Die Pflege der kranken Leber - was tut der Arzt, und was kann der Patient tun?
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Die Pflege der kranken Leber – was tut der Arzt, und was kann der Patient tun? PD Dr. med. habil. Dominik Huster, Leipzig K.B. www.morbus-wilson.de
Die Pflege der kranken Leber – was tut der Arzt, und was kann der Patient tun? PD Dr. med. habil. Dominik Huster, Leipzig These 1: „Die gesunde Leber braucht keine Pflege und hat große Reserven.“ Die Leber hat viele wichtige Aufgaben: E Energiebereitstellung für den Körper E Entgiftung von Stoffwechselprodukten E Bildung von Blutgerinnungsfaktoren E Beteiligung an der Regelung des Hormongleichgewichts E Beeinflussung des Immunsystems E Aufbau der Muskulatur These 2: „Die richtige Pflege und Therapie der kranken Leber dient dem Wohlbefinden und der Genesung.“ Was macht die Leber krank, und was kann die vor- geschädigte Leber von Morbus Wilson-Patienten noch weiter schädigen? Was kann der Arzt tun? Er findet die Ursachen und versucht, diese Ursachen zu bekämpfen: L Hepatitis B, Hepatitis C: Impfung, Medikamente gegen Hepatitis B und C L Cholestase - Störung des Gallenflusses: (z. B. durch Gallensteine, bestimmte Leber- erkrankungen): Medikamentöse, endoskopi- sche, operative oder sonstige interventionelle Behandlung L Alkoholkonsum: Beratung und Suchtbehand- lung: Alkohol weglassen! www.morbus-wilson.de
L Bestimmte leberschädigende Medikamente: Auswahl sicherer Medikamente L Überernährung/Fettsucht – Fettleber, Fett- leberhepatitis: Gewichtsreduktion, Bewegung, medikamentöse oder interventionelle Therapie L Immunologische Ursachen: Immunsuppressive medikamentöse Therapie L Genetische Ursachen (Morbus Wilson, Hämochromatose, a1-Antitrypsinmangel u.a.): Verschiedene Medikamente zur Therapie des Morbus Wilson, spezielle andere Therapie- möglichkeiten Wenn entsprechende Maßnahmen und Medikamen- te durch den Arzt rechtzeitig eingesetzt werden, führt dies zur Heilung oder wenigstens zur Besse- rung der Erkrankung. Geschieht dies jedoch nicht, führen all diese leber- schädigenden Einflüsse und Ursachen zu einer zunehmenden Schädigung der Leber (z. B. Fibro- sierung - Einbau von Bindegewebe in die Leber). Daraus resultieren schwere Funktionseinschrän- kungen der Leber. Was kann der Patient tun? Der Patient sollte die vom Arzt angeordneten Me- dikamente regelmäßig einnehmen, auf seinen Le- bensstil achten, wie etwa seinen Alkoholkonsum überdenken und bei Übergewicht sein Gewicht reduzieren. Wenn der Patient dies erfolgreich tut, wird sich zumindest eine Besserung der Erkran- kung einstellen. Die Einhaltung der von Arzt und Patient gemeinsam gesetzten Therapieziele im Behandlungsprozess (Adhärenz) hat zur erfolgrei- chen Behandlung chronischer Lebererkrankungen eine hohe Bedeutung. www.morbus-wilson.de
Symptome, Komplikationen und Behandlungs- optionen schwerer Lebererkrankungen Wird eine Lebererkrankung jedoch nicht frühzeitig erkannt oder richtig therapiert, kann es zur fortge- schrittenen Lebererkrankung mit Zerstörung der Leberstruktur (Leberzirrhose) kommen, die nicht mehr reversibel und nur schwer zu therapieren ist. Als Folge arbeitet die Leber nicht mehr richtig, stellt nicht mehr das her, was sie herstellen soll, es entsteht ein Hochdruck in der Pfortader, und die Leber ist nicht mehr gut durchblutet. Im Endsta- dium kann es zu Leberkrebs kommen. Diese Komplikationen treten zum Glück häufig erst nach vielen Jahren ein, so dass sie auch vom Arzt und dem aufgeklärten Patienten frühzeitig erkannt werden können. Aufgrund der Kenntnis der Aufga- ben der Leber können die aus einer Fibrose/Zirrho- se resultierenden Probleme erkannt werden: L Energiebereitstellung für den Körper => mangelnde Energiebereitstellung, Schwäche und Müdigkeit L Entgiftung von Stoffwechselprodukten => Enzephalopathie (= eine allgemeine Gehirn- funktionsstörung), Müdigkeit, neurologische Störungen, Gelbsucht L Bildung der Gerinnungsfaktoren => Gerinnungsprobleme (blaue Flecken, Einblutungen) L Beteiligt an der Regelung des Hormongleich- gewichts => Hormonstörungen z. B. Störungen der Menstruation, Gynäkomastie (Brustent- wicklung bei Männern), veränderter Salz- und Flüssigkeitshaushalt u. a. www.morbus-wilson.de
L Beeinflussung des Immunsystems => Schwächung des Immunsystems mit Be- günstigung anderer Infektionen (schnellere Entwicklung von z. B. Lungenentzündungen,…) L Aufbau der Muskulatur => Abbau der Muskulatur, Kachexie (Kräfteverfall) Weitere Symptome und daraus resultierende Behandlungen bei einer Leberzirrhose L Leberhautzeichen (starke Venenzeichnung auf der Bauchhaut, Ikterus [„Gelbsucht“], dünne Haut, „Lebersternchen“, brüchige Nägel u. a.) L Ösophagusvarizen (Krampfadern in der Spei- seröhre durch den Pfortaderhochdruck) – diese führen oft zu gefährlichen Blutungen. Es gibt inzwischen jedoch sehr gute Therapie- und auch Prophylaxeverfahren, so dass es gar nicht mehr so weit kommen muss. Falls Ösophagus- varizen bereits vorhanden sind, sind regelmäßi- ge endoskopische Kontrollen erforderlich. L Bildung von Bauchwasser (Aszites) - Was man dagegen tun kann: weniger trinken (ca. 1,5l/d), nicht so viel Kochsalz oder salzhaltige Nahrungsmittel essen, Einnahme Wasser/Salz ausscheidender Medikamente, Entnahme (Pa- razentese) des Bauchwassers, bei Infektion des Aszites Gabe von Antibiotika. Durch Schaffung eines künstlichen Umgehungskreislaufes des Blutes um die zirrhotische Leber mit Hilfe des Einsetzens eines kleines Röhrchens (TIPS) zwischen Pfortader und großem Blutkreislauf gehen in der Regel sowohl das Bauchwasser als auch die Krampfadern in der Speiseröhre sehr gut zurück (dieses Verfahren eignet sich nur für ausgewählte Patienten). www.morbus-wilson.de
L Blutungsneigung - Blutplättchen werden zu viel abgebaut, und Gerinnungseiweiße werden nicht mehr ausreichend gebildet. Dies kann man in den meisten Situationen ärztlich gut in den Griff bekommen. L Fehlernährung (Malnutrition) - kann die Pro- gnose einer Leberzirrhose sehr ungünstig beeinflussen. Wenn man zu wenig Kalorien oder Eiweiß aufnimmt, ist die Sterblichkeit an einer Leberzirrhose viel höher. Viel zu viel Eiweiß sollte dennoch nicht zugeführt werden, da sonst die Gefahr einer Enzephalopathie steigt. Es sollte also eine ausgewogene Menge an Eiweiß und anderen Nährstoffen aufgenom- men werden. Mangelernährung begünstigt ferner die Muskelatrophie. Patienten mit einer Leberzirrhose sollten sich ausgewogen ernäh- ren, nahrhaft, flüssigkeitsbilanziert und salz- arm, mit ausreichend Vitaminen und Spuren- elementen, es sollte nichts übertrieben werden. L Knochenstoffwechselstörungen kommen bei vielen Patienten mit Leberzirrhose vor - es kann zu einer Aufweichung des Knochens, einem Abbau der Knochensubstanz oder zu Osteoporose kommen. Folgen können Schmer- zen und Knochenbrüche sein, ausgewogene Bewegung und medikamentöse Therapie wirken den Komplikationen entgegen. L Leberkrebs - begünstigend ist eine Leber- zirrhose. Bei Morbus Wilson wird Leberkrebs jedoch nur sehr selten beobachtet. Patienten mit Leberzirrhose müssen jedoch regelmäßig kontrolliert werden (z. B. mit Sonographien und Tumormarker AFP), um einen möglichen Tumor frühzeitig erkennen und behandeln zu können. www.morbus-wilson.de
L Verminderte Toleranz gegenüber Toxinen - mit der Einnahme von Medikamenten muss strenger aufpasst werden, vor allem leber- schädigende Medikamente sollten nur bei absolutem Bedarf eingesetzt und Noxen (Leberschadstoffe) jeglicher Art (insbesondere größere Alkoholmengen) gemieden werden! Weitere moderne Behandlungsmöglichkeiten einer Leberzirrhose: L Leberersatzverfahren – z. B. „Leberdialyse“. Diese Verfahren können helfen, die Zeit bis zu einer Lebertransplantation zu überbrücken, sie können die Funktionen der Leber jedoch nicht vollständig ersetzen. L Lebertransplantation - wird bei akutem Leber- versagen und dekompensierter Leberzirrhose angewendet. Die Lebertransplantation hat heute eine sehr gute Prognose. Ausblick: Viele Lebererkrankungen einschließlich der Leber- erkrankung bei Morbus Wilson können heute sehr gut therapiert werden. Die vertrauensvolle Zusam- menarbeit von Arzt und Patient und dessen Thera- pietreue sind für eine günstige Prognose von über- ragender Bedeutung. www.morbus-wilson.de
Informationsbroschüre 2011 Herausgeber: Verein Morbus Wilson e.V. Eingetragen im Vereinsregister beim Amtsgericht Rosenheim Internet: www.morbus-wilson.de Autor: PD Dr. med. habil. Dominik Huster FA Innere Medizin/Gastroenterologie Chefarzt Klinik für Gastroenterologie/Onkologie Zentrum für Innere Medizin Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig gemeinnützige GmbH Georg-Schwarz-Straße 49 04177 Leipzig Tel.: 0341 444-3622 Bildmaterial: Aus dem Aufruf des Vereins Morbus Wilson e.V. 2007 „Malen Sie Ihr Bild“ Mein Leben – eine Achterbahnfahrt mit Morbus Wilson, Karin Brummel Gestaltung und Druck: Kainz Werbe GmbH, Kolbermoor Text, Bild und Gestaltungselemente dieser Broschüre sind für den Morbus Wilson e.V. urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheber- rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers und Autors unzulässig und strafbar. www.morbus-wilson.de
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