Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...

Die Seite wird erstellt Gunnar Lauer
 
WEITER LESEN
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig
              Kanu-Abteilung

             Der Lukendeckel * Herbst 2020
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Viel zu tun hatte in diesem heißen Sommer das Mähboot der Stadt um die Oker weiter für
Bootsfahrer offen zu halten. Klimabedingt wuchs besonders der Einfache Igelkolben stark.

 „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ Erich Kästner

Mit Corona hat das Titelbild unserer Herbstausgabe ausnahmsweise mal nichts
zu tun. An Covid-19 waren die 19 Pappeln entlang des Zufahrtweges zum Boots-
haus jedenfalls nicht erkrankt, die jetzt gefällt werden mussten. Mit dem Klima-
wandel könnte ihr vorzeitiges Ableben aber schon etwas zu tun haben. Nach
dem dritten Dürresommer in Folge waren sie jedenfalls durch Schädlinge und
Pilzbefall so geschwächt, dass ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben war…
Corona und Klimawandel—diese beiden nach wie vor ungelösten Riesenproble-
me machen auch uns Kanuten zu schaffen. Wegen des Virus sind Gemeinschafts-
veranstaltungen nach wie vor problematisch und die Folgen der Dürre hat wohl
jeder Wanderfahrer in Form von Wasserknappheit gespürt. Auf der Oker kam es
zudem zu einer starken Zunahme der Verkrautung—auch eine Folge der unge-
wöhnlichen Wärme.

Als wäre das noch nicht genug, haben wir jetzt auch noch ein hausgemachtes
Problem: Wegen mangelnder Unterstützung will Jörg nicht wieder als Vorsitzen-
der kandidieren. Ein Weckruf! Wir sollten ihn ernstnehmen und unsere Haltung
überprüfen: Engagieren oder weiter nur passiv konsumieren? Es liegt an jedem
einzeln von uns. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.    Rüdiger Jacobs

                            Der Lukendeckel * Herbst 2020                                  2
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Liebe Sportfreundinnen                                            Vorstands

und Sportfreunde,                                                     Ecke

„Was ist mit den Arbeitsstunden? We-       Verein, eine Gemeinschaft mit gleichen
gen Corona müsste doch auch die            Interessen. Wir sind kein kommerziel-
Pflichtstundenzahl aufgehoben werden,      les Sportstudio, wo man seinen Beitrag
oder?“ Diese Frage habe ich in den letz-   zahlt und im Gegenzug eine bestimmte
ten Wochen häufiger gehört. Meine          Dienstleistung erwartet, sich ansonsten
Antwort: Ja, wegen der Pandemie sind       aber zu nichts verpflichtet fühlt. Wenn
so gut wie alle Gemeinschaftsveranstal-    wir, wie das Sportstudio, jede Tätigkeit
tungen entfallen, auch der Frühjahrs-      bezahlen müssten, müssten auch die
putz. Das Bootshaus aber war immer         Vereinsbeiträge um ein Vielfaches stei-
zugänglich und wurde genutzt. Dabei        gen.
entstanden natürlich Gebrauchsspuren,      In der Vergangenheit konnten wir uns
abgesehen von den Dingen, die immer        immer auf das aktive Mitwirken einzel-
anfallen. Der Rasen muss gemäht wer-       ner, engagierter Mitglieder verlassen.
den, die Mülltonnen rausgestellt wer-      Das Bootshaus wurde in Eigenarbeit
den, Gänge gefegt, Räume geputzt wer-      gebaut und später renoviert. Ich be-
den.                                       zweifele, dass das heute noch möglich
Arbeit ist also immer da! Eine Liste von   wäre. Aktuell finden wir noch nicht
Aufgaben, die zu erledigen sind, hängt     einmal jemanden, der die Kindergrup-
im Bootshaus aus. Es gibt zum Glück        pe übernimmt, die unser Jugendtrainer
Mitglieder, die sich daran orientieren     Tim aus beruflichen Gründen nicht wei-
und ihren Arbeitsbeitrag leisten. Leider   ter betreuen kann. Und auf meine per
sind es nur relativ wenige. Die Mehr-      Rundmail verschickte „Talentkarte“
zahl derjenigen, die sich mit ihrem Ver-   habe ich bislang null Rückmeldung er-
einsbeitritt auch verpflichtet haben,      halten. Als Abteilungsvorsitzender
jährlich zehn Arbeitsstunden beizutra-     kann ich aber nicht alles allein machen.
gen, halten sich auffällig zurück oder     Ich werde daher nicht noch einmal kan-
fordern sogar offen einen Erlass der       didieren und den Vorsitz mit Ablauf der
Arbeitsverpflichtung, „wegen Corona“.      aktuellen Wahlperiode im nächsten
Aber ein solcher Zusammenhang be-          Januar abgeben. Engagieren werde ich
steht eben nicht. Vielleicht sollte man    mich weiterhin, gern auch über die
noch mal daran erinnern: Wir sind ein      Pflichtstunden hinaus.       Jörg Köppe

                          Der Lukendeckel * Herbst 2020                          3
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Corona-Krise kostet auch den RSV viel Geld
Mindereinnahmen von 4000 Euro bis zum Jahresende befürchtet

Die Corona-Epidemie wird auch für den        so kommt, muss man natürlich abwar-
RSV insgesamt teuer. Betroffen sind alle     ten“, sagte Finger. Immerhin gebe es
Abteilungen des Vereins. Das berichtete      auch Positives zu verzeichnen. So habe
RSV-Vorsitzender Dr. Klaus Finger in der     die Borek-Stiftung wegen der besonde-
ordentlichen Mitgliederversammlung           ren Situation auf Pachtzahlungen für
am 15. Juli.                                 das zweite Halbjahr in Höhe von 1720 €

Wegen der
Abstands-
regeln fand
die ur-
sprünglich
für März
angesetzte
und dann
auf den
Julitermin
verschobe-
ne Ver-
             Die Mitgliederversammlung fand erstmals im Freien vor dem Bootshaus statt.
sammlung
auf dem Bootshausgelände im Freien
                                            verzichtet und darüber hinaus einen
statt. Nach Angaben Fingers sind bei-
                                            Betrag von 5000 € zur Verfügung ge-
spielsweise bei der Fußballabteilung die
                                            stellt. Damit konnte die finanzielle Be-
Kantineneinnahmen stark zurück gegan-
                                            lastung verringert werden, die durch
gen. Keine Spiele, keine Zuschauer und
                                            das unaufschiebbare Fällen der 19 mor-
damit auch keine Einnahmen durch den
                                            schen Pappeln auf dem RSV-Gelände
Getränkeverkauf. Bei der Kanuabteilung
                                            entstanden war. (Siehe dazu den eige-
wurden keine nennenswerten Nut-
                                            nen Beitrag in dieser Ausgabe des Lu-
zungsgebühren mehr eingenommen.
                                            kendeckel).
 Bis zum Jahresende könnten sich die
                                            Obwohl durch das Corona-Virus das
Mindereinnahmen auf bis zu 4000 Euro
                                            sonst rege Vereinsleben wenigstens im
oder mehr summieren. „Ob es wirklich

                           Der Lukendeckel * Herbst 2020                             4
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
ersten Halbjahr weitgehend eingestellt     Tor immer verschließen
werden musste, gab es nach Angaben
des Vereinsvorsitzenden keine Corona-      Die RSV-Fußballer sind in die Punkt-
bedingten Austritte. Die Mitgliederzahl    spielsaison gestartet und dürfen nach
liege seit dem vorigen Jahr wieder         den Corona-Bestimmungen maximal 50
knapp über 500.                            Zuschauer zulassen. Damit das kontrol-
                                           liert werden kann, bitten sie die Boots-
In den Sommermonaten habe das Ver-
                                           hausnutzer darum, das untere Tor bei
einsleben dann wieder etwas Fahrt
                                           Punktspielen immer abzuschließen. Die
aufgenommen. So konnten unter ande-
                                           Spiele finden bis zum 6. Dezember im-
rem die von der Kanuabteilung angebo-
                                           mer sonntags von 10 bis 13 Uhr statt,
tenen „SUP-Schnupperkurse“ für An-         am 4. Oktober auch bis 15:30 Uhr.
fänger im Stehendpaddeln wieder
durchgeführt werden. Der Trainings-
                                           Jugendbetreuer gesucht
und Spielbetrieb ist spätestens nach
dem Ende der Sommerferien ebenfalls        Für die bislang von Tim Schmidt geleite-
wieder aufgenommen worden.                 te Nachwuchsgruppe wird dringend ein
                                           Betreuer gesucht. Die ca. zehn Mäd-
Die sonst üblichen geselligen Veranstal-
                                           chen und Jungen im Alter von bis zu 14
tungen wie Sommer- oder Weinfeste
                                           Jahren wollen vor allem spielerisch ans
werde es in diesem Jahr aber nicht ge-
                                           Kanufahren herangeführt werden. Ein
ben, betonte der RSV-Vorsitzende. Die
                                           gemeinsames Training mit den Slalom-
notwendigen Abstandsregeln könnten
                                           fahrern kommt für diese Gruppe noch
bei derartigen Veranstaltungen aller
                                           nicht infrage. Interessierte melden sich
Erfahrung nach nicht eingehalten wer-
                                           bitte beim Vorstand.
den.

Der Haushaltsplan für das laufende
                                           Kanuten bei Meisterschaft
Jahr, der Corona-bedingte Minderein-
nahmen von 4000 € vorsieht, wurde          Am 10./11. Oktober finden in Zeitz/
von der Mitgliederversammlung ein-         Haynsburg die Deutschen Schülermeis-
stimmig genehmigt. Anmerkungen oder        terschaften im Kanu-Slalom statt. Dabei
Fragen dazu gab es nicht. Zuvor hatte      sind auch zwei RSV-Talente: Minna
die Versammlung dem Vorstand nach          Blume und Kjell Giffhorn. Beide wurden
dem vorherigen Bericht des Kassenprü-      kürzlich schon Norddeutsche Meister
fers Bernd Stapper einstimmig Entlas-      im Mixed- Canadier-2er. Aber die Kon-
tung für das Haushaltsjahr 2019 erteilt.   kurrenz in Zeitz ist natürlich größer.

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                            5
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Arbeitseinsatz mit Schleifpapier und Farbe
Die Türen im Bootshaus sind wieder wie neu—Nachahmer gesucht

Die Liste der Arbeiten im RSV ist so lang   und diese tut der Mensch im Allgemei-
wie meine mit den guten Vorsätzen.          nen ungern.
Manchmal habe ich sogar das Gefühl,
                                            Steffan hatte sich bereit erklärt, alle
dass sie erstaunlicherweise immer län-
                                            Türen im Bootshaus zu streichen. Kon-
ger wird. Dinge, die man sinnvoller-
                                            stanze fühlte sich sofort an ihre Studen-
weise erledigen müsste, erfordern lei-
                                            tenzeit erinnert, wo sie die völlig ka-
der meistens viel Mühe und noch mehr
                                            putte Tür im Studentenheim eigenstän-
Disziplin. Man kann sich aber im Verein
                                            dig abgebeizt hat, um sie ansehnlich zu
„freikaufen“ von diesen Pflichten (das
                                            machen. „Ich mache mit, ich mag das,
hat uns die Kirche früher durch den
                                            mit den Händen zu arbeiten“, sagte sie
Ablass schon vorgemacht). Ist das aber
                                            euphorisch. Steffan besorgte alle nöti-
sinnvoll? Das Geld wird immer ge-
                                            gen Materialien (ein Profi weiß, was er
braucht, das stimmt. Die unbequeme
                                            tun muss) und war bereits um 5:30 Uhr
Arbeit muss trotzdem gemacht werden
                                            auf dem Gelände. Wir schafften es erst
                                            später im Verein zu sein, legten aber
                                            sofort los. Die Türen mussten unter
                                            anderem per Hand mit Schleifpapier
                                            abgeschliffen werden. Steffan war
                                            schon fleißig dabei, Konstanze machte
                                            es ihm nach. Ich schnappte mir den
                                            Besen und befreite ihre Arbeitsplätze
                                            von den Blättern, die der Wind uner-
                                            müdlich mit Vorliebe in die Bootsgänge
                                            reinbläst. Die Wege waren mit viel tro-
                                            ckene Erde bedeckt, die bei der nächs-
                                            ten Windböe an den frischgestrichenen
                                            Flächen kleben bleiben würden und das
                                            wäre schade, also weg damit!

                                            Ich habe alle Tannenzapfen gesammelt
                                            (zwei große Wannen) und nahm mir
Steffan bei der fachgerechten Arbeit.       vor, die Rasenfläche von den herumlie-

                             Der Lukendeckel * Herbst 2020                          6
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
genden Blättern zu
befreien…Das Bü-
cken ist die neue
Sportart, dachte ich
im Stillen. Beim
1267. Blatt wollte
ich gleich im An-
schluss einen Termin
bei der Krankengym-
nastik vereinbaren,
so ungewohnt war
die gebückte Hal-
tung. Zwei volle Sä- Claudia (links) und Konstanze bei ihrem vorbildlichen Einsatz.
cke kamen zusam-
men. Derweil waren die frisch ange-        gerade anzumalen, ist mit einer zittri-
sprayten Schilder trocken und die Zah-     gen Hand fast rekordverdächtigt. Das
len sollten weiß gestrichen werden.        nächste Mal klappt es besser, verspro-
Malen nach Zahlen war schon immer          chen, falls jemand meckern sollte. Kon-
meine Stärke, also nichts wie her da-      stanze und Steffan waren mit dem
mit! Das war aber gar nicht so leicht. Im Streichen der Türen fertig und sichtlich
Nacken saß mir ein beruflicher Termin      zufrieden. Die Nummernschilder wur-
im Anschluss, der Magen hing mir bis zu den montiert und die Papierschilder
den Knien und die Hände zitterten un-      „Frisch gestrichen“ angebracht. Die
kontrolliert. Was ist los? Die Hände       Türen machen echt einen guten, soli-
waren müde, erschöpft, das ist doch        den Eindruck und sind bestens für den
klar! Und nun? Steffan zeigte mir, wie     nahenden Winter gewappnet.
er das machen würde: „So, ganz ein-
                                           Unser kleines Team war super gelaunt
fach. Mach weiter, wenn du magst“.
                                           und dank Steffan, bestens mit allen
Das machte ich auch. Die feinen Linien
                                           nötigen Arbeitsmaterialien ausge-
der Umrahmung weigerte ich mich zu
                                           stattet. Bis auf die SUP-Gruppen war
malen, aber Steffan sagte, dass das bes-
                                           den ganzen Tag niemand gekommen,
ser aussieht und eigentlich kein Prob-
                                           um zu paddeln. Dabei war das Kaiser-
lem sei. Ich machte also weiter, erntete
                                           wetter prädestiniert für eine Paddel-
manchmal etwas Lob, aber auch darin
                                           tour. Bis bald— auf der Oker oder im
muss man viel Erfahrung haben, denn
                                           Verein, denn die Liste ist noch nicht
die kleine Erhebung der Umrahmung
                                           abgearbeitet.          Claudia Bigos

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                            7
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Wettkampf mit Hygieneauflagen
RSV-Kanuten trotzen Corona mit Erfolgen in allen Altersklassen
Training auf der Oker war für die jun-        der Altersklasse K1 Herren ebenso sie-
gen Slalomkanuten des RSV auch schon          gen. Beeindruckend erfolgreich waren
im späten Frühjahr wieder möglich.            alle RSV Jugendstarter: Manon Jentsch
Wettbewerbe dagegen durften wegen             siegte souverän im Kajak 1er der weib-
der Corona-Pandemie lange Zeit nicht          lichen Jugend. Bei der männlichen Ju-
                                                                             gend im K1
                                                                             teilten sich
                                                                             die RSVler
                                                                             die ersten
                                                                             Plätze un-
                                                                             ter sich
                                                                             auf. Lasse
                                                                             Giffhorn
                                                                             gewann
                                                                             vor Johan-
Dreifacherfolg bei der männlichen K1-Jugend: Lasse Giffhorn (oben links),   nes Han-
Johannes Hanson (Bild darunter) und Mart Blume (rechts)
                                                                            son und
                                              Mart Blume. Bei den jüngsten Startern,
ausgetragen werden. Erst Anfang Juli          den Schülern, konnte der RSV ebenso
fand ein erster Wettkampf In Luhdorf/         überzeugen. Mina Blume gewann deut-
Winsen auf der Luhe statt. Unter stren-       lich bei den Schülerinnen A. Ihre Ver-
gen Hygieneauflagen konnten die RSV-          einskameraden Kjell Giffhorn und Han-
Kanuten beweisen, dass sie trotz der          nes von der Osten-Fabeck landeten bei
vorübergehenden Trainingsbeschrän-            den männlichen Schülern A auf den
kungen ihr hohes Niveau halten konn-          Plätzen 3 und 4. Beide waren aber in
ten. In dem technisch anspruchsvollen         Griffweite zu besseren Platzierungen.
Slalomparcours konnte Simon Jentsch
                                              Insgesamt zeigte sich deutlich, dass die
in der stark besetzten Herren K1 Leis-
                                              RSV Slalomkanuten weiterhin zur Leis-
tungsklasse - der Königsdisziplin - gleich
                                              tungsspitze in Niedersachsen zählen -
den ersten Sieg für die RSV Kanuten mit
                                              trotz der besonderen Umstände in die-
Tagesbestzeit einfahren. Sein Vereins-
kamerad Michael Sonntag konnte in
                                              sem Jahr.               Michael Sonntag

                            Der Lukendeckel * Herbst 2020                               8
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Sechs Meistertitel für RSV-Kanuten
Erfolgreich bei den Norddeutschen Meisterschaften in Luhdorf
Mit gleich sechs Meistertiteln und vier     konnte Simon Jentsch mit der Vizemeis-
Zweitplatzierungen sind die Slalomfah-      terschaft überzeugen. Den Titel ver-
rer des RSV von den Norddeutschen           passte er nur wegen einer unglückli-
Meisterschaften im Wildwasserkanusla-
lom zurückgekommen, die am letzten
Septembersonntag in Luhdorf/Winsen
stattfanden. Die Strecke war mit 18
Abwärts- beziehungsweise Aufwärtsto-
ren technisch anspruchsvoll. Die acht
Starter des RSV Braunschweigs erziel-
ten dabei hervorragende Ergebnisse.
                                            Mina Blume (vorn) war die erfolgreichste
Die erfolgreichste RSV Kanutin mit drei
                                            RSV-Kanutin, hier mit Kjell Giffhorn im
Titeln war Mina Blume. Die 13jährige-       Mixed Canadier 2er.
siegte bei den Schülerinnen A im Kajak,
mit ihrem Vereinskamerad Kjell              chen Berührung eines Torstabes, die
Giffhorn im Schüler Mixed-Canadier 2er      ihm zwei Strafsekunden einbrachte.
sowie mit ihrer Partnerin Lilli Jahns aus   Ähnlich stark zeigten sich auch die wei-
Hildesheim im Schülerinnen Canadier         teren Canadier Besetzungen des RSV
2er. Mit dieser beeindruckenden Bilanz      Braunschweig: Manon Jentsch und Las-
fährt sie mit großen Hoffnungen zu den      se Giffhorn fuhren auf den zweiten
deutschen Meisterschaften, die am           Rang im Jugend Mixed-Canadier 2er.
zweiten Oktoberwochenende in Zeitz/         Sein jüngerer Bruder Kjell Giffhorn
Haynsburg auf der Weißen Elster             konnte mit seinem Partner Jonte
stattfinden. In der höheren Altersklasse    Winkler aus Bremen die Vizemeister-
der Jugendfahrer fuhr Manon Jentsch         schaft bei den Schüler Canadier 2er
einen ungefährdeten Sieg ein. Ebenso        feiern. Schließlich konnte im Mann-
siegreich waren Silke Weddig in der         schaftsfahren die Besetzung Mina Blu-
Altersklasse der Damen sowie Michael        me, Mart Blume und Lasse Giffhorn im
Sonntag in der Altersklasse der Herren.     Kajak der Jugend und Junioren mit ih-
Im stark besetzten Feld der Herren K1       rem zweiten Platz einen großen Ach-
Leistungsklasse - der Königsdisziplin -     tungserfolg einfahren. Michael Sonntag

                          Der Lukendeckel * Herbst 2020                                9
Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung - Die Mitgliederzeitung des RSV ...
Übung macht den Meister
Trainingslager für den neuen Slalomnachwuchs in Fürth
In der dritten Augustwoche starteten            natürlich wurde auch fleißig gekentert.
Paul und ich in das erste Trainingslager        Das Wetter spielte Donnerstag und
mit unseren jungen Slalom-
kanuten. Mit dabei waren
Colin, Erik, Felix, Marlene,
Leo und Nils. Leider konn-
ten Fabian und Elias nicht
mitfahren. Richtig toll war,
dass auch alle Eltern mitge-
reist waren, sodass wir zu
einer schönen Gemein-
schaft zusammengewach-
sen sind. Nachdem wir auf
dem Campingplatz „Zur            Gruppenbild mit den Jungkanuten und ihren Eltern. In der
Mühle“ bei Zirndorf alle         hinteren Reihe von links stehen die Trainer Paul und Simon.

Stellplätze eingerichtet
hatten, ging es gleich zur ersten Trai-         Freitag super mit, sodass bei über 30
ningseinheit auf die nahegelegene Sla-          Grad die Kenterungen auch eine will-
lomstrecke der Rednitz.                         kommene Abkühlung waren. Uner-
                                                müdlich sind alle stets wieder einge-
In der ersten Trainingseinheit galt es für
                                                stiegen und das Wort „nochmal“ be-
alle erstmal ein Bootsgefühl zu entwi-
                                                kam eine herausragende Bedeutung.
ckeln: Wie reagiert mein Boot, wie kan-
                                                Nochmal bedeutete täglich 4-6 Stun-
te ich, wie stelle ich die Spitze? Und
                                                den auf dem Wasser. Ganz nach dem
                                                Motto „Übung macht den Meister“.
                                                Schnell merkten alle, wie sich erste
                                                Trainingserfolge einstellten. Hoch mo-
                                                tiviert und voll konzentriert beim Trai-
                                                ning hatten sich am Samstagabend alle
                                                das Freizeithighlight „Palm Beach“ ver-
                                                dient, ein Spaßbad mit Therme in der
 Die Übungsstrecke auf der Rednitz.             Stadt Stein. Nachdem es Samstag na-

                           Der Lukendeckel * Herbst 2020                                  10
Kurz notiert
                                             Wegen Corona hat der Braunschwei-
                                             er Kanuclub BKC seine groß geplan-
                                             te Feier zum 100jährigen Bestehen
                                             absagen müssen. Die für Ende Okto-
                                             ber vorgesehene Lampionfahrt soll
                                             aber stattfinden. Die stimmungsvolle
Kenterübungen gehörten natürlich dazu.       Tour startet am Sonnabend, den
hezu durchgängig regnete, machte             31.10.2020 um 17 Uhr auf dem BKC-
dann auch kentern nicht mehr wirklich        Gelände am Friedrich-Kreiß-Weg
Freude, dafür aber das Rutschen im           gegenüber unserem Bootshaus. Teil-
Schwimmbad. Die Zeit verging viel zu         nehmen dürfen maximal 50 Perso-
schnell und so hieß es am Sonntagmor-        nen, deshalb ist unbedingt eine An-
gen Zelte abbauen und alles wieder           meldung bis zum 20. Oktober erfor-
einladen, um dann zur letzten Trai-          derlich. Anmeldungen bitte per E-
ningseinheit an die Strecke zu fahren.       Mail an Claudia oder Oliver Drews
Nach knapp drei Stunden Training wa-         unter 2.vors@braunschweiger-kc.de
ren endgültig alle erschöpft und nach
                                             Die kleine Vereinsflotte der RSV-
einer letzten gemeinsamen Stärkung
                                             Kanuabteilung wird um ein weiteres
traten alle den Heimweg an. Paul und
                                             Tourenboot erweitert. Der Vorstand
ich hatten viel Spaß und wir hoffen, es
                                             hat dem Kauf eines PE-Einerkajaks
ging auch allen übrigen Teilnehmern
                                             des Herstellers Venture zugestimmt.
ebenso. Als Trainer sind wir stolz auf
                                             Das sehr gepflegte Boot wird von
jeden Einzelnen. Alle haben super mit-
                                             einem RSV-Mitglied angeboten. Der
gemacht und sich toll gesteigert!
                                             Preis ist günstig.
Nun freuen wir uns auf den ersten
                                             Mitteilungen an den Vorstand der
Wettkampf in Lüneburg. Wir bedanken
                                             Kanuabteilung können jetzt prob-
uns herzlich bei allen Eltern für das gro-
                                             lemlos in einen Briefkasten gesteckt
ße Engagement beim Einkaufen, Bröt-
                                             werden, der im Bootshaus platziert
chen schmieren, Geschirr spülen, Boote
                                             ist. Bisher lagen die Infozettel zum
schleppen und so vieles mehr. Vor al-
                                             Teil lose herum.
lem bedanken wir uns für die schöne
gemeinsame Zeit als Gruppe und das           Trotz Corona konnten im Sommer
herzliche Miteinander. Simon Jentsch         die SUP-Schnupperkurse stattfinden.

                          Der Lukendeckel * Herbst 2020                             11
Im Land Fontanes
Die Seen um Neuruppin sind ein ideales Paddelrevier

                                           ziemlich neuen Sanitärräumen sind
Auf der Suche nach einem neuen Pad-        Waschbecken und Duschen in Kabinen
delrevier sind wir nach Studium des        getrennt, so können die Corona-
Jübermann Wasserwanderatlas Berlin/        Abstände eingehalten werden.
Brandenburg auf die Seen um Neurup-

                                                            Die erste Tour führte
                                                            uns durch einen Was-
                                                            serarm über den Tor-
                                                            nowsee zur Bolten-
                                                            mühle, ein gepflegtes
                                                            Restaurant mit schöner
                                                            Gartenanlage. Von dort
                                                            kann man in 20 Minu-
                                                            ten zum Kalksee wan-
                                                            dern, der nur durch
                                                            einen Bach mit dem
                                                            Tornowsee verbunden
Die Seen rund um Neuruppin sind durch Kanäle verbunden.     ist. Eine weitere inte-
pin gestoßen. Der Campingplatz Sten-                        ressante Fahrt geht
denitz am Zermützelsee schien uns von       südwärts  über  den  schmalen Tetzen-
der Lage am besten geeignet, nach           see  und Molchowsee,    wo am Ende die
mehreren Richtungen paddeln zu kön-         Schleuse  Alt Ruppin  eine Weiterfahrt
nen. Er war geöffnet und wir konnten        in den großen  Ruppinsee   ermöglicht.
uns für Mitte Juni anmel-
den.

Die Anfahrt über A39, A2
und Berliner Ring dauert
mit Gespann etwas über 3
Stunden. Durch viel Wald
geht es vom Fontane-
Städtchen Neuruppin an
den einsam gelegenen
Platz. Eine terrassierte
Wiese schließt direkt an
das Seeufer an. In den   Solche Hausboote sieht man häufig über die Seen tuckern.

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                              12
Die Klosterruine ist vom Gudelachsee gut   Beim Fischer in Zippelsförde schmeckt der
über einen Spazierweg zu erreichen.        frisch geräucherte Saibling.

An dessen Nordende gibt es eine Ein-       Lindow zur Klosterruine am Gudelach-
kehr-Möglichkeit mit großer überdach-      see radeln.
ter Terrasse auf einer Landzunge, be-
vor man gestärkt die Rückfahrt antritt.    Das Wetter war herrlich und lud auch
                                           zum Baden vor unserem Campingplatz
 An den Ufern reihen sich die Wochen-      ein. Die Seen sind durch natürliche
endhäuschen mit Bootsstegen anei-          Kanäle, die hier Rhin heißen, verbun-
nander. Es gibt viel zu schauen und        den. Über so einen langen Rhin kommt
Langeweile kommt nicht auf. Man            man nach Zippelsförde, wo sich eine
genießt die Ruhe, denn Motorboote          große Fischzuchtanlage befindet mit
sind nur elektrisch unterwegs. Haus-       Angelmöglichkeit in den Teichen. Na-
boote sind beliebt und tuckern lang-       türlich gibts beim Fischer frisch geräu-
sam dahin. Zwischen den Paddeltou-         cherte Saiblinge und Forellen- ein Ge-
ren haben wir die schöne leicht hügeli-    nuss! Die Woche ging viel zu schnell
ge Landschaft mit unseren Pedelecs         herum und wir beendeten den Aufent-
erkundet .Es gibt ein erstaunlich gutes    halt in der benachbarten Waldschänke
Radwegenetz, asphaltiert und mit           mit Tochter und Enkelin, die uns be-
Knotenpunkten wie in den Niederlan-        sucht haben. Eine Gegend, die man
den. So kann man ca. 20 km nach            auch ein zweites Mal ansteuern könn-
Rheinsberg zum Schloss oder nach           te.                 Brigitte Kähler-Bock

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                             13
Paddeln wie Gott in Frankreich
RSV-Kanuten genossen an der Dordogne Revier und Lebensart

Für nicht wenige RSV-Kanuten ist           Zielgebiet, dem Perigord im Südwesten
Frankreich das Paddelland schlechthin.     Frankreichs, noch unter denen in Nie-
Ein Paradies aus zahlreichen mit Kajaks    dersachsen lagen.
und Canadiern befahrbaren Flüssen
                                            Voller Vorfreude ging es dann am letz-
und anderen Gewässern aller Schwie-
                                            ten Augustwochenende los. Im VW-
rigkeitsgrade. Ulli Sonntag gehört zu
                                            Bus mit dem langen RSV-
                                                        Bootsanhänger und fünf
                                                        Mann an Bord: Neben Ulli
                                                        Sonntag noch Wolli Kom-
                                                        nick, mit 82 Jahren der
                                                        älteste Teilnehmer, mit
                                                        Jens Brüdern, Rüdiger Ja-
                                                        cobs und Eckhard Kruse,
                                                        der auf der Hinfahrt in Bad
                                                        Homburg aufgelesen wur-
                                                        de. Der 6. Mann, Ulli Mar-
Mit diesem VW-Bus der Volkswagen Sportkommunikation
                                                        kurth, konnte krankheits-
war die RSV-Gruppe aus Braunschweig unterwegs.
                                                        bedingt leider nicht
diesen bekennenden Frankreich-Fans.
                                            mitfahren.
Von Ulli stammte auch die Idee, nach
Frankreich und dort an die Dordogne         Nach einer längeren Verzögerung
zu fahren, als es schon Ende des letzten gleich zu Beginn der Fahrt – das Fahr-
Jahres darum ging, ein Paddelziel für       zeug musste wegen Bauarbeiten die A
die Donnerstagsgruppe der RSV-              7 bei Seesen verlassen – kam man flott
Senioren für den Sommer 2020 zu fin-        voran und erreichte am Abend das
den. Auch die Corona-Epidemie und ihr Übernachtungsziel, ein Landhotel in
erster Höhepunkt im März/April änder- der Nähe von Besancon. Die „Ranch“,
te nichts an dieser Planung. Als die        so die Bezeichnung durch die RSV-
Neuerkrankungen im Spätsommer wie- Kanuten, die hier schon mehrfach
der stiegen, beruhigte man sich mit der übernachtet hatten, liegt einsam und
Auskunft, dass die Neuinfektionen im

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                           14
in einer traumhaften
Landschaft oberhalb
des Tales des Flusses
Doubs.

Am nächsten Tag wa-
ren dann noch rund
600 Km zu fahren, bis
der Campingplatz „Les
Ondines“ in Soulliac
erreicht wurde. Hier Fertigmachen zur nächsten Paddeltour auf der Dordogne.
bezogen die Teilneh-
                                         So viel wollten wir nicht paddeln. Es
mer die beiden vorbestellten Wohn-
                                         sollte ja ein genussvolles Kanuerlebnis
hütten. Jeder erhielt ein eigenes, wenn
                                         werden und keine Gewalttour. Außer-
auch recht kleines Schlafzimmer. Eine
                                         dem stand uns ja auch noch der
Küche, eine Dusche und eine beängsti-
                                         Dordogne-Marathon bevor, die traditi-
gend schmale Toilette waren ebenfalls
                                         onsreiche Wettfahrt über 32 Kilometer,
vorhanden. Soulliac ist eine rund 4000
                                         an der wir teilnehmen wollten. So
Einwohner zählende Kleinstadt, die
                                         wählten wir immer einzelne, besonders
                                         sehenswerte Abschnitte aus und lern-
                                         ten dabei das Tal der Dordogne ganz
                                         gut kennen. Unsere kleine Flotte be-
                                         stand aus drei Einerkajaks und einem
                                         Zweier, in dem Ecki und Wolli paddel-
                                         ten.

Entspannt auf der Veranda der Ferienhütte.   Den Auftakt machte am Tag nach unse-
                                             rer Ankunft die 23 Kilometer lange Stre-
ziemlich in der Mitte des landschaftlich     cke von Soulliac nach Groléjac. Zuvor
schönsten Abschnittes der Dordogne           musste der VW-Bus samt Hänger zum
liegt. Die Dordogne entspringt in der        Zielort gefahren werden. Von dort aus
Auvergne, westlich von Clermont-             radelte Ulli mit dem Fahrrad zurück
Ferrand, vereinigt sich vor Bordeaux         zum Startpunkt. Diese Übung sollte ihn
mit der Garonne und mündet dann als          während der gesamten Tour begleiten.
Gironde im Atlantik. Insgesamt ist der       Etwas mühsam zwar, aber dafür erspar-
Fluss 483 Kilometer lang.                    ten wir uns ein zweites Auto. Auf dem

                          Der Lukendeckel * Herbst 2020                           15
Wasser erwarteten uns dann wenig             dabei quer zur Strömung gerät – was
später gleich zwei kräftige Schwälle,        man bei den vielen Leihbootfahrern gut
die mir ordentlich Wasser ins Boot           beobachten konnte, die auch jetzt am
schaufelten. Ich hätte die Spritzdecke       Ende der Saison noch immer zu hunder-
aufziehen sollen. Die nächsten ca. zehn      ten auf dem Fluss unterwegs waren.
Kilometer waren die Ufer unbebaut,           Oft mussten sie dann aussteigen und
der Blick des Kajakfahrers glitt über die    das Boot wieder in die Spur setzen.
schöne Landschaft – wenn er nicht auf        Wir passierten mehrere Felsen, die
den weiteren Flussverlauf fixiert war.       dicht entlang des Ufers aufstiegen und
Denn die Dordogne fordert den Kanu-          erreichten dann den Ort Saint-Julien-de
                                             -Lampon mit seiner breiten Kiesbank
                                             und einem großen kommunalen Cam-
                                             pingplatz. Hier machten wir Rast. Acht
                                             Kilometer weiter flussabwärts erreich-
                                             ten wir unser Tagesziel Grolejac, luden
                                             die Boote auf und fuhren zurück zu un-
                                             serem Basislager, dem Campingplatz
                                             von Souillac.

                                             Der Rest des Tages verging mit Einkau-
                                             fen, Essen vorbereiten und dem an-
                                             schließenden Verzehr desselben auf der
                                             Veranda unserer Dreier-Hütte. Dabei
                                             hielten wir es schon ganz wie die Fran-
                                             zosen: Vorweg ein Pastis als Appetitan-
                                             reger, danach Salat als Vorspeise, den
Der Marktplatz von Sarlat.
                                             Hauptgang aus Bratkartoffeln und Cho-
                                             rizowürsten, anschließend zum Dessert
                                             Käse, Obst und Schokolade. Alles mit
ten immer wieder mit Flachstellen und
                                             viel Genuss und Zeit. Nur das anschlie-
plötzlichen Steinhindernissen heraus.
                                             ßende Abwaschen trübte ein wenig die
Dabei muss man herausfinden, wo das
                                             Stimmung aber wir gewöhnten uns
meiste Wasser fließt und dieser Fließ-
                                             daran und achteten fortan immer da-
bewegung dann folgen. Sonst kann
                                             rauf, keine Berge von schmutzigem
man sehr schnell aufsetzen. Besonders
                                             Geschirr zuzulassen.
unangenehm wird es dann, wenn man

                             Der Lukendeckel * Herbst 2020                        16
Den nächs-
ten Paddel-
tag starteten
wir etwa 17
Kilometer
flussauf-
wärts mit
dem Blick
auf das Ört-
chen Mey-
ronne mit
seinem hüb- Ruhiger Flussabschnitt vor dem Chateau de Beynac.
schen
Schlösschen,
das einst die
Sommerresi-
denz der Bi-
schöfe von
Tulle gewe-
sen sein soll.
Entlang der
Strecke pas-
sierten wir
weitere stil- Unerwartetes aber überwindbares Hindernis beim Booteumtragen.
volle Villen
und Chalets, bevor dann wieder die         Belcastel. Spannender fanden wir
Felsen in den Mittelpunkt unserer Auf-     dann aber die Höhlen in der Felswand
merksamkeit gerieten.                      vor uns. Aus einer strömte ein dün-
                                           ner, aber schneller Wasserstrahl in die
Fast senkrecht erhoben sich die Fels-
                                           Dordogne. Dennoch gelang es mir, mit
wände aus dem Wasser, ein spektaku-
                                           der Spitze meines Kajak in die Höhle
lärer Anblick, den wir allerdings auch in
                                           einzufahren – da hörte ich Stimmen.
anderen Abschnitten noch erleben soll-
                                           Kurz darauf erschien ein Canadier mit
ten. Von links kam dann die Mündung
                                           zwei jungen Frauen an Bord, die – wie
der Ouysse ins Blickfeld, darüber hoch
                                           sich dann herausstellte – aus Franken
auf dem Fels das malerische Chateau de

                        Der Lukendeckel * Herbst 2020                           17
stammten. Um ihr Boot über die Eng-          schaffte es dann im zweiten Anlauf, die
stelle in die Höhle zu bugsieren, waren      Rampe hinaufzukommen. Alles an mir
sie kurz ausgestiegen und hatten den         war natürlich nass. Zum Glück hatte ich
Canadier geschoben. Bemerkenswert            das Handy und das Portemonnaie was-
war der Name des Bootes, der unter-          serdicht verpackt und Wechselkla-
halb des Süllrandes zu lesen war:            motten an Bord. Das Boot war nämlich
„Unsinkbar II“. Zu gern hätten wir er-       nicht gekentert. Es blieb für mich und
fahren, was mit dem Vorgängerboot            auch für die vier Mitpaddler der einzige
geschehen war. Wir paddelten weiter,         unfreiwillige Tauchgang unseres Auf-
unterquerten die Autobahnbrücke und          enthaltes an der Dordogne. Nass von
                                             unten wurden wir allerdings noch
                                             mehrfach. Die Dordogne ist ganz über-
                                             wiegend ein gutmütiger und weitge-
                                             hend zahmer Fluss. Es gibt aber einige
                                             kritische Stellen, bei denen man nicht
                                             trocken davonkommt.

                                             Das gilt auf jeden Fall für die 25 Kilome-
                                             ter lange Strecke zwischen Argentat
                                             und Beaulieu, die wir am sechsten Pad-
                                             deltag bewältigten, diesmal ohne Ulli,
Bootsrutsche bei Beaulieu.
                                             der auf uns aber am Zielort wartete.
dann kam auch schon wieder Souillac          Gleich zu Beginn musste die Strom-
in Sicht. Der Ausstieg erfolgte über eine    schnelle „Malpass“ gemeistert werden.
steile Betonrampe. Jens hielt zwar           Der Fluss trifft hier auf eine Felseninsel
mein Boot fest, dennoch verlor ich           und teilt sich in zwei Arme, die in Stu-
beim ersten Schritt auf die Rampe das        fen über Steinhindernisse schnell ab-
Gleichgewicht und rutschte ins Wasser,       wärts führen. Wir entschieden uns
kam wieder hoch und vollzog dann das,        schon für den harmloser wirkenden
was Ulli später eine „eindrucksvolle         linken Arm, dennoch wurden wir kräftig
Vorführung“ nannte: Ich kippte nach          geduscht, als wir durch die Schwallstre-
hinten über, die Beine hingen kurz in        cke fuhren. Danach ging es aber erst
der Luft und dann war sie vollbracht:        einmal ruhiger weiter. Wir glitten durch
die komplette Rolle rückwärts. Immer-        eine wunderschöne und weitgehend
hin tauchte ich gleich wieder auf, mit       unbebaute Mittelgebirgslandschaft.
Brille und Basecap auf dem Kopf und          Immer mal wieder kündigte lautes Rau-

                             Der Lukendeckel * Herbst 2020                          18
Blick über das Dordognetal von hochgelegenen Dorf Domme aus.

schen eine nächste Stromschnelle an,         Die Region bietet eine Vielzahl von
die in der Regel aber gut zu befahren        attraktiven Ausflugszielen. Unter an-
war. Kurz vor Beaulieu dann die nächs-       derem waren wir in der mittelalterli-
te Herausforderung, das zerfallene Na-       chen Stadt Sarlat und bewunderten
turwehr „Le Battut“. Es ging aber für        die prähistorischen Höhlenmalereien
alle drei Boote gut, allerdings wurden       von Lascaux. Wegen Corona mieden
wir wieder ordentlich nass. Danach           wir ansonsten größere Menschenan-
hätte das große Wehr unsere Weiter-          sammlungen und den Aufenthalt in
fahrt versperrt, aber wir umfuhren das       geschlossenen Räumen. Am Tag vor
Hinderniss über eine Bootsgasse und          der Heimreise überraschte uns dann
einen Seitenkanal. Danach war auch           der Hinweis, dass das Robert-Koch-
diese technisch anspruchsvollste Etap-       Institut die gesamte Region Occitanie,
pe beendet. Wir luden die Boote auf          zu der ziemlich am Rand auch das
und schlenderten durch den schönen           Dordognetal gehört, als Corona-
Ort, der seinen Namen völlig zu Recht        Risikogebiet eingestuft hatte. Also
trägt.                                       Anfruf beim Hausarzt und für die
                                             Rückkehr gleich einen Covid-19-Test
Der Höhepunkt unseres Aufenthaltes
                                             vereinbart. Das Testergebnis war aber
an der Dordogne war sicherlich die Teil-
                                             negativ, was alle Beteiligten natürlich
nahme an dem Dordogne-Marathon
                                             als ziemlich positiv empfanden.
(siehe dazu den gesonderten Bericht).

                        Der Lukendeckel * Herbst 2020                             19
RSV-Kanuten behaupten sich bei Traditionswettbewerb
Teampokal beim Kanuwettbewerb Dordogne-Marathon errungen

Schon mehrfach haben einzelne RSV-            Vom 1er-Kajak bis hin zum Großcana-
Mitglieder in den vergangenen Jahren          dier war alles vertreten, darunter auch
am Dordogne-Kanu-Marathon teilge-             hypermoderne Kunststoffkanus mit
nommen, allerdings bis-
lang nicht als Ver-
einsteam. Das wollten
wir fünf von der Don-
nerstags-
Canadiergruppe jetzt
ändern. Die Teilnahme
an dem traditionsrei-
chen Wettrennen sollte
der Höhepunkt unseres
Aufenthaltes im Tal der
Dordogne Anfang Sep-
tember werden. Dabei
                            Wettbewerbsteilnehmer beim Klarmachen zum Start.
brauchten wir auch ein
wenig Glück, denn die Anmeldefrist im         Auslegern, die pfeilschnell waren. Auch
Internet für den Wettbewerb war schon einige SUP-Boards waren dabei. Der
abgelaufen. Großzügig ermöglichten            Start erfolgte am Wettkampfsonntag
uns die Veranstalter aber auch unsere         um Punkt 11 Uhr unter der Straßen-
verspätete, persönliche Anmeldung.            brücke bei Saint-Julien als Massen-
Vielleicht, weil wir geholfen hatten, als     start. Doch es dauerte nicht lang und
es galt, die Wasserflaschen für die Teil-     das Teilnehmerfeld war schon weit
nehmer aus einem Lieferwagen zu räu-          auseinandergezogen.
men.
                                             „Wir wollten die Strecke möglichst in
Die nach Veranstalterangaben 32 Kilo-       drei Stunden bewältigen“, berichtete
meter lange Wettkampfstrecke führte         später Teamleiter Hans-Ullrich Sonn-
von Saint-Julien bis nach Castelnaud. Es    tag. Am Ende aber schafften es alle vier
gab rund 200 Teilnehmer, die in den         teilnehmenden RSV-Kanuten sogar in
verschiedensten Bootsklassen antraten.      deutlich kürzerer Zeit.

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                            20
Der Lohn für die An-
strengung: Ein Pokal
für das beste auslän-
dische Team. (Wir
waren allerdings auch
das einzige ausländi-
sche Team). In der
Einzelwertung kam
der Kajak-Zweier aus
Braunschweig in der
Besetzung Jens Brü-
dern und Eckehard
Kruse in der Leis-
tungsklasse auf einen Die RSV-Kanuten mit ihrem Pokal vom Dordogne-Marathon.
respektablen 8. Platz.
                                        ments Dordogne am Zielort Castelnaud
In der Freizeitklasse der Kajak-Einer
                                        vorgenommen, unterhalb der imposan-
fuhren Rüdiger Jacobs und Hans-Ullrich
                                        ten Burganlage. Für die 200 teilneh-
Sonntag sogar als Vierter und Fünfter
                                        menden Kanuten und SUP-Paddler
ins Ziel, wenn auch mit deutlichem Ab-
                                        galten die bei Wettkämpfen inzwi-
stand zum siegreichen Kajak. Die Sie-
                                        schen üblichen hygienischen Auflagen.
gerehrung wurde in Anwesenheit des
                                        Wegen der Corona-Epidemie mussten
Präsidenten des Rates des Departe-
                                        Gesichtsmasken unter anderem bei der
                                                   Registrierung, der Getränke-
                                                   ausgabe und von den Ziel-
                                                   richtern getragen werden.
                                                   Auf den Sitzbänken für die
                                                   Zuschauer und in der Warte-
                                                   zeit bis zur Siegerehrung
                                                   musste jeder zweite Sitzplatz
                                                   frei bleiben.

                                                           Für uns RSVler war der Wett-
                                                           bewerb eine tolle Erfahrung
                                                           und Höhepunkt unseres Auf-
Die auflagenstarke Zeitung Sud Ouest berichtete über den
Wettkampf auf der Dordogne.                                enthaltes im Périgord.

                           Der Lukendeckel * Herbst 2020                             21
Canadiertreffen in der Region der Torfstecher
Open Kano Festival in Ossenzijl im niederländischen Nationalpark
Dieses Jahr war schon seltsam. Durch       (OKF) statt, das Treffen der Niederländi-
Corona sind unsere gesamten Paddelak-      schen Kanadierpaddler. Wir hatten viel
tivitäten zum Erliegen gekommen. Kein      Gutes über dieses Treffen gehört und
Saisonauftakt über Ostern, Kringelfieber   hatten letztes Jahr Lude versprochen,
ausgefallen, Holzkanadiertreffen ausge-    2020 dort hinzukommen. Und weil wir
fallen und vor allem unser geplanter 4-    langfristig planen mussten, hatten wir
wöchiger Urlaub in Norditalien im Juni     uns gleich für eine ganze Woche Urlaub
ist an Corona gescheitert. Also keine      entschieden, ohne genau zu wissen,
neuen Bergseen gepaddelt, schnief!         was uns dort erwarten würde.

Unsere ganze Hoffnung fokussierte sich     Stadswandeling
auf den September. Wir hatten eine
                                           Wir kamen Sonntagmittag in Ossenzijl
Woche Urlaub geplant und wollten die
                                           an und trafen an der Rezeption des
in Holland verbringen, genauer gesagt in
                                           Campingplatzes De Kluft gleich Moni-
Ossenzijl. Das ist ein sehr kleiner Ort,
                                           que und Elize, befreundete Paddlerin-
nur unwesentlich größer als Scheppau,
                                           nen, die auch das Treffen organisieren.
mitten in den Niederlanden, mitten im
                                           Mit ihrer Hilfe war der Check-in schnell
Nirgendwo, kurz vor dem Ijsselmeer.
                                           erledigt und sie begleiteten uns zu un-
Hier findet jährlich am zweiten Septem-
                                           serem Stellplatz. Der Campingplatz lag
berwochenende das Open Kano Festival
                                           sehr schön rund um einen Yachthafen.
Kleiner Sprachführer                       Also überall Wasser, überall Boote. Für
Niederländisch - Deutsch                   mich schon ein tolles Ambiente. Und
Stadswandeling      - Stadtbummel          wenn dann noch ein Plattbodenschiff
Turfstekerregion – Torfstecherregion       vorbeikam, war ich besonders glücklich.
                                           In den ersten Tagen war der Camping-
Winkelen – Einkaufen, Shoppen
                                           platz sehr leer, erst ab Donnerstag füll-
Kanoën – Kanu fahren                       te er sich mit den Teilnehmern am OKF.
Boottocht – Bootstour                      Es sollten dieses Jahr etwa 300 werden,
Waterdorp – Wasserdorf                     davon etwa 20% Kinder. Aber wir
                                           hatten erstmal ein paar Tage mit viel
Punter – Kahn mit Plattboden
                                           Ruhe und konnten uns eingewöhnen.
Biggenmarkt – Ferkelmarkt
                                           Ossenzijl liegt im Norden des National-
Rubberlaarzen – Gummistiefel

                        Der Lukendeckel * Herbst 2020                            22
Im Solocanadier auf früheren Torfstecherkanälen im Nationalpark Weeribben-Wieden.

parks Weeribben-Wieden. Dies ist eine        auch Ausflüge in die Umgebung, be-
alte Turfstekerregion. Hier wurde über       suchten das Dorf Sloten und die kleine
Jahrhunderte Torf gestochen und für          Stadt Sneek oder fuhren zum Winkelen
den Abtransport wurden Kanäle und            nach Oldemarkt. Es war hier einfach
Gräben angelegt. Mittlerweile wird hier      schön, die Ortschaften gefielen uns, die
nur noch in extensiver Landwirtschaft        Menschen waren nett und entspannt.
Riet, also Reet angebaut, um damit die
                                             Kanoën
Dächer der Häuser zu decken. Weite
Gebiete des Parks sind sich selbst über-     Wir paddelten regelmäßig, gingen am
lassen und wuchern mit den im sumpfi-        ersten Tag zusammen mit Elize und den
gen Gelände typischen Birken, Sumpf-         Solos aufs Wasser und sie zeigte uns
eschen und Brombeersträuchern zu.            einen kleinen Teil dieses weitläufigen
Eine sehr urwüchsige Landschaft, ein         Paddelreviers. Wir tauschten uns unter
Paradies für Vögel und Heimat für den        Instruktoren aus und gaben uns gegen-
einen oder anderen Fischotter. Manche        seitig Tipps. Schön war es hier! Und
Dörfer in dieser Region waren bis vor        sehr ruhig! Und dann hatten wir auch
kurzem nur über den Wasserweg zu             noch Wasser von oben. Herrlich!
erreichen. Und natürlich machten wir

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                              23
Seit langem fuhren wir in diesen Tagen         Wetter war gut, angenehm warm und
mal wieder Tandem Freestyle und be-            trocken, die Sonne schaute regelmäßig
reiteten uns für den Workshop vor, den         an den Wolken vorbei. Es lag eine herr-
wir am Samstag anbieten wollten. Und           liche Stille über dieser Landschaft und
schnell wurde uns dabei klar, wir sehr         das Paddeln bekam schnell etwas Me-
uns dies die ganzen Monate gefehlt             ditatives. Tiefschürfende Gespräche
hatte!                                         gab es in dieser wunderbaren Natur.
                                                                        Irgendwann ka-
                                                                        men wir nach
                                                                        Kalenberg, ein
                                                                        kleines Water-
                                                                        dorp, das mitten
                                                                        im Nationalpark
                                                                        liegt. Hier luden
                                                                        mehrere Cafès
                                                                        direkt am Ufer
                                                                        zum Verweilen
                                                                        ein, aber wir
                                                                        ließen sie alle
                                                                        links liegen und
                                                                        bogen nach Os-
                                                                        ten ab, aus dem
Dicht bewachsene Ufer begleiteten die Canadierfahrer.                   Ort raus, zurück
                                                                       in die Natur.
Boottocht
                                              Lude hatte geplant, durch einen schma-
Mittwoch kam Lude nach Ossenzijl und
                                              len Kanal nach Norden zurück zu pad-
schlug vor, Donnerstag eine Tour mit
                                              deln. Den Eingang zu dem Kanal fanden
den Solocanadiern zu machen. Gesagt,
                                              wir durch einen Punter versperrt. Also
getan! Wir waren zu sechst: Lude, Theo,
                                              Mütze absetzen, Kopf runter ins Boot
Raoul, Detlev, Tine und ich. Lude wurde
                                              und unter dem Heck des Punter durch-
noch von seinem vierbeinigen Freund
                                              zwängen. Dahinter empfing uns ein
Toma begleitet. Mittags ging es los und
                                              kleiner, gewundener Kanal, der durch
in aller Ruhe paddelten wir erst gen
                                              ein ganz besonderes urwüchsiges Stück
Osten, dann nach Süden durch die
                                              Nationalpark führte. Hier machten wir
schnurgeraden Kanäle. Immer wieder
                                              dann an einer der vielen Rastplätze
gab es Anlegestellen für Paddler. Das
                                              eine Pause für eine zünftige Brotzeit

                          Der Lukendeckel * Herbst 2020                               24
und genossen die wärmenden Sonnen-        Durch 14 Schleusen
strahlen. Es war wunderschön! Lang-
sam paddelten wir anschließend weiter     zum Werbellinsee
und kamen nach einer gefühlten Ewig-
keit wieder am Campingplatz an. Scha-     Mit Faltboot und Canadier (II)
de, dass diese Tour schon zu Ende war!
                                          Über sieben Brücken mussten wir nicht
Biggenmarkt                               gehen. Dafür aber gleich zweimal sie-
                                          ben Schleusen überwinden, bevor wir
Nach und nach füllte sich der Camping-
                                          unser Ziel, den Werbellinsee, endlich
platz mit Paddlern aus den Niederlan-
den, Belgien und Deutschland. Vor         erreichten. Gestartet waren wir mor-
Corona war das Einzugsgebiet größer,      gens von unserem Basislager in Oder-
da waren dann auch Franzosen und          berg an der Alten Oder. Wir hatten den
Engländer zahlreich vertreten. Natür-     Oderberger See durchpaddelt und nah-
lich fanden sich auch viele Mitglieder
unserer Paddelfamilie ein und bald wa-
ren wir in zahlreiche Gespräche verwi-
ckelt, verbrachten lange Abende im
Gespräch mit Freunden vor der Feuer-
schale, probierten Paddel aus und ge-
nossen die Umtriebigkeit des Festivals.
Samstag boten wir einen Workshop für
Tandempaddler an, der mit vier Paaren
ausgebucht war und sehr gut angenom-
                                          In der Lieper Schleuse.
men wurde. Wir hatten viel Spaß mit
den Teilnehmern und hoffentlich auch      men dann Kurs auf das Schiffshebe-
sie mit uns. Das Feedback war jeden-      werk Niederfinow. Während wir dort
falls positiv. Tine unterstützte noch     einmal bergauf und dann wieder berg-
Elize bei ihrem Kinderworkshop. Wir       ab in den riesigen Trögen transportiert
waren zufrieden! Sonntagnachmittag        wurden, hatten wir ausgiebig Zeit, die-
machten wir uns leider wieder auf den
                                          ses technische Wunderwerk zu bestau-
Heimweg. Es war wirklich schön dort
                                          nen. Während das Hebewerk die 36 m
und wir sind uns sicher, dass wir wie-
                                          Höhenunterschied in rund fünf Minu-
derkommen nach Ossenzijl. Aber beim
                                          ten überwindet, dauert der Weg über
nächsten Mal bringe ich mir Rubber-
                                          den Finowkanal wesentlich länger.
laarzen mit, wegen des vielen Wassers!
                                          Schließlich wird die Höhendifferenz
                          Ralf Richter
                       Der Lukendeckel * Herbst 2020                           25
alle noch aus DDR-
                                                               Zeiten zu stammen
                                                               schienen. Neben sol-
                                                               chen Minimotorboo-
                                                               ten sieht man hier
                                                               ansonsten fast nur
                                                               noch Kanus. Deutsch-
                                                               lands älteste künstli-
                                                               che Wasserstraße
                                                               (seit 1620) hat seine
                                                               wirtschaftliche Bedeu-
                                                               tung längst verloren.
                                                               Binnenschiffe gibt es
Vor der Ragöser Schleuse, die 1877 „vollendet“ wurde.          hier keine mehr.
hier mit Hilfe von insgesamt 12 Schleu-
                                              Nach der Lieper Schleuse paddelten wir
sen überwunden, die jetzt alle noch vor
                                              mit unserem kleinen Schleppzug weiter
uns lagen. Weitere zwei sollten dann
                                              auf dem etwas höher gelegenen Kanal,
auf dem Werbellinkanal hinzukommen.
                                              der dadurch einen weiten Blick über
Jetzt aber lagen wir erst einmal vor der      das Oderbruch gestattet. Wir passier-
Lieper Schleuse und warteten zu zweit         ten das Dorf Niederfinow und erreich-
den Gegenverkehr ab. Unser dritter            ten die nächste Schleuse, die Stecher-
Mann war mit dem im Canadier mitge-           schleuse. Gleich dahinter legten wir an
führten Klappfahrrad vorher ausgestie-        einem Campingplatz an. Von dort holte
gen und hatte sich auf den Rückweg            uns Jürgen mit dem Wohnmobil ab. Die
zum Basislager gemacht, um das Wohn-          Nacht verbrachten wir noch einmal auf
mobil nachzuholen. Seinen Falt-               unserem Rastplatz für Wasserwanderer
bootzweier nahmen Werner und ich              in Oderberg. Am nächsten Tag ging es
dann mit unserem Canadier in Schlepp-         dann von der Stecherschleuse aus wei-
tau. Wir versprachen uns davon ein            ter. Wir paddelten durch einen Wald,
schnelleres Vorankommen, als wenn             überwanden die Ragöser Schleuse und
jeder ein Boot einzeln fahren würde.          hatten dann auch schon Eberswalde
Zunächst aber staunten wir über den           erreicht. Die Kreisstadt hat ihre frühere
Gegenverkehr, der jetzt aus der kleinen       Bedeutung als wichtiger Industriestand-
Schleusenkammer kam: Es waren meh-            ort noch nicht wieder erreicht. Die Be-
rere, unfassbar kleine Motorboote, die        triebe der Schwerindustrie wurden

                           Der Lukendeckel * Herbst 2020                            26
nach der Wie-
dervereinigung
abgewickelt,
die großen
Gebäude ste-
hen heute
meist leer und
drohen zu ver-
fallen. Der Ka-
nal führt über-
wiegend direkt
an ihnen vor-
bei.
                  Industrieruine am Finowkanal in Eberswalde.
Drei Schleusen
weiter gerieten wir stark in Zeitdruck.
Wir wussten, dass die Schleuse nur bis
17 Uhr bedient wurde und es war schon
kurz vor der Zeit. Telefonisch konnten
wir aber mit dem Wärter der Schleuse
Wolfswinkel vereinbaren, dass er noch
ein wenig auf uns wartet. Die beiden
danach folgenden Schleusen Heeger-
mühle und Schöpffurth aber mussten
wir umtragen. Mit dem Wohnmobil-
stellplatz in Finowfurt erreichten wir
dann unsere nächste Übernachtungs-
möglichkeit. Als wir uns auf den Weg zu
einem Restaurant machten, fiel uns ein
von der Staatsanwaltschaft im westfäli-
schen Münster versiegeltes Wohnhaus
                                             Kreuzung zweier Verkehrswege: Oben die
auf. Es handelte sich dabei um ein Er-       Bahnlinie, darunter der Finowkanal.
mittlungsverfahren wegen Kindesmiss-
                                             in Niederfinow, stammte aber, wie uns
brauch und Kinderpornografie, das im
                                             der Wirt versicherte, „aus Eberswalde,
Frühsommer für Schlagzeilen gesorgt
                                             also kein Einheimischer.“ Na dann…
hatten. Einer der Verdächtigen wohnte

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                                27
Paella an der Ilmenau
Mit der SUP-Gruppe im Spätsommer nach Lüneburg

Im Februar verabredete sich die SUP-       Paddelfreunde. Emsiges Lagerleben
Gruppe im RSV zu einer Wochenend-          erwartete uns. Und dazwischen wusel-
tour nach Lüneburg. Und dann kam           ten Theo und Helene rum, die immer
Corona und lange war nicht klar, ob        wieder versuchten, einen der Erwach-
diese Tour überhaupt stattfinden konn-     senen zur Kinderbespaßung abzukom-
te. Nachdem sich die Situation im Spät-    mandieren, was ihnen auch in der Re-
sommer etwas entspannte, gab der           gel gelang. Aber dann waren irgend-
Lüneburger KC sein Okay für den Be-        wann alle fertig mit ihren Vorbereitun-
                                                      gen und wir machten uns
                                                      gemeinsam zu Fuß auf in
                                                      die wunderschöne Altstadt
                                                      von Lüneburg. Dort wollten
                                                      wir bei einem uns bekann-
                                                      ten indischen Restaurant
                                                      essen gehen. Der Vorschlag
                                                      löste bei einigen in der
                                                      Gruppe Stirnrunzeln aus,
                                                      aber alle zogen mit. Am
                                                      Ende waren dann alle von
                                                      den leckeren Gerichten
Die RSV-SUP-Gruppe in der Lüneburger Altstadt.        begeistert und wir hatten
                                                      viel Spaß an dem Abend.
such von 10 Personen auf seinem Ver-       Am Samstag war eine Tour auf der
einsgelände. Auf den relativ kurzfristi-   Ilmenau geplant. Die Einsatzstelle liegt
gen Aufruf zu der Wochenendtour gab        zwischen Grünhagen und Bienen-
es dann neun Anmeldungen.                  büttel. Als alle fertig waren, gab es
Auch für Christine und mich war es die     noch ein Gruppenfoto und dann ging
erste Paddeltour in diesem ungewöhn-       es aufs Wasser. Mit dem SUP unter-
lichen Jahr. Freitag am späten Nach-       wegs waren Mareen, Walter, Bernd,
mittag erreichten wir als letzte aus der   Amanda und Tine. Jens fuhr C2 mit
Gruppe das Gelände der Lüneburger          den beiden Kids und ich führte endlich

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                           28
mal wieder meinen Krümel auf
einer Tour aus. Also eine bunt
gemischte Gruppe mit 60 Jah-
ren Altersunterschied. Die
Ilmenau empfing uns mit einer
sehr angenehmen Strömung,
die noch durch leichten Rü-
ckenwind ergänzt wurde. Es
war leicht bewölkt und ange-
nehm warm. Also ideale Bedin-
gungen, gerade für die SUPs.
Alle hatten viel Spaß an dem
abwechslungsreichen Verlauf
der Ilmenau. Immer wieder
Kurven und Kehren, hier und
da mal ein überhängender
Busch, der ein kräftiges Manö-
ver erforderte, das Paddeln
war ein echter Genuss. Bei
Deutsch Evern machten wir
                                   Standup-Paddling im alten Hafenbecken von Lüneburg.
eine ausgiebige Rast und dann
ging es weiter gen Lüneburg. Auf den        Speck für alle in der Paellapfanne und
letzten Kilometern wurde es etwas zäh, der leckere Geruch rief alle auf den
die Strömung ließ im Wehraufstau            Plan. Es gab dann noch eine Diskussion
deutlich nach. Aber dann kamen wir          über die heutige Tour, am Ende ent-
glücklich und zufrieden nach 17 Kilome- schieden wir uns dafür, in die Stadt zu
tern am Bootshaus an und alle waren         paddeln. Es ging also vom Vereinsge-
zufrieden, wenn auch ein wenig müde.        lände los bis zum Wehr. Dort fand an
Abends bauten wir dann die große Pa-        diesem Wochenende die Lüneburger
ellapfanne auf und machten für alle         Regatta statt und dementsprechend
eine herrliche Paella. Wir saßen lange      war auch das Gewusel rund um das
an der gemeinsamen Tafel und ver-           Wehr. Wir stiegen dort aus und trugen
quatschten den Abend. Schön war es          die Boote/Boards ein paar Meter wei-
hier! Am Morgen machte Mareen bei           ter an den Lösegraben. Während die
strahlendem Sonnenschein Rührei mit         Ilmenau westlich davon in die Innen-

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                              29
ren am Ufer angelegt und
                                                      auch ich folgte ihnen. Über
                                                      eine Treppe erklommen wir
                                                      die Straße und fanden di-
                                                      rekt gegenüber eine Eisdiele
                                                      vor, die mit herrlich lecke-
                                                      ren und sehr speziellen Eiss-
                                                      orten aufwartete (z.B. Blut-
                                                      orange/Salbei,      Orange/
                                                      Thymian oder Zitrone/
                                                      Minze). Wir machten uns
                                                      dann auf den Rückweg.
Die RSV-Gruppe unterwegs auf der Ilmenau.
                                                     Anschließend war allgemei-
stadt floss und da aber nicht paddelbar     nes Abbauen und Packen angesagt und
war, setzten wir auf dem östlichen Lö-      um 18 Uhr rollten wir nach und nach
segraben wieder ein. Leider hatte der
Lösegraben an diesem Tag nicht viel
Wasser und so waren die ersten Meter
etwas mühsam. Aber nach einiger Zeit
wurde das Wasser etwas tiefer und alle
konnten wieder normal paddeln. Am
Zusammenfluss von Lösegraben und
Ilmenau schwenkten wir dann wieder
in den Fluss ein und paddelten ihn ge-
gen die Strömung in Richtung Innen-
stadt und alter Hafen.                      Lecker! Die selbstgemachte Paella.

                                            vom Gelände Richtung Braunschweig.
Tine und ich hatten vor einiger Zeit mal
                                            Das gesamte Wochenende hatten wir
ein paar Tage Urlaub in Lüneburg ver-
                                            nur zufriedene und glückliche Gesichter
bracht und als ich damals den Hafen
                                            gesehen. Alle waren froh, in diesen
gesehen habe, ist der Wunsch bei mir
                                            seltsamen Zeiten mal raus zu kommen
entstanden, hier mal zu kringeln. Jetzt
                                            und woanders zu paddeln. Und die Ge-
war die Gelegenheit da und ich tobte
                                            meinschaft in dieser doch so gemisch-
mich unter den Augen von hunderten
                                            ten Gruppe war einfach phantastisch!
Gästen in den Restaurants am Ufer ge-
hörig aus. Mittlerweile hatten die ande-
                                            Gerne wieder!              Ralf Richter

                         Der Lukendeckel * Herbst 2020                           30
19 Pappeln gefällt
Die Bäume drohten umzustürzen

Jahrzehntelang standen sie als halbsei-
tiges Spalier entlang des Zufahrtsweges
vom Werkstättenweg hin zum Boots-
haus. Sie waren gewissermaßen das
grüne Empfangskomitee für alle Besu-
cher und für die RSV-Fußballer zugleich
ein wirksamer Windschutz. Jetzt muß-
ten die 19 hochgewachsenen Pappeln,
die viele Jahre die Optik des Vereinsge-
lände dominierten, gefällt werden. Das
Gutachten des eigens dafür beauftrag-
ten Sachverständigenbüros war eindeu-
tig: „Die Bäume sind aus sachverständi-
ger Sicht wegen Pilzbefall und anderer
Defekte durchweg nicht mehr verkehrs-
sicher.“ Tatsächlich hatte im Juni schon   Die Holzfäller arbeiteten in luftiger Höhe.
ein vergleichsweise harmloser Sturm
eine noch relativ junge Pappel aus der     gehend hohl waren und nur noch von
Baumreihe umstürzen lassen, wobei          ca. zwei Zentimeter starken und gesun-
der Zaun eines der benachbarten Klein-     den Stammrändern aufrecht erhalten
gärten beschädigt wurde. Da der RSV        wurden. „Es war schon fünf nach
als Pächter des Geländes auch für die      zwölf“, beschrieb RSV-Vorsitzender
Verkehrssicherheit verantwortlich ist,     Klaus Finger die Dringlichkeit. Kosten
beauftragte der Vereinsvorstand eine       der Aktion: 11 386 Euro. Immerhin ge-
Spezialfirma mit dem Abholzen der          währte die Versicherung einen Zu-
Pappeln. Die Mitarbeiter der Firma Ar-     schuss von 1 500 € und auch die Borek-
bora-Baumtechnik rückten dann mit          Stiftung als Verpächter zeigte sich groß-
viel Technik an. Innerhalb von drei Ta-    zügig und stellte 5 000 € bereit. Das
gen fällten sie die Pappeln und entfern-   Geld wird dringend für die geplante
ten auch die großen Wurzeln. Dabei         Neuanpflanzung von Sträuchern oder
zeigte sich, dass die Bäume schon weit-    Bäumen an dieser Stelle gebraucht.

                        Der Lukendeckel * Herbst 2020                                    31
Sie können auch lesen