WUK INFO-INTERN Hülya Çelik auf der Bühne Die Künstlerin Linda Christanell Ein Jahr Jugendcollege Ein Nachruf auf Josef Wais - Das WUK

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WUK INFO-INTERN
     Nummer 4/17
       Oktober

                   Hülya Çelik auf der Bühne
                   Die Künstlerin Linda Christanell
                   Ein Jahr Jugendcollege
                   Ein Nachruf auf Josef Wais

1                                     WUK-INFO-INTERN 1/07 März
INHALT                                                                                                                    EDITORIAL
   Collage I – Methode | Fotogalerie Wien ........................................................ 3                         Liebe LeserInnen!

                                                                                                                             D
   Info- u. Beratungsmesse AusBildung bis 18 | J.Ehrenmüller, W.Bogensperger ... 6                                                     er Sommer neigt sich dem Ende
   Unter uns über uns | Claudia Gerhartl ........................................................ 8                                    zu, das Gänsehäufel schließt bald
                                                                                                                                       seine Pforten, das WUK hin-
   WUK-Generalversammlung am 19.11. | Vorstand ........................................ 9                                    gegen füllt sich wieder, der wilde Wein an
   Ein Jahr Jugendcollege | Susanne Senekowitsch ........................................... 10                              den Fassaden färbt sich, und wir befinden
                                                                                                                             uns mitten in der Sturmzeit. Und zwar
   Auf der Bühne – Hülya Çelik | Jürgen Plank .............................................. 12                              einerseits kulinarisch – statt Prost sagt
   Culture and Sharing Communities – TEH in Pula | Eva Schneidhofer ........ 15                                              man/frau Mahlzeit, die Gläser werden
                                                                                                                             mit der linken Hand gehoben, und es
   WUK-Anlaufstellen .................................................................................. 16                   wird nicht angestoßen (übrigens keine
   Linda Christanell – die Dinge entscheiden selbstständig | Elisabeth Klocker .. 18                                         Ahnung warum, aber wer einen Fehler
                                                                                                                             macht, zahlt die nächste Runde) – ande-
   Werkschau XXII – Robert F. Hammerstiel | Fotogalerie Wien ....................... 21                                      rerseits politisch.
   Josef Wais ist gestorben | Rudi Bachmann ................................................... 22                             Auf meine derzeitige Lieblingsfrage
                                                                                                                             „Wen wählst du am 15. Oktober?“ wissen
   Einmal muss Schluss sein | Erika Parovsky .................................................. 24                           sehr viele noch keine Antwort. Das war
   Europäische Stimmen im WUK – Europavox | Philipp Leeb ........................ 26                                         noch nie so, zeigt aber, wie ratlos viele
                                                                                                                             angesichts der politischen „Performance“,
   Mosaiken statt Wunden | Mani Leik .......................................................... 27                           wie das neuerdings heißt, sind. Strate-
   Pack die Badehose ein – Kunstzelle | Jürgen Plank ...................................... 28                               gien? Hoffnung nicht aufgeben, alles
                                                                                                                             nicht so ernst nehmen, trotzdem wählen
   Dinamo Valencia – Wien | Eva-Maria Schneidhofer ................................... 29                                    gehen – no na – und davon ausgehen,
                                                                                                                             dass wir auch einen politischen Klima-
   Immerda                                                                                                                   wandel irgendwie überstehen werden
                                                                                                                             (müssen).
   WUK-Forum am 12.6., 3.7. und 4.9.| Rudi Bachmann ............................ 30                                            Das WUK bereitet sich nach einem
                                                                                                                             lauen Sommer mit feinen Veranstaltun-
   WUK-Radio ............................................................................................. 30                gen im Hof und einem stürmischen
   Termine, Ankündigungen .......................................................................... 31                      Herbst nicht auf den Winterschlaf vor,
                                                                                                                             sondern zum Beispiel auf die Diskussio-
   Topics ....................................................................................................... 32         nen zu WUK 2020 und die Generalver-
                                                                                                                             sammlung am 19. November, für die üb-
                                                                                                                             rigens noch geeignete KandidatInnen für
                                                                                                                             die Vorstandswahl und für die Rech-
                                                                                                                             nungsprüfung gesucht werden.
                                                                                                                               Und sonst? Es gibt wieder neue Partne-
                                                                                                                             rInnen für WUK Bildung und Beratung,
                                                                                                                             zum Beispiel für das Teilprojekt „Bewei-
                                                                                                                             dung regionaler Trockenrasen“, in dem
   Titelblatt: Im WUK-Hof wird mit den österreichischen Fußballerinnen
   mitgefiebert. Siehe Seite 10 Foto: Niko Ostermann
                                                                                                                             das WUK Projektpartner im Interreg-
                                                                                                                             Projekt 3E Morawa Nature ist. Im Rah-
                                                                                                                             men dieses Projekts werden 50 Bio-
   Beiträge, Ankündigungen: Mit E-Mail (Text- und Bild-Dateien als Bei-                                                      Schafe angeschafft und ein Schäfer einge-
   lage) an infointern@wuk.at. Auf CD, Stick oder Papier ins Info-Intern-                                                    stellt. Das ist doch einmal wirklich etwas
   Postfach im Informationsbüro. Bitte unbedingt Name und Kontaktmög-                                                        Neues, schade, dass wir im Hof keine
   lichkeiten angeben.                                                                                                       Wiese haben, ein paar Schafe, die zwi-
   Gestaltung: Titel und Zwischenüberschriften sollen maximal 30 Zeichen                                                     schen den kleinen und den großen
   haben. Fotos, Zeichnungen und Grafiken immer mit Angabe der/des                                                           WUKtätigen herumlaufen, sich streicheln
   KünstlerIn. Keine Absatz-Formatierungen (nur Fließtext), keine Tabellen                                                   lassen und blöken, das fände ich wirklich
   und keine Formatvorlagen (außer Absatz-Standardschriftart und Standard).                                                  nett!
   Nächster Redaktionsschluss: Montag, 20. November, 17:00 Uhr                                                                 Auf bessere Zeiten!
   Dezember-Ausgabe: Am Donnerstag, 30. November, im Haus                                                                      Claudia Gerhartl

Impressum: WUK-INFO-INTERN. Informations- und Diskussionsorgan. Medieninhaber, Herausgeber: WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, 1090 Wien, Währin-
ger Straße 59 (48° 13‘ 23“ N, 16° 21‘ 04“ O). Redaktion: Claudia Gerhartl, Philipp Leeb, Rudi Bachmann. Gestaltung/Layout: Computer Graphics Assoc. Druck: Robitschek, Wien. GV-Beschlüsse
vom 24.6.1992: 1. Einschränkungen freier Meinungsäußerung: a) bei Verletzung von Rechten bzw. Privatsphären von Personen, b) bei Beschimpfungen, c) bei nicht belegten Anschuldigungen,
d) bei möglichen straf- oder verwaltungsrechtlichen Konsequenzen. 2. Bei strittigen Beiträgen gibt es Gegendarstellungen in derselben Ausgabe. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Mei-
nung der AutorInnen wieder. Über Kürzungen, Titel, Untertitel, Vorspanne, Zwischenüberschriften und andere Ausstattungen entscheidet die Redaktion. Nicht gekennzeichnete Fotos: Redaktion
bzw. Archiv. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Zu 100 % im Eigentum des Vereins WUK. Info-Intern im Netz: www.wuk.at, Das WUK, WUK-Info-Intern
kunst

Collage I – Methode
Ausstellung in der Fotogalerie Wien

D
          en revolutionärsten Moment in       tretender Wesenszug. Stets len-
          der Entwicklung der Malerei         ken die Bilderdrifts auch anar-
          nannte der Dadaist und Dich-        chische, von Zufall und Spiel
ter Tristan Tzara die Erfindung der Col-      getriebene Energien.
lage und meinte damit den fundamen-              Die erste Ausstellung ist der
talen Bruch mit etablierten Formen            Collage als künstlerischer Me-
künstlerischer Repräsentation. In den         thode gewidmet. Ihr konse-
die Collage bestimmenden technischen          quenter Einsatz prägt das Werk
Verfahren, im Kleben (frz. coller), Krat-     der teilnehmenden KünstlerIn-
zen, Schneiden, Reißen, Falten, Montie-       nen. Was bedeuten die Kollisio-
ren, Assemblieren, Dekomponieren usw.         nen und Überlagerungen von
steckt ein radikales Potential. Speisten      Bildfragmenten für unsere
sich die Papiers collés der Kubisten aus      Wahrnehmung? Wie wirken
Gebrauchtem, Verworfenem und dem              sich Eingriffe in das Trägermate-
vermeintlich Banalen, umschwärmen             rial eines Bildes auf seine Inhalte
uns heute die vielfach reproduzierten,        aus?
reformatierten und re-editierten Kopien          In den gezeigten Arbeiten
eines beständig anwachsenden digitalen        werden medienspezifische Ei-
Debris’.                                      genschaften der Fotografie auf
   Der aktuelle Schwerpunkt der Fotoga-       die Spitze getrieben, Ordnungs-
lerie Wien präsentiert in vier Ausstellun-    prinzipien und Handhabungs-
gen ein breites Spektrum an Methoden          weisen von Bildern, Nutzerober-
und Verfahrensweisen der Collage in der       flächen und Archiven werden
zeitgenössischen Foto- und Videokunst.        offengelegt. Dabei sind Opera-       Lilly Lulay: „Liquid Portrait
Sichtbar werden dabei die erzählerischen      tionen des Übersetzens und           fbarchive19012016_0002_Ebene 2“,
                                                                                   2015, Video
und autopoetischen Stärken dieser             Abstrahierens zentral: Überma-
Kunstform ebenso wie ihre Innovations-        lungen und Ritzungen der foto-
kraft als grundlegender, gerade im Ein-       grafischen Oberfläche entziehen Bildern das fotografische Medium selbst hervor-
satz neuer Technologien oder in räum-         ihre Reproduzierbarkeit; eingebaute         bringt, etwa seine Indexikalität und
lich-skulpturalen Erweiterungen zutage        Bildstörungen unterlaufen Effekte, die      Transparenz. Die Installation unter-
                                                                                          schiedlicher Werkstoffe und Medien zu
                                                                                          multiperspektivischen Assemblagen er-
                                                                                          weitert nicht nur gängige Vorstellungen
                                                                                          von der Materialität der Fotografie, son-
                                                                                          dern auch deren Präsentationsformen:
                                                                                          Werk und Umgebung beginnen einan-
                                                                                          der zu unterwandern, die BetrachterIn-
                                                                                          nen werden Teil des Geschehens.
                                                                                            In Astrid Buschs Ausstellungsbeitrag,
                                                                                          einem Ausschnitt aus der Installation all
                                                                                          colors agree in the dark, überlagern sich
                                                                                          unterschiedliche Elemente und Licht-
                                                                                          projektionen zu einer multimedialen In-
                                                                                          szenierung, die in einen Dialog mit dem
                                                                                          Ausstellungsort tritt und die Besuche-
                                                                                          rInnen in neue Räume eintauchen lässt.
                                                                                          Im Zentrum stehen das Licht und seine
                                                                                          Bedeutung für unsere Wahrnehmung
                                                                                          von Raum, Form und Farbe. Für ihre
                                                                                          Collagen arrangiert Busch unterschiedli-
                                                                                          che Materialien, darunter Versatzstücke
     Paul Albert Leitner: „Flag of Art“,   2016, Collage                                  aus Kunst und Alltag, zu leuchtenden

WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                                     33
kunst

                                                                                        seine invertierte und zugleich gestürzte
                                                                                        oder gespiegelte Doppelung hinzuge-
                                                                                        fügt, indem die zumeist identen Auf-
                                                                                        nahmen eines Farbnegativfilms einer-
                                                                                        seits und eines Diapositivfilms anderer-
                                                                                        seits aufeinander geklebt werden; dieses
                                                                                        „Sandwich“ wird dann im Labor vergrö-
                                                                                        ßert. Die so entstandenen Bilder mögen
                                                                                        realen Vorbildern ähneln, durch die
                                                                                        Überlagerung einander zuwiderlaufen-
                                                                                        der Perspektiven verweigern sie sich aber
                                                                                        eindeutigen Lesarten und entziehen sich
                                                                                        zudem der Erinnerbarkeit.
                                                                                          Als „Anhänger der Alles-hat-mit-Al-
                                                                                        lem-zu-tun-Theorie“, der „Ausschwei-
                                                                                        fung und Papier“ liebt, bezeichnet sich
                                                                                        Paul Albert Leitner. Kein Motiv, das es
                                                                                        nicht gibt im über gut dreißig Jahre an-
                                                                                        gewachsenen Oeuvre des Flaneurs und
                                                                                        Sammlers von Fotofundstücken, wel-
             Anna Vogel: „Ignifer V“, 2012, Pigment-Print, MDF, 26 x 36 cm              ches bei aller Universalität eine unver-
                                                                                        wechselbar subjektive Bildsprache aus-
                                                                                        zeichnet. Betitelt, datiert und mit Film-
Assemblagen, die sie anschließend foto-       ren und den Akt der Bildbetrachtung       und Bildnummern versehen, erinnern
grafisch ins Bild setzt. Ein Schreiben mit    bewusst erfahrbar machen. In Heiders      Leitners Collagen-Stillleben an Kartei-
Licht, das immersive Qualitäten entfal-       performativen Faltungen überformen –      karten. Sie präsentieren die auf Karton
tet und zugleich die In-Szene-Setzung         wie in den ursprünglichen Motiven, den    geklebten Fotografien als Teil eines uni-
von Kunst reflektiert.                        Reformkleidern der Wiener Werkstätte      versellen Bezugssystems, das einen stetig
  Vincent Delbroucks wild-bunte, an-          – innovative Schnitte überkommene Re-     anwachsenden Fundus neuer Bezüge
archisch anmutende Wandcollagen und           präsentationen und dekorative Muster.     und Möglichkeiten birgt: eine Art archi-
Bücher schöpfen aus dem intensiven Er-          Die Arbeiten Herbert Hofers unter-      varischer Weltaneignung, die das inter-
leben von Orten und Landschaften
ebenso wie aus Lektüren. In ihnen ver-
binden sich Bild- und Textfragmente
persönlicher Obsessionen mit gefunde-
nen Objekten und Fiktionen zu gemäl-
deartigen Erzählungen, deren Bindemit-
tel die Farbe ist. Um Chaos, Unordnung
und Weltfülle einzufangen, arrangiert
Delbrouck seine Bilder zu rhizomarti-
gen Konstellationen, die nicht linear les-
bar sind, sondern traumartig, intuitiv
und zyklisch funktionieren. Das „Ergeb-
nis einer einfachen Auseinandersetzung
mit einem Zustand der Verrücktheit der
Wirklichkeit ohne die üblichen Codes,
Hierarchien, Raster“ (Delbrouck).
  In der Serie Wiener Werkstätte verar-
beitet Caroline Heider Modeaufnah-
men der 1920er-Jahre von Madame
d’Ora (Dora Kallmus) und Arthur
Benda. Durch Faltungen, Schnitte und          Nicolás Rupcich: „EDF“, 2013, HD-Video, 5:25 min.
andere, die Bildinformation verde-
ckende Eingriffe treten Bildoberfläche
und -träger in ein Spannungsverhältnis.       suchen unter Berücksichtigung spezifi-    pretierende Auswählen und Ordnen der
In den Fokus gelangt das vormals Nicht-       scher Eigenschaften des fotografischen    Bilderfülle ebenso ausmacht wie der Akt
Sichtbare, Ausgeblendete, wie etwa Aus-       Mediums und Materials die Bedingun-       des Fotografierens selbst.
schnittsmarkierungen auf dem Negativ.         gen und Möglichkeiten von Wahrneh-          Lilly Lulays Interesse gilt der Foto-
Während der Modellkörper verschwin-           mung, Erinnerung und Erkenntnis. In       grafie als Kulturtechnik und Alltags-
det wird jener des Bildes sichtbar: Irrita-   einem ausschließlich analogen Verfahren   ware, insbesondere ihrer Rolle in der
tionen, die ritualisierte Blickregime stö-    wird der Abbildung eines Gegenstandes     Produktion und Dokumentation von

4                                                                                       WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober
kunst

Erinnerung und sozialen Praktiken. Ihre       bei Transformationsprozessen an, etwa        Von Strömungen und Störungen legt
Arbeit speist sich deshalb zumeist aus pri-   von dreidimensionalen in zweidimensio-       anhand von Ansichten ikonischer Bau-
vaten Quellen und Archiven. Ausgangs-         nale Strukturen und umgekehrt. Sie un-       ten kulturelle Sehweisen offen, indem
material der Arbeit _Liquid Portrait fbar-    tersuchen, wie Räumlichkeit im Bild          Strukturen dem Bildträger eingeschrie-
chive19012016_, die aus einer Skulptur        entsteht, und hintertreiben die Reali-       ben werden und Bildstörungen die Re-
und einer bewegten Assemblage besteht,        tätseffekte des fotografischen Mediums.      präsentationsfunktion von Fotografien
ist der visuelle Inhalt eines facebook-Ac-    In Dekodierung der reflektierten Ober-       durchkreuzen.
counts. Die Prints der ursprünglich digi-     flächlichkeit wird ein digitales Bildbear-     Die KünstlerInnen: Astrid Busch (DE),
talen Dateien unterzieht Lulay einer ma-      beitungstool, das Polygon-Lasso aus          Vincent Delbrouck (BE), Caroline Heider
nuellen Postproduktion, indem sie sie         Photoshop, zur LED-Skulptur. Als de-         (DE/AT), Herbert Hofer (AT), Paul Al-
mithilfe eines Skalpells zerlegt. Im Video    ren Grundlage dient eine Fotoarbeit, die     bert Leitner (AT), Lilly Lulay (DE), Ni-
sehen wir zu, wie das, womit die Ökono-       den geometrischen Rhythmus einer Fas-        colás Rupcich (CL/DE), Anna Vogel (DE),
mie der Aufmerksamkeit sozialer Netz-         sade durch Faltungen wiederholt. Er-         Sinta Werner (DE)
werke beständig gefüttert werden will,        neut fotografiert, gedruckt und noch-          Ausstellung läuft noch
Schicht für Schicht wieder abgetragen         mals in Falten gelegt, überziehen irritie-   bis Samstag, 14. Oktober
wird. Das Material bilden die Silhouetten     rende Schatten den Bildinhalt. Die Serie
und Bildhintergründe der ausgeschnitte-
nen Objekte und Personen. Dabei entste-
hen malerisch-skulpturale Gebilde, die,
kaum gesehen, auch schon wieder aus
dem Blick geraten.
                                                WUK bio.pflanzen ist mobil
                                               A
   Im Fokus der Arbeit des chilenischen                 m 18. August war es soweit.        Landtagsabgeordneter und Bürger-
Künstlers Nicolás Rupcich stehen die                    Eingeladen wurde zum offiziel-     meister René Lobner, Landtagsabge-
Produktionsmittel und materiellen Be-                   len Tour-Start vom Marchfelder     ordnete Emrita Enzinger, Vizbürger-
dingungen der digitalen Medien unserer         Genussbus, der neuen „Social Busi-          meisterin Margot Linke, Stadträtin
Zeit und die Frage, wie sie Gesellschaft       ness“-Idee von WUK bio.pflanzen.            Christine Beck und Gemeinderätin
und Wahrnehmung prägen. In der Vi-                Social Business sind Unternehmen,        Beate Kainz. Zu den Gästen zählten
deoarbeit EDF erblicken wir Landschaf-         die primär gesellschaftliche Probleme       weiters Waltraud Hackenberg (ehema-
ten aus dem Torres del Paine National          adressieren und diese innovativ und         lige Leiterin der AMS RGS Gänsern-
Park in Patagonien, Chile. Während wir         marktfinanzierten Geschäftsmodellen         dorf ), Robert Taibl (AK-Bezirksstel-
sie betrachten, sehen wir zugleich ihrer       lösen (Sonderrichtlinie „Soziale Inno-      lenleiter), Sylvia Hysek (NÖ.Regio-
Auslöschung zu. Objekte, die wie               vationen für Arbeitsmarktintegration“,      nal), Hannes Schwetz (aws Social
fremdartige Monolithe wirken, schieben         sozialministerium.at).                      Business Initiative), Christoph Trauner
sich bedrohlich ins Bild und verstellen           WUK bio.pflanzen hat mit der Idee        (WUK Geschäftsleiter Bildung und
unseren Blick. Eine „fade to black“-           beim Social Business Call im Winter         Beratung) sowie viele Freundinnen
Transformation, die sich dadurch aus-          2016/2017 mitgemacht und den Zu-            und Freunde.
zeichnet, dass die Zeichen der Tilgung         schlag bekommen. Die Innovation ist,           Das Team vom „Marcstandl ver-
sich ins Bild einschreiben, indem sie          dass mit dem Bus längerfristig dauer-       wöhnte die Anwesenden mit Crepes,
Räumlichkeit simulieren: Der Löschvor-         hafte Arbeitsplätze für ehemalige Tran-     gefüllt mit Köstlichkeiten aus der Re-
gang wird Teil der bildlichen Realität.        sitarbeitskräfte entstehen sollen. Das      gion. Dazu wurden regionale Getränke
   Wann ist eine Fotografie noch eine          Geschäftsmodell ist der Marchfelder         wie das Storchenbier, das Storchen
Fotografie? Für ihre Serie Ignifer hat         Genussbus.                                  Soda und ein Biowein angeboten.
Anna Vogel die in Nachrichtenbildern              Als rollender Bio-Laden bringt er           Für das Genussbus-Team heißt es
zu sehenden Löschflugzeuge mithilfe di-        die geschmackliche Fülle der Region         nun ins Geschäft zu kommen, die
gitaler Bildbearbeitungstechniken ent-         in herausragender Qualität und großer       Route zu planen und entsprechend zu
fernt. Übrig bleiben Wolkenformatio-           Vielfalt vor die „Haustüre“. Neben der      informieren. Dazu wurde eine Face-
nen, die rätselhaft im Bild schweben           Bespielung von Märkten und Veran-           book-Seite eingerichtet, die derzeit auch
und dabei surreal wirken. Anfangs vor-         staltungen sollen auch Mitarbeiter_in-      über die genussbus.at erreichbar ist.
nehmlich aus dem eigenen Archiv                nen von größeren Firmen in der Re-             Ursula Königer, WUK bio.pflanzen
schöpfend, verwendet die Künstlerin zu-        gion die Möglichkeit bekommen, ih-
nehmend Fundstücke aus dem Internet            ren täglichen Bedarf an frischer Bio-
– oft Klischees: vielmals gesehene An-         Ware zu erstehen. Regionalität ist ein
sichten, die auf adoptierten Denkmus-          Markenzeichen. Alle Produkte kom-
tern und Sehweisen basieren. Eine Art          men von Bäuerinnen und Bauern aus
sehnsüchtige „Platzhalter“, deren Leer-        einem Umkreis von maximal hundert
                                                                                                                                           Foto: Veronika Bartussek

stellen Vogel durch Eingriffe ins Mate-        Kilometern.
rial, Übermalungen oder Ritzungen                 Zum Sommerfest und der offiziellen
etwa, auffüllt und Fotos so in Unikate         Eröffnung des Marchfelder Genuss-
umarbeitet, die sich der Reproduzierbar-       busses kamen trotz der extremen Hitze
keit entziehen.                                viele interessierte Menschen, darunter
   Sinta Werners Arbeiten setzen häufig

WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                                           5
lernen

                                Info- und Beratungsmesse
                                AusBildung bis 18
                                Von Johanna Ehrenmüller und Willi Bogensperger, WUK Jugendcoaching West

                                                                                                                           führlich über die seit 2016 in Österreich
                                                                                                                           eingeführte Ausbildungspflicht bis 18 zu
                                                                                                                           informieren.
                                                                                                                             „AusBildung bis 18“ bedeutet, dass
                                                                                                                           alle Jugendlichen unter 18 Jahren, die
                                                                                                                           im Juli 2017 ihr 9. Pflichtschuljahr be-
Foto: WUK Jugendcoaching West

                                                                                                                           endet haben, im Anschluss an die
                                                                                                                           Schule eine weitere Ausbildung (Schule
                                                                                                                           oder Lehre) machen müssen.
                                                                                                                             Angeboten wurden neben Info-Vor-
                                                                                                                           trägen, die in mehreren Sprachen und
                                                                                                                           teilweise von der AK für Lehrer_innen
                                                                                                                           abgehalten wurden, auch individuelle
                                                                                                                           Beratungen, die bei Bedarf ebenfalls von
                                                                                                                           Dolmetscher_innen begleitet werden

                                A
                                        m 15. Mai luden die Arbeiter-           Thema „AusBildung bis 18“ ein.             konnten.
                                        kammer Wien, der Stadtschulrat            Im Rahmen der Messe hatten Eltern,         Der Beratungsbereich gliederte sich
                                        und das Sozialministeriumser-           Erziehungsberechtigte, Lehrer_innen,       nach 4 Themen auf, die die Besucher_
                                vice ins Bildungszentrum der AK Wien            Multiplikator_innen, Interessierte und     innen je nach individueller Fragestel-
                                zur Info- und Beratungsmesse zum                Jugendliche die Möglichkeit, sich aus-     lung nutzen konnten:
                                                                                                                             ¥ Ich weiß noch nicht wohin nach
                                                                                                                           der Schule.
                                                                                                                             ¥ Ich suche noch einen Schulplatz.
                                    Absolut borderless                                                                       ¥ Ich suche noch eine Lehrstelle.
                                                                                                                             ¥ Ich brauche besondere Unter­

                                    E
                                           s ist wieder Zeit: GenderCrash       GenderCrash-resident-Kollektivs            stützung, weil ich eine Behinderung
                                           ist der ekstatische Höhepunkt        Neonrost und damit auch mitverant-         habe.
                                           des Herbstes – abseits der nor-      wortlich für die Visuals in vielen
                                    mativen Geschlechtergrenzen. Und            schlaflosen Nächten im brut. Loi-          300 Beratungen
                                    weil das brut umgebaut wird, weicht         visuals kreiert assoziative Wirklichkei-   47 Berater_innen aus verschiedenen Be-
                                    GenderCrash auf das WUK aus.                ten, eröffnet Welten von darken Räu-       reichen (von Produktionsschulen über
                                      Neue Location bedeutet auch neue          men bis zum prallen Farbenspiel.           AMS Jugendliche & BIZ, ÜBA-Träger,
                                    Möglichkeiten. Auf zwei vollen Floors          VJ Alkis dagegen ist erst seit Gen-     Bildungsdrehscheibe, Elternnetzwerk,
                                    gibt es Musik erster Klasse, sowohl live    derCrash Neu(n) dabei, aber in der         FSW – BZBH, Berufsausbildungsassis-
                                    als auch aus der Konserve. Präsentiert      Szene auch kein Unbekannter mehr.          tenz, ABO Jugend & MBZ, IFD Job-
                                    von den unvergleichlich-unausweichli-       Der markante Bartträger ist resident-      wärts, Schulinfo, Quality for Hope bis
                                    chen Hosts Miss Denice Bourbon und          VJ bei Kibbutz Klub und hat vom            hin zu Jugendcoaching und Jugendar-
                                    Dutzi Ijsenhower, werden alte Be-           Rathausplatz bis hin zu Clubs in euro-     beitsassistenz) standen den Besucher_in-
                                    kannte und neue Bekanntschaften für         päischen Metropolen schon alles Mög-       nen zur Verfügung. Vom JuCo West
                                    eine heiße Nacht sorgen.                    liche illuminiert. Er arbeitet mit Col-    Team waren wir zu fünft vertreten: Mar-
                                      Visuals sind die performative Kunst       lagen aus dem öffentlichen Gedächt-        git Thell als Vortragende, Andreas
                                    des 21. Jahrhunderts und Gender-            nis, Ebene auf Ebene bekommen Bil-         Schindlauer und Johanna Ehrenmüller
                                    Crash ist stolz, zwei sehr unterschiedli-   der so eine neue Bedeutung.                als Berater_innen, Teresa Lafuente als
                                    che Künstler_Innen zu haben, die die           GenderCrash 12                          Dolmetsch für Spanisch und Shahrokh
                                    Nacht mit ihren Live Visuals erhellen.      Ausweichmanöver                            Pouladvand als Dolmetsch für Dari/
                                      Hinter dem relativ neuen Label loi-          Samstag, 14.Oktober, 21:00 Uhr          Farsi.
                                    visuals steckt eine gute Bekannte des       im Saal                                      Zusammenfassend kann festgehalten
                                    Stammpublikums. Ela war Teil des                                                       werden, dass es in diesem Rahmen gut
                                                                                                                           gelungen ist, die insgesamt 340 Besu-

                                6                                                                                          WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober
lernen

cher_innen über die „AusBildung bis 18“     ihrem Umfeld auch darüber aus, wel-            ¥ „Ich finde das besser so, weil man
zu informieren und zu beraten. Es fan-      che Ausbildungen gut sind und dass es        dadurch mehr Chancen hat.“
den knapp 300 Beratungen statt, und         wichtig ist, eine Ausbildung zu ma-            Zusammenfassend kann gesagt wer-
120 Personen, davon rund 70 Lehrer_in-      chen.                                        den, dass die Jugendlichen, welche von
nen, nahmen an den Vorträgen teil.                                                       der „Ausbildung bis 18“ betroffen sind,
                                            Mehr Gehalt                                  grundsätzlich positiv dazu eingestellt
Informationen gut angenommen                Wir haben die Jugendlichen auch nach         sind. Die genannten Aussagen zeigen
Christina Tsohohey von der Koordinie-       ihrer ganz persönlichen Meinung ge-          sehr schön, dass die Jugendlichen moti-
rungsstelle rückblickend über die Veran-    fragt und fast alle sind der „AusBil-        viert sind, zu lernen und auch eine Aus-
staltung: „Es war wirklich toll zu sehen,   dung bis 18“ gegenüber positiv einge-        bildung machen wollen. Die „Ausbil-
wie gut die Zusammenarbeit zwischen         stellt. Ein Auszug der Aussagen, die         dung bis 18“ wird von den Jugendli-
allen Berater_innen aus unterschiedli-      von den Jugendlichen getätigt wurden:        chen als Chance wahrgenommen und
chen Bereichen funktioniert hat. Die          ¥ „Es ist gut, dass niemand unter 18       das sollte sie für die Jugendlichen auch
Besucher_innen wurden sehr individuell      aus dem Bildungs- und                        sein.
beraten und mit Informationsmaterial        Ausbildungssystem ausgeschlossen               Weitere Infos zur
versorgt. Am Ende der Messe lagen we-       wird.“                                       „AusBildung bis 18“:
der weggeworfene Folder noch Bera-            ¥ „Eh gut. Wenn man mehr lernt,            www.ausbildungsbis18.wien
tungsprotokolle am Boden – für uns ein      bekommt man auch einen besseren
Zeichen, dass die Informationen gut an-     Job – also mehr Gehalt.“
genommen und auch weiterverwendet
werden! Wir bedanken uns ganz herz-
lich bei allen Mitwirkenden!“
   Auch wir möchten festhalten, dass die
1. offizielle Info- und Beratungsmesse
                                              Inklusion:Macht
                                             E
zur „AusBildung bis 18“ ein großer Er-               in WUK Bildungs- und Bera-          danach geben Praxisbeispiele einen
folg war! Dank der guten Organisation                tungstag über die Möglichkei-       Einblick wie Inklusion im Arbeitsall-
und Vorbereitung der Koordinierungs-                 ten und Grenzen inklusiver Un-      tag aussehen kann.
stelle „AusBildung bis 18“ Wien und          terstützungsangebote beim (Wieder-)            In der abschließenden Podiumsdis-
Koordinationsstelle Jugend-Bildung-Be-       Einstieg in den Arbeitsmarkt.               kussion suchen die Referent_innen
schäftigung in Zusammenarbeit mit               Spätestens seit der Verabschiedung       Elisabeth Magdlener, Hendrik Stollé,
dem Sozialministeriumservice, der Ar-        der UN-Behindertenrechtskonvention          Monika Haider, Matthias Fenkart und
beiterkammer und dem Stadtschulrat ist       ist Inklusion als politische Forderung      Astrid Lanscha, Geschäftsleiter Chris-
es gelungen, einen weiteren wichtigen        in aller Munde. In der Praxis stoßen        toph Trauner und Moderatorin Lisa
Schritt in Richtung erfolgreicher Um-        wir nach wie vor auf viele Hürden.          Mayr gemeinsam mit dem Publikum
setzung der „AusBildung bis 18“ zu ma-       Gemeinsam wollen wir der Frage              nach tragfähigen Perspektiven.
chen.                                        nachgehen, welchen Beitrag zu einer            WUK Bildungs- und Beratungstag
                                             inklusiven Gesellschaft arbeitsmarkt-       Dienstag, 3. Oktober,
Aus Sicht der Jugendlichen                   politische Bildungs- und Beratungs-         von 13:00 bis 17:00 Uhr im Saal
Wir, die Jugendcoachs von WUK Ju-            einrichtungen leisten können.                  Der Veranstaltungsort ist rollstuhltaug-
gendcoaching West, haben bei den Ju-            Inklusion als Teilhabe für alle bedarf   lich, Übersetzung in Gebärdensprache
gendlichen, die wir betreuen, genauer        nicht nur einer Gesellschaft, die Viel-     und Zusammenfassungen in Leichte
nachgefragt und wollten erfahren, wel-       falt, Verschiedenheit und Individuali-      Sprache stehen zur Verfügung.
che Infos sie bereits erhalten haben und     tät zu schätzen weiß, sondern auch
wie sie zur „AusBildung bis 18“ stehen.      dementsprechender Rahmenbedin-              WUK Bildung und Beratung
  Die Mehrheit der Jugendlichen hat          gungen. Wie sieht das Verhältnis zwi-       Das WUK initiiert und führt seit
bereits von der „AusBildung bis 18“ ge-      schen politischem Anspruch, gesetzli-       1983 innovative Bildungs- und Bera-
hört. Vorrangig wurden sie von der           chen Vorgaben und der Wirklichkeit          tungseinrichtungen für am Arbeits-
Schule bzw. den Lehrer_innen darüber         aus? Wie inklusiv können arbeits-           markt benachteiligte Menschen. An
informiert. Die am häufigsten genannte       marktpolitische Einrichtungen in den        Standorten in Wien und Niederöster-
Antwort bei der Frage: „Was hast du da-      bestehenden Förderstrukturen tatsäch-       reich unterstützen 13 Einrichtungen
rüber gehört?“ war, dass die Eltern          lich sein? Inklusive Angebote von Ein-      jährlich mehr als 4.000 Personen bei
Strafe bezahlen müssen, wenn die Ju-         richtungen vs. Einrichtungen als in-        ihrem Einstieg in die Arbeitswelt.
gendlichen nach dem 9. Schuljahr nicht       klusive Arbeitsplätze, Klient_innen vs.     Menschen mit unterschiedlichsten Be-
weiter in eine Schule gehen oder eine        Schlüsselkräfte: Wer inkludiert eigent-     nachteiligungen stehen vielfältige An-
Lehre machen.                                lich wen? Und was braucht es, um in-        gebote der Beratung, Berufsorientie-
  Im Freundes- oder Familienkreis            klusive Angebote unter dem derzeiti-        rung, Qualifizierung und Beschäfti-
wurde das neue Gesetz bei zirka der          gen gesellschaftlichen Leistungsdruck       gung offen.
Hälfte der Jugendlichen thematisiert.        umsetzen zu können?                           Jugendliche zählen bis heute zu den
Neben der „Konsequenz“ bei Nicht-               Inklusive Denkanstöße bilden den         wichtigen Zielgruppen von WUK Bil-
Einhaltung, Strafe zahlen zu müssen,         theoretischen Einstieg in das Thema,        dung und Beratung.
tauschen sich manche Jugendliche mit

WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                                           7
kolumne

Unter uns über uns
Von Claudia Gerhartl

H
           abt ihr euch langsam an den       ein Planschbecken für Erwachsene zu          Rafiq Varind spielten aber nicht nur
           Gedanken gewöhnt, dass der        installieren. Zum Beispiel auf dem Mit-      Reggae Rhythmen, sondern alles Mögli-
           Sommer bald vorbei ist? Ich       telhausdach, umgeben von den Bäum-           che von alten Hadern bis Happy Sound,
nicht. Ich hab mich auch noch nicht          chen und Pflanzen von Andreas                unterstützt wurden sie zwischendurch
ganz an Wien gewöhnt, ans frühe Auf-         Schmid, mit einem Seilzug zur Bar und        spontan von einem australischen Kolle-
stehen und ans Arbeiten. Ja, auch Lehre- einer Rutsche in den Hof!                        gen, dessen Namen ich leider nicht
rInnen arbeiten manchmal.                       Aber auch so war der Sommer im Hof        kenne. So viel gute Stimmung hab ich
   Im WUK hingegen wird ständig gear-        ein Hit! Frauenfußball-EM, Platzkon-         im WUK schon lange nicht erlebt. So-
beitet: an einer neuen Homepage, an          zerte, Kulturzelt und an einem der letz-     gar die Menschen, die an den diversen
neuen Projekten, in der                                                                                Bars gearbeitet haben, haben
Flüchtlingsberatung und in                                                                             mitgetanzt, nur die Security
der Unterstützung derer, die                                                                           ist großteils todernst geblie-
hier heimisch werden wollen.                                                                           ben, wenn sie ihre Runden
   Christine Baumann belebt                                                                            durch den Hof gezogen ist.
seit zehn Jahren unermüd-                                                                              Danke, ihr Lieben, dass ihr
lich den Hof mit wechseln-                                                                             auf unsere Sicherheit achtet,
den Ausstellungen in der                                                                               aber: Lachen ist dabei nicht
Kunstzelle, es wird mit der                                                                            verboten! Nicht meinetwe-
Gemeinde Wien verhandelt,                                                                              gen, sondern damit es euch
veranstaltet, musiziert, ge-                                                                           mehr Spaß macht!
malt, getöpfert, gespielt, dis-                                                                           Könnte übrigens das
kutiert, gehämmert und ge-                                                                             Bushfire Orchestra nicht
sägt. Und vieles mehr.                                                                                 auch mal bei der Weih-
   Apropos Kunstzelle: Der-                                                                            nachtsfeier alias Jahresab-
zeit zu bewundern gibt es in                                                                           schlussfeier spielen? Bittebit-
der ehemaligen Telefonzelle                                                                            tebitte!
ein altes, schwarzes Telefon –                                                                            Es wird aber nicht nur
ein Projekt des Künstlers                                                                              ausgelassen gefeiert im
Aldo Giannotti, der mit sei-                                                                           WUK, sondern auch ernst-
                                 Viele schauen Frauenfußball im WUK.
ner Arbeit eine Art Selbstpor- Foto: Niko Ostermann                                                    haft diskutiert, zum Beispiel
trät gestaltet und es mit dem                                                                          über Umverteilung in Öster-
Black Telephone unterwan-                                                                              reich und der EU, über den
dert. Das schwarze Bakelit-Telefon, an       ten schönen Abende noch das Craft            Optimismus des Willens und unleistbar
dem lediglich ein einziger Knopf mit der Beer Festival, wo sich eine kleine               gewordenes Wohnen.
Aufschrift „Mom“ angebracht ist, dient       Gruppe ostösterreichischer Craftbier-          Und: Die Jazzwerkstatt Wien ist bis
als Initiator für ein Gespräch zwischen      Brauereien auf Initiative der „Beer          zum 24. September auch wieder im
dem Besuchenden und der Mutter des           Lovers“ zusammengetan hat, um eine           WUK, diesmal sogar im XL-Format,
Künstlers. Die Beteiligten werden dabei      gemeinsame Genussparty zu feiern. Ich        insgesamt gibt es 25 Acts an 11 ver-
in eine Unterhaltung über ihren eigenen      als Weintrinkerin bin eher zufällig hi-      schiedenen Orten.
Sohn verwickelt, so steht es auf der         neingeraten, bin aber ab sofort ein abso-      Wer vom Wählen im Oktober noch
WUK-Homepage zu lesen.                       luter Fan dieser Veranstaltung, die es       nicht genug hat, komme bitte am 19.
   Im Sommer allerdings diente die           hoffentlich zum nächsten Sommerende          November zur jährlichen Genrealver-
Kunstzelle als Planschbecken vor allem       wieder gibt. Ich habe sogar Bier getrun-     sammlung des Vereins WUK, wo dies-
für die Kinder des Hauses, beim wö-          ken, soll ja übrigens sehr gesund sein. Es   mal auch wieder ein neuer Vorstand ge-
chentlichen Wasserwechsel konnte gut         gab aber nicht nur Bier, es gab auch gu-     wählt wird.
nachgewiesen werden, dass die WUK-           tes Essen, Kunst und vor allem sehr lei-       Am 23. Oktober ist übrigens Weltfrie-
Kinder auch die Sandkiste intensiv nut- wande Musik vom international besetz-             denstag – auch im WUK gibt es dazu
zen.                                         ten Bushfire Orchestra, dessen Künstler      Veranstaltungen, und wer will, kann
   Eigentlich finde ich es schade, dass      es verstanden haben, den Hof in einen        sich beteiligen. Vielleicht ein guter Aus-
nur die Kinder einen Platz zum Baden         karibischen Dancefloor mit jeder Menge       gleich nach den Nationalratswahlen!
hatten und ich appelliere an die kreati-     good vibes zu verwandeln. Die drei Mu-         Bis dahin: Abwarten und Sturm trin-
ven Geister im Haus, doch endlich mal        siker Sam Brisbe, Lee Hofmann und            ken!

8                                                                                         WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober
demokratie

WUK-Generalversammlung
am 19. November
Einladung des WUK-Vorstands

D
         er Vorstand des WUK – Verein     ¥ Wahl der Vorstandsmit-
         zur Schaffung offener Kultur-    glieder
         und Werkstättenhäuser lädt       ¥ Bestätigung der Auftei-
hiermit fristgerecht alle WUK-            lung der Vorstands-Funk-
Mitglieder (Mitglieder des Vereins) zur   tionen

                                                                                                                               Foto: Rudi Bachmann
ordentlichen Generalversammlung ein:      ¥ Wahl der Vereinsprüfe-
  Sonntag, 19. November 2017              rInnen
um 14:00 Uhr                              ¥ Wahl der Abschlussprü-
im Foyer des Veranstaltungssaals          fung für die Geschäfts-
(barrierefrei)                            jahre 2018 bis 2020
1090 Wien, Währinger Straße 59.           ¥ Allfälliges
  Die Ausgabe der Stimmkarten erfolgt       Stimmberechtigt sind alle (definitiv    stand ersucht euch jetzt schon, davon
ab 13:45 Uhr.                             aufgenommenen) WUK-Mitglieder, die        reichlich Gebrauch zu machen). Und
  Als Tagesordnung wird vorgeschlagen:    bis spätestens 2 Wochen vor dem GV-       gleichzeitig werden auch der Budget-Be-
¥ Eröffnung und Begrüßung                 Termin – also bis Freitag, 3. November    richt und der Budget-Voranschlag auf der
¥ Feststellung der Beschlussfähigkeit     – den Mitgliedsbeitrag für 2017 bezahlt   WUK-Homepage einsehbar sein und im
¥ Wahl der Gesprächsleitung und der       haben.                                    Informationsbüro aufliegen.
Protokollführung                          Im Zweifelsfall (die Einzahlung er-
¥ Feststellung der Kandidaturen für       scheint aus irgendeinem Grund nicht       Hauskonferenz am 15. November
den Vorstand                              im Computer auf ) obliegt der Nachweis    Weiters lädt der Vorstand alle WUK-
¥ Beschlüsse zur Tagesordnung             über die Stimmberechtigung den einzel-    Mitglieder und alle im Haus Tätigen zur
¥ Berichte des Vorstands                  nen WUK-Mitgliedern. Wir ersuchen         Hauskonferenz ein, bei der schwerpunkt-
¥ Diskussion der Berichte des Vor-        euch daher, den Zahlschein-Abschnitt      mäßig, die im Rahmen der Strategie
stands                                    oder die Mitglieds-Karte mitzunehmen.     WUK 2020 erarbeiteten Maßnahmen
¥ Berichte der Geschäftsleitung Kultur                                              zur nachhaltigen Sicherung des Gebäu-
und Verwaltung                            Fristen                                   des WUK diskutiert werden können.
¥ Diskussion der Berichte der GL K+V      Laut der Geschäftsordnung für WUK-          Mittwoch, 15. November,
¥ Berichte der Geschäftsleitung           Generalversammlungen sind folgende        um 18:30 Uhr
Bildung und Beratung                      Fristen einzuhalten:                      im Harry-Spiegel-Saal (Stiege 5)
¥ Diskussion der Berichte der GL B+B        a) Spätestens 8 Wochen vor der GV       (barrierefrei)
¥ Bericht der Abschlussprüfung            sind die WUK-Mitglieder vom Vor-
¥ Präsentation des geprüften              stand einzuladen.                         Kinderbetreuung
Jahresabschlusses 2016                      b) Spätestens 4 Wochen vor der GV –     Um möglichst vielen Mitgliedern die
¥ Bericht der Vereinsprüfung              also bis Sonntag, 22. Oktober – sind      Teilnahme an der Generalversammlung
¥ Diskussion der Berichte von             die Kandidaturen für den neuen Vor-       zu ermöglichen, organisiert der Kinder-
Abschlussprüfung und Vereinsprüfung       stand sowie die Anträge an den Vor-       und Jugend-Bereich (KJB) bei Bedarf
¥ Entlastung des Vorstands für das Jahr   stand zu übergeben (auch Anträge auf      am 19. November von 13:30 bis zum
2016                                      Erweiterung und Änderung der Tages-       Ende der GV – längstens aber bis 20:00
¥ Picture Night / Präsentationen aus      ordnung).                                 Uhr – eine Kinderbetreuung in der
dem WUK                                   Nicht rechtzeitig eingebrachte Anträge    Kindergruppe 3 (Eisenstiege, links,
¥ Präsentation des voraussichtlichen      kommen erst nach allen anderen Anträ-     leider noch nicht barrierefrei).
Rechnungsabschlusses 2017                 gen und nur unter bestimmten Bedin-         Wer die Kinderbetreuung in An-
¥ Präsentation des Budget-Voranschlags    gungen zur Behandlung (Kapitel F,         spruch nehmen will, möge sich dafür
2018                                      Punkt 43 und 44 der GO).                  bitte bis Mittwoch, 15. November im
¥ Genehmigung des Budget-Voran-             c) Spätestens 2 Wochen vor der GV       Informationsbüro anmelden.
schlags 2018                              sind vom Vorstand die Tagesordnung,       Persönlich oder
¥ Anträge                                 die Anträge und die Kandidaturen, aus-    unter Telefon 01 401 21 0 oder
¥ Wahl der Wahlkommission                 zusenden. Gleichzeitig werden die Re-     mit E-Mail an info@wuk.at
¥ Vorstellung der KandidatInnen für       chenschaftsberichte im Informations-        Bitte Anzahl und Alter der Kinder an-
den Vorstand                              büro zur Einsicht aufliegen (der Vor-     geben.

WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                              9
flucht

                   Ein Jahr Jugendcollege
                   Von Susanne Senekowitsch, WUK Bildung und Beratung

                                                                                                       Das Jugendcollege“ betraut sind.
                                                                                                         Christoph Trauner, Geschäftsleiter
                                                                                                       von WUK Bildung und Beratung,
                                                                                                       äußerte im Rahmen der Veranstaltung:
                                                                                                       „Die Unterstützung von geflüchteten
                                                                                                       Menschen nimmt in der Geschichte
                                                                                                       und im Selbstverständnis des WUK
                                                                                                       einen wichtigen Platz ein. Daher freut
                                                                                                       es uns besonders, die langjährige Erfah-
                                                                                                       rung als Träger von arbeitsmarktpoliti-
                                                                                                       schen Bildungs- und Beratungseinrich-
Foto: PID/Votava

                                                                                                       tungen in die Umsetzung des Jugend-
                                                                                                       colleges einbringen zu können.“

                                                                                                       153 Arbeitsverhältnisse
                                                                                                       1.268 Jugendliche und junge Erwach-
                                                                                                       sene zwischen 15 und 21 Jahren wurden

                   A
                           m 3. Juli wurde das einjährige     ter_innen der Fördergeber_innen und      im letzten Jahr beraten und hinsichtlich
                           Bestehen von „StartWien – Das      der Projektpartner_innen in der Volks-   ihrer Bildungskenntnisse eingestuft.
                           Jugendcollege“ mit einem gro-      hochschule Rudolfsheim-Fünfhaus ge-      Durchschnittlich bleiben die Teilneh-
                   ßen Fest mit über 500 Jugendlichen, In-    feiert.                                  mer_innen des Jugendcolleges rund 215
                   tegrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky,     WUK Bildung und Beratung ist eine      Tage an den beiden Standorten in der
                   Sozialstadträtin Sandra Frauenberger,      der insgesamt neun Organisationen, die   Buchengasse und der Spitalgasse. Frei
                   Staatssekretärin Muna Duzdar, Vertre-      mit der Umsetzung von „Start Wien –      gewordene Plätze im Jugendcollege wer-

                    Der Verlust einer „männlichen“ Domäne

                    A
                            ls renitenter Fußballgegner und   gen und die Spiele wurden in allen Ka-   nerdomäne gewesen sein soll. Und da-
                            Befürworter von öffentlicher      nälen übertragen, wenngleich mit         rauf stolz sein, dass das WUK auch
                            Zurschaustellung von Selbstver-   peinlichen Kommentatoren, aber auch      hier einen historischen Beitrag im
                    ständlichkeiten habe ich mich wie ein     das war erwartbar.                       Kampf um Geschlechtergerechtigkeit
                    Honigkuchenpferd gefreut, als aus dem       In 20 Jahren werden wir alle darüber   geleistet hat.
                    Statt-Beisl ein Public Viewing der        lachen, dass Fußball einmal eine Män-      Philipp Leeb
                    Frauenfußball-EM angekündigt
                    wurde. Dass es dann sogar im Hof
                    stattfinden sollte: da bin ich vom Ses-
                    sel gefallen.
                      FM4 hat gekniffen, aber auch egal,
                    auf Kryptofeminismus kann verzich-
                    tet werden.
                      Die Übertragung war ein voller Er-
                    folg, zahlreiche Menschen haben
                    Zinsberger, Prohaska und Feiersinger
                                                                     Foto: Niko Ostermann

                    zugejubelt. Wie zu erwarten waren es
                    spannende Spiele und grandiose Mo-
                    mente. Niederlande ist verdient Eu-
                    ropameisterin geworden, und hierzu-
                    lande sind viele Kinnladen hinunter-
                    gefallen. Es gab keine Ausschreitun-

                   10                                                                                  WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober
flucht

                             den kontinuierlich nachbesetzt: Sobald     Bäckerlehrlinge, Bürokaufmannlehr-          die Nationalitäten Somalia, Irak, Iran,
                             Jugendliche das Jugendcollege verlassen,   linge und Personen, die eine Kranken-       Rumänien, Bulgarien und Serbien ver-
                             werden über monatliche Clearings neue      und Gesundheitspflegeausbildung be-         treten. Altersmäßig ist die größte
                             TeilnehmerInnen aufgenommen.               ginnen.                                     Gruppe die der 18-Jährigen (23 Pro-
                               Im ersten Projektjahr konnten 153 Ju-       Die Vermittlung der Asylberechtigten     zent), gefolgt von den 19-Jährigen (22
                             gendliche erfolgreich in ein Arbeitsver-   an das Jugendcollege erfolgt über das       Prozent).
                             hältnis, eine weiterführende Ausbildung    AMS Wien, die der Asylwerber_innen
                             oder Lehrstelle vermittelt werden. Meh-    über den Fond Soziales Wien und die         Kreativität und Gestaltung
                             rere Jugendliche konnten zum Beispiel      MA17. 28 Prozent der Teilnehmer_in-         Neben dem täglichen Unterricht wur-
                             durch eine Kooperation im Lebensmit-       nen sind weiblich. Ein Großteil der Ju-     den im Jugendcollege einige Projekte
                             telhandel eine Lehre beginnen. Unter       gendlichen kommt aus Afghanistan            entwickelt, die gemeinsam mit den Ju-
                             den erfolgreich Vermittelten sind auch     (440) und Syrien (243). Außerdem sind       gendlichen im Alltag realisiert werden.
                                                                                                                    So wurde u.a. in der Buchengasse im
                                                                                                                    Fach „Kreativität und Gestaltung“ eine
                                                                                                                    Ausstellung erarbeitet, deren Werke im
                              Mitarbeiter_innen-Tag 2017                                                            Rahmen der Wiener Integrationswo-
                                                                                                                    chen im WUK gezeigt wurden. Derzeit

                              D
                                        er Mitarbeiter_innen-Tag von    oder Zeichnen ein durchaus komple-          werden die Bilder und Kunstobjekte als
                                        WUK Bildung und Beratung        xes Wort wie „Weltanschauung“,              Wanderausstellungen an Standorten der
                                        erreichte am 12. Juni mit       „Wertschätzung“ oder „Gleichstel-           Wiener Volkshochschulen der Öffent-
                              rund 130 Teilnehmer_innen einen           lung“ so darstellen, dass es das restli-    lichkeit zugänglich gemacht.
                              neuen Rekord. Dieser Höchstwert ist       che Team erraten konnte. Die daraus            Momentan werden die Jugendlichen
                              diversen Erweiterungen zu verdanken,      entstandene Wörter-Sammlung bildete         im Rahmen der Trainings dabei unter-
                              unter anderem dem 2016 gestartete         gleichzeitig die Überleitung zum            stützt, Texte über ihr Leben, ihre Ge-
                              Kooperationsprojekt „StartWien –          nächsten Teil.                              schichten der Flucht, aber auch über
                              Das Jugendcollege“.                         Die Mitarbeiter_innen von WUK             ihre Wünsche und Vorstellungen für die
                                Zur Einstimmung gab es wie immer        Bildung und Beratung stellten sich          Zukunft zu schreiben. Das Ziel ist es
                              einen Fragebogen zur Mitarbeiter_in-      nach der Dauer ihrer Mitarbeit im           anschließend eine Sammlung der Texte
                              nen-Zufriedenheit und die Möglich-        WUK entlang einer Linie auf, die von        in einem Buch zu veröffentlichen.
                              keit, sich mit selten gesehenen Kolleg_   wenigen Monaten bis ca. 25 Jahre               Finanziert wird das Jugendcollege aus
                              innen bei Kaffee und Kuchen auszu-        reichte. Dabei wurden die Teilneh-          Mitteln des Europäischen Sozialfonds
                              tauschen. Geschäftsleiter Christoph       mer_innen gleich für den ersten             (ESF), der MA 17 – Integration und
                              Trauner startete mit einem Rückblick      Durchgang des darauffolgenden               Diversität, des AMS Wien und des
                              auf die Höhepunkte und Herausforde-       World Cafés in 16 bunt gemischte            FSW Wien mit Unterstützung des Wie-
                              rungen des letzten Jahres. Es folgten     Gruppen eingeteilt. In Sesselkreisen        ner ArbeitnehmerInnen
                              Präsentationen von Rosi Güttersber-       diskutierten die Gruppen schließlich        Förderungsfonds (waff ).
                              ger-Stockinger zum Qualitätsmanage-       das Leitbild von WUK Bildung und
                              ment und von Camilla Bensch zu den        Beratung und tauschten sich darüber
                              Ergebnissen der Erhebung psychischer      aus, was bei der Betrachtung des Leit-
                              Belastungsfaktoren der Mitarbeiter_
                              innen am Arbeitsplatz.
                                                                        bildes als Ganzes noch passt, was nicht
                                                                        mehr passt und was fehlt. In mehreren
                                                                                                                     Eingmocht real
                                                                                                                     Z
                                In der anschließenden Vorstellungs-     Durchgängen und verschiedenen                        um gemütlichen Wochen-
                              runde der einzelnen Projekte durften      Gruppen wurde das Leitbild weiterdis-                endbrunch werden neben
                              sich die Mitarbeiter_innen nach einem     kutiert.                                             essbaren Installationen von
                              kurzen Interview in Performancekunst        Am Ende wurden die nötigsten Ver-          Titi Laflora Stücke serviert, in denen
                              üben. Je ein_e Kolleg_in musste in        änderungen in einem Ergebnisproto-           Elemente aus Bräuchen und Tradi-
                              Form von Pantomime, Umschreibung,         koll festgehalten und präsentiert. Die       tionellem aus dem Kontext genom-
                                                                                 Ergebnisse des Mitarbeiter_in-      men, kritisch beleuchtet und in ei-
                                                                                 nen –Tages werden im Weite-         nem zeitgenössischen Rahmen neu
                                                                                 ren als Basis für die Überarbei-    kombiniert und präsentiert werden.
                                                                                 tung des Leitbildes von WUK           Mit Regina Picker (WUK, ttp),
                                                                                 Bildung und Beratung dienen.        Großmütterchen Hatz & Klok I
                                                                                   Die Krönung des Tages             Trio, Katharina Schwärzer und An-
Foto: Susanne Senekowitsch

                                                                                 stellte natürlich der gemütli-      drea Krohn.
                                                                                 che Ausklang mit Buffet und           23. und 24. September, 11:00 Uhr
                                                                                 Getränken im Innenhof des             Volkskundemuseum Wien
                                                                                 WUK dar.                            1080 Laudongasse 15-19
                                                                                   Susanne Senekowitsch                Info & Anmeldung:
                                                                                 WUK Bildung und Beratung            performancebrunch@gmail.com

                             WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                                 11
türkisch

Auf der Bühne
Jürgen Plank über Hülya Çelik vom Theater Sahne.

H
          ülya Çelik wurde in Österreich     zumachen, und das waren zunächst or-          Theater Sahne gegründet. Da bin ich
          geboren und ist auch hier auf-     ganisatorische Aufgaben. Teilweise habe       Schriftführerin, Hakan Çepelli ist Ob-
          gewachsen, ihre Eltern sind aus    ich einfach auch diesen Raum, der uns         mann. Mit einer relativ kleinen För-
der Türkei. Sie hat dann Turkologie stu-     zur Verfügung gestanden ist, dem Thea-        derung konnten wir das Jahrespro-
diert, türkische Literatur und Ge-           ter für Proben zugänglich gemacht. Ich        gramm nicht wie geplant umsetzen. Wir
schichte, und ihren Master und das           habe meistens den Schriftverkehr abge-        haben aber auch gelernt, mit Sponsoren
Doktorat gemacht. Sie ist also Turkolo-      wickelt, das geht in Richtung PR, und         umzugehen. Ich habe nämlich am Insti-
gin und unterrichtet Türkisch und Os-        ich habe auch versucht, Vernetzungen          tut für Kulturkonzepte den Kulturma-
manisch, zuerst an der Universität           zu schaffen. Ich habe aber alle mögli-        nagement-Lehrgang gemacht und dabei
Wien, mittlerweile ist sie in Hamburg,       chen Aufgaben übernommen: Teilweise           auch einiges gelernt. Auch in Richtung
mit einer halben Lehrstelle.                                                                             PR, wir haben inzwischen
„Aber irgendwann will ich                                                                                einige Sponsoren, aber es
wieder zurück nach Wien.“                                                                                wäre gut, eine dauerhafte
meint sie.                                                                                               Förderung zu bekommen
  Jürgen: Was lehrst du ge-                                                                              für die Theaterwerkstatt
nau?                                                                                                     bzw. für das Theater
  Hülya: Ich muss den Stu-                                                                               Sahne.
dentInnen auch Osmanisch
beibringen, das ist dann                                                                                 Im Interkulturellen Bereich
Türkisch in arabischer                                                                                   Seid ihr mit Theater Sahne
Schrift. Bis Atatürk, bis zur                                                                            jetzt im Tanz-Theater-Per-
Sprachreform, wurde alles                                                                                formance-Bereich des WUK
in arabischer Schrift ge-                                                                                verortet?
schrieben.                                                                                                  Nein, das war eine stra-
  Wie bist du ins WUK ge-                                                                                tegische Überlegung, ich
kommen?                                                                                                  habe mich zum Beispiel
  Ich bin schon seit 2010                                                                                mit Christine Baumann
im WUK, durch die „Verei-                                                                                beraten, und sie hat ge-
nigung der StudentInnen                                                                                  meint, es wäre wichtig,
und Jugendlichen aus der                                                                                 dass der Interkulturelle Be-
Türkei in Wien“. Da habe                                                                                 reich aktiver wird und
ich bis jetzt mitgemacht. Im                                                                             mehr zum Vorschein
Jahr 2015 habe ich mich                                                                                  kommt, und wir sollten
auch bei den Vorstandswah-                                                                               uns einfach im Interkul-
len im WUK vom Interkul-                                                                                 turellen Bereich ansiedeln.
turellen Bereich (IKB) auf-                                                                              Das haben wir dann auch
stellen lassen. Ich bin dann                                                                             gemacht, wir sind ein Teil
im Vorstand Kassierin ge-                                                                                des IKB.
worden, und diese Funk-                                                                                     Wie ging es mit Theater
tion habe ich noch immer.                                                                                Sahne weiter, seit du dabei
                                                                                                         bist?
Seit 2011: Theater Sahne                                                                                    Im Jahr 2013 und im
Heute sprechen wir aber        Fotos: Jürgen Plank                                                       Jahr 2015 sind zwei größere
nicht über die Vereinigung                                                                               Theaterprojekte gelaufen.
der StudentInnen und Jugendlichen aus           bin ich einfach am Büffet gestanden        Das waren beides türkische Stücke, die
der Türkei in Wien, sondern über dein           und habe verkauft, wenn Theaterauf-        Hakan Çepelli für die Bühne vorbereitet
Theaterprojekt namens Theater Sahne.            führungen waren.                           und mit Laien umgesetzt hat. Die meis-
Wie ist das entstanden – und was war der           Wie seid ihr mit dieser Vereinigung     ten Mitwirkenden hatten zwar schon ir-
Anstoß dafür?                                   heute verbunden?                           gendwelche Bühnenerfahrungen, aber
  Theater Sahne wurde schon 2011 als               Dieses Jahr sind wir von der Vereini-   die meisten waren keine ausgebildeten
eine Art Laientheatergruppe von Hakan gung der StudentInnen und Jugend-                    SchauspielerInnen. Auch Hakan selbst ist
Çepelli gegründet, mit dem ich auch             lichen aus der Türkei in Wien unabhän-     kein ausgebildeter Regisseur, er ist eigent-
verheiratet bin. Ich habe begonnen mit- gig geworden und haben den Verein                  lich zum Studium von Theater, Film und

12                                                                                         WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober
türkisch

Medienwissenschaften hierhergekom-            Zum Teil ein bisschen verkürzt.              Sprache rezitiert und dargestellt.
men. Er hat das Studium aber rasch auf-         Was habt ihr noch in den letzten Jahren      Das vorhin angesprochene Theaterpro-
gegeben, weil es für ihn eine sprachliche     gemacht?                                     jekt „Derwisch erzählt“ wurde im Inter-
Barriere gegeben hat, und er hat bald           Der nächste Schritt war, dass wir eine     kulttheater aufgeführt. Dieses Theater
seine ersten kleinen Projekte gemacht.        Theaterwerkstatt gegründet haben, die        gibt es jetzt nicht mehr. Wie siehst du das:
                                              im WUK angesiedelt war, die Workshops        Fehlt so ein Theater in Wien, das die in-
Wer kommt ins Paradies?                       haben immer hier stattgefunden. Wir ha-      terkulturelle Ebene mitdenkt?
Kommen wir zu den angesprochenen grö-         ben uns zeitlich an das Universitäts-Se-       Ja, auf jeden Fall. Wir hatten mit dem
ßeren Projekten. Welche Stücke habt ihr       mester gehalten und im Oktober begon-        „Derwisch“ auch persönliche Gespräche
auf die Bühne gebracht?                       nen und im Jänner geendet. Unser zwei-       darüber, ob man das Interkulttheater
   Eines der Stücke war „Oh, diese Ju-        tes Semester war dann von März bis Juni,     nicht wieder beleben könnte. Die Miete
gend“, das ist ein sehr bekanntes türki-      und am Ende jedes Semesters haben die        dort ist einfach so hoch, dass er das Ri-
sches Jugendtheaterstück, das noch im-        Teilnehmenden gemeinsam mit den Leh-         siko nicht noch einmal eingehen
mer, auch in der Türkei, in sehr vielen       renden Performances vorbereitet.             möchte, weil er finanziell immer wieder
Theatern gespielt wird. Das zweite                                                         aus der eigenen Tasche etwas dazu zah-
Stück im Jahr 2015, „Azizname“, war           Derwisch erzählt                             len musste. Das war bei uns teilweise
gleichzeitig das erste Stück, für das wir     Wer ist bei den Lehrenden dabei?             auch der Fall, denn interkulturelles
eine Förderung von der MA7 für vier             Irgendwann haben wir uns getraut,          Theater bzw. Community Theater ist
Aufführungen bekommen haben. Das              Aret Güzel Aleksanyan anzusprechen,          schwer zu finanzieren. Besonders wenn
war sehr schön. Das Geld hat nicht ge-        ihn kennt man vom Projekt „Derwisch          man keine professionellen Theater-
reicht, aber man konnte damit einiges         erzählt“, er unterrichtet jetzt bei uns      schauspielerInnen dabei hat. Irgend-
machen. „Azizname“ ist eine Bühnen-           zum Beispiel Improvisationstheater.          wann wird man dann professionell, und
adaption von Kurzgeschichten von Aziz           Wer waren die TeilnehmerInnen an der       das war ein Ziel dieser Theaterwerk-
Nesine. Auch sehr berühmt in der Tür-         Theaterwerkstatt?                            statt: Leute heranzuziehen, die gut sind.
kei, wobei es unter der Regierung von           In der Theaterwerkstatt hatten wir           Habt ihr vor, um die Interkulturalität
Recep Tayyip Erdoğan nicht so gern ge-        auch Leute, die sehr gut Deutsch konn-       zu befördern, neben der türkischen auch
sehen wird, dass dieses Stück auf die         ten. Das sind dann Menschen, die hier        andere Sprachen zu verwenden?
Bühne gebracht wird. Aber das ge-             geboren worden und hier aufgewachsen           Ja, das haben wir zum Teil schon ge-
schieht noch immer.                           sind. Die haben bei der letzten Perfor-      macht. Beim letzten Workshop ging es
   Warum sieht das die aktuelle Regierung     mance auch Monologe in deutscher             ein bisschen von der Initiative der
nicht gerne?
   Weil es politische Satire ist. Es bewegt
sich immer wieder in Richtung Putsch,
in diese Richtung gibt es Anspielungen
– und die Türkei hat ja verschiedene Er-
                                                In_Sight
                                               I
fahrungen zum Thema Putsch gemacht.                n-Sight ist ein viertägiges kreatives   Zugänge, mit denen Verbindung mit
Es geht auch um das Thema Krieg, und               Labor des Vereins Corpo Colec-          dem Raum und anderen TänzerInnen
da gibt es zum Beispiel eine schöne                tivo, in dem neue Wege erforscht        hergestellt werden können. Es wird
Szene, in der ein Kind fragt: „Wenn            werden, sich zu bewegen, sehen und          vermittelt, einander wahrzunehmen
zwei Muslime gegeneinander Krieg füh-          wahrzunehmen.                               und im Moment Raum geschaffen für
ren, wer ist dann der Märtyrer?“ Weil es         Jeder Tag wird mit einer dreistündi-      spontane Interaktion und Komposi-
ja die Auffassung gibt, wer im Krieg           gen Morgeneinheit begonnen, mit ei-         tion. Indem die Aufmerksamkeit auf
stirbt, wird zum Märtyrer. Die Frage           ner Feldenkrais-Klasse, die sanft in        den Körper als performatives und aus-
lautet also: Wer kommt dann ins Para-          eine Bewegungsforschung überführt           drucksstarkes Werkzeug gerichtet
dies? Dieses Stück haben wir gemacht           und Ideen von Axis Syllabus aufgreift.      wird, verlagert sich der Fokus, vom
und das haben wir heuer noch zwei Mal          Angeleitet durch Ruth Valens und Lis-       nach innen sehen zum gesehen wer-
aufgeführt.                                    beth Bitto werden die Körper geweckt        den.
                                               und gewärmt und schrittweise ein all-          26. bis 29.Oktober
Theaterwerkstatt                               gemeineres und größeres Gesamtbild          10:00 - 13:00 Morgensession
Wo waren die Aufführungen?                     von Bewegung untersucht.                    13:00 - 14:00 Mittagspause
  In Volkshochschulen, im PAHO im                Die Vormittage bieten Einblicke in        14:00 - 17:00 Labsession
zehnten Bezirk. Wir arbeiten oft mit           Funktionsweise und Architektur unse-           Im WUK, Flieger (Eisenstiege)
Volkshochschulen zusammen. 2015 ha-            rer Körper und laden zu einer inneren          Kosten:
ben wir im 5. Bezirk gespielt, im poly-        Entdeckungsreise ein.                       sliding scale 190,- bis 240,-
college, und auch im 13. Bezirk, in der          Inspiriert davon wird in der Nach-           Information und Registration:
VHS Hietzing, weil die sehr kulant wa-         mittagssession erforscht, wie sich un-      office@coco.wien
ren in Bezug auf Bezahlung und Probe-          sere Erfahrungen in einen kreativen            Weitere Informationen zum Labor
zeiten.                                        Prozess umwandeln lassen. Durch             und zu den Dozentinnen:
  In welchen Sprachen wurden die Stücke        kurze Improvisationen und Übungen           www.coco.wien
gespielt?                                      bieten Ilse van Haartracht und Lisbeth
  Auf Türkisch, in Originalfassung.

WUK-INFO-INTERN 4/17 Oktober                                                                                                        13
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