PANORAMA GESUNDHEIT 2021 - Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Schweizer Gesundheits- und Pharmalandschaft - Interpharma
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PANORAMA GESUNDHEIT 2021 Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Schweizer Gesundheits- und Pharmalandschaft
IMPRESSUM VORWORT 40. Auflage, herausgegeben von Für einen faktenbasierten Interpharma Verband der forschenden pharmazeutischen Dialog Firmen der Schweiz Petersgraben 35 Liebe Leserin, lieber Leser Postfach Gesundheit ist ein wertvolles Gut – die Gegenwart macht uns 4009 Basel Telefon: +41 (0)61 264 34 00 dies bewusster denn je. Um die Herausforderungen erfolgreich E-Mail: info@interpharma.ch zu meistern, braucht es Wissen, Austausch und einen offenen, faktenbasierten Dialog: Wie viele Jahre beträgt die Lebenser- Die Inhalte der Broschüre finden Sie auch auf der Website wartung in der Schweiz? Wie entwickeln sich die Gesundheits- von Interpharma unter www.interpharma.ch. Grafiken der jeweils aktuellsten Version können Sie unter kosten in unserem Land? Wie viele Medikamente schaffen den www.datacenter.interpharma.ch zu Ihrer freien Verwendung langen Weg vom Forschungslabor bis zum Patienten? Welches unter Quellenangabe herunterladen. Land reicht am meisten Patente ein? Redaktionsteam Interpharma: Miriam Flury, Simon Fry, Michael Schoy, Martin Schüller Auf diese und viele weitere Fragen liefert die Statistikpublikation von Interpharma Antworten. In 75 Grafiken erhalten Sie eine 1 kompakte Übersicht über die wichtigsten Zahlen und Fakten Disponible en traduction française zum Gesundheitswesen, zum Pharmamarkt und zum Pharma- Available in English translation © Interpharma, 2021, Basel standort Schweiz. Einen weiteren wertvollen Beitrag zur Abdruck mit Quellenangabe erwünscht Stärkung des Dialogs bietet zudem unser neues Datacenter. Dort finden Sie wichtige Facts and Figures auch online: www.datacenter.interpharma.ch Auf www.interpharma.ch können Sie unter «Publikationen» weitere Exemplare dieser Broschüre sowie andere Interpharma- Publikationen bestellen oder sie als PDF herunterladen. Mit unserem «Panorama Gesundheit» möchten wir auch 2021 zu einer faktenbasierten und konstruktiven Diskussion zum Gesundheitswesen beitragen – mit den Patientinnen und Patien- ten im Mittelpunkt. Wir wünschen eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre. Dr. René Buholzer
INHALTSVERZEICHNIS Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz 4 Der Patient im Mittelpunkt 44 Lebenserwartung in der Schweiz 6 Wachstum des medizinischen Wissens 46 Lebenserwartung im internationalen Vergleich 7 Nutzen von innovativen Therapien 47 Anteil Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt 8 Zugang zu Innovationen 48 Lebenserwartung und Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt 9 Bevölkerungsmeinung zum Medikamentenzugang 49 Todesursachen 10 Bedeutung von Innovationen für den Patienten 50–52 Demenz 11 Medikamentenmarkt nach Indikationsgebiet 53 Krebssterblichkeit nach Geschlecht 12 Bio- und gentechnologisch hergestellte Medikamente 54 Krebssterblichkeit über die Zeit 13 Anzahl Wirkstoffe in marktnahen Entwicklungsstadien 55 Chronische Krankheiten: Bluthochdruck 14 Medikamente gegen seltene Krankheiten 56 Chronische Krankheiten: Diabetes 15 Bevölkerungsmeinung zur Behandlung seltener Krankheiten 57 Gesundheitskosten nach Leistungen 16 Gesundheitskosten über die Zeit 17 Führend in Forschung und Entwicklung 58 Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten 18 Entwicklungsschritte der Medikamentenentwicklung 60 Preisindizes im Gesundheitswesen 19 Forschungszyklus 61 Zusammensetzung der Gesamtkosten einer Krankheit 20 Kosten der Medikamentenentwicklung 62 Gesamtheitliche Betrachtung der Krankheitskosten 21 Impfstoffentwicklung gegen COVID-19 63 Finanzierungsregimes des Gesundheitswesens 22 Finanzierung von Forschung und Entwicklung in der Schweiz 64 Finanzierungsquellen des Gesundheitswesens 23 Finanzierung von Forschung und Entwicklung in der Privatwirtschaft 65 Ausgabenstruktur der Schweizer Haushalte 24 Aufteilung der Forschungsausgaben der Pharmabranche 66 2 3 Bevölkerungsmeinung Verteilung der Finanzen 25 Umsatz und Forschung Interpharma-Mitglieder in der Schweiz 67 Reserven der OKP und Solvenzquote 26 Weltweite Ausgaben für Forschung und Entwicklung 68 Versicherungsformen in der OKP 27 Verteilung der Forschungsausgaben 69 Forschungs- und Entwicklungsintensität 70 Medikamentenmarkt 28 Erfolgsquote von Medikamenten 71 Medikamentenmarkt 30 Klinische Studien 72 Zusammensetzung des Medikamentenpreises 31 Versuchstierstatistik 73 Wachstumselemente des Pharmamarkts 32 Schutz des geistigen Eigentums 74 Preissenkungen bei Medikamenten 33 Patentanmeldungen im internationalen Vergleich 75 Medikamentenpreisvergleich 34 Digital Health Index 76 Vergleichende Preisniveauindizes 35 Digitalisierung in der Pharmabranche 77 Absatzkanäle nach Umsatz 36 Zusammensetzung des Medikamentenmarkts 37 Starke wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen 78 Generikamarkt 38 Wettbewerbsfähigkeit 80 Generika-Substitutionsrate 39 Politische Stabilität 81 Biosimilars vs. Generika 40 Innovation 82 Biosimilars 41 Qualifikationsstruktur Beschäftigte nach Branche 83 Medikamentenmarkt nach Therapiegebieten 42 Exporte nach Branchen 84 Importe von Wirkstoffen 43 Entwicklung der Pharmaexporte 85 Anzahl Erwerbstätige in der Pharmaindustrie 86 Grenzgänger 87 Beschäftigte, Bruttowertschöpfung und Exporte 88
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Gesundheitswesen Weltweit ist die Lebens- Schweiz erwartung nur in Japan höher als in der Schweiz. Die Krebssterblichkeitsrate bei Männern und Frauen sinkt kontinuierlich, insbesondere auch dank medizinischem Fortschritt und den Forschungsleistungen 4 der Pharmaindustrie. 5 Der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten ist mit rund 12 Prozent seit Jahrzehnten stabil.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Lebenserwartung in der Schweiz Schweiz weist eine der höchsten nimmt weiter zu Lebenserwartungen weltweit auf Die Lebenserwartung in der Schweiz hat sich in den letzten Die Schweiz lag 2018 mit einer durchschnittlichen Lebens- 100 Jahren verdoppelt. erwartung der Gesamtbevölkerung von 83.8 Jahren weltweit an der Spitze. Dank besserer Gesundheitsversorgung, neuen und innovati- ven Arzneimitteln, verbesserter Hygiene sowie einer hohen Gemäss OECD werden die Menschen nur in Japan noch älter. Lebensqualität leben wir nicht nur länger, sondern auch Dort beträgt die mittlere Lebenserwartung 84.2 Jahre. gesünder. Ihren Spitzenplatz hat die Schweiz unter anderem einer qualitativ Zu Beginn der 1990er-Jahre hatten Frauen noch eine um etwa guten und der gesamten Bevölkerung offenstehenden Gesund- sieben Jahre längere Lebenserwartung als Männer – 2019 heitsversorgung sowie einer hohen Lebensqualität zu verdanken. waren es noch knapp vier Jahre. 6 7 Mittlere Lebenserwartung bei Geburt in der Schweiz Mittlere Lebenserwartung bei Geburt im internat. Vergleich In Jahren, 1900–2019 In Jahren, 2018 Quelle: Bundesamt für Statistik (2020), Statistisches Lexikon der Schweiz. 90 US 78.7 85 DK 81.0 80 DE 81.0 75 UK 81.3 70 Quelle: OECD (2021), OECD Health Statistics 2018. AT 81.8 65 NL 81.9 60 FR 82.8 55 IT 83.4 50 ES 83.5 CH 83.8 45 JP (2017) 84.2 40 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2019 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 Frauen Männer
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Die Schweiz gibt vergleichsweise Die Schweiz hat ein qualitativ viel für das Gesundheitswesen aus hochstehendes Gesundheitswesen Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt Länder mit einer hohen Gesundheitsausgaben-Quote am (BIP) drückt aus, wie viel ein Land von seiner gesamten Wirt- BIP weisen tendenziell eine höhere Lebenserwartung auf. schaftsleistung für Gesundheitsgüter und -dienstleistungen aufwendet und in die Gesundheitsinfrastruktur investiert. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich sowohl einen hohen Anteil der Gesundheitsausgaben als auch eine 2018 haben die OECD-Länder im Durchschnitt etwa 8.8% ihres besonders hohe Lebenserwartung. BIP für das Gesundheitswesen aufgewendet. Diese Zahl ist seit 2013 relativ stabil. Länder mit einer bereits hohen Lebenserwartung erzielen jedoch auch für zusätzliche Ausgaben kaum noch eine Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz mit einem Anteil Verbesserung der Lebenserwartung. von 11.9% auf Platz 2, hinter den USA. 8 9 Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt Lebenserwartung und Anteil der Gesundheitsausgaben am In Prozent, 2018 Bruttoinlandsprodukt, 2018 IT 86 8.7% ES JP 9.0% 84 IT ES CH NL 10.0% FR UK 10.0% NL AT 82 UK Quelle: OECD (2021), OECD Health Statistics 2018. Quelle: OECD (2021), OECD Health Statistics 2018. DK 10.1% DE DK AT 10.3% 80 JP 11.0% US FR 11.3% 78 DE 11.5% CH 11.9% 76 US 16.9% 74 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 3% 6% 9% 12% 15% 18%
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Erkrankungen des Herz-Kreislauf- Mit steigender Lebenserwartung Systems sind die häufigste immer mehr Menschen von Demenz Todesursache in der Schweiz betroffen In der Schweiz wurden 2018 67’088 Todesfälle registriert. In der Schweiz lebten 2019 144’338 Menschen mit Alzheimer Bei Frauen waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste oder einer anderen Form von Demenz. Mit insgesamt 96’159 Todesursache (32.2%). Bei Männern waren 29.1% der Fällen sind Frauen viel stärker betroffen als Männer (48’179). Todesfälle auf das Herz-Kreislauf-System zurückzuführen. Rund 45% der über 90 Jahre alten Frauen leiden an Demenz. Tumore und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems waren Bei den Männern sind rund 30% der über 90-Jährigen von 2018 bei beiden Geschlechtern die klar häufigste Todesursache. Demenz betroffen. Männer verstarben deutlich häufiger an Tumoren (30.4%) als Weltweit forschen Pharmafirmen weiter an einer wirkungsvollen Frauen (23.3%). Frauen starben öfter an Erkrankungen der Therapie. Psyche oder des Herz-Kreislauf-Systems. 10 11 Die häufigsten Todesursachen nach Geschlecht Anzahl Demenzkranke Quelle: Schweizerische Alzheimervereinigung (2020), Demenz in der Schweiz 2019. Todesfälle 2018: 67’088 Pro Altersgruppe, 2019 26’366 Herz-Kreislauf-System 30’000 22’785 Tumore Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Todesursachenstatistik. Psyche1 25’000 16’969 Atmungssystem 15’552 Nervensystem 20’000 Verdauungssystem 10’268 10’163 Unfälle und Gewalt2 15’000 8’928 Stoffwechsel und Blut 7’136 7’153 5’881 Urogenitalsystem 10’000 3’992 3’517 3’342 Infektionen 2’286 Suizid 5’000 Übrige 0 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 30–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90+ Männer Frauen ¹ Demenz (ohne Alzheimer), Schizophrenie, Abhängigkeit von psychotropen Substanzen, affektive Störungen, andere psychische Krankheiten ² Ohne Suizid Männer Frauen
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Geschlechterspezifische Unter Krebssterblichkeitsraten sinken schiede bei der Krebssterblichkeit auch dank medizinischem Fortschritt Insgesamt starben 2018 17’923 Personen an einer Krebser- Die Krebssterblichkeitsrate ist bei Männern und bei Frauen von krankung. Männer sind mit 9’834 Todesfällen stärker betroffen 2010 bis 2018 zurückgegangen, was nicht zuletzt auf den medi- als Frauen (8’089). zinischen Fortschritt und die Forschung der Pharmaindustrie in der Onkologie zurückzuführen ist. Die meisten Todesfälle, die auf Krebs zurückzuführen sind, betreffen sowohl bei Männern als auch bei Frauen Krebs Bei Männern ging die Sterblichkeit bei Dickdarmkrebs zwischen erkrankungen im Verdauungstrakt. Am zweithäufigsten sind 2010 und 2018 um rund 42% zurück, bei Frauen um 38%. Die die Atmungsorgane betroffen. Sterblichkeit bei Lungenkrebs nahm bei Männern ebenfalls stark ab, während sie bei Frauen leicht stieg. Die dritthäufigste Todesursache, die auf Krebs zurückzuführen ist, ist bei Frauen Brustkrebs, bei Männern Krebs der Genital- Eine entscheidende Rolle bei Krebs spielen Prävention, eine organe. frühe Diagnose und der Zugang zu einer modernen Behandlung. 12 13 Todesfälle nach Tumorarten Entwicklung der Sterblichkeitsrate pro 100’000 Einwohner 2018 2010 und 2018 Frauen Männer 60 858 1’021 Quelle: Bundesamt für Statistik (2020), Todesursachenstatistik. Quelle: Bundesamt für Statistik (2020), Todesursachenstatistik. 10 50 255 2’236 347 3’030 40 1’409 690 30 166 857 20 238 335 10 1’390 1’427 668 2’197 0 787 Magen Dickdarm Lunge Brust Prostata/ Gebärmutterhals Verdauungsorgane Atmungsorgane Genitalorgane Lymphdrüsen Harnorgane Nervensystem Haut Brust Übrige Männer 2010 Männer 2018 Frauen 2010 Frauen 2018
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Ein Viertel der Schweizer Bevölke- 4.6 Prozent der Bevölkerung von rung leidet an Bluthochdruck Diabetes betroffen Chronische Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Blutzucker- nehmen in der Schweiz immer mehr zu, was hauptsächlich auf spiegel erhöht ist. Bei ungenügender Behandlung können etwa langfristige Veränderungen im Lebensstil zurückzuführen ist. Nierenschäden, Amputationen oder Erblinden die Folge sein. Von Bluthochdruck sind mittlerweile mehr als 27% der Schwei- Der Anteil der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren mit Diabetes zerinnen und Schweizer betroffen, während es 1997 noch rund hat zugenommen: 1997 waren es noch 3.3%, 2017 bereits 4.6%. 20% waren. Männer und Frauen sind in der Schweiz etwa gleich stark Bei den Männern ist der Anteil Bluthochdruckerkrankter zwi- von Diabetes betroffen: 2017 litten 4.8% aller Männer und 4.4% schen 1997 und 2017 von 19.1% auf 28.4% stark angestiegen. aller Frauen an einer Form von Diabetes. Bei den Frauen erhöhte er sich im gleichen Zeitraum von 21.2% auf 25.8%. 14 15 Anteil der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren Anteil der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren mit Bluthochdruck mit Diabetes1 Quelle: Bundesamt für Statistik (2020), Schweizerische Gesundheitsbefragung. Quelle: Bundesamt für Statistik (2020), Schweizerische Gesundheitsbefragung. 28% 28% 5.5% 27% 27% 30% 6% 26% 26% 4.9% 4.8% 4.7% 4.6% 23% 4.5% 4.4% 22% 25% 5% 4.2% 21% 21% 21% 21% 21% 4.0% 20% 3.9% 3.8% 19% 3.6% 3.3% 3.3% 3.3% 20% 4% 15% 3% 10% 2% 5% 1% 0% 0% Total Männer Frauen Total Männer Frauen 1997 2002 2007 2012 2017 1997 2002 2007 2012 2017 ¹ Diabetes Typ 1 und Typ 2
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Gesamtheitliche Betrachtung der Die Gesundheitskosten sind in Gesundheitskosten den letzten 9 Jahren durchschnittlich Die Ausgaben für das Gesundheitswesen in der Schweiz betru- um 2.8 Prozent gewachsen gen 2019 insgesamt 82.1 Mrd. Franken und damit 2.3% mehr als Im Zeitraum von 2010 bis 2019 sind die gesamten Gesundheits- im Vorjahr. kosten um +2.8% pro Jahr gewachsen. Das grösste Wachs- tum verzeichneten die unterstützenden Dienstleistungen (u.a. Die ambulante und die stationäre Kurativbehandlung sowie die gemeinwirtschaftliche Leistungen, Laboranalysen) mit einem Langzeitpflege machen zwei Drittel der gesamten Gesund- Anstieg von +7.3% pro Jahr. heitskosten aus. Mit einem Wachstum von +2.4% liegt der Anstieg der Ausgaben Mit 9.7 Mrd. Franken machen die Medikamente 11.8% der für Medikamente auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Gesundheitsausgaben aus. Von 100 Franken, die im Gesund- heitswesen ausgegeben werden, werden also knapp 12 Fran- Bei der Betrachtung des Wachstums zeigt sich eine Verlage- ken für Medikamente aufgewendet. rung von der stationären Kurativbehandlung (+1.6%) hin zu der ambulanten Kurativbehandlung (+3.1%). 16 17 Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Aufteilung der Gesundheitskosten nach Leistungen Kostenveränderungen nach Leistungen Gesamtkosten 2019 2010–2019, durchschnittliches jährliches Wachstum 3.3% 2.2% Unterstütz. Dienstleistungen 7.3% 4.1% 4.7% Rehabilitation 3.5% 26.1% Ambulante Kurativbehandlung 3.1% 8.2% Langzeitpflege 2.9% 82’080 Total 2.8% Mio. CHF Medikamente 2.4% 11.8% Übrige Gesundheitsgüter 2.1% Stationäre Kurativbehandlung 1.6% 20.4% Verwaltung 1.5% 19.2% Prävention 0.6% 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% Ambulante Kurativbehandlung Langzeitpflege Stationäre Kurativbehandlung Medikamente Unterstützende Dienstleistungen Rehabilitation Verwaltung Übrige Gesundheitsgüter Prävention
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Anteil der Medikamente an den Seit Einführung des KVG ist Gesundheitskosten ist stabil der Medikamentenpreisindex um Der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten blieb 40 Prozent gesunken 2019 mit 11.8% weiterhin konstant. Der Anteil bei den Kosten Der Preisindex für Medikamente sinkt als einziger Preisindex im der Obligatorischen Krankenversicherung (OKP) war mit 20.4% Gesundheitswesen seit Einführung des Krankenversicherungs- sogar leicht rückläufig. gesetzes (KVG) 1996 kontinuierlich. Obwohl viele innovative Medikamente auf den Markt kommen, Mit 57 Punkten lag der Preisindex 2020 über 40% tiefer als wachsen die Medikamentenkosten (+1.9%) gegenüber dem Vor- 1996, während beispielsweise der Spitalpreisindex 2020 rund jahr weniger stark als die gesamten Gesundheitskosten (+2.3%). 11% höher war als 1996. Da im Gegensatz zu anderen Leistungsgruppen (z.B. stationäre Die Preise der kassenpflichtigen Arzneimittel werden alle drei Kurativbehandlungen) rund drei Viertel der Medikamente über Jahre überprüft und wo nötig gesenkt, was zu grossen Einspa- die Krankenversicherung finanziert werden, ist der Anteil an rungen im Gesundheitssystem führt. den OKP-Kosten höher als an den Gesamtkosten. 18 19 Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Anteil der Medikamente an den Gesundheits- und OKP-Kosten Preisindizes im Gesundheitswesen Schweiz 2010–2019 1996–2020 Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Landesindex der Konsumentenpreise. 125 126 25% 115 20% 111 21.5% 21.2% 21.0% 20.0% 19.6% 19.7% 20.0% 20.5% 21.4% 20.4% 105 103 100 15% 95 10% 12.2% 12.0% 11.8% 11.6% 11.3% 11.4% 11.7% 11.8% 11.8% 11.8% 85 75 5% 65 57 0% 55 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Anteil der Medikamente (Apotheken, selbstdisp. Ärzte, Spital amb.) an den OKP-Kosten Medikamente Spitäler Zahnärzte Ärzte Anteil der Medikamente (Apotheken, Drogerien, selbstdispensierende Ärzte, Spital Gesundheitspflege Konsum stationär und ambulant) an den Gesundheitskosten Indexiert: 1996 = 100
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Gesellschaftliche Betrachtung der Wirkung von Behandlungsinno Krankheitskosten vationen auf die Gesundheitskosten Krankheiten belasten in erster Linie die Erkrankten. Häufig gibt Arzneimittelinnovationen sind eine Form von Behandlungs- es jedoch noch weitere Betroffene: So entstehen für die Kran- innovationen und können Auswirkungen auf alle drei Kosten- kenversicherer medizinische Behandlungskosten, für Arbeitge- arten haben. ber Produktivitätsverluste und auch das persönliche Umfeld der Erkrankten trägt die Folgen einer Krankheit mit. Im Allgemeinen steigen bei einer Innovation die direkten Behandlungskosten, während die indirekten und die intangiblen Es kann unterschieden werden zwischen direkten Kosten Kosten sinken. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist besonders (medizinische und nicht medizinische Behandlungskosten), interessant, ob die Gesamtkosten der Krankheit durch die indirekten Kosten (verloren gegangene Ressourcen) und intan- neuartige Behandlung sinken. Die Entwicklung der Zusammen- giblen Kosten (reduzierte Lebensqualität), deren Summe den setzung der Gesamtkosten ist dabei zweitrangig. Kosten einer Krankheit für die Gesellschaft entspricht. 20 21 Zusammensetzung der Gesamtkosten einer Krankheit Gesamtheitliche Betrachtung der Krankheitskosten Illustrative Abbildung Beispiel Innovationswirkung; illustrative Abbildung Quelle: Polynomics (2020), Gesellschaftliche Betrachtung der Krankheitskosten. Quelle: Polynomics (2020), Gesellschaftliche Betrachtung der Krankheitskosten. Innovation Eine Arzneimittelinnovation kommt auf den Markt. Direkte Kosten Medizinische und nicht medizinische Kosten der Behandlung Indirekte Kosten Verloren gegangene Ressourcen, v.a. Arbeitszeit bei Patienten und Angehörigen Ausgangslage Neue Situation mit Innovation Intangible Kosten Die aktuelle Standardbehandlung Die Ausgaben für die Arzneimittelinno- Reduzierte Lebensqualität, v.a. durch weist relativ gesehen geringe direkte vation erhöhen die direkten Kosten. Schmerz und Leid Kosten auf. Die indirekten Kosten können gesenkt Die indirekten Kosten sind relativ hoch. werden. Die intangiblen Kosten sind relativ Die intangiblen Kosten können gesenkt hoch. werden. Die Gesamtkosten der Krankheit sind Die Gesamtkosten der Krankheit sind hoch. gesunken.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Sozialversicherungen bezahlen über Private Haushalte finanzieren direkt 40 Prozent der Gesundheitskosten 63 Prozent der Gesundheitskosten 44.3% der 2019 anfallenden Gesundheitskosten in Höhe von Private Haushalte finanzieren 63% der Gesundheitskosten; 82.1 Mrd. Franken wurden von den Sozialversicherungen begli- den grössten Anteil davon entrichten sie an die Sozialversiche- chen. Bund, Kantone und Gemeinden zahlten 2019 22.4% der rungen (31.8%). Knapp einen Viertel zahlen sie direkt Gesundheitskosten. für Leistungen, die von den Krankenkassen nicht gedeckt sind (Out-of-pocket-Zahlungen). Im heutigen System wird der ambulante Bereich zu 100% von den Krankenkassen übernommen, der stationäre Bereich hin- Rund 30% der Gesundheitskosten wurden durch die öffentliche gegen zu 55% von den Krankenkassen und zu 45% von den Hand finanziert. Diese werden ebenfalls zu einem nennenswer- Kantonen. Die «Einheitliche Finanzierung von ambulanten und ten Teil von privaten Haushalten finanziert in Form von Steuern. stationären Leistungen» (EFAS) verlangt die Aufhebung dieses Finanzierungsregimes und eine einheitliche Finanzierung, um Zusätzlich zu den Abgaben in Form von Steuern beteiligen sich Fehlanreize im System zu verringern. auch die Unternehmen mit 6.6% an den Gesundheitskosten. 22 23 Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens. Finanzierungsregimes des Gesundheitswesens Finanzierungsquellen des Gesundheitswesens Gesamtkosten 2019 Gesamtkosten 2019: 82’080 Mio. CHF Öffentliche Hand 30.4% 24’952 Mio. CHF 1.8% 7.0% Private Haushalte 63.0% 51’707 Mio. CHF 22.4% 44.3% Out of pocket¹ 24.5% 20’124 Mio. CHF 82’080 Mio. CHF Sozialversicherungen 31.8% 26’099 Mio. CHF Privatversicherungen 5.5% 4’524 Mio. CHF Andere² 1.2% 960 Mio. CHF 24.5% Unternehmen 6.6% 5’421 Mio. CHF Sozialversicherungen 1 Private Haushalte Öffentliche Hand Privatversicherungen Andere private Finanzierung2 ¹ Ausgaben, die nicht durch Versicherungen gedeckt sind (Selbstbehalt, Ausgaben bis zur Franchise) ¹ Inklusive Obligatorische Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) ² Stiftungen etc. ² Spenden, Vermächtnisse
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Schweizer Haushalte geben für Medikamenten- und Impfstoff Medikamente vergleichsweise forschung gewinnen an Bedeutung wenig aus Im Auftrag von Interpharma führt gfs.bern jährlich die reprä- Ein Fünftel der Haushaltsausgaben fällt für die Wohnungsmiete sentative Umfrage «Gesundheitsmonitor» durch. Darin wurden an. Die Mieten sind damit bei Weitem der grösste Ausgaben- 2021 1’200 Stimmberechtigte zum Schweizer Gesundheits posten privater Haushalte. wesen befragt. Des Weiteren geben Schweizer Haushalte 11.9% ihres Budgets 70% der Befragten sprechen sich dafür aus, mehr Geld in die für Nahrungsmittel, 6.9% für Restaurant- und Hotelbesuche und Medikamenten- und Impfstoffforschung zu investieren. Die 7.8% für Autos, Motor- und Fahrräder aus. Corona-Krise zeigte die Relevanz dieser Bereiche. Die Schweizer Bevölkerung gibt mit insgesamt 3.8% ihres ver- Ebenfalls mehr Finanzen sollen öffentliche Spitäler und die fügbaren Einkommens mehr Geld für Alkohol und Tabak aus als Intensivmedizin erhalten. Eingebüsst haben Naturheilärzte und für Medikamente (3.5%). die Alternativmedizin. 24 25 Ausgabenstruktur von Schweizer Haushalten Trend Verteilung der Finanzen Warenkorb des Landesindex der Konsumentenpreise, 2021 In Prozent der Befragten, 2010–2021 Quelle: Bundesamt für Statistik (2021), Landesindex der Konsumentenpreise. Wohnungsmiete 20.1% 80 Nahrungsmittel 11.9% 70 Autos, Motor- und Fahrräder Quelle: gfs.bern (2021), Gesundheitsmonitor 2021 (N = 1’200). 7.8% Restaurants und Hotels 6.9% 60 Spitalleistungen 5.9% Arzt-/Zahnarztbesuche1 5.3% 50 Alkohol und Tabak2 3.8% Medikamente 3.5% 40 Telekommunikation 2.8% 30 Bekleidung und Schuhe 2.8% Freizeit und Kultur 2.7% 20 Pauschalreisen 1.1% Zeitungen und Bücher 0.8% 10 Garten und Heimtiere 0.8% 0 0% 5% 10% 15% 20% 25% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Medikamenten- und Impfstoffforschung (bis 2020: Medikamentenforschung) Naturheilärzte / Alternative Medizin Öffentliche Spitäler Intensivmedizin ¹ Ambulante Leistungen (ohne Spital ambulant), ohne Medikamente ² Inkl. Alkohol in Restaurants und Hotels Leistungsangebot der Krankenkassen
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Gesundheitswesen Schweiz Die Reserven in der OKP steigen Immer mehr Personen wählen jährlich weiter an ein alternatives Versicherungsmodell Die Reserven in der OKP sind im Vergleich zum Vorjahr um über Alternative Versicherungsmodelle, wie etwa das HMO- und das 20% auf fast 10 Mrd. Franken gestiegen und erreichten 2019 Hausarzt-Modell, haben insbesondere ab 2006 einen starken damit einen neuen Höchststand. Zuwachs zu verzeichnen. Die Solvenzquote bestimmt, über welchen Faktor die Reserven Insgesamt zeigt sich, dass das Versicherungsmodell mit ordent- über das gesetzliche Minimum hinausgehen. Ein Wert von 2 licher Franchise über die Zeit bis 2019 stetig abgenommen hat. bedeutet, dass die Reserven doppelt so hoch sind wie der Min- Nur noch jeder Vierte benutzt ein solches Modell. destbestand. Versicherungsmodelle mit wählbaren Franchisen bilden heute Im Jahr 2019 entsprachen die Reserven der Krankenkassen neben dem Modell mit Bonusversicherung* den kleinsten Anteil. ungefähr den Leistungen von drei Versicherungsmonaten. 26 27 Quelle: Bundesamt für Gesundheit (2020), Statistik der obligatorischen Krankenversicherung. Quelle: Bundesamt für Gesundheit (2020), Statistik der obligatorischen Krankenversicherung. Reserven der oblig. Krankenversicherungen, 1996–2019 Versicherungsformen in der oblig. Krankenversicherung Solvenzquote, 2012–2019 1996–2019, Versicherungsformen im Zeitverlauf 12’000 2.4 100% 90% 10’000 2.0 80% 8’000 1.6 70% 60% 6’000 1.2 50% 40% 4’000 0.8 30% 2’000 0.4 20% 10% 0 0.0 0% 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2019 1996 2000 2004 2008 2012 2016 2019 Ordentliche Franchise Wählbare Franchise OKP-Reserven Solvenzquote Andere Versicherungsformen (HMO-, Hausarzt-Modell etc.) Linke Achse: Reserven in Mio. CHF; rechte Achse: Solvenzquote * Das Modell der Bonusversicherung kommt seit 1996 auf einen Anteil von weniger als 0.4% und ist daher nicht ersichtlich.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Medikamentenmarkt Mit einem Anteil von 48 Prozent bilden die patentgeschützten Medikamente den grössten Teil des Schweizer Pharmamarkts. In den letzten 15 Jahren hat sich der Generikamarkt fast verdreifacht. 28 29 Die Preisüberprüfungen bei Medikamenten führen zu jährlich wiederkehrenden Einsparungen von über einer Milliarde Franken.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Preissenkungen dämpfen Wachstum Der Medikamentenpreis setzt des Medikamentenmarkts sich aus verschiedenen Komponenten 2020 erzielte der Medikamentenmarkt in der Schweiz ein zusammen wertmässiges Volumen von 6.3 Mrd. Franken zu Fabrikabgabe Mit 70% macht der Fabrikabgabepreis, also der Preis, den preisen, +2.9% gegenüber dem Vorjahr. Entgegen den be die Pharmafirmen für Forschung, Entwicklung und Produktion fürchteten Kostensteigerungen bei den Medikamenten bleibt erhalten, den grössten Teil des Medikamentenpreises aus. das Wachstum, trotz bahnbrechender Innovationen, weiterhin moderat. Zum Fabrikabgabepreis kommt der Preis des Handels hinzu, welcher aus einem preisbezogenen und einem packungsbezo- Der Umsatz mit patentrechtlich geschützten Medikamenten genen Zuschlag besteht. Zusätzliche Preiskomponenten sind die entwickelte sich im kassenpflichtigen Segment um +4.6% Leistungsorientierte Abgeltung (LOA) und die Mehrwertsteuer. im Vergleich zu 2019. Bei einem Medikament zum Preis von 100 Franken gehen Die Anzahl der verkauften Packungen war mit –1.8% leicht demnach 70 an die Hersteller und 30 an den Handel, an Ärzte, rückläufig und liegt 2020 bei 183 Mio. Packungen. Apotheker und in Form der Mehrwertsteuer an den Bund. 30 31 Wertmässiger Markt Zusammensetzung des Medikamentenpreises 2020: 6’331.7 Mio. CHF, zu Fabrikabgabepreisen 2019 Quelle: santésuisse und Interpharma (2021), gemeinsamer Auslandpreisvergleich. 2.5% 7’000 100% 3.8% +2.8% +2.9% +2.3% 90% 6’000 23.8% 80% 5’000 70% 4’000 60% 5’985.0 6’154.8 6’331.7 50% 3’000 40% 69.9% 2’000 30% 20% 1’000 10% Quelle: IQVIA (2021). 0 0% 2018 2019 2020 Pharma (FAP) Handel LOA (ohne LOA-Taxen-Apotheken) Bund (MWST 2.5%) Der Handel beinhaltet zum einen den preisbezogenen Zuschlag in % vom Fabrikabgabepreis (FAP). Und zum anderen ist der packungsbezogene Zuschlag in CHF abhängig von der Preishöhe des FAP.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Mehrere Elemente sorgen für die Grosse Einsparungen im Gesund- Entwicklung des Pharmamarkts heitswesen durch Preissenkungen Der Pharmamarkt Schweiz ist 2020 um 2.9% gewachsen. bei Medikamenten Das Wachstum wurde vor allem durch die Menge an verkauften Bei den Preisüberprüfungen unterteilt das BAG die Arzneimittel Medikamenten verursacht (+2.4%). in drei Einheiten, von welchen jedes Jahr eine auf Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft wird. Neue Produkte – beispielsweise gegen Krebs oder Autoimmun- erkrankungen – haben ebenfalls zu diesem Wachstum beige- Im Jahr 2020 wurden die Preise von über 300 Arzneimitteln tragen. Es gibt immer mehr Medikamente gegen bisher nicht der Einheit A im Durchschnitt um 11% gesenkt. behandelbare Krankheiten. Die Überprüfungen führen zu jährlich wiederkehrenden Ein- Die dreijährlichen Preisüberprüfungen des BAG haben zu einer sparungen von über einer Milliarde Franken. Die Pharmaindus- Senkung des Gesamtmarkts um –2.4% geführt. Mit diesen Ein- trie ist die einzige Akteurin im Schweizer Gesundheitswesen, sparungen leistet die Pharmaindustrie einen grossen Beitrag welche durch institutionalisierte Preisüberprüfungen einen zur Eindämmung des Kostenwachstums im Gesundheitswesen. bedeutenden Beitrag zur Kostendämpfung leistet. 32 33 Die Entwicklung der einzelnen Komponenten zu Einsparungen durch Preissenkungen Quelle: Bundesamt für Gesundheit (2021), Rundschreiben vom 13.12.2017, 06.12.2018, Fabrikabgabepreisen, Wachstum 2020 Einheit A Einheit B Einheit C Gesamtmarkt Volumen- änderungen* Gastroenterologika (Ver- Nervensystem Herz und Kreislauf 02.12.2019 und 04.12.2020, Medienmitteilung vom 30.10.2020. Weitere** dauung) Neue Produkte und Line Nieren und Wasser- +2.9% Extensions Stoffwechsel Lunge und Atmung +2.4% haushalt Preis- +2.0% senkungen Antidota Blut Infektionskrankheiten Quelle: IQVIA (2021), Pharmamarkt Schweiz. +0.9% Kationenaustauscher Dermatologika Gynaecologika Odontostomatologika –2.4% Ophtalmologika (Augen) (Mund u. Zahn) Oto-Rhinolaryngologika Diagnostika (Hals-Nasen-Ohren) * Volumenänderungen: Anteil am Umsatzwachstum durch erhöhten Absatz von Produkten, die vor 2019 auf den Markt gekommen sind. ** Interactive Effects: verursacht von zeitgleichen Interaktionen von Preis- und Mengenänderungen. Residual Effects: Wechsel bei bestehenden Formstärken von kleineren zu grösseren Packungseinheiten oder umgekehrt.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Originalmedikamente lediglich Die Schweiz hat generell ein über- 6.9 Prozent teurer als im Ausland durchschnittlich hohes Preisniveau Im April 2021 waren die 250 umsatzstärksten patentgeschütz- Im Vergleich der Preisniveauindizes mit den EU-27-Ländern ten Originalpräparate im vergleichbaren Ausland durchschnitt- sind die Schweizer Preise, Stand 2020, generell überdurch- lich 6.9% günstiger als in der Schweiz. Die Preisdifferenz ist im schnittlich hoch. Vergleich zum Vorjahr insbesondere aufgrund des stärkeren Schweizer Frankens gewachsen. Bei konstanten Wechselkursen Das Aggregat aller Güterklassen, bzw. das Bruttoinlands wäre die Differenz sogar gesunken. produkt (BIP), macht insbesondere den Unterschied des verfügbaren Einkommens deutlich. Gemessen am BIP liegt Aufgrund der wirksamen Preisüberprüfungen des BAG sind die Schweiz 55% über dem EU-27-Länderkorb. die Preise in der Schweiz nur leicht höher als im Ausland. Sowohl staatliche Dienstleistungen (Service public) als auch Die Pharmaindustrie leistet mit den regelmässigen Preisüber- Dienstleistungen für den Individualverbrauch sind in der prüfungen laut Bundesrat Berset jährlich wiederkehrende Ein- Schweiz im Schnitt rund zweimal teurer als im europäischen sparungen im Gesundheitswesen von über 1 Mrd. Franken.* Ausland. 34 35 Quelle: Eurostat (2021), Vergleichende Preisniveauindizes für die Aggregate des ESVG 2010. Top-250-Originalpräparate, 9-Länder-Korb Vergleichende Preisniveauindizes Quelle: santésuisse und Interpharma (Mai 2021), Gemeinsamer Auslandpreisvergleich. Wechselkurs CHF/EUR: 1.11**, Preise vom April 2021 Schweiz = 100, Stand 2019 105 100 99 100 97 100 93 91 91 93 84 87 80 80 80 60 60 40 40 20 20 0 0 CH DK FI SE NL UK AT BE DE FR CH DK FI SE NL UK AT BE DE FR CH DK FI SE NL UK AT BE DE FR CH DK FI SE NL UK AT BE DE FR CH DE DK NL AT FI SE BE UK FR Ko er- Bruttoinlands- Konsumausga- Dienstleistungen Staatsdienst- rb nd Lä produkt ben der privaten Individualver- leistungen 9- Haushalte brauch * Quelle: «Tages-Anzeiger» vom 23.09.2020 ** Vom BAG bei Überprüfung angewandter Wechselkurs
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Apotheken bleiben wichtigster Patentgeschützte Produkte Absatzkanal von Medikamenten bilden weiterhin den Hauptteil im Wichtigster Absatzkanal von Arzneimitteln sind nach wie vor Medikamentenmarkt die Apotheken: 65% aller Medikamentenpackungen gehen dort Mit einem Anteil von 48% bilden die patentgeschützten über den Ladentisch. Wertmässig machen Apothekenverkäufe Medikamente den grössten Teil des Schweizer Pharmamarkts. knapp 48% des Gesamtumsatzes aus. Der generikafähige Markt, bestehend aus patentabgelaufenen Selbstdispensierende Ärzte und Spitäler machen wertmässig je Originalpräparaten mit generischer Konkurrenz und Generika, rund einen Viertel der Medikamentenverkäufe aus. hat einen Marktanteil von rund 26%. Drogerien tragen mit einem wertmässigen Anteil von 1% nur zu 2020 war der Anteil von Generika im kassenpflichtigen einem kleinen Teil des Medikamentenverkaufs bei. Markt erneut höher als jener von patentabgelaufenen Originalprodukten. 36 37 Absatzkanäle nach Umsatz Zusammensetzung des Medikamentenmarkts In Mio. CHF, zu Fabrikabgabepreisen, 2020 2020 67 6% 1% 8% 1’632 10% 3’030 48% 6.3 Mrd. Quelle: IQVIA (2021), Pharmamarkt Schweiz. CHF 12% 1’600 14% Quelle: IQVIA (2021). Produkte patentgeschützt Generika Original Produkte mit abgelaufenem Apotheken SD-Ärzte1 Spitäler Drogerien Patentschutz Out of market Referenzprodukte (Produkte mit abgelaufenem ¹ Ärzte mit eigener Praxisapotheke werden als selbstdispensierende Ärzte (SD-Ärzte) bezeichnet. Patentschutz und mind. 1 Generikum resp. 1 Biosimilar) Biosimilars
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Seit 2005 hat sich der Generikamarkt Steigende Substitutionsrate im wertmässig beinahe verdreifacht patentabgelaufenen Markt Generika sind identische Kopien von patentabgelaufenen Die Generika-Substitutionsrate im patentabgelaufenen Markt Originalpräparaten, basierend auf synthetischen Wirkstoffen. drückt den Anteil Generika aus, der anstelle von Originalen verkauft wird. Die kassenpflichtigen Generika erreichten 2020 ein wert mässiges Volumen von rund 760 Mio. Franken. Gemessen an der Anzahl Tabletten wurden 2020 in der Schweiz in über 60 von 100 Fällen, in denen es Generika gibt, In den letzten 15 Jahren hat sich der Markt der kassenpflichti- auch Generika abgegeben. gen Generika wertmässig damit fast verdreifacht. Seit 2012 steigt die Substitutionsrate von Generika im patent- abgelaufenen Markt kontinuierlich an. 38 39 Generikamarkt Generika-Substitutionsrate Kassenpflichtig, in Mio. CHF, zu Fabrikabgabepreisen, 2005–2020 Total, 2012–2020 800 760 100% 700 90% 40% 80% 600 70% 500 60% 400 50% 300 40% 60% 30% 200 20% 100 10% Quelle: IQVIA (2021). Quelle: IQVIA (2021). 0 0% 2005 2008 2011 2014 2017 2020 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Generika Patentabgelaufene Originalprodukte mit generischer Konkurrenz
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Biosimilars vs. Generika Biosimilars gewinnen zunehmend an Bedeutung Generika bestehen aus einfachen Molekülen. Biosimilars hin- gegen werden aus lebenden Zellen hergestellt, die nicht exakt Die moderne Biotechnologie hat in den vergangenen Jahrzehn- kopiert werden können. Daher ist ein Biosimilar niemals iden- ten enorme medizinische Durchbrüche bei meist lebensbedroh- tisch mit dem Originalprodukt, sondern höchstens ähnlich. lichen Krankheiten, wie beispielsweise Krebs, erreicht. Die Komplexität bei der Entwicklung und der Herstellung Aufgrund von Patentabläufen kamen mit den sogenannten Bio- von Biosimilars ist deutlich grösser als bei Generika. Daher similars erste Nachahmerprodukte dieser innovativen Techno- betragen allein die Entwicklungskosten für ein Biosimilar das logien auf den Markt. 100-Fache eines Generikums. In der Schweiz werden Biosimilars derzeit noch wenig ein- In der Schweiz gelten bei der Zulassung von Biosimilars hohe gesetzt – im Jahr 2020 machten sie nur 1% des Medikamen- Ansprüche an die Patientensicherheit und es bedarf umfassen- tenmarkts aus. Die Anzahl der in der Schweiz verfügbaren der klinischer Studien und Sicherheitsnachweise. Biosimilars hat sich seit 2017 aber von 7 auf 27 Produkte fast vervierfacht. 40 41 Unterschied zwischen Generika und Biosimilars Biosimilars-Markt Anzahl Biosimilars, 2012–2020 Generika Biosimilars 30 27 Sehr hoch, klinische Studien 25 Komplexität Gering erforderlich 20 Ähnlichkeit muss in klini- Identische Kopie des Vergleichbarkeit schen Studien nachgewiesen Wirkstoffs 15 werden 10 Entwicklungskosten Mind. 1 Million CHF Mind. 100 Millionen CHF 5 Quelle: Interpharma (2020). Zahl der Anbieter Viele Wenige Quelle: IQVIA (2021). 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Medikamentenmarkt Viele neue Medikamente gegen Importe von Wirkstoffen, Antibiotika Krebs, Autoimmun- und Viruskrank- und Impfstoffen heiten Bei der Versorgung mit Wirk- und Impfstoffen sowie Antibiotika Immer mehr Therapien gegen Krebs, Autoimmun- und Virus ist die Schweiz auf den globalen Handel angewiesen. erkrankungen erhöhen die Heilungschancen von Patientinnen und Patienten. Dabei ist die EU der wichtigste Handelspartner: 52% der aktiven Wirkstoffe, 93% der Antibiotika und 77% der Impfstoffe 2020 waren insgesamt 329 Medikamente gegen Krebs ver- stammen aus der EU. fügbar. Seit 2012 sind 67 neue und innovative Arzneimittel hinzugekommen. Die USA ist der zweitwichtigste Handelspartner bei den Wirkstoffen. Direkt aus Asien kommt knapp ein Viertel der Die Anzahl verfügbarer Autoimmuntherapien und antiviraler aktiven Wirkstoffe. Medikamente hat sich seit 2012 um 56% respektive 47% ver- grössert. 42 43 Gesamtmarkt, Anzahl verfügbare Therapien Importe von Wirkstoffen 2012–2020 Anteil nach Wert (CHF), 2020 350 329 52.0% 23.1% 10.5% 14.4% 300 284 Wirkstoffe 262 250 76.9% 2.3% 12.6% 8.2% 200 Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung EZV (2021). Impfstoffe 150 122 100 89 87 92.9% 6.4% 78 71 59 Antibiotika 50 0.1% 0.5% Quelle: IQVIA (2021). 0 Krebs Autoimmun- Antivirale Mittel 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% erkrankungen 2012 2016 2020 EU Asien USA Übrige
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Der Patient im Nur 4 von 38 Arzneimitteln Mittelpunkt wurden 2020 innert der verordne- ten 60 Tage in die Spezialitäten- liste aufgenommen. Die Schweizer Bevölkerung wünscht sich einen Medika- mentenzugang ab dem Tag der Marktzulassung. 44 45 30 Prozent der bio- und gen technologisch hergestellten Arzneimittel werden gegen Krebserkrankungen eingesetzt.
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Bessere Gesundheit dank medizini- Der Nutzen von innovativen Therapien schem Fortschritt fällt auf mehreren Ebenen an In den vergangenen 70 Jahren hat sich der medizinische Der direkte Nutzen innovativer Therapien zeigt sich auf drei Fortschritt rasant entwickelt. Während es 1950 noch 50 Jahre Ebenen: Patientinnen und Patienten profitieren von der Chance dauerte, bis sich das medizinische Wissen verdoppelte, dauerte auf Heilung, einer rascheren Genesung oder einer besseren es im Jahr 2020 nur noch 73 Tage. Lebensqualität. Der medizinische Fortschritt hat zu vielen neuen Behandlungs- Die Gesellschaft profitiert von Innovationen. Verkürzte und möglichkeiten geführt wie beispielsweise der Gentherapie, der verbesserte Heilungsprozesse reduzieren die Behandlungs- Zelltherapie oder der CAR-T-Therapie. und Pflegekosten und die Patientinnen und Patienten können rascher an den Arbeitsplatz zurückkehren. Investitionen in den medizinischen Fortschritt sind weiterhin nötig. Es gibt immer noch viele Krankheiten, die erst teilweise Letztlich profitiert auch die Volkswirtschaft, da neue Medika- oder noch gar nicht behandelt werden können wie beispiels- mente Reinvestitionen in Forschung und Entwicklung ermög- weise Krebs oder Alzheimer. lichen. Das schafft Arbeitsplätze, generiert Wertschöpfung und 46 47 höhere Steuereinnahmen. Quelle: Densen, Peter (2011), Challenges and Opportunities Facing Medical Education, American Wachstum des medizinischen Wissens Gesamtheitliche Betrachtung des Nutzens 1950 50 Jahre 1980 7 Jahre Clinical and Climatological Association, 122, p. 48–58. Direkter Nutzen für Gesellschaftlicher Volkswirtschaftlicher Patienten Nutzen Nutzen 2010 • Höhere Lebenserwartung • Tiefere Kosten durch ver- • Arbeitsplätze 3.5 Jahre • Raschere Genesung kürzten Heilungsprozess • F&E-Investitionen • Chance auf Heilung • Schnellere Rückkehr an • Beitrag zur Bruttowert- 2020 • Bessere Lebensqualität den Arbeitsplatz schöpfung Quelle: Interpharma (2020). verdoppelt sich das medizinische Wissen alle 0.2 Jahre, d.h. alle 73 Tage • Weniger emotionale • Reduktion Pflegekosten • Steuern Belastung • Auswirkungen auf andere Sozialwerke (ALV, IV)
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Zugang zu Innovationen erfolgt in edikamentenzugang ab dem Tag M der Schweiz verzögert der Marktzulassung Per Ende 2020 haben insgesamt 169 Zulassungsanträge noch Laut dem «Gesundheitsmonitor 2021» wünschen sich fast nicht zu einer Aufnahme in die Spezialitätenliste (SL) geführt. flächendeckende 93% der Befragten einen Zugang zu neuen Medikamenten ab dem Tag der Swissmedic-Marktzulassung. Seit 2014 ist die Zahl zugelassener, aber noch nicht vergüteter Medikamente stark angewachsen. 2020 wurden nur 4 von 38 Mehr als die Hälfte der Befragten findet, dass es einer Produkten innert 60 Tagen in die Spezialitätenliste aufgenom- Änderung bedarf. Dies widerspiegelt die Unzufriedenheit der men (knapp 11%), wie es in der Verordnung vorgesehen ist. Bevölkerung mit den heutigen Vergütungsprozessen für neue Medikamente. Rund 66% aller SL-Aufnahmen im Jahr 2020 erfolgten nach mehr als 120 Tagen (25 von 38). Sowohl die Vorschläge der provisorischen Zulassungen mit flexiblen Preismodellen als auch die direkte Verhandlung zwischen Krankenkassen und Medikamentenherstellerinnen wurden von der Mehrheit der Befragten befürwortet. 48 49 Zeitspanne zwischen Swissmedic-Zulassung und SL-Aufnahme Beschleunigung Medikamentenzugang Quelle: Swissmedic (2014–2021), Spezialitätenliste, Berechnungen von Interpharma. sowie kumulierte Nichtaufnahmen, in Tagen, 2014–2020 Gesundheitsmonitor, 2021 180 Zugang zu neuen 160 Medikamenten direkt nach Quelle: gfs.bern (2021), Gesundheitsmonitor 2021 (N = 1’200). Marktzulassung 140 Krankenkassen und Medika- 120 mentenhersteller sollen 100 direkt miteinander verhandeln 169 80 Provisorische Zulassungen 133 136 60 mit flexiblen Preismodellen 34 92 40 18 72 4 57 6 54 27 23 17 25 Änderung ist nicht nötig 20 26 10 27 12 25 9 9 11 3 5 11 4 9 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anzahl Anträge ohne Aufnahme (kumuliert) Anzahl Aufnahmen >120 Tage (neue aktive Substanzen und Indikatoren) Anzahl Aufnahmen >60 Tage und ≤120 Tage (neue aktive Substanzen und Indikationen) Voll einverstanden Eher einverstanden Weiss nicht / keine Antwort Anzahl Aufnahmen ≤60 Tage (neue aktive Substanzen und Indikationen) Eher nicht einverstanden Überhaupt nicht einverstanden
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Die Heilungsrate bei Hepatitis C Immer mehr Menschen haben Zugang hat sich mehr als verdoppelt zu AIDS-Medikamenten Die Heilungsrate bei Hepatitis C hat sich von etwa 40% bei der 1983 wurde das AIDS-Virus das erste Mal unter dem Elekt- 1. Generation von Medikamenten auf über 95% bei der 4. Gene- ronenmikroskop entdeckt. Auf dem Höhepunkt der Epidemie ration mehr als verdoppelt. starben jedes Jahr fast 2 Millionen Menschen am Virus. Mit der neuen oralen Kombinationstherapie beträgt die Behand- Seit 2000 haben immer mehr Menschen Zugang zu AIDS- lungsdauer mit 8 bis 12 Wochen weniger als einen Viertel der Therapien. Gemäss UNAIDS ist die Zahl der Patienten in ursprünglichen Behandlungsdauer. Therapie weltweit von 0.6 Mio. auf über 27 Mio. angestiegen. Der medizinische Fortschritt hat nicht nur zu einer einfacheren Aufgrund der erfolgreichen Therapien hat sich die Anzahl AIDS- Behandlung der Patientinnen und Patienten geführt, sondern Todesfälle in den letzten 20 Jahren weltweit mehr als halbiert. auch zu einer besseren Verträglichkeit der Medikamente. Antiretrovirale Therapien ermöglichen AIDS-Patienten heute ein nahezu normales Leben. 50 51 Chronologie der Hepatitis-C-Behandlung Zugang zu AIDS-Medikamenten stark angestiegen 1999–2015, Heilungsrate In Mio. Personen, 2000–2020 Quelle: PhRMA (2017), Prescription Medicines: International Costs in Context. 95–96% 90% 30 27.4 1.8 63–80% 25 1.5 Quelle: UNAIDS (2021), Factsheet World AIDS Day 2020. 41% 20 1.2 15 0.9 0.7 10 0.6 1. Generation 2. Generation 3. Generation 4. Generation (1999–2010) (2011–2013) (2013/2014) (2014/2015) 5 0.3 48 Wochen* 24–48 Wochen* 12 Wochen* 8–12 Wochen* 0 0.0 2000 2005 2010 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Verbesserte Verträglichkeit und einfachere Behandlung Anzahl Patienten in Therapie (linke Achse) * Behandlungsdauer Anzahl Todesfälle (rechte Achse)
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Grosse Verbesserungen bei der Viele neue Therapieformen gegen Heilung von Krebs Krebs Dank neuen, innovativen Behandlungsmethoden kam es in den Krebspatientinnen und -patienten profitieren von vielen neuen vergangenen Jahrzehnten zu einer grossen Verbesserung bei Therapieformen: 2020 betrug der Marktanteil von Krebsthera- der Behandlung von Krebs. Heute können bereits 50% aller pien 19% des Gesamtmarkts. Krebserkrankungen behandelt werden. Medikamente gegen Erkrankungen des Zentralnervensystems – Seit 1972 wurden die Heilungschancen von Krebserkrankungen darunter fallen u.a. Schmerzmittel, Medikamente gegen Epilepsie bei Kindern von 40% auf 80% verdoppelt. Sowohl bei Brust- sowie Behandlungen von psychischen Erkrankungen – erreich- krebs als auch bei Darmkrebs ist die Sterblichkeitsrate in den ten 2020 den zweitgrössten Marktanteil. letzten drei Jahrzehnten um rund –50% gesunken. Ein mit knapp 11% Marktanteil weiteres wichtiges Indikationsge- Damit Krebserkrankungen in Zukunft noch besser behandelt biet waren 2020 Therapien gegen Infektionskrankheiten. Dazu werden können, braucht es weiterhin intensive Forschung. gehören beispielsweise Arzneimittel gegen Hepatitis C, HIV oder Antibiotika sowie Impfstoffe. 52 53 Heilungschancen bei Krebs Marktanteile von Medikamenten nach Indikationsgebiet Quelle: Kinderkrebsforschung Schweiz (2021); BFS, Statistik der Todesursachen (2021). Jahr 1972, 1990, 2018 Marktvolumen 2020: 6’331.7 Mio. CHF, zu Fabrikabgabepreisen 100% 100% Krebs 19.0% Zentralnervensystem 15.2% 80% 50% Infektionen 10.8% aller Krebs- Herz-Kreislauf 8.5% erkrankun- gen können Blutbildung 6.5% 50% 50% erfolgreich Atemwegssystem 5.3% 40% behandelt Alimentäres System 4.9% werden. Muskel-/Skelettsystem 4.5% Sinnesorgane 4.2% Krebs ist Urogenitalsystem 3.4% besser Haut 3.4% kontrollier- bar. Übrige 14.5% Quelle: IQVIA (2021). 1972 2018 1990 2018 1990 2018 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% Heilungschancen Senkung der Senkung der Krebs bei Kindern Sterblichkeitsrate Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs bei Darmkrebs
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Der Anteil innovativer bio- und Breite Forschungs-Portfolios geben gentechnologisch hergestellter den Patientinnen und Patienten Arzneimittel steigt kontinuierlich Hoffnung Viele innovative Medikamente werden durch biotechnologische Im Jahr 2019 standen insgesamt 6’100 Produkte in den ver- Methoden in gentechnisch veränderten Organismen herge- schiedenen Entwicklungsstadien. Gegenüber dem Vorjahr stellt. Anders als bei chemischen Wirkstoffen sind dies meist wuchsen die Produkte in Entwicklung um +5.6%. komplexe, hochmolekulare Proteine. Im steten Wachstum neuer Produkte zeigt sich einerseits der Der Anteil bio- und gentechnisch hergestellter Medikamente medizinische Fortschritt, andererseits aber auch, dass steigt seit den 1990ern kontinuierlich. Für viele Patientinnen und die Pharmaunternehmen viel in Forschung und Entwicklung Patienten ist dies eine gute Neuigkeit, denn innovative Arznei reinvestieren. mittel versprechen vielerorts neue Behandlungsmöglichkeiten. Sie machten 2020 rund einen Viertel des Gesamtmarkts aus. Neue Medikamente werden insbesondere zur Krebsbehandlung erforscht. Aber auch gegen Infektionskrankheiten, Krankheiten Etwa 30% der Gentechpräparate werden gegen Krebs des zentralen Nervensystems oder gegen Atemwegserkrankun- 54 55 erkrankungen eingesetzt. gen wird stetig nach neuen Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Markt bio- und gentechnisch hergestellter Medikamente Anzahl Wirkstoffe in marktnahen Entwicklungsstadien Analyse der wichtigsten Finanzkennzahlen der Geschäftsjahre 2017, 2018 und 2019. In Mio. CHF, zu Fabrikabgabepreisen1, 1990–2020 2017–2019 1’600 1’473 2’140 2’862 778 145 177 Quelle: Ernst & Young (2020), Die grössten Pharmafirmen weltweit. 1’400 2019 1’200 1’000 2’027 2’677 764 141 171 800 2018 600 1’900 2’582 746 163 173 400 2017 200 Quelle: IQVIA (2021). 0 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 2017 2020 0 1’000 2’000 3’000 4’000 5’000 6’000 Phase 1 Phase 2 Phase 3 Eingereicht Genehmigt 1 Ab 2011 neue Berechnung gentechnisch hergestellter Produkte 21 grösste Pharmafirmen weltweit (Interpharma-Mitglieder ohne Lundbeck, UCB und Vifor)
Interpharma | Panorama Gesundheit 2021 Der Patient im Mittelpunkt Immer mehr Medikamente gegen Die Befragten befürworten die seltene Krankheiten Behandlung seltener Krankheiten Bei weniger als 5 Fällen pro 10’000 Einwohner gilt eine Bei seltenen Krankheiten wünscht sich gemäss «Gesundheits- Erkrankung als selten. Da 6’000 bis 8’000 solcher Krankheiten monitor» die Mehrheit der Befragten, dass die Behandlung bekannt sind, lässt sich die Gesamtheit aller seltenen Krankhei- solcher Erkrankungen von den Krankenkassen in der Grund ten mit einer Volkskrankheit vergleichen. versicherung übernommen werden soll. Die Anzahl Indikationen mit Orphan-Drug-Status steigt kontinu- 95% sehen hier eine Vergütungspflicht. Dieser Anteil ist über ierlich, da sich viele Pharmafirmen für die Erforschung seltener die Jahre konstant hoch geblieben und zeigt die Wichtigkeit, die Krankheiten einsetzen. Schweizerinnen und Schweizer Therapien von seltenen Krank- heiten beimessen. 2020 gab es 181 zugelassene Medikamente mit einem Orphan- Drug-Status. Diese werden für 253 Indikationen eingesetzt, u.a. 2021 sind lediglich 5% der befragten Stimmberechtigten der gegen seltene Krankheiten des Immun- oder Nervensystems, Meinung, seltene Krankheiten sollen nicht behandelt werden. seltene Stoffwechselkrankheiten oder auch seltene Krebsarten. 56 57 Anzahl Indikationen mit Orphan-Drug-Status Trend Aussagen zu Behandlung von seltenen Krankheiten Grundgesamtheit: 181 Medikamente mit Orphan-Drug-Status In Prozent Befragter, Anteil sehr/eher einverstanden 2020 2021 253 Quelle: Swissmedic (2021), Humanarzneimittel mit Status Orphan Drug. 250 100 Quelle: gfs.bern Gesundheitsmonitor 2021 (N = jeweils ca. 1’200). 90 200 80 70 150 60 50 100 40 30 50 20 10 0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Behandlung geht in jedem Fall vor Behandlung bei Verbesserung Lebensqualität Entscheidung von Fall zu Fall Abhängig von Überlebenschancen Obergrenze festlegen Vom Alter abhängig Bei zu hohen Kosten = keine Behandlung Anwendung in keinem Fall
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