.Ŷ Stefan Degen Drei Fotos aus dem Toggenburg, überlagert. Die Verfremdung führt zu neuen Sichtweisen. 2 AUSGABE 12/2019
THEMA der Handlung entdecken sie ihr Potenzial und ihre wahre Bestimmung. Doch dabei merken sie, dass die Kräfte, die sie nutzen, anfällig sind für Missbrauch – auch von ih- nen selbst. Die Grundfragen solcher Ge- schichten sind ähnlich, von Narnia über Star Wars bis Spiderman: Finden diese Helden ei- nen massvollen Umgang mit den eigenen Kräften und den Kräften ihrer Welt? In unse- rem Zeitalter lässt sich diese Frage auf den Umgang mit neuen Technologien übertragen. Science-Fiction tut dies, indem sie den wis- senschaftlichen Fortschritt weiterdenkt. LASERSCHWERTER UND BESEN Die Gattung Fantasy zeigt eine Neigung zu christlichen Themen. Vielleicht, weil die «Ur- väter» Lewis und Tolkien beide bekennende Christen waren. Aber auch, weil die Gattung sich dazu eignet, über Glaube, Gerechtigkeit, Die Grundfragen der Geschichten sind ähnlich – von Narnia über Star Wars bis Spiderman. Pfarrer Mike Gray begeisterte sich schon als Kind für Fantasy. Macht und das Göttliche nachzudenken. Das sind Themen, mit denen auch ich mich als Pfarrer beschäftige. Im realen Leben, auf «un- Ein Nobody rettet die Welt serer» Seite des magischen Kleiderschranks: Was ist Sein und was ist nur Schein? Welche Wahrheiten stecken in den Geschichten – Ein Grundmuster von Fantasy und Science-Fiction erinnert an Weihnachten selbst wenn Besen fliegen, Laserschwerter Text: Mike Gray, Pfarrer, Winterthur | Foto: zVg zischen und Bäume reden? Fantasy und Science-Fiction handeln oft «Der Herr der Ringe» des britischen Autors WEIHNACHTEN KOMMT von unscheinbaren Helden, die über sich J.R.R. Tolkien. Andere nehmen unsere Welt Wenn «Der Aufstieg Skywalkers» am 20. De- hinauswachsen. Gelingt es ihnen, mit ihrer als Ausgangspunkt. So wird Narnia zuerst zember im Kino erscheint, werde ich mich Macht massvoll umzugehen? von englischen Kindern in den 1940er-Jahren mit grösstem Vergnügen der Star-Wars-Welt betreten, während Harry Potter, ein briti- widmen, der Welt von Jedis, Sith und einer Ewig Winter, aber nie Weihnachten. Davon ambivalenten Macht. Ich bringe dabei die erzählt der britische Autor C.S. Lewis in gleiche Überzeugung mit, die C.S. Lewis seinem epochalen Roman «Der König von Die Hexe hält das Land im schon damals inspirierte, als er Narnia ent- Narnia», der nächstes Jahr seinen 70. Ge- ewigen Winter gefangen, warf: So zwiespältig unser Menschenleben burtstag feiert. Die Geschichte handelt von ohne dass je Weihnachten auch aussehen mag, Weihnachten wird nie einem Land namens Narnia, wo Tiere reden, kommt. ganz ausbleiben. Diese Hoffnung drücken wo Menschen als Mythos betrachtet werden Menschen immer wieder neu aus. Auch in und wo eine Hexe das Land im ewigen Winter der Welt von Fantasy und Science-Fiction. Ŷ gefangen hält, ohne dass je Weihnachten scher Millennial, seine Schuljahre in Hog- kommt. Vier Kinder aus unserer Welt gelan- warts um die Jahrtausendwende verbringt. gen durch einen magischen Kleiderschrank Andere Geschichten finden in einer hoch- Mike Gray nach Narnia. Dort werden ihre Leben verän- technologischen Welt statt, wie die Star- dert, durch die Liebe und Opferbereitschaft Wars-Filme. Mike Gray ist Pfarrer an der Stadtkirche des Königlöwen Aslan. in Winterthur. In seiner Dissertation an EINFACHE MENSCHEN ALS HELDEN der Universität Zürich untersuchte er UNMÖGLICHES WIRD MÖGLICH Diese Geschichten verbindet aber mehr als Zusammenhänge zwischen Fantasy und Science-Fiction und Fantasy entwerfen Wel- die Vorstellung einer Welt, in der Unmögli- Religion. Mike Gray ist in den USA gebo- ten, in denen Dinge geschehen, die sonst un- ches möglich wird. Sie handeln von einfa- ren und in Sizilien, London und Budapest möglich sind. Manche dieser Welten wirken chen Menschen, die am Anfang keine beson- aufgewachsen. (sd) Ŷ vormodern, wie Mittelerde in der Trilogie deren Fähigkeiten besitzen. Erst im Verlauf WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
THEMA Daniel Cojocaru betrachtet den Robotermenschen Roy (Rutger Hauer), wie er vor seinem «Tod» eine ergreifende Rede hält. In der berühmten Szene aus «Blade Runner» (1982) betont Roy, dass seine Erinnerungen ihn zu einem einzigartigen Wesen machen. Menschliche Abgründe bleiben Trotz Fokus auf Wissenschaft und Technik ist die Welt der Science-Fiction voll von religiösen Bezügen Text: Daniel Cojocaru, Anglist | Fotos: Stefan Degen Science-Fiction träumt vom wissenschaft- ders deutlich ist dies im Star-Trek-Univer- Klingonen, danach gegen die gerissenen lichen Durchbruch und technologischen sum, bekannt durch den spitzohrigen Vulka- Romulaner und schliesslich gegen die ruch- Fortschritt. Der Mensch aber mit all seinen nier Spock. Nach dem dritten Weltkrieg Mitte losen Kardassianer. Die Feinde gehen nicht Ecken und Kanten bleibt ambivalent. Und des 21. Jahrhunderts stellt sich der Weltfrie- aus, trotz technologischem Fortschritt. damit bleibt die Frage nach Gott bestehen. de ein: Alle Krankheiten werden besiegt, alle Menschen haben genug zu essen, man kann COMPUTERHÖLLE FÜR DIE TOTEN Gott hat keinen Platz in der Welt der Scien- Nahrungsmittel direkt aus Energie gewinnen. In der materiellen Science-Fiction-Welt ver- ce-Fiction. Zumindest auf den ersten Blick. Wie von Wunderhand, aber eben durch Tech- schwinden neben Gott auch Himmel und Höl- Science-Fiction handelt von fiktivem wissen- nologie. Die Menschheit findet ihren Platz in le, zumindest als fassbare Orte. Sie bleiben in schaftlichem Fortschritt. So katapultiert fast schon ironischer Weise jedoch im Jules Verne in seinem Roman «Von der Erde menschlichen Herzen bestehen. In Iain zum Mond» schon 1865 eine Rakete zum Trotz Fortschritt Banks’ «Surface Detail» (2010) erschafft eine Mond. Dieser ist ein durch und durch materi- ist nicht alles Friede, Freude, ausserirdische Spezies eine von Computern eller Ort. Das mittelalterliche Weltbild sah im technologischer Eierkuchen. generierte, simulierte Hölle, in welcher die Weltall den spirituellen «Äther», den Wohn- Toten gefoltert werden. Die Computerhölle sitz Gottes. Bei Jules Verne hingegen wird dient als Drohkulisse gegenüber den Leben- der Weltraum zum wissenschaftlich erforsch- der interstellaren zivilisierten Gemeinschaft. den, um sie zu gewünschtem Verhalten zu baren Raum. Science-Fiction beginnt mit der Doch selbst in dieser Welt ist nicht alles Frie- zwingen. Dieses Vorhaben zeugt von den modernen Wissenschaft – ohne «Science» de, Freude, technologischer Eierkuchen. dunkelsten menschlichen Abgründen. Banks keine Science-Fiction. Denn die Menschen selbst sind nicht besser zeigt eindrücklich auf, dass auch eine tech- geworden, sondern bloss die Technologie. nologisch entwickelte Gesellschaft ein finste- MIT TECHNOLOGIE INS PARADIES Die Machtkämpfe haben sich einfach von res Herz besitzt, das durch Technologie und Science-Fiction träumt von einer Welt, in der einzelnen Planeten auf die Ebene der Galaxi- Fortschritt nicht erklärt werden kann, ge- nicht Gott das Paradies schafft, sondern die en verschoben. Zunächst kämpft die Födera- schweige denn durch Technologie und Fort- Wissenschaft und die Technologie. Beson- tion der Planeten gegen die kriegerischen schritt verschwindet. 4 AUSGABE 12/2019
THEMA RACHE AM SCHÖPFER gibt». Hatte er denn überhaupt einen «Geist»? Gott mag zwar verschwunden sein, der Als ihn der Kopfgeldjäger Rick Deckard (Har- Daniel Cojocaru Mensch mit all seinen Ecken und Kanten ist rison Ford) zur Strecke bringt, streckt Roy aber nach wie vor da. Das zieht sich durch seine Hand gen Himmel und weist eindring- Daniel Cojocaru hat in Zürich Englische viele Science-Fiction-Werke. So auch durch lich auf seine einzigartige Existenz hin: «Ich Literatur studiert und in Oxford dokto- Mary Shelleys Frankenstein (1818). Franken- habe Dinge gesehen, die die Menschen nicht riert. In seiner Dissertation untersuchte stein gelingt es, einen künstlichen Menschen er Dystopien – Science-Fiction-Szenarien, zu bauen. Dieser ist ihm kräftemässig weit die im Desaster enden. Er lebt in Winter- überlegen, aber hässlich. Angewidert und Auch Science-Fiction stellt thur und interessiert sich besonderes für eingeschüchtert von seinem eigenen Ge- die Frage nach Auferstehung. christliche Motive in Film und Literatur.Ŷ schöpf, flieht Frankenstein und lässt es al- lein. Doch erst durch diese feige Flucht macht Frankenstein das Geschöpf zum Mons- glauben würden. Lodernde Angriffsschiffe tercloud, beispielsweise Dropbox. Wenn der ter: Es verbittert. Aus Einsamkeit und Enttäu- unweit der Schulter Orions. Ich sah C-Strah- Körper eines Androiden stirbt, wird das Be- schung, seinen Schöpfer nicht kennenlernen len glitzern in der Dunkelheit nahe des Tann- wusstsein ins Wiedergeburtsschiff geladen zu können. Nun trachtet es nach Rache. häuser Tors. All diese Augenblicke werden und dort in einen neuen Körper eingesetzt. mit der Zeit verloren gehen, wie Tränen im Handelt es sich da noch um die gleiche Per- ROBOTERMENSCHEN Regen. Zeit zu sterben.» Mit seinem letzten son? Die Androiden zweifeln. Frankensteins Monster ist ein Vorbild für die Atemzug fliegt eine weisse Taube zum Him- Androiden – Roboter in Menschengestalt. Sie mel und hinterlässt Deckard im Zweifel darü- bevölkern eine ganze Reihe von Science-Ficti- ber, ob der Android Roy nicht doch eine See- Der Heilsbringer Anakyn on-Werken. In Ridley Scotts «Blade Runner» le besitzt. Woher käme sie denn? Seine Her- Skywalker erinnert an eine (1982) rebellieren die versklavten Androiden steller haben keine programmiert. Christusfigur. gegen ihre menschlichen Herrscher. Diese fürchten sich vor ihren eigenen Geschöpfen. AUFERSTEHUNG ALS DOWNLOAD Deshalb haben sie ihre Lebenszeit auf vier Damit stellt Science-Fiction die Frage, ob der So nähert sich Science-Fiction dem Thema Jahre beschränkt. Dagegen begehren die Mensch über seinen Körper hinaus einzigar- der Auferstehung. Es hängt mit folgender Androiden auf. Ihr Anführer Roy (Rutger tig ist. In der Neuauflage der TV-Serie «Battle- Frage zusammen: Ist die Person – das, was Hauer) möchte von seinem Schöpfer wissen, star Galactica» (2004 – 2009) verfügen die den Menschen ausmacht – an ihren Körper wieso er ihn erschaffen hat. Und wieso seine Androiden über sogenannte «Wiedergeburts- gebunden? Ähnliche Fragen beschäftigen Modellreihe nach vier Jahren «den Geist auf- schiffe». Diese funktionieren wie eine Compu- auch die Jünger im Neuen Testament, als sie dem auferstandenen Christus begegnen. Er ist der Gleiche, man kann seine Wundmale berühren. Trotzdem läuft er durch Wände und ist verändert. Wie soll die Auferstehung der Toten funktionieren, wenn der Körper doch in der Erde verrottet? DARTH VADER ALS GEFALLENER ENGEL Star Wars verlässt dazu die materielle Welt der Science-Fiction und flüchtet ins Überna- türliche: Eine «Macht» kann Tote zurückbrin- gen. Dieselbe «Macht» zeugt mit einer Frau den Heilsbringer Anakyn Skywalker, eine Er- löserfigur, die an Christus erinnert. In seiner Zeugung klingt die Weihnachtsgeschichte an. Später wird Anakyn Skywalker vom Bösen korrumpiert und verwandelt sich wie ein ge- fallener Engel in Darth Vader. DIE RÜCKKEHR GOTTES Mehr und mehr scheint sich in zeitgenössi- scher Science-Fiction die Erkenntnis durch- zusetzen, dass nicht alles durch Technologie erklärt werden kann und muss. Oder wie es der Erzähler der «Expanse»-Reihe (Ty Franck, Daniel Abrahams) ausdrückt: «Das Univer- sum ist immer merkwürdiger, als du denkst.» Das Übernatürliche und vielleicht gar Gott scheinen in der langen Entwicklung des Gen- res wieder einen Platz im Science-Fiction- Der Anglist Daniel Cojocaru doktorierte zu Science-Fiction. Hier in seiner Star-Trek-Uniform. Universum gefunden zu haben. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
BUCHTIPPS Gentechnik radiert Gott aus In «Oryx und Crake» zeichnet Margaret Atwood eine düstere Welt, in der die Gentechnik keine Grenzen kennt Text: Daniel Cojocaru | Bild: Piper Ist es möglich, durch Gentechnik einen Schwein dient als Organ-Ersatzteillager. Und her: Das erste transplantierte Schweineherz neuen, besseren Menschen zu erschaffen? die «Wolvogs» sehen zwar aus wie zahme scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Atwoods «Oryx und Crake» ist sechzehn Hunde, sind aber wild wie Wölfe, genetisch Jahre nach Erscheinen verblüffend aktuell. manipuliert. Von dieser düsteren Zukunfts- PILLE ROTTET MENSCHHEIT AUS vision erzählt Margaret Atwood im Roman Der Roman erzählt die Geschichte zweier Wer ein neues Organ benötigt, bedient sich «Oryx und Crake». Sechzehn Jahre nach Er- hochbegabter Freunde, Jimmy und Crake, in beim «Pigoon». Das genetisch manipulierte scheinen rückt die Zukunftsvision immer nä- einer Welt, in der die Gentechnik keine Gren- zen kennt. Crake wird erfolgreicher Biotech- niker, dem es anscheinend gelingt, eine Pille herzustellen, die Menschen glücklich macht. Crake will die Menschheit ausrotten, um die Welt zu retten. Insgeheim ist Crake jedoch grüner Anarchist und die Pille enthält ein tödliches Virus. Da- mit will er die Menschheit endgültig ausrot- ten, um sie so daran zu hindern, die Umwelt noch mehr zu zerstören. SCHÖNE NEUE GENTECH-MENSCHEN Statt der Menschheit hat Crake eine neue, ge- netisch manipulierte Ersatzspezies geschaf- fen. Sie hat keinerlei Empfinden für Zeit und erlebt somit die Gegenwart als eine Art Ewig- keit. Die nach ihrem Schöpfer benannten «Crakers» kennen auch kein Buhlen um sexu- elle Partner. Und die Idee von Gott, gemäss Crake verantwortlich für Krieg und Zerstö- rung, hat er ihnen genetisch ausmanipuliert. MENSCH ALS GOTT VEREHRT Jimmy aber ist von Crake als eine Art Hirte für die «Crakers» auserkoren. Er stellt fest, dass diese beginnen, ihn als Gott zu verehren und gewalttätig zu werden. Anscheinend sind die menschlichen Probleme doch nicht nur durch Gentechnik lösbar. RÜCKBESINNUNG AUF ETHIK In ihrer gewohnt bissigen und sprachlich virtuosen Art führt uns Margaret Atwood ei- ne düstere Zukunft vor Augen, die letzten En- des nur durch eine Rückbesinnung auf menschliche, ethisch-moralische Werte abge- wendet werden kann. Ŷ Piper, 185 x 120 mm, 384 Seiten, Ca. Fr. 18.– ISBN 978-3-492-31131-1 Im Roman von Margaret Atwood will Crake mit Gentechnik die Welt retten. 6 AUSGABE 11/2019
BUCHTIPPS Kreuzfahrt in den Untergang In der «Propellerinsel» erzählt Jules Verne von der dunklen Seite von Fortschritt und Technik Text: rem | Bild: Pixabay Jules Verne, Science-Fiction-Urgestein, Insel fängt an zu rotieren, immer schneller auf, verbrachten ihre Tage über dem Wasser- gilt als Zukunfts-Enthusiast. Euphorisiert und schneller, und bricht schliesslich ausein- klosett und übergaben sich, als müssten sie von den Erfindungen des 19. Jahrhunderts ander. Was für ein treffendes Bild für Tragik einen Weltrekord im Kotzen aufstellen.» Ŷ sah er alles rosig: In 80 Tagen um die Welt, des Immer-stärker-sein-Wollens, das zum Raumflug zum Mond. Doch Verne konnte Schluss ins Absurde gesteigert wird: «Die Fa- Dearbooks, 211 x 146 mm, 360 Seiten, auch anders. In der «Propellerinsel» er- milien hielten sich nur noch im Badezimmer Ca. Fr. 32.– ISBN 978-3-95455-001-2 zählt er, wie die Technik in den Untergang führt. Jules Verne ahnte bereits vor dem ersten Weltkrieg, dass es die menschlichen Wider- sprüchlichkeiten sein würden, die zur Kata- strophe führen. Und dass die Technik als Mordwaffe es nur noch schlimmer macht. Das macht den Autor aus Amiens so span- nend. Schon sein Erstlingswerk «Drama in den Lüften» erzählt vom Wahn des «Immer höher», der im Absturz endet. WELTREKORD IM KOTZEN Geradezu prophetisch wirkt die «Propellerin- sel». Milliardäre haben die «Gated Communi- ty» aus Stahl bauen lassen, sieben Kilometer lang, mit Häusern für 10 000 Einwohner, frei manövrierbar auf den Weltmeeren. Ihr Haup- tort Milliard-City ist eine moderne Stadt, hell erleuchtet, mit Parks und Strassenbahnen. Doch eine unsichtbare Grenze teilt die Insel. Die beiden reichsten Clans dominieren die beiden Hälften und liefern sich einen erbit- terten Schlagabtausch. In einem Sturm kön- nen sich die Maschinisten der Clans nicht Ein Wrack im Sonnenuntergang. Modernste Technik hilft nicht, wenn der Kurs nicht stimmt. mehr auf den gemeinsamen Kurs einigen. Die Davon erzählt Jules Verne in der «Propellerinsel». Schrecklich schöne neue Welt Huxley und Orwell knüpfen in ihren Romanen an biblische Prophetie an Text: rem Haben Sie es auch schon bemerkt: Es geht te Bevölkerung, dringt in jede Wohnung ein. HOFFNUNG STATT PANIK dem Ende zu. Die Katastrophe steht kurz Google und Facebook lassen grüssen. Beide Romane haben Anklänge an die bibli- bevor. Klima, Verkehr, Terror, Armut. Da tut sche Prophetie. An Hosea, an Amos, an Jo- ein bisschen Prophetie ganz gut. STAAT SORGT FÜR SEX UND EKSTASE hannes mit der Totalüberwachung. Doch we- Huxley erzählt 1932, wie in der «Schönen der die Propheten noch die beiden Autoren Mit fantastischer Weitsicht haben die briti- neuen Welt» Sicherheit und Frieden garan- sind Schwarzmaler. Ihre Kritik ist verbunden schen Autoren Aldous Huxley und George tiert sind. Embryonen werden nicht mehr na- mit einem Appell: Ändert euren Sinn! Es geht. Orwell Entwicklungen erkannt und zu Ende türlich gezeugt. Sie werden schon vor der Hoffnung also statt Weltuntergangspanik. Ŷ gedacht. In «1984» beschreibt Orwell bereits Geburt indoktriniert und einem Kastenwesen 1948 einen totalitären Überwachungsstaat, zugewiesen. Für Ekstase, Sex und Konsum 1984, Ullstein, 151 x 103 mm, 544 Seiten, der jeden seiner Bürger mit Gehirnwäsche sorgt der Staat. Religion, Kunst, Liebe und Ca. Fr. 19.– ISBN 978-3-548-28945-8 überzieht. Die Propaganda ist allumfassend. freies Denken sind passé. Jeder tut nur, wozu Eine neue Sprache schränkt das Denken ein. er geboren ist, kennt kein Scheitern mehr, Schöne neue Welt, Fischer, 368 Seiten, Die «Gedankenpolizei» überwacht die gesam- aber auch keine Freiheit. Ca. Fr. 17.– ISBN 978-3-596-90573-7 WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
PANORAMA GEMEINDEN Martin Lendi – www.meintoggenburg.ch Grüner Güggel kräht in St. Gallen-Tablat Die Kirchgemeinde St. Gallen-Tablat ist mit dem Ökolabel «Grüner Güggel» aus- gezeichnet worden. Als erste im Kanton. «Unsere Kirchgemeinde begab sich schon früh auf den ökologischen Weg. Sie war 1986 Gründungsmitglied des Vereins oeku – Kirche und Umwelt», sagt Waltraud Kugler. Als Mitglied der Kirchenvorste- herschaft Tablat besuchte sie 2016 den oeku-Lehrgang kirchliches Umweltma- nagement, nachdem sich ein Jahr zuvor in der Kirchgemeinde die Gruppe «grün Die Evangelische Kirchgemeinde Unteres Toggenburg ist seit der Fusion Eigentümerin dreier Pfarrhäuser, & fair» formiert hatte. Die Gruppe setzte eines Kirchgemeindehauses und dreier Kirchen, von links: Bütschwil, Ganterschwil und Lütisburg. sich zum Ziel, den «Grünen Güggel» zu erhalten. LANGWIERIGER PROZESS Der Prozess sei lang gewesen, zumal die Ist eine zuviel des Guten? vierköpfige Gruppe ehrenamtlich gearbei- Drei Kirchen in der Kirchgemeinde Unteres Toggenburg – soll eine verkauft werden? tet habe und Tablat sechs Kirchenstand- orte aufweise, erzählt Kugler. Nun ist der Im Brautfuder der seit 2017 «verheirate- burger sollten sich überlegen, sich allenfalls «Grüne Güggel» als Label erreicht. Das ma- ten» Kirchgemeinden Bütschwil-Mosnang, von einer der drei Kirchen zu trennen. Das che die Bemühungen und die Einstellung Ganterschwil und Lütisburg sind auch drei Lütisburger Gotteshaus ist dabei das Einzige, zu Umweltthemen und zum Schutz der na- Kirchen. «Sollen wir eine davon verkaufen, das nicht geschützt ist. Für die anberaumte türlichen Ressourcen sichtbar. Doch aus- teilen oder anders nutzen?» Diskussion und Auslegeordnung fiel dieses ruhen könne sich St.Gallen-Tablat nicht. Argument jedoch nicht ins Gewicht. Die Kirchgemeinde müsse weiterhin klar Diese unter dem Titel «Schöne Kirche zu ver- bekennend auf diesem eingeschlagenen kaufen» gestellte Frage lockte eine stattliche STARKE VERBUNDENHEIT MIT BAUTEN Weg schreiten, versuchen, die Schöpfung Schar der 1900-köpfigen Evang. Kirchgemein- Vielmehr warnten Stimmen vor einer rein zu bewahren und die Verantwortung auch de Unteres Toggenburg zu einem Diskussions- kaufmännischen Betrachtungsweise. Andere den 8000 Kirchbürgerinnen und Kirchbür- abend ins Kirchgemeindehaus Ganterschwil. drückten ihre Verbundenheit mit dem Gebäu- gern bewusst zu machen. Es stellte sich als zu klein heraus: Spontan de aus: Hier wurden sie getauft, konfirmiert, wurde in die nahe gelegene Kirche disloziert. getraut; hier beerdigten sie ihre Eltern. Für NUR NOCH MEHRWEGBECHER viele ist die Kirche nach wie ein Raum der Den Einwegbecher gibt es in Tablat seit AUSLEGEORDNUNG, OFFENE DISKUSSION Stille und der Besinnung und soll es auch blei- Langem nicht mehr. Und die Kirche Anstoss für eine Auslegeordnung und das ben. Der Schwerpunkt der Debatte verlagerte Halden ist als erste der Schweiz vollstän- weitere Vorgehen mit drei Kirchen kam von sich denn auch rasch. Dafür «prasselte es Vor- dig mit einem Solardach gedeckt. «Auf der Kantonalkirche. Nachdem die Kirchge- schläge zur Belebung des Kirchgemeindele- diese Vorreiterrolle sind wir stolz», sagt meinde ein Umbauvorprojekt für die Kirche bens» (Toggenburger Tagblatt 2.11.2019), die Waltraud Kugler. Stolz ist man auch auf Lütisburg bei ihr eingereicht hatte, kam die notiert und für zukünftige Schritte ausgewer- den ersten «Grünen Güggel» im Kanton Rückmeldung aus St. Gallen, die Untertoggen- tet und wiederverwendet werden. (meka) Ŷ St. Gallen. Die Kirchgemeinde feierte die Zertifizierung mit einer musikalischen Vesper. RUND 20 ZERTIFIZIERTE GEMEINDEN Verliehen wird der «Grüne Güggel» vom Spielen vor der Kirche Verein oeku – Kirche und Umwelt. Der Es ist ein neuer Trend: Kirchgemeinden meindehaus zu renovieren und so zu einem Verein wird getragen durch die refor- richten Spielplätze auf ihrem Areal ein. So Treffpunkt für Familien verschiedener Kultu- mierte und die katholische Kirche. Das füllt sich der Ort mit Leben. ren zu machen. Umweltmanagementsystem schreibt den Gemeinden vor, ihre Ökobilanz zu analy- In Degersheim wurde im September der neue SOMMERPROGRAMM IN GOLDACH sieren und die gesetzten Ziele regelmässig «Reformations-Spielplatz» eingeweiht, wie die Noch einen Schritt weiter geht die Kirchge- zu überprüfen. Rund 20 Kirchgemeinden Kirchgemeinde auf den Gemeindeseiten mit- meinde Goldach. Zusätzlich zum neu gestal- sind seit der Einführung des Labels 2015 teilt. Seither erfreut sich der Spielplatz teten Spielplatz bot sie im Sommer eine Rei- schweizweit zertifiziert worden. (meka) Ŷ grosser Beliebtheit. Auch die Kirchgemeinde he von Veranstaltungen an: MüKi-Treffs, Wartau belebt ihr Areal. Sie hat beschlossen, Spielabende, Grill-Zmittag, Lesungen und Kin- www.oeku.ch den rege genutzten Spielplatz beim Kirchge- derkonzerte. (sd) Ŷ 8 AUSGABE 12/2019
PANORAMA KANTON IN KÜRZE Noch mehr Lieder singen Singbegeisterte aus dem ganzen Kanton lernen am Singtag neue Lieder Text: sd | Foto: Dirk Weinert Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mann. Dieses Jahr hätten sie zum ersten Mal lockte der kantonale Singtag in die Lokre- ein Vorbereitungswochenende durchgeführt. mise. Zwölf neue Lieder nahmen sie mit «Wir haben gemeinsam Liederbücher durch- nach Hause. Und die Freude am Singen. forstet und so die zwölf Lieder zusammen ausgewählt.» Organisiert hat den Singtag Andreas Haus- amman, Beauftragter für Popularmusik der FOKUS AUF DAS WICHTIGSTE St. Galler Kirche. «Mein Highlight war das In- Am Singtag übte die Spurgruppe Repertoire terview mit Jürg Birchmeier», erzählt er. die Lieder mit den rund 200 Teilnehmenden Birchmeier hat das Lied «So wien i jetzt bi» ein, begleitet von der Singtag-Band mit Peter geschrieben, eines der zwölf neuen Lieder Lenzin am Saxophon. Die Lieder erklangen Neues zum St. Galler am diesjährigen Singtag. «Der Song hat mich im Wechselspiel mit vertiefenden Texten, Globus angesprochen», schreibt ein Mitglied der vorgetragen von der Schauspielerin Ursula Spurgruppe Repertoire im Liederheft: «Sein Affolter. Ein Gedicht aus Lateinamerika Zur Geschichte des St. Galler Globus sind dürfen, wie man ist und mit leeren Händen, brachte den Geist des Singtages auf den neue Erkenntnisse gewonnen worden, mit vollem Herzen zu Gott kommen.» Punkt: wie die Stiftsbibliothek in einer Medien- mitteilung schreibt. Ein spezialisiertes LIEDERBÜCHER DURCHFORSTET «Es gibt noch so viel Mais zu pflanzen, Handwerkerteam baute den Globus im Die Spurgruppe Repertoire besteht aus Sing- so viele Kinder zu unterrichten, 16. Jahrhundert in Schwerin. 1595 wurde begeisterten aus den Kirchgemeinden, die so viele Kranke zu heilen, er nach St. Gallen verkauft. Dort wurden Freude daran haben, neue Lieder kennenzu- so viel Liebe zu verwirklichen, die Hinweise auf seine protestantische lernen und das Repertoire im Gottesdienst das Wichtigste aber ist, Herkunft vertuscht. 1712 kam der Globus zu erweitern. Sie hat zusammen mit Hausam- noch mehr Lieder zu singen.» dann als Kriegsbeute des Toggenburger mann den Singtag vorbereitet. «Die Mitglie- Kriegs nach Zürich. Bis heute. In der der der Spurgruppe sind schon lange und Der nächste Singtag findet am 25. Oktober Stiftsbibliothek St. Gallen steht eine Replik. mit viel Engagement dabei», erzählt Hausam- 2020 statt. Ŷ Jost Schmid-Lanter von der Zentralbib- liothek Zürich ist es nun gelungen, die einzelnen Schritte in der wechselvollen Geschichte nachzuvollziehen und Kurbel und Zeiger zu rekonstruieren. (sd) Ŷ www.stiftsbibliothek.ch Bootsflüchtlinge Das Solidaritätsnetz Ostschweiz hat eine Petition lanciert. Sie fordert Bundesrat und Parlament auf, sich am Aufbau eines zivilen Seenotrettungssystems im Mittel- meer zu beteiligen und Bootsflüchtlinge in der Schweiz aufzunehmen. (sd) Ŷ Familie und Beruf Seit 2010 ist die Evang.-ref. Kirche St. Gal- len mit dem Label «Familie UND Beruf» ausgezeichnet. Um das Label zu erhalten, hat sie Massnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf umgesetzt. So wur- den flexible Pensen und Arbeitszeit- modelle gefördert. Das Label wird alle Die Spurgruppe Repertoire hat die Lieder an einem gemeinsamen Wochenende ausgewählt und eingeübt. drei Jahre neu verliehen. (sd) Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
IN KÜRZE PANORAMA SCHWEIZ «Open Place» ist Sieger Kreuzlinger gewinnen Zwinglipreis 2019 – St. Galler Projekte haben das Nachsehen Text: spv/meka Die Thurgauer Kirchgemeinde Kreuzlingen Inspirationspotenzial des Evangeliums für holt den diesjährigen Zwinglipreis in die die Entwicklung von «Open Place», das Teil Ostschweiz. Das Projekt «Open Place», eine der internationalen Bewegung «Fresh expres- neue Gemeindeform – Fresh expressions of sions of Church» ist. «Open Place» ist ein Church – überzeugte die Jury. Die einge- offener Begegnungsort der evangelischen reichten St. Galler Projekte gingen leer aus. Kirchgemeinde Kreuzlingen im Ortsteil Kurz- rickenbach. Er steht für Gemeinschaft, Seel- Der Schweizerische Protestantische Volks- sorge, psychosoziale Betreuung, Kreativität 20 Jahre Frauen- bund übergab am Reformationssonntag den und Bildung. Das Angebot umfasst das Open konferenz des SEK mit 1519 Franken dotierten Zwingli-Haupt- Place Café, eine Kleiderbörse, den Mittags- preis an die evangelische Kirche nach Kreuz- tisch, den Bibelzmorge, Gottesdienste und Frauenlobbying, Ehe für alle, feministi- lingen. Die Jury kam zum Schluss, dass «Open ein kulturell-kreatives Rahmenprogramm. sche Thesen zum Abendmahl: Seit ihrer Place» Modellcharakter für eine zukunftsfähi- Gründung vor 20 Jahren hat die Frauen- ge Gemeindeorganisation habe. Zudem ver- ST. GALLER IDEEN NICHT GEWÜRDIGT konferenz des Schweizerischen Evangeli- binde es Seelsorge, Diakonie und Bildung bei- Insgesamt sind 29 Projekte aus der deut- schen Kirchenbundes feministische Theo- spielhaft und es überzeuge durch sein hohes schen Schweiz eingereicht worden, darunter logie und die Vernetzung unter Kirchen- Innovations- und Integrationspotenzial. auch das ökumenische Stattkloster St. Gallen, frauen ein grosses Stück vorangetrieben. der internationale Bodensee-Kirchentag 2020 An der Jubiläumstagung Ende Oktober in EVANGELIUM ALS INSPIRATIONSQUELLE und der Reformationsspielplatz Degersheim. Bern erinnerte man sich der Anfänge und Der geistliche Mentor von «Open Place», dem Diese Ideen wurden nicht gewürdigt. Die wagte einen Blick in die Zukunft. (sek) Ŷ Gewinnerprojekt aus Kreuzlingen, Pfarrer Da- vier Anerkennungspreise blieben im Kanton mian Brot, betonte in seiner Dankesrede das Zürich. Ŷ Solidarität soll nicht kriminalisiert werden Viele Kirchgemeinden und Kirchenmit- glieder unterstützen Menschen in Not und gewähren ihnen Schutz, unabhängig von deren Aufenthaltsstatus in der Schweiz. Er sei besorgt über die zuneh- mende strafrechtliche Verfolgung dieses Engagements, schreibt der Schweizeri- sche Evangelische Kirchenbund SEK in einer Mitteilung. Er fordere deshalb Staat und Justiz auf, mitmenschliche Solidarität nicht zu kriminalisieren. Ŷ Hotel Centro Magliaso kann erneuert werden Das Kirchgemeindeparlament der re- formierten Kirchgemeinde Zürich hiess einen Kredit von 3,14 Millionen Franken für die Erneuerung des Centro Magliaso gut. Der Ort setze sich zum Ziel, allen Menschen Ferien zu ermöglichen, unter Der Kirchenbote verlost drei Kalender der Religionen anderem auch solchen mit Behinderun- gen oder in finanziell schwierigen Verhält- In vielen Religionen gilt der Körper als wichtiger Träger der Beziehung zum Göttlichen. Der Kalender der Re- nissen, wurde argumentiert. Mit dem nun ligionen thematisiert den «Körper als Spiegel des Heiligen» in grossformatigen Bildern und kurzen Begleit- gesprochenen Kredit soll die letzte grosse texten. Der Kirchenbote des Kantons St. Gallen verlost drei Kalender der Religionen von Iras Cotis. Dabei Etappe der laufenden Gesamtsanierung müssen Sie folgende Frage richtig beantworten können: «Wie heisst die Filmfigur mit den markanten Ohren abgeschlossen werden. (ref.ch) Ŷ aus Raumschiff Enterprise resp. Star Trek?» Lösungswort zusenden an: kirchenbote@ref-sg.ch. (meka) Ŷ 10 AUSGABE 12/2019
PANORAMA SCHWEIZ / WELT IN KÜRZE Behandlungen gegen Homosexualität verbieten Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hat ein Gesetz vorgelegt, das die «Heilung» von minderjährigen Homosexu- ellen verbieten soll. Die angeblichen Therapien würden krank und nicht ge- sund machen. Die Konversionstherapien sollen bei unter 18-Jährigen generell untersagt werden, wie das Redaktions- Netzwerk Deutschland unter Berufung auf einen Gesetzesentwurf des Gesundheits- ministeriums berichtet. (epd/bat/ref.ch) Ŷ Vera Friedländer ist tot Die Autorin Vera Friedländer beteiligte sich als Mädchen an einer erfolgreichen Protestaktion gegen die Nazis. Später wurde sie als Zwangsarbeiterin in einer Um bei der «Ehe für alle» weitere Schritte einzuleiten und da es sich um ein zivilrechtliches Anliegen Schuhfabrik versklavt. Nun ist Friedländer handelt, wartet die St. Galler Kantonalkirche die Entscheide in Bern und ein allfälliges Referendum ab. 91-jährig gestorben. Die Mitbegründerin des Jüdischen Kulturvereins Berlin hatte in ihrem 2016 erschienenen Werk «Ich war Nach Ja zur «Ehe für alle» Zwangsarbeiterin bei Salamander» über ihr Schicksal berichtet. (ref.ch) Ŷ Die St. Galler Kantonalkirche wartet, auch auf die Beantwortung ihrer Motion Die Abgeordneten des Schweizerischen Kirche erstmals die Entscheide des National- Zwingli soll Deutschland Evangelischen Kirchenbundes sagten Ja und Ständerats respektive ein allfälliges begeistern zur «Ehe für alle». Der Kirchenbund ver- Referendum abwarten. «Denn die Trauung steht dies als Empfehlung. Es liege allein ist letztlich ein ziviler Akt und die ‹Ehe für Das Historienepos über Reformator Hul- in der Kompetenz der Kantonalkirchen, die alle› ein politischer Entscheid», so Martin drych Zwingli hat Ende Oktober in Essen Trauung für Homosexuelle einzuführen. Schmidt. Ihm fehlt bei grossen gesellschaft- seine Deutschland-Premiere gefeiert. Zum St. Gallen wartet vorerst ab. lichen Fragen wie dem Adoptionsrecht Anlass im grössten Kinosaal des Landes oder dem Zugang zu Reproduktionsmedizin kamen knapp 1300 Zuschauer. Für Refor- «Denn drei der vier gestellten Antragspunkte bei Homosexuellen eine klare Haltung der mationsbotschafterin Catherine McMillan an der Abgeordnetenversammlung Anfang Kirche. «Auch der Ehebruch, die Polyamorie verlief die Premiere vielversprechend. November in Bern werden in der Kirche unse- oder der Geschlechtsverkehr vor der Ehe «Im Kinosaal waren fast 1300 Leute, die res Kantons sinngemäss bereits umgesetzt», sind weitere Punkte, die es grundsätzlich begeistert applaudierten.» Einen Grund erklärt Kirchenratspräsident Martin Schmidt. einmal zu diskutieren gilt», so Schmidt. Es für den Erfolg sieht sie darin, dass Zwingli stünde der Kirche gut an, die Themen «Kör- in Deutschland weitgehend unbekannt sei. ES BRAUCHT EINE KLARE HALTUNG perlichkeit und Sexualität» einmal gesamt- «Dadurch ist der Film so spannend wie ein Es handelt sich einerseits um die Segensfei- heitlich anzuschauen, so Schmidt. Krimi mit offenem Ende.» Ob die Filmema- ern für homosexuelle Paare. Seit 2002 wer- cher damit an den Erfolg in der Schweiz den sie im Kanton St. Gallen durchgeführt. SEIT DREI JAHREN UNBEANTWORTET anknüpfen können, wird sich in den kom- Andererseits ist gewährt, dass Pfarrerinnen Deshalb wünscht sich die Kantonalkirche menden Monaten zeigen. (ref.ch) Ŷ und Pfarrer frei wählen können, ob sie solche St. Gallen seit Längerem ein Grundlagen- Trauungen durchführen wollen oder nicht. papier, eine Art Denkschrift über Ehe, «Auch bei uns gilt die Gewissensfreiheit», Sexualität, Familie und Partnerschaft. Eine sagt Schmidt. Zudem sollen die vollzogenen entsprechende Motion hat Kirchenrätin Segnungen im Trauregister eingetragen Barbara Damaschke-Bösch vor dreieinhalb werden. Im Ostschweizer Kanton werden sie Jahren beim Schweizerischen Evangelischen erfasst und der Kantonalkirche gemeldet. Kirchenbund SEK eingereicht. Die Antwort «Dieser Antrag wurde in Bern abgelehnt», ist aber immer noch hängig. «Wir wünschen weiss Schmidt. Er, der es grundsätzlich uns diese Diskussion», so Schmidt, «damit begrüsst, dass homosexuelle Paare getraut sich daraus eine offizielle Haltung der Kirche werden können. Trotzdem will die St. Galler samt Empfehlungen entwickelt.» (meka) Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
TIPPS PALETTE Führung WORT & MUSIK IN DER SPITALKAPELLE Mi, 18. Dezember, 16.15 – 16.45 Uhr UMSTRITTEN: CHRISTOPH SCHAPPELER Kantonsspital St. Gallen, Haus 21 Do, 5. Dezember, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen Ein St. Galler Pionier der Menschenrechte: FÜR IMMER IN UNSEREN HERZEN Reformator Christoph Schappeler, 1472 - 1551. So, 8. Dezember, 17 Uhr, Rorschach Stadtwanderung mit Walter Frei. Treff: Spisertor Feier für Menschen, die um ein Kind trauern, St. Kolumban, Leitung: Vera Maria Rösch, Theologin, Marlene Troxler, Hebamme, und Mahnwache für Verfolgte Gottesdienste Milena Hofmann, Harfe Wo die Religionsfreiheit verletzt wird, wer- ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL den Menschen häufig Opfer von Gewalt Dimanche 8 (fête de l‘Avent), 15 et Jung und frisch und Unterdrückung. Um für Betroffene ein- 22 (cène) décembre zustehen, setzt Christian Solidarity Inter- 10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen SPOTLIGHT – FÜR 16- BIS 35-JÄHRIGE national (CSI) am Donnerstag, 12. Dezem- Dimanche 8 décembre (fête de l‘Avent) Fr, 20. Dezember, 19.45 – 22.30 Uhr, Gossau ber mit einer Mahnwache ein Zeichen der 19 h Culte à Rorschach, église réformée miteinander – erleben – reden – sein im KGH Solidarität für Glaubensverfolgte. Dazu Dimanche 15 décembre (fête de l‘Avent) Witenwis, Neuchlenstr. 38. Erlebe spannende sind alle eingeladen, denen Religionsfrei- 19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse Inputs, lerne neue Leute kennen! heit am Herzen liegt, egal, welcher kon- www.eglisefrancaise.wordpress.com fessionellen Zugehörigkeit oder politi- Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 071 801 96 02 GOSPELCHURCH scher Gesinnung. Die Kundgebung wird Do, 26. Dezember, 19 – 20.15 Uhr, Flawil von 18 bis 18.30 Uhr in Buchs (gegenüber ALL SOULS PROTESTANT CHURCH Ref. Kirche Feld, Lindenstr. 6a; Gottesdienst Coop) und in St. Gallen (Marktgasse, beim Jeweils am Sonntag um 12 Uhr mit viel Gospelmusik und kurzen Inputs zu Brunnen) sowie 16 weiteren Städten der Anlässe der englischsprachigen Kirche mit einem Thema Schweiz durchgeführt. (csi) Ŷ Pfr. Scotty Williams in der Kirche Rotmonten: Worship Service: 1., 8. und 15. Dezember www.allsouls.ch / Scotty Williams, 079 559 09 40 Reise nach Chile Die Arbeitsstelle «Weltweite Kirche» der St. Galler Kantonalkirche organisiert vom 14. bis 25. November 2020 eine Reise nach Chile. Neben landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten stehen Besuche bei Projekten von Mission 21 auf dem Programm. Anmeldeschluss: 31. De- zember 2019. – www.ref-sg.ch (pd) Ŷ Adventliche Weisen Das Thurgauer Kammerorchester und der Konzertchor Ostschweiz führen am Samstag, 14. Dezember, 19 Uhr, in der kath. Kirche Rotmonten, St. Gallen, das Oratorium der Weihnachtslieder «Die Geburt Christi» von Heinrich von Herzo- genberg (1843 – 1900) auf. Vor 125 Jahren schrieb von Herzogenberg, ein Freund von Brahms, das Werk für Chor, Solisten, Ende der Zeitzeugenschaft? Orchester, Gemeindegesang und Orgel in seinem Landhaus in Heiden. Das Werk Die Zeitzeugenschaft des Holocaust geht ihrem Ende entgegen. Nur noch wenige Überlebende der zeichnet sich aus durch Bearbeitungen NS-Herrschaft können aus eigener Erfahrung sprechen. Was bleibt, sind literarische Zeugnisse und Video- adventlich-weihnachtlicher Weisen und interviews der Überlebenden – sowie die Frage danach, wie wir in Zukunft mit dieser Erbschaft umgehen dem Miteinbezug der Gemeinde. Leitung: wollen. Die Ausstellung «Ende der Zeitzeugenschaft?» hinterfragt die «Gemachtheit» der Zeitzeugeninter- David Bertschinger. (pd) Ŷ views und ihre gesellschaftliche Rolle seit 1945 und gibt Einblicke in die Videosammlung des Jüdischen Museums Hohenems, in Interviews, die bislang nie gezeigt wurden. – Dienstag bis Sonntag und feiertags www.konzertchorostschweiz.ch 10 – 17 Uhr, Schweizerstrasse 5, bis am 13. April 2020. www.jm-hohenems.at. (pd) Ŷ 12 AUSGABE 12/2019
PALETTE TIPPS DES MONATS Reise nach Jordanien Die Kirchgemeinde Gaiserwald führt vom 26. September bis am 7. Oktober 2020 eine Reise nach Jordanien durch. Zu den Zielen gehören die Hauptstadt Amman, Bethanien, die Ruinen von Gerasa und Madaba. Der Besuch in Petra, der Stadt in den Schluchten der Berge, der Dana-Nati- onalpark und das Wadi Rum sind weitere Höhepunkte. Der Ausflug auf den Sinai zum Katharinenkloster und zum Sonnen- untergang auf den Mosesberg gehören ebenso zur Reise. Sie wird am Donners- tag, 12. Dezember, 19 Uhr, im Kirchge- meindehaus Abtwil vorgestellt. (mh) Ŷ Abhängig? Wer, wie, von wem oder wovon www.ref-gaiserwald.ch Abhängigkeiten bestimmen unser Dasein. Einige davon sind lebenswichtig. Das Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon SZ macht bis am 22. März 2020 in seiner Ausstellung Abhängigkeiten im Alltag sichtbar und zeigt, wie sie uns formen. Foto: Tonjaschja Adler, ABC der UnMöglichkeiten, 2019, Siebdruckplakate. Ŷ Weihnachtsoratorium Zu seinem 75. Geburtstag hat sich der Kontemplation Konzert & Klang Toggenburger Musiker und Komponist ein Weihnachtsoratorium geschenkt. Mit HEILMEDITATION IN OFFENER KIRCHE KLANGHALT II der Besetzung der Toggenburger Passion Mi, 18. Dezember, 14.30 Uhr, St. Gallen Samstags: 30. November bis 30. Mai 2020 hat sich Roth dem Weihnachtszyklus Böcklinstr. 2, mit hedda.schurig@bluewin.ch 20 Minuten, jeweils samstags, 17 Uhr. Kreuz- «Christ ist geboren» des Wattwiler Malers gang St. Katharinen, St. Gallen. Singen, um Willy Fries genähert. Aufführungen finden MEDITATIVES TANZEN Himmels Willen: Eine Zeitnische mit Musik, an folgenden Daten statt: Samstag, – Krisztina Sachs-Szakmàry: 071 288 31 92, Stille, Poesie und Gesang rund um das 7. Dezember, 20 Uhr, Pfarrkirche Oberegg; www.meditatives-tanzen.ch Thema Psalmen. Sonntag, 8. Dezember, 17 Uhr, Linsebühl- kirche St. Gallen; Samstag, 14. Dezember, KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS KONZERTE ZU WEIHNACHTEN 20 Uhr, evang. Kirche Teufen und Sonn- Angebote in St. Gallen / Kontaktangaben So, 15. Dezember, 17 Uhr, tag, 15. Dezember, 17 Uhr, kath. Kirche Alt – Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35, Klosterkirche Pfäfers St. Johann. Ŷ gabrielle.bregenzer@hotmail.com Sa, 21. Dezember,19.30 Uhr, – Eveline Felder: 079 269 09 39, kath. Kirche Walenstadt www.chorprojekt.ch oder 071 227 37 37 www.meditation-sg.ch Quem pastores laudavere: Musik zu Weih- – Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88, nachten, die anders ist als vieles, was in www.meditation.margritwenk.ch dieser Zeit zu erklingen pflegt. Mit Sarah Längle, Sopran; Stephanie Szanto, Alt; Karl Film ab: «Matar a Jesus» Adventsmeditation: Di, 3., 10., 17. Dezember Jerolitsch, Tenor; Samuel Zünd, Bariton; 19 –21 Uhr. Ökum. Gemeindezentrum Halden. Chor und Orchester Concentus rivensis; Aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums von Drei Abende, um zur Ruhe zu kommen. Enrico Lavarini, Leitung. www.concentus.ch Horyzon, der Schweizer Entwicklungsor- Leitung/Anmeldung: Margrit Wenk ganisation für Jugendliche, zeigt Cevi Ost- Sitzen in der Stille: Mi, 4. und 18. Dezember schweiz und die St. Galler Kantonalkirche 18 – 20.30 Uhr. Ev. Kirchgemeindezentrum Reisen am Samstag, 30. November um 19.30 Uhr Heiligkreuz. Impuls und Möglichkeit zum Ein- in der Lokremise St. Gallen den Spielfilm zelgespräch. Schnuppern erwünscht. Infor- KULTURREISE NACH MAKEDONIEN «Matar a Jesus». Der Eintritt ist frei, eine mation: Eveline Felder. Vom 6. bis 19. April 2020 Anmeldung ist nicht erforderlich. (pd) Ŷ Meditationsnacht: Fr, 13. Dezember Mit Paul M. Strässle, Byzantinist und Prof. 19 –24 Uhr. Ökum. Kirche Halden. Schweige- UZH. Anmeldeschluss: 2. Dezember. meditation, Taizélieder, Gehmeditation im www.byzanz-straessle.ch Stundenrhythmus. Es ist möglich, zu jeder vollen Stunde dazuzukommen oder zu gehen. KULTURSTUDIENREISE NACH RAVENNA Seelsorgeteam und Charlie und Margrit Wenk Vom 18. bis 23. Mai 2020, per Car Stille an jedem Freitagmittag Mit Paul M. Strässle, Byzantinist und Prof. 12.15 – 13.15 Uhr. Ökum. Kirche Halden. Am UZH. Anmeldeschluss: 21. Februar 2020. ersten Freitag im Monat um 12.45 Uhr geführ- www.byzanz-straessle.ch te Lichtmeditation. Leitung: Margrit Wenk WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
LESERBRIEF THEMA «Wehret den Anfängen» Kirchenbote 11/2019: Mensch oder Maschine? «Knatsch um Basler Kirchenrätin» In Straubenzell wird angeregt gelesen und über Bücher diskutiert Text | Foto: Stefan Degen Ist das wirklich nur ein «Knatsch», eine Unstimmigkeit, die dort öffentlich wird Im Lesekreis der Kirchgemeinde Strauben- ihren Verlobten und einen Roboter an. Doch mit der Pfarrerin und Kirchenrätin, die zell diskutiert man über Bücher, auch über beim Besuch gibt der Verlobte so platte Ant- sich «Politically incorrect» äussert in Science-Fiction. Was macht den Menschen worten, dass der Vater ihn für den Roboter diesem von Rechtsextremen beliebten aus, und wann erhebt er sich zum Gott? hält.» Blog mit islamfeindlichen Beiträgen? Ist das nur «unangenehm»? Es werden in Ein Herbstabend in Straubenzell, dunkel und WAS DEN MENSCHEN AUSMACHT Europa wieder Synagogen angegriffen neblig. In der Jugendbaracke der reformier- Das wirft die Frage nach dem Wesen von und auch Moscheen. Wer als ordinierte ten Kirche haben sich rund zehn Personen Adam auf. «Hat eine Maschine überhaupt ein Pfarrperson für eine fremdenfeindlich zum Lesekreis eingefunden, mehrheitlich Wesen?», fragt eine Teilnehmerin. Jemand be- gesinnte Klientel angeblich religiöses Frauen. In der Mitte ist ein grosser Tisch vol- jaht. Adam wirke recht glaubwürdig. «Er lernt Rüstzeug verbreitet, treibt einen Spalt in ler Bücher. Man kennt sich, man duzt sich. schnell, entwickelt Emotionen und reagiert unsere Kirche – biblically incorrect. Sie Die Atmosphäre ist herzlich. immer adäquat.» Andere sind skeptischer. vertritt als Kirchenrätin zudem nicht nur «Er folgt ja nur dem Algorithmus, mit dem er eine Kirchgemeinde, sondern die Kirche! DREIECKSBEZIEHUNG MIT MASCHINE programmiert wurde», gibt eine Teilnehmerin Wehret den Anfängen, denn aus Worten Heute steht ein Science-Fiction-Roman auf zu bedenken. Aus dem vorgespurten werden Taten. Ŷ dem Programm: «Maschinen wie ich» von Ian Algorithmus auszuscheren, das sei typisch McEwan. Elisabeth Berger leitet den Lese- Mensch. Silke Dohrmann kreis seit zehn Jahren. Bevor die Diskussion Pfarrerin Widnau-Kriessern losgeht, fasst sie das Buch zusammen: Char- GOTTGLEICH WERDEN lie, der Erzähler, kauft einen täuschend ech- Der Roman habe einen religiösen Bezug, fin- ten Robotermenschen namens «Adam». Und det ein Teilnehmer. Es gehe darum, den Men- BUCHTIPP zwar just in dem Moment, in dem er sich in schen zu optimieren, indem man ihn neu seine Nachbarin Miranda verliebt. Es entwi- schaffe. Also gottgleich zu werden. Um die- ckelt sich eine komplizierte Dreiecksbezie- ses Thema geht es auch im Buch, das am Maschinen wie ich hung zwischen Menschen und Maschine. nächsten Abend im Januar besprochen wird: «Elefant» von Martin Suter. «Über zwei Dinge Die Robotermenschen der neusten Serie ROBOTER MIT GEFÜHLEN habe ich beim Lesen viel erfahren», stellt sind täuschend echt: Sie führen Gesprä- «Kann eine Maschine Gefühle entwickeln?», Berger es vor, «über die künstliche Befruch- che, helfen beim Abwaschen, atmen fragt Berger in die Runde, «und wenn ja, was tung von Elefanten und über das Leben von und haben einen Herzschlag. Nur über macht dann den Menschen noch aus?» Sie er- Obdachlosen.» Ŷ Nacht müssen sie an die Steckdose. Einen läutert dies an einem Beispiel: Miranda be- dieser Roboter hat Charlie gekauft, der sucht ihren kranken Vater: «Sie kündigt sich, straubenzell.ch/offener-lesekreis seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht im Online-Aktienhandel verdient. Zusammen mit seiner Nachbarin Miranda nimmt er den Roboter in Betrieb und legt die Grundzüge seiner Persönlichkeit fest. Dabei verliebt er sich in Miranda. Die Dreiecksbeziehung nimmt ihren Anfang. Ian McEwans Roman «Maschinen wie ich» ist spannend und flüssig geschrieben. Er spielt in einer alternativen Realität in den 1980er-Jahren. Die Welt hat sich etwas anders entwickelt als unsere: England hat den Falkland-Krieg verloren, Handys und Internet sind schon weit verbreitet. Die heimliche Hauptperson im Roman ist der Roboter. Immer mehr wird er zur eigenständigen Persönlichkeit, die ihre eigenen Gefühle und Moralvorstellungen entwickelt. Das wird ihm letztlich zum Verhängnis. (sd) Ŷ Diogenes, 190 x 123 mm, 416 Seiten, Ca. Fr. 36.– ISBN 978-3-257-07068-2 Im Lesekreis Straubenzell wird engagiert diskutiert. Die Leidenschaft für Bücher verbindet. 14 AUSGABE 12/2019
INTERVIEW Der Arzt erwidert: «Nein, wir haben ihn geret- tet.» Wer hat recht? Bolliger: Der Arzt, meiner Meinung nach. Was uns ausmacht, sind unsere Erinnerun- gen. Wenn man unsere Erinnerungen kopie- ren kann, sind wir nicht mehr einmalig. Da- mit haben viele Menschen Mühe, weil sie sich in ihrem Wert reduziert fühlen. Das hal- te ich für etwas narzisstisch. Mir ist eine Parallele zu den Evangelien aufge- fallen. Dort ist zunächst unklar, ob der Aufer- standene, der den Jüngern begegnet, wirklich Jesus ist. Die Emmaus-Jünger erkennen ihn erst, als er das Brot bricht. Thomas überprüft seine Identität anhand der Wundmale an den Händen. Und Maria Magdalena hält ihn für den Gärtner. Erst als er sie mit «Maria» an- spricht, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. Regisseur Rafael Bolliger hat mit «Clones» einen Science-Fiction-Film über Identität gedreht. Bolliger: Ich denke, die Wundmale machen seine Identität nicht aus, sondern seine Erin- nerungen. Ich hätte den Gärtner gefragt, was «Wann bin ich noch ich?» er gestern Abend gegessen hat. Ich suche im Film das Einmalige, Nicht-Kopierbare. Im Film «Clones» werden Erinnerungen kopiert – bleibt die Identität dabei erhalten? Was fasziniert Sie an Science-Fiction? Interview: Stefan Degen | Foto: Rafael Bolliger Bolliger: Man ist frei, eine Welt zu gestalten und zu fragen, wie sich die Menschheit ent- Rafael Bolliger wirft im Kurzfilm «Clones» Im Film geht es um Identität. wickelt. Es ist wie eine weisse Leinwand. die Frage auf, was unsere Identität aus- Bolliger: Die Identität ist im Wandel. Der Man kann philosophische Fragen anschau- macht. Der Regisseur erzählt, wie er diese Mensch erneuert alle seine Zellen innerhalb lich diskutieren. Die Suche nach Gott und Frage anging und wie die Starbesetzung von sieben Jahren. Was passiert nun, wenn Science-Fiction sind einander nahe. Ich ma- darauf reagierte. du nicht über sieben Jahre hinweg deine Zel- che Filme, weil ich nach Wahrheit suche. Ŷ len erneuerst, sondern auf einen Schlag? Bist Herr Bolliger, Sie haben internationale Stars du dann immer noch die gleiche Person? als Schauspieler für Ihren Film gewinnen kön- Kurzfilm «Clones» nen. Wie ist Ihnen das gelungen? Und? Ist man dann noch die gleiche Person? Rafael Bolliger: Durch das Thema. Rutger Bolliger: Es gibt dazu eine Geschichte, die Ein Professor für Quantenphysik hat ei- Hauer hat angesprochen, dass es um Erinne- auf Plutarch zurückgeht. Das berühmte Schiff nen Hirntumor und muss ihn entfernen rungen geht. Der Film war für ihn auch eine des Theseus fährt einen Fluss hinunter. Hie lassen. Angeblich zur Sicherheit wird Rückkehr zu seiner Blade-Runner-Rolle. Das und da fällt eine Planke raus und wird er- vorher sein ganzes Gehirn kopiert. Da hat ihn gefreut. setzt. Hinterher fährt jemand und sammelt begreift er, dass die «Operation» darin alle alten, herausgefallenen Planken ein. Dar- besteht, all seine Erinnerungen auf sei- Wie war die Arbeit mit den Schauspielern? nen Klon zu übertragen und den alten Bolliger: Am ersten Tag war es schwierig. Körper sterben zu lassen. Er beginnt zu Rutger wollte den Film komplett umschrei- «Die Suche nach Gott und zweifeln: «Bin ich noch ich, wenn ich ben, als ich ihn im Auto vom Flughafen ab- Science-Fiction sind mit den übertragenen Erinnerungen im holte. Ich liess ihn machen. Als dann die an- nahe beieinander.» geklonten Körper aufwache?» Eine ver- deren Schauspieler eingetroffen sind, habe zweifelte Diskussion über Identität be- ich ihnen seine Version gezeigt. Sie fanden ginnt. Gelingt es, das Leben des Profes- die ursprüngliche Version besser und waren aus baut er ein neues Schiff. Welches ist nun sors zu retten? sehr direkt zu ihm. Da hat mich Rutger ange- das richtige Schiff des Theseus? Das erste, schaut: «Aha, this is how you do it.» So ha- bei dem alle Planken Stück für Stück ersetzt «Clones» ist ein 13-minütiger Kurzfilm ben wir die Originalfassung gedreht. wurden, oder das zweite, das aus den her- des Berner Regisseurs Rafael Bolliger. ausgefallenen Planken neu zusammengebaut Für die Besetzung konnte er Stars wie Was ist Ihre Lieblingsstelle im Film? wurde? Im Film geht es um die Frage: «Wann Rutger Hauer (Blade Runner) und Bolliger: Der Arzt sagt zum Patienten, wäh- bin ich noch ich?» DeObia Oparei (Pirates of the Caribbe- rend er dessen Gehirn kopiert: «Wenn du am an, Game of Thrones) gewinnen. Ŷ Morgen aufwachst, woher weisst du, dass du Darauf gibt der Film zwei Antworten. Die die gleiche Person bist wie gestern Abend?» Assistentin bedauert, den Patienten getötet zu www.clonesthemovie.com Diesen Gedanken finde ich stark. haben, indem sie dessen Gehirn kopiert hat. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15
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