DIE WETTBEWERBS-FÄHIGE STADT DER ZUKUNFT - Ein Blick auf urbane Megatrends und (inter-)nationale Stadtprojekte
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DIE WETTBEWERBS- FÄHIGE STADT DER ZUKUNFT Ein Blick auf urbane Megatrends und (inter-)nationale Stadtprojekte Studienreihe Future Cities 6
SUMMARY JETZT HANDELN DIE ANFORDERUNGEN 6 TRENDS F ORMEN DIE STADT DER ZUKUNFT Der strukturelle Wandel des urbanen Lebensraums 1 wurde durch COVID-19 beschleunigt. Er ist getrie- ben von neuen Gewohnheiten und Anforderungen der EinwohnerInnen. Digitalisierung und Die Städte stehen nicht nur national, sondern auch 2 Virtualisierung von Deurbanisierung und Dezentralisierung international im Wettbewerb – etwa als Firmen- Interaktion standort oder Messe-, Urlaubs- bzw. Studienort. Jede Stadt verfügt über ein individuelles Stärken- 3 Schwächen-Profil, das sie für unterschiedliche Ziel- gruppen (un)interessanter macht. Es gilt, Stärken gezielt zu fördern und Schwächen zu minimieren. Branchen- und Übergreifend sehen wir sechs Stoßrichtungen, wel- Neue Mobilitätskonzepte 4 Sektormix che die Stadt der Zukunft wettbewerbsfähiger und resilienter gegenüber Krisen machen. Vielerorts lassen sich bereits Initiativen beobachten, die diese Trends aufgreifen und als Inspiration dienen. Jede Stadt muss individuell prüfen, welche Zielkon- 5 flikte sich ergeben und welche Maßnahmen mit wel- Stadtmarketing und cher Priorisierung umgesetzt werden können. Fest Tourismus Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit steht: Handeln war nie so erforderlich wie jetzt. 2 | FTI-Andersch
INHALT 1. Ausgangslage: Struktureller Wandel – aber beschleunigt 4 ÜBER FTI-ANDERSCH: FTI-Andersch ist die führende 2. Neue Gewohnheiten und Ansprüche Restrukturierungsberatung im deutschsprachigen Raum. 6 Trends treiben den strukturellen Wandel 8 FTI-Andersch unterstützt MandantInnen in der Entwick- 1 Digitalisierung und Virtualisierung von Interaktion 11 lung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte. FTI-Andersch wird in 2 Deurbanisierung und Dezentralisierung 15 Situationen aktiv, in der Unternehmen sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen beschäf- 3 Neue Mobilitätskonzepte 19 tigen müssen – oder noch weit davor, um frühzeitig Ge- 4 Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit 23 schäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig auszurichten. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Erstel- 5 Branchen- und Sektormix 27 lung von unabhängigen Entscheidungsgrundlagen für an- gestrebte (Re-)Finanzierungen. 6 Tourismus und Stadtmarketing 31 Zu den MandantInnen zählen mittelständische Unterneh- 3. NEOM und The Woven City – men und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch Science-Fiction als Bauplan 35 ist Teil der globalen FTI Consulting Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 6.400 MitarbeiterInnen. 4. Chancen für deutsche Städte – Die größten Hürden und was trotzdem geschehen muss 37 3 | FTI-Andersch
1 AUSGANGSLAGE STRUKTURELLER WANDEL – ABER BESCHLEUNIGT 1. Das Ökosystem Innenstadt Die Folgen der COVID-19-Pandemie stellen Innenstädte vor akute Herausfor- derungen: Der Einbruch im Bereich Tourismus und Messen, flächendeckende Lockdown-Maßnahmen und die Verbreitung von Home-Office-Lösungen führten vielerorts zu einer Entwöhnung von der Innenstadt. Doch schon vor der Pan- demie brachte der strukturelle Wandel, insbesondere getrieben durch die Digi- talisierung, zu einer Herausforderungen für innerstädtische Angebote mit sich: E-Commerce kannibalisiert stationäre Einkäufe, Streaming-Dienste verdrängen den Kinobesuch und fördern die Bestellungen von Essen nach Hause, Home-Of- – Einzelhandel – Kultureinrichtungen fice-Freitage verringern die Anzahl der Pendler und Innenstadtbesucher. – Gastronomie – Stadtmarketing und -entwicklung – Immobilienwirtschaft COVID-19 verstärkte daher häufig Trends, die bereits zuvor sichtbar waren. Hinzu kommen verstärkte Anforderungen im Bereich Klimaschutz (u. a. Senkung Das „Ökosystem“ Innenstadt kann nur dann florieren, wenn von CO2, Stickoxiden), Veränderungen in der Arbeitswelt und Demographie. beteiligte Akteure (wie lokaler Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Kultureinrichtungen, Stadtmarketing/-entwick- lung und -verwaltung (inkl. Verkehrsdezernat) und Immobi- Das Zwischenfazit: Städte müssen neuen Erwartungen der BewohnerInnen und lienwirtschaft) gemeinsam an der Entwicklung eines konsis- BesucherInnen gerecht werden – neue Anreize für einen Besuch der Innenstadt tenten Zukunftsbilds arbeiten. Daher ist künftig, stärker als schaffen. Dabei gilt es, globale Megatrends, welche veränderte Bedürfnisse und bisher, eine regelmäßige Interaktion erforderlich, zumal die Gewohnheiten der Menschen reflektieren, in neuen Konzepten umzusetzen gestiegenen Herausforderungen – aber teilweise auch be- und den Grundstein heute für die „Stadt der Zukunft“ zu legen. stehende Zielkonflikte – nicht (mehr) durch einzelne Akteure gelöst werden können. 4 | FTI-Andersch
Auch wenn global unterschiedliche Ausprägungen der Sub- Wo stehen die größten deutschen Städte heute? trends vorherrschen, lassen sich Stoßrichtungen identifi- Lesen Sie Teil 1 der Reihe „Future Cities“: zieren, welche Städte in Zukunft maßgeblich prägen. Inter- nationale Beispielprojekte können zwar (aufgrund der sehr heterogenen Ausgangslage) nicht als Blaupause, aber als Ins- piration dienen. Daher möchten wir im Folgenden ausgewähl- Future Cities 1 te Initiativen und Ansätze vorstellen. EINFLUSS DER COVID-19-PANDEMIE AUF DEUTSCHE INNENSTÄDTE Handel, Gastronomie, Kultur- und Immobilienwirtschaft unter Druck Studienreihe Future Cities 1 Es ergeben sich folgende Fragestellungen: Welche Städtetrends sehen wir kurz-, mittel- und langfristig? Die COVID-19-Pandemie traf Städte überall auf der Welt Wie werden sie die Innenstadt der Zukunft formen? zwar in unterschiedlichem Maße, stellt sie aber vor ähnliche Wo sehen wir wegweisende Stadtprojekte? Problemstellungen. Was können deutsche Städte für die Umsetzung der Trends lernen? Fest steht: Die Stadt, wie sie heute existiert, wird sich in den kommenden Jahren fundamental wandeln müssen, um den neuen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden und im (inter)nationalen Wettbewerb um Anwohner, Gewerbe, Touristen, Messen, Studierende etc. punkten zu können. Mehr dazu auf den nachfolgenden Seiten. 5 | FTI-Andersch
VERSCHIEBUNG DER AUFENTHALTSORTE Dass sich unsere Gewohnheiten im letzten Jahr stark verän- Supermärkte und Apotheken dert haben, lässt sich deutlich auf globaler Ebene erkennen. Die Schließung der Gastronomie führte Auf den folgenden Karten ist die durchschnittliche prozen- vielerorts zu vermehrtem Kochen tuale Veränderung der Aufenthaltsorte von Februar 2020 bis daheim. Zudem konnten Supermärkte Juni 2021 auf Basis der Google Mobilitätsdaten gegenüber häufig von der Schließung anderer einem Referenzzeitraum vor der Pandemie dargestellt. Eine Händler profitieren und passten tw. ihr deutliche Verschiebung hat stattgefunden, die weiter nach- Sortiment an. wirkt – wenn auch künftig auf niedrigerem Niveau. -30% +30% Wohnraum Im Rahmen der Lockdowns und des „Cocooning“-Trends zogen sich Men- schen in ihre eigenen vier Wände zurück und richteten sich neu ein. „Gewinner“ der Pandemie Parks Der Alltag hat sich weltweit radikal verändert. Das Zuhause ist Zentrum des Parks wurden gerade in Europa, Russ- Lebens geworden und in der Freizeit waren Parks, Wälder und Naherholungs- land und Nordamerika zu Orten der gebiete ein Zufluchtsort. Die Besorgungen des täglichen Bedarfs erfolgten Begegnung mit einer durch Frischluft weiterhin trotz Pandemie, durch sonstige Handelsschließungen stiegen Super- verringerten Infektionsgefahr. marktabsätze. 6 | FTI-Andersch
Büroraum Home-Office-Initiativen wirkten sich deutlich auf die Auslastung von Büro- raum aus – selbst in Ländern, in denen Auflagen nicht bindend waren. „Verlierer“ der Pandemie Aufenthalte in Büroräumen sowie Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen sind eingebrochen, die Mobilität wurde heruntergefahren. Diese Lebensbereiche erleben ein vergleichsweise langsames „Hochfahren“ und sind zudem von nach- Transit haltigen Verhaltensänderungen betroffen. Einhergehend mit dem Herunterfahren großer Teile des öffentlichen Lebens verringerte sich die Notwendigkeit des Reisens. Einzelhandel und Freizeit Schließungen von Läden und Freizeit- einrichtungen beschleunigten den E-Commerce-Boom während der Pandemie nachhaltig. Quelle: Google Mobilitätsdaten 2021; eigene Analyse 7 | FTI-Andersch
2 NEUE GEWOHNHEITEN UND ANSPRÜCHE 6 TRENDS TREIBEN DEN STRUKTURELLEN WANDEL Der durch die Pandemie beschleunigte strukturelle Wandel prägt unseren Alltag. Er formt unsere Gewohnheiten und die Digitalisierung und Deurbanisierung und Virtualisierung Dezentralisierung Faktoren unserer Entscheidungsfindung. Einige Beispiele: • Die Möglichkeit zu mehr Home-Office hat den Trend zur Landflucht gefördert • Hygiene hat nachhaltig an Relevanz gewonnen und sensibi- lisiert für die Infektionsgefahr bei Massenansammlungen, bspw. auch im ÖPNV • Das Radfahren hat während der Pandemie mehr Zuspruch erfahren, speziell E-Bikes werden zur echten Alternative im Individualverkehr • Selbst „überzeugte Städter“ haben Parks, Kleingärten und den Wald für sich entdeckt, um neue Energie zu tanken Tourismus und Branchen- und • Verschiebung des Tourismus durch Reisebeschränkungen Stadtmarketing Sektormix lässt Städter neue „Lieblingsplätze“ im Umland entdecken. Chance sich nach COVID-19 zu positionieren, da alte Urlaubsmuster aufgebrochen wurden Weltweit müssen Städte als Lebensraum auf die verän- derten Bedürfnisse der Bürger eingehen, um attraktiv zu bleiben. Dies umfasst das Berücksichtigen von sechs Mega- Mobilitätskonzepte Naturverbundenheit und Infrastruktur und Nachhaltigkeit trends als Stoßrichtungen für die Städte der Zukunft. 8 | FTI-Andersch
Neue Mobilitätskonzepte Neue Gewohnheiten und Ansprüche Überfüllte öffentliche Verkehrsmittel wurden infolge des neu- Soziales Distanzieren und technologischer Fortschritt verän- en Hygiene-bewusstseins derzeit stärker gemieden. Und: Es dern, was Innenstadtbewohner und externe Besucher wert- wird zunehmend auf nicht bzw. kleinmotorisierte Fortbewe- schätzen und wie sie als Konsumenten agieren gung sowie Sharing-Konzepte gesetzt Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit Fokus auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung ist ein fester Bestandteil künftiger Stadtplanung. Natur steigert die Le- bensqualität und wird in Form von neuen Architektur- und Städtebau-Konzepten in die Stadt geholt Digitalisierung und Virtualisierung von Interaktion Branchen- und Sektormix durch Umwidmung von Flächen Plattformen ermöglichen Arbeit und Einkauf aus der Ferne. Leerstände erlauben eine Neuausrichtung hin zu mehr Durch- Auch große Veranstaltungen und Messen finden zunehmend mischung – inkl. mehr Wohnraum, Bildungsstätten, Logistik- virtuell statt. Dies führt in Kombination mit vermehrtem Mini-Hubs bzw. Mischnutzung, dies belebt „Ladenstraßen“ Streaming zu erhöhter Datennutzung auch nach Ladenschluss Deurbanisierung und Dezentralisierung Tourismus und Stadtmarketing Durch zunehmende Fernarbeit (Remote Work/Home-Office) Reisebeschränkungen führen zur vorübergehenden Ver- treten demo-graphische Verschiebungen auf, die dezentrale zerrung der Tourismusströme. Neue Anforderungen an den Stadtplanung begünstigen. Der Bewegungsradius begrenzt Aufenthalt und das Stadtmarketing spielen mittelfristig eine sich vermehrt auf die Nachbarschaft immer wichtigere Rolle 9 | FTI-Andersch
DIE INNERSTÄDTISCHE TRENDLANDSCHAFT Die Megatrends werden durch eine Vielzahl von untergeordneten Trends geformt und getrieben. Diese in Kombination bilden die innerstädtische Trendlandschaft. Digitalisierung und Virtualisierung Remote-Arbeit Digitale/hybride Events Digitale Angebote Skalierte Datennutzung Deurbanisierung und Dezentralisierung Deurbanisierung Dezentralisierung Quartiersbildung Micro-Living-Konzepte Mobilitätskonzepte und Infrastruktur Elektromobilität Multimodalität Mobility-as-a-service Smarte Integration Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit Grünanlagen Grüne Architektur Gemeinschaftsgärten Branchen- und Sektormix Silver Cities Soziale Durchmischung Branchenmix Erlebniskonzepte Tourismus und Stadtmarketing Place Branding Aufenthaltsqualität Zielgruppenansprache Sicherer Tourismus 10 | FTI-Andersch
1 DIGITALISIERUNG UND VIRTUALISIERUNG – SMART CITIES AUF DEM VORMARSCH Digitalisierung und Virtualisierung Remote-Arbeit Klassisch ziehen Berufs- oder Ausbildungsstätten sowie Veranstaltungen Besuche- rInnen in die Stadtzentren. Durch die gestiegene Verlagerung des Arbeitens und Lernens in virtuelle Räume entfallen die genannten Gründe für einen Innenstadt- Kontaktbeschränkungen zwangen Arbeitgeber, Home-Office-Möglichkeiten Besuch zumindest partiell. Gleichzeitig haben digitale Angebote für veränderte Be- auszuweiten oder zu schaffen. In Deutschland stieg der Anteil der im Home-Of- dürfnisse eine Welle an Innovationen hervorgerufen. fice Beschäftigten beispielsweise im Bereich Dienstleistung auf 57% – vor allem dieser Sektor ist stark in City-Büros vertreten. Infolge der gestiegenen Akzep- IMPLIKATIONEN: tanz der Remote-Arbeit ist von einer nachhaltigen Verringerung der Pendler- Die Stadt als Ort der Begegnung: Verstärkter Fokus auf soziale Interaktion; Tage auszugehen, die Umsatzeinbußen nach sich zieht. Dies betrifft vor allem öffentliche Plätze mit Sitzgelegenheiten und kostenlosem Angebot ausbauen große Städte mit ausgeprägten „Speckgürteln“. („Pocket Parks“, Spielplätze, Wasserspiele, Skaterparks, Kulturräume) Aktiv um passende Veranstaltungen werben und selbst entwickeln, um das Erwartete Home-Office-Aktivität nach der Pandemie laut 25 DAX-Unternehmen (%) Stadtimage aufzuwerten und das Gemeingefüge zu stärken 100 % erwarten hybride Arbeitsmodelle Den stationären Einzelhandel durch Branchenmix sowie erlebnisorientierten Veranstaltungen (verkaufsoffene Sonntage, Thementage) attraktiv gestalten 20 % planen eine Reduktion der 48 % haben noch keine Pläne Büroflächen diesbezüglich Förderung von Forschung zu digitalen Technologien. Aktiv städtische Use- Cases einbringen und Testmöglichkeiten in der Stadt anbieten 40% der Beschäftigten sollen künftig 1–3 Tage/Woche mobil arbeiten Attraktives Arbeitsumfeld für Unternehmen und ArbeitnehmerInnen schaf- fen, inkl. Ausbau der digitalen Infrastruktur Quelle: Handelsblatt 11 | FTI-Andersch
Digitale/hybride Events Digitale Angebote Veranstalter erwarten künftig eine stärkere Ausdifferenzierung des bisherigen Stärkere (Preis-)Transparenz und mehr Komfort tragen nachhaltig zur stärkeren Messekalenders in physische und hybride bzw. reine Online-Events, die gerade für Nutzung von Online-Angeboten bei – über alle Altersgruppen hinweg. Insbesonde- weit reisende Besucher eine echte Alternative darstellen können. Hinzu kommt die re ältere Menschen, die weniger mobil sind und Pandemie-bedingt Kontakte ver- regionale Verlagerung wichtiger internationaler Messen in den asiatischen Raum. meiden wollten, haben 2020 digitale Angebote für sich entdeckt. Dies wirkt sich Die Anzahl der MessebesucherInnen aus Übersee dürfte daher perspektivisch ab- sowohl auf das Einkaufsverhalten aus (Anstieg E-Commerce, stärkere Nutzung von nehmen. In den Bereichen Bildung, Kultur und Freizeit können digitale Zusatzan- Bringdiensten) als auch im öffentlichen Bereich: Hier können Städte unter anderem gebote parallel zur Präsenzveranstaltung in Zukunft die Reichweite erhöhen. durch „digitale Behördengänge“ einen großen Mehrwert bieten. Hierfür mangelt es derzeit jedoch verbreitet an geschultem Personal (vgl. Grafik). Grad der Durchsetzung digitaler Formate nach COVID-19(1) Prognose zur Future Skills-Lücke 2023 im öffentlichen Sektor (‘000 Personen) Niedrig Hoch 290 Messen Smart Hardware-/Robotik-Entwicklung Bildung Konzeption und Administration vernetzter IT-Systeme Web-Entwicklung Kultur & Freizeit Nutzerzentriertes Design (UX) Komplexe Datenanalyse Verwaltung 2023 (1) Indikativ Quelle: Stifterverband/McKinsey 12 | FTI-Andersch
Die Top 5/Bottom: 5 deutschen Städte nach Smart City Index 2020 (0-100 Punkte) Der Smart City Index vergleicht Städte auf Basis von 136 Parametern aus den Bereichen Verwaltung, IT- und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität und Gesellschaft. Skalierte Datennutzung Während der Lockdowns stieg die Anzahl der Startup-Gründungen. Oft handelte es sich dabei um digitale Geschäftsmodelle. Auch die Zahl der organisierten digitalen Hackathons ist durch Missstände bspw. im Homeschooling gestiegen und brachte eine Vielzahl digitaler Lösungen hervor, welche auch nach der Pandemie bestehen 78% bleiben. Die skalierte Datennutzung gerade im öffentlichen Bereich wurde durch das Verfolgen des Infektionsgeschehens angetrieben und die Bereitschaft zur Frei- gabe privater Daten für zukünftige Anwendungen nachhaltig gesteigert. Städte können die Bereitschaft zur Datenerhebung sowie die gestiegene Anzahl digitaler Produkte für sich nutzen, um interne Prozesse effizienter zu gestalten und Bürgern 79 74 73 72 70 29 28 28 23 18 mehr digitale und Self-Service-Angebote zu machen. Startup-Gründungen 2020 im Vergleich zu 2019 in den Top-3 Bundesländern nach Hamburg Remscheid Anzahl der Gründungen München Mülheim an der Ruhr Köln Siegen Berlin 681 Darmstadt Bergisch Gladbach 616 Karlsruhe Salzgitter West 546 455 Nordrhein-Westfalen 478 415 Quelle: Smart City Index 2020, Bitkom Resarch Quelle: Startupdetector report 2020 2020 2019 13 | FTI-Andersch
Smart City – Santander, Spanien • Europas Musterbeispiel der Smart City: Effizienz- und HEUTIGE ANSÄTZE DER SMART CITY Qualitätssteigerungen werden durch Datenerzeugung und -nutzung vor allem im Energie-/Verkehrsmanagement ge- Songdo City – Seoul, Korea schaffen. • 40 km westlich von Seoul entsteht eine Modellstadt auf • Zum Beispiel veranlassen Mülltonnen bei Füllung die Ab- aufgeschüttetem Land. holung und Straßenlaternen leuchten nur bei Bedarf/bei • Die Planstadt ist durch völlige Vernetzung und inno- registrierter Bewegung. vative Datennutzung optimiert (bspw. ist die Energie- • Daten von 20.000 Sensoren im Stadtgebiet werden zent- produktion abhängig vom Echtzeit-Verbrauch). ral verwertet. • Wohnungen und Straßen mit intelligenten Zählern und Sensoren messen Ressourcenverbrauch, Luftqualität Lübeck, Deutschland sowie Verkehrsbewegungen. • Ausbau und Verdichtung eines Low Power Wide Area Networks als Basis für den Einsatz von Sensoren. Das Amazon Go – u. a. Seattle, USA Funknetz ist eine kostengünstige effiziente Ergänzung zu • Die automatisierten Amazon Go Märkte ohne Kassen Telefon- und Wifi-Netzen. sind bereits in einigen Metropolen weltweit umgesetzt. • Auf Basis des installierten Netzes erfolgt die Entwicklung • Die Erfassung des Warenkorbs erfolgt durch Kameras, von IoT-Pilotprojekten. Sensoren und Waagen. • Das Konzept steht exemplarisch für die Vernetzung der Bamberg, Deutschland physischen und digitalen Welt sowie für hybride Model- • Teil des Programms „Modellprojekte Smart Cities“, wel- le des Einzelhandels. ches durch das Bundesinnenministerium gefördert wird. • Ausgangspunkt war die geringe Flächenverfügbarkeit • Strategiefindung erfolgt bis 2022, die Umsetzung bis 2027. in Innenstädten sowie das Bedürfnis nach längeren • Maßnahmen-Cluster umfassen unter anderem datenge- Öffnungszeiten. stützte Mobilität und ein Smart City Research Center. 14 | FTI-Andersch
2 DEURBANISIERUNG UND DEZENTRALISIERUNG – QUARTIERSBILDUNG ALS „NEUES ALTES“ KONZEPT Deurbanisierung und Dezentralisierung Deurbanisierung Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums lagen 95% des Infektionsgeschehens in Städten. COVID-19 bremste durch eine intensivierte Stadtflucht den weltweiten Urbanisierungstrend stellenweise erheblich. Zeitgleich findet eine Verlagerung des Zentrale Anreize großer Städte (u. a. eine florierende Kultur-, Kneipen- und Lebensmittelpunktes in den Wohnraum und die unmittelbare Nähe statt. Dies re- Club-Szene) waren pandemiebedingt vorübergehend ausgesetzt. Die Vorteile flektiert der Trend der Quartiersbildung. des Landlebens – Sicherheit, Natur und Freiraum – traten in den Vordergrund. Hinzu kommen günstigere Miet-/Wohnpreise. Zwei Aspekte spielen eine zent- IMPLIKATIONEN: rale Rolle bei der Frage, wie attraktiv eine Stadt als Wohnort künftig ist: Zum ei- Attraktiven und günstigen Wohnraum innerhalb der Stadt fördern nen der Preis für Wohnraum (bzw. die Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums), zum anderen das kulturelle Angebot und die lokale Versorgungssituation inner- Verstärkter Fokus auf durchmischte Quartiere unter Berücksichtigung der halb der Stadt. Anwohnerstruktur (Paare, Singles, Ältere). Sicherstellung von ESG-gerechter Monatliche Mietdifferenzen außerhalb vs. innerhalb der Stadtzentren für eine (Environmental, Social, Governmental) Bebauung und Quartierszertifizierung 3-Zimmer-Wohnung (€), ausgewählte Städte Ansiedlungspolitik fördern, um dezentrale Strukturen mit ausreichender 5 höchste 5 niedrigste Versorgung zu bedienen; u. a. ärztliche Versorgung, Kinderbetreuung und täglichen Bedarf auch in Randlagen abdecken Neue Verkehrskonzepte schaffen, um Auslastung der Verkehrsinfrastruktur Freiburg Frankfurt a.M. Berlin München Hamburg Aachen Mannheim Karlsruhe Saarbrücken Essen zu verbessern und einseitige Belastung zu Stoßzeiten entzerren Wohnkonzepte für flexibles temporäres Wohnen fördern, um weitere Be- sucher sowie Bewohner auf Zeit zu gewinnen Quelle: Numbeo (Daten 06/2020); eigene Analyse 15 | FTI-Andersch
Dezentralisierung Quartiersbildung In historisch gewachsenen Städten entstehen neue Wohnviertel häufig am Stadt- Vor allem in Metropolen wird eine rein monofunktionale Nutzung der Gewerbe-, rand. Aufgrund der gestiegenen Mietpreise hat sich das Wohnen zudem auch ins Büro- oder Wohngebäude künftig vermieden. Stattdessen soll Vielfalt und gewis- Umland verlagert. Ergebnis sind längere Pendlerwege, die mit steigendem Berufs- sermaßen autarkes Bestehen in Form von Quartieren Synergien schaffen, welche verkehr und Stauzeiten einher gehen. Diese Auslastungs-Peaks bringen städtische die Konzepte Versorgung, Arbeit und Soziales vereinen. In stark verdichteten Zen- Straßen häufig an die Kapazitätsgrenze. Als BewohnerInnen ihre Bewegungsradien tren kann dies auch über höhere Diversität innerhalb der Gebäude erreicht wer- im Zuge der Ausgangssperren und Remote-Arbeit einschränkten, erfolgte eine den („vertikale Städte“), vgl. etwa das Projekt FOUR Frankfurt. Zurzeit beschränken Umstellung auf den Wohnort als zentralem Lebensmittelpunkt. Die eingesparte sich Quartiere in Deutschland noch zum Großteil auf die sieben Metropolregionen. Pendlerzeit steigerte dabei die Lebensqualität spürbar. In diesem Kontext müssen Potenziale liegen aber gerade auch bei Städten mittlerer Größe mit Fokus auf eine Konzepte der Wege- und Verkehrsoptimierung künftig positive Anreize für einen bessere Nahversorgung. Die höhere Diversität soll unter anderem auch leeren Ein- Innenstadtbesuch liefern. Dazu können bspw. auch Pendler-Hubs zählen sowie ak- kaufsstraßen nach Ladenschluss aktiv entgegen wirken. tivere, 5G-gestützte Verkehrsleitsysteme. Quartiere in Deutschland Stauauffälligste Städte in Deutschland (längere Fahrzeit vs. staufreiem Verkehr in %) Aktuell können 616 Quartie- re in Deutschland identifi- Fertiggestellt Ideenphase 34 ziert werden. Diese befinden 23% 32 30 32 30 30 30 29% 29 sich in unterschiedlichen 26 25 25 24 Entwicklungsstadien: 21% 2020 2019 27% Konkrete Im Bau Planung Berlin Hamburg Wiesbaden Nürnberg Stuttgart München Quelle:TomTom Quelle: Corestate Capital 16 | FTI-Andersch
QUARTIERE MIT EIGENER IDENTITÄT AUS ALLER WELT Micro-Living-Konzepte Xiong An – Peking, China • Im chinesischen Xiong An entsteht eine Planstadt auf Micro-Living bezeichnet Konzepte, die möblierte Apartments mit verschiedenen 2.000 qkm Fläche. Service-Leveln und gemeinschaftlich genutzten Räumen in attraktiver Stadtlage • Die Stadt soll den Kontrast zu Luftverschmutzung, Lärm bieten. Sie bieten eine Lösung bei Wohnraumknappheit und greifen die sich wan- und fehlender Natur in der nahegelegenen Hauptstadt delnde Einstellung zu Besitztümern auf. Peking aufzeigen. • Die Planung von Wohnraum erfolgt in autarken Quartie- Zielgruppen sind vor allem StudentInnen, Young Professionals, Singles und zuneh- ren, in denen fußläufig alle Lebensbereiche abgedeckt mend auch SeniorInnen – Gruppen, die Flexibilität, Gemeinschaft sowie städtische sind. Anbindung und hohe Versorgung wertschätzen. Die Relevanz dieser Zielgruppen • Gewächshäuser, Co-Working-Bereiche und 3D-Druck nimmt in Zukunft zu (demografischer Wandel, steigende Anzahl Single-Haushalte ermöglichen eine flexible Selbstversorgung. und AkademikerInnen), auch bedingt durch mehr Remote-Arbeit. Nantes, Frankreich Städte können Micro Living-Konzepte fördern, um sich als attraktiveren Standort • In einem Stadtteil in Nantes ist die Umsetzung des Kon- für BewohnerInnen auf Zeit zu positionieren und Wohnraum-Knappheit durch Sha- zepts der „Stadt der Viertelstunde“ sowie eine bran- ring-Konzepte aktiv entgegen wirken. chenvielfältige Quartiersbildung erfolgreich geschehen. • Ermöglicht wird dies durch eine städtische Mietpolitik: Kleinere Läden zahlen bspw. weniger Miete als etwa Banken. • Ein Großteil der Bewohner bewegt sich zu Fuß oder mit dem Rad und ist durch die Nahversorgung größten- teils nicht auf PKW angewiesen. 17 | FTI-Andersch
Ville-de-quart-heure – Paris, Frankreich Zunehmende Bedeutung von Quartieren: Anzahl der begonnenen und fertig • Die „Stadt der Viertelstunde“ ist ein Konzept entwickelt gestellten Quartiere in Deutschland, p. a. von Sorbonne-Professor Carlos Moreno. 150 Baubeginn • Grundlegende Idee: Lokalitäten des alltäglichen Lebens Fertigstellung wie Einkaufsläden oder Arztpraxen sollen in einer Vier- 112 telstunde zu Fuß erreichbar sein. 97 100 88 • Die Pariser Bürgermeisterin plant die Umsetzung des 74 69 Konzepts, während in Mailand eine Ausarbeitung erfolgt. 58 60 • Für Deutschland erscheint teilweise ein 5-bis-10-Minuten- 50 42 50 44 48 48 39 Stadt-Konzept sowohl erstrebenswert als auch erreichbar. 32 29 32 29 23 21 17 15 18 20 17 18 17 17 11 12 12 13 11 5 6 4 7 Werksviertel – München, Deutschland 0 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 • Das Werksviertel ist ein neues Quartier, welches im Osten Quelle: Corestate Capital Group Münchens erbaut wird und 3.000 neue Anwohner beher- bergen wird. • Das Viertel integriert verschiedenste Bereiche wie Woh- nen, Arbeiten, Erholung und Handel durch Verbindung aus Gebäuden und zahlreichen öffentlichen Plätzen. • Die Planung beinhaltet den Bau von Woh-nungen, Büros, Restaurants, Grünflächen, eines Hotels, eines Konzertsaals und einer Schule. • Durchgangsverkehr wird nicht pauschal verboten sondern wird aktiv durch Straßenführung vermieden, um Lärm und schlechte Luftqualität zu minimieren. 18 | FTI-Andersch
3 NEUE MOBILITÄTSKONZEPTE UND INFRASTRUKTUR – VIELFALT SORGT FÜR ENTLASTUNG Neue Mobilitätskonzepte Elektromobilität Politische Leibilder zu Dekarbonisierung und ein sozio-kultureller Wandel zu mehr Nachhaltigkeit treiben die Elektromobilität. Digitalisierung ermöglicht neue Ge- schäftsmodelle und die Optimierung der Kapazitätsauslastung. Städte stehen vor Im Rahmen der Emissionsziele spielt Elektromobilität eine entscheidende Rol- der Herausforderung, die gestiegene Vielfalt an Fortbewegungsmitteln sinnvoll in le. Kritisch für den flächendeckenden Erfolg im urbanen Raum ist die Lade- ihre Infrastruktur zu integrieren. infrastruktur. Aktuelle Entwicklungen hinsichtlich Hersteller-exklusiver Netze stehen dem jedoch im Wege. Städte können über öffentliche Ladestationen IMPLIKATIONEN: und Kampagnen die Elektromobilität mit vorantreiben. Dies ist insbesondere Stadt- und Straßenplanung neu denken und die Rolle alternativer Verkehrs- für die hohe Anzahl an „Laternenparkern“ in Großstädten von Relevanz. Wich- mittel betonen. Hierbei die positiven Auswirkungen der Lockdown-Verkehrs- tig ist dabei auch die Berücksichtigung von hybriden Fahrzeugen sowie der tat- beruhigung in ausgelasteten Städten als Impuls für die Zukunft nutzen sächlich abgenommenen Strommenge – derzeit stehen vor allem pauschale Be- preisungen (die sich an rein elektrischen Fahrzeugen orientieren) einer breiten Konzepte zur Bereitstellung von Ladeinfrastruktur erarbeiten, um den Wan- Nutzung öffentlicher Säulen noch im Wege. del zur eMobilität zu fördern Zahl der neu registrierten Elektroautos und Ladestationen in Deutschland (Tsd.) Unterschiedliche, miteinander verzahnte Mobilitätskonzepte anbieten und Engpass Ladeinfrastruktur: 194 somit den PKW-Verkehr verringern Shared-Mobility-Konzepte stärken, um Kapazitäten in urbanen Räumen effektiver zu nutzen Elektroautos CAGR 17-20: 98% 36 Ladestationen CAGR 17-20: 41% Ausbau des 5G-Netzwerks ermöglichen und Infrastruktur wie Ampeln für 2017 2018 2019 2020 vernetztes Fahren rüsten (Verfügbarkeit und Nutzung der Daten) Quelle: kba; BDEW 19 | FTI-Andersch
Multimodalität Mobility-as-a-service Multimodalität beschreibt die verkettete Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmit- Ride-Pooling und -Hailing Konzepte bieten neben Car-Sharing erschwingliche Mo- tel, wodurch Reisen gerade auf der ersten und letzten Meile erleichtert wird. Im bilität auf Abruf, in Ergänzung zum klassischen Taxi. Die sogenannten Shared-Mobi- städtischen Umfeld gewinnen in diesem Kontext gerade ÖPNV und Mikromobili- lity-Modelle erfreuen sich in Deutschland mit allein 3 Mio. Nutzern von Car-Sharing tätslösungen an Bedeutung. Für die Verschmelzung dieser Ansätze auf der Strecke großer Beliebtheit und entlasten Innenstädte, da Fahrzeuge besser ausgelastet sorgen Mobilitätshubs. Diese können attraktiv gestaltet werden, um zum Verweilen und Parkflächen umgenutzt werden können. Trotz dieser Vorteile erfahren Anbie- an Knotenpunkten einzuladen. Die Dynamiken hin zu Fahrrad-, Roller- und Fuß- ter von Shared-Mobility Lösungen in Deutschland vermehrt rechtliche Hindernisse, verkehr zeigen sich in der kurzfristigen Einrichtung von „Pop-Up-Bikelanes“ in ver- was die Verbreitung der Konzepte hemmt. schiedenen Städten, welche teilweise fest übernommen wurden. Städte können diese Nachfrage als Chance zur Verkehrsberuhigung sehen und durch das Auswei- Marktpotential von Car-Sharing-Ansätzen (2020) ten der Fahrradwege bzw. besseren Vereinbarkeit realisieren. Globale Entwicklung der Nutzung verschiedener Fortbewegungsmittel in Städten 39 % ..der städtischen Pendler weltweit fahren ohne Beifahrer zur Arbeit 2020 2030 51% 49% +18 % Auto +15 % +6 % Andere 45% 46% -10 % Quelle: Vattenfall Quelle: Kantar 20 | FTI-Andersch
Smart City Index 2020 – Mobilität Hamburg 97 Als Teil des Smart City Index wird die 5 höchste Smarte Integration München 91 Mobilität deutscher Städte untersucht: Aachen 84 • Parken Berlin 79 Vernetzte Mobilität wird Städte und ihre Infrastruktur in den kommenden Jahren • Smartes Verkehrsmanagement Stuttgart 78 grundlegend verändern. Anwendungsfälle für vernetztes Fahren sind vielfältig und • Vernetzter ÖPNV Salzgitter 22 reichen von Verminderung des Unfallrisikos über vorausschauender Wartung bis • Sharing Angebote Neuss 21 hin zu autonomer Mobilität. Zentrale Herausforderungen in diesem Zusammen- • Multimodalität 5 niedrigste Siegen 21 hang sind vor allem die Datenverfügbarkeit, der Ausbau des 5G-Netzwerks und die • Letzte-Meile-Logik Hildesheim 19 Implementierung von IT-Sicherheitskonzepten zur physischen und Datensicherheit. • Weitere Pilotprojekte Mühlheim an der Ruhr 19 Quelle: Bitkom Prognostizierte 5G Haushaltsabdeckung in 2022 (%) Bayern 10,0 Autonomes Shuttle – Passau, Deutschland Mecklenburg-Vorpommern 6,5 Sachsen-Anhalt 6,4 • Passau plant, ab Ende 2022 autonome E-Bus-Shuttles Niedersachsen 6,2 einzusetzen. Schleswig-Holstein 4,5 4,2 • In Zusammenarbeit mit ZF Friedrichshafen und DB Rheinland-Pfalz Hessen 4,0 Regio soll eine Streckenplanung ausgearbeitet werden. Brandenburg 4,0 • Die anspruchsvolle Topographie Passaus erschwert Ver- Baden-Württemberg 3,8 kehr mit konventionellen Fahrzeugen wie Reisebussen, Sachsen 3,4 Datenverfügbarkeit für vernetztes Fahren während Shuttles kleiner und wendiger sind. Thüringen 2,3 Nordrhein-Westfalen 2,0 Nur 29% der Verkehrsdaten sind heute open • Ein Shuttlesystem würde Lärm und Luftverschmutzung Saarland 1,1 license und nur etwa die Hälfte davon ist Hamburg 0,5 durch Pendler- und Tourismusverkehr reduzieren und maschinell lesbar, was eine Voraussetzung Berlin 0,4 für autonomes Fahren ist. dadurch Anwohner entlasten. Bremen 0,4 Quelle: Ericsson; Open Data Barometer; LSPdigital 21 | FTI-Andersch
Lincoln-Siedlung – Darmstadt, Deutschland VORREITER DER MULTIMODALITÄT UND SMART MOBILITY • Im Rahmen grundlegender Erneuerung soll die Lincoln-Siedlung nachhaltig verkehrsberuhigt werden. Vernetzte Mobilität in Wuxi, China • Zentrales Ziel ist, die Nutzung privater PKWs zu redu- • Wuxi ist unter den ersten Städten der Welt, die ein zieren. Eine geringe Zahl an Parkplätzen incentiviert die stark vernetztes Mobilitätskonzept vorweisen kann. Bevölkerung dabei, umzuschwenken. • Über 1,7 Mio. Fahrzeuge kommunizieren mit anderen • Alternative Formen der Mobilität beinhalten ÖPNV, Verkehrsteilnehmern, sogar Schildern und Ampeln. E-Car Sharing und Pooling, Leihräder sowie E-Lastenräder • Der Ansatz ermöglicht einen optimierten Verkehrsfluss vor Ort. und damit erhöhte Sicherheit und Effizienz in Wuxis • Zudem sollen Fahrrad- und Fußwege ausgebaut werden. Straßen. Eine eigene Mobilitätszentrale soll Anwohnern durch • Erlaubt sind ebenfalls erste Tests autonomer Fahrsys- personalisierte Beratung helfen. teme unter echten Bedingungen. Multimodaler Transport in Zürich, Schweiz Mobilitätshubs in Bergen, Norwegen • Zürich gilt als Vorreiter im Bereich multimodaler • In Bergen soll eine Netzwerkstruktur mit Knoten- städtischer Mobilität. punkten geboten werden, die von Individualverkehr • Die Einbindung von ÖPNV, Fahrrädern und Mobilität zu öffentlichem Verkehr in Form von Mobilitätshubs zu Fuß ist fest in der „Stadtverkehr 2025“ Strategie überleiten. der Stadt verankert. • 2018 eröffnete Bergen als erste norwegische Stadt den • Initiativen wie restriktive Parkplatzregelungen oder ersten Mobilitätshub. die Einführung von Naturschutzzonen verringern die • Das Vorhaben unterstützt die Stadt bei ihrem Vorha- Attraktivität der Nutzung von Autos in der Stadt. ben, bis 2030 emissionsfrei zu sein. • Digitale Tools wie die ZüriMobil App bündeln • Als Teil des Programms SHARE-North kollaboriert Ber- verschiedene Mobilitätsangebote. gen mit anderen Städten zum Thema Mobilität. 22 | FTI-Andersch
4 NATURVERBUNDENHEIT UND NACHHALTIGKEIT – MEHR DENN JE IM EINKLANG MIT DER NATUR Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit Ob durch vertikale Bepflanzung, Hochbeete oder Grünflächen und Parks, die Stadt der Zukunft holt sich die Natur in ihre Zentren. Verantwortlich für diese Dynamik ist eine Vielzahl von Treibern, die durch die Folgen der Pandemie zusätzlich verstärkt In den letzten Jahren haben die Bereiche der Stadtplanung und des Baugewer- wurden. Neben nachhaltigem Denken befeuern auch soziales, wirtschaftliches und bes einen zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit entwickelt. Bei Bauprojekten vor allem gesundheitliches Interesse die Begrünung von Städten. wird ein verstärktes Augenmerk auf Aspekte wie optimale Tageslichtnutzung, effiziente Klimatisierung und erneuerbare Energieerzeugung gelegt. Zertifizie- IMPLIKATIONEN: rungssysteme wie LEED, BREEAM oder WELL zeichnen nachhaltige Bauten Initiativen ganzheitlich planen, um Synergien zwischen Projekten zu hebeln. aus und schaffen damit transparente Anforderungen und Standards, an denen Dabei Förderprogramme auf EU-, Bundes- und Landesebene nutzen sich Nachhaltigkeits-bewusste Bürger orientieren können. Ist die Luftverschmutzung Ihrer Meinung nach eines der drei größten Umweltprob- Bauherren auf Vorteile von Nachhaltigkeitszertifizierungen hinweisen und leme in Ihrem Land? (2020, % Anteil der Ja-Stimmen) grüne Projekte fördern IT 42 % Grünanlagen ausbauen, um Stadtklima und Ausgleich für Bewohner zu ver- FR 37 % bessern. Baulücken und Frischluftschneisen als „Pocket Parks“ nutzen NL 37 % Vertikale Begrünung einführen, um limitierte Fläche in Großstädten effekti- ES 33 % ver zu nutzen DE 25 % Bewohner durch kollaborative Konzepte wie Gemeinschaftsgärten aktiv in GB 24 % die Stadtplanung einbinden Quelle: Statista 23 | FTI-Andersch
Grünanlagen Grüne Architektur Grünanlagen werden in den Städten der Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Zum Das Konzept der grünen Architektur fördert Nachhaltigkeitsinitiativen indem Be- einen tragen Parks grundlegend zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität bei grünung, etwa in Form von vertikaler Vegetation, in Bauten integriert wird. Ähnlich und schützen vor Extremwitterungen. Zum anderen ermöglichen sie AnwohnerIn- wie Grünanlagen reduziert grüne Architektur Emissionen in der Stadtluft und hat nen körperliche Betätigung und Stressminderung. Als Orte der Begegnung gewan- zudem lärmreduzierende Eigenschaften sowie optischen Mehrwert. Durch die Er- nen Grünanlagen dabei vor allem während der Pandemie an Bedeutung, häufig mit höhung der Attraktivität von Gebäuden können grüne Bauelemente zudem Immo- nachhaltiger Wirkung. bilienpreise steigern und potentiell Tourismus fördern. Die grünsten Städte Deutschlands (qm Parkfläche pro Einwohner) Magdeburg 19 Leipzig 17 München 18 92 % 70 % 17 Osnabrück Bremen Kassel 23 Bielefeld 21 15 15 Oldenburg Potsdam 33 Der Bevölkerung fühlt sich in Der Bevölkerung hält sich in grünen Städten wohler grünen Städten länger auf Quelle: Holidu 2021 auf Basis von Open Street Maps (2019); Vergleich 50 deutscher Städte mit mindestens 155T Einwohnern Quelle: forsa.Ominet 24 | FTI-Andersch
NATUR UND STADT IM EINKLANG Gemeinschaftsgärten Green Towers – Nanjing, China • Das erste vertikal bepflanzte Gebäude in Asien integ- In Gemeinschaftsgärten zeigt sich der Einfluss des allgemeinen access-over-owner- riert über 800 Bäumen in seine Fassaden. ship Trends zunehmend auch in der Stadtplanung. Gemeinschaftsgärten liegen an • Die Artenvielfalt der Pflanzen erhöht die Biodiversität der Schnittstelle von Nachhaltigkeit, sozialem Engagement und Selbstversorger- der Stadt Nanjing. Konzepten. Beteiligung an Gemeinschaftsgärten erlaubt Mitgliedern, sich aktiv an • Die Begrünung verringert ebenfalls die CO2 – Emissio- der Stadtplanung zu beteiligen und fördert das generelle mentale und körperliche nen der Stadt um ca. 18 Tonnen jährlich. „Wellbeing“ der Bevölkerung. The Helix – Arlington, USA Nachfrage nach Kleingärten in Großstädten (2019) • Derzeit im Bau • The Helix ist Teil des neuen Amazon Headquarters und 45 % der kommunalen Verwaltungen in LEED-Platin zertifiziert. Großstädten verzeichnen ausgewogene • Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt durch 100% oder hohe Nachfrage nach Kleingärten und erneuerbare Energie. 28% sehen in der Zukunft einen anhalten- den oder wachsenden Engpass. • Die bepflanzte Doppelhelix bietet grüne Fläche für MitarbeiterInnen und wird auch für AnwohnerInnen 2012 schätzten 80 % der befragten Klein- zugänglich sein. gärtnerverbände die Nachfrage noch als eher gering ein. Quelle: BBSR 25 | FTI-Andersch
Infinity Loop – Hangzhou, China Investitionsvolumen in gewerbliche Green Buildings vs. nicht zertifizierte gewerb- • Das neue Oppo R&D Headquarter ist neben einem natür- liche Gebäude in Deutschland (€ Mrd.) lichen See und einem Stadtpark gelegen. • Ein bepflanzter Innenhof ermöglicht Erholung für 60 40 % 39,6 MitarbeiterInnen und AnwohnerInnen; grüne Elemente 50 35,9 30,0 30 % des Gebäudes bieten Treffpunkte für den Austausch. 40 29,3 27,7 30 22,6 20 % Superinseln – Barcelona, Spanien 17,7 20 17,2 16,2 • Umfassende Verkehrsberuhigungen im Eixample-Viertel; 12,2 10 % 10 8,3 Barcelona funktioniert 21 Straßenkreuzungen zu begrünten 0 0,8 2,8 2,6 3,1 5,0 5,2 6,7 7,2 7,7 9,9 11,5 0 % Plätzen, den sogenannten Superilles (Superinseln), um. 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 • BewohnerInnen sollen so innerhalb von 200m einen öf- Quelle: Statista fentlichen Park oder Platz vorfinden. Green Buildings • Die Initiative bringt neben verringerter Schadstoffbelas- Nicht zertifiziert Green Buildings Anteil am Gesamtvolumen (%) tung auch höhere Umsätze für umliegende Geschäfte mit sich, Orte zum Verweilen fördern nahe gelegene Orte des Konsums. The Edge East Side – Berlin, Deutschland • Derzeit im Bau HafenCity – Hamburg, Deutschland • Die grüne Architektur des Bürogebäudes ermöglicht • Die HafenCity gilt als größtes laufendes innerstädtisches Klimafreundlichkeit und erhält das vorläufige DGNB- Stadtenwicklungsprojekt Europas. Platin Zertifikat. • Das HafenCity-Umweltzeichen regt BauherrInnen zu • Begrünte Balkone und Dachterrasse bieten Abwechs- mehr Nachhaltigkeit an. lung vom Arbeitsalltag und Orte der Begegnung. • Zahlreiche Grünanlagen steigern die Attraktivität des Standorts. 26 | FTI-Andersch
5 BRANCHEN- UND SEKTORMIX – WIE VIELFALT RESILIENZ SCHAFFT Branchen- und Sektormix Silver Cities Eine alternde Gesellschaft sowie die wachsende Einkommensschere fördern die Notwendigkeit stärkerer sozialer Durchmischung. Auch ein Branchenmix ist essen- tiell, um ein erlebnisorientiertes Angebot im Stadtbild zu schaffen, welches über Fallende Geburtenraten und steigende Lebenserwartungen treiben den de- Ladenöffnungszeiten hinausgeht. Insgesamt streben Städte künftig stärkere Vielfalt mographischen Wandel (alternde Bevölkerung). Während sich diese Dynamik an, um ihre Resilienz ggü. Krisen und Strukturwandel zu erhöhen. bisher in großen Metropolen kaum bemerkbar macht, wird der Anteil der Über- 65-Jährigen in Zukunft auch im urbanen Raum ansteigen. Schon jetzt schätzen IMPLIKATIONEN: SeniorInnen etwa die bessere ärztliche Versorgung in Städten, aber auch das Bauplanungsrecht und Bebauungspläne flexibilisieren und kommunales Vor- größere kulturelle Angebot. Es gilt, den demografischen Wandel zu berücksich- kaufsrecht stärken; Liegenschaftspolitik und Städtebau aktiv steuern und tigen, etwa durch ein barrierefreies Stadtumfeld und ein gut ausgebautes öf- gestalten fentliches Verkehrsnetz (inkl. flexiblen Fahrdiensten für Kleingruppen). Die Städte mit dem höchsten Anteil Über-65-Jähriger (%, 2019) Städte frühzeitig durch angemessene bauliche Planung älteren BürgerInnen zugänglich machen und altersgerechte Angebote schaffen Städte mit höchstem Durchschnittsalter 2040 (Jahre) 41 % 38 % Bauliche und begleitende Durchmischungsinitiativen einführen, um soziale 51 Dessau-Roßlau Stabilität zu sichern Suhl Gera Suhl 50 Gera 50 Abwechslungsreiches Stadtbild in Einkaufsstraßen- und Quartiersplanung berücksichtigen 40 % 35 % Frankfurt (Oder) 49 Brandenburg an der Havel 49 Erlebniskonzepte mit adäquaten Sicherheitsvorkehrungen implementieren, Dessau-Roßlau Chemnitz um BesucherInnen anzuziehen Quelle: Destatis; Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 27 | FTI-Andersch
Soziale Durchmischung Branchenmix Der Entstehung sozialer Brennpunk- Mono-funktionale Innenstädte sind nicht krisensicher. Veränderung in der Auslastung von Ein Stadtbild mit ausgewogenem Bran- te vorzubeugen, wird angesichts stei- Freizeiteinrichtungen und Einzelhandel zwischen Februar 2020 und Juni 2021 (%) chenmix steigert die Wettbewerbs- gender Vielfalt in Städten zunehmend fähigkeit. Gerade aktuelle Leerstände wichtig. So hat es Wien bspw. geschafft, bieten Gelegenheit zur Umwidmung. durch seine Wohnungspolitik der Bil- Das Handwerk zurück in die Stadt zu dung sozialer Brennpunkte weitestge- bringen und als Element des Zuschau- hend entgegenzuwirken. Initiativen und ens und Ausprobierens zu betonen, Förderprogramme legen ihren Fokus kann bei der Belebung von Einkaufs- auf Investitionen in Begegnungsstätten straßen helfen. Auch das Konzept der wie etwa Sportanlagen oder Jugend- gemanagten Quartiere, welches ein zentren. Neben baulichen Initiativen abwechslungsreiches (Shopping-) Er- helfen begleitende Maßnahmen wie lebnis aktiv steuert und fördert, ist viel- der Einsatz von Integrationsmanagern. versprechend, um einen angemessenen Branchenmix in der Stadt zu erzielen. -30% +30% Quelle: Google 28 | FTI-Andersch
LEERSTAND ALS CHANCE FÜR BRANCHEN- UND SEKTORMIX Erlebniskonzepte Seestadt Aspern – Wien, Österreich • Die teils fertiggestellte Seestadt Aspern ist die erste Durch die Schaffung einzigartiger Erlebnisse können Städte neue Anreize für Be- gemanagte Einkaufsstraße Österreichs sucher setzen. Potenzielle Initiativen beinhalten die Entwicklung von Orten der • Sie ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Begegnung, Förderung von Kultureinrichtungen oder die Organisation von Frei- Europas zeitveranstaltungen. Initiativen und Veranstaltungen müssen dabei neuen Sicher- • Eine Flächenvermarktung sorgt für die optimale Nah- heitsanforderungen gerecht werden. Erlebniskonzepte sollten dahingehend stetig versorgung sowie einen bedarfsgerechten Mix an weiter entwickelt und an die Umgebung angepasst werden. Handel, Gastronomie und Dienstleistungen Staatlicher Wohnungsbau – Singapur Welcher Anlass für Innenstadtbesuche ist wichtiger geworden? (2021, %) • Etwa 80% der Einwohner Singapurs leben in staatlich geförderten Wohnungen 60 • Ethnien und Einkommensgruppen werden nach einem Treffen mit Freunden/Familie festgelegten Schlüssel örtlich verteilt 57 Unterstützung Einzelhandel • So sollen die soziale und wirtschaftliche Integration ge- 46 Café-/Restaurantbesuch fördert werden und Separation vermieden werden Erleben von Veranstaltungen 44 Bummel zur Inspiration 36 Quelle: Simon-Kucher 29 | FTI-Andersch
High Line – New York, USA Römerhof – Frankfurt, Deutschland • Die 2019 abgeschlossene Revitalisierung einer alten Hoch- • Derzeit in Planung bahntrasse als kilometerlangen Park schaffte eine zentrale • Die Vision ist ein krisenfester, lebendiger Stadtteil mit Grünfläche sozialer und funktionaler Vielfalt • Der Park basiert auf einer Initiative von Anwohnern und ist • Viertel der Gründerzeit dienen mit Alleen, Plätzen, Innen- frei zugänglich höfen und funktionaler Mischung als Vorbild • Damit entstand eine Touristenattraktion mit etwa 7 Mio. Besuchern pro Jahr Universität – Siegen, Deutschland • Die Stadt zieht einzelne Fakultäten der am Stadtrand ge- legenen Universität in die Innenstadt Steigende Leerstandsquoten im Einzelhandel und zukünftige Verstärkung • Dadurch sollen die vorwiegend aus dem Umland pendeln- Der Leerstand von Gewerbeimmobilien nimmt deutlich zu. In Mittelstäd- den StudentInnen in die Innenstadt gelockt werden ten am stärksten um fast 27%, in Kleinstädten um 25,4% (seit Beginn der • So profitieren auch der innerstädtische Handel und die Corona Pandemie). Gastronomie von der Präsenz dieser jungen Zielgruppe Wie entwickelten sich in den letzten 2 Jahren die Kundenfrequenzen an Ihrem Standort? (%) 57 58 58 56 64 56 40 42 41 42 42 41 17 16 17 14 22 15 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Deutlich sinkende Kundenfrequenzen Quelle: IVD; HDE Sinkende Kundenfrequenzen 30 | FTI-Andersch
6 TOURISMUS UND STADTMARKETING – DIE ZUNEHMENDE WICHTIGKEIT DER STARKEN MARKE Tourismus und Stadtmarketing Place Branding Im Wettbewerb um Unternehmen, qualifizierte ArbeitnehmerInnen, StudentInnen und TouristInnen wenden Städte zunehmend Initiativen an, die zuvor hauptsäch- lich in den Marketingabteilungen multinationaler Unternehmen zu finden waren. Mit Um die Attraktivität des eigenen Standortes zu erhöhen, müssen Städte zuneh- Konzepten wie Place Branding entwickeln sich dabei verschiedenste Ansätze, die mend Place Branding, die Einführung einer stadtspezifischen Marke, betreiben. Verantwortlichen dabei helfen können, die Attraktivität ihres Standortes zu steigern. Diese sollte durch kulturelle Angebote unterstrichen werden. Eine starke Marke kann positive Assoziationen mit dem Standort auslösen und Alleinstellungsmerk- IMPLIKATIONEN: male bzw. Stärken der Stadt betonen. Ein Beispiel ist Paris, weltweit als die „Stadt Zentrale Standortvorteile identifizieren und in öffentlicher Kommunikation der Liebenden“ in den Köpfen der Menschen verankert, während sich etwa San- klar betonen torin als „Hochzeits-Insel“ etabliert hat. Auch einige deutsche Städte verfügen bereits über ein Branding – wie etwa Darmstadt, „die Wissenschaftsstadt“. Branding nutzen, um einheitliches Bild nach außen zu geben und Wieder- Standortattraktivität und „Marken“-Bekanntheit europäischer Metropolen (2020) erkennungswert zu schaffen Standortattraktivität Aufenthaltsqualität als Kennzahl in Stadtplanung aufnehmen und aktiv steuern 4,5 Paris Zielgruppen des eigenen Stadtmarketings definieren und adäquat adressieren 4,0 Moskau Madrid Prag London Barcelona Erhöhte Hygienebedenken von TouristInnen würdigen und neue Sicherheits- Istanbul 3,5 Porto konzepte implementieren Athen Hamburg Wien 0,0 Bekanntheit 0 1 2 3 Quelle: Saffron 31 | FTI-Andersch
Aufenthaltsqualität Zielgruppenansprache Die Steigerung der Aufenthaltsqualität in Städten ist ein wichtiger Ansatzpunkt für Um wettbewerbsfähig zu bleiben, werden Städte künftig ihre Marketinginitiativen das Stadtmarketing. BesucherInnen wünschen sich Gelegenheiten, um möglichst verstärken. Relevante Zielgruppen sind dabei potenzielle Arbeitgeber/-nehmerIn- kostenfrei in anregender Umgebung verweilen zu können. Da weiche Standortfak- nen, TouristInnen und AnwohnerInnen. Ähnlich der Customer Journey beim Kauf toren auch für Unternehmen von Wichtigkeit sind, können sie starken Einfluss auf eines Produktes müssen sich Städte ihrer vielseitigen Besuchs-Journeys bewusst die wirtschaftliche Leistung einer Stadt haben. Beispiele für Faktoren sind bauliche sein, vom Städtebesuch mit Kindern bis hin zu senioren Reisegruppen. Dichte, Nutzungsmischung sowie Frei- und Grünflächen, aber auch zugängliche Se- henswürdigkeiten oder das generelle Stadtbild. Mit gezieltem Content Marketing können Städte Touristen für sich gewinnen. Eine Befragung zeigt, wofür Besucher 2020 aufgeschlossen sind (%): 55% Berichte darüber, was man am Reiseziel machen und erleben kann 27% Netrale Informationen über z. B. Wetter und Unterkünfte 22% Unterhaltsame kurze Information zum Reiseziel 12% tiefgreifende Geschichten über Menschen und die Natur in der Region Superilles steigern die Aufenthaltsqualität in Barcelona (Foto: Ajuntament de Barcelona) Quelle: RA 2020 32 | FTI-Andersch
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