BERNER SCHULE ÉCOLE BERNOISE 02/20 - Bildung Bern
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BERNER SCHULE ÉCOLE BERNOISE 02/20 AZB 3001 Bern POST CH AG DISTANZ UND LERNEN SBBE Triathlon in Heimiswil Hate Speech Das Projekt «Studien- Das Sportprojekt ist eine Was genau ist begleitender Berufs- Zu-Mutung für alle. Hassrede? Wo ergeben einstieg» der PHBern sich Präventions- polarisiert. möglichkeiten?
INHALT EDITORIAL KONTAKT Geschäftsstelle Bildung Bern Monbijoustrasse 36 Postfach, 3001 Bern info@bildungbern.ch 031 326 47 47 5 18 Ausgabe vom 17. April 2020 AKTUELL FBBE Gedanken des Präsidiums von Christine Manz, Präsidentin der Liebe Leserin, lieber Leser Chère lectrice, cher lecteur, IMPRESSUM Bildung Bern zur Corona-Pandemie. Teilfraktion Berufsbildung FBB von Bildung Bern, erklärt im Interview, «Ich weiss, dass ich nichts weiss.» Dieses «Je ne sais qu’une chose, c’est que je ne sais 6 Berner Schule (vormals «Berner Schulblatt») warum die Gesellschaft in früh- Zitat, das Sokrates zugeschrieben wird, ist rien.» Cette citation attribuée à Socrate 153. Jahrgang/153e année ISSN 1661-2582 kindliche Bildung, Betreuung und selten wahrer als in dieser Zeit. Bei Redakti- ne s’est rarement révélée aussi vraie qu’au- O-TON CORONA Erziehung investieren müsste. onsschluss dieser Berner Schule wussten wir jourd’hui. Au moment de la clôture de la Erscheint 6-mal pro Jahr Was ist schwierig, was positiv im nicht, ob die Schulen nach den Frühlings- rédaction de ce numéro de l’École Bernoise, 26 Auflage / Tirage: 10 700 (WEMF/SW-beglaubigt) Zusammenhang mit Fernunterricht? ferien wieder geöffnet sein würden. Wir nous ne savions pas si les écoles rouvri- Herausgeber/Editeur O-Ton von SchülerInnen, Eltern, wussten nicht, ob und wann der Alltag wieder raient leurs portes après les vacances de Bildung Bern Lehrpersonen und Schulleitungen. BERATUNG stattfinden würde. Wir wussten, dass das, printemps. Nous ne savions pas si nous Formation Berne Anne Studer schreibt ihren was wir an diesem Tag wussten, bei Erschei- pourrions reprendre notre quotidien, ni Adresse Bildung Bern 8 letzten Ratgeber. Zehn Jahre Erfahrung als Berate- nen der Zeitung schon wieder veraltet sein würde. quand. Nous savions seulement que ce que nous savions ce jour-là serait déjà dépassé Für die «Berner Schule» Monbijoustrasse 36 Postfach SCHULBESUCH rin von Bildung Bern: ein Fazit. Was wir aber wissen, ist: au moment de la parution de ce magazine. verantwortlich: Franziska 3001 Bern Im Oktober 2019 gewann die Schule • dass viele Lehrpersonen den Fernunterricht Ce que nous savons en revanche, c’est que Schwab, Redaktorin, und bernerschule@bildungbern.ch www.bildungbern.ch Heimiswil/Kaltacker den Esprix für ihren Triathlon. Das Projekt 27 unglaublich kreativ und gut aufgegleist haben und ihn professionell durchführen. • de nombreux enseignants et enseignantes ont fait preuve d’une incroyable créativité Barbara Bissig, Grafikerin. ist eine Zu-Mutung für alle. CONSEIL • dass die Digitalisierung der Schulen einen et mis sur pied un enseignement à Responsables pour Ecole Après dix années d’exercice de Entwicklungsschub erlebt. distance professionnel, bernoise: Franziska Schwab, Redaktion 10 ses fonctions de conseillère, Anne Studer fait une synthèse • dass Mut zur Lücke gelebt wird. • dass es nicht wenige SchülerInnen gibt, die • la numérisation des écoles connaît un fort développement, rédactrice, et Barbara Bissig, graphiste. Franziska Schwab BILDUNGSPOLITIK dans un dernier guide. sich nach der normalen Schule und/oder • nous avons le courage d’accepter les 031 326 47 45 Themen wie Bildungsqualität, den Lehrpersonen sehnen. lacunes, Gestaltung Barbara Bissig Chancengerechtigkeit, gute Rahmenbedingungen für die Fach- 32 • dass Eltern merken, wie viel Energie es braucht, Kinder zu unterrichten. • les élèves ne sont pas rares à regretter l’école traditionnelle et/ou leurs 031 326 47 58 personen in der Bildung müssen HATE SPEECH • dass Beziehungen auch digital gelebt enseignants auch in Zeiten des Virus disku- Hassrede zeigt sich auch im werden können. • les parents se rendent compte de toute Traduction tiert und eingefordert werden. schulischen Alltag. Was genau ist • dass der Lehrberuf systemrelevant ist. l’énergie qu’il faut déployer pour Apostroph Group Hate Speech und wo ergeben sich • dass der Lehrberuf sicher und enseigner aux enfants, Korrektorat Mara Tiberini 12 im pädagogischen Kontext Präventionsmöglichkeiten? sinnstiftend ist. • dass Bildung Bern sich auch nach der Krise • il est possible d’entretenir des relations en mode numérique, SBBE mit voller Kraft für Bildungsqualität und die • la profession d’enseignant revêt une Anzeigenmarketing Stämpfli AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 Studienbegleitender Berufseinstieg: Dem Projekt der PHBern wird mit 36 erforderlichen Rahmenbedingungen einsetzen wird. importance systémique, • la profession d’enseignant est sûre et 3001 Bern 031 767 83 30 Begeisterung und Kritik begegnet. JUGEND DEBATTIERT • dass wir Sie auf unserer Homepage pleine de sens, therese.herren@staempfli.com Wir zeigen aus verschiedenen Sollen 5G-Antennen in der www.bildungbern.ch immer aktuell informie- • Formation Berne continuera de se mobili- Perspektiven auf, was diskutiert Schweiz verboten werden? ren und Ihre Fragen gerne beantworten. ser pleinement après la crise pour assurer Druck werden könnte und müsste. Über diese Frage debattierten la qualité de la formation et pour créer les DZB Druckzentrum Bern AG die FinalistInnen der Sek I am conditions requises, Abonnemente/Abonnements Nichtmitglieder/Non-membres: 16 14. Februar 2020 am Berner Regiocup von «Jugend debattiert». • nous vous tenons informés et répondons à vos questions sur www.bildungbern.ch. CHF 37.– / Jahr inkl. MWSt. BERUFSBILDUNG Aufgrund einer Leistungsvereinbarung mit der Vereinigung der Studierenden der PHBern (VdS) wird die Zeitschrift auch Die Lehrlingsausbildung ist vor allem in der Deutschschweiz ein 39 rund 1500 Studierenden zugeschickt. Erfolgsmodell. Warum nehmen DAS LETZTE WORT die Betriebe den Aufwand über- Licht mieten, aber auch Rhetorik. 2 — BS 2020 AUSGABE 02 3 — BS 2020 AUSGABE 02 Bestellungen und Adressänderungen haupt auf sich? Eine aktuelle Geschäftsstelle Bildung Bern 031 326 47 47 Analyse bringt Antworten. Nächste Ausgabe: 23. Juni 2020 Prochaine édition: 23 juin 2020 Redaktionsschluss: 2. Juni 2020, 7.00 Uhr Délai rédactionnel: 2 juin 2020, 7.00 h Titel: Illustration, Barbara Bissig
SANDROS CARTOON AKTUELL Christian Robert, Vizepräsident, und Pino Mangiarratti, Präsident von Bildung Bern, freuen sich auf die Zeit, wenn die «distance» wieder aus dem «distance learning» verschwunden sein wird. Bilder: Carmelo Agovino Liebe Kolleginnen und Kollegen «Distance learning» ist ein Oxymoron. Es bildet sich aus zwei sich widerspre- chenden Begriffen: Distanz und Lernen. «Distance learning» ist also ein Gegensatz in sich: Denn aus der Distanz kann man nicht lernen. Wo bleibt da die Resonanz? Was ist mit den Beziehungen, zwischen Lehrpersonen und SchülerInnen, im Kollegium? Und wo bleiben Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche in der Klasse, beim Lernen in der Gruppe oder auf dem Pausenplatz machen? Wo die Interaktion, die Freund- schaften und Gefühle, das gemeinsame Spiel? Sollte sich Schule auf das Anschauen von Lernvideos oder das Ausfüllen von Arbeitsblättern reduzieren, dann hätten wir definitiv den falschen Beruf ge- wählt. Haben wir aber nicht. Denn genau diese ausserordentliche Situation, in der wir seit dem 16. März stecken, macht deutlich bewusst: Uns Lehrpersonen braucht es, als analoge Persönlichkeiten – mehr denn je. Der Fernunterricht ist für alle Beteiligten eine grosse Herausforderung. Die zeitliche Dimension des Unterrichts wird teilweise aufgelöst, die verminder- te Kontrolle erfordert ein höheres Mass an Selbstdisziplin als üblich und der Kontakt zur Klasse und zum Kollegium wird umständlicher und aufwendiger. Zu den «schulspezifischen» Schwierigkeiten gesellen sich organisatorische Herausforderungen und gesundheitliche Fragen: Wir Lehrpersonen können unsere eigenen Kinder beim «distance learning» unterstützen, aber wie sieht es bei bildungsfernen Eltern aus? Wie werden die Kinder wieder in die Schul- zimmer zurückkehren? Welche Auswirkungen hat es, dass alle nun viel mehr Zeit vor dem Computer verbringen, meistens sitzend, dass wir die Arbeitszeit weniger klar strukturieren können und ständig unterbrochen werden? Was bedeutet es für unser Wohlbefinden, dass wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, uns zu bewegen und nach draussen zu gehen? Die Antworten werden wir kennen, irgendwann. Wir freuen uns schon jetzt sehr darauf, unseren SchülerInnen wieder persön- lich die Hand zu schütteln und sie analog nach ihrem Befinden zu fragen. Wir freuen uns darauf, den Beziehungsberuf, den wir ergriffen haben, wieder so auszuüben, wie er gedacht ist. Und wir freuen uns auch über eine positive Nebenwirkung der Krise: Das An- sehen und die Wertschätzung des Engagements von Lehrpersonen im Kanton sind gestiegen! 4 — BS 2020 AUSGABE 02 5 — BS 2020 AUSGABE 02 Diese Krise wird vorbeigehen, neue Krisen und Herausforderungen werden auf uns und Bildung Bern zukommen. Zusammen bewältigen wir sie! Pino Mangiarratti und Christian Robert, Präsidium Bildung Bern
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK Ich erlebe erst jetzt richtig, was unsere LehrerInnen Tag für Tag leisten Die Unsicherheit: Wie viel Material brauchen die Mir fehlt der tägliche Kontakt und Austausch mit Von Franziska Schwab Kids, welche Hilfestellungen kann man bieten? meiner Klasse. Man kann nicht spontan reagieren und individuell Die Wertschätzung der Eltern und SchülerInnen für auf die SchüleInnen eingehen. Das «Klassenleben» unser Engagement so direkt zu erfahren tut gut. CORONA-O-TON Was ist das Schwierigste, Herausforderndste im Zusammenhang mit fehlt mir sehr. Man muss Elterncoach sein und sie Franziska, Lehrerin ermutigen, dass sie die Aufgaben den Bedürfnissen Fernunterricht oder Homeoffice, was das Beste und Schönste? Das wollten wir von der Kinder entsprechend anpassen / streichen / er- verschiedenen Menschen wissen. Hier ihre Antworten: weitern dürfen. Diese Rolle ist für Eltern zum Teil Ich erlebe erst jetzt richtig, was unsere LehrerInnen schwierig. Es schwingen auch Ängste mit, dass die Tag für Tag leisten. Ein grosses MERCI! SchülerInnen Stoff verpassen. Beatrice, Mutter Ich geniesse es, die «Unterrichts-Zeit» mit den ei- genen Kids zu gestalten … auch wenn sie der Mut- Ich muss selber den Überblick behalten über Mate- Ich vermisse meine SchülerInnen, den direkten ter nicht immer gerne glauben … Beruflich freut es Daheim arbeiten. Die LehrerInnen können es dir rial und Aufträge. Morgens braucht es mehr Über- Kontakt, die Beziehung mit ihnen und die Interakti- mich, eine Sprachnachricht zu erhalten, mit Schüle- nicht gleich erklären. Du kannst schon fragen, aber windung aufzustehen, weil ich ja nicht pünktlich in onen im Unterricht, was mir die Planung des weiter- rInnen zu telefonieren oder ein Foto eines Produkts im Schulzimmer ist es einfacher. Die Berufswahl ist der Schule sein muss. führenden Unterrichts enorm erschwert. zu erhalten. Ich entwickle gerne Ideen, wie man mühsam. Meine Schnupperlehren müssen verscho- Die Freiheit. Ich darf Arbeit und Zeitfenster nach Für SchülerInnen, die mehr Förderbedarf haben, Fernaufträge für die Unterstufe kreativ gestalten ben werden. Lust wählen. Wie lange das Fach dauert, bestimmt kann es eine grosse Chance sein. Sie können dank und möglichst die Eltern entlasten könnte. Ich habe viel Freizeit. Ich mache meine Aufgaben am man mit dem eigenen Arbeitstempo. Man ist nicht der 1:1-Betreuung zu Hause mehr Boden gewinnen. Sabine, Mutter und Lehrerin 1.– 4. Klasse Morgen, dann habe ich den ganzen Nachmittag frei. an Stundenplanzeiten gebunden. Die SchülerInnen können eigene Projekte realisie- Till, 8. Klasse Cédric, 5. Klasse ren und sich in ein Aufgabengebiet, für das sonst keine Zeit bleibt, vertiefen – alleine oder zusammen Manchmal sind die Aufträge nicht so gut erklärt mit den Eltern / Familien. und man muss mehr nachfragen, was zeitaufwendig Ich vermisse meine Freunde und das zusammen Die Herausforderung ist die Informationsflut. Es Rachel, Lehrerin ist. Daheim bin ich auch mehr abgelenkt. Turnen und Gestalten. geht darum, das Wesentliche zu erfassen, es den Man kann frei arbeiten und die Zeit frei einteilen. Nick, 3. Klasse Lehrpersonen weiterzuleiten und die Übersicht zu Ich habe mehr Zeit für mich. bewahren. Klassenlehrpersonen sind sehr gefor- Wundgewaschene Hände, viel zu wenig Zeit für Noa, 8. Klasse dert. konzentrierte Arbeit, Haushalt und vor allem für Mir gefällt daheim Schule haben, weil ich in meinem Ich nehme einen Entwicklungsschub der Digitali- uns selbst, nur digitale Kontakte und Zaungesprä- eigenen Zimmer gut lernen kann. Danke für die sierung in der Schule wahr. Die Neugierde, der Mut che. Viel zu viel Bildschirmzeit. Ich finde es toll, kann ich jeden Tag so viel Zeit mit tollen Aufgaben! der Lehrpersonen faszinieren und freuen mich. Sie Kein Übergang zwischen Arbeit und Familie – dafür meinen Eltern verbringen. Alina, 3. Klasse schöpfen die digitalen Möglichkeiten wirklich aus. statt Arbeitsweg ausgedehnte Waldspaziergänge. Emely, 3. Klasse Daniel, Schulleiter Mehr Reibungsfläche. Dafür auch mehr Zeit fürein- ander und flexiblere Abläufe. Hausarbeit und Ämtli Die Freundinnen fehlen. Es wäre schön, von meiner werden als obligatorisch(er) wahrgenommen und Die Dauerpräsenz und die kurzen Planungszeiten. Lehrerin unterrichtet zu werden. Mir fehlt die fröh- Wenn man eine Frage hat, muss man in der Regel freudig umgesetzt. Wenn Geschwister sagen «Mit Die Digitalisierung darf nun nicht überbewertet liche Stimmung im Schulzimmer. einen halben Tag auf die Antwort warten. Die Kom- dir spiele ich nie mehr», kann man ihnen glaubhaft werden. Sie hat auch eine «dunkle» Seite. Wir mer- Ich bin frei in der Aufgabenwahl. Als Familie an ei- munikation funktioniert nicht. Die SchülerInnen versichern, dass das keine gute Idee ist. Weniger ken, dass wir zwar technische Lernfortschritte nem Tisch arbeiten, ist schön. Ich mache gerne eige- kennen die digitalen Möglichkeiten zu wenig, da- Diskussion um Hygiene. Dank Post und neuen Me- gemacht haben («distance learning», Lernvideos, ne Projektli wie selbst backen, Comic zeichnen, usw. durch geht viel Zeit verloren. dien neue Austauschformen, auch mit den Gross- Podcasts ...), aber die physische Distanz zu den (Wenn nur nicht Math dazwischenkäme …) Keine Präsenzpflicht, die Zeit ist frei einteilbar. eltern. Die Kreativität und die Sachlichkeit im SchülerInnen wie auch innerhalb des Kollegiums Manou, 2. Klasse Neue Kommunikationsformen müssen zwingend Internet steigen. Bekannte (und Promis) zeigen erschwert einen wichtigen Aspekt des Lehrens und digital verwendet werden und es ist spannend, diese neue, teilweise sehr interessante Skills. Gelebte Lernens: Die persönliche Beziehung. neuen Mittel zu nutzen. Zusammenhalt, Teamar- Solidarität im Quartier, trotz mehr Distanz. Dass die Zusammenarbeit im ganzen Kollegium, Ich muss die Kinder schon unterstützen bei ihren beit, Solidarität und gegenseitiges Verständnis für Monika, Mutter, ehemalige Lehrerin mit der Gemeindeverwaltung und den Eltern so Arbeiten. Die Organisation der anfallenden Schul- die Situation. schnell und unkompliziert funktioniert hat. Es ist arbeiten hat noch Verbesserungspotenzial. Ich bin Vereinigung der Studierenden auch erfreulich und beruhigend zu erleben, wie mehr eingebunden und verliere manchmal selber Es braucht sehr viel Selbstdisziplin, um die Aufträge schnell plötzlich Projekte, die vorher nur schlep- beinahe den Überblick über all die Blätter, Aufgaben der Schule wirklich gründlich und effizient zu erle- pend vorangingen, nun umgesetzt werden können. in der Cloud, zu korrigierende Aufträge. Das Schwierigste in meiner momentanen Situation digen. Man muss sich die Zeit gut einteilen, damit Digitale Lösungen und Hilfsmittel konnten kurz- Alle können profitieren. Die Kinder lernen das Selb- als Lernender im Homeoffice ist die fehlende Hilfe- man bis zum Abgabetermin mit allem fertig wird. fristig einsatzfähig gemacht werden. ständig-Arbeiten, Zeit-Einteilen und Prioritäten- 6 — BS 2020 AUSGABE 02 7 — BS 2020 AUSGABE 02 stellung durch meine Ausbildner. Natürlich kann ich Auch ist es sehr mühsam, dass man sich nicht mit Sandro, Schulleiter Setzen. Auch das Miteinander ist schön. Es bleibt jederzeit online über viele verschiedene Chat- oder seinen Freunden treffen kann, sondern zu Hause Zeit für stillgelegte Projekte, gemeinsame Jasstur- Videoportale mit ihnen kommunizieren, jedoch ist bleiben muss. niere, man kann zusammen eine Geschichte lesen. dies teilweise viel aufwendiger als am Arbeitsplatz, Ich kann so lange schlafen, wie ich will. Da ich nun Schwierig ist eigentlich nichts. Doof ist aber, dass Mit Haus und Umschwung sind wir privilegiert, da wo ich bei Problemen direkt um Hilfe bitten kann. mehr Zeit zur Verfügung habe, kann ich Neues aus- man die Freunde nicht mehr so oft sieht. wir genug Raum zum Austoben haben. Das Beste im Homeoffice ist definitiv die Freiheit in probieren, etwa Klavier spielen lernen und Home- Das Gute ist, dass man einfach um 8 Uhr starten Stefanie, Mutter der Zeiteinteilung. Und: Der Arbeitsweg fällt weg. Workouts. kann und weniger Lektionen Schule hat. Lukas, Lehrling 4. Lehrjahr Laure, Gymnasiastin Fynn, 6. Klasse
SCHULBESUCH SCHULBESUCH Eine Zu-Mutung für alle – Triathlon in Heimiswil Von Franziska Schwab ESPRIX BILDUNG BERN Achtmal fand er schon statt. Über eine neunte Durchführung wird am Kollegiumstag im Sommer diskutiert. Im Oktober 2019 gewann die Schule Heimiswil/Kaltacker dafür den Esprix, eine Auszeichnung der Regionalkonferenz Emmental von Bildung Bern für gemeinschaftsfördernde und klassenübergreifende Schulprojekte. Der Triathlon ist eine Herausforderung. «Wir wollten einen nicht alltäg- lichen Sportanlass organisieren, bei dem die SchülerInnen ge- Bilder: zvg fördert und gefordert werden», erinnert der Heimiswiler Co- Schulleiter Jürg Burkhalter sich Von links: Beim Triathlon ist der Weg bestimmt auch das Ziel. In nasser Badehose aufs Rad: auch zurück an die Anfänge vor 19 das ist eine Erfahrung. Als soziale Nähe noch erlaubt war: warten auf den Einsatz im Wasser. Jahren. Lehrer Martin Weiss hat- te die Idee des Triathlons. «Brin- gen wir das hin oder nicht?», war die Frage, die das Kollegium «Wenn du siehst, jetzt läuft es. Es Obligatorium ab der vierten Klas- anderen Lehrpersonen erledigen zu beantworten hatte. Spezielle Die Wechselzonen sind eine grosse Herausforderung. Deshalb bereiten sich die SchülerInnen kommt gut.» se, als es noch nicht Pflicht war. am Tag selber dann ihren Job und Ausrüstung für die SchülerInnen auch zeichnerisch darauf vor. Immer gut informieren. Ganz wichtig bei Grossprojekten. Beatrice Stofer spricht von Martin Weiss thematisiert Bewil- haben vorher nicht noch viel Auf- braucht es nicht. Der Aufwand Erlösung, wenn das Wetter gut ligungen. «Am Anfang habe ich wand.» schien im Rahmen zu sein. «Eine ist. «Dann muss man nicht mehr sie eingereicht. Ich ging zur Stapo Martin Weiss ist überzeugt: Badehose und ein Velo hat jede allen SchülerInnen von der 1. bis stellen», erklärt Co-Schulleite- überlegen, ob man nur einen Burgdorf. Mit der Einstellung: «Wir haben das Glück, eine Schul- und jeder», so Martin Weiss. Und: zur 9. Klasse nach Burgdorf zu rin Beatrice Stofer. Freiwillige Duathlon macht oder gar nichts», Schnell unterschreiben lassen leitung zu haben, die nicht nur «Rennen können auch alle.» reisen und den Triathlon durch- seien gefragt. 20 bis 30 Mütter sagt sie. Denn dreimal habe und gut. Der Polizist schaute die verfügt. Das Kollegium kann mit- zuführen. und Väter, die aufstellen helfen, man auf einen Duathlon – ohne Unterlagen an und sagte: Habt reden. Der Informationsfluss ist Stärkung des Ich Kreuzungen überwachen, Stre- Schwimmen, dafür mit zwei ihr euch das gut überlegt? Das gut. Der Triathlon ist von unten Als die Idee entstand, wurde ge- Bewilligungsmarathon ckenposten betreuen, auf den Rennstrecken – verkürzt, weil es ärgerte mich und ich verlangte gewachsen.» mäss Burkhalter das Thema Ver- Mit jeder Durchführung wurden Listen abkreuzen, ob jedes Kind zu kalt war. «Das Wetter ist für den Chef. Was nicht gut ankam. Man stelle das Projekt auch weichlichung der Gesellschaft die Bewilligungsverfahren ein durchgefahren, -geschwommen die Grossen weniger relevant, Seither holt die Schulleitung die immer wieder zur Diskussion, gerade intensiv diskutiert: «Darf wenig aufwendiger. Involviert oder -gerannt ist ... «Das gibt ein aber die Kleinen kann man nicht Bewilligungen ein.» erklärt Burkhalter. Da gebe es man von den SchülerInnen etwas waren Stadt- und Kantonspolizei, Gemeinschaftsgefühl, man kann auf der Schütz zwei Stunden nicht 100 Prozent Zustimmung, fordern, wenn ja, wie viel?» Für die Stadt Burgdorf, die Burgerge- aufeinander zählen!», so Beatrice lang frieren lassen», erklärt Jürg Mit Personal Coach was auch normal sei. Auch sei die Heimiswil war die Antwort klar: meinde, Kirchberg, die kantonale Stofer. Burkhalter. Jürg Burkhalter erinnert sich an Akzeptanz grösser, wenn die Klei- Ja, man darf und soll sogar. «Der Forstabteilung. Die fünfseitige Negative Rückmeldungen hät- einen auswärtigen, nicht sehr nen nicht dabei seien. Ziemlich Triathlon war eine Herausforde- Verfügung des Strassenverkehrs- ten sie nie erhalten. Immer habe NichtschwimmerInnen waten sportlichen Schüler. «Wir orga- viel Aufwand falle dann weg, zum rung, ein Kontrapunkt. Wir Lehr- amts am Schermenweg für das man genügend Eltern gefunden. Angesprochen auf Anekdoten, nisierten eine Begleitperson, die Beispiel der Velotransport nach personen hatten Freude daran. Radrennen erstaunte eigentlich «Auch der Inspektor kam zu Be- überlegen sie nicht lange: «Ich den Parcours vorher mit ihm ab- Burgdorf – die Grossen müssten Und die Kinder ebenfalls», sagt alle. «Dann hatte es Baustellen. such. Er staunte nicht schlecht», unterstütze jeweils im Nicht- fuhr. Den Anlass selber bestritt selber fahren. Jürg Burkhalter. Diese fuhr man mit uns ab. Ge- erinnert sich Beatrice Stofer. schwimmerbecken die jünge- er mit seinem Personal Coach. Am nächsten Kollegiumstag Der pädagogische Aspekt meinsam mussten wir beurteilen, ren SchülerInnen. Sie müssen Wahrscheinlich hätte er sich das im Sommer wird denn auch be- stand für die Schule im Zentrum: ob die Umleitungen funktionier- Die Wetterfrage im Quadrat das Becken durch- alleine nie zugetraut. Jetzt spielt sprochen, ob im nächsten Schul- «Die Kinder zu etwas führen, das ten», erklärt Martin Weiss. An- Ein Highlight ist für Jürg Burk- schwimmen oder durchwaten. er sogar Hockey. Das ist ein Er- jahr wieder ein Triathlon stattfin- sie sich selber vielleicht nicht un- fangs gab es drei Routen, eine für halter jeweils der frühe Morgen: Einigen Kindern ist sogar dieses folg», so Burkhalter. det. Auch ob die Kleinen wieder bedingt zutrauen würden. Ihnen die Kleinen, eine für die Mittleren «Um 6.15 Uhr alles aufstellen, Becken zu tief und das Wasser mitmachen sollen. Witzig sei es etwas zumuten – ihnen Mut ma- und eine für die Grossen. So viele wenn die Schützenmatte noch reicht bis zum Hals. Da muss Entwicklung von unten eben schon, mit den Kleinen, sind 8 — BS 2020 AUSGABE 02 9 — BS 2020 AUSGABE 02 chen – und ihnen dann das ‹Ich- Möglichkeiten, für jede Kategorie leer ist. Nach und nach trudeln ich jeweils ein wenig helfen», Man kann sich fragen, warum das sich Burkhalter, Stofer und Weiss hab’s-geschafft-Erfolgserlebnis› eine gute, altersentsprechende alle ein. Man sollte eigentlich mal schmunzelt sie. Nach der ersten Kollegium in Heimiswil den Auf- einig. ermöglichen», führt Martin Weiss Radrunde zu gestalten, gebe es einen Rasterfilm machen, um das Austragung stellten die Lehrper- wand für einen solchen Anlass Übrigens: Die Heimiswiler ma- aus. nicht, sagen die Heimiswiler, die zu dokumentieren», sagt er. Und: sonen fest, dass nicht alle Ober- nicht scheut. Beatrice Stofer hält chen einen richtigen Triathlon. Die Heimiswiler Lehrpersonen Radstrecke dürfe beispielsweise Es sei schön zu sehen, wie die Kin- schüler gut schwimmen konnten. fest: «Der Triathlon ist etabliert, «Drei Disziplinen, einmal Zeit erschraken dann offenbar trotz- nie einen Linksabbieger haben. der im Ziel «zufrieden sind und ei- Die Heimiswiler Schule wechselte er gehört zu unserer Schule. Eine messen. Das ist unsere Speziali- dem ein wenig, als sie realisierten, «Alleine könnten wir einen nander anfeuern». Martin Weiss darauf vom freiwilligen Schwimm spezielle Arbeitsgruppe bereitet tät», betont Martin Weiss. was es wirklich bedeutete, mit solchen Anlass nie auf die Beine liebt die Erlösung, um ca. 9 Uhr: unterricht zum Schwimm- vor und leistet enorm viel. Die
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK Das Virus, Chancengerechtigkeit und Bildungsqualität Kongress Von Anna-Katharina Zenger Begabungs- und Begabtenförderung BILDUNGSQUALITÄT Was nicht für möglich gehalten wurde, ist seit dem 16. März Begabungsförderung heisst Verantwortung übernehmen: fürs eigene Lernen, Realität: Die Schulen und Ausbildungsstätten sind geschlossen. Ob die Schulen auch für die Gemeinschaft, für die Zukunft! nach den Frühlingsferien geschlossen bleiben, war bis Redaktionsschluss nicht klar. 3.–5. September 2020 Chancengerechtigkeit und Bildungsqualität müssen auch in Workshops und Referate – Integrative und unterrichtsergänzende aussergewöhnlichen Zeiten angestrebt werden. Förderung – Begabungspotenziale entdecken – Begabungen in Leistung umsetzen – Adaptive Lernumgebungen (Lehrplan 21) – Erweiterte Leistungsbeurteilung/Anerkennung – Begabte mit besonderen Bedürfnissen T SQU ALITÄ – Mentoring, Lernbegleitung BIL DUNG Dank dem Fernunterricht kann geht letztlich darum, Freude am – Schulentwicklung zur Begabungsförderung der Bildungsauftrag einigermas- Lernen zu vermitteln.» Es gelingt – Begabungen und Ethik/Verantwortung sen aufrechterhalten werden. Da- besser, diese Freude zu vermit- Der Kongress bietet: bei darf nicht vergessen gehen, teln, wenn es den Lehrpersonen – Neue Impulse – Horizonte wie unterschiedlich die Kinder gut geht, wenn sie gute Rah- – Praxisrelevante Konzepte Schulleitungen, Lehrpersonen, zu Hause begleitet werden. Kin- menbedingungen und genügend – Zusammenwirken aller Beteiligten – Internationale Referierende Dozierende des Kantons Bern der aus bildungsnahen Familien Spielraum haben. Darauf hat Bil- haben innert kürzester Zeit, haben grosse Vorteile gegen- dung Bern in der Diskussion rund Kongressort buchstäblich übers Wochenende, über Kindern aus belasteten und um die Lehrmittel im Grossen FHNW, Campus Muttenz bei Basel den Fernunterricht für 110 000 schwierigen Familienverhältnis- Rat hingewiesen. Sprachkompe- www.BegabungsfoerderungKongress.ch SchülerInnen der Volksschule, sen. Chancengerechtigkeit ist tenz, geeignete IT- und andere In- 45 000 Auszubildende der Sekun- nicht gegeben. Muss der Fernun- frastruktur oder Gruppengrösse darstufe II und weitere gut 30 000 terricht nach den Frühlingsferien sind wichtige Parameter im Zu- Studierende der Tertiärstufe aus weitergeführt werden, ist diesem sammenhang mit der Diskussion den Lehrgängen, Schulbüchern Umstand besonders Rechnung um die Französischlehrmittel. und Computern gestampft. Ein zu tragen. Kinder aus bildungs- Prozess, der unter normalen Um- fernen Milieus brauchen auch in Gleichstellung in der Frühlings- ständen Jahre gedauert hätte, Zeiten des Fernunterrichts mehr session des Grossen Rates wurde zum Gebot der Stunde und Unterstützung und Begleitung. In der Frühlingssession nahm musste schnellstmöglich funkti- Die Lehrpersonen für individuel- Bildung Bern zu weiteren drei onieren. Die Kreativität und die le Förderung sind diesbezüglich Vorstössen – alle zum Thema Energie, mit welcher die Lehre- ganz besonders gefordert. Gleichberechtigung – Stellung. rinnen und Lehrer aller Stufen Während der Grosse Rat zwei dies umgesetzt haben, sind bei- Bildungsqualität dank Postulate, die mehr Gleichberech- spielhaft. Schlichtweg grandios. guter Lehrpersonen tigung an der Berner Fachhoch- Auch in anderen Bereichen Auch in Zeiten von Fernunter- schule und der Universität ver- wurde Beispielhaftes und Unvor- stellbares geleistet, hier aber geht richt muss Bildungsqualität ein Thema bleiben. Von den Lehr- langten, unterstützte, wollte er keine Empfehlung dafür abgeben, Aus der Praxis für die Praxis es um die Bildung. personen und ihrer Beziehung zu dass Tampons und Binden kos- den SchülerInnen und Lernenden tenlos an den Schulen bereitge- Chancengerechtigkeit im Fokus hängt sie ab. So berechtigt die stellt werden sollen. Die ausführ- MAS ZSB Das weitgehende Gelingen des Diskussion um die Lehrmittel lichen Dokumente dazu sind auf in Systemischer Beratung & Pädagogik Fernunterrichts ist auch den für das Frühfranzösisch ist, so der Webseite von Bildung Bern Beginn: Oktober 2019 vielen engagierten Müttern und wenig darf sie darüber hinweg- aufgeschaltet: https: / /www.bil- Vätern zu verdanken, die ihre täuschen, was besonders wichtig dungbern.ch / leistungen / gewerk- Kinder und Jugendlichen beim ist. John Hattie bringt es so auf schaft / positionen-auswertungen/ CAS-Lehrgang «Modul 1» 11 — BS 2020 AUSGABE 02 10 — BS 2020 AUSGABE 02 Lernen unterstützen. Von Home- den Punkt (Schweiz am Wochen- Die Unterrichtsform mag sich Lösungsorientierte Interventionen in Schulen schooling kann allerdings nicht ende, 28.4.2018): «Gut sind jene für einige Wochen verändern, die die Rede sein, denn die Verant- Lehrpersonen, welche die Freude Themen bleiben: Bildungsquali- und schwierigen Unterrichtssituationen wortung für die Inhalte bleibt der Kinder für ein Fach wecken tät, Chancengerechtigkeit, Rah- Beginn: August 2020 bei den Lehrpersonen. Die me- können. Und jene, die ein Talent menbedingungen für die Fach- thodisch-didaktische Arbeit wird in den Kindern sehen, von dem personen in der Bildung. 2 Lehrgänge für Lehrpersonen, Heilpädagoginnen, Psychologen, nach wie vor von den Fachperso- die Schüler nicht einmal selber Schulsozialarbeiterinnen, Schulleiter & Beraterinnen in Schulen nen in den Schulen geleistet. wussten, dass sie es haben. Es Weitere Infos: www.zsb-bern.ch
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK «Studentin oder Lehrerin?» – «Beides!» Lehrpersonenmangel und SBBE – Von Michael Gerber eine problematische Mischung Von Franziska Schwab SBBE 1 Gleichzeitig an der PHBern studieren und eine Anstellung an einer Schule haben – geht das? Ja! 18 Studierende machen beim Projekt «Studienbegleitender SBBE 2 Der Lehrpersonenmangel ist Tatsache. Die Patentlösung kennt niemand. Berufseinstieg (SBBE)» des Instituts Vorschulstufe und Primarstufe (IVP) mit. Massnahmen gibt es verschiedene. Zum Beispiel den studienbegleitenden Anja Tschabold ist eine davon – sie ist begeistert. Berufseinstieg (SBBE) für Studierende am IVP der PHBern. Eine kritische Betrachtung mit Rückmeldungen aus der Praxis. zusammenarbeit und auch bei administrativen Arbeiten kann ich sehr von meiner Stellenpart- SBBE bedeutet: PH-Studierende genügend Praxislehrpersonen Eine noch grössere in Zeiten des nerin und der Unterstützung des absolvieren das letzte Studien- zur Verfügung stehen, wie kön- Lehrpersonenmangels. Insbe- Kollegiums profitieren», freut sich jahr in zwei Jahren. Während vier ne sichergestellt werden, dass sondere im Zyklus 1, in welchem die junge Lehrerin, die auch noch Semestern sind sie an einer Schu- die SBBE-Studierenden profes- Blockzeiten eingehalten werden Studentin ist. Ganz wichtig sind le angestellt und besuchen paral- sionell betreut werden? Die am- müssen und – ausgehend vom ihr auch der Aufbau und die Pflege lel Lehrveranstaltungen an der tierenden Lehrpersonen wollen jungen Kind – die sinnvollste der Beziehungen zu den Schüle- PHBern. Der Plan ist gut. Es gibt die Studierenden in Zukunft als Aufteilung der Lektionen (bei- rInnen. «In vierwöchigen Prak- Schulen, Studierende und amtie- Kolleginnen und Kollegen an spielweise abteilungsweiser tika wäre dies nie so umfassend rende Lehrpersonen, die damit ihrer Seite wissen und sie nicht Unterricht) berücksichtigt wer- möglich wie jetzt in meinem zwei gute Erfahrungen machen (siehe als Massnahme gegen den Lehr- den muss. Die Studierenden Jahre dauernden Berufseinstieg», Beitrag S. 12). Und es gibt ande- personenmangel «verheizen» müssen ihre Module an der berichtet Tschabold. «Ist es kein re. Aus den Fraktionen Zyklus 1 lassen. PH besuchen können und sind Nachteil, dass das Studium so vier und 2 von Bildung Bern erreichen daher nicht absolut flexibel, statt drei Jahre dauert?», möchte die Geschäftsstelle Einwände und • Aus ihrer Sicht beinhaltet ein was den Stundenplan betrifft. Bild: Michael Gerber der Reporter wissen. «Nein, der Fragen. Die problematische Mi- Praktikum nicht nur vorberei- Wieder eine Zusatzbelastung um ein Jahr frühere Berufsein- schung: die Belastung im Zusam- ten und unterrichten, sondern für die Schulen. Soll der SBBE stieg, noch während des Studi- menhang mit dem LehrerInnen- auch Unterricht beobachten, ein längerfristiges Projekt wer- ums, kompensiert die Verlänge- mangel plus SBBE. Soll letzterer gemeinsam evaluieren, reflek- den, müssten diesbezüglich für rung des Studiums bei Weitem!», Erfolg haben, ist eine professio- tieren und begutachten. Frage: Schulen einfachere Lösungen Anja Tschabold erlebt den studienbegleitenden Berufseinstieg sehr positiv. sagt Anja Tschabold mit resoluter nelle Begleitung der Studieren- Wie soll diese professionelle Be- gefunden werden. Sie profitiert von der Unterstützung des Kollegiums. Stimme. den unabdingbar. gleitung gewährleistet werden, Alles prima? Nicht ganz. Im Die Mitglieder der Fraktionen wenn die Studierenden wäh- • Der Lehrberuf ist ein Bezie- «Ich bin gleichzeitig Studentin entschied sich die Schulleitung, studienbegleitenden Berufsein- Zyklus 1 und 2 wollen Studieren- rend der Praktikumszeit auch hungsberuf. Ständige Wechsel und Lehrerin. In der Schule werde zwei 50-Prozent-Stellen für zwei stieg wird Tschabold sowohl von de begleiten, sie unterstützen, oft alleine im Schulzimmer tätig im Team sind unbefriedigend. ich voll als Lehrerin anerkannt. Jahre an Studierende zu verge- Dozierenden des Instituts für sich einsetzen für diese zukünf- sind? Wechsel gibt es zurzeit zu viele. Trotzdem darf ich noch Fehler ben. Weiterbildung und Medienbil- tigen KollegInnen. Nachwuchs- Auch die Studierenden kommen machen und jede Menge Fragen «Ich unterrichte an drei Tagen dung (IWM) als auch von jenen förderung ist ihnen ein echtes • MentorInnen und Praxislehr- und gehen. Team- bzw. Schul- stellen – und ich werde vom Kol- pro Woche in Schüpfen, an zwei des Instituts Vorschulstufe und Anliegen. Aber: Nicht mit unge- personen stehen in anderer entwicklung wird ohne eine ge- legium grossartig unterstützt!» Tagen bin ich an der PHBern. So Primarstufe (IVP) betreut und nügenden Rahmenbedingungen Beziehung zu StudentInnen als wisse Beständigkeit zur Farce. Die 23-jährige Anja Tschabold kann ich Theorie und Praxis ideal begleitet. Die beiden Institute und während stark belasteten KollegInnen. Beim SBBE müss- hat sich vor gut einem Jahr für miteinander verbinden und er- tragen das SBBE-Projekt gemein- Zeiten. Sie haben Fragen und Ein- ten die StellenpartnerInnen • Die Studierenden übernehmen den studienbegleitenden Berufs- lebe den Berufseinstieg deutlich sam, haben aber einen unter- wände. Zum Beispiel diese: die StudentInnen beurteilen. eine Stelle von 40 bis 60 Pro- einstieg (SBBE) entschieden. sanfter», betont Anja Tschabold. schiedlichen Umgang mit den Das werde zum Problem. Eine zent. Diese beinhaltet in der Nach vier regulären Semestern Die Praktika 4 und 5 kann sie an Studierenden. «Fürs IVP bin ich • Schon drei Jahre Ausbildung ungenügende Leistung eines Praxis meist mindestens das Studium am Institut Vorschul- ihrer eigenen Klasse absolvie- Studentin, fürs IWM eine Kolle- reichten nicht aus, um den oder einer Studierenden könne halbe Klassenlehramt. Die Frak- stufe und Primarstufe (IVP) der ren, unterstützt und begleitet gin.» Das sei manchmal etwas ver- Ansprüchen des Berufs in der zum Loyalitätskonflikt führen. tionen Zyklus 1 und 2 stellen PHBern wechselte sie im Som- von ihrer Stellenpartnerin, die wirrend. Dieses Problem hat sie Praxis gerecht zu werden. Beim Oder zur Beeinträchtigung der fest, dass die Studierenden nicht mer 2019 in den SBBE. Das dritte gleichzeitig Praxislehrperson der an der Schule Schüpfen nicht. «Ich SBBE müssten Studierende Beziehung. Falls ein individu- genügend auf diese komplexe und letzte Studienjahr absolviert PHBern ist und der Studen- bin voll akzeptiert, auch wenn alle nach nur zwei Jahren Studium eller SBBE abgebrochen werde, Funktion vorbereitet seien. Die 12 — BS 2020 AUSGABE 02 13 — BS 2020 AUSGABE 02 sie nun in zwei Jahren und un- tin auch noch als Mentorin zur wissen, dass ich erst in anderthalb im Schulalltag bereits Funktio- müsse der Unterricht weiter- Folge: MentorInnen übernäh- terrichtet gleichzeitig 14 Lekti- Verfügung steht. Dank dem Jahren diplomiert werde», sagt nen mit grosser Verantwortung hin gewährleistet sein: Böte die men neben der Begleitung auch onen an einer 1. bis 3. Klasse in SBBE konnte die junge Frau ih- die Lehrerin, die jeden Tag wieder übernehmen. Das sei zu früh. PHBern Hand oder müssten die den grössten Teil der Klassen- Schüpfen. In der Landgemeinde, ren Studentenjob aufgeben. Sie mit Freude feststellt, dass sie sich Lehrpersonen und Schulleitun- lehramtsfunktion. Unbezahlt, die zwischen Münchenbuchsee verdient nun 90 Prozent des re- für eine anspruchsvolle, aber auch • Zu Beginn des Jahres wurden gen Ersatz finden? notabene. Von der Elternar- und Lyss liegt, war der Lehrper- gulären Gehalts und kann erst sehr spannende und sinnstiften- von der PH per Mail noch mehr beit wollen die amtierenden sonenmangel vor einem Jahr noch wichtige Schulerfahrungen de Aufgabe entschieden hat. als hundert Praktikumsstellen • Stundenpläne sind bekannter- Lehrpersonen gar nicht spre- besonders gravierend. In der Not sammeln. «Gerade bei der Eltern- gesucht. Wenn generell nicht weise eine Herausforderung. chen. Fakt ist: Es geht nicht auf.
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK Engagieren Sie (sich für) angehende Lehrpersonen! IHRE MEINUNG IST GEFRAGT Prof. Dr. Daniel Steiner, Leiter IVP, PHBern Das Thema SBBE wird von verschiedenen Beteiligten kontrovers diskutiert. Wir haben uns entschieden, trotz Kritik und Fragezei- SBBE 3 Das Projekt «Studienbegleitender Berufseinstieg» (SBBE) des Instituts Vorschul- chen, das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, so, wie Sie es hier lesen: Sicht einer zufriedenen Studentin, Sicht stufe und Primarstufe (IVP) der PHBern stellt ein neuartiges Ausbildungsmodell für die unserer Fraktionsmitglieder, Sicht des Leiters des IVP PHBern. letzte Studienphase dar, in welchem einerseits die verstärkte Verknüpfung von Denn: Wir möchten den SBBE diskutieren und breit getragene Lösungen und Antworten finden. Studieninhalten und praktischen Problemstellungen im Zentrum steht. Andererseits Wahrscheinlich ist er zurzeit nicht Ihr drängendstes Problem. kann die Ausbildung damit studierendenzentrierter gestaltet und dem Übertritt in den Trotzdem fragen wir: Was denken Sie? Ihre Rückmeldungen inte- ressieren uns: franziska.schwab@bildungbern.ch Beruf noch stärkere Beachtung geschenkt werden. Damit wird deutlich, dass das halb von zwei Jahren absolvieren den Teamteaching-Lektionen mit Projekt SBBE erst in zweiter Li- können. dem/der Stellenpartner/-in vor- nie eine Massnahme gegen den Im Beitrag wird kritisiert, dass gesehen, die Praktikumsaufträge Lehrpersonenmangel darstellt. die Studierenden im Projekt SBBE finden mit professioneller Beglei- • Im Zusammenhang mit dem dass sie in ein Kleinstpensum, Unabhängig von der Stellensi- bereits nach zwei Jahren Ausbil- tung von Seiten der PHBern statt, SBBE wird kommuniziert, dass in eine Fachrichtung wechseln tuation ist geplant, das Projekt dung mit grosser Verantwortung die formative Beurteilung wird ein besonders sanfter Einstieg oder eine neue Ausbildung be- dauerhaft als mögliches Studien- im Schulfeld konfrontiert seien durch eine Praxislehrperson (in ins Berufsleben möglich werde ginnen. modell anzubieten. Schliesslich und aufgrund des Pensums ver- der Regel der/die Stellenpartner/- und dadurch das Risiko, auszu- ist das Projekt SBBE auch klar von einzelt die Funktion als Klassen- in) wahrgenommen. brennen sinke. Als praktizie- • Die Pensen der amtierenden der halbjährigen Notmassnahme lehrperson übernehmen müss- Wir gehen mit den beiden rende Lehrpersonen sind die Lehrpersonen sind bereits auf- «Einsatz von Studierenden der ten. Fraktionen aber insofern einig, als Mitglieder der Fraktionen dies- gestockt, Stellvertretungen PHBern in Kindergärten oder Hierzu ist festzuhalten, dass dass die alleinige Übernahme der bezüglich sehr skeptisch (frühe- werden schon lange intern ge- Volksschulen» (Semestereinsatz) die PHBern dem um ein Jahr Klassenlehrfunktion für SBBE- rer Berufseinstieg, wahrschein- regelt, weil man externe kaum der Bildungs- und Kulturdirek- früheren Berufseinstieg verant- Studierende nicht zielführend ist. liche Übernahme eines Teils des findet, Unterrichtsentwicklung tion (BKD) abzugrenzen. Hierzu wortungsvoll Rechnung trägt, Gerade im Bereich der Klassen- Klassenlehramts). Eltern hätten findet statt, Feste und Anlässe wird im Beitrag ab Seite 13 richti- indem die SBBE-Studierenden führung ist eine enge Zusammen- eine hohe Erwartungshaltung (in Corona-freien Zeiten) eben- gerweise festgestellt, dass bei den einerseits durch eine Begleitper- arbeit der SBBE-Studierenden gegenüber der Lehrperson. Ob falls, Elterngespräche werden Semestereinsätzen keine konti- son der PHBern unterstützt und mit dem/der Stellenpartner/-in diese sich noch in Ausbildung professionell geführt und be- nuierliche Team- und Schulent- die beteiligten Schulleitungen, zentral. Schliesslich haben wir befinde oder nicht, spiele keine anspruchen viel Zeit. Alle sind wicklung möglich ist, was aber für Begleit- und Lehrpersonen von für die zweite Durchführung des Rolle. Diese Haltung erzeuge stark gefordert. PraktikantIn- das Projekt SBBE aufgrund der der PHBern für ihre unterschied- Projekts den gewünschten An- starken Druck. nen und StudentInnen sollen zweijährigen Projektdauer nicht lichen Rollen sensibilisiert wer- stellungsumfang auf 40 bis 50 profitieren können. «Aber zu zutrifft. den. Andererseits können die Prozent reduziert. • Die Studierenden können nicht welchem Preis?», fragen die Das Projekt SBBE befindet sich Studierenden vom schulinternen Nur wenn die Schulen und die alle Veranstaltungen besuchen, Fraktionen und glauben: «Die aktuell in der Evaluationsphase. Mentorat aus dem BKD-Sonder- PHBern am gleichen Strick ziehen bevor sie in die Praxis kommen. PH delegiert zu viel an die Lehr- Erste diesbezügliche Ergebnisse pool «Mentoring für Berufsein- und die Lehrpersonenausbildung Die amtierenden Lehrpersonen personen, ohne die Praxis genau zeigen ein mehrheitlich positives steigende, Wiedereinsteigende als gemeinsam verantwortete befürchten, dass sie mit we- zu kennen.» Bild des Projekts – sowohl auf Sei- und Studierende» profitieren. In Aufgabe betrachten, kann das sentlichen Wissenslücken in die ten der Studierenden (vgl. Beitrag keinem anderen Ausbildungsset- Projekt SBBE (aber auch jede an- Praxis einsteigen werden. Das • Zum Schluss eine Idee aus den S. 12) als auch auf Seiten der betei- ting werden Studierende derart dere Form der Lehrpersonenaus- Mentorat von ungefähr 1,5 Fraktionen: Die PH könnte gan- ligten Lehrpersonen. Die im Bei- umfassend unterstützt. Unseres bildung) erfolgreich sein. Gerne Stunden pro Woche könne diese ze Schulen oder Schulkreise als trag der Fraktionen von Bildung Erachtens stellen die gänzlich laden wir alle Interessierten ein, nicht auffangen. Ausbildungspartner gewinnen Bern suggerierte hohe Ausstiegs- unqualifizierten Lehrpersonen, mit uns zusammen über eine und diese auf ihre Aufgabe vor- quote von SBBE-Studierenden welche zunehmend in den Schu- wirksame Lehrpersonenausbil- 15 — BS 2020 AUSGABE 02 14 — BS 2020 AUSGABE 02 • Ein optimaler, sorgfältiger Be- bereiten. Ein spannendes Pro- kann aufgrund der nun einjähri- len tätig sind, eine weit grössere dung nachzudenken. rufseinstieg erhöhe die Wahr- jekt zur Schulentwicklung und gen Projektdauer nicht bestätigt Belastung für das System dar als Das Projekt SBBE startet be- scheinlichkeit, dass die Lehrper- ein Weiterbildungsthema, das werden. Auch der Kritikpunkt der die eng begleiteten SBBE-Studie- reits in wenigen Monaten in die sonen lange im Beruf bleiben. dann in der Praxis auch wirklich Unflexibilität bei der Stunden- renden. zweite Runde. Engagieren auch So wird offiziell kommuniziert. umgesetzt werden könnte. Die plangestaltung entspricht nicht Die Praktikumszeit findet in- Sie (sich für) angehende Lehrper- Befürchtet wird, dass die jungen PH könnte den SBBE so enger der Realität, da die SBBE-Studie- nerhalb der Anstellung statt, wird sonen und melden Sie sich jetzt Lehrpersonen nach dem SBBE begleiten und Schlüsse daraus renden die PH-Veranstaltungen aber anders, als im Beitrag ab Sei- unter 031 309 23 24 oder sbbe@ nicht lange im Beruf bleiben, ziehen. des letzten Studienjahrs ja inner- te 13 dargestellt, gestaltet: Es wer- phbern.ch.
BILDUNGSPOLITIK BILDUNGSPOLITIK Nutzt die Wirtschaft Lehrlinge Zur Person Jürg Schweri, Co-Leiter Forschungsschwerpunkt als billige Arbeitskräfte aus? «Steuerung der Berufsbildung» am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB, Zollikofen, Von Reto Wissmann und Co-Autor der 4. Kosten-Nutzen-Erhebung in der Bild: zvg Lehrlingsausbildung. BERUFSBILDUNG Die Lehrlingsausbildung ist vor allem in der Deutschschweiz ein Jürg Schweri beantwortet die tung in der Begleitung und Auf- Erfolgsmodell. Doch warum nehmen die Betriebe den Aufwand überhaupt auf sich? Fragen der Berner Schule: sicht wahrnehmen. Nutzen sie Lehrlinge vermehrt als billige Arbeitskräfte aus? Und warum ist die duale Lehrlinge werden heute laut Ihrer In Deutschland ist die Lehr- Berufsbildung in Deutschland ein Verlustgeschäft, während sie in der Schweiz rentiert? Befragung mehr für unqualifi- lingsausbildung für die Betriebe Eine aktuelle Analyse bringt Antworten. zierte Arbeiten eingesetzt. Sollte finanziell ein Verlustgeschäft. uns das beunruhigen? Machen es die Schweizer tat- Wenn das tatsächlich der Fall sächlich besser? ist, muss man sich fragen, ob die Deutsche Betriebe setzen ihre Qualität der Ausbildung leidet. Azubis im Schnitt weniger pro- Die duale Berufsbildung gehört und Lohn geringer als der Wert triebe lohnt», sagt Jürg Schweri, Höhere Lehrlingslöhne Allerdings könnte es auch sein, duktiv ein und nehmen während zur DNA der Schweizer Bildungs- der produktiven Arbeit der Lehr- Co-Autor der Studie (siehe Inter- in Deutschland dass die Betriebe angesichts des der Lehrzeit Nettokosten in Kauf. landschaft. Der gymnasiale Weg linge. Im Durchschnitt beträgt view). Kaum jemand bezweifelt, In Deutschland hat das duale Be- allgemeinen Trends zur Höher- Dafür bleiben die Azubis nach holt zwar tendenziell auf, zumin- dieser Nettonutzen gemäss Stu- dass die duale Berufsbildung eine rufsbildungssystem zwar nicht qualifizierung die gleichen Tätig- der Ausbildung häufiger im Be- dest in der Deutschschweiz ent- die 3200 Franken pro Lehrjahr klassische Win-win-Situation ist. dieselbe Bedeutung wie in der keiten heute kritischer einschät- trieb und können vergleichsweise scheiden sich aber immer noch und Person. Bei den zweijähri- Die Betriebe geben ihr Wissen an Schweiz. Dennoch lohnt sich ein zen und häufiger als unqualifi- günstig, das heisst zu Löhnen un- 60 Prozent der Jugendlichen gen beruflichen Grundbildungen die Jugendlichen weiter und ma- Blick über die Grenze. Was den ziert bezeichnen. ter ihrer Produktivität, weiterbe- für eine Lehre. Doch warum mit Berufsattest (EBA) liegt der chen sie fit für den Arbeitsmarkt. Studienautoren dabei zuerst ins schäftigt werden. Das hängt mit engagiert sich gut ein Viertel aller Wert mit 5000 Franken sogar Die Studie zeigt aber auch eine Auge stach, ist die Tatsache, dass Nutzt die Wirtschaft Lehrlinge dem deutlich weniger mobilen, ausbildungsfähigen Betriebe über noch deutlich höher. Allerdings bedenkliche Entwicklung auf: Lehrlinge in der Schweiz in der zunehmend als billige Arbeits- regulierten deutschen Arbeits- haupt freiwillig für die Lehrlings- gibt es erhebliche Unterschiede Lernende werden vermehrt für Regel finanziell rentieren, wäh- kräfte aus? markt zusammen. So können ausbildung? zwischen einzelnen Betrieben produktive Arbeiten eingesetzt, rend sie in Deutschland für die Grundsätzlich ist es positiv, dass die Betriebe die Nettokosten der Viele Firmen sehen es als ihre und Berufen. Am meisten rentie- die sonst von ungelernten Mitar- Betriebe ein Verlustgeschäft sind. sich die Ausbildung für die Betrie- Ausbildung wieder hereinholen. gesellschaftliche Pflicht an, ge- ren Büroassistenten, Malerinnen beitenden erledigt werden, statt In unserem Nachbarland über- be lohnt, denn es erhöht ihre Be- Es lässt sich nicht sagen, welches meinsam mit der öffentlichen oder Elektroinstallateure; mehr für produktive Tätigkeiten von steigen die Kosten eines Lehr- reitschaft, Lehrstellen anzubie- System a priori besser ist. Hand für die Ausbildung der Kosten als Nutzen generieren hin- Fachkräften. Das könnte man lings dessen Nutzen um jährlich ten. Gleichzeitig muss aber auch Lehrlinge zu sorgen. Das zeigt die gegen Hotelfachpersonen, Poly- auch so formulieren: Die Betrie- durchschnittlich 6400 Franken. der Nutzen für die Lernenden Man hört viel von sozialen neuste Erhebung zu Kosten und mechanikerinnen oder Informa- be (miss-)brauchen Lehrlinge zu- Dies hat mehrere Gründe: In der stimmen. Sie benötigen ein mo- Problemen mit den Auszubilden- Nutzen der beruflichen Grundbil- tiker. nehmend als billige Arbeitskräfte Schweiz dauern die Arbeitstage tivierendes, lernhaltiges Umfeld den oder von vermehrten Lehr- dung, für die das Eidgenössische Hochgerechnet auf die ganze für Hilfsarbeiten. Geht die Ent- länger, die Lehrlinge verbringen und eine Ausbildung, die sie gut abbrüchen. Beeinflusst das den Hochschulinstitut für Berufsbil- Schweiz bescheren die Lehrlinge wicklung so weiter, können das weniger Zeit an der Berufsfach- auf eine langfristig erfolgreiche Entscheid der Betriebe, Lehrlinge dung in Zollikofen fast 10 000 der Wirtschaft so einen Gewinn Image der Lehre und die Qualität schule und sind somit mehr im Laufbahn vorbereitet. Bislang war auszubilden? Betriebe befragt hat. Neben dem von 566 Millionen Franken. Der der Ausbildung Schaden nehmen. Lehrbetrieb. In dieser Zeit wer- das gegeben, auch wenn es stets Ehemalige Ausbildungsbetriebe Imagegewinn versprechen sich Staat trägt dabei aber erhebliche Die Verfasser der Studie be- den sie zudem stärker für produk- Verbesserungsmöglichkeiten und geben häufig negative Erfahrun- die Ausbildungsbetriebe auch ei- Kosten, die in diese Rechnung zeichnen diese Tendenz als «bil- tive Arbeiten eingesetzt. Schliess- auch Negativbeispiele gab. gen mit Lernenden als Grund nen Know-how-Transfer. In den noch nicht einbezogen sind. Bund dungspolitisch unerwünscht». lich sind in der Schweiz auch die an, nicht mehr auszubilden. Al- Berufsfachschulen lernen die und Kanton Bern geben für je- Die Ausbildung müsse so orga- Lehrlingslöhne im Verhältnis Welche Massnahmen müssen er- lerdings hat die Zahl der Lehr- Auszubildenden neue Technologi- den Auszubildenden in der be- nisiert werden, dass die Ziele der zum allgemeinen Lohnniveau tie- griffen werden, um die berufliche vertragsauflösungen nicht zu- en und aktuelle Entwicklungen in ruflichen Grundbildung 13 800 Unternehmen erreicht würden, fer als in Deutschland. Grundbildung im Vergleich zum genommen: Laut LEVA-Studie ihrem Berufsfeld kennen. Davon Franken pro Jahr aus. Darin in- die Lernenden aber gleichzeitig Ganzer Bericht zum Down- Gymnasium attraktiv zu halten? waren zwischen 1995 und 2002 profitieren die Lehrbetriebe. Wei- begriffen sind allerdings auch die auch eine qualitativ gute Ausbil- load: www.ehb.swiss/obs/kosten- Es gibt in der beruflichen Grund- 20 bis 22 Prozent der bernischen ter qualifizieren die Firmen mit Kosten für Berufsmaturität oder dung erhielten. Allerdings muss nutzen-berufsbildung-2019 bildung kein grundsätzliches Lernenden von einer Vertrags- der Lehrlingsausbildung Fach- Lehrwerkstätten. Im Vergleich der Befund noch genauer analy- Attraktivitätsproblem. Entschei- auflösung betroffen. Die neues- kräfte, die sie später langfristig zur gymnasialen Ausbildung ist siert werden. Theo Ninck, Vorste- dend ist eine qualitativ hoch- ten Zahlen des Bundesamtes für einsetzen können. Gelingt dies, dies allerdings immer noch ein her des Mittelschul- und Berufs- stehende Ausbildung für alle Statistik zeigen eine nationale sparen sie erst noch Rekrutie- Klacks: Hier kostet jede Schülerin bildungsamts des Kantons Bern, Jugendlichen, sei es in der Be- Auflösungsquote von 21 Prozent. 16 — BS 2020 AUSGABE 02 17 — BS 2020 AUSGABE 02 rungs- und Einarbeitungskosten. und jeder Schüler den Kanton laut ist jedenfalls noch nicht alar- rufsbildung oder im Gymnasium. Die Zahlen zeigen auch: die Er- Auskunft der Bildungsdirektion miert: «Die Lernenden müssen In der Berufsbildung erscheinen folgsquoten derjenigen, die in ein Lehrling bringt 3200 Franken 23 500 Franken pro Jahr. klare Handlungskompetenzen er- mir entschlossene Anstrengun- Gymnasium eintreten, ist gleich pro Jahr reichen, die auch geprüft wer- gen der Organisationen der Ar- wie die für Lernende, die eine Erheblich ist allerdings auch der «Bildungspolitisch uner- den», sagt er, «aufgrund der Prü- beitswelt wichtig, die Qualität in dreijährige berufliche Grundbil- rein finanzielle Gewinn. In knapp wünschte Entwicklung» fungsresultate haben wir derzeit den Lehrbetrieben zu sichern und dung beginnen. zwei Dritteln der Betriebe ist der «Grundsätzlich ist es positiv, dass keine Anzeichen für eine negative zu fördern. Ergänzend müssen gesamte Aufwand für Ausbildung sich die Ausbildung für die Be- Entwicklung». auch die Kantone ihre Verantwor-
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