Die Gemäldesammlung von Friedrich V. und Elizabeth im Königshaus in Rhenen/Niederlande
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Willem Jan Hoogsteder Die Gemldesammlung von Friedrich V. und Elizabeth im Knigshaus in Rhenen/Niederlande ie Historiker haben dem Interesse, das Friedrich war der große Initiator fr den Bau D Friedrich von der Pfalz und Elizabeth Stu- art der Malerei entgegenbrachten, wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Im Allgemeinen ist des Jagdschlosses in Rhenen. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Behrden hatte er die Er- laubnis erhalten, zusammen mit dem Architekten man davon ausgegangen, dass ihre Sammlung um- und Maler Bartholomus van Bassen das alte Ag- fangreich und erstklassig war. Als Quelle wird der neten-Kloster zum Sommerpalast umzubauen. Reisebericht des Malers Vincent Laurensz. van der Nach der Fertigstellung wurde das Jagdschloss, Vinne aus dem 17. Jahrhundert zitiert, der schreibt, zum Teil mit Stcken aus dem Haager Wassenaer dass sich ein Besuch des kniglichen Hauses in Hof, eingerichtet und im Sommer des Jahres 1631 Rhenen Jagdschloss und Sommersitz des Winter- war es bezugsfertig. Das wenige Jahre spter von knigspaars sicher lohne, da es wunderschne de Beer aufgestellte Inventarverzeichnis vermittelt Gemlde beherberge, darunter Werke von Goltzius, ein eindrucksvolles Bild vom Kunstverstand und Raffael und Rubens. Schnheitssinn des bhmischen Knigspaars. Die Klar ist, dass Friedrich und Elizabeth im Exil in folgende bersicht ber de Beers Aufstellung gibt den Niederlanden begonnen haben in einem wesent- Aufschluss darber.2 lich grßeren Umfang als zuvor Gemlde zu sammeln. Es ist jedoch schwierig, ein genaues Bild dieser Kollek- Das Inventar tion zu bekommen. Ab 1621 fllte sich ihre Haager Residenz, der Wassenaer Hof am Kneuterdjik, immer Es hat den Anschein, dass de Beer fr die Auf- mehr mit Gemlden. Eine Vielzahl dieser Bilder stellung des Inventars durch die verschiedenen Sle wurde 1631 in ihren Sommersitz in Rhenen gebracht. des Schlosses gegangen ist. Bei manchen Gemlde- Leider ist nur von diesem Teil der Sammlung ein In- gruppen ist nmlich in geschweifter Klammer ventar erhalten geblieben. ber die Bestnde im Was- angegeben, in welchen Slen sie sich befanden. senaer Hof knnen wir nur Vermutungen anstellen. Darber hinaus reihen sich die nacheinander ge- Im Jahr 1633 stellte der Kustos des Schlosses nannten Stcke oft in der Darstellung aneinander. in Rhenen, Anthoni Alberts de Beer, ein Inventar- Man kann sich gut vorstellen, wie sie dadurch verzeichnis auf. Smtliche Kostbarkeiten darun- besser zur Geltung kamen und den Raum stim- ter Wandteppiche, Silberarbeiten, Betten und na- mungsvoll schmckten, indem sie zum Beispiel als trlich Gemlde wurden mehr oder weniger Pendants gehngt waren. genau beschrieben. Der Anlass dafr war vermut- Die Eintrge in geschweiften Klammern am lich Friedrichs Tod am 29. November 1632. In die- Rand wurden spter angebracht. Sie sind in dersel- sem Verzeichnis sind 127 Gemlde eingetragen, ben Handschrift wie die erluternde Anmerkung die sich im Besitz des Knigs und der Knigin am Rand: „Heid.“ Dies bezieht sich auf Heidelberg, von Bhmen befanden. wohin 1649 ein Teil der Stcke berfhrt worden In meiner Arbeit von 1986 habe ich die Ge- ist. Karl Ludwig beanspruchte damals als neuer mlde aus dem Palazzo Renese zusammen mit Kurfrst seinen Erbteil an Gtern und Gemlden, allen anderen Gemlden, die mit dem Frstenpaar um seinen Palast in Heidelberg einzurichten. Nach in Verbindung gebracht werden knnen, ausfhr- der Restauration der Pfalz hat de Beer das Inven- lich kommentiert.1 Im Rahmen dieses Beitrags zur tar offensichtlich aktualisiert. Dadurch wissen wir Ausstellung, in der Friedrich V. im Mittelpunkt heute nicht nur, welche Stcke nach Heidelberg steht, habe ich mich auf die Gemlde beschrnkt, wanderten, sondern auch, welche Gemlde wel- die er selbst mit Sicherheit gekannt hat. chem Raum Glanz verliehen. 133
Inventarium R 30 Drei stuck, das erste die Auferstehung des Herrn Christi, das zweite Christi creutz tragung, das dritte von Johannis und Herodes. Randbe- Aller deren Mobilien, welche bei dem Haus zu Rehnen, undt dem Concierge merkung: das zweite hat die Graffin von Lowenstein mitnommen. daßelbsten Antoni Alberts de Beer, gelieffert worden seindt, im Jahr 1633 R 31 Ein stuck von dem brand Troija. Randbemerkung: der Frulein von Verzeichnis der mobilien, welche dem concierge zu Rehnen Antoni Alberts de Ruppa geschenkt. Beer seindt gelieffert werden undt er in verwaltung hat. Schillerijen. R 32 Ein stuck von einer badstub. Randbemerkung: Heid. (spter in Heidelberg) R 1 Ein stuck von Meister Cornelis von Harlem, venus, ceres und Bachus. R 33 Vier stuck so gross in Camin zusetzen, von Bassen, Paul Marelisen, Randbemerkung: Heid. (Cornelis von Haarlem, Haarlem 1562 Henrick von Bruckh, und Meister Cornelis van Delfft. 1638 Haarlem; spter in Heidelberg) (a. Bartholomus von Bassen, Antwerpen um 15901652 R 2 Ein stck von Schiffen von Abraham Wilges von Utrecht. Den Haag; spter in Combe Abbey. (Abraham Willaerts, Utrecht 16031669 Utrecht) b. Paulus Moreelse, Utrecht 15711638 Utrecht; spter in R 3 Ein Bancket von Vielen Persohnen von Bilart von Utrecht. Heidelberg. (Jan van Bylert, Utrecht 15971671 Utrecht) c. Hendrick van Broeckhuysen, † Utrecht 1623; spter in R 4 Ein ander stuck von Schiffen, von Vroom von Harlem. Heidelberg. (Hendrick Vroom, Haarlem um 15661640 Haarlem; d. Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 15711643 Delft; spter in spter in Heidelberg) Heidelberg) R 5 Saverij Ein stuck von allerhand beesten von Saverij von Utrecht. R 34 Ein stuck mitt 2. hunden von Saveri. (Roelant Savery, Kortrijk (Roelant Savery, Kortrijk 15761639 Utrecht; spter in 15761639 Utrecht; spter in Heidelberg) Heidelberg) R 35 Ein stuck mitt 3. hunden von Saveri. (Roelant Savery, Kortrijk R 6 Ein stuck von allerhand kuchen wirtschafft, von einem Meister von 15761639 Utrecht; spter in Heidelberg) Delfft. (Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 15711643 Delft; spter R 36 Ein blumpott von trauben in I. C. dhl. gemach. mglicherweise in Heidelberg) R 37 Ein stuck mitt einer schussel mitt trauben. R 7 Ein Nachtperspectif von Steenwich. (Hendrick van Steenwyck, R 38 Zweij stuck von heinrich von Balen in Camin zusetzen. 1580? vor 1649 London; spter in Combe Abbey) (Hendrick van Balen, Antwerpen 1575 1632 Antwerpen) R 8 Ein alt stuck so ein Landschaft von Heinrich Bless. R 39 Ein stuck mitt schiff von Adam Willars in Camin zusetzen. (Herri met de Bles, Bouvignes 1485/1490 um 1550 Ferrara) (Adam Willaerts, Antwerpen 15771664 Utrecht; spter in R 9 Ein Nackend Frauenbild, Pombea Sabina. Combe Abbey) R 10 Ein perspectif von Bassen. (Bartholomus van Bassen, Antwerpen R 40 Ein stuck von Rubens von Antwerpen, Venus und Adonis. Randbemer- um 15901652 Den Haag; spter in Combe Abbey) kung: in camin der knigin klein Cabinet. R 11 Ein stuck von hunden in Camin. (Peter Paul Rubens, Siegen 15771640 Antwerpen) R 12 Ein stuck venus und Cupido. (spter in Heidelberg) R 41 Ein stuck, mitt 3. Iher Maijet. kindern, stehet am Camin in der Cam- R 13 Ein frau mit einer Latern von Blummert von Utrecht. mer gegen dem garten Zue. (Abraham Bloemaert, Gorinchem 1564 bis 1651 Utrecht) R 42 Ein stuck St. Jean in den Olij. (Denis Calvaert, Antwerpen R 14 Ein frauenbild mit fliegendem Haar. 15501619 Bologna; spter in Combe Abbey) R 15 Ein stuck von Schiff, von Bilart den fluit. Randbemerkung: Ist Ver- R 43 Ein stuck Ritter St. George. (Jan Gossaert van Mabuse, Maubeuge brand. (Jan van Bylert, Utrecht 15971671 Utrecht) um 14781536 Middelburg; spter in Combe Abbey) R 16 Vier stuck von den 4. Jahrzeiten in form eines angesicht von allerhand R 44 Ein stuck, 2. kleine kinder. Randbemerkung: Jungfr. Carri gheschenckt. fruchten. (Giuseppe Arcimboldo, Mailand 1527 1593 Mailand, R 45 Ein stuck Baurendantz. spter in Combe Abbey) R 46 Ein stuck Baurengefecht. R 17 1. stuck von Hercules am Camin. R 47 Ein Glass mitt Blumen. Randbemerkung: Frl. von Rppa. R 18 1. stuck so ein Bancket von Goden, von Jan van Baden. Randbemer- R 48 Ein gross stuck schillerei von Landschafft mitt etlichen bildern in der kung: Heid. (Jan Badens, Antwerpen 15761603 in den Nieder- Billart Cammer. landen; spter in Heidelberg) R 49 Ein contrefaict, I. Mt. Herr Vatter Pfaltzgraff friedrich Churfurst, R 19 1. stuck von Schiff von Vroom. (Hendrick Cornelisz. Vroom, Christseel. gedechtnus, Und dero frau Mutter. Randbemerkung: Heid. Haarlem um 15661640 Haarlem; spter in Heidelberg) (Friedrich IV., Kurfrst von der Pfalz, und Louise Juliane von R 20 Ein Copeij von einer Schfferin von Paulij Marelisen. (Paulus Oranien; spter in Heidelberg) Moreelse, Utrecht 15711638 Utrecht; spter in Combe Abbey) R 50 Ein contrefaict Konig Jacob in Englt. R 21 Ein klein contrefaict der Grvinnen von der berch. (Jakob I., Knig von England, Elizabeths Vater) (Maria Elizabeth Grfin van den Berch) R 51 Ein contrefaict Konig Carl in Englt. Randbemerkung: Heid. (Karl I., R 22 Ein stuck von Landschafft von Peter Schaubruck. (Pieter Schou- Knig von England, Bruder von Elizabeth; spter in Heidelberg) broeck, Heßheim bei Frankenthal 15701607 Frankenthal) R 52 Ein contrefaict konigin in Englt. Randbemerkung: Heid. R 23 Ein Triumph der Goden, von dem von de Clerc. (wahrscheinlich: Anna von Dnemark, Knigin von England, (Hendrick de Clerck, Brssel 15701629 Brssel) Mutter von Elizabeth; spter in Heidelberg) R 24 Ein stuck so ein Schafferin von Bijlartt. R 53 Ein stuck Knigin zue Bhmen. (Elizabeth, Knigin von Bhmen) (Jan van Bylert, Utrecht 15971671 Utrecht) R 54 Ein stuck Hertzog Zur Braunschweigk. (Christian, Herzog von R 25 Ein stuck von Maria und Kindlein Jesu, mit Johannes dem Tauffern. Braunschweig, von Jan Anthonisz. van Ravesteyn, Den Haag Randbemerkung: Jungfr. Crafft geschenkt. um 15701657 Den Haag; spter in Combe Abbey) R 26 Ein stuck von Kuchengutt, von Meister Cornelis Jacobsz. von Delfft. R 55 Ein stuck von einem Englishen Ritter, Lord Southampton. (Cornelis Jacobsz. Delff, Delft 15711643 Delft; spter in (Henry Wriothesley, dritter Graf von Southampton) Heidelberg) R 56 Ein Contrefaict Knig und Knigin Zu Bh gantz geschildert in die R 27 Ein stuck Rauberei der Soldaten. lengde. Randbemerkung: Heid. (Friedrich und Elizabeth, von Mi- R 28 Ein stuck der geburt Christi. chiel Jansz. van Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter in Hei- R 29 Ein klein Landschaft die historie von Jacob, und Esau. Randbemerkung: delberg) haben I. Mt. an frulein von Ruppa geschenkt. 134
R 57 Ein stuck Bisschoff von Cantelborgk. (William Laud, Erzbischof von R 84 1. stuck hertzog von Bouillon. Randbemerkung: Im k. esssaal Canterbury; spter in Combe Abbey) (Frdric-Maurice de la Tour d’Auvergne, Herzog von Bouillon, R 58 Ein stuck Graff Ernsten Gemahlin. Randbemerkung: in Chff: Cabinet. von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter (Sophie Hedwig von Braunschweig-Wolfenbttel, Gemahlin von in Combe Abbey) Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz, Cousine von Elizabeth, R 85 1. stuck Colonel Veer. Randbemerkung: Im k. esssaal von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter (Horace Vere, Herr von Tilbury, von Michiel Jansz. van Miere- in Heidelberg) velt, Delft 15671641 Delft; spter in Combe Abbey) R 59 Ein contrefaict Catharina Bruce. Randbemerkung: in Chff: Cabinet. R 86 1. st. Col. Chastillon. Randbemerkung: Im k. esssaal (Catherine Bruce, Mrs. Murray) (Gaspard de Coligny, Seigneur de Chtillon, von Michiel Jansz. R 60 Ein contrefaict Diana Cecil Contesse d’Oxfort. Randbemerkung: van Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter in Combe Abbey) In Chff: Cabinet. (Lady Diana Cecil, Countess of Oxford, R 87 1. st. Col. Cicil. Randbemerkung: Im k. esssaal spter Countess of Elgin, von Michiel Jansz. van Mierevelt, (Edward Cecil, Burggraf Wimbledon, von Michiel Jansz. van Delft 15671641 Delft) Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter in Combe Abbey) R 61 Ein Contrefaict Felicitas de Gronsfelt. Randbemerkung: In Chff: R 88 1. st. Col Hauterive. Randbemerkung: Im k. esssaal Cabinet. (Franois de l’Aubespine, Markgraf von Hauterive und Chateau- R 62 Ein contrefaict Anna van der Noot. Randbemerkung: In Chff: Cabinet. neuf; spter in Combe Abbey) (Anna van der Noot, Herrin von Hoogwoud und Aartswoud, R 89 1. st. herr von Brederode. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Walraven IV. Gemahlin Wilhelms von Nassau, Herr van de Lek, Prinz Mo- oder Johan Wolfert von Brederode, von Michiel Jansz. van ritz’ unehelicher Sohn) Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter in Heidelberg) R 63 Ein contrefaict Francoise de Coocke. Randbemerkung: In Chff: Cabinet. R 90 1. st. Col. Morgan. Randbemerkung: Im k. esssaal. R 64 Ein stuck Magdalena Fruyes. Randbemerkung: In Chff: Cabinet. (Sir Charles Morgan, von Michiel Jansz. van Mierevelt, Delft R 65 Ein Bergere mit einer weissen Turteltauben in der handt. Randbemer- 15671641 Delft; spter in Combe Abbey) kung: In Chff: Cabinet R 91 1. st. Col. Pinsen. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Gerrit van Honthorst, Utrecht 15901656 Utrecht) (Willem Pijnssen van der Aa) R 66 Die Jngste Princessin Sophia. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 92 1. st. Duc de Candale. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Sophie von der Pfalz, sptere Kurfrstin von Hannover) (Henry de Nogaret d’Epernon, Herzog von Candale) R 67 Marquise de Barbancon. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 93 1. st. Graff Maurice von Nassauw. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Marie de Barbancon, Grfin von Arenberg) (Johann Moritz ‚der Brasilianer‘, Graf von Nassau-Siegen) R 68 Graff Wilhelmus van Nassau Gemahlin. (Christina von Erbach) R 94 1. st. Col. Pagnon. Randbemerkung: Im k. esssaal. (auch gen. Mon- R 69 1. Contrefaict Printz friedrich heinrich seelig gedechtnus. Randbemer- seigneur Pagnani, ansonsten unbekannt; spter in Combe Ab- kung: Knigin Cabinet. bey) (Prinz Friedrich Heinrich von der Pfalz, von Michiel Jansz. van R 95 1. st. Col. Harwood. Randbemerkung: Im k. esssaal. Mierevelt, Delft 1567 bis 1641 Delft; spter in Heidelberg) (Sir Edward Harwood) R 70 1. contrefaict Printz Carl Ludwig Churfurst. Randbemerkung: Knigin R 96 1. st. Duchesse de Lenoc. Randbemerkung: Unten in saal. Cabinet. (Prinz Karl Ludwig, spter Kurfrst von der Pfalz; sp- (Frances Howard, dritte Gemahlin Ludovicks Stuart, zweiter ter in Heidelberg) Herzog von Lennox und Richmond) R 71 1. contrefaict Princessin Elisabeth. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 97 1. st. Von den Tochter von Duc de Buckingam. Randbemerkung: Unten (Prinzessin Elisabeth von der Pfalz; spter in Heidelberg) in saal. (Mary Villiers, Tochter von George Villiers, Herzog von R 72 1. contrefaict Printz Ruprecht. Randbemerkung: Knigin Cabinet. Buckingham) (Prinz Rupert von der Pfalz; spter in Heidelberg) R 98 Ein perspectif von einem Saal, von Bassen. R 73 1. contrefaict Printz Maurice. Randbemerkung: Knigin Cabinet. (Bartholomeus van Bassen, Antwerpen um 15901652 Den (Prinz Moritz von der Pfalz) Haag; spter in Combe Abbey) R 74 1. contrefaict Princessin Louysa Hollandina. Randbemerkung: Knigin R 99 Ein gantz contrefaict so ein fraubild, mitt einer kleinen weissen hundlein. Cabinet. (Prinzessin Louise Hollandine von der Pfalz) R 100 1. fraubild mitt 1. pott in der hand. R 75 1. contrefaict Printz Ludwig seelig. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 101 1. Georg Pfaltzgraff beij Rhein. Randbemerkung: Heid. (Georg, Pfalz- (Prinz Ludwig von der Pfalz) graf von Simmern, von Hans Burckmaier II; spter in Heidelberg) R 76 1. contrefaict Printz Eduard. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 102 1. frau contrefaict conigunda Herzogin In Baijern. (Prinz Eduard von der Pfalz) Randbemerkung: Heid. R 77 1. contrefaict Princessin Henrietta. Randbemerkung: Knigin Cabinet. (Kunigunde, Herzogin in Bayern, †1520; spter in Heidelberg) (Prinzessin Henriette von der Pfalz) R 103 1. fraubild mitt dem horn von Oldenburgh. (Die Legende des R 78 1. contrefaict Printz Philipp. Randbemerkung: Knigin Cabinet. Oldenburger Wunderhorns, von Lucretia de Saint Simon; (Prinz Philipp von der Pfalz) spter in Combe Abbey) R 79 1. contrefaict Princessin Charlotta. Randbemerkung: Knigin Cabinet. R 104 1. Ludwig Pfaltsgraff 1549. Randbemerkung: Heid. (Prinzessin Charlotte von der Pfalz; spter in Combe Abbey) (Ludwig VI., Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg) R 80 1. gross stuck ettlicher I. Mt. kinder hangen im grossen saal. R 105 1. frau Contrefaict mitt der JahrZahl 1525. Randbemerkung: Heid. (vermutlich Cornelis van Poelenburgh, Utrecht um 15931667 (Maria Jakoba, Herzogin von Bayern; spter in Heidelberg) Utrecht) R 106 1.noch 1.frau contrefaict etwas grosser, mitt ein crantz mitt rosen in der R 81 1. stuck Printz Gustav. Randbemerkung: in k. cabinet handt. (Prinz Gustav von der Pfalz) R 107 1. Wilhelm Hertzog in Baijern. Randbemerkung: Heid. R 82 1. stuck Printz von Oranien. Randbemerkung: Im k. esssaal. (Wilhelm IV., Herzog von Bayern; spter in Heidelberg) (Friedrich Heinrich, Prinz von Oranien; spter in Combe Abbey) R 108 1. Ludwig Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid. R 83 1. stuck Graff Ernst. Randbemerkung: Im k. esssaal (Ludwig VI., Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg) (Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz, von Michiel Jansz. van R 109 1. Ottheinrich Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid. Mierevelt, Delft 15671641 Delft) (Ottheinrich, Kurfrst von der Pfalz; spter in Heidelberg) 135
R 110 1. Pfilips Pfaltzgraff bischoff von Freisingen 1518. Randbemerkung: gelistet: Veer, Chastillon, Cecil, Hauterive, Mor- Heid. (Philipp, Pfalzgraf (von Wittelsbach), Bischof von Freising; gan, Pinzen, Pagnon, Harwood zusammen mit spter in Heidelberg) R 111 1. Johan Pfaltzgraff Administrator Zu Regenspurgh 1515. Randbemer- dem Prinzen von Oranien, dem Grafen Ernst, kung: Heid. (Johann, Pfalzgraf (von Wittelsbach), Administrator dem Herzog von Bouillon, dem Herrn von Brede- von Regensburg; spter in Heidelberg) rode und dem Grafen Moritz von Nassau R 112 1. Ludwig Pfaltzgraff CP. R. Randbemerkung: Heid. (R 82R 95). (Ludwig V., Kurfrst von der Pfalz, von Hans Wertinger, Wahrscheinlich gab es einen Saal, der mit Port- Landshut 1465/1470 1533 Landshut; spter in Heidelberg) R 113 1. Wolffgang Pfaltzgraff. Randbemerkung: Heid. rts deutscher Verwandter und Bekannter einge- (Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf von Neuburg, von Michiel Jansz. richtet war. Dreizehn Bildnisse, die nacheinander van Mierevelt, Delft 15671641 Delft; spter in Heidelberg) genannt werden, bilden eine deutsche Ahnengale- R 114 1. stuck Abraham und Agar, von Rubens. rie. Man hatte diese Bilder mit ziemlicher Sicher- (Peter Paul Rubens, Siegen 15771640 Antwerpen) heit aus Heidelberg mitgebracht. Auf jeden Fall R 115 1. Stck Jacob und Esau, in I. Mt. gross Cabinett mit DF 1611 kehrten sie 1649 bis auf zwei wieder in die Pfalz (spter in Heidelberg) R 116 1. Englische Dame mit einer gulden Leiste zurck, wie eine sptere Anmerkung im Inventar R 117 1. tochter von Paul Marelesen zeigt. Es handelt sich um: Pfalzgraf Georg, Kuni- R 118 1. gross stuck Schillerei mit Ihre Mt. die Knigin und dero smptliche gunde Herzogin von Bayern, Pfalzgraf Ludwig aus kinder. Randbemerkung: Heid. dem Jahr 1549, eine unbekannte Dame aus dem (eines der grßten allegorischen Gemlde von Gerrit van Hont- Jahr 1525 und ein noch grßeres Stck mit einer horst, Utrecht 1590 1656 Utrecht; spter in Heidelberg) Dame mit einem Rosenkranz sowie Wilhelm, Her- zog von Bayern, eine Dame mit dem Oldenburger Portrts Wunderhorn, Pfalzgraf Ludwig, Pfalzgraf Otthein- rich, Pfalzgraf Philipp, den Bischof von Freising Im Inventar fllt die große Zahl der Portrts ins aus dem Jahr 1518, Pfalzgraf Johann, Administrator Auge. De Beer beschreibt zunchst etwa 50 in Regensburg, aus dem Jahr 1515, Pfalzgraf Lud- Gemlde, um anschließend eine riesige Portrtserie wig und Pfalzgraf Wolfgang (R 101R 113). aufzulisten. In Rhenen hingen, um genau zu sein, Eindrucksvoll soll der Saal gewesen sein, in 68 Portrts. Das ist gerade etwas mehr als die dem ein großes Staatsportrt von Friedrich und Hlfte der 127 Gemlde. In Elizabeths eigenem Elizabeth umrahmt wurde von Portrts ihrer El- Zimmer, dem „Knigin Cabinett“, hingen die tern Jakob I. und Anna von Dnemark, Knig Portrts aller 13 Pfalzkinder (R 66, R 69R 79, und Knigin von England, sowie Friedrich IV. und R 81) harmonisch zusammen. Ferner vermerkt de Louise Juliane von Oranien, Kurfrst und Kurfrs- Beer am Rand, dass eine Gruppe von „contrefaicts“ tin von der Pfalz , von Elizabeths Bruder Karl I., mit Damen das Kabinett des „Churfrsten“ von ihrem glhendsten Anhnger Christian, Her- schmckte. Ausweislich der aufeinander folgenden zog von Braunschweig, von Lord Southampton Nummern lag dieser Raum nicht weit von Eliza- und vom Bischof von Canterbury und zum beths Zimmer entfernt. Es wird sich ursprnglich Schluss wiederum von einem Portrt von Elizabeth um Friedrichs Kabinett gehandelt haben, das nach selbst (R 49R 57). dessen Tod von seinem ltesten Sohn, dem spte- Im Zimmer gegenber dem Garten befand sich ren Kurfrsten Karl Ludwig, in Gebrauch genom- auf dem Kamin ein Gemlde mit „Drei kurfrst- men wurde. Es hingen dort Portrts von Graf lichen Kindern“ (R 41). Und im großen Saal hing Ernsts Gemahlin, Catharine Bruce, Diana Cecil ein großformatiges Bild mit „Etlichen Kindern Contesse d’Oxford, Felicitas Gronsfelt, Anna van von Elizabeth“ (R 80), das mglicherweise von der Noot, Franoise Coocke und Magdalena Cornelis van Poelenburgh angefertigt worden war. Fruyes (R 58R 64). Gleich darauf werden drei Unten in einem Saal hingen Bildnisse der „Her- weitere Damen genannt: eine Schferin mit einer zogin von Lennox“ und einer „Tochter des Her- Turteltaube in der Hand (R 65), die Markgrfin zogs von Buckingham“ (R 96R 97). Unklar ist von Barbancon (R 67) und die Gemahlin des der Standort dreier anonymer Portrts: eine „Frau Grafen Wilhelm von Nassau (R 68). Es ist nicht mit einem weißen Hndlein“ (R 99), eine „Frau undenkbar, dass diese Bilder im Gang zwischen mit einem Blumentopf in der Hand“ (R 100) und den beiden Zimmern hingen. eine „Englische Dame in einem Goldrahmen“ Aus den im Inventar vermerkten Angaben in (R 116). Das kleine Portrt der „Grfin van den geschweiften Klammern geht auch hervor, dass im Berch“ hing in einem ganz anderen Raum, wenn Speisesaal in Rhenen eine Portrtserie von Heer- man den Eintrag in der Liste betrachtet (R 21). fhrern hing. Nicht weniger als acht werden auf- Das Schlusslicht des Inventars ist ein „Großes 136
Stck von Elizabeth mit deren smtlichen Kin- (R 94); Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf zu Neuburg dern“ (R 118). (R 113) und Ernst Casimir, Graf von Nassau-Dietz Die Portrtsammlung ist eindrucksvoll. Auffl- (R 83). Darber hinaus finden sich in Heidelberg lig ist jedoch, dass nirgendwo der Schpfer all die- 15 weitere „contrefaicts“ van Mierevelts, die wahr- ser Bildnisse erwhnt wird. Der einzige Portrtma- scheinlich im Wassenaer Hof gehangen haben. ler, dessen Name auftaucht, ist Paulus Moreelse, Eine hnliche Anzahl finden wir bei den Grafen der eine „Pfalzprinzessin“ portrtierte (R 117). Of- von Craven. Einen Teil davon wird William von fensichtlich waren die Dargestellten wesentlich Craven selbst angeschafft haben, whrend andere wichtiger als der Maler. Das besagt etwas ber die ihm nach Elizabeths Tod zugefallen sind. Es Absichten, die dem Portrtsammeln zugrunde la- scheint plausibel, dass an den zwei bhmischen gen. Die Portrtsammlung war der wichtigste Teil Hfen mindestens zwischen 30 und 50 Portrts der Kollektion und dabei ging es insbesondere um van Mierevelts vorhanden waren. die Dargestellten. Das war an vielen Hfen so. Friedrich und Elizabeth haben Michiel van Auch das Statthalterpaar Friedrich Heinrich von Mierevelt 1613 whrend ihrer Reise durch die Nie- Oranien-Nassau und Amalie von Solms besaß derlande in die Pfalz kennen gelernt. Sie waren da- mehr Portrts als andere Stcke. Portrts erhhten mals 16 Jahre jung, van Mierevelt war dreißig den Status: Bilder von Ahnen und Verwandten Jahre lter. Im Provinzialmuseum in Hannover hin- konnten auf subtile Weise die eigene hohe Ab- gen Dreiviertelportrts des frisch vermhlten Paars kunft betonen. Portrts von Berhmtheiten verlie- von seiner Hand. Botius van Bolswert hat Stiche hen zudem gesellschaftliches Ansehen. Friedrich davon angefertigt. Bei ihrer Rckkehr nach dem und Elizabeth konnten so zeigen, wen sie kannten „bhmischen Abenteuer“ in die Republik der Ver- und was sie waren. Und nicht zu vergessen: Auf einigten Niederlande 1621 stand Elizabeth auf der mehr alltglichen Ebene bot ein Rundgang jeden Fall van Mierevelt Modell. Dieses fr Sir entlang den Portrts dankbaren Stoff zu Gespr- Thomas Roe bestimmte Portrt war wohl mit Si- chen, Klatschgeschichten, Unterhaltung. cherheit von demselben Typ wie das Doppelpor- Aus meinen Forschungen ist im brigen er- trt in Lebensgrße, das in einem Inventar des sichtlich, dass durchaus Namen von Malern, wel- Heidelberger Schlosses aus dem Jahr 1685 erwhnt che die Portrts in Rhenen angefertigt haben, he- wird: „Fredericus Rex Bohemiae et Elisabetha Re- rauszufinden sind. Es sind dies van Poelenburgh, gina in Lebensgrsse, de anno 1621 durch Mire- van Mierevelt, die Brder Honthorst, Burgkmair feld“. In Rhenen finden wir das vergleichbare „Ein und Wertinger. Anfangs war Michiel van Mierevelt contrefaict Knig, und Knigin Zu Bh, gantz ge- der bevorzugte Portrtist, aber ab 1630 erhielt schildert in die lengde“ (R 56), das der erlutern- Gerrit van Honthorst weitaus die meisten Portrt- den Anmerkung zufolge spter nach Heidelberg auftrge. berfhrt worden ist. Dieses Doppelportrt war in jeder Hinsicht spektakulr. Es ist in van Miere- velts Gesamtwerk einmalig. Honthorst der als Michiel van Mierevelt Initiator des Doppelportrts gilt fertigte solche In Rhenen hingen nachweislich mindestens 15 Portrts erst rund 15 Jahre spter an. Von den Gemlde von Michiel van Mierevelt. Das ist aus Portrts, die van Mierevelt 1621 von Friedrich und Quellen und Inventaren der Kurfrsten und der Elizabeth fertigte, sind mehrere Exemplare be- Grafen von Craven, Erben und spterer Besitzer, kannt. Man konnte sie wahrscheinlich in Delft in abzuleiten. Die Dargestellten sind Friedrich und van Mierevelts Werkstatt mit dazugehrigem Port- Elizabeth (R 56), Sophie Hedwig von Braun- rtladen kaufen. Sehr bekannt wurden sie auch schweig-Wolfenbttel, Grfin von Nassau-Dietz durch die Stiche, die Willem Jacobz. Delff nach (R 58), Diana Cecil, Grfin von Oxford (R 60), diesen von Elizabeth 1623 und von Friedrich 1622 Frances Coke, Baronin Villiers und Burggrfin fertigte. Um 1628 passte van Mierevelt diese Purbeck Murray (R 63), Friedrich Heinrich von Typen an das Alter und die herrschende Mode an. der Pfalz (R 69); Friedrich Heinrich von Oranien Auch von diesen Versionen fertigte Delff Stiche (R 82); Frederic Maurice de la Tour d’Auvergne, (Elizabeth 1630, Friedrich 1632). Honthorsts erste Herzog von Bouillon (R 84); Sir Horace Vere Portrts des Winterknigspaars folgen van Miere- (R 85), Gaspard de Colligny, Seigneur de Chtil- velts Typen auf dem Fuße. lon (R 86); Sir Edward Cecil, Burggraf Wimbledon Von einigen Kindern malte van Mierevelt eben- (R 87); Walraven IV., Graf von Brederode (R 89); falls Portrts. Friedrich Heinrich (1621 und 1629), Sir Charles Morgan (R 90); „Colonel Pagnon“ Karl Ludwig (vor 1634) und Rupert (1625). Im 137
Jahr 1628 schuf van Mierevelt einen neuen Portrt- Dies ist in dem hier abgebildeten Portrt von typ des Elternpaars, von dem Willem Jacobsz. Friedrich V. gut zu sehen. Versionen der 1629er- Delff Stiche fertigte. Diese unterscheiden sich Typen van Honthorsts haben vielleicht im Wasse- kaum von den Stichen, die Voerst 1631 nach naer Hof oder im Knigshaus gehangen.4 Auf der Honthorst fertigte. Die Kinderportrts sind heute Grundlage dieses Typs fertigte van Honthorst in sehr selten. Von den anderen Typen gibt es zahl- den folgenden Jahren mehrere lebensgroße Port- reiche Repliken in diversen Formaten von Michiel rts des Winterknigs und der Winterknigin in van Mierevelt und dessen Werkstatt. Eine Aus- ganzer Figur an. Diese hielten stilistisch die Mitte nahme bilden die großen Portrts aus der Samm- zwischen van Mierevelt und dem englichen Hof- lung des Herzogs von Leeds, die in England nach maler Daniel Mytens. dem Vorbild der Kupferstiche van Delffs entstan- Noch kurz ist Cornelis van Poelenburgh in Er- den.3 scheinung getreten. Er schuf 1628 ein Gemlde der sieben kurfrstlichen Kinder als „Meleager und Atalante“. Von diesem Gemlde sind jetzt Gerrit van Honthorst noch fnf Versionen bekannt. Es ist naheliegend, Im Jahr 1628 waren Friedrich und Elizabeth 32 Jahre dass mindestens eines davon in Rhenen gehangen alt, der Hofmaler van Mierevelt hatte die 60 bereits hat, zum Beispiel das „Große Stck mit etlichen berschritten. Auf Frsprache von keinem Geringe- Kindern“ (R 80). Van Poelenburgh verlangte je- ren als Elizabeths Bruder, Karl I., stellte sich in doch hohe Preise und war zudem nicht auf Groß- diesem Jahr der 38-jhrige Gerrit van Honthorst formate spezialisiert. vor. Fr Friedrich und Elizabeth war er „the right Das war van Honthorst umso mehr, was sein man with the right taste“. Honthorsts farbkrftige großartiges Gemlde „Cladon und Astre“ aus Malweise und die Auswahl modischer Themen dem Jahr 1629 beweist. Hier sind smtliche Mit- erwiesen sich als Volltreffer. Er wurde Hofmaler von glieder der bhmischen Familie im Kontext der Friedrich und Elizabeth und er spielte auch nach „Astre“, des Hirtengedichts des Honor d’Urf, dem Tod des Kurfrsten die wichtigste Rolle im dargestellt. Dieses Gemlde hat Friedrich und Eli- Hinblick auf Elizabeths knstlerische Interessen. zabeth besonders gut gefallen. Es war jedoch von Van Honthorst fertigte 1629 im Auftrag Karl I. bestellt und bezahlt worden. Vielleicht besa- Karls I. Halbportrts von Friedrich und Elizabeth ßen die Dargestellten selbst lediglich Teilkopien an. Dieser Typ knpfte eng an die letzten Portrts des großen Stcks oder Variationen in kleinerem van Mierevelts an. Der Kupferstich, den Robert Format. Mglicherweise hingen auch diese in Rhe- van Voerst 1631 (nach van Honthorst) von Eliza- nen (R 41, R118). Zwei mythologische Portrts der beth fertigte, ist nahezu identisch mit dem Stich Pfalzkinder, Karl Ludwig und Elisabeth als Apollo von Delff (nach van Mierevelt) aus dem Jahr 1630. und Diana, stammen aus der Zeit vor 1633, Delffs Stich (nach van Mierevelt) von Friedrich ebenso ein prchtiges Gruppenportrt aus dem aus dem Jahr 1632 treffen wir als Typ nicht nur Jahr 1631 von Karl Ludwig, Rupert, Moritz und bei Mierevelt, sondern auch bei Honthorst an. So Elisabeth in rmischer Jagdkleidung. scheinen die beiden hier abgebildeten Portrts von Dem Beispiel Friedrichs und Elizabeths fol- Friedrich V. auf den ersten Blick (vom Format und gend begann auch das Statthalter-Paar die Dienste den Nuancen im Kragen abgesehen) identisch zu Honthorsts in Anspruch zu nehmen. Und es ent- sein. (vgl. Abb. n). Wenn wir jedoch die Malstile wickelte sich eine große Rivalitt zwischen Fried- vergleichen, fllt auf, dass Mierevelts Pinselstrich rich Heinrich und Amalie einerseits und dem bh- krftiger und seine Arbeitsweise bildhafter ist. mischen Knigspaar andererseits, die 1635/36 in Seine Farbe wirkt weniger flssig und scheint der Entstehung zweier spektakulrer Allegorien mehr Pigment zu enthalten. Darber hinaus ist die gipfelte. Der „Triumph der Gerechtigkeit“ war das Grundierung bei Mierevelt krftiger. Hierdurch Gegenstck zum „Streit gegen das Unrecht“. Nach hat Friedrich V. bei ihm eine frischere Farbe als dem Vorbild von „Cladon und Astre“ Karls I. bei Honthorst. Dieser typische Mierevelt’sche Mal- waren die Gemlde gut drei Meter hoch und ber stil ist auch in einem Portrt des Statthalters viereinhalb Meter breit. In diesen beiden lebens- Friedrich Heinrich (Abb. n) zu bemerken, das van großen „portraits historis“ spielten smtliche Fa- Mierevelt signierte. Honthorst ist „malerischer“ milienmitglieder der Winterknigin auch die ver- und spontaner; der Hintergrund ist oft dnner ge- storbenen eine glorreiche Rolle. Wie wir malt, wodurch der Portrtierte sich mehr vom Hin- annehmen drfen, haben die Allegorien in Den tergrund lst. Haag gehangen. Oder es muss so gewesen sein, 138
dass spter eine nach Rhenen gebracht wurde und ten Malern aus Leiden angefertigt. Gerard Dou dass de Beer sie am Ende seiner Liste nachgetra- malte ein Portrt von Rupert in historischer Tracht gen hat. Beide Stcke sind auf jeden Fall spter mit seinem Lehrmeister, mglicherweise Jan Or- nach Heidelberg gekommen.5 Nach Friedrichs Tod lers, und Jan Lievens stellte Karl Ludwig, ebenfalls sollten aus Honthorsts Werkstatt noch zahlreiche in historischer Tracht, der von Wolfrad von Ples- Einzelportrts von Elizabeth und ihren Kindern sen unterrichtet wird, dar. Die Portrts stammen folgen. Gerrit van Honthorst erteilte den Pfalzkin- aus der Zeit um 1631, als die Kinder sich in Lei- dern Zeichen- und Malunterricht und machte aus den aufhielten. Sie und wurden vermutlich von Louise Hollandine eine gute Malerin. In der Re- den Lehrmeistern persnlich bestellt. Mglicher- publik war Elizabeth, zusammen mit dem statthal- weise bernahmen Friedrich und Elizabeth die terlichen Hof, die wichtigste Auftraggeberin fr Kosten und schenkten die Bilder den Lehrern. Es Honthorst. Es wurden unzhlige Repliken der scheint nicht wahrscheinlich, dass die typisch Lei- bhmischen Portrts angefertigt und diverse wei- dener Maler vom Knigspaar selbst engagiert wor- tere Auftraggeber werden sich, angeregt vom bh- den waren. In Rhenen hingen ihre Portrts be- mischen Hof, an Honthorst gewandt haben. Dieser stimmt nicht. legte großen Wert darauf, sich die Gunst der Win- Es wird angenommen, dass Anthonis van Dyck terknigin zu erhalten: Als sie zunehmend in fi- Portrts von Karl Ludwig und Rupert im jugend- nanzielle Bedrngnis geriet, lieh er ihr 1651 aus lichen Alter gefertigt hat. Das wren die Stcke, seinem eigenen Vermgen den stattlichen Betrag die sich heute im Kunsthistorischen Museum in von 35 000 Gulden. Wien befinden. Inzwischen ist klar geworden, dass diese Jnglinge die Prinzen von Savoyen darstel- len. Die schwarze Kleidung ist charakteristisch fr Weitere Portrtisten die Tracht, die am spanischen Hof modern war. Honthorst hatte nicht das absolute „Alleinrecht“ Darber hinaus sind die Jungen im Vergleich zu als Portrtist der Winterknigsfamilie. Wybrand de Portrts von ihnen aus der gleichen Zeit, um Geest signierte ein Portrt von Friedrich von der 1632, zu alt. Erst 1635 und 1636 wurden die Pfalz, das heute im Kurpflzischen Museum in Pfalzprinzen zum ersten Mal von dem berhmten Heidelberg aufbewahrt wird. Friedrich wurde auch Meister gemalt, und zwar in England im Auftrag von Pauwels van Hillegaert, Hendrick Ambrosius ihres Onkels Karl I. Pacx und van de Venne in die Reiterportrts der Grafen von Nassau aufgenommen. Neuere For- Der zweite Teil der Sammlung: mehr als Portrts schungen haben ergeben, dass Jacob Fransz. van der Merck 1649 zusammen mit Jan van Goyen in Schwieriger ist es, sich eine bersicht ber den Elizabeths Auftrag ein außergewhnliches Ge- zweiten Teil der Sammlung zu verschaffen. Die 52 mlde schuf. Er fertigte bereits zu Beginn der Gemlde in Rhenen vermitteln ein abwechslungs- 1630er-Jahre Portrts des jungen Rupert und 1634 reiches Bild. Auffallend ist, dass bei mehr als der von Henriette Sophie, obwohl er sich erst zwei Hlfte aller autonomen Gemlde wohl der Name Jahre spter in die Haager Gilde eintragen ließ. eines Malers genannt ist, whrend bei den Portrts Die Kinderportrtserie, die in Elizabeths Kabinett im Inventar nur der Name des Dargestellten einge- hing, kann teils von Mierevelt und Honthorst, teils tragen ist. Meine Vermutung ist, dass die Gemlde von anderen wie van der Merck angefertigt mit Namensschildern versehen waren. Der Haus- worden sein. hofmeister de Beer hatte selbst wohl keine großen In der bhmischen Sammlung ist kein Werk Sachkenntnisse. Darber hinaus konnten die Gste wirklich berhmter Portrtisten nachzuweisen. von Friedrich und Elizabeth auf diese Weise von Nicht nur waren van Dyck und Rembrandt zu teu- den namhaften Malern und den weitaus berhmte- er, auch ihre Art zu malen fand keinen Anklang. ren Portrtierten beeindruckt werden. Friedrich und Elizabeth liebten es, sich verkleidet portrtieren zu lassen, als Hirte oder als Venus. Architekturstcke Auf dieses Genre des „portrait histori“ war eher von Honthorst spezialisiert. Die drei Gemlde Bartholomeus van Bassens Von außergewhnlicher Qualitt sind die zwei (R 10, R 33a, R 98) greifen Friedrichs Interesse fr Doppelportrts der ltesten Pfalzkinder mit ihrem die Architektur auf. Bassen war zugleich der Lehrer (Getty-Museum, Malibu). Diese historisie- Architekt des Schlosses in Rhenen und es liegt auf renden Doppelportrts wurden von zwei berhm- der Hand, dass sich auch Proben seiner Malkunst 139
im Jagdschloss befanden. Die „Befreiung des heili- stellungen Friedrich und Elizabeth nicht so sehr gen Petrus aus den Kerkern“ von Hendrick van angesprochen. Van Delff war allerdings ein be- Steenwyck (R 7) ist das einzige andere Architek- rhmter Meister. Es knnte sein, dass die drei K- turstck in Rhenen. chenstcke dem Knigspaar (von der Stadt Delft) geschenkt wurden. Offensichtlich wurden sie fr reprsentativ gehalten. Tierstcke Anders als alle anderen Stcke in der Samm- Elizabeth hielt zahllose Haustiere und sie mochte lung waren die rtselhaft beschriebenen „4. Jahrzei- Hunde besonders gern. Aus ihrem Briefwechsel ten in form eines angesicht von allerhand frch- wissen wir, dass sie ein Gemlde eines kleinen ten“ (R 16). Diese Gemlde sind nachweisbar Hundes von Paulus Moreelse kaufte, weil es ihrem spter bei den Grafen von Craven als „Vier Obst- eigenen „Babler“ so hnelte. Auffallend ist, dass kpfe“ des Mailnder Knstlers Giuseppe Arcim- drei von den vier Tiergemlden in Rhenen Hunde boldo. Es ist gut mglich, dass Friedrich und Eli- darstellen: ein „Unbekanntes Gemlde mit Hun- zabeth diese Gemlde 1620 vom Prager Hof den“ (R 11) und ein paar Pendants, eines mit mitgebracht haben. Der Mailnder Knstler hatte „Zwei Hunden“ (R 34) und das andere mit „Drei von 1560 bis 1562 fr die Habsburger Kaiser gear- Hunden“ von Roelant Savery (R 35). Mglicher- beitet und solche Obstportrts sogar von Ru- weise waren es keine Pendants im strengsten dolf II. selbst gefertigt. Die Stcke in Rhenen Sinne, jedoch lsst die Tatsache, dass sie nach- stellten keine berhmte Person dar, sondern ver- einander genannt werden, vermuten, dass sie als krperten Frhling, Sommer, Herbst und Winter. Gegenstcke platziert waren. Friedrich und Eliza- Als sie krzlich im englischen Kunsthandel auf- beth hatten die Gemlde Saverys womglich in tauchten, erwiesen sie sich als nicht sonderlich Prag im Palast Rudolfs II. gesehen. Der Meister ist hochwertig. Sie werden in der Werkstatt des Ma- im Palazzo Renese jedenfalls sehr gut vertreten. lers entstanden sein. Aber das schadete nicht: Es Vom selben Meister besaß das Winterknigspaar waren „Konversationsstcke“ par excellence. auch ein Stck mit der Darstellung vieler Tiere (R 5). Angesichts der niedrigen Inventarnummer Genre hat es wahrscheinlich in der Eingangshalle gehan- gen, in direkter Nhe der imposanten Seestcke Die Dekoration des Jagdschlosses folgte offensicht- von Vroom und Willaerts (R 4, R 2). Das lsst lich einem ziemlich symmetrischen Muster, da wiederum vermuten, dass Saverys „Mit allerlei auch ein „Bauerntanz“ (R 45) und ein „Bauernge- Tieren“ ebenfalls ein eindrucksvolles, großformati- fecht“ (R 46), vermutlich als Pendants, dort hingen. ges Gemlde war. Daneben hing ein Stck der „Zwei kleinen Kinder“ (R 44). Den Schluss bildete ein „Soldatenraub“ (R 27) eines unbekannten Malers. Es waren hb- Stillleben sche Bilder, die man wegen ihres dekorativen Nicht im Zentrum des Interessengebiets des bh- Werts und nicht um der hohen knstlerischen mischen Knigspaars werden Blumen- und Obst- Qualitt willen geschtzt haben wird. stillleben gestanden haben. Es finden sich nur drei, von denen Elizabeth spter sogar eines verschenk- Landschaften te. Zwei nacheinander aufgelistete Obststillleben (R 36 und R 37) hingen wahrscheinlich als Pen- Die Vorliebe fr Landschaften war ebenfalls nicht dants im selben Zimmer wie die oben genannten sonderlich ausgeprgt. Es finden sich im Knigs- Pendants Saverys (R 34, R 35). Zusammen bilde- haus nur drei: eine von Peter Schoubroeck (R 22), ten sie offensichtlich eine schne symmetrische eine von Herrimet de Bles (R 8) und eine unbe- Dekoration. Die Nennung des Malers war nicht kannte „Landschaft mit Bildern“ (R 48), die inte- der Mhe wert. Das gilt auch fr das Glas mit ressanterweise im Billardzimmer hing. Vielleicht Blumen (R 47), das ausweislich de Beers Anmer- gehrten die fnf Gemlde, die de Beer vor diesem kung spter Frulein von Ruppa geschenkt wurde. beschreibt, auch in dieses Zimmer: Die drei Genre- Fr die Sammlung ziemlich unerwartet sind stcke (R 44, R 45, R 46) und die zwei Stillleben die drei Kchenstcke Cornelis van Delffs (R 6, (R 46 und R 47) scheinen nicht von hohem Wert R 26, R 33d), von denen das letzte nach der Be- gewesen zu sein. Sie eigneten sich ausgezeichnet schreibung ein betrchtliches Format gehabt haben fr ein Spielzimmer, wo Gemlde leicht Schaden drfte. Nach meiner Einschtzung haben die Dar- nehmen konnten. 140
Seestcke mitgebracht worden und „Jakob und Esau“ knnte angesichts der Datierung 1611 auch von dort ge- Die Seestcke in Rhenen waren von großer Bedeu- kommen sein. Sie passen im Hinblick auf ihre tung. Sie werden alle namentlich genannt, zwei Herkunft sehr gut zu den deutschen Portrts, die davon wurden von keinem Geringeren als Hen- kurz davor aufgelistet sind (R 101R 113). Es drick Vroom gemalt, einem der teuersten Maler wre nicht verwunderlich, wenn diese beiden Ge- der Republik. Aller Wahrscheinlichkeit nach stellte mlde zusammen mit den Portrts aus Heidelberg „Ein ander stuck von Schiffen, von Vroom von in „I. Mt. gross Cabinett“ gehangen htten, wie de Harlem“ die Ankunft von Friedrich und Elizabeth Beer in Bezug auf „Jakob und Esau“ vermerkt. in Vlissingen am 28./29. April 1613 dar. Das ein- Auch die letzten drei Nummern des Inventars drucksvolle Stck hngt heute im Frans-Hals-Mu- knnten dort gehangen haben: das Portrt der un- seum in Haarlem. De Beer erwhnt es als eines der bekannten englischen Dame (R 116), die Tochter ersten Gemlde (R 4), woraus zu folgern wre, von Moreelse (R 117) und das „große Stck von dass es in der Eingangshalle hing. Es ist ein sehr Elizabeth mit deren smtlichen Kindern“, mgli- großes (203 409 cm), stattliches Seestck des cherweise von der Hand Gerrit van Honthorsts Frstenpaars in seiner Glanzzeit. Daneben oder (R 118). mglicherweise gegenber hing ein Seestck von Abraham Willaerts (R 2). Angesichts der Vorliebe Rubens fr Pendants knnte es die „Abreise von Friedrich und Elizabeth aus Margate“ darstellen, obwohl die Eine der schnsten Entdeckungen meiner For- grßte bekannte Version nur die Hlfte des schungen ist, dass sich Rubens’ „Abraham und Vrooms misst (122 197cm, Coll. H. M. The Hagar“ (R 114) als ein Geschenk von Sir Dudley Queen, London). Willaerts war wesentlich billiger Carleton an Elizabeth zu ihrem 23. Geburtstag als Vroom. Es ist also nicht verwunderlich, dass er erwies. Carleton war der englische Botschafter in von Vrooms „Ankunft in Vlissingen“ drei Ver- den Niederlanden und er und seine Frau waren sionen anfertigte und die Abreise aus Margate eng mit Elizabeth befreundet. Im Jahr 1618 ver- dreimal bildlich darstellte. Von Vroom wie auch handelten Rubens und der renommierte Kunst- von Willaerts (diesmal Adam) gab es in Rhenen sammler ber einen Tausch. Rubens interessierte ein weiteres Seestck (R 19, R 39). Es ist unklar, sich fr Carletons Sammlung antiker Marmor- ob sie gleichfalls historische Ereignisse darstellten. bilder, die auf 6000 Gulden geschtzt wurde. Als Gegenwert verlangte Carleton einige Gemlde im Wert von 4000 Gulden, die von Rubens selbst Religise Gemlde gemalt sein sollten; fr die restlichen 2000 Gul- Die Darstellung von „Maria, Jesus und Johannes“ den erhielt er Teppiche nach dem Entwurf Rubens’ (R 25) wurde der Kammerjungfer Crafft geschenkt, aus der Brsseler Manufaktur. Nachdem sich beide ein „Jakob und Esau“ (R 29) ging an Frulein von Parteien ber die acht Gemlde geeinigt hatten, Ruppa. Die „Kreuztragung Christi“ (R 30b) hat schlug Rubens vor den Restbetrag von 100 Gul- laut de Beer die „Grffin von Lwenstein mit- den mit einem kleinen Stck zu begleichen. Es hat nommen“. Fr religise Gemlde wird sich Eliza- sich herausgestellt, dass dieses das bewusste Ge- beth also nicht sehr begeistert haben. Gemß der mlde „Abraham und Hagar“ ist, das de Beer Katalognummer (R 25R 30) hingen sechs der beschreibt (R 114). Dass Carleton es dem knfti- acht vorhandenen religisen Gemlde zusammen. gen Knigspaar schenkte, ist mehr als glaubhaft: De Beer erwhnt noch eine „Geburt Christi“ Zwei Tage nach ihrem Geburtstag, am 21. Au- (R 28) und zusammen mit der oben genannten gust 1619, schreibt Elizabeth an Carleton: „I thank „Kreuztragung“ (R 30b) die „Auferstehung you for the picture you sent me …“ Der Aufent- Christi aus dem Grab“ (R 30a) sowie einen haltsort des Rubens-Gemldes ist derzeit nicht „Johannes und Herodes“ (R 30c). Bei keinem bekannt, um 1945 befand er sich noch in der dieser Eintrge ist der Maler verzeichnet. Sammlung des Duke of Westminster.6 Am Ende der Liste finden sich noch zwei alt- Es gab einen weiteren Rubens in Rhenen, und testamentarische Themen: „Jakob und Esau“ des zwar eine „Venus und Adonis“ (R 40) ber dem nicht identifizierbaren Meisters D. F. aus dem Jahr Kamin in Elizabeths kleinem Gemach, was mich in 1611 (R 115) und einer der Hhepunkte der meiner Vermutung bestrkt, dass Rubens’ „Abra- Sammlung, Rubens’ „Abraham und Hagar“ ham und Hagar“ zusammen mit dem Meister D. (R 114). Der Rubens war sicherlich aus der Pfalz F. (R 115) in Elizabeths großem Kabinett gehan- 141
gen hat. ber „Venus und Adonis“ wissen wir nur, Es war Elizabeths Bruder, der sie mit diesem dass das Thema wahrscheinlich mehr Anklang ge- Genre bekannt machte. Karl I. schickte ihr Hont- funden hat als die alttestamentarische Szene von horsts Portrt seiner Frau „als Schferin“ (und „Abraham und Hagar“. mglicherweise eines von ihm selbst „als Schfer“). In einem Brief an Lord Dorchester berichtet Honthorst, dass Elizabeth von dem Portrt derart Historienbilder entzckt gewesen sei und zu erkennen gegeben In der Sammlung der Grafen von Craven stoßen habe, dass sie sich und Friedrich gerne auf diese wir auf den „St Jaen in de Olij“ (R 42) bzw. das Weise von Honthorst dargestellt haben wrde. Martyrium des Evangelisten Johannes, der in einen Karl I. entsprach dem Wunsch und beauftragte Kessel mit siedend heißem l geworfen wird. Es Honthorst Friedrich und Elizabeth sowie ihre Kin- ist mit dem Namen Denys Calvaert verzeichnet. der in Lebensgrße als „Cladon und Astre“ in Dort finden wir auch den „Hl. Georg mit dem einer Landschaft zu verewigen. Dieses Portrt aus Drachen“ (R 43) als Jan Gossaert van Mabuse. Der dem Jahr 1629 war das erste „portrait histori“ des Schutzpatron Englands, den Friedrich und einige bhmischen Knigspaars. In solchen Gemlden seiner Shne in Form des Hosenbandordens wurden die Portrtierten in einem arkadischen, my- tglich bei sich trugen, war Friedrich und Elizabeth thologischen oder historischen Ambiente dar- lieb und teuer und folglich auch das Gemlde. gestellt. Nach Friedrichs Tod erteilte Elizabeth Die „Dame mit dem Oldenburger Wunderhorn“ nicht nur Honthorst, sondern auch dem Bildhauer (R 103) ist in einem Inventar von Combe Abbey Dieussart den Auftrag den Winterknig als rmi- ebenfalls ausfhrlich beschrieben. Das Gemlde schen Kaiser wiederzugeben. In einem anderen Ge- stellt die Legende Ottos I., Graf von Oldenburg, mlde Honthorsts spielt Elizabeth die Rolle der dar. In einer Auktion im Jahr 1923 wurde es von Venus, die vergeblich versucht ihren geliebten Christie’s auf den Namen „Lucretia de Saint Friedrich, in der Verkleidung des Adonis, von der Simon“ eingetragen. Es hing in Rhenen im deut- Jagd lies: der Rckeroberung der Pfalz ab- schen Saal zwischen den Portrts. Es ist unver- zuhalten. Besonders imposant waren die zwei gro- kennbar ein Gemlde, das aus Heidelberg mit- ßen Allegorien aus dem Jahr 1636, die Honthorst gebracht worden war. Seltsam ist, dass im fr Elizabeth fertigte und worin die Familienmit- Gegensatz zu allen deutschen Portrts gerade glieder des Winterknigs als Modelle fr die dieses 1649 nicht in die Pfalz zurckging. Offen- Hauptfiguren dienten. Sie waren eigentlich gemalte sichtlich hing Elizabeth an diesem Gemlde. Das Tableaus vivants, von welchen das eine die Freude kann man von dem „Brand von Troja“ (R 31) nicht und das andere das Leid der kurpflzisch-bh- behaupten, den sie Frulein von Ruppa schenkte. mischen Familie verkrperte. Die Assoziation mit dem brennenden Heidelberg Kennzeichnend fr diesen Stil war auch die wird der Winterknigin nicht fremd gewesen sein. Verffentlichung von Crispyn de Passe, welche 1640 in Amsterdam erschien. In „Les vrais pour- traits de quelques unes des plus grandes dames de Arkdische Gemlde la Christient, desguisees en bergères“ sind sowohl Das wichtigste kulturelle Interesse des Knigspaars die gestochenen Bildnisse der Amalie von Solms galt von Jugend an dem Theater. In England war als auch Elizabeths sowie einiger ihrer Tchter als Elizabeth in den Bann der „Masques“ geraten, eine Schferinnen aufgenommen. In diesen Trend pas- Mischform zwischen Theater und Tableaus vivants sen auch Honthorsts Portrts der vier ltesten mit prchtigen Bhnendekorationen, Kulissenwech- Pfalzkinder in einer arkadischen Landschaft sowie seln und Musik. Am Hof ihres Vaters, Knig das van Poelenburghs der sieben ltesten als Me- Jakob I., waren Shakespeares Schauspiele regel- leager und Atalante. Maler, die dieses Genre wie mßig zu sehen. Ihre eigene Hochzeitsfeier war keine anderen beherrschten, kamen aus dem nicht eine Aneinanderreihung von Theaterstcken, Mas- weit von Rhenen entfernten Utrecht. Von Jan van ques und Feuerwerken gewesen. Diese Vorliebe Bylert gab es im Knigshaus „Zwei Schferinnen“ frs Theater schloss sich an die Schferdichtung (R 24), von welchen eines verbrannte (R 15), und an, die im zweiten und dritten Jahrzehnt des von Paulus Moreelse ein Kamingemlde (R 33b) 17. Jahrhunderts in England und in der Republik sowie eine „Kopie einer Schferin“ (R 20). Abra- ungeheuer modern wurde, insbesondere bei Hofe. ham Bloemaert war mit einer „Frau mit einer La- Bald wurden diese Themen auch in der Malerei terne“ (R 13) vertreten. Es fehlte jedoch der be- beliebt. rhmteste Maler aus dieser Gruppe: Hendrick 142
Terbrugghen ist nicht der Henrick von Bruckh aus haben. De Beer beschreibt kein Werk von ihm, dem Inventar (R 33), sondern dessen unbekannter aber der Darstellung nach htte er theoretisch den Schler Hendrick van Broeckhuysen, der sich der- „Herkules“ (R 17), die „Poppea Sabina“ (R 9) oder selben pastoralen Thematik widmete. Ebenfalls ein „Venus und Cupido“ (R 12) gemalt haben knnen. pastorales Stck ist vermutlich die „Frau mit flie- Auch erwhnt van der Vinne einen „Raphel“. Mg- gendem Haar“ (R 14) eines unbekannten Malers, licherweise ist das die „Holy Family… after Raffa- das neben dem Bloemaert hing. Jedenfalls wird es el“, die in einem Inventar bei den Grafen von Cra- nicht wie bei Portrts blich ein „contrefaict“ ge- ven genannt wird und die in Rhenen somit „Die nannt. Geburt Christi“ (R 28) gewesen wre. Dass es sich um eine Kopie handelte, wre eine Erklrung da- fr, dass de Beer sie eben nicht namentlich be- Mythologische Gemlde schreibt. Neben den sieben pastoralen Gemlden im eigent- lichen Sinn gab es elf mythologische, die thema- Kunstsinn und Kunstverstand tisch sehr gut dem Geschmack des Hofs entspra- chen. In dem vom Winterknigspaar so geliebten Nach und nach wird sichtbar, woran sich das „portrait histori“ gingen das Pastorale, das My- Frstenpaar vor allem erfreute. Große figurative thologische und das Historische Hand in Hand. Gemlde mit pastoralem oder mythologischem Schließlich hatten mythologische Figuren wie Ve- Charakter (18 Stck) entsprachen dem herrschen- nus und Adonis fr Schriftsteller von Schfer- den hfischen Geschmack. Gemlde sollten vor- romanen als Modell fr „Cladon und Astre“ zugsweise epischen Charakter haben (sieben His- gedient. Die elf mythologischen Stcke hingen torienbilder). Entsprechendes galt fr die Portrts ber den Palazzo Renense verstreut. Rubens’ (52 Stck). Als Apex, als Zielpunkt ihres Kunst- „Venus und Adonis“ wurde bereits erwhnt und es sinns, knnten die zwei großen Allegorien von war selbstverstndlich ein Glanzstck. Das war Honthorst bezeichnet werden. Es sieht so aus, als Cornelis von Haarlems „Venus, Ceres und ob Friedrich und Elizabeth die Gemlde in Rhe- Bacchus“ zweifellos auch. Es wird als Erstes nen als gemalte Tableaus vivants betrachteten, die genannt. Wahrscheinlich hing es zusammen mit etwas von ihrer tumultusen Lebensgeschichte dem Vroom und dem Willaerts als Blickfang in erzhlen. Die acht religisen Stcke verwiesen der Eingangshalle. Ein unbekannter „Herkules“ indirekt auf den Kampf, den sie gegen die katho- (R 17) befand sich in unmittelbarer Nhe von Jan lischen Habsburger fhrten. Die drei Architektur- Badens’ „Bankett der Gtter“ (R 18), der wiederum stcke beziehen sich auf den Architekten des von der Thematik wie vom Ort im Gebude her Jagdschlosses, den modischen van Bassen. Die vier nicht weit von Hendrick de Clercks „Triumph der Arcimboldos ebenso wie die Hunde Roelant Sa- Gtter“ (R 23) entfernt war. Drei Aktgemlde verys verweisen auf die Zeit in Prag. Zwei See- eine „Badstube mit Badenden“ (R 32), ein Aktport- stcke stellen ihre glorreiche Ankunft auf dem rt der „Poppeae Sabina“, die leichtsinnige Frau Kontinent als Jungvermhlte im Jahr 1613 gleich- des Marcus Salvius Otho (R 9), und eine „Venus sam symbolisch dar. Gemlde, die ihnen geschenkt und Cupido“ (R 12) sind nicht nher zu wurden, nahmen Bezug auf ihre politische Bedeu- identifizieren. Jan van Bylerts „Bankett mit vielen tung. Und die Portrts zeigten das gesellschaftliche Personen“ (R 3) bewegt sich zwischen dem Arka- Umfeld der Bewohner des Palazzo Renese. In dischen, Historischen und Mythologischen, greift diesem Kontext ist es nicht verwunderlich, dass aber die Thematik durchaus auf. Und die gleiche Elizabeth sich nicht viel aus Stillleben machte. Sie Vermutung kann man in Bezug auf die zwei verschenkte sie großzgig wie auch einige Kamingemlde Hendrick van Balens (R 38a und b) religise Stcke. Die drei Genrestcke und die ußern. wenigen Landschaften dienten rein zur Dekora- Man darf diese Gemlde nicht unterschtzen. tion. Schließlich standen in jener Zeit mythologische Man kann sich die Frage stellen, auf welche und historische Gemlde hoch im Kurs. Das geht Weise Friedrich und Elizabeth die Gemlde sam- auch aus Vincent Laurensz. van der Vinnes Beur- melten. Wirklich kostbare Stcke erwarben sie teilung der Sammlung hervor. Ihren Rang bemisst nicht, ebenso wenig engagierten sie Rembrandt er ausschließlich an der Nennung der Historien- oder van Dyck als Portrtisten. Fest steht, dass maler. Neben den zwei Rubens soll sich auch ein das billigste Gemlde, das Dudley Carleton von Stck von Hendrick Goltzius in Rhenen befunden Rubens kaufte (und er kaufte zugleich neun), zu- 143
sammen mit den anderen von Rubens, de Vroom von England und Friedrich Heinrich von Oranien und Cornelis von Haarlem sowie einem vemeintli- zu den grßten Kunstsammlern ihrer Zeit. Und chen Goltzius zum besten Werk in Rhenen gehr- was soll man von den ehrgeizigen Neureichen und te. Man muss feststellen, dass die Gemldesamm- „Socialites“ annehmen, von denen es in Den Haag lung von Friedrich und Elizabeth nicht das Niveau nur so wimmelte? wirklich leidenschaftlicher Kunstsammler hatte, wie Auch wenn die bhmische Gemldesammlung es Elizabeths Bruder Karl I. und ihr verstorbener von geringerer Bedeutung als die der weltgrßten ltester Bruder Heinrich waren. Diese htten nie- Kunstsammler war, so konnte sie dennoch mit der mals eine Kopie von Moreelse (R 20) oder Raffael des Statthalterhofs wetteifern. Jedenfalls war das (R 28) aufgehngt und sich nicht mit einer Studie die Absicht von Friedrich und Elizabeth. Ihr Ge- Arcimboldos zufrieden gegeben. schmack wurde vorbildhaft fr das Haager Hof- Ferner ist zu vermuten, dass viele Stcke Fried- leben. Und wenn man ihre Sammlung mit der des rich und Elizabeth geschenkt wurden. So war es Statthalters vergleicht, sind die hnlichkeiten auf- nicht unblich, dass befreundete Personen oder fallend. Auch Friedrich Heinrich und Amalie besa- Angehrige ein Portrt schenkten, gegebenenfalls ßen mehr Portrts als andere Stcke. Auch sie in der Erwartung als Gegengeschenk ein Bildnis zogen Honthorst dem Rembrandt vor. Auch der des Empfngers zu bekommen. Karl I. schickte Statthalter folgte der Vorliebe Karls I. fr arka- zum Beispiel Portrts von sich und seiner Gemah- disch-mythologische Themen auffallend. Und in lin an den Wassenaer Hof. Stdte und Stnde hat- der statthalterlichen Sammlung finden sich nahezu ten das jung vermhlte Kurfrstenpaar 1613 mit alle Maler aus Rhenen, mit Ausnahme der typisch Geschenken berhuft. Es ist denkbar, dass sie deutschen Meister. spter dem Knigspaar gemeinsam Vrooms große „Ankunft in Vlissingen“ berreicht haben. Im Jahr Die Bedeutung der Gemldesammlung 1627 schenkten die Utrechter Stnde Amalie von Solms ein „Bankett der Gtter“ van Poelenburghs, Es ist also nicht verwunderlich, dass van der Vinne ein „Paradis voller Getier und Vgel“ von Roelant von der Gemldesammlung in Rhenen beeindruckt Saverys sowie einen „Schfer“, einen „Korydon“ war. Er wird nicht der Einzige gewesen sein. und „Zwei Nymphen“ Moreelses vertraute Sobald man das Jagdschloss betrat, fiel der Blick Namen auch in der Sammlung in Rhenen. Schenk- auf „Venus, Ceres und Bacchus“ von Cornelis von ten die Utrechter Stnde Friedrich und Elizabeth Haarlem sowie die zwei imposanten Seestcke von 1631 bei der Vollendung des Umbaus des Schlos- Vroom und Willaerts. Dazwischen hing das „Ban- ses, das in der Utrechter Provinz lag, vergleichbare kett mit vielen Personen“ van Bylerts und ein Gemlde? Bei den ersten Gemlden des Inventars bedeutendes Stck mit „vielen Tieren“ Roelant erwhnt de Beer hinter dem Namen des Malers Saverys. Die Akzente waren gesetzt. Die Seestcke die Stadt, aus der er stammte. Cornelis von Haar- erinnerten an die prachtvolle Reise durch die lem (R 1) und Vroom von Haarlem (R 4); Wil- Niederlande, der Savery verwies auf die Zeit ihres laerts (R 2), Bylert (R 3), Savery (R 5) und Bloe- Knigtums in Prag und die beiden anderen Ban- maert (R 13) von Utrecht; der Meister von Delff kettszenen auf das glnzende Hofleben in Rhenen. (R 6, R 26). Außer Cornelis von Haarlem und ber einige kleinere Rume betrat man durch das Willem Jacobz. Delff wurden die anderen Maler kleine Kabinett der Knigin mit dem Rubens einen im 17. Jahrhundert in der Regel nicht mit dem gerumigen Saal mit großformatigen Portrts eng- Ortsnamen genannt. War der Ortsname ein Hin- lischer und deutscher Ahnen und mit van Miere- weis auf den Spender? Leider ist nicht sicher fest- velts meisterhaftem Doppelportrt von Friedrich zustellen, ob Gemlde in Rhenen als Geschenke und Elizabeth. Das Gemach des Kurfrsten war an das bhmische Knigspaar gelangt sind. Es sehr elegant, voller charmanter Damen sozusagen, scheint aber nicht unwahrscheinlich zu sein, dass und in Elizabeths Kabinett hingen sehr passend van Bassen als Dank fr den großen Auftrag, den die Bildnisse ihrer Kinder. Dann gab es den er mit dem Umbau erhalten hatte, fr die Einrich- eindrucksvollen Speisesaal mit smtlichen Heer- tung des Palazzo Renese einige seiner Gemlde fhrern und einen weiteren reprsentativen Raum schenkte. Auch andere Maler knnen mittels Ge- mit historischen Portrts aus Heidelberg sowie schenken versucht haben die Gunst von Friedrich Dudley Carletons Rubens. Mglicherweise hing und Elizabeth zu gewinnen, auch wenn es darum dort auch eine der großen Allegorien van Hont- ging, Zugang zum englischen und zum statthalter- horsts. Schließlich folgte der Inbegriff des Luxus lichen Hof zu erlangen. Immerhin gehrten Karl I. und der Mode: das Billardzimmer. Dieses war mit 144
Sie können auch lesen