Die neue Liebe zur Autarkie - Einleitung - Stiftung Wissenschaft und Politik

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Die neue Liebe zur Autarkie - Einleitung - Stiftung Wissenschaft und Politik
NR. 18 FEBRUAR 2021                      Einleitung

Die neue Liebe zur Autarkie
Risiken für die deutsche und europäische Exportwirtschaft
Heribert Dieter

In wichtigen Volkswirtschaften zeigt sich eine überraschende und gefährliche
Renaissance protektionistischen Denkens. China, Indien und die USA, die drei
bevölkerungsreichsten Staaten der Welt, haben ihre handelspolitischen Prioritäten
verändert. Präsident Donald Trump warb vehement für den Kauf amerikanischer
Produkte, und sein Nachfolger Joe Biden wird den in der Demokratischen Partei
ohnehin unpopulären Freihandel vermutlich nicht fördern. Der indische Premier-
minister Narendra Modi propagiert nicht nur die Produktion von Waren im eigenen
Land (»Make in India«), sondern setzt inzwischen auf eine weiterreichende Selbst-
versorgung. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat schon 2018 gefordert, die
Abhängigkeit der Volksrepublik von Im- und Exporten zu reduzieren. Und auch
Europa ist keineswegs frei von protektionistischen Reflexen. Der französische Präsi-
dent Emmanuel Macron hält es für notwendig, die Globalisierung anders zu gestalten,
und will weg von ihrer bisherigen auf Liberalisierung drängenden Form. Der Ruf
nach Selbstversorgung ist vielerorts plötzlich wieder populär.

Die SARS-Covid-2-Krise ist keineswegs der        Großer Verlierer dieser Wende werden
Hauptgrund, sondern bestenfalls ein Kata-     die exportorientierten Volkswirtschaften
lysator für die neue Liebe zur Autarkie.      Europas sein. Gerade deutschen Unter-
Wichtigste Triebkraft dieser handelspoliti-   nehmen könnten mittelfristig die Absatz-
schen Wende ist der geopolitische Konflikt    märkte für ihre Produkte ausgehen. Aller-
zwischen China und einer Reihe anderer        dings hat die Handelspolitik der Europäi-
Länder. Die USA ebenso wie Indien wollen      schen Union in den letzten Jahren zu
künftig weniger Handel mit der Volks-         einem gewissen Verdruss an der Globali-
republik treiben. Aber auch Peking selbst     sierung beigetragen. Der partiell protektio-
wendet sich vom Weltmarkt ab und möchte       nistische Kurs der EU hat nicht nur den
früher oder später nicht mehr auf den Im-     Zugang zum europäischen Markt erschwert,
port wichtiger Vorprodukte angewiesen         sondern ihr auch erhebliche Handels-
sein, was insbesondere für Halbleiter gilt.   bilanzüberschüsse eingebracht. Durch das
Versorgungssicherheit hat heute gegenüber     Ausscheiden Großbritanniens, dessen
wirtschaftlicher Effizienz weltweit an Be-    Bilanz im europäischen und außereuropäi-
deutung gewonnen.                             schen Handel seit vielen Jahren Defizite
verzeichnet, wird der merkantilistische         die indische Bevölkerung auf ökonomische
                 Charakter der europäischen Politik noch         Reformen ein und verordnete dem Land
                 deutlicher werden.                              eine deutliche Liberalisierung des Außen-
                                                                 handels. Die Zölle auf Industrieprodukte
                                                                 (einfacher Durchschnitt) sanken von
                 Indien: Zurück zu Gandhi                        82,1 Prozent (1990) auf 7,9 Prozent (2018).
                                                                    Die Erfolge dieses Kurses waren beacht-
                 Noch 2019 galt Indien als eine vielverspre-     lich. Indiens Wirtschaftsleistung wuchs von
                 chende Volkswirtschaft, die dem ökonomi-        270 Milliarden US-Dollar im Jahr 1991 (in
                 schen Entwicklungspfad anderer asiatischer      laufenden US-Dollar) auf 2.869 Milliarden
                 Länder folgen könnte. Die Liberalisierung       US-Dollar 2019. Trotz des starken Bevölke-
                 des Warenhandels hätte in diesem Modell         rungswachstums vervierfachte sich die Pro-
                 eine zentrale Rolle gespielt. Doch dazu wird    Kopf-Wirtschaftsleistung im selben Zeit-
                 es nicht kommen. Die Regierung von Pre-         raum von 576 US-Dollar (in US-Dollar des
                 mierminister Narendra Modi hat 2020             Jahres 2010) auf 2.152 US-Dollar. Gewiss
                 einen drastischen Kurswechsel vollzogen         sind diese Fortschritte nicht ausschließlich
                 und strebt seither eine partielle Abkopp-       auf die Liberalisierungspolitik zurückzu-
                 lung Indiens von den Weltmärkten an.            führen, doch trug der Abbau von Handels-
                 Dabei fällt auf, dass die Begründung für        schranken dazu bei, Millionen von Indern
                 diese handelspolitische Kehrtwende sowohl       mehr Wohlstand zu verschaffen.
                 ökonomische als auch geopolitische Argu-           Allerdings waren die Abkehr von der
                 mente enthält.                                  Importsubstitution und die Hinwendung
                    Protektionistische Handelspolitik hat in     zum Weltmarkt nie unumstritten. Nach
                 Indien eine lange Tradition. Schon Mahat-       Indiens Unabhängigkeit 1947 galt Frei-
                 ma Gandhi (1869–1948) schwärmte von             handel immer wieder als eine Spielart des
                 »Swadeshi«, einer wirtschaftlichen Autarkie     Imperialismus und als Hemmnis für die
                 des Subkontinents. Seine Vision waren           Erlangung völliger Selbständigkeit. Das
                 selbstverwaltete Dörfer, die weitgehend         Land führte lebhafte Debatten über den
                 ohne Außenhandel existieren. Den Ein-           Außenhandel, und regelmäßig zeigten sich
                 wand, eine solche auf Selbstversorgung          dabei protektionistische Reflexe. In der
                 setzende Politik sei ineffizient, wies Gandhi   Welthandelsorganisation WTO gehörte
                 mit dem Argument zurück, wirtschaftliche        Indien schon zu den skeptischen Stimmen,
                 Entwicklung sei mehr als materieller            bevor man sich in jüngster Zeit davon ab-
                 Wohlstand. Ebenso wichtig seien ethische        wandte, die internationale Arbeitsteilung
                 und spirituelle Dimensionen.                    weiter zu vertiefen. Indien war einer der
                    Bis zur großen Wirtschaftskrise des          Hauptgegner der Doha-Runde ab 2001 und
                 Jahres 1991 setzten indische Regierungen        widersetzte sich auch plurilateralen Ab-
                 stets auf handelspolitische Konzepte, die       kommen unter dem Dach der WTO. Lange
                 den einheimischen Produzenten ein hohes         hielten indische Beobachter das eigene
                 Maß an Schutz boten. Indien war mit die-        Land für zu wenig wettbewerbsfähig, um
                 sem Kurs, der sich an »autozentrierter Ent-     mit anderen Volkswirtschaften konkur-
                 wicklung« orientierte, keine Ausnahme           rieren zu können.
                 unter den Entwicklungsländern. Vielmehr            Hinzu kommt, dass Indien besonders im
                 verfolgte das Land eine Handelspolitik, die     reinen Güterhandel chronische Defizite
                 lange Zeit auch andernorts populär war          aufweist. Von 2010 bis 2019 betrug hier das
                 und die im Europa des 19. Jahrhunderts          kumulierte Minus rund 1.542 Milliarden
                 etwa Friedrich List vertreten hatte. Zu Be-     US-Dollar. Die Überschüsse im Dienstleis-
                 ginn der 1990er Jahre erfolgte die Wende.       tungshandel konnten die Defizite im
                 Der damalige Finanzminister und spätere         Warenhandel nur teilweise kompensieren.
                 Premier Manmohan Singh pries die Erfolge        Im genannten Zeitraum betrug das kumu-
                 ostasiatischer Volkswirtschaften, schwor        lierte Defizit im Waren- und Dienstleis-

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tungshandel 850 Milliarden US-Dollar. Per      gigkeit 1947 war dieser Anteil zwar auf
Saldo war Indien bislang durchweg auf          7,5 Prozent gestiegen, aber die Zahl der
Kapitalimporte angewiesen und damit von        Beschäftigten in der Industrie betrug ledig-
den Einschätzungen der Kapitalgeber ab-        lich 2,5 Millionen – bei einer damaligen
hängig. Einige indische Beobachter sehen in    Gesamtbevölkerung von 350 Millionen
dieser Abhängigkeit ein Problem.               Menschen.
                                                  Die Corona-Pandemie war Katalysator
                                               der erneuten Rückbesinnung auf eine Han-
Historisch verwurzelte Skepsis                 delspolitik, die der inländischen Produktion
                                               Vorrang gibt. Premierminister Modi betonte
Indiens Wirtschaftsgeschichte spielt eine      im Mai 2020, Indien müsse auf Selbstversor-
wichtige Rolle, wenn es darum geht, wie        gung setzen. Er skizzierte ein Spannungs-
die Effekte liberalisierten Handels bewertet   verhältnis zwischen einer wirtschaftszent-
werden. Viele Inder haben nicht vergessen,     rierten Globalisierung und einer solchen,
dass die Kolonialmacht Großbritannien den      die auf menschliche Bedürfnisse zielt.
Freihandel just in dem Moment durchsetz-       Indien müsse den Menschen in den Vorder-
te, als deren eigene Textilindustrie dank      grund stellen, nicht ökonomischen Profit.
Einführung mechanisierter Webstühle wett-      Im Mai 2020 lancierte Modi eine Kampa-
bewerbsfähig geworden war. Im frühen           gne, mit der Indiens Selbstversorgung –
18. Jahrhundert hatten indische Textilien      »Atmanirbhar Bharat« – gestärkt werden
noch einen Anteil von 25 Prozent am Welt-      soll. Der Premier pries die Vorzüge einer
textilhandel. Im 19. Jahrhundert jedoch        auf Autarkie setzenden Wirtschaftspolitik;
wuchsen Indiens Importe von britischen         als deren Ergebnis prognostizierte er einen
Textilien rasch an – von 54 Millionen Meter    Zuwachs an »Glück, Zufriedenheit und
Stoff im Jahr 1830 auf 870 Millionen           Selbstbestimmung«. Wie weit Indiens pro-
Meter 1858.                                    tektionistischere Politik reichen soll, ist
   Der Niedergang der indischen Textil-        bislang aber unklar. Modi überlässt es
industrie erwies sich als verhängnisvoll.      seinen Ministern, die Konturen des neuen
Erwerbslos gewordene Weber drängten in         Kurses zu schärfen.
die Landwirtschaft, wo sie für ein Über-          Auf den ersten Blick scheint es, als hätte
angebot an Arbeitskräften und für sinkende     die Regierung Modi schlicht den Reform-
Löhne sorgten. Die gesamte indische Wirt-      eifer ihrer ersten Jahre abgelegt und durch
schaft litt unter den Importen aus Großbri-    eine romantisierende Wende ersetzt, die
tannien. Im 19. Jahrhundert priesen die        zurück zu den handels- und entwicklungs-
britischen Kolonialherren den Freihandel,      politischen Konzepten der 1950er Jahre
was leicht war, weil die Fabriken im Ver-      führen soll. Gewiss gibt es gute Gründe,
einigten Königreich die wettbewerbsfähigs-     etwa bei wichtigen Medizinprodukten nicht
ten der Welt waren. Dagegen hatte Groß-        von ausländischen Lieferungen abhängig
britannien noch im 18. Jahrhundert mit         sein zu wollen. In Indien stehen aber vor
restriktiven Handelsgesetzen (insbesondere     allem geopolitische Überlegungen hinter
dem Calico Act von 1701) den Import von        der restriktiven Handelspolitik. Das Land
Textilien weitgehend verboten und damit        erlebte 2020, wie sich der Konflikt mit
auch die Entwicklungschancen der indi-         China deutlich verschärfte. Bislang haben
schen Mitbewerber verschlechtert.              die Grenzstreitigkeiten im Himalaya nicht
   Der Verfall der indischen Textilbranche     mehr als einige Dutzend Menschenleben
wurde nicht kompensiert durch andere,          gekostet. Aber die indische Regierung hat
neue Industrien. Am Vorabend des Ersten        angesichts der wachsenden Spannungen
Weltkriegs, 1913, lag der Anteil der indus-    beschlossen, die Volksrepublik nicht länger
triellen Produktion an der Wirtschafts-        als potentiellen Bündnispartner, sondern
leistung des Landes gerade einmal bei          als Konkurrenten einzustufen und auf
3,8 Prozent. Zum Zeitpunkt der Unabhän-        unterschiedlichen Ebenen zu bekämpfen.

                                                                                               SWP-Aktuell 18
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Das Konzept einer Entkopplung von China         Wirtschaft zu reduzieren. Zugespitzt for-
                 ist für die indische Regierung somit attrak-    muliert: Es wird Indien schwerfallen, in
                 tiver geworden.                                 seinem Binnenmarkt, der weniger als
                     Bislang waren vor allem chinesische         3 Billionen US-Dollar ausmacht, die glei-
                 Software-Anbieter von Indiens neuer Politik     chen Wachstumseffekte zu erzielen wie
                 betroffen. Mit dem sogenannten digitalen        auf dem etwa 30-mal so großen Weltmarkt.
                 Angriff wurden in zwei Schüben über 260            Indiens Abwendung vom Weltmarkt ist
                 chinesische Apps vom indischen Markt            aber auch deshalb erstaunlich und wenig
                 ausgeschlossen, darunter auch populäre          überzeugend, weil die allgemein zuneh-
                 Anwendungen der Firmen Tencent und              mende Skepsis gegenüber China dem Land
                 Alibaba. Auf Anordnung Neu-Delhis muss-         die Chance böte, sich rascher zu entwi-
                 ten Apple und Google die Apps von ihren         ckeln. Viele Unternehmen warten gerade
                 Servern löschen. Jenseits des Dienstleis-       jetzt auf eine Öffnung Indiens und wären
                 tungshandels ist allerdings auch der Waren-     vermutlich auch bereit, dort massiv zu
                 handel betroffen. Im März 2020 legte die        investieren. Wenn Neu-Delhi chinesische
                 indische Regierung ein industriepolitisches     Anbieter ausschließen möchte, wären bila-
                 Maßnahmenpaket vor, mit dem Anreize             terale Handels- und Investitionsabkommen
                 zur Produktion ausgewählter Güter geschaf-      ein Ausweg. Sowohl ein Freihandelsabkom-
                 fen wurden. Solche »Production-Linked           men mit der EU – wie von Brüssel seit
                 Incentives« (PLI) unterstützen die Schaffung    Jahren angestrebt – als auch eine Freihan-
                 nationaler Produktionsnetzwerke etwa für        delszone mit den Vereinigten Staaten wür-
                 Mobilfunktechnik, Arzneimittel, Autos,          den es Indien ermöglichen, die wirtschaft-
                 Textilien, Akkus, Solartechnik, Stahl und       lichen Beziehungen mit der Volksrepublik
                 nicht zuletzt Lebensmittel.                     zu reduzieren, ohne auf den Nutzen der
                     Schon 2019 entschied Premier Modi,          internationalen Arbeitsteilung verzichten
                 dass Indien darauf verzichtet, sich der Frei-   zu müssen. Ende 2020 verdichteten sich
                 handelszone »Regional Comprehensive             Hinweise aus der Regierungspartei BJP, dass
                 Economic Partnership« (RCEP) anzuschlie-        Neu-Delhi entsprechende Verhandlungen
                 ßen, die von der ASEAN-Gruppe initiiert         mit den USA und der EU aufnehmen
                 wurde. Die Teilnahme Chinas dürfte der          möchte.
                 wichtigste Grund für Neu-Delhis Rückzug
                 gewesen sein. Außenminister Subrahman-
                 yam Jaishankar kritisierte im November          China: Die Freihandelsaversion
                 2020, Indien habe sich in der Vergangen-        der Kaiserreiche
                 heit zu oft von Produkten überschwemmen
                 lassen, die im Ausland produziert und dort      Für den heutigen Besucher Chinas und ins-
                 subventioniert würden. Diese Politik der        besondere seiner Sonderverwaltungszone
                 Offenheit werde nun durch eine Politik er-      Hongkong scheint das Land ein Modell für
                 setzt, die auf Selbstversorgung ziele. Dabei    effiziente Produktion und liberalen Handel
                 tut sich die indische Regierung auch bei        zu sein. Innerhalb von vier Jahrzehnten hat
                 geopolitisch unverfänglichen Akteuren wie       sich die Volksrepublik zur größten Handels-
                 Australien oder Sri Lanka schwer, Handels-      macht entwickelt. 2018 lagen sechs der
                 liberalisierungen zu vereinbaren.               zehn wichtigsten Containerhäfen der Welt
                     Unbeantwortet bleibt bislang die zentra-    in China, rechnet man Hongkong dazu,
                 le Frage, welche ökonomischen Folgen die        waren es sieben.
                 neue Autarkiepolitik hat. Arvind Panaga-           Allerdings ist die Präferenz für Handel
                 riya, früherer G20-Sherpa der Regierung         und Warenaustausch ein sehr junges
                 Modi, lässt Zweifel erkennen, wie die indi-     Charakteristikum der chinesischen Gesell-
                 sche Regierung ihre erklärten Wachstums-        schaft. Mao Zedong setzte nach dem Bruch
                 ziele von 8 bis 10 Prozent pro Jahr erreichen   mit der Sowjetunion in den 1960er Jahren
                 will, ohne das Schutzniveau der nationalen      auf eine selbstbestimmte Entwicklung der

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Volksrepublik (zili gensheng). Für das         schieden sprachen sich die konfuzianischen
kommunistische China war es wichtig, die       Gelehrten gegen Handel mit dem Ausland
wirtschaftliche und politische Abhängigkeit    aus. Einheimische Erzeugnisse reichten
vom Ausland und die Ausbeutung durch           ihnen zufolge aus, um die Bedürfnisse des
die UdSSR und kapitalistische Länder zu        Heimatlandes zu befriedigen. Es sei nicht
reduzieren. Dabei konnte Mao auf wirt-         notwendig, die eigene Produktion durch
schaftspolitischen Traditionen aufbauen,       Waren aus barbarischen Gebieten und weit
von denen die chinesischen Kaiserreiche        entfernten Ländern zu ergänzen. An dieser
über Jahrhunderte hinweg geprägt worden        Stelle zeigen sich überraschende Parallelen
waren.                                         zu späteren Einschätzungen, wie sie etwa
   Der Konfuzianismus zählte handel-           der britische Ökonom John Maynard Keynes
treibende Menschen zum niedrigsten der         vertrat. Er lehnte die in England bis 1914
vier Stände. Den höchsten Stand bildeten       dominierende und danach weiterhin popu-
die Gelehrten, gefolgt von den Bauern und      läre Freihandelsdoktrin ab und plädierte
den Handwerkern. Das geringste Ansehen         für die einheimische Produktion von
hatten jene, die Handel mit dem Ausland        Gütern. 1933 forderte er, man möge »Güter
betrieben, weil sie damit zeigten, dass        im Inland herstellen, wo immer dies ver-
China nicht autark sei. Das wirtschaftliche    nünftigerweise und komfortabel möglich
Denken des Landes unterschied sich bemer-      ist«.
kenswert lange von den Theorien west-             Ähnlich wie in Indien assoziiert man
licher Ökonomen. Der Nutzen einer inter-       auch in China eine liberale Handelspolitik
nationalen Arbeitsteilung wurde dabei          mit Zwängen und traumatischen Erfahrun-
nicht bedacht. Konfuzianische Gelehrte         gen, für die ausländische Mächte verant-
betonten die Rolle der Landwirtschaft, was     wortlich waren. Die Niederlage Chinas in
verständlich ist, bedenkt man deren Bedeu-     den beiden Opium-Kriegen gegen Groß-
tung für Chinas frühe Entwicklung. Schon       britannien (1839–1842 und 1856–1860)
vor über 2000 Jahren setzten sich diese        sowie die Rebellion von Taiping (1851–
Denker mit der Frage nach der Organisation     1864) veranlassten konservative Gelehrte,
der Wirtschaft auseinander. Auf der »Salz-     eine Rückbesinnung auf traditionelle wirt-
und-Eisen-Konferenz« im Jahr 81 v. Chr.        schaftspolitische Konzepte zu fordern.
trugen sie eine Kontroverse aus, deren         Londons Ziel in beiden Opium-Kriege war,
Ergebnisse China bis ins 20. Jahrhundert       die chinesische Regierung zu niedrigeren
prägen sollten.                                Zöllen, weiteren Handelserleichterungen
   Gegenspieler der konfuzianischen Gelehr-    und der Überlassung von Gebieten zu zwin-
ten war Sang Hongyang (152–80 v. Chr.),        gen. Am zweiten Opium-Krieg beteiligte
der am kaiserlichen Hof der Han-Dynastie       sich auch Frankreich. Beide Konflikte dien-
über 40 Jahre lang ein einflussreicher Wirt-   ten aus westlicher Sicht dazu, gegen den
schaftsberater war. Er stammte aus einer       erklärten Willen der kaiserlichen Regierung
Familie von Händlern. Für konfuzianische       der Qing-Dynastie eine liberale Handels-
Gelehrte war schon diese Herkunft ein          politik durchzusetzen.
schwerer Makel. Sang war der erste Denker         Im Einklang mit den traditionellen An-
und Wirtschaftstheoretiker des antiken         sichten, nach denen Kaufleute auf unterster
China, der die Bedeutung von Handel und        sozialer Stufe standen, warnten konserva-
Arbeitsteilung thematisierte. Dies führte      tive Gelehrte im 19. Jahrhundert davor,
am kaiserlichen Hof zu Widerstand, der in      den Handel zu steigern, neue Formen der
besagter Konferenz kulminierte.                industriellen Fertigung zu übernehmen
   Dort vertraten Sangs Widersacher die        oder Eisenbahn und Bergbau einzuführen.
These, dass allein die Landwirtschaft pro-     Solche Schritte könnten die traditionelle
duktiv sei. Die Annahme, auch Handwerk         Ordnung der Gesellschaft untergraben, und
und Handel könnten zum Wohlstand einer         das Ausland habe China ohnehin kaum
Gesellschaft beitragen, lehnten sie ab. Ent-   Wertvolles zu bieten. Nach dem Weltbild

                                                                                             SWP-Aktuell 18
                                                                                              Februar 2021

                                                                                                         5
dieser Denker war internationaler Handel      zepte wiederkehren zu lassen. Er beklagte,
                 allenfalls dazu gut, Ausländern eine Gunst    es sei immer schwerer, Hochtechnologie
                 zu erweisen. China stand demnach im           aus dem Ausland zu beziehen. Wachsender
                 Zentrum einer universellen moralischen        Unilateralismus und Protektionismus ande-
                 Ordnung und hatte als überragendes Vor-       rer Länder zwängen China, auf den Pfad der
                 bild eine Führungsrolle.                      Selbstversorgung einzuschwenken. Xi trug
                    Sehr deutlich sind die Unterschiede        diese Überlegungen in der nordöstlichen
                 gegenüber den wirtschaftspolitischen Para-    Provinz Heilongjiang vor, die im Rostgürtel
                 digmen in Europa, wo sich früh schon          des Landes liegt und einst Ausgangspunkt
                 Handelswege entwickelten und es seit dem      der chinesischen Industrialisierung war.
                 18. Jahrhundert immer stärker zu grenz-          Im Oktober 2020 konkretisierte Xi im
                 überschreitender Arbeitsteilung kam. Zur      Rahmen der fünften Plenarsitzung des
                 Teilnahme an der Globalisierung – eng         19. Zentralkomitees der Kommunistischen
                 ökonomisch definiert als Vertiefung des       Partei seine außenwirtschaftspolitischen
                 Waren- und Dienstleistungshandels sowie       Reformen. Die »doppelte Zirkulation« ge-
                 des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs     nannte Strategie umfasst zwei zentrale
                 – wurde China genötigt, und ihm fehlt         Elemente. Erstens soll China vom Ausland
                 eine lange Tradition liberaler Wirtschafts-   unabhängiger werden, indem es seine in-
                 politik.                                      ländische Produktion und Nachfrage stärkt.
                                                               Zweitens möchte man sicherstellen, dass
                                                               China für internationale Produktionsnetz-
                 Xi auf Maos Spuren                            werke unverzichtbar bleibt. Die Volks-
                                                               republik will sich also von anderen Märk-
                 Es waren die Reformen Deng Xiaopings          ten lösen, während diese von chinesischen
                 Ende der 1970er Jahre, mit denen der Auf-     Lieferungen abhängig bleiben sollen.
                 stieg der chinesischen Wirtschaft begann.     Zugespitzt formuliert: Autarkie ist gut für
                 Deng setzte einen doppelten Traditions-       China, aber nicht für den Rest der Welt.
                 bruch durch. Zum einen gab er die maois-         Offen bleibt, ob es Peking gelingen wird,
                 tische Wirtschaftspolitik auf, indem er       westliche Hochtechnologie vollständig zu
                 Raum für Privatinitiative und marktwirt-      ersetzen. Weder in der Computertechnik
                 schaftliche Elemente zuließ. Zum anderen      noch im Flugzeugbau sind die technologi-
                 überwand er die Aversion chinesischer         schen Hürden trivial, die es dafür zu über-
                 Wirtschaftspolitiker gegen Außenhandel        winden gilt. Gleichwohl hat Xi seine Ab-
                 und grenzüberschreitende Arbeitsteilung.      sicht mehrmals bekräftigt, die Volksrepub-
                 Diese zweite Dimension der Deng’schen         lik von westlichen Importen unabhängig
                 Reformen erscheint noch wichtiger als das     zu machen. Anderslautende Bemerkungen,
                 Zurückdrängen des Staates in der Produk-      etwa beim diesjährigen virtuellen Weltwirt-
                 tion, war die chinesische Wirtschaft zuvor    schaftsforum, wirken vor dem Hintergrund
                 doch jahrhundertelang isoliert und von        von Pekings neuem Fünfjahresplan wenig
                 einer Präferenz für inländische Erzeugung     überzeugend und dienen vermutlich dazu,
                 bestimmt.                                     die chinesische Kurskorrektur zu kaschie-
                    Seit Xi Jinping 2012 an die Spitze der     ren.
                 Kommunistischen Partei Chinas gerückt ist,
                 sucht er die Abhängigkeit der Volksrepub-
                 lik vom Außenhandel wieder zu reduzie-        Hat die EU-Handelspolitik den
                 ren. China ist zwar noch immer die »Werk-     Trend zur Autarkie gefördert?
                 bank der Welt«, doch der Anteil des Exports
                 an seiner Wirtschaftsleistung sank von        Nun drängt sich die Frage auf, ob es neben
                 31 Prozent im Jahr 2008 auf 17 Prozent        geopolitischen Entwicklungen weitere
                 2019. Im November 2018 sah Generalsekre-      Faktoren gibt, die insbesondere Ländern
                 tär Xi die Zeit gekommen, Maos alte Kon-      wie Indien das Interesse an internationaler

SWP-Aktuell 18
Februar 2021

6
Arbeitsteilung vergällt haben. Reagiert man     schüsse der EU-27-Länder. Ohne Groß-
dort auf Entscheidungen an anderen Orten        britannien werden die Überschüsse dieser
der Welt? Tatsächlich könnte die Handels-       Ökonomien entsprechend deutlicher zu
politik der Europäischen Union dazu bei-        Tage treten.
getragen haben, Verdruss über die heutige          Kritiker könnten an dieser Stelle einwen-
Form der Globalisierung entstehen zu las-       den, dass Handelsbilanzüberschüsse an sich
sen. Die Länder der EU propagieren zwar         unproblematisch seien. Doch während dies
liberalen Handel, neigen selbst aber dazu,      für den Handel zwischen OECD-Ländern
ihre Märkte abzuschirmen. Doch haben die        gelten mag, sind Entwicklungsländer in
Europäer das Schutzniveau für die eigenen       einer anderen Lage. Diese Volkswirtschaf-
Ökonomien in den letzten Jahren etwa            ten müssen sich, ebenso wie das Schwellen-
erhöht? Die Messung protektionistischer         land Indien, im Ausland verschulden, um
Politik ist schwierig. Es genügt nicht, Zoll-   eine defizitäre Handelsbilanz auszuglei-
sätze zu betrachten. Eine Rolle spielen etwa    chen. Dadurch entstehen nennenswerte
auch staatliche Beschaffungsprogramme           Kosten. Zudem dämpft ein Handelsbilanz-
und die Präferenzen von Unternehmen wie         defizit die inländische Beschäftigung.
Verbrauchern. Wenn Letztere zum Beispiel        Schon in den 1960er Jahren hat die engli-
bevorzugt landwirtschaftliche Produkte aus      sche Ökonomin Joan Robinson darauf hin-
der näheren Umgebung kaufen und auf             gewiesen, dass ein Handelsbilanzüber-
außereuropäische Importware verzichten,         schuss zu einem Export von Arbeitslosigkeit
dann beeinflusst das die Handelsbilanz,         führt. Die EU-27 hat es in den vergangenen
ohne dass sich an den Zollsätzen und der        Jahren versäumt, ihre Handelspolitik ge-
Politik Brüssels etwas geändert hätte. Auch     mäß dieser Erkenntnis zu gestalten.
bloße Appelle, einheimische Produkte zu            Während sich schon vor der Corona-
erwerben, können sich auf die Handels-          Pandemie kritisch nach den Folgen der EU-
bilanz auswirken.                               Handelspolitik fragen ließ, zeigt sich heute,
   Deshalb ist es sinnvoll, in den Blick zu     dass auch Europa gegen die Verlockungen
nehmen, wie sich die Handelsbilanzen der        der Autarkie keineswegs immun ist. Nicht
EU entwickeln. Die gegenwärtig der Union        vergessen darf man, dass es kein kontinen-
angehörenden 27 Volkswirtschaften erzie-        taleuropäisches Land gibt, in dem der libe-
len seit Jahren erhebliche Handelsbilanz-       rale Handel traditionell so breiten gesell-
überschüsse. Für den Zeitraum von 2012 bis      schaftlichen Rückhalt fand wie in Großbri-
2019 belaufen sich die kumulierten Über-        tannien. Im 19. Jahrhundert galt dort ein
schüsse der EU-27 im außereuropäischen          unbeschränkter Handel als Bürgerrecht und
Handel auf rund 1.442 Milliarden Euro oder      nicht nur als Methode zur Steigerung des
1.730 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet,      Wirtschaftswachstums; es dominierten
dass die Handelspartner der EU-27 entspre-      Freihandelstheorien. Dagegen waren vor
chende Defizite hinnehmen und sich ver-         allem in Frankreich merkantilistische
schulden müssen. Die anhaltenden Über-          Stimmen stets präsenter. In Deutschland
schüsse der EU-27 können dazu führen,           wiederum wurde und wird liberaler Handel
dass sich der Nutzen der internationalen        häufig vor allem als bloßes Mittel betrach-
Arbeitsteilung ungleich verteilt.               tet, um die hier erzeugten Güter besser
   Vor dem Austritt Großbritanniens aus         exportieren zu können. Der Nutzen des
der EU fielen diese Überschüsse weniger         Freihandels für Konsumenten spielt im
auf, weil die dortigen Handelsbilanzdefizite    Vergleich zum Interesse der Produzenten
einen Teil dessen kompensierten, was die        vielfach nur eine untergeordnete Rolle.
kontinentaleuropäischen Volkswirtschaften       Dem Lager der überzeugten Freihändler
an Plus erreichten. Von 2012 bis 2019           innerhalb der EU fehlt nach dem Brexit da-
betrug das kumulierte britische Handels-        her eine gewichtige Stimme.
bilanzdefizit immerhin 485 Milliarden Euro
– gut ein Drittel (34 Prozent) der Über-

                                                                                                SWP-Aktuell 18
                                                                                                 Februar 2021

                                                                                                            7
EU-Protektionismus –                                             Neuordnung der europäischen Handels-
                               der falsche Weg                                                  politik ohnehin opportun. Angesichts der
                                                                                                volkswirtschaftlichen Schäden, die die
                               Wie gesehen, hat es unterschiedliche Grün-                       Corona-Pandemie vor allem in Entwick-
                               de, wenn in den USA, vor allem aber in den                       lungs- und Schwellenländern verursacht,
                               beiden bevölkerungsreichsten Staaten der                         sollte die EU gerade jetzt ihre Handels-
                               Welt wieder das Interesse erwacht, handels-                      politik liberalisieren. Sowohl bei Industrie-
                               politisch auf Selbstversorgung zu setzen.                        gütern als auch im Agrarsektor gibt es eine
                               Für Indien wie China spielen dabei geo-                          Fülle von Optionen zum Abbau von Han-
                               politische Spannungen eine zentrale Rolle.                       delshemmnissen. Die Europäische Union
© Stiftung Wissenschaft        Zugleich greifen beide Staaten auf handels-                      könnte zugleich das handelspolitische Ziel
und Politik, 2021              politische Konzepte zurück, die bereits frü-                     aufstellen, eine ausgeglichene Handels-
Alle Rechte vorbehalten        here Entwicklungsphasen ihrer Ökonomien                          bilanz zu erreichen, und sich selbst Sank-
                               bestimmten.                                                      tionen verordnen, sollten entsprechende
Das Aktuell gibt die Auf-
                                  Für Deutschland ist diese Entwicklung                         Schwellenwerte überschritten werden.
fassung des Autors wieder.
                               problematisch, vor allem was China betrifft.                        Ein falscher Weg wäre es dagegen, die
In der Online-Version dieser   Sollte Peking mit der Strategie heimischer                       protektionistischen Entwicklungen in
Publikation sind Verweise      Produktion erfolgreich sein, dürfte die deut-                    anderen Volkswirtschaften mit eigenem
auf SWP-Schriften und          sche Industrie die besten Jahre ihres China-                     Protektionismus zu kontern. Europa liefe
wichtige Quellen anklickbar.
                               Geschäfts hinter sich haben. Das bisherige                       Gefahr, mit einer solchen Politik die von
SWP-Aktuells werden intern
                               Modell, das Deutschland hohe Beschäfti-                          China, Indien und nicht zuletzt den USA
einem Begutachtungsverfah-     gung und starke Handelsbilanzüberschüsse                         angestoßene Welle weiter zu verstärken
ren, einem Faktencheck und     bescherte, wäre in Frage gestellt. Die deut-                     und die dortigen Rufe nach partieller Autar-
einem Lektorat unterzogen.     sche Wirtschaft müsste sich neu orientieren                      kie zu legitimieren.
Weitere Informationen          und verstärkt auf die europäische Binnen-
zur Qualitätssicherung der
                               und die Nachfrage aus anderen OECD-
SWP finden Sie auf der SWP-
Website unter https://www.     Ländern setzen.
swp-berlin.org/ueber-uns/         Heute fordern einige Stimmen, Europa
qualitaetssicherung/           müsse seine »strategische Autonomie« stär-
                               ken. Ebenso gibt es Appelle, eine Kampagne
SWP
                               zum Kauf europäischer Produkte zu starten.
Stiftung Wissenschaft und
Politik
                               Beobachtet wird schon ein »pandemiegebo-
Deutsches Institut für         rener EU-Protektionismus«. Auch erwartet
Internationale Politik und     man von Brüssels künftiger Handelspolitik,
Sicherheit                     die soziale Lage in den Herkunftsländern
                               von Importen zu berücksichtigen, ebenso
Ludwigkirchplatz 3–4
                               die Effekte der ausländischen Produktion
10719 Berlin
Telefon +49 30 880 07-0        auf den Klimawandel. Die Gefahr ist be-
Fax +49 30 880 07-100          trächtlich, dass mit solchen Maßnahmen
www.swp-berlin.org             eine partielle Abkopplung der EU-27 vom
swp@swp-berlin.org             Weltmarkt verbunden sein könnte. Ver-
                               mutlich wäre es vor allem für die Entwick-
ISSN (Print) 1611-6364
ISSN (Online) 2747-5018
                               lungsländer Afrikas tragisch, sollte die EU
doi: 10.18449/2021A18          künftig dezidiert auf Selbstversorgung
                               setzen.
                                  Gerade weil arme Entwicklungsländer
                               künftig noch stärker auf die EU als Absatz-
                               markt angewiesen sein werden, wäre eine

                               Prof. Dr. Heribert Dieter ist Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Globale Fragen
                               und apl. Professor an der Universität Potsdam.

      SWP-Aktuell 18
      Februar 2021

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