Die Gemäldesammlung von Friedrich V. und Elizabeth im Königshaus in Rhenen/Niederlande

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Willem Jan Hoogsteder

          Die Gemldesammlung von Friedrich V.
    und Elizabeth im Knigshaus in Rhenen/Niederlande

          ie Historiker haben dem Interesse, das               Friedrich war der große Initiator fr den Bau

D         Friedrich von der Pfalz und Elizabeth Stu-
          art der Malerei entgegenbrachten, wenig
Aufmerksamkeit gewidmet. Im Allgemeinen ist
                                                           des Jagdschlosses in Rhenen. Nach langwierigen
                                                           Verhandlungen mit den Behrden hatte er die Er-
                                                           laubnis erhalten, zusammen mit dem Architekten
man davon ausgegangen, dass ihre Sammlung um-              und Maler Bartholomus van Bassen das alte Ag-
fangreich und erstklassig war. Als Quelle wird der         neten-Kloster zum Sommerpalast umzubauen.
Reisebericht des Malers Vincent Laurensz. van der          Nach der Fertigstellung wurde das Jagdschloss,
Vinne aus dem 17. Jahrhundert zitiert, der schreibt,       zum Teil mit Stcken aus dem Haager Wassenaer
dass sich ein Besuch des kniglichen Hauses in             Hof, eingerichtet und im Sommer des Jahres 1631
Rhenen Ÿ Jagdschloss und Sommersitz des Winter-            war es bezugsfertig. Das wenige Jahre spter von
knigspaars Ÿ sicher lohne, da es wunderschne             de Beer aufgestellte Inventarverzeichnis vermittelt
Gemlde beherberge, darunter Werke von Goltzius,           ein eindrucksvolles Bild vom Kunstverstand und
Raffael und Rubens.                                        Schnheitssinn des bhmischen Knigspaars. Die
    Klar ist, dass Friedrich und Elizabeth im Exil in      folgende bersicht ber de Beers Aufstellung gibt
den Niederlanden begonnen haben in einem wesent-           Aufschluss darber.2
lich grßeren Umfang als zuvor Gemlde zu sammeln.
Es ist jedoch schwierig, ein genaues Bild dieser Kollek-
                                                                              Das Inventar
tion zu bekommen. Ab 1621 fllte sich ihre Haager
Residenz, der Wassenaer Hof am Kneuterdjik, immer          Es hat den Anschein, dass de Beer fr die Auf-
mehr mit Gemlden. Eine Vielzahl dieser Bilder             stellung des Inventars durch die verschiedenen Sle
wurde 1631 in ihren Sommersitz in Rhenen gebracht.         des Schlosses gegangen ist. Bei manchen Gemlde-
Leider ist nur von diesem Teil der Sammlung ein In-        gruppen ist nmlich in geschweifter Klammer
ventar erhalten geblieben. ber die Bestnde im Was-       angegeben, in welchen Slen sie sich befanden.
senaer Hof knnen wir nur Vermutungen anstellen.           Darber hinaus reihen sich die nacheinander ge-
    Im Jahr 1633 stellte der Kustos des Schlosses          nannten Stcke oft in der Darstellung aneinander.
in Rhenen, Anthoni Alberts de Beer, ein Inventar-          Man kann sich gut vorstellen, wie sie dadurch
verzeichnis auf. Smtliche Kostbarkeiten Ÿ darun-          besser zur Geltung kamen und den Raum stim-
ter Wandteppiche, Silberarbeiten, Betten und na-           mungsvoll schmckten, indem sie zum Beispiel als
trlich Gemlde Ÿ wurden mehr oder weniger                 Pendants gehngt waren.
genau beschrieben. Der Anlass dafr war vermut-                Die Eintrge in geschweiften Klammern am
lich Friedrichs Tod am 29. November 1632. In die-          Rand wurden spter angebracht. Sie sind in dersel-
sem Verzeichnis sind 127 Gemlde eingetragen,              ben Handschrift wie die erluternde Anmerkung
die sich im Besitz des Knigs und der Knigin              am Rand: „Heid.“ Dies bezieht sich auf Heidelberg,
von Bhmen befanden.                                       wohin 1649 ein Teil der Stcke berfhrt worden
    In meiner Arbeit von 1986 habe ich die Ge-             ist. Karl Ludwig beanspruchte damals als neuer
mlde aus dem Palazzo Renese zusammen mit                  Kurfrst seinen Erbteil an Gtern und Gemlden,
allen anderen Gemlden, die mit dem Frstenpaar            um seinen Palast in Heidelberg einzurichten. Nach
in Verbindung gebracht werden knnen, ausfhr-             der Restauration der Pfalz hat de Beer das Inven-
lich kommentiert.1 Im Rahmen dieses Beitrags zur           tar offensichtlich aktualisiert. Dadurch wissen wir
Ausstellung, in der Friedrich V. im Mittelpunkt            heute nicht nur, welche Stcke nach Heidelberg
steht, habe ich mich auf die Gemlde beschrnkt,           wanderten, sondern auch, welche Gemlde wel-
die er selbst mit Sicherheit gekannt hat.                  chem Raum Glanz verliehen.

                                                      Ÿ 133 Ÿ
Inventarium                                           R 30 Drei stuck, das erste die Auferstehung des Herrn Christi, das zweite
                                                                                            Christi creutz tragung, das dritte von Johannis und Herodes. Randbe-
Aller deren Mobilien, welche bei dem Haus zu Rehnen, undt dem Concierge                     merkung: das zweite hat die Graffin von Lowenstein mitnommen.
daßelbsten Antoni Alberts de Beer, gelieffert worden seindt, im Jahr 1633             R 31 Ein stuck von dem brand Troija. Randbemerkung: der Frulein von
Verzeichnis der mobilien, welche dem concierge zu Rehnen Antoni Alberts de                  Ruppa geschenkt.
Beer seindt gelieffert werden undt er in verwaltung hat.              Schillerijen.   R 32 Ein stuck von einer badstub. Randbemerkung: Heid.
                                                                                           (spter in Heidelberg)
  R 1 Ein stuck von Meister Cornelis von Harlem, venus, ceres und Bachus.             R 33 Vier stuck so gross in Camin zusetzen, von Bassen, Paul Marelisen,
       Randbemerkung: Heid. (Cornelis von Haarlem, Haarlem 1562Ÿ                            Henrick von Bruckh, und Meister Cornelis van Delfft.
       1638 Haarlem; spter in Heidelberg)                                                 (a. Bartholomus von Bassen, Antwerpen um 1590Ÿ1652
  R 2 Ein stck von Schiffen von Abraham Wilges von Utrecht.                                Den Haag; spter in Combe Abbey.
      (Abraham Willaerts, Utrecht 1603Ÿ1669 Utrecht)                                       b. Paulus Moreelse, Utrecht 1571Ÿ1638 Utrecht; spter in
  R 3 Ein Bancket von Vielen Persohnen von Bilart von Utrecht.                              Heidelberg.
      (Jan van Bylert, Utrecht 1597Ÿ1671 Utrecht)                                          c. Hendrick van Broeckhuysen, † Utrecht 1623; spter in
  R 4 Ein ander stuck von Schiffen, von Vroom von Harlem.                                   Heidelberg.
       (Hendrick Vroom, Haarlem um 1566Ÿ1640 Haarlem;                                      d. Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 1571Ÿ1643 Delft; spter in
       spter in Heidelberg)                                                                Heidelberg)
  R 5 Saverij Ein stuck von allerhand beesten von Saverij von Utrecht.                R 34 Ein stuck mitt 2. hunden von Saveri. (Roelant Savery, Kortrijk
      (Roelant Savery, Kortrijk 1576Ÿ1639 Utrecht; spter in                                1576Ÿ1639 Utrecht; spter in Heidelberg)
       Heidelberg)                                                                    R 35 Ein stuck mitt 3. hunden von Saveri. (Roelant Savery, Kortrijk
  R 6 Ein stuck von allerhand kuchen wirtschafft, von einem Meister von                     1576Ÿ1639 Utrecht; spter in Heidelberg)
       Delfft. (Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 1571Ÿ1643 Delft; spter                R 36 Ein blumpott von trauben in I. C. dhl. gemach.
       mglicherweise in Heidelberg)                                                  R 37 Ein stuck mitt einer schussel mitt trauben.
  R 7 Ein Nachtperspectif von Steenwich. (Hendrick van Steenwyck,                     R 38 Zweij stuck von heinrich von Balen in Camin zusetzen.
       1580? Ÿ vor 1649 London; spter in Combe Abbey)                                     (Hendrick van Balen, Antwerpen 1575Ÿ 1632 Antwerpen)
  R 8 Ein alt stuck so ein Landschaft von Heinrich Bless.                             R 39 Ein stuck mitt schiff von Adam Willars in Camin zusetzen.
      (Herri met de Bles, Bouvignes 1485/1490 Ÿ um 1550 Ferrara)                           (Adam Willaerts, Antwerpen 1577Ÿ1664 Utrecht; spter in
  R 9 Ein Nackend Frauenbild, Pombea Sabina.                                                Combe Abbey)
 R 10 Ein perspectif von Bassen. (Bartholomus van Bassen, Antwerpen                  R 40 Ein stuck von Rubens von Antwerpen, Venus und Adonis. Randbemer-
       um 1590Ÿ1652 Den Haag; spter in Combe Abbey)                                        kung: in camin der knigin klein Cabinet.
 R 11 Ein stuck von hunden in Camin.                                                       (Peter Paul Rubens, Siegen 1577Ÿ1640 Antwerpen)
 R 12 Ein stuck venus und Cupido. (spter in Heidelberg)                              R 41 Ein stuck, mitt 3. Iher Maijet. kindern, stehet am Camin in der Cam-
 R 13 Ein frau mit einer Latern von Blummert von Utrecht.                                   mer gegen dem garten Zue.
      (Abraham Bloemaert, Gorinchem 1564 bis 1651 Utrecht)                            R 42 Ein stuck St. Jean in den Olij. (Denis Calvaert, Antwerpen
 R 14 Ein frauenbild mit fliegendem Haar.                                                   1550Ÿ1619 Bologna; spter in Combe Abbey)
 R 15 Ein stuck von Schiff, von Bilart den fluit. Randbemerkung: Ist Ver-             R 43 Ein stuck Ritter St. George. (Jan Gossaert van Mabuse, Maubeuge
       brand. (Jan van Bylert, Utrecht 1597Ÿ1671 Utrecht)                                   um 1478Ÿ1536 Middelburg; spter in Combe Abbey)
 R 16 Vier stuck von den 4. Jahrzeiten in form eines angesicht von allerhand          R 44 Ein stuck, 2. kleine kinder. Randbemerkung: Jungfr. Carri gheschenckt.
       fruchten. (Giuseppe Arcimboldo, Mailand 1527Ÿ 1593 Mailand,                    R 45 Ein stuck Baurendantz.
       spter in Combe Abbey)                                                         R 46 Ein stuck Baurengefecht.
 R 17 1. stuck von Hercules am Camin.                                                 R 47 Ein Glass mitt Blumen. Randbemerkung: Frl. von Rppa.
 R 18 1. stuck so ein Bancket von Goden, von Jan van Baden. Randbemer-                R 48 Ein gross stuck schillerei von Landschafft mitt etlichen bildern in der
       kung: Heid. (Jan Badens, Antwerpen 1576Ÿ1603 in den Nieder-                          Billart Cammer.
       landen; spter in Heidelberg)                                                  R 49 Ein contrefaict, I. Mt. Herr Vatter Pfaltzgraff friedrich Churfurst,
 R 19 1. stuck von Schiff von Vroom. (Hendrick Cornelisz. Vroom,                            Christseel. gedechtnus, Und dero frau Mutter. Randbemerkung: Heid.
       Haarlem um 1566Ÿ1640 Haarlem; spter in Heidelberg)                                 (Friedrich IV., Kurfrst von der Pfalz, und Louise Juliane von
 R 20 Ein Copeij von einer Schfferin von Paulij Marelisen. (Paulus                         Oranien; spter in Heidelberg)
       Moreelse, Utrecht 1571Ÿ1638 Utrecht; spter in Combe Abbey)                    R 50 Ein contrefaict Konig Jacob in Englt.
 R 21 Ein klein contrefaict der Grvinnen von der berch.                                   (Jakob I., Knig von England, Elizabeths Vater)
      (Maria Elizabeth Grfin van den Berch)                                          R 51 Ein contrefaict Konig Carl in Englt. Randbemerkung: Heid. (Karl I.,
 R 22 Ein stuck von Landschafft von Peter Schaubruck. (Pieter Schou-                        Knig von England, Bruder von Elizabeth; spter in Heidelberg)
       broeck, Heßheim bei Frankenthal 1570Ÿ1607 Frankenthal)                         R 52 Ein contrefaict konigin in Englt. Randbemerkung: Heid.
 R 23 Ein Triumph der Goden, von dem von de Clerc.                                         (wahrscheinlich: Anna von Dnemark, Knigin von England,
      (Hendrick de Clerck, Brssel 1570Ÿ1629 Brssel)                                       Mutter von Elizabeth; spter in Heidelberg)
 R 24 Ein stuck so ein Schafferin von Bijlartt.                                       R 53 Ein stuck Knigin zue Bhmen. (Elizabeth, Knigin von Bhmen)
      (Jan van Bylert, Utrecht 1597Ÿ1671 Utrecht)                                     R 54 Ein stuck Hertzog Zur Braunschweigk. (Christian, Herzog von
 R 25 Ein stuck von Maria und Kindlein Jesu, mit Johannes dem Tauffern.                     Braunschweig, von Jan Anthonisz. van Ravesteyn, Den Haag
       Randbemerkung: Jungfr. Crafft geschenkt.                                             um 1570Ÿ1657 Den Haag; spter in Combe Abbey)
 R 26 Ein stuck von Kuchengutt, von Meister Cornelis Jacobsz. von Delfft.             R 55 Ein stuck von einem Englishen Ritter, Lord Southampton.
      (Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 1571Ÿ1643 Delft; spter in                           (Henry Wriothesley, dritter Graf von Southampton)
       Heidelberg)                                                                    R 56 Ein Contrefaict Knig und Knigin Zu Bh gantz geschildert in die
 R 27 Ein stuck Rauberei der Soldaten.                                                      lengde. Randbemerkung: Heid. (Friedrich und Elizabeth, von Mi-
 R 28 Ein stuck der geburt Christi.                                                         chiel Jansz. van Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Hei-
 R 29 Ein klein Landschaft die historie von Jacob, und Esau. Randbemerkung:                 delberg)
       haben I. Mt. an frulein von Ruppa geschenkt.

                                                                                Ÿ 134 Ÿ
R 57 Ein stuck Bisschoff von Cantelborgk. (William Laud, Erzbischof von         R 84 1. stuck hertzog von Bouillon. Randbemerkung: Im k. esssaal
      Canterbury; spter in Combe Abbey)                                             (Frdric-Maurice de la Tour d’Auvergne, Herzog von Bouillon,
R 58 Ein stuck Graff Ernsten Gemahlin. Randbemerkung: in Chff: Cabinet.               von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter
     (Sophie Hedwig von Braunschweig-Wolfenbttel, Gemahlin von                       in Combe Abbey)
      Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz, Cousine von Elizabeth,              R 85 1. stuck Colonel Veer. Randbemerkung: Im k. esssaal
      von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter                (Horace Vere, Herr von Tilbury, von Michiel Jansz. van Miere-
      in Heidelberg)                                                                  velt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Combe Abbey)
R 59 Ein contrefaict Catharina Bruce. Randbemerkung: in Chff: Cabinet.          R 86 1. st. Col. Chastillon. Randbemerkung: Im k. esssaal
     (Catherine Bruce, Mrs. Murray)                                                  (Gaspard de Coligny, Seigneur de Chtillon, von Michiel Jansz.
R 60 Ein contrefaict Diana Cecil Contesse d’Oxfort. Randbemerkung:                    van Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Combe Abbey)
      In Chff: Cabinet. (Lady Diana Cecil, Countess of Oxford,                  R 87 1. st. Col. Cicil. Randbemerkung: Im k. esssaal
      spter Countess of Elgin, von Michiel Jansz. van Mierevelt,                    (Edward Cecil, Burggraf Wimbledon, von Michiel Jansz. van
      Delft 1567Ÿ1641 Delft)                                                          Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Combe Abbey)
R 61 Ein Contrefaict Felicitas de Gronsfelt. Randbemerkung: In Chff:            R 88 1. st. Col Hauterive. Randbemerkung: Im k. esssaal
      Cabinet.                                                                       (Franois de l’Aubespine, Markgraf von Hauterive und Chateau-
R 62 Ein contrefaict Anna van der Noot. Randbemerkung: In Chff: Cabinet.              neuf; spter in Combe Abbey)
     (Anna van der Noot, Herrin von Hoogwoud und Aartswoud,                     R 89 1. st. herr von Brederode. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Walraven IV.
      Gemahlin Wilhelms von Nassau, Herr van de Lek, Prinz Mo-                        oder Johan Wolfert von Brederode, von Michiel Jansz. van
      ritz’ unehelicher Sohn)                                                         Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Heidelberg)
R 63 Ein contrefaict Francoise de Coocke. Randbemerkung: In Chff: Cabinet.      R 90 1. st. Col. Morgan. Randbemerkung: Im k. esssaal.
R 64 Ein stuck Magdalena Fruyes. Randbemerkung: In Chff: Cabinet.                    (Sir Charles Morgan, von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft
R 65 Ein Bergere mit einer weissen Turteltauben in der handt. Randbemer-              1567Ÿ1641 Delft; spter in Combe Abbey)
      kung: In Chff: Cabinet                                                    R 91 1. st. Col. Pinsen. Randbemerkung: Im k. esssaal.
      (Gerrit van Honthorst, Utrecht 1590Ÿ1656 Utrecht)                              (Willem Pijnssen van der Aa)
R 66 Die Jngste Princessin Sophia. Randbemerkung: Knigin Cabinet.             R 92 1. st. Duc de Candale. Randbemerkung: Im k. esssaal.
     (Sophie von der Pfalz, sptere Kurfrstin von Hannover)                         (Henry de Nogaret d’Epernon, Herzog von Candale)
R 67 Marquise de Barbancon. Randbemerkung: Knigin Cabinet.                     R 93 1. st. Graff Maurice von Nassauw. Randbemerkung: Im k. esssaal.
     (Marie de Barbancon, Grfin von Arenberg)                                       (Johann Moritz ‚der Brasilianer‘, Graf von Nassau-Siegen)
R 68 Graff Wilhelmus van Nassau Gemahlin. (Christina von Erbach)                R 94 1. st. Col. Pagnon. Randbemerkung: Im k. esssaal. (auch gen. Mon-
R 69 1. Contrefaict Printz friedrich heinrich seelig gedechtnus. Randbemer-           seigneur Pagnani, ansonsten unbekannt; spter in Combe Ab-
      kung: Knigin Cabinet.                                                          bey)
     (Prinz Friedrich Heinrich von der Pfalz, von Michiel Jansz. van            R 95 1. st. Col. Harwood. Randbemerkung: Im k. esssaal.
      Mierevelt, Delft 1567 bis 1641 Delft; spter in Heidelberg)                    (Sir Edward Harwood)
R 70 1. contrefaict Printz Carl Ludwig Churfurst. Randbemerkung: Knigin        R 96 1. st. Duchesse de Lenoc. Randbemerkung: Unten in saal.
      Cabinet. (Prinz Karl Ludwig, spter Kurfrst von der Pfalz; sp-               (Frances Howard, dritte Gemahlin Ludovicks Stuart, zweiter
      ter in Heidelberg)                                                              Herzog von Lennox und Richmond)
R 71 1. contrefaict Princessin Elisabeth. Randbemerkung: Knigin Cabinet.       R 97 1. st. Von den Tochter von Duc de Buckingam. Randbemerkung: Unten
     (Prinzessin Elisabeth von der Pfalz; spter in Heidelberg)                       in saal. (Mary Villiers, Tochter von George Villiers, Herzog von
R 72 1. contrefaict Printz Ruprecht. Randbemerkung: Knigin Cabinet.                  Buckingham)
     (Prinz Rupert von der Pfalz; spter in Heidelberg)                         R 98 Ein perspectif von einem Saal, von Bassen.
R 73 1. contrefaict Printz Maurice. Randbemerkung: Knigin Cabinet.                  (Bartholomeus van Bassen, Antwerpen um 1590Ÿ1652 Den
     (Prinz Moritz von der Pfalz)                                                     Haag; spter in Combe Abbey)
R 74 1. contrefaict Princessin Louysa Hollandina. Randbemerkung: Knigin        R 99 Ein gantz contrefaict so ein fraubild, mitt einer kleinen weissen hundlein.
      Cabinet. (Prinzessin Louise Hollandine von der Pfalz)                    R 100 1. fraubild mitt 1. pott in der hand.
R 75 1. contrefaict Printz Ludwig seelig. Randbemerkung: Knigin Cabinet.      R 101 1. Georg Pfaltzgraff beij Rhein. Randbemerkung: Heid. (Georg, Pfalz-
     (Prinz Ludwig von der Pfalz)                                                     graf von Simmern, von Hans Burckmaier II; spter in Heidelberg)
R 76 1. contrefaict Printz Eduard. Randbemerkung: Knigin Cabinet.             R 102 1. frau contrefaict conigunda Herzogin In Baijern.
     (Prinz Eduard von der Pfalz)                                                     Randbemerkung: Heid.
R 77 1. contrefaict Princessin Henrietta. Randbemerkung: Knigin Cabinet.            (Kunigunde, Herzogin in Bayern, †1520; spter in Heidelberg)
     (Prinzessin Henriette von der Pfalz)                                      R 103 1. fraubild mitt dem horn von Oldenburgh. (Die Legende des
R 78 1. contrefaict Printz Philipp. Randbemerkung: Knigin Cabinet.                   Oldenburger Wunderhorns, von Lucretia de Saint Simon;
     (Prinz Philipp von der Pfalz)                                                    spter in Combe Abbey)
R 79 1. contrefaict Princessin Charlotta. Randbemerkung: Knigin Cabinet.      R 104 1. Ludwig Pfaltsgraff 1549. Randbemerkung: Heid.
     (Prinzessin Charlotte von der Pfalz; spter in Combe Abbey)                     (Ludwig VI., Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg)
R 80 1. gross stuck ettlicher I. Mt. kinder hangen im grossen saal.            R 105 1. frau Contrefaict mitt der JahrZahl 1525. Randbemerkung: Heid.
     (vermutlich Cornelis van Poelenburgh, Utrecht um 1593Ÿ1667                      (Maria Jakoba, Herzogin von Bayern; spter in Heidelberg)
      Utrecht)                                                                 R 106 1.noch 1.frau contrefaict etwas grosser, mitt ein crantz mitt rosen in der
R 81 1. stuck Printz Gustav. Randbemerkung: in k. cabinet                             handt.
     (Prinz Gustav von der Pfalz)                                              R 107 1. Wilhelm Hertzog in Baijern. Randbemerkung: Heid.
R 82 1. stuck Printz von Oranien. Randbemerkung: Im k. esssaal.                      (Wilhelm IV., Herzog von Bayern; spter in Heidelberg)
     (Friedrich Heinrich, Prinz von Oranien; spter in Combe Abbey)            R 108 1. Ludwig Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid.
R 83 1. stuck Graff Ernst. Randbemerkung: Im k. esssaal                              (Ludwig VI., Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg)
     (Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz, von Michiel Jansz. van             R 109 1. Ottheinrich Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid.
      Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft)                                              (Ottheinrich, Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg)

                                                                         Ÿ 135 Ÿ
R 110 1. Pfilips Pfaltzgraff bischoff von Freisingen 1518. Randbemerkung:      gelistet: Veer, Chastillon, Cecil, Hauterive, Mor-
       Heid. (Philipp, Pfalzgraf (von Wittelsbach), Bischof von Freising;
                                                                               gan, Pinzen, Pagnon, Harwood zusammen mit
       spter in Heidelberg)
R 111 1. Johan Pfaltzgraff Administrator Zu Regenspurgh 1515. Randbemer-
                                                                               dem Prinzen von Oranien, dem Grafen Ernst,
       kung: Heid. (Johann, Pfalzgraf (von Wittelsbach), Administrator         dem Herzog von Bouillon, dem Herrn von Brede-
       von Regensburg; spter in Heidelberg)                                   rode und dem Grafen Moritz von Nassau
R 112 1. Ludwig Pfaltzgraff CP. R. Randbemerkung: Heid.                        (R 82ŸR 95).
      (Ludwig V., Kurfrst von der Pfalz, von Hans Wertinger,                      Wahrscheinlich gab es einen Saal, der mit Port-
       Landshut 1465/1470Ÿ 1533 Landshut; spter in Heidelberg)
R 113 1. Wolffgang Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid.
                                                                               rts deutscher Verwandter und Bekannter einge-
      (Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf von Neuburg, von Michiel Jansz.             richtet war. Dreizehn Bildnisse, die nacheinander
       van Mierevelt, Delft 1567Ÿ1641 Delft; spter in Heidelberg)             genannt werden, bilden eine deutsche Ahnengale-
R 114 1. stuck Abraham und Agar, von Rubens.                                   rie. Man hatte diese Bilder mit ziemlicher Sicher-
      (Peter Paul Rubens, Siegen 1577Ÿ1640 Antwerpen)                          heit aus Heidelberg mitgebracht. Auf jeden Fall
R 115 1. Stck Jacob und Esau, in I. Mt. gross Cabinett mit DF 1611
                                                                               kehrten sie 1649 bis auf zwei wieder in die Pfalz
      (spter in Heidelberg)
R 116 1. Englische Dame mit einer gulden Leiste                                zurck, wie eine sptere Anmerkung im Inventar
R 117 1. tochter von Paul Marelesen                                            zeigt. Es handelt sich um: Pfalzgraf Georg, Kuni-
R 118 1. gross stuck Schillerei mit Ihre Mt. die Knigin und dero smptliche   gunde Herzogin von Bayern, Pfalzgraf Ludwig aus
       kinder. Randbemerkung: Heid.                                            dem Jahr 1549, eine unbekannte Dame aus dem
      (eines der grßten allegorischen Gemlde von Gerrit van Hont-
                                                                               Jahr 1525 und ein noch grßeres Stck mit einer
       horst, Utrecht 1590Ÿ 1656 Utrecht; spter in Heidelberg)
                                                                               Dame mit einem Rosenkranz sowie Wilhelm, Her-
                                                                               zog von Bayern, eine Dame mit dem Oldenburger
                                Portrts                                       Wunderhorn, Pfalzgraf Ludwig, Pfalzgraf Otthein-
                                                                               rich, Pfalzgraf Philipp, den Bischof von Freising
Im Inventar fllt die große Zahl der Portrts ins                              aus dem Jahr 1518, Pfalzgraf Johann, Administrator
Auge. De Beer beschreibt zunchst etwa 50                                      in Regensburg, aus dem Jahr 1515, Pfalzgraf Lud-
Gemlde, um anschließend eine riesige Portrtserie                             wig und Pfalzgraf Wolfgang (R 101ŸR 113).
aufzulisten. In Rhenen hingen, um genau zu sein,                                   Eindrucksvoll soll der Saal gewesen sein, in
68 Portrts. Das ist gerade etwas mehr als die                                 dem ein großes Staatsportrt von Friedrich und
Hlfte der 127 Gemlde. In Elizabeths eigenem                                  Elizabeth umrahmt wurde von Portrts ihrer El-
Zimmer, dem „Knigin Cabinett“, hingen die                                     tern Ÿ Jakob I. und Anna von Dnemark, Knig
Portrts aller 13 Pfalzkinder (R 66, R 69ŸR 79,                                und Knigin von England, sowie Friedrich IV. und
R 81) harmonisch zusammen. Ferner vermerkt de                                  Louise Juliane von Oranien, Kurfrst und Kurfrs-
Beer am Rand, dass eine Gruppe von „contrefaicts“                              tin von der Pfalz Ÿ, von Elizabeths Bruder Karl I.,
mit Damen das Kabinett des „Churfrsten“                                       von ihrem glhendsten Anhnger Christian, Her-
schmckte. Ausweislich der aufeinander folgenden                               zog von Braunschweig, von Lord Southampton
Nummern lag dieser Raum nicht weit von Eliza-                                  und vom Bischof von Canterbury und zum
beths Zimmer entfernt. Es wird sich ursprnglich                               Schluss wiederum von einem Portrt von Elizabeth
um Friedrichs Kabinett gehandelt haben, das nach                               selbst (R 49ŸR 57).
dessen Tod von seinem ltesten Sohn, dem spte-                                    Im Zimmer gegenber dem Garten befand sich
ren Kurfrsten Karl Ludwig, in Gebrauch genom-                                 auf dem Kamin ein Gemlde mit „Drei kurfrst-
men wurde. Es hingen dort Portrts von Graf                                    lichen Kindern“ (R 41). Und im großen Saal hing
Ernsts Gemahlin, Catharine Bruce, Diana Cecil                                  ein großformatiges Bild mit „Etlichen Kindern
Contesse d’Oxford, Felicitas Gronsfelt, Anna van                               von Elizabeth“ (R 80), das mglicherweise von
der Noot, Franoise Coocke und Magdalena                                       Cornelis van Poelenburgh angefertigt worden war.
Fruyes (R 58ŸR 64). Gleich darauf werden drei                                  Unten in einem Saal hingen Bildnisse der „Her-
weitere Damen genannt: eine Schferin mit einer                                zogin von Lennox“ und einer „Tochter des Her-
Turteltaube in der Hand (R 65), die Markgrfin                                 zogs von Buckingham“ (R 96ŸR 97). Unklar ist
von Barbancon (R 67) und die Gemahlin des                                      der Standort dreier anonymer Portrts: eine „Frau
Grafen Wilhelm von Nassau (R 68). Es ist nicht                                 mit einem weißen Hndlein“ (R 99), eine „Frau
undenkbar, dass diese Bilder im Gang zwischen                                  mit einem Blumentopf in der Hand“ (R 100) und
den beiden Zimmern hingen.                                                     eine „Englische Dame in einem Goldrahmen“
   Aus den im Inventar vermerkten Angaben in                                   (R 116). Das kleine Portrt der „Grfin van den
geschweiften Klammern geht auch hervor, dass im                                Berch“ hing in einem ganz anderen Raum, wenn
Speisesaal in Rhenen eine Portrtserie von Heer-                               man den Eintrag in der Liste betrachtet (R 21).
fhrern hing. Nicht weniger als acht werden auf-                               Das Schlusslicht des Inventars ist ein „Großes

                                                                          Ÿ 136 Ÿ
Stck von Elizabeth mit deren smtlichen Kin-          (R 94); Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf zu Neuburg
dern“ (R 118).                                         (R 113) und Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz
    Die Portrtsammlung ist eindrucksvoll. Auffl-     (R 83). Darber hinaus finden sich in Heidelberg
lig ist jedoch, dass nirgendwo der Schpfer all die-   15 weitere „contrefaicts“ van Mierevelts, die wahr-
ser Bildnisse erwhnt wird. Der einzige Portrtma-     scheinlich im Wassenaer Hof gehangen haben.
ler, dessen Name auftaucht, ist Paulus Moreelse,       Eine hnliche Anzahl finden wir bei den Grafen
der eine „Pfalzprinzessin“ portrtierte (R 117). Of-   von Craven. Einen Teil davon wird William von
fensichtlich waren die Dargestellten wesentlich        Craven selbst angeschafft haben, whrend andere
wichtiger als der Maler. Das besagt etwas ber die     ihm nach Elizabeths Tod zugefallen sind. Es
Absichten, die dem Portrtsammeln zugrunde la-         scheint plausibel, dass an den zwei bhmischen
gen. Die Portrtsammlung war der wichtigste Teil       Hfen mindestens zwischen 30 und 50 Portrts
der Kollektion und dabei ging es insbesondere um       van Mierevelts vorhanden waren.
die Dargestellten. Das war an vielen Hfen so.             Friedrich und Elizabeth haben Michiel van
Auch das Statthalterpaar Friedrich Heinrich von        Mierevelt 1613 whrend ihrer Reise durch die Nie-
Oranien-Nassau und Amalie von Solms besaß              derlande in die Pfalz kennen gelernt. Sie waren da-
mehr Portrts als andere Stcke. Portrts erhhten     mals 16 Jahre jung, van Mierevelt war dreißig
den Status: Bilder von Ahnen und Verwandten            Jahre lter. Im Provinzialmuseum in Hannover hin-
konnten auf subtile Weise die eigene hohe Ab-          gen Dreiviertelportrts des frisch vermhlten Paars
kunft betonen. Portrts von Berhmtheiten verlie-      von seiner Hand. Botius van Bolswert hat Stiche
hen zudem gesellschaftliches Ansehen. Friedrich        davon angefertigt. Bei ihrer Rckkehr nach dem
und Elizabeth konnten so zeigen, wen sie kannten       „bhmischen Abenteuer“ in die Republik der Ver-
und was sie waren. Und nicht zu vergessen: Auf         einigten Niederlande 1621 stand Elizabeth auf
der mehr alltglichen Ebene bot ein Rundgang           jeden Fall van Mierevelt Modell. Dieses fr Sir
entlang den Portrts dankbaren Stoff zu Gespr-        Thomas Roe bestimmte Portrt war wohl mit Si-
chen, Klatschgeschichten, Unterhaltung.                cherheit von demselben Typ wie das Doppelpor-
    Aus meinen Forschungen ist im brigen er-          trt in Lebensgrße, das in einem Inventar des
sichtlich, dass durchaus Namen von Malern, wel-        Heidelberger Schlosses aus dem Jahr 1685 erwhnt
che die Portrts in Rhenen angefertigt haben, he-      wird: „Fredericus Rex Bohemiae et Elisabetha Re-
rauszufinden sind. Es sind dies van Poelenburgh,       gina in Lebensgrsse, de anno 1621 durch Mire-
van Mierevelt, die Brder Honthorst, Burgkmair         feld“. In Rhenen finden wir das vergleichbare „Ein
und Wertinger. Anfangs war Michiel van Mierevelt       contrefaict Knig, und Knigin Zu Bh, gantz ge-
der bevorzugte Portrtist, aber ab 1630 erhielt        schildert in die lengde“ (R 56), das der erlutern-
Gerrit van Honthorst weitaus die meisten Portrt-      den Anmerkung zufolge spter nach Heidelberg
auftrge.                                              berfhrt worden ist. Dieses Doppelportrt war in
                                                       jeder Hinsicht spektakulr. Es ist in van Miere-
                                                       velts Gesamtwerk einmalig. Honthorst Ÿ der als
               Michiel van Mierevelt
                                                       Initiator des Doppelportrts gilt Ÿ fertigte solche
In Rhenen hingen nachweislich mindestens 15            Portrts erst rund 15 Jahre spter an. Von den
Gemlde von Michiel van Mierevelt. Das ist aus         Portrts, die van Mierevelt 1621 von Friedrich und
Quellen und Inventaren der Kurfrsten und der          Elizabeth fertigte, sind mehrere Exemplare be-
Grafen von Craven, Erben und spterer Besitzer,        kannt. Man konnte sie wahrscheinlich in Delft in
abzuleiten. Die Dargestellten sind Friedrich und       van Mierevelts Werkstatt mit dazugehrigem Port-
Elizabeth (R 56), Sophie Hedwig von Braun-             rtladen kaufen. Sehr bekannt wurden sie auch
schweig-Wolfenbttel, Grfin von Nassau-Dietz          durch die Stiche, die Willem Jacobz. Delff nach
(R 58), Diana Cecil, Grfin von Oxford (R 60),         diesen von Elizabeth 1623 und von Friedrich 1622
Frances Coke, Baronin Villiers und Burggrfin          fertigte. Um 1628 passte van Mierevelt diese
Purbeck Murray (R 63), Friedrich Heinrich von          Typen an das Alter und die herrschende Mode an.
der Pfalz (R 69); Friedrich Heinrich von Oranien       Auch von diesen Versionen fertigte Delff Stiche
(R 82); Frederic Maurice de la Tour d’Auvergne,        (Elizabeth 1630, Friedrich 1632). Honthorsts erste
Herzog von Bouillon (R 84); Sir Horace Vere            Portrts des Winterknigspaars folgen van Miere-
(R 85), Gaspard de Colligny, Seigneur de Chtil-       velts Typen auf dem Fuße.
lon (R 86); Sir Edward Cecil, Burggraf Wimbledon           Von einigen Kindern malte van Mierevelt eben-
(R 87); Walraven IV., Graf von Brederode (R 89);       falls Portrts. Friedrich Heinrich (1621 und 1629),
Sir Charles Morgan (R 90); „Colonel Pagnon“            Karl Ludwig (vor 1634) und Rupert (1625). Im

                                                  Ÿ 137 Ÿ
Jahr 1628 schuf van Mierevelt einen neuen Portrt-         Dies ist in dem hier abgebildeten Portrt von
typ des Elternpaars, von dem Willem Jacobsz.           Friedrich V. gut zu sehen. Versionen der 1629er-
Delff Stiche fertigte. Diese unterscheiden sich        Typen van Honthorsts haben vielleicht im Wasse-
kaum von den Stichen, die Voerst 1631 nach             naer Hof oder im Knigshaus gehangen.4 Auf der
Honthorst fertigte. Die Kinderportrts sind heute      Grundlage dieses Typs fertigte van Honthorst in
sehr selten. Von den anderen Typen gibt es zahl-       den folgenden Jahren mehrere lebensgroße Port-
reiche Repliken in diversen Formaten von Michiel       rts des Winterknigs und der Winterknigin in
van Mierevelt und dessen Werkstatt. Eine Aus-          ganzer Figur an. Diese hielten stilistisch die Mitte
nahme bilden die großen Portrts aus der Samm-         zwischen van Mierevelt und dem englichen Hof-
lung des Herzogs von Leeds, die in England nach        maler Daniel Mytens.
dem Vorbild der Kupferstiche van Delffs entstan-           Noch kurz ist Cornelis van Poelenburgh in Er-
den.3                                                  scheinung getreten. Er schuf 1628 ein Gemlde
                                                       der sieben kurfrstlichen Kinder als „Meleager
                                                       und Atalante“. Von diesem Gemlde sind jetzt
               Gerrit van Honthorst
                                                       noch fnf Versionen bekannt. Es ist naheliegend,
Im Jahr 1628 waren Friedrich und Elizabeth 32 Jahre    dass mindestens eines davon in Rhenen gehangen
alt, der Hofmaler van Mierevelt hatte die 60 bereits   hat, zum Beispiel das „Große Stck mit etlichen
berschritten. Auf Frsprache von keinem Geringe-      Kindern“ (R 80). Van Poelenburgh verlangte je-
ren als Elizabeths Bruder, Karl I., stellte sich in    doch hohe Preise und war zudem nicht auf Groß-
diesem Jahr der 38-jhrige Gerrit van Honthorst        formate spezialisiert.
vor. Fr Friedrich und Elizabeth war er „the right         Das war van Honthorst umso mehr, was sein
man with the right taste“. Honthorsts farbkrftige     großartiges Gemlde „Cladon und Astre“ aus
Malweise und die Auswahl modischer Themen              dem Jahr 1629 beweist. Hier sind smtliche Mit-
erwiesen sich als Volltreffer. Er wurde Hofmaler von   glieder der bhmischen Familie im Kontext der
Friedrich und Elizabeth und er spielte auch nach       „Astre“, des Hirtengedichts des Honor d’Urf,
dem Tod des Kurfrsten die wichtigste Rolle im         dargestellt. Dieses Gemlde hat Friedrich und Eli-
Hinblick auf Elizabeths knstlerische Interessen.      zabeth besonders gut gefallen. Es war jedoch von
     Van Honthorst fertigte 1629 im Auftrag            Karl I. bestellt und bezahlt worden. Vielleicht besa-
Karls I. Halbportrts von Friedrich und Elizabeth      ßen die Dargestellten selbst lediglich Teilkopien
an. Dieser Typ knpfte eng an die letzten Portrts     des großen Stcks oder Variationen in kleinerem
van Mierevelts an. Der Kupferstich, den Robert         Format. Mglicherweise hingen auch diese in Rhe-
van Voerst 1631 (nach van Honthorst) von Eliza-        nen (R 41, R118). Zwei mythologische Portrts der
beth fertigte, ist nahezu identisch mit dem Stich      Pfalzkinder, Karl Ludwig und Elisabeth als Apollo
von Delff (nach van Mierevelt) aus dem Jahr 1630.      und Diana, stammen aus der Zeit vor 1633,
Delffs Stich (nach van Mierevelt) von Friedrich        ebenso ein prchtiges Gruppenportrt aus dem
aus dem Jahr 1632 treffen wir als Typ nicht nur        Jahr 1631 von Karl Ludwig, Rupert, Moritz und
bei Mierevelt, sondern auch bei Honthorst an. So       Elisabeth in rmischer Jagdkleidung.
scheinen die beiden hier abgebildeten Portrts von         Dem Beispiel Friedrichs und Elizabeths fol-
Friedrich V. auf den ersten Blick (vom Format und      gend begann auch das Statthalter-Paar die Dienste
den Nuancen im Kragen abgesehen) identisch zu          Honthorsts in Anspruch zu nehmen. Und es ent-
sein. (vgl. Abb. n). Wenn wir jedoch die Malstile      wickelte sich eine große Rivalitt zwischen Fried-
vergleichen, fllt auf, dass Mierevelts Pinselstrich   rich Heinrich und Amalie einerseits und dem bh-
krftiger und seine Arbeitsweise bildhafter ist.       mischen Knigspaar andererseits, die 1635/36 in
Seine Farbe wirkt weniger flssig und scheint          der Entstehung zweier spektakulrer Allegorien
mehr Pigment zu enthalten. Darber hinaus ist die      gipfelte. Der „Triumph der Gerechtigkeit“ war das
Grundierung bei Mierevelt krftiger. Hierdurch         Gegenstck zum „Streit gegen das Unrecht“. Nach
hat Friedrich V. bei ihm eine frischere Farbe als      dem Vorbild von „Cladon und Astre“ Karls I.
bei Honthorst. Dieser typische Mierevelt’sche Mal-     waren die Gemlde gut drei Meter hoch und ber
stil ist auch in einem Portrt des Statthalters        viereinhalb Meter breit. In diesen beiden lebens-
Friedrich Heinrich (Abb. n) zu bemerken, das van       großen „portraits historis“ spielten smtliche Fa-
Mierevelt signierte. Honthorst ist „malerischer“       milienmitglieder der Winterknigin Ÿ auch die ver-
und spontaner; der Hintergrund ist oft dnner ge-      storbenen Ÿ eine glorreiche Rolle. Wie wir
malt, wodurch der Portrtierte sich mehr vom Hin-      annehmen drfen, haben die Allegorien in Den
tergrund lst.                                         Haag gehangen. Oder es muss so gewesen sein,

                                                  Ÿ 138 Ÿ
dass spter eine nach Rhenen gebracht wurde und       ten Malern aus Leiden angefertigt. Gerard Dou
dass de Beer sie am Ende seiner Liste nachgetra-      malte ein Portrt von Rupert in historischer Tracht
gen hat. Beide Stcke sind auf jeden Fall spter      mit seinem Lehrmeister, mglicherweise Jan Or-
nach Heidelberg gekommen.5 Nach Friedrichs Tod        lers, und Jan Lievens stellte Karl Ludwig, ebenfalls
sollten aus Honthorsts Werkstatt noch zahlreiche      in historischer Tracht, der von Wolfrad von Ples-
Einzelportrts von Elizabeth und ihren Kindern        sen unterrichtet wird, dar. Die Portrts stammen
folgen. Gerrit van Honthorst erteilte den Pfalzkin-   aus der Zeit um 1631, als die Kinder sich in Lei-
dern Zeichen- und Malunterricht und machte aus        den aufhielten. Sie und wurden vermutlich von
Louise Hollandine eine gute Malerin. In der Re-       den Lehrmeistern persnlich bestellt. Mglicher-
publik war Elizabeth, zusammen mit dem statthal-      weise bernahmen Friedrich und Elizabeth die
terlichen Hof, die wichtigste Auftraggeberin fr      Kosten und schenkten die Bilder den Lehrern. Es
Honthorst. Es wurden unzhlige Repliken der           scheint nicht wahrscheinlich, dass die typisch Lei-
bhmischen Portrts angefertigt und diverse wei-      dener Maler vom Knigspaar selbst engagiert wor-
tere Auftraggeber werden sich, angeregt vom bh-      den waren. In Rhenen hingen ihre Portrts be-
mischen Hof, an Honthorst gewandt haben. Dieser       stimmt nicht.
legte großen Wert darauf, sich die Gunst der Win-         Es wird angenommen, dass Anthonis van Dyck
terknigin zu erhalten: Als sie zunehmend in fi-      Portrts von Karl Ludwig und Rupert im jugend-
nanzielle Bedrngnis geriet, lieh er ihr 1651 aus     lichen Alter gefertigt hat. Das wren die Stcke,
seinem eigenen Vermgen den stattlichen Betrag        die sich heute im Kunsthistorischen Museum in
von 35 000 Gulden.                                    Wien befinden. Inzwischen ist klar geworden, dass
                                                      diese Jnglinge die Prinzen von Savoyen darstel-
                                                      len. Die schwarze Kleidung ist charakteristisch fr
                Weitere Portrtisten
                                                      die Tracht, die am spanischen Hof modern war.
Honthorst hatte nicht das absolute „Alleinrecht“      Darber hinaus sind die Jungen im Vergleich zu
als Portrtist der Winterknigsfamilie. Wybrand de    Portrts von ihnen aus der gleichen Zeit, um
Geest signierte ein Portrt von Friedrich von der     1632, zu alt. Erst 1635 und 1636 wurden die
Pfalz, das heute im Kurpflzischen Museum in          Pfalzprinzen zum ersten Mal von dem berhmten
Heidelberg aufbewahrt wird. Friedrich wurde auch      Meister gemalt, und zwar in England im Auftrag
von Pauwels van Hillegaert, Hendrick Ambrosius        ihres Onkels Karl I.
Pacx und van de Venne in die Reiterportrts der
Grafen von Nassau aufgenommen. Neuere For-
                                                           Der zweite Teil der Sammlung: mehr als Portrts
schungen haben ergeben, dass Jacob Fransz. van
der Merck 1649 zusammen mit Jan van Goyen in          Schwieriger ist es, sich eine bersicht ber den
Elizabeths Auftrag ein außergewhnliches Ge-          zweiten Teil der Sammlung zu verschaffen. Die 52
mlde schuf. Er fertigte bereits zu Beginn der        Gemlde in Rhenen vermitteln ein abwechslungs-
1630er-Jahre Portrts des jungen Rupert und 1634      reiches Bild. Auffallend ist, dass bei mehr als der
von Henriette Sophie, obwohl er sich erst zwei        Hlfte aller autonomen Gemlde wohl der Name
Jahre spter in die Haager Gilde eintragen ließ.      eines Malers genannt ist, whrend bei den Portrts
Die Kinderportrtserie, die in Elizabeths Kabinett    im Inventar nur der Name des Dargestellten einge-
hing, kann teils von Mierevelt und Honthorst, teils   tragen ist. Meine Vermutung ist, dass die Gemlde
von anderen Ÿ wie van der Merck Ÿ angefertigt         mit Namensschildern versehen waren. Der Haus-
worden sein.                                          hofmeister de Beer hatte selbst wohl keine großen
    In der bhmischen Sammlung ist kein Werk          Sachkenntnisse. Darber hinaus konnten die Gste
wirklich berhmter Portrtisten nachzuweisen.         von Friedrich und Elizabeth auf diese Weise von
Nicht nur waren van Dyck und Rembrandt zu teu-        den namhaften Malern und den weitaus berhmte-
er, auch ihre Art zu malen fand keinen Anklang.       ren Portrtierten beeindruckt werden.
Friedrich und Elizabeth liebten es, sich verkleidet
portrtieren zu lassen, als Hirte oder als Venus.
                                                                          Architekturstcke
Auf dieses Genre des „portrait histori“ war eher
von Honthorst spezialisiert.                          Die drei Gemlde Bartholomeus van Bassens
    Von außergewhnlicher Qualitt sind die zwei      (R 10, R 33a, R 98) greifen Friedrichs Interesse fr
Doppelportrts der ltesten Pfalzkinder mit ihrem     die Architektur auf. Bassen war zugleich der
Lehrer (Getty-Museum, Malibu). Diese historisie-      Architekt des Schlosses in Rhenen und es liegt auf
renden Doppelportrts wurden von zwei berhm-         der Hand, dass sich auch Proben seiner Malkunst

                                                 Ÿ 139 Ÿ
im Jagdschloss befanden. Die „Befreiung des heili-     stellungen Friedrich und Elizabeth nicht so sehr
gen Petrus aus den Kerkern“ von Hendrick van           angesprochen. Van Delff war allerdings ein be-
Steenwyck (R 7) ist das einzige andere Architek-       rhmter Meister. Es knnte sein, dass die drei K-
turstck in Rhenen.                                    chenstcke dem Knigspaar (von der Stadt Delft)
                                                       geschenkt wurden. Offensichtlich wurden sie fr
                                                       reprsentativ gehalten.
                     Tierstcke
                                                           Anders als alle anderen Stcke in der Samm-
Elizabeth hielt zahllose Haustiere und sie mochte      lung waren die rtselhaft beschriebenen „4. Jahrzei-
Hunde besonders gern. Aus ihrem Briefwechsel           ten in form eines angesicht von allerhand frch-
wissen wir, dass sie ein Gemlde eines kleinen         ten“ (R 16). Diese Gemlde sind nachweisbar
Hundes von Paulus Moreelse kaufte, weil es ihrem       spter bei den Grafen von Craven als „Vier Obst-
eigenen „Babler“ so hnelte. Auffallend ist, dass      kpfe“ des Mailnder Knstlers Giuseppe Arcim-
drei von den vier Tiergemlden in Rhenen Hunde         boldo. Es ist gut mglich, dass Friedrich und Eli-
darstellen: ein „Unbekanntes Gemlde mit Hun-          zabeth diese Gemlde 1620 vom Prager Hof
den“ (R 11) und ein paar Pendants, eines mit           mitgebracht haben. Der Mailnder Knstler hatte
„Zwei Hunden“ (R 34) und das andere mit „Drei          von 1560 bis 1562 fr die Habsburger Kaiser gear-
Hunden“ von Roelant Savery (R 35). Mglicher-          beitet und solche Obstportrts sogar von Ru-
weise waren es keine Pendants im strengsten            dolf II. selbst gefertigt. Die Stcke in Rhenen
Sinne, jedoch lsst die Tatsache, dass sie nach-       stellten keine berhmte Person dar, sondern ver-
einander genannt werden, vermuten, dass sie als        krperten Frhling, Sommer, Herbst und Winter.
Gegenstcke platziert waren. Friedrich und Eliza-      Als sie krzlich im englischen Kunsthandel auf-
beth hatten die Gemlde Saverys womglich in           tauchten, erwiesen sie sich als nicht sonderlich
Prag im Palast Rudolfs II. gesehen. Der Meister ist    hochwertig. Sie werden in der Werkstatt des Ma-
im Palazzo Renese jedenfalls sehr gut vertreten.       lers entstanden sein. Aber das schadete nicht: Es
Vom selben Meister besaß das Winterknigspaar          waren „Konversationsstcke“ par excellence.
auch ein Stck mit der Darstellung vieler Tiere
(R 5). Angesichts der niedrigen Inventarnummer
                                                                              Genre
hat es wahrscheinlich in der Eingangshalle gehan-
gen, in direkter Nhe der imposanten Seestcke         Die Dekoration des Jagdschlosses folgte offensicht-
von Vroom und Willaerts (R 4, R 2). Das lsst          lich einem ziemlich symmetrischen Muster, da
wiederum vermuten, dass Saverys „Mit allerlei          auch ein „Bauerntanz“ (R 45) und ein „Bauernge-
Tieren“ ebenfalls ein eindrucksvolles, großformati-    fecht“ (R 46), vermutlich als Pendants, dort hingen.
ges Gemlde war.                                       Daneben hing ein Stck der „Zwei kleinen Kinder“
                                                       (R 44). Den Schluss bildete ein „Soldatenraub“
                                                       (R 27) eines unbekannten Malers. Es waren hb-
                     Stillleben
                                                       sche Bilder, die man wegen ihres dekorativen
Nicht im Zentrum des Interessengebiets des bh-        Werts und nicht um der hohen knstlerischen
mischen Knigspaars werden Blumen- und Obst-           Qualitt willen geschtzt haben wird.
stillleben gestanden haben. Es finden sich nur drei,
von denen Elizabeth spter sogar eines verschenk-
                                                                          Landschaften
te. Zwei nacheinander aufgelistete Obststillleben
(R 36 und R 37) hingen wahrscheinlich als Pen-         Die Vorliebe fr Landschaften war ebenfalls nicht
dants im selben Zimmer wie die oben genannten          sonderlich ausgeprgt. Es finden sich im Knigs-
Pendants Saverys (R 34, R 35). Zusammen bilde-         haus nur drei: eine von Peter Schoubroeck (R 22),
ten sie offensichtlich eine schne symmetrische        eine von Herrimet de Bles (R 8) und eine unbe-
Dekoration. Die Nennung des Malers war nicht           kannte „Landschaft mit Bildern“ (R 48), die inte-
der Mhe wert. Das gilt auch fr das Glas mit          ressanterweise im Billardzimmer hing. Vielleicht
Blumen (R 47), das ausweislich de Beers Anmer-         gehrten die fnf Gemlde, die de Beer vor diesem
kung spter Frulein von Ruppa geschenkt wurde.        beschreibt, auch in dieses Zimmer: Die drei Genre-
     Fr die Sammlung ziemlich unerwartet sind         stcke (R 44, R 45, R 46) und die zwei Stillleben
die drei Kchenstcke Cornelis van Delffs (R 6,        (R 46 und R 47) scheinen nicht von hohem Wert
R 26, R 33d), von denen das letzte nach der Be-        gewesen zu sein. Sie eigneten sich ausgezeichnet
schreibung ein betrchtliches Format gehabt haben      fr ein Spielzimmer, wo Gemlde leicht Schaden
drfte. Nach meiner Einschtzung haben die Dar-        nehmen konnten.

                                                  Ÿ 140 Ÿ
Seestcke                          mitgebracht worden und „Jakob und Esau“ knnte
                                                         angesichts der Datierung 1611 auch von dort ge-
Die Seestcke in Rhenen waren von großer Bedeu-          kommen sein. Sie passen im Hinblick auf ihre
tung. Sie werden alle namentlich genannt, zwei           Herkunft sehr gut zu den deutschen Portrts, die
davon wurden von keinem Geringeren als Hen-              kurz davor aufgelistet sind (R 101ŸR 113). Es
drick Vroom gemalt, einem der teuersten Maler            wre nicht verwunderlich, wenn diese beiden Ge-
der Republik. Aller Wahrscheinlichkeit nach stellte      mlde zusammen mit den Portrts aus Heidelberg
„Ein ander stuck von Schiffen, von Vroom von             in „I. Mt. gross Cabinett“ gehangen htten, wie de
Harlem“ die Ankunft von Friedrich und Elizabeth          Beer in Bezug auf „Jakob und Esau“ vermerkt.
in Vlissingen am 28./29. April 1613 dar. Das ein-        Auch die letzten drei Nummern des Inventars
drucksvolle Stck hngt heute im Frans-Hals-Mu-          knnten dort gehangen haben: das Portrt der un-
seum in Haarlem. De Beer erwhnt es als eines der        bekannten englischen Dame (R 116), die Tochter
ersten Gemlde (R 4), woraus zu folgern wre,            von Moreelse (R 117) und das „große Stck von
dass es in der Eingangshalle hing. Es ist ein sehr       Elizabeth mit deren smtlichen Kindern“, mgli-
großes (203 ” 409 cm), stattliches Seestck des          cherweise von der Hand Gerrit van Honthorsts
Frstenpaars in seiner Glanzzeit. Daneben oder           (R 118).
mglicherweise gegenber hing ein Seestck von
Abraham Willaerts (R 2). Angesichts der Vorliebe
                                                                               Rubens
fr Pendants knnte es die „Abreise von Friedrich
und Elizabeth aus Margate“ darstellen, obwohl die        Eine der schnsten Entdeckungen meiner For-
grßte bekannte Version nur die Hlfte des               schungen ist, dass sich Rubens’ „Abraham und
Vrooms misst (122 ” 197cm, Coll. H. M. The               Hagar“ (R 114) als ein Geschenk von Sir Dudley
Queen, London). Willaerts war wesentlich billiger        Carleton an Elizabeth zu ihrem 23. Geburtstag
als Vroom. Es ist also nicht verwunderlich, dass er      erwies. Carleton war der englische Botschafter in
von Vrooms „Ankunft in Vlissingen“ drei Ver-             den Niederlanden und er und seine Frau waren
sionen anfertigte und die Abreise aus Margate            eng mit Elizabeth befreundet. Im Jahr 1618 ver-
dreimal bildlich darstellte. Von Vroom wie auch          handelten Rubens und der renommierte Kunst-
von Willaerts (diesmal Adam) gab es in Rhenen            sammler ber einen Tausch. Rubens interessierte
ein weiteres Seestck (R 19, R 39). Es ist unklar,       sich fr Carletons Sammlung antiker Marmor-
ob sie gleichfalls historische Ereignisse darstellten.   bilder, die auf 6000 Gulden geschtzt wurde. Als
                                                         Gegenwert verlangte Carleton einige Gemlde im
                                                         Wert von 4000 Gulden, die von Rubens selbst
                  Religise Gemlde
                                                         gemalt sein sollten; fr die restlichen 2000 Gul-
Die Darstellung von „Maria, Jesus und Johannes“          den erhielt er Teppiche nach dem Entwurf Rubens’
(R 25) wurde der Kammerjungfer Crafft geschenkt,         aus der Brsseler Manufaktur. Nachdem sich beide
ein „Jakob und Esau“ (R 29) ging an Frulein von         Parteien ber die acht Gemlde geeinigt hatten,
Ruppa. Die „Kreuztragung Christi“ (R 30b) hat            schlug Rubens vor den Restbetrag von 100 Gul-
laut de Beer die „Grffin von Lwenstein mit-            den mit einem kleinen Stck zu begleichen. Es hat
nommen“. Fr religise Gemlde wird sich Eliza-          sich herausgestellt, dass dieses das bewusste Ge-
beth also nicht sehr begeistert haben. Gemß der         mlde „Abraham und Hagar“ ist, das de Beer
Katalognummer (R 25ŸR 30) hingen sechs der               beschreibt (R 114). Dass Carleton es dem knfti-
acht vorhandenen religisen Gemlde zusammen.            gen Knigspaar schenkte, ist mehr als glaubhaft:
De Beer erwhnt noch eine „Geburt Christi“               Zwei Tage nach ihrem Geburtstag, am 21. Au-
(R 28) und Ÿ zusammen mit der oben genannten             gust 1619, schreibt Elizabeth an Carleton: „I thank
„Kreuztragung“ (R 30b) Ÿ die „Auferstehung               you for the picture you sent me …“ Der Aufent-
Christi aus dem Grab“ (R 30a) sowie einen                haltsort des Rubens-Gemldes ist derzeit nicht
„Johannes und Herodes“ (R 30c). Bei keinem               bekannt, um 1945 befand er sich noch in der
dieser Eintrge ist der Maler verzeichnet.               Sammlung des Duke of Westminster.6
    Am Ende der Liste finden sich noch zwei alt-             Es gab einen weiteren Rubens in Rhenen, und
testamentarische Themen: „Jakob und Esau“ des            zwar eine „Venus und Adonis“ (R 40) ber dem
nicht identifizierbaren Meisters D. F. aus dem Jahr      Kamin in Elizabeths kleinem Gemach, was mich in
1611 (R 115) und einer der Hhepunkte der                meiner Vermutung bestrkt, dass Rubens’ „Abra-
Sammlung, Rubens’ „Abraham und Hagar“                    ham und Hagar“ zusammen mit dem Meister D.
(R 114). Der Rubens war sicherlich aus der Pfalz         F. (R 115) in Elizabeths großem Kabinett gehan-

                                                    Ÿ 141 Ÿ
gen hat. ber „Venus und Adonis“ wissen wir nur,           Es war Elizabeths Bruder, der sie mit diesem
dass das Thema wahrscheinlich mehr Anklang ge-         Genre bekannt machte. Karl I. schickte ihr Hont-
funden hat als die alttestamentarische Szene von       horsts Portrt seiner Frau „als Schferin“ (und
„Abraham und Hagar“.                                   mglicherweise eines von ihm selbst „als Schfer“).
                                                       In einem Brief an Lord Dorchester berichtet
                                                       Honthorst, dass Elizabeth von dem Portrt derart
                   Historienbilder
                                                       entzckt gewesen sei und zu erkennen gegeben
In der Sammlung der Grafen von Craven stoßen           habe, dass sie sich und Friedrich gerne auf diese
wir auf den „St Jaen in de Olij“ (R 42) bzw. das       Weise von Honthorst dargestellt haben wrde.
Martyrium des Evangelisten Johannes, der in einen      Karl I. entsprach dem Wunsch und beauftragte
Kessel mit siedend heißem l geworfen wird. Es          Honthorst Friedrich und Elizabeth sowie ihre Kin-
ist mit dem Namen Denys Calvaert verzeichnet.          der in Lebensgrße als „Cladon und Astre“ in
Dort finden wir auch den „Hl. Georg mit dem            einer Landschaft zu verewigen. Dieses Portrt aus
Drachen“ (R 43) als Jan Gossaert van Mabuse. Der       dem Jahr 1629 war das erste „portrait histori“ des
Schutzpatron Englands, den Friedrich und einige        bhmischen Knigspaars. In solchen Gemlden
seiner Shne in Form des Hosenbandordens               wurden die Portrtierten in einem arkadischen, my-
tglich bei sich trugen, war Friedrich und Elizabeth   thologischen oder historischen Ambiente dar-
lieb und teuer Ÿ und folglich auch das Gemlde.        gestellt. Nach Friedrichs Tod erteilte Elizabeth
Die „Dame mit dem Oldenburger Wunderhorn“              nicht nur Honthorst, sondern auch dem Bildhauer
(R 103) ist in einem Inventar von Combe Abbey          Dieussart den Auftrag den Winterknig als rmi-
ebenfalls ausfhrlich beschrieben. Das Gemlde         schen Kaiser wiederzugeben. In einem anderen Ge-
stellt die Legende Ottos I., Graf von Oldenburg,       mlde Honthorsts spielt Elizabeth die Rolle der
dar. In einer Auktion im Jahr 1923 wurde es von        Venus, die vergeblich versucht ihren geliebten
Christie’s auf den Namen „Lucretia de Saint            Friedrich, in der Verkleidung des Adonis, von der
Simon“ eingetragen. Es hing in Rhenen im deut-         Jagd Ÿ lies: der Rckeroberung der Pfalz Ÿ ab-
schen Saal zwischen den Portrts. Es ist unver-        zuhalten. Besonders imposant waren die zwei gro-
kennbar ein Gemlde, das aus Heidelberg mit-           ßen Allegorien aus dem Jahr 1636, die Honthorst
gebracht worden war. Seltsam ist, dass im              fr Elizabeth fertigte und worin die Familienmit-
Gegensatz zu allen deutschen Portrts gerade           glieder des Winterknigs als Modelle fr die
dieses 1649 nicht in die Pfalz zurckging. Offen-      Hauptfiguren dienten. Sie waren eigentlich gemalte
sichtlich hing Elizabeth an diesem Gemlde. Das        Tableaus vivants, von welchen das eine die Freude
kann man von dem „Brand von Troja“ (R 31) nicht        und das andere das Leid der kurpflzisch-bh-
behaupten, den sie Frulein von Ruppa schenkte.        mischen Familie verkrperte.
Die Assoziation mit dem brennenden Heidelberg              Kennzeichnend fr diesen Stil war auch die
wird der Winterknigin nicht fremd gewesen sein.       Verffentlichung von Crispyn de Passe, welche
                                                       1640 in Amsterdam erschien. In „Les vrais pour-
                                                       traits de quelques unes des plus grandes dames de
                 Arkdische Gemlde
                                                       la Christient, desguisees en bergères“ sind sowohl
Das wichtigste kulturelle Interesse des Knigspaars    die gestochenen Bildnisse der Amalie von Solms
galt von Jugend an dem Theater. In England war         als auch Elizabeths sowie einiger ihrer Tchter als
Elizabeth in den Bann der „Masques“ geraten, eine      Schferinnen aufgenommen. In diesen Trend pas-
Mischform zwischen Theater und Tableaus vivants        sen auch Honthorsts Portrts der vier ltesten
mit prchtigen Bhnendekorationen, Kulissenwech-       Pfalzkinder in einer arkadischen Landschaft sowie
seln und Musik. Am Hof ihres Vaters, Knig             das van Poelenburghs der sieben ltesten als Me-
Jakob I., waren Shakespeares Schauspiele regel-        leager und Atalante. Maler, die dieses Genre wie
mßig zu sehen. Ihre eigene Hochzeitsfeier war         keine anderen beherrschten, kamen aus dem nicht
eine Aneinanderreihung von Theaterstcken, Mas-        weit von Rhenen entfernten Utrecht. Von Jan van
ques und Feuerwerken gewesen. Diese Vorliebe           Bylert gab es im Knigshaus „Zwei Schferinnen“
frs Theater schloss sich an die Schferdichtung       (R 24), von welchen eines verbrannte (R 15), und
an, die im zweiten und dritten Jahrzehnt des           von Paulus Moreelse ein Kamingemlde (R 33b)
17. Jahrhunderts in England und in der Republik        sowie eine „Kopie einer Schferin“ (R 20). Abra-
ungeheuer modern wurde, insbesondere bei Hofe.         ham Bloemaert war mit einer „Frau mit einer La-
Bald wurden diese Themen auch in der Malerei           terne“ (R 13) vertreten. Es fehlte jedoch der be-
beliebt.                                               rhmteste Maler aus dieser Gruppe: Hendrick

                                                  Ÿ 142 Ÿ
Terbrugghen ist nicht der Henrick von Bruckh aus      haben. De Beer beschreibt kein Werk von ihm,
dem Inventar (R 33), sondern dessen unbekannter       aber der Darstellung nach htte er theoretisch den
Schler Hendrick van Broeckhuysen, der sich der-      „Herkules“ (R 17), die „Poppea Sabina“ (R 9) oder
selben pastoralen Thematik widmete. Ebenfalls ein     „Venus und Cupido“ (R 12) gemalt haben knnen.
pastorales Stck ist vermutlich die „Frau mit flie-   Auch erwhnt van der Vinne einen „Raphel“. Mg-
gendem Haar“ (R 14) eines unbekannten Malers,         licherweise ist das die „Holy Family… after Raffa-
das neben dem Bloemaert hing. Jedenfalls wird es      el“, die in einem Inventar bei den Grafen von Cra-
nicht wie bei Portrts blich ein „contrefaict“ ge-   ven genannt wird und die in Rhenen somit „Die
nannt.                                                Geburt Christi“ (R 28) gewesen wre. Dass es sich
                                                      um eine Kopie handelte, wre eine Erklrung da-
                                                      fr, dass de Beer sie eben nicht namentlich be-
              Mythologische Gemlde
                                                      schreibt.
Neben den sieben pastoralen Gemlden im eigent-
lichen Sinn gab es elf mythologische, die thema-
                                                                  Kunstsinn und Kunstverstand
tisch sehr gut dem Geschmack des Hofs entspra-
chen. In dem vom Winterknigspaar so geliebten        Nach und nach wird sichtbar, woran sich das
„portrait histori“ gingen das Pastorale, das My-     Frstenpaar vor allem erfreute. Große figurative
thologische und das Historische Hand in Hand.         Gemlde mit pastoralem oder mythologischem
Schließlich hatten mythologische Figuren wie Ve-      Charakter (18 Stck) entsprachen dem herrschen-
nus und Adonis fr Schriftsteller von Schfer-        den hfischen Geschmack. Gemlde sollten vor-
romanen als Modell fr „Cladon und Astre“           zugsweise epischen Charakter haben (sieben His-
gedient. Die elf mythologischen Stcke hingen         torienbilder). Entsprechendes galt fr die Portrts
ber den Palazzo Renense verstreut. Rubens’           (52 Stck). Als Apex, als Zielpunkt ihres Kunst-
„Venus und Adonis“ wurde bereits erwhnt und es       sinns, knnten die zwei großen Allegorien von
war selbstverstndlich ein Glanzstck. Das war        Honthorst bezeichnet werden. Es sieht so aus, als
Cornelis von Haarlems „Venus, Ceres und               ob Friedrich und Elizabeth die Gemlde in Rhe-
Bacchus“ zweifellos auch. Es wird als Erstes          nen als gemalte Tableaus vivants betrachteten, die
genannt. Wahrscheinlich hing es zusammen mit          etwas von ihrer tumultusen Lebensgeschichte
dem Vroom und dem Willaerts als Blickfang in          erzhlen. Die acht religisen Stcke verwiesen
der Eingangshalle. Ein unbekannter „Herkules“         indirekt auf den Kampf, den sie gegen die katho-
(R 17) befand sich in unmittelbarer Nhe von Jan      lischen Habsburger fhrten. Die drei Architektur-
Badens’ „Bankett der Gtter“ (R 18), der wiederum     stcke beziehen sich auf den Architekten des
von der Thematik wie vom Ort im Gebude her           Jagdschlosses, den modischen van Bassen. Die vier
nicht weit von Hendrick de Clercks „Triumph der       Arcimboldos ebenso wie die Hunde Roelant Sa-
Gtter“ (R 23) entfernt war. Drei Aktgemlde Ÿ        verys verweisen auf die Zeit in Prag. Zwei See-
eine „Badstube mit Badenden“ (R 32), ein Aktport-     stcke stellen ihre glorreiche Ankunft auf dem
rt der „Poppeae Sabina“, die leichtsinnige Frau      Kontinent als Jungvermhlte im Jahr 1613 gleich-
des Marcus Salvius Otho (R 9), und eine „Venus        sam symbolisch dar. Gemlde, die ihnen geschenkt
und Cupido“ (R 12) Ÿ sind nicht nher zu              wurden, nahmen Bezug auf ihre politische Bedeu-
identifizieren. Jan van Bylerts „Bankett mit vielen   tung. Und die Portrts zeigten das gesellschaftliche
Personen“ (R 3) bewegt sich zwischen dem Arka-        Umfeld der Bewohner des Palazzo Renese. In
dischen, Historischen und Mythologischen, greift      diesem Kontext ist es nicht verwunderlich, dass
aber die Thematik durchaus auf. Und die gleiche       Elizabeth sich nicht viel aus Stillleben machte. Sie
Vermutung kann man in Bezug auf die zwei              verschenkte sie großzgig Ÿ wie auch einige
Kamingemlde Hendrick van Balens (R 38a und b)        religise Stcke. Die drei Genrestcke und die
ußern.                                               wenigen Landschaften dienten rein zur Dekora-
    Man darf diese Gemlde nicht unterschtzen.       tion.
Schließlich standen in jener Zeit mythologische           Man kann sich die Frage stellen, auf welche
und historische Gemlde hoch im Kurs. Das geht        Weise Friedrich und Elizabeth die Gemlde sam-
auch aus Vincent Laurensz. van der Vinnes Beur-       melten. Wirklich kostbare Stcke erwarben sie
teilung der Sammlung hervor. Ihren Rang bemisst       nicht, ebenso wenig engagierten sie Rembrandt
er ausschließlich an der Nennung der Historien-       oder van Dyck als Portrtisten. Fest steht, dass
maler. Neben den zwei Rubens soll sich auch ein       das billigste Gemlde, das Dudley Carleton von
Stck von Hendrick Goltzius in Rhenen befunden        Rubens kaufte (und er kaufte zugleich neun), zu-

                                                 Ÿ 143 Ÿ
sammen mit den anderen von Rubens, de Vroom            von England und Friedrich Heinrich von Oranien
und Cornelis von Haarlem sowie einem vemeintli-        zu den grßten Kunstsammlern ihrer Zeit. Und
chen Goltzius zum besten Werk in Rhenen gehr-         was soll man von den ehrgeizigen Neureichen und
te. Man muss feststellen, dass die Gemldesamm-        „Socialites“ annehmen, von denen es in Den Haag
lung von Friedrich und Elizabeth nicht das Niveau      nur so wimmelte?
wirklich leidenschaftlicher Kunstsammler hatte, wie        Auch wenn die bhmische Gemldesammlung
es Elizabeths Bruder Karl I. und ihr verstorbener      von geringerer Bedeutung als die der weltgrßten
ltester Bruder Heinrich waren. Diese htten nie-      Kunstsammler war, so konnte sie dennoch mit der
mals eine Kopie von Moreelse (R 20) oder Raffael       des Statthalterhofs wetteifern. Jedenfalls war das
(R 28) aufgehngt und sich nicht mit einer Studie      die Absicht von Friedrich und Elizabeth. Ihr Ge-
Arcimboldos zufrieden gegeben.                         schmack wurde vorbildhaft fr das Haager Hof-
    Ferner ist zu vermuten, dass viele Stcke Fried-   leben. Und wenn man ihre Sammlung mit der des
rich und Elizabeth geschenkt wurden. So war es         Statthalters vergleicht, sind die hnlichkeiten auf-
nicht unblich, dass befreundete Personen oder         fallend. Auch Friedrich Heinrich und Amalie besa-
Angehrige ein Portrt schenkten, gegebenenfalls       ßen mehr Portrts als andere Stcke. Auch sie
in der Erwartung als Gegengeschenk ein Bildnis         zogen Honthorst dem Rembrandt vor. Auch der
des Empfngers zu bekommen. Karl I. schickte           Statthalter folgte der Vorliebe Karls I. fr arka-
zum Beispiel Portrts von sich und seiner Gemah-       disch-mythologische Themen auffallend. Und in
lin an den Wassenaer Hof. Stdte und Stnde hat-       der statthalterlichen Sammlung finden sich nahezu
ten das jung vermhlte Kurfrstenpaar 1613 mit         alle Maler aus Rhenen, mit Ausnahme der typisch
Geschenken berhuft. Es ist denkbar, dass sie         deutschen Meister.
spter dem Knigspaar gemeinsam Vrooms große
„Ankunft in Vlissingen“ berreicht haben. Im Jahr
                                                              Die Bedeutung der Gemldesammlung
1627 schenkten die Utrechter Stnde Amalie von
Solms ein „Bankett der Gtter“ van Poelenburghs,       Es ist also nicht verwunderlich, dass van der Vinne
ein „Paradis voller Getier und Vgel“ von Roelant      von der Gemldesammlung in Rhenen beeindruckt
Saverys sowie einen „Schfer“, einen „Korydon“         war. Er wird nicht der Einzige gewesen sein.
und „Zwei Nymphen“ Moreelses Ÿ vertraute               Sobald man das Jagdschloss betrat, fiel der Blick
Namen auch in der Sammlung in Rhenen. Schenk-          auf „Venus, Ceres und Bacchus“ von Cornelis von
ten die Utrechter Stnde Friedrich und Elizabeth       Haarlem sowie die zwei imposanten Seestcke von
1631 bei der Vollendung des Umbaus des Schlos-         Vroom und Willaerts. Dazwischen hing das „Ban-
ses, das in der Utrechter Provinz lag, vergleichbare   kett mit vielen Personen“ van Bylerts und ein
Gemlde? Bei den ersten Gemlden des Inventars         bedeutendes Stck mit „vielen Tieren“ Roelant
erwhnt de Beer hinter dem Namen des Malers            Saverys. Die Akzente waren gesetzt. Die Seestcke
die Stadt, aus der er stammte. Cornelis von Haar-      erinnerten an die prachtvolle Reise durch die
lem (R 1) und Vroom von Haarlem (R 4); Wil-            Niederlande, der Savery verwies auf die Zeit ihres
laerts (R 2), Bylert (R 3), Savery (R 5) und Bloe-     Knigtums in Prag und die beiden anderen Ban-
maert (R 13) von Utrecht; der Meister von Delff        kettszenen auf das glnzende Hofleben in Rhenen.
(R 6, R 26). Außer Cornelis von Haarlem und            ber einige kleinere Rume betrat man durch das
Willem Jacobz. Delff wurden die anderen Maler          kleine Kabinett der Knigin mit dem Rubens einen
im 17. Jahrhundert in der Regel nicht mit dem          gerumigen Saal mit großformatigen Portrts eng-
Ortsnamen genannt. War der Ortsname ein Hin-           lischer und deutscher Ahnen und mit van Miere-
weis auf den Spender? Leider ist nicht sicher fest-    velts meisterhaftem Doppelportrt von Friedrich
zustellen, ob Gemlde in Rhenen als Geschenke          und Elizabeth. Das Gemach des Kurfrsten war
an das bhmische Knigspaar gelangt sind. Es           sehr elegant, voller charmanter Damen sozusagen,
scheint aber nicht unwahrscheinlich zu sein, dass      und in Elizabeths Kabinett hingen Ÿ sehr passend
van Bassen als Dank fr den großen Auftrag, den        Ÿ die Bildnisse ihrer Kinder. Dann gab es den
er mit dem Umbau erhalten hatte, fr die Einrich-      eindrucksvollen Speisesaal mit smtlichen Heer-
tung des Palazzo Renese einige seiner Gemlde          fhrern und einen weiteren reprsentativen Raum
schenkte. Auch andere Maler knnen mittels Ge-         mit historischen Portrts aus Heidelberg sowie
schenken versucht haben die Gunst von Friedrich        Dudley Carletons Rubens. Mglicherweise hing
und Elizabeth zu gewinnen, auch wenn es darum          dort auch eine der großen Allegorien van Hont-
ging, Zugang zum englischen und zum statthalter-       horsts. Schließlich folgte der Inbegriff des Luxus
lichen Hof zu erlangen. Immerhin gehrten Karl I.      und der Mode: das Billardzimmer. Dieses war mit

                                                  Ÿ 144 Ÿ
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