Inklusives Aufwachsen in Kindertagesstätten, Schulen und offener Kinder- und Jugendarbeit - Dokumentation Fachtag 2010
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Inklusives Aufwachsen in Kindertagesstätten, Schulen und offener Kinder- und Jugendarbeit Dokumentation Fachtag 2010 Veranstalter: Behindertenbeirat und Behindertenbauftragter mit Unterstützung der Landeshauptstadt München, Sozialreferat
Impressum Herausgeber: Titelfoto: Behindertenbeirat Michael Nagy/Presseamt München der Landeshauptstadt München Verantwortlich: Heinz Karrer, Vorsitzender Gestaltung: victorswerbung Burgstr. 4, 80331 München denk- und designstudio Tel. (089) 233-211 78 Elisabeth-Kohn-Str. 29 80797 München E-Mail: behindertenbeirat.soz@muenchen.de www.behindertenbeirat-muenchen.de Druck, Herstellung: Stadtkanzlei Redaktion: Christa Schmidt gedruckt auf recyclingfähigen Papier Gabi Steinfelder, Angela Setzke de Soto März 2011 Fotos: Behindertenbeirat, privat
Inklusives Aufwachsen in Kindertagesstätten, Schulen und offener Kinder- und Jugendarbeit Dokumentation Fachtag 2010 Freitag, 5. März 2010 DGB - Haus München, Schwanthalerstr. 64
INHALT Vorwort: Heinz Karrer, Vorsitzender ................................................................................................................. 6 Grußworte: Christian Müller, Stadtrat .................................................................................................................. 7 Monika Monat, Schulreferat ............................................................................................................ 8 Stefanie Krüger, stellvertr. Leitung Stadtjugendamt ...................................................... 9 HAUPTVORTRAG: Inklusion - (k)ein neues Modewort!? - Die Wirkungen der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf die Bildung aller Kinder ..................................... 12 Frau Prof. Dr. Jutta Schoeler EINFÜHRUNG: Auf dem Weg zur Inklusion – Praxis, Methoden, Inspiration .................................... 20 Das Netzwerk Inklusion Praktisch stellt sich vor Christa Schmidt, Stadtjugendamt, GIBS Stabsstelle Wie wird man eine inklusive Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit? .................................................................................. 24 Kerstin Günter, MOP 27 Inklusion in der Kindertagesstätte ............................................................................................. 25 Franziska Rützel-Richthammer, Referat für Bildung und Sport WORKSHOPS ZU OFFENER KINDER- UND JUGENDARBEIT Von der Integration zur Inklusion: .............................................................................................. 26 Spielratz e.V. im Transformationsprozess Georg Staudacher, Spielratz e.V. / Netzwerk Inklusion Ehrenamtlichkeit und Partizipation ............................................................................................ 30 Juanita Lesser, evangelische Jugend München Inklusionsindex für Einrichtungen .............................................................................................. 31 Das Fortbildungsmodul – Informationsgrundlage und Multiplikator/-innenschulung Prof. Dr. Clemens Dannenbeck, Hochschule für Soziales Landshut Selbsterfahrung und Sensibilisierung ...................................................................................... 37 Netzwerk Inklusion
WORKSHOPS ZUR KINDERTAGESBETREUUNG Wie werden wir eine Integrationseinrichtung? ................................................................ 38 Inklusive Haltung – äußere Rahmenbedingungen Gabriele Theobald und Irmgard Schlögl-Loder, Schulreferat, Fachabtlg. 5 Von der Integration zur Inklusion in den städt. Kinderkrippen ............................. 40 Elfriede Maria Daschner, Fachbereichsltg. der städt. Kinderkrippen Christine Steiner, Steuerung der Kinderkrippen freier u. sonstiger Träger Edeltraud Prokop, Leiterin einer Regeleinrichtung mit Einzelintegration Manuela Teschendorf, Heilpädagogin in einer integrativen Kinderkrippe Ich bin anders, Du bist anders ...................................................................................................... 42 Was brauchen Eltern für eine gelungene Integration ihres Kindes in den Kindergarten ihrer Wahl? – Kreisjugendring München-Stadt WORKSHOPS ZU SCHULE Inklusives Schulleben 2020 ............................................................................................................ 43 Mit Phantasie den Blick in die Zukunft gerichtet! Franz Göppel, BIB e.V. Modellprojekt Inklusion an einer städtischen Schule in München .................... 45 Alexander Lungmus, Schul- und Kultusreferat der Landeshauptstadt München Die inklusive Schule ............................................................................................................................ 46 Begründung - Konzept - Bildungspolitik Architektur eines inklusiven Bildungswesens Eine bildungspolitische Skizze – Prof. Dr. Hans Wocken WORKSHOPS ZU KOOPERATIONEN: Zusammenarbeit von Regelschule und integrativer Kindertageseinrichtung ........................................................................................ 52 Gabriele Theobald und Kristina Mayer, Schulreferat, Fachabteilung 5 Für die einen noch spannend – für die anderen noch machbar ............................ 54 Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit realisieren gemeinsame Schulklassenprogramme für Förder- und Regelschulen Brigitte Wurbs, Echo e.V., Kreisjugendring München-Stadt Barrierefrei vom Kindergarten in die Schule ....................................................................... 56 Empirische Ergebnisse einer Befragung von Münchener Eltern zur Kontinuität von Integration und Inklusion Was kommt nach der vorschulischen Integration? Carmen Dorrance Fazit der Fachveranstaltung ........................................................................................................... 63
cher und freier Trägern, Eltern und Betroffen wurden in den zwölf Work- shops neue Lösungsansätze zur Umsetzung der Inklusion erörtert. Vorwort Mit der vorliegenden Dokumenta- tion wird versucht, die Fragestellun- gen und Ergebnisse der Beteiligten in einer Weise wiederzugeben, die dem Charakter der Tagung gerecht wird. Mögen die hier festgehaltenen Er- gebnisse maßgeblich dazu beitra- Heinz Karrer „Inklusives Aufwach(s)en in Kinder- gen, dass die drei diskutierten Vorsitzender des tagesstätten, Schulen und offener Lebensbereiche von Kindern und Behindertenbeirats Kinder- und Jugendarbeit“ war der Jugendlichen: Kindertagesbetreu- Titel einer ganztägigen Fachveran- ung, Schule und der Bereich der staltung am 5. März 2010 in Mün- offenen Kinder- und Jugendarbeit chen. sich mehr und mehr einer inklusiven Kultur öffnen und diese täglich mit Als Veranstalter dieses Fachtags neuen Ideen und Impulsen berei- konnte der Behindertenbeirat der chern! Landeshauptstadt München schon im Vorfeld feststellen, dass die Wahl Entscheidend wird es aber vor allem dieses Themas auf sehr hohe Reso- sein, wie die neuen Erkenntnisse in nanz stieß: schnell war die Anmelde- der Praxis umzusetzen sind. Dafür kapazität von 280 TeilnehmerInnen braucht es viel Mut, Neugierde und erreicht, mehr passten nicht ins oft eine Menge Durchhaltevermö- DGB-Haus München, leider mussten gen. Möge der erfolgreiche Verlauf dadurch einigen Personen Absagen der Fachtagung ein gutes Omen für erteilt werden. gelungene Inklusion in München werden! Auch für diejenigen ist diese Doku- mentation gedacht, damit sie die Allen Mitwirkenden sei auch auf die- Chance haben, die Ergebnisse der sem Wege herzlich für ihr Engage- Fachveranstaltung zu erfahren. Es ment gedankt, denn nur unter der stellte sich heraus, dass die Notwen- Beteiligung Vieler, können solche digkeit der Inklusion allgegenwärtig Projekte funktionieren, gelingen und auf den verschiedensten Aktions- wirken. ebenen anerkannt wird. Das Zusammenarbeiten mit allen Der Fachtag hatte deshalb zahlreiche Beteiligten mit oder ohne Behinde- Fachleute aus Theorie und Praxis rungen ist aus unserer Sicht ein gu- eingeladen, um über gelungene tes Beispiel für gelungene Inklusion. Konzepte zu informieren, aber auch Herzliche Grüße um den Blick für Defizite und Hand- lungsbedarfe zu schärfen. Gemein- Heinz Karrer sam mit zahlreichen Mitwirkenden Vorsitzender des Behindertenbeirats aus den Reihen verschiedener Ver- der Landeshauptstadt München eine, städtischer Referate, öffentli- 6
Grußwort Liebe Mitglieder des Behinderten- beirats, meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie greifen heute eines der wichtig- sten Themen für junge Behinderte auf: Wie können vorhandene Hürden und Grenzen überwunden werden? In den öffentlichen Institutionen gibt Zugleich vermindert sie die Lebens- Stadtrat es dabei vielerlei Handlungsbedarf. qualität nicht nur der Betroffenen Christian Müller Zugleich stellt sich die Frage, ob In- und ihres persönlichen Umfeldes, klusion als grundsätzlicher Paradig- das darunter ein Leben lang ebenso menwechsel tatsächlich immer zu leiden hat. teurer ist als unser derzeit im we- sentlichen exklusiv agierendes Inklusion ist damit ein Ansatz, ein- System. fach menschlich zu denken und zu handeln - was aber schon immer Die Kosten für Förderschulen und am schwersten war. deren Folgen, die Kosten früher und schneller Exklusion in unserem In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Schulsystem werden zwar nicht un- und uns allen viele gute Gedanken mittelbar deutlich, zeigen aber in und Schritte in eine Zukunft unter den Lebensbiographien der Betrof- der Teilhabe aller!" fenen - allzu vieler Betroffener - deutliche Folgen, die sich wiederum Christian Müller in den öffentlichen Sozialsystemen Stadtrat niederschlagen. 7
Förderbedarf besucht eine Regel- schule. Dies muss sich ändern, weil die Teilhabe am „normalen“ gesell- schaftlichen Leben ein Grundrecht ist! Grußwort Aber warum besuchen so wenig Schülerinnen und Schüler mit Be- hinderung die Regelschulen? Dies liegt zum Einen daran, dass die Förderschulen sehr gut mit bedarfs- Sehr geehrte Damen gerechten Angeboten ausgestattet und Herren, sind, z.B. kleineren Klassen, geregel- ten und abgestimmten Fahrdiensten Monika Monat, behindert ist man nicht, behindert und den medizinisch-therapeutischen Schulreferat wird man! So alt dieser Spruch sein Angeboten. mag, so richtig ist er nach wie vor. Im Schulbereich wird man etwa be- Zum Anderen sind Regelschulen hindert durch den faktischen Aus- häufig nicht barrierefrei, haben schluss aus der Regelschule. Die große Klassen und zumeist kein zu- Regelschule für behinderte Kinder in sätzliches pädagogisches Personal Deutschland und auch in Bayern ist (etwa Heilpädagogen), besitzen aber die Förderschule, welche fast alle auch kaum Erfahrung im Umgang Schülerinnen und Schüler mit son- mit behinderten Kindern und Jugend- derpädagogischem Förderbedarf be- lichen. suchen. Zudem haben Eltern von Schülerin- Dies geschieht, obwohl in Bayern nen und Schülern mit Behinderung laut dem Bayerischen Gesetz über häufig schon resigniert im Kampf das Erziehungs- und Unterrichtswe- mit verschiedenen Behörden und In- sen (BayEUG) eigentlich der Grund- stitutionen und wählen den Weg des satz der Regelbeschulung auch geringsten Widerstands, also die behinderter Kinder gilt: „Die sonder- Förderschule. Eltern nichtbehinder- pädagogische Förderung ist im Rah- ter Kinder dagegen haben ange- men ihrer Möglichkeiten Aufgabe sichts zu großer Klassen mit immer aller Schulen“ (Art. 2 Abs. 1 Satz 2 mehr Erziehungsproblemen oft BayEUG). Angst um die Lernfortschritte der eigenen Sprösslinge. Nur etwa 11.500 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Das Haupthindernis (behinderten-) Förderbedarf von ca. 1,2 Millionen inklusiver Beschulung stellt jedoch Vollzeitschulpflichtigen (und etwa die Schulfinanzierung dar. Die Schul- 1,9 Millionen Schüler/innen insge- träger (staatliche, kommunale und samt) werden an Regelschulen un- private) erhalten eine zu geringe terrichtet. Diesen gegenüber stehen Ressourcenausstattung durch den ca. 60.000 (= 5%) Schülerinnen und Freistaat. Das Schulfinanzierungsge- Schüler an Förderschulen und ca. setz muss nicht nur in dieser Hin- 16.000 an Förderberufsschulen. Nur sicht dringend angepasst werden! etwa jede/r Hundertste Vollzeitschul- pflichtige und nur etwa jede/r siebte Zuletzt sei noch auf ein Haupthinder- Schüler/in mit sonderpädagogischem nis der Behinderteninklusion hinge- 8
wiesen – sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Kontext. Es herrscht ein gigantisches Kompe- tenzgestrüpp, innerhalb dessen sich die Betroffenen bzw. ihre Eltern be- wegen müssen. Verschiedene Zu- ständigkeiten unterschiedlicher Behörden und kommunaler Ebenen, die sich ständig gegenseitig die – v.a. finanzielle – Verantwortung zu- Sehr geehrte Damen schieben, zermürben Menschen mit und Herren, Behinderungen sowie ihre Angehö- liebe Kolleginnen und rigen. Kollegen, Die Schaffung einer zentralen Bewil- ligungsstelle für alle Ansprüche ge- ich freue mich sehr, Sie heute hier Stefanie Krüger, genüber der öffentlichen Hand und begrüßen zu dürfen und möchte Ih- stellvertretende den Sozialversicherungen (die ja nen gleichzeitig auch die besten Leitung dann untereinander klären können, Grüße von Dr. Kurz-Adam, der Leite- Stadtjugendamt wer welchen Anteil bezahlen muss) rin des Stadtjugendamtes übermit- mit einem/r einzigen Ansprechpart- teln. ner/in sowie die Einführung von Ombudsleuten als Interessenvertre- Als Stadtjugendamt bemühen wir ter der Behinderten würde das öf- uns, unsere Angebote so zu gestal- fentlich so gerne bekundete Grund- ten, dass sie für alle Kinder, Jugend- anliegen der Behinderteninklusion liche und deren Familien gleicher- sehr viel weiter voranbringen. Bay- maßen erreichbar, erkennbar und ern ist hier Entwicklungsland. benutzbar sind. Monika Monat, Schulreferat In der Praxis stehen dem jedoch verschiedene soziokulturelle Exklusi- onsrisiken entgegen. Diese bedin- gen sich (teilweise) gegenseitig und sind unter anderem Geschlecht, Herkunft (Migration), Behinderung, Sexuelle Identität, aber auch das Fehlen von Netzwerken und die Fähigkeit diese zu knüpfen. Die UN Behindertenrechtskonven- tion, das Übereinkommen und das Zusatzprotokoll wurden am 13. De- zember 2006 am Sitz der Vereinten Nationen in New York verabschiedet. Zwei Jahre nach der Unterzeichnung trat am 26. März 2009 die UN-Behin- dertenrechtskonvention auch in Deutschland in Kraft. Darüber wird Frau Prof. Dr. Jutta Schöler referie- ren. Aber lassen Sie uns nicht ver- 9
gessen, dass wir in diesem Jahr verschieden Versionen „übersetzt“: auch 20 Jahre UN Kinderrechte fei- es gibt sie zwischenzeitlich sowohl ern. Hier möchte ich vor allem auf in Standardsprache, als auch in ein- die Rechte Nr. 10, Recht auf Betreu- facher (leichter) Sprache, als Hör- ung bei Behinderung und auf das buch (beide Fassungen) und die Recht Nr.4, das Recht auf (inklusive) einfache Sprache konnte sogar in Bildung und Ausbildung hinweisen. Braille Schrift verfasst werden. Das sind die rechtlichen Rahmenbe- dingungen die weltweit geschaffen Parallel zur Entstehung der Leitlinien wurden, um Chancengleichheit zu wurden einige Modellprojekte in garantieren. München in Kooperation mit ver- schiedenen freien Trägern der Ju- Aber auch auf kommunaler Ebene gendhilfe durchgeführt. Da war die können und möchten wir uns der Erfahrung durchweg positiv und die Verantwortung nicht entziehen, Teil- Rückmeldung war, dass Kinder mit habe für alle Kinder und Jugendli- und ohne Behinderung sich wech- che und ihren Familien zu gewähr- selseitig als kompetent erfahren und leisten. viel voneinander lernen konnten. Das Stadtjugendamt engagiert sich Aber vor allem die Umsetzung der schon seit vielen Jahren in vielfältig- Inklusion in unserer täglichen Arbeit ster Weise mit den Ressourcen und ist uns ein großes Anliegen: seit Ok- Bedürfnissen der Zielgruppen Mäd- tober 2009 ist im Jugendamt bei chen und Jungen, mit und ohne Mi- den stadteigenen Ferienanbietern grationshintergrund und mit und ein Pilotprojekt zum Inklusionspro- ohne Behinderung. Es wurden Leitli- zess gestartet. Nach der Evaluation nien im Rahmen der Kommunalen dieser Ergebnisse werden andere Kinder- und Jugendplanung für alle Abteilungen/Produktteams den In- Querschnittsthemen erarbeitet und klusionsprozess beginnen. Auch die- vor allem die Mitarbeiterinnen und ser Prozess findet unter wissenschaft- Mitarbeiter der Basis setzen diese licher Begleitung der Forschungs- Leitlinien in vielen Angeboten und werkstatt Landshut, unter der Lei- Maßnahmen sehr aktiv um. tung von Herr Prof. Dr. Dannnenbeck statt. Die Leitlinien für die Arbeit mit Kin- dern und Jugendlichen mit und Die gesamten Ferien- und Betreu- ohne Behinderung wurden im Rah- ungsangebote des Stadtjugendam- men der Kommunalen Kinder- und tes ermöglichen Inklusion und Jugendplanung der Landeshaupt- Integration. Ziel ist es allen jungen stadt München erstellt und am 19. Menschen unabhängig von Ge- September vom Kinder- und Jugend- schlecht, Behinderung, Religion, Mi- hilfeausschuss verabschiedet. Es gration, sexueller Selbstbestimmung sind bundesweit die ersten und – eine Teilnahme an den Projekten der leider! - meines Wissens immer Ferienmaßnahmen zu ermöglichen noch die einzigen Leitlinien dieser und auf die vielfältigen Bedürfnisse Art. einzugehen. Um unserem eigenen Anspruch an Die Projekte der Ferienangebote Barrierefreiheit zu genügen, haben sind Bestandteil des Prozesses und wir die Leitlinien nach und nach in der Zielerreichung einer inklusiven 10
Gesellschaft. Die jungen Menschen Wenn alle Beteiligten bereit sind, erleben Vielfalt, können Berührungs- täglich aufs Neue reflexiv zu arbei- ängste spielerisch abbauen, Gemein- ten, dann besteht die berechtigte samkeiten trotz Differenz entdecken Hoffnung, dass alle Kinder und Ju- und somit Differenz und Vielfalt sub- gendliche, ob mit oder ohne Behin- jektiv anerkennen und wertschätzen. derung, die Unterstützung bekom- Aber auch die Städtischen Kinder- men, die sie benötigen. krippen stehen der Aufnahme von behinderten oder von Behinderung In diesem Sinne wünschen wir der bedrohten Kindern seit nunmehr Fachveranstaltung viel Erfolg und 15 Jahren sehr offen gegenüber. gutes Gelingen. Die Unterschiedlichkeit wird als Für die Umsetzung der neu erworbe- Chance und Bereicherung für alle nen Kenntnisse über inklusives Auf- gesehen. Es gibt derzeit vier integra- wachsen und inklusive Bildung tive Kinderkrippen, neben der Auf- wünschen wir uns neugierige Kin- nahme in einer der Integrativen der, mutige Erwachsene und enga- Kinderkrippen ist Einzelintegration gierte Fachkräfte! grundsätzlich in jeder städtischen Kinderkrippe möglich. Im Jahre Stefanie Krüger, 2007 wurde das Projekt QUINK stellvertretende Leitung (Qualitätsstandards in integrativen Stadtjugendamt Kinderkrippen der LHM) durchge- führt und in den Jahren danach die Ergebnisse dieses wissenschaftli- chen Begleitforschungsprojektes in den Einrichtungen implementiert. Das sind nur einige Beispiele aus unserer Arbeit. Uns war und ist bei allen Arbeitsschritten immer wichtig, die Begriffe Inklusion, Teilhabe, Bei- tragen, Barrierefreiheit etc. so mit Leben zu füllen, dass in unseren An- geboten jegliche Ausgrenzung ver- mieden wird und dass allen Kindern und Jugendlichen die Chance auf Teilhabe ermöglicht wird, unabhän- gig von ihrem Geschlecht, ihrer se- xuellen Identität, ihrer kulturellen und sozialen Herkunft, ihren Schwä- chen, Stärken und Fähigkeiten. Das kann nur gelingen, wenn alle bereit sind, ein Umdenken und eine neue Geisteshaltung zu wagen. Wenn alle bereit sind, die verschie- denen Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugend- lichen zu erkennen, anzuerkennen und zu berücksichtigen. 11
sten die Vertragsstaaten ein integra- tives Bildungssystem auf allen Ebe- nen und lebenslange Fortbildung.“ siehe: http://www2.institut-fuer-men- schenrechte.de In den Originalsprachen der UN wird durchgängig der Begriff „inclu- sion“ im Vertragstext benutzt und auch in Abgrenzung zum Begriff „integration“ definiert. Die deutsch- sprachigen Länder haben sich bei der Übersetzung auf den Begriff „Integration“ geeinigt. Zu dieser begrifflichen Problematik siehe die Frau Prof. Hauptvortrag Schattenübersetzung: Dr. Jutta Schoeler http://www.netzwerk-artikel-3.de Worin besteht der Unterschied in Inklusion - (k)ein der Bedeutung der beiden Begriffe „Integration“ und „Inklusion“ für neues Modewort!? die Rechte von Menschen mit Behin- derung? Die Wirkungen der UN-Konven- Wir sprechen von Integration, wenn tion für die Rechte von Men- zusammen geführt wird, was zuvor schen mit Behinderungen auf getrennt war. Es ist z. B. richtig von die Bildung aller Kinder der Integration von Kindern nicht- deutscher Muttersprache in Kinder- (nach dem Vortrag überarbeitete garten und Schule zu sprechen. Textfassung) Andererseits: Kinder mit einer Lern- schwierigkeit, oder einer psychi- Die UN-Konvention für die Rechte schen Erkrankung, Kinder mit einer von Menschen mit Behinderungen Hör- oder Sehschädigung oder einer regelt viele Lebensbereiche von körperlichen oder geistigen Beein- Menschen mit Behinderung, das trächtigung sind ein Teil dieser Ge- Recht auf selbstbestimmtes Woh- sellschaft. nen, das Recht auf Unterstützung am Arbeitsplatz und vieles mehr. Sie sind hier in Deutschland in eine Familie hineingeboren, hoffentlich Ich werde in meinem Vortrag heute – von Mutter und Vater, den Großel- entsprechend dem Thema dieses Ta- tern und den Freunden der Eltern ges – nur auf den Artikel 24, Absatz mit vielen Hoffnungen erwartet. In 1 eingehen, der sich auf die Bildung dem Augenblick, in dem dann davon bezieht. gesprochen wird, dass dieses Kind „Die Vertragsstaaten anerkennen irgendwie nicht normal sei, begin- das Recht behinderter Menschen auf nen die Gedanken der Aussonde- Bildung. Um die Verwirklichung die- rung. Wenn wir in Deutschland ses Rechtes ohne Diskriminierung davon sprechen, dass diese „nicht auf der Grundlage der Chancen- normalen“ Kinder integriert werden gleichheit zu erreichen, gewährlei- sollen, bedeutet dies, dass sie zuvor 12
ausgesondert wurden, zumindest in enle hat angekündigt, der Eltern- den Gedanken und mit dem profes- wille bei der Wahl der Schule von sionellen Handeln der meisten Fach- Kindern und Jugendlichen mit Be- leute. hinderung, solle gestärkt werden. Wie vielen Menschen in Deutsch- Wir leben in Deutschland in einer land ist bewusst, dass derzeit gegen Gesellschaft, in der es noch als Nor- den Willen der Eltern Kinder in Son- malität akzeptiert wird, (von der derkindergärten oder auf Sonder- Mehrheit, nicht mehr von allen Men- schulen verwiesen werden können? schen), dass Kinder bereits vor dem Eintritt in die Schule nach ihren Fä- Mit der Verabschiedung des Geset- higkeiten oder nach besonderen zes zur Übernahme der UN-Konven- Lernbedürfnissen sortiert werden. tion im Dezember 2008 hat der Manche Kinder werden nicht einmal deutsche Bundestag die UN-Kon- im Kindergarten ihres Wohnortes vention übernommen; dieses ist akzeptiert. Sobald ein Entwicklungs- fast auf den Tag genau seit einem problem festgestellt wird, beginnt Jahr gültiges Recht in Deutschland. das Debattieren: „Gehört dieses Unabhängig davon, ob der deutsche Kind an einen anderen Ort als in Text den Begriff „Integration“ oder den Kindergarten oder in die Schule, „Inklusion“ verwendet, rechtsgültig welche von den Geschwister- oder ist die Wortbedeutung in den Ver- Nachbarskindern besucht wird?“ tragssprachen der UN. Inklusion bedeutet: Alle Menschen haben das uneingeschränkte Recht, Damit ist es nicht mehr zulässig, dabei zu sein – inkludiert in dieser dass das einzelne Kind per „Passier- Gesellschaft. schein“ nach einem komplizierten Antragsverfahren als „Sonderfall“ Es ist keine Frage mehr: Auch das in die Bildungseinrichtungen des Kind mit besonderen Lernbedürfnis- Wohnortes aufgenommen wird – sen hat das uneingeschränkte Recht, oder auch nicht, sondern: Ange- denselben Kindergarten, dieselbe strebt wird eine Gesellschaft, in der Schule zu besuchen wie Geschwi- am Beginn einer erkannten Entwick- ster- oder Nachbarkinder. lungsstörung gefragt wird: Welche besondere Unterstützung, welche Mit der Diagnose einer besonderen ausgleichenden Maßnahmen Lebenssituation erhalten die Eltern braucht dieser Mensch, damit er in- die Gewissheit: alle Maßnahmen mitten dieser Gesellschaft seine Le- der Frühförderung, der besonderen bensform entwickeln und seine Unterstützung führen in die Gesell- Rechte als Bürger in einer Gemein- schaft, wie sie ist; – ohne „sonder- schaft autonom vertreten kann? pädagogische Passierscheinver- fahren“, mit denen die Eltern Befra- Diese veränderte Sichtweise bedeu- gungen ausgesetzt sind, von denen tet eine große Erleichterung für alle, sie nicht wissen, ob ihre Antworten die von der Geburt eines Kindes an dafür genutzt werden, die angebli- die Eltern beraten und begleiten. che Notwendigkeit von Sonderkin- Therapeuten, Erzieherinnen in den dergarten oder Sonderschule zu Kindertagesstätten oder Tagesmütter begründen. stehen nicht mehr unter dem Druck, bis zum Einschulungstermin dieses Der bayerische Staatsminister für Kind so weit gebracht zu haben, Unterricht und Kultus, Ludwig Spa- dass es die „normalen“ Erwartun- 13
gen der Schule erfüllt. Sondern: Je- Charlotte zu einer ca. 30 km vom der Kindergarten, jede Schule muss Wohnort entfernten Körperbehinder- sich darauf einrichten und diese Kin- ten-Sonderschule. Nachdem der Wi- der willkommen heißen: Die Kinder, derspruch der Eltern beim Schulamt die nach einer Frühgeburt oder einer eingegangen war, fragte der zustän- schwerwiegenden Erkrankung viel dige Schulrat zwei Tage später tele- nachzuholen haben. fonisch bei der Mutter nach, ob sie den Widerspruch zurücknehmen Auch die Kinder, die von Pflege- würde, wenn das Mädchen zwar oder Adoptiveltern in ihrer Familie nicht in die Grundschule am Wohn- aufgenommen wurden und auf- ort jedoch in die nächste, ca. 5 km grund von Alkoholmissbrauch der entfernte Grundschule gehen könne. leiblichen Mutter oder aufgrund ei- – Im Nachbardorf ist Charlotte jetzt nes langen Heimaufenthaltes in ih- „einzeln integriert“. rer Entwicklung stark verzögert und beeinträchtigt sind. Der Kindergar- Zu Beginn musste die Integrations- ten und die Schule des Wohnortes helferin Charlotte die drei Stufen zu müssen sich künftig darauf vorberei- den Klassenräumen tragen. Inzwi- ten, jedes Kind so zu akzeptieren, schen ist eine Rampe von außen an wie es ist. die Schule angebaut worden. Char- lotte fährt selbstbewusst mit ihrem In den Leitlinien des Stadtjugend- Elektrorollstuhl durch die Schule. amtes der Stadt München ist das Ziel klar formuliert: „Inklusion be- Bei dem sowieso anstehenden Neu- deutet, dass sozialpädagogisches bau einer Toilette für die Nachmit- Handeln auf gruppenspezifische tagsbetreuung wurde berücksichtigt, Aussonderung verzichtet. Die Hete- dass diese Toilette rollstuhlgerecht rogenität von Kindern und Jugendli- ist. Von diesen Umbauten profitieren chen wird als pädagogische Chance inzwischen etliche Erwachsene, die begriffen, voneinander und mitein- bei einer Wahl oder einer öffentli- ander zu lernen.“ (Leitlinien S. 16) chen Veranstaltung die Schulräume Dieses unterschiedliche Verständnis nutzen. Diese Umbauten haben von Integration/Inklusion möchte etwa so viel gekostet wie ein Jahr ich für die Schule an einem Beispiel Spezialtransport von Charlotte in die deutlich machen: Körperbehindertenschule. Charlotte kann wegen einer spasti- schen Behinderung nicht laufen. Sie Der größte Klassenraum der Schule ist in der Motorik der Hände stark erhielt eine Zwischenwand mit einer eingeschränkt. Sie kann normal hö- Glasscheibe. So besteht für Char- ren, sehen und sprechen. Sie ist ein lotte die Möglichkeit, sich etwas zu- fröhliches, selbstbewusstes Mäd- rückzuziehen oder mit der Sonderpä- chen. Gemeinsam mit ihren Nach- dagogin im Einzelunterricht oder mit barkindern hat sie am Wohnort einer kleinen Gruppe zu arbeiten. einen Integrationskindergarten be- Zumeist nimmt Charlotte am gemein- sucht und die Eltern haben sehr samen Unterricht in der Klasse teil. rechtzeitig am Wohnort den Antrag Charlotte ist ein Beispiel für die Ein- gestellt, dass sie dort auch weiter in zelintegration eines Kindes mit ei- die Schule gehen kann. Mit einem ner körperlichen Behinderung – ein Schreiben des Schulamtes, unmittel- bisher überwiegend positives Bei- bar vor Beginn des Schuljahres, er- spiel – und dennoch beschämend. hielt die Familie die Zuweisung von Ohne den erbitterten Widerstand der 14
Eltern wäre Charlotte in eine Körper- die Menschen nicht vor diese Art behinderten-Sonderschule ausge- von Konflikten gestellt. sondert worden. Wenn die Schule an ihrem Wohnort Sie würde jeden Morgen mit einem eine inklusive Schule wäre, dann Spezialtransport abgeholt und am hätte sich das Kollegium minde- Nachmittag nach Hause gebracht – stens ein Jahr zuvor auf den Besuch wie so viele körper- oder sinnesge- von Charlotte vorbereitet, z.B. durch schädigte Kinder oder die Kinder, Hospitationen in dem Integrations- die zu lern- oder geistigbehinderten kindergarten, den Charlotte besucht erklärt wurden. Am Wohnort würde hat oder dadurch, dass einzelne Leh- sich dann die Leitung einer Freizeit- rerinnen und Lehrer in anderen einrichtung vielleicht den Kopf zer- Schulen hospitieren, die bereits Er- brechen, wie so ein Kind wenigstens fahrungen mit dem gemeinsamen in der Freizeit integriert werden Unterricht haben. (Beispiele hierzu könnte, obwohl die anderen am siehe Internetseite des Bundesbe- Wohnort dieses Kind kaum kennen. hindertenbeauftragten und der Ber- Charlotte wird jetzt von ihrer Mutter telsmann-Stiftung. Dort sind die in die Schule des Nachbarortes ge- Preisträgerschulen des Jakob-Muth- fahren und am Schultor von ihren Schulpreises für Inklusive Schulen Mitschülerinnen und Mitschülern und eine Liste der Schulen abzuru- erwartet. fen, die sich für diesen Schulpreis beworben haben.) Inklusion hätte für Charlotte bedeu- tet: Sie kann von ihrer Haustür an Auch das Schulgebäude am Wohn- den Weg gemeinsam mit den Nach- ort hätte ohne großen Aufwand so barskindern in die Schule rollen. Die umgebaut werden können, dass örtliche Grundschule hätte sich recht- Charlotte die Klassenräume alleine zeitig auf den Unterricht mit ihr vor- erreichen kann. Rechtzeitig hätte ge- bereitet. Diese Schule ist ca. 150m plant werden können, was für Char- von ihrem Wohnort entfernt. Bereits lotte verändert werden muss, damit ihre Großmutter, ihr Vater und zwei ihre besonderen Bedürfnisse be- ältere Brüder besuchten diese rücksichtigt werden. – All dies ist Schule. nicht geschehen. Charlotte fühlt sich in ihrer jetzigen Die bisherige Rechtslage gab der Schule sehr wohl; allerdings können Schulleitung und dem Lehrerkolle- ihre Mitschülerinnen und Mitschüler gium am Wohnort die Sicherheit: sie nicht alleine besuchen – der Weg „Wenn wir nicht wollen, dann müs- ist zu weit. Und: Charlotte musste sen wir auch ein Kind mit einer Be- sich entscheiden, ob sie ihre Erst- hinderung nicht aufnehmen!“ kommunion an ihrem Wohnort fei- Was bedeutet die oben zitierte An- ern möchte, in der Kirche, die sie kündigung von Staatsminister Dr. regelmäßig mit ihrer Großmutter Spaenle für Bayern konkret, dass besucht, oder ob sie sich mit ihren der Elternwille bei der Wahl der Schulfreundinnen und Klassenka- Schule von Kindern und Jugendli- meraden gemeinsam im Nachbar- chen mit Behinderung gestärkt wer- dorf auf dieses wichtige Ereignis den solle? – Werden tatsächlich vorbereiten will. – Sie hat sich für Maßnahmen geplant, welche die Re- ihre Klassengruppe entschieden. In gelkindergärten und Regelschulen in einer inklusiven Gesellschaft werden die Lage versetzen, den besonderen 15
Lernbedürfnissen aller Schülerinnen Kinder und Jugendliche in dem Kin- und Schüler gerecht zu werden? dergarten und in der Schule, in die Die Ausbildung der Erzieherinnen auch die Geschwister- oder Nachbar- und Erzieher sowie die aller Lehre- kinder gehen, daran darf es keine rinnen und Lehrer muss neu geord- Zweifel mehr geben! net werden. Jetzt muss damit begonnen werden, Finanzierungsregelungen müssen für jedes Bundesland und für jede verändert werden. Der Konflikt be- Region bzw. Kommune konkrete steht für die Eltern an vielen Orten Pläne auszuarbeiten: Bis zu wel- in der Tatsache, dass bei einem Son- chem Zeitpunkt haben sich die be- derschulbesuch der Staat die Orga- stehenden Sonderkindergärten und nisation und die Kosten für den -schulen in attraktive Einrichtungen Transport des Kindes, die Nachmit- für alle Heranwachsenden umstruk- tagsbetreuung, häufig auch die The- turiert oder sind geschlossen? Und rapien übernimmt. wie werden die Regeleinrichtungen darauf vorbereitet, dass kein Kind Andererseits müssen zumeist die El- abgewiesen wird und dort, wo es im tern viele Anstrengungen überneh- Gemeinwesen lebt die besondere men, um am Wohnort den gemein- Unterstützung erhält, die es für samen Unterricht zu ermöglichen. seine optimale Förderung benötigt? Dies führt derzeit noch dazu, dass der gemeinsame Unterricht eines Was oft vergessen wird: Mit der Ent- Kindes mit einer Behinderung das scheidung für den Sonderkindergar- Privileg der Familien ist, die in der ten oder die Sonderschule beginnt Lage sind, mit ihren privaten Res- ein Sonderweg. Lange Schulwege sourcen die Nachteile der gegenwär- isolieren die Kinder. Sie können sich tigen Halbtagsschule auszugleichen. nicht am Vormittag verabreden für das Spiel am Nachmittag oder am Der angebliche Schonraum Sonder- Wochenende. Sie trauen sich nach schule ist nicht notwendig – er er- einer gewissen Zeit nicht mehr auf weist sich für nahezu alle Kinder, die den Spielplatz – weil sie dort nie- einmal in diese besonderen Einrich- manden kennen. tungen gelangt sind, als Falle, aus der sie nur sehr selten herauskom- Die anderen „ganz normalen“ Kin- men! Praxis sollte werden: Sobald der als Vorbild, Unterstützung und ein Entwicklungsproblem bei einem Partner kann kein Erwachsener – Kind festgestellt wird, beginnt das und sei er noch so gut ausgebildet – Fragen: Welche zusätzliche Unter- dem Kind mit den besonderen Lern- stützung braucht dieses Kind? Wel- problemen ersetzen. Geschwister- che Lernangebote sind für dieses kinder sind häufig überlastet, wenn Kind von Vorteil? Wer ist für die Or- sie für das Kind mit Behinderung die ganisation und die Finanzierung der einzigen zuverlässigen Spielpartner besonderen Unterstützungsmaß- sind. Mit der Erstkommunion oder nahmen zuständig? Sind eventuell der Einsegnung müssen die Eltern bauliche Maßnahmen in der Schule und das Kind entscheiden, ob dieses notwendig? Wie werden die Regel- Kind in die Kirchengemeinde am Ort schulpädagogen und die Sonder- integriert wird oder ob auch dieses – pädagogen auf die neue Aufgabe für Heranwachsende so wichtige Er- vorbereitet? An dem Ziel selbst: Ge- eignis – gemeinsam mit den ande- meinsames Leben und Lernen für ren ausgesonderten Kindern an 16
einem anderen Ort als dem Wohnort gelklasse nach Auflösung der Son- vorbereitet und gefeiert werden soll. derschulen statistisch gesehen 1 – 2 Kinder mit sonderpädagogischem Mit der Verabschiedung der UN- Förderbedarf – nicht mehr. Konvention für die Rechte behinder- • in jeder Klasse ein Kind mit Lern-, ter Menschen soll auch in Deutsch- Verhaltens- oder Sprachproblemen land Realität werden, was in vielen • in jeder 6. Klasse ein Kind mit anderen Staaten eine Selbstver- geistiger Behinderung ständlichkeit ist: Alle Kinder lernen • in jeder 14. Klasse ein körperlich gemeinsam in einer Schule. behindertes Kind • in jeder 62. Klasse ein sehgeschä- Eine Klasse mit ca. 20 ganz „norma- digtes Kind. len“ Kindern bietet für ein Kind mit (errechnet aus Bertelsmann-Studie, einer Behinderung 20x die Chance, Zahlen 2006/07) eine Freundschaft in der Schule zu schließen und in der Freizeit weiter Es kann nicht davon ausgegangen zu führen. Nicht die Kinder müssen werden, dass schlagartig alle Son- zu den speziell ausgebildeten Leh- derschulen aufgelöst werden. In den rern gefahren werden, sondern: Die Köpfen der Menschen müssen sich Sonderpädagog/innen begleiten in die Vorstellungen verändern. Guter den Regelschulen die Kinder und ko- Unterricht bedeutet: Alle Kinder er- operieren dort im Unterricht mit al- halten Lernangebote, die ihren Fä- len anderen Lehrer/innen. higkeiten und Interessen entsprechen und erleben das Lernen als etwas Die Kooperationsbereitschaft und Positives, wofür sie sich auch nach die Kooperationsfähigkeit der betei- der Schulzeit noch interessieren. ligten Erwachsenen sind die wichtig- sten Voraussetzungen für einen Alle Kinder sollten während der gelingenden Prozess des gemeinsa- Pflichtschulzeit gemeinsam lernen men Lehrens und Lernens. dürfen – kein Kind darf beschämt, kein Kind ausgesondert werden. Viele Länder haben seit ca. 30 Jah- In Deutschland besuchen derzeit nur ren Erfahrungen gesammelt mit ei- 15 % aller Schülerinnen und Schüler nem Schulsystem, wo kein Kind mit sonderpädagogischem Förder- gegen den Willen seiner Eltern von bedarf eine Regelschule. Der Durch- der Wohnort-Schule abgewiesen schnitt der Integration von Kindern werden darf. Integration/Inklusion mit sonderpädagogischem Förder- ist nicht teurer als das Nebeneinan- bedarf in den übrigen westeuropäi- derbestehen von Sonderschulen schen Ländern liegt bei 80%. und Regelschulen. Dies hat Ende In vielen dieser Länder, aber auch in 2009 die Bertelsmann-Stiftung mit Deutschland gibt es sehr gute Bei- einer Studie von Klaus Klemm ein- spiele, wie das gemeinsame Lernen deutig belegt. Förderschulen sind im Kindergarten und in der Schule teuer und ineffektiv. für alle Kinder gut gestaltet werden kann. Was käme auf die Regelschulen zu, wenn alle die ca. 500 000 Kinder, die Ich habe vor 30 Jahren begonnen, in Deutschland derzeit Sonderschu- mich mit dem Schwerpunkt „Ge- len besuchen, in die Regelschulen meinsames Lernen von behinderten gingen? Bei einer Klassenfrequenz und nicht behinderten Kindern“ zu von 20 Kindern wären in jeder Re- beschäftigen. Damals gab es in 17
Deutschland die ersten Initiativen teilnehmen, die sich miteinander von Eltern für Integrationskindergär- vernetzen können. Jede und jeder ten und in ganz Deutschland zwei in- Einzelne kann Anregungen bekom- tegrative Grundschulen. – Die pri- men, was im jeweiligen privaten vate Montessorischule in München und beruflichen Einflussbereich ge- und die staatliche Fläming-Grund- tan werden kann, um von der Inte- schule in Berlin. gration der einzelnen Menschen mit einer Lernschwierigkeit oder einer Damals musste man nach Italien Behinderung dahin zu gelangen, fahren, um Beispiele auch in den dass wir von Inklusion sprechen weiterführenden Schulen zu sehen können. und: Von dem damaligen Vorsitzen- den des Verbandes der Sonderschul- Das kann mit der Beratung der Eltern lehrer wurde vor der „italienischen beginnen, wenn sie mit der Dia- Seuche“ gewarnt. Diese Warnung gnose einer Behinderung von Ärz- vor einer angeblichen Seuche ist ten, Hebammen, Therapeuten oder nach meiner Einschätzung eine der Sozialamtsmitarbeiter/innen so be- Ursachen, warum in den vergange- raten werden, dass diese Eltern sich nen Jahren so wenig getan wurde, an dem Ziel des gemeinsamen Ler- um diese Reform tatsächlich vorzu- nens orientieren und nicht mehr auf bereiten. Sondereinrichtungen verwiesen werden. Aber es gibt auch in Bayern bereits gute Beispiele von Schulen, die sich Für die Stadt München sollte klar auf den Weg gemacht haben. sein, dass jedes Kind denselben Kin- (Jakob-Muth-Schule Nürnberg, eine dergarten und anschließend dieselbe Schule für geistig behinderte Kinder Grundschule besuchen kann, die in Trägerschaft der Lebenshilfe, die auch Geschwister- oder Nachbarkin- konsequent auf dem Weg ist von der der besuchen. Dabei darf es keine Kooperation über Integration zur In- Grenzen geben, die bereits am Be- klusion.) ginn des Weges in die Gesellschaft aufgestellt werden: Das Recht auf Zum Abschluss zitiere ich aus dem ein Leben in der Gemeinschaft ha- Text, der gemeinsam von der CSU, ben auch die wenigen, schwer be- SPD, Freien Wählern, Bündnis 90/Die hinderten Kinder: Je schwerer ein Grünen und FDP zur Umsetzung der Kind behindert ist, umso notwendi- UN-Behindertenrechtskonvention im ger braucht dieses Kind und seine bayerischen Schulwesen am 25. Fe- Familie die Anregungen und die Un- bruar 2010 verabschiedet wurde: terstützung der Gesellschaft. „Der Freistaat Bayern verfolgt bis- her den Weg der Integration durch Es gibt auch keine Grenze mit fort- Kooperation (...) Dieser Weg muss schreitendem Alter der Heranwach- im Sinne eines inklusiven Bildungs- senden. Nach der Grundschulzeit systems weiterentwickelt werden.“ wäre es mit Sicherheit am günstig- sten, wenn die Kinder mit besonde- Was kann das für die Stadt Mün- ren Lernbedürfnissen in eine gemein- chen konkret bedeuten? – Ein wichti- same Schule für alle Kinder gehen ger Schritt ist mit Sicherheit, einen könnten, wie dies in den skandinavi- solchen Tag zu veranstalten, wie die- schen Ländern oder in Italien und sen, an dem viele Menschen aus Spanien selbstverständlich ist. den unterschiedlichen Bereichen Auch einige Gesamtschulen in 18
Deutschland haben damit bereits Literatur: sehr gute Erfahrungen gemacht. FRITZSCHE, Rita und Alrun SCHASTOK: So lange es jedoch das viergliedrige Ein Kindergarten für alle – Kinder mit und Sekundarstufen-Schulwesen in ohne Behinderung spielen und lernen ge- Deutschland noch gibt (Haupt-, Real-, meinsam. Berlin, Düsseldorf, Mannheim, Sonderschulen und Gymnasien), ge- 20052 (Hrsg.: Jutta SCHÖLER) hören die Kinder, die das meiste Ver- ständnis für zieldifferentes Lernen KLEMM, Klaus: Sonderweg Förderschulen: Hoher Einsatz, wenig Perspektiven. Eine benötigen, ins Gymnasium. – Hierzu Studie zu den Ausgaben und zur Wirksam- habe ich bisher sehr gute Erfahrun- keit von Förderschulen in Deutschland. Im gen in der Beratung und Begleitung Auftrag der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh gemacht. – (vgl. Schöler 2009a) Je- 2009 auch abrufbar: http://www.bertels- des gute Beispiel ist ein Anreiz zum mannstiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dm eigenen Weiterdenken. s_29959_29960_2.pdf Inklusion ist kein Modewort. Gegen- LEITLINIEN für die Landeshauptstadt Mün- chen zur kommunalen Arbeit mit Kindern wärtig ist es noch richtig, von der In- und Jugendlichen mit und ohne Behinde- tegration der Menschen mit Behin- rung. München 2007. Projektleitung: Cle- derung zu sprechen. Das Ziel ist mens Dannenbeck aber eindeutig die Inklusion: Men- schen mit einer Behinderung dürfen PRÄNDL, Bruno:1982, S. 804 – In: Zs. für nicht mehr ausgesondert werden, Heilpädagogik 32 (1981) 11 (S. 802 – 804) um Integration vielleicht mit Mühen im Erwachsenenalter und in der SCHÖLER, Jutta: Leitfaden zur Kooperation von Lehrerinnen und Lehrern - nicht nur in Freizeit möglich zu machen, son- Integrations- klassen, Heinsberg : Dieck, dern: Das gemeinsame Leben und 1997 Lernen sehr verschiedener Men- schen ist eine Bereicherung für alle. SCHÖLER, Jutta (Hrsg.): Normalität für Kin- der mit Behinderungen: Integration. Texte Wir bewegen uns auf dem Weg hin und Wirkungen von Ludwig-Otto Roser. zu einer inklusiven Gesellschaft, in Neuwied, Kriftel, Berlin : Luchterhand, 1998, der Kinder und Jugendliche bereits auch als Volltext abrufbar: http://bidok.uibk.ac.at/library/schoeler-nor- im Kindergarten und in der Schule malitaet.html die Gelegenheit erhalten, verantwor- tungsvolles Handeln zu lernen und SCHÖLER, Jutta: Die Aufgaben der Schullei- die Anstrengungen und Lernvoraus- tung bei der gemeinsamen Erziehung be- setzungen benachteiligter und unter hinderter und nichtbehinderter Kinder. In: schwierigen Lebensverhältnissen Zs. Gemeinsam Leben. Heft 3; 1999: S. 118 – aufwachsender Gleichaltriger zu er- 124 (auch als Volltext abrufbar über www.bi- dok.uibk.ac.at/) fahren. An die Stelle des Angst ma- chenden Konkurrenzkampfes jeder SCHÖLER, Jutta: Bilder in den Köpfen. In: gegen jeden kann dann erfahren Zs.: „Gemeinsam leben“ 12 (2004) S. 191 – werden, dass Freundschaft und em- 194 (auch als Volltext abrufbar über www.bi- pathische Nähe das Wichtigste ist, dok.uibk.ac.at/) für das Leben in der Gemeinschaft. SCHÖLER, Jutta: „Geistig Behinderte“ am Frau Prof. Dr. Jutta Schoeler Gymnasium – Integration an der Schule für „Geistig Behinderte“. In: JERG, Jo; MERZ- ATALIK, Kerstin; THÜMMLER, Ramona; TIE- MANN, Heike (Hrsg.): Perspektiven auf Entgrenzung. Bad Heilbrunn : Klinkhardt, 19
2009a, S. 95 – 102 und: http://bidok.uibk.ac.at/library/schoeler-gym- nasium.html SCHÖLER, Jutta: Alle sind verschieden. – Auf dem Weg zur Inklusion in der Schule. Weinheim und Basel : Beltz-Verlag, 2009b SPAENLE, Ludwig: Qualität und Gerechtig- keit als Ziel der Bildungspolitik. In: Nachrich- ten der Evange- lisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Nr. 1, Januar 2010, S. 1 - 4 Auf dem Weg zur Inklusion – Praxis, Methoden, Inspiration Einführung Christa Schmidt, Stadt- jugendamt, GIBS Stabsstelle Schon seit vielen Jahren haben sich verschiedene Interessengruppen aus den unterschiedlichsten Zusam- menhängen dafür eingesetzt, dass das Stadtjugendamt München sich auch für die Belange der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen einsetzt. Im Stadtjugendamt sowie in ver- schiedenen Einrichtungen der Kin- der- und Jugendarbeit in München gab es eine breite Diskussion über/ integrative/inklusive Prozesse, Qua- litätsentwicklung und Qualifizierung zu diesem Thema. In diesem Zusam- menhang sind u.a. Leitlinien für die Arbeit von Kindern und Jugendli- chen mit und ohne Behinderung (LL) entstanden. Diese LL wurden am 19. Sept. 2006 vom Stadtrat verabschie- det. Die seit 2008 initiierte Stabs- stelle für Querschnittsaufgaben 20
(GIBS – Gender, Interkulturalität, • Teilhaben und Beitragen. Auch Behinderung und sexuelle Orientie- das Netzwerk handelt nach diesem rung) im Stadtjugendamt konzipiert Motto. Man bringt Ideen und Wis- und plant in Zusammenarbeit mit sen ein und kann Fragen stellen der Hochschule Landshut, Fakultät und wird von Ideen inspiriert, für Soziale Arbeit, weitere Projekte, bekommt Wissen vermittelt und Fortbildungsmaßnahmen sowie ein beantwortet Fragen anderer. Weiterbildungsmodul für Multiplika- • Raum für Theorie-Praxis-Transfer torinnen und Multiplikatoren der • ein Gremium, zu dem alle kom- Kinder und Jugendarbeit in Sachen men sollen und können, die sich Inklusion. mit Inklusion schon beschäftigt haben bzw. sich zukünftig damit Darüber hinaus ist inzwischen auch beschäftigen wollen. eine Reihe von Initiativen entstanden, • Weiterentwicklung zu der Frage, die die vielfältigen Bemühungen um was Inklusion „braucht“ Inklusion in den verschie- denen Le- • Forum zum Austausch von benswelten von Kindern, Jugendli- Expertenwissen chen und Erwachsenen in München • gegenseitige Unterstützung beobachten und koordinieren. • Möglichkeit, Synergieeffekte zu schaffen und zu nutzen Im Zuge der Entstehung der LL für Kinder und Jugendliche mit und Themenbereiche des Netzwerkes ohne Behinderung entstand das sind oder können sein: „Netzwerk Inklusion Praktisch“ (NIP) in München. Die konstituierende Sit- • Dokumentation der Umsetzung zung fand anlässlich eines Fachtags von Inklusion in den einzelnen im MOP am 4. Juli 2007 statt. Einrichtungen, die dann in einem Handbuch Inklusion zusammenge- Das Netzwerk Inklusion versteht fasst werden können sich als • Kollegiale Beratung und kollegia- les Feedback • eine wesentlich verbesserte Ver- • Gemeinsame Arbeit an einem netzung aller Initiativen und Ein- praktischen Projekt richtungen im Kinder- und • Organisation und Teilnahme an Jugend(hilfe)bereich, die inklusiv Fachtagen, um zu zeigen, was oder integrativ arbeiten praktisch geht • Ziel: Hinwirken auf Vernetzung bei • Durchführung von eigenen Fortbil- Einrichtungen, die entweder nicht dungsangeboten zum Thema mit Kindern/Jugendlichen mit Be- Inklusion hinderung arbeiten oder aus- schließlich mit Kindern/Jugendli- Turnus chen mit Behinderung arbeiten, Das Netzwerk Inklusion trifft sich ca. d. h., ein Hinwirken auf Öffnung alle 8 Wochen. beiderseits. (Dazu sind von Seiten des Jugendamtes sicherlich einige Wie werden Informationen über die Hilfestellungen zu entwickeln und einzelnen Einrichtungen ausge- zu leisten). tauscht: • Teil der Umsetzung und Weiterfüh- rung der Leitlinien der Landes- Zurzeit: hauptstadt München Es gibt einen sog. „Steckbrief“ für alle Einrichtungen, die alle anderen 21
Einrichtungen des Netzwerkes erhal- Wissenschaftliche Bedarfserhebung: ten können. Wie viele Jugendliche mit Behinde- rung haben welche Bedarfe? Ziel: Zweck dieses Steckbriefes ist es, Wie und wo können diese Bedarfe Informationen über die einzelnen umgesetzt werden Einrichtungen - als Voraussetzung für Vernetzung und Synergieeffekte - Unser größtes Hindernis ist: die Ver- zu dokumentieren, zwischen den säulung der Zuständigkeiten: (Be- Treffen eine schnelle Kontaktauf- hindertenhilfe auf der einen und nahme zu ermöglichen sowie neuen Jugendarbeit auf der anderen Seite) Teilnehmenden einen schnellen was eine eindeutige Zuständigkeit Überblick über die bereits beteilig- gerade von Kostenträgern schier un- ten Netzwerkler geben zu können. möglich macht Momentan werden auch Informatio- nen zu Inklusion allgemein bis hin Folgende Ressourcen haben wir / zu Inklusion in den spezifischen Ein- streben wir an: richtungen so zusammengestellt, dass sie auf den Homepages der • Bereitstellung von Ressourcen einzelnen Einrichtungen miteinan- (Personal / Zeit / Finanzen) für Ver- der verlinkt werden können. netzung, Fort- und Weiterbildung (als Zeichen von Qualität) Wichtige Themen / Voraussetzun- • Vernetzung der Einrichtungen gen für Inklusion sind: untereinander für Kooperationen, Kollegiales Feedback, … Mobilität: Erleichterung für Jugend- • Eine Einbettung in und eine liche mit Behinderung, damit sie Fürsprache durch die Kommunale selbstbestimmt (außerhalb des Struktur der LH München, auch Schulweges) mobil sind um Synergieeffekte zu nutzen Angebote für ältere Jugendliche: Generell fehlen inklusive Angebote In der Praxis müssen wir darauf für ältere Jugendliche / junge Er- achten: wachsene mit Behinderung • Welche Bedarfe gibt es und wie Zuständigkeiten: Für inklusive Ange- können diese umgesetzt werden bote bedarf es definitiver Zuständig- • Gemeinsame Aktionen, Öffentlich- keiten im rechtlichen, bürokra- keitsarbeit tischen und personellen Bereich • Internetpräsenz (Zwischen)Finanzierung: • Multiplikator/innen • Wissen verbreiten Wichtig ist: Einen Ansprechpartner • Infos weitergeben zu haben, welcher bei einer Zwi- • Teilhaben und Beitragen schenfinanzierung entscheiden kann (da Finanzierung oft über verschie- Fortwährende Aufgabe des Netz- dene Töpfe läuft) werkes ist es: Wohnortnähe: Wohnortnahe An- • Was können wir tun, um mehr sprechpartner (vgl. Regsam) zur Ver- Interessierte und damit Mitstreite- netzung und zum Informations- rinnen zu bekommen. Kooperatio- austausch von/bei sozialräumlich nen mit Schulen sind / wären sehr orientierten Angeboten interessant 22
• Diskussion der aktuellen Themen Projekte / Vorhaben für die Zukunft: und ihre Auswirkungen in Hinblick auf Inklusion (z.B. KJHG § 8a) • Inklusives Fest 2011 Kompetenzenpool zu schaffen • Geschulte Assistenz • Aufmerksam-machen der Lehr- • Rahmenkonzeption Offene Kinder- Institutionen (z.B. LMU), die noch und Jugendarbeit gar nicht den Begriff der Inklusion • aufmerksam sein, dass Inklusion verwenden, da wir in der Diskus- nicht zu kurz kommt sion mit Wissenschaftlern immer • Beschreibung und Reflexion wieder erkennen, dass der Inklusi- welche Einrichtung wie auf dem onsgedanke in der wissenschaft- Weg zur Inklusion ist lichen Öffentlichkeit kaum ange- kommen ist Dauerhaft teilnehmende • Praktische Inputs / Erfahrungen Institutionen: z.B. bei Fachtagen präsentieren • Feste, Aktionen, … inklusiv zu ge- Christa Schmidt (GIBS, Stadtjugend- stalten (z.B. Kinderkultursommer) amt München) Georg Staudacher (Spielratz e.V.), Chancen und Hürden auf dem Weg Michael Liebmann (HPT Lebenshilfe zur Inklusion: Unterhaching), Brigitte Wurbs (Quax), • Woran hakt es, dass Einrichtungen Kerstin Günter (MOP Integrativer fern bleiben? Jugendtreff) • Kapazitäten Nicki Endrich (ebs Projekt KJR Mün- • „Machen eh schon Inklusion“ chen-Stadt) • Klammern der Eltern und Nicht- Franz Göppel (BIB e.V.) Zutrauen Juanita Lesser (SozReha der Evan- • Barriere der Betreuenden der Kin- gelischen Jugend München) der u. Jugendlichen mit Behinde- rung: Trauen ihnen nix zu Hier wird nun eine Zusammenschau gelungener Praxisbeispiele darge- (Wie) Kann das Netzwerk / Prakti- stellt, nebst der Methoden „WIE“ kerinnen Hilfestellung leisten, um diese gelungen sind. Diese Bereiche Inklusion voranzutreiben? stammen aus der verbandlichen, der kulturellen und der Offenen Jugend- • Ideen arbeit. • Austausch, Hospitieren, Koopera- Workshopleiter/Innen: tionen Nicole Endrich, Kerstin Günter, • Reflexion, wie Veranstaltungen Juanita Lesser, Georg Staudacher, gelaufen sind, was gut war und Brigitte Wurbs was in Zukunft zu beachten ist 23
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