Die Geschichte von 200 Jahren Sparkasse
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Inh a lt Geldtruhe aus dem 18. Jahrhundert, Vorwort die vermutlich bereits in der des Vorstands der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen.................................................. 7 „Leihhaus- und Ersparniß-Kasse“ in Gebrauch war und sich heute im Historischen Archiv der Sparkasse Grußworte Karlsruhe Ettlingen befindet. Oberbürgermeister Heinz Fenrich, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen.............................................................................. 9 Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg...........................................10 Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes...............................11 1812 – 1839 Gründung und frühe Jahre.................................................................15 1840 – 1892 Eine Sparkasse für alle........................................................................29 1893 – 1913 Neue Räume...........................................................................................47 1914 – 1945 Zeit der Kriege und Krisen..................................................................59 1946 – 1965 Wiederaufbau und Wirtschaftswunder..........................................87 1966 – 1992 Tradition und Innovation..................................................................117 1993 – 2012 Auf dem Weg in die Zukunft.............................................................143 Bildnachweis..................................................................................................................178 Quellen und Literatur..................................................................................................179 Impressum..................................................................................................................... 180
Vorwort 200 Jahre! Es war eine Pionierleistung, als die Karlsruher All dies, die Ereignisse und Menschen, die Sparkassengründer am 12. Dezember 1812 ein Generationen von Kunden, Mitarbeitern und Leihhaus ins Leben riefen, diesem vier Jahre Partnern aus 200 Jahren Sparkassengeschichte später eine Ersparniß-Kasse anschlossen und lässt die vorliegende Jubiläumschronik Revue damit die erste staatlich-städtische Sparkasse passieren. Sie ist ein Dank und eine Reminiszenz in Baden gründeten. an alle Weggefährten der Sparkasse Karlsruhe Die Idee, kleine Ersparnisse sicher und ver- Ettlingen. Und sie ist auch ein Versprechen, dass zinslich anzulegen und so für die Zukunft vor die Quintessenz aus 200 Jahren Sparkassenge- zusorgen, war für den Großteil der Bevölkerung schichte, formuliert in unserem Jubiläumsmotto vollkommen neu. Doch der „Leihhaus- und Er- „stark.nah.für mich da.“, auch in Zukunft das sparniß-Kasse“ ist es gelungen, das Vertrauen Credo der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen sein der Menschen zu gewinnen und sie von den Vor wird. teilen einer eigenverantwortlichen finanziellen Unser ganz besonderer Dank gilt unserer Mit- Vorsorge zu überzeugen. arbeiterin Frau Dr. Peggy Fiess. Die vorliegende Sicherheit und Stabilität, Verantwortung und Chronik ist weitestgehend ihr Werk. Seit vielen Nähe waren der Schlüssel zum Erfolg. Diese Jahren hat sie die Geschichte der Sparkasse auf- Werte gehören bis heute zum Wertekanon der gearbeitet und auf dieser Grundlage den Text Sparkassen und sind in Zeiten weltweiter Finanz- der Chronik verfasst und die Bilder ausgewählt. krisen wichtiger denn je. Auch in der 200-jäh- rigen Geschichte der Sparkasse Karlsruhe Ett lingen bilden sie eine Konstante auf einem an Innovationen reichen Weg, der die Sparkasse zu ihrer heutigen Größe und Bedeutung geführt hat. Technische Neuerungen, innovative Bera- tungskonzepte, Filialgründungen, Erweiterungen des Geschäftsgebietes durch Fusionen, moder- Der Vorstand der ne Vertriebsstrukturen, Neu- und Umbauten der Sparkasse Karlsruhe Geschäftsräume markieren als große und kleine Ettlingen im Jubi Meilensteine diesen Weg, der durch gesellschaft- läumsjahr (v.l.n.r.): Sparkassendirektoren liche, politische und wirtschaftliche Blüte- und Michael Huber, Vor- auch Krisenzeiten führte. sitzender des Vor- Zwei Dinge haben die Sparkasse dabei seit stands, Kurt Rössler, stv. Vorstandsvorsit- ihrer Gründung geleitet: die Zufriedenheit ihrer zender, Thomas Kunden und die gesellschaftliche Verantwortung Schroff, Hans Fütterer für die Region. und Heinrich G. Birken
mmer Hanhofen A6 Kirrweiler Duttweiler Alt- Baiertal (Pfalz) Geinsheim Neu- 3 Rh Berghausen WIESLOCH ein Harthausen A5 Alt- -lußheim koben Altdorf Römer- Reilingen wiesloch Venningen Gommersheim G r u ss w o r t 9 Heiligenstein 39 Schwegenheim Frauen- Dielheim Böbingen weiler A6 Groß- berg Freisbach -Rheinhausen St Leon- -fischlingen eimersheim Freimersheim Mechtersheim Rauen- (Pfalz) Weingarten Oberhausen- berg Klein- Malschen- heim (Pfalz) -Rot berg Rotenberg 272 Nieder- Kirrlach Nieder- 39 Ober- Ober- Lingenfeld Essingen Rheinsheim 36 Mühlhausen -Lustadt Westheim Malsch (Pfalz) A5 Mingolsheim gen -Hochstadt 35 Rettigheim (Pfalz) Zeiskam Waghäusel Kronau Bornheim Philipps- Wiesental Östringen burg GERMERSHEIM 292 Bad Schönborn DAU Glück auf! Offenbach Huttenheim alz a.d. Queich Knittelsheim 9 Langenbrücken 3 Hambrücken Rußheim 35 Stettfeld Mörlheim Ottersheim Sondernheim Zeutern bei Landau Bellheim -Weiher -Neudorf in Rhe Dettenheim Odenheim A65 Hördt Rülzheim Liedolsheim Ubstadt- Herxheim Graben- Forst Neuenbürg b. Landau Ober- 3 öwisheim m Kuhardt 35 Seit die Menschheit in der aufkommenden Zi eigene kommunale Sparkasse. Die Kommunen Herxheim- ach weyher -Hochstetten 36 Karlsdorf- vilisation die Naturalwirtschaft nach und nach waren die sogenannten „Gewährsträger“. Heute u Leimersheim BRUCHSAL Unteröwisheim aufgegeben hat und zur Geldwirtschaft überge- muss sich eine Sparkasse den Gesetzen des K R A I C H TA L d Rheinzabern 35 Hardtwald gangen ist, braucht es Institutionen, die sich ver- Marktes stellen. Das hatte man in Karlsruhe a Hayna Spöck -Neuthard l Münzesheim Hatzenbühl Linkenheim- antwortlich um die Finanzen und die Finanzie- längst erkannt und war 1993 eine Fusion mit der eiler Neupotz a Oberacker rung der Wirtschaft kümmern. Es obliegt Banken Sparkasse Malsch und 2003 eine weitere mit dem g 36 Erlenbach Friedrichstal b. Kandel Leopoldshafen Büchenau und Sparkassen, mit ihren Mitteln dafür zu sor- Institut in Graben-Neudorf / Philippsburg einge- w nz Jockgrim Forschungs- 3 Heidelsheim Pfi h zentrum Gochs- Eggenstein- Stutensee ael Mich sberg gen, dass das wirtschaftliche Leben nicht ins gangen, um mit mehr Stärke und Marktmacht auf t heim Leopoldshafen Stutensee 272 Helmsheim Kandel 9 Untergrombach Stocken gerät. Soziale oder kulturelle Einrich- die Gesetze der Ökonomie reagieren zu können. d Alb Staffort Heinz Fenrich c eld 427 Eggenstein 35 Neibsheim Büchig tungen erhalten eine finanzielle Ausstattung, um Der letzte Zusammenschluss war der vom Obergrombach Oberbürgermeister, r Bauer- ihre gesellschaftlichen Aufgaben erfüllen zu 1. November 2010 zur Sparkasse Karlsruhe Ett- Verwaltungsrats i Waldbrücke Gondelsheim bach a Wörth Blanken- A5 können. Zugleich sind die Geldinstitute dazu da, lingen. vorsitzender a. Rhein loch Weingarten a H R a ffi n e r i e NEUREUT Langenberg A65 (Baden) Büchig 293 die Vermögen ihrer Kunden und Mitglieder zu In einer globalen Finanzwelt haben die Spar- KIRCHFELD- Diedels- Gölshausen Sallenbusch verwalten, die Mittel so anzulegen, dass sie sich kassen ihren regionalen Charakter und ihre Ver- r KNIELINGEN SIEDLUNG heim Maxau 36 e n w a l d Maximiliansau 10 NORDWEST- WALDSTADT HAGSFELD BRETTEN mit möglichst guter Rendite vermehren. bundenheit zur Region mit viel Einsatz gewahrt. K Werrabronn STADT NORDSTADT Im Brühl Wa l z b a c h t a l 293 Auch im jungen Karlsruhe lebten Menschen, Nicht zuletzt deshalb sind sie aus der weltweiten Rinklingen KARLSRUHE 35 berg MÜHLBURG die auf die Dienste von Geldinstituten angewie- Finanzkrise, die die Wirtschaft seit 2008 erschüt- Pfinz 3 Rheinhafen Hagenbach Jöhlingen 9 10 WESTSTADT Schlos Uni- RINTHEIM GRÖTZINGEN 293 Dürrenbüchig Knittlingen sen waren. Carolsruhe war noch keine 100 Jahre tert hat, unbeschadet herausgekommen. Dies versitä Wössingen Ruit OSTSTADT 10 Berghausen GRÜNWINKEL Sprantal alt, als sich 1812 das Leihhaus gründete. Genauer gilt auch für die Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. SÜDWEST- SÜDSTADT Neuburg a. Rhein DAXLANDEN STADT Pfinztal Klein- villars gesagt, war es Großherzog Karl, der am 12. De- Sparkassen zeichnen sich auch dadurch aus, Berg Wöschbach BEIERTHEIM- Bahnho 10 ibenhard (Pfalz) OBERREUT DAMMER- AUE DURLACH Söllingen zember 1812 das Gründungsstatut für das be- dass sie nach wie vor als (fast) selbstlose Spon- -BULACH A5 Nußbaum Neulauterburg Lauter Forchheim Neue STOCK 3 WOLFARTSWEIER 294 reits seit längerer Zeit geplante Leihhaus erließ. soren im Kultur-, Sport- und Sozialbereich auf- Neuburgweier Messe WEIHER- Bergwald Neu- FELD RÜPPURR Thomas- 10 Königsbach- Bauschlott Über viele Zwischenschritte entstand daraus die treten. Viele Institutionen könnten ihr segens- erbourg forchheim A8 hof Kleinstein- 36 bach Singen heutige Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. Sie kann reiches Werk nicht mehr erfüllen, wenn es die RANK- HOHEN- Neulingen Pfin Mörsch -WETTERSBACH 2012 auf eine 200-jährige Geschichte zurückbli- Sparkassen – und hier vor allem die Sparkasse z Silberstreifen 3 STUPFERICH ller Au -Stein Rheinstetten 3 Göbrichen a. Rhein GRÜN- Remchingen Eisingen cken. Als Oberbürgermeister gratuliere ich hier- Karlsruhe Ettlingen – nicht mehr gäbe. Herzlichen ICH -Illingen ttko Wa pf PALMBACH Wilferdingen Bilfingen zu herzlich auch im Namen des Gemeinderats Dank dafür. Durmersheim 338 ein Busenbach Darmsbach Kämpfelbach n und entbiete die Glückwünsche zugleich als Vor- Diese Chronik zeichnet die Geschichte vom Rh Würmersheim Bruch- Mutschel- Al hausen bach Kiesel- Ettlingen Ersingen sitzender des Verwaltungsrats sowie der Träger- Leihhaus Karlsruhe bis zur Sparkasse Karlsruhe b h- Waldbronn Langen- bronn n Elchesheim- Ettlingenweier Nöttingen Ispringen Reichenbach Auerbach Dietenhausen A8 10 versammlung der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. Ettlingen nach. Ich wünsche den Leserinnen und Neurod Steinmauern Oberweier Ellmendingen Eines der genannten Zwischenstadien war die Lesern eine spannende und aufschlussreiche 83 Filialen umfasst Spessart Etzenrot das Filialnetz der 294 steinbach Bietigheim Neumalsch Schluttenbach Dietlingen 10 Städtische Sparkasse Karlsruhe. Sie war noch bis Lektüre und der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen Ötigheim A5 Karlsbad 10 z Sparkasse Karlsruhe En lange nach dem Zweiten Weltkrieg eine Einrich- weiterhin viel Erfolg und noch viele Jahrzehnte nz Plittersdorf Pfi 36 Sulzbach Keltern Ettlingen im Jahr Weiler 3 Schöllbronn Fisch- Spielberg Niebelsbach BRÖTZINGEN PFORZHEIM tung der Stadt Karlsruhe. Damit hatte die Fächer- gesunder Existenz und Fortentwicklung. Glück 2011. Malsch Rimmels- weier bacherhof Industriegebiet DILL- stadt, wie die meisten größeren Gemeinden, ihre auf für weitere 200 Jahre! Rheinau RASTATT Völkersbach Burbach Ittersbach Ottenhausen Obernhausen 294 463 Ittersbach Gräfen- rsdorf Muggen- Pfaffenrot hausen -WEISSENSTEIN sturm Waldprechts- Strauben- weier Marxzell Birkenfeld Feldrennach Huchenfeld 462 Nieder- Arnbach Pfinzweiler weier Schwann ntersdorf Rauental hardt Enz Würm Freiolsheim Mittelberg Büchenbronn Niederbühl Oberweier Langenalb Bischweier Neuenbürg Hohenwart Murg 613 Moosbronn Schielberg Maisenmühle Conweiler im 3 Winkel Frauenalb Rotenbach Engelsbrand Na go M ld a hlb e r Althof g nbahn Oberndorf 36 Förch Waldrennach Grunbach Alb Favorite Kuppenheim Bad Salmbach Unter- Sandweier Rotenfels reichenbach Bernbach Dennach Enzbrücke Schell- Michelbach Neusatz bronn Haueneber- Rotensol Kapfenhardt Dennjächt be Heu rg Höfen 759 auz Langenbrand e n b e Kullenmühle rg stein M Dobel 709 an der Enz Sulzbach Gaggenau e Wan oh Bieselsberg g Ottenau Bad Herrenalb ne H 731 engstbe r
G r u ss w o r t G r u ss w o r t Eine wichtige Rolle Das Glück des Tüchtigen Im Jahre 1812 erließ Großherzog Karl von Baden gesellschaftlichen Lebens – auch als Förderer Welche Banken braucht das Land? Was wollen Dabei beruhen diese Aufgaben auf dem mehr die Gründungsstatuten für ein Leihhaus in Karls- von Kultur, Sport und sozialen Bereichen. Damit die Menschen, was benötigt die Wirtschaft? Aus als 200 Jahre alten Sparkassengedanken, der ruhe. Aus diesem ging später, nach einigen Zwi- leistet sie einen wertvollen Beitrag für das Ge- Sicht der Sparkassen ist die Antwort einfach: Das da heißt „Schutz und Hilfe den wirtschaftlich schenschritten, die Sparkasse Karlsruhe Ettlin- meinwesen und die Menschen in der Region. Ich Land braucht Kreditinstitute, die die realwirt- Schwachen“. Auch die Sparkasse Karlsruhe Ett- gen hervor – eine lange und überaus erfolgreiche danke herzlich den Verantwortlichen und allen schaftlichen Abläufe störungsfrei mit ihren Fi- lingen wurde einst als ein frühes soziales Siche- Geschichte. Die Sparkasse Karlsruhe Ettlingen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrem nanzdienstleistungen unterstützen. Institute, die rungssystem gegründet, es sollte Menschen vor gehört heute als leistungsstarker und innovativer täglichen Einsatz dazu beitragen, dass die Spar- selbst stark genug sind, Risiken ihrer Kunden auf Wucherern schützen und ihnen Möglichkeiten zu Finanzdienstleister besonders für Handel, Mit- kasse Karlsruhe Ettlingen ihre wichtige gesell- sich zu nehmen. Die aber nicht durch ihre Ge- Eigenvorsorge bieten. Die Besonderheit dabei: telstand und Industrie, aber natürlich auch für schaftliche Rolle wahrnehmen kann. schäftsmodelle selbst zum Risiko für den Steu- Es braucht keine Alimentierung durch die öffent- Heinrich Haasis Winfried Kretschmann Ministerpräsident die zahlreichen Privatkunden zu den großen und Für die Zukunft wünsche ich der Sparkasse erzahler werden. liche Hand. Die Sparkassen erwirtschaften die Präsident des des Landes Baden- erfolgreichen Sparkassen in Baden-Württem- Karlsruhe Ettlingen, den Verantwortlichen, ihren Heute erhalten die Sparkassen für diese Hal- dafür notwendigen Mittel selbst am Markt. Deutschen Sparkassen- Württemberg und Giroverbandes berg. Zum 200-jährigen Jubiläum gratuliere ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen tung viel Applaus. Vor einigen Jahren jedoch galt Die Aufgabe ist geblieben, aber Sparkassen der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen, den Verant- Kunden weiterhin alles Gute und viel Erfolg. in Europa noch ein anderes Leitbild: Banken soll- haben sich auf dieser Grundlage weiterentwi- wortlichen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Auf die nächsten 200 Jahre erfolgreiche Finanz- ten möglichst groß sein und als europäische ckelt: So ist die Sparkasse Karlsruhe Ettlingen das tern sowie allen Kunden sehr herzlich. dienstleistung! Champions höchstmögliche Renditen auf den Ergebnis von nicht weniger als sieben Fusionen, Baden-Württemberg ist einer der bedeu- internationalen Finanzmärkten generieren. Die die letzte im Jahr 2010 mit der Sparkasse Ettlin- tendsten Wirtschaftsstandorte Europas. Dies ist Krise hat aber gezeigt, dass hohe Renditen in der gen. Auch beim Angebot für die Kunden war sie auch auf eine hochkompetente Finanzwirtschaft Finanzwirtschaft stets mit hohen Risiken einher- stets vorne dabei, war häufig die erste Sparkas- zurückzuführen, die das innovative und dabei gehen, für die häufig der Steuerzahler einzuste- se in Baden, manchmal auch in ganz Deutsch- solide Wirtschaften unserer Unternehmen erst hen hat. land, die Neuerungen einführte. So führte sie be- möglich macht. Unsere Finanzdienstleister ge- Die Sparkassen in Deutschland sind dagegen reits 1985 ein Btx-Konto ein, seit 1993 bietet sie ben unseren Unternehmen die Sicherheit, die sie vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. das S-Telefon-Banking als zweite Sparkasse in brauchen, um auf dem Weltmarkt zu bestehen Sie waren nicht nur stabil, sie konnten auch die Süddeutschland an. Heute ist die Sparkasse und die Flexibilität, um innovativ zu arbeiten. Die Wirtschaft mit ausreichend Krediten versorgen, Karlsruhe Ettlingen Marktführer in ihrer Region, Sparkasse tritt als Partner der Unternehmen in was in Deutschland einen schnellen Aufschwung Partner für den Mittelstand und Dienstleister für der Region ein und schafft damit die Basis für bescherte. die Bürger. deren wirtschaftlichen Erfolg, Wohlstand und Sparkassen wie die Sparkasse Karlsruhe Ett- Ich wünsche der Sparkasse Karlsruhe Ettlin- Arbeitsplätze. lingen betreiben seit jeher ein stabiles und an gen auch weiterhin das Glück des Tüchtigen und Die Sparkasse Karlsruhe Ettlingen ist sich realen Kunden orientiertes Geschäftsmodell. Im viel Erfolg für die Zukunft zum Wohl der ganzen aber nicht nur der Verantwortung für Wirtschaft Gegensatz zu rein gewinnorientierten Wettbe- Region. und Industrie bewusst. Auch im Bereich des Pri- werbern steht bei ihnen die Erfüllung ihrer Auf- vatkundengeschäfts arbeiten die Mitarbeite- gaben im Vordergrund: jedem Bürger einen Zu- rinnen und Mitarbeiter stets nach dem Prinzip gang zu Bankdienstleistungen zu ermöglichen der Kundennähe als Teil der Unternehmensphi- und die regionale Wirtschaft mit Finanzmitteln losophie. Die Sparkasse ist inzwischen Teil des anzutreiben. 10 11
1812 – 1839 Gründung und frühe Jahre 1812 – 1839 Am 12. Dezember 1812 erließ Großherzog Karl die Gründungsstatuten für das seit langem ge- plante Leihhaus in Karlsruhe, aus dem die heutige Sparkasse Karlsruhe Ettlingen hervorging. 1816 wurde der staatlich-städtisch geführten Anstalt eine Ersparniß-Kasse angeschlossen. Während das Leihhaus von Anfang an florierte, begann der Aufstieg der Ersparniß-Kasse erst in den 1820er-Jahren. Zugleich mehrten sich die Stimmen, die eine Öffnung für alle Bevölke- rungsschichten forderten. Eine kleine, feine Silberwaage, geliefert vom Hof- nen von Friedrich Weinbrenner begonnen wor- linke Seite: juwelier Dreßler, 2.000 druckfrische Exemplare den war, standen zu der Zeit nur der Nordflügel Blick vom Marktplatz in die Zähringerstraße: der Leihhaus-Statuten, dazu mehrere hundert entlang der Zähringerstraße und ein Teil des Hin- links der 1812 – 13 Pfandscheine und Schuldverschreibungen, Zins- tergebäudes. Und so sollte es die nächsten zehn errichtete erste berechnungstabellen und in feines Leder ge Jahre auch bleiben. Die schlechte Finanzlage der Bauabschnitt des bundene Haupt-, Kapital- und Restantenbücher Stadt, Kriege, Krisen und Hungersnöte führten neuen Rathauses. In der hinteren Ecke sowie zu guter Letzt ein Strohsack, Bettzeug dazu, dass der Rathausbau erst 1821 wieder auf- befand sich das erste und einen Hund für den Leihhauswächter: Was genommen wurde. Für die „Leihhaus- und Erspar- Geschäftslokal der brauchte man nicht alles, um ein Leihhaus zu niß-Kasse“ erwies sich dies als Vorteil. Denn bis „Leihhaus- und eröffnen! Dabei war die Ausstattung noch das dahin hatte sie sich etabliert und erhielt eigens Ersparniß-Kasse“. Dessen Fenster sind kleinste Problem. Zunächst musste man über- für ihre Zwecke geplante Räume. auf dem Foto von 1938 haupt ein Geschäftslokal haben. Zuständig da- Doch wir wollen der Geschichte nicht vorgrei- (oben) zu sehen. für war laut Statuten die Stadt Karlsruhe, aber sie fen und am Anfang beginnen, am 12. Dezember besaß zu jener Zeit noch nicht einmal ein voll- 1812: An diesem Tag genehmigte Großherzog ständiges Rathaus. Das alte, baufällig gewordene Karl von Baden die Gründungsstatuten des Leih- Fachwerk-Rathaus hatte man 1812 abgerissen. hauses und legte damit den Grundstein zur heu- Von dem neuen aber, das bereits 1805 nach Plä- tigen Sparkasse Karlsruhe Ettlingen. 15
1812 – 1839 1812 – 1839 1812 Die erste Zahnradbahn 1813 1814 1815 Die Brüder Grimm nimmt in England ihren Die Befreiungskriege Einweihung der Katholischen Der Wiener Kongress führt Goethe besucht veröffentlichen ihre Betrieb zum Kohletransport gegen Napoleon nehmen Stadtkirche in Karlsruhe zur Neuordnung Europas. die Fächerstadt. Kinder- und Hausmärchen von Middleton nach Leeds auf. ihren Anfang. Der lange Weg zur Gründung gründung: Dem Staat und der Stadt fehlte zum Vom Entwurf zur Realität 1813 und bestand aus jeweils einem Mitglied des einen ein geeignetes Geschäftslokal für ein Großherzoglichen Kreisdirektoriums, des Stadt- Eigentlich begann alles noch viel früher, nämlich Leihhaus, zum anderen das notwendige Geld Wer den entscheidenden Anstoß zur Gründung amts und des Magistrats sowie zwei Vertretern im November 1764. In jenem Jahr hielt der da- für dessen Betrieb. Und in beidem war vorerst des Leihhauses gab, ist nicht überliefert. Eine we- der Bürgerschaft. Den Magistrat vertrat Oberbür- malige Markgraf und spätere Großherzog Karl keine Änderung in Sicht. sentliche Rolle spielte ohne Zweifel Polizeidirek- germeister Christian Griesbach, der als Inhaber Friedrich, der Großvater des Sparkassengrün- tor Carl Ernst Graf von Benzel-Sternau, der sich der Tabakfabrik am Marktplatz zugleich einer ders, erstmals die Idee eines Leihhauses in sei- seit 1802 dafür eingesetzt hatte. Von der Polizei- der reichsten Männer der Stadt war, Vertreter nem Tagebuch fest. Er wollte vor allem die Ärme- Napoleon und die Folgen direktion, die direkt dem Landesherrn unterstellt der Bürgerschaft waren Finanzdirektor Heinrich ren seiner Untertanen vor der Ausbeutung durch und auch für die Armenfürsorge zuständig war, Vierordt und Handelsmann Rosenfeld. private Pfandleiher schützen, die horrende Zin- Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts hat- erging am 30. November 1811 die entscheidende Vierordt und Rosenfeld gehörten auch zu den sen verlangten. te sich das bis dahin beschauliche Leben in der Anweisung an Stadtamt, Bürgermeister und ersten Kapitalgebern des Leihhauses, dessen Ka- Christian Griesbach, Aber die Zeit war, zumindest in Karlsruhe, Residenzstadt gewandelt. Es war einerseits ge- Stadträte, die Statuten für ein Leihhaus zu ent- pital von Gläubigern auf Obligationen aufgenom- Bürgermeister bzw. offenbar noch nicht reif dafür und es vergingen prägt durch Kriege und Kriegslasten, anderer- werfen. Doch es ging ein weiteres Jahr ins Land, men wurde. Die Einlagen wurden mit 5 % verzinst Oberbürgermeister mehrere Jahrzehnte bis die Regierung 1802 die seits durch eine kulturelle Blüte und ein aufstre- bis das staatlich-städtische Gemeinschaftswerk und reichten in den Anfangsjahren von 25 bis 500 von 1809 bis 1816, Pläne wieder aufgriff. Die unterschiedlichsten bendes Bürgertum, wobei sich neben den Hand- am 12.12.1812 die großherzogliche Genehmi- Gulden. Die Garantie dafür musste laut Statuten war Mitbegründer des Leihhauses Vorschläge, Pläne und Anträge zur Errichtung werkern ein modernes Wirtschafts- und Beam- gung erhielt. die Stadt übernehmen, wobei der Fonds, im und Mitglied in der eines Leihhauses nahmen ebenso wie die darauf tenbürgertum zur neuen Elite entwickelte. Bei Staatlich-städtisch besetzt war auch die Leih- Hinblick auf deren finanzielle Lage, auf 10.000 ersten Leihhaus folgenden Erlasse, Mahnungen und Bedenken ih- des war eine Folge der Annäherung Badens an hauskommission, der die Leitung der Anstalt Gulden begrenzt wurde. kommission. ren Weg durch die staatlichen und städtischen Napoleon. übertragen wurde. Sie konstituierte sich Anfang Auch für das Geschäftslokal war die Stadt zu- Amtsstuben. Nach dem Separatfrieden, mit welchem sich ständig. Obwohl sich die Stadtverwaltung mit Schließlich schaltete sich 1810 das Großher- Baden schon anno 1796 das Wohlwollen Frank- weiteren Nutzern wie etwa der Kaserne auf engs- zogliche Ministerium des Innern ein und resü- reichs gesichert hatte, verpflichtete es sich mit tem Raum in dem halbfertigen Rathaus drängte, mierte: „Schon seit 40 Jahren wird wegen der seinem Beitritt zum Rheinbund im Jahre 1806 fanden sich zwei Zimmer in der NW-Ecke hinter Errichtung eines Leihhauses in der hiesigen Re- zur aktiven Unterstützung des Nachbarn im der sogenannten Metzig, in denen sich das Leih- sidenzstadt Karlsruhe hin- und hergeschrieben Kriegsfalle. Als Gegenleistung hierfür wurde haus einrichten konnte. und noch heute besteht diese Anstalt nicht. Das die Markgrafschaft zum Großherzogtum erho- Ebenerdig gelegen und mit vier großen Fens- Besondere dabei ist, dass über die Frage der ben und mit enormen Gebietsgewinnen belohnt, tern versehen, sorgten eiserne Fensterläden und Notwendigkeit und Nützlichkeit dieser Anstalt wodurch sich die Fläche und Einwohnerzahl des Türen für die nötige Sicherheit. Und schließlich von keiner Seite Zweifel erhoben wurde.“ Landes vervielfachten. gab es auch noch den Nachtwächter, zu dessen Neben der traditionellen Armenfürsorge Aus diesem Flickwerk eine Einheit zu bilden, Verstärkung ein Hund angeschafft wurde. führte das Ministerium des Innern einen ganz war keine leichte Aufgabe, zumal sich Großher- neuen Gedanken ins Feld: dass nämlich das Leih- zog Karl Friedrich 1808 aus den Regierungsge- haus zur Belebung der Wirtschaft, insbesonde- schäften zurückgezogen hatte und sein Enkel Die Leihhaus-Magazine füllen sich re der Bauwirtschaft beitragen könne und dass Karl, der 1811 seine Nachfolge antrat, ein eher „mancher Bauliebhaber dadurch Gelegenheit“ schwacher Regent war. Dass sich Baden während Solchermaßen ausgestattet, öffnete das Leih- Die 1822 bis 1832 habe, „sich auf einige Monate Geld zu verschaf- der Regierungszeit von Großherzog Karl zu einem haus am Montag, den 27. September 1813, Punkt geschaffene „Verfas- sungssäule“ auf dem fen.“ Dies war eine verlockende Aussicht ange- modernen Verwaltungsstaat entwickelte und 8 Uhr erstmals seine Pforten. Die Öffnungszeiten Rondellplatz. Das sichts eines Stadtbildes, das eher einer großen zahlreiche zukunftsweisende Reformen wie das an den Markttagen, montags, mittwochs und frei- Medaillon am Sockel Baustelle als einer Residenz glich, da die staatli- Badische Landrecht, die Verwaltungsreform und tags vormittags, waren geschickt gewählt, denn zeigt Großherzog Karl, che und städtische Bautätigkeit aufgrund der schließlich die Badische Verfassung geschaffen an diesen Tagen kamen die Leute aus nah und der die badische Ver- fassung eingeführt Schulden fast zum Erliegen gekommen war. wurden, ist in erster Linie einigen hohen Beam- fern und fehlten beim Bezahlen am Marktstand und die Gründungs Und genau darin lagen auch die Hauptgrün- ten zu verdanken. Auch die Gründung der „Leih- ein paar Gulden, so konnte man künftig im Leih- statuten des Leih- de für die jahrelange Verzögerung der Leihhaus- haus- und Ersparniß-Kasse“. haus kurzerhand etwas versetzen. hauses erlassen hat. 16 17
1812 – 1839 1812 – 1839 1816 1817 1818 1820 Einweihung der Evangelischen Das erste deutsche Dampfschiff Drais erfindet das Laufrad. Beginn der Rheinkorrektion In einem Dorf bei Salzburg wird Erstbesteigung Stadtkirche in Karlsruhe wird in Betrieb genommen. durch Johann Gottfried Tulla erstmals „Stille Nacht“ gesungen. der Zugspitze bühr abgezogen und gleich einbehalten. War dies musste bei den Konsumgütern wieder eingespart geschehen, so händigte der Kassier dem Kunden werden. Oder kurzfristig beim Leihhaus geliehen Darlehen und Pfandschein aus. Jedoch erst nach- werden, das neben den privaten Pfandleihern dem der Kontrolleur den Pfandschein gegenge- oder Privatpersonen die einzige Möglichkeit war, zeichnet hatte. Dieser war lediglich mit einer einen Kredit zu bekommen. So verwundert es Nummer versehen, so dass der Kunde nicht ein- nicht, dass das Geschäft des Leihhauses bereits mal seinen Namen nennen musste. Wurde ein im ersten Jahr blühte und insgesamt 2.127 Dar- Pfand nach Ablauf der Verpfändungszeit nicht lehen vergeben wurden. ausgelöst oder verlängert, so wurde es nach ei- ner bestimmten Frist versteigert. In der Regel mit einem mehr oder weniger großen Gewinn Mit dem Leihhaus wird für das Leihhaus. Bisweilen auch mit Verlust. Lag eine Ersparniß-Kasse verbunden der Grund für einen geringeren Erlös an einer falschen Schätzung des Taxators, so gab es kein Die Geschäftsentwicklung des Leihhauses führte Pardon und dieser musste den Fehlbetrag aus dazu, dass die Pläne zur Gründung einer Erspar- eigener Tasche ersetzen. niß-Kasse schon bald konkrete Formen annahmen. Über all dies führten Kassier und Kontrolleur Auch hier stand der soziale Aspekt im Vorder- sorgfältig ihre Bücher. Ebenso sorgfältig wurden grund. Die Ersparniß-Kasse sollte in erster Linie des Innern erteilt. Und bereits am 9. September Quittung für die die Pfänder verwahrt. Und es gab viel zu verwah- der minderbemittelten Bevölkerung die Gelegen- 1816 verkündete eine offizielle Bekanntmachung Zinsen, die Frau Staatsrat Wielandt ren. Als Pfänder angenommen wurden Juwelen, heit geben, ihre kleinen Ersparnisse sicher und im Anzeigenblatt stolz die wichtigsten Bestim- für ihre Kapitalanlage Gold, Silber, Kupfer, Messing, Zinn, Blei, Textilien verzinslich anzulegen. Daneben gab es sehr prag- mungen dieser neuen Einrichtung: Zielgruppe, beim Leihhaus am aus Samt oder Wolle, Kleidungsstücke und alle matische Überlegungen; denn das Leihhaus Zweck und Leitung. 3.5.1817 erhalten hat. übrigen Gegenstände, sofern sie nicht verderb- brauchte Kapital. Und dies erhoffte man sich von lich waren, an Wert verlieren konnten oder allzu der Ersparniß-Kasse. „Der bedeutende Erwerb, den Handwerks- viel Platz einnahmen. Kein Geld geliehen wurde Im Unterschied zum jahrelangen Hin und Her genossen, Dienstboten und Taglöhner zu ma- auf Grundstücke und Häuser sowie Obligationen bei der Gründung des Leihhauses, war es bei der chen Gelegenheit haben, erlaubt denselben, ne- oder Wechsel. Gründung der Ersparniß-Kasse nur ein Schritt vom ben der Deckung ihrer Bedürfnisse, öfters auch Und so füllten sich die Regale mit goldenen ersten Antrag bis zur Eröffnung. Kaum hatte das Ersparnisse für den Fall, daß Krankheit oder Al- Uhren und silbernen Löffeln, mit Mänteln, Klei- Kreisdirektorium im September 1814 den Antrag ter die Erwerbsfähigkeit mindern, oder auch für dern, Hemden und Halstüchern und einer er- zur Gründung einer Ersparniß-Kasse an das Minis künftige Niederlassung, zurückzulegen. staunlichen Anzahl von Betttüchern, Kopfkissen terium des Innern gestellt, schon wurde im Feb- Weil aber gewöhnlich die Gelegenheit fehlt, und Stoffballen. So unterschiedlich wie der Wert ruar 1815 die grundsätzliche Zustimmung erteilt. solche kleine Summen mit Sicherheit anzulegen, der Pfänder waren auch die Kunden des Leih- Zusammen mit ihr erging der Auftrag an die Leih- so werden sie nur zu oft mehr für schädlichen, hauses. Sie kamen aus allen Bevölkerungskrei- hauskommission, einen konkreten Realisierungs- oder dem Stand nicht angemessenen Aufwand Interimsschein von Das Procedere war für den Kunden denkbar ein- sen und beschränkten sich keineswegs auf die vorschlag zu erarbeiten, was diese gewissenhaft gebraucht, wodurch dann nicht selten sehr 1817 für privates fach, für das Leihhauspersonal dagegen mit ei- ärmeren Schichten. schon im Juni desselben Jahres erledigte. Da nachtheilige Folgen erwachsen. Nützlich und Kapital, das Handels- mann Rosenfeld beim nigem Aufwand verbunden. Ob goldene Uhr oder Insbesondere das Einkommen der zahlrei raufhin geschah zunächst nichts, wie eine Mah- wohlthätig müßte es daher seyn, durch eine un- Leihhaus angelegt hat. Halstuch – jedes Pfand ging zuerst durch die chen kleinen Beamten entsprach nicht immer nung der Leihhauskommission vom Januar 1816 ter öffentlicher Aufsicht errichtete Kasse, wo Er diente als Beleg bis Hände des Taxators, der seinen Wert schätzte. dem repräsentativen Lebensstil, den die öffent- dokumentiert. Ihr eindringlicher Hinweis auf die kleinere Ersparnisse sicher und verzinslich an- die Schuldverschrei- Von diesem Wert erhielt der Kunde die Hälfte, liche Meinung und auch die Beamten selbst von Nützlichkeit dieser Anstalt trug jedoch Früchte. gelegt werden können, die Mittel und Wege zu bung von der Leihhaus- kommission ausgestellt bei Gold und Silber drei Viertel. Vorher wurden einem Vertreter des Staates erwarteten. Was Am 20. Juli 1816 wurde die Genehmigung der Sta- eröffnen, wie durch mäßige Einschränkung er- und unterschrieben war. die Zinsen in Höhe von 8 % sowie die Schreibge- der nach außen betriebene Aufwand kostete, tuten durch das Großherzogliche Ministerium übrigte Erwerbstheile, für nöthige Fälle, oder 18 19
1812 – 1839 1812 – 1839 1823 1824 1825 Gründung der ersten 1827 1828 Erfindung des Feuerzeugs Veröffentlichung der Erfindung der Technischen Universität Prägung der ersten Münze Kaspar Hauser taucht weltweit ersten Meinungs- Schwefelstreichhölzer Deutschlands in Karlsruhe im Karlsruher Münzgebäude in Nürnberg auf. umfrage in den USA Die Grundsätze der Sparkassenidee waren die Ein adliger oder großbürgerlicher Haushalt war weiter steigende Lebensmittelpreise sorgten „Hilfe zur Selbsthilfe“ und die Erziehung zur ohne Dienstboten nicht vorstellbar und selbst ein dafür, dass die Not auch im Folgejahr anhielt. Selbstverantwortung. Indem man Personen mit anspruchsloser Handwerkerhaushalt kam nicht 1818 befürchtete der Stadtrat gar, die Resi- geringem Einkommen die Gelegenheit gab, ihre ohne Magd aus. Aber auch Taglöhner gab es in denz könne „zu einem allgemeinen Armenhaus, kleinen Ersparnisse sicher und verzinslich anzu- Karlsruhe, dessen Wirtschaft durch die großher- am Ende gar zu einer Räuberhöhle werden“. legen, erhielten sie die Möglichkeit, selbststän- zogliche Hofhaltung sowie Handel und Handwerk Die Nachfrage nach Darlehen für den täg- dig vorzusorgen. Hatten sie erst einmal ein geprägt war, mehr als in anderen Städten. lichen Bedarf stieg und das Leihhaus brauchte kleines Polster geschaffen, waren sie auch in Lesen konnten jedoch die wenigsten von mehr und mehr Kapital. Aufgrund des allgemei- Notzeiten abgesichert oder konnten sich sogar ihnen und so war die Bekanntmachung der Er- nen Geldmangels war man daher seit Mai 1816 eine eigene Existenz gründen. Ihren geistigen sparniß-Kasse auch weniger an ihre späteren gezwungen, mehrere tausend Gulden für 6 % Ursprung hatten diese Vorstellungen im 17. Jahr- Kunden als vielmehr an die „Dienstherren, Hand- statt bisher 5 % aufzunehmen, wobei die Kapi- hundert in den Schriften des Franzosen Hugues werksmeister und sonstigen Vorsteher“ ge talgeber nach den Worten des Kassiers „Still- Delestre, der neben Daniel Defoe als Vordenker richtet. Sie sollten ihre Untergebenen auf die schweigen über den Zinssatz gelobt hatten“. der Sparkassenidee gilt. Ersparniß-Kasse und die Vorteile der Sparsam- Das Kapital, das man aus der Ersparniß-Kasse Die Zielgruppe der Karlsruher Sparkassen- keit aufmerksam machen. erwartete, wurde dringender gebraucht denn je. gründer, „Handwerker, Dienstboten und Taglöh- Doch bis zum Ende des Jahres kam kein einziger ner und Leute dieses Stands“, war daher typisch Kunde. Die allgemeine Notzeit war allerdings für die frühen Sparkassengründungen. Ihnen galt Kein einziger Kunde! nur einer der Gründe. Während das System der die Fürsorge der Regierung, da sie mehr noch Pfandleihe schon vor der Gründung des Leih- als andere Bevölkerungsgruppen, ständigen Ge- So überzeugt wie die Gründer von dem wohl hauses allgemein bekannt war, war die Erspar- fahren ausgesetzt waren: ihre kleinen Erspar- tätigen Nutzen der Anstalt waren, so hoch waren niß-Kasse für die Karlsruher Bevölkerung etwas nisse fielen nicht selten in die Hände von Wuche- ihre Erwartungen als die Ersparniß-Kasse am völlig Neues. Denn die Karlsruher Sparkasse ist rern oder Dieben; oder sie sparten mangels 18. November 1816 offiziell eröffnet wurde. Da die älteste kommunale Sparkasse in Baden. Anleitung und Gelegenheit am Ende gar nichts sie eine Einheit mit dem Leihhaus bildete, waren Vereinzelte Sparkassengründungen hatte und verschwendeten ihr Geld im Wirtshaus oder Verwaltung, Personal und Räume dieselben. Au- es im übrigen Deutschland bereits im 18. Jahr- für unnötigen Luxus. Die einen wie die anderen ßer den 300 Schuldverschreibungen, die man hundert gegeben. In Baden waren vor der „Leih- standen beim Verlust ihrer Arbeit, der stets hatte drucken lassen, mussten kaum Vorberei- haus- und Ersparniß-Kasse“ in Karlsruhe ledig- drohte, ohne einen Kreuzer da. tungen getroffen werden. – Doch es sollte sich lich die Waisenkassen in Salem (1749), Bonndorf All diese Missstände und Gefahren sollte die zeigen, dass es kein guter Zeitpunkt für die (1765) und Heiligenberg (1784) gegründet wor- Ersparniß-Kasse beheben. Eröffnung einer Sparkasse war. den. Im benachbarten Württemberg gab es zu Die Beschränkung auf diese Zielgruppe wur- Schon in den Vorjahren hatten die Kriege, in der Zeit noch gar keine Sparkasse. Die erste Spar- de andernorts jedoch nicht so streng angewandt denen Baden zuerst an der Seite Napoleons und kasse wurde hier erst 1818 in Stuttgart errichtet. wie in Karlsruhe. Andernorts gab es allerdings seit November 1813 in der Allianz gegen Napo- Die potentiellen Sparkassenkunden im fer- auch nicht so viele Vertreter dieser Gruppe wie leon gekämpft hatte, eine allgemeine Teuerung nen Karlsruhe wussten von all diesen Anstalten Bekanntmachung dereinstige Niederlassung, sicher verwahrt wer- in der Residenzstadt. Allein die Zahl der Dienst- verursacht. Das Jahr 1816 jedoch brachte Un sicherlich nichts. Wenn überhaupt, so brachten zur Errichtung der den können. Von dieser Ansicht ausgehend, und boten war von 1801 bis 1814 von 791 auf 2.677 wetter und Überschwemmungen, die auch in der sie mit dem Sparen die großen Karlsruher Bank- Ersparniß-Kasse vom erleichtert durch die bereits in Karlsruhe mit gestiegen. Region um Karlsruhe die gesamte Ernte ver häuser in Verbindung. Vier Bankhäuser zählte die 9. September 1816 Rechnungsband (Ausschnitt) Fortgang errichtete LeihhausAnstalt, mit wel- Dies lag zum einen an der generellen Zu nichteten. Steigende Getreide- und Kartoffel- Stadt vor der Gründung der Ersparniß-Kasse. Vor von 1839. Das cher in Verbindung gesetzt, die ersten Einrich- nahme der Einwohnerzahl, die sich in dieser Zeit preise führten zu einer Hungersnot, so dass der 1800 war das von Heinrich Vierordt geführte Kon- Erstellen der tungskosten und mancher weitere Aufwand um- Rechnung war eine verdoppelte. Zum anderen an dem mit dem Auf- Staat eine Notstandskommission einrichtete, tor der Markgrafen sowie das Bankhaus David der wichtigsten gangen werden können, ist die Errichtung einer stieg zum Großherzogtum noch gewachsenen Preise festlegte, Getreide verteilte und Suppen- Seligmann gegründet worden, nach 1800 folgten Aufgaben des Ersparniß-Kasse in Vorschlag gebracht worden.“ Repräsentationsbedürfnis einer Residenzstadt. küchen für Arme eröffnete. Ernteausfälle und die Bankhäuser von Salomon Haber und Jakob Kassiers. 20 21
1812 – 1839 1812 – 1839 1831 1832 1834 1835 Goethe vollendet In New York fährt die erste Erfindung der berühmten Gründung des Die erste deutsche Eisenbahn Samuel Colt erhält das den Faust II. Teil. Straßenbahn der Welt. Sachertorte in Wien Deutschen Zollvereins verkehrt zwischen Nürnberg Patent für seinen Revolver. und Fürth. Entwurf für das Die Zeiten ändern sich Rathaus von Friedrich Weinbrenner, 1821. Hier Grundriss des Schon 1820 war die Zahl der Kunden auf 123 an- 1. Obergeschosses gestiegen. 105 Einzahlungen erhöhten den Ein- und Schnitt durch lagenbestand auf stolze 5.338,15 Gulden. 1821 den Querbau. waren es schon 153 Einzahlungen und ein Einla- genbestand von 7.767 Gulden. Die Sparkassen idee hatte sich bewährt und der Erfolg gab den Karlsruher Sparkassenpionieren recht. Dies ver- anlasste die Stadtverwaltung, „bei der Erbauung des neuen Gemeindehauses ein neues feuer festes Lokal für dieselbe eigens zu erbauen“. Im Mai 1821 wurde der Grundstein für die Vollendung des Rathauses gelegt, dessen Bau seit 1812 geruht hatte. Nachdem auch die Bau- arbeiten, bei denen die Gewölbe des Leihhauses einzustürzen drohten, glücklich überstanden waren, konnten Kassier Eyth und seine Kollegen im Jahr 1825 endlich mitsamt den Pfändern in repräsentative Räume übersiedeln. Sie befanden Franz Eyth Kusel. Sie alle arbeiteten jedoch mit Summen, wie die Zusicherung, dass das Kapital jederzeit sich im 1. Obergeschoss des nördlichen der bei- (s. Urkunde unten) die sich der Durchschnittskarlsruher nicht ein- zurückgefordert werden konnte, nichts ändern. den Querbauten zwischen den Rathaushöfen war der erste haupt- berufliche Kassier mal vorstellen konnte. Darüber hinaus waren die Verdienstüber- sowie im Nordflügel an der Zähringerstraße. der „Leihhaus- und Es ist nicht verwunderlich, dass die Dienst- schüsse vermutlich doch nicht so hoch, wie sie Der Zugang für die Kunden erfolgte weiter- Ersparniß-Kasse“ boten, Handwerksgenossen und Taglöhner ein die Leihhaus-Commission eingeschätzt hatte. hin über die Zähringerstraße und den hinteren und dem späteren Geschäftsleiter mulmiges Gefühl beschlich, wenn sie nun aufge- Aufgrund dieser optimistischen Einschätzung Rathaushof. Von hier gelangten sie über eine vergleichbar. fordert wurden, ihre mühsam verdienten Gulden hatte man in den Statuten festgesetzt, dass bei Treppe in ein grün gestrichenes „Vorgemach“ an einem öffentlichen Kassenschalter abzuge- der Ersparniß-Kasse nicht jeder beliebige Betrag und weiter in den gemeinsamen Kassenraum von ben und gegen ein Blatt Papier einzutauschen. angenommen werden sollte. Einzahlungen wa- Leihhaus und Ersparniß-Kasse. Ein großes Ma- Denn in der Zeit vor der Einführung des Spar- ren erst ab zehn Gulden möglich. gazin für die Pfänder schloss sich unmittelbar an, hauptberuflich jedoch Verrechner bei der Stadt- Pfandschein für buchs erhielt jeder Kunde für seine Einzahlung Doch mit dieser Auflage hatte die Leihhaus- ein zweites lag im 2. Obergeschoss. Aus feuer- kasse war, konnte die beiden Arbeitsplätze zeit- eine goldene Tabatiere und eine goldene Repetier- laut Statuten einen Schein, die sogenannte Commission entschieden zu hoch gegriffen. La- polizeilichen Gründen trugen die Räume Back lich nicht mehr vereinen. Im März 1818 hatte er uhr, deren Hinterlegung Schuldverschreibung. Auch wenn dieser Schein gen doch die Dienstbotenlöhne in Karlsruhe bei steingewölbe, die auf mächtigen Pfeilern ruhten. daher bereits auf eigene Rechnung einen Gehil- mehrfach verlängert mit etlichen Unterschriften und Stempeln verse- rund 20 Gulden im Jahr. Der Erfolg blieb daher Eiserne Fensterläden und Türen taten ein Üb- fen verpflichtet: Franz Eyth, der seinerseits als wurde. hen war, blieb er doch ein Stück Papier. auch im Folgejahr aus. Gerade mal 16 Sparer wa- riges. Und schließlich gab es noch den Leihhaus- Teilungskommissär beim Stadtamtsrevisorat tä- Dies musste gerade denjenigen, auf die sich ren es, die im Jahr 1817 insgesamt 22 Einzah- wächter, der samt Hund im Vorgemach logierte. tig war. Auf Drängen von Hauer wurde Eyth der Kundenkreis beschränkte und die oft keine lungen in Höhe von 450 Gulden und 6 Kreuzern Bereits 1819 hatte der zunehmende Geschäfts schließlich am 5. Mai 1819 als Leihhauskassier guten Erfahrungen mit obrigkeitlichen Einrich- vornahmen. 1818 waren es 23 Einzahlungen. So betrieb im Leihhaus einen Wechsel in der Stelle eingestellt. Er führte die Geschäfte bis 1853 und tungen gemacht hatten, nicht besonders vertrau- ließ man sich mit der ersten Rechnung für die Er- des Kassiers, der dem späteren Rechner bzw. sorgte mit seinen zahlreichen Eingaben an die enswürdig erscheinen. Für sie blieb der Spar- sparniß-Kasse Zeit bis zum 31. Dezember 1818. D irektor entsprach, nötig gemacht. Der erste Leihhauskommission für eine kontinuierliche strumpf weiterhin die bessere Alternative. Daran Sie ergab gerade mal einen Einlagenbestand von Kassier Christoph Hauer, der die Geschäfte seit Verbesserung und Aufwärtsentwicklung. Die Er- konnten auch die Zinsen in Höhe von 4,5 % so- 656,06 Gulden. der Gründung des Leihhauses versehen hatte, sparniß-Kasse hat „seit den letzten zwei Jahren 22 23
1812 – 1839 1812 – 1839 1837 1838 1839 Erste Kleinkinder-Bewahranstalt Samuel Morse entwickelt Louis J. M. Daguerre erfindet Im Dresdner Münzvertrag wird der Die „Great Western“ Christian F. Schönbein in Karlsruhe eröffnet. den Schreibtelegrafen. das erste fotografische Verfahren. Doppeltaler als gemeinsame Münze überquert als erstes entdeckt das Ozon des Deutschen Zollvereins geschaffen. Dampfschiff den Atlantik. Für jede Einzahlung in ihrem Umfang sehr gewonnen und es scheint, Wohin mit dem Kapital? Der Marktplatz mit dem haben die Kunden der dass das Bestehen dieses so wohltätigen Insti- 1825 vollendeten Rathaus Ersparniß-Kasse eine und der im gleichen Jahr Schuldverschreibung tuts bekannter geworden ist“, konnte Kassier Bereits Ende März 1822 hatte ein Überfluss an errichteten Pyramide. wie diese aus dem Jahr Eyth schon im Geschäftsbericht für 1823 verkün- Geld bei der Leihhauskasse geherrscht, so dass Diese Karte wurde beim 1825 bekommen. Nur den. Aber auch er hatte sicherlich nicht damit ge- „mehrere Tausend Gulden bei der Amortisati- Sparkassenjubiläum 1963 gegen Vorlage des zusammen mit der Fest- rechnet, dass nach den zögerlichen Anfängen der onskasse angelegt werden mussten“. Kapital, schrift überreicht. Formulars wurde der entsprechende Betrag Ersparniß-Kasse das größte Problem der 1820er- das man viel besser für weitere Pfänderdarlehen wieder ausbezahlt. Jahre der Überfluss an Kapital werden sollte. hätte nutzen können. Um das Leihhausgeschäft zu beleben, schlug Kassier Eyth vor, es vor allem für größere Darlehen attraktiver zu machen. Er wies darauf hin, dass aufgrund der Höchstgrenze von 200 Gulden pro Pfand die Einsetzer größerer Pfänder vom Leihhaus ausgeschlossen, weiter- hin auf private Pfandleiher angewiesen und da- mit nach wie vor dem Wucher ausgesetzt seien. Dennoch wurde sein Vorschlag, Pfänder über 200 Gulden anzunehmen, vorerst nicht geneh- migt, wohl aber die vorgeschlagene Senkung der Schreibgebühr für Darlehen über 10 Gulden. Der Erfolg kam prompt: Während das Leihhaus 1822 Darlehen in Höhe von 50.923,52 Gulden auf 8.266 Pfänder vergab; waren es im Jahr 1823 bereits stolze 58.742,53 Gulden, die auf 9.236 Pfänder geliehen wurden. Trotz der Belebung des Leihhausgeschäfts, dass alle Sparguthaben von 200 Gulden und mehr lagemöglichkeiten blickten, die den unteren das Kassier Eyth neben der Senkung der Schreib- zu kündigen seien und künftig darauf zu achten Schichten hier geboten wurden, ihnen selbst je- gebühr vor allem auf den steigenden Luxus zu- sei, dass eine Person nicht mehr als die in der doch verwehrt blieben. Aufgrund der Beschrän- rückführte, wuchs der Kapitalüberschuss weiter, Satzung genehmigten 100 Gulden anlege. Ins- kung des Kundenkreises blieben ganze Bevölke- so dass bald keine privaten Kapitalanlagen zur besondere auf den „Missbrauch“ sollte das Au- rungsschichten, insbesondere die Bürger, per Leihhauskasse mehr angenommen wurden. Wo genmerk gerichtet sein. Viele gehörten nicht Satzung von der Ersparniß-Kasse ausgeschlossen. aber sollte man das Kapital der Ersparniß-Kasse dem eingeschränkten Kundenkreis an und wa- Da für sie auch die großen Banken nicht in Frage künftig sicher anlegen? Das stellte Kassier und ren daher nicht berechtigt. Oder eine Person kamen, waren Beschwerden aus der Bürgerschaft Leihhauskommission vor ein neues Problem. zahlte Ersparnisse unter verschiedenen Namen an der Tagesordnung. Doch die Leitung der Er- Auf 88.610 Gulden hatte sich der Einlagenbe- ein und umging damit die Höchstgrenze. sparniß-Kasse blieb ihrem Gründungsgedanken, stand bis 1827 erhöht. Davon waren über 60.000 Für das Leihhaus wurden im Hinblick auf den bei dem die Fürsorge im Vordergrund stand, vor- Gulden bei den städtischen Kassen angelegt. großen Überschuss der Ersparniß-Kasse nun auch erst treu. Mehr wollte man der Stadt auch nicht anvertrauen, Darlehen für Pfänder bis zu 1.000 Gulden geneh- Erst die Konkurrenz durch die im Jahre 1832 da das städtische Vermögen als Sicherheit in die- migt. Außerdem wurden die zugelassenen Pfän- gegründete Privatspargesellschaft, in der jeder ser Größenordnung nicht ausreichend erschien. der erweitert, so dass ab 1834 erstmals inlän- Mitglied werden konnte, brachte die Ersparniß- Als der Einlagenbestand im Jahr 1829 schließ- dische Staatspapiere beliehen werden konnten. Kasse dazu, sich für alle zu öffnen. Damit brach lich auf 130.565 Gulden von 865 Kunden ange- Mit dem Erfolg der Ersparniß-Kasse wuchs die eine neue Ära für die „Leihhaus- und Ersparniß- wachsen war, beschloss das Innenministerium, Zahl derer, die etwas neidisch auf die Geldan Kasse“ an. 24 25
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1840 – 1892 Eine Sparkasse für alle 1840 – 1892 1840 wurde das Sparbuch eingeführt und die Beschränkung des Kundenkreises wurde aufge- linke Seite: hoben. Ein rasanter Aufschwung der Ersparniß-Kasse war die Folge. 1860 war die Summe der Sparbüchlein der Städtischen erwirtschafteten Überschüsse so hoch, dass erstmals ein Teil für gemeinnützige Zwecke an Ersparniß-Kasse die Stadt ausgeschüttet wurde. 1881 wurde die „Städtische Leihhaus- und Ersparniß-Kasse“ aus dem Jahr 1871 in „Städtische Spar- und Pfandleihkasse“ umbenannt und sie übernahm die 1878 von der Stadt (Innen- und Rückseite). gegründete Schulsparkasse. Karlsruhe im Jahre 1840 – es war die Zeit des lichen Schuldscheine beantragt. Vom Innen späten Biedermeier, Inbegriff für eine idyllische ministerium wurde dies mit der Bemerkung ge- und beschauliche Welt. Aber es kündigten sich nehmigt, dass es sich um eine bloße Formsache bereits grundlegende Veränderungen an. Indus- handle und daher gar keiner Anfrage bedurft trialisierung und Mobilität und mit ihnen ein tief- hätte. Dennoch geschah zunächst nichts. greifender gesellschaftlicher Wandel nahmen Erst 1838 brachte ein Gerichtsprozess Be ihren Anfang. Auch bei der Ersparniß-Kasse gab wegung in die Sache. Der Kassier der Ersparniß- vorherige Doppelseite: es 1840 zwei folgenreiche Neuerungen: die Kasse hatte Geld an einen Betrüger ausbezahlt, Die neue bürgerliche Einführung des Sparbuchs und die Öffnung der da er entgegen der Vorschriften auf eine Legiti- Kundenschicht der Ersparniß-Kasse. Sparkasse für alle Bevölkerungskreise. mation des ihm Unbekannten verzichtet hatte. Das 1882 von Friedrich Laut Statuten war er dazu jedoch verpflich- Kallmorgen gemalte tet. Denn jeder Sparer erhielt „für jedes ange- Bild aus der Kunst- sammlung der Spar Die Einführung des Sparbuchs legte Capital einen auf seinen Namen ausge- kasse Karlsruhe stellten Schuldschein“, der nur an ihn ausbezahlt Ettlingen zeigt eine Acht Jahre zuvor hatte die Leihhauskommission werden durfte. Boccia spielende sonntäglich gekleidete auf Initiative des Kassiers Eyth bereits die Ein- Dies war kein Problem, solange der Kunden- Gesellschaft im Garten führung von Sparbüchern anstelle der bisher üb- kreis überschaubar war und der Kassier die meis- der Kunstschule. 28 29
1840 – 1892 1840 – 1892 1841 1845 1846 1847 1848 1849 Thomas Cook begründet Erstes Patent Eröffnung der Staatlichen Einführung der Dampfschifffahrtslinie Die Nationalversamm- Gründung der ersten die Pauschalreisen. auf Luftreifen Kunsthalle in Karlsruhe zwischen Bremen und New York lung erklärt Schwarz- Kreditgenossenschaften Rot-Gold zu deutschen in Deutschland Bundesfarben. Das Sparbuch ersetzte Sparbuch der „Privat- ab 1840 die Schuld- spargesellschaft“ von scheine: Eine Warnung 1855: Die Einschränkung vor Verlust des Spar- des Kundenkreises buchs und die Statuten bei der Ersparniß-Kasse waren den Seiten für hatte 1832 zur Grün- die Spareinlagen vo- dung des Konkurrenz- rangestellt. § 1 der instituts geführt. Statuten verkündete, dass nun alle Ein wohner als Kunden zugelassen waren. ten Kunden kannte. Nachdem die Zahl der Kun- 8. Februar 1839 der Beschluss, „statt der bishe- die zweite, 1840 eingeführte Neuerung: die Auf- dergleichen Leute. Sparsamkeit ist aber allen den jedoch sprunghaft angestiegen war, konnte rigen der Beschädigung und dem Verlust leich- hebung der Beschränkung des Kundenkreises. Ständen heilsam.“ Er fand großes Echo und das Personal nicht mehr jeden persönlich ken- ter ausgesetzten Schuldscheine Büchlein, wel- kurze Zeit später trafen sich 50 Männer aus dem nen; eine Überprüfung der Identität aber war, chen die Statuten der Ersparniß-Kasse angehängt Beamten- und Geschäftsstand zur Gründung auch aus zeitlichen Gründen, nicht immer mög- sind, auszustellen“. Die Privatspargesellschaft einer Spargesellschaft. lich. Die Ersparniß-Kasse lief nun ständig Gefahr, Ein weiteres Jahr später, am 15. Februar 1840, Alle volljährigen Personen waren als Sparer Geld an Unbefugte auszubezahlen und mit Ent- war es endlich soweit und die Ersparniß-Kasse Seit der Gründung der Ersparniß-Kasse waren willkommen. Mindestens 30 Kreuzer mussten schädigungsklagen bedacht zu werden. Um sie gab das erste Sparbüchlein aus. ausschließlich „Handwerker, Dienstboten und monatlich gespart werden, wobei die Ersparnisse davor zu schützen, wurde bestimmt, dass künf- Woher der Kassier Eyth die Idee für das Spar- Taglöhner und Leute dieses Stands“ als Kunden bei den Sparern zuhause von einem Diener ab- tig jeder, der den Schuldschein vorzeigt, als „Spe- buch hatte, darüber schweigen die Akten. Da sie zugelassen. Beschwerden aus der Bürgerschaft geholt wurden. Weniger kundenfreundlich wa- zialbevollmächtigter des Besitzers“ gelten sollte. ausgerechnet 1832 zur Sprache gekommen ist, waren die Folge und schließlich, im Jahre 1832, ren die Bestimmungen für die Rückzahlung. Ab- Damit wurde die Verantwortung auf den Sparer ist es wahrscheinlich, dass Eyth von den Spar- ein öffentlicher Aufruf des städtischen Beamten hebungen waren nur einmal im Jahr möglich, übertragen. Doch die losen Schuldscheine konn- büchlein der im selben Jahr gegründeten Privat- Karl Friedrich Scholl zur Gründung einer Privat- wobei obendrein der Grund für den Geldbedarf ten leicht verloren gehen oder gestohlen wer- spargesellschaft inspiriert wurde, zumal er im spargesellschaft mit der Begründung: „Die angegeben werden musste. den. Gefahren, vor denen wiederum der Sparer Ausschuss der Gesellschaft saß. öffentliche Ersparniß-Kasse dahier beschränkt Trotz dieser rigorosen Bestimmungen traten geschützt werden musste. Die Lösung für alle Eine weitere unmittelbare Auswirkung der ihren so schönen Wirkungskreis bloß auf Hand schon im ersten Jahr 1.230 Mitglieder der Pri Probleme bot das Sparbuch. Und so erfolgte am Konkurrenz durch die Privatspargesellschaft war werksgenossen, Dienstboten, Taglöhner und vatspargesellschaft bei. Schließlich gab es zu 30 31
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