Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG

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Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN                                  www.kirchenbote-sg.ch

Die Geburt des
Robotermenschen
                                      SEITE 4                  SEITE 15              SEITE 16

                                      Rückkehr Gottes Regisseur                      Rhythmus
SCIENCE-FICTION ALS ERLÖSERIN         IN DER SCIENCE-FICTION   MIT «SCHRÄGER» IDEE   AUF DEM KLAVIERSTUHL
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
EDITORIAL                                                                    IM ANFANG

Campieren im Advent
Liebe Leserin, lieber Leser
                                            Modernes Gleichnis
                                            Durch Science-Fiction betrachten wir das Hier und Jetzt aus neuer Perspektive
Am 20. Dezember ist es so weit. Der         Text | Bild: Tobias Claudy, Pfarrer, Wildhaus
neue Star-Wars-Film kommt in die Ki-
nos. «Der Aufstieg Skywalkers» wird         Vision oder Wahn – vom unbegrenzt tech-              wühlt. Leben und Liebe, Tod und Teufel, Gott
von den Fans sehnlich erwartet. Dut-        nisch Möglichen, von unendlichen Weiten,             und die Welt – nichts Neues unter der Sonne.
zende von ihnen werden schon Tage           von neuen Welten, von ungeahnter Bedro-              Wir sind geübt darin, beunruhigende Impulse
vor dem Filmstart vor dem Kino in Los       hung: Es wäre einfach, Science-Fiction als           ruhigzustellen, indem wir sie ins Altvertraute
Angeles campieren, wie schon bei den        blosses Entertainment abzutun.                       zähmend einordnen. Neuer Wein in alten
                                                                                                 Schläuchen.
letzten Star-Wars-Filmen. 2015 hat gar
                                            Zu einfach. Denn wenn man sich vom Seich-
ein Paar an der Premiere geheiratet.
                                            ten ins Tiefgründige wagt, warten Fragen,            ALTER WEIN IN NEUEN SCHLÄUCHEN
Zwölf Tage hat es vor dem Kino ausge-
                                            Denkanstösse und Aufrüttler. Wer in eine Ge-         Science-Fiction, wenn sie ernsthaft ist, kann
harrt.
                                            schichte eintaucht, sich von ihrer Dynamik           ein neuer Schlauch sein, für alten wie für
                                            führen lässt, sich ihre Denkweise zu eigen           neuen Wein. Ein Gefäss für Fragen, denen wir
Auch der Messias wurde sehnlich er-         macht, dem können sich neue Welten eröff-            im gewohnten Rahmen lieber ausweichen.
wartet. Doch bei der Geburt Jesu gab es     nen, Horizonte verschieben und Lichter auf-          Ein Hintergrund aus fiktiven Welten, Wesen
keine campierenden Fans, keinen roten       gehen. Warum aber sollte man elementaren             und Werten, um Wahrheiten für unsere Reali-
Teppich und keine Stars. Wobei, ganz        Fragen unserer Existenz nicht in Erzählungen         tät zu formulieren – sozusagen im geschütz-
stimmt das nicht: Lukas erzählt von den     oder Studien nachgehen, die in der realen            ten Rahmen fremder Räume und Zeiten.
Hirten, die auf dem Feld übernachten,       Welt verankert sind? Warum die Verfremdung           Ernsthafte Science-Fiction ermöglicht einen
und Matthäus lässt die Weisen aus dem       durch Science-Fiction? Weil Verfremdung den          Perspektivenwechsel, ein Gedankenexperi-
Morgenland herbeipilgern. Sie folgen        Blick klärt und den Geist aufklärt.                  ment, mit dem Anspruch, das Hier und Jetzt
dem Stern und suchen den Erlöser.                                                                zu kommentieren.
                                            WAS DEN ALLTAG DURCHBRICHT
Erlöserfiguren sind in Science-Fiction-      Mit tiefen Fragen des Lebens gehen wir meist         SCIENCE-FICTION ALS GLEICHNIS
Büchern und -Filmen zentral. Oft sind       pragmatisch, bequem und schmerzauswei-               Ähnlich wie ein Gleichnis Jesu, bei dem wir
es einfache, unscheinbare Menschen,         chend um: mit bewährten Antworten, einge-            uns – wenn wir ehrlich sind – ja auch schwer
die über sich hinauswachsen, um die         übten Bewältigungsstrategien, routiniertem           tun, es in eine tröstlich-nichtssagende Schub-
Welt zu retten, ohne dabei an sich          Blick. Dabei gibt es Themen, die unseren All-        lade einzuordnen. Denn es fordert uns her-
selbst zu scheitern (S. 3). Ja, der tech-   tag durchbrechen: Sterben und Tod, göttli-           aus und wandelt uns. Es könnte sich lohnen,
nologische Fortschritt selbst wird          ches Gegenüber, Ambivalenz von Beziehun-             Science-Fiction wie ein modernes Gleichnis
manchmal als Erlösung angepriesen.          gen, Infragestellung traditioneller Werte.           zu erschliessen. Denn: Wahrheit und Wahr-
Doch darauf hat die Science-Fiction ei-     Doch wir gehen in der Regel möglichst bald           haftigkeit machen uns frei. Ob auf blauen
                                            zur Tagesordnung über, die uns weniger auf-          oder roten Planeten. Ŷ
nen überraschend kritischen Blick.
Denn technologische Entwicklung kann
in den Untergang führen (S. 7). Und der
Mensch mit all seinen Ecken und Kan-
ten bleibt ambivalent (S. 4).

Doch was macht den Menschen über-
haupt aus? Was unterscheidet uns von
täuschend echten Robotermenschen,
wenn es sie denn gäbe? Im Lesekreis
der Kirchgemeinde Straubenzell wird
angeregt darüber diskutiert (S.14).

Vielleicht verbringen Sie den Advent zu
Hause und freuen sich auf Weihnach-
                   ten. Vielleicht cam-
                   pieren Sie vor dem
                   Kino und können den
                   neuen Star-Wars-Film
                   kaum erwarten. Ob
                   zu Hause oder vor
                   dem Kino: Der Kir-
                   chenbote verkürzt
                   die Wartezeit.Ŷ
Stefan Degen                                Drei Fotos aus dem Toggenburg, überlagert. Die Verfremdung führt zu neuen Sichtweisen.

2 AUSGABE 12/2019
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
THEMA

                                                                                                     der Handlung entdecken sie ihr Potenzial
                                                                                                     und ihre wahre Bestimmung. Doch dabei
                                                                                                     merken sie, dass die Kräfte, die sie nutzen,
                                                                                                     anfällig sind für Missbrauch – auch von ih-
                                                                                                     nen selbst. Die Grundfragen solcher Ge-
                                                                                                     schichten sind ähnlich, von Narnia über Star
                                                                                                     Wars bis Spiderman: Finden diese Helden ei-
                                                                                                     nen massvollen Umgang mit den eigenen
                                                                                                     Kräften und den Kräften ihrer Welt? In unse-
                                                                                                     rem Zeitalter lässt sich diese Frage auf den
                                                                                                     Umgang mit neuen Technologien übertragen.
                                                                                                     Science-Fiction tut dies, indem sie den wis-
                                                                                                     senschaftlichen Fortschritt weiterdenkt.

                                                                                                     LASERSCHWERTER UND BESEN
                                                                                                     Die Gattung Fantasy zeigt eine Neigung zu
                                                                                                     christlichen Themen. Vielleicht, weil die «Ur-
                                                                                                     väter» Lewis und Tolkien beide bekennende
                                                                                                     Christen waren. Aber auch, weil die Gattung
                                                                                                     sich dazu eignet, über Glaube, Gerechtigkeit,

                                                                                                           Die Grundfragen der
                                                                                                           Geschichten sind ähnlich –
                                                                                                           von Narnia über Star Wars
                                                                                                           bis Spiderman.

Pfarrer Mike Gray begeisterte sich schon als Kind für Fantasy.                                       Macht und das Göttliche nachzudenken. Das
                                                                                                     sind Themen, mit denen auch ich mich als
                                                                                                     Pfarrer beschäftige. Im realen Leben, auf «un-

Ein Nobody rettet die Welt                                                                           serer» Seite des magischen Kleiderschranks:
                                                                                                     Was ist Sein und was ist nur Schein? Welche
                                                                                                     Wahrheiten stecken in den Geschichten –
Ein Grundmuster von Fantasy und Science-Fiction erinnert an Weihnachten                              selbst wenn Besen fliegen, Laserschwerter
Text: Mike Gray, Pfarrer, Winterthur | Foto: zVg                                                     zischen und Bäume reden?

Fantasy und Science-Fiction handeln oft                «Der Herr der Ringe» des britischen Autors    WEIHNACHTEN KOMMT
von unscheinbaren Helden, die über sich                J.R.R. Tolkien. Andere nehmen unsere Welt     Wenn «Der Aufstieg Skywalkers» am 20. De-
hinauswachsen. Gelingt es ihnen, mit ihrer             als Ausgangspunkt. So wird Narnia zuerst      zember im Kino erscheint, werde ich mich
Macht massvoll umzugehen?                              von englischen Kindern in den 1940er-Jahren   mit grösstem Vergnügen der Star-Wars-Welt
                                                       betreten, während Harry Potter, ein briti-    widmen, der Welt von Jedis, Sith und einer
Ewig Winter, aber nie Weihnachten. Davon                                                             ambivalenten Macht. Ich bringe dabei die
erzählt der britische Autor C.S. Lewis in                                                            gleiche Überzeugung mit, die C.S. Lewis
seinem epochalen Roman «Der König von                            Die Hexe hält das Land im           schon damals inspirierte, als er Narnia ent-
Narnia», der nächstes Jahr seinen 70. Ge-                        ewigen Winter gefangen,             warf: So zwiespältig unser Menschenleben
burtstag feiert. Die Geschichte handelt von                      ohne dass je Weihnachten            auch aussehen mag, Weihnachten wird nie
einem Land namens Narnia, wo Tiere reden,                        kommt.                              ganz ausbleiben. Diese Hoffnung drücken
wo Menschen als Mythos betrachtet werden                                                             Menschen immer wieder neu aus. Auch in
und wo eine Hexe das Land im ewigen Winter                                                           der Welt von Fantasy und Science-Fiction. Ŷ
gefangen hält, ohne dass je Weihnachten                scher Millennial, seine Schuljahre in Hog-
kommt. Vier Kinder aus unserer Welt gelan-             warts um die Jahrtausendwende verbringt.
gen durch einen magischen Kleiderschrank               Andere Geschichten finden in einer hoch-        Mike Gray
nach Narnia. Dort werden ihre Leben verän-             technologischen Welt statt, wie die Star-
dert, durch die Liebe und Opferbereitschaft            Wars-Filme.                                     Mike Gray ist Pfarrer an der Stadtkirche
des Königlöwen Aslan.                                                                                  in Winterthur. In seiner Dissertation an
                                                       EINFACHE MENSCHEN ALS HELDEN                    der Universität Zürich untersuchte er
UNMÖGLICHES WIRD MÖGLICH                               Diese Geschichten verbindet aber mehr als       Zusammenhänge zwischen Fantasy und
Science-Fiction und Fantasy entwerfen Wel-             die Vorstellung einer Welt, in der Unmögli-     Religion. Mike Gray ist in den USA gebo-
ten, in denen Dinge geschehen, die sonst un-           ches möglich wird. Sie handeln von einfa-       ren und in Sizilien, London und Budapest
möglich sind. Manche dieser Welten wirken              chen Menschen, die am Anfang keine beson-       aufgewachsen. (sd) Ŷ
vormodern, wie Mittelerde in der Trilogie              deren Fähigkeiten besitzen. Erst im Verlauf

                                                                                                                        WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
THEMA

Daniel Cojocaru betrachtet den Robotermenschen Roy (Rutger Hauer), wie er vor seinem «Tod» eine ergreifende Rede hält. In der berühmten Szene aus «Blade
Runner» (1982) betont Roy, dass seine Erinnerungen ihn zu einem einzigartigen Wesen machen.

Menschliche Abgründe bleiben
Trotz Fokus auf Wissenschaft und Technik ist die Welt der Science-Fiction voll von religiösen Bezügen
Text: Daniel Cojocaru, Anglist | Fotos: Stefan Degen

Science-Fiction träumt vom wissenschaft-               ders deutlich ist dies im Star-Trek-Univer-        Klingonen, danach gegen die gerissenen
lichen Durchbruch und technologischen                  sum, bekannt durch den spitzohrigen Vulka-         Romulaner und schliesslich gegen die ruch-
Fortschritt. Der Mensch aber mit all seinen            nier Spock. Nach dem dritten Weltkrieg Mitte       losen Kardassianer. Die Feinde gehen nicht
Ecken und Kanten bleibt ambivalent. Und                des 21. Jahrhunderts stellt sich der Weltfrie-     aus, trotz technologischem Fortschritt.
damit bleibt die Frage nach Gott bestehen.             de ein: Alle Krankheiten werden besiegt, alle
                                                       Menschen haben genug zu essen, man kann            COMPUTERHÖLLE FÜR DIE TOTEN
Gott hat keinen Platz in der Welt der Scien-           Nahrungsmittel direkt aus Energie gewinnen.        In der materiellen Science-Fiction-Welt ver-
ce-Fiction. Zumindest auf den ersten Blick.            Wie von Wunderhand, aber eben durch Tech-          schwinden neben Gott auch Himmel und Höl-
Science-Fiction handelt von fiktivem wissen-           nologie. Die Menschheit findet ihren Platz in      le, zumindest als fassbare Orte. Sie bleiben in
schaftlichem Fortschritt. So katapultiert                                                                 fast schon ironischer Weise jedoch im
Jules Verne in seinem Roman «Von der Erde                                                                 menschlichen Herzen bestehen. In Iain
zum Mond» schon 1865 eine Rakete zum                         Trotz Fortschritt                            Banks’ «Surface Detail» (2010) erschafft eine
Mond. Dieser ist ein durch und durch materi-                 ist nicht alles Friede, Freude,              ausserirdische Spezies eine von Computern
eller Ort. Das mittelalterliche Weltbild sah im              technologischer Eierkuchen.                  generierte, simulierte Hölle, in welcher die
Weltall den spirituellen «Äther», den Wohn-                                                               Toten gefoltert werden. Die Computerhölle
sitz Gottes. Bei Jules Verne hingegen wird                                                                dient als Drohkulisse gegenüber den Leben-
der Weltraum zum wissenschaftlich erforsch-            der interstellaren zivilisierten Gemeinschaft.     den, um sie zu gewünschtem Verhalten zu
baren Raum. Science-Fiction beginnt mit der            Doch selbst in dieser Welt ist nicht alles Frie-   zwingen. Dieses Vorhaben zeugt von den
modernen Wissenschaft – ohne «Science»                 de, Freude, technologischer Eierkuchen.            dunkelsten menschlichen Abgründen. Banks
keine Science-Fiction.                                 Denn die Menschen selbst sind nicht besser         zeigt eindrücklich auf, dass auch eine tech-
                                                       geworden, sondern bloss die Technologie.           nologisch entwickelte Gesellschaft ein finste-
MIT TECHNOLOGIE INS PARADIES                           Die Machtkämpfe haben sich einfach von             res Herz besitzt, das durch Technologie und
Science-Fiction träumt von einer Welt, in der          einzelnen Planeten auf die Ebene der Galaxi-       Fortschritt nicht erklärt werden kann, ge-
nicht Gott das Paradies schafft, sondern die           en verschoben. Zunächst kämpft die Födera-         schweige denn durch Technologie und Fort-
Wissenschaft und die Technologie. Beson-               tion der Planeten gegen die kriegerischen          schritt verschwindet.

4 AUSGABE 12/2019
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
THEMA

RACHE AM SCHÖPFER                                       gibt». Hatte er denn überhaupt einen «Geist»?
Gott mag zwar verschwunden sein, der                    Als ihn der Kopfgeldjäger Rick Deckard (Har-         Daniel Cojocaru
Mensch mit all seinen Ecken und Kanten ist              rison Ford) zur Strecke bringt, streckt Roy
aber nach wie vor da. Das zieht sich durch              seine Hand gen Himmel und weist eindring-            Daniel Cojocaru hat in Zürich Englische
viele Science-Fiction-Werke. So auch durch              lich auf seine einzigartige Existenz hin: «Ich       Literatur studiert und in Oxford dokto-
Mary Shelleys Frankenstein (1818). Franken-             habe Dinge gesehen, die die Menschen nicht           riert. In seiner Dissertation untersuchte
stein gelingt es, einen künstlichen Menschen                                                                 er Dystopien – Science-Fiction-Szenarien,
zu bauen. Dieser ist ihm kräftemässig weit                                                                   die im Desaster enden. Er lebt in Winter-
überlegen, aber hässlich. Angewidert und                       Auch Science-Fiction stellt                   thur und interessiert sich besonderes für
eingeschüchtert von seinem eigenen Ge-                         die Frage nach Auferstehung.                  christliche Motive in Film und Literatur.Ŷ
schöpf, flieht Frankenstein und lässt es al-
lein. Doch erst durch diese feige Flucht
macht Frankenstein das Geschöpf zum Mons-               glauben würden. Lodernde Angriffsschiffe           tercloud, beispielsweise Dropbox. Wenn der
ter: Es verbittert. Aus Einsamkeit und Enttäu-          unweit der Schulter Orions. Ich sah C-Strah-       Körper eines Androiden stirbt, wird das Be-
schung, seinen Schöpfer nicht kennenlernen              len glitzern in der Dunkelheit nahe des Tann-      wusstsein ins Wiedergeburtsschiff geladen
zu können. Nun trachtet es nach Rache.                  häuser Tors. All diese Augenblicke werden          und dort in einen neuen Körper eingesetzt.
                                                        mit der Zeit verloren gehen, wie Tränen im         Handelt es sich da noch um die gleiche Per-
ROBOTERMENSCHEN                                         Regen. Zeit zu sterben.» Mit seinem letzten        son? Die Androiden zweifeln.
Frankensteins Monster ist ein Vorbild für die           Atemzug fliegt eine weisse Taube zum Him-
Androiden – Roboter in Menschengestalt. Sie             mel und hinterlässt Deckard im Zweifel darü-
bevölkern eine ganze Reihe von Science-Ficti-           ber, ob der Android Roy nicht doch eine See-             Der Heilsbringer Anakyn
on-Werken. In Ridley Scotts «Blade Runner»              le besitzt. Woher käme sie denn? Seine Her-              Skywalker erinnert an eine
(1982) rebellieren die versklavten Androiden            steller haben keine programmiert.                        Christusfigur.
gegen ihre menschlichen Herrscher. Diese
fürchten sich vor ihren eigenen Geschöpfen.             AUFERSTEHUNG ALS DOWNLOAD
Deshalb haben sie ihre Lebenszeit auf vier              Damit stellt Science-Fiction die Frage, ob der     So nähert sich Science-Fiction dem Thema
Jahre beschränkt. Dagegen begehren die                  Mensch über seinen Körper hinaus einzigar-         der Auferstehung. Es hängt mit folgender
Androiden auf. Ihr Anführer Roy (Rutger                 tig ist. In der Neuauflage der TV-Serie «Battle-   Frage zusammen: Ist die Person – das, was
Hauer) möchte von seinem Schöpfer wissen,               star Galactica» (2004 – 2009) verfügen die         den Menschen ausmacht – an ihren Körper
wieso er ihn erschaffen hat. Und wieso seine            Androiden über sogenannte «Wiedergeburts-          gebunden? Ähnliche Fragen beschäftigen
Modellreihe nach vier Jahren «den Geist auf-            schiffe». Diese funktionieren wie eine Compu-      auch die Jünger im Neuen Testament, als sie
                                                                                                           dem auferstandenen Christus begegnen. Er
                                                                                                           ist der Gleiche, man kann seine Wundmale
                                                                                                           berühren. Trotzdem läuft er durch Wände
                                                                                                           und ist verändert. Wie soll die Auferstehung
                                                                                                           der Toten funktionieren, wenn der Körper
                                                                                                           doch in der Erde verrottet?

                                                                                                           DARTH VADER ALS GEFALLENER ENGEL
                                                                                                           Star Wars verlässt dazu die materielle Welt
                                                                                                           der Science-Fiction und flüchtet ins Überna-
                                                                                                           türliche: Eine «Macht» kann Tote zurückbrin-
                                                                                                           gen. Dieselbe «Macht» zeugt mit einer Frau
                                                                                                           den Heilsbringer Anakyn Skywalker, eine Er-
                                                                                                           löserfigur, die an Christus erinnert. In seiner
                                                                                                           Zeugung klingt die Weihnachtsgeschichte an.
                                                                                                           Später wird Anakyn Skywalker vom Bösen
                                                                                                           korrumpiert und verwandelt sich wie ein ge-
                                                                                                           fallener Engel in Darth Vader.

                                                                                                           DIE RÜCKKEHR GOTTES
                                                                                                           Mehr und mehr scheint sich in zeitgenössi-
                                                                                                           scher Science-Fiction die Erkenntnis durch-
                                                                                                           zusetzen, dass nicht alles durch Technologie
                                                                                                           erklärt werden kann und muss. Oder wie es
                                                                                                           der Erzähler der «Expanse»-Reihe (Ty Franck,
                                                                                                           Daniel Abrahams) ausdrückt: «Das Univer-
                                                                                                           sum ist immer merkwürdiger, als du denkst.»
                                                                                                           Das Übernatürliche und vielleicht gar Gott
                                                                                                           scheinen in der langen Entwicklung des Gen-
                                                                                                           res wieder einen Platz im Science-Fiction-
Der Anglist Daniel Cojocaru doktorierte zu Science-Fiction. Hier in seiner Star-Trek-Uniform.              Universum gefunden zu haben. Ŷ

                                                                                                                              WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
BUCHTIPPS

Gentechnik radiert Gott aus
In «Oryx und Crake» zeichnet Margaret Atwood eine düstere Welt, in der die Gentechnik keine Grenzen kennt
Text: Daniel Cojocaru | Bild: Piper

Ist es möglich, durch Gentechnik einen       Schwein dient als Organ-Ersatzteillager. Und   her: Das erste transplantierte Schweineherz
neuen, besseren Menschen zu erschaffen?      die «Wolvogs» sehen zwar aus wie zahme         scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Atwoods «Oryx und Crake» ist sechzehn        Hunde, sind aber wild wie Wölfe, genetisch
Jahre nach Erscheinen verblüffend aktuell.   manipuliert. Von dieser düsteren Zukunfts-     PILLE ROTTET MENSCHHEIT AUS
                                             vision erzählt Margaret Atwood im Roman        Der Roman erzählt die Geschichte zweier
Wer ein neues Organ benötigt, bedient sich   «Oryx und Crake». Sechzehn Jahre nach Er-      hochbegabter Freunde, Jimmy und Crake, in
beim «Pigoon». Das genetisch manipulierte    scheinen rückt die Zukunftsvision immer nä-    einer Welt, in der die Gentechnik keine Gren-
                                                                                            zen kennt. Crake wird erfolgreicher Biotech-
                                                                                            niker, dem es anscheinend gelingt, eine Pille
                                                                                            herzustellen, die Menschen glücklich macht.

                                                                                                  Crake will die Menschheit
                                                                                                  ausrotten, um die Welt zu
                                                                                                  retten.

                                                                                            Insgeheim ist Crake jedoch grüner Anarchist
                                                                                            und die Pille enthält ein tödliches Virus. Da-
                                                                                            mit will er die Menschheit endgültig ausrot-
                                                                                            ten, um sie so daran zu hindern, die Umwelt
                                                                                            noch mehr zu zerstören.

                                                                                            SCHÖNE NEUE GENTECH-MENSCHEN
                                                                                            Statt der Menschheit hat Crake eine neue, ge-
                                                                                            netisch manipulierte Ersatzspezies geschaf-
                                                                                            fen. Sie hat keinerlei Empfinden für Zeit und
                                                                                            erlebt somit die Gegenwart als eine Art Ewig-
                                                                                            keit. Die nach ihrem Schöpfer benannten
                                                                                            «Crakers» kennen auch kein Buhlen um sexu-
                                                                                            elle Partner. Und die Idee von Gott, gemäss
                                                                                            Crake verantwortlich für Krieg und Zerstö-
                                                                                            rung, hat er ihnen genetisch ausmanipuliert.

                                                                                            MENSCH ALS GOTT VEREHRT
                                                                                            Jimmy aber ist von Crake als eine Art Hirte
                                                                                            für die «Crakers» auserkoren. Er stellt fest,
                                                                                            dass diese beginnen, ihn als Gott zu verehren
                                                                                            und gewalttätig zu werden. Anscheinend
                                                                                            sind die menschlichen Probleme doch nicht
                                                                                            nur durch Gentechnik lösbar.

                                                                                            RÜCKBESINNUNG AUF ETHIK
                                                                                            In ihrer gewohnt bissigen und sprachlich
                                                                                            virtuosen Art führt uns Margaret Atwood ei-
                                                                                            ne düstere Zukunft vor Augen, die letzten En-
                                                                                            des nur durch eine Rückbesinnung auf
                                                                                            menschliche, ethisch-moralische Werte abge-
                                                                                            wendet werden kann. Ŷ

                                                                                            Piper, 185 x 120 mm, 384 Seiten,
                                                                                            Ca. Fr. 18.– ISBN 978-3-492-31131-1

                                                                                            Im Roman von Margaret Atwood will Crake mit
                                                                                            Gentechnik die Welt retten.

6 AUSGABE 11/2019
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
BUCHTIPPS

Kreuzfahrt in den Untergang
In der «Propellerinsel» erzählt Jules Verne von der dunklen Seite von Fortschritt und Technik
Text: rem | Bild: Pixabay

Jules Verne, Science-Fiction-Urgestein,           Insel fängt an zu rotieren, immer schneller          auf, verbrachten ihre Tage über dem Wasser-
gilt als Zukunfts-Enthusiast. Euphorisiert        und schneller, und bricht schliesslich ausein-       klosett und übergaben sich, als müssten sie
von den Erfindungen des 19. Jahrhunderts           ander. Was für ein treffendes Bild für Tragik        einen Weltrekord im Kotzen aufstellen.» Ŷ
sah er alles rosig: In 80 Tagen um die Welt,      des Immer-stärker-sein-Wollens, das zum
Raumflug zum Mond. Doch Verne konnte               Schluss ins Absurde gesteigert wird: «Die Fa-        Dearbooks, 211 x 146 mm, 360 Seiten,
auch anders. In der «Propellerinsel» er-          milien hielten sich nur noch im Badezimmer           Ca. Fr. 32.– ISBN 978-3-95455-001-2
zählt er, wie die Technik in den Untergang
führt.

Jules Verne ahnte bereits vor dem ersten
Weltkrieg, dass es die menschlichen Wider-
sprüchlichkeiten sein würden, die zur Kata-
strophe führen. Und dass die Technik als
Mordwaffe es nur noch schlimmer macht.
Das macht den Autor aus Amiens so span-
nend. Schon sein Erstlingswerk «Drama in
den Lüften» erzählt vom Wahn des «Immer
höher», der im Absturz endet.

WELTREKORD IM KOTZEN
Geradezu prophetisch wirkt die «Propellerin-
sel». Milliardäre haben die «Gated Communi-
ty» aus Stahl bauen lassen, sieben Kilometer
lang, mit Häusern für 10 000 Einwohner, frei
manövrierbar auf den Weltmeeren. Ihr Haup-
tort Milliard-City ist eine moderne Stadt, hell
erleuchtet, mit Parks und Strassenbahnen.
Doch eine unsichtbare Grenze teilt die Insel.
Die beiden reichsten Clans dominieren die
beiden Hälften und liefern sich einen erbit-
terten Schlagabtausch. In einem Sturm kön-
nen sich die Maschinisten der Clans nicht         Ein Wrack im Sonnenuntergang. Modernste Technik hilft nicht, wenn der Kurs nicht stimmt.
mehr auf den gemeinsamen Kurs einigen. Die        Davon erzählt Jules Verne in der «Propellerinsel».

Schrecklich schöne neue Welt
Huxley und Orwell knüpfen in ihren Romanen an biblische Prophetie an
Text: rem

Haben Sie es auch schon bemerkt: Es geht          te Bevölkerung, dringt in jede Wohnung ein.          HOFFNUNG STATT PANIK
dem Ende zu. Die Katastrophe steht kurz           Google und Facebook lassen grüssen.                  Beide Romane haben Anklänge an die bibli-
bevor. Klima, Verkehr, Terror, Armut. Da tut                                                           sche Prophetie. An Hosea, an Amos, an Jo-
ein bisschen Prophetie ganz gut.                  STAAT SORGT FÜR SEX UND EKSTASE                      hannes mit der Totalüberwachung. Doch we-
                                                  Huxley erzählt 1932, wie in der «Schönen             der die Propheten noch die beiden Autoren
Mit fantastischer Weitsicht haben die briti-      neuen Welt» Sicherheit und Frieden garan-            sind Schwarzmaler. Ihre Kritik ist verbunden
schen Autoren Aldous Huxley und George            tiert sind. Embryonen werden nicht mehr na-          mit einem Appell: Ändert euren Sinn! Es geht.
Orwell Entwicklungen erkannt und zu Ende          türlich gezeugt. Sie werden schon vor der            Hoffnung also statt Weltuntergangspanik. Ŷ
gedacht. In «1984» beschreibt Orwell bereits      Geburt indoktriniert und einem Kastenwesen
1948 einen totalitären Überwachungsstaat,         zugewiesen. Für Ekstase, Sex und Konsum              1984, Ullstein, 151 x 103 mm, 544 Seiten,
der jeden seiner Bürger mit Gehirnwäsche          sorgt der Staat. Religion, Kunst, Liebe und          Ca. Fr. 19.– ISBN 978-3-548-28945-8
überzieht. Die Propaganda ist allumfassend.       freies Denken sind passé. Jeder tut nur, wozu
Eine neue Sprache schränkt das Denken ein.        er geboren ist, kennt kein Scheitern mehr,           Schöne neue Welt, Fischer, 368 Seiten,
Die «Gedankenpolizei» überwacht die gesam-        aber auch keine Freiheit.                            Ca. Fr. 17.– ISBN 978-3-596-90573-7

                                                                                                                           WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
PANORAMA GEMEINDEN

                                                                                                                                                      Martin Lendi – www.meintoggenburg.ch
Grüner Güggel kräht in
St. Gallen-Tablat
Die Kirchgemeinde St. Gallen-Tablat ist
mit dem Ökolabel «Grüner Güggel» aus-
gezeichnet worden. Als erste im Kanton.

«Unsere Kirchgemeinde begab sich schon
früh auf den ökologischen Weg. Sie war
1986 Gründungsmitglied des Vereins
oeku – Kirche und Umwelt», sagt Waltraud
Kugler. Als Mitglied der Kirchenvorste-
herschaft Tablat besuchte sie 2016 den
oeku-Lehrgang kirchliches Umweltma-
nagement, nachdem sich ein Jahr zuvor
in der Kirchgemeinde die Gruppe «grün        Die Evangelische Kirchgemeinde Unteres Toggenburg ist seit der Fusion Eigentümerin dreier Pfarrhäuser,
& fair» formiert hatte. Die Gruppe setzte    eines Kirchgemeindehauses und dreier Kirchen, von links: Bütschwil, Ganterschwil und Lütisburg.
sich zum Ziel, den «Grünen Güggel» zu
erhalten.

LANGWIERIGER PROZESS
Der Prozess sei lang gewesen, zumal die
                                             Ist eine zuviel des Guten?
vierköpfige Gruppe ehrenamtlich gearbei-     Drei Kirchen in der Kirchgemeinde Unteres Toggenburg – soll eine verkauft werden?
tet habe und Tablat sechs Kirchenstand-
orte aufweise, erzählt Kugler. Nun ist der   Im Brautfuder der seit 2017 «verheirate-             burger sollten sich überlegen, sich allenfalls
«Grüne Güggel» als Label erreicht. Das ma-   ten» Kirchgemeinden Bütschwil-Mosnang,               von einer der drei Kirchen zu trennen. Das
che die Bemühungen und die Einstellung       Ganterschwil und Lütisburg sind auch drei            Lütisburger Gotteshaus ist dabei das Einzige,
zu Umweltthemen und zum Schutz der na-       Kirchen. «Sollen wir eine davon verkaufen,           das nicht geschützt ist. Für die anberaumte
türlichen Ressourcen sichtbar. Doch aus-     teilen oder anders nutzen?»                          Diskussion und Auslegeordnung fiel dieses
ruhen könne sich St.Gallen-Tablat nicht.                                                          Argument jedoch nicht ins Gewicht.
Die Kirchgemeinde müsse weiterhin klar       Diese unter dem Titel «Schöne Kirche zu ver-
bekennend auf diesem eingeschlagenen         kaufen» gestellte Frage lockte eine stattliche       STARKE VERBUNDENHEIT MIT BAUTEN
Weg schreiten, versuchen, die Schöpfung      Schar der 1900-köpfigen Evang. Kirchgemein-          Vielmehr warnten Stimmen vor einer rein
zu bewahren und die Verantwortung auch       de Unteres Toggenburg zu einem Diskussions-          kaufmännischen Betrachtungsweise. Andere
den 8000 Kirchbürgerinnen und Kirchbür-      abend ins Kirchgemeindehaus Ganterschwil.            drückten ihre Verbundenheit mit dem Gebäu-
gern bewusst zu machen.                      Es stellte sich als zu klein heraus: Spontan         de aus: Hier wurden sie getauft, konfirmiert,
                                             wurde in die nahe gelegene Kirche disloziert.        getraut; hier beerdigten sie ihre Eltern. Für
NUR NOCH MEHRWEGBECHER                                                                            viele ist die Kirche nach wie ein Raum der
Den Einwegbecher gibt es in Tablat seit      AUSLEGEORDNUNG, OFFENE DISKUSSION                    Stille und der Besinnung und soll es auch blei-
Langem nicht mehr. Und die Kirche            Anstoss für eine Auslegeordnung und das              ben. Der Schwerpunkt der Debatte verlagerte
Halden ist als erste der Schweiz vollstän-   weitere Vorgehen mit drei Kirchen kam von            sich denn auch rasch. Dafür «prasselte es Vor-
dig mit einem Solardach gedeckt. «Auf        der Kantonalkirche. Nachdem die Kirchge-             schläge zur Belebung des Kirchgemeindele-
diese Vorreiterrolle sind wir stolz», sagt   meinde ein Umbauvorprojekt für die Kirche            bens» (Toggenburger Tagblatt 2.11.2019), die
Waltraud Kugler. Stolz ist man auch auf      Lütisburg bei ihr eingereicht hatte, kam die         notiert und für zukünftige Schritte ausgewer-
den ersten «Grünen Güggel» im Kanton         Rückmeldung aus St. Gallen, die Untertoggen-         tet und wiederverwendet werden. (meka) Ŷ
St. Gallen. Die Kirchgemeinde feierte die
Zertifizierung mit einer musikalischen
Vesper.

RUND 20 ZERTIFIZIERTE GEMEINDEN
Verliehen wird der «Grüne Güggel» vom
                                             Spielen vor der Kirche
Verein oeku – Kirche und Umwelt. Der         Es ist ein neuer Trend: Kirchgemeinden               meindehaus zu renovieren und so zu einem
Verein wird getragen durch die refor-        richten Spielplätze auf ihrem Areal ein. So          Treffpunkt für Familien verschiedener Kultu-
mierte und die katholische Kirche. Das       füllt sich der Ort mit Leben.                        ren zu machen.
Umweltmanagementsystem schreibt den
Gemeinden vor, ihre Ökobilanz zu analy-      In Degersheim wurde im September der neue            SOMMERPROGRAMM IN GOLDACH
sieren und die gesetzten Ziele regelmässig   «Reformations-Spielplatz» eingeweiht, wie die        Noch einen Schritt weiter geht die Kirchge-
zu überprüfen. Rund 20 Kirchgemeinden        Kirchgemeinde auf den Gemeindeseiten mit-            meinde Goldach. Zusätzlich zum neu gestal-
sind seit der Einführung des Labels 2015     teilt. Seither erfreut sich der Spielplatz           teten Spielplatz bot sie im Sommer eine Rei-
schweizweit zertifiziert worden. (meka) Ŷ    grosser Beliebtheit. Auch die Kirchgemeinde          he von Veranstaltungen an: MüKi-Treffs,
                                             Wartau belebt ihr Areal. Sie hat beschlossen,        Spielabende, Grill-Zmittag, Lesungen und Kin-
www.oeku.ch                                  den rege genutzten Spielplatz beim Kirchge-          derkonzerte. (sd) Ŷ

8 AUSGABE 12/2019
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
PANORAMA KANTON                                                                  IN KÜRZE

Noch mehr Lieder singen
Singbegeisterte aus dem ganzen Kanton lernen am Singtag neue Lieder
Text: sd | Foto: Dirk Weinert

Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer           mann. Dieses Jahr hätten sie zum ersten Mal
lockte der kantonale Singtag in die Lokre-        ein Vorbereitungswochenende durchgeführt.
mise. Zwölf neue Lieder nahmen sie mit            «Wir haben gemeinsam Liederbücher durch-
nach Hause. Und die Freude am Singen.             forstet und so die zwölf Lieder zusammen
                                                  ausgewählt.»
Organisiert hat den Singtag Andreas Haus-
amman, Beauftragter für Popularmusik der          FOKUS AUF DAS WICHTIGSTE
St. Galler Kirche. «Mein Highlight war das In-    Am Singtag übte die Spurgruppe Repertoire
terview mit Jürg Birchmeier», erzählt er.         die Lieder mit den rund 200 Teilnehmenden
Birchmeier hat das Lied «So wien i jetzt bi»      ein, begleitet von der Singtag-Band mit Peter
geschrieben, eines der zwölf neuen Lieder         Lenzin am Saxophon. Die Lieder erklangen          Neues zum St. Galler
am diesjährigen Singtag. «Der Song hat mich       im Wechselspiel mit vertiefenden Texten,          Globus
angesprochen», schreibt ein Mitglied der          vorgetragen von der Schauspielerin Ursula
Spurgruppe Repertoire im Liederheft: «Sein        Affolter. Ein Gedicht aus Lateinamerika           Zur Geschichte des St. Galler Globus sind
dürfen, wie man ist und mit leeren Händen,        brachte den Geist des Singtages auf den           neue Erkenntnisse gewonnen worden,
mit vollem Herzen zu Gott kommen.»                Punkt:                                            wie die Stiftsbibliothek in einer Medien-
                                                                                                    mitteilung schreibt. Ein spezialisiertes
LIEDERBÜCHER DURCHFORSTET                         «Es gibt noch so viel Mais zu pflanzen,           Handwerkerteam baute den Globus im
Die Spurgruppe Repertoire besteht aus Sing-       so viele Kinder zu unterrichten,                  16. Jahrhundert in Schwerin. 1595 wurde
begeisterten aus den Kirchgemeinden, die          so viele Kranke zu heilen,                        er nach St. Gallen verkauft. Dort wurden
Freude daran haben, neue Lieder kennenzu-         so viel Liebe zu verwirklichen,                   die Hinweise auf seine protestantische
lernen und das Repertoire im Gottesdienst         das Wichtigste aber ist,                          Herkunft vertuscht. 1712 kam der Globus
zu erweitern. Sie hat zusammen mit Hausam-        noch mehr Lieder zu singen.»                      dann als Kriegsbeute des Toggenburger
mann den Singtag vorbereitet. «Die Mitglie-                                                         Kriegs nach Zürich. Bis heute. In der
der der Spurgruppe sind schon lange und           Der nächste Singtag findet am 25. Oktober         Stiftsbibliothek St. Gallen steht eine Replik.
mit viel Engagement dabei», erzählt Hausam-       2020 statt. Ŷ                                     Jost Schmid-Lanter von der Zentralbib-
                                                                                                    liothek Zürich ist es nun gelungen, die
                                                                                                    einzelnen Schritte in der wechselvollen
                                                                                                    Geschichte nachzuvollziehen und Kurbel
                                                                                                    und Zeiger zu rekonstruieren. (sd) Ŷ

                                                                                                    www.stiftsbibliothek.ch

                                                                                                    Bootsflüchtlinge
                                                                                                    Das Solidaritätsnetz Ostschweiz hat eine
                                                                                                    Petition lanciert. Sie fordert Bundesrat
                                                                                                    und Parlament auf, sich am Aufbau eines
                                                                                                    zivilen Seenotrettungssystems im Mittel-
                                                                                                    meer zu beteiligen und Bootsflüchtlinge
                                                                                                    in der Schweiz aufzunehmen. (sd) Ŷ

                                                                                                    Familie und Beruf
                                                                                                    Seit 2010 ist die Evang.-ref. Kirche St. Gal-
                                                                                                    len mit dem Label «Familie UND Beruf»
                                                                                                    ausgezeichnet. Um das Label zu erhalten,
                                                                                                    hat sie Massnahmen zur Vereinbarkeit
                                                                                                    von Familie und Beruf umgesetzt. So wur-
                                                                                                    den flexible Pensen und Arbeitszeit-
                                                                                                    modelle gefördert. Das Label wird alle
Die Spurgruppe Repertoire hat die Lieder an einem gemeinsamen Wochenende ausgewählt und eingeübt.   drei Jahre neu verliehen. (sd) Ŷ

                                                                                                                    WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
Die Geburt des Robotermenschen - Kirchenbote SG
IN KÜRZE                                                              PANORAMA SCHWEIZ

                                              «Open Place» ist Sieger
                                              Kreuzlinger gewinnen Zwinglipreis 2019 – St. Galler Projekte haben das Nachsehen
                                              Text: spv/meka

                                              Die Thurgauer Kirchgemeinde Kreuzlingen                 Inspirationspotenzial des Evangeliums für
                                              holt den diesjährigen Zwinglipreis in die               die Entwicklung von «Open Place», das Teil
                                              Ostschweiz. Das Projekt «Open Place», eine              der internationalen Bewegung «Fresh expres-
                                              neue Gemeindeform – Fresh expressions of                sions of Church» ist. «Open Place» ist ein
                                              Church – überzeugte die Jury. Die einge-                offener Begegnungsort der evangelischen
                                              reichten St. Galler Projekte gingen leer aus.           Kirchgemeinde Kreuzlingen im Ortsteil Kurz-
                                                                                                      rickenbach. Er steht für Gemeinschaft, Seel-
                                              Der Schweizerische Protestantische Volks-               sorge, psychosoziale Betreuung, Kreativität
20 Jahre Frauen-                              bund übergab am Reformationssonntag den                 und Bildung. Das Angebot umfasst das Open
konferenz des SEK                             mit 1519 Franken dotierten Zwingli-Haupt-               Place Café, eine Kleiderbörse, den Mittags-
                                              preis an die evangelische Kirche nach Kreuz-            tisch, den Bibelzmorge, Gottesdienste und
Frauenlobbying, Ehe für alle, feministi-      lingen. Die Jury kam zum Schluss, dass «Open            ein kulturell-kreatives Rahmenprogramm.
sche Thesen zum Abendmahl: Seit ihrer         Place» Modellcharakter für eine zukunftsfähi-
Gründung vor 20 Jahren hat die Frauen-        ge Gemeindeorganisation habe. Zudem ver-                ST. GALLER IDEEN NICHT GEWÜRDIGT
konferenz des Schweizerischen Evangeli-       binde es Seelsorge, Diakonie und Bildung bei-           Insgesamt sind 29 Projekte aus der deut-
schen Kirchenbundes feministische Theo-       spielhaft und es überzeuge durch sein hohes             schen Schweiz eingereicht worden, darunter
logie und die Vernetzung unter Kirchen-       Innovations- und Integrationspotenzial.                 auch das ökumenische Stattkloster St. Gallen,
frauen ein grosses Stück vorangetrieben.                                                              der internationale Bodensee-Kirchentag 2020
An der Jubiläumstagung Ende Oktober in        EVANGELIUM ALS INSPIRATIONSQUELLE                       und der Reformationsspielplatz Degersheim.
Bern erinnerte man sich der Anfänge und       Der geistliche Mentor von «Open Place», dem             Diese Ideen wurden nicht gewürdigt. Die
wagte einen Blick in die Zukunft. (sek) Ŷ     Gewinnerprojekt aus Kreuzlingen, Pfarrer Da-            vier Anerkennungspreise blieben im Kanton
                                              mian Brot, betonte in seiner Dankesrede das             Zürich. Ŷ

Solidarität soll nicht
kriminalisiert werden
Viele Kirchgemeinden und Kirchenmit-
glieder unterstützen Menschen in Not
und gewähren ihnen Schutz, unabhängig
von deren Aufenthaltsstatus in der
Schweiz. Er sei besorgt über die zuneh-
mende strafrechtliche Verfolgung dieses
Engagements, schreibt der Schweizeri-
sche Evangelische Kirchenbund SEK in
einer Mitteilung. Er fordere deshalb Staat
und Justiz auf, mitmenschliche Solidarität
nicht zu kriminalisieren. Ŷ

Hotel Centro Magliaso
kann erneuert werden
Das Kirchgemeindeparlament der re-
formierten Kirchgemeinde Zürich hiess
einen Kredit von 3,14 Millionen Franken
für die Erneuerung des Centro Magliaso
gut. Der Ort setze sich zum Ziel, allen
Menschen Ferien zu ermöglichen, unter         Der Kirchenbote verlost drei Kalender der Religionen
anderem auch solchen mit Behinderun-
gen oder in finanziell schwierigen Verhält-   In vielen Religionen gilt der Körper als wichtiger Träger der Beziehung zum Göttlichen. Der Kalender der Re-
nissen, wurde argumentiert. Mit dem nun       ligionen thematisiert den «Körper als Spiegel des Heiligen» in grossformatigen Bildern und kurzen Begleit-
gesprochenen Kredit soll die letzte grosse    texten. Der Kirchenbote des Kantons St. Gallen verlost drei Kalender der Religionen von Iras Cotis. Dabei
Etappe der laufenden Gesamtsanierung          müssen Sie folgende Frage richtig beantworten können: «Wie heisst die Filmfigur mit den markanten Ohren
abgeschlossen werden. (ref.ch) Ŷ              aus Raumschiff Enterprise resp. Star Trek?» Lösungswort zusenden an: kirchenbote@ref-sg.ch. (meka) Ŷ

10 AUSGABE 12/2019
PANORAMA SCHWEIZ / WELT                                                                 IN KÜRZE

                                                                                                          Behandlungen gegen
                                                                                                          Homosexualität verbieten
                                                                                                          Der deutsche Gesundheitsminister Jens
                                                                                                          Spahn hat ein Gesetz vorgelegt, das die
                                                                                                          «Heilung» von minderjährigen Homosexu-
                                                                                                          ellen verbieten soll. Die angeblichen
                                                                                                          Therapien würden krank und nicht ge-
                                                                                                          sund machen. Die Konversionstherapien
                                                                                                          sollen bei unter 18-Jährigen generell
                                                                                                          untersagt werden, wie das Redaktions-
                                                                                                          Netzwerk Deutschland unter Berufung auf
                                                                                                          einen Gesetzesentwurf des Gesundheits-
                                                                                                          ministeriums berichtet. (epd/bat/ref.ch) Ŷ

                                                                                                          Vera Friedländer ist tot
                                                                                                          Die Autorin Vera Friedländer beteiligte
                                                                                                          sich als Mädchen an einer erfolgreichen
                                                                                                          Protestaktion gegen die Nazis. Später
                                                                                                          wurde sie als Zwangsarbeiterin in einer
Um bei der «Ehe für alle» weitere Schritte einzuleiten und da es sich um ein zivilrechtliches Anliegen    Schuhfabrik versklavt. Nun ist Friedländer
handelt, wartet die St. Galler Kantonalkirche die Entscheide in Bern und ein allfälliges Referendum ab.   91-jährig gestorben. Die Mitbegründerin
                                                                                                          des Jüdischen Kulturvereins Berlin hatte
                                                                                                          in ihrem 2016 erschienenen Werk «Ich war

Nach Ja zur «Ehe für alle»                                                                                Zwangsarbeiterin bei Salamander» über
                                                                                                          ihr Schicksal berichtet. (ref.ch) Ŷ

Die St. Galler Kantonalkirche wartet, auch auf die Beantwortung ihrer Motion

Die Abgeordneten des Schweizerischen                    Kirche erstmals die Entscheide des National-      Zwingli soll Deutschland
Evangelischen Kirchenbundes sagten Ja                   und Ständerats respektive ein allfälliges         begeistern
zur «Ehe für alle». Der Kirchenbund ver-                Referendum abwarten. «Denn die Trauung
steht dies als Empfehlung. Es liege allein              ist letztlich ein ziviler Akt und die ‹Ehe für    Das Historienepos über Reformator Hul-
in der Kompetenz der Kantonalkirchen, die               alle› ein politischer Entscheid», so Martin       drych Zwingli hat Ende Oktober in Essen
Trauung für Homosexuelle einzuführen.                   Schmidt. Ihm fehlt bei grossen gesellschaft-      seine Deutschland-Premiere gefeiert. Zum
St. Gallen wartet vorerst ab.                           lichen Fragen wie dem Adoptionsrecht              Anlass im grössten Kinosaal des Landes
                                                        oder dem Zugang zu Reproduktionsmedizin           kamen knapp 1300 Zuschauer. Für Refor-
«Denn drei der vier gestellten Antragspunkte            bei Homosexuellen eine klare Haltung der          mationsbotschafterin Catherine McMillan
an der Abgeordnetenversammlung Anfang                   Kirche. «Auch der Ehebruch, die Polyamorie        verlief die Premiere vielversprechend.
November in Bern werden in der Kirche unse-             oder der Geschlechtsverkehr vor der Ehe           «Im Kinosaal waren fast 1300 Leute, die
res Kantons sinngemäss bereits umgesetzt»,              sind weitere Punkte, die es grundsätzlich         begeistert applaudierten.» Einen Grund
erklärt Kirchenratspräsident Martin Schmidt.            einmal zu diskutieren gilt», so Schmidt. Es       für den Erfolg sieht sie darin, dass Zwingli
                                                        stünde der Kirche gut an, die Themen «Kör-        in Deutschland weitgehend unbekannt sei.
ES BRAUCHT EINE KLARE HALTUNG                           perlichkeit und Sexualität» einmal gesamt-        «Dadurch ist der Film so spannend wie ein
Es handelt sich einerseits um die Segensfei-            heitlich anzuschauen, so Schmidt.                 Krimi mit offenem Ende.» Ob die Filmema-
ern für homosexuelle Paare. Seit 2002 wer-                                                                cher damit an den Erfolg in der Schweiz
den sie im Kanton St. Gallen durchgeführt.              SEIT DREI JAHREN UNBEANTWORTET                    anknüpfen können, wird sich in den kom-
Andererseits ist gewährt, dass Pfarrerinnen             Deshalb wünscht sich die Kantonalkirche           menden Monaten zeigen. (ref.ch) Ŷ
und Pfarrer frei wählen können, ob sie solche           St. Gallen seit Längerem ein Grundlagen-
Trauungen durchführen wollen oder nicht.                papier, eine Art Denkschrift über Ehe,
«Auch bei uns gilt die Gewissensfreiheit»,              Sexualität, Familie und Partnerschaft. Eine
sagt Schmidt. Zudem sollen die vollzogenen              entsprechende Motion hat Kirchenrätin
Segnungen im Trauregister eingetragen                   Barbara Damaschke-Bösch vor dreieinhalb
werden. Im Ostschweizer Kanton werden sie               Jahren beim Schweizerischen Evangelischen
erfasst und der Kantonalkirche gemeldet.                Kirchenbund SEK eingereicht. Die Antwort
«Dieser Antrag wurde in Bern abgelehnt»,                ist aber immer noch hängig. «Wir wünschen
weiss Schmidt. Er, der es grundsätzlich                 uns diese Diskussion», so Schmidt, «damit
begrüsst, dass homosexuelle Paare getraut               sich daraus eine offizielle Haltung der Kirche
werden können. Trotzdem will die St. Galler             samt Empfehlungen entwickelt.» (meka) Ŷ

                                                                                                                          WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
TIPPS                                                                      PALETTE

                                               Führung                                              WORT & MUSIK IN DER SPITALKAPELLE
                                                                                                    Mi, 18. Dezember, 16.15 – 16.45 Uhr
                                               UMSTRITTEN: CHRISTOPH SCHAPPELER                     Kantonsspital St. Gallen, Haus 21
                                               Do, 5. Dezember, 14.30 – 16 Uhr, St. Gallen
                                               Ein St. Galler Pionier der Menschenrechte:           FÜR IMMER IN UNSEREN HERZEN
                                               Reformator Christoph Schappeler, 1472 - 1551.        So, 8. Dezember, 17 Uhr, Rorschach
                                               Stadtwanderung mit Walter Frei. Treff: Spisertor     Feier für Menschen, die um ein Kind trauern,
                                                                                                    St. Kolumban, Leitung: Vera Maria Rösch,
                                                                                                    Theologin, Marlene Troxler, Hebamme, und
Mahnwache für Verfolgte                        Gottesdienste                                        Milena Hofmann, Harfe

Wo die Religionsfreiheit verletzt wird, wer-   ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL
den Menschen häufig Opfer von Gewalt           Dimanche 8 (fête de l‘Avent), 15 et                  Jung und frisch
und Unterdrückung. Um für Betroffene ein-      22 (cène) décembre
zustehen, setzt Christian Solidarity Inter-    10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen         SPOTLIGHT – FÜR 16- BIS 35-JÄHRIGE
national (CSI) am Donnerstag, 12. Dezem-       Dimanche 8 décembre (fête de l‘Avent)                Fr, 20. Dezember, 19.45 – 22.30 Uhr, Gossau
ber mit einer Mahnwache ein Zeichen der        19 h Culte à Rorschach, église réformée              miteinander – erleben – reden – sein im KGH
Solidarität für Glaubensverfolgte. Dazu        Dimanche 15 décembre (fête de l‘Avent)               Witenwis, Neuchlenstr. 38. Erlebe spannende
sind alle eingeladen, denen Religionsfrei-     19 h Culte à Rapperswil, maison de paroisse          Inputs, lerne neue Leute kennen!
heit am Herzen liegt, egal, welcher kon-       www.eglisefrancaise.wordpress.com
fessionellen Zugehörigkeit oder politi-        Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 071 801 96 02            GOSPELCHURCH
scher Gesinnung. Die Kundgebung wird                                                                Do, 26. Dezember, 19 – 20.15 Uhr, Flawil
von 18 bis 18.30 Uhr in Buchs (gegenüber       ALL SOULS PROTESTANT CHURCH                          Ref. Kirche Feld, Lindenstr. 6a; Gottesdienst
Coop) und in St. Gallen (Marktgasse, beim      Jeweils am Sonntag um 12 Uhr                         mit viel Gospelmusik und kurzen Inputs zu
Brunnen) sowie 16 weiteren Städten der         Anlässe der englischsprachigen Kirche mit            einem Thema
Schweiz durchgeführt. (csi) Ŷ                  Pfr. Scotty Williams in der Kirche Rotmonten:
                                               Worship Service: 1., 8. und 15. Dezember
                                               www.allsouls.ch / Scotty Williams, 079 559 09 40

Reise nach Chile
Die Arbeitsstelle «Weltweite Kirche» der
St. Galler Kantonalkirche organisiert vom
14. bis 25. November 2020 eine Reise
nach Chile. Neben landschaftlichen und
kulturellen Sehenswürdigkeiten stehen
Besuche bei Projekten von Mission 21 auf
dem Programm. Anmeldeschluss: 31. De-
zember 2019. – www.ref-sg.ch (pd) Ŷ

Adventliche Weisen
Das Thurgauer Kammerorchester und
der Konzertchor Ostschweiz führen am
Samstag, 14. Dezember, 19 Uhr, in der
kath. Kirche Rotmonten, St. Gallen, das
Oratorium der Weihnachtslieder «Die
Geburt Christi» von Heinrich von Herzo-
genberg (1843 – 1900) auf. Vor 125 Jahren
schrieb von Herzogenberg, ein Freund
von Brahms, das Werk für Chor, Solisten,       Ende der Zeitzeugenschaft?
Orchester, Gemeindegesang und Orgel
in seinem Landhaus in Heiden. Das Werk         Die Zeitzeugenschaft des Holocaust geht ihrem Ende entgegen. Nur noch wenige Überlebende der
zeichnet sich aus durch Bearbeitungen          NS-Herrschaft können aus eigener Erfahrung sprechen. Was bleibt, sind literarische Zeugnisse und Video-
adventlich-weihnachtlicher Weisen und          interviews der Überlebenden – sowie die Frage danach, wie wir in Zukunft mit dieser Erbschaft umgehen
dem Miteinbezug der Gemeinde. Leitung:         wollen. Die Ausstellung «Ende der Zeitzeugenschaft?» hinterfragt die «Gemachtheit» der Zeitzeugeninter-
David Bertschinger. (pd) Ŷ                     views und ihre gesellschaftliche Rolle seit 1945 und gibt Einblicke in die Videosammlung des Jüdischen
                                               Museums Hohenems, in Interviews, die bislang nie gezeigt wurden. – Dienstag bis Sonntag und feiertags
www.konzertchorostschweiz.ch                   10 – 17 Uhr, Schweizerstrasse 5, bis am 13. April 2020. www.jm-hohenems.at. (pd) Ŷ

12 AUSGABE 12/2019
PALETTE                                                              TIPPS DES MONATS

                                                                                                        Reise nach Jordanien
                                                                                                        Die Kirchgemeinde Gaiserwald führt vom
                                                                                                        26. September bis am 7. Oktober 2020
                                                                                                        eine Reise nach Jordanien durch. Zu den
                                                                                                        Zielen gehören die Hauptstadt Amman,
                                                                                                        Bethanien, die Ruinen von Gerasa und
                                                                                                        Madaba. Der Besuch in Petra, der Stadt in
                                                                                                        den Schluchten der Berge, der Dana-Nati-
                                                                                                        onalpark und das Wadi Rum sind weitere
                                                                                                        Höhepunkte. Der Ausflug auf den Sinai
                                                                                                        zum Katharinenkloster und zum Sonnen-
                                                                                                        untergang auf den Mosesberg gehören
                                                                                                        ebenso zur Reise. Sie wird am Donners-
                                                                                                        tag, 12. Dezember, 19 Uhr, im Kirchge-
                                                                                                        meindehaus Abtwil vorgestellt. (mh) Ŷ
Abhängig? Wer, wie, von wem oder wovon
                                                                                                        www.ref-gaiserwald.ch
Abhängigkeiten bestimmen unser Dasein. Einige davon sind lebenswichtig. Das Vögele Kultur Zentrum
in Pfäffikon SZ macht bis am 22. März 2020 in seiner Ausstellung Abhängigkeiten im Alltag sichtbar und
zeigt, wie sie uns formen. Foto: Tonjaschja Adler, ABC der UnMöglichkeiten, 2019, Siebdruckplakate. Ŷ
                                                                                                        Weihnachtsoratorium
                                                                                                        Zu seinem 75. Geburtstag hat sich der
Kontemplation                                        Konzert & Klang                                    Toggenburger Musiker und Komponist
                                                                                                        ein Weihnachtsoratorium geschenkt. Mit
HEILMEDITATION IN OFFENER KIRCHE                     KLANGHALT II                                       der Besetzung der Toggenburger Passion
Mi, 18. Dezember, 14.30 Uhr, St. Gallen              Samstags: 30. November bis 30. Mai 2020            hat sich Roth dem Weihnachtszyklus
Böcklinstr. 2, mit hedda.schurig@bluewin.ch          20 Minuten, jeweils samstags, 17 Uhr. Kreuz-       «Christ ist geboren» des Wattwiler Malers
                                                     gang St. Katharinen, St. Gallen. Singen, um        Willy Fries genähert. Aufführungen finden
MEDITATIVES TANZEN                                   Himmels Willen: Eine Zeitnische mit Musik,         an folgenden Daten statt: Samstag,
– Krisztina Sachs-Szakmàry: 071 288 31 92,           Stille, Poesie und Gesang rund um das              7. Dezember, 20 Uhr, Pfarrkirche Oberegg;
  www.meditatives-tanzen.ch                          Thema Psalmen.                                     Sonntag, 8. Dezember, 17 Uhr, Linsebühl-
                                                                                                        kirche St. Gallen; Samstag, 14. Dezember,
KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS                    KONZERTE ZU WEIHNACHTEN                            20 Uhr, evang. Kirche Teufen und Sonn-
Angebote in St. Gallen / Kontaktangaben              So, 15. Dezember, 17 Uhr,                          tag, 15. Dezember, 17 Uhr, kath. Kirche Alt
– Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35,            Klosterkirche Pfäfers                              St. Johann. Ŷ
  gabrielle.bregenzer@hotmail.com                    Sa, 21. Dezember,19.30 Uhr,
– Eveline Felder: 079 269 09 39,                     kath. Kirche Walenstadt                            www.chorprojekt.ch oder 071 227 37 37
  www.meditation-sg.ch                               Quem pastores laudavere: Musik zu Weih-
– Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88,           nachten, die anders ist als vieles, was in
  www.meditation.margritwenk.ch                      dieser Zeit zu erklingen pflegt. Mit Sarah
                                                     Längle, Sopran; Stephanie Szanto, Alt; Karl        Film ab: «Matar a Jesus»
Adventsmeditation: Di, 3., 10., 17. Dezember         Jerolitsch, Tenor; Samuel Zünd, Bariton;
19 –21 Uhr. Ökum. Gemeindezentrum Halden.            Chor und Orchester Concentus rivensis;             Aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums von
Drei Abende, um zur Ruhe zu kommen.                  Enrico Lavarini, Leitung. www.concentus.ch         Horyzon, der Schweizer Entwicklungsor-
Leitung/Anmeldung: Margrit Wenk                                                                         ganisation für Jugendliche, zeigt Cevi Ost-
Sitzen in der Stille: Mi, 4. und 18. Dezember                                                           schweiz und die St. Galler Kantonalkirche
18 – 20.30 Uhr. Ev. Kirchgemeindezentrum             Reisen                                             am Samstag, 30. November um 19.30 Uhr
Heiligkreuz. Impuls und Möglichkeit zum Ein-                                                            in der Lokremise St. Gallen den Spielfilm
zelgespräch. Schnuppern erwünscht. Infor-            KULTURREISE NACH MAKEDONIEN                        «Matar a Jesus». Der Eintritt ist frei, eine
mation: Eveline Felder.                              Vom 6. bis 19. April 2020                          Anmeldung ist nicht erforderlich. (pd) Ŷ
Meditationsnacht: Fr, 13. Dezember                   Mit Paul M. Strässle, Byzantinist und Prof.
19 –24 Uhr. Ökum. Kirche Halden. Schweige-           UZH. Anmeldeschluss: 2. Dezember.
meditation, Taizélieder, Gehmeditation im            www.byzanz-straessle.ch
Stundenrhythmus. Es ist möglich, zu jeder
vollen Stunde dazuzukommen oder zu gehen.            KULTURSTUDIENREISE NACH RAVENNA
Seelsorgeteam und Charlie und Margrit Wenk           Vom 18. bis 23. Mai 2020, per Car
Stille an jedem Freitagmittag                        Mit Paul M. Strässle, Byzantinist und Prof.
12.15 – 13.15 Uhr. Ökum. Kirche Halden. Am           UZH. Anmeldeschluss: 21. Februar 2020.
ersten Freitag im Monat um 12.45 Uhr geführ-         www.byzanz-straessle.ch
te Lichtmeditation. Leitung: Margrit Wenk

                                                                                                                        WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
LESERBRIEF                                                                       THEMA

«Wehret den Anfängen»
Kirchenbote 11/2019:
                                               Mensch oder Maschine?
«Knatsch um Basler Kirchenrätin»               In Straubenzell wird angeregt gelesen und über Bücher diskutiert
                                               Text | Foto: Stefan Degen
Ist das wirklich nur ein «Knatsch», eine
Unstimmigkeit, die dort öffentlich wird        Im Lesekreis der Kirchgemeinde Strauben-               ihren Verlobten und einen Roboter an. Doch
mit der Pfarrerin und Kirchenrätin, die        zell diskutiert man über Bücher, auch über             beim Besuch gibt der Verlobte so platte Ant-
sich «Politically incorrect» äussert in        Science-Fiction. Was macht den Menschen                worten, dass der Vater ihn für den Roboter
diesem von Rechtsextremen beliebten            aus, und wann erhebt er sich zum Gott?                 hält.»
Blog mit islamfeindlichen Beiträgen? Ist
das nur «unangenehm»? Es werden in             Ein Herbstabend in Straubenzell, dunkel und            WAS DEN MENSCHEN AUSMACHT
Europa wieder Synagogen angegriffen            neblig. In der Jugendbaracke der reformier-            Das wirft die Frage nach dem Wesen von
und auch Moscheen. Wer als ordinierte          ten Kirche haben sich rund zehn Personen               Adam auf. «Hat eine Maschine überhaupt ein
Pfarrperson für eine fremdenfeindlich          zum Lesekreis eingefunden, mehrheitlich                Wesen?», fragt eine Teilnehmerin. Jemand be-
gesinnte Klientel angeblich religiöses         Frauen. In der Mitte ist ein grosser Tisch vol-        jaht. Adam wirke recht glaubwürdig. «Er lernt
Rüstzeug verbreitet, treibt einen Spalt in     ler Bücher. Man kennt sich, man duzt sich.             schnell, entwickelt Emotionen und reagiert
unsere Kirche – biblically incorrect. Sie      Die Atmosphäre ist herzlich.                           immer adäquat.» Andere sind skeptischer.
vertritt als Kirchenrätin zudem nicht nur                                                             «Er folgt ja nur dem Algorithmus, mit dem er
eine Kirchgemeinde, sondern die Kirche!        DREIECKSBEZIEHUNG MIT MASCHINE                         programmiert wurde», gibt eine Teilnehmerin
Wehret den Anfängen, denn aus Worten           Heute steht ein Science-Fiction-Roman auf              zu bedenken. Aus dem vorgespurten
werden Taten. Ŷ                                dem Programm: «Maschinen wie ich» von Ian              Algorithmus auszuscheren, das sei typisch
                                               McEwan. Elisabeth Berger leitet den Lese-              Mensch.
                           Silke Dohrmann      kreis seit zehn Jahren. Bevor die Diskussion
                Pfarrerin Widnau-Kriessern     losgeht, fasst sie das Buch zusammen: Char-            GOTTGLEICH WERDEN
                                               lie, der Erzähler, kauft einen täuschend ech-          Der Roman habe einen religiösen Bezug, fin-
                                               ten Robotermenschen namens «Adam». Und                 det ein Teilnehmer. Es gehe darum, den Men-
               BUCHTIPP                        zwar just in dem Moment, in dem er sich in             schen zu optimieren, indem man ihn neu
                                               seine Nachbarin Miranda verliebt. Es entwi-            schaffe. Also gottgleich zu werden. Um die-
                                               ckelt sich eine komplizierte Dreiecksbezie-            ses Thema geht es auch im Buch, das am
Maschinen wie ich                              hung zwischen Menschen und Maschine.                   nächsten Abend im Januar besprochen wird:
                                                                                                      «Elefant» von Martin Suter. «Über zwei Dinge
Die Robotermenschen der neusten Serie          ROBOTER MIT GEFÜHLEN                                   habe ich beim Lesen viel erfahren», stellt
sind täuschend echt: Sie führen Gesprä-        «Kann eine Maschine Gefühle entwickeln?»,              Berger es vor, «über die künstliche Befruch-
che, helfen beim Abwaschen, atmen              fragt Berger in die Runde, «und wenn ja, was           tung von Elefanten und über das Leben von
und haben einen Herzschlag. Nur über           macht dann den Menschen noch aus?» Sie er-             Obdachlosen.» Ŷ
Nacht müssen sie an die Steckdose. Einen       läutert dies an einem Beispiel: Miranda be-
dieser Roboter hat Charlie gekauft, der        sucht ihren kranken Vater: «Sie kündigt sich,          straubenzell.ch/offener-lesekreis
seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als
recht im Online-Aktienhandel verdient.
Zusammen mit seiner Nachbarin Miranda
nimmt er den Roboter in Betrieb und legt
die Grundzüge seiner Persönlichkeit fest.
Dabei verliebt er sich in Miranda. Die
Dreiecksbeziehung nimmt ihren Anfang.

Ian McEwans Roman «Maschinen wie ich»
ist spannend und flüssig geschrieben. Er
spielt in einer alternativen Realität in den
1980er-Jahren. Die Welt hat sich etwas
anders entwickelt als unsere: England
hat den Falkland-Krieg verloren, Handys
und Internet sind schon weit verbreitet.
Die heimliche Hauptperson im Roman
ist der Roboter. Immer mehr wird er zur
eigenständigen Persönlichkeit, die ihre
eigenen Gefühle und Moralvorstellungen
entwickelt. Das wird ihm letztlich zum
Verhängnis. (sd) Ŷ

Diogenes, 190 x 123 mm, 416 Seiten,
Ca. Fr. 36.– ISBN 978-3-257-07068-2            Im Lesekreis Straubenzell wird engagiert diskutiert. Die Leidenschaft für Bücher verbindet.

14 AUSGABE 12/2019
INTERVIEW

                                                                                                        Der Arzt erwidert: «Nein, wir haben ihn geret-
                                                                                                        tet.» Wer hat recht?
                                                                                                        Bolliger: Der Arzt, meiner Meinung nach.
                                                                                                        Was uns ausmacht, sind unsere Erinnerun-
                                                                                                        gen. Wenn man unsere Erinnerungen kopie-
                                                                                                        ren kann, sind wir nicht mehr einmalig. Da-
                                                                                                        mit haben viele Menschen Mühe, weil sie
                                                                                                        sich in ihrem Wert reduziert fühlen. Das hal-
                                                                                                        te ich für etwas narzisstisch.

                                                                                                        Mir ist eine Parallele zu den Evangelien aufge-
                                                                                                        fallen. Dort ist zunächst unklar, ob der Aufer-
                                                                                                        standene, der den Jüngern begegnet, wirklich
                                                                                                        Jesus ist. Die Emmaus-Jünger erkennen ihn
                                                                                                        erst, als er das Brot bricht. Thomas überprüft
                                                                                                        seine Identität anhand der Wundmale an den
                                                                                                        Händen. Und Maria Magdalena hält ihn für
                                                                                                        den Gärtner. Erst als er sie mit «Maria» an-
                                                                                                        spricht, fällt es ihr wie Schuppen von den
                                                                                                        Augen.
Regisseur Rafael Bolliger hat mit «Clones» einen Science-Fiction-Film über Identität gedreht.           Bolliger: Ich denke, die Wundmale machen
                                                                                                        seine Identität nicht aus, sondern seine Erin-
                                                                                                        nerungen. Ich hätte den Gärtner gefragt, was

«Wann bin ich noch ich?»                                                                                er gestern Abend gegessen hat. Ich suche im
                                                                                                        Film das Einmalige, Nicht-Kopierbare.

Im Film «Clones» werden Erinnerungen kopiert – bleibt die Identität dabei erhalten?                     Was fasziniert Sie an Science-Fiction?
Interview: Stefan Degen | Foto: Rafael Bolliger                                                         Bolliger: Man ist frei, eine Welt zu gestalten
                                                                                                        und zu fragen, wie sich die Menschheit ent-
Rafael Bolliger wirft im Kurzfilm «Clones»              Im Film geht es um Identität.                    wickelt. Es ist wie eine weisse Leinwand.
die Frage auf, was unsere Identität aus-               Bolliger: Die Identität ist im Wandel. Der       Man kann philosophische Fragen anschau-
macht. Der Regisseur erzählt, wie er diese             Mensch erneuert alle seine Zellen innerhalb      lich diskutieren. Die Suche nach Gott und
Frage anging und wie die Starbesetzung                 von sieben Jahren. Was passiert nun, wenn        Science-Fiction sind einander nahe. Ich ma-
darauf reagierte.                                      du nicht über sieben Jahre hinweg deine Zel-     che Filme, weil ich nach Wahrheit suche. Ŷ
                                                       len erneuerst, sondern auf einen Schlag? Bist
Herr Bolliger, Sie haben internationale Stars          du dann immer noch die gleiche Person?
als Schauspieler für Ihren Film gewinnen kön-                                                             Kurzfilm «Clones»
nen. Wie ist Ihnen das gelungen?                       Und? Ist man dann noch die gleiche Person?
Rafael Bolliger: Durch das Thema. Rutger               Bolliger: Es gibt dazu eine Geschichte, die        Ein Professor für Quantenphysik hat ei-
Hauer hat angesprochen, dass es um Erinne-             auf Plutarch zurückgeht. Das berühmte Schiff       nen Hirntumor und muss ihn entfernen
rungen geht. Der Film war für ihn auch eine            des Theseus fährt einen Fluss hinunter. Hie        lassen. Angeblich zur Sicherheit wird
Rückkehr zu seiner Blade-Runner-Rolle. Das             und da fällt eine Planke raus und wird er-         vorher sein ganzes Gehirn kopiert. Da
hat ihn gefreut.                                       setzt. Hinterher fährt jemand und sammelt          begreift er, dass die «Operation» darin
                                                       alle alten, herausgefallenen Planken ein. Dar-     besteht, all seine Erinnerungen auf sei-
Wie war die Arbeit mit den Schauspielern?                                                                 nen Klon zu übertragen und den alten
Bolliger: Am ersten Tag war es schwierig.                                                                 Körper sterben zu lassen. Er beginnt zu
Rutger wollte den Film komplett umschrei-                     «Die Suche nach Gott und                    zweifeln: «Bin ich noch ich, wenn ich
ben, als ich ihn im Auto vom Flughafen ab-                    Science-Fiction sind                        mit den übertragenen Erinnerungen im
holte. Ich liess ihn machen. Als dann die an-                 nahe beieinander.»                          geklonten Körper aufwache?» Eine ver-
deren Schauspieler eingetroffen sind, habe                                                                zweifelte Diskussion über Identität be-
ich ihnen seine Version gezeigt. Sie fanden                                                               ginnt. Gelingt es, das Leben des Profes-
die ursprüngliche Version besser und waren             aus baut er ein neues Schiff. Welches ist nun      sors zu retten?
sehr direkt zu ihm. Da hat mich Rutger ange-           das richtige Schiff des Theseus? Das erste,
schaut: «Aha, this is how you do it.» So ha-           bei dem alle Planken Stück für Stück ersetzt       «Clones» ist ein 13-minütiger Kurzfilm
ben wir die Originalfassung gedreht.                   wurden, oder das zweite, das aus den her-          des Berner Regisseurs Rafael Bolliger.
                                                       ausgefallenen Planken neu zusammengebaut           Für die Besetzung konnte er Stars wie
Was ist Ihre Lieblingsstelle im Film?                  wurde? Im Film geht es um die Frage: «Wann         Rutger Hauer (Blade Runner) und
Bolliger: Der Arzt sagt zum Patienten, wäh-            bin ich noch ich?»                                 DeObia Oparei (Pirates of the Caribbe-
rend er dessen Gehirn kopiert: «Wenn du am                                                                an, Game of Thrones) gewinnen. Ŷ
Morgen aufwachst, woher weisst du, dass du             Darauf gibt der Film zwei Antworten. Die
die gleiche Person bist wie gestern Abend?»            Assistentin bedauert, den Patienten getötet zu     www.clonesthemovie.com
Diesen Gedanken finde ich stark.                       haben, indem sie dessen Gehirn kopiert hat.

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